Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Page 9 of 10 « First ... 25678910 Last »
Results 161 to 180 of 182
  1. View Forum Posts #161 Reply With Quote
    Ehrengarde El Toro's Avatar
    Join Date
    Aug 2007
    Location
    auf der Sonnenseite
    Posts
    2,406
     
    El Toro is offline
    Ich hatte ja schon längst angefangen, ausgefeilte Analysen zu Laidoridas' "Das rote Ei" zu verfassen, die ich aber nach Johns Einlassungen dazu im Grunde auch stecken lassen kann. Ich wollte dir aber trotzdem hier im Kommentarethread nochmal offiziell Lob, Dank und Kompliment aussprechen. .gratz Und das nicht nur, weil ich im ersten Moment natürlich dachte, dass ich die Geschichte selber geschrieben haben muss ()! Es sind ja genau die Details drin, auf die ich sofort anspringe, wie der geschnitzte Scavenger - was mir schon im Spiel selber so gut gefallen hat, dass die NPCs eben eigene Interessen und Vorlieben haben - oder die Tatsache, dass so direkt neben der Stadt und auch sonst überall so mir nichts, dir nichts, Leichen herumliegen und sich da offenbar keiner so richtig drüber verwundert! Die Atmosphäre hat von vorne bis hinten gestimmt, Ausweg- und Atemlosigkeit Hand in Hand, ein Grauen, das den Erzähler zeitlebens nicht mehr loslässt... mir fällt kein Satz, kein Wort, kein Buchstabe ein, den man hätte besser setzen setzen können.
    Beizeiten vervollständige ich meine Analyse vielleicht trotzdem noch.
    Aber in erster Linie nochmal vielen Dank für dieses Leseerlebnis um Ostern herum.

    Edit: Gerade überkam mich eine Erinnerung, wie Lady Xrystal hier vor vielen Jahren einmal hauchte: "Laido, ich will ein Kind von dir", also nicht als Anmache, sondern aus Überwältigung, induziert von einer Geschichte, Formulierung oder anderen sprachlich-künsterisch-kreativen Meisterleistung des Angesprochenen, und irgendwie hatte ich beim Lesen der Wichtelgeschichte auch das Bedürfnis, das in den Raum zu hauchen. Würde ich nur nicht laut sagen, weil das bei meiner, ähm, überreichen Segnung mit Nachkommen ja vielleicht als Drohung verstanden werden könnte.
    Last edited by El Toro; 05.05.2024 at 19:39.

  2. View Forum Posts #162 Reply With Quote
    Deus Laidoridas's Avatar
    Join Date
    May 2005
    Posts
    19,954
     
    Laidoridas is offline
    Quote Originally Posted by El Toro View Post
    Ich hatte ja schon längst angefangen, ausgefeilte Analysen zu Laidoridas' "Das rote Ei" zu verfassen, die ich aber nach Johns Einlassungen dazu im Grunde auch stecken lassen kann.
    Das Gefühl kenne ich.

    Quote Originally Posted by El Toro View Post
    Es sind ja genau die Details drin, auf die ich sofort anspringe, wie der geschnitzte Scavenger - was mir schon im Spiel selber so gut gefallen hat, dass die NPCs eben eigene Interessen und Vorlieben haben
    Da war ich ja auch schwer begeistert, als ich zuerst einen geschnitzten Scavenger irgendwo auf einem Kaminsims gefunden hatte und dann etwas später auch noch Caramon davon erzählt hat. Das war sowieso super, wie da beim Spielen nach und nach immer mehr Details dazukamen, die gut in die Geschichte reingepasst haben. An österlichem Scavenger-Content mangelt es in dem Spiel ja zum Glück auch nicht.

    Quote Originally Posted by El Toro View Post
    Edit: Gerade überkam mich eine Erinnerung, wie Lady Xrystal hier vor vielen Jahren einmal hauchte: "Laido, ich will ein Kind von dir", also nicht als Anmache, sondern aus Überwältigung, induziert von einer Geschichte, Formulierung oder anderen sprachlich-künsterisch-kreativen Meisterleistung des Angesprochenen, und irgendwie hatte ich beim Lesen der Wichtelgeschichte auch das Bedürfnis, das in den Raum zu hauchen. Würde ich nur nicht laut sagen, weil das bei meiner, ähm, überreichen Segnung mit Nachkommen ja vielleicht als Drohung verstanden werden könnte.
    Ja, äh, diese Wirkung habe ich halt einfach auf Frauen, da ist nichts zu machen! Du verwechselst dieses vermeintliche Xrüssi-Bonmot jetzt aber nicht mit dem Titel ihrer Story "John, ich will ein Kind von dir", oder? Das wäre ja dann nicht so ganz hundertprozentig das Gleiche.

    Vielen Dank für die ganzen schmeichelnden Worte (lese ich natürlich immer sehr gerne, sowas!), und natürlich auch an dich und die ganze PotM-Jury für die PotM-Ehrung!

  3. View Forum Posts #163 Reply With Quote
    Halbgott Ajanna's Avatar
    Join Date
    Mar 2020
    Location
    Hessen
    Posts
    9,811
     
    Ajanna is offline

    Der Bordyr von Silas Serdar

    Ich habe die Geschichte mit Freude gelesen und finde, sie ist eine stärksten hier im Story-Forum. Ich hoffe, ich schaffe es noch mal, sie genauer zu besprechen - aber erst mal: meine Gratulation, und schreib unbedingt weiterhin!


  4. View Forum Posts #164 Reply With Quote
    Deus John Irenicus's Avatar
    Join Date
    Feb 2005
    Location
    Civilization's Dreamy Hideout
    Posts
    28,531
     
    John Irenicus is offline
    ------------------------------------------------------------------------------
    Ich bin jetzt auch dazu gekommen, mir „Der Boldyr“ von Silas Serdar durchzulesen, und die Geschichte hat mir gut gefallen! Dabei würde ich hier drei Aspekte jeweils gesondert bewerten wollen: Erstens die Handlung, zweitens Erzählweise/Stilistik und drittens die Sprache in formaler Hinsicht.

    Die Handlung ist, rein äußerlich betrachtet, eigentlich gar nicht so spektakulär oder originell: Es ist eine recht typische Helden- und auch Männergeschichte. Starke Typen ziehen aus, um ein Monster zu erlegen, und sie schaffen es, wobei sie dafür Opfer bringen müssen. Die Formel ist durchaus bekannt, sie funktioniert aber immer wieder gut, so auch hier.

    Relativ geschickt wird das Ganze dann in die Gothic-Welt und den Konflikt Orks gegen Menschen eingebaut, dankbarerweise aber ohne alles wiederzukäuen, was wir eh schon wissen. Klar: Es kommen die typisch starken Nordmarer und die typisch eher primitiv daherkommenden Orks vor, aber man lernt hier auch die ein oder andere Nuance kennen. So agiert insbesondere der eigentlich recht grobschlächtig daherkommende Urdrak am Anfang ja sogar fast schon empathisch gegenüber den Orklingen. Demgegenüber sind die Nordmarer mal so gar nicht darauf versessen, die verfeindeten Orks um jeden Preis zu vernichten, denn sie haben eine persönliche und wichtigere Mission. Sie sind eben keine Paladine, auch wenn sie zwischendrin und am Ende fast ein bisschen so wirken mögen.

    So linear die Grundhandlung auch sein mag: Der ein oder andere Twist steckt eben doch drin! Und damit meine ich gar nicht mal das – genretypische – Hin und Her beim Kampf gegen den Boldyr, und auch gar nicht mal so sehr, dass Orks und Menschen hier letztlich zusammenarbeiten (auch wenn die Menschen den deutlich größeren Teil leisten). Ich meine zum Beispiel die Rolle der Orklinge, die sich, anfangs von Urdrak ja sogar nett behandelt, auf einmal als eine Blutopfer darstellen. Oder das Auftauchen der Horde von, ich sag mal, Klein-Boldyrs kurz vor Schluss. Dadurch kommt erheblich mehr Fleisch als Handlungsgerüst, als es bei anderen vergleichsweise geradlinigen Geschichten der Fall wäre.


    Und so straightforward die Geschichte in ihrer Handlung auch sein mag, und so sehr man ja ahnt, dass der Boldyr am Ende mit Sicherheit irgendwie geschlagen wird, so spannend ist sie dann eben doch erzählt. Erst aus der Perspektive der Orks, wie sie mit den Orklingen im Wald unterwegs sind, und wie Urdrak und Buldruk Streit über ihre Ziele austragen. Es ist von einem Ungeheuer die Rede – da dachte ich mir schon, dass das wohl der „Boldyr“ sein will. Das ist einfach schon in sich sehr spannend. Sehr schön auch, wie am Ende klar wird, wie nah sich Menschen und Orks, jedenfalls in Bezug auf den Boldyr so sind: Urdrak wünscht sich, den Boldyr bei lebendigem Leibe zu häuten – einen Wunsch, den viel später in der Geschichte Brynjarr aufs Wort genau ebenso hegt. Das ist ein toll eingeflochtenes und vielsagendes Detail.

    Bevor die eigentliche „Quest“ für die Nordmänner losgehen kann, gibt es dann eben die kurze und auch mit Waffen ausgetragene Auseinandersetzung mit den Orks. Zwei Parteien zu je zwei Leuten stehen sich in diesem finsteren, feindseligen Wald gegenüber. Da konnte man die Spannung in der Luft förmlich spüren. Und obwohl die Feindseligkeiten zum Teil erbittert sind, kann man hier schon die Annäherung der beiden Parteien spüren. Geeint durch den Boldyr als gemeinsamen Feind. Aber durchaus auch, auch wenn sie das selbst nicht bemerken, geeint durch relativ ähnliche Vorstellungen. Wenn man fies sein könnte, könnte man nämlich sagen, dass die orkische Stammeskultur einerseits und die nordmarische Klankultur andererseits beide auch Anteile eines Todeskults haben. Die Orks versuchen die Bedrohung durch den Boldyr direkt durch ein Todesopfer aus eigenen Reihen abzuwenden; bei den beiden Nordmännern spricht Hrolf am Ende über Brynjarrs Heldentod als „dem höchsten Opfer“. Auch das eine eher versteckte Gemeinsamkeit zwischen den beiden Fraktionen, die am Ende ja dann auch durchaus zueinanderfinden. Auch der Wunsch der beiden Nordmänner, ehrenhaft und stolz den vom Boldyr gerissenen Vater zu rächen, findet ja sicherlich auch Verständnis in der orkischen Kultur.

    Was ich neben der Erzählweise am reinen Erzählstil gut fand, waren die häufig sehr bildhaften Beschreibungen, mit denen der Fokus auf bestimmte Szenenelemente gelenkt worden ist. Damit meine ich, dass hier nicht jedes einzelne Blatt als Grün und jeder einzelne Baum als groß beschrieben wird, sondern dass sich die Geschichte immer dann Zeit nimmt, etwas genauer zu beschreiben, wenn es auch wirklich Bedeutung hat, sei es für den Handlungsfortgang, sei es für die Atmosphäre. Ein paar gelungene Beispiele:


    Der Sturm hatte sich endlich gelegt. Ohne Schwierigkeiten schritten die Orks und die Nordmarer die bewaldeten Hänge herauf, bis sie den Kamm der Hügel erreicht hatten. Vor ihnen erhoben sich ein einziger, finsterer Berg, dessen Gipfel gespalten schien. Jetzt glich er wie zwei Hörner, die aus dem Schädel eines Riesen ragten. Noch nie hatten die Brüder solch einen Berg gesehen. Ein ungewolltes Schaudern durch lief sie, als der Schattenhorn drohend vor ihnen stand. Durch Wolkenfetzen ließ der Mond den Schnee auf dem Schattenhorn weiß erstrahlen, was diesen dunklen Berg jedoch nicht angenehmer machte.
    Überhaupt fand ich den Schattenhorn einen wirklich toll inszenierten Schauplatz!

    Endlich erreichten die Hänge des Schattenhorns. Aus den Hängen des Berges ragten spitze Felsen hervor, wie Stacheln von gewaltigen Blutfliegen. So als ob der Schattenhorn jeden Eindringling abschrecken wollte. Vorsichtig pirschten die Brüder zwischen den Felsen und lauschten angespannt in die Dunkelheit hinein. Nach einer Weile fanden sie zwischen hohen Steinen ein großes Loch, dass ins Innere des Schattenhorns führte.

    Überhaupt konnte ich der Geschichte immer gut folgen; sehr vieles lief wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Das ist gut!


    Nicht ganz so „up to par“ ist an vielen Stellen der Geschichte aber leider die Sprache. Das betrifft insbesondere grammatische Schwächen, teils auch Schwächen im Satzbau. Die kamen so regelmäßig vor, dass ich zwischendrin den Eindruck hatte, du könntest vielleicht kein Muttersprachler sein – dafür war der Sprachgebrauch außerhalb dieser Stellen dann aber auch wieder zu treffsicher. Häufig ging es hier um fehlende oder gewissermaßen zu viele Wörter in einem Satz, nicht ganz passende Zeitformen, verdrehte Satzstellungen und die nicht ganz treffsichere Verwendung von Verben. Hier ein paar Beispiele:

    Danach bot der alte Graupelz seinem großgewachsenen Freund, neben ihn zu setzen.
    Richtig: Danach bot der alte Graupelz seinem großgewachsenen Freund an, sich neben ihn zu setzen.
    Angespannt schauten Buldruk und Urdrak angestrengt am Rand der Mulde um, während sie versuchten mit ihrer Nase einen Geruch wahrzunehmen.
    Mit der Dopplung „angespannt“ und „angestrengt“ wird der Satz irgendwie zu voll. Außerdem ist es eine seltsame Formulierung, dass sie „mit ihrer Nase“ (wenn auch eher: ihren Nasen) einen Geruch wahrnehmen – mit welchem Organ denn sonst?
    Doch der Pfeil steckte in der dicken Rüstung fest und zitterte wie Espenlaub, während Urdrak sich herum sah und wütend seinen Krush Karrok schwang.
    Richtig: während Urdrak sich umsah
    Doch Buldruk erhob sich mit Hilfe seiner Orklingen und wies Urdrak stumm an.
    Hier ist nicht einmal verständlich, wozu genau Buldruk Urdrak anweist bzw. worum es in diesem Moment geht.
    „Aber ich frage mich ebenfalls, was zwei Morras so weit in unseren Landen führt.“
    Richtig: „Aber ich frage mich ebenfalls, was zwei Morras so weit in unsere Lande führt.“
    Jetzt glich er wie zwei Hörner, die aus dem Schädel eines Riesen ragten.
    Richtig: Jetzt glich er zwei Hörnern, die aus dem Schädel eines Riesen ragten.
    Doch dessen schmächtiger Oberkörper wurde langsam und qualvoll zusammengedrückt worden.
    Richtig: Doch dessen schmächtiger Oberkörper war langsam und qualvoll zusammengedrückt worden.

    Hinzu gesellen sich ab und zu auch noch Tippfehler. Das ist jetzt wirklich nur exemplarisch herausgesucht. Die – ansonsten gute – Geschichte braucht in dieser formalen Hinsicht also auf jeden Fall noch einmal etwas Überarbeitung! Was diese formalen Gesichtspunkte angeht, fällt mir auch noch ein, dass du speziell im letzten Drittel der Geschichte die Perspektivwechsel zwischen Orks und Menschen, also wenn du zum jeweils anderen Handlungsstrang wechselst, durch deutlichere, das heißt größere Absätze zwischen den Textblöcken markieren könntest. Mindestens einmal habe ich mich beim Weiterlesen mitten im Satz gewundert, warum es auf einmal plötzlich ganz woanders weitergeht, das war dann etwas unerwartet.


    Abgesehen von dieser Kritik jetzt am Ende fand ich die Geschichte aber wie gesagt echt gut und unterhaltsam. Ich habe sie gerne gelesen. Außerdem habe ich mir noch ein paar Einzelstellen und Einzelaspekte notiert, zu denen ich im Folgenden noch Lob und Kritik anmerken will:


    Im Schein des magischen Lichts erkannte Urdrak, dass beide Nordmarer schienen. Der eine war großgewachsen und muskelbepackt. Er trug eine dicke Stahlrüstung, die bei den Klankriegern üblich war.
    Ist schon ein wenig pingelig, aber ich hätte gedacht, aufgrund der dicken Stahlrüstung kann man als Außenstehender eigentlich gar nicht erkennen, ob ihr Träger muskelbepackt ist oder nicht.

    Buldruk sah einen Moment Brynjarr seltsam an. Der Nordmarer glaubte ihn den Augen Hoffnung und Furcht zu sehen, zwischen denen der Schamane abwägte. Buldruk schaute dann zu Urdrak und den Orklinge herüber. Die kleinen Orks schauten angstvoll zwischen dem Graupelz und den Nordmarern. Der Schamane sah sie lange schweigend an, bis er sich zu Brynjarr umdrehte. „Wir werden euch zum Boldyr führen.“, sagte er leise.
    Das war für mich ein sehr spannender Moment, weil es für mich hier fast aussah, als würde der Schamane überlegen, ob und wie er die Nordmarer austricksen kann. Ich hatte hier nämlich kurz den Verdacht, als wolle er die Nordmarer zum Boldyr führen, damit diese statt der Orklinge geopfert werden können. Das wäre ja auch ein ziemlicher Twist gewesen! Aber so kommt es dann ja doch nicht.

    In dem Zusammenhang habe ich mich aber auch gefragt, warum die Orks die Nordmarer, nachdem sie dann doch kooperieren, nicht noch aktiver unterstützen. Gerade Urdrak hat ja ein eigenes Interesse daran, den Boldyr zu töten. Aber er traut den Menschen wohl einfach nicht genug.

    Ein bisschen seltsam fand ich es übrigens, dass die Nordmarer die Orks weiterhin „Grünfelle“ nennen. Bei der angespannten Stimmung schien mir das etwas zu viel Provokation zu sein.

    Auch die „Orkologen“-Stelle fand ich ein bisschen merkwürdig. Vielleicht ist das aber auch Geschmackssache, wie viel lustiges Geplänkel man zwischen den Charakteren haben will. Es kann hier natürlich auch Ausdruck der Nervosität und Anspannung der beiden Nordmänner sein, der sie mit solchen Witzchen Luft machen wollen und müssen.

    Mitfühlend bot Buldruk Hrolf die Flasche an. „Hier, Sohn des Nordens“, sagte der Graupelz. „Dieser Trank wird deinen Körper stärken.“
    Zögernd nahm Hrolf die Flasche und öffnete sie. Er roch nicht an ihr, sondern trank mehrere große Züge davon.
    Das war für mich eine schöne, weil bedeutsame Stelle: Ich lese hier das gewachsene Vertrauen Hrolfs in den Schamanen heraus, wenn er den Trank so völlig vorbehaltlos annimmt und trinkt. Gut geschrieben!



    Insgesamt also eine insgesamt gelungene Geschichte. Sie hat hier und da zwar die ein oder andere Schwäche (gerade im sprachlichen Bereich) und ist vielleicht auch nicht die originellste. Aber sie ist spannend und stringent erzählt, nimmt den Leser ein und ist innerhalb des bekannten Handlungsgerüsts dann doch durchaus kreativ. Mir hat das Lesen jedenfalls Spaß gemacht.
    ------------------------------------------------------------------------------
    Last edited by John Irenicus; 07.07.2024 at 10:38.

  5. View Forum Posts #165 Reply With Quote
    Lehrling Silas Serdar's Avatar
    Join Date
    Jan 2022
    Location
    Überall
    Posts
    35
     
    Silas Serdar is offline

    Antwort

    Ahoi, Johnny!

    Vielen lieben Dank für die netten Worte und die ausführliche Review!

    Die wird mir enorm helfen, meine Skills besonders in Grammatik und Satzbau zu schärfen

  6. View Forum Posts #166 Reply With Quote
    Lehrling Silas Serdar's Avatar
    Join Date
    Jan 2022
    Location
    Überall
    Posts
    35
     
    Silas Serdar is offline
    Vielen Dank für die lieben Worte, Ajanna!

    Gerne würde ich bei Zeiten dein ausführliches Feedback wissen

  7. View Forum Posts #167 Reply With Quote
    Halbgott Oblomow's Avatar
    Join Date
    Jul 2008
    Location
    Badens Hauptstadt
    Posts
    9,426
     
    Oblomow is offline
    Wie mir beim Namen einpflegen im Kommentarverzeichnis wieder aufgefallen ist, habe ich von Ronsen doch schon ein paar Kommentare erhalten, die ich so bis heute nicht zurückgezahlt habe. Entsprechend habe ich mir überlegt mir mal eine Gescichte zu schnappen und bin auf das letzte Werk Tag der Crawler gestoßen.

    Ob das so geeignet ist eine ordentliche Bewertung abzugeben, das wird man sehen. Es ist ja eine Schreiben nach Buschstaben-Geschichte, bei denen der Reiz oft gar nicht so sehr im Endergebnis einer in sich stimmigen oder krassen Geschichte liegt, sondern eher in der kreativen Umsetzung der Vorgaben, ja es sogar fast schon eher ein Erlebnis für den Autoren selbst gedacht ist, welcher sich immer vor neue Herausforderungen gestellt sieht und der Spaß in der Lösung von diesen besteht.

    Gleichwohl werde ich mich tatsächlich mehr auf die Story selbst konzentrieren, ob diese denn etwas geworden ist, aber bevor ich Kritik an Wendungen nehme, vielleicht doch mal einen Blick auf die Vorgaben werfen bevor ich etwas kritisiere was gar nicht vermeidbar war aufgrund dieser.

    Also auf zum ersten Post:

    Man wird jedoch nicht jünger, nicht wahr?
    bisschen seltsame Formulierung für Grim, lustig, dass dus gleich darauf auch schon mehr oder weniger adressierst
    Wahrscheinlich hatte der Kerl den Zynismus in Bloodwyns Stimme gar nicht wahrgenommen.
    Hm, iwie passt das von der Perspektive nicht, eher 'seiner' als Bloodwyns
    Püppchen lag friedlich neben ihnen und wenn man von ihrer schieren Größe absah - ihre Schultern reichten bis zu Bloodwyns Brustkorb - und der stählernen Kette, die um ihren Hals lag, könnte man glatt meinen, sie wäre das friedlichste Wesen überhaupt.
    iwie ins Präsens gerutscht hier
    hätte man glatt meinen können vielleicht?
    Das war bislang nur ein einziges Mal passiert und hatte einem der Gardisten in seiner Einheit, der ihn einmal füttern sollte, die Hand gekostet.
    Der Gardist sollte Bloodwyn füttern?
    Wäre er ein Hund, müsste sich Bloodwyn gar keine Sorgen machen.
    Ins Präsens gerutscht
    Tag gebrauchen könnte,
    konnte?
    Die Hunde waren noch nicht soweit
    In diesem Fall so weit
    Vielleicht gab es dafür schon bald eine Gelegenheit, wer weiß.
    in Präsens abgerutscht


    Kurzer Blick auf die Anforderung: Da ist seit Eddies erstem Wettbewerb aber ordentlich Komplexität dazugekommen, uiuiui.


    Um so ansprechender finde ich, dass du, Ronsen, hier trotzdem nicht vor einem etwas ungewohnten Setting zurückschreckst, auch wenn vielleicht Anknüpfungspunkte zu Orkis Schoßhündchen bestehen.

    Überlegt baust du zu Beginn den Hundehalter Bloodwyn auf, der wohl wie alle Hundehalter so einen gewissen Zufriedenheits- und Ausgeglichenheitsboost dadurch dazugewonnen hat. Ich dachte am Anfang ja erst, dass das jetzt vielleicht die erste Geschichte werden könnte, in der Bloodwyn als sympathisch dargestellt wird bei dieser Liebe zu seinen Hunden und Hündinnen und diesem Antrieb das Alte Lager zu einem sicheren ort werden zu lassen, aber so gewandelt hat er sich dann doch nicht; er ist immer noch der geldeintreibende Arsch mit dem kaum gebändigten Drang jedem auf die Fresse zu geben, der ihm irgendwie dumm kommt.

    Sehr gut finde ich hier auch diese anklingenden Töne, dass er sich dabei noch als großmütig wahrnimmt, also dieses vergiftete Freundschaftsangebot bei Neulingen irgendwie ernstzunehmen sei, ja, quasi jene die es ausschlagen eher schon Verräter seien.

    Ansonsten, ja, gut erzählt, ich fühl die Magie, die Gothic auf mich gewirkt hat, die rauhen Umgangsformen, die Atmosphäre des alten Lagers, das kommt alles wieder hoch, wenn ichdas Kapitel so lese, einfach schön gemacht und ich bin dann mal gespannt wie es weitergehen wird und zu welchen Verrenkungen man dich dann so genötigt hat.

  8. View Forum Posts #168 Reply With Quote
    Halbgott Oblomow's Avatar
    Join Date
    Jul 2008
    Location
    Badens Hauptstadt
    Posts
    9,426
     
    Oblomow is offline
    Fahren wir fort mit dem nächsten Beitrag und damit der nächsten Vorgabe, die Ronsen bei der Erstellung von Tag der Crawler umsetzen musste.


    „Genau wie die dreckigen Buddler“, sagte Bloodwyn entspannte sich augenblicklich.
    ???

    Ja, also den ersten Part des Posts fand ich schon noch sehr stimmungsreich. Die Erinnerung an die Brückenwachen und ihre Dialoge, dass wird noch noch mitten in G1 sind, also, dass der Mineneinsturz auch entsprechend behandelt wird, nur von der Perspektive im Alten Lager und einem seeeeehr langsamen Helden aus gesehen.

    Es wird aber aus meiner Sicht dann später doch etwas fahrig. Beim schnellen Zusammenbauen des (spärlich besetzten) Einsatzkommandos, beim schon etwas sehr selbstbezogenen Bloodwyn, etc..

    Son bisschen symptomatisch sind dann auch solche stellen
    Der mitgereiste Erzbaron Raven kümmerte sich natürlich erst einmal um das Wichtigste - nämlich, dass sein Kommandozelt aufgeschlagen wurde. Eine so wichtige Persönlichkeit konnte sich schließlich nicht einfach unter all den niederen Gefangenen bewegen wie ein gewöhnlicher Dreckfresser.
    wo du schon etwas drückend den auktorialen Erzähler das runtersabbeln lässt.

    Es fällt nicht ganz aus der Reihe, ein paar Landschaftsbeschreibungen etwa passen dann schon noch und machen Spaß zu lesen, aber auch Schachti als Name und dessen Auftritt, kommen jetzt nicht ganz so überlegt für mich rüber, sondern schon eher schnellschussartig und getrieben.

    Ergo: Wir reden hier schon noch über ein gutes Niveau, aber ich wollte meine Irritation über ein paar Sachen dann doch nicht unter den Teppich kehren. Mal schauen wie es weitergeht.

  9. View Forum Posts #169 Reply With Quote
    Auserwählter Ronsen's Avatar
    Join Date
    Jul 2005
    Posts
    6,208
     
    Ronsen is offline
    Hey Oblomow.

    Lass gut sein, ich habe nicht das Gefühl, dass dir die Story zusagt.
    Die Geschichte ist durch, der Wettbewerb ist durch, ich werde nur noch minimale Stellen anpassen, wenn z.B. ein Wort fehlt oder ähnliches.
    Ich kann dir natürlich nicht verbieten, Dinge aufzuzählen, die dir nicht gefallen, aber das wirkt sich halt tendenziell eher destruktiv auf meine Schreibmotivation aus und das brauche ich nicht.

    Ich sollte in Zukunft vielleicht explizit darauf hinweisen, welche Art der Kritik gewünscht ist (z.B. nur positiv/kurze Anmerkungen/ausführliche Analyse). Auf einer anderen Schreibplattform machen wir das auch so und das hat sich echt bewährt.

    Aber danke fürs Anlesen.

  10. View Forum Posts #170 Reply With Quote
    Halbgott Ajanna's Avatar
    Join Date
    Mar 2020
    Location
    Hessen
    Posts
    9,811
     
    Ajanna is offline
    @John: nice


  11. View Forum Posts #171 Reply With Quote
    Burgherrin Eispfötchen's Avatar
    Join Date
    Jul 2017
    Posts
    1,263
     
    Eispfötchen is offline

    Kommentar zu Mission von John Irenicus

    Isgaroth alt? Auf wie alt schätzt du ihn denn? Ich hatte ihn auf mitte fünfzig geschätzt, dem Aussehen nach. Da es der Beschreibung nach der Held war, der die Nachricht überbrachte (und dann starb, oh we), muss es ja in etwa zur zeit des 2. Spiels stattfinden, oder?
    Warum heilt Isgaroth seine "wunden" denn nicht einfach mit einem zauber? Kleine wunden heilen sollte reichen und das kann fast jeder Magier und Isgaroth als erfahrener Magier ganz bestimmt. Es ist schon sehr unglaubwürdig, dass er damit überfordert sein sollte. Aber vielleicht. .. Irgendein Beliarfluch? Hatten ihn vielleicht die Suchenden verflucht? War er besessen?
    Vielleicht lag es auch einfach nur an mangelnder Hygiene, dass seine Wunden nicht von selbst heilen wollten? Ich finde das Detail gut, dass Isgaroth in dieser Geschichte Sumpfkraut raucht. Ich glaube das war im Hauptspiel nicht, aber dafür in der Velaya Mod, oder? Der Anzahl an stängeln die er raucht ist er vermutlich süchtig und kümmert sich deswegen nicht mehr gross um sich und seine hygiene. Die faszination des klosters im Minental ist nachvollziehbar, auch dass er deswegen ausprobieren will sich in Tiere zu verwandeln, doch warum greift er Bospers Lehrling an? Das ist in der Geschichte leider nicht deutlich geworden. Was ist seine Motivation für ihn als Feuermagier, der den Lehrling nicht näher kennt? Es wirkt wie aus einer Laune heraus. Letzlich ist es nichts anderes als Mord und so hatte ich Isgaroth nun wirklich nicht eingeschätzt. Also doch besessen?
    Letzlich ist es ganz nett gewesen einen Einblick zu bekommen wie du die Isgaroths Alltag vorstellst.

  12. View Forum Posts #172 Reply With Quote
    Deus John Irenicus's Avatar
    Join Date
    Feb 2005
    Location
    Civilization's Dreamy Hideout
    Posts
    28,531
     
    John Irenicus is offline
    Herzlichen Dank für deinen Kommentar und überhaupt danke fürs Lesen der Geschichte, Eispfötchen!

    Auf die Hintergründe, was mit Isgaroth so genau los ist, gehe ich jetzt mal nicht ein, zumal ich mir auch selber einfach offen gehalten habe, was ihn zu seinem Verhalten treibt und welche Faktoren da in welcher Gewichtung für verantwortlich sind. Aber ich sage mal so: Du hast da schon ein paar einschlägige Stichwörter genannt!

    Isgaroths Alter hatte ich für mich auch nicht genauer festgelegt, aber so alles zwischen 55 und 65 passt. Nicht ein totaler Greis, aber auf jeden Fall eben alt - und ich würde jemanden, der Mitte fünfzig ist, auch ohne Rücksicht auf Verluste als alt bezeichnen wollen!

    Was die Wundheilung per Zauber angeht: Das ist ja generell so ein Problem in erzählenden (Rollen-)Spielen, dass die Charaktere zum einen die wundersamsten Fähigkeiten haben, diese dann aber außerhalb von Kampf & Abenteuer bei praktischen Alltagsfragen auf wundersame Weise versagen. Warum werden schwere Wunden nicht einfach geheilt, warum wird der Tote nicht mit einem Wiederbelebungszauber wiederbelebt? Warum muss der namenlose Held vor verschlossenen Holztüren passen, wenn er doch eine ganze Palette an Feuerrunen mit sich führt? So richtig konsistent bekommt man das wohl ohnehin nicht hin.

    Für Isgaroth würde ich als Erklärung anbieten: Erstens hat er vielleicht schon auf magische Weise versucht, die Wunden zu heilen, aber es hat halt irgendwie nicht geklappt. Und/Oder: Aufgrund seines Lebenswandels hat er schlicht die Lust daran verloren, noch wirklich etwas dagegen zu unternehmen. Wer weiß!

  13. View Forum Posts #173 Reply With Quote
    Deus John Irenicus's Avatar
    Join Date
    Feb 2005
    Location
    Civilization's Dreamy Hideout
    Posts
    28,531
     
    John Irenicus is offline
    ------------------------------------------------------------------------------
    Der im Schatten läuft“ von Ajanna ist eine Geschichte, bei der ich nach dem Lesen erst einmal überlegt habe, ob sie uns irgendetwas Bestimmtes sagen will, ob eine Art Erkenntnis, Moral oder Pointe in ihr versteckt ist. Letztlich bin ich aber recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass das möglicherweise sein mag, aber auch gar nicht so wichtig ist, denn für mich kommt die Story ganz klar über ihre Atmosphäre, ihre angenehm reduzierte Art zu erzählen und über einige tolle und starke Einzelszenen und -momente!

    Der Einstieg zeichnet ja zunächst scheinbar so etwas wie eine Waldarbeiter- und Holzfälleridylle: Frieden, Einklang mit der Natur, Genügsamkeit, alles erzählt mit wiederkehrender Motivik („aus Holz geschnitzt“ oder das geradezu possierlich anmutende Schaf) und einer großen Ruhe.

    Zwar schleicht sich in den ersten Absätzen schon der Eindruck ein, dass die Schilderungen hier sehr von Theos eigener Selbstwahrnehmung überfärbt sind, und dass er durchaus einen gewissen überheblichen Zug hat, so, wie er über andere Menschen (und vor allem Männer) nachdenkt. Dass es zum Ende des ersten Abschnitts dann aber so einen, äh, Dark Turn gibt, dessen zugehörigen Absatz ich auch direkt zur PotM nominieren will, war so aber nicht absehbar:

    Das bleiche Mondlicht erreichte ihn schließlich, als er ins Offene trat, am Rand des Ruinenlagers, wo er bereits am Abend zuvor eine interessante Spur entdeckt hatte. Er folgte ihr nun, immer noch lautlos. Er fühlte den Mond, der nun hinter der Pyramide stand, in seinem Herzen.
    Am hinteren Ende des steinigen baren Geländes stand ein Zelt, so ähnlich wie seines. Davor brannte ein Feuer, dort lagen Felle, es sah aus wie ein Heim, eine kleine Zuflucht.
    Doch für dessen Bewohner wurde es heute keinen Ausweg geben.
    Und Theo fehlte nicht mehr viel Gold für einen letzten Besuch an diesem dunklen Schrein hinter den Bergen.
    Wirklich toll geschrieben, und das in einer Art und Weise, die einerseits irgendwie lakonisch ist und mir als Leser andererseits einen kleinen Schauer über den Rücken jagt. Mit einem Mal entpuppt der Holzfäller Theo, der vorher vielleicht nur einen leicht unsympathischen, aber auch sehr menschlichen Zug offenbar hatte, als eine Gefahr, als ein Psychopath vielleicht, als besessen, als Beliar-Anhänger und als wasweißichnichtalles. Vom friedlichen Holzfäller beim Entspannen mit drolligen Schäfchen bis hin zum kaltblütigen Mörder in nur ein paar Absätzen – und trotzdem wirkt diese Entwicklung weder gehetzt noch widersprüchlich. Stattdessen hast du als Erzählerin hier sehr wirkungsvoll Absatz für Absatz entblättert, was mit Theo eigentlich los ist. Klasse!

    Gut gefällt mir dann auch direkt der Perspektivwechsel hin zu Nomrett, dem (potentiellen) Opfer. Besonders schaurig hier vor dem Hintergrund der soeben enthüllten Pläne Theos ist natürlich der Satz: „Was ihn nun erwartete, war der beste Teil des Tages.“ Sehr schön!

    Nomrett wirkt in seiner Darstellung dann relativ einfach gestrickt: Seine Arbeitsutensilien versetzt er, um das dadurch gewonnene Geld im Bordell zu verprassen, und darüber sinniert er dann abends beim Grillen, wo er natürlich auch stilecht das gebratene Fleisch mit Bier ablöscht. The German Dream, könnte man fast sagen! Im Gegensatz zu Theo, bei der die Selbstzufriedenheit am Ende abschüssig wird, scheint Nomrett mit seinem Leben – vordergründig – aber wirklich ganz zufrieden zu sein.

    Als sich Theo dann als der große schwarze Mann, flankiert von einem aus dem Nichts kommenden Blitz, aufbaut, war ich sehr gespannt, wie diese Konfrontation nun ablaufen würde. Und wieder wurde ich überrascht: Auf einmal passieren noch zwei weitere Sachen gleichzeitig, die den Zusammenstoß von Holzfäller und Jäger im Sande verlaufen lassen.

    Das ist zum einen der Auftritt dieses dritten, jungen Mannes in der Lederrüstung, den ich nicht so ganz zuordnen kann. Namenlose Leute, die anderen Leuten Gefallen tun, um selbst etwas lernen zu können, lassen mich natürlich an diese eine ganz bestimmte Person denken, aber das ist Spekulation.

    Zuerst hatte ich nicht ganz verstanden, warum ausgerechnet diese dritte Person noch in die Geschichte mit hinein musste. Ich finde ihr Auftauchen eher verwirrend. Aber im Nachhinein betrachtet sorgt sie für ein paar gelungene Dialogzeilen spiegelt noch ein wenig mehr von Theos Persönlichkeit (vor allem dessen Überheblichkeit und ggf. sogar Größenwahn) wider. Auch die Schlussszene gemeinsam mit Nomrett wurde durch den jungen Mann erst möglich gemacht. Und mit welcher Betroffenheit er und Nomrett nach überstandener Gefahr über Theos Auftauchen sprechen und über dessen Motive mutmaßen … das war dann doch ziemlich wirkungsvoll.

    Hauptdarsteller für mich beim Zusammentreffen aller Beteiligten war aber dennoch der kalte König der Nacht aka Der im Schatten läuft (wobei man letztere Bezeichnung durchaus auch auf die anderen Beteiligten beziehen könnte). Hier hat mir gut gefallen, wie der Schattenläufer tatsächlich mal wie ein völlig gefährliches Tier wirkt, das kaum zu stoppen ist. Und umso wirkungsvoller ist es, wie Theo dann gleich zwei dieser Exemplare doch gestoppt hat, womöglich durch Zuhilfenahme von Mächten, die sich aus seinem Glauben an Beliar speisen.

    Wenn ich im Handlungsverlauf eine klare Pointe ausmachen wollen würde, dann wäre es übrigens die, dass es der gefährliche Schattenläufer bei der Jagd auf Nomrett und die anderen gerade verhindert hat, dass Nomrett durch die Hand Theos zu Tode kommt. Das ist ja auch durchaus eine Wendung, die man so nicht erwartet hätte. Insofern kam der Schattenläufer für Nomrett gerade zur rechten Zeit, auch wenn der alte Jäger das nicht wusste.

    Eine ganz kleine spitzfindige stilistische Anmerkung habe ich noch:

    Sie gingen unwillkürlich leise, um die Blutfliegen, falls es noch mehr davon geben sollte, nicht wieder zu wecken.
    Hier hätte ich gesagt: „unwillkürliches“, was ja ein nicht intendiertes Verhalten beschreibt, und „um die Blutfliegen“, was ja einen Plan, also eine Intention beschreibt, schließen sich gegenseitig aus.

    In der Szene habe ich mir das dann also eher so vorgestellt, dass die beiden, ohne genau zu wissen warum, sehr leise gehen, und dies dabei eher unterbewusst wegen der Gefahr durch die Blutfliegen tun.


    Insgesamt hat mir die Geschichte jedenfalls gut gefallen! Spannend, atmosphärisch, ohne zu viel Gerede – das war schon ziemlich mein Fall!

    Eine Frage noch zum Schluss, wo du die in der Story auftauchenden Begriffe „Wildschwein, Blutfliege, Ruinenlager, Holzfäller, Ausweg“ so prominent vorangestellt hast: War das so eine Sache, wie Ronsen hier schonmal mit den sogenannten „Story-Cubes“ gemacht hat, also das Auswürfeln von Begriffen, bei denen du es dir dann zur Aufgabe gemacht hast, sie alle in einer Geschichte möglichst sinnvoll unterzubringen? Wäre dir dann jedenfalls geglückt!
    ------------------------------------------------------------------------------
    Last edited by John Irenicus; 16.11.2024 at 19:52.

  14. View Forum Posts #174 Reply With Quote
    Halbgott Ajanna's Avatar
    Join Date
    Mar 2020
    Location
    Hessen
    Posts
    9,811
     
    Ajanna is offline
    Quote Originally Posted by John Irenicus View Post
    ------------------------------------------------------------------------------
    Der im Schatten läuft“ von Ajanna ist eine Geschichte, bei der ich nach dem Lesen erst einmal überlegt habe, ob sie uns irgendetwas Bestimmtes sagen will, ob eine Art Erkenntnis, Moral oder Pointe in ihr versteckt ist. Letztlich bin ich aber recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass das möglicherweise sein mag, aber auch gar nicht so wichtig ist, denn für mich kommt die Story ganz klar über ihre Atmosphäre, ihre angenehm reduzierte Art zu erzählen und über einige tolle und starke Einzelszenen und -momente!

    Der Einstieg zeichnet ja zunächst scheinbar so etwas wie eine Waldarbeiter- und Holzfälleridylle: Frieden, Einklang mit der Natur, Genügsamkeit, alles erzählt mit wiederkehrender Motivik („aus Holz geschnitzt“ oder das geradezu possierlich anmutende Schaf) und einer großen Ruhe.

    Zwar schleicht sich in den ersten Absätzen schon der Eindruck ein, dass die Schilderungen hier sehr von Theos eigener Selbstwahrnehmung überfärbt sind, und dass er durchaus einen gewissen überheblichen Zug hat, so, wie er über andere Menschen (und vor allem Männer) nachdenkt. Dass es zum Ende des ersten Abschnitts dann aber so einen, äh, Dark Turn gibt, dessen zugehörigen Absatz ich auch direkt zur PotM nominieren will, war so aber nicht absehbar:



    Wirklich toll geschrieben, und das in einer Art und Weise, die einerseits irgendwie lakonisch ist und mir als Leser andererseits einen kleinen Schauer über den Rücken jagt. Mit einem Mal entpuppt der Holzfäller Theo, der vorher vielleicht nur einen leicht unsympathischen, aber auch sehr menschlichen Zug offenbar hatte, als eine Gefahr, als ein Psychopath vielleicht, als besessen, als Beliar-Anhänger und als wasweißichnichtalles. Vom friedlichen Holzfäller beim Entspannen mit drolligen Schäfchen bis hin zum kaltblütigen Mörder in nur ein paar Absätzen – und trotzdem wirkt diese Entwicklung weder gehetzt noch widersprüchlich. Stattdessen hast du als Erzählerin hier sehr wirkungsvoll Absatz für Absatz entblättert, was mit Theo eigentlich los ist. Klasse!

    Gut gefällt mir dann auch direkt der Perspektivwechsel hin zu Nomrett, dem (potentiellen) Opfer. Besonders schaurig hier vor dem Hintergrund der soeben enthüllten Pläne Theos ist natürlich der Satz: „Was ihn nun erwartete, war der beste Teil des Tages.“ Sehr schön!

    Nomrett wirkt in seiner Darstellung dann relativ einfach gestrickt: Seine Arbeitsutensilien versetzt er, um das dadurch gewonnene Geld im Bordell zu verprassen, und darüber sinniert er dann abends beim Grillen, wo er natürlich auch stilecht das gebratene Fleisch mit Bier ablöscht. The German Dream, könnte man fast sagen! Im Gegensatz zu Theo, bei der die Selbstzufriedenheit am Ende abschüssig wird, scheint Nomrett mit seinem Leben – vordergründig – aber wirklich ganz zufrieden zu sein.

    Als sich Theo dann als der große schwarze Mann, flankiert von einem aus dem Nichts kommenden Blitz, aufbaut, war ich sehr gespannt, wie diese Konfrontation nun ablaufen würde. Und wieder wurde ich überrascht: Auf einmal passieren noch zwei weitere Sachen gleichzeitig, die den Zusammenstoß von Holzfäller und Jäger im Sande verlaufen lassen.

    Das ist zum einen der Auftritt dieses dritten, jungen Mannes in der Lederrüstung, den ich nicht so ganz zuordnen kann. Namenlose Leute, die anderen Leuten Gefallen tun, um selbst etwas lernen zu können, lassen mich natürlich an diese eine ganz bestimmte Person denken, aber das ist Spekulation.

    Zuerst hatte ich nicht ganz verstanden, warum ausgerechnet diese dritte Person noch in die Geschichte mit hinein musste. Ich finde ihr Auftauchen eher verwirrend. Aber im Nachhinein betrachtet sorgt sie für ein paar gelungene Dialogzeilen spiegelt noch ein wenig mehr von Theos Persönlichkeit (vor allem dessen Überheblichkeit und ggf. sogar Größenwahn) wider. Auch die Schlussszene gemeinsam mit Nomrett wurde durch den jungen Mann erst möglich gemacht. Und mit welcher Betroffenheit er und Nomrett nach überstandener Gefahr über Theos Auftauchen sprechen und über dessen Motive mutmaßen … das war dann doch ziemlich wirkungsvoll.

    Hauptdarsteller für mich beim Zusammentreffen aller Beteiligten war aber dennoch der kalte König der Nacht aka Der im Schatten läuft (wobei man letztere Bezeichnung durchaus auch auf die anderen Beteiligten beziehen könnte). Hier hat mir gut gefallen, wie der Schattenläufer tatsächlich mal wie ein völlig gefährliches Tier wirkt, das kaum zu stoppen ist. Und umso wirkungsvoller ist es, wie Theo dann gleich zwei dieser Exemplare doch gestoppt hat, womöglich durch Zuhilfenahme von Mächten, die sich aus seinem Glauben an Beliar speisen.

    Wenn ich im Handlungsverlauf eine klare Pointe ausmachen wollen würde, dann wäre es übrigens die, dass es der gefährliche Schattenläufer bei der Jagd auf Nomrett und die anderen gerade verhindert hat, dass Nomrett durch die Hand Theos zu Tode kommt. Das ist ja auch durchaus eine Wendung, die man so nicht erwartet hätte. Insofern kam der Schattenläufer für Nomrett gerade zur rechten Zeit, auch wenn der alte Jäger das nicht wusste.

    Eine ganz kleine spitzfindige stilistische Anmerkung habe ich noch:



    Hier hätte ich gesagt: „unwillkürliches“, was ja ein nicht intendiertes Verhalten beschreibt, und „um die Blutfliegen“, was ja einen Plan, also eine Intention beschreibt, schließen sich gegenseitig aus.

    In der Szene habe ich mir das dann also eher so vorgestellt, dass die beiden, ohne genau zu wissen warum, sehr leise gehen, und dies dabei eher unterbewusst wegen der Gefahr durch die Blutfliegen tun.


    Insgesamt hat mir die Geschichte jedenfalls gut gefallen! Spannend, atmosphärisch, ohne zu viel Gerede – das war schon ziemlich mein Fall! [Bild: smileys68.gif]

    Eine Frage noch zum Schluss, wo du die in der Story auftauchenden Begriffe „Wildschwein, Blutfliege, Ruinenlager, Holzfäller, Ausweg“ so prominent vorangestellt hast: War das so eine Sache, wie Ronsen hier schonmal mit den sogenannten „Story-Cubes“ gemacht hat, also das Auswürfeln von Begriffen, bei denen du es dir dann zur Aufgabe gemacht hast, sie alle in eienr Geschichte möglichst sinnvoll unterzubringen? Wäre dir dann jedenfalls geglückt!
    ------------------------------------------------------------------------------



    Hallo John, vielen lieben Dank, dass du mal wieder etwas von mir besprochen hast - und dann auch noch äußerst wohlwollend...
    Du hast schon damit recht, wer der Junge in der Lederrüstung sein könnte, auch wenn er dieses Mal (noch) nicht so gut wegkommt. Knapp mit dem Leben immerhin.

    Die fünf Begriffe waren eine Aufgabe aus dem Gothic Forum. Es gab fünf Drova-Keys zu gewinnen, von denen ich gar keinen wollte. Ich hatte einfach mal wieder Lust auf einen Wettbewerb. Aber die Geschichte hat da nicht wirklich hingepasst, also hab ich sie dort gelöscht und hier gepostet.

    Übrigens: Theo ist der, der im Schatten wandelt, und er hat nur einen Schattenläufer gestoppt.

    Last edited by Ajanna; 16.11.2024 at 17:24.

  15. View Forum Posts #175 Reply With Quote
    Halbgott Ajanna's Avatar
    Join Date
    Mar 2020
    Location
    Hessen
    Posts
    9,811
     
    Ajanna is offline
    @ John: noch ein Nachtrag zu deiner Besprechung: wären es drei Frauen gewesen, hättest du wahrscheinlich sofort erkannt, wofür der Junge gebraucht wird... (bist ja klassisch gebildet)


  16. View Forum Posts #176 Reply With Quote

  17. View Forum Posts #177 Reply With Quote
    Halbgott Ajanna's Avatar
    Join Date
    Mar 2020
    Location
    Hessen
    Posts
    9,811
     
    Ajanna is offline
    Quote Originally Posted by John Irenicus View Post
    Hekate, Selene, Artemis

    Die alte Todesgöttin, die dem anderen Geschlecht zugewandte (Mutter), die Junge Jägerin... oder so

    Ein Diener Beliars... doch dann greift Adanos ein mit dem Blitz und verrät ihn, und Innos schubst einen seiner jungen Leute in den Ring (hab den Helden immer als auf Innos' Seite gesehen).


  18. View Forum Posts #178 Reply With Quote

  19. View Forum Posts #179 Reply With Quote
    Halbgott Ajanna's Avatar
    Join Date
    Mar 2020
    Location
    Hessen
    Posts
    9,811
     
    Ajanna is offline
    Quote Originally Posted by John Irenicus View Post
    Achso! Ja, bei deiner (Fehl-)Annahme, ich sei klassisch gebildet, hätte ich mir fast schon denken können, dass das in so eine Richtung geht.
    Musst du nicht Latein können? Habt ihr nur die römischen Kriegerfürsten gelesen?


  20. View Forum Posts #180 Reply With Quote
    Deus John Irenicus's Avatar
    Join Date
    Feb 2005
    Location
    Civilization's Dreamy Hideout
    Posts
    28,531
     
    John Irenicus is offline
    Quote Originally Posted by Ajanna View Post
    Musst du nicht Latein können? Habt ihr nur die römischen Kriegerfürsten gelesen?
    Alles, was ich an Latein "kann", habe ich aus Asterix-Bänden! Für mein Studium musste ich außer Lesen und Schreiben gar nichts können.

Page 9 of 10 « First ... 25678910 Last »

Posting Permissions

  • You may not post new threads
  • You may not post replies
  • You may not post attachments
  • You may not edit your posts
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide