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  1. #341
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    Zitat Zitat von eis engel Beitrag anzeigen
    “Danke.“ sagte sie leise und blickte Beyo ins Gesicht, ehe sie ernst weitersprach. “Wegen Yelyna brauch es dir nicht leid zu tun. Sie hatte ihr Schicksal selbst gewählt. Sie war nicht mehr sie selbst… ich erkläre dir alles…. Irgendwann…. In aller Ruhe, bzw. wenn ich heraus gefunden habe, was da geschehen war.“
    Sie spürte seine organische Hand auf der ihren, ließ sie ruhiger werden. Dann erzählte er ein wenig von sich.
    Sein Vater ein Krimineller und er selbst mit einem Bein im Knast….
    “Es tut mir so leid.“ konnte sie nur mitfühlend sagen, legte ihre freie Hand auf die seine.
    “Mir kannst du aber vertrauen. Ich bin hier! sagte sie leise und drückte sanft seine Hand.
    “Ich bin froh, dass du heil aus dem Massaker raus gekommen und lebst. Ich erinnere mich noch daran, wie ich dich und Mutter angeschriehen hatte, dass ihr verschwinden sollt…..“ Sahenia brach ab, sah ihn einfach nur an und hielt seine Hand.


    Offensichtlich hatte noch etwas anderes Yelyna beeinflusst als bloß die Trauer und Wut über Kyron's Tod. Aber es war sicherlich unangemessen das alles jetzt zu vertiefen.
    "Danke...." antwortete er mit einem schwachen Lächeln, als sie ihm versicherte dass sie wirklich hier und für ihn da war.
    "Es ging alles so schnell....ich habe kaum verstanden was überhaupt passiert.....da lagst du auch schon vor mir am Boden....blutend...."
    Alleine die Erinnerung fühlte sich an, als würde er ihr noch einmal beim Sterben zusehen. "Ich schätze nun haben wir definitiv noch etwas gemeinsam....ich bin dem Tod ja auch bereits mehr als nur einmal knapp von der Schippe gesprungen." bemerkte er mit einer bitteren Prise von Humor.
    Während ihre Blicke sich trafen hob er zögerlich seine freie, mechanische Hand und ließ zwei der Finger vorsichtig über ihre Wange gleiten.
    Für einen Moment meinte er ein schwaches Zusammenzucken bei ihr zu bemerken. Er war sich nicht sicher ob es wegen des kalten Stahls war oder wegen der Berührung an sich.
    "Du hast mich an einem seltsamen Zeitpunkt meines Lebens kennengelernt....." murmelte er leise und nachdenklich.
    Zum ersten Mal wandte er dann den Kopf und betrachtete die Quarianerin, welche offenbar ein großes Interesse an all der hochmodernen Tech in seinem Appartment hatte.
    "Schön dass du jemand gefunden hast der dir dabei hilft zu heilen." Dann trank er selbst noch einmal einen großen Schluck Wasser.
    "Vielleicht habe ich ja auch noch einmal Zeit dich zu besuchen....und sei es nur zwischen den Prozesstagen."
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  2. #342
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    Vincent hatte sich nach der Besprechung im Clubraum in seine Suite im Refugium zurückgezogen, wo T’Saari ihn kurze Zeit später aufsuchte. Er ließ die Nachricht an Vas vom goldenen Schirm seines OmniTools verschwinden und wandte sich zur Spectre um.

    Sie haben mitbekommen, was der Dr. Yungjin gefordert hat. Er hat mir im Nachgang noch ein weiteres Angebot unterbreitet: Statt Miss Sinclaire zu töten, würde der Arzt sie gerne auf der Citadel als eines seiner geforderten Testsubjekte gebrauchen und uns gegebenenfalls Informationen über ihre Zusammenarbeit mit Vhan beschaffen. Ich schwanke noch, schließlich birgt ein Schmuggel von Sinclaire zur Citadel ein nicht geringes Risiko. Als derjenige, der in diesem Team noch am meisten Erfahrung mit derlei Grautönen hat, hätte ich gerne Ihre Einschätzung.
    Der Mann in Schwarz konnte sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen; obgleich er den Doktor nicht leiden konnte, hielt er den Vorschlag für sinnvoll und pragmatisch. Für die STG wäre Sinclairs Kopf nicht weniger wertvoll, wenn vorher ein paar Informationen über dessen Lippen gekommen wären.

    ,,Wenn wir Sinclair von Bekenstein herunter bekommen, wird der Rest kein größeres Problem darstellen. Der Doktor soll uns etwas geben, was wir ihr vor der Landung verabreichen können, damit sie folgsam wird, aber ansprechbar bleibt und bei der Einreise nicht auffällt“, gab Vincent wie gewünscht seine Einschätzung ab.

    ,,Wenn wir mit einem eigenen Raumschiff fliegen, bleibt nur noch die Ausreise von Bekenstein als kritischer Schritt: Die Exklusivität und Diskretion, für die der Planet bekannt ist, setzt strenge Kontrollen an den Raumhäfen voraus. Ich glaube kaum, dass wir Sinclair in einem Wäschesack herausschmuggeln können.“
    Sein Blick wanderte in die Ferne, während er überlegte.
    Ob bei Bewusstsein oder nicht, eine Person unfreiwillig durch die prachtvollen Straßen von Bekenstein zu zerren, war kein aussichtsreicher Plan und musste spätestens beim Abflug scheitern.

    ,,Meine Recherchen zu Sinclair sind noch nicht abgeschlossen und auch hierbei könnte Coltrane uns dienlich sein, aber wenn Sinclair dazu bewegen könnten, sich, sagen wir in unsere Obhut zu begeben und freiwillig mit uns Bekenstein zu verlassen, würde es den weiteren Ablauf deutlich vereinfachen. Vorausgesetzt, die STG lässt sich auf derlei Manöver ein…“, überlegte er laut.


    Der Flug von Bekenstein zur Citadel war denkbar kurz und das ganze Gebiet unterlag der Kontrolle der Ratsflotten. Sie würde eher auf die Wäschesack-Taktik zurückgreifen. Wofür hielt man sich denn eine Schmugglerin, wenn sie keinen Nutzen für einen hatte.
    Ich plane das Schiff von Vale zu nehmen. Wenn sie so gut ist, wie alle behaupten, sollten wir es hinbekommen. Wenn Sie aber einen guten Kontakt in den Tipps haben, der Personen ungesehen von A nach B bringen kann: Wir könnten sie gebrauchen.
    Sie tippte einen Befehl auf ihr Omnitool, worauf auch das von van Zan blinkte. „Heute Abend, selber Raum. Ich kümmere mich um Coltrane.

    *

    Die Asari-Schmugglerin sah scheiße aus. Sie und Miss Orlowski schienen eine belebende Zeit verbracht zu haben. Es war nicht schlecht, dass Seeva ihre Verbündete mittels Vale mehr oder minder mit freundschaftlichen Banden versah. Seeva schickte sie zum Duschen, Schlafen und legte das geliehene Kleid auf den „Aktivwäscherei“-Stapel. Diesmal war das Treffen eines des kompletten Teams zuzüglich John Coltrane, der mit seinem Attachée Angel gekommen. In ihrer blauen Panzerung mit dem Zeichen der Blue Suns waren sie nicht gerade unauffällig, aber die Suns hatten viele Auftraggeber und es war nicht ungewöhnlich, dass reiche Personen sich von den Söldnern in ihren Hotelzimmern abholen und eskortieren ließen oder vor den Türen bezahlte Wachen aufstellten.

    Angel rauchte. Die dünnen, grauen Fäden stiegen bis zur Decke wo sie von einer stummen Luftreinigung zerfetzt und aufgesaugt wurden. Neben Coltrane und Angel waren Dr. Yungjin, Charis Vale, der Mann in Schwarz, Pater Lacan, ein zerknirschter Qatar und Odessa anwesend, die Angel mit einem bemessenden Blick taxierte.
    Seeva stand an der breiten Seite der ovalen Tafel, stand als einzige und überblickte die Truppe, die einem altertümlichen Kriegsrat ähnelte. In der Mitte des Tisches projizierte ein Holo abwechselnd Bilder der Zielperson, des Planten, der ermittelten Mannstärke und des anzugreifenden Gebäudes.

    Bekenstein war ein Planet mit hohen Felsnadeln und flachen Ebenen. Hier wie dort hatten die siedelnden Menschen Paläste aus Glas und Stahl errichtet und hier wie dort spielte Sicherheit eine große Rolle. Sinclaires Familiensitz war auf einem beinahe einhundertfünfzig Meter hohen, steil in den Himmel ragenden Felsen gepflanzt. Im Bedürfnis nach Sicherheit hatte Vater Sinclaire das Anwesen, das neben einem Plateau für Skycars auch über einen Pool, eine Sonnenterasse, ein separates Kommunikationssystem und Notstrom verfügte, mit einer drei Meter hohen und zwei Meter breiten Mauer umzäunen lassen, die als Quasi-Verlängerung der steil aufschießenden Felswände diente und jedes Besteigen nahezu unmöglich machte. Der Zugang zum Anwesen erfolgte über zwei Wege: Einer davon wäre eine Landung per Skycar. Allerdings hatten die Sinclaires ebenso viel Geld in die Abwehr von Eindringlingen wie in den Luxus auf dem Anwesen, dessen Bauwert eine zweistellige Millionensumme betragen hatte, investiert. Zwei alte aber äußerst effektive automatische Boden-Luft-Geschütztürme riegelten den Himmel über dem Anwesen ab und nahmen sich das Recht heraus alles abzuschießen, was nicht den Zuspruch der Inhaber hatte. Daher blieb, wenn die nicht plötzlich aus Spezialisten für HALO-Absprünge in Kombination mit Jetpack-Drop bestand – und diese Fertigkeit schrieb T’Saari bis auf weiteres nur Qatar zu – der andere Weg: Durch den Tunnel. Das Anwesen verfügte über einen senkrecht durch den Berg gelaserten Versorgungstunnel. Vom Fuß des Felsens führte ein breiter und recht hoher, mit einem Panzerstahltor gesicherter Weg etwa zweihundert Meter in die Mitte des Berges. Dort war der Aufzug, der die Passagiere in wenigen Sekunden bis ins Innere der Villa transportierte. Es war ein Dienstbotenaufzug, der in die Vorratshalle des Anwesens führte, nicht in die Villa direkt. Mechs bewachten diesen als Schwachpunkt lokalisierten Zugang Tag und Nacht, aber eine bessere Option hatten sie nicht. Insgesamt verfügte Sinclaire nach STG-Informationen über eine kleine Armee. Etwa zehn LOKI-Mechs liefen ständige Patrouillen während dreißig weitere im Lager auf ihren Einsatz warteten. Coltrane berichtete, dass Sinclaire vor etwa einem Vierteljahr zusätzlich eine Einheit Eclipse angeheuert hatte.
    „Die sind zwar nicht so gut wie wir, aber doch besser als gewöhnliche Schlägertrupps“, erklärte der Sun-Anführer. Laut dem Menschen hatte die Familie Sinclaire die Suns in den vergangenen Jahren immer wieder angeheuert. Meistens ging es um die Überwachung von Fabriken oder Materialwegen, Eskorten auf Planeten mit hoher Kriminalitätsrate und hier und da mal das Niederschlagen eines Arbeiterbewegung oder das Einschüchtern von Konkurrenten, die meinten auf dem selben Planeten anzusiedeln und die gierigen Finger nach denselben Ressourcen auszustrecken. Zweimal, allerdings noch zu den Zeiten, da Vater Sinclaire die Geschäfte gerade von Großvater Sinclaire übernahm, waren die Suns für die Familie – und eine beträchtliche Summe Credits – in Kampfeinsätze gegen Batarianer und Menschen gezogen. Einmal musste eine batarianische Kolonie geschleift werden, ein anderes Mal eine menschliche Miliz bekämpft werden, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Sinclaire-Transporter auszurauben.
    „Das war aber noch vor Ihrer Zeit“, sagte Coltrane an van Zan gewandt. „Damals hatten wir noch viel weniger schwere Waffen und nahezu keine Mechs.“ Er zuckte die Achseln. „Jeder fängt mal klein an.“

    Neben den Eclipse bezahlte die Firmenerbin eine vierköpfige Gruppe Leibwächter, darunter einen clanlosen Kroganer, den die STG als „besonders gefährlich, weil nachdenkend“ einstufte. Im Kopf ging Seeva die geforderten Exemplare durch: Mensch, Asari, Salarianer. Ein, zwei Salarianer waren bei Eclipse, Menschen gab es dort einige. Vielleicht, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sogar, würde sich eine Asari beim Dienstpersonal finden. Sie verzog bei diesem Gedanken das Gesicht. Eine unbewaffnete Angestellte aus ihrer Spezies, die Sache gefiel ihr nicht.
    Wir gehen rein, greifen und Sinclaire wenn möglich und holen uns noch zwei weitere Sekundärziele – einmal Spezies Asari, einmal Salarianer“, erklärte Seeva. „Sollte Sinclaire sich zu sehr wehren, wird sie liquidiert, womit zu den Zielen dann noch einmal Spezies Mensch hinzukommen würde. Verstanden?
    Allgemeines Nicken.
    Gut.“ Die Asari war froh diesen Punkt schnell angegangen und beinahe abgehakt zu haben. „Mister Coltrane, Sie und Ihre Leute werden die Ziele dann mitnehmen. Also: Unser Zugang befindet sich hier.“ Sie ließ den Tunneleingang aufleuchten, der zum Fahrstuhl führte. „Erwarteter Widerstand: moderat. Vermutlich Mechs. Die Söldner treffen wir im Innern an. Wichtig ist, dass wir die Kommunikation unterbrechen, sobald wir zuschlagen.“ Ihr Blick ging zu Lacan, der sich erhob und sein Omnitool bediente.
    Simpel. Ich habe ein Programm, dass Sie einsetzen können, sobald Sie eine Konsolenverbindung erreicht haben. Das System geht dann in einen Loop über und funkt sich quasi die ganze Zeit nur selbst an, ohne es zu merken.“ Er grinste über diese Vorstellung eines Systems, dass mit sich selbst ein Zwiegespräch führte und setzte sich.

    Danke, Pater. Also, wir gehen rein, unterbrechen die Kommunikation und nehmen den Lift nach oben. Wenn wir bis dahin nicht entdeckt sind, sind wir drin. Wenn wir maximales Glück haben, kriegen wir Sinclaire ohne Aufsehen zu erregen. In dem Fall brechen wir die Nebenmission ab und ziehen uns zurück.“ Die Testsubjekte würden im Notfall auch auf andere, nicht minder fragwürdige Weise, beschafft werden können.
    Ich hoffte, dass wir dicht an dem Gebirge landen könnten, irgendwo hier. Das erspart uns einen langen Fußweg“, sagte T’Saari und ließ einen Bereich aufleuchten, der etwa einen halben Kilometer von dem Fuß des Berges entfernt lag und nach einer flachen Senke aussah. „Wäre das möglich, oder ist die Fläche zu klein?“, wandte sie sich an die Schmugglerin.
    Ich bitte Sie, Commander“, sagte Charis laut und tat so, als habe die Frage sie beleidigt. „Sie sprechen mit der vermutlich besten Raumpilotin diesseits von Omega. Natürlich kriege ich das hin.“ Die Asari hatte dunkle Ringe unter den Augen, wirkte müde aber gut gelaunt. Sie lächelte auf ansteckende Art und Weise. Seeva lächelte nicht, nickte aber. „In Ordnung. Coltrane, wie viele Leute nehmen Sie mit?
    „Hmm“, brummte der Söldner. „Ich und Angel, dann würde ich sagen, dass sechs weitere Suns reichen. Zwei zum Absichern unten, der Rest kommt mit.“
    Gut. Ich lasse Ihnen Odessa unten. Such dir eine geeignete Position mit gutem Sichtfeld und bleib dort“, befahl sie der Attentäterin.
    Wie du wünscht“, schnurrte die Menschenfrau.
    „Acht Suns, van Zan, Odessa, Qatar, der Salarianer“, zählte Seeva ab. „Mich selbst und Sie, Miss Vale. Kriegt Ihr Schiff die alle aufgenommen?“
    Wird zwar ein bisschen kuschelig, aber nachdem ich neulich erst eine ganze Gruppe Nutten dort hatte…
    Coltrane lachte auf, Angel lehnte sich interessiert nach vorne.
    „Klingt nach einer guten Geschichte für den Flug, Vale“, grinste Coltrane. „Haben Sie denn auch Gefängniszellen?“
    Eine schmale Zelle ist da, ja. War wohl mal für Gefangene, ist jetzt aber ein Abstellraum“, antwortete Charis.
    Das wird reichen“, sagte Seeva. Der Flug würde kaum so viel Zeit in Anspruch nehmen, als das lange Verwahrungen von Nöten sein würden.
    Der Pater bleibt vermutlich hier. Wir sind, was technische Unterstützung angeht, also auf uns gestellt?“, fragte Qatar.
    Nicht ganz. Unser Kontakt von der STG ist ausgewiesener Tech-Spezialist“, erklärte die Asari. Gerade im Hinblick auf die Mechs würde er wohl gute Dienste leisten.
    „Ich rüste meine Leute mit Panzerbrechern und Disruptor-Munition aus“, sagte Coltrane. Seeva nickte.
    Irgendwelche Fragen?
    Wo werde ich sein?“, meldete sich Charis.
    Sie bleiben beim Schiff, halten Sie die Maschinen auf Stand-By. Können Sie kämpfen?
    Wenn ich es muss.
    Vielleicht werden Sie das. Ich hoffe aber, dass es nicht dazu kommt“, sagte der Commander. „Sonst noch Fragen?“ Sie schaute in die Runde. Jeder, abgesehen von Coltranes Suns, der nicht in diesem Raum war, war ein potenzieller Feind. Intime Fragen zur Operation wären jetzt zu stellen.

    Angel hatte ihre Zigarette ausgedrückt und zerpflückte ihre Schachtel auf der Suche nach einer weiteren. Charis, die ihrerseits rauchte, wurde von der Söldnerin angeschnorrt und reichte die Schachtel weiter. Qatar schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass für ihn alles klar sei. Ihr Blick wanderte zu van Zan und dem Doktor.
    Shepard Commander ist offline

  3. #343
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Nachdem Charis verschwunden war, meldete sich Kathys Blase prägnant zu Wort. Scheinbar war sie wirklich recht lange auf dem Trip gewesen, vielleicht war sie es noch immer. Dennoch fühlte sie sich zwar irgendwie breit, aber nicht mehr so besoffen.
    Nach der Entsorgung von Flüssigkeit, taperte sie zum Waschbecken, füllte ein Glas mit Wasser, trank dieses aus und wiederholte diese Prozedur dreimal. Sie fühlte sich etwas frischer, auch wenn der nächste Toilettengang damit wohl wieder vorbereitet war.
    Dann machte sie sich daran die Schminkreste aus ihrem Gesicht zu entfernen und die Reste der Hochsteckfrisur zu entwirren.
    Das auftreten mit dem läderten Fuß vermeidend, ging sie ins Schlafzimmer und schälte sich etwas unbeholfen aus ihrem Kleid. Das teure Stück wurde seinem Preis gegenüber Hohn lachend über eine Stuhllehne geschmissen, gefolgt von einem Designer BH, welcher nur knapp über der Lehne hängen blieb. In verschiedenen Schubladen wühlend, förderte sie schließlich ein Schlafshirt zu Tage. Es war ein ausgewaschenes Shirt des Allianz Marine Corps, ihr selbst ein paar Nummern zu groß. Ein Umstand der es sehr bequem zum schlafen machte und bisweilen ein paar Erinnerungen zurück rief.
    Die Halbasiatin ließ sich ins Bett fallen. Sie war müde aber gleichzeitig auch aufgedreht. Ob das eine Nachwirkung der Droge war? Wie lange wirkte die Scheiße eigentlich? Sie wälzte sich leicht unruhig. Ein wenig geil fühlte sie sich auch. Vielleicht hätte sie doch diesen Frank mitnehmen sollen. Dann hätte sie ihm jetzt die Seele aus dem Leib vögeln und danach schlafen.
    Sie hatte zwar seine Visitenkarte, aber das wäre nun wirklich die dümmste Idee der Galaxie. Natürlich konnte sie sich eine Nutte oder einen Callboy bestellen, aber irgendwie turnte sie das gerade wiederum ab. Die Spielzeugschublade?
    Kathys Hand ging zum Nachtschrank, verharrte jedoch beim Griff. Eigentlich war sie auch gerade zu faul zum masturbieren.
    Vermutlich ein Stimmungstief nach dem Hoch. Sie strich sich rastlos durch die Frisur. Dann legte sie sich probehalber auf die Seite. Schließlich, nach einer Weile, umfing sie der Schlaf. Ohne Muscle Car, ohne Galaxis, aber dafür friedlich und dunkel.


    **

    "So aufstehen mein kleiner Wasserspeier. Ich denke du hast genug verschlafen.", rief Airi fröhlich als sie Yuikas Zimmer betrat.
    "Wachprotokolle aktiv. Ruhestörung nicht erwünscht!", segelte plötzlich eine kleine Drohne vor ihrem Gesicht.
    "Ach, sei nicht albern lass mich durch!", erwiderte Airi amüsiert und machte eine wischende Handbewegung.
    "Scan erfolgt: Takeda!", meldete die Drohne und ließ die Japanerin passieren. Diese grinste triumphierend.
    "Tja, da wird die Technik ihrer Meisterin wieder zur Verhängnis. An dem biometrischen Scan musst du noch arbeiten.", meinte sie lachend und setzte sich neben ihre Schwester aufs Bett. Yuika hatte ihren Kopf unter der Decke verkrochen.
    "Geh weg. Ich will zufrieden sterben. Ich richte der Familie Grüße aus.", erwiderte Yuika gequält unter ihrem Deckenversteck.
    "So leicht kommst du mir nicht davon Schwesterchen. Komm steh auf, ich habe mich um Frühstück gekümmert."
    "Hab keinen Hunger." kam es gedämpft aus der Decke hervor. Airi umarmte den Deckenkokon.
    "Ach, sei nicht so. Es gibt Tee, Reis, Miso-Suppe. Omelett. Habe sogar den Flussaal den du so gerne isst.", lockte sie.
    Der Kopf des Kokon wurde ablehnend geschüttelt, gefolgt von einem Stöhnen. Airi strich Yuika über den Rücken.
    "Verpflanz deinen Hintern von hier auf das Sofa. Wir können Ghibli Filme gucken. So wie früher?"
    Der Deckenkokon blieb regungslos liegen, dann kam ein schwarzer Schopf, gefolgt von einem zerquollenen Gesicht.
    "Welchen würden wir gucken?", fragte sie mit einem abwartenden Gesichtsausdruck, bereit sich wieder zu verkrichen.
    "Du darfst heute entscheiden.", erwiderte Airi gönnerhaft und stupste die nun freilegende Nase.
    "Dann mach Mein Nachbar Totoro an, ich komme gleich.", beschloss Yuika woraufhin Airi zufrieden in die Hände klatschte.

    Yuika kam etwas frischer, aber mit einem enormen Kater aus der Dusche geschritten. Sie trug eine Art Mischung aus Kimono und Bademantel mit verschiedenen Pflanzenmotiven. Erschöpft ließ sie sich neben ihre Schwester aufs Sofa fallen. Die Japanerin griff sich eine Tasse Tee und schmiegte sich zu ihrer Schwester unter die Decke.
    "Willst du was essen?", erkundigte sich diese fürsorglich. Yuika schüttelte ablehnend den Kopf und nippte am Tee.
    "Gib mir noch was Zeit.", meinte sie und lehnte sich abgekämpft an die Schulter ihrer Schwester. Beide schauten auf den Film welcher jetzt zu laufen begann.
    "Du hast auch wirklich den Ältesten genommen. Der Streifen ist älter als Charis-san.", meinte Airi amüsiert.
    "Das sind sie alle. Aber ich mag Totoro. Er ist groß und flauschig. Wie der Bademantel.", erwiderte Yuika kichernd.
    Die beiden Schwestern schauten eine Weile den Zeichentrickfilm, einträchtig schweigend.
    "Das erinnert mich an früher als Mama es mit uns geschaut hat. Und wir dann später mit Chiko. Das waren schöne Momente."
    "Ja, lange ist es her. Das war wirklich immer toll.", stimmte ihr Airi zu. Jetzt konnten sie es nur noch zu zweit gucken.
    "Alles in allem hatten wir eine sehr schöne Kindheit. Nicht im Vergleich zu dem was wir gestern gehört haben. Hat mich ein wenig traurig gemacht.", sprach Yuika nachdenklich. Viel war gestern besprochen wurde. Auch viel persönliches.
    "Hat Orlowski-san etwas über ihre Kindheit gesagt. Ich erinnere mich nicht.", dachte Airi nach. Yuika schüttelte den Kopf.
    "Nicht gesagt, doch ihr Gesicht hat gesprochen. Beide hatten nicht was wir hatten. Immer noch haben. Familie.", meinte sie und drückte das letzte verbliebene Mitglied ihrer Familie.
    "Ja. Das stimmt wohl....immerhin scheinen die beiden ja sich zu haben. In gewisser Weise. Auf ihre sehr eigentümliche Weise."
    Yuika lachte zustimmend und griff dann nach einer Schale mit Suppe. Ihre Auftraggeberin und diese Schmugglerin waren ein sehr spezielles Duo. Manche Freundschaften suchte man sich nicht aus, das Universum teilte sie zu.
    "Möglich. Vielleicht hat der Abend ihnen geholfen das zu erkennen. Und hoffentlich haben sie sich nicht in Schwierigkeiten begeben. Ich kann heute wirklich nicht arbeiten!", erklärte Yuika und schlüfte etwas von der Brühe. Airi lächelte müde.
    "Ich weiß. Ich bin heute auch nicht so fit. Vermutlich könnte mich ein Volus vermöbeln.", erwiderte sie kichernd.
    Yuika lachte amüsiert, wovon ihr Kopf ein wenig schmerzte. Gleichzeitig bracht es sie zum nachdenken. Als ob sie etwas übersehen hatte. Aber warum sollte sie ein Volus zum nachdenken bringen?

    **

    "Wo ist das Schiff Onom? Meine Kontakte sagen es ist nie angekommen!" Der Volus welcher in einem biotischen Kraftfeld hing, wurde einmal unsanft gegen die Wand seines Büros geschleudert. Danach hing er weiter hilflos in der Luft.
    Onom fokussierte seine verschwimmenden Optiken. Auf seinem Stuhl saß eine Asari welche ihn mit kalten Augen fixierte. Ihre Klamotten leuchteten in grellen Farben, als wäre sie gerade einer Leuchtreklame entstiegen. Ihre beiden Begleiterinnen trugen blaue Rüstungen und hatten goldene Tätowierungen im Gesicht. Er wusste sofort wen er vor sich hatte.
    "Miss Faris. <CHR> Hätte ich gewusst das sie die Lieferung in Auftrag gegeben haben." Erneut donnerte er gegen die Wand.
    "Ich nutze Mittelsmänner um nutzlose Leute wie dich damit zu beauftragen, kompetente Leute anzuheuern. Aber ich bin mir nicht zu fein Inkompetenz zu bestrafen. Wo ist die Karadaan? Wo ist dieser nichtsnutzige Pilot mit meiner Ladung? SIE! KAM! NIE! AN!", schrie sie ihn an, jedoch die Ruhe bewahrend und ihn bei jedem Wort gegen die Wand schleudernd.
    "Wie lange es wohl dauert bis ein Riss in deinem Anzug ist. Das ist immer lustig bei euch Volus. Fleisch das mit Unterdruck durch einen engen Spalt gezogen wird. Wie ein Fleischwolf!", sinnierte sie, den Volus schwebend lassend.
    "Bitte, ich weiß nicht was passiert ist. Meinen Quellen nach wurde das Schiff wohl von einer batarianischen Patrouille zerstört. vermutlich die Ladung gleich mit.", erklärte der Volus panisch. Er hätte die Station verlassen sollen, diese Frau mit der mörderischen Maske hatte es ihm gesagt. Doch es hatte Zeit in Anspruch genommen, er konnte doch nicht mittellos verschwinden. Und woher sollte er wissen das die verdammte Mask dahinter steckte, diese Bekloppte zu alldem.
    "Bullshit. Wir haben Kontakte im batarianischen Militär. Keiner würde außerdem eine Ladung Sklaven zerstören. Höchstens sie selbst behalten oder Schmiergeld verlangen. Das ergibt keinen Sinn, Onom! Verarsch mich nicht Onom!", meinte sie und stand von ihrem Sitz auf. Die Asari zog ein Messer heraus und hielt es an einen seiner Anzugschläuche.
    "Weißt du was ich glaube? Du hast Informationen verkauft und jemand hat dann meine Ladung geklaut. Wie sonst sollte dein achso toller Pilot, mit so tollen Connections in der Hegemonie versagen? Hm, hast du gesungen Onom?", fragte sie mit dem Messer näher kommend. Der Volus hätte panisch mit den Händen gewedelt doch das Kraftfeld verhinderte das.
    "Ich, ich, ich..Nein. Nein, ich habe <chr> keine Infos verkauft. Diskretion ist chr mein Geschäft.", erklärte er ängstlich.
    "Ich glaube dir nicht Onom. Soll ich dir die Maske abnehmen und du sagst es mir nochmal von Angesicht zu Angesicht?", meinte Helia und griff mit der blauen Hand an die Anzugmaske.
    "<Chr>..nein..bitte..da war jemand. Ein Mensch. Trug eine Maske. Stimmverzerrer. Stellte Fragen, drohte mir.", sprach er hektisch.
    "Wenn du mir jetzt mit diesem Arsch aus den Tips kommst. Diesen O'Grady Wichser- Die Bullen haben ihn gejagt und festgenommen. Keine Zeit für einen Besuch bei dir. Und keine Möglichkeiten ein verficktes Raumschiff zu behindern.", erklärte die Asari wütend. Viele ihrer Schwestern waren beim Versuch ihn abzumurksen von den Bullen abgeknallt worden. Von diesem ewigen Furunkel Peresa'an und irgendeiner Menschenschlampe vom Präsidium. Ilias oder so.
    "Nein, nicht der. Andere Maske. Wie ein Geist. Weiß nicht für wen sie arbeitete, aber sie stellte Fragen. Drohte mich zu töten. Hatte keine Wahl.", erklärte er, wissend auf die eine oder andere Weise wohl sein Todesurteil unterschrieben zu haben. Ohne diese lästige Schmugglerin wäre das alles nicht passiert. Aber er vielleicht auch tot, die Frau, wenn es eine war, hatte nicht gnädig gewirkt.
    "Tja, das werde ich wohl jetzt übernehmen, Glückwunsch. Es wird nicht langsam...außer. Du nennst mir einen Namen. Dann überlege ich mir ob ich auch so nett bin wie sie und dich leben lasse.", erklärte Helia schmutzig lächelnd. Der Volus fiel zu Boden.
    "Aber, <chr> ich sagte doch <chr> ich weiß nicht wer es war. Ich schwöre es.", stammelte der Volus, auf den Boden kriechend.
    "Etwas solltest du aber wissen, immerhin fand sie dich. Jemand hat sie zu dir geführt. Gib mir einen Namen, eine Spur. Dann lebst du vielleicht weiter. Vielleicht.", verkündete Helia drohend und beugte sich über ihn.
    "<Chr> >Chr> <Chr.>.ich <chr>..", stammelte der Volus hektisch atmend, seinen Anzug überlastend.
    "Einen NAMEN!", brüllte sie ihn an, das Messer direkt an den Hals des Volus haltend.
    "<Chr> <Chr> Ch <Chr> Cha <Chr>...."

