Zitat von
Zetubal
... Wo fängt man hier am besten an?
Der Staat hat immer schon zentral daran gearbeitet, über Bildungsinstitutionen und andere Kanäle Wertanschauungen zu vermitteln. Nämlich die, die unserer Verfassung entsprechen. Der alte Hut über unantastbare Würde, Diskriminierungs- und Minderheitenschutz, Gleichheit, Entfaltungsrechte usw. Insofern "beginnt" der Staat nicht urplötzlich mit irgendetwas, sondern er passt sein Programm allenfalls an. Wie schon immer.
Die Frage danach, wer "unterrichten" darf. Lehrer*innen dürfen natürlich im Rahmen ihrer Fächer über LGBTQ-Themen sprechen. Ich hatte schon vor bald 20 Jahren im Biounterricht ein Segment zu Inter- und Transsexualität. Und in der Oberstufe haben wir in Deutsch auch einen biografischen Roman aus Sicht einer Transperson gelesen. Von einem Verbot für Lehrer*innen kann daher nicht die Rede sein. Dass allerdings manche Schulen Personen heranholen, die autobiografisch erzählen können ist doch eine super Sache. Wir hatten auch Zeitzeugengespräche mit Leuten, die das Dritte Reich durchlebt haben, einmal war bei uns ein Typ an der Schule, der aus der Neonazi-Szene ausgestiegen ist, um über seinen Weg zu erzählen. Mag dich nun überraschen, aber zu manchen Themen sind Lehrer*innen nicht erschöpfend gebildet und persönliche Schilderungen können helfen, bestimmte Erfahrungen - positive wie negative - für Jugendliche greifbarer zu machen. Dass hier allerdings Lehrpflichten "ausgelagert" würden, halte ich für ein Gerücht.
Dein restliches Geschreibsel offenbart auch einen urigen Widerspruch. Du möchtest nicht, dass Kinder und Jugendliche zu Themen aus dem erweiterten Bereich der Sexualität aufgeklärt werden, fürchtest aber, dass dieselben Leute derzeit "leichtfertig" oder "uninfomiert" geschlechtsangleichende Maßnahmen durchlaufen. Hm, na sowas. Wenn dieses Ammenmärchen vom leichten Weg zur GAOP ein Fünkchen Wahrheit enthielte, wäre es ja fast so, als wäre frühe und umfassende Aufklärung eine gute Idee.
Zuletzt aber eben auch dazu noch ein paar Takte: Personen, die eine geschlechtsangleichende OP durchlaufen möchten, sind unabhängig von ihrem Alter hierzulande einer langen umfassenden Prozedur ausgesetzt, in der sie in mehrerlei Hinsicht psychisch und somatisch durchgecheckt werden. Unter anderem um zu prüfen bzw. auszuschließen dass eine dysmorphe Störung, sprich: eine psychische Erkrankung vorliegt. Der Prozess bis zu Geschlechtsangleichung ist also nichts "einfaches", sondern tatsächlich eher etwas, was mindestens immens aufwändig, beizeiten aber auch durchaus schikanös, anzusehen ist.
In jedem Fall aber schön zu lesen, dass du "unkritische Propaganda" nicht so toll findest. Zumindest in dem Punkt sind wir uns einig.