Ihre Augen folgten ihm, während er von dieser Erinnerung sprach. Es klingelte bei ihr, machte ihr klar, dass er Recht haben musste, ließ sie ebenfalls lächeln und sogar ein wenig lachen. Auch wenn sie sich nicht einmal mehr so genau an ihre eigenen Worte erinnert hatte. Wie auch, sie war furchtbar sauer auf dieses britische Drecksblag gewesen, dass es wohl einfach "lustig" fand, jemandem wie ihr, die gerade mal lernte, Schlittschuh zu fahren - und das auch nur unter Protest - in die Quere zu fahren. Bis das verzogene Gör es gewagt hatte, anzudeuten, die zu Fall bringen zu wollen und dann-...war es vorbei gewesen. Dieser kleine Scheißer bekam Panik, haute ab und ließ Luci wütend, Leif hingegen lachend zurück. Sie hatte ihn angesehen wie jetzt. Sehr ähnlich. Vielleicht nicht so, wie er sie angesehen hatte. Aber irgendetwas schien hier vermutlich wirklich Wurzeln geschlagen zu haben, von denen sie noch gar nichts wusste. Hier wurde Leif der Arzt zu Leif, ihrem einzigen, wirklichen Freund. Und daraus folgend so viel mehr.
Sie musste ihm dankbar sein. Sie konnte nichts anderes, außer ihm dafür dankbar zu sein. Hätte er sich ab diesem Moment nicht zu eben diesem Weg entschieden, seine Karriere jeden Tag riskiert und sich in diese temperamentvolle, unbeherrschte Sizilianerin verliebt, dann säße sie jetzt nicht hier. Nichts wäre wirklich-..nichts wäre wirklich passiert.
“Du weißt, dass ich Kinder mag, aber das war einfach großartig!“. Ihr Lächeln gefrierte leicht. Sie tarnte es verhältnismäßig gut, zumindest glaubte sie das. Dennoch kam es ihr vor, als müsse es für alle offensichtlich sein. Ihre Reaktion offensichtlich sein, die seine Augen langsam absuchte und Luci diese kleine Erleuchtung hatte, die nicht länger durch das eingenommene Morphium die Gedanken an diese viel zu belastenden Konsequenzen ihrer Beziehung - oder Nichtbeziehung - unterdrückte. Nein, jetzt realisierte. Wieder aufwachte, was ihr nicht gefiel und sie kurz, etwas atemlos, seufzen ließ. Man hätte glauben können es handle sich um etwas anderes. Eine Reaktion auf ihn. Seine Worte. Vielleicht war es gerade gut so. Denn als Luci wieder klar wurde, weshalb diese Zeit ohne ihn wahrlich die Beschissenste ihres Lebens gewesen sein musste, musste sie etwas tun. Irgendwas. Und kaum etwas besseres eignete sich, als die Hand an seine Wange zu legen, ihn ohne eine Vorankündigung zu küssen, und damit alles zu unterdrücken, was sich in ihr heraufschieben wollte. Sie durfte dem keine Chance geben. Nichts davon.