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  1. #61
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Ok. Moment. Zora blinzelte. Sie glaubte sich verhört zu haben. "Du hast was?", fragte sie Luceija und hob ein klein wenig ihren eigenen Kopf von der Schulter ihrer Schwägerin. "Du hast ihn doch nicht wirklich angeschossen? Wie meinst du das? Was hat er getan?", ihre Stimme wurde beinahe zittrig. Dafür, dass Luci so etwas bei LEIF tat musste es einen Grund geben, richtig?
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  2. #62
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Ok. Moment. Zora blinzelte. Sie glaubte sich verhört zu haben. "Du hast was?", fragte sie Luceija und hob ein klein wenig ihren eigenen Kopf von der Schulter ihrer Schwägerin. "Du hast ihn doch nicht wirklich angeschossen? Wie meinst du das? Was hat er getan?", ihre Stimme wurde beinahe zittrig. Dafür, dass Luci so etwas bei LEIF tat musste es einen Grund geben, richtig?


    Ihr Blick wurde abermals gradliniger. Bedrückter. Sie atmete wieder so zittrig, und als sie gerade ausatmete, gestand sie: "-..ich hab-...ich bin-...ich bin durchgedreht. Weil er-...er wollte gehen, er-...ist-..gegangen, mit-..ohgott-...".
    Es war als wäre sie wieder da. Erneut. In diesem Gang, als Leif an ihr vorbei rauschte, bis zur Haustür lief, sich nicht irritieren ließ, wie sie ihn schubste und weiter anschrie. An der Tür stand und seine Neue Zähneklappernd hinter ihm. Er gab sie nicht frei. Kam mit den üblichen, beschissenen Floskeln, dass 'sie damit nichts zu tun habe'. Schwachsinn. Sie alle hatten ihre Finger mit in der Sache. Eine Beziehung baute sich nicht einseitig auf. Vor allem nicht so. Während er ihr alles über Luci verriet. Dinge, die sie rein gar nichts an gingen. Er wollte gehen. Wie hätte sie das zulassen können. Sie wusste, dass sie nichts ohne ihn war.

    "Er ist mit seiner Freundin gegangen. Er hat sich-...er hat sich für sie entschieden. Er kommt nicht zurück."
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  3. #63
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    “Das kann nicht sein.“, sagte Zora sofort. Aber es war nicht Unglauben, sondern Gewissheit. War es Gewissheit? James Infos waren nicht viele, aber sie waren recht präzise. „Leif ist vor einer Woche nach Stockholm geflogen. Er hatte nichts außer seiner Papiere dabei. Kein registriertes Gepäck, gar nichts.“, erklärte sie und es klang als wäre sie ein hochkarätiger Spion. In Wahrheit kannte James einfach alles und jeden und hatte eine Stunde lang gebraucht um zu wissen wo Svensson zuletzt seine Kreditkarte benutzt hatte und wofür. Moment-…KANNTE James alles und jeden oder war er der Spion? Die Britin wollte nicht zu tief in dieses Loch hinabsteigen. „Er ist hier behandelt worden, hat sich dann krankgemeldet und kommt seitdem nicht mehr zur Arbeit. Er hat lediglich drei Dinge getan in den letzten vier Wochen: Eine Menge Essen bestellt, dann in einem überteuerten Restaurant hier in Palermo Wein getrunken, ebenfalls allein und am Ende ist er ins Shuttle gestiegen…“, sie glaubte nicht, dass James all das hatte herausfinden können, aber sie hatte einen Verdacht wer es konnte. James und Cypher waren sich immer verdammt grün gewesen. „Für mich klingt das nicht nach einer Freundin. Hast du sie gesehen? Woher hatte er die?“
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  4. #64
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    “Das kann nicht sein.“, sagte Zora sofort. Aber es war nicht Unglauben, sondern Gewissheit. War es Gewissheit? James Infos waren nicht viele, aber sie waren recht präzise. „Leif ist vor einer Woche nach Stockholm geflogen. Er hatte nichts außer seiner Papiere dabei. Kein registriertes Gepäck, gar nichts.“, erklärte sie und es klang als wäre sie ein hochkarätiger Spion. In Wahrheit kannte James einfach alles und jeden und hatte eine Stunde lang gebraucht um zu wissen wo Svensson zuletzt seine Kreditkarte benutzt hatte und wofür. Moment-…KANNTE James alles und jeden oder war er der Spion? Die Britin wollte nicht zu tief in dieses Loch hinabsteigen. „Er ist hier behandelt worden, hat sich dann krankgemeldet und kommt seitdem nicht mehr zur Arbeit. Er hat lediglich drei Dinge getan in den letzten vier Wochen: Eine Menge Essen bestellt, dann in einem überteuerten Restaurant hier in Palermo Wein getrunken, ebenfalls allein und am Ende ist er ins Shuttle gestiegen…“, sie glaubte nicht, dass James all das hatte herausfinden können, aber sie hatte einen Verdacht wer es konnte. James und Cypher waren sich immer verdammt grün gewesen. „Für mich klingt das nicht nach einer Freundin. Hast du sie gesehen? Woher hatte er die?“


    Luceija hörte es sich an, es regulierte wenigstens wieder ein wenig ihren Puls runter. Ein wenig. Sie blieb hellhörig genug, aber es schien abzuprallen. Nicht verwunderlich. "Dio-..", keuchte sie hervor. Sie blieb weiter an Zora gekuschelt im Bett. Ließ zu, dass sich ihr Kopf oberhalb ihrer Brust ablegte. Starrte geradeaus. So fertig mit den Nerven. Der Welt. Allem. Ihre Stimme war zu einem monotonen, rauen Geräusch geworden. Sprach sehr leise. Sie war nie die Person gewesen die gut zeigen konnte wie dankbar sie war. Aber sie war es, dass sie so bei ihr liegen konnte. Dass sie da war. Und Gil eindeutig die richtige Frau geheiratet hatte.
    "...wenn er Wein bestellt hat, dann war er nicht alleine.", war ihr klar. Dachte, ihn zu kennen. Glaubte diesem Spionage-Drahtseilakt so wenig wie ihrem eigenen Herzen. Sie beide hatten viel zu viel in Vergangenheitsfloskeln gesprochen. Es viel zu sehr für beendet erklärt und Leif schien sich sehr sicher gewesen zu sein. Zu sicher. Und sie hatte mit diesem Schuss alles besiegelt. Wirklich alles.
    "Von hier-..", wisperte sie, "-...er hat sie von hier. Offenbar lief es schon, da war ich noch nicht mal in Palermo.". Sie seufzte, schloss ihre Augen und presste neue Tränen hervor. "-...ich habs gehört, okay?! Ich hab gehört, wie sie gefickt haben, die GANZE-....die ganze Nacht lang. Ich hab sie dann gesehen. Wie er sie angesehen hat. Gelächelt hat, als sie sagte, das sie ihm vier Kin-...". Sie stoppte. Wurde noch etwas ruhiger. Schluchzte wieder. Es tat mehr als einfach nur weh. Sie brach immer aufs Neue auseinander. Wimmerte eine ganze Zeit lang. Bitter. "--...mi manca così tanto... . --...er fehlt mir so sehr-.. ."
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  5. #65
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    Zora tätschelt den Schopf der Neunundzwanzigjährigen und säuselte beruhigend auf sie ein. Ihre beste Chance waren die Gegenargumente die sie hatte. “Er ist allein dort gewesen und er ist allein geflogen. Ich würde meinen rechten Arm auf diese Info verwerten, aber den brauchst du ja gerade.“, gab sie bekannt und man merkte irgendwie ein wenig, dass sie schon Mutter war. Und damit irgendwie wusste wovon sie sprach. Es wenigstens glaubte zu wissen. „Sieh dir euer Baby an. Schlaf eine Nacht darüber. Schlaf über alles was ich dir gerade gesagt habe. Und wenn dir der Name des Miststücks einfällt, dann sag ihn mir.“, bat Zora ganz und gar ruhig. “Ich meine-…Im Leben deines Bruders gibt es hin und wieder auch andere Frauen, schätze ich. Es gibt Paare die so sind. Ich denke nicht, dass das irgendetwas über Leif und dich aussagt, außer dass ihr eine Menge unausgesprochener Probleme habt.“
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  6. #66
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    Zora tätschelt den Schopf der Neunundzwanzigjährigen und säuselte beruhigend auf sie ein. Ihre beste Chance waren die Gegenargumente die sie hatte. “Er ist allein dort gewesen und er ist allein geflogen. Ich würde meinen rechten Arm auf diese Info verwerten, aber den brauchst du ja gerade.“, gab sie bekannt und man merkte irgendwie ein wenig, dass sie schon Mutter war. Und damit irgendwie wusste wovon sie sprach. Es wenigstens glaubte zu wissen. „Sieh dir euer Baby an. Schlaf eine Nacht darüber. Schlaf über alles was ich dir gerade gesagt habe. Und wenn dir der Name des Miststücks einfällt, dann sag ihn mir.“, bat Zora ganz und gar ruhig. “Ich meine-…Im Leben deines Bruders gibt es hin und wieder auch andere Frauen, schätze ich. Es gibt Paare die so sind. Ich denke nicht, dass das irgendetwas über Leif und dich aussagt, außer dass ihr eine Menge unausgesprochener Probleme habt.“


    Sie wollte gegenhalten. Sagen, dass sie beide, Leif und sie, nicht so waren. Andere Paare oder Partner nicht gebraucht hätten. Aber irgendwie war sie sich da nicht mehr so sicher, wenn sie weiter darüber nachdachte.

    Luceija blieb ruhig. Sie weinte stumm weiter. Wie viele Tränen das Shirt ihrer Schwägerin schon aufgetrocknet hatte, wusste sie nicht. Ernsthaft nicht, aber es mussten Millionen gewesen sein und waren trotzdem nicht genug. Unwissend, woher die Blonde so viel Positivität in einer Situation aufbringen konnte, die einfach nur erschreckend erschien.

    Ihre Augen schlossen sich wieder. Die Lippen bebten erneut sanft. "Oh, Dio. È il nostro bebè. Ohgott. Es ist unser Baby.". Wieder war es ihre Hand, die sich hob und an ihre Augen legte. Wieder weinte sie. Schon wieder. Immer noch. Die Vorstellung, dass da etwas war, dieses letzte, winzige bisschen, dass sie von Leif hatte, war genauso schön wie schrecklich. Und ließ sie völlig hilflos zurück, wie sie weitermachen und damit umgehen sollte.
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  7. #67
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    “Das ist es.“, flüsterte Zora. Sie hatte lang gebraucht um das zu erfassen. Nicht nur wegen Luceijas eindeutiger Akte, nein. Es schien so wenig in ihr Leben zu passen und doch hatte Zora keine Sekunde damit verbracht sich um dieses Kind zu sorgen. Nicht im Ansatz. Leif war sicher seinem Sohn schon ein guter Vater gewesen und Luceija war immerzu die Frau gewesen die-…verbissen für das kämpfte was sie schützen wollte. Ja. Da war die Sucht, aber Zora war zu positiv um nicht daran zu glauben, dass ihre Schwägerin es schaffen konnte. Im Zweifel auch ohne Vater. „Es ist winzig klein, aber ich habe kurz das Herz gehört. Ich hätte der Ärztin sonst kaum glauben können.“
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  8. #68
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    “Das ist es.“, flüsterte Zora. Sie hatte lang gebraucht um das zu erfassen. Nicht nur wegen Luceijas eindeutiger Akte, nein. Es schien so wenig in ihr Leben zu passen und doch hatte Zora keine Sekunde damit verbracht sich um dieses Kind zu sorgen. Nicht im Ansatz. Leif war sicher seinem Sohn schon ein guter Vater gewesen und Luceija war immerzu die Frau gewesen die-…verbissen für das kämpfte was sie schützen wollte. Ja. Da war die Sucht, aber Zora war zu positiv um nicht daran zu glauben, dass ihre Schwägerin es schaffen konnte. Im Zweifel auch ohne Vater. „Es ist winzig klein, aber ich habe kurz das Herz gehört. Ich hätte der Ärztin sonst kaum glauben können.“


    Ihr Einatmen klang so leidig wie das Ausatmen. Sie hatte Angst. Zu behaupten, dass dieser Gedanke einer Frau wie ihr keine Angst machen konnte war utopisch. Denn ja, es passte so wenig in dieses Leben, dass sie bisher geführt hatte. So überhaupt nicht. Aber sie hatte Angst. Davor, dass sie sich verlieben würde. Dass sie es sehen würde, hören würde, und entgegen allen rationalen Abwägungen, gegen alle Gefahren und jeden Verstand irgendwie ihr Herz verlieren würde. Sie wusste, dass sie nicht das Richtige für ein Kind war. Eigentlich das schrecklichste Los. Aber sie hatte sich in Leif verliebt. So-...schmerzlich stark. Dass sie das Gefühl hatte, es ihm-..oder besser, diesem Kind, es wenigstens zu schulden, ihm-..ihr-...in die "Augen" zu sehen. Vielleicht war es ein Fehler. Aber sie nahm sehr, sehr, sehr langsam die Hand ihrer Schwägerin. Schob ihr die eigene unter. Mit viel zu schwachem Griff. Und verdrückte weitere Tränen, schloss sogar kurz die Augen, als sie-.."...okay...", flüsterte. Und die Panik wuchs unaufhörlich.
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  9. #69
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    “Okay.“, wiederholte Zora und nahm die Hand der Italienerin an.
    Es dauerte. Irgendwie zermürbend lang. Selbst auf die Nutzung des Rufknopfes hin kam die Ärztin erst nach einer halben Stunde und Zora sorgte sich um Luceijas Gemütszustand. Das Weinen war vielleicht weniger geworden, aber immer wieder kamen Spitzen aus Schluchzen und Wimmern hervor und führten zu minutenlangen Krämpfen voller Tränen. Sie hatte so viel versprochen, aber in Wahrheit hatte sie wenig Ahnung ob Leif tatsächlich wiederkommen würde. Zu finden wäre er letztlich sicher leicht. Er war in seiner Heimat verwurzelt, hatte Familie, aber möglicherweise würde er genau dort bleiben wollen. Nichts was Zora ihrer Schwägerin sagen wollte. Nicht jetzt, wo die Ärztin das Zimmer betrat. Sie machte ein freundlich fragendes Gesicht und faltete die Hände ineinander. “Könnten Sie sie das Kleine sehen lassen?“, wollte die Britin wissen. “Ja, aber natürlich.“, sagte DeLuca freundlich und wohl irgendwie auch ein bisschen begeistert.
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  10. #70
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    Charis

    Yuika schaute kurz zu, wie die befreiten Frauen nach kurzen Zögern sich an dem Loch anstellten um endlich das verhasste Schiff zu wechseln.
    "Na dann, ab ins Loch.", meinte die vorderste Prostituierte und kroch in den Ausgang hinein.
    "Ich wette das hat dein letzter Freier auch gesagt.", kommentierte die menschliche Prostituierte welche gerade ihren Kippenstummel wegwarf.
    "Ha, der war gut. Erinnere mich daran dir auf der anderen Seite in den knochigen Arsch zu treten.", erwiderte die Asari während sie im Tunnel verschwand. Ein schmales Lächeln schob sich auf Yuikas Gesicht. Der Aussicht auf Freiheit schien die Gemüter zu erhellen.
    Von Charis angesprochen gab sie dieser mit einer Kopfbewegung zu verstehen ihr zu folgen. Sie gingen ein paar Schritte abseits der Traube.
    "Lebend erschien er mir nützlicher als tot. Es ist nie gut in einem steuerlosen Schiff zu sein, auch wenn sein Copilot das ganze erschwert hatte. Aber dem sind sie ja augenscheinlich im Orbit begegnet.", erwiderte sie und lehnte sich leicht gegen eine Kiste. Das der Kroganer bei der angesichts der puren Größe des Raumes Charis Flugbahn kreuzte war eine unterhaltsame stochastische Absurdität.
    "Allerdings hat sich seine Nützlichkeit wohl erfüllt wenn wir ablegen. Ich bezweifle das er Informationen hat die Orlowski-san interessieren. Alles wird zweifelslos über Mittelsmänner laufen. Und die Daten seines Logs und Kommlinks habe ich mir schon besorgt. Ich sehe also keinen Grund ihn mitzunehmen.", erklärte sie nach kurzer Bedenkzeit. Chiko kam aus dem hinteren Bereich des Schiffes geflogen und waberte nun etwas hinter der Japanerin, seine Optiken langsam zwischen ihr und Charis bewegend. Das Kommlink der Söldnerin blinkte kurz auf und verschwand dann wieder.
    "Sein Problem ist, er kennt mein Gesicht, meinen Namen, ihren Namen und ihr Schiff. Mehr Informationen als mir lieb sind. Nicht das er so dumm wäre sein Versagen groß jemanden zu erzählen..aber Leute wie er fangen unter Druck an zu reden. Das wäre problematisch.", meinte sie dann.
    "Das Schiff selbst..nun Schiffe wechseln doch dauernd ihren Besitzer. Ihr eigenes Schiff ist da ja selbst ein gutes Beispiel. Wenn die Karadaan unter neuen Namen plötzlich in den Terminus Systemen auftaucht..fragt keiner nach wo es her kommt.", fügte sie schmunzelnd an.
    "Falls sie also jemanden kennen der verrückt genug ist herrenlose Schiffe im batarianischen Sektor zu bergen..meinen Segen haben sie. Für eine kleine Beteiligung an der Vermittlung natürlich. Immerhin habe ich quasi in der Hülle gesteckt und stinke jetzt vermutlich wie aus dem Treibstoffdepot gekrochen.", teilte sie der Asari freundlich mit, um einer eventuellen Frage direkt vorzukommen.
    Orlowski-san hatte ihr in dieser Sache freie Hand gelassen und sie sah nicht wie dieser Aspekt ihren Interessen zuwiderhandeln würde. Die Deutsche mochte immerhin zufriedene Mitarbeiter.

    "Also..ohne drängeln zu wollen. Wie lange soll diese Aktion noch dauern. Nicht nur das ich sie loswerden möchte, aber je länger wir hierbleiben desto mehr stecken wir in der Scheiße.", hörte sie plötzlich Damien in ihrem Ohrimplantat funken. Die Asiatin schnaubte verächtlich. Steckte er das schon nicht längst.
    "Sie stehen schon bis zum Hals drinnen, was soll da noch schlimmer werden?", fragte sie vorsichtig desinteressiert klingend.
    "Batarianische Patrouille, vielleicht. Wobei, wenn die ihren kleinen Arsch aufreißen habe ich noch meinen Spaß." erwiderte der Batarianer kühl.
    "Ich komme ins Cockpit.", erwiderte Yuika knapp und schloß den Kanal. Sie drehte sich zu Charis um.
    "Nun, wenn Fortuna einem die Tür aufhält, dann nur um sie einem ins Gesicht zu schlagen. Planänderung. Mein forcierte Verbündeter scheint Patrouillenfunk zu empfangen.", erklärte sie mit ruhiger Stimme und stieß sich von der Wand ab.
    "Ich schau mir das an, sorgen sie dafür das sich die Damen beeilen. Am Besten ohne das Panik ausbricht. Gehen sie dann auch rüber und machen sie das Schiff abflugbereit. Aber seien sie bitte so lieb und warten auf mich, ja?", sagte Yuika und lächelte höflich.
    Sie nickte der Asari kurz zu und schritt dann entschlossen in Richtung Cockpit.

    "Also Damian-san, weswegen die Hosen voll?", erkundigte sie sich beim Batarianer. Dieser blieb stumm und stellte den vorherigen Kanal lauter.
    Erneutes Stimmgewirr war zu hören. Immer noch unverständlich aber bedeutend klarer und strukturierter.
    "Patrouillen. Herrlich. Es verwundert mich das sie mich informieren. Sie hätten uns doch sicher irgendwie an die verkaufen können und sich rausreden können.", bemerkte sie verwundert und trat an seinen Sitz heran. Der Batarianer lachte dreckig.
    "Ja, genau. Und sie sprengen bei erster Gelegenheit meinen Kopf. Das ist mir die Genugtuung nicht wert. Außerdem kann so eine Begegnung für mich auch scheiße laufen. Gibt viele Arschlöcher beim Militär.", erklärte er grimmig und rieb sich leicht den Hinterkopf.
    "Ich bin kein Idiot, ich weiß das sie mir in den Kopf schießen wollten bevor sie das Schiff verlassen. Fair genug, ich würde das selbe in ihrer Situation tun. Aber wie wäre es damit. Sie schießen mir nicht in den Kopf bevor sie das Schiff verlassen..und ich mache die Biege. Vielleicht lenke ich damit die Aufmerksamkeit der Patrouille auf mich, die Chancen stehen 50:50. Ich habe keine Ahnung für wen sie arbeiten und werde sicher nicht damit prahlen von einer einzelnen Menschenfrau ausgenommen worden zu sein. Also keine große Gefahr wenn ich es schaffe abzuhauen. Was sagen sie Menschlein?", schlug der Batarianer äußerst lebensbejahend vor. Yuika schaute ihn ausdruckslos an.
    "Wie ritterlich. Ich würde natürlich ihren Funk stören, damit sie nicht doch einen kleinen Deal aushandeln. Außerdem macht es sie für die Patrouille verdächtig, sobald sie ihre Sensoren auf uns richten. Vielleicht sende ich noch ein kleines Signal von ihrem Schiff aus.", erwiderte sie stoisch, woraufhin Damien kurz knurrte.
    "Klingt...fair.", entgegnete er wenig begeisternd, diese Option vermutlich wirklich für sich gesehen habend. Yuika nickte dann, sehr knapp.
    "In Ordnung. Wir haben einen Deal. Ich schieße ihnen nicht vor dem verlassen des Schiffes in den Kopf und sie hauen mit ÜLG ab sobald wir abgekoppelt haben. Dann sehen und hören wir nie wieder voneinander. Einen besseren Deal kriegen sie nicht von mir."
    "Besser so als tot, nehme ich an. Und glauben sie mir, ich will garantiert nie wieder was von ihnen sehen oder hören.", stimmte Damien zu.
    "Da müssen sie sich keine Sorgen machen. Sobald es so scheint das deren Sensoren uns erfasst haben will ich es sofort von ihnen wissen. Sonst platzt nicht nur unser Deal.", fügte sie dann bestimmend an und trat aus dem Cockpit.
    "Charis, wir scheinen wohl wirklich in Kürze Gesellschaft zu bekommen. Eine die wir vermeiden wollen. Wie sieht aus beim schleusen?", erkundigte sie sich bei der Asari.


    Vorsicht, Mädel, Vorsicht!“, rief Charis, die frisch angezündete Zigarette im Mundwinkel klebend. „Das ist das verfluchte Weltall da draußen.
    „Das musst du mir nicht sagen“, erklärte die erste Nutte, die vorlaute Asari und kroch voraus. „Unbequemer ging es wohl nicht?“, rief sie aus dem Tunnel heraus.
    „Schnauze halten und konzentrieren“, maulte eine andere Prostituierte. Was für ein Umgangston, dachte sich die Asari rauchenderweise. Eine Nutte nach der anderen kroch durch den Tunnel. Die Hälfte war schon drüben, als Yuika einen Funkspruch aus dem Cockpit schickte.
    Ah, verstehe. Gut die Hälfte ist durch.
    Charis klatschte in die behandschuhten Hände.
    Los, Ladies, Bewegung! Oder wollt ihr wieder in eure Stase zurück?
    Charis bereute ihren Ansporn in dem Moment, in dem sie den Satz beendet hatte. Die vorher bestehende positive Grundhaltung der auf der Karadaan verbliebenen Mädchen ging in plötzlicher Panik unter. Drei Frauen auf einmal stürzten sich gen Ausgang.
    Hey! Nicht so schnell. Eine nach der anderen. HEY!
    Charis schritt ein und packte eine der menschlichen Damen bei ihren Extensions. Es gab ein abreißendes Geräusch und ein „Bah!“ von Charis, die das falsche Haar abschüttelte, als habe sie ein ekliges Insekt auf der Hand. Dann packte sie die Schulter der Frau, die schon halb im Kanal steckte und zog sie zurück.
    Nicht so schnell, hab ich gesagt!
    Geschrei vom anderen Ende des Tunnels, auf der Seite der Renacimiento wurde laut.
    „Helft ihr! Hilfe!“
    Charis steckte den Kopf in die Röhre und sah eine Frau an einen Ring geklammert. Die in der Schwebe gehaltene Leitersprosse hüpfte bedrohlich auf und ab, gezogen vom Gewicht der Frau und durch die Fangstrahlen in Linie gehalten.
    Zieht sie hoch!“, rief Charis. „Los jetzt!
    Keine der Frauen bewegte sich, nur die vorlaute Asari auf der Renacimiento machte einen schwachen Versuch.
    Weg da“, befahl die Schmugglerin und kroch nun selbst in den Tunnel. Die Prostituierte, ebenfalls eine Asari, hing mit letzter Kraft am Ring.
    „Helfen Sie mir“, flehte sie keuchend und schaute Charis aus in Panik geweiteten Augen an.
    Ganz ruhig“, sagte die Schmugglerin, obwohl sie selbst nicht wusste, was sie tun sollte. Die knappe, aufreizende Wäsche der Frau bot nicht ansatzweise eine Möglichkeit, sie hochzuziehen. „Zieht das Seil von der Winde!“, rief sie Richtung Renacimiento.
    „Welches Seil?“, kam es zurück.
    Da ist eine Winde mit einem Seil aus gedrehtem Stahl. Entsichert die Halterung und zieht es her."
    „Ich… ich kann nicht mehr…“, presste die Asari hervor.
    Geben Sie mir Ihre Hand“, sagte Charis, die sich bäuchlings auf zwei Ringe gelegt und einen dritten mit der Linken umklammerte.
    Eine mit rotlackierten Nägeln verschönerte Hand griff nach Charis‘ ausgestreckten, ölbeschmutzten Fingern, während sich die Frauen auf der anderen Seite abmühten, das Kabel loszuziehen. Drei oder vier von ihnen rissen an dem Ende.
    „Es klappt nicht!“
    Ihr müsst die Halterung entsichern, ihr dummen Nutten“, brüllte Charis, nun selbst langsam panisch werdend. Die Hand der Asari entglitt langsam ihren Fingern. Zeige- und Mittelfinger harkten sich ineinander. Charis spürte einen ziehenden Schmerz in ihrer Hand. Dann erkannte sie, dass sich die Schutzbarriere unter der Asari leicht wölbte. Es war ohnehin bemerkenswert gewesen, dass sich die Barriere an die Körperform der Prostituierten angepasst hatte und diese vor dem All schützte. Ein mit Stöckelschuh besetzter Fuß drang nun durch die Barriere. „Nein, festhalten. Ziehen Sie sich hoch!
    „Ich… schaffe es… nicht mehr“, brachte die Asari hervor. Ihr anderer Fuß war nackt, ihre Hacke war abgebrochen, wodurch sie den Halt erst verloren hatte. Als ihre Füße bis zum Knöchel die Barriere durchstießen, schrie sie auf. Das All war so kalt, dass sie beinahe augenblicklich begannen zu erfrieren.
    Sie schaffen das! Ziehen Sie!
    „Laya, kämpf, Laya!“, riefen ihre Kolleginnen auf beiden Schiffen. Charis vernachlässigte ihre eigene Sicherheit. Die Frauen hatten es aufgegeben, das Drahtseil zu befreien und schauten nun mit bebanntem Entsetzen zu, wie die Schmugglerin die Arme der Frau umfasste und an ihnen riss, wie ein Hund an einem Stück Fleisch reißen mochte.
    Kommen Sie, Laya. Kommen Sie schon!“ Charis Zähne waren derart fest aufeinandergepresst, dass sie fürchtete, sie würden zerspringen. Dann gab es einen Ruck und Charis verlor jeglichen Griff. Laya stürzte tiefer. Rote Nägel kratzten über Metall, als sie Halt suchte. Im All gab es keine Schwerkraft, es war die Barriere und die künstliche Schwerkraft, die ihr zum Verhängnis werden würde. Ihre Beine waren bis zum Oberschenkel bereits zu Eis verbrannt. Wenn sie abstürzte – und sie würde abstürzen – würden ein Augenblick der ultimativen Hölle auf sie warten, in dem ihre Lunge von Eiskristallen zerfetzt und durch die Dekompression zerbersten würde. Charis wusste es und Laya wusste es auch. Ihre Augen nahmen plötzlich einen harten, verklärten Blick an. Ihr Blick schraubte sich in Charis‘ Pupillen. Wortloses Flehen, ein Befehl, ein Nicken.
    Charis löste ihre Predator vom Gürtel. Der letzte Blick Layas, ehe die Schmugglerin zum Entsetzen der anderen Frauen abdrückte, war geprägt von tiefstem Bedauern über all die verpassten Chancen im Leben und Dankbarkeit gegenüber der Schmugglerin…

    Charis saß auf einer der an den Boden der Renacimiento geschweißten Frachtkisten und atmete heftig. Die letzte der Frauen war über die Leiter geklettert, verdammt vorsichtig, denn egal wer da auf sie aufmerksam geworden war, ihnen allen war die Gefahr des Alls schlagartig bewusst geworden.
    Alle Frauen sind drüben“, erklärte sie tonlos per Funk. Der Schock des Moments saß noch tief. Das hatte sie nicht erwartet, zumal die ganze Operation hervorragend startete. „Wir… wir haben eine Frau verloren. Laya“, fügte sie dann hinzu und seufzte tief. Es blieb keine Zeit für Trübsal. Wenn die Batarianer sie, eine Schmugglerin, hier aufgreifen würden, wäre das Treiben im toten, kalten Weltraum eine Gnade. Sie erinnerte sich nur äußerst ungern an ihren kurzen Aufenthalt im batarianischen Gefängnis. Zudem wäre ihr das Cockpit jetzt wesentlich lieber. Die Frauen traten Charis nach ihrer Aktion bedeutend feindseliger gegenüber. „Undankbarkeit ist der Welten Lohn“, murmelte Charis eine Binsenweisheit, die älter war, als die galaktische Gemeinschaft.
    Shepard Commander ist offline

  11. #71
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    “Okay.“, wiederholte Zora und nahm die Hand der Italienerin an.
    Es dauerte. Irgendwie zermürbend lang. Selbst auf die Nutzung des Rufknopfes hin kam die Ärztin erst nach einer halben Stunde und Zora sorgte sich um Luceijas Gemütszustand. Das Weinen war vielleicht weniger geworden, aber immer wieder kamen Spitzen aus Schluchzen und Wimmern hervor und führten zu minutenlangen Krämpfen voller Tränen. Sie hatte so viel versprochen, aber in Wahrheit hatte sie wenig Ahnung ob Leif tatsächlich wiederkommen würde. Zu finden wäre er letztlich sicher leicht. Er war in seiner Heimat verwurzelt, hatte Familie, aber möglicherweise würde er genau dort bleiben wollen. Nichts was Zora ihrer Schwägerin sagen wollte. Nicht jetzt, wo die Ärztin das Zimmer betrat. Sie machte ein freundlich fragendes Gesicht und faltete die Hände ineinander. “Könnten Sie sie das Kleine sehen lassen?“, wollte die Britin wissen. “Ja, aber natürlich.“, sagte DeLuca freundlich und wohl irgendwie auch ein bisschen begeistert.


    Schwer zu sagen wie gut Luceija all das wirklich fand. Wie gut sie schlussendlich mit dem Umstand klar kam, dass sie sich dafür entschieden hatte, das Kind wenigstens anzusehen, bevor sie es komplett und vollumfänglich ablehnte. Sie wusste ja nicht mal, warum sie DAS tat. Sie hatte es einfach tun müssen. Vermutlich ließ es sich auch der blinden Hoffnung zuschreiben, dass es eben nicht nur Teil von ihr war, sondern auch Leif. Es das letzte Bisschen war, was sie von ihm hatte. Möglicherweise je bekommen würde. Zu glauben, Luci wäre geeignet die alleinerziehende Mutter zu spielen war aber wiederum, ja, einmal mehr, Utopie. Sie war kaum in der Lage, sich selbst zu kontrollieren und nicht umzubringen - und in diesem Zustand war der nächste, depressive Sturz sowieso vorprogrammiert. Nunja. Genau genommen hatte sie den aktuellen noch gar nicht verlassen. Von Drogen, Alkohol und alle dem war dabei dann noch gar nicht die Rede. Oh gott. Was tat sie da nur. Was HATTE sie da nur getan. Sie beide.
    Diese Unsicherheit ging aller Wahrscheinlichkeit an niemandem gänzlich vorüber. Luceija sah noch eine gute Spur panischer aus als vorher. Unsicherer. Kurz davor zu sagen "okay, vielleicht doch nicht". Sie presste die Hand der Blondine zwischen ihrer eigenen fest. Ein Hilfeschrei.
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  12. #72
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    "Drehen Sie sich bitte auf den Rücken.", bat DeLuca und übernahm schnell und doch in einem der Situation angemessenen Tempo die Führung. Zora war nur noch zur Unterstützung da und nickte, als Luceijas Blick in ihre Richtung ging. Zweifel nicht ausgeschlossen. "Du hast schon Schlimmeres überstanden, bestimmt.", war Zora sich sicher. Aber vielleicht lag sie da falsch. Wenigstens was den Eindruck ihrer Schwägerin in ihrer Situation anging. Trotzdem und obwohl sie zögerte, drehte sie sich langsam auf den Rücken und folgte den Anweisungen der Ärztin, ihren Bauch freizumachen. Selbst Zora kam es komisch vor, Luceija in dieser Situation zu sehen. So klein und ohne Worte, irgendwie ziemlich fertig mit sich und der Welt und kurz davor ihr eigenes Kind zu sehen. Es war schon unter normalen Umständen überwältigend. Wie also mochte sie sich fühlen? DeLucas Stimme riss Zora aus ihren vagen Gedanken. "Das Gel hier ist etwas kalt, aber wir werden es brauchen, damit der Ultraschallkopf richtig arbeiten kann..", kündigte die Ärztin an und gab ein durchsichtiges Gel auf den viel zu flachen Bauch der Sizilianerin. Niemand sagte irgendetwas, wohl auch weil jeder zu gespannt war. Zora hatte schon gesehen was Luceija gleich sehen würde und trotzdem-...war es wie das erste Mal und diesmal so ungewiss, wie die Schwarzhaarige es würde verarbeiten können. Der Kopf des Geräts war längst auf Luceijas Bauch, die Ärztin fuhr leicht ein, zwei Kreise, ehe sie den Punkt darstellen konnte, den sie zeigen wollte. "Da ist es.", strahlte sie regelrecht und tippte einhändig auf den Bildschirm. Sie zeigte auf ein kleines, eher knautschiges Würmchen, dessen Arme und Beine sich gerade erst erahnen ließen. Aber es war da. Ganz eindeutig. "Das Herz schlägt kräftig. Soll ich den Ton für Sie anmachen? Das geht so früh nur einige Sekunden lang, das Gerät wird sehr warm und das mögen die wenigsten Kleinen, aber für einen Moment kann ich es machen."
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  13. #73
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    Shoppingtour

    Obwohl sie keine drei Stunden zusammen unterwegs gewesen waren, spürte Rebecca wie ihre Füße schwerer wurden und ihr ging schon beim gemütlichen Weg zurück nach Papamoa Beach ein wenig die Puste aus. Sie fühlte sich ausgelaugt, als hätte sie stundenlang Sport gemacht und die ständigen Tics, bei denen sie mit ihren Armen herumfuchtelte und in die Luft hüpfte halfen dabei gar nicht.
    Erklären konnte sie sich diese Erschöpfung nicht, immerhin lag die Strahlentherapie nun auch schon ein paar Tage zurück. Rebecca war heilfroh, als sie ihre beiden Begleiterinnen für eine kurze Pause an einer Sitzbank gewinnen konnte, ohne peinliche Fragen beantworten zu müssen.
    Einen Moment lang herrschte Stille, als sie sich setzten und weiter ihre Eistüten schleckten, jede in ihren eigenen Gedanken versunken. Die einzigen Geräusche kamen wie üblich von Rebecca, die immer wieder mit der freien Hand auf die Sitzbank klatschte oder bizarre Laute von sich gab. Einmal rief sie einem vorbeilaufenden Mann ein lautes "Hey!" entgegen, der daraufhin verwirrt von seinem Omni-Tool aufsah, nur um Rebecca dabei zu beobachten, wie sich beschämt wegdrehte und so tat, als hätte sie ihn nicht gerade direkt angesprochen. Es war lange nicht das erste Mal und trotzdem wäre sie am liebsten im Boden versunken.
    Um sich abzulenken, wandte sie sich ihren Freundinnen zu. Anstatt direkt auf der Bank zu sitzen, hatte sich Madison von hinten schräg auf die Rückenlehne gesetzt und war in einen Chatverlauf auf ihrem Smartpad vertieft, das sie in ihren Händen hielt und in Windeseile darauf herumtippte. Ihr Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus Frust und Ungeduld zeigte, verriet auch, mit wem sie schrieb. Von ihrem Eis fehlte jede Spur.
    Amaia hingegen ließ einfach nur den Blick gut gelaunt umherschweifen und beobachtete ein wenig das Leben um sie herum, während sie die Reste ihrer Süßspeise verzehrte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Rebeccas Blick. "Ist was?", wollte sie mit gehobener Augenbraue von ihrer besten Freundin wissen.
    Rebecca kniff die Augen zusammen. "Du bist hässlich!", stieß sie mit verzerrter Stimme hervor. Dann deutete sie sich an die Nase. "Du hast da ein bisschen Eis hängen..."
    "Oh...danke..." Amaia wischte sich kurzerhand das Kokosnusseis von der der Nasenspitze. Es folgte ein kurzer Moment Still und Rebecca konnte sehen, wie sich die Maori innerlich einen Ruck gab. "Sagt mal...!" Sie wandte sich zu ihren beiden Freundinnen um. "Wie sieht's eigentlich bei euch aus, habt ihr Lust am Freitag mal im Harmony vorbeizukommen?"
    "Am Freitag?", echote Rebecca überrascht. "Ich dachte, du musst die ganze Woche arbeiten."
    "Ja, schon", gab Amaia zu. "Aber ich dachte, ihr wolltet vielleicht trotzdem mal kommen. Da ist im Harmony Musiknacht!"
    Sofort war Rebeccas Interesse geweckt. Live-Musik war im Harmony nichts Ungewöhnliches. Wenn nicht gerade Karaokenacht war, spielten ständig irgendwelche Bands ihre Gigs, vor allem an den Wochenenden. Doch die Musiknächte waren noch einmal etwas Besonderes, denn hier konnten gleich ein Dutzend Bands an einem Abend spielen. Diese Events waren vor allem dazu gedacht, dass kleinere Bands die Gelegenheit bekamen, sich zu präsentieren und darüber hinaus war es auch eine gute Möglichkeit für Musiker aus der Gegend um zusammenzukommen und sich kennenzulernen. Außerdem zogen die Musiknächte einfach viele Besucher an. Allzu oft fanden sie allerdings nicht statt und so war es jedes Mal ein Highlight, wenn das Harmony auf ihrer InSync-Seite verkündeten, dass bald wieder eine Musiknacht stattfand.
    "Wer kommt denn noch alles?", wollte Rebecca wissen. Alleine wollte sie auf keinen Fall gehen und da Amaia arbeiten musste, würde ihre beste Freundin ihr nur wenig Gesellschaft leisten können.
    "Naja...Luca hat schon abgesagt, er will jetzt offenbar wirklich für sein NCEA lernen. Und Andrew fliegt diese Woche noch nach Österreich, du weißt ja...für diesen Extrem-Hindernislauf, von dem er die ganze Zeit erzählt hat. Also bis jetzt höchstens ihr beide..."
    "Sorry, ich kann auch nicht. Wir wollen am Wochenende zur Hochzeit von Davids Bruder nach Queenstown", sagte Madison, ohne von ihrem Smartpad aufzuschauen. Sie klang alles andere als begeistert darüber.
    "Jaah...ist halt echt schade, weil die Musiknächte sind halt immer richtig cool!"
    Rebecca stieß ein Seufzen aus. "Naja...ich weiß nicht so recht...alleine will ich nicht unbedingt hingehen", meinte sie entschuldigend.
    Bei dem enttäuschten Gesichtsausdruck auf Amaias Gesicht fühlte sie sich direkt schlecht, doch ihre beste Freundin nickte verständnisvoll. "Ist schon okay, Becky. Ich weiß, dass das nicht so einfach ist für dich."
    "Jaah...sorry."
    "Naja, dann halt wann anders..."
    So leid es Rebecca auch tat, Amaia im Stich zu lassen, löste schon der Gedanke daran alleine mit ihren Tics in der überfüllten Bar zu sein, ein flaues Gefühl im Magen aus. Es kam ihr albern vor, sich so sehr wegen ihrer Tics verrückt zu machen, doch sie konnte diese ständige Aufmerksamkeit wegen ihrer unkontrollierten Laute und Zuckungen einfach nicht mehr ertragen. Etwas beschämt wandte sich Rebecca ab und warf einen Blick in Madisons Richtung.
    "Madi? Ist alles in Ordnung?"
    Ihr war nicht entgangen, dass Madison wie versteinert auf ihr Smartpad starrte und sich ihre Hand zu einer Faust geballt hatte. Die Angesprochene reagierte im ersten Moment nicht, bevor sie plötzlich aus ihrer Starre erwachte. "Jaja, alles gut!", winkte sie hastig ab, doch sowohl ihre leicht erhöhte Stimmlage, als auch ihr gezwungenes Lächeln, sagten etwas Anderes. Tatsächlich wirkte sie ernsthaft aufgebracht und ihr Versuch es zu überspielen, machte es nur noch offensichtlicher.
    "Ist es wegen David?", wollte Rebecca behutsam wissen und beobachtete aufmerksam Madisons Reaktion.
    Ihre Freundin verzog den Mund und wandte den Blick ab. Die Anspannung war ihr auf dem Gesicht abzulesen und sie schien mit sich zu ringen, ob sie etwas sagen wollte oder nicht. "Wie kommst du darauf?", blaffte sie, als wäre alleine die Vorstellung absurd, doch ihr Zögern hatte sie schon verraten.
    Rebecca versuchte sich ihre Worte genau zurechtzulegen. "Wir...haben vorhin mitbekommen, wie ihr euch...naja, ein wenig gestritten habt", offenbarte sie. Darauf erwiderte Madison nichts und sie nutzte die Gelegenheit. "Willst du darüber reden? Willst du...willst du...willst du einen Fisch? Ich bin ein Fisch! Buuiiieeeh!"
    Ausgerechnet jetzt musste sie natürlich ticcen und sofort zuckte Madison etwas verstört von ihr zurück. "Was...? Was soll...? Ach, vergiss es, es ist nichts..."
    "Ach, komm!", schaltete sich Amaia dazu und kniete sich auf Sitzfläche der Bank, sodass sie mit ihrer Freundin auf Augenhöhe war. "Mit uns kannst du doch darüber reden, wenn du willst. Wir sind doch unter uns!"
    "Es ist nichts Besonderes!", versicherte Madison ihr mit einer Spur Ungeduld in der Stimme und wandte ihren verärgerten Blick ab.
    Einen Moment lang herrschte eine seltsame Anspannung zwischen den drei Frauen, bis Rebeccas Tic die Stille durchbrach. "Heeey! Ich...ich...ich...ich liebe dich! Fuck off!"
    "Ich glaube, ich mache mich so langsam auch mal auf den Weg", kündigte Madison ohne Umschweife an, steckte ihr Pad ein und griff nach ihrer Tasche.
    "Och, Madi! Es tut mir leid! Ich wollte nicht..."
    "Schon gut, es ist nicht wegen dir!", behauptete ihre Freundin ohne in ihre Richtung zuschauen. "Ich wollte sowieso um fünf zuhause sein. Wir gehen nachher noch Essen und...jaah..."
    Rebecca wechselte einen Blick mit Amaia, der ihr verriet, dass ihre beste Freundin das Verhalten der jungen Frau ebenso durchschaute. Was auch immer zwischen Madison und ihrem Freund vor sich ging, schien ihr deutlich mehr zuzusetzen, als sie zugeben wollte. Und obwohl das sicherlich ihre gereizte Laune erklärte, fühlte sich Rebecca trