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  1. #61
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Wieder auf Anfang

    "I'll keep watch until you sleep,
    I'll stay up until it leaa-aves,
    it laughed to soon, thought it had won..."
    Plötzlich hielt Amaia inne und schnaubte laut. Der verhunzte Akkord ihrer Gitarre klang noch einige Sekunden nach, ehe sie die Saiten dämpfte und wieder Stille in ihrem Zimmer herrschte.
    Für einen kurzen Moment wollte sie sich noch ärgern, sich verspielt zu haben, doch dann kam wieder die ungebetene Erkenntnis, dass es eigentlich egal war. Es gab niemanden, der ihr zuhörte und niemanden, der sich daran stören könnte. Daran war ja auch nichts ungewöhnlich, denn sie hockte schließlich alleine auf ihrem Bett und spielte einfach nur ein wenig vor sich hin.
    Und dennoch...irgendwo in den Tiefen ihres Kopfes regte sich jedes Mal etwas, wenn sie daran dachte. Ja, sie spielte einfach nur für sich selbst, weil sie Spaß daran hatte und wirklich hören konnte sie hier niemand. Wenn man mal von ihrer Mutter absah. Oder den Nachbarn. Aber immer wieder reizte sie diese Idee, andere ebenfalls daran teilhaben zu lassen. Aus keinem anderen Grund hatte sie auch angefangen, sich mit der alten Kamera ihrer Mutter selbst zu filmen und die Clips ihrer Song-Cover im Extranet hochzuladen. Und es kam tatsächlich gut an, mehrere hundert Leute hatten sich ihre Videos auf InSync angeschaut und hatten sogar kommentiert, wie schön sie die Musik fanden. Nie im Leben hätte sie mit so etwas gerechnet und das allein war schon fast zu schön, um wahr zu sein.
    Seit dem Besuch im Tonstudio aber hatte sich etwas geändert. Amaia wollte mehr.
    Es war eine Sache, alleine in ihrem Zimmer zu sitzen, Gittare zu spielen und sich dabei zu filmen. Oder im Tonstudio mit Tomas ein wenig herumzualbern. Aber wie wäre es bloß, vor einem richtigen Publikum zu spielen? Eines, das nicht bloß aus ihrer Familie oder aus gesichtlosen Leuten im Extranet bestand?
    Bald war wieder Musikabend im Harmony, die Ankündigung war heute auf allen Social Media-Kanälen der Bar gepostet worden und Bands und Musiker konnten sich für die verschiedenen Slots anmelden. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis alle Plätze belegt sein würden. In ganz Tauranga und teilweise sogar darüber hinaus gab es genügend Interessenten dafür. Kleine Garagenbands, die sich vor einem richtigen Publikum beweisen wollten, Berufsmusiker, für die das Ganze einfach nur ein weiterer Gig war und Musikenthusiasten, die jede Gelegenheit nutzen wollten, um ihr Hobby mit ihren kleinen Bands ausleben zu können.
    Wie gerne würde sie selbst irgendwann man auf dieser Bühne im Harmony stehen. Nicht einfach nur für einen Karaoke-Abend mit Freunden, sondern um ihre Musik zu spielen. Es mochten einfach nur billige Cover-Songs sein, doch es wäre ihre Performance und es wäre mit Sicherheit der absolute Wahnsinn.
    Amaia seufzte schwer. Leider hatte Rebecca ihr klar gemacht, dass sie nichts dergleichen wollte und ohne ihre beste Freundin wäre es nicht dasselbe. So sehr sie sich seit ihrem Ausflug nach Wellington auch wünschte, mehr Musik machen zu können, es war leider wenig mehr als ein Hirngespinst.
    Sie griff wieder an ihre Gitarre und setzte das Plektrum an, um den Song weiterzuspielen. Kurz rief sie sich in Erinnerung, an welcher Stelle sie aufgehört hatte und beschloss kurzerhand, denn ganzen Abschnitt von Vorne anzufangen. Trocken spielte sie zwei Takte, bevor sie einsetzte.
    "I'll keep watch until you sleep,
    I'll stay up until..."
    Das Pochen an ihrer Tür unterbrach sie und Amaia schaute genervt auf. Sie wusste schon, wer es war. "Ja?"
    Ihre Mutter öffnete und trat in ihr Zimmer. Der müde, abgehärmte Blick auf ihrem Gesicht war mittlerweile ein Dauerzustand bei ihr geworden, ebenso wie die leicht geröteten Wangen. "Mai, ich will jetzt ins Bett gehen", sagte sie mit krächzender Stimme.
    Eine Welle des Zorns rollte über Amaia hinweg. Für einen Moment wollte Amaia ihr etwas entgegenschleudern, ihr sagen, wie egal ihr das war und dass es ihr Problem sei. Doch sie besann sich und der Ärger flaute schnell wieder ab.
    "Okay..." Ein wenig widerwillig erhob sich Amaia und stellte ihre Gitarre auf dem Ständer neben ihrem Schreibtisch ab. "Pō mārie, mama!"
    Mit einem dankbaren Nicken zog sich ihre Mutter wieder zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es nicht einmal neun war. Und es war nicht so, als ob ihre Mutter besonders früh raus musste. Im Gegenteil, sie arbeitete von zuhause aus, denn sie war selbstständig. Sie betreute die Webseiten von einigen kleineren Läden und Unternehmen in Tauranga City, kümmerte sich um Wartung und Aktualisierung der Inhalte und Datenbanken. Eigentlich war sie keine große IT-Fachfrau, doch ihre Kunden hatten keine sonderlich umfangreichen und komplexen Systeme. Es waren einfache Aufträge, wie etwa der Internetauftritt eines Shuttleverleihs oder eines kleinen Restaurants.
    Für gewöhnlich würde sich Amaia auch gar nicht so sehr daran stören, wenn der Grund für den unregelmäßigen Schlafrhythmus ihrer Mutter nicht der Alkohol wäre. Ihre Mutter wollte nicht etwa früh aufstehen, sie war einfach so betrunken, dass sie nicht mehr aufrecht bleiben wollte und sich lieber ins Bett warf, wo sie irgendwann einschlafen könnte.
    Angewidert verzog Amaia das Gesicht, als sie die leichte Weinfahne wahrnahm, die ihre Mutter hinterlassen hatte.
    Sie ließ sich wieder auf ihren Schreibtischstuhl fallen und starrte mit verschränkten Armen an die Decke. Eigentlich sollte sie froh sein, dass ihre Mutter ihr Bescheid gesagt hatte. Noch dazu in einer fast schon freundlichen Art. Keine Streiterei, keine Beschimpfungen, kein Geschrei. Sie wollte einfach nur, dass ihre Tochter für den Rest des Abends etwas leiser war. Eigentlich konnte sie ihrer Mutter keinen Vorwurf machen, es war sicherlich nicht leicht einzuschlafen, wenn sie einen Raum weiter ihre Musik spielte.
    Nur bedeutete es, dass Amaia sich etwas anderes suchen musste, um den Abend zu verbringen.
    Aus reiner Gewohnheit griff sie nach ihrem Smartpad und ging ihre Kontakte durch. Am liebsten würde sie jetzt mit irgendwem reden, über irgendwas Harmloses, irgendwas Belangloses. Die Versuchung Rebecca anzurufen war groß, doch sie wollte ihrer besten Freundin nicht pausenlos in den Ohren hängen. Tatsächlich hatten sie erst vor ein paar Stunden miteinander telefoniert. Und mittlerweile wusste sie wirklich nicht mehr, was sie Rebecca noch erzählen sollte.
    Bis zu Madisons Ausraster hatte Amaia noch geglaubt, Rebecca sei wieder auf einem guten Weg gewesen. Sie hatte sich schon so viel sicherer gefühlt und es war toll gewesen, wieder so viele gemeinsame Ausflüge machen zu können. Irgendwie hatte Amaia geglaubt, Rebecca würde sich so langsam mit ihren neuen Umständen einleben. Und plötzlich war sie wieder dort, wo sie noch vor ein paar Monaten gewesen war, als Amaia gerade nach Neuseeland zurückgekommen war. Das Schlimmste daran war, dass sie keine Ahnung hatte, was sie jetzt noch tun sollte. Immer wieder regte sie an, irgendetwas gemeinsam zu unternehmen. Sie versuchte gar nicht erst, Rebecca so etwas wie Weltreise oder einen Ausflug auf die Citadel vorzuschlagen. Aber selbst so Kleinigkeiten, wie zusammen ins Kino gehen wehrte ihre beste Freundin mittlerweile vehement ab. Vor einigen Monaten noch hatte sie geglaubt, sie könne Rebecca helfen, doch mittlerweile machte sie sich ernsthaft Sorgen.
    Es war nur das Ende einer endlos langen Liste an Dingen, die ihr zu schaffen machten. Doch es war das, was ihr am meisten zu denken gab.
    Ein wenig gedankenverloren scrollte Amaia weiter durch ihre Kontaktliste. Natürlich hatte sie nichts mehr von Madison gehört, ihre Freundin ignorierte sie auf allen Kanälen und weigerte sich, nochmal mit ihr oder Rebecca zu reden. Eigentlich fehlte nur noch, dass sie Amaia auf InSync blockierte und vielleicht war das auch nur noch eine Frage der Zeit.
    Ben war sicherlich im Prüfungsstress, sein Medizinstudium beanspruchte seine volle Aufmerksamkeit und sein Bruder Luca war im Moment mit seinen Kumpels in Australien, wo sie ihren Schulabschluss ordentlich feierten. Aber dann sah sie in ihren Kontakten einen weiteren Namen, der mit 'Online' markiert war.
    Eigentlich kannte sie Craig nicht allzu gut. Vor gut zwei Jahren hatte sie angefangen, mit ihm zu schreiben. Damals hatte sie nach einer Online-Gruppe zum DnD-Spielen gesucht, weil ihre Gruppe rund um Luca, Andrew und Lily sich nicht mehr regelmäßig hatten treffen können. Wie so häufig bei solchen Online-Runden hatte das Ganze aber nicht lange gehalten, schon nach wenigen Sessions hatte sich niemand mehr blicken lassen und das Ganze war im Sand verlaufen.
    Mit Craig aber war sie danach noch weiterhin in Kontakt geblieben. Nicht regelmäßig, aber doch immer mal wieder und sie hatten sich immer ganz gut verstanden, auch wenn sie sich noch nie in Person begegnet waren. Eigentlich war es längst an der Zeit, sich mal wieder bei ihm zu melden.
    Einen Moment lang starrte Amaia auf den Kontakt, den sie sich mit 'CK' abgespeichert hatte. Dann wählte sie ihn kurzerhand an und startete einen Sprachanruf.
    "Kia Ora, Craig!" Aufrichtige Freude befiel sie, als sie seine Stimme hörte und verdrängte einen Moment die trüben Gedanken. "Hey...ich hoffe, ich störe dich gerade nicht bei was Wichtigem. Ich wollte mal fragen, wie's dir so geht!"
    Majonese ist offline

  2. #62
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    Agent: Maj Lee Salem
    Codename: Raptor 6 [neu]; ehemals: Cleric
    Ort: Omega
    Status: Stand-by
    Mission: keine

    Als Maj die Augen aufschlug, war sie auf Omega. Immer noch. Dieselbe graue und nur schlecht mit Nieten verbundene Stahldecke mit der provisorischen Hängelampe, dasselbe kleine „Apartment“, das eher einem schlecht gedämmten Rattenloch glich, dieselben durch diese fehlende Dämmung ins Innere getragenen typischen Geräusch der Station. Das dauernde Hämmern irgendwelcher Antriebskerne, das Rufen und Schreien von zweifelhaften Nachtschwärmern, die das Afterlife entweder freiwillig oder mit Nachdruck verlassen hatten, das ihr mittlerweile so wohl bekannte Geräusch des omnipräsenten Schweißgeräts eines Quarianers, der aus Schrott eine flugfähige Kapsel basteln wollte. Sie wachte auf und folgte, gleich einer gut geölten Maschine, dem täglichen Automatismus. Kamera- und Nachrichtencheck, Duschen auf zwei Quadratmetern, Sit-Ups, Liegestütze, Klimmzüge, eine Packung Astronautennahrung mit geschmacklosen Keksen frühstücken, Waffencheck und rein in die aus schmutzigen Lumpen bestehende Tarnkleidung. Maj zog sich die Beanie über die schwarzen Haare und ließ sich zur ersten menschlichen Reaktion verleiten: ein Seufzen. Seit Monaten war sie auf Omega, jeden Tag wartete sie auf neue Befehle oder – so viel Glück traute sie sich gar nicht mehr zu – die Nachricht, dass sie abgezogen wurde und runter von dieser stinkenden, unzivilisierten Müllhalde kam. Und täglich kam weder ein neuer Befehl noch die erhoffte Erlösung.

    Maj verließ ihr Apartment, dessen Inhalt aus Technik und Waffenarsenal wertvoller war als das Innere so manches Arbeiterhochhauses, die sich wie Bienenstöcke auf Omegas Oberfläche wandten. Vor vielen Wochen war das Equipment mit knapper „Stand-By“-Order angekommen. Das bedeutete für die Asiatin, dass ihre Anwesenheit hier zu einer beruflichen Art der Ausrüstungswartin degradiert worden war. Trotzdem machte sie täglich ihre Runden durch die Gassen der Station, traf sich hin und wieder mit zwielichten Gestalten, stellte die Ohren auf und prüfte die von ihr angebrachten Spionagegeräte, die strategisch wichtige Punkte überwachen sollten. Manchmal kam es vor, dass Kameras entdeckt und von den Findern, meistens Vorcha, demontiert und gestohlen oder schlichtweg zerstört worden. Bisher hatte aber noch niemand aus Arias Truppe, die sozusagen die Schutzmacht der Station darstellten, Nachforschungen angestrebt, weshalb Maj vermutete, dass das Auffinden der Kameras nicht an die blaue Alleinherrscherin herangetragen wurde.

    Die Hände in den tiefen Taschen versteckt, schlenderte Maj dieselben Wege, wie jeden Tag. Grelle Reklametafeln brannten auf sämtlichen Sprachen geschriebene Namen ins Dämmerlicht der Station. In einer abgezweigten Gasse wurde ein Batarianer von zwei Turianern zusammengetreten. Sie beschleunigte ihre Schritte, da sie weder Gang-Abzeichen erkennen konnte noch das nächste Opfer der beiden Peiniger werden wollte. Das gekeuchte Stöhnen des Batarianers verfolgte sie nur einen Augenblick, dann wurde es vom Lärm tieffliegender Skycars überlagert. Maj erkannte das Symbol der Talons auf zwei Speedern, die in einiger Entfernung runtergingen. Diese Gang war im großen Spiel von Omega relativ belanglos, auch wenn sie nach den ihr vorliegenden Informationen an Macht zugenommen hatten, nachdem ein Mann namens Archangel die dominierenden Gangs stark dezimiert hatte. Die Talons fanden in ihren Berichten aber höchstens als Randnotiz Bedeutung.

    Wie geht’s dir, Ibb?“, grüßte Maj, nachdem sie an einem ihrer täglichen Stopps angelangt war; ein Straßen-Imbiss namens „Ibb’s Grill“. Der namensgebende Elcor bot dort hauptsächlich gebratene Pyjaks an, hin und wieder mal eine Klixe, wenn sein Zulieferer ihm welche beschaffen konnte.
    Erfreut begrüßend: Hallo, Victoria. Schön, dich zu sehen. Ehrlich: Es geht mir gut, ein weiterer schöner Tag auf Omega.
    So sieht’s aus“, sagte Maj und schmunzelte. Sie wusste, dass der Elcor ihr gleich wieder etwas Pulled Beef vom Pyjak von gestern anbieten würde. Zwei Minuten später saß die Cerberus-Agentin auf einer kleinen Bank und kratzte Fleisch und Soße aus einer Blechschüssel. Ibb, der davon ausging, dass Maj eine gestrandete Obdachlose war, war einer von Majs liebsten Kontakten auf Omega. Er sah viel und hörte noch viel mehr und nachdem sie verstanden hatte, dass ihm wiederum niemand zuhörte, hatte sie seine ehrliche Freundschaft durch Zuhören und Kommentieren, zusammen mit ein paar Notlügen wie ihrem Tarnnamen, erlangt. Nun versorgte Ibb sie mit stark gewürztem Pyjakfleisch und allerlei zum Teil sehr interessanten Tratsch. So erfuhr sie zum Beispiel, dass das Bloodpack die Station wieder stärker ins Visier nahm, um seinen Vorrat am billigen Kanonenfutter aus Vorcha aufzustocken. Gerüchteweise hatte aber ein Vorcha die Söldnertruppe übernommen, was merkwürdig wäre. Das gesteigerte Interesse des Bloodpack an Omega hatte die Blue Suns und Arias Leute auf den Plan gerufen und zu einigen Scharmützeln geführt, worauf Arias Truppen wiederum vermehrte Waffenlieferungen durch batarianische Schmuggler erhalten hatten. Neben einem menschlichen Stripper und einem korrupten „Gesetzeshüter“ war Ibb Majs beste Quelle auf der Station geworden und häufiger Bestandteil ihres täglichen Rapports.
    Die Agentin wusste, dass Routine gefährlich werden konnte. Kein Obdachloser auf Omega machte mit solcher Präzision seine Rundgänge wie Maj und nachdem sie in den Hinterhalt einer diebischen Vorcha-Straßenbande geraten war, die sie gezwungen war zu erschießen, vermutete sie, dass ihre Gestalt an offizieller Stelle zumindest vermerkt worden war. Trotzdem konnte sie nicht anders. Die tägliche Rundtour sowie die Gespräche mit Ibb und den anderen war das Einzige, was sie von einem Lagerkoller und sehr dummen Handlungen abhielt.
    Der heutige Tag erschien, wie jeder andere auch – bis sie beim weiteren Abschreiten ihrer Patrouille unvermittelt aus ihrer Routine gerissen wurde.

    Es war kaum bemerkbar. Nur jemand mit der selektiven Wahrnehmung eines Cerberus-Agenten hätte das kleine, goldfarbene Strichsymbol an der Ecke eines Skycars erkannt. Der zackige Diamant der Organisation wirkte neben anderen, viel größeren Zeichen und angebrachtem Dekolack unscheinbar, für Maj aber völlig deplatziert. Ihre Füße verließen die automatisiert ausgetretenen Pfade und folgten dem Symbol wie eine märchenverträumte Wanderin einem Glühwürmchen – oder einem weißen Kaninchen. Das Skycar war zweifelsohne so geparkt, dass Maj das Symbol erblicken musste. Ihres Wissens nach war sie die einzige Agentin auf der Station, zumindest aber in diesem Bezirk. Allerdings wurden Cerberus-Agenten nicht in die Tätigkeiten und Identitäten anderer Mitglieder eingeweiht. Die Schwarzhaarige zog sich die zwei Nummern zu große Kapuze ins Gesicht und steckte die Hände tief in die ausgebeulten Taschen des Mantels. Ihre Fingerkuppen ertasteten die gummierten Griffe einer Shurikan-Maschinenpistole.
    Maj passierte das Symbol, versuchte einen Blick durch die getönten Scheiben des Wagens zu werfen und schaute sich dann an der Stelle um. Sie erkannte nichts, beugte sich herunter und prüfte, ob an der Unterseite des Wagens etwas befestigt war.
    Suchen Sie etwas?
    Maj wirbelte herum, zog die Maschinenpistole und richtete sie auf den Mann, der hinter ihr aufgetaucht war. Er war in ihren Augen hässlich wie die Nacht und passte mit seinem viel zu breiten, in der Hälfte gespaltenen Kinn, einem lückenlosen Grinsen und der in sogenannter „Ranger-Art“ rasierten blonden Frisur perfekt nach Omega. Klischeehafter hätte sein Auftreten mit breiter Brust und Bizepsen wie gewickelten Stahlseilen nicht sein können. Genau die Art skrupelloser Söldner, der sich in den gewalttätigen Arbeiten der Station und den blauen Titten der Asari-Stangentänzerinnen verlor. Entgegen des tumben Äußeren blitze in seinen Augen eine fast schon beunruhigende Schläue.
    Ganz ruhig, wir sind auf derselben Seite“, sagte der Mann und tippte sie mit dem Zeigefinger auf die Gürtelschnalle, die das Cerberus-Symbol zeigte.
    Wer sind Sie?“, fragte Maj argwöhnisch.
    Unwichtig. Wichtig ist, dass ich weiß, wer Sie sind, Raptor Sechs.“ Instinktiv wollte die Agentin die Waffe senken, überlegte ob des Äußeren dann aber nochmal und sagte: „Wenn der Mond fällt und die Meere austrockenen…
    …wird die Menschheit einen neuen Pfad beschritten haben“, beendete der Mann den Code mit einem gewinnenden Lächeln. Die Shurikan verschwand wieder in der Tasche.
    Ich nehme an, dass Sie nicht zu einem Kontrollbesuch hier sind“, sagte Maj, zog die Kapuze zurück und strich sich die Haare glatt. Der Mann musterte sie und schüttelte den Kopf.
    Neue Befehle.
    Wieso auf diesem Weg?
    Uns vorliegende Informationen lassen vermuten, dass Aria Organisation oder eine andere Splittergruppe unsere die Omega betreffende Nachrichten abfängt. Es wäre einfach zu unsicher, Ihnen Befehle über die üblichen Wege zu überbringen. Sie gelten mittlerweile als eines unserer längerfristigen Investments auf Omega.“ Maj kommentierte das nicht. „Die Abteilung Forschung und Entwicklung hat tiefergehende Pläne für Omega, aber Details kenne ich keine. Zumindest aber soll diese Station in den kommenden Zeiten eine exponierte Rolle für die Belange der Menschheit spielen.
    Maj schnaubte und schüttelte leicht den Kopf. „Habe ich Sie amüsiert?“, fragte der Muskelberg.
    Belange der Menschheit? Omega ist ein Drecksloch, in dem es vor Aliens nur so wimmelt. Wie viele Menschen gibt es hier? Einer von fünf Bewohnern? Und diejenigen, die hier leben, sind nicht gerade die Zierde unserer Spezies.
    Das hat Sie nicht zu interessieren!“, bremste der andere Maj scharf. Die Asiatin schwieg und nickte dann. Er hatte recht. Wer kannte schon die Pläne des Unbekannten? Sicherlich hatte er sein Augenmerk nicht grundlos auf diesen Sündenpfuhl gelegt.
    Sie haben bisher keine großartige Aufklärungsarbeit geleistet“, stellte der Cerberus-Agent fest. „Sie sind ins Gefüge der Station eingesickert, Ihr Auftrag mit diesem Spectre…“ Er machte eine fortwischende Geste. Vergangenheit.
    Wissen Sie, warum Omega reich ist?“, fragte er schließlich, kam zu Maj und lehnte sich neben ihr gegen das Skycar. Er verschränkte seine muskelbepackten Arme und schaute an einen unbestimmten Punkt an der schmutzigen Stationswand. Maj lehnte sich nun selbst gegen das Fahrzeug.
    Aria?“, riet sie. „Dass die blaue Hure dem Abschaum der Galaxie einen sicheren Hafen bietet und dafür sicherlich ein großes Stück vom Kuchen abbekommt?
    Sicher. Die Gewinnmarge liegt für T’Loak über dem Durchschnitt. Aber es ist das E-Zero, das in dieser Station noch immer gewonnen wird. Aria hält ganze Legionen an Zwangsarbeitern, die für sie in den Minen schürfen.“ Der Mann stieß sich vom Wagen ab, umrundete ihn halb, öffnete die Tür und zog einen eingeschweißten Stapel Befehle und ein Datenpad aus dem Fußraum. Er reichte es Maj und sagte: „Ihre Missionsziele: Aufklärung in den Minen Omegas, sowie das Auffinden und Markieren von taktisch gut gelegenen Positionen Einteilung der Station in zu kontrollierende Bezirke.
    Die Asiatin hob eine Augenbraue. „Was plant Cerberus?“ Der andere zuckte die Achseln. „Das weiß ich nicht und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen ohne Freigabe nicht sagen. Meiner Meinung nach plant der Unbekannte einen Angriff auf die Station oder zumindest einen Teil davon. Seine Motive entziehen sich meiner Kenntnis, aber da Cerberus noch immer über keine stehende Armee wie die Allianz verfügt, müssen wir unsere Kräfte auf kleine Flächen konzentrieren. Detaillierte Planung und Sabotage sind die das Mittel der Wahl.“ Maj nickte, das ergab Sinn.
    Wann fange ich an?
    Sofort.
    Und Sie?
    Ich bleibe als Kontaktmann für Sie hier.
    Ich brauche keinen Babysitter“, zischte Maj. Der Mann lächelte.
    Cerberus geht lediglich auf Nummer Sicher. Betrachten Sie es positiv: Ich halte Ihnen den Rücken frei und wenn Sie auf einer Ihrer Missionen in Schwierigkeiten geraten, ist es doch gut zu wissen, dass man einen Freund auf der Station hat.
    Na dann. Ich sollte zumindest einen Namen haben, oder?“ Der Agent lächelte und schlug die Skycar-Tür zu.
    Nennen Sie mich… Z.
    Sehr hilfreich“, dachte Maj. „Aber Z musste dann wohl genügen.
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  3. #63
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Charis

    Schweigend lauschte Yuika den Ausführungen der Asari hinsichtlich des Schiffes. Eine lange Partnerschaft aus Fleisch und Stahl, zumindestens für menschliche Verhältnisse. Vermutlich gab es jedoch auch wenige Schiffe welche ein Asari Leben standhielten. Tausend Jahre waren eine lange Zeit, und die Zeit fraß an allem. Stahl wurde mürbe, Technik veraltete. Immerhin hatte die Antriebstechnik aus Sicht der Ratsvölker keine gewaltigen Sprünge gemacht, verließ man sich doch letztendlich auf die Portale.
    Die Japanerin verkniff sich Kommentare zur erwähnten Treue, wenn man bedachte das die Schmugglerin diese mit dem Einsatz bei Wetten belohnte. Vielleicht waren ihre Ansichten da auch ein wenig altbacken, letztendlich war es nur ein Fahrzeug. Yuika mochte ihre Drohnen, war jedoch jederzeit bereit diese zu opfern wenn es erforderlich sein sollte.

    Plötzlich kam Leben in das Schiff, als Charis ihre gewünschte Einsamkeit im Raum realisierte und die Renacimiento wieder in Bewegung brachte. Das Summen der Antriebswerke wurde zu einem mächtigen Brummen, welches den Schub aufbaute der den Metallkasten durch den Raum jagen würde. Die Asari schien ebenfalls wieder voller Energie zu stecken, was ihr leicht irrer Blick ausreichend unterstrich.
    "Aye, aye Captain.", erwiderte Yuika nur und setzte sich wieder ordentlich in den Sitz des Co-Piloten. Mit einem leichten Klacken schloss sich der Sicherheitsgurt des Sitzes, für den Fall das die Schmugglerin spontane Fassrollen einlegen wollte.
    "Zeit hier zu verschwinden.", unterstrich die Japanerin ihre Bereitschaft.
    numberten ist offline

  4. #64
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Charis

    Schweigend lauschte Yuika den Ausführungen der Asari hinsichtlich des Schiffes. Eine lange Partnerschaft aus Fleisch und Stahl, zumindestens für menschliche Verhältnisse. Vermutlich gab es jedoch auch wenige Schiffe welche ein Asari Leben standhielten. Tausend Jahre waren eine lange Zeit, und die Zeit fraß an allem. Stahl wurde mürbe, Technik veraltete. Immerhin hatte die Antriebstechnik aus Sicht der Ratsvölker keine gewaltigen Sprünge gemacht, verließ man sich doch letztendlich auf die Portale.
    Die Japanerin verkniff sich Kommentare zur erwähnten Treue, wenn man bedachte das die Schmugglerin diese mit dem Einsatz bei Wetten belohnte. Vielleicht waren ihre Ansichten da auch ein wenig altbacken, letztendlich war es nur ein Fahrzeug. Yuika mochte ihre Drohnen, war jedoch jederzeit bereit diese zu opfern wenn es erforderlich sein sollte.

    Plötzlich kam Leben in das Schiff, als Charis ihre gewünschte Einsamkeit im Raum realisierte und die Renacimiento wieder in Bewegung brachte. Das Summen der Antriebswerke wurde zu einem mächtigen Brummen, welches den Schub aufbaute der den Metallkasten durch den Raum jagen würde. Die Asari schien ebenfalls wieder voller Energie zu stecken, was ihr leicht irrer Blick ausreichend unterstrich.
    "Aye, aye Captain.", erwiderte Yuika nur und setzte sich wieder ordentlich in den Sitz des Co-Piloten. Mit einem leichten Klacken schloss sich der Sicherheitsgurt des Sitzes, für den Fall das die Schmugglerin spontane Fassrollen einlegen wollte.
    "Zeit hier zu verschwinden.", unterstrich die Japanerin ihre Bereitschaft.


    Raus aus der Pfanne, rein ins Feuer!
    In Charis‘ Stimme lag weniger Beunruhigung, als vielmehr adrenalingeputschter Übermut. Die aufgefangenen Signale waren die eines Allianz-Patrouillenschiffes. Zweifellos hatten die Allianzler die Renacimiento ebenfalls auf dem Schirm und der Tatsache, dass sie sie nicht ansprachen, entnahm Charis, dass die Menschen sie für ein batarianisches Schiff halten mussten – batarianische Piraten vermutlich.
    Die Asari schlug einen anderen Kurs ein, beschleunigte und schaltete auf Energiereserven. Nicht, dass sie sie aktuell brauchte, allerdings war eine plötzliche Flucht nicht ausgeschlossen. Sie berechnete die Entfernung zum nächsten Massenportal. „Das könnten wir schaffen“, murmelte sie mehr zu sich selbst. Massenportale wurden immer bewacht, aber mit den gefälschten Signalen sollte sich das Portal täuschen lassen. Den Wächtern aufzuweichen wäre das schwierige Unterfangen.
    Unbekanntes Schiff, hier spricht das Patrouillenschiff ‚Kettle‘ der Allianz. Identifizieren Sie sich.
    Charis grinste, erhöhte den Schub und funkte: „Allianz-Schiff Kettle, hier spricht der Captain des Frachters Hannibal. Wir fliegen im Auftrag des Volus-Konsortiums. Starte die Übersendung unserer ID.
    Äh, Sie klingen gar nicht wie ein Volus“, stellte der andere fest. Offenbar ein noch unerfahrener Funker, der seinen 24-monatigen Dienst tat.“
    Charis lachte gekünstelt in den Funkkanal. „Das kommt daher, dass ich keiner bin. Ich bin eine Asari, aber fliege – wie gesagt – für die Volus.“ Flirty: kann sie.
    Hmm… macht Sinn“, sagte der Funker. Im Hintergrund hörte Charis, wie er vom Captain der Kettle angefaucht wurde. Irgendetwas von Funk-Disziplin.
    Dann warten wir jetzt, ob die List funktioniert“, sagte Charis an die Asiatin gewandt.
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  5. #65
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von Majonese Beitrag anzeigen
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    "I'll keep watch until you sleep,
    I'll stay up until it leaa-aves,
    it laughed to soon, thought it had won..."
    Plötzlich hielt Amaia inne und schnaubte laut. Der verhunzte Akkord ihrer Gitarre klang noch einige Sekunden nach, ehe sie die Saiten dämpfte und wieder Stille in ihrem Zimmer herrschte.
    Für einen kurzen Moment wollte sie sich noch ärgern, sich verspielt zu haben, doch dann kam wieder die ungebetene Erkenntnis, dass es eigentlich egal war. Es gab niemanden, der ihr zuhörte und niemanden, der sich daran stören könnte. Daran war ja auch nichts ungewöhnlich, denn sie hockte schließlich alleine auf ihrem Bett und spielte einfach nur ein wenig vor sich hin.
    Und dennoch...irgendwo in den Tiefen ihres Kopfes regte sich jedes Mal etwas, wenn sie daran dachte. Ja, sie spielte einfach nur für sich selbst, weil sie Spaß daran hatte und wirklich hören konnte sie hier niemand. Wenn man mal von ihrer Mutter absah. Oder den Nachbarn. Aber immer wieder reizte sie diese Idee, andere ebenfalls daran teilhaben zu lassen. Aus keinem anderen Grund hatte sie auch angefangen, sich mit der alten Kamera ihrer Mutter selbst zu filmen und die Clips ihrer Song-Cover im Extranet hochzuladen. Und es kam tatsächlich gut an, mehrere hundert Leute hatten sich ihre Videos auf InSync angeschaut und hatten sogar kommentiert, wie schön sie die Musik fanden. Nie im Leben hätte sie mit so etwas gerechnet und das allein war schon fast zu schön, um wahr zu sein.
    Seit dem Besuch im Tonstudio aber hatte sich etwas geändert. Amaia wollte mehr.
    Es war eine Sache, alleine in ihrem Zimmer zu sitzen, Gittare zu spielen und sich dabei zu filmen. Oder im Tonstudio mit Tomas ein wenig herumzualbern. Aber wie wäre es bloß, vor einem richtigen Publikum zu spielen? Eines, das nicht bloß aus ihrer Familie oder aus gesichtlosen Leuten im Extranet bestand?
    Bald war wieder Musikabend im Harmony, die Ankündigung war heute auf allen Social Media-Kanälen der Bar gepostet worden und Bands und Musiker konnten sich für die verschiedenen Slots anmelden. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis alle Plätze belegt sein würden. In ganz Tauranga und teilweise sogar darüber hinaus gab es genügend Interessenten dafür. Kleine Garagenbands, die sich vor einem richtigen Publikum beweisen wollten, Berufsmusiker, für die das Ganze einfach nur ein weiterer Gig war und Musikenthusiasten, die jede Gelegenheit nutzen wollten, um ihr Hobby mit ihren kleinen Bands ausleben zu können.
    Wie gerne würde sie selbst irgendwann man auf dieser Bühne im Harmony stehen. Nicht einfach nur für einen Karaoke-Abend mit Freunden, sondern um ihre Musik zu spielen. Es mochten einfach nur billige Cover-Songs sein, doch es wäre ihre Performance und es wäre mit Sicherheit der absolute Wahnsinn.
    Amaia seufzte schwer. Leider hatte Rebecca ihr klar gemacht, dass sie nichts dergleichen wollte und ohne ihre beste Freundin wäre es nicht dasselbe. So sehr sie sich seit ihrem Ausflug nach Wellington auch wünschte, mehr Musik machen zu können, es war leider wenig mehr als ein Hirngespinst.
    Sie griff wieder an ihre Gitarre und setzte das Plektrum an, um den Song weiterzuspielen. Kurz rief sie sich in Erinnerung, an welcher Stelle sie aufgehört hatte und beschloss kurzerhand, denn ganzen Abschnitt von Vorne anzufangen. Trocken spielte sie zwei Takte, bevor sie einsetzte.
    "I'll keep watch until you sleep,
    I'll stay up until..."
    Das Pochen an ihrer Tür unterbrach sie und Amaia schaute genervt auf. Sie wusste schon, wer es war. "Ja?"
    Ihre Mutter öffnete und trat in ihr Zimmer. Der müde, abgehärmte Blick auf ihrem Gesicht war mittlerweile ein Dauerzustand bei ihr geworden, ebenso wie die leicht geröteten Wangen. "Mai, ich will jetzt ins Bett gehen", sagte sie mit krächzender Stimme.
    Eine Welle des Zorns rollte über Amaia hinweg. Für einen Moment wollte Amaia ihr etwas entgegenschleudern, ihr sagen, wie egal ihr das war und dass es ihr Problem sei. Doch sie besann sich und der Ärger flaute schnell wieder ab.
    "Okay..." Ein wenig widerwillig erhob sich Amaia und stellte ihre Gitarre auf dem Ständer neben ihrem Schreibtisch ab. "Pō mārie, mama!"
    Mit einem dankbaren Nicken zog sich ihre Mutter wieder zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es nicht einmal neun war. Und es war nicht so, als ob ihre Mutter besonders früh raus musste. Im Gegenteil, sie arbeitete von zuhause aus, denn sie war selbstständig. Sie betreute die Webseiten von einigen kleineren Läden und Unternehmen in Tauranga City, kümmerte sich um Wartung und Aktualisierung der Inhalte und Datenbanken. Eigentlich war sie keine große IT-Fachfrau, doch ihre Kunden hatten keine sonderlich umfangreichen und komplexen Systeme. Es waren einfache Aufträge, wie etwa der Internetauftritt eines Shuttleverleihs oder eines kleinen Restaurants.
    Für gewöhnlich würde sich Amaia auch gar nicht so sehr daran stören, wenn der Grund für den unregelmäßigen Schlafrhythmus ihrer Mutter nicht der Alkohol wäre. Ihre Mutter wollte nicht etwa früh aufstehen, sie war einfach so betrunken, dass sie nicht mehr aufrecht bleiben wollte und sich lieber ins Bett warf, wo sie irgendwann einschlafen könnte.
    Angewidert verzog Amaia das Gesicht, als sie die leichte Weinfahne wahrnahm, die ihre Mutter hinterlassen hatte.
    Sie ließ sich wieder auf ihren Schreibtischstuhl fallen und starrte mit verschränkten Armen an die Decke. Eigentlich sollte sie froh sein, dass ihre Mutter ihr Bescheid gesagt hatte. Noch dazu in einer fast schon freundlichen Art. Keine Streiterei, keine Beschimpfungen, kein Geschrei. Sie wollte einfach nur, dass ihre Tochter für den Rest des Abends etwas leiser war. Eigentlich konnte sie ihrer Mutter keinen Vorwurf machen, es war sicherlich nicht leicht einzuschlafen, wenn sie einen Raum weiter ihre Musik spielte.
    Nur bedeutete es, dass Amaia sich etwas anderes suchen musste, um den Abend zu verbringen.
    Aus reiner Gewohnheit griff sie nach ihrem Smartpad und ging ihre Kontakte durch. Am liebsten würde sie jetzt mit irgendwem reden, über irgendwas Harmloses, irgendwas Belangloses. Die Versuchung Rebecca anzurufen war groß, doch sie wollte ihrer besten Freundin nicht pausenlos in den Ohren hängen. Tatsächlich hatten sie erst vor ein paar Stunden miteinander telefoniert. Und mittlerweile wusste sie wirklich nicht mehr, was sie Rebecca noch erzählen sollte.
    Bis zu Madisons Ausraster hatte Amaia noch geglaubt, Rebecca sei wieder auf einem guten Weg gewesen. Sie hatte sich schon so viel sicherer gefühlt und es war toll gewesen, wieder so viele gemeinsame Ausflüge machen zu können. Irgendwie hatte Amaia geglaubt, Rebecca würde sich so langsam mit ihren neuen Umständen einleben. Und plötzlich war sie wieder dort, wo sie noch vor ein paar Monaten gewesen war, als Amaia gerade nach Neuseeland zurückgekommen war. Das Schlimmste daran war, dass sie keine Ahnung hatte, was sie jetzt noch tun sollte. Immer wieder regte sie an, irgendetwas gemeinsam zu unternehmen. Sie versuchte gar nicht erst, Rebecca so etwas wie Weltreise oder einen Ausflug auf die Citadel vorzuschlagen. Aber selbst so Kleinigkeiten, wie zusammen ins Kino gehen wehrte ihre beste Freundin mittlerweile vehement ab. Vor einigen Monaten noch hatte sie geglaubt, sie könne Rebecca helfen, doch mittlerweile machte sie sich ernsthaft Sorgen.
    Es war nur das Ende einer endlos langen Liste an Dingen, die ihr zu schaffen machten. Doch es war das, was ihr am meisten zu denken gab.
    Ein wenig gedankenverloren scrollte Amaia weiter durch ihre Kontaktliste. Natürlich hatte sie nichts mehr von Madison gehört, ihre Freundin ignorierte sie auf allen Kanälen und weigerte sich, nochmal mit ihr oder Rebecca zu reden. Eigentlich fehlte nur noch, dass sie Amaia auf InSync blockierte und vielleicht war das auch nur noch eine Frage der Zeit.
    Ben war sicherlich im Prüfungsstress, sein Medizinstudium beanspruchte seine volle Aufmerksamkeit und sein Bruder Luca war im Moment mit seinen Kumpels in Australien, wo sie ihren Schulabschluss ordentlich feierten. Aber dann sah sie in ihren Kontakten einen weiteren Namen, der mit 'Online' markiert war.
    Eigentlich kannte sie Craig nicht allzu gut. Vor gut zwei Jahren hatte sie angefangen, mit ihm zu schreiben. Damals hatte sie nach einer Online-Gruppe zum DnD-Spielen gesucht, weil ihre Gruppe rund um Luca, Andrew und Lily sich nicht mehr regelmäßig hatten treffen können. Wie so häufig bei solchen Online-Runden hatte das Ganze aber nicht lange gehalten, schon nach wenigen Sessions hatte sich niemand mehr blicken lassen und das Ganze war im Sand verlaufen.
    Mit Craig aber war sie danach noch weiterhin in Kontakt geblieben. Nicht regelmäßig, aber doch immer mal wieder und sie hatten sich immer ganz gut verstanden, auch wenn sie sich noch nie in Person begegnet waren. Eigentlich war es längst an der Zeit, sich mal wieder bei ihm zu melden.
    Einen Moment lang starrte Amaia auf den Kontakt, den sie sich mit 'CK' abgespeichert hatte. Dann wählte sie ihn kurzerhand an und startete einen Sprachanruf.
    "Kia Ora, Craig!" Aufrichtige Freude befiel sie, als sie seine Stimme hörte und verdrängte einen Moment die trüben Gedanken. "Hey...ich hoffe, ich störe dich gerade nicht bei was Wichtigem. Ich wollte mal fragen, wie's dir so geht!"



    "Everybody wants it their way
    Hear the sirens on the highway
    City burning on the replay, I don't know
    Where we go

    Sick of everything I can't say
    Tired of losing on a good day
    Felt like nothing's coming my way
    For so long, but you know I'm still hanging on
    "


    Er sang nicht und eigentlich war ihm auch nicht wirklich danach. Oftmals hatte er das, alleine in seiner Wohnung, besonders, wenn gerade ohnehin kein Besuch kam und er die Stunden rückwärts zählte, bis er wieder schlafen gehen konnte. Zermürbend war gar kein Ausdruck mehr. Das hier war nicht er. Er war nicht einer derjenigen, die ewiglange in der Wohnung saß, buchstäblich die weiße Wand anstarrte und auf bessere Tage wartete oder, in seinem Fall, darauf, wieder irgendwo hin gehen zu können ohne sich die Frage zu stellen ob er es ohne Hilfe und, beziehungsweise oder, einen Anfall zurück nach Hause schaffen würde. Von wegen 'ich brauch keine Reha, ich brauch keine Therapie'. 'Nicht schon wieder', hatte er sich gedacht und alles so weit nach hinten geschoben, dass es im Idealfall aus den hintersten Reihen seines Kopfes heraus fiel und er nie wieder daran denken musste. Aber so lösten sich keine Probleme. So lösten sich nie Probleme. Und nein, so war er einfach nicht. Er war es gewohnt mit seiner Familie zu leben, wenigstens seinem Bruder, aber zu niemandem hatte er in den letzten Wochen großartigen Kontakt gehabt. Da war ein kurzes Gespräch mit seiner Mutter gewesen. Alles in Ordnung, aber Zeit schien sie nicht zu haben. Was auch schon ungewöhnlich schien, weil sie die immer gehabt hatte, wenn auch nie so viel wie sein Vater. Trotzdem. Und um seinen Bruder war es nicht besser bestellt, aber mit ihm hatte er wenigstens hin und wieder chatten können.
    Das letzte Mal als sie Kontakt hatten - etwa vor vier Wochen - hatte er noch von Proteus aus geschrieben. C-Darwin oder so. Er hatte dem Weißhaarigen einmal erklärt warum er genau da landete und wenn er ehrlich zu sich selbst war, war selbst Craig davon überzeugt worden, dass dieses Luxus-Prestige-Projekt der Allianz der absolute Hammer sein würde. Und Oliver helfen würde. Aber jedes Mal wenn sie wieder in Kontakt kamen, schien sich die Haltung gegenüber der Einrichtung mehr und mehr zu verschlechtern. Sich sogar regelrecht ins Gegenteil zu kehren. Was für Craig den regelrechten Sargnagel in die Diskussion trieb, war, als sein Bruder erwähnt hatte, dass, Zitat, "Doktor Ward auf der Anlage immer seltsamer werde". Nichts, was man viel beimessen musste. Konnte. Sollte. Normalerweise würde. Craig aber warf einen kurzen Blick auf seinen rechten Arm, sah die spärlichen Überreste einer Tätowierung an, die er sich nicht ausgesucht hatte und strich mit seiner Fingerkuppe über eine nur noch schwach erkennbare 21. Er hatte wenigstens fragen wollen, WELCHEN Ward Oliver gemeint hatte, aber er bekam keine Antwort mehr. Die Verbindung war abgebrochen. Wen wunderte es. Sie waren verdammt weit voneinander entfernt.

    Craig redete sich weiter ein, dass es schon nicht DIESER Ward war, immerhin war der Name so weit verbreitet als wäre er ein Smith oder Miller oder-...irgendetwas dergleichen. Es musste wahnsinnig viele Doktor Wards geben. Aber auch dann. Ganz zur Ruhe kam er nicht. Noch dazu mangelte es an Ablenkung. Normalerweise wäre er jetzt voll und ganz damit beschäftigt gewesen, sein Cosplay-Outfit weiter von einer simplen Konzeptzeichnung in ein tragbares, imposantes Kostüm seines Lieblingscharakter aus Singus Ein lop-ses zu verwandeln. Immerhin war die Premiere bald. Wo noch gleich - Vancouver? Hm. Er hatte sich immer gerne in Details verloren, alles ausgeschmückt, die gesamte Transformation entweder ziemlich cute oder mehr als nur akribisch detailiert umgesetzt. Ja. Die Nähmaschine staubte jetzt schon etwas zu. Stoffbahnen lagen in seiner Handwerksecke quer auf dem Boden und die ganzen Props die er schon vorgebastelt oder mit dem 3D-Drucker vorbereitet hatte, gammelten auch schon wieder vor sich hin. Er sah sich das Ausmaß aus dem Augenwinkel an und stieß ein leidiges Seufzen aus. Die isländische Schauspielerin in ihrer Rolle zu verkörpern war ohnehin ein Aufwand. Dann aber noch eine schwangere darzustellen und dafür Rüstungsteile anzufertigen-...oh man, eigentlich hätte er jede Minute seiner freien Zeit an diesem Ding sitzen sollen um Singus alle Ehre zu machen. Stattdessen...? Saß er wie ein Fragezeichen auf seinem Schreibtischstuhl und scrollte zum fünften Mal durch den Onlineshop einer bekannten Jeansmarke. Sah sich Modelle an, klickte sie an, erriet von Weitem seine Größe und lag damit vermutlich falsch und rechnete eh damit sie per Drone wieder zurück zu schicken, bestellte sie sich aber trotzdem. Legte noch ein Beanie obendrauf, Hosenträger, ein E-Armband, dass er eigentlich nur ausprobieren und garnicht wirklich besitzen wollte (weil es auch viel zu teuer war für das, was Craig gerade noch so verdiente) und bestellte sich obendrein noch vier Shirts in unterschiedlichen Farben, von denen er nicht wusste ob sie ihm standen und das wirklich seine Farben waren. Schwer "seine Farben" zu finden wenn man zwei Augenfarben hatte und so weiß war, dass man gerne als Gespenst durchging. Trotzdem. Alles landete im Warenkorb, die Adresszeilen füllten sich selbst aus und boom: Abgeschickt.
    Das große 'Danke für Ihre Bestellung!" lief in Regenbogenfarben über seinen Holobildschirm und ließ ihn starren, als sei es eine Lavalampe aus dem letzten Jahrhundert. Oh man. Er musste an neue Antidepressiva kommen, sonst wäre es das bald gewesen.

    Dachte er. Denn dann klingelte es, unverhofft. Zuerst war ihm nicht klar, dass das Klingeln aus seinem Laptop drang und nicht aus deinem Phone - und dann hüpfte sein Herz. Er hielt die Luft an, klickte wild alle Fenster zu und saß plötzlich kerzengerade da. Hanna - fuck - das MUSSTE Hanna sein, richtig?! Wieso er das dachte ergab nicht mal Sinn, aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und genau auf ihren Anruf wartete er schon viel zu lange. Auf...irgendeine Art Lebenszeichen, um genau zu sein. Er suchte wie ein Irrer nach seinem Messanger und-..lächelte, wenngleich ernüchtert, als er nicht Hanna nach dem Annehmen des Anrufes vor sich sah, sondern.. "Amaia?!"

    "Kia Ora, Craig! Hey...ich hoffe, ich störe dich gerade nicht bei was Wichtigem. Ich wollte mal fragen, wie's dir so geht!"
    Verwirrung war ihm ins Gesicht geschrieben. Er checkte erneut seine Freundesliste. Hanna war offline. Kein Anruf von ihr. Es war Amaia gewesen. Die ganze Zeit. Seine beiden Augen setzten sich zurück in Richtung Kamera und er spielte sich endlich ein freundliches, nicht mehr verwirrtes Lächeln auf die Lippen. "Amaia! HEY! Wow-...ich, ehm-..wir haben-...wow, wie lange ist das her? Ehm-...hey!", grinste er, fast etwas schüchtern. Sah an sich hinab, auf ein weißes Fan-Shirt von "Intergalactic Wire" mit einem Soßenfleck der schon vier Wäschen lang nicht mehr raus gegangen war. Er hätte sich besser was anderes angezogen. "Mir-...also-...mir gehts gut, danke!", log er freundlich. "Und dir? Wir haben ja ewig nicht mehr gequatscht!"
    Luceija ist offline

  6. #66
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Er sang nicht und eigentlich war ihm auch nicht wirklich danach. Oftmals hatte er das, alleine in seiner Wohnung, besonders, wenn gerade ohnehin kein Besuch kam und er die Stunden rückwärts zählte, bis er wieder schlafen gehen konnte. Zermürbend war gar kein Ausdruck mehr. Das hier war nicht er. Er war nicht einer derjenigen, die ewiglange in der Wohnung saß, buchstäblich die weiße Wand anstarrte und auf bessere Tage wartete oder, in seinem Fall, darauf, wieder irgendwo hin gehen zu können ohne sich die Frage zu stellen ob er es ohne Hilfe und, beziehungsweise oder, einen Anfall zurück nach Hause schaffen würde. Von wegen 'ich brauch keine Reha, ich brauch keine Therapie'. 'Nicht schon wieder', hatte er sich gedacht und alles so weit nach hinten geschoben, dass es im Idealfall aus den hintersten Reihen seines Kopfes heraus fiel und er nie wieder daran denken musste. Aber so lösten sich keine Probleme. So lösten sich nie Probleme. Und nein, so war er einfach nicht. Er war es gewohnt mit seiner Familie zu leben, wenigstens seinem Bruder, aber zu niemandem hatte er in den letzten Wochen großartigen Kontakt gehabt. Da war ein kurzes Gespräch mit seiner Mutter gewesen. Alles in Ordnung, aber Zeit schien sie nicht zu haben. Was auch schon ungewöhnlich schien, weil sie die immer gehabt hatte, wenn auch nie so viel wie sein Vater. Trotzdem. Und um seinen Bruder war es nicht besser bestellt, aber mit ihm hatte er wenigstens hin und wieder chatten können.
    Das letzte Mal als sie Kontakt hatten - etwa vor vier Wochen - hatte er noch von Proteus aus geschrieben. C-Darwin oder so. Er hatte dem Weißhaarigen einmal erklärt warum er genau da landete und wenn er ehrlich zu sich selbst war, war selbst Craig davon überzeugt worden, dass dieses Luxus-Prestige-Projekt der Allianz der absolute Hammer sein würde. Und Oliver helfen würde. Aber jedes Mal wenn sie wieder in Kontakt kamen, schien sich die Haltung gegenüber der Einrichtung mehr und mehr zu verschlechtern. Sich sogar regelrecht ins Gegenteil zu kehren. Was für Craig den regelrechten Sargnagel in die Diskussion trieb, war, als sein Bruder erwähnt hatte, dass, Zitat, "Doktor Ward auf der Anlage immer seltsamer werde". Nichts, was man viel beimessen musste. Konnte. Sollte. Normalerweise würde. Craig aber warf einen kurzen Blick auf seinen rechten Arm, sah die spärlichen Überreste einer Tätowierung an, die er sich nicht ausgesucht hatte und strich mit seiner Fingerkuppe über eine nur noch schwach erkennbare 21. Er hatte wenigstens fragen wollen, WELCHEN Ward Oliver gemeint hatte, aber er bekam keine Antwort mehr. Die Verbindung war abgebrochen. Wen wunderte es. Sie waren verdammt weit voneinander entfernt.

    Craig redete sich weiter ein, dass es schon nicht DIESER Ward war, immerhin war der Name so weit verbreitet als wäre er ein Smith oder Miller oder-...irgendetwas dergleichen. Es musste wahnsinnig viele Doktor Wards geben. Aber auch dann. Ganz zur Ruhe kam er nicht. Noch dazu mangelte es an Ablenkung. Normalerweise wäre er jetzt voll und ganz damit beschäftigt gewesen, sein Cosplay-Outfit weiter von einer simplen Konzeptzeichnung in ein tragbares, imposantes Kostüm seines Lieblingscharakter aus Singus Ein lop-ses zu verwandeln. Immerhin war die Premiere bald. Wo noch gleich - Vancouver? Hm. Er hatte sich immer gerne in Details verloren, alles ausgeschmückt, die gesamte Transformation entweder ziemlich cute oder mehr als nur akribisch detailiert umgesetzt. Ja. Die Nähmaschine staubte jetzt schon etwas zu. Stoffbahnen lagen in seiner Handwerksecke quer auf dem Boden und die ganzen Props die er schon vorgebastelt oder mit dem 3D-Drucker vorbereitet hatte, gammelten auch schon wieder vor sich hin. Er sah sich das Ausmaß aus dem Augenwinkel an und stieß ein leidiges Seufzen aus. Die isländische Schauspielerin in ihrer Rolle zu verkörpern war ohnehin ein Aufwand. Dann aber noch eine schwangere darzustellen und dafür Rüstungsteile anzufertigen-...oh man, eigentlich hätte er jede Minute seiner freien Zeit an diesem Ding sitzen sollen um Singus alle Ehre zu machen. Stattdessen...? Saß er wie ein Fragezeichen auf seinem Schreibtischstuhl und scrollte zum fünften Mal durch den Onlineshop einer bekannten Jeansmarke. Sah sich Modelle an, klickte sie an, erriet von Weitem seine Größe und lag damit vermutlich falsch und rechnete eh damit sie per Drone wieder zurück zu schicken, bestellte sie sich aber trotzdem. Legte noch ein Beanie obendrauf, Hosenträger, ein E-Armband, dass er eigentlich nur ausprobieren und garnicht wirklich besitzen wollte (weil es auch viel zu teuer war für das, was Craig gerade noch so verdiente) und bestellte sich obendrein noch vier Shirts in unterschiedlichen Farben, von denen er nicht wusste ob sie ihm standen und das wirklich seine Farben waren. Schwer "seine Farben" zu finden wenn man zwei Augenfarben hatte und so weiß war, dass man gerne als Gespenst durchging. Trotzdem. Alles landete im Warenkorb, die Adresszeilen füllten sich selbst aus und boom: Abgeschickt.
    Das große 'Danke für Ihre Bestellung!" lief in Regenbogenfarben über seinen Holobildschirm und ließ ihn starren, als sei es eine Lavalampe aus dem letzten Jahrhundert. Oh man. Er musste an neue Antidepressiva kommen, sonst wäre es das bald gewesen.

    Dachte er. Denn dann klingelte es, unverhofft. Zuerst war ihm nicht klar, dass das Klingeln aus seinem Laptop drang und nicht aus deinem Phone - und dann hüpfte sein Herz. Er hielt die Luft an, klickte wild alle Fenster zu und saß plötzlich kerzengerade da. Hanna - fuck - das MUSSTE Hanna sein, richtig?! Wieso er das dachte ergab nicht mal Sinn, aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und genau auf ihren Anruf wartete er schon viel zu lange. Auf...irgendeine Art Lebenszeichen, um genau zu sein. Er suchte wie ein Irrer nach seinem Messanger und-..lächelte, wenngleich ernüchtert, als er nicht Hanna nach dem Annehmen des Anrufes vor sich sah, sondern.. "Amaia?!"

    "Kia Ora, Craig! Hey...ich hoffe, ich störe dich gerade nicht bei was Wichtigem. Ich wollte mal fragen, wie's dir so geht!"
    Verwirrung war ihm ins Gesicht geschrieben. Er checkte erneut seine Freundesliste. Hanna war offline. Kein Anruf von ihr. Es war Amaia gewesen. Die ganze Zeit. Seine beiden Augen setzten sich zurück in Richtung Kamera und er spielte sich endlich ein freundliches, nicht mehr verwirrtes Lächeln auf die Lippen. "Amaia! HEY! Wow-...ich, ehm-..wir haben-...wow, wie lange ist das her? Ehm-...hey!", grinste er, fast etwas schüchtern. Sah an sich hinab, auf ein weißes Fan-Shirt von "Intergalactic Wire" mit einem Soßenfleck der schon vier Wäschen lang nicht mehr raus gegangen war. Er hätte sich besser was anderes angezogen. "Mir-...also-...mir gehts gut, danke!", log er freundlich. "Und dir? Wir haben ja ewig nicht mehr gequatscht!"


    "Ja, stimmt schon", gab Amaia zu und grinste verlegen. "Es war einiges los bei mir in letzter Zeit. Ich bin jetzt wieder Zuhause und musste mich erstmal auf den neuesten Stand bringen. In Neuseeland", fügte sie eilig hinzu. Sie konnte sich nicht erinnern, Craig jemals erzählt zu haben, von wo sie eigentlich herkam. So gut kannten sie sich eben doch nicht.
    Auch verheimlichte Amaia all die Probleme, die sie seit einigen Wochen mit sich herumschleppte und wich seiner Frage gekonnt aus. "Im Moment ist alles noch ein bisschen durcheinander bei mir. Ich war immerhin drei Jahre lang in Alaska und muss mich erstmal wieder daran gewöhnen, wie das ist, wenn die Sonne scheint. Aber wie schaut's denn bei dir aus? Du bist noch auf der Citadel, oder? Machst du noch immer deine streng geheime Polizeiarbeit, über die du mir nichts erzählen darfst?" Ihr Kommentar war augenzwinkernd gemeint, doch sie wurde etwas ernster, als sie sich erinnerte, was er ihr über seine Arbeit bei C-Sec erzählt hatte. "Oder hast du mittlerweile etwas gefunden, das dir mehr zusagt?"
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  7. #67
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Ja, stimmt schon", gab Amaia zu und grinste verlegen. "Es war einiges los bei mir in letzter Zeit. Ich bin jetzt wieder Zuhause und musste mich erstmal auf den neuesten Stand bringen. In Neuseeland", fügte sie eilig hinzu. Sie konnte sich nicht erinnern, Craig jemals erzählt zu haben, von wo sie eigentlich herkam. So gut kannten sie sich eben doch nicht.
    Auch verheimlichte Amaia all die Probleme, die sie seit einigen Wochen mit sich herumschleppte und wich seiner Frage gekonnt aus. "Im Moment ist alles noch ein bisschen durcheinander bei mir. Ich war immerhin drei Jahre lang in Alaska und muss mich erstmal wieder daran gewöhnen, wie das ist, wenn die Sonne scheint. Aber wie schaut's denn bei dir aus? Du bist noch auf der Citadel, oder? Machst du noch immer deine streng geheime Polizeiarbeit, über die du mir nichts erzählen darfst?" Ihr Kommentar war augenzwinkernd gemeint, doch sie wurde etwas ernster, als sie sich erinnerte, was er ihr über seine Arbeit bei C-Sec erzählt hatte. "Oder hast du mittlerweile etwas gefunden, das dir mehr zusagt?"


    "So kann man das nicht sagen..", gab er zu und rieb sich zweifelnd mit den eigenen Gedanken den Hinterkopf. Erst danach griff er nach einem Pullover außerhalb des eingefangenen Bildes, raffte ihn unsichtbar zusammen und zog ihn sich kurzerhand über den Kopf um zum einen das Fanshirt und zum anderen den Soßenfleck unsichtbar zu machen. Den sie-..mit Sicherheit noch nicht gesehen hatte. Hoffte er.
    Es brachte Craigs weißes Haar durcheinander, zu bändigen war es mit einem einzigen Griff hinein kaum, aber er gab sich alle Mühe, dass es so wirkte oder die Zotteln wenigstens Teil seines "Styles" waren. "Um ehrlich zu sein bin ich gerade in Zwangspause.". Wieder ein Griff außerhalb des Bildes und eine Krücke kam zum Vorschein, für die es noch kein all zu schöneres, moderneres Äquivalent gegeben hatte. Wenigstens war sie umsonst. "Die brauch ich zwar kaum noch, aber man 'rät mir dringlichst sie zu benutzen bis der Verband ab kommt'.", gab er zu und zuckte mit den Schultern. Fast so, als sei ihm der Umstand egal. Daher war er das nicht. Bis eben noch hatte er Löcher in die Luft gestarrt und sich über unfertige Cosplays geärgert. "Schätze ich gerate immer in so Sachen, in die ich eigentlich nicht gehöre. Wahrscheinlich gehör ich nicht mal wirklich in den C-Sec-Dienst aber das ist ne andere Sache.", lachte er und machte gute Miene zum bösen Spiel. Man sah seine blanken, hellen Zähne bei diesem Grinsen hervorstechen.
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  8. #68
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen

    "So kann man das nicht sagen..", gab er zu und rieb sich zweifelnd mit den eigenen Gedanken den Hinterkopf. Erst danach griff er nach einem Pullover außerhalb des eingefangenen Bildes, raffte ihn unsichtbar zusammen und zog ihn sich kurzerhand über den Kopf um zum einen das Fanshirt und zum anderen den Soßenfleck unsichtbar zu machen. Den sie-..mit Sicherheit noch nicht gesehen hatte. Hoffte er.
    Es brachte Craigs weißes Haar durcheinander, zu bändigen war es mit einem einzigen Griff hinein kaum, aber er gab sich alle Mühe, dass es so wirkte oder die Zotteln wenigstens Teil seines "Styles" waren. "Um ehrlich zu sein bin ich gerade in Zwangspause.". Wieder ein Griff außerhalb des Bildes und eine Krücke kam zum Vorschein, für die es noch kein all zu schöneres, moderneres Äquivalent gegeben hatte. Wenigstens war sie umsonst. "Die brauch ich zwar kaum noch, aber man 'rät mir dringlichst sie zu benutzen bis der Verband ab kommt'.", gab er zu und zuckte mit den Schultern. Fast so, als sei ihm der Umstand egal. Daher war er das nicht. Bis eben noch hatte er Löcher in die Luft gestarrt und sich über unfertige Cosplays geärgert. "Schätze ich gerate immer in so Sachen, in die ich eigentlich nicht gehöre. Wahrscheinlich gehör ich nicht mal wirklich in den C-Sec-Dienst aber das ist ne andere Sache.", lachte er und machte gute Miene zum bösen Spiel. Man sah seine blanken, hellen Zähne bei diesem Grinsen hervorstechen.


    Amaia nahm Craigs wenig erfolgreichen Versuch, sein etwas unordentliches Auftreten mit einem frischen Pullover zu kaschieren mit einem Grinsen zur Kenntnis, kommentierte es aber nicht weiter. Genau so kannte sie ihn halt.
    "Was ist denn passiert?", wollte sie sofort wissen, als sie die Krücke sah. "Ich dachte, du sitzt bei C-Sec den ganzen Tag im Büro. Oder hattest du einen Unfall?"
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  9. #69
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    Hanna / Charis

    Rose lächelte milde auf Hannas Bemerkung hin. Sie hatte natürlich Recht. Hätte sie es wirklich gewollt, O'Grady würde nicht mehr existieren. Wer dort hätte sie aufhalten können? Krzeminski? Sicherlich nicht. Dafür belangt hätte sie wohl auch keiner.
    "Vielleicht. Aber die Zeiten von einfachen Direktiven sind vorbei. Meine stürmischen Jahre auch. Ich bin schon längst in meiner matronalen Phase, wie mich meine Mutter gerne ab und an erinnert.", erwiderte sie nur mit einem leichten Schulterzucken.
    "Aber dieses Minenfeld von Thema werde ich direkt wieder verlassen, danke nein.", fügte sie lachend an und richtete sich im Stuhl auf.
    "Vermutlich sollte ich eh langsam aufbrechen, nicht das ich denke das ich etwas dagegen habe sie von der Langeweile abzulenken. Aber der ganze bürokratische Rattenschwanz dieser Geschichte wartet noch auf mich. Den Part habe ich schon immer gehasst.", meinte die Asari.
    "Ich wollte eigentlich ja noch Colbert besuchen, aber der ist immer noch auf der Intensivstation. Wird durchkommen, meiner Standpauke entgeht er also nicht.", meinte sie scherzhaft und suchte ihren Mantel zusammen. Sie blickte freundlich zu Hanna herüber.
    "Ihnen wünsche ich eine schnelle Genesung und dann viel Erfolg bei der Jagd. Behalten sie sich ihren Elan. Ich meine, wenn sich Leute wie wir nicht um das Schicksal einer Prostituierten scheren, wer dann?"

    **

    "Der ist wunderschön Miss Orlowski. Sind das etwa thessianische Saranen? Das sind meine Lieblingsblumen.", verkündete Shira erfreut.
    "Ähm, vielleicht. Ich kenne mich nicht aus mit Blumen, die Floristin jedoch schon wie ich sehe.", antwortete Kathy verlegen und suchte ein Gefäß welches als Vase dienen konnte. Shira kicherte, was in einem leichten Reizhusten unterging.
    "Alles gut?", erkundigte sich die Halbasiatin besorgt. Shira winkte ab und stoppte ihren Husten.
    "Das ist wohl mehr das Werk meiner Glimmstängel als alles andere. Mir geht es viel besser. Dank der Ärzte und meiner Retterin. Airi, komm her und lass dir von der alten Asari einen Kuss geben.", erwiderte sie und winkte die Japanerin zu sich heran als sie diese erblickte.
    "Das war doch eine Gemeinschaftsarbeit.", meinte diese bescheiden, als sie von Shira umarmt wurde und einen sanften Kuss erhielt.
    "Ja genau. Du polierst diesen Schlampen die Fresse und ich werfe mit Dingen. Nicht gerade der größte Beitrag.", meinte Shira und lachte.
    Kathy sah sich im Zimmer um. Es war groß, sehr sauber und hübsch eingerichtet. Außerdem war die Asari alleine untergebracht.
    "Sieht ganz nett aus. Falls sie noch irgendwas benötigen um ihren Aufenthalt zu verschönern, sagen sie es mir ruhig.", sprach sie zu Shira.
    "Reicht schon. Bequemes Bett, nettes Personal. Und das Extranet versorgt mich mit beknackter Unterhaltung. Elcor Elysium ist grotesk, aber eine unterhaltsame Sendung. Das einzige was mir fehlt sind meine Fluppen. Die hatten mir Nikotinpflaster angeboten, aber das ist so toll wie ein Trockenfick.", meinte Shira gutgelaunt, aber eine gewisse Sehnsucht in Thema Zigaretten ausstrahlend. Kathy nickte verständig.
    "Ich glaube da hatte Airi was für sie.", sagte sie, während die Japanerin eine Packung Zigaretten präsentierte.
    "Oh, mach nur so weiter Schätzchen, dann verliebe ich mich vielleicht in dich.", sprach die Asari an Airi gewandt, welche kicherte.
    "Allerdings ist das hier alles Nichtraucher und ich will nicht das sie direkt wieder aus dem Huerta rausfliegen.", sprach Kathy nachdenklich.
    "Ach, das Huerta hat eine kleine Parkanlage, da darf man quarzen. Muss dann nur ab und an von jemanden rausgeschoben werden."
    "Dürfen sie denn schon raus aus dem Zimmer?", fragte die Halbasiatin vorsichtig. "Im Rollie schon. Brauche nur jemanden der mich schiebt."

    Ein paar Minuten später und mit der Hilfe einer Krankenschwester, betrat das Trio die kleine Grünanlage welche im Hof des Huerta Krankenhauses angelegt war. Airi schob den Rollstuhl der Asari, was angesichts dessen Elektrifzierung mehr den Sinn der Lenkung hatte. Kathy ging im langsamen Schritt neben der lädierten Prostituierten einher. Bei einer Bank unter einem Baum blieben sie stehen, die beiden Asiatinnen setzten sich, während Shira sich eine Kippe in den Mund steckte. Mit fragenden Blick sah sie beide an, worauf Airi diese entzündete.
    "Ahh, das ist Balsam für die Seele. Da merkt der Körper das er noch lebt.", verkündete sie und blies etwas Rauch aus ihren Nüstern.
    "Nun, ich hoffe ihr Arzt sieht das ähnlich.", erwiderte Kathy scherzhaft. Vermutlich war dem nicht so. Aber jeder durfte sich selbst zerstören.
    "Sie werden sehen, ich bin blitzschnell wieder hier raus. Und dann, äh nun mal sehen. Werde mich wohl nicht direkt wieder ins Gewerbe stürzen können. Aber das gibt das Sanctuary vermutlich eh noch nicht her, oder?", sagte Shira etwas ratlos.
    "Ich glaube die Meisten der Damen haben auch derzeit ganz andere Sorgen als das. Aber natürlich haben sie recht. Und auch wenn sie wieder gesund sind, haben sie es nicht nötig wieder selbst Kundendienst zu verrichten.", meinte Kathy und lehnte sich gegen die Bank.
    "Ach?" Kathy nickte und breitete ihre Arme leicht auf der Rückenlehne der Sitzbank aus.
    "Wenn das Sanctuary wieder aufmachen sollte und die Mädchen das Vertrauen haben dort wieder zu arbeiten. Dann möchte ich das sie es leiten. Ich vertraue ihnen die Verwaltung, nein das ganze Haus an.", erklärte Kathy freundlich.
    "Ich soll Puffmutti werden? Nun ich kenne mich ja mit dem Gewerbe aus, aber ich bin nicht so mit Zahlen. Fellatio statt Fibonacci, sie verstehen.", meinte Shira ungläubig. Kathy lehnte sich leicht nach vorne und legte die Hände flach aneinander.
    "Sie kennen die Szene, kennen die Mädchen und die Gegend. Für das finanzielle kann ich ihnen immer noch einen Buchhalter zur Seite stellen. Aber die Frauen dort vertrauen ihnen und das ist das was ich brauche wenn ich das Sanctuary wieder öffnen will.", meinte Kathy.
    "Und, das ist noch viel wichtiger. Ich vertraue ihnen. Sie haben das Haus und seine Insaßen mit ihrem Leben verteidigt. Sie haben für es geblutet, wortwörtlich. Sind fast gestorben. Solche Loyalität kann man nicht kaufen. Aber ich kann sie belohnen.", erklärte die Halbasiatin und blickte die Asari eindringlich an, ihre Hände leicht die von Shira berührend. Diese erwiderte den Blick stumm, während die Zigarette in ihrem Mund langsam runterbrannte. Kalte Asche rieselte auf die Hände der beiden.
    "Nun, ich weiß ihr Vertrauen zu schätzen Miss Orlowski. Ich weiß nicht ob sie bescheuert sind mir so etwas anzuvertrauen..aber ich werde mein Bestes geben wenn ich hier draußen bin. Als erstes werde ich wohl mal mit den anderen Ladies sprechen..", erwiderte sie und verstummte.
    "Die Anderen..so viele wurden verschleppt. Haben sie etwas über sie herausgefunden?", fragte sie dann besorgt. Kathy nahm ihre Oberkörper wieder leicht nach hinten, wieder etwas höher als die Asari sitzend.
    "Ja. Der Auftrag sie zu befreien ist schon in Ausführung. Ich habe zwei meiner besten Mitarbeiterinnen beauftragt, sie werden die Frauen schon zurückholen. Ich habe vollstes Vertrauen in die Beiden."

    **

    "Nun Ablenkung ist wohl immer gut. Und die Gewissheit das jemand immer mehr gefickt ist als man selbst.", meinte Yuika stoisch und lümmelte sich ein wenig in die Sitzschale. Bei der derzeitigen Beleuchtung war der Inhalt des Heftes schwer einsehbar. Das war vermutlich auch besser. Einen genauen Einblick in Charis Masturbationsverhalten und Vorlieben war keine Information die ihr schmerzlich fehlte.
    "Ich verstehe das mit dem Gedanken verlieren. Ich lebe keine Hundert Jahre und habe genügend Dinge die mein Hirn beschäftigen. Ich bin ehrlich, so alt wie sie will ich gar nicht werden können.", meinte Yuika und zog leicht ihre Knie an ihre Brust. Sie saß nun fast seitlich im Sitz darauf achtend das ihre Sohlen nicht die Polster berührten. Nein, sie fand es irgendwie beruhigend zu altern, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Jedes Abenteuer musste einmal zur Ruhe kommen und das Leben war das große Abenteuer schlechthin.
    "Dafür habe ich auch nicht den Beruf. Nichts für die Ewigkeit. Sie hingegen Charis..der Weltall bietet wohl mehr als genügend Raum um mehr als hundert Asarileben dort zu verbringen. Sicherlich auch genügend Eindrücke die ihre Gedanken etwas schöner färben.", meinte sie nachdenklich.
    Sie hatte nicht den Eindruck das die Asari nur flog weil es ihr Job war, sondern auch ihre Leidenschaft. Die Freude beim Wiedererwerb des Schiffes hatte die Japanerin noch gut in Erinnerung. Das Fliegen an sich, bot ihr vermutlich mehr als nur Zeiträume zum Rauchen und dem Erhalt der Printmedien.
    "Wie lange haben sie das Schiff eingentlich schon. Die Zeiträume wo es mal kurz nicht in ihrem Besitz war mitgerechnet.", erkundigte sie sich neugierig und legte ihr Kinn leicht auf den Knien ab. Sie war immer noch müde, aber dieses kleine Gespräch hielt sie wach. Außerdem hatte sie schon immer gerne den Geschichten von alten Leuten zugehört. Lebenserfahrung war eine interessante Sache.


    Mit etwas zu viel Schwung pfefferte Hanna die Klamottentasche auf ihr Sofa. Nach drei weiteren Tagen hatte sich die Blondine selbst aus dem Huerta-Krankenhaus entlassen, allerdings mit dem Verweis der Ärzte, dass sie sich schonen sollte. Mindestens zwei Wochen Krankschreibung und „keinen Alkohol!“, hatte man ihr überdeutlich mitgegeben. Das Apartment wirkte wie verwaist. Alles war in strikter Ordnung, kein Staub lag auf dem Tisch. In eine frische, graue Jogginghose geschlüpft, ging Hanna zur Küchenzeile und goss sich etwas bernsteinfarbenen Whiskey ein.
    Kein Alkohol, am Arsch“, murmelte sie und schüttete sich zwei der Schmerztabletten auf die hölzerne, geölte Arbeitsplatte. Medigel würde sie in diesem Status der Heilung zu weit wegschießen. Schmerztabletten waren da wesentlich subtiler. Hanna schluckte die beiden Pillen mitsamt dem Whiskey, dann wählte sie einen Lieferservice und bestellte sich einen Wrap aus Gemüsekultur und gezüchtetem Pulled Pork-Fleischersatz. Die Kein-Alkohol-Regel hätte die Polizistin vielleicht noch einhalten können, die zweiwöchige angeordnete Arbeitsfreistellung aber nagte an ihrem Gemüt. Im Krankenhaus hatte Kruto, der sie besucht hatte, ihr mitgeteilt, dass keine Ressourcen für den Fall Moreno frei waren.
    Ruh dich erst einmal aus. Man, auf dich wurde geschossen, Hanna“, hatte der Turianer versucht an ihr Gewissen zu appellieren. Hanna wischte seine Bedenken mit einer Bemerkung zu tragbaren Schutzschilden lapidar beiseite.
    Die Herumsitzerei ist einfach nichts für mich, Reach“, hatte sie geantwortet. Trotzdem wusste sie, dass Verox einen Scheiß tun würde, um sie zu unterstützen. Wie Hanna wusste, hatte Kruto ihr verschwiegen, dass Gilles‘ Bruder die Anzeige gegen sie aufrechterhielt und auch die Interne tobte sich trotz ihrer Abwesenheit aus. Nur sie war zum Nichtstun verdammt. Hanna ließ sich ins Sofa gleiten. Die Schmerztabletten wirkten sehr schnell und schickten sie in einen Dämmerzustand zwischen Traumzustand und verschobener Realität.
    Ich will nicht ausfallen“, sprach sie laut, aber an niemanden außer das Universum gerichtet, ihren Wunsch aus. Vor ihrem geistigen Auge flimmerte das Bild der toten Stella. „Ich darf nicht ausfallen.“ Hanna war eine Frau mit einer Mission. Dann fiel sie in einen schummrigen Schlaf.

    Ein Gedanke, mehr Traum als Überlegung, brachte sie ins Hier und Jetzt. Hanna erhob sich, spürte eine bleierne Schwere auf den Schultern und sackte zurück auf’s Sofa. Okay, dann eben langsam, dachte sie sich und erhob sich erneut. Schritt für Schritt näherte sie sich ihrem Holo-Terminal. Sie öffnete den Nachrichtenport und verfasste eine Mail an ihren Cousin. Immerhin etwas, anstatt den Frust in sich hineinzufressen. Die wenigen und unkreativen Zeilen waren schnell getippt.

    Hi Leif,
    ich hoffe, diese Nachricht erreicht dich bei bester Gesundheit.
    Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich dich besucht habe. Tatsächlich bin ich aus dem Urlaub direkt in die Eile des Alltags gestolpert. Scheiße, ich dachte echt, dass ich länger locker bleiben kann. Aber heulen nützt nix.
    Ich würde mich freuen, von dir zu hören.
    Mein Angebot steht: Du (plus Luceija?) bist jederzeit willkommen.

    Hanna


    Die Blondine nickte zufrieden und verschickte die Nachricht.
    Passt schon“,bemerkte sie. Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, sich auf das Revier zu schleichen und irgendwie vor Ende der Krankmeldung die Arbeit am Fall wieder aufnehmen können.
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  10. #70
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    Mit etwas zu viel Schwung pfefferte Hanna die Klamottentasche auf ihr Sofa. Nach drei weiteren Tagen hatte sich die Blondine selbst aus dem Huerta-Krankenhaus entlassen, allerdings mit dem Verweis der Ärzte, dass sie sich schonen sollte. Mindestens zwei Wochen Krankschreibung und „keinen Alkohol!“, hatte man ihr überdeutlich mitgegeben. Das Apartment wirkte wie verwaist. Alles war in strikter Ordnung, kein Staub lag auf dem Tisch. In eine frische, graue Jogginghose geschlüpft, ging Hanna zur Küchenzeile und goss sich etwas bernsteinfarbenen Whiskey ein.
    Kein Alkohol, am Arsch“, murmelte sie und schüttete sich zwei der Schmerztabletten auf die hölzerne, geölte Arbeitsplatte. Medigel würde sie in diesem Status der Heilung zu weit wegschießen. Schmerztabletten waren da wesentlich subtiler. Hanna schluckte die beiden Pillen mitsamt dem Whiskey, dann wählte sie einen Lieferservice und bestellte sich einen Wrap aus Gemüsekultur und gezüchtetem Pulled Pork-Fleischersatz. Die Kein-Alkohol-Regel hätte die Polizistin vielleicht noch einhalten können, die zweiwöchige angeordnete Arbeitsfreistellung aber nagte an ihrem Gemüt. Im Krankenhaus hatte Kruto, der sie besucht hatte, ihr mitgeteilt, dass keine Ressourcen für den Fall Moreno frei waren.
    Ruh dich erst einmal aus. Man, auf dich wurde geschossen, Hanna“, hatte der Turianer versucht an ihr Gewissen zu appellieren. Hanna wischte seine Bedenken mit einer Bemerkung zu tragbaren Schutzschilden lapidar beiseite.
    Die Herumsitzerei ist einfach nichts für mich, Reach“, hatte sie geantwortet. Trotzdem wusste sie, dass Verox einen Scheiß tun würde, um sie zu unterstützen. Wie Hanna wusste, hatte Kruto ihr verschwiegen, dass Gilles‘ Bruder die Anzeige gegen sie aufrechterhielt und auch die Interne tobte sich trotz ihrer Abwesenheit aus. Nur sie war zum Nichtstun verdammt. Hanna ließ sich ins Sofa gleiten. Die Schmerztabletten wirkten sehr schnell und schickten sie in einen Dämmerzustand zwischen Traumzustand und verschobener Realität.
    Ich will nicht ausfallen“, sprach sie laut, aber an niemanden außer das Universum gerichtet, ihren Wunsch aus. Vor ihrem geistigen Auge flimmerte das Bild der toten Stella. „Ich darf nicht ausfallen.“ Hanna war eine Frau mit einer Mission. Dann fiel sie in einen schummrigen Schlaf.

    Ein Gedanke, mehr Traum als Überlegung, brachte sie ins Hier und Jetzt. Hanna erhob sich, spürte eine bleierne Schwere auf den Schultern und sackte zurück auf’s Sofa. Okay, dann eben langsam, dachte sie sich und erhob sich erneut. Schritt für Schritt näherte sie sich ihrem Holo-Terminal. Sie öffnete den Nachrichtenport und verfasste eine Mail an ihren Cousin. Immerhin etwas, anstatt den Frust in sich hineinzufressen. Die wenigen und unkreativen Zeilen waren schnell getippt.

    Hi Leif,
    ich hoffe, diese Nachricht erreicht dich bei bester Gesundheit.
    Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich dich besucht habe. Tatsächlich bin ich aus dem Urlaub direkt in die Eile des Alltags gestolpert. Scheiße, ich dachte echt, dass ich länger locker bleiben kann. Aber heulen nützt nix.
    Ich würde mich freuen, von dir zu hören.
    Mein Angebot steht: Du (plus Luceija?) bist jederzeit willkommen.

    Hanna


    Die Blondine nickte zufrieden und verschickte die Nachricht.
    Passt schon“,bemerkte sie. Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, sich auf das Revier zu schleichen und irgendwie vor Ende der Krankmeldung die Arbeit am Fall wieder aufnehmen können.


    "Na dann haut mal gut rein Jungs und Mädels."
    Lächelnd sah er zu, wie sich die Rasselbande auf die verstreuten Leckerchen stürzte und im Nu verspeiste. "Braucht gar nicht so zu schauen. Mehr gibts nicht, sonst setzt ihr noch an."
    Aus der Küche hörte er, wie Savanna ihn zum Essen rief.

    ***
    "Endlich isst du wieder besser. sagte Sav und räumte mit zufriedener Miene seinen Teller ab, welcher diesmal komplett leer war. "Wäre ansonsten ja auch eine Beleidigung deiner Kochkünste." erwiderte Karvas zwinkernd und lachte.
    Tatsächlich war es ihm in den letzten Tagen deutlich besser ergangen. Er hatte es noch einmal versucht, sich mit der Asari-Bardame in Verbindung zu setzen um über Joseph Mair's Tod zu sprechen. Und diesmal hatte sie ihn nicht sofort abgewiesen. Sicherlich würde es eine Weile dauern, doch wenigstens die Grundsteine für eine Aussprache waren gelegt. Der ehemalige Captain hatte sich vorgenommen, nicht mehr in Depressionen über den Vorfall zu versinken. Es war passiert. Wichtig war nun, dass er seine Fehler wieder gutmachte. Und beginnen wollte er, nun nachdem Niall O'Grady gefasst und Hanna Ilias sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zuwenden konnte, beim Fall Varus Durant.
    Er sah auf die Uhr. Nachdem Sav mit dem Gechirr in die Küche verschwunden war, wählte er Ilias in seinen Kontakten aus und begann mit einem Klick die Sprachaufnahme.
    "Guten Abend Ilias. Hier ist Rarkin. Ich hoffe es geht Ihnen gut und die letzten Tage der Aufregung haben Sie nicht allzu sehr mitgenommen. Trotz des Chaos, das der Fall Niall O'Grady mit sich brachte, habe ich unser Gespräch nicht vergessen. Und es ließ mir keine Ruhe. Ich war mit Durant noch einige Tage auf Streife, dann wurde er wieder in den Innendienst zurückversetzt, da Officer Tulsio wieder tauglich für den Außendienst geschrieben wurde. Während dieser Tage war er noch introvertierter als sonst. Ich habe ihn kaum reden hören. Und auch in den Pausen war er diesmal nicht auf irgendwelchen Dating-Plattformen unterwegs. Aber vorhin, als Tulsio und ich unsere Streife beendet und uns auf dem Revier zurückgemeldet hatten, habe ich etwas entdeckt. Durant war für einige Minuten auf die Toilette verschwunden und hatte vergessen seinen Bildschirm zu sperren. Er war wieder eingeloggt auf irgendeiner dieser Plattformen. Ich konnte nur lesen, dass er sich heute spät nach Feierabend mit jemandem im nördlichen Teil des Zakera-Bezirks treffen will. Leider weiß ich weder mit wem, noch die exakte Position, da er zurückkam ehe ich es mir genauer ansehen konnte. Aber Sie sollten es wissen! Und wenn Sie bei der Sache Unterstzützung benötigen, ich bin bereit."
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    "Na dann haut mal gut rein Jungs und Mädels."
    Lächelnd sah er zu, wie sich die Rasselbande auf die verstreuten Leckerchen stürzte und im Nu verspeiste. "Braucht gar nicht so zu schauen. Mehr gibts nicht, sonst setzt ihr noch an."
    Aus der Küche hörte er, wie Savanna ihn zum Essen rief.

    ***
    "Endlich isst du wieder besser. sagte Sav und räumte mit zufriedener Miene seinen Teller ab, welcher diesmal komplett leer war. "Wäre ansonsten ja auch eine Beleidigung deiner Kochkünste." erwiderte Karvas zwinkernd und lachte.
    Tatsächlich war es ihm in den letzten Tagen deutlich besser ergangen. Er hatte es noch einmal versucht, sich mit der Asari-Bardame in Verbindung zu setzen um über Joseph Mair's Tod zu sprechen. Und diesmal hatte sie ihn nicht sofort abgewiesen. Sicherlich würde es eine Weile dauern, doch wenigstens die Grundsteine für eine Aussprache waren gelegt. Der ehemalige Captain hatte sich vorgenommen, nicht mehr in Depressionen über den Vorfall zu versinken. Es war passiert. Wichtig war nun, dass er seine Fehler wieder gutmachte. Und beginnen wollte er, nun nachdem Niall O'Grady gefasst und Hanna Ilias sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zuwenden konnte, beim Fall Varus Durant.
    Er sah auf die Uhr. Nachdem Sav mit dem Gechirr in die Küche verschwunden war, wählte er Ilias in seinen Kontakten aus und begann mit einem Klick die Sprachaufnahme.
    "Guten Abend Ilias. Hier ist Rarkin. Ich hoffe es geht Ihnen gut und die letzten Tage der Aufregung haben Sie nicht allzu sehr mitgenommen. Trotz des Chaos, dass der Fall Niall O'Grady mit sich brachte, habe ich unser Gespräch nicht vergessen. Und es ließ mir keine Ruhe. Ich war mit Durant noch einige Tage auf Streife, dann wurde er wieder in den Innendienst zurückversetzt, da Officer Tulsio wieder tauglich für den Außendienst geschrieben wurde. Während dieser Tage war er noch introvertierter als sonst. Ich habe ihn kaum reden hören. Und auch in den Pausen war er diesmal nicht auf irgendwelchen Dating-Plattformen unterwegs. Aber vorhin, als Tulsio und ich unsere Streife beendet und uns auf dem Revier zurückgemeldet hatten, habe ich etwas entdeckt. Durant war für einige Minuten auf die Toilette verschwunden und hatte vergessen seinen Bildschirm zu sperren. Er war wieder eingeloggt auf irgendeiner dieser Plattformen. Ich konnte nur lesen, dass er sich heute spät nach Feierabend mit jemandem im nördlichen Teil des Zakera-Bezirks treffen will. Leider weiß ich weder mit wem, noch die exakte Position, da er zurückkam ehe ich es mir genauer ansehen konnte. Aber Sie sollten es wissen! Und wenn Sie bei der Sache Unterstzützung benötigen, ich bin bereit."


    Die Musik von Pink Floyd waren ihrer Zeit voraus gewesen und irgendwie doch bezeichnend für eine ganze Generation. Futuristisch und irgendwie mehr ins Jahr 2186 passend, auch wenn Hanna sich nicht anders, nicht moderner fühlte als die Menschen vor der Raumfahrt. Sie wischte mit dem Zeigefinger über ihr Holo-Pad durch die Nachrichten des Tages in der Kategorie der Verbrechen auf der Citadel und verschiedener Kolonien. Es war auffällig, dass die Menschen den von den Ratsvölkern höchsten Anteil an krimineller Energie aufzuweisen schienen. Gerade las sie über einen Mehrfachmord aus Clan-Motiven, den Salarianer untereinander angerichtet hatten, als sie ein blaues Brief-Symbol auf den Eingang einer neuen Nachricht aufmerksam machte. Sie klickte auf das digitale Kuvert und fand sich in einer von Ex-Captain Rarkin aufgenommenen Sprachnachricht wieder. Sie handelte von Varus Durant beziehungsweise seinen Beobachtungen bezüglich des Cops. Die Stimme des Turianers war seinem Aussehen nicht angemessen. Sie war in der Nachricht noch weniger hart, als sein halb-synthetischer Körper es vermuten ließ.

    Hanna hörte die Nachricht zweimal ab. Beim zweiten Zuhören machte sie sich Notizen auf Papier, auch wenn außer wenigen Stichpunkten nicht viel dabei rumkam. Dass Durant immer stiller wurde, war zugegebenermaßen ungewöhnlich. Es passte so gar nicht zu seinem üblichen Verhalten. Hanna tippte sich mit dem Stift gegen die Schläfe. Durant hatte Moreno noch Nachrichten geschrieben, nachdem sie verstorben war. Das sprach ihn nicht frei, immerhin könnte es eine gut geplante Finte sein. Allerdings wäre es interessant zu wissen, ob seine zunehmende Introvertiertheit nach dem Bekanntwerden ihres Todes begonnen hatte, oder sie mit seiner Versetzung in den Innendienst verknüpft war. Die Liste der Verdächtigen war nicht lang, nicht einmal offiziell. Der Ex, der Stalker, vielleicht Verbindungen ins Drogengeschäft.

    Roger Waters nostalgiegetränkte Stimme widmete sich gerade der existenziellen Agonie eines gescheiterten Menschen, als Hanna beschloss, Officer Durant einen Besuch abzustatten. Während das Saxophon zu seinem zeitweise liedtreibenden Solo anschwoll, wechselte Hanna von Jogginghose zu Jeans, verschloss ihre Dienstwaffe und ihren Ausweis im Tresor und klemmte sich stattdessen eine M-77 Paladin aus ihrem privaten Waffentresor an den Gürtel. Die blonde Mähne mit einem Gummiband zum Zopf gebändigt tippte sie rasch eine Nachricht an Rarkin.

    Danke.
    Bin offiziell krankgeschrieben und nicht im Dienst. Ich mache aber mal einen Spaziergang.

    H


    Noch ehe das Lied endete, hatte sich Hanna ihre Lederjacke übergeworfen, die Tür hinter sich schließen lassen und sich auf den Weg zur Transitstation gemacht.
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  12. #72
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    Die Musik von Pink Floyd waren ihrer Zeit voraus gewesen und irgendwie doch bezeichnend für eine ganze Generation. Futuristisch und irgendwie mehr ins Jahr 2186 passend, auch wenn Hanna sich nicht anders, nicht moderner fühlte als die Menschen vor der Raumfahrt. Sie wischte mit dem Zeigefinger über ihr Holo-Pad durch die Nachrichten des Tages in der Kategorie der Verbrechen auf der Citadel und verschiedener Kolonien. Es war auffällig, dass die Menschen den von den Ratsvölkern höchsten Anteil an krimineller Energie aufzuweisen schienen. Gerade las sie über einen Mehrfachmord aus Clan-Motiven, den Salarianer untereinander angerichtet hatten, als sie ein blaues Brief-Symbol auf den Eingang einer neuen Nachricht aufmerksam machte. Sie klickte auf das digitale Kuvert und fand sich in einer von Ex-Captain Rarkin aufgenommenen Sprachnachricht wieder. Sie handelte von Varus Durant beziehungsweise seinen Beobachtungen bezüglich des Cops. Die Stimme des Turianers war seinem Aussehen nicht angemessen. Sie war in der Nachricht noch weniger hart, als sein halb-synthetischer Körper es vermuten ließ.

    Hanna hörte die Nachricht zweimal ab. Beim zweiten Zuhören machte sie sich Notizen auf Papier, auch wenn außer wenigen Stichpunkten nicht viel dabei rumkam. Dass Durant immer stiller wurde, war zugegebenermaßen ungewöhnlich. Es passte so gar nicht zu seinem üblichen Verhalten. Hanna tippte sich mit dem Stift gegen die Schläfe. Durant hatte Moreno noch Nachrichten geschrieben, nachdem sie verstorben war. Das sprach ihn nicht frei, immerhin könnte es eine gut geplante Finte sein. Allerdings wäre es interessant zu wissen, ob seine zunehmende Introvertiertheit nach dem Bekanntwerden ihres Todes begonnen hatte, oder sie mit seiner Versetzung in den Innendienst verknüpft war. Die Liste der Verdächtigen war nicht lang, nicht einmal offiziell. Der Ex, der Stalker, vielleicht Verbindungen ins Drogengeschäft.

    Roger Waters nostalgiegetränkte Stimme widmete sich gerade der existenziellen Agonie eines gescheiterten Menschen, als Hanna beschloss, Officer Durant einen Besuch abzustatten. Während das Saxophon zu seinem zeitweise liedtreibenden Solo anschwoll, wechselte Hanna von Jogginghose zu Jeans, verschloss ihre Dienstwaffe und ihren Ausweis im Tresor und klemmte sich stattdessen eine M-77 Paladin aus ihrem privaten Waffentresor an den Gürtel. Die blonde Mähne mit einem Gummiband zum Zopf gebändigt tippte sie rasch eine Nachricht an Rarkin.

    Danke.
    Bin offiziell krankgeschrieben und nicht im Dienst. Ich mache aber mal einen Spaziergang.

    H


    Noch ehe das Lied endete, hatte sich Hanna ihre Lederjacke übergeworfen, die Tür hinter sich schließen lassen und sich auf den Weg zur Transitstation gemacht.


    Karvas lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte einen Arm um seine Freundin, welche bereits reichlich schläfrig wirkte. Er selbst verfolgte derweil die Nachrichten. Nach einer Weile jedoch wurde ihm das Gerede zu viel und er schaltete den Kanal ab.
    "Ich glaube es wird langsam Schlafenszeit." sagte er zu Sav und rüttelte kurz an ihr. "Mn-hm." erwiderte diese zunächst nur dösig, richtete sich jedoch langsam auf und verschwand dann im Bad für ihr Abendprogramm.
    Kaum war die Badtür zugefallen, meldete sich der Posteingang des ehemaligen Captains.
    Die Nachricht war kurz, brachte den vernarbten Turianer jedoch sofort in eine andere Stimmung. Und auf wahrscheinlich unvernünftige Ideen. Sollte er....? Immerhin hatte er frei. Und wollte sich eigentlich ab nun aus sämtlichem potenziellen Ärger raushalten. Aber so gesehen ging Ilias auch inoffiziell an die Sache heran. Und war vermutlich dabei auch noch körperlich eingeschränkt. Sie begab sich also womöglich in Gefahr. Wer war er schon, das einfach zuzulassen?

    "Bin nochmal was draußen, einen Spaziergang machen. Leg dich schonmal hin, bin bestimmt bald zurück."

    Er legte das Datenpad auf dem Nachttisch ab, warf sich seinen Mantel über und verließ die Wohnung. Natürlich würde Savanna sofort verstehen was wirklich los war. Sie war ja nicht dumm, und noch dazu selbst einmal bei der C-Sicherheit gewesen. Doch sie würde es verstehen. Sie lebten nun schon eine ganze Weile zusammen. Und ihr war klar, dass er gewisse Dinge niemals ignorieren konnte und einfach tun musste. Einmal Captain, immer Captain.
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  13. #73
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    Karvas lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte einen Arm um seine Freundin, welche bereits reichlich schläfrig wirkte. Er selbst verfolgte derweil die Nachrichten. Nach einer Weile jedoch wurde ihm das Gerede zu viel und er schaltete den Kanal ab.
    "Ich glaube es wird langsam Schlafenszeit." sagte er zu Sav und rüttelte kurz an ihr. "Mn-hm." erwiderte diese zunächst nur dösig, richtete sich jedoch langsam auf und verschwand dann im Bad für ihr Abendprogramm.
    Kaum war die Badtür zugefallen, meldete sich der Posteingang des ehemaligen Captains.
    Die Nachricht war kurz, brachte den vernarbten Turianer jedoch sofort in eine andere Stimmung. Und auf wahrscheinlich unvernünftige Ideen. Sollte er....? Immerhin hatte er frei. Und wollte sich eigentlich ab nun aus sämtlichem potenziellen Ärger raushalten. Aber so gesehen ging Ilias auch inoffiziell an die Sache heran. Und war vermutlich dabei auch noch körperlich eingeschränkt. Sie begab sich also womöglich in Gefahr. Wer war er schon, das einfach zuzulassen?

    "Bin nochmal was draußen, einen Spaziergang machen. Leg dich schonmal hin, bin bestimmt bald zurück."

    Er legte das Datenpad auf dem Nachttisch ab, warf sich seinen Mantel über und verließ die Wohnung. Natürlich würde Savanna sofort verstehen was wirklich los war. Sie war ja nicht dumm, und noch dazu selbst einmal bei der C-Sicherheit gewesen. Doch sie würde es verstehen. Sie lebten nun schon eine ganze Weile zusammen. Und ihr war klar, dass er gewisse Dinge niemals ignorieren konnte und einfach tun musste. Einmal Captain, immer Captain.


    Blau, Weiß, Rot – der Zakera Bezirk schimmerte noch farbenfroher als ein klischeeartiges amerikanisches Weihnachtsfest in der Werbung. Hanna hatte sich mit einem der Schwebertaxis im Zentrum des Bezirks absetzen lassen. Von hier aus kam sie zu Fuß recht schnell in den Club-Bezirk, in dem sie Durant erwartete. Er könnte sich auch in den anderen Ecken des Bezirks aufhalten, aber eine Verabredung über ein Portal, so nachlässig verborgen, dass selbst ein Kollege es sah, wirkte nicht gerade nach professioneller Tarnung. Hanna schlenderte möglichst unauffällig an den Panoramascheiben der Bars und Clubs vorbei, warf scheinbar zufällig Blicke auf das Publikum. Es war Abend auf der Citadel, was zwar lichttechnisch nicht bemerkbar war, sich aber im Klientel widerspiegelte. Hanna sah schicke Kleider und Anzüge, kurze Röcke und enge T-Shirts mit V-Ausschnitt, Gold, Silber, Platin, Bronze – ähnlich wie bei einer Medaillenvergabe. Männer und Frauen jeder Spezies machten sich daran, ihre Lebensenergie nach Feierabend dem pulsierenden Kollektiv einzuspeisen.
    Durant wusste nicht, dass er von ihr beobachtet wurde, also glaubte sie nicht daran, dass er nach ihr Ausschau hielt. Allerdings hatten Cops so etwas wie einen siebten Sinn, wenn sie verfolgt wurden. Es war mehr ein instinktives Wissen, dass jemand hinter ihnen her war, als dass es dafür irgendeine Art Andeutung gab.
    Und einigen Cops fiel sofort auf, wenn etwas nicht ganz stimmte. Und hier stimmte etwas ganz gewaltig nicht.
    Hanna sah das maskenartige Gesichts Rarkins schon von weitem. Er ragte aus der Menge der Nachtschwärmer wie ein rostiger Nagel aus einem Brett. Angesichts der fehlenden Uniform schloss Hanna daraus, dass auch er sich „dienstfrei“ genommen hatte und angesichts der fehlenden Begleitung und dem scheinwerferartigen Blick wusste sie, dass er aus demselben Grund gekommen war, wie sie.
    Scheiße“, murmelte Hanna, zog sich in eine sich bietende Ecke des Gehwegs zurück und winkte dem Turianer auffällig unauffällig zu. Er änderte seinen Kurs, was ihre Vermutung bestätigte.
    Was machen Sie denn hier?“, fragte die Blondine mit gedämpfter Stimme.
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  14. #74
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol
    Das Gesicht in ihrem Haar vergraben, sein Kinn auf ihrer Schulter, seufzte er. Auf eine müde, nein, vollkommen erschöpfte Weise. Irgendwie auch ein wenig schuldbewusst, weil er ihr vermutlich viel zu viel zugemutet hatte. "Ich liebe dich.", versprach er ihr leise und festigte seinen Griff um ihren Körper noch einmal. Sicherstellend, dass er sie selbst im Schlaf nicht einfach so verlieren würde. "Lass uns immer ehrlich zueinander sein. Ich will-...ich will immer wissen was dich bedrückt und für dich da sein, ja?"


    Sie waren wieder hier. Lagen zusammen in diesem Bett, dass früher auch schon einmal ihm gehört hatte, als er einige Jahre jünger war. Hier war es viel kälter und ruhiger als in Palermo. Alles wollte ihr klarmachen, dass das nicht ihre Heimat war und im selben Moment, tat die unmittelbare Umgebung alles dafür, dass sie sich fühlte, als wäre es Heimat. Es schien komplex. Besonders für sie, die sich mit der Aussage ihres Ex-...nein, ihres Freundes, konfrontiert fühlte und jetzt, in seinen Armen liegend, noch heftiger weinte als vorher. Schwerer. Als käme ein neuer Schwall über sie hinweg dem sie nicht standhielt. "-...mmhm..". Sie konnte nicht. Sie sollte, hatte es versprochen, aber konnte es nicht. Ehrlich sein? Doch, aber nicht-..nicht SO ehrlich sein. Nicht jetzt. Nicht hierüber.
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  15. #75
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Sie waren wieder hier. Lagen zusammen in diesem Bett, dass früher auch schon einmal ihm gehört hatte, als er einige Jahre jünger war. Hier war es viel kälter und ruhiger als in Palermo. Alles wollte ihr klarmachen, dass das nicht ihre Heimat war und im selben Moment, tat die unmittelbare Umgebung alles dafür, dass sie sich fühlte, als wäre es Heimat. Es schien komplex. Besonders für sie, die sich mit der Aussage ihres Ex-...nein, ihres Freundes, konfrontiert fühlte und jetzt, in seinen Armen liegend, noch heftiger weinte als vorher. Schwerer. Als käme ein neuer Schwall über sie hinweg dem sie nicht standhielt. "-...mmhm..". Sie konnte nicht. Sie sollte, hatte es versprochen, aber konnte es nicht. Ehrlich sein? Doch, aber nicht-..nicht SO ehrlich sein. Nicht jetzt. Nicht hierüber.


    "Ist schon gut.", versicherte er noch einmal. Beinahe mit denselben Worten, die er schon benutzt hatte. Und sagte sie wieder. Sie alle. "Ich liebe dich. Wirklich. Alles ist gut.", versprach er. Hoch und heilig. Und schloss selbst die Augen. Unwissend, ob er diesen ruhigen und sehr erholsamen Schlaf, dem er bald verfiel, überhaupt verdient hatte.
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  16. #76
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Ist schon gut.", versicherte er noch einmal. Beinahe mit denselben Worten, die er schon benutzt hatte. Und sagte sie wieder. Sie alle. "Ich liebe dich. Wirklich. Alles ist gut.", versprach er. Hoch und heilig. Und schloss selbst die Augen. Unwissend, ob er diesen ruhigen und sehr erholsamen Schlaf, dem er bald verfiel, überhaupt verdient hatte.



    Nichts davon war es. Sie drehte sich sprichwörtlich im Kreis, wollte ihn in diesen nicht mit reinziehen und tat es dann doch. Luci versuchte sich zu beruhigen, die Wellen, die über ihren Rücken schwappten wie die Gicht des Meeres ignorieren, wenigstens zur Seite schieben, lernen durchzuatmen. Aber wie. Eine immerwährende Frage. Wie.

    Eigentlich konnte sie froh sein, dass ihr Geheule Leif nicht wach hielt und sie schließlich selbst ins Land der Träume zog. Ihr Körper an irgendeinem Punkt abschaltete. Resignierte. Aufgab. Und sie einschlief.

    Neben ihm schlief sie wie ein Stein. Lange, tief, leider nie gänzlich traumlos. Sie wusste nicht ob er es mitbekam, aber ihr Körper war die Nacht durch unruhig, zuckte, ebenso wie ihre Augenlider immer wieder und deuteten an, dass sie Träume gehabt hatte, an die sie sich zum Glück beim Aufstehen nicht mehr erinnern würde. Sie wusste nur, dass sie schwitzte, obwohl es hier kaum Palermo-warm war. Und sie so lange, so intensiv schlief, dass sie erst aufwachte, lange und ungern, als sie etwas kitzelte. Luci war nicht klar, was es war. Was sie irritierte und zum Aufstehen zwingen wollte. Und ging dazu über sich instinktiv die Decke über den Kopf zu ziehen, sodass nur noch ein schwarzer Schopf am oberen Ende des hellen Lakens hervorlugte.
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  17. #77
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Nichts davon war es. Sie drehte sich sprichwörtlich im Kreis, wollte ihn in diesen nicht mit reinziehen und tat es dann doch. Luci versuchte sich zu beruhigen, die Wellen, die über ihren Rücken schwappten wie die Gicht des Meeres ignorieren, wenigstens zur Seite schieben, lernen durchzuatmen. Aber wie. Eine immerwährende Frage. Wie.

    Eigentlich konnte sie froh sein, dass ihr Geheule Leif nicht wach hielt und sie schließlich selbst ins Land der Träume zog. Ihr Körper an irgendeinem Punkt abschaltete. Resignierte. Aufgab. Und sie einschlief.

    Neben ihm schlief sie wie ein Stein. Lange, tief, leider nie gänzlich traumlos. Sie wusste nicht ob er es mitbekam, aber ihr Körper war die Nacht durch unruhig, zuckte, ebenso wie ihre Augenlider immer wieder und deuteten an, dass sie Träume gehabt hatte, an die sie sich zum Glück beim Aufstehen nicht mehr erinnern würde. Sie wusste nur, dass sie schwitzte, obwohl es hier kaum Palermo-warm war. Und sie so lange, so intensiv schlief, dass sie erst aufwachte, lange und ungern, als sie etwas kitzelte. Luci war nicht klar, was es war. Was sie irritierte und zum Aufstehen zwingen wollte. Und ging dazu über sich instinktiv die Decke über den Kopf zu ziehen, sodass nur noch ein schwarzer Schopf am oberen Ende des hellen Lakens hervorlugte.


    Es war ein gutes Gefühl. Er wusste nicht einmal was es war, aber es war gut. Einfach-...dieses Gefühl. Zwischen seinen Händen. In seinem Armen. Der Geruch. Die Art wie-...warm es war. Wie behaglich, ja, er fühlte sich einfach so unglaublich wohl wie eine ganze Ewigkeit nicht mehr und als er die Augen öffnete, seine Pupillen sich weiteten, da wusste er sofort warum. Er schloss sie wieder, seufzte herzhaft und presste seine Nase gegen ihre Schläfe, an ihr Ohr, ihr Gesicht, diese weiche, feine Haut. Sie war hier. Sie war wirklich-...wirklich hier bei ihm. Es war unglaublich. Keine Einbildung. Dafür war es zu gut. Einfach dieses Gefühl. Ohja. Nur...nur dieses Gefühl. Sie. Wie sie sich zu bewegen begann. Ihn vielleicht loswerden wollte, aber nicht konnte, weil er sie so fest einrahmte und wieder seufzte, als sie sich weiter bewegte und diese Decke über ihren Kopf zog, dabei aber kaum ansatzweise ganz über seinen, sondern ihm stattdessen das obere Ende der Bettdecke ins Auge schlug und ihn lachen ließ. Es war Luci. Wie könnte er nicht?

    Wie könnte er sie nicht fester an sich binden, so wie schon am Abend zuvor, sie küssen und ihr diese drei liebevollen Worte ins Ohr säuseln.
    AeiaCarol ist offline

  18. #78
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Es war ein gutes Gefühl. Er wusste nicht einmal was es war, aber es war gut. Einfach-...dieses Gefühl. Zwischen seinen Händen. In seinem Armen. Der Geruch. Die Art wie-...warm es war. Wie behaglich, ja, er fühlte sich einfach so unglaublich wohl wie eine ganze Ewigkeit nicht mehr und als er die Augen öffnete, seine Pupillen sich weiteten, da wusste er sofort warum. Er schloss sie wieder, seufzte herzhaft und presste seine Nase gegen ihre Schläfe, an ihr Ohr, ihr Gesicht, diese weiche, feine Haut. Sie war hier. Sie war wirklich-...wirklich hier bei ihm. Es war unglaublich. Keine Einbildung. Dafür war es zu gut. Einfach dieses Gefühl. Ohja. Nur...nur dieses Gefühl. Sie. Wie sie sich zu bewegen begann. Ihn vielleicht loswerden wollte, aber nicht konnte, weil er sie so fest einrahmte und wieder seufzte, als sie sich weiter bewegte und diese Decke über ihren Kopf zog, dabei aber kaum ansatzweise ganz über seinen, sondern ihm stattdessen das obere Ende der Bettdecke ins Auge schlug und ihn lachen ließ. Es war Luci. Wie könnte er nicht?

    Wie könnte er sie nicht fester an sich binden, so wie schon am Abend zuvor, sie küssen und ihr diese drei liebevollen Worte ins Ohr säuseln.


    "Hmm--..", war es ein, was, ein Grummeln? Ein seltsames Geräusch wie von einem Ungeheuer, hausend in einer Höhle, dass nun erwachte. Aber man erwartete nichts von diesem scheinbaren 'Monster', denn es hatte kaum die Größe eines Hamsters, wenn man es mit dem Hünen vergleich, der neben ihr lag. Aber-...es drehte sich. Langsam. Unter einem noch größeren Raunen, noch immer mit dem Kopf unter der Decke, jetzt aber ihm zugewandt statt abgewandt. Es brauchte. Alles brauchte Zeit und noch mehr Ausdauer um zu realisieren, dass der Geruch der sie umgab einem lebenden, warmen, atmenden Mann gehörte. Leif gehörte. Und sie ihn spüren konnte. Ihre Stirn irgendwann sein Schlüsselbein erreichte und dort blieb, sie sich aber nicht die Mühe machte, die Decke von sich zu ziehen. Aber etwas wie ein Wunder schien zu geschehen. Sie lächelte. Unbemerkt und leicht, versteckt unter der Decke, aber sie lächelte, weil sie realisierte, dass er hier war.
    Eine kleine Hand setzte sich an seine Brust. Das 'Monster' schlug zu. Griff nach ihm. Krallte sich sanft in seine Haut und sonderte ein wenig bedrohliches..."schnurren" ab. Ihn traf ein Kuss. Frontalangriff. Noch einer. Viel zu langsam reichten die verwaschen-langsamen Küsse höher, bis zu seinem Hals, der Unterseite des Kinns und hier, genau hier, klappte die Decke sanft nach hinten und gab sie, vorsichtig, etwas frei.

    Sie brauchte Zeit, bis sich die Augen öffneten. Ihr Grün in seine Richtung sah und sie wusste, dass die Welt wenigstens eine Sache richtig gemacht hatte: Ihr diesen Mann zurück zu geben. Endlich.
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  19. #79
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Es gefiel ihm. Dieses winzige Monster, dessen Lippen seinen Hals eroberten. Leif musste lachen, weil es nun ihn kitzelte. “..perfekter kann man nicht wach werden.“, säuselte er verwaschen und gab einen Kuss zurück. Zwei. Unwissend, wohin genau. Er wollte bleiben. Genau so. Genau hier. Bei ihr.
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  20. #80
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    Es gefiel ihm. Dieses winzige Monster, dessen Lippen seinen Hals eroberten. Leif musste lachen, weil es nun ihn kitzelte. “..perfekter kann man nicht wach werden.“, säuselte er verwaschen und gab einen Kuss zurück. Zwei. Unwissend, wohin genau. Er wollte bleiben. Genau so. Genau hier. Bei ihr.


    Zwei weitere folgten sofort, einander keine Zeit gebend etwas anderes zu tun. Und vielleicht war genau das auch gut, denn sobald sie diesem ganzen Konzept hier zu viel Luft gaben, waren sie wieder auf einer unsicheren Basis und keiner würde so recht wissen, wie man ab dort hatte weitermachen wollen. Deshalb beließ sie es dabei. Wollte die Zeit genießen bis ihre Gedanken aufwachten, ihre Schuld, all das, was sie hatte übermüdet einschlafen lassen. Der nächste Kuss folgte dem vorherigen, bis es unzählige wurden, die Hand weit nach dem Kopf aus der Decke kroch und sie ihn irgendwann, nein, eher sich selbst, stoppte und den Finger zwischen sie auf seine Lippen legte. Leicht lächelte. Wirklich nur leicht. Und ihn dann einfach nur ansah. Nichts sagte. Nichts kommentierte und ihn auch nicht mehr küsste. Sondern nur da lag, ihm gegenüber, den Finger sanft sinken ließ, fast unscheinbar an seinen Kiefer setzte und ihn Minutenlang nur ansah.

    Nicht bedrohlich. Nicht einmal wertend. Wenigstens jetzt blieben die Tränen weg, sie beobachtete ihn nur, aufmerksam, als würde sie einen hübschen Vogel beobachten, wobei das-...vermutlich wertender wirkte als es war. Sie tat das nicht. Vielleicht nie und ja, deshalb war ihr klar wie eigenartig es wirken musste, aber es war...schön. Ihn zu sehen. Anzusehen. Einfach nur anzusehen und zu wissen, dass diese perfekt grauen Augen wahrnahmen, wer vor ihnen lag. Sie wahrnahmen.

    "-..ich hab dich nie einfach nur so angesehen.", sprach sie leise, einige sehr sehr leise Minuten später in denn man nichts hörte außer leisen Atem, den Wind, ein paar Vögel die draußen in den Bäumen zwitscherten und vereinzelte Schritte von Menschen auf einer sehr ruhigen Straße. "...das ist schön."
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