Zwar hatte Gaius bereits in seine bequemere Kleidung gewechselt - einen immernoch recht eleganten dunkelblauen Satin-Morgenmantel und einen dazu passenden bordeaux-roten Hausanzug - doch an Freizeit war offenbar noch nicht zu denken, denn als James nach einem obligatorischen Klopfen das Schlafzimmer betrat, saß der Hausherr noch in seinem Sessel neben dem Bett und lauschte mit auf der Hand aufgestütztem Kopf ein wenig gelangweilt einer Videokonferenz, der er wohl eher der Form halber beiwohnte und die ihm gerade zwischen seinem Blick und dem eintretenden Butler halbtransparent eingeblendet wurde.
"Was denn, James? Sie sehen doch: Ich habe es hier schon mit genug Dummmköpfen ohne Manieren zu tun."
"Ich bin untröstlich, Mister Ascaiath. Es ist noch später Besuch eingetroffen: Dr. Svensson. Er sagt, es sei eher ein spontaner Besuch, aber der späten Stunde entnehme ich, dass es wohl eine gewisse Dringlichkeit hat. Der Doktor wartet unten in ihrem Zigarrenzimmer."
James zog die Tür wieder halb zu, wartete jedoch noch auf ein Zeichen der Ablehnung, doch nahm er die komplett ausbleibende Antwort von Gaius als ein Zeichen, dass er zumindest gleich den Besuch in Empfang nehmen würde.
Tatsächlich dauerte es nicht lang: Einige Sekunden wartete er noch eine Sprechpause eines Teilnehmers ab, doch als keine folgte, unterbrach er schlichtweg den momentanen Redner:
"Meine Herren, andere Pflichten rufen. Einigen Sie sich bis morgen ohne mein Zutun, oder ich stecke Sie alle in den Affenkäfig, in den Sie offenbar gehören. Buona Notte."
Er schloss die Konferenz und rollte nocheinmal die Augen, bevor er seinen Tee austrank und sich auf den Weg nach unten machte. Seine Stimmung war interessanterweise gut - Er hatte fast schon um einen Umstand gehofft, der ihn von diesen lästigen Pflichten befreite. Nicht, dass er Ausreden gebraucht hätte, doch war er selbst sein härtester Kritiker und erlaubte sich keine grundlosen Arbeitspausen. Umso genehmer war ihm ein externer Faktor wie der Besuch eines seltenen Gastes - und im Moment überwog die Neugier über den Ärger der späten Störung.
Aus diesem Grund trat der Herr des Hauses mit offenen Armen in sein Kaminzimmer ein, in dem Leif bereits wartete.
"Kaum lässt man ein paar Kerzen brennen, muss man um eine Wikingerinvasion fürchten", witzelte er trocken ohne ein wirkliches Lächeln, klopfte Leif aber dann zur Begrüßung auf die Schulter.
"Was treibt dich hierher?", hängte er etwas freundlicher an und begab sich direkt zu seiner Minibar, wo er, ohne zu fragen, zwei Gläser bereitmachte.