    **

    In manchen Momenten war Kaffe besser als ein Orgasmus. Der Morgenkaffe bei einem Kater kam nahe dran. Und Kathy musste zugeben das dieses Hotel verdammt gute Waffeln machte. Ihr Kopf war zwar merklich angeschwollen, aber nicht so sehr wie ihr Fußgelenk. Angewidert warf Kathy einen Blick nach unten, schön sah es nicht unbedingt aus. Vermutlich hätte sie Medigel draufschmieren sollen. Es war wohl klug einen Arzt mal drauf schauen zu lassen. Die Menschenfrau zappte durch die Kanäle des Extranets. Der Großteil war dämliches Gewäsch zum Prozess. Als ob sie daran erinnert werden wollte. Ihr Blick fiel jedoch nebensächlich auf die Börsenwerte und fing ihr Interesse. Ein diebisches Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Sie wechselte den Kanal, schaltete auf den extrem langweiligen Sender mit dem Intergalaktischen Börsennachrichten.
    "Fiel der nach der Gala bereits angeschlagene Kurs der Vhan Unternehmen, nach den jüngsten Ereignissen komplett ins Bodenlose. Anteile an der Firma des Industriemagnaten sind nach dem Einfrieren aller Vermögenswerte, weniger wert als das Papier womit sich die Menschen ihre Darmausgänge abwischen.", erklärte ein Volus, dessen Atmen wohl rausgefiltert wurde.
    Katharina brach in schallendes Gelächter aus und aktivierte ihr Omnitool. Führte ein paar Berechnungen aus, welche eine immer größer werdende Zahl zum vorschein brachte. Ihre Intention hatte sie nicht verlassen.
    Sie wusste nicht genau warum, aber seit der Sache beim Hotel wusste sie das der Commander scheinbar den alten Vhan auf den Kieker hatte. An sich war ihr der alte Vhan so egal wie der Junge. Doch war er auch schwerreich. Nun, schwerreich gewesen.
    Es war eine Wette gewesen. Nun eine Mischung aus Wette und Insider Handel. Sie hatte auf den Kurssturz der Vhan Aktien gewettet. Kurz vor der Gala, als die Galaxie dachte das es den angeschlagenen Unternehmer sanieren würde.
    Eine Wette darauf das T'Saari es ruinieren würde, aus welchen Gründen noch immer. Das hätte sie nämlich gemacht, an ihrer Stelle.
    Es hätte durchaus nach hinten gehen können, ihre Informationen waren alles andere als wasserdicht. Selbst das der Spectre dem alten Turianer ans Leder wollte. Wäre die Gala ein Erfolg gewesen, es wäre sehr teuer für sie geworden.
    Jetzt war der alte Vhan Amok gelaufen und galaxisweit geächtet. Damit hatte sie nicht gerechnet. Der damit einhergehende Gewinn überstieg wirklich jede Erwartung. Zufrieden ergriff sie das Glas Mimosa welches vor ihr stand.
    "Auf T'Saari, die alte Gewitterziege. Endlich zahlt sich dieser ganze Mist mal aus.", meinte sie zufrieden und prostete den Fernseher zu.
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  4. #344
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    Beyo Vhan

    "Es ging alles so schnell....ich habe kaum verstanden was überhaupt passiert.....da lagst du auch schon vor mir am Boden....blutend...."
    Sahenia schaute ihn an.
    "Mach dir keine Vorwürfe, Beyo. Du hättest nichts dagegen tun können." versicherte sie, weiter seine Hand haltend. Er wirkte nachdenklich.
    "Ich schätze nun haben wir definitiv noch etwas gemeinsam....ich bin dem Tod ja auch bereits mehr als nur einmal knapp von der Schippe gesprungen." bemerkte er anschließend mit einer bitteren Prise von Humor.
    Während ihre Blicke sich trafen hob er zögerlich seine freie, mechanische Hand und ließ zwei der Finger vorsichtig über ihre Wange gleiten.
    Sie zuckte ein wenig zusammen, als der kalte Stahl ihre Wange berührte. Augenblicklich krochen böse Erinnerungen in ihr hoch...
    Sie griff nach dieser mechanischen Hand, hielt sie einfach nur sachte fest, wollte sicher gehen, dass diese kalte Hand ihr nichts antat. Einen entschuldigend und gleichzeitig flehenden Blick traf den Turianer.
    "Du hast mich an einem seltsamen Zeitpunkt meines Lebens kennengelernt....." murmelte er leise und nachdenklich, während er seine mechanische Hand sinken ließ. Sie lächelte.
    Beyo wandte seinen Kopf, betrachtete die Quarianerin, die neugierig durchs Apartment streifte und all die hochmoderne Tech begutachtete.
    "Schön dass du jemand gefunden hast der dir dabei hilft zu heilen."
    Sahenia´s Blick folgte der Quarianerin, sie lächelte.
    "Ja, dass stimmt. Aber sie hilft nicht nur mir, auch ich möchte ihr helfen.... Sie ist auf Pilgerreise und sucht etwas von Wert..." sagte die Asari leise und erblickte eine Uhr, auf der 19:30 Uhr stand.
    Shit! Schon so spät?
    Sahenia sah zu Ju, die ebenfalls die Uhrzeit gesehen hatte und langsam Richtung Tür ging. Dann sah sie zu Beyo.
    "Entschuldige bitte, ich muss zurück ins Huerta Krankenhaus.." sagte sie leise und ein wenig traurig.
    Sahenia beugte sich etwas nach vorne, unter starken Schmerzen. Beyo bemerkte dies, kam ihr entgegen. Ihre Blicke trafen sich.
    Ein sanfter Kuss landete vorsichtig auf seiner Wange. "Ich brauch noch etwas Zeit... innerlich, wie äußerlich... Du weißt schon...." flüsterte sie ein wenig verlegen und blickte ihm dann tief in die Augen. Ihr Herz raste wie wild.
    "... aber wir werden uns bald wiedersehen. Versprochen!"....

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline Geändert von eis engel (22.11.2022 um 22:57 Uhr)

  5. #345
    Waldläuferin Avatar von Natsch
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    Dalan Qin

    Sie lehnte sein Angebot ab, was ihn nicht störte. So sehr sie sich auch vermisst hatten, es war wohl wirklich eine etwas seltsame Situation. Und wer wusste schon, ob Adrian sie dann nicht suchen würde.
    "Also was die Arbeit angeht, ich hatte Angst dass dieser ganze....Kram sich negativ auswirkt, aber dem war nicht so. Chakor hat mich sogar ausdrücklich gelobt! Und die anderen sind auch zufrieden. Ein wenig raubeinig sind sie dort alle, aber verdammt herzlich. Und ich....naja, ich fühle mich gebraucht und geschätzt. Ein wirklich gutes Gefühl."
    Was auch der Grund war wieso er es weiterführen wollte, auch wenn er jetzt in diesem Haus wohnte. Er wollte weiter auf eigenen Beinen stehen, sich seinen Wert erkämpfen.
    "Abgesehen davon? Tja.....die Sache überschattet das alles natürlich ziemlich."
    Er seufzte. "Meine Großmutter ist fantastisch. Du hast sie ja eben kennengelernt. Ich habe ihr auch schon Lani vorgestellt. Letztere ist aktuell leider etwas bedrückt....wegen der Sache zwischen mir und Vater."
    Sein Lieblingsthema. Er brauchte auch einige Momente, bevor er weitersprechen konnte. "Wir haben nicht miteinander gesprochen seit.....seit ich bei ihm ausgezogen bin. Ich gebe zu, ich bin immer noch etwas frustriert.....andererseits plagt mich ein schlechtes Gewissen.....der Prozess steht quasi vor der Tür.....und bei all dem was passiert ist....die Sache mit seiner Freundin.....Großvater.....ich habe das Gefühl, ich müsste noch einmal zu ihm.....aber mir fehlt der Mut dazu."
    Dass er so offen über seine Ängste und Sorgen sprach, zeigte ihm wie sehr er Peyton bereits vertraute. "Möchtest....würdest du vielleicht mitkommen?" fragte er sie schließlich, während ihre Blicke sich trafen und er ihr vorsichtig mit der Hand durch die Haare fuhr.


    Es war erleichternd zu hören, dass auf Dalans Arbeit alles soweit lief und sein Chef sowie seine Kollegen sich nicht von dem Medienrummel groß beeinflussen ließen. Das brachte Dalan wenigstens nicht wieder auf die schiefe Spur, sondern zeigte ihm, dass sein Weg doch nicht so vorherbestimmt war, wie er vorher oft behauptet hatte. Peyton stimmte das... zufrieden. Es war als würde das 'Projekt' einen Fortschritt machen und das wünschte sie dem jungen roten Turianer wirklich sehr.
    Über seine nachfolgenden Worte dachte sie einen Moment nach. Sie wusste nicht ob sie sich aktuell so stark in diese Familienangelegenheiten einbringen wollte. Die Verhandlung um Beyo, die Suche nach dem Großvater - es war für Peyton leichter einen neutralen Blick darauf zu werfen, wenn sie nicht ganz so stark darin involviert war. Außerdem hatte sie auch noch ihre eigenen Dinge und Probleme, die sie erledigen musste. Airell, ihr eigener verschwundener Vater, ihr Bruder... manches was sie bewegte, konnte der Turianer nicht einmal erahnen und da befand sich vielleicht auch dieses kleine Ungleichgewicht in ihrer Beziehung. Etwas was Adrian ihr aufgezeigt hatte. "Vielleicht..", begann sie daher nachdenklich und musterte Dalan. "Solltest du mit Lani zu deinem Vater gehen.", erklärte sie daher. "Ihr seid eine Familie und eine Familie sollte zusammenhalten. Sicher würde es deinem Vater gut tun, euch beide vorher nochmal zu sehen.", fuhr Peyton fort . "Und euch auch."
    WE BURN AND WE PLAYED, WE TRY TO FORGET
    BUT THE MEMORIES LEFT ARE STILL HAUNTING
    THE WALLS THAT WE BUILT FROM BOTTLES AND PILLS
    WE SWALLOW UNTIL WE'RE NOT TALKING
    I - I AM A MAN ON FIRE
    YOU, A VIOLENT DESIRE

    Natsch ist offline

  6. #346
    Ritter Avatar von Khardim
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    Sleeps a man, Rodger Young!

    Fought and died for the men he marched among.
    In the everlasting spirit of the Infantry

    Breathes the spirit of Private Rodger Young.



    Beim Anblick von Objekten in Schwerelosigkeit spielte oftmals der Donauwalzer vor Werners geistigem Ohr. Nachwirkungen eines veralteten Filmes, nicht lange anhaltend. Die einsetztende Hektik verursacht durch das Einsetzen der Schwerelosigkeit, nahm die Entschleunigung aus dem Fehlen der Bodenhaftung. Die Routine übernahm das Kommando, der geschulte Blick suchte die Umgebung ab. Als Veteran des Enterkommandos war Sergeant Pun eine große Hilfe, welcher ein Auge auf seine Leute und Cohen, warf, welche erst jüngst in der Ausrüstung für solche Momente geschult hatte.
    Den Sog des Weltraums entkommend, schloß sich die schwere Schleusentür hinter ihnen. Der Großteil der Fracht war nun in die Leere gesogen, viele der Batarianer vermutlich auch.
    Duong meldete die Sicherung der Brücke. Der Beschuß von außen zeigte das die Batarianer ihre Leute auf der Mufflon aufgegeben hatten. Die Columbia meldete das deren Schlachtschiff in den ÜLG gesprungen war. Eine Verfolgung war möglich, doch die Situation gab es nicht her. Die Mufflon war beschädigt und die Allianz ließ nicht ihre Leute in so einer Situation zurück.
    Sein Squad aktivierte die Magnetstiefel, welche ihnen wieder Halt an der Oberfläche gaben. Kampfpositionen wurden eingenommen, Statusreporte eingeholt. Niemand war verletzt. Zwei Marines hatten sogar Youngs Leichnam sichern können. Das half ihm nicht, war aber ein besseres Gefühl als ihn im Orbit zu verlieren. Zurück zur Heimat, zurück zur Columbia.

    Ein Schiff der turianischen Flotte antwortete auf den Funkspruch der Columbia, die Mufflon schaffte es ihre Systeme zu stabilsieren. Die Piraten ergaben sich angesichts der hoffnungslosen Situation. Sie waren Extremisten, jedoch keine Fanatiker. Selbsterhaltung war jedem intelligenten Lebewesen gegeben.
    Die Shuttles kehrten zur Columbia zurück. Es herrschte Erleichterung an Bord, doch Freude konnte nicht aufkommen. Der Verlust wog schwer, man kannte sich auf so einem kleinen Schiff. Selbst Werner hatte schon mehrere Male mit Young gewechselt. Rodger, 28 Jahre. Minnesota, USA. War verheiratet soweit sich Werner erinnerte. Ob er Kinder hatte wusste er nicht mehr. McNab würde es wissen. Oder Taft. Oder jede andere im Zug. Seine zweite Familie. Pun stand nachdenklich neben dem Leichnam, hatte seine Hand auf den Torso gelegt. Schien etwas zu summen. Ein Gebet? Werner entschied sich nicht zu stören.
    Die Columbia empfing da Shuttle wie eine Mutter das lange abwesende Kind. Das grelle Licht des Hangars umfing sie als sich die Shuttletüren öffnete. Das Platoon empfing die heimkehrenden Mitglieder, zollte dem toten Sohn seinen Respekt. Aufmunternde Schulterklopfer, starre Lächeln. Der Tod war Teil des Geschäfts, der Onkel den man nicht gerne zu Besuch hatte. Rodgers Leichnam wurde zur Krankenstation gebracht. Die Tage würden zeigen ob man ihn zur Erde überführen konnte. Sie waren auf einer laufenden Mission, doch der letzte Sprung war noch nicht gemacht worden.


    Macnab ließ die beiden Squads nach einem kurzen Gespräch wegtreten, kündigte einen kleinen Appell für später an. Nichts großes, die Trauerfeier würde sie mit dem Captain ansetzen. Es gab keine Anwesenheitspflicht. Sie wusste das jeder dort sein würde.
    Nachdem die beiden Squads weggetreten waren, wies sie Werner an ihr zu folgen. Der Weg führte sie in ihr Büro.
    "Setzen sie sich Neumann. Ein beschißener Tag. Wollen sie was trinken?", erkundigte sie sich. Dieser schüttelte den Kopf.
    "Lange her das ich jemanden unter meinen Kommando verloren habe. Schwere Panzerungen, Schilde. Selten geworden das jemand getroffen wird und direkt tot umfällt. Soldatenpech. Mache ihnen keine Vorwürfe. Hätte ähnlich gehandelt.", meinte sie milde.
    "Ja, Ma'am.", erwiderte Werner wortkarg. Hinterher war man immer schlauer. Hoffte man zumindestens.
    "Wäre es nach mir gegangen hätten wir sie einfach direkt aus dem All geschoßen. Aber zum Pech von Young und unserem Glück tut es das nicht. Hätte keine Lust mich mit Admirälen zu kabbeln, nur weil ich Piraten abknalle. Geht es ihnen gut?"
    "Den Umständen entsprechend. Nicht der erste Verlust den ich bei einem Kommando hatte. Dennoch, schön ist es niemals. Und es beschäftigt einen immer was man hätte anders machen können.", erwiderte Werner nachdenklich.
    "Ja, das ist die Krux an diesen lustigen Abzeichen auf der Schulter. Die Verantwortung steigt. Aber glauben sie mir, jeder der dabei war macht sich Gedanken was er hätte besser machen können. Sobald wir das nicht mehr tun können wir die ganze Sache vergessen. Aber der Zug ist stark, Triumph und Verlust wir erleben alles gemeinsam. Sie sind Teil davon Neumann. Sie sind schon lange genug beim Militär, aber dennoch. Falls sie jemanden zum reden brauchen, die Leute werden ihnen zu hören. Sie wissen wo mein Büro ist. Und jetzt treten sie weg, erholen sie sich ein wenig. Wir sehen uns beim Appell."
    "Jawohl, Ma'am. Vielen Dank.", antwortete Werner und stand von seinem Sitz auf. Beide nickten sich kurz zu, dann verließ er das Büro.


    "Die Turianer übernehmen die Piraten und geleiten die Mufflon zum nächsten Raumhafen. Man wird die Agony verfolgen, auch wenn die Chancen gering sind. Jedoch ist das Schiff schwer beschädigt und es gibt wenig illegale Docks wo man ein Schiff dieser Größe reparieren kann. Die Batarianer mögen keine abtrünnigen Offiziere und selbst Omega sind Schiffe die solchen Ärger verursachen ein wenig zu heikel"
    "Er operiert lange genug um irgendwo eine Basis zu haben. Am liebsten würde ich ihn selbst verfolgen. Aber wir haben eine eigene Mission.", meinte Mitchell verärgert, aber mit hinreichender Profession. Sie hatten einen Toten bevor sie das Ziel erreicht hatten.
    "Ja, Captain. Was das angeht, so hatte Fraser einen Austausch bei seinem Team veranlasst. Das gibt uns Gelegenheit einen Ersatz für Private Young zu erhalten. Und natürlich seinen Leichnam auf die Erde zu überführen.", schlug der Commander vor.
    "Ja. Wir werden morgen eine Trauerfeier veranstalten um der Crew die Möglichkeit zu bieten sich gebührend von ihm zu verabschieden. Ein schwarzer Tag für die Columbia."
    "Und für Youngs Familie. Wir leben alle in der Gefahr das unser letzter Abschied ein endgültiger ist. Das uns das schwarz des Weltalls verschluckt.", meinte Padukone nachdenklich, kurz in Gedanken zu ihrer Familie schweifend. Vielleicht würden sie irgendwann auch in einem Zinksarg zurückkehren. Falls überhaupt etwas zurückkehren würde.
    "Das es nicht mehr werden liegt in unserer Verantwortung Commander.", erklärte Mitchell entschlossen.
    "In der Tat Captain. In der Tat.", stimmte die Inderin ihm zu.


    ,,Kanntest Du ihn?“, flüsterte Jane Olivia zu, während der Captain die Grabrede für Young hielt.
    ,,Meinst Du, ob ich ihn kannte oder … „kannte“?, antwortete sie, ohne den Kopf zu drehen.
    Jane verdrehte die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. Sie wusste, dass Olivia oft solche Andeutungen machte, um Nachfragen zu provozieren, aber solche Köder bei einer Raumbestattung auszuwerfen, war selbst für ihre Verhältnisse geschmacklos.

    Die gesamte Mannschaft mit Ausnahme der Diensthabenden der Funktionsbereiche hatte sich versammelt, um Abschied von Young zu nehmen. Die Stimmung war ebenso gedrückt wie feierlich; es war ihre soldatische Pflicht, dem Gefallenen auf seiner letzten Fahrt ebenso zur Seite zu stehen, wie auf jeder davor.
    Nach dem Captain sprach Macnab einige Worte als Youngs direkte Vorgesetzte. Routiniert, aber dennoch warmherzig nahm sie stellvertretend fürs ganze Korps Abschied und salutierte dem flaggenbedeckten Sarg, eine Geste, die von allen Anwesenden übernommen wurde. Die Hymne der Allianz erklang, als Youngs sterbliche Überreste zum Rücktransport auf die Erde verladen wurden. Mit einer Stimme ebenso würdevoll wie durchdringend, befahl Mitchell der Mannschaft, wegzutreten.

    *
    ,,Echt heftig, ich weiß wirklich nicht, wieso Du Dich zu so etwas freiwillig meldest“, resümierte Santos, nachdem sie und Olivia Jane mit vereinten Kräften alles über den Einsatz auf der Mufflon aus der Nase gezogen hatte.
    ,,Ich hätte das nicht gepackt, auf keinen Fall. Selbst bevor das Geballere anfing…“
    Die drei Frauen saßen auf Santos‘ Stube, stopften Süßkram in sich hinein und ließen nebenbei halbherzig eine Serie laufen, die Olivia als das nächste große Ding angepriesen hatte.
    ,,Keine Ahnung, wenn man erst einmal in so einer Scheiße steckt, passiert das meiste dann von allein. Irgendwie weißt Du dann, was zu tun ist“, versuchte Jane sich an einer Erklärung dessen, was sie während des Einsatzes getan hatte.
    ,,Ich meine, hätten wir Young einfach da liegen lassen sollen?“
    ,,Nein, das meinte ich auch nicht!“, gab Santos zurück und schüttelte energisch den Kopf. ,,Ich sage nur, dass ich nicht das Zeug dazu gehabt hätte. Mir wird schon fast schlecht, wenn ich höre, was Du erzählst. Für mich das nichts.“

    Jane hielt inne und betrachtete einen Moment das sinnentleerte Drama auf dem Bildschirm. Sie hatte schon lange den Faden verloren, aber sie konnte ihre Augen dort parken, während sie nachdachte. Auch wenn es die Technik und das Equipment gewesen waren, die sie zur Allianz geführt hatten, waren die Einsätze im Feld, auch die richtig gefährlichen, für sie immer ein wichtiger Teil ihres Jobs gewesen. Wenn sie darüber nachdachte, würde es ihr fehlen, mit einem Trupp loszuziehen und … Dinge zu erleben und zu machen.

    ,,Ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit sinnvoll und wichtig ist, wenn ich auf so einem Einsatz bin“, sprach sie aus, was ihr durch den Kopf ging.
    ,,Ich trage dazu bei, den Auftrag zu erfüllen, den der Trupp bekommt. Ich meine, ihr macht das ja auch, indem ihr diesen Kahn am Laufen haltet und so, aber ich habe ja vorher nie auf einem Schiff gedient. Vielleicht ist es das gleiche Gefühl, versteht Ihr? Etwas beigetragen zu haben.“

    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Alle schienen der Frage nachzugehen, was ihnen ihr Job bei der Allianz gab. Plötzlich lehnte sich Olivia an Jane an und legte eine Arm um sie.

    ,,Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast“, sagte sie und nickte bestätigend.
    ,,Absolut. Und wenn es nur dafür gut ist, dass ich nicht so oft mit raus muss!“, ergänze Santos und grinste.
    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Khardim ist unser Äquivalent für Brüste oder eben Hintern.
    Schön anzusehen und man denkt gern daran
    Khardim ist offline

  7. #347
    #16  Avatar von Forenperser
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    Vincent hatte sich nach der Besprechung im Clubraum in seine Suite im Refugium zurückgezogen, wo T’Saari ihn kurze Zeit später aufsuchte. Er ließ die Nachricht an Vas vom goldenen Schirm seines OmniTools verschwinden und wandte sich zur Spectre um.

    Sie haben mitbekommen, was der Dr. Yungjin gefordert hat. Er hat mir im Nachgang noch ein weiteres Angebot unterbreitet: Statt Miss Sinclaire zu töten, würde der Arzt sie gerne auf der Citadel als eines seiner geforderten Testsubjekte gebrauchen und uns gegebenenfalls Informationen über ihre Zusammenarbeit mit Vhan beschaffen. Ich schwanke noch, schließlich birgt ein Schmuggel von Sinclaire zur Citadel ein nicht geringes Risiko. Als derjenige, der in diesem Team noch am meisten Erfahrung mit derlei Grautönen hat, hätte ich gerne Ihre Einschätzung.
    Der Mann in Schwarz konnte sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen; obgleich er den Doktor nicht leiden konnte, hielt er den Vorschlag für sinnvoll und pragmatisch. Für die STG wäre Sinclairs Kopf nicht weniger wertvoll, wenn vorher ein paar Informationen über dessen Lippen gekommen wären.

    ,,Wenn wir Sinclair von Bekenstein herunter bekommen, wird der Rest kein größeres Problem darstellen. Der Doktor soll uns etwas geben, was wir ihr vor der Landung verabreichen können, damit sie folgsam wird, aber ansprechbar bleibt und bei der Einreise nicht auffällt“, gab Vincent wie gewünscht seine Einschätzung ab.

    ,,Wenn wir mit einem eigenen Raumschiff fliegen, bleibt nur noch die Ausreise von Bekenstein als kritischer Schritt: Die Exklusivität und Diskretion, für die der Planet bekannt ist, setzt strenge Kontrollen an den Raumhäfen voraus. Ich glaube kaum, dass wir Sinclair in einem Wäschesack herausschmuggeln können.“
    Sein Blick wanderte in die Ferne, während er überlegte.
    Ob bei Bewusstsein oder nicht, eine Person unfreiwillig durch die prachtvollen Straßen von Bekenstein zu zerren, war kein aussichtsreicher Plan und musste spätestens beim Abflug scheitern.

    ,,Meine Recherchen zu Sinclair sind noch nicht abgeschlossen und auch hierbei könnte Coltrane uns dienlich sein, aber wenn Sinclair dazu bewegen könnten, sich, sagen wir in unsere Obhut zu begeben und freiwillig mit uns Bekenstein zu verlassen, würde es den weiteren Ablauf deutlich vereinfachen. Vorausgesetzt, die STG lässt sich auf derlei Manöver ein…“, überlegte er laut.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Der Flug von Bekenstein zur Citadel war denkbar kurz und das ganze Gebiet unterlag der Kontrolle der Ratsflotten. Sie würde eher auf die Wäschesack-Taktik zurückgreifen. Wofür hielt man sich denn eine Schmugglerin, wenn sie keinen Nutzen für einen hatte.
    Ich plane das Schiff von Vale zu nehmen. Wenn sie so gut ist, wie alle behaupten, sollten wir es hinbekommen. Wenn Sie aber einen guten Kontakt in den Tipps haben, der Personen ungesehen von A nach B bringen kann: Wir könnten sie gebrauchen.
    Sie tippte einen Befehl auf ihr Omnitool, worauf auch das von van Zan blinkte. „Heute Abend, selber Raum. Ich kümmere mich um Coltrane.

    *

    Die Asari-Schmugglerin sah scheiße aus. Sie und Miss Orlowski schienen eine belebende Zeit verbracht zu haben. Es war nicht schlecht, dass Seeva ihre Verbündete mittels Vale mehr oder minder mit freundschaftlichen Banden versah. Seeva schickte sie zum Duschen, Schlafen und legte das geliehene Kleid auf den „Aktivwäscherei“-Stapel. Diesmal war das Treffen eines des kompletten Teams zuzüglich John Coltrane, der mit seinem Attachée Angel gekommen. In ihrer blauen Panzerung mit dem Zeichen der Blue Suns waren sie nicht gerade unauffällig, aber die Suns hatten viele Auftraggeber und es war nicht ungewöhnlich, dass reiche Personen sich von den Söldnern in ihren Hotelzimmern abholen und eskortieren ließen oder vor den Türen bezahlte Wachen aufstellten.

    Angel rauchte. Die dünnen, grauen Fäden stiegen bis zur Decke wo sie von einer stummen Luftreinigung zerfetzt und aufgesaugt wurden. Neben Coltrane und Angel waren Dr. Yungjin, Charis Vale, der Mann in Schwarz, Pater Lacan, ein zerknirschter Qatar und Odessa anwesend, die Angel mit einem bemessenden Blick taxierte.
    Seeva stand an der breiten Seite der ovalen Tafel, stand als einzige und überblickte die Truppe, die einem altertümlichen Kriegsrat ähnelte. In der Mitte des Tisches projizierte ein Holo abwechselnd Bilder der Zielperson, des Planten, der ermittelten Mannstärke und des anzugreifenden Gebäudes.

    Bekenstein war ein Planet mit hohen Felsnadeln und flachen Ebenen. Hier wie dort hatten die siedelnden Menschen Paläste aus Glas und Stahl errichtet und hier wie dort spielte Sicherheit eine große Rolle. Sinclaires Familiensitz war auf einem beinahe einhundertfünfzig Meter hohen, steil in den Himmel ragenden Felsen gepflanzt. Im Bedürfnis nach Sicherheit hatte Vater Sinclaire das Anwesen, das neben einem Plateau für Skycars auch über einen Pool, eine Sonnenterasse, ein separates Kommunikationssystem und Notstrom verfügte, mit einer drei Meter hohen und zwei Meter breiten Mauer umzäunen lassen, die als Quasi-Verlängerung der steil aufschießenden Felswände diente und jedes Besteigen nahezu unmöglich machte. Der Zugang zum Anwesen erfolgte über zwei Wege: Einer davon wäre eine Landung per Skycar. Allerdings hatten die Sinclaires ebenso viel Geld in die Abwehr von Eindringlingen wie in den Luxus auf dem Anwesen, dessen Bauwert eine zweistellige Millionensumme betragen hatte, investiert. Zwei alte aber äußerst effektive automatische Boden-Luft-Geschütztürme riegelten den Himmel über dem Anwesen ab und nahmen sich das Recht heraus alles abzuschießen, was nicht den Zuspruch der Inhaber hatte. Daher blieb, wenn die nicht plötzlich aus Spezialisten für HALO-Absprünge in Kombination mit Jetpack-Drop bestand – und diese Fertigkeit schrieb T’Saari bis auf weiteres nur Qatar zu – der andere Weg: Durch den Tunnel. Das Anwesen verfügte über einen senkrecht durch den Berg gelaserten Versorgungstunnel. Vom Fuß des Felsens führte ein breiter und recht hoher, mit einem Panzerstahltor gesicherter Weg etwa zweihundert Meter in die Mitte des Berges. Dort war der Aufzug, der die Passagiere in wenigen Sekunden bis ins Innere der Villa transportierte. Es war ein Dienstbotenaufzug, der in die Vorratshalle des Anwesens führte, nicht in die Villa direkt. Mechs bewachten diesen als Schwachpunkt lokalisierten Zugang Tag und Nacht, aber eine bessere Option hatten sie nicht. Insgesamt verfügte Sinclaire nach STG-Informationen über eine kleine Armee. Etwa zehn LOKI-Mechs liefen ständige Patrouillen während dreißig weitere im Lager auf ihren Einsatz warteten. Coltrane berichtete, dass Sinclaire vor etwa einem Vierteljahr zusätzlich eine Einheit Eclipse angeheuert hatte.
    „Die sind zwar nicht so gut wie wir, aber doch besser als gewöhnliche Schlägertrupps“, erklärte der Sun-Anführer. Laut dem Menschen hatte die Familie Sinclaire die Suns in den vergangenen Jahren immer wieder angeheuert. Meistens ging es um die Überwachung von Fabriken oder Materialwegen, Eskorten auf Planeten mit hoher Kriminalitätsrate und hier und da mal das Niederschlagen eines Arbeiterbewegung oder das Einschüchtern von Konkurrenten, die meinten auf dem selben Planeten anzusiedeln und die gierigen Finger nach denselben Ressourcen auszustrecken. Zweimal, allerdings noch zu den Zeiten, da Vater Sinclaire die Geschäfte gerade von Großvater Sinclaire übernahm, waren die Suns für die Familie – und eine beträchtliche Summe Credits – in Kampfeinsätze gegen Batarianer und Menschen gezogen. Einmal musste eine batarianische Kolonie geschleift werden, ein anderes Mal eine menschliche Miliz bekämpft werden, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Sinclaire-Transporter auszurauben.
    „Das war aber noch vor Ihrer Zeit“, sagte Coltrane an van Zan gewandt. „Damals hatten wir noch viel weniger schwere Waffen und nahezu keine Mechs.“ Er zuckte die Achseln. „Jeder fängt mal klein an.“

    Neben den Eclipse bezahlte die Firmenerbin eine vierköpfige Gruppe Leibwächter, darunter einen clanlosen Kroganer, den die STG als „besonders gefährlich, weil nachdenkend“ einstufte. Im Kopf ging Seeva die geforderten Exemplare durch: Mensch, Asari, Salarianer. Ein, zwei Salarianer waren bei Eclipse, Menschen gab es dort einige. Vielleicht, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sogar, würde sich eine Asari beim Dienstpersonal finden. Sie verzog bei diesem Gedanken das Gesicht. Eine unbewaffnete Angestellte aus ihrer Spezies, die Sache gefiel ihr nicht.
    Wir gehen rein, greifen und Sinclaire wenn möglich und holen uns noch zwei weitere Sekundärziele – einmal Spezies Asari, einmal Salarianer“, erklärte Seeva. „Sollte Sinclaire sich zu sehr wehren, wird sie liquidiert, womit zu den Zielen dann noch einmal Spezies Mensch hinzukommen würde. Verstanden?
    Allgemeines Nicken.
    Gut.“ Die Asari war froh diesen Punkt schnell angegangen und beinahe abgehakt zu haben. „Mister Coltrane, Sie und Ihre Leute werden die Ziele dann mitnehmen. Also: Unser Zugang befindet sich hier.“ Sie ließ den Tunneleingang aufleuchten, der zum Fahrstuhl führte. „Erwarteter Widerstand: moderat. Vermutlich Mechs. Die Söldner treffen wir im Innern an. Wichtig ist, dass wir die Kommunikation unterbrechen, sobald wir zuschlagen.“ Ihr Blick ging zu Lacan, der sich erhob und sein Omnitool bediente.
    Simpel. Ich habe ein Programm, dass Sie einsetzen können, sobald Sie eine Konsolenverbindung erreicht haben. Das System geht dann in einen Loop über und funkt sich quasi die ganze Zeit nur selbst an, ohne es zu merken.“ Er grinste über diese Vorstellung eines Systems, dass mit sich selbst ein Zwiegespräch führte und setzte sich.

    Danke, Pater. Also, wir gehen rein, unterbrechen die Kommunikation und nehmen den Lift nach oben. Wenn wir bis dahin nicht entdeckt sind, sind wir drin. Wenn wir maximales Glück haben, kriegen wir Sinclaire ohne Aufsehen zu erregen. In dem Fall brechen wir die Nebenmission ab und ziehen uns zurück.“ Die Testsubjekte würden im Notfall auch auf andere, nicht minder fragwürdige Weise, beschafft werden können.
    Ich hoffte, dass wir dicht an dem Gebirge landen könnten, irgendwo hier. Das erspart uns einen langen Fußweg“, sagte T’Saari und ließ einen Bereich aufleuchten, der etwa einen halben Kilometer von dem Fuß des Berges entfernt lag und nach einer flachen Senke aussah. „Wäre das möglich, oder ist die Fläche zu klein?“, wandte sie sich an die Schmugglerin.
    Ich bitte Sie, Commander“, sagte Charis laut und tat so, als habe die Frage sie beleidigt. „Sie sprechen mit der vermutlich besten Raumpilotin diesseits von Omega. Natürlich kriege ich das hin.“ Die Asari hatte dunkle Ringe unter den Augen, wirkte müde aber gut gelaunt. Sie lächelte auf ansteckende Art und Weise. Seeva lächelte nicht, nickte aber. „In Ordnung. Coltrane, wie viele Leute nehmen Sie mit?
    „Hmm“, brummte der Söldner. „Ich und Angel, dann würde ich sagen, dass sechs weitere Suns reichen. Zwei zum Absichern unten, der Rest kommt mit.“
    Gut. Ich lasse Ihnen Odessa unten. Such dir eine geeignete Position mit gutem Sichtfeld und bleib dort“, befahl sie der Attentäterin.
    Wie du wünscht“, schnurrte die Menschenfrau.
    „Acht Suns, van Zan, Odessa, Qatar, der Salarianer“, zählte Seeva ab. „Mich selbst und Sie, Miss Vale. Kriegt Ihr Schiff die alle aufgenommen?“
    Wird zwar ein bisschen kuschelig, aber nachdem ich neulich erst eine ganze Gruppe Nutten dort hatte…
    Coltrane lachte auf, Angel lehnte sich interessiert nach vorne.
    „Klingt nach einer guten Geschichte für den Flug, Vale“, grinste Coltrane. „Haben Sie denn auch Gefängniszellen?“
    Eine schmale Zelle ist da, ja. War wohl mal für Gefangene, ist jetzt aber ein Abstellraum“, antwortete Charis.
    Das wird reichen“, sagte Seeva. Der Flug würde kaum so viel Zeit in Anspruch nehmen, als das lange Verwahrungen von Nöten sein würden.
    Der Pater bleibt vermutlich hier. Wir sind, was technische Unterstützung angeht, also auf uns gestellt?“, fragte Qatar.
    Nicht ganz. Unser Kontakt von der STG ist ausgewiesener Tech-Spezialist“, erklärte die Asari. Gerade im Hinblick auf die Mechs würde er wohl gute Dienste leisten.
    „Ich rüste meine Leute mit Panzerbrechern und Disruptor-Munition aus“, sagte Coltrane. Seeva nickte.
    Irgendwelche Fragen?
    Wo werde ich sein?“, meldete sich Charis.
    Sie bleiben beim Schiff, halten Sie die Maschinen auf Stand-By. Können Sie kämpfen?
    Wenn ich es muss.
    Vielleicht werden Sie das. Ich hoffe aber, dass es nicht dazu kommt“, sagte der Commander. „Sonst noch Fragen?“ Sie schaute in die Runde. Jeder, abgesehen von Coltranes Suns, der nicht in diesem Raum war, war ein potenzieller Feind. Intime Fragen zur Operation wären jetzt zu stellen.

    Angel hatte ihre Zigarette ausgedrückt und zerpflückte ihre Schachtel auf der Suche nach einer weiteren. Charis, die ihrerseits rauchte, wurde von der Söldnerin angeschnorrt und reichte die Schachtel weiter. Qatar schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass für ihn alles klar sei. Ihr Blick wanderte zu van Zan und dem Doktor.


    Dr Huang Yingjun

    Innerlich gelangweilt, aber mit nach außen hin professioneller Miene lauschte Dr. Yingjun der Taktikbesprechung. Physische Konfrontationen waren noch nie sein Forte gewesen. Die Stärke des Geistes triumphierte immer über die des Körpers.
    Er hoffte inständigst nur, dass es ihnen während dieser Mission möglich sein würde, sowohl Sinclaire als auch die beiden anderen geforderten Exemplare einzusammeln. Es würde seine Forschungen in jedem Fall signifikant unterstützen.
    "Keine Fragen Miss T'Saari, vielen Dank." sprach er in gewohnt freundlichem Tonfall. Dann zog er eine Injektionspistole aus seinem Kittel und reichte sie van Zan.
    "Hier. Injizieren Sie das Miss Sinclaire in die Nackenregion. Es wird ihre Neuralfunktionen dämpfen und sie offen für simple Suggestion machen. Sprich, Sie können sie anweisen ihnen zu folgen, vorrauszugehen oder ähnliches. Auf ein Gespräch mit einem Außenstehenden sollten Sie es aber möglichst nicht ankommen lassen, es ist wirklich nur für simple, schnelle Dinge geeignet."
    Der Doktor griff in seine zweite Kitteltasche und holte mehrere Ladungen hervor. "Sobald die Dosis nachlässt, können Sie ihr eine weitere verabreichen. Aber passen Sie auf! Die Injizierung einer weiteren Dosis zu schnell nach der vorherigen kann zu einem Herzstillstand führen!"
    Auch mit seinen Utensilien war es ein heikles Unterfangen. Es schien, als musste auch er auf die Fähigkeiten seiner "Kameraden" vertrauen.

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    Zitat Zitat von eis engel Beitrag anzeigen
    "Es ging alles so schnell....ich habe kaum verstanden was überhaupt passiert.....da lagst du auch schon vor mir am Boden....blutend...."
    Sahenia schaute ihn an.
    "Mach dir keine Vorwürfe, Beyo. Du hättest nichts dagegen tun können." versicherte sie, weiter seine Hand haltend. Er wirkte nachdenklich.
    "Ich schätze nun haben wir definitiv noch etwas gemeinsam....ich bin dem Tod ja auch bereits mehr als nur einmal knapp von der Schippe gesprungen." bemerkte er anschließend mit einer bitteren Prise von Humor.
    Während ihre Blicke sich trafen hob er zögerlich seine freie, mechanische Hand und ließ zwei der Finger vorsichtig über ihre Wange gleiten.
    Sie zuckte ein wenig zusammen, als der kalte Stahl ihre Wange berührte. Augenblicklich krochen böse Erinnerungen in ihr hoch...
    Sie griff nach dieser mechanischen Hand, hielt sie einfach nur sachte fest, wollte sicher gehen, dass diese kalte Hand ihr nichts antat. Einen entschuldigend und gleichzeitig flehenden Blick traf den Turianer.
    "Du hast mich an einem seltsamen Zeitpunkt meines Lebens kennengelernt....." murmelte er leise und nachdenklich, während er seine mechanische Hand sinken ließ. Sie lächelte.
    Beyo wandte seinen Kopf, betrachtete die Quarianerin, die neugierig durchs Apartment streifte und all die hochmoderne Tech begutachtete.
    "Schön dass du jemand gefunden hast der dir dabei hilft zu heilen."
    Sahenia´s Blick folgte der Quarianerin, sie lächelte.
    "Ja, dass stimmt. Aber sie hilft nicht nur mir, auch ich möchte ihr helfen.... Sie ist auf Pilgerreise und sucht etwas von Wert..." sagte die Asari leise und erblickte eine Uhr, auf der 19:30 Uhr stand.
    Shit! Schon so spät?
    Sahenia sah zu Ju, die ebenfalls die Uhrzeit gesehen hatte und langsam Richtung Tür ging. Dann sah sie zu Beyo.
    "Entschuldige bitte, ich muss zurück ins Huerta Krankenhaus.." sagte sie leise und ein wenig traurig.
    Sahenia beugte sich etwas nach vorne, unter starken Schmerzen. Beyo bemerkte dies, kam ihr entgegen. Ihre Blicke trafen sich.
    Ein sanfter Kuss landete vorsichtig auf seiner Wange. "Ich brauch noch etwas Zeit... innerlich, wie äußerlich... Du weißt schon...." flüsterte sie ein wenig verlegen und blickte ihm dann tief in die Augen. Ihr Herz raste wie wild.
    "... aber wir werden uns bald wiedersehen. Versprochen!"....


    Beyo Vhan

    "Ich verstehe....schon okay."
    Als Reaktion auf den Kuss den sie ihm gab, lehnte er für einige wenige Momente seine Stirn an die ihre.
    "Ja....das nächste Mal komme ich dich besuchen."
    Egal wie der Prozess ausgehen würde, er würde mehr als bloß einen Tag dauern. Genügend Zeit um sie noch einmal zu sehen....mehr als einmal.
    "Vielen Dank dafür dass du auf sie aufpasst." sagte er dann beim Verabschieden an die Quarianerin gewandt. "Sollte ich etwas passendes für dich und deine Pilgerreise finden, melde ich mich bei dir." fügte er mit einem Lächeln hinzu.

    Kurz nachdem sie gegangen waren, musste der Turianer sich zuerst einmal hinsetzen und tief durchatmen. Es war immer noch kaum zu glauben was passierte. Und was das wohl für die Zukunft bedeutete.....war es ein Geschenk, ein Zeichen für eine bessere Zeit? Oder eher eine Strafe, das Wissen noch eine weitere Seele unglücklich zu machen, sobald er hinter Gitter wanderte?


    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Natsch Beitrag anzeigen
    Es war erleichternd zu hören, dass auf Dalans Arbeit alles soweit lief und sein Chef sowie seine Kollegen sich nicht von dem Medienrummel groß beeinflussen ließen. Das brachte Dalan wenigstens nicht wieder auf die schiefe Spur, sondern zeigte ihm, dass sein Weg doch nicht so vorherbestimmt war, wie er vorher oft behauptet hatte. Peyton stimmte das... zufrieden. Es war als würde das 'Projekt' einen Fortschritt machen und das wünschte sie dem jungen roten Turianer wirklich sehr.
    Über seine nachfolgenden Worte dachte sie einen Moment nach. Sie wusste nicht ob sie sich aktuell so stark in diese Familienangelegenheiten einbringen wollte. Die Verhandlung um Beyo, die Suche nach dem Großvater - es war für Peyton leichter einen neutralen Blick darauf zu werfen, wenn sie nicht ganz so stark darin involviert war. Außerdem hatte sie auch noch ihre eigenen Dinge und Probleme, die sie erledigen musste. Airell, ihr eigener verschwundener Vater, ihr Bruder... manches was sie bewegte, konnte der Turianer nicht einmal erahnen und da befand sich vielleicht auch dieses kleine Ungleichgewicht in ihrer Beziehung. Etwas was Adrian ihr aufgezeigt hatte. "Vielleicht..", begann sie daher nachdenklich und musterte Dalan. "Solltest du mit Lani zu deinem Vater gehen.", erklärte sie daher. "Ihr seid eine Familie und eine Familie sollte zusammenhalten. Sicher würde es deinem Vater gut tun, euch beide vorher nochmal zu sehen.", fuhr Peyton fort . "Und euch auch."


    Dalan Qin

    "Vielleicht hast du Recht...."
    Wenn er jetzt so darüber nachdachte, dann würde er ihr damit vielleicht ein wenig zu viel aufbürden. Und auch wenn er nach wie vor etwas angesäuert war wegen der Art und Weise, so musste er sogleich an die Worte von Peyton's Bruder denken. Und dass wahrscheinlich doch mehr Wahrheit in ihnen gelegen hatte, als er ursprünglich zugeben wollte.
    Sie hatte ihr eigenes Leben. Von welchem er nun ein Teil war, ja, aber das hieß nicht dass seine Probleme einen so großen Teil einnehmen sollten.
    "Ich danke dir trotzdem....und falls du auch bei irgendetwas Hilfe brauchen solltest....egal was es ist, ich bin da für dich."
    Er strich ihr über den Rücken und genoss für die nächsten Minuten einfach nur still ihre Nähe.

    Das Vibrieren seines Posteingangs ließ beide hochschrecken. Ein wenig verärgert stellte er sein Omni-Tool auf stumm, ohne zu schauen von wem die Nachricht kam.
    Jetzt jedoch waren sie beide wach. Und Pey hatte gesagt, dass sie die Nacht nicht hier verbringen wollte. Also war es wohl Zeit für den Abschied. Langsam lösten sich beide voneinander, standen auf und zogen sich an.
    Zuerst machte er noch Anstalten sie zur nächsten Haltestelle für öffentliche Transporter zu bringen, doch das war für den Moment offensichtlich zu viel, deshalb begnügte er sich mit der Haustür.
    "Es ist schön dass du da warst." hauchte er ihr zu, gab ihr einen Kuss und umarmte sie für einige Momente. "Wir sehen uns bald wieder, ja? Grüß Airell von mir....."
    Schließlich war er wieder alleine. Seufzend setzte ging er zurück rein und setzte sich auf das Sofa, auf welchem sie eben noch gemeinsam gelegen hatten. Nun hatte er ja eh nichts besseres zu tun, also öffnete er einfach seine Nachricht.
    Im nächsten Moment erschrak er, der Mund blieb ihm offen stehen. Die Nachricht war von seinem Großvater.....
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  8. #348
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen

    ,,Kanntest Du ihn?“, flüsterte Jane Olivia zu, während der Captain die Grabrede für Young hielt.
    ,,Meinst Du, ob ich ihn kannte oder … „kannte“?, antwortete sie, ohne den Kopf zu drehen.
    Jane verdrehte die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. Sie wusste, dass Olivia oft solche Andeutungen machte, um Nachfragen zu provozieren, aber solche Köder bei einer Raumbestattung auszuwerfen, war selbst für ihre Verhältnisse geschmacklos.

    Die gesamte Mannschaft mit Ausnahme der Diensthabenden der Funktionsbereiche hatte sich versammelt, um Abschied von Young zu nehmen. Die Stimmung war ebenso gedrückt wie feierlich; es war ihre soldatische Pflicht, dem Gefallenen auf seiner letzten Fahrt ebenso zur Seite zu stehen, wie auf jeder davor.
    Nach dem Captain sprach Macnab einige Worte als Youngs direkte Vorgesetzte. Routiniert, aber dennoch warmherzig nahm sie stellvertretend fürs ganze Korps Abschied und salutierte dem flaggenbedeckten Sarg, eine Geste, die von allen Anwesenden übernommen wurde. Die Hymne der Allianz erklang, als Youngs sterbliche Überreste zum Rücktransport auf die Erde verladen wurden. Mit einer Stimme ebenso würdevoll wie durchdringend, befahl Mitchell der Mannschaft, wegzutreten.

    *
    ,,Echt heftig, ich weiß wirklich nicht, wieso Du Dich zu so etwas freiwillig meldest“, resümierte Santos, nachdem sie und Olivia Jane mit vereinten Kräften alles über den Einsatz auf der Mufflon aus der Nase gezogen hatte.
    ,,Ich hätte das nicht gepackt, auf keinen Fall. Selbst bevor das Geballere anfing…“
    Die drei Frauen saßen auf Santos‘ Stube, stopften Süßkram in sich hinein und ließen nebenbei halbherzig eine Serie laufen, die Olivia als das nächste große Ding angepriesen hatte.
    ,,Keine Ahnung, wenn man erst einmal in so einer Scheiße steckt, passiert das meiste dann von allein. Irgendwie weißt Du dann, was zu tun ist“, versuchte Jane sich an einer Erklärung dessen, was sie während des Einsatzes getan hatte.
    ,,Ich meine, hätten wir Young einfach da liegen lassen sollen?“
    ,,Nein, das meinte ich auch nicht!“, gab Santos zurück und schüttelte energisch den Kopf. ,,Ich sage nur, dass ich nicht das Zeug dazu gehabt hätte. Mir wird schon fast schlecht, wenn ich höre, was Du erzählst. Für mich das nichts.“

    Jane hielt inne und betrachtete einen Moment das sinnentleerte Drama auf dem Bildschirm. Sie hatte schon lange den Faden verloren, aber sie konnte ihre Augen dort parken, während sie nachdachte. Auch wenn es die Technik und das Equipment gewesen waren, die sie zur Allianz geführt hatten, waren die Einsätze im Feld, auch die richtig gefährlichen, für sie immer ein wichtiger Teil ihres Jobs gewesen. Wenn sie darüber nachdachte, würde es ihr fehlen, mit einem Trupp loszuziehen und … Dinge zu erleben und zu machen.

    ,,Ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit sinnvoll und wichtig ist, wenn ich auf so einem Einsatz bin“, sprach sie aus, was ihr durch den Kopf ging.
    ,,Ich trage dazu bei, den Auftrag zu erfüllen, den der Trupp bekommt. Ich meine, ihr macht das ja auch, indem ihr diesen Kahn am Laufen haltet und so, aber ich habe ja vorher nie auf einem Schiff gedient. Vielleicht ist es das gleiche Gefühl, versteht Ihr? Etwas beigetragen zu haben.“

    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Alle schienen der Frage nachzugehen, was ihnen ihr Job bei der Allianz gab. Plötzlich lehnte sich Olivia an Jane an und legte eine Arm um sie.

    ,,Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast“, sagte sie und nickte bestätigend.
    ,,Absolut. Und wenn es nur dafür gut ist, dass ich nicht so oft mit raus muss!“, ergänze Santos und grinste.


    Die Crew der Columbia ging mit professioneller Geschäftigkeit wieder in ihren Dienstalltag über. An Bord herrschte gerade in den ersten zwei Tagen eine gedrücktere Stimmung. Es wurde nicht einmal nach Feierabend gelacht und Fraser fiel auf, dass die Marines immer den Platz in der Kantine freiließen, auf dem Young zuvor mit ihnen gegessen hatte. Die letzte Ehre war ein würdevoller, zeremonieller Akt gewesen, bei dem auch Fraser und seine Truppe anwesend waren, in die Standarduniform der Allianz gekleidet, schweigend, in der hintersten Ecke. Der Schotte sah die beherrschten Mienen von Youngs Kameraden. Niemand weinte, doch er wusste, dass ihnen in ihrem Innern dazu zumute war. Er selbst hatte im Laufe seiner vielen Dienstjahre bereits viermal einen Kameraden beisetzen müssen. Es war nie leicht, es wurde auch niemals leichter. Keiner gewöhnte sich daran, wenn ein Mitglied der Gemeinschaft, des Clans, der Familie – nicht verbunden durch Blut, sondern Geist und Zeit miteinander – plötzlich aus dem eigenen Leben verschwand. Die bittere Ironie war, dass Fraser davon überzeugt war, Youngs Tod hätte verhindert werden können, wenn Captain Mitchells Ego nicht obsiegt und er Fraser und sein Team mit auf die Mufflon gesandt hätte.
    Youngs Tod bedeutete aber, dass eine Position im Trupp vakant war und Ersatz hergeschafft werden musste. Von Mitchell, der in diesen Tag noch lakonischer wirkte, wurde ihm mitgeteilt, dass man den Wechsel von Nix und dem neuen SF-Mitglied mit dem Aufstocken der Marines verbinden würde.

    *

    „Außenposten Hyperion“ schwebte schwerelos nur etwa zweihundertsiebzigtausend Klicks neben dem Portalzugang zum Armstrong-Nebel. Es war eine militärische Anlage, abgeschirmt und nur mit einer kleinen Beobachtungscrew besetzt. Die Columbia steuerte die Station an, nachdem Mitchell mit dem Oberkommando die Übergabe eines neuen Marines und den Abtransport Youngs veranlasst sowie eine lange Befragung zu dem Vorfall über sich ergehen lassen hatte. Wer den Ping der Station empfing und sie so finden und anfliegen konnte, sah ab einer gewissen Entfernung einen silbernen Splitter mitten im All. Hyperion war langgezogen und spitz wie eine Messerklinge, von der Architektur, wie sie eher bei den Batarianern zu finden war. Vielleicht erforderte die Nähe zu Terminus dieses Aussehen.

    Die Columbia dockte an, Mitchell als Captain, Fraser und Macnab als die Vorgesetzten der Neuen und Neumann als Macnabs Attaché betraten die Basis über einen sterilen Korridor. Nix verabschiedete sich von seinen Kameraden und würde mit den Überresten Youngs später übersetzen.
    Die Bewohner der Station zeigten sich enttäuscht, dass hier bloß eine Übergabe stattfinden und etwas Treibstoff aufgestockt werden sollte, ehe die Reise weiterging.
    Sie können sich nicht vorstellen, wie langweilig es hier manchmal sein kann“, sagte der Stationskommandant, ein Mann der wohl nur noch ein paar Jahre bis zum DZE hatte. Die Neuen wurden in einer der Eingangshallen begrüßt.

    Das Erste, was Fraser dachte, als er sein neues Mitglied sah, war „Fuck“. Nicht im positiven Sinne. Die Frau stand da wie eine Statue ihrer selbst. Pfeilgerade, den Blick panzerbrechend geradeaus gerichtet, das Kinn gehoben, die Hände hinter dem Rücken und in einer Uniform, die so blau strahlte, als habe sie sie gerade eben erst bekommen. Im Gegensatz zu ihr wirkte Fraser, als habe er ein vierwöchiges Durchschlagmanöver hinter sich.

    Der Schotte beachtete die nicht, sondern stellte sich vor den Mann, der sie begleitete und salutierte. Major Desmond Miles war ein altgedientes Mitglied der Allianz und stand im Ruf der beste Kandidat für die Aufnahme in die Spectre gewesen zu sein, ehe Commander Shepard – auch von der Truppe – diesen Posten besetzt und mit Bravour ausgefüllt hatte.
    Stehen Sie bequem, Captain“, sagte der Soldat streng und begrüßte höflich die anderen Anwesenden. Dann wandte er sich wieder an Fraser.
    Ensign Ceres“, stellte er die Frau an seiner Seite vor, die noch immer ohne mit der Wimper zu zucken dastand. „Stehen Sie bequem, Sergeant.
    Danke, Sir“, sagte sie und wandte sich zu Fraser, um zu salutieren. Fraser starrte sie säuerlich an, aber die soldatische Ehre gebot es, den Gruß zu erwidern.
    Major, darf ich Sie kurz sprechen?

    Die beiden Männer entfernten sich ein Stück, dann sagte Fraser mit gedämpfter Stimme: „Sir, bei allem nötigen Respekt, aber… wieso sie?
    Kennen Sie sie etwa, Captain?“, sagte Miles, obwohl er die Antwort sehr wohl kannte.
    Nein, aber…
    Fraser… Das ist nicht Ihr Ernst.
    Sir, es ist erwiesen, dass Frauen in den Streitkräften…
    …dieselben Leistungen bringen, wie Männer. Die Allianz steht jedem Geschlecht offen gegenüber, ebenso wie auch eine Waffe keinen Unterschied zwischen Mann, Frau oder anderen sexuellen Identitäten macht, Captain. Frauen haben sich in der kurzen Geschichte unseres Militärs mehrmals deutlich hervorgetan. Muss ich Sie an ein paar prominente Beispiele erinnern?
    Sir, nein, Sir, aber…
    Schluss damit! Ich weiß um Ihren Eifer für die Allianz, Fraser, aber mit solchen Aussagen an falscher Stelle… das kann Sie schnell mehr als nur den Dienstrang kosten.
    Fraser atmete schwer aus.
    Scheiße, sie sieht aus wie ein Frischling.“ Major Miles schaute zu der Frau, die sie aufmerksam aber mit respektvollem Abstand aus haselnussbraunen Augen anschaute. Um ihre Nase kräuselte sich ein Fältchen. Vermutlich konnte sie die Haltung des Schotten erahnen, weshalb sie sich diese winzige Entgleisung erlaubte.

    Wer ist sie?“, sagte Fraser resignierend. Der Major lächelte mit einem strahlenden Gebiss ebenmäßiger Zähne. „Ensign Lea Alejandra Ceres, kommt aus dem Feuerteam Cherokee. Beeindruckende Karriere, was sich in ihrem Rang widerspiegelt. Kommt aus ärmlichen Verhältnissen, aus Cartagena. Sie geriet schnell auf die schiefe Bahn. Dann hieß es nach mehreren kurzen Aufenthalten im Jugendknast irgendwann: Armee oder Gefängnis. Sie entschied sich für zweiteres – zu ihrem Glück und zu unserem. Die Allianz hat mit Sergeant Ceres einen echten Glücksgriff. Natürliche Biotik, schnelle Auffassungsgabe, höchste Motivation. Selbst unter unseren Leuten versucht sie immer die beste zu sein.
    Fraser tat so, als würde ihn die Geschichte nicht beeindrucken. Sie hatte sicherlich nicht in den Minen geschuftet.
    Studium an der Allianz-Militärakademie, Truppenpraktikum bei den Höllenspringern im ersten Quartal…“, fuhr der Major seine Lobeshymne fort. Fraser atmete erneut durch, worauf der Soldat innehielt und sagte: „Steht ohnehin alles hier“ und ihm eine verschlüsselte Datei mit den Fakten zu Ceres übergab. „Passen Sie gut auf sie auf. Sie ist eines unserer Nachwuchstalente und wird vermutlich noch vor ihrem Vierzigsten einen höheren Rang bekleiden als ich.“ Fraser hatte den Drang, sich zu übergeben. Dann salutierte er.

    Sir, es ist mir eine Ehre unter einem Mann mit Ihrer Erfahrung zu dienen“, eröffnete Ceres das Gespräch. Die Schräge ihres blauen Baretts, das locker auf ihrem rabenschwarzen Haar saß, zeichnete eine pedantisch genaue Linie. Sie lächelte, als habe sie gerade einen tollen neuen Job in einer schicken Anwaltskanzlei oder sonst etwas, was mehr "fancy" war als das hier begonnen.
    Schon gut“, murrte der Schotte. „Schnappen Sie sich Ihre persönliche Ausrüstung. Ihre Waffen und Panzerung werden von Corporal Russo abgeholt und in die Waffenkammer gebracht.
    Ceres packte einen schwer aussehenden Seesack und schulterte ihn problemlos.
    Bereit zum Dienst“, sagte sie. Fraser seufzte heimlich.
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  9. #349
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    „Heute ist der Tag, der von einem großen Teil der Bürger der Station seit Wochen erwartet wird. In einer beispiellosen Schnellvorbereitung hat die Strafverfolgung, repräsentiert durch Staatsanwalt Kim van der Vliet, die Anklage vorbereitet, welche heute am ersten Prozesstag gegen den ehemaligen C-Sicherheitsagenten Beyo Vhan durch Richter Edgar Wilkens verlesen werden wird.
    Wir stehen hier direkt vor dem Gerichtsgebäude, wo C-Sec Agenten aus sämtlichen Bezirken in Hunderterstärke herbeordert wurden um mögliche Unruhen einzudämmen. Tatsächlich haben sich mehrere Gruppen eingefunden um zu demonstrieren und den Prozess via Livestream mitzuverfolgen. Zuschauer wurden im Gerichtssaal für die Verhandlung nicht zugelassen. Während ein Großteil der Demonstranten eine Verurteilung fordert, gibt es tatsächlich auch Sympathisanten des Turianers. Bislang gab es noch keine Zusammenstöße.“


    ***

    „Zurücktreten! Bitte machen Sie den Weg frei!“ Wilkens griff nach seinem Hut und stieg aus dem Wagen. Einige Sicherheitsleute schirmten ihn bereits vor der Meute der Reporter ab. „Keinerlei Kommentare zu der Verhandlung! Bitte lassen Sie den Herrn Vorsitzenden vorbei!“
    Er selbst tat so als würde er sämtliche Fragen gar nicht erst hören. In seiner gesamten, jahrzehntelangen Laufbahn hatte er den Aasgeiern von der Presse nicht eine Minute seiner Zeit geschenkt.
    Dass sie es nach so langer Zeit immer noch hartnäckig versuchten zeugte entweder von großer Ausdauer oder noch größerer Dummheit.

    „Herr Staatsanwalt.“ Mit professioneller Miene schüttelte er van der Vliet die Hand. Dann warf er sich seine Richter-Robe über. „Wir warten noch auf einige Jury-Mitglieder, aber die sollten bald da sein.“ sagte einer der Protokollanten zu ihm.
    „Fehlt sonst noch wer?“ fragte Wilkens und blickte auf seine altmodische Uhr. „Nun, also…..Octarian Nacus, Vhan‘s Verteidiger ist zwar da…..aber von Vhan selbst haben wir bisher noch nichts gesehen.“
    Der Richter zog eine Augenbraue hoch. An seinem eigenen Prozess zu spät kommen? Das würde seiner Sache nun wirklich nicht zuträglich sein.

    ***

    „<Dankbar> Vielen Dank Schatz. Das war wirklich nett von dir.“
    „<Verlegen> Nicht dafür Schatz. Dafür bin ich doch da.“
    Behäbig bewegte Pekkena sich aus dem gemeinsamen Skycar und schlurfte in Richtung des Gerichtgebäudes.

    „<Seufzend> Ist das wirklich notwendig? Sie wissen doch dass Elcor keine Handfeuerwaffen benutzen können.“
    „Verzeihung….Ma‘am. Gleiche Regeln für alle.“ stotterte der Sicherheitsbeamte an der Schleuse, ein kleingewachsener Mensch, der offensichtlich noch sehr grün hinter den Ohren war und dem es sehr unangenehm war, ihren massigen Körper mit seinem Scanner zu kontrollieren.

    „<Höflich> Einen schönen guten Tag zusammen.“ begrüßten Pekkena die restlichen Jury-Mitglieder, welche bereits auf der Bank Platz genommen hatten. Diese sahen sie sichtlich irritiert an. Mit einer Elcor hatten sie hier wohl am wenigsten gerechnet.
    „<Unangenehm berührt fragend> Wäre es wohl möglich dass sie noch etwas mehr zusammenrücken könnten?“
    Mit Mühe und Not fand sie auch noch Platz, nachdem ihrer Bitte entsprochen wurde.

    ***

    „Was soll das heißen, *nicht erreichbar*?“ „Das heißt genau das, was ich Ihnen sage.“ erwiderte Octarian Nacus trocken. „Wie können Sie davon erzählen und dabei hier so ruhig sitzen?“ knurrte Wikonias mit knirschenden Zähnen. „Was erwarten Sie von mir? Meine Aufgabe ist es, den jungen Herrn Vhan als Anwalt zu vertreten, nicht ihn dazu zu bewegen, zu seinem eigenen Gerichtstermin zu erscheinen.“ „Das kann doch nicht wahr sein.“
    Mit einem nervösen Blick auf die Uhr wählte er die Nummer seines Neffen und klingelte an. Doch niemand ging ran.
    „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein…..nein, das würde er nicht tun…..“
    Nebenbei warf er einen Blick auf die restlichen Anwesenden im Gerichtssaal. Er bemerkte die zusehende Irritation und Unruhe über das Fernbleiben des Angeklagten. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und wurde noch nervöser.
    „Ach, Geister nochmal!“
    Ohne groß nachzudenken stürmte er aus dem Gerichtssaal, rannte dabei fast einen darüber fluchenden Wachmann um.
    Hektisch sah er sich auf den Bänken vor dem Saal um, auf dem diverse, vorgeladene Personen warteten.
    „Bitte! Jemand muss - !“
    Sein Blick fiel auf eine blonde Menschenfrau. Ihre strengen, grünen Augen fixierten ihn mit irritiertem Blicke. Auch wenn er sie noch nicht zuvor persönlich gesehen hatte, wusste er sofort wen er vor sich hatte.
    „Miss Ilias? Miss Hanna Ilias, Sie sind es, oder? Bitte, mein Name ist Wikonias Vhan, ich bin Beyo‘s Onkel, und - “
    Alleine diese Information war wahrscheinlich genug um für Skepsis zu sorgen, doch er ließ sich nicht beirren.
    „Beyo ist bisher noch nicht aufgetaucht und reagiert auf nichts! Ich bin mir sicher, dass er bei sich Zuhause ist und bloß nicht…..egal, die Zeit drängt! Sind Sie mit einem Wagen hier? Könnten Sie mich zu ihm bringen? Bitte, sonst beginnt die Verhandlung noch ohne ihn!“
    Wieso das eine Katastrophe wäre musste er wohl nicht erklären.
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  10. #350
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    „Heute ist der Tag, der von einem großen Teil der Bürger der Station seit Wochen erwartet wird. In einer beispiellosen Schnellvorbereitung hat die Strafverfolgung, repräsentiert durch Staatsanwalt Kim van der Vliet, die Anklage vorbereitet, welche heute am ersten Prozesstag gegen den ehemaligen C-Sicherheitsagenten Beyo Vhan durch Richter Edgar Wilkens verlesen werden wird.
    Wir stehen hier direkt vor dem Gerichtsgebäude, wo C-Sec Agenten aus sämtlichen Bezirken in Hunderterstärke herbeordert wurden um mögliche Unruhen einzudämmen. Tatsächlich haben sich mehrere Gruppen eingefunden um zu demonstrieren und den Prozess via Livestream mitzuverfolgen. Zuschauer wurden im Gerichtssaal für die Verhandlung nicht zugelassen. Während ein Großteil der Demonstranten eine Verurteilung fordert, gibt es tatsächlich auch Sympathisanten des Turianers. Bislang gab es noch keine Zusammenstöße.“


    ***

    „Zurücktreten! Bitte machen Sie den Weg frei!“ Wilkens griff nach seinem Hut und stieg aus dem Wagen. Einige Sicherheitsleute schirmten ihn bereits vor der Meute der Reporter ab. „Keinerlei Kommentare zu der Verhandlung! Bitte lassen Sie den Herrn Vorsitzenden vorbei!“
    Er selbst tat so als würde er sämtliche Fragen gar nicht erst hören. In seiner gesamten, jahrzehntelangen Laufbahn hatte er den Aasgeiern von der Presse nicht eine Minute seiner Zeit geschenkt.
    Dass sie es nach so langer Zeit immer noch hartnäckig versuchten zeugte entweder von großer Ausdauer oder noch größerer Dummheit.

    „Herr Staatsanwalt.“ Mit professioneller Miene schüttelte er van der Vliet die Hand. Dann warf er sich seine Richter-Robe über. „Wir warten noch auf einige Jury-Mitglieder, aber die sollten bald da sein.“ sagte einer der Protokollanten zu ihm.
    „Fehlt sonst noch wer?“ fragte Wilkens und blickte auf seine altmodische Uhr. „Nun, also…..Octarian Nacus, Vhan‘s Verteidiger ist zwar da…..aber von Vhan selbst haben wir bisher noch nichts gesehen.“
    Der Richter zog eine Augenbraue hoch. An seinem eigenen Prozess zu spät kommen? Das würde seiner Sache nun wirklich nicht zuträglich sein.

    ***

    „<Dankbar> Vielen Dank Schatz. Das war wirklich nett von dir.“
    „<Verlegen> Nicht dafür Schatz. Dafür bin ich doch da.“
    Behäbig bewegte Pekkena sich aus dem gemeinsamen Skycar und schlurfte in Richtung des Gerichtgebäudes.

    „<Seufzend> Ist das wirklich notwendig? Sie wissen doch dass Elcor keine Handfeuerwaffen benutzen können.“
    „Verzeihung….Ma‘am. Gleiche Regeln für alle.“ stotterte der Sicherheitsbeamte an der Schleuse, ein kleingewachsener Mensch, der offensichtlich noch sehr grün hinter den Ohren war und dem es sehr unangenehm war, ihren massigen Körper mit seinem Scanner zu kontrollieren.

    „<Höflich> Einen schönen guten Tag zusammen.“ begrüßten Pekkena die restlichen Jury-Mitglieder, welche bereits auf der Bank Platz genommen hatten. Diese sahen sie sichtlich irritiert an. Mit einer Elcor hatten sie hier wohl am wenigsten gerechnet.
    „<Unangenehm berührt fragend> Wäre es wohl möglich dass sie noch etwas mehr zusammenrücken könnten?“
    Mit Mühe und Not fand sie auch noch Platz, nachdem ihrer Bitte entsprochen wurde.

    ***

    „Was soll das heißen, *nicht erreichbar*?“ „Das heißt genau das, was ich Ihnen sage.“ erwiderte Octarian Nacus trocken. „Wie können Sie davon erzählen und dabei hier so ruhig sitzen?“ knurrte Wikonias mit knirschenden Zähnen. „Was erwarten Sie von mir? Meine Aufgabe ist es, den jungen Herrn Vhan als Anwalt zu vertreten, nicht ihn dazu zu bewegen, zu seinem eigenen Gerichtstermin zu erscheinen.“ „Das kann doch nicht wahr sein.“
    Mit einem nervösen Blick auf die Uhr wählte er die Nummer seines Neffen und klingelte an. Doch niemand ging ran.
    „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein…..nein, das würde er nicht tun…..“
    Nebenbei warf er einen Blick auf die restlichen Anwesenden im Gerichtssaal. Er bemerkte die zusehende Irritation und Unruhe über das Fernbleiben des Angeklagten. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und wurde noch nervöser.
    „Ach, Geister nochmal!“
    Ohne groß nachzudenken stürmte er aus dem Gerichtssaal, rannte dabei fast einen darüber fluchenden Wachmann um.
    Hektisch sah er sich auf den Bänken vor dem Saal um, auf dem diverse, vorgeladene Personen warteten.
    „Bitte! Jemand muss - !“
    Sein Blick fiel auf eine blonde Menschenfrau. Ihre strengen, grünen Augen fixierten ihn mit irritiertem Blicke. Auch wenn er sie noch nicht zuvor persönlich gesehen hatte, wusste er sofort wen er vor sich hatte.
    „Miss Ilias? Miss Hanna Ilias, Sie sind es, oder? Bitte, mein Name ist Wikonias Vhan, ich bin Beyo‘s Onkel, und - “
    Alleine diese Information war wahrscheinlich genug um für Skepsis zu sorgen, doch er ließ sich nicht beirren.
    „Beyo ist bisher noch nicht aufgetaucht und reagiert auf nichts! Ich bin mir sicher, dass er bei sich Zuhause ist und bloß nicht…..egal, die Zeit drängt! Sind Sie mit einem Wagen hier? Könnten Sie mich zu ihm bringen? Bitte, sonst beginnt die Verhandlung noch ohne ihn!“
    Wieso das eine Katastrophe wäre musste er wohl nicht erklären.


    Schlecht gelaunt zog Hanna den Pappbecher aus dem Kaffee-Automaten, der im Flur des Citadel-Gerichts stand und Varianten aller möglichen Heißgetränke für diverse Spezies enthielt. Es sollte das Warten etwas erträglicher machen, aber es würde wohl ewig dauern, bis es losging. Draußen vor dem Gerichtsgebäude konnte man rauchen, im Innern galt ein stricktes Verbot, was die zumeist turianischen Gerichtsdiener auch durchzusetzen vermochten.

    Hanna setzte sich auf eine Bank in elegantem Design. Der Stahl der Citadel, wenn es denn überhaupt Stahl war, ließ sich kunstvoll schwingen, sodass die Sitzfläche eins mit der Wand war. Generell strahlte das Gerichtsgebäude in einem wunderbaren Mix aus Tradition und Moderne, mit hellen Farben und Symbolen der Gerichtsbarkeiten aller Ratsvölker. Am Ende des Ganges stand eine überlebensgroße Statue, die eindeutig vom Planeten Thessia stammte und eine altertümliche Form der Justikarinnen darstellte. Diese Asari-Kriegerinnen waren mehr Legende als Realität und lebten nach ihrem eigenen Kodex. Hanna hatte noch nie eine gesehen und hielt sie – trotz anderer Berichte im Extranet und der Polizeidatenbank – für Fiktion oder lange ausgestorben. Den Templer-Orden gab es schließlich auch nicht mehr und der wäre vergleichsweise jung.

    Im Flur im zweiten Stock wiederum konnte man ein Bild, groß wie ein Scheunentor begutachten, das von der Erde stammte. Farbenprächtig zeigte es Justitia mitsamt Augenbinde, Schwert und Waage. Hanna hatte keine Ahnung von Kunst, aber das Bild gefiel ihr, auch wenn sie es sich niemals in die eigene Wohnung hängen würde – oder könnte.

    Das Klacken von hohen Absätzen über etwas, was Marmor sehr ähnlich sah, hallte durch den Gang. Der Kaffee schmeckte recht gut, besser als das Zeug vom Revier und schlechter als in einem richtigen Café. Trotzdem war sie unzufrieden. Dieser Prozess war eine Pflichtveranstaltung und hielt sowohl sie als auch ihren temporären Partner davon ab, den Fall weiterzuverfolgen. Das öffentliche Interesse war tatsächlich so groß, wie befürchtet, auch wenn Hanna wirklich daran zweifelte, dass es zu Gewalt käme. Außer, Beyo Vhan würde in allen Anklagepunkten freigesprochen und eine flammende Rede auf den Treppen des Gerichts halten, dass die Gerechtigkeit gesiegt habe, blabla. Der Kerl war schuldig wie die Hölle und der Umstand, dass ihn bisher keiner gesehen hatte, untermalte das. Vielleicht hatte er beschlossen das Urteil selbst in die Hand zu nehmen und sich eine Kugel durch den Kopf gejagt, aber Hanna bezweifelte, dass er dazu die Courage besaß.

    Sie trank den Kaffee aus, zerknüllte den Becher und warf ihn in einen der zweidutzend Mülleimer im Gang, strich ihr graues Jackett glatt und setzte sich wieder. Für den Prozess trug sie ein unauffälliges Grau, ein weißes Hemd, schwarze Stiefeletten und keinerlei Anzeichen dafür, dass sie ein Cop war. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt gebunden, die vielen Ohrringe blitzen silbrig im kühlen Licht der Deckenbeleuchtung. Sie überlegte gerade, wo sie wohl rauchen könne, ohne dass Beyo-Fans oder Feinde oder ein Reporter sie abfangen und belagern könnte, als ein gehetzt wirkender Turianer auf sie zustürmte. Sie hatte ihn schon vorher brabbeln hören, jetzt steuerte er direkt auf sie zu. Hanna seufzte und verfluchte sich dafür, nicht schon früher ihrer Sucht gefrönt zu haben. Die Irren kamen immer zu ihr. Und dieser spezielle Irre kannte sie sogar.

    Toll, sein Onkel“, knurrte die Blondine, als der Kerl namens Wikonias und dem verheißungsvollen Nachnamen Vhan einen Schwall an Gerede über sie ergoss. Und wie sein Neffe bestand Wikonas aus Übersprungshandlungen und kruden Anfragen.
    Mister Vhan“, sagte Hanna geduldig und hob eine Hand. Es fühlte sich seltsam an das zu jemand anderem als Beyo zu sagen, obwohl die Ähnlichkeit selbst für turianische Verhältnisse frappierend war. „Ich bin mir sicher, dass Ihr Neffe seine Gründe hat. Um ehrlich zu sein überrascht es mich kaum. Ich hatte ihm bei unserem letzten Zusammentreffen eingeschärft, dass er zu seiner Verantwortung stehen sollte. Stattdessen zeigt sich jetzt sein wahrer Charakter: der eines Feiglings.“ Die Worte waren vielleicht etwas hart, aber das, was Hanna empfand. Vhan hatte beim letzten Gespräch so ernsthaft daran interessiert geklungen, einmal das Richtige zu tun.
    Tut mir leid, Sir, aber was soll ich machen?
    Shepard Commander ist offline

  11. #351
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    Waiho ahau anake

    "Ich habe dir noch eine Suppe gemacht, der Topf..."
    "Dad!"
    "...steht hinten in der Kammer. Das sollte ja für ein paar Tage reichen."

    Rebecca rollte mit den Augen. Dass ihr Vater extra für sie noch etwas gekocht hatte, damit sie in den nächsten zwei Wochen etwas Warmes zu Mittag essen konnte, war einerseits total lieb von ihm und gleichzeitig völlig unnötig. "Das wäre echt nicht nötig gewesen, ich werde schon nicht verhungern. Buuuiieeeh! Ich esse Menschenfleisch! Fuck off!"
    Er schaute seine Tochter mit gehobener Augenbraue an. "Hast du nicht gesagt, du kannst nicht mehr richtig kochen?"
    "Jaah...schon...aber ein paar Kleinigkeiten kriege ich noch hin. Oder zur Not bestelle ich mir halt eine Pizza...und Fisch! Ich esse Fisch! Fisch! F-f-f-fuck off! Flamingo!"
    Nun lachte ihr Vater auf. "Als ob du zwei Wochen lang nur Pizza isst."
    Ihr entfuhr ein Seufzen, weil er natürlich Recht hatte. "Trotzdem danke", grinste Rebecca und gab sich geschlagen. Es behagte ihr nicht, wenn er sich nur wegen ihr Umstände machte und sei es nur, indem er ihr eine Suppe kochte. Aber er hatte recht, so hatte sie konnte sie zumindest für ein paar Tage eine ordentliche Mahlzeit zu essen und musste nicht ausschließlich von Fertigkost leben.
    "Denk daran die Blumen zu gießen!", erinnerte ihre Mutter sie und schob ihren Koffer in den Flur, ehe sie sich ihre Jacke griff. "Wir sind bis übernächsten Mittwoch weg und kommen dann am Donnerstag wieder. Es wird wahrscheinlich sehr spät, du brauchst nicht auf uns zu warten. Falls irgendetwas sein sollte, ruf uns einfach an, ja?"
    "Mach ich. Fuck off! Buuuiieeeh!" Rebecca schaute zu, wie sich ihre Eltern in wetterfeste Kleidung hüllten und ihr Reisegepäck zur Tür brachten. Die dicken Jacken und Schals würden sie bei ihrer Ankunft in Nairobi nicht mehr brauchen, doch hier in Neuseeland brachte das letzte, verzweifelte Aufbäumen des Winters eiskalten Wind und vereinzelt auch starke Regenschauer über die Insel.
    "Also, mach's gut, Rebecca", verabschiedete sich ihr Vater und bekam von seiner Tochter auch direkt eine Umarmung.
    "Bis dann, Dad! Mom..."
    Ihre Eltern traten mit ihren Reisekoffern nach draußen in die Kälte und machten sich rasch daran, ihr Gepäck in ihren SUV einzuladen, als die ersten Regentropfen einen weiteren Schauer ankündigten. Rebecca blieb in der Tür stehen und schaute ihnen mit gemischten Gefühlen zu.
    Einerseits gönnte sie ihren Eltern einen schönen Urlaub im fernen Afrika. Nicht nur, weil es dort deutlich wärmer als hier sein würde, vor allem ihre Mutter würde dort hoffentlich ein wenig Ruhe von ihrer Arbeit finden. Doch andererseits bedeutete die Abreise ihrer Eltern nun, dass sie die nächsten zwei Wochen alleine zuhause sein würde.
    Denn Amaia wohnte nun seit einer Weile wieder bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Die Entscheidung war keine große Überraschung für Rebecca gewesen, immerhin hatte die Māori nicht ewig bei den Eltern ihrer besten Freundin leben wollen. Und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass ihr Streit mit Amaia diese Entscheidung beschleunigt hatte. Da sie zusammen im selben Haus gewohnt hatten, war es nicht möglich gewesen, sich aus dem Weg zu gehen und sie hatten sich eigentlich weiterhin normal unterhalten. Doch Rebecca hatte deutlich gespürt, dass etwas zwischen ihnen anders war, dass sich etwas verändert hatte. Und nun, wo ihre beste Freundin wieder ausgezogen war, hatten sie sich schon seit über einer Woche nicht mehr gesehen. Selbst Nachrichten hatten sie sich kaum noch geschrieben.
    Die vergangenen Tage hatten Rebecca genügend Ablenkung verschafft, um nicht zu sehr an Amaia denken zu müssen. Ihr Bruder Damien war nämlich zusammen mit seiner Frau Astrid und seinem zweijährigen Sohn Lars für eine Woche zu Besuch gewesen. Und tatsächlich hatte das Wiedersehen mit ihrem Bruder Rebecca für eine ganze Weile auf ganz andere Gedanken gebracht. Da er mit seiner Familie in Dänemark lebte und mit dem Kleinen und seinem Job genug zu tun hatte, sahen sich die beiden Geschwister mittlerweile kaum noch und entsprechend hatte sich Rebecca über den Besuch gefreut. Vor allem der kleine Lars, den sie zuletzt vor über einem Jahr gesehen hatte, als er noch ein kleines Baby gewesen war, schaffte es im Alleingang, ihre trübseligen Gedanken an ihre beste Freundin für eine Weile verblassen zu lassen.
    Lautstark und mit einer schier unerschöpflichen Neugierde war Lars durch das ganze Haus gerast und hatte in den wenigen Tagen, die er hier gewesen war, eine ganze Menge Unfug angestellt. Besonders süß war es, wie er Rebecca immer 'Dande Begga' nannte und darüber hinaus auch immer sehr viel Spaß dabei hatte, ihr bei ihren Tics zuzuschauen, wenn sie unwillkürlich ihr Gesicht verzog oder ungewollte Laute von sich gab.
    Doch so völlig unbeschwert war der Besuch auch nicht gewesen, denn Astrid hatte mehr als einmal ihr Missfallen über Rebeccas Tics geäußert und tat sich offenbar schwer damit zu verstehen, was genau es mit der Krankheit ihrer Schwägerin auf sich hatte. Vor allem Rebeccas Eltern waren alles andere als glücklich über die subtilen Anfeindungen der Schwiegertochter gewesen. Zwar hatten sie alle versucht, den Frieden zu wahren, doch es hatte die Stimmung dennoch merklich beeinträchtigt. Und natürlich wurde Rebecca dabei die ganze Zeit an Madison erinnert. Als Damien und seine Familie schließlich abgereist waren, hatte eine spürbare Anspannung in der Luft gelegen.
    Nach Amaia und ihrem Bruder und seiner Familie stand Rebecca nun das dritte Mal in kurzer Zeit an der Tür und sah jemandem hinterher, der sie hier zurückließ. Und obwohl ihre Eltern nur zwei Wochen unterwegs sein würden, spürte sie dennoch einen Knoten in ihrer Brust. Als der Wagen ihrer Eltern die Einfahrt hinabrollte, winkte sie ihrer Mutter und ihrem Vater noch einmal kurz zu, ehe sie sich umwandte und die Haustür wieder schloss.
    Plötzlich herrschte im Haus eine fast schon beängstigende Stille, nur durchbrochen von einem leisen "Buuuiieeeh!" von Rebecca. Sie hätte alles dafür gegeben, um nicht alleine sein zu müssen, doch gleichzeitig war ihr klar, dass es wohl nicht mehr viele Leute gab, die ihre Gesellschaft schätzten. Wenn sich selbst Amaia von ihr abwandte, gab es wohl niemanden mehr, mit dem sie Zeit verbringen konnte.
    Mit einem schweren Seufzen schleppte sich Rebecca wieder die Treppe nach oben in ihr Zimmer, um dort wie die ganzen letzten Monate alleine herumzusitzen und zu versuchen, die Zeit irgendwie herumzukriegen. Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis die Dinge besser werden mussten. Richtig?


    Wie lange Rebecca auf ihrem Rücken liegend die Decke anschaute, wusste sie nicht. Sie hatte die Arme und Beine von sich gestreckt und ließ ihre Gedanken kreisen, ohne sich auf irgendetwas Bestimmtes zu konzentrieren. Selbst ihre Krankheit schien eigenartig still und sie nahm die dauerhaften Reize in ihrem Kopf kaum wahr.
    Es war mittlerweile ihr tagtägliches Ritual geworden, dass sie sich nach dem Mittagessen, bevor sie irgendetwas anderes tat, erstmal in ihr Bett warf und in der Stille ihres Zimmers ins Nichts starrte. Sie fühlte sich eigenartig erschöpft und ausgelaugt, so als hätte sie seit Wochen jeden Tag von morgens bis abends gearbeitet, doch dem war nicht so. Stattdessen hatte Rebecca diese Zeit hauptsächlich mit Belanglosigkeiten verbracht, einfach nur um irgendetwas zu tun.
    Und die Zeit, welche sie so reglos in ihrem Bett lag, schien mit jedem Tag länger zu werden. Anfangs war es bloß eine Minute gewesen, in der sie sich kurz hingelegt hatte, um ihrem Kopf eine kurze Pause zu gönnen. Nun verbrachte sie in diesem Zustand teilweise eine halbe Stunde und mit jedem Mal fiel es ihr auch schwerer, sich wieder zurück ins Hier und Jetzt zu zwingen.
    In ihrem Kopf wirbelten die verschiedensten Eindrücke durcheinander. Sie dachte an die vergangene Woche zurück und fühlte Unbehagen an den Gedanken daran, wie ihre Schwägerin auf ihr Tourette reagiert hatte. Einen Moment malte sich Rebecca aus, wie Astrid sich bei ihrem Ehemann über seine Schwester beschwerte, kaum dass sie wieder unter sich waren. Gleichzeitig wunderte sie sich, ob er Rebecca in Schutz nehmen oder doch eher seiner Frau zustimmen würde. Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre sie selbstverständlich davon ausgegangen, dass ihr Bruder zu ihr halten würde, doch nun war sie sich nicht mehr so sicher.
    Denn sie hatte auch geglaubt, dass sie sich auf Madison verlassen können würde. Unwillkürlich fragte sich Rebecca, wie es ihrer ehemaligen Schulfreundin ging, nun, da sie sich völlig von ihren Freunden losgesagt hatte. Stritt sie sich immer noch so viel mit David? Waren sie überhaupt noch zusammen? Aus irgendeinem Grund erinnerte sich Rebecca plötzlich daran, wie Madison erzählt hatte, dass sie sich ein kleines Kätzchen zugelegt hatte. Ein leichtes Schmunzeln kroch über ihr Gesicht, als sie sich fragte, wie es der Katze wohl ging und im nächsten Moment spürte sie ein fieses Stechen in ihren Eingeweiden. Eine Antwort auf diese Frage würde sie wohl nicht mehr bekommen, denn Madison hatte klar gemacht, sie wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.
    Wenn sie wollte, könnte Rebecca zumindest auf InSync schauen, was Madison so trieb. Vielleicht konnte sie ja aus Madisons Postings ein paar Rückschlüsse darüber ziehen, wie es jetzt bei ihr aussah. Doch warum sollte sie sich denn eigentlich die Mühe machen? Es war nicht so, als ob sie noch an Madisons Leben teilhaben konnte.
    Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob ihre anderen Freunde mittlerweile genauso von ihr dachten. Zuletzt hatte sie etwas mit ihnen unternommen an dem Abend in Andrews und Lilys neuer Wohnung, als Amaia sich ein wenig zu sehr betrunken hatte. Das war vor über drei Wochen gewesen. Eigentlich könnte sie mal Andrew anschreiben und fragen, wie er und seine Freundin sich mittlerweile in ihrem neuen Zuhause eingelebt hatten. Und wo sie schon dabei war, konnte sie Ben mal wieder anrufen, von ihm hatte sie schon länger nichts mehr gehört und sie war neugierig zu hören, wie sein Medizinstudium lief. Tatsächlich war es ein recht verlockender Gedanke, sie würde sicherlich ein wenig Zeit totschlagen können und sich dabei auch nicht ganz so einsam fühlen.
    Doch gerade, als sie schon nach ihrem Smartpad griff und es anschalten wollte, verdrängte ein neuer Gedanke ihr Vorhaben.
    Wollte sie das wirklich? Wollte sie wirklich mit Ben, Luca, Andrew und all ihren anderen Freunden reden? Denn früher oder später würde sie unweigerlich die Frage zu hören bekommen, was sie denn nun so machte. Ihre Freunde würden von ihrem Studium erzählen, von ihrer Ausbildung oder ihrem Job und wie ihre Beschäftigung ihr Leben bestimmte. Und dann würden sie Rebecca nach ihrem Alltag fragen und sie würde nichts anderes antworten können, als zu sagen 'Ich sitze den ganzen Tag zuhause rum und mache gar nichts'. Es klang so erbärmlich.
    "Buuuiieeeh! Fuck off!"
    Auf dem Bildschirm des Gerätes erschien plötzlich ein Ping. Für einen kurzen Augenblick dachte Rebecca, jemand hätte ihr eine Nachricht geschrieben und sie spürte schon eine leichte Panik in sich aufsteigen. Doch als sie hinschaute sah sie, dass es einfach nur eine Benachrichtigung von InSync war. Ein kurzer Blick offenbarte ihr, dass Amaia ein neues Video auf ihrem öffentlichen Profil hochgeladen hatte.
    Im ersten Moment wollte Rebecca ihr Smartpad schon wieder zurücklegen, doch als sie es nun in der Hand hatte und auf den Bildschirm schaute, wo das kleine Symbol der InSync-App unaufdringlich mit einer kleinen roten '1' pulsierte, gewann die Neugier dann doch schnell die Oberhand und sie öffnete die Social-Media-Seite.
    Amaias Video war direkt der erste Eintrag in ihrem Content-Feed und schon auf dem Vorschaubild konnte Rebecca die vertraute Umgebung von Amaias Zimmer im Haus ihrer Eltern sehen. Wie so oft in ihren Videos saß die Māori ganz locker auf ihrem Bett vor einer schlichten Tapete, ihre Gitarre auf dem Schoß und die Hände an den Saiten. Und wie immer war der Video-Titel so kurz gehalten, wie er nur sein konnte: 'Sunstruck (Cover)'.
    Rebecca sagte der Name des Songs nichts, vielleicht war es ein neues Stück, das Amaia gefunden und einfach noch nicht mit ihr geteilt hatte. Sie wollte schon auf den Button klicken, um das Video abzuspielen, doch sie hielt inne, als die Erinnerung an den Streit mit ihrer besten Freundin aufblitzte. Noch immer spürte sie den Ärger über das Verhalten der Māori in sich und plötzlich war ihr so gar nicht danach, sich mit Amaias Musik zu beschäftigen. Warum sollte sie Amaia denn überhaupt Aufmerksamkeit schenken, wenn diese sich seit Tagen nicht mehr meldete? Sie saß ja offenbar lieber bei sich Zuhause mit einer Mutter und einem Stiefvater, mit denen sie sich nur stritt, und nahm Songs für ihre InSync-Seite hoch, als mit ihrer besten Freundin zu sprechen...
    Mit einem hastigen Klick auf den Button verbannte Rebecca die kindischen Gedanken aus ihrem Kopf und startete das Video.
    Anders als bei ihren meisten anderen Cover-Songs, hatte Amaia sich offenbar die Einleitung gespart, denn sie sagte nichts und widmete sich stattdessen sofort ihrem Instrument. Einige Sekunden hörte man nur ein leises Rauschen, was vermutlich von Amaias recht alter Kamera kam, dann begann sie zu spielen.
    Schon nach den ersten Takten vergaß Rebecca völlig, wie aufgewühlt sie eigentlich war. Das Riff der Gitarre war eine sanfte Melodie, welche die junge Frau sofort in ihren Bann zog. Der Klang hatte etwas so unheimlich Beruhigendes an sich, dass sie unbemerkt die Augen schloss, um der Musik besser lauschen zu können. Als Amaia anfing zu singen, spürte sie einen wohligen Schauer über ihren Rücken laufen.
    "I'm not tired
    I'm just wired
    for late nights staying up
    talking till the sun gets stuck
    back up in the sky
    reminding me
    I'm still alive"
    Eigentlich hatte Amaia eine etwas härtere, durchdringendere Stimme. Das war auch der Grund, weshalb Rebecca meistens Lead sang, wenn sie gemeinsam musizierten. Für ihre Musik war Rebeccas helle und weiche Stimme deutlich geeigneter. Doch für diesen Song hatte ihre beste Freundin offenbar ein wenig an ihrem Gesang gearbeitet. Noch nie hatte sie Amaia mit einer so sanften, fast schon gehauchten Stimme gehört. Es klang gänzlich ungewohnt und doch...wahnsinnig schön.
    Es war allerdings nicht nur der Klang der Musik, der Rebecca in seinen Bann zog. Spätestens bei der zweiten Strophe des Songs, traf sie auch der Text mit voller Wucht.
    "Left you alone
    or I did my best
    not to water a garden
    that didn't want to live

    There were signs of life
    but it wasn't my land
    and I had my own to tend
    and I'd forgotten it"
    Die Zeilen fraßen sich durch ihre Eingeweide und doch nahm sie jede einzelne davon in sich auf. Wenn es einen Song gab, der ihre Gefühle in Worte fassen konnte, dann war es wohl dieser hier. So wunderschön es auch klang, so sehr tat es auch weh. Es war so schwer zu sagen, was sie eigentlich fühlen sollte, denn sowohl die Musik als auch der Text schwankten immer wieder zwischen herzergreifend und schmerzvoller Melancholie.
    "A year passes
    and some seeds take root
    your garden is growing
    and mine's growing too
    and the work's not always fun
    but it's better than staring
    at the weeds and the mud"
    Rebecca war froh, dass der Song auf einer recht hoffnungsvollen Note endete, sonst hätte sie vermutlich noch mit den Tränen zu kämpfen gehabt. Doch auch als der letzte Ton verklungen und das Video zu Ende war, blieb dieser Kloß in ihrem Hals.
    Eine Weile saß sie still da und ließ die Worte auf sich wirken. Selten hatte sie dieses enorme Bedürfnis gehabt, gerade jetzt mit Amaia zu sprechen. Für jemand anderen mochte der Song einfach nur wie ein einfühlsames Musikstück mit einem schön beruhigenden Klang sein. Doch Rebecca kannte ihre Freundin nur zu gut. Amaia wählte die Songs, die sie spielte, nicht zufällig aus. Ihr Gesang kam von tiefstem Herzen. Offenbar beschäftigte der Streit zwischen ihnen beiden die Māori genauso sehr wie Rebecca und auch wenn der Gedanke albern war, fühlte sich dieses Video schon fast an wie eine Nachricht Amaias an ihre beste Freundin. Fast wirkte es, als hätte sie auf ihre Weise gesagt 'Ich verstehe, wie du dich fühlst'. Es mochte ein alberner Gedanke sein, doch es warf Rebeccas Kopf völlig durcheinander.
    Sie ließ sich wieder zurück auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke.
    Eigentlich hatte sie sich Ablenkung verschaffen wollen, hatte einfach mal für eine Weile nicht an ihre beste Freundin denken wollen, doch schon war das lodernde Feuer der Sorge in ihrem Kopf aufs Neue entfacht. Rebecca spielte schon mit dem Gedanken, Amaia einfach anzurufen. Nur hatte sie trotzdem keine Ahnung, was sie ihr eigentlich sagen sollte. 'Hey, ich habe dein neues Video gesehen und es hat mich an unseren Streit erinnert'. Selbst in ihrem Kopf klang so ein Satz bescheuert.
    Da sie noch ihr Smartpad in der Hand hielt und ihre Finger nicht stillhalten konnte, fing sie an, ohne große Aufmerksamkeit weiter Amaias Feed entlangzuscrollen. Eigentlich sah sie nicht wirklich, was auf dem Bildschirm passierte, da sie in Gedanken noch ganz woanders war. Das änderte sich schlagartig, als sie an einem weiteren Video-Thumbnail vorbeikam und sich plötzlich selbst erblickte.
    Dort saß sie, auf dem Bett im Gästezimmer ihrer Eltern mit einem weißen Top und einer bequemen Leggins, während sie ihre Gitarre auf dem Schoß hatte und Amaia anschaute, welche neben ihr saß.
    Für einen kurzen Augenblick wunderte sie sich, wieso sie hier auf Amaias InSync-Profil zu sehen war, doch plötzlich erinnerte sie sich wieder. Es war unter all den Sorgen um Amaia irgendwie untergegangen, doch sie hatte ja vor über zwei Wochen schon einen Song mit der Māori zusammen aufgenommen und auf InSync hochgeladen. Kaum war das Video im Extranet gepostet, hatte Rebecca sich wohl unterbewusst geweigert, weiter darüber nachzudenken. Kein einziges Mal hatte sie Amaia darauf angesprochen und sie hatte es sich auch nicht noch einmal angeschaut. Und vor allem hatte sie keine Ahnung, wie es eigentlich angekommen war.
    In ihr tobte auf einmal ein Ringen zwischen zwei Teilen ihres Verstandes. Sie würde schon gerne wissen, was die Leute von ihrem gemeinsamen Song-Cover hielten. Kam es gut an? Hatte irgendjemand ihre Tics bemerkt? Nur wollte sie wirklich keine hämischen Kommentare lesen müssen. Was, wenn es am Ende doch keinem gefallen hatte? Störten sich vielleicht Leute daran, dass Amaia das Video nicht allein gemacht hatte? Sie wusste sehr gut, wie übel Leute im Extranet miteinander umgehen konnten.
    Rebecca schaute sich den Post genauer an. Das Video hatte zwölf Kommentare und mehrere hundert Aufrufe. Recht viel für Amaias Verhältnisse. War das ein gutes Zeichen? Oder doch eher ein Schlechtes? Würden die Leute eher kommentieren, wenn ihnen etwas gefiel? Oder eher, wenn sie etwas schlecht fanden?
    Viel zu lange verharrte sie so, den Blick weiterhin auf das Vorschaubild des Videos fixiert, während sie abwägte, ob sie sich wirklich den Reaktionen der Leute aussetzen wollte. Der Button mit 'Kommentare anzeigen' stach einladend und gleichzeitig beunruhigend hervor. Ihr Finger bewegte sich wie von alleine und öffnete die Kommentare des Videos.
    Sie versuchte sich Mut zu machen, indem sie einmal tief durchatmete, ehe sie nach unten scrollte, um die Reaktionen der Leute zu lesen. Doch schon beim ersten Kommentar, musste sie schmunzeln.
    [Kiri Evans]: Es ist immer wieder so schön, euch beide zusammen zu hören!
    Natürlich hatte Amaias Schwester es sich nicht nehmen lassen, unter das Video zu schreiben. Sie war praktisch Amaias größter Fan und kommentierte fast jedes Cover ihrer kleinen Schwester, meistens nur wenige Stunden, nachdem Amaia es veröffentlichte. Eigentlich hätte Rebecca damit rechnen müssen, dass es zumindest eine Person gab, welcher das Video gefallen hatte, schließlich schwärmte Kiri ja eh überschwänglich von ihrer Musik, wann immer sie konnte. Allerdings staunte sie nicht schlecht, als sie weiterscrollte.
    [Meryel Babic]: so gut <3
    [NicaNix]: Ich wünschte, ich könnte so gut singen!
    [Florent Ross]: Zwei wunderschöne Frauen spielen wunderschöne Musik. Ich bin so froh, dein Profil gefunden zu haben
    Rebecca musste die Kommentare mehrmals lesen, um auch sicher zu sein, dass sie die Worte nicht falsch interpretierte. Ein wenig ungläubig las sie weiter.
    [Spectre Lore]: Von all deinen Songs gefällt mir dieser am besten! Du musst unbedingt mehr mit Rebecca machen!
    [Vivi the Duck]: Genial!
    [Jax Zanetti]: Ich hoffe, ihr macht in Zukunft mehr zusammen!
    Ein merkwürdiges Grinsen breitete sich über ihr Gesicht aus und wurde mit jedem Kommentar breiter. Ausnahmslos alle Reaktionen waren positiv, es gab kein einziges Wort der Kritik und obwohl Rebecca ihre und Amaias Performance in diesem Video alles andere als perfekt fand, schien das den Zuschauern reichlich egal zu sein. Ihnen hatte es trotzdem gefallen.
    Nun kamen ihr ihre Sorgen fast schon ein wenig albern vor. Natürlich war das Extranet bekannt dafür, ein Ort voll mit Hass, Hetze und übelsten Beleidigungen zu sein. Doch das passierte normalerweise überwiegend in größeren Communities und Kommentarsektionen von gut besuchten Seiten, in denen politische und soziale Themen diskutiert wurden. Kaum jemand würde wirklich auf ein InSync-Profil mit nicht mal einhundert Followern gehen und dort beleidigende Kommentare zu einem Cover-Song schreiben.
    Die Erinnerung an den Musikabend im Harmony kehrte schlagartig zurück und Rebecca dachte an den Artikel auf Kiwi Sounds, in dem die Verfasserin auch so sehr von ihrer und Amaias Musik geschwärmt hatte. Selbstverständlich hatte sie sich den Artikel auch abgespeichert und schon stellte sie sich erneut diese eigenartige Frage in ihrem Kopf. War ihre Musik wirklich gut?
    Seit vielen Jahren schon hörten die beiden Freundinnen immer wieder, wie schön sie doch singen oder auf ihren Instrumenten spielen konnten, doch das waren immer Komplimente von Freunden oder der Familie gewesen. Nun gab es aber völlig Fremde, welche dasselbe sagten, welche bei ihrem Auftritt im Harmony applaudierten oder auf InSync diese netten Kommentare schrieben. Das waren keine Leute, welche im Zweifel einfach nur nett sein wollten, sondern welche, denen diese Klänge aufrichtig gefielen. Es war ein simpler und doch unheimlich mächtiger Gedanke: es gab dort draußen Menschen, denen gefiel, was sie taten.
    Mit einem Mal spürte sie wieder diesen Drang danach, ihre Gitarre zu packen und loszuspielen. Irgendeinen Rhythmus anzustimmen. Eine Melodie. Irgendetwas. Mit einem Mal war es ihr entschieden zu still in ihrem Zimmer und sie richtete sich bereits auf, um nach ihrer Gitarre neben dem Bett zu greifen, als es plötzlich an der Tür klingelte.
    Rebecca hielt inne und lauschte einen Moment lang ihrem Atem. Für gewöhnlich musste sie eigentlich nicht an die Tür gehen, wenn ihre Eltern da waren. Doch die waren gerade losgefahren und sie war allein zuhause. Gerade überlegte sie noch, ob sie nicht so tun sollte, als wäre niemand zuhause, doch dann klingelte es erneut und sie gab sich innerlich geschlagen.
    Barfuß tapste sie die Treppe hinunter und lief zur Haustür. Wie so oft musste sie sich innerlich einmal kurz sammeln, ehe sie die Tür einen Spalt weit öffnete und vorsichtig nach draußen lugte, um zu sehen, wer dort wartete. Und auf einmal stockte ihr der Atem.
    Majonese ist offline

  12. #352
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Beyo Vhan

    "Vielen Dank dafür dass du auf sie aufpasst." sagte Beyo dann beim Verabschieden an die Quarianerin gewandt. "Sollte ich etwas passendes für dich und deine Pilgerreise finden, melde ich mich bei dir." fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    "Mache ich doch gerne." gab die Quarianerin freundlich zurück, während sie über die Schulter blickte. "Vielen Dank, sehr freundlich von dir." sagte sie nach einem kurzen Moment des Zögerns. Dieses Angebot kam für sie doch etwas überraschend, zumal sie sich ja nicht wirklich kannten, aber dennoch freute sie sich sehr darüber.
    "Wir sehen uns." wiederholte Sahenia ihr Versprechen an Beyo gewandt und lächelte.
    Dann stiegen sie ins Taxi und es ging zurück zum Huerta Krankenhaus.

    Natürlich kamen sie ein paar Minuten zu spät und obwohl Dr. Chen bereits auf sie wartete, bekamen sie keinen Ärger.
    "Ihr seid spät dran." meinte die Ärztin nur nachdenklich, völlig in ein Datapad versunken.
    "Entschuldigen sie bitte, wir haben jemanden besucht." erklärte Sahenia leise.
    "Interessant." murmelte die Ärztin leise vor sich hin, den beiden Mädels gar nicht zu hörend. Ju und Nia sahen sich an.
    "Dr. Chen?" hakte die Quarianerin nach. Die Ärztin erschrak für einen Moment.
    "Ich muss ihnen was zeigen." sagte sie knapp und ging voraus.
    Sahenia und Jewel folgten ihr.
    Im Zimmer angekommen überreichte die Ärztin Sahenia das Datapad, auf dem ein Röntgenbild zu sehen war.
    "Ein ähnliches Implantat habe ich aus Ihnen heraus geholt. Haben sie sowas schon mal gesehen?" erkundigte sich Dr. Chen. Die Asari studierte das Röntgenbild, sah darauf den unteren Teil eines Schädel und einen Teil der Wirbelsäule. Im Nacken war ein seltsames Konstrukt zu sehen, dass sich dort verbissen hatte.
    "Nein!" antwortete die Asari ehrlich und schaute sich das Röntgenbild noch genauer an. "Woher haben sie das? Wer war der Patient?" wollte Sahenia schließlich wissen.
    "Ein paar Wochen vor diesem Massaker, wo sie beinahe ums Leben kamen, wurde eine junge Asari hier eingeliefert. Sie hieß Yelyna Nuralli! Ein Kollege von mir stellte im Nacken eine frische Narbe fest und ließ das genauer untersuchen..." erklärte die Ärztin. Sahenia sah entsetzt auf. "Yelyna war schon lange davor ziemlich seltsam. Anfänglich war es Trauer, schlug dann mit der Zeit in puren Hass um, bis sie schließlich komplett den Verstand verloren hatte. Dann schien irgendetwas mit ihr passiert zu sein.... sie war freundlich, wie früher und wollte sich mit mir versöhnen und dann eskalierte alles. Sie war verändert..." erinnerte sich die junge Asari.
    "Keelah... was, wenn das Implantat dafür verantwortlich war? Die Allianz hat dein Implantat." merkte Ju entsetzt an. Sahenia warf der Ärztin einen geschockten Blick zu.
    "Keine Sorge, ich habe wirklich alles aus ihnen heraus geholt." beruhigte Dr. Chen die Asari und fügte hinzu: "Ich werde versuchen noch mehr darüber hinaus zu finden. Versuchen sie Kontakt mit der Allianz auf zu nehmen, am besten über ihre Botschaft."
    Sahenia überlegte nicht lange und kontaktierte die Asari Botschaft. Doch um diese Uhrzeit war da niemand mehr, so das sie eine kurze, stichwortartige Nachricht hinterließ mit der Bitte, sich so schnell wie möglich bei ihr zu melden....

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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  13. #353
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Schlecht gelaunt zog Hanna den Pappbecher aus dem Kaffee-Automaten, der im Flur des Citadel-Gerichts stand und Varianten aller möglichen Heißgetränke für diverse Spezies enthielt. Es sollte das Warten etwas erträglicher machen, aber es würde wohl ewig dauern, bis es losging. Draußen vor dem Gerichtsgebäude konnte man rauchen, im Innern galt ein stricktes Verbot, was die zumeist turianischen Gerichtsdiener auch durchzusetzen vermochten.

    Hanna setzte sich auf eine Bank in elegantem Design. Der Stahl der Citadel, wenn es denn überhaupt Stahl war, ließ sich kunstvoll schwingen, sodass die Sitzfläche eins mit der Wand war. Generell strahlte das Gerichtsgebäude in einem wunderbaren Mix aus Tradition und Moderne, mit hellen Farben und Symbolen der Gerichtsbarkeiten aller Ratsvölker. Am Ende des Ganges stand eine überlebensgroße Statue, die eindeutig vom Planeten Thessia stammte und eine altertümliche Form der Justikarinnen darstellte. Diese Asari-Kriegerinnen waren mehr Legende als Realität und lebten nach ihrem eigenen Kodex. Hanna hatte noch nie eine gesehen und hielt sie – trotz anderer Berichte im Extranet und der Polizeidatenbank – für Fiktion oder lange ausgestorben. Den Templer-Orden gab es schließlich auch nicht mehr und der wäre vergleichsweise jung.

    Im Flur im zweiten Stock wiederum konnte man ein Bild, groß wie ein Scheunentor begutachten, das von der Erde stammte. Farbenprächtig zeigte es Justitia mitsamt Augenbinde, Schwert und Waage. Hanna hatte keine Ahnung von Kunst, aber das Bild gefiel ihr, auch wenn sie es sich niemals in die eigene Wohnung hängen würde – oder könnte.

    Das Klacken von hohen Absätzen über etwas, was Marmor sehr ähnlich sah, hallte durch den Gang. Der Kaffee schmeckte recht gut, besser als das Zeug vom Revier und schlechter als in einem richtigen Café. Trotzdem war sie unzufrieden. Dieser Prozess war eine Pflichtveranstaltung und hielt sowohl sie als auch ihren temporären Partner davon ab, den Fall weiterzuverfolgen. Das öffentliche Interesse war tatsächlich so groß, wie befürchtet, auch wenn Hanna wirklich daran zweifelte, dass es zu Gewalt käme. Außer, Beyo Vhan würde in allen Anklagepunkten freigesprochen und eine flammende Rede auf den Treppen des Gerichts halten, dass die Gerechtigkeit gesiegt habe, blabla. Der Kerl war schuldig wie die Hölle und der Umstand, dass ihn bisher keiner gesehen hatte, untermalte das. Vielleicht hatte er beschlossen das Urteil selbst in die Hand zu nehmen und sich eine Kugel durch den Kopf gejagt, aber Hanna bezweifelte, dass er dazu die Courage besaß.

    Sie trank den Kaffee aus, zerknüllte den Becher und warf ihn in einen der zweidutzend Mülleimer im Gang, strich ihr graues Jackett glatt und setzte sich wieder. Für den Prozess trug sie ein unauffälliges Grau, ein weißes Hemd, schwarze Stiefeletten und keinerlei Anzeichen dafür, dass sie ein Cop war. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt gebunden, die vielen Ohrringe blitzen silbrig im kühlen Licht der Deckenbeleuchtung. Sie überlegte gerade, wo sie wohl rauchen könne, ohne dass Beyo-Fans oder Feinde oder ein Reporter sie abfangen und belagern könnte, als ein gehetzt wirkender Turianer auf sie zustürmte. Sie hatte ihn schon vorher brabbeln hören, jetzt steuerte er direkt auf sie zu. Hanna seufzte und verfluchte sich dafür, nicht schon früher ihrer Sucht gefrönt zu haben. Die Irren kamen immer zu ihr. Und dieser spezielle Irre kannte sie sogar.

    Toll, sein Onkel“, knurrte die Blondine, als der Kerl namens Wikonias und dem verheißungsvollen Nachnamen Vhan einen Schwall an Gerede über sie ergoss. Und wie sein Neffe bestand Wikonas aus Übersprungshandlungen und kruden Anfragen.
    Mister Vhan“, sagte Hanna geduldig und hob eine Hand. Es fühlte sich seltsam an das zu jemand anderem als Beyo zu sagen, obwohl die Ähnlichkeit selbst für turianische Verhältnisse frappierend war. „Ich bin mir sicher, dass Ihr Neffe seine Gründe hat. Um ehrlich zu sein überrascht es mich kaum. Ich hatte ihm bei unserem letzten Zusammentreffen eingeschärft, dass er zu seiner Verantwortung stehen sollte. Stattdessen zeigt sich jetzt sein wahrer Charakter: der eines Feiglings.“ Die Worte waren vielleicht etwas hart, aber das, was Hanna empfand. Vhan hatte beim letzten Gespräch so ernsthaft daran interessiert geklungen, einmal das Richtige zu tun.
    Tut mir leid, Sir, aber was soll ich machen?



    Ja, das war sie definitiv. Sie kam direkt auf die selbe scharfzüngige Art rüber, wie Beyo sie beschrieben hatte.
    „Nein, das ist nicht wahr!“ Natürlich verstand er, dass zwischen den beiden Animosität geherrscht hatte und sie deshalb nicht gut auf ihn zu sprechen war. Aber ihre Vermutung, dessen war er sich 100% sicher, ging absolut ins Leere.
    „Er ist nicht verschwunden! Ich bin sicher, er hat bloß mit seinem Schicksal abgeschlossen und will sich in Abwesenheit verurteilen lassen.....aber das ist einfach nicht richtig!“
    Nervös blickte er auf die Uhr. Die Zeit rannte ihnen davon.
    „Sie brauchen nichts machen, ich kann selbst mit ihm reden, bitte fliegen Sie mich einfach nur zu seinem Appartment! Ansonste schaffe ich es nicht mehr....ich weiß, Sie und er sind nie miteinander klargekommen....aber selbst Sie verstehen doch, dass das nicht richtig ist....“
    Er kam sich gerade wie ein Bittsteller vor, und in jeder anderen Situation wäre es auch furchtbar erniedrigend gewesen, aber im Moment waren seine Gefühle unwichtig.
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  14. #354
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    Die Crew der Columbia ging mit professioneller Geschäftigkeit wieder in ihren Dienstalltag über. An Bord herrschte gerade in den ersten zwei Tagen eine gedrücktere Stimmung. Es wurde nicht einmal nach Feierabend gelacht und Fraser fiel auf, dass die Marines immer den Platz in der Kantine freiließen, auf dem Young zuvor mit ihnen gegessen hatte. Die letzte Ehre war ein würdevoller, zeremonieller Akt gewesen, bei dem auch Fraser und seine Truppe anwesend waren, in die Standarduniform der Allianz gekleidet, schweigend, in der hintersten Ecke. Der Schotte sah die beherrschten Mienen von Youngs Kameraden. Niemand weinte, doch er wusste, dass ihnen in ihrem Innern dazu zumute war. Er selbst hatte im Laufe seiner vielen Dienstjahre bereits viermal einen Kameraden beisetzen müssen. Es war nie leicht, es wurde auch niemals leichter. Keiner gewöhnte sich daran, wenn ein Mitglied der Gemeinschaft, des Clans, der Familie – nicht verbunden durch Blut, sondern Geist und Zeit miteinander – plötzlich aus dem eigenen Leben verschwand. Die bittere Ironie war, dass Fraser davon überzeugt war, Youngs Tod hätte verhindert werden können, wenn Captain Mitchells Ego nicht obsiegt und er Fraser und sein Team mit auf die Mufflon gesandt hätte.
    Youngs Tod bedeutete aber, dass eine Position im Trupp vakant war und Ersatz hergeschafft werden musste. Von Mitchell, der in diesen Tag noch lakonischer wirkte, wurde ihm mitgeteilt, dass man den Wechsel von Nix und dem neuen SF-Mitglied mit dem Aufstocken der Marines verbinden würde.

    *

    „Außenposten Hyperion“ schwebte schwerelos nur etwa zweihundertsiebzigtausend Klicks neben dem Portalzugang zum Armstrong-Nebel. Es war eine militärische Anlage, abgeschirmt und nur mit einer kleinen Beobachtungscrew besetzt. Die Columbia steuerte die Station an, nachdem Mitchell mit dem Oberkommando die Übergabe eines neuen Marines und den Abtransport Youngs veranlasst sowie eine lange Befragung zu dem Vorfall über sich ergehen lassen hatte. Wer den Ping der Station empfing und sie so finden und anfliegen konnte, sah ab einer gewissen Entfernung einen silbernen Splitter mitten im All. Hyperion war langgezogen und spitz wie eine Messerklinge, von der Architektur, wie sie eher bei den Batarianern zu finden war. Vielleicht erforderte die Nähe zu Terminus dieses Aussehen.

    Die Columbia dockte an, Mitchell als Captain, Fraser und Macnab als die Vorgesetzten der Neuen und Neumann als Macnabs Attaché betraten die Basis über einen sterilen Korridor. Nix verabschiedete sich von seinen Kameraden und würde mit den Überresten Youngs später übersetzen.
    Die Bewohner der Station zeigten sich enttäuscht, dass hier bloß eine Übergabe stattfinden und etwas Treibstoff aufgestockt werden sollte, ehe die Reise weiterging.
    Sie können sich nicht vorstellen, wie langweilig es hier manchmal sein kann“, sagte der Stationskommandant, ein Mann der wohl nur noch ein paar Jahre bis zum DZE hatte. Die Neuen wurden in einer der Eingangshallen begrüßt.

    Das Erste, was Fraser dachte, als er sein neues Mitglied sah, war „Fuck“. Nicht im positiven Sinne. Die Frau stand da wie eine Statue ihrer selbst. Pfeilgerade, den Blick panzerbrechend geradeaus gerichtet, das Kinn gehoben, die Hände hinter dem Rücken und in einer Uniform, die so blau strahlte, als habe sie sie gerade eben erst bekommen. Im Gegensatz zu ihr wirkte Fraser, als habe er ein vierwöchiges Durchschlagmanöver hinter sich.

    Der Schotte beachtete die nicht, sondern stellte sich vor den Mann, der sie begleitete und salutierte. Major Desmond Miles war ein altgedientes Mitglied der Allianz und stand im Ruf der beste Kandidat für die Aufnahme in die Spectre gewesen zu sein, ehe Commander Shepard – auch von der Truppe – diesen Posten besetzt und mit Bravour ausgefüllt hatte.
    Stehen Sie bequem, Captain“, sagte der Soldat streng und begrüßte höflich die anderen Anwesenden. Dann wandte er sich wieder an Fraser.
    Ensign Ceres“, stellte er die Frau an seiner Seite vor, die noch immer ohne mit der Wimper zu zucken dastand. „Stehen Sie bequem, Sergeant.
    Danke, Sir“, sagte sie und wandte sich zu Fraser, um zu salutieren. Fraser starrte sie säuerlich an, aber die soldatische Ehre gebot es, den Gruß zu erwidern.
    Major, darf ich Sie kurz sprechen?

    Die beiden Männer entfernten sich ein Stück, dann sagte Fraser mit gedämpfter Stimme: „Sir, bei allem nötigen Respekt, aber… wieso sie?
    Kennen Sie sie etwa, Captain?“, sagte Miles, obwohl er die Antwort sehr wohl kannte.
    Nein, aber…
    Fraser… Das ist nicht Ihr Ernst.
    Sir, es ist erwiesen, dass Frauen in den Streitkräften…
    …dieselben Leistungen bringen, wie Männer. Die Allianz steht jedem Geschlecht offen gegenüber, ebenso wie auch eine Waffe keinen Unterschied zwischen Mann, Frau oder anderen sexuellen Identitäten macht, Captain. Frauen haben sich in der kurzen Geschichte unseres Militärs mehrmals deutlich hervorgetan. Muss ich Sie an ein paar prominente Beispiele erinnern?
    Sir, nein, Sir, aber…
    Schluss damit! Ich weiß um Ihren Eifer für die Allianz, Fraser, aber mit solchen Aussagen an falscher Stelle… das kann Sie schnell mehr als nur den Dienstrang kosten.
    Fraser atmete schwer aus.
    Scheiße, sie sieht aus wie ein Frischling.“ Major Miles schaute zu der Frau, die sie aufmerksam aber mit respektvollem Abstand aus haselnussbraunen Augen anschaute. Um ihre Nase kräuselte sich ein Fältchen. Vermutlich konnte sie die Haltung des Schotten erahnen, weshalb sie sich diese winzige Entgleisung erlaubte.

    Wer ist sie?“, sagte Fraser resignierend. Der Major lächelte mit einem strahlenden Gebiss ebenmäßiger Zähne. „Ensign Lea Alejandra Ceres, kommt aus dem Feuerteam Cherokee. Beeindruckende Karriere, was sich in ihrem Rang widerspiegelt. Kommt aus ärmlichen Verhältnissen, aus Cartagena. Sie geriet schnell auf die schiefe Bahn. Dann hieß es nach mehreren kurzen Aufenthalten im Jugendknast irgendwann: Armee oder Gefängnis. Sie entschied sich für zweiteres – zu ihrem Glück und zu unserem. Die Allianz hat mit Sergeant Ceres einen echten Glücksgriff. Natürliche Biotik, schnelle Auffassungsgabe, höchste Motivation. Selbst unter unseren Leuten versucht sie immer die beste zu sein.
    Fraser tat so, als würde ihn die Geschichte nicht beeindrucken. Sie hatte sicherlich nicht in den Minen geschuftet.
    Studium an der Allianz-Militärakademie, Truppenpraktikum bei den Höllenspringern im ersten Quartal…“, fuhr der Major seine Lobeshymne fort. Fraser atmete erneut durch, worauf der Soldat innehielt und sagte: „Steht ohnehin alles hier“ und ihm eine verschlüsselte Datei mit den Fakten zu Ceres übergab. „Passen Sie gut auf sie auf. Sie ist eines unserer Nachwuchstalente und wird vermutlich noch vor ihrem Vierzigsten einen höheren Rang bekleiden als ich.“ Fraser hatte den Drang, sich zu übergeben. Dann salutierte er.

    Sir, es ist mir eine Ehre unter einem Mann mit Ihrer Erfahrung zu dienen“, eröffnete Ceres das Gespräch. Die Schräge ihres blauen Baretts, das locker auf ihrem rabenschwarzen Haar saß, zeichnete eine pedantisch genaue Linie. Sie lächelte, als habe sie gerade einen tollen neuen Job in einer schicken Anwaltskanzlei oder sonst etwas, was mehr "fancy" war als das hier begonnen.
    Schon gut“, murrte der Schotte. „Schnappen Sie sich Ihre persönliche Ausrüstung. Ihre Waffen und Panzerung werden von Corporal Russo abgeholt und in die Waffenkammer gebracht.
    Ceres packte einen schwer aussehenden Seesack und schulterte ihn problemlos.
    Bereit zum Dienst“, sagte sie. Fraser seufzte heimlich.
    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    „Heute ist der Tag, der von einem großen Teil der Bürger der Station seit Wochen erwartet wird. In einer beispiellosen Schnellvorbereitung hat die Strafverfolgung, repräsentiert durch Staatsanwalt Kim van der Vliet, die Anklage vorbereitet, welche heute am ersten Prozesstag gegen den ehemaligen C-Sicherheitsagenten Beyo Vhan durch Richter Edgar Wilkens verlesen werden wird.
    Wir stehen hier direkt vor dem Gerichtsgebäude, wo C-Sec Agenten aus sämtlichen Bezirken in Hunderterstärke herbeordert wurden um mögliche Unruhen einzudämmen. Tatsächlich haben sich mehrere Gruppen eingefunden um zu demonstrieren und den Prozess via Livestream mitzuverfolgen. Zuschauer wurden im Gerichtssaal für die Verhandlung nicht zugelassen. Während ein Großteil der Demonstranten eine Verurteilung fordert, gibt es tatsächlich auch Sympathisanten des Turianers. Bislang gab es noch keine Zusammenstöße.“


    ***

    „Zurücktreten! Bitte machen Sie den Weg frei!“ Wilkens griff nach seinem Hut und stieg aus dem Wagen. Einige Sicherheitsleute schirmten ihn bereits vor der Meute der Reporter ab. „Keinerlei Kommentare zu der Verhandlung! Bitte lassen Sie den Herrn Vorsitzenden vorbei!“
    Er selbst tat so als würde er sämtliche Fragen gar nicht erst hören. In seiner gesamten, jahrzehntelangen Laufbahn hatte er den Aasgeiern von der Presse nicht eine Minute seiner Zeit geschenkt.
    Dass sie es nach so langer Zeit immer noch hartnäckig versuchten zeugte entweder von großer Ausdauer oder noch größerer Dummheit.

    „Herr Staatsanwalt.“ Mit professioneller Miene schüttelte er van der Vliet die Hand. Dann warf er sich seine Richter-Robe über. „Wir warten noch auf einige Jury-Mitglieder, aber die sollten bald da sein.“ sagte einer der Protokollanten zu ihm.
    „Fehlt sonst noch wer?“ fragte Wilkens und blickte auf seine altmodische Uhr. „Nun, also…..Octarian Nacus, Vhan‘s Verteidiger ist zwar da…..aber von Vhan selbst haben wir bisher noch nichts gesehen.“
    Der Richter zog eine Augenbraue hoch. An seinem eigenen Prozess zu spät kommen? Das würde seiner Sache nun wirklich nicht zuträglich sein.

    ***

    „<Dankbar> Vielen Dank Schatz. Das war wirklich nett von dir.“
    „<Verlegen> Nicht dafür Schatz. Dafür bin ich doch da.“
    Behäbig bewegte Pekkena sich aus dem gemeinsamen Skycar und schlurfte in Richtung des Gerichtgebäudes.

    „<Seufzend> Ist das wirklich notwendig? Sie wissen doch dass Elcor keine Handfeuerwaffen benutzen können.“
    „Verzeihung….Ma‘am. Gleiche Regeln für alle.“ stotterte der Sicherheitsbeamte an der Schleuse, ein kleingewachsener Mensch, der offensichtlich noch sehr grün hinter den Ohren war und dem es sehr unangenehm war, ihren massigen Körper mit seinem Scanner zu kontrollieren.

    „<Höflich> Einen schönen guten Tag zusammen.“ begrüßten Pekkena die restlichen Jury-Mitglieder, welche bereits auf der Bank Platz genommen hatten. Diese sahen sie sichtlich irritiert an. Mit einer Elcor hatten sie hier wohl am wenigsten gerechnet.
    „<Unangenehm berührt fragend> Wäre es wohl möglich dass sie noch etwas mehr zusammenrücken könnten?“
    Mit Mühe und Not fand sie auch noch Platz, nachdem ihrer Bitte entsprochen wurde.

    ***

    „Was soll das heißen, *nicht erreichbar*?“ „Das heißt genau das, was ich Ihnen sage.“ erwiderte Octarian Nacus trocken. „Wie können Sie davon erzählen und dabei hier so ruhig sitzen?“ knurrte Wikonias mit knirschenden Zähnen. „Was erwarten Sie von mir? Meine Aufgabe ist es, den jungen Herrn Vhan als Anwalt zu vertreten, nicht ihn dazu zu bewegen, zu seinem eigenen Gerichtstermin zu erscheinen.“ „Das kann doch nicht wahr sein.“
    Mit einem nervösen Blick auf die Uhr wählte er die Nummer seines Neffen und klingelte an. Doch niemand ging ran.
    „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein…..nein, das würde er nicht tun…..“
    Nebenbei warf er einen Blick auf die restlichen Anwesenden im Gerichtssaal. Er bemerkte die zusehende Irritation und Unruhe über das Fernbleiben des Angeklagten. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und wurde noch nervöser.
    „Ach, Geister nochmal!“
    Ohne groß nachzudenken stürmte er aus dem Gerichtssaal, rannte dabei fast einen darüber fluchenden Wachmann um.
    Hektisch sah er sich auf den Bänken vor dem Saal um, auf dem diverse, vorgeladene Personen warteten.
    „Bitte! Jemand muss - !“
    Sein Blick fiel auf eine blonde Menschenfrau. Ihre strengen, grünen Augen fixierten ihn mit irritiertem Blicke. Auch wenn er sie noch nicht zuvor persönlich gesehen hatte, wusste er sofort wen er vor sich hatte.
    „Miss Ilias? Miss Hanna Ilias, Sie sind es, oder? Bitte, mein Name ist Wikonias Vhan, ich bin Beyo‘s Onkel, und - “
    Alleine diese Information war wahrscheinlich genug um für Skepsis zu sorgen, doch er ließ sich nicht beirren.
    „Beyo ist bisher noch nicht aufgetaucht und reagiert auf nichts! Ich bin mir sicher, dass er bei sich Zuhause ist und bloß nicht…..egal, die Zeit drängt! Sind Sie mit einem Wagen hier? Könnten Sie mich zu ihm bringen? Bitte, sonst beginnt die Verhandlung noch ohne ihn!“
    Wieso das eine Katastrophe wäre musste er wohl nicht erklären.


    Ein Marine fiel und ein neuer trat an seine Stelle. Es war eine grausame aber einfache Gleichung. Wenn sie nicht mehr aufging würde es das Ende des Marine-Corps sein. Eine unwahrscheinliche Vorstellung, die Menschheit hatte in ihrer Geschichte immer genügend Leute gehabt um sie in den Fleischwolf zu schicken. Ließ man es zu, sie würde die ganze Galaxis besiedeln.
    Die Allianz war noch am Anfang ihrer Reise und kein toter Marine würde sie davon ablenken.
    Werner stellte fest das er in letzter Zeit in einer leicht melancholischen Stimmung war, dabei kannte er den Gefallenen kaum. Vermutlich färbte der Zug auf ihn ab. Man feierte zusammen, man trauerte zusammen. Half einen nicht verrückt zu werden.

    Ein Empfang auf einer Station war selten feierlich. Blanke Formalität. Fraser nahm seine neue Soldatin auf, eine lebende Antithese seines Laissez-faire Stils. Und die Columbia nahm ihr neues Mitglied auf. Freundliche Floskeln, höfliches Lächeln, die üblichen militärischen Grüße. Der wahre Empfang würde an Bord stattfinden, durch Unteroffiziere und natürlich das Platoon. Das Platoon entschied wie es sein neues Mitglied aufnahm und ob es ein würdiger Ersatz für den gefallenen Bruder war.

    "Nun, danke für ihre Begleitung Neumann. Nichts besonderes, aber Formalitäten gehören zu diesen Streifen. Um ehrlich zu sein, mehr als mir langsam lieb ist. Taft kümmert sich um unseren Neuzugang, zusammen mit Pun. Den Rest übernimmt dann das 3.Squad.", erklärte Macnab mit einem milden Lächeln, nachdem sie wieder an Bord waren und Bill sie am Schott erwartet hatte.
    Ganz in seiner Rolle als inoffizielle Mutti, würde er sich um das neue Mitglied kümmern. Macnab sah sich nach eigener Aussage als der distanzierte Papi. Scotch trinkend, ab und an schneidende Bemerkungen von sich gebend.
    "Wir haben noch eine Weile Aufenthalt hier, bevor es weitergeht. Sie sollten die Zeit vielleicht nutzen.", meinte sie dann.
    "Inwiefern Ma'am. Sah nicht aus als würde sich ein ausgedehnter Landgang lohnen.", erwiderte Werner mit fragenden Blick.
    "Ach, stimmt sie sind ja immer noch recht neu. Stationen an Masseneffektportalen sind perfekt falls sie jemanden kontaktieren wollen. Sie wissen schon, Freunde, Familie, Kameraden, Gläubiger... Je weiter man vom Portal entfernt ist, desto größer der Delay. Unsere Nachrichten reisen auch nicht schneller als ÜLG. Außer über die Mass Relays natürlich.", erklärte sie freundlich.
    "Kein Landurlaub, aber so nah dran wie es wohl geht. Man weiß nie wohin die Reise geht.", fügte sie an und verabschiedete sich.

    Werner ging zu seiner Kabine, die Tür schloss sich automatisch hinter ihm. Viel war passiert in letzter Zeit, er hatte selten seine Nachrichten gecheckt. Vielleicht war nun wirklich die Zeit dafür. Er setzte sich an seinen kleinen Tisch und benutzte seinen kleinen Allianzrechner. Tatsächlich hatten ihm Leute geschrieben. Wadee hatte ihm von der Sekigahara geschrieben, Oluyemi vom Carrier SSV Hawking. Letzterer schien sich auf dem Träger wohl ein wenig zu langweilen, während die Thailänderin auf der Fregatte wohl gut auf Trab gehalten wurde. Der Deutsche war sie nicht sicher wie viel er überhaupt von der ganzen Sache mit der Raumstation erzählen durfte. Er beschloss sich auf die Piraten zu beschränken und das allgemeine an Bord. In Sachen Gefährdungsgrad schien er auf jedenfall mal wieder das große Los gezogen zu haben. Er war sich nicht sicher ob das gut war.
    Im Anschluss stellte er fest das er wohl auch einen Anruf verpasst hatte. Wenig überraschend, jemanden auf einem Allianzschiff anrufen war nun wirklich ein Glücksspiel. Was ihn jedoch mehr überraschte war der Ort des Anrufers Citadel.
    Er wusste wer es war und hatte sie selbst versucht vor dem Beginn seines Flottenpraktikums anzurufen. Ohne Erfolg, er hatte eh schon lange nichts mehr von ihr gehört. Tatsächlich hatte er sich ertappt ein wenig Sorge zu haben.
    "Ach was, soll es." beschied er nach kurzer Überlegung und wählte den Kontakt an. Wen sollte er schon sonst anrufen.
    Das Signal für den Rufaufbau ertönte, der momentan blaue Bildschirm zeigte ein blinkendes Connecting an. Es dauerte seine Zeit, aber der Armstrong Nebel war auch recht weit von der Citadel entfernt. Schließlich gab es einen bestätigenden Ton. Der blaue Sperrbildschirm verschwand und gab das Bild der Kamera am anderen Ende der Leitung frei. Werner erblickte das ihm sehr bekannte Gesicht einer Halbasiatin welche irgendwie noch dabei war sich ungeschickt vor der Kamera zu positionieren.
    "Werner? Mein Gott, du bist es wirklich. Ich hätte es fast überhört.", gestand Kathy deren Haare leicht zerzaust wirkten.
    "Freut mich das du es gehört hast. Du siehst aus als wärst du gerade erst aufgestanden.", merkte er grinsend an.
    "Das kann man so nicht sagen. Ich lag auf dem Sofa und bin vielleicht dabei eingenickt. Power Nap, nennt das die Frau von Welt!"
    "Ist ja auch egal. Wie geht es dir? Ich hatte deinen Kontaktversuch gesehen und eh lange nichts mehr von dir gehört oder gelesen. Um ehrlich zu sein hatte ich mir Sorgen gemacht, mit dieser Explosion und dem ganzen Kram auf der Citadel.", meinte er.
    "Aww, das ist süß von dir. Mir geht es gut. Sorry das ich mich rar gemacht habe. Ich war lange Zeit nicht auf der Station. Geschäftlich unterwegs. Anstrengende Sache, aber profitabel. Danach...nun nennen wir es eine Art Urlaub. So ein Survival Kram, wilde unberührte Natur, keine Kommlinks. Ich erzähle es dir genauer wenn wir mal mehr Zeit haben. War sehr wild. Deswegen war ich auch während dem ganzen Mist nicht auf der Citadel. Und weil die Rückfahrt ein wenig holprig war. Ziemlicher Seelenverkäufer. War ziemlich froh da auf der Citadel endlich runter zu sein. Nicht das diese Station je zur Ruhe kommt.", erzählte die Schwarzhaarige locker. Er kannte sie schon lange genug um zu erkennen wenn sie nach Formulierungen suchte. Die Geschichte mit dem Urlaub war vermutlich wirklich sehr wild. Außerdem hatte er sie nicht für den Typ Survival Urlaub eingeschätzt.
    "Das..klingt doch gut. Geschäftlich unterwegs. Klingt als hättest du dich gut eingelebt. Was machst du so?"
    "Och, so verschiedene Felder. Pharmazeutika, Immobilien, auch ein wenig Aktienhandel. Läuft ganz gut soweit.", meinte sie stolz.
    "Freut mich zu hören. Und ein paar neue Leute hast du auch schon kennen gelernt?", erkundigte sich der Blonde interessiert.
    "Ja, tatsächlich recht viele. Und nicht alle wollen mich direkt umbringen. Eine vollkommen neue Erfahrung, muss ich zugeben. Aber ich will nicht nur von mir reden. Erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Rang, ich weiß das es dir viel bedeutet. Wie ist es so im Weltall. Du hattest von einem Flottenpraktikum geschrieben.", fragte sie nach und schnippste eine Locke aus ihrem Gesicht.
    "Danke. Es ist auf jedenfall eine völlig neue Erfahrung. Anstrengend, gefährlich..aber auch sehr interessant. Ich habe schon einige Scheiße gesehen. Wenn ich so darüber nachdenke ich bin mir nicht ganz sicher ob ich dir davon überhaupt erzählen darf.", fiel ihm während des Sprechens ein, worauf sich Werner verlegen am Kopf kratzte. Kathy hob skeptisch eine Augenbraue und schaute ihn schief an.
    "Ja genau, ich höre schon den Allianz Geheimdienst an meiner Tür kratzen. Okay, Agent Neumann ich hacke nicht nach. Im Gegenzug kann ich dir natürlich nicht von meiner streng geheimen Arbeit mit dem Citadel Rat berichten.", meinte sie verschwörerisch und lachte dann. Auch Werner lachte erleichtert. Er hätte es wirklich nicht extra ansprechen brauchen.
    "Kannst mir ja stattdessen vom Alltag an Bord erzählen. Stimmen die üblichen Stories. Männer und Frauen, wochenlang eingesperrt auf engen Raum..da geht doch sicher was ab in den Kajüten.", meinte sie und zwinkerte verschwörerisch.
    "Warum überrascht mich diese Frage nicht? Aber ich muss dich da enttäuschen. Ja es gibt hier ein paar Pärchen, aber das hier ist ein Kriegsschiff, nicht das Loveboat.", feixte er, während die Halbasiatin wenig überzeugt aussah.
    "Genau, der Rest starrt keusch die Decke an oder trainiert die Unterarmmuskulatur. Keine falsche Scheu, Casanova."
    "Du hast mich ertappt. Eigentlich bin ich an Bord der Orgienrakete Orgasmo und wir machen nur kurz halt um unsere Gleitgelvorräte aufzutanken.", sagte Werner sarkastisch woraufhin Kathy laut lachte.
    "Oh Gott, haben wir diesen Film nicht mal zusammen gesehen?", fragte sie immer noch laut lachend.
    "Ich würde dieses Machwerk nicht unbedingt als Film bezeichnen.", merkte er grinsend an. Beide lächelten sich schweigend an.
    "Das tat gut. Weißt du, ich weiß ja nicht wie lange deine streng geheime Mission noch geht. Aber wenn du mal wieder Landurlaub hast..ich würde mich freuen wenn du mich auf der Citadel besuchst. Da kann ich dir zeigen was ich erreicht habe. Und ich würde dich gerne mal wieder in Fleisch und Blut sehen.", bot sie dann vorsichtig an. Werner machte eine nachdenkliche Miene.
    "Auf perlweiße Strände mit exotischen Schönheiten verzichten um eine kühle Raumstation mit meiner Ex zu besuchen?"
    "Du meinst die Perle der Galaxis mit deiner ziemlich heißen Ex. Nicht das dir das was bringt, aber erleben wirst du schon genug.", versprach sie mit einem verführerischen Grinsen. Werner schüttelte kurz amüsiert den Kopf, dann nickte er.
    "Ich schau mal was sich einrichten lässt. Frag mich nicht wann, das dauert vermutlich ein Weilchen. Halt dich bis dahin einfach aus Schwierigkeiten heraus, ja?", versprach er dann. Die Halbasiatin lächelte hocherfreut.
    "Also bitte, ich suche nie Schwierigkeiten! Und du lässt dich bitte nicht erschießen da draußen.", erwiderte Kathy und rutschte leicht unruhig auf dem Wohnzimmersofa herum. Wenn sie ehrlich war, sah Werner ein wenig abgekämpft aus.
    "Priorität Nummer Eins Ma'am. Ich denke wir brechen bald wieder auf. Hat mich gefreut dich mal wieder zu sprechen Kathy.", meinte Werner entspannt, scheinbar kurz auf eine Ansage schauend. Die Halbasiatin war ein wenig enttäuscht. So unerwartet der Anruf war, so viel Freude hatte er ihr bereitet. Sie schluckte die Enttäuschung herunter und schenkte ihm ein Lächeln.
    "Bis bald...Lieutenant. Und pass auf dich auf.", verabschiedete sie sich und warf ihm einen Luftkuss zu. Werner winkte noch kurz, dann erschien der Standby Bildschirm auf ihrem Monitor. Sie seufzte ein wenig, war aber auch voll mit guter Laune. Es wäre wirklich schön ihn nochmal wieder zu sehen. Charis hatte Recht, man sollte die Gelegenheit nutzen alte Freunde zu treffen. Und sie hatte ihn auch nicht vollkommen angelogen. Mehr eine Kombination aus Halblügen und Beschönigungen.
    Das wiederum erinnerte sie daran das bald dieser dumme Prozess anfangen würde. Sie musste zugeben mit jedem Tag sank ihre Motivation. Vielleicht sollte sie sich den Fuß mehr als umknicken?

    **

    Das Skycar bog in die Einflugschneise zum Gericht ein. Bald würden sie wohl dort sein. Kathys Fuß war wieder in Ordnung, ihre Motivation immer noch recht gering. Aber sie hatte entschlossen es durchzuziehen. Wann durfte man schonmal jemanden verurteilen? Also staatlich sanktioniert, nicht die gute alte Selbstjustiz?
    "Es ist gleich soweit. In Ordnung. Da mich mein liebreizender Anwalt darüber informiert hat das Geschworene bis zur Urteilsverkündung von der Öffentlichkeit isoliert werden..", sie warf den Salarianer im Skycar einen missmutigen Blick zu, "und dann noch meinte das sowas ein paar Prozesstage dauern kann..bin ich wohl nur eingeschränkt verfügbar. Ich werde aus meiner Unterkunft mit ihnen in Kontakt treten für Statusreporte. Ansonsten übernimmt Mister Delok das Geschäftliche bis ich zurück bin. Airi sie übernehmen mit ihrer Schwester den operativen Teil. Ich vertraue ihnen in der Hinsicht. Die Sache mit den Mask ist derzeit recht brenzlig, versuchen sie es also nicht eskalieren zu lassen während ich weg bin. Falls doch..Delaney hat entsprechende Anweisungen dafür bekommen. Jedoch würde ich gerne den Zeitpunkt dafür bestimmen.", sprach sie an den Anwalt und die Japanerin, welche wiederum das Skycar steuerte. Langsam senkte sich das Gefährt, auf eines der abgeschiedenen Landungsdecks des Gebäudes.
    "Sie können sich auf uns verlassen Orlowski-san.", erklärte Airi ergeben und setzte das Skycar ab.
    "Ja, keine Sorge. Und denken sie daran. Sie müssen keine Aussage vor Gesicht treffen, niemand darf sie unter Druck setzen. Sie urteilen nur, sonst nichts.", beruhigte sie Maran und formte sein dünnes Amphibienlächeln.
    "Da wird mir doch direkt warm ums Herz. Danke ihnen beiden.", erwiderte Kathy, straffte den Rock und stieg aus dem Skycar.
    Nach einer kurzen Durchsuchung des Sicherheitsmannes, Marke Gartenzwerg, war sie auch innerhalb des Gerichtgebäudes. Sie hatte gehofft nie eines von drinnen zu sehen, aber immerhin würde sie heute nicht auf der Anklagebank stehen. Noch etwas unerwartetes. Der Gerichtsdiener führte sie in den Bereich für die Jury, abseits von Kameras, Zeugen und alles was sie belästigen würde. Sie und Elf weitere Zwangsverpflichtete, das war alles an Gesellschaft abseits des Justizrummels.
    "Entschuldigen sie, gibt es hier einen Kaffeeautomaten?", erkundigte sie sich beim Gerichtsdiener.
    "Wenn man das Zeug daraus so nennen mag. Aber ja, für die Jury gibt es eine eigene. Steht dort.", erwiderte dieser.
    "Wie elitär.", meinte sie sarkastisch. Der Kaffee stellte sich als weniger elitär heraus. Wenigstens war er heiß. Sie schaute sich gerade noch die anderen Jury Mitglieder an, als ein weiteres auftauchte. Groß wie ein Kleinbus, aber immerhin redegewandter.
    "Hallo. Ich glaube das da hinten sieht so aus wie für sie gemacht.", merkte sie freundlich an als sich die Elcordame reinquetschen wollte. Am anderen Ende ihres Sichtfeldes war tatsächlich ein Abschnitt der Bank wo man auch einen Kleinwagen hätte parken können. Immerhin wussten die Verantwortlichen das eine Elcor in der Jury war.
    Tatsächlich war Kathys Sitzplatz direkt daneben, während sie auf der anderen Seite eine Asari flankierte. Vor ihr saß irgendein Turianer mit der üblichen stoischen Miene.
    "Wann ist eigentlich der genaue Prozessbeginn?", fragte sie ins Auditorium. Es sah nicht unbedingt aus als würde es zeitig losgehen.
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  15. #355
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Jane; Sam und Werner

    Es war nie schön, sich von einem gefallenen Kameraden zu verabschieden. Ja, auch Chey war bei der Trauerfeier dabei, hatte Private Rodger Young die letzte Ehre erwiesen...

    Danach ging wieder alles seinen gewohnten Gang. Die Columbia steuerte auf den Außenposten Hyperion zu und Chey dockte das Schiff routiniert an der Station an.
    Einige gingen auf die Station, andere blieben auf dem Schiff.

    Chey gehörte zu denjenigen, die auf dem Schiff blieben, hatte sich mit Kate und Mick an der Bar verabredet. Warum? Sie wusste es nicht so genau, denn zum feiern war ihr überhaupt nicht zu mute.
    Als sie dort ankam, waren Kate und Mick bereits dort.
    "Wie gehts dir?" wollte Kate gleich wissen und begrüßte ihre beste Freundin mit einer herzlichen Umarmung. "Müde. Erschöpft." gab die junge Pilotin leise zurück und erwiderte die Umarmung. Auch Mick drückte sie kurz.
    Sie hatten sich gerade an die Bar gesetzt, als Charlie mit einer großen Kiste angelaufen kam und diese lautstark auf dem Tresen abstellte.
    "Wartet ihr auf mich? Wollt ihr was trinken? Ich habe neue Vorräte." Charlie blickte neugierig in die kleine Runde. Die drei Angesprochenen schauten erst sich an und schließlich nickend zu Charlie.
    "Kann nicht schaden." meinte Mick nur.
    Der Barmann verteilte ein paar kurze, stellte sich selbst auch einen hin. "Auf unseren gefallenen Bruder..." Charlie erhob sein Glas. ".... möge er in Frieden ruhen." ergänzte Chey leise und nachdenklich. Die vier prosteten sich zu und tranken.
    Jeder auf dem Schiff hatte seine eigene Art mit so einer Situation um zu gehen, dies war ihre.
    Derweil schlich sich Noah von hinten an Chey heran, umfasste sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Chey fuhr erschrocken herum, beruhigte sich aber schnell wieder, als sie sah, wer es war. "Du riechst nach Parfüm." stellte sie grinsend fest und löste sich aus seiner Umarmung. "Ich hab mich für den Landgang schick gemacht." gab Noah breit grinsend zurück. "Mit Frauen Parfüm?" lachte Chey. "Erwischt!" grinste Charlie und spendierte noch eine Runde. "Alter...." Mick rümpfte die Nase. Der penetrante Duft des Frauen Parfüms nebelte die Anwesenden ein. "Tja, jeder hat seine Art mit so einer Situation um zu gehen..." gab Noah verschwörerisch grinsend von sich. Die fünf Freunde prosteten sich zu...

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
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  16. #356
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    „Heute ist der Tag, der von einem großen Teil der Bürger der Station seit Wochen erwartet wird. In einer beispiellosen Schnellvorbereitung hat die Strafverfolgung, repräsentiert durch Staatsanwalt Kim van der Vliet, die Anklage vorbereitet, welche heute am ersten Prozesstag gegen den ehemaligen C-Sicherheitsagenten Beyo Vhan durch Richter Edgar Wilkens verlesen werden wird.
    Wir stehen hier direkt vor dem Gerichtsgebäude, wo C-Sec Agenten aus sämtlichen Bezirken in Hunderterstärke herbeordert wurden um mögliche Unruhen einzudämmen. Tatsächlich haben sich mehrere Gruppen eingefunden um zu demonstrieren und den Prozess via Livestream mitzuverfolgen. Zuschauer wurden im Gerichtssaal für die Verhandlung nicht zugelassen. Während ein Großteil der Demonstranten eine Verurteilung fordert, gibt es tatsächlich auch Sympathisanten des Turianers. Bislang gab es noch keine Zusammenstöße.“


    ***

    „Zurücktreten! Bitte machen Sie den Weg frei!“ Wilkens griff nach seinem Hut und stieg aus dem Wagen. Einige Sicherheitsleute schirmten ihn bereits vor der Meute der Reporter ab. „Keinerlei Kommentare zu der Verhandlung! Bitte lassen Sie den Herrn Vorsitzenden vorbei!“
    Er selbst tat so als würde er sämtliche Fragen gar nicht erst hören. In seiner gesamten, jahrzehntelangen Laufbahn hatte er den Aasgeiern von der Presse nicht eine Minute seiner Zeit geschenkt.
    Dass sie es nach so langer Zeit immer noch hartnäckig versuchten zeugte entweder von großer Ausdauer oder noch größerer Dummheit.

    „Herr Staatsanwalt.“ Mit professioneller Miene schüttelte er van der Vliet die Hand. Dann warf er sich seine Richter-Robe über. „Wir warten noch auf einige Jury-Mitglieder, aber die sollten bald da sein.“ sagte einer der Protokollanten zu ihm.
    „Fehlt sonst noch wer?“ fragte Wilkens und blickte auf seine altmodische Uhr. „Nun, also…..Octarian Nacus, Vhan‘s Verteidiger ist zwar da…..aber von Vhan selbst haben wir bisher noch nichts gesehen.“
    Der Richter zog eine Augenbraue hoch. An seinem eigenen Prozess zu spät kommen? Das würde seiner Sache nun wirklich nicht zuträglich sein.

    ***

    „<Dankbar> Vielen Dank Schatz. Das war wirklich nett von dir.“
    „<Verlegen> Nicht dafür Schatz. Dafür bin ich doch da.“
    Behäbig bewegte Pekkena sich aus dem gemeinsamen Skycar und schlurfte in Richtung des Gerichtgebäudes.

    „<Seufzend> Ist das wirklich notwendig? Sie wissen doch dass Elcor keine Handfeuerwaffen benutzen können.“
    „Verzeihung….Ma‘am. Gleiche Regeln für alle.“ stotterte der Sicherheitsbeamte an der Schleuse, ein kleingewachsener Mensch, der offensichtlich noch sehr grün hinter den Ohren war und dem es sehr unangenehm war, ihren massigen Körper mit seinem Scanner zu kontrollieren.

    „<Höflich> Einen schönen guten Tag zusammen.“ begrüßten Pekkena die restlichen Jury-Mitglieder, welche bereits auf der Bank Platz genommen hatten. Diese sahen sie sichtlich irritiert an. Mit einer Elcor hatten sie hier wohl am wenigsten gerechnet.
    „<Unangenehm berührt fragend> Wäre es wohl möglich dass sie noch etwas mehr zusammenrücken könnten?“
    Mit Mühe und Not fand sie auch noch Platz, nachdem ihrer Bitte entsprochen wurde.

    ***

    „Was soll das heißen, *nicht erreichbar*?“ „Das heißt genau das, was ich Ihnen sage.“ erwiderte Octarian Nacus trocken. „Wie können Sie davon erzählen und dabei hier so ruhig sitzen?“ knurrte Wikonias mit knirschenden Zähnen. „Was erwarten Sie von mir? Meine Aufgabe ist es, den jungen Herrn Vhan als Anwalt zu vertreten, nicht ihn dazu zu bewegen, zu seinem eigenen Gerichtstermin zu erscheinen.“ „Das kann doch nicht wahr sein.“
    Mit einem nervösen Blick auf die Uhr wählte er die Nummer seines Neffen und klingelte an. Doch niemand ging ran.
    „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein…..nein, das würde er nicht tun…..“
    Nebenbei warf er einen Blick auf die restlichen Anwesenden im Gerichtssaal. Er bemerkte die zusehende Irritation und Unruhe über das Fernbleiben des Angeklagten. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und wurde noch nervöser.
    „Ach, Geister nochmal!“
    Ohne groß nachzudenken stürmte er aus dem Gerichtssaal, rannte dabei fast einen darüber fluchenden Wachmann um.
    Hektisch sah er sich auf den Bänken vor dem Saal um, auf dem diverse, vorgeladene Personen warteten.
    „Bitte! Jemand muss - !“
    Sein Blick fiel auf eine blonde Menschenfrau. Ihre strengen, grünen Augen fixierten ihn mit irritiertem Blicke. Auch wenn er sie noch nicht zuvor persönlich gesehen hatte, wusste er sofort wen er vor sich hatte.
    „Miss Ilias? Miss Hanna Ilias, Sie sind es, oder? Bitte, mein Name ist Wikonias Vhan, ich bin Beyo‘s Onkel, und - “
    Alleine diese Information war wahrscheinlich genug um für Skepsis zu sorgen, doch er ließ sich nicht beirren.
    „Beyo ist bisher noch nicht aufgetaucht und reagiert auf nichts! Ich bin mir sicher, dass er bei sich Zuhause ist und bloß nicht…..egal, die Zeit drängt! Sind Sie mit einem Wagen hier? Könnten Sie mich zu ihm bringen? Bitte, sonst beginnt die Verhandlung noch ohne ihn!“
    Wieso das eine Katastrophe wäre musste er wohl nicht erklären.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Schlecht gelaunt zog Hanna den Pappbecher aus dem Kaffee-Automaten, der im Flur des Citadel-Gerichts stand und Varianten aller möglichen Heißgetränke für diverse Spezies enthielt. Es sollte das Warten etwas erträglicher machen, aber es würde wohl ewig dauern, bis es losging. Draußen vor dem Gerichtsgebäude konnte man rauchen, im Innern galt ein stricktes Verbot, was die zumeist turianischen Gerichtsdiener auch durchzusetzen vermochten.

    Hanna setzte sich auf eine Bank in elegantem Design. Der Stahl der Citadel, wenn es denn überhaupt Stahl war, ließ sich kunstvoll schwingen, sodass die Sitzfläche eins mit der Wand war. Generell strahlte das Gerichtsgebäude in einem wunderbaren Mix aus Tradition und Moderne, mit hellen Farben und Symbolen der Gerichtsbarkeiten aller Ratsvölker. Am Ende des Ganges stand eine überlebensgroße Statue, die eindeutig vom Planeten Thessia stammte und eine altertümliche Form der Justikarinnen darstellte. Diese Asari-Kriegerinnen waren mehr Legende als Realität und lebten nach ihrem eigenen Kodex. Hanna hatte noch nie eine gesehen und hielt sie – trotz anderer Berichte im Extranet und der Polizeidatenbank – für Fiktion oder lange ausgestorben. Den Templer-Orden gab es schließlich auch nicht mehr und der wäre vergleichsweise jung.

    Im Flur im zweiten Stock wiederum konnte man ein Bild, groß wie ein Scheunentor begutachten, das von der Erde stammte. Farbenprächtig zeigte es Justitia mitsamt Augenbinde, Schwert und Waage. Hanna hatte keine Ahnung von Kunst, aber das Bild gefiel ihr, auch wenn sie es sich niemals in die eigene Wohnung hängen würde – oder könnte.

    Das Klacken von hohen Absätzen über etwas, was Marmor sehr ähnlich sah, hallte durch den Gang. Der Kaffee schmeckte recht gut, besser als das Zeug vom Revier und schlechter als in einem richtigen Café. Trotzdem war sie unzufrieden. Dieser Prozess war eine Pflichtveranstaltung und hielt sowohl sie als auch ihren temporären Partner davon ab, den Fall weiterzuverfolgen. Das öffentliche Interesse war tatsächlich so groß, wie befürchtet, auch wenn Hanna wirklich daran zweifelte, dass es zu Gewalt käme. Außer, Beyo Vhan würde in allen Anklagepunkten freigesprochen und eine flammende Rede auf den Treppen des Gerichts halten, dass die Gerechtigkeit gesiegt habe, blabla. Der Kerl war schuldig wie die Hölle und der Umstand, dass ihn bisher keiner gesehen hatte, untermalte das. Vielleicht hatte er beschlossen das Urteil selbst in die Hand zu nehmen und sich eine Kugel durch den Kopf gejagt, aber Hanna bezweifelte, dass er dazu die Courage besaß.

    Sie trank den Kaffee aus, zerknüllte den Becher und warf ihn in einen der zweidutzend Mülleimer im Gang, strich ihr graues Jackett glatt und setzte sich wieder. Für den Prozess trug sie ein unauffälliges Grau, ein weißes Hemd, schwarze Stiefeletten und keinerlei Anzeichen dafür, dass sie ein Cop war. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt gebunden, die vielen Ohrringe blitzen silbrig im kühlen Licht der Deckenbeleuchtung. Sie überlegte gerade, wo sie wohl rauchen könne, ohne dass Beyo-Fans oder Feinde oder ein Reporter sie abfangen und belagern könnte, als ein gehetzt wirkender Turianer auf sie zustürmte. Sie hatte ihn schon vorher brabbeln hören, jetzt steuerte er direkt auf sie zu. Hanna seufzte und verfluchte sich dafür, nicht schon früher ihrer Sucht gefrönt zu haben. Die Irren kamen immer zu ihr. Und dieser spezielle Irre kannte sie sogar.

    Toll, sein Onkel“, knurrte die Blondine, als der Kerl namens Wikonias und dem verheißungsvollen Nachnamen Vhan einen Schwall an Gerede über sie ergoss. Und wie sein Neffe bestand Wikonas aus Übersprungshandlungen und kruden Anfragen.
    Mister Vhan“, sagte Hanna geduldig und hob eine Hand. Es fühlte sich seltsam an das zu jemand anderem als Beyo zu sagen, obwohl die Ähnlichkeit selbst für turianische Verhältnisse frappierend war. „Ich bin mir sicher, dass Ihr Neffe seine Gründe hat. Um ehrlich zu sein überrascht es mich kaum. Ich hatte ihm bei unserem letzten Zusammentreffen eingeschärft, dass er zu seiner Verantwortung stehen sollte. Stattdessen zeigt sich jetzt sein wahrer Charakter: der eines Feiglings.“ Die Worte waren vielleicht etwas hart, aber das, was Hanna empfand. Vhan hatte beim letzten Gespräch so ernsthaft daran interessiert geklungen, einmal das Richtige zu tun.
    Tut mir leid, Sir, aber was soll ich machen?


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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen
    Ja, das war sie definitiv. Sie kam direkt auf die selbe scharfzüngige Art rüber, wie Beyo sie beschrieben hatte.
    „Nein, das ist nicht wahr!“ Natürlich verstand er, dass zwischen den beiden Animosität geherrscht hatte und sie deshalb nicht gut auf ihn zu sprechen war. Aber ihre Vermutung, dessen war er sich 100% sicher, ging absolut ins Leere.
    „Er ist nicht verschwunden! Ich bin sicher, er hat bloß mit seinem Schicksal abgeschlossen und will sich in Abwesenheit verurteilen lassen.....aber das ist einfach nicht richtig!“
    Nervös blickte er auf die Uhr. Die Zeit rannte ihnen davon.
    „Sie brauchen nichts machen, ich kann selbst mit ihm reden, bitte fliegen Sie mich einfach nur zu seinem Appartment! Ansonste schaffe ich es nicht mehr....ich weiß, Sie und er sind nie miteinander klargekommen....aber selbst Sie verstehen doch, dass das nicht richtig ist....“
    Er kam sich gerade wie ein Bittsteller vor, und in jeder anderen Situation wäre es auch furchtbar erniedrigend gewesen, aber im Moment waren seine Gefühle unwichtig.


    Nachdem ihm Pennyworth die Vertretung der Nebenklage organisiert hatte, hatte Issac sich schon energisch die Treppen des Gerichtsgebäudes erklimmen und mit energischem Schritt in Richtung des Auftrittes schreiten sehen, der seinen Durchbruch bedeuten würde. Nach den Gesprächen mit Valerie und einem ersten Eindruck von der Stimmung, die vor dem Gebäude herrschen würde, hatte er seine Pläne angepasst; zwar würde ihm als Vertreter der Nebenklage auch nur Neben-Aufmerksamkeit zuteil werden, dennoch hatte er keine Lust, schon vor Prozessbeginn Tomaten oder faule Eier abzubekommen. Er war sich sicher, dass Leute vom selben Schlag derer, die das Imperial gestürmt hatten, vor Ort sein würden und die Präsenz von C-Sec zeigte ihm, dass er mit dieser Einschätzung nicht allein war.

    Arthur hatte ihn auf der Fahrt zum Gericht begleitet und reichte ihm die Hand, als Isaac ausstieg:
    ,,Geh raus und mach uns reich, Bruder“, gab er ihm mit einem Kopfnicken mit auf den Weg.
    ,,Reich und berühmt, keine Sorge“, gab er zurück und schlug ein.

    Isaac wandte sich zum Gerichtsgebäude, richtete seinen Anzug und zeigte an der C-Sec-Sperre seinen Ausweis vor. Er hatte sich für den Nebeneingang entschieden, passierte aber trotzdem mehrere Dutzend Beamte, die nervös die heranströmenden und sich vor den Barrieren versammelnden Leute betrachteten. Ein Rauschen von Stimmen lag in der Luft, bisher ohne feindlichen Unterton und tief fliegende Brandbomben, aber der Prozess hatte ja auch noch nicht begonnen.

    Im Gebäude angekommen nahm er den Aufzug, folgte dem parallel zum Saal verlaufenden Gang und errichte das Anwaltszimmer, den Backstage-Bereich der größten juristischen Bühne der Station. Vermutlich weniger Groupies und Bier als in den Backstage-Bereichen, in den Valerie abzuhängen pflegte, aber mindestens genau so viel Ego und Drogen.
    Issac liebte es und fühlte sich immer wie auf einer WG-Party, bei der alle ein bisschen zu hart drauf waren und ein bisschen zu dringend zum Schuss kommen wollten. Unabhängig von Spezies und Geschlecht waren Prozessanwälte in der Regel ein Völkchen, dass zum Gewinnen antrat und sich in diesem kleinen, nicht verranzten aber auch nicht wirklich liebevoll gepflegten Raum darauf vorbereitete, eine Mischung aus Theaterstück, Rhetorik-Wettbewerb und Rap-Battle abzuliefern und das vor einem Publikum, das meist so gemischt wie nur möglich und so helle wie eine 50-Watt-Funzel mit mehr als 10.000 Stunden Laufzeit war.
    Kim van der Vliet, der Anklageführer und Shooting Star der Citadel-Staatsanwaltschaft saß auf einer der Bänke und studierte ein Dokument auf seinem OmniTool. Isaac und van der Vliet waren aus früheren Prozessen miteinander bekannt; der Niederländer war in Isaacs Augen nicht rabiat genug in seiner Prozessführung und er wusste, dass van der Vliet sein Auftreten im Gerichtssaal als manchmal zu verbissen und aufbrausend betrachtete. Es würde spannend sein, zur Abwechslung mit anstatt gegen ihn zu arbeiten.
    ,,Guten Tag, Herr Staatsanwalt“, begrüßte Isaac ihn, trat auf van der Vliet zu und reichte ihm die Hand.
    ,,Ist der Rest vom Fest schon im Saal oder noch gar nicht eingetroffen?“

    Isaac erwartete nicht allzu viel Inhalt am ersten Prozesstag, war aber dennoch sehr früh erschienen, um ja keine Verzögerung zu verschulden; für den Abend hatte Valerie das Treffen mit der besagten Kontaktperson angeleiert, die auch versuchte, mehr über den Mord an ihrem Frontmann herauszufinden.


    *


    Ein neuer Proteststand, eine neue Demo, einer neuer Vhan, auch wenn es Nura eigentlich um den ging, gegen die sie auch letztes Mal auf die Straßen gezogen waren. Sie und die anderen Aktivisti von Equity Now! waren als einer der ersten vor dem Gerichtsgebäude aufgelaufen, hatten Pavillon und Transparente aufgestellt (Von klassischen Slogans wie „Gerechtigkeit statt Freifahrtschein!“ bis hin zu eher kreativen Auslassungen wie ,,Ton, Scheine, Erben – Macht kaputt, was Euch kaputt macht!“ war alles vertreten) und zahlreiche Trillerpfeifen verteilt, das unumgängliche Kampfwerkzeug all jener, deren politische Wirkmacht sich darauf beschränkte, möglichst viel Lärm zu machen, um überhaupt gehört zu werden.

    Weniger zu Nuras Verwunderung als vielmehr ihrem moralischen Entsetzen gab es inmitten der anschwellenden Volksmasse vor dem Gericht auch vereinzelte Solidaritätsbekundungen mit Beyo Vhan, dem gescheiterten Stammhalter des verfolgten Patriarchen. Nicht erst seit der Katastrophe vor dem Imperial lehnte Nura Gewalt prinzipiell ab, konnte sich des Impulses jedoch nicht erwehren, zu denen zu gehen, die Schilder mit Slogans wie „Beyo Vhan did nothing wrong!“ hochhielten, um sie eindringlich zu fragen, was mit ihnen eigentlich nicht richtig sei.

    ,,Alle zusammen mit Papis Liebling in einen Sack stecken und draufschlagen, kannst keinen Falschen treffen…“, kommentierte Valerie, die scheinbar Nuras Blickrichtung gefolgt war.
    Sie war vor kurzem zu den Unsichtbaren gestoßen, nachdem ihr bei einer ihrer hobby-mäßigen Laien-Recherchen zu ungeklärten Verbrechen auf der Station aufgefallen war, wie unstimmig die „Ermittlungsergebnisse“ zum Mord an Simon waren. Wie ein hungriger Fuchs auf der Suche nach den tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus hatte sie immer tiefer gegraben und dabei viel von dem gefunden, was in den letzten Wochen hinter den Kulissen der Citadel geschehen war. Und da jeder, der einer Spur folgt, auch eine hinterlässt, hatten die Unsichtbaren Valerie gefunden. Aus der folgenden Konfrontation war schnell eine Art Bewerbungsgespräch geworden und die Hackerin arbeitete seit dem mit Nura und den anderen unterhalb des Radars der Öffentlichkeit. Hätte die Quarianerin am Anfang geahnt wie radikal Valerie in ihrer Einstellung zu den Reichen und Mächtigen war, hätte sie sich das ganze vielleicht noch überlegt, aber nun war sie an Bord und trug ihren Teil bei; ein Aspekt von Aktivismus war auch immer, sehr unterschiedliche Leute unter einem Banner vereinen zu können.

    Nura wandte sich zur Menschenfrau um, die an einer Säule des Pavillons lehnte und die Menge mit verkniffener Miene überblickte. Sie wirkte, als ob sie auf Ausschreitungen hoffen würde.
    ,,Mir würde es für den Anfang reichen, wenn Vhan Junior in eine Zelle statt einen Sack gesteckt werden würde. Noch ein Vhan weniger, der sich frei auf dieser Station bewegen kann“, antwortete Nura. Nach dem Chaos bei der letzten Veranstaltung hoffte sie inständig auf einen friedlichen Ablauf der Demonstrationen, allein schon, damit sie nachher Rose und ihre Bekannte von Salarian Duelist treffen konnte. Die Turianerin hatte ihr erzählt, dass die Band nun selbst Nachforschungen bezüglich Naepars Ermordung anstellen würde und wollte sie mit der Managerin der Band, interessanterweise auch eine Valerie, bekannt machen. Vielleicht sollte sie anfangen, mit Spitznamen zu arbeiten?

    Nura seufzte; sie war in etwas hineingezogen worden, das sämtliche Grenzen ihrer Vorstellungskraft gesprengt hatte und nun mit voller Kraft auf dem Weg, einen weitern Nagel in den Sarg von Vhans Familienimperium zu schlagen. Die Ereignisse hatten sich derart schnell entwickelt, dass sie die einzelnen Tage kaum noch auseinanderhalten konnte, aber der Rückblick spielte ohnehin keine Rolle. Wichtig war nur der Weg nach vorn.



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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    Der Flug von Bekenstein zur Citadel war denkbar kurz und das ganze Gebiet unterlag der Kontrolle der Ratsflotten. Sie würde eher auf die Wäschesack-Taktik zurückgreifen. Wofür hielt man sich denn eine Schmugglerin, wenn sie keinen Nutzen für einen hatte.
    Ich plane das Schiff von Vale zu nehmen. Wenn sie so gut ist, wie alle behaupten, sollten wir es hinbekommen. Wenn Sie aber einen guten Kontakt in den Tipps haben, der Personen ungesehen von A nach B bringen kann: Wir könnten sie gebrauchen.
    Sie tippte einen Befehl auf ihr Omnitool, worauf auch das von van Zan blinkte. „Heute Abend, selber Raum. Ich kümmere mich um Coltrane.

    *

    Die Asari-Schmugglerin sah scheiße aus. Sie und Miss Orlowski schienen eine belebende Zeit verbracht zu haben. Es war nicht schlecht, dass Seeva ihre Verbündete mittels Vale mehr oder minder mit freundschaftlichen Banden versah. Seeva schickte sie zum Duschen, Schlafen und legte das geliehene Kleid auf den „Aktivwäscherei“-Stapel. Diesmal war das Treffen eines des kompletten Teams zuzüglich John Coltrane, der mit seinem Attachée Angel gekommen. In ihrer blauen Panzerung mit dem Zeichen der Blue Suns waren sie nicht gerade unauffällig, aber die Suns hatten viele Auftraggeber und es war nicht ungewöhnlich, dass reiche Personen sich von den Söldnern in ihren Hotelzimmern abholen und eskortieren ließen oder vor den Türen bezahlte Wachen aufstellten.

    Angel rauchte. Die dünnen, grauen Fäden stiegen bis zur Decke wo sie von einer stummen Luftreinigung zerfetzt und aufgesaugt wurden. Neben Coltrane und Angel waren Dr. Yungjin, Charis Vale, der Mann in Schwarz, Pater Lacan, ein zerknirschter Qatar und Odessa anwesend, die Angel mit einem bemessenden Blick taxierte.
    Seeva stand an der breiten Seite der ovalen Tafel, stand als einzige und überblickte die Truppe, die einem altertümlichen Kriegsrat ähnelte. In der Mitte des Tisches projizierte ein Holo abwechselnd Bilder der Zielperson, des Planten, der ermittelten Mannstärke und des anzugreifenden Gebäudes.

    Bekenstein war ein Planet mit hohen Felsnadeln und flachen Ebenen. Hier wie dort hatten die siedelnden Menschen Paläste aus Glas und Stahl errichtet und hier wie dort spielte Sicherheit eine große Rolle. Sinclaires Familiensitz war auf einem beinahe einhundertfünfzig Meter hohen, steil in den Himmel ragenden Felsen gepflanzt. Im Bedürfnis nach Sicherheit hatte Vater Sinclaire das Anwesen, das neben einem Plateau für Skycars auch über einen Pool, eine Sonnenterasse, ein separates Kommunikationssystem und Notstrom verfügte, mit einer drei Meter hohen und zwei Meter breiten Mauer umzäunen lassen, die als Quasi-Verlängerung der steil aufschießenden Felswände diente und jedes Besteigen nahezu unmöglich machte. Der Zugang zum Anwesen erfolgte über zwei Wege: Einer davon wäre eine Landung per Skycar. Allerdings hatten die Sinclaires ebenso viel Geld in die Abwehr von Eindringlingen wie in den Luxus auf dem Anwesen, dessen Bauwert eine zweistellige Millionensumme betragen hatte, investiert. Zwei alte aber äußerst effektive automatische Boden-Luft-Geschütztürme riegelten den Himmel über dem Anwesen ab und nahmen sich das Recht heraus alles abzuschießen, was nicht den Zuspruch der Inhaber hatte. Daher blieb, wenn die nicht plötzlich aus Spezialisten für HALO-Absprünge in Kombination mit Jetpack-Drop bestand – und diese Fertigkeit schrieb T’Saari bis auf weiteres nur Qatar zu – der andere Weg: Durch den Tunnel. Das Anwesen verfügte über einen senkrecht durch den Berg gelaserten Versorgungstunnel. Vom Fuß des Felsens führte ein breiter und recht hoher, mit einem Panzerstahltor gesicherter Weg etwa zweihundert Meter in die Mitte des Berges. Dort war der Aufzug, der die Passagiere in wenigen Sekunden bis ins Innere der Villa transportierte. Es war ein Dienstbotenaufzug, der in die Vorratshalle des Anwesens führte, nicht in die Villa direkt. Mechs bewachten diesen als Schwachpunkt lokalisierten Zugang Tag und Nacht, aber eine bessere Option hatten sie nicht. Insgesamt verfügte Sinclaire nach STG-Informationen über eine kleine Armee. Etwa zehn LOKI-Mechs liefen ständige Patrouillen während dreißig weitere im Lager auf ihren Einsatz warteten. Coltrane berichtete, dass Sinclaire vor etwa einem Vierteljahr zusätzlich eine Einheit Eclipse angeheuert hatte.
    „Die sind zwar nicht so gut wie wir, aber doch besser als gewöhnliche Schlägertrupps“, erklärte der Sun-Anführer. Laut dem Menschen hatte die Familie Sinclaire die Suns in den vergangenen Jahren immer wieder angeheuert. Meistens ging es um die Überwachung von Fabriken oder Materialwegen, Eskorten auf Planeten mit hoher Kriminalitätsrate und hier und da mal das Niederschlagen eines Arbeiterbewegung oder das Einschüchtern von Konkurrenten, die meinten auf dem selben Planeten anzusiedeln und die gierigen Finger nach denselben Ressourcen auszustrecken. Zweimal, allerdings noch zu den Zeiten, da Vater Sinclaire die Geschäfte gerade von Großvater Sinclaire übernahm, waren die Suns für die Familie – und eine beträchtliche Summe Credits – in Kampfeinsätze gegen Batarianer und Menschen gezogen. Einmal musste eine batarianische Kolonie geschleift werden, ein anderes Mal eine menschliche Miliz bekämpft werden, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Sinclaire-Transporter auszurauben.
    „Das war aber noch vor Ihrer Zeit“, sagte Coltrane an van Zan gewandt. „Damals hatten wir noch viel weniger schwere Waffen und nahezu keine Mechs.“ Er zuckte die Achseln. „Jeder fängt mal klein an.“

    Neben den Eclipse bezahlte die Firmenerbin eine vierköpfige Gruppe Leibwächter, darunter einen clanlosen Kroganer, den die STG als „besonders gefährlich, weil nachdenkend“ einstufte. Im Kopf ging Seeva die geforderten Exemplare durch: Mensch, Asari, Salarianer. Ein, zwei Salarianer waren bei Eclipse, Menschen gab es dort einige. Vielleicht, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sogar, würde sich eine Asari beim Dienstpersonal finden. Sie verzog bei diesem Gedanken das Gesicht. Eine unbewaffnete Angestellte aus ihrer Spezies, die Sache gefiel ihr nicht.
    Wir gehen rein, greifen und Sinclaire wenn möglich und holen uns noch zwei weitere Sekundärziele – einmal Spezies Asari, einmal Salarianer“, erklärte Seeva. „Sollte Sinclaire sich zu sehr wehren, wird sie liquidiert, womit zu den Zielen dann noch einmal Spezies Mensch hinzukommen würde. Verstanden?
    Allgemeines Nicken.
    Gut.“ Die Asari war froh diesen Punkt schnell angegangen und beinahe abgehakt zu haben. „Mister Coltrane, Sie und Ihre Leute werden die Ziele dann mitnehmen. Also: Unser Zugang befindet sich hier.“ Sie ließ den Tunneleingang aufleuchten, der zum Fahrstuhl führte. „Erwarteter Widerstand: moderat. Vermutlich Mechs. Die Söldner treffen wir im Innern an. Wichtig ist, dass wir die Kommunikation unterbrechen, sobald wir zuschlagen.“ Ihr Blick ging zu Lacan, der sich erhob und sein Omnitool bediente.
    Simpel. Ich habe ein Programm, dass Sie einsetzen können, sobald Sie eine Konsolenverbindung erreicht haben. Das System geht dann in einen Loop über und funkt sich quasi die ganze Zeit nur selbst an, ohne es zu merken.“ Er grinste über diese Vorstellung eines Systems, dass mit sich selbst ein Zwiegespräch führte und setzte sich.

    Danke, Pater. Also, wir gehen rein, unterbrechen die Kommunikation und nehmen den Lift nach oben. Wenn wir bis dahin nicht entdeckt sind, sind wir drin. Wenn wir maximales Glück haben, kriegen wir Sinclaire ohne Aufsehen zu erregen. In dem Fall brechen wir die Nebenmission ab und ziehen uns zurück.“ Die Testsubjekte würden im Notfall auch auf andere, nicht minder fragwürdige Weise, beschafft werden können.
    Ich hoffte, dass wir dicht an dem Gebirge landen könnten, irgendwo hier. Das erspart uns einen langen Fußweg“, sagte T’Saari und ließ einen Bereich aufleuchten, der etwa einen halben Kilometer von dem Fuß des Berges entfernt lag und nach einer flachen Senke aussah. „Wäre das möglich, oder ist die Fläche zu klein?“, wandte sie sich an die Schmugglerin.
    Ich bitte Sie, Commander“, sagte Charis laut und tat so, als habe die Frage sie beleidigt. „Sie sprechen mit der vermutlich besten Raumpilotin diesseits von Omega. Natürlich kriege ich das hin.“ Die Asari hatte dunkle Ringe unter den Augen, wirkte müde aber gut gelaunt. Sie lächelte auf ansteckende Art und Weise. Seeva lächelte nicht, nickte aber. „In Ordnung. Coltrane, wie viele Leute nehmen Sie mit?
    „Hmm“, brummte der Söldner. „Ich und Angel, dann würde ich sagen, dass sechs weitere Suns reichen. Zwei zum Absichern unten, der Rest kommt mit.“
    Gut. Ich lasse Ihnen Odessa unten. Such dir eine geeignete Position mit gutem Sichtfeld und bleib dort“, befahl sie der Attentäterin.
    Wie du wünscht“, schnurrte die Menschenfrau.
    „Acht Suns, van Zan, Odessa, Qatar, der Salarianer“, zählte Seeva ab. „Mich selbst und Sie, Miss Vale. Kriegt Ihr Schiff die alle aufgenommen?“
    Wird zwar ein bisschen kuschelig, aber nachdem ich neulich erst eine ganze Gruppe Nutten dort hatte…
    Coltrane lachte auf, Angel lehnte sich interessiert nach vorne.
    „Klingt nach einer guten Geschichte für den Flug, Vale“, grinste Coltrane. „Haben Sie denn auch Gefängniszellen?“
    Eine schmale Zelle ist da, ja. War wohl mal für Gefangene, ist jetzt aber ein Abstellraum“, antwortete Charis.
    Das wird reichen“, sagte Seeva. Der Flug würde kaum so viel Zeit in Anspruch nehmen, als das lange Verwahrungen von Nöten sein würden.
    Der Pater bleibt vermutlich hier. Wir sind, was technische Unterstützung angeht, also auf uns gestellt?“, fragte Qatar.
    Nicht ganz. Unser Kontakt von der STG ist ausgewiesener Tech-Spezialist“, erklärte die Asari. Gerade im Hinblick auf die Mechs würde er wohl gute Dienste leisten.
    „Ich rüste meine Leute mit Panzerbrechern und Disruptor-Munition aus“, sagte Coltrane. Seeva nickte.
    Irgendwelche Fragen?
    Wo werde ich sein?“, meldete sich Charis.
    Sie bleiben beim Schiff, halten Sie die Maschinen auf Stand-By. Können Sie kämpfen?
    Wenn ich es muss.
    Vielleicht werden Sie das. Ich hoffe aber, dass es nicht dazu kommt“, sagte der Commander. „Sonst noch Fragen?“ Sie schaute in die Runde. Jeder, abgesehen von Coltranes Suns, der nicht in diesem Raum war, war ein potenzieller Feind. Intime Fragen zur Operation wären jetzt zu stellen.

    Angel hatte ihre Zigarette ausgedrückt und zerpflückte ihre Schachtel auf der Suche nach einer weiteren. Charis, die ihrerseits rauchte, wurde von der Söldnerin angeschnorrt und reichte die Schachtel weiter. Qatar schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass für ihn alles klar sei. Ihr Blick wanderte zu van Zan und dem Doktor.


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    Zitat Zitat von Forenperser Beitrag anzeigen



    Dr Huang Yingjun

    Innerlich gelangweilt, aber mit nach außen hin professioneller Miene lauschte Dr. Yingjun der Taktikbesprechung. Physische Konfrontationen waren noch nie sein Forte gewesen. Die Stärke des Geistes triumphierte immer über die des Körpers.
    Er hoffte inständigst nur, dass es ihnen während dieser Mission möglich sein würde, sowohl Sinclaire als auch die beiden anderen geforderten Exemplare einzusammeln. Es würde seine Forschungen in jedem Fall signifikant unterstützen.
    "Keine Fragen Miss T'Saari, vielen Dank." sprach er in gewohnt freundlichem Tonfall. Dann zog er eine Injektionspistole aus seinem Kittel und reichte sie van Zan.
    "Hier. Injizieren Sie das Miss Sinclaire in die Nackenregion. Es wird ihre Neuralfunktionen dämpfen und sie offen für simple Suggestion machen. Sprich, Sie können sie anweisen ihnen zu folgen, vorrauszugehen oder ähnliches. Auf ein Gespräch mit einem Außenstehenden sollten Sie es aber möglichst nicht ankommen lassen, es ist wirklich nur für simple, schnelle Dinge geeignet."
    Der Doktor griff in seine zweite Kitteltasche und holte mehrere Ladungen hervor. "Sobald die Dosis nachlässt, können Sie ihr eine weitere verabreichen. Aber passen Sie auf! Die Injizierung einer weiteren Dosis zu schnell nach der vorherigen kann zu einem Herzstillstand führen!"
    Auch mit seinen Utensilien war es ein heikles Unterfangen. Es schien, als musste auch er auf die Fähigkeiten seiner "Kameraden" vertrauen.


    T’Saaris Plan war gut, zumindest so gut er angesichts der Verteidigungsanlagen von Sinclaires Anwesen sein konnte. Ein paar Variablen konnten nicht vorhergesehen werden und würden vor Ort geklärt werden müssen. Der wichtigste Schritt würde die Unterbrechung der Kommunikation darstellen; wenn das Anwesen erst einmal von der Außenwelt abgeschottet war, würden sie genug Zeit zum Improvisieren haben.

    Sonst noch Fragen?“, fragte die Spectre und wandte ihren Blick zu Vincent und Yingjun, die bisher schweigend beobachtet hatten.

    "Keine Fragen Miss T'Saari, vielen Dank.", gab der Arzt zurück und trat dann an Vincent heran:
    "Hier. Injizieren Sie das Miss Sinclaire in die Nackenregion. Es wird ihre Neuralfunktionen dämpfen und sie offen für simple Suggestion machen. Sprich, Sie können sie anweisen ihnen zu folgen, vorrauszugehen oder ähnliches. Auf ein Gespräch mit einem Außenstehenden sollten Sie es aber möglichst nicht ankommen lassen, es ist wirklich nur für simple, schnelle Dinge geeignet. Sobald die Dosis nachlässt, können Sie ihr eine weitere verabreichen. Aber passen Sie auf! Die Injizierung einer weiteren Dosis zu schnell nach der vorherigen kann zu einem Herzstillstand führen!" erklärte er und reichte dem Mann in Schwarz einen Injektor sowie mehrere Violen einer farblosen Flüssigkeit.
    Vincent steckte das Gerät ein, auch wenn er nach T’Saaris Vortrag skeptisch war, ob sich dafür Verwendung finden würde. Im Zweifelsfall würde er das Mittel einfach aufbewahren und auf eine Gelegenheit warten, es dem Yingjun mit der Nadel voran zurück zu geben.

    ,,Keine Fragen, Commander“, wandte er sich wieder an die Spectre und korrigierte beiläufig den Sitz seiner Manschetten.

    Die Teambesprechung wurde beendet und alle trafen die letzten Vorbereitungen für die Reise nach Bekenstein. Vincent glich den aktuellen Stand seiner Rechnung mit dem Refugium aus, falls nach ihrer Rückkehr ein weiterer Tapetenwechsel notwendig sein sollte.
    Auf dem Weg zum Raumhafen verfolgte er die Berichterstattung zum beginnenden Prozess gegen Beyo Vhan. Der Sprössling ihres Feindes hatte es geschafft, sich sowohl tiefer in die Scheiße als auch weiter aus dem Fokus ihrer Aufmerksamkeit heraus zu manövrieren; was mit dem Erben der Familie passierte, war für ihren Feldzug gegen den Kopf der Schlange inzwischen fast belanglos. Decius Vhan hatte alle Grenzen von Recht und Gesetz überschritten und würde auch außerhalb dieser Grenzen zur Rechenschaft gezogen werden. Vincent vertraute darauf, dass sein Geld in Fletcher gut angelegt war und die Citadel die Show bekommen würde, die er bei dem Anwalt bestellt hatte, aber diese Hoffnung war mehr im Wunsch nach persönlicher Genugtuung und Unterhaltung begründet als auf strategischen Überlegungen hinsichtlich des Kampfes gegen Beyos Vater.
    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Khardim ist unser Äquivalent für Brüste oder eben Hintern.
    Schön anzusehen und man denkt gern daran
    Khardim ist offline

  17. #357
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    Mar 2012
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    Wikonias Vhan

    Wikonias schwadronierte. Anders war das Gerede, das über die Lippen des Turianers kam, nicht zu beschreiben. Und Hannas einziger Gedanke währenddessen war: „Wenn es dir so wichtig ist, wieso nimmst du dir dann nicht einfach ein Taxi, die Nervensäge?
    Witzigerweise verneinte sein Onkel den Kleinmut Beyos und beschrieb sie dann, als sei dies ein schlechtes Tabu-Spiel, indem das Wort „Feigling“ vorgestellt werden müsste.
    Für mich klingt das so, als wäre Vhan doch furchtsamer, als sie es in ihm sehen. Bleibt dem eigenen Prozess fern… Wenn er schon nicht für sich selbst einstehen und kämpfen möchte, weil er weiß, dass es aussichtslos ist, dann hätte er zumindest das Rückgrat besitzen können, sich der Verurteilung zu stellen. Stattdessen sitzt er in seiner Wohnung, bemitleidet sich selbst und wartet darauf, dass sie Cops mit dem Vollstreckungsbescheid an seine Tür klopfen. Ich weiß nicht, wie ich es am besten ausdrücken soll, aber: Ihr Neffe widert mich an. Wissen Sie, was er während der Jagd nach dem Killer, den er geschaffen hat, getan hat? Er hat mich angegriffen. Hat er Ihnen das auch erzählt? Hat er Ihnen erzählt, dass er mich hätte schwer verletzten oder gar töten können?



    ***

    Isaac Fletcher

    Jeder Prozess, der auf der Citadel ausgefochten wurde, hatte eine gewisse Reichweite und mögliche Strahlkraft. Manche waren simple. Einfache Delikte wie Hausfriedensbruch, Versicherungsbetrug oder mal eine Körperverletzung. Deren Reichweite beschied sich in der Regel auf die betroffenen, vielleicht weiter, wenn Täter oder Opfer eine gewisse Prominenz hatten.
    Andere waren spannender, größer. Wirtschaftskriminalität, Morde oder alles, was das sorgsam gehütete, aber wacklige juristische Gleichgewicht auf der Station betraf. Meistens betrafen diese Fälle Streitigkeiten zwischen zwei oder mehreren Angehörigen zweier Spezies, die dann stellvertretend für die ganzen Rassen gesehen wurden. Nahm beispielsweise ein gewitzter salarianischer Winkeladvokat durch einen Schachzug Eigentum eines Turianers in Beschlag, wurde daraus rasch eine politische Diskussion, die nicht selten in Vergleichen der Vergangenheit gipfelten. Dann beschrieben die Turianer ihre Schutzfunktion und die Salarianer erklärten ihre Wichtigkeit beim Beenden der kroganischen Rebellionen, oder so ähnlich. Asari stritten eleganter, aber nicht mit weniger harten Bandagen. Sie verpackten ihre Forderungen in schön gewählte Worte, waren aber nicht minder gradlinig.

    Bei den wenigsten Prozessen aber war die Strahlkraft so gut abbildbar, wie bei dem Fall „Das Volk gegen Beyo Vhan“. Befürworter und Gegner der Turianers hatten sich versammelt, um ihre ungefilterte Meinung kundzutun. Die Mehrheit der wesentlich kleineren Gruppe von Pro-Vhan-Teilnehmern waren Turianer. Sicher sahen auch hier viele einen Angriff auf einen der ihren, der mit unnötiger Härte geführt wurde, welche bei einem menschlichen C-Sec-Beamten sicherlich nicht zutrage gekommen wäre.

    Kim van der Vliet lächelte, als er aus seinem Skycar stieg, sich seinen Aktenkoffer schnappte und an den Demonstranten, den Polizisten und den Reportern vorbei ins Gericht ging. Er winkte allen gleichermaßen zu. Das Ungleichgewicht der Pro- und Versus-Gruppen des Turianers zeigten ihm, dass er auf der richtigen Seite stand. Dieser Fall war ein Geschenk und er hatte nicht vor, es abzulehnen.

    Im Innern des Gerichtsgebäudes war es verhältnismäßig ruhig. Keine Sprechchöre, keine Trillerpfeifen. Immer mal eine Lautsprecherdurchsage, das Klacken von Absätzen, geflüsterte Unterhaltungen von Mandanten und Anwälten, die das Pech hatten ihren Fall ebenfalls an diesem verheißungsvollen Vormittag vortragen zu müssen. Mit der strahlenden Miene eines Mannes, der nicht falschliegen könnte, begrüßte er ein paar Kollegen per Handschlag und tat bescheiden, wenn sie ihm Glück wünschten. Er sagte dann gerne so etwas wie „Ich diene bloß dem Volkeswillen, da ist Glück nicht von Nöten“ oder „Die Gerechtigkeit wird schon ihren Weg gehen, richtig?“, garniert mit einem Augenzwinkern. Diese Fassade verbarg, dass er sich zwar gut vorbereitet sah, doch noch immer einem rechtswissenschaftlichem Boxkampf entgegenfieberte. Er würde mit Vhans Anwalt, der nicht der schlechteste war, in den Ring steigen müssen.

    Nach einer kurzen Begrüßung des Richters betrat Kim den leeren Saal, mit Ausnahme eines Uniformierten mit wachen Augen. Es roch nach geöltem Holz. Interessanterweise hatten alle Gerichtssäle diverser Spezies vornehmlich dieses Material verwendet, galaxieweit. Wer auf Thessia oder Sur’Kesh einen Gerichtssaal betrat, stieß dort ebenso auf Holz wie auf den Welten der Menschen, der Volus und selbst der Batarianer – wobei deren Gerichtssäle einen Exekutionstrakt im Nebenzimmer hatten. Einzig die Kroganer und die Hanar verwendeten nach Kims Wissen kein Holz. Die einen, weil sie es nicht wollten, die anderen weil sie es nicht konnten.

    Wie immer, wenn er zu seinem Sitzplatz ging, berührte er den kühlen hölzernen Handlauf an den Bankreihen und strich geistesverloren darüber. Er stellte seinen Koffer ab, öffnete ihn per DNA-Scan und holte eine Disc heraus. Die letzten Vorbereitungen, die er schon vor über zwei Wochen abgeschlossen hatte und seitdem stets auf Aktualität und Vollständigkeit prüfte. Er ließ den Koffer dort, die Kameras und Sicherheitspersonen würden für sein Verbleib sorgen, und zog sich ins Anwaltszimmer zurück, um die Disc zu sichten. Noch bevor er zu der relevantesten Stelle kam, trat ein weiterer Mensch auf: Isaac Fletcher, genannt „kidney punch“. Ob dieser wenig schmeichelhafte Spitzname auf seine Affinität als Boxer zurückzuführen war, oder weil der zur Leber geführte „kidney punch“ zwar ein schnelles, aber illegales gegnerisches Aus im Boxsport bedeutete, wusste Kim nicht. Angeblich hatte Fletcher von diesem Spitznamen Wind bekommen und ihn in „lucky punch“ umgemodelt. Van der Vliet, der vom Boxen zu wenig verstand, wusste allerdings, dass Fletcher in seiner Karriere schon so einige lucky punches gelandet hatte – in beiden Arenen, der im Ring und der im Saal.
    Isaac „lucky punch“ Fletcher stand zwar nicht auf der Liste von Kims Lieblingspersonen, teilte sich in diesem Fall aber dieselbe Seite. Ein Maß an Höflichkeit war angebracht, zudem – so hörte man – war Fletcher außerhalb des Gerichts eine sehr umgängliche, wenn nicht sogar belebende, Persönlichkeit.
    Kim, der sein Omnitool mehr aus Höflichkeit als aus Geheimhaltung schloss, stellte sich kurz vor, wie der Mann dort in einer seiner illustren Runden saß. Es passte nicht.
    Mister Fletcher“, grüßte er ihn. „Nein, der Saal ist noch leer. Das wird sich zweifelsohne ändern. Allerdings hörte ich, dass der Hauptakteur bisher noch gar nicht eingetroffen ist. Mister Vhan scheint den Kampf aufgegeben zu haben, bevor er begonnen hat.
    Shepard Commander ist offline

  18. #358
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Die Crew der Columbia ging mit professioneller Geschäftigkeit wieder in ihren Dienstalltag über. An Bord herrschte gerade in den ersten zwei Tagen eine gedrücktere Stimmung. Es wurde nicht einmal nach Feierabend gelacht und Fraser fiel auf, dass die Marines immer den Platz in der Kantine freiließen, auf dem Young zuvor mit ihnen gegessen hatte. Die letzte Ehre war ein würdevoller, zeremonieller Akt gewesen, bei dem auch Fraser und seine Truppe anwesend waren, in die Standarduniform der Allianz gekleidet, schweigend, in der hintersten Ecke. Der Schotte sah die beherrschten Mienen von Youngs Kameraden. Niemand weinte, doch er wusste, dass ihnen in ihrem Innern dazu zumute war. Er selbst hatte im Laufe seiner vielen Dienstjahre bereits viermal einen Kameraden beisetzen müssen. Es war nie leicht, es wurde auch niemals leichter. Keiner gewöhnte sich daran, wenn ein Mitglied der Gemeinschaft, des Clans, der Familie – nicht verbunden durch Blut, sondern Geist und Zeit miteinander – plötzlich aus dem eigenen Leben verschwand. Die bittere Ironie war, dass Fraser davon überzeugt war, Youngs Tod hätte verhindert werden können, wenn Captain Mitchells Ego nicht obsiegt und er Fraser und sein Team mit auf die Mufflon gesandt hätte.
    Youngs Tod bedeutete aber, dass eine Position im Trupp vakant war und Ersatz hergeschafft werden musste. Von Mitchell, der in diesen Tag noch lakonischer wirkte, wurde ihm mitgeteilt, dass man den Wechsel von Nix und dem neuen SF-Mitglied mit dem Aufstocken der Marines verbinden würde.

    *

    „Außenposten Hyperion“ schwebte schwerelos nur etwa zweihundertsiebzigtausend Klicks neben dem Portalzugang zum Armstrong-Nebel. Es war eine militärische Anlage, abgeschirmt und nur mit einer kleinen Beobachtungscrew besetzt. Die Columbia steuerte die Station an, nachdem Mitchell mit dem Oberkommando die Übergabe eines neuen Marines und den Abtransport Youngs veranlasst sowie eine lange Befragung zu dem Vorfall über sich ergehen lassen hatte. Wer den Ping der Station empfing und sie so finden und anfliegen konnte, sah ab einer gewissen Entfernung einen silbernen Splitter mitten im All. Hyperion war langgezogen und spitz wie eine Messerklinge, von der Architektur, wie sie eher bei den Batarianern zu finden war. Vielleicht erforderte die Nähe zu Terminus dieses Aussehen.

    Die Columbia dockte an, Mitchell als Captain, Fraser und Macnab als die Vorgesetzten der Neuen und Neumann als Macnabs Attaché betraten die Basis über einen sterilen Korridor. Nix verabschiedete sich von seinen Kameraden und würde mit den Überresten Youngs später übersetzen.
    Die Bewohner der Station zeigten sich enttäuscht, dass hier bloß eine Übergabe stattfinden und etwas Treibstoff aufgestockt werden sollte, ehe die Reise weiterging.
    Sie können sich nicht vorstellen, wie langweilig es hier manchmal sein kann“, sagte der Stationskommandant, ein Mann der wohl nur noch ein paar Jahre bis zum DZE hatte. Die Neuen wurden in einer der Eingangshallen begrüßt.

    Das Erste, was Fraser dachte, als er sein neues Mitglied sah, war „Fuck“. Nicht im positiven Sinne. Die Frau stand da wie eine Statue ihrer selbst. Pfeilgerade, den Blick panzerbrechend geradeaus gerichtet, das Kinn gehoben, die Hände hinter dem Rücken und in einer Uniform, die so blau strahlte, als habe sie sie gerade eben erst bekommen. Im Gegensatz zu ihr wirkte Fraser, als habe er ein vierwöchiges Durchschlagmanöver hinter sich.

    Der Schotte beachtete die nicht, sondern stellte sich vor den Mann, der sie begleitete und salutierte. Major Desmond Miles war ein altgedientes Mitglied der Allianz und stand im Ruf der beste Kandidat für die Aufnahme in die Spectre gewesen zu sein, ehe Commander Shepard – auch von der Truppe – diesen Posten besetzt und mit Bravour ausgefüllt hatte.
    Stehen Sie bequem, Captain“, sagte der Soldat streng und begrüßte höflich die anderen Anwesenden. Dann wandte er sich wieder an Fraser.
    Ensign Ceres“, stellte er die Frau an seiner Seite vor, die noch immer ohne mit der Wimper zu zucken dastand. „Stehen Sie bequem, Sergeant.
    Danke, Sir“, sagte sie und wandte sich zu Fraser, um zu salutieren. Fraser starrte sie säuerlich an, aber die soldatische Ehre gebot es, den Gruß zu erwidern.
    Major, darf ich Sie kurz sprechen?

    Die beiden Männer entfernten sich ein Stück, dann sagte Fraser mit gedämpfter Stimme: „Sir, bei allem nötigen Respekt, aber… wieso sie?
    Kennen Sie sie etwa, Captain?“, sagte Miles, obwohl er die Antwort sehr wohl kannte.
    Nein, aber…
    Fraser… Das ist nicht Ihr Ernst.

    Sir, es ist erwiesen, dass Frauen in den Streitkräften…
    …dieselben Leistungen bringen, wie Männer. Die Allianz steht jedem Geschlecht offen gegenüber, ebenso wie auch eine Waffe keinen Unterschied zwischen Mann, Frau oder anderen sexuellen Identitäten macht, Captain. Frauen haben sich in der kurzen Geschichte unseres Militärs mehrmals deutlich hervorgetan. Muss ich Sie an ein paar prominente Beispiele erinnern?
    Sir, nein, Sir, aber…
    Schluss damit! Ich weiß um Ihren Eifer für die Allianz, Fraser, aber mit solchen Aussagen an falscher Stelle… das kann Sie schnell mehr als nur den Dienstrang kosten.
    Fraser atmete schwer aus.
    Scheiße, sie sieht aus wie ein Frischling.“ Major Miles schaute zu der Frau, die sie aufmerksam aber mit respektvollem Abstand aus haselnussbraunen Augen anschaute. Um ihre Nase kräuselte sich ein Fältchen. Vermutlich konnte sie die Haltung des Schotten erahnen, weshalb sie sich diese winzige Entgleisung erlaubte.

    Wer ist sie?“, sagte Fraser resignierend. Der Major lächelte mit einem strahlenden Gebiss ebenmäßiger Zähne. „Ensign Lea Alejandra Ceres, kommt aus dem Feuerteam Cherokee. Beeindruckende Karriere, was sich in ihrem Rang widerspiegelt. Kommt aus ärmlichen Verhältnissen, aus Cartagena. Sie geriet schnell auf die schiefe Bahn. Dann hieß es nach mehreren kurzen Aufenthalten im Jugendknast irgendwann: Armee oder Gefängnis. Sie entschied sich für zweiteres – zu ihrem Glück und zu unserem. Die Allianz hat mit Sergeant Ceres einen echten Glücksgriff. Natürliche Biotik, schnelle Auffassungsgabe, höchste Motivation. Selbst unter unseren Leuten versucht sie immer die beste zu sein.
    Fraser tat so, als würde ihn die Geschichte nicht beeindrucken. Sie hatte sicherlich nicht in den Minen geschuftet.
    Studium an der Allianz-Militärakademie, Truppenpraktikum bei den Höllenspringern im ersten Quartal…“, fuhr der Major seine Lobeshymne fort. Fraser atmete erneut durch, worauf der Soldat innehielt und sagte: „Steht ohnehin alles hier“ und ihm eine verschlüsselte Datei mit den Fakten zu Ceres übergab. „Passen Sie gut auf sie auf. Sie ist eines unserer Nachwuchstalente und wird vermutlich noch vor ihrem Vierzigsten einen höheren Rang bekleiden als ich.“ Fraser hatte den Drang, sich zu übergeben. Dann salutierte er.

    Sir, es ist mir eine Ehre unter einem Mann mit Ihrer Erfahrung zu dienen“, eröffnete Ceres das Gespräch. Die Schräge ihres blauen Baretts, das locker auf ihrem rabenschwarzen Haar saß, zeichnete eine pedantisch genaue Linie. Sie lächelte, als habe sie gerade einen tollen neuen Job in einer schicken Anwaltskanzlei oder sonst etwas, was mehr "fancy" war als das hier begonnen.
    Schon gut“, murrte der Schotte. „Schnappen Sie sich Ihre persönliche Ausrüstung. Ihre Waffen und Panzerung werden von Corporal Russo abgeholt und in die Waffenkammer gebracht.
    Ceres packte einen schwer aussehenden Seesack und schulterte ihn problemlos.
    Bereit zum Dienst“, sagte sie. Fraser seufzte heimlich.

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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Ein Marine fiel und ein neuer trat an seine Stelle. Es war eine grausame aber einfache Gleichung. Wenn sie nicht mehr aufging würde es das Ende des Marine-Corps sein. Eine unwahrscheinliche Vorstellung, die Menschheit hatte in ihrer Geschichte immer genügend Leute gehabt um sie in den Fleischwolf zu schicken. Ließ man es zu, sie würde die ganze Galaxis besiedeln.
    Die Allianz war noch am Anfang ihrer Reise und kein toter Marine würde sie davon ablenken.
    Werner stellte fest das er in letzter Zeit in einer leicht melancholischen Stimmung war, dabei kannte er den Gefallenen kaum. Vermutlich färbte der Zug auf ihn ab. Man feierte zusammen, man trauerte zusammen. Half einen nicht verrückt zu werden.

    Ein Empfang auf einer Station war selten feierlich. Blanke Formalität. Fraser nahm seine neue Soldatin auf, eine lebende Antithese seines Laissez-faire Stils. Und die Columbia nahm ihr neues Mitglied auf. Freundliche Floskeln, höfliches Lächeln, die üblichen militärischen Grüße. Der wahre Empfang würde an Bord stattfinden, durch Unteroffiziere und natürlich das Platoon. Das Platoon entschied wie es sein neues Mitglied aufnahm und ob es ein würdiger Ersatz für den gefallenen Bruder war.

    "Nun, danke für ihre Begleitung Neumann. Nichts besonderes, aber Formalitäten gehören zu diesen Streifen. Um ehrlich zu sein, mehr als mir langsam lieb ist. Taft kümmert sich um unseren Neuzugang, zusammen mit Pun. Den Rest übernimmt dann das 3.Squad.", erklärte Macnab mit einem milden Lächeln, nachdem sie wieder an Bord waren und Bill sie am Schott erwartet hatte.
    Ganz in seiner Rolle als inoffizielle Mutti, würde er sich um das neue Mitglied kümmern. Macnab sah sich nach eigener Aussage als der distanzierte Papi. Scotch trinkend, ab und an schneidende Bemerkungen von sich gebend.
    "Wir haben noch eine Weile Aufenthalt hier, bevor es weitergeht. Sie sollten die Zeit vielleicht nutzen.", meinte sie dann.
    "Inwiefern Ma'am. Sah nicht aus als würde sich ein ausgedehnter Landgang lohnen.", erwiderte Werner mit fragenden Blick.
    "Ach, stimmt sie sind ja immer noch recht neu. Stationen an Masseneffektportalen sind perfekt falls sie jemanden kontaktieren wollen. Sie wissen schon, Freunde, Familie, Kameraden, Gläubiger... Je weiter man vom Portal entfernt ist, desto größer der Delay. Unsere Nachrichten reisen auch nicht schneller als ÜLG. Außer über die Mass Relays natürlich.", erklärte sie freundlich.
    "Kein Landurlaub, aber so nah dran wie es wohl geht. Man weiß nie wohin die Reise geht.", fügte sie an und verabschiedete sich.

    Werner ging zu seiner Kabine, die Tür schloss sich automatisch hinter ihm. Viel war passiert in letzter Zeit, er hatte selten seine Nachrichten gecheckt. Vielleicht war nun wirklich die Zeit dafür. Er setzte sich an seinen kleinen Tisch und benutzte seinen kleinen Allianzrechner. Tatsächlich hatten ihm Leute geschrieben. Wadee hatte ihm von der Sekigahara geschrieben, Oluyemi vom Carrier SSV Hawking. Letzterer schien sich auf dem Träger wohl ein wenig zu langweilen, während die Thailänderin auf der Fregatte wohl gut auf Trab gehalten wurde. Der Deutsche war sie nicht sicher wie viel er überhaupt von der ganzen Sache mit der Raumstation erzählen durfte. Er beschloss sich auf die Piraten zu beschränken und das allgemeine an Bord. In Sachen Gefährdungsgrad schien er auf jedenfall mal wieder das große Los gezogen zu haben. Er war sich nicht sicher ob das gut war.
    Im Anschluss stellte er fest das er wohl auch einen Anruf verpasst hatte. Wenig überraschend, jemanden auf einem Allianzschiff anrufen war nun wirklich ein Glücksspiel. Was ihn jedoch mehr überraschte war der Ort des Anrufers Citadel.
    Er wusste wer es war und hatte sie selbst versucht vor dem Beginn seines Flottenpraktikums anzurufen. Ohne Erfolg, er hatte eh schon lange nichts mehr von ihr gehört. Tatsächlich hatte er sich ertappt ein wenig Sorge zu haben.
    "Ach was, soll es." beschied er nach kurzer Überlegung und wählte den Kontakt an. Wen sollte er schon sonst anrufen.
    Das Signal für den Rufaufbau ertönte, der momentan blaue Bildschirm zeigte ein blinkendes Connecting an. Es dauerte seine Zeit, aber der Armstrong Nebel war auch recht weit von der Citadel entfernt. Schließlich gab es einen bestätigenden Ton. Der blaue Sperrbildschirm verschwand und gab das Bild der Kamera am anderen Ende der Leitung frei. Werner erblickte das ihm sehr bekannte Gesicht einer Halbasiatin welche irgendwie noch dabei war sich ungeschickt vor der Kamera zu positionieren.
    "Werner? Mein Gott, du bist es wirklich. Ich hätte es fast überhört.", gestand Kathy deren Haare leicht zerzaust wirkten.
    "Freut mich das du es gehört hast. Du siehst aus als wärst du gerade erst aufgestanden.", merkte er grinsend an.
    "Das kann man so nicht sagen. Ich lag auf dem Sofa und bin vielleicht dabei eingenickt. Power Nap, nennt das die Frau von Welt!"
    "Ist ja auch egal. Wie geht es dir? Ich hatte deinen Kontaktversuch gesehen und eh lange nichts mehr von dir gehört oder gelesen. Um ehrlich zu sein hatte ich mir Sorgen gemacht, mit dieser Explosion und dem ganzen Kram auf der Citadel.", meinte er.
    "Aww, das ist süß von dir. Mir geht es gut. Sorry das ich mich rar gemacht habe. Ich war lange Zeit nicht auf der Station. Geschäftlich unterwegs. Anstrengende Sache, aber profitabel. Danach...nun nennen wir es eine Art Urlaub. So ein Survival Kram, wilde unberührte Natur, keine Kommlinks. Ich erzähle es dir genauer wenn wir mal mehr Zeit haben. War sehr wild. Deswegen war ich auch während dem ganzen Mist nicht auf der Citadel. Und weil die Rückfahrt ein wenig holprig war. Ziemlicher Seelenverkäufer. War ziemlich froh da auf der Citadel endlich runter zu sein. Nicht das diese Station je zur Ruhe kommt.", erzählte die Schwarzhaarige locker. Er kannte sie schon lange genug um zu erkennen wenn sie nach Formulierungen suchte. Die Geschichte mit dem Urlaub war vermutlich wirklich sehr wild. Außerdem hatte er sie nicht für den Typ Survival Urlaub eingeschätzt.
    "Das..klingt doch gut. Geschäftlich unterwegs. Klingt als hättest du dich gut eingelebt. Was machst du so?"
    "Och, so verschiedene Felder. Pharmazeutika, Immobilien, auch ein wenig Aktienhandel. Läuft ganz gut soweit.", meinte sie stolz.
    "Freut mich zu hören. Und ein paar neue Leute hast du auch schon kennen gelernt?", erkundigte sich der Blonde interessiert.
    "Ja, tatsächlich recht viele. Und nicht alle wollen mich direkt umbringen. Eine vollkommen neue Erfahrung, muss ich zugeben. Aber ich will nicht nur von mir reden. Erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Rang, ich weiß das es dir viel bedeutet. Wie ist es so im Weltall. Du hattest von einem Flottenpraktikum geschrieben.", fragte sie nach und schnippste eine Locke aus ihrem Gesicht.
    "Danke. Es ist auf jedenfall eine völlig neue Erfahrung. Anstrengend, gefährlich..aber auch sehr interessant. Ich habe schon einige Scheiße gesehen. Wenn ich so darüber nachdenke ich bin mir nicht ganz sicher ob ich dir davon überhaupt erzählen darf.", fiel ihm während des Sprechens ein, worauf sich Werner verlegen am Kopf kratzte. Kathy hob skeptisch eine Augenbraue und schaute ihn schief an.
    "Ja genau, ich höre schon den Allianz Geheimdienst an meiner Tür kratzen. Okay, Agent Neumann ich hacke nicht nach. Im Gegenzug kann ich dir natürlich nicht von meiner streng geheimen Arbeit mit dem Citadel Rat berichten.", meinte sie verschwörerisch und lachte dann. Auch Werner lachte erleichtert. Er hätte es wirklich nicht extra ansprechen brauchen.
    "Kannst mir ja stattdessen vom Alltag an Bord erzählen. Stimmen die üblichen Stories. Männer und Frauen, wochenlang eingesperrt auf engen Raum..da geht doch sicher was ab in den Kajüten.", meinte sie und zwinkerte verschwörerisch.
    "Warum überrascht mich diese Frage nicht? Aber ich muss dich da enttäuschen. Ja es gibt hier ein paar Pärchen, aber das hier ist ein Kriegsschiff, nicht das Loveboat.", feixte er, während die Halbasiatin wenig überzeugt aussah.
    "Genau, der Rest starrt keusch die Decke an oder trainiert die Unterarmmuskulatur. Keine falsche Scheu, Casanova."
    "Du hast mich ertappt. Eigentlich bin ich an Bord der Orgienrakete Orgasmo und wir machen nur kurz halt um unsere Gleitgelvorräte aufzutanken.", sagte Werner sarkastisch woraufhin Kathy laut lachte.
    "Oh Gott, haben wir diesen Film nicht mal zusammen gesehen?", fragte sie immer noch laut lachend.
    "Ich würde dieses Machwerk nicht unbedingt als Film bezeichnen.", merkte er grinsend an. Beide lächelten sich schweigend an.
    "Das tat gut. Weißt du, ich weiß ja nicht wie lange deine streng geheime Mission noch geht. Aber wenn du mal wieder Landurlaub hast..ich würde mich freuen wenn du mich auf der Citadel besuchst. Da kann ich dir zeigen was ich erreicht habe. Und ich würde dich gerne mal wieder in Fleisch und Blut sehen.", bot sie dann vorsichtig an. Werner machte eine nachdenkliche Miene.
    "Auf perlweiße Strände mit exotischen Schönheiten verzichten um eine kühle Raumstation mit meiner Ex zu besuchen?"
    "Du meinst die Perle der Galaxis mit deiner ziemlich heißen Ex. Nicht das dir das was bringt, aber erleben wirst du schon genug.", versprach sie mit einem verführerischen Grinsen. Werner schüttelte kurz amüsiert den Kopf, dann nickte er.
    "Ich schau mal was sich einrichten lässt. Frag mich nicht wann, das dauert vermutlich ein Weilchen. Halt dich bis dahin einfach aus Schwierigkeiten heraus, ja?", versprach er dann. Die Halbasiatin lächelte hocherfreut.
    "Also bitte, ich suche nie Schwierigkeiten! Und du lässt dich bitte nicht erschießen da draußen.", erwiderte Kathy und rutschte leicht unruhig auf dem Wohnzimmersofa herum. Wenn sie ehrlich war, sah Werner ein wenig abgekämpft aus.
    "Priorität Nummer Eins Ma'am. Ich denke wir brechen bald wieder auf. Hat mich gefreut dich mal wieder zu sprechen Kathy.", meinte Werner entspannt, scheinbar kurz auf eine Ansage schauend. Die Halbasiatin war ein wenig enttäuscht. So unerwartet der Anruf war, so viel Freude hatte er ihr bereitet. Sie schluckte die Enttäuschung herunter und schenkte ihm ein Lächeln.
    "Bis bald...Lieutenant. Und pass auf dich auf.", verabschiedete sie sich und warf ihm einen Luftkuss zu. Werner winkte noch kurz, dann erschien der Standby Bildschirm auf ihrem Monitor. Sie seufzte ein wenig, war aber auch voll mit guter Laune. Es wäre wirklich schön ihn nochmal wieder zu sehen. Charis hatte Recht, man sollte die Gelegenheit nutzen alte Freunde zu treffen. Und sie hatte ihn auch nicht vollkommen angelogen. Mehr eine Kombination aus Halblügen und Beschönigungen.
    Das wiederum erinnerte sie daran das bald dieser dumme Prozess anfangen würde. Sie musste zugeben mit jedem Tag sank ihre Motivation. Vielleicht sollte sie sich den Fuß mehr als umknicken?

    **

    Das Skycar bog in die Einflugschneise zum Gericht ein. Bald würden sie wohl dort sein. Kathys Fuß war wieder in Ordnung, ihre Motivation immer noch recht gering. Aber sie hatte entschlossen es durchzuziehen. Wann durfte man schonmal jemanden verurteilen? Also staatlich sanktioniert, nicht die gute alte Selbstjustiz?
    "Es ist gleich soweit. In Ordnung. Da mich mein liebreizender Anwalt darüber informiert hat das Geschworene bis zur Urteilsverkündung von der Öffentlichkeit isoliert werden..", sie warf den Salarianer im Skycar einen missmutigen Blick zu, "und dann noch meinte das sowas ein paar Prozesstage dauern kann..bin ich wohl nur eingeschränkt verfügbar. Ich werde aus meiner Unterkunft mit ihnen in Kontakt treten für Statusreporte. Ansonsten übernimmt Mister Delok das Geschäftliche bis ich zurück bin. Airi sie übernehmen mit ihrer Schwester den operativen Teil. Ich vertraue ihnen in der Hinsicht. Die Sache mit den Mask ist derzeit recht brenzlig, versuchen sie es also nicht eskalieren zu lassen während ich weg bin. Falls doch..Delaney hat entsprechende Anweisungen dafür bekommen. Jedoch würde ich gerne den Zeitpunkt dafür bestimmen.", sprach sie an den Anwalt und die Japanerin, welche wiederum das Skycar steuerte. Langsam senkte sich das Gefährt, auf eines der abgeschiedenen Landungsdecks des Gebäudes.
    "Sie können sich auf uns verlassen Orlowski-san.", erklärte Airi ergeben und setzte das Skycar ab.
    "Ja, keine Sorge. Und denken sie daran. Sie müssen keine Aussage vor Gesicht treffen, niemand darf sie unter Druck setzen. Sie urteilen nur, sonst nichts.", beruhigte sie Maran und formte sein dünnes Amphibienlächeln.
    "Da wird mir doch direkt warm ums Herz. Danke ihnen beiden.", erwiderte Kathy, straffte den Rock und stieg aus dem Skycar.
    Nach einer kurzen Durchsuchung des Sicherheitsmannes, Marke Gartenzwerg, war sie auch innerhalb des Gerichtgebäudes. Sie hatte gehofft nie eines von drinnen zu sehen, aber immerhin würde sie heute nicht auf der Anklagebank stehen. Noch etwas unerwartetes. Der Gerichtsdiener führte sie in den Bereich für die Jury, abseits von Kameras, Zeugen und alles was sie belästigen würde. Sie und Elf weitere Zwangsverpflichtete, das war alles an Gesellschaft abseits des Justizrummels.
    "Entschuldigen sie, gibt es hier einen Kaffeeautomaten?", erkundigte sie sich beim Gerichtsdiener.
    "Wenn man das Zeug daraus so nennen mag. Aber ja, für die Jury gibt es eine eigene. Steht dort.", erwiderte dieser.
    "Wie elitär.", meinte sie sarkastisch. Der Kaffee stellte sich als weniger elitär heraus. Wenigstens war er heiß. Sie schaute sich gerade noch die anderen Jury Mitglieder an, als ein weiteres auftauchte. Groß wie ein Kleinbus, aber immerhin redegewandter.
    "Hallo. Ich glaube das da hinten sieht so aus wie für sie gemacht.", merkte sie freundlich an als sich die Elcordame reinquetschen wollte. Am anderen Ende ihres Sichtfeldes war tatsächlich ein Abschnitt der Bank wo man auch einen Kleinwagen hätte parken können. Immerhin wussten die Verantwortlichen das eine Elcor in der Jury war.
    Tatsächlich war Kathys Sitzplatz direkt daneben, während sie auf der anderen Seite eine Asari flankierte. Vor ihr saß irgendein Turianer mit der üblichen stoischen Miene.
    "Wann ist eigentlich der genaue Prozessbeginn?", fragte sie ins Auditorium. Es sah nicht unbedingt aus als würde es zeitig losgehen.


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    Zitat Zitat von eis engel Beitrag anzeigen
    Jane; Sam und Werner

    Es war nie schön, sich von einem gefallenen Kameraden zu verabschieden. Ja, auch Chey war bei der Trauerfeier dabei, hatte Private Rodger Young die letzte Ehre erwiesen...

    Danach ging wieder alles seinen gewohnten Gang. Die Columbia steuerte auf den Außenposten Hyperion zu und Chey dockte das Schiff routiniert an der Station an.
    Einige gingen auf die Station, andere blieben auf dem Schiff.

    Chey gehörte zu denjenigen, die auf dem Schiff blieben, hatte sich mit Kate und Mick an der Bar verabredet. Warum? Sie wusste es nicht so genau, denn zum feiern war ihr überhaupt nicht zu mute.
    Als sie dort ankam, waren Kate und Mick bereits dort.
    "Wie gehts dir?" wollte Kate gleich wissen und begrüßte ihre beste Freundin mit einer herzlichen Umarmung. "Müde. Erschöpft." gab die junge Pilotin leise zurück und erwiderte die Umarmung. Auch Mick drückte sie kurz.
    Sie hatten sich gerade an die Bar gesetzt, als Charlie mit einer großen Kiste angelaufen kam und diese lautstark auf dem Tresen abstellte.
    "Wartet ihr auf mich? Wollt ihr was trinken? Ich habe neue Vorräte." Charlie blickte neugierig in die kleine Runde. Die drei Angesprochenen schauten erst sich an und schließlich nickend zu Charlie.
    "Kann nicht schaden." meinte Mick nur.
    Der Barmann verteilte ein paar kurze, stellte sich selbst auch einen hin. "Auf unseren gefallenen Bruder..." Charlie erhob sein Glas. ".... möge er in Frieden ruhen." ergänzte Chey leise und nachdenklich. Die vier prosteten sich zu und tranken.
    Jeder auf dem Schiff hatte seine eigene Art mit so einer Situation um zu gehen, dies war ihre.
    Derweil schlich sich Noah von hinten an Chey heran, umfasste sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Chey fuhr erschrocken herum, beruhigte sich aber schnell wieder, als sie sah, wer es war. "Du riechst nach Parfüm." stellte sie grinsend fest und löste sich aus seiner Umarmung. "Ich hab mich für den Landgang schick gemacht." gab Noah breit grinsend zurück. "Mit Frauen Parfüm?" lachte Chey. "Erwischt!" grinste Charlie und spendierte noch eine Runde. "Alter...." Mick rümpfte die Nase. Der penetrante Duft des Frauen Parfüms nebelte die Anwesenden ein. "Tja, jeder hat seine Art mit so einer Situation um zu gehen..." gab Noah verschwörerisch grinsend von sich. Die fünf Freunde prosteten sich zu...


    Jane nutzte den Landgang, um Nachrichten an ihre Eltern und ihre beiden Geschwister zu schreiben; zwar durfte sie auch über den Dienst auf den Columbia nicht viele Details verlieren, aber im Vergleich zur Zeit während Picards Operation Tiefschlaf konnte sie wenigstens davon berichten was sie so machte. Jane freute sich schon, die Antworten ihrer Liebsten zu lesen, auch wenn sie nicht wissen konnte, wann sie dazu kommen würde, sie abzurufen.

    Nachdem sie ihre Korrespondenzen erledigt hatte, schlenderte sie in Richtung des Mannschaftsheims auf Hyperion, dem üblichen Aufenthaltsort für die knapp bemessene Besatzung des Außenpostens außerhalb der Dienstzeiten und all jener, deren Schiff dort festmachte.
    Jane betrat das kastenförmige Gebäude und konnte ohne den Kopf zu bewegen den kompletten quadratischen Aufenthaltsbereich überblicken. Wollte man Mannschaftsheime in den gleichen Begrifflichkeiten beschreiben wie Gaststätten, war das der Hyperion eine Kaschemme: Niedrige Decke, abwischbare Stühle und Bänke, am Boden verschraubte Tische und ein langer Tresen aus blankem Metall, an dem, Jane wunderte sich kein bisschen, Guddi saß. Das Mannschaftsheim war gut gefüllt, außer der Columbia hatte noch ein kleineres Schiff am Außenposten festgemacht und die Mannschaften sowie die Besatzung der Hyperion tummelten sich rege untereinander. Zwischen einer Gruppe von Marinesoldaten, die Jane noch nie gesehen hatte, erkannte sie Duong von den Marines mit einem roten Plastikbecher und strahlender Laune. Zusammenkünfte wie diese waren spontan, selten und oft für viele Monate die einzige Chance, neue Gesichter zu sehen.

    ,,Cohen! COHEN! Komm ran hier!“, brüllte Guddi über den Lärm der Gespräche und der Musik hinweg und winkte mit ihren dürren Armen. Jane zuckte mit den Schultern, nickte im Vorbeigehen Russo zu, der an einer Wand lehnte und ein Vier-Augen-Gespräch mit seinem Bier führte und stellte sich zu Guddi.


    ,,Cohen, das hier ist … warte … Michelle? Ja, genau, Michelle!“, stellte Guddi sie ihrer neusten Bekanntschaft vor, die neben der Estin am Tresen saß und eine Hand auf deren Knie platziert hatte.
    ,,Hi“, sagte Jane und nickte der Kurzhaarigen zu, die etwas verwirrt schien, dass Guddi sie herbeigerufen hatte und wohl Pläne für den Abend gehabt hatte, die Zweisamkeit voraussetzten.
    ,,Cohen ist die Neue an Bord musst Du wissen. Hat sich aber schon ganz gut eingelebt, auch wenn ich mir jetzt meine Bude mit ihr teilen muss. Ist auch nett Gesellschaft zu haben und so“, stellte Guddi sie bei Michelle vor, die immer weniger zu durchschauen schien, was Guddi damit bezwecken wollte.
    ,,Nicht … diese Art von Gesellschaft“, warf Jane ein, um keine falschen Befürchtungen oder gar Erwartungen zu erwecken.
    ,,Hä? Ach so, nein, keine Sorge!“, wunderte sich Guddi erst und lachte dann laut, wobei sie ihre Hand auf Michelles legte und drückte.
    ,,Auf jeden Fall ist Cohen sehr cool und wir sind alle richtig froh, dass sie jetzt zur Crew gehört. Und sie fühlt sich auch richtig wohl bei uns, nicht wahr?“
    ,,Absolut“, stimmte Jane zu, ohne genau zuzuhören, während ihre Augen den Raum nach einer guten Gelegenheit zur Flucht suchten. Sie hatte keine Ahnung welche unglückliche Mischung von Alkohol und Hormonen gerade in Guddis Mittelhirn Rambazamba veranstaltete, aber offensichtlich verstärkte sie Guddis natürliche Neigung zur Logorrhoe.

    ,,So wohl sogar, dass ich unbedingt noch ein paar Leute sprechen muss, bevor es wieder an Bord geht und alle wieder nur über den Dienst quatschen“, ergänzte sie und nickte in Richtung Russo, der sich gerade zum Tresen vorgearbeitet hatte, um Nachschub zu holen.

    Während Michelle mit dieser Antwort zufrieden und sogar erleichtert zu sein schien, dass Jane gleich verschwinden würde, weiteten sich Guddis Augen merklich.
    ,,Der? Aber .. na gut, der ist auch ein ziemliches Tier, also passt ja irgendwie …“, purzelten ihre spontanen Gedanken nur so in Wortform aus ihrem Mund hervor.

    Jane winkte ab und signaliserte Russo nebenbei schon, dass er eins für sie mitbestellen solle.
    ,,Keine Chance. Echte Liebe nur unter Männern und das passt mir auch ganz gut“, erklärte sie schulterzuckend und ließ dann Guddi und ihrer neue Freundin Zeit für sich.
    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Khardim ist unser Äquivalent für Brüste oder eben Hintern.
    Schön anzusehen und man denkt gern daran
    Khardim ist offline

  19. #359
    #16  Avatar von Forenperser
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    Wikonias schwadronierte. Anders war das Gerede, das über die Lippen des Turianers kam, nicht zu beschreiben. Und Hannas einziger Gedanke währenddessen war: „Wenn es dir so wichtig ist, wieso nimmst du dir dann nicht einfach ein Taxi, die Nervensäge?
    Witzigerweise verneinte sein Onkel den Kleinmut Beyos und beschrieb sie dann, als sei dies ein schlechtes Tabu-Spiel, indem das Wort „Feigling“ vorgestellt werden müsste.
    Für mich klingt das so, als wäre Vhan doch furchtsamer, als sie es in ihm sehen. Bleibt dem eigenen Prozess fern… Wenn er schon nicht für sich selbst einstehen und kämpfen möchte, weil er weiß, dass es aussichtslos ist, dann hätte er zumindest das Rückgrat besitzen können, sich der Verurteilung zu stellen. Stattdessen sitzt er in seiner Wohnung, bemitleidet sich selbst und wartet darauf, dass sie Cops mit dem Vollstreckungsbescheid an seine Tür klopfen. Ich weiß nicht, wie ich es am besten ausdrücken soll, aber: Ihr Neffe widert mich an. Wissen Sie, was er während der Jagd nach dem Killer, den er geschaffen hat, getan hat? Er hat mich angegriffen. Hat er Ihnen das auch erzählt? Hat er Ihnen erzählt, dass er mich hätte schwer verletzten oder gar töten können?



    Allmählich verlor Wikonias die Geduld. Die Wahrheit war, nein, Beyo hatte ihm noch nicht alle Details erzählt. Aber war das jetzt wichtig?
    „Hören Sie, was auch immer zwischen Ihnen und meinem Neffen vorgefallen ist, ich bin sicher Sie haben gute Gründe auf ihn wütend zu sein, aber jetzt ist wahrlich nicht die Zeit um darüber zu diskutieren!“ erwiderte er gereizt auf ihre Bemerkung.
    „Ja, vielleicht verhält er sich gerade feige, und ja, vielleicht verdient er auch all das was kommen wird! Aber gerade Sie, als anständige Polizistin, die einen Eid geschworen hat, die es besser machen sollte als er, sollen Sie nicht in der Lage dazu sein persönliche Animositäten für einen Moment zu vergessen und das Richtige zu tun?!“
    Einige der Umstehenden wandten sich zu den beiden um, weil der Ton zunehmend lauter und gereizter wurde. Er bremste sich ein wenig, atmete tief durch und sah dann mit ernster, eindringlicher Miene wieder zu der Menschenfrau hinunter.
    „Werden Sie mir nun helfen Miss Ilias - ja oder nein?“
    Forenperser ist offline

  20. #360
    corridore netto  Avatar von eis engel
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    Nia und Ju

    Chapman und Gray / Lagerhalle, Industrie-Bezirk / Citadel

    Es war ziemlich früh am Morgen, als auf ihrem Revier ein Notruf ein ging. Ein Lagerarbeiter, der seine Frühschicht beginnen wollte, hatte ein paar Leichen gefunden...
    Die beiden C-Sec Beamten machten sich unverzüglich auf den Weg. Als sie kurz danach den Einsatzort erreichten, erwartete sie ein Bild des Grauens.
    Ein paar zerfetzte Leichen, ein heilloses durcheinander, ähnlich wie bei dem Asari Massaker vor einigen Wochen. Die Spurensicherung begann bereits mit ihrer Arbeit.
    "Die Asari hatte recht, es ist noch nicht vorbei." merkte Gray an und deutete auf eine Leiche, an deren Nacken eine verräterische Narbe zu sehen war.
    "Ist die gleiche, wie bei den drei Asari, die wir tot aufgefunden hatten." sprach Gray weiter.
    "Ja." gab der Captain mürrisch von sich und inspizierte die Leiche. "Einzige Unterschied das es diesmal keine Asari sondern Salarianer, Turianer und Menschen sind." fuhr Chapman fort und Gray nickte zustimmend.
    "Auf Unterstützung unserer Kollegen brauchen wir auf jeden fall nicht hoffen, die hocken alle ums Gerichtsgebäude herum und halten die Demonstranten im zaum." sagte Gray.
    "Beyo Vhan. Ich hoffe, der landet den Rest seines Lebens hinter Gitter." knurrte Chapman, richtete sich auf und fuhr fort: "Ich schätze, diesmal brauchen wir Hilfe von außerhalb. Ich kenne da jemand aus meiner Dienstzeit bei der Allianz, ist jetzt Söldner auf Omega und schuldet mir noch einen rießen Gefallen."
    "Halten sie das wirklich für eine gute Idee, Sir?" wollte Gray skeptisch wissen.
    "Haben Sie eine bessere?" Gray schwieg.
    "Versuchen Sie unseren turianischen Kollegen zu erreichen. Sie wissen schon?! Und sprechen Sie dann mit dem Zeugen." wies Chapman seine Kollegin an und entfernte sich einige Schritte vom Tatort.
    Auf seinem Omni-Tool suchte er Connors Nummer und wurde fündig. Er wählte sie....

    *****

    Stephen Connor / Stephens Apartment / Omega

    Völlig verkatert wurde der Blondschopf wach und musste verwundert feststellen, dass in seinen Armen eine heiße Brünette lag. "Na hoppla, wo kommt die denn plötzlich her?" fragte er sich leise und versuchte sich an die letzte Nacht zu erinnern, erfolglos. Dies waren dann die schönen Überraschungen am nächsten Morgen, wenn man nach einer durch zechten Nacht mit Freunden in den Armen einer heißen Frau aufwachte. Er drückte ihr liebevoll einen Kuss auf die Stirn.
    "Hey, wach auf. Es ist schon spät." sagte er leise. "Noch eine Runde?" murmelte sie leise mit geschlossenen Augen und richtete sich langsam auf. Ihr Blick auf die Uhr. "Scheiße, schon so spät, ich muss los. Wir sehen uns, Süßer." Die Brünette drückte ihm noch einen heißen Kuss auf den Mund, sprang dann aus dem Bett, zog sich hastig was an und rannte aus dem Apartment.
    Stephen blickte ihr hinterher, bis die Tür wieder zischend zufiel. Er wollte sich gerade um drehen, um noch ein wenig zu schlafen, als sein Omni-Tool surrende Geräusche von sich gab.
    Unbekannte Nummer. Er zögerte, nahm den Anruf aber dann entgegen.
    "Ja?" meldete er sich knapp.
    "Connor? Stephen Connor?" fragte eine männliche Stimme.
    "Wer bist du? Und was willst?" wollte der Blondschopf mürrisch wissen.
    "Chapman hier." gab sich der Fremde zu erkennen.
    "Matt Chapman?" hakte der Blondschopf überrascht nach und richtete sich auf. Stephen hatte ja alles mögliche erwartet, aber bestimmt nicht von einem ehemaligen Allianz Kamerad etwas zu hören und noch weniger von einem C-Sec Beamten.
    "Ja." antwortete Chapman hastig.
    "Wie gehts dir? Warum rufst du an?" wollte der Blondschopf wissen.
    "Soweit gehts mir gut. Und weshalb ich anrufe? Hier läuft gerade eine richtige psycho scheiße ab. Unterstützung von Kollegen brauch ich nicht anfordern, die sind alle mit dem Vhan Prozess beschäftigt. Außerdem ist das eher ein Fall für einen knallharten Hund wie dich, ich brauch deine Hilfe." erklärte Chapman.
    Stephen überlegte einen Moment. "Du weißt, was beim letzten Mal passiert ist, als ich einen Job auf der Citadel erledigt habe?!" erinnerte Stephen.
    "Ja, ich habe dir den Arsch gerettet. Verdammt Stephen, du schuldest mir was!" gab Chapman vorwurfsvoll zurück, schickte ihm einige Bilder vom Asari Massaker und ein paar Aktuelle. "Ich muss ja nicht erwähnen, dass dies unter uns bleibt." fügte Chapman leise hinzu.
    Stephen betrachtete die Bilder und überlegte.
    "Okay, ich helfe dir. Sorge dafür, dass Crusher und ich ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle kommen." sagte Stephen schließlich.
    "Danke, mein Freund."

    *****

    Liz Lopez / Ferienhaus / Neuseeland

    Seid sie Amaia und Rebecca auf dem Reiterhof zurück gelassen hatte, war wieder einige Zeit vergangen. Liz machte erst gar nicht den Versuch, die beiden netten Mädels noch mal zu treffen, zu groß war ihre Sorge, dass man ihr nachspionierte und dann die beiden Mädels in irgendeine scheiße gerieten. Rebecca und Amaia hatten genug eigene Probleme...
    Liz traf auf einen alten japanischen Mönch, der sie in die Kampfkunst des Ninjutsu einwies. Sie lernte unglaublich schnell und stellte dabei auch noch fest, dass sie äußerst flink und sehr gelenkig war, gepaart mit ihrem Killergen- Defekt, eine absolut tödliche Waffe. Mit der Hilfe der Meditation fand sie auch wieder zu sich selbst und lernte mit dem schmerzlichen Verlust ihrer Freunde um zu gehen.

    Es war ein kühler Morgen und sie hatte sich gerade mit einem Kaffee auf die Couch gelümmelt, als das Omni-Tool klingelte.
    Unterdrückte Nummer.
    "Ja?" meldete sich die Spanierin unsicher.
    "Cerberus Oberkommando. Agentin Lopez, wir haben eine Aufgabe für sie." antwortete ein charismatischer Mann.
    "Sie wissen, wem ich unterstehe?" fragte sie ein wenig verwirrt, aber freundlich nach.
    "Wissen wir. Reisen Sie zur Citadel und beschaffen sie uns Informationen über die Artefakte, die beim Asari Massaker vor einigen Wochen sicher gestellt wurden. Infos werden gerade auf ihr Omni-Tool geschickt. Die Artefakte befinden sich in der Obhut eines Allianz Wissenschaftsteam auf der Citadel unter der Leitung von Professor Dr. Aiden Bishop. Seine fähigste Mitarbeiterin ist ein hochtalentiertes Genie, namens Kaneolani Takaki. Wenn Sie sie für Cerberus rekrutieren können, springt für sie ein Bonus heraus." erklärte der Cerberus Agent.
    "Allianz? Citadel? Sie wissen doch von meiner Vergangenheit?" Liz war ziemlich irrtiert.
    "Machen Sie sich darüber keinerlei Gedanken. Ihr Name ist restlos aus der Datenbank der Allianz verschwunden, alle Informationen über die damaligen Vorfälle gelöscht, sie sind nur noch eine einfache Bürgerin. Die Offiziere, die noch davon wissen könnten, sind entweder tot oder nicht auf der Citadel. Packen Sie am besten sofort ihre Sachen, wir haben bereits alles für ihre Abreise aus Neuseeland arrangiert." Das Gespräch wurde beendet.
    Liz schreckte hoch. "Verdammt, woher wissen die, wo ich bin?" Sie packte ihre Sachen und machte sich auf den Weg...

    ~•~ Lavoriamo al buio, per servire la luce. Siamo assassini! ~•~
    eis engel ist offline Geändert von eis engel (27.11.2022 um 21:49 Uhr)

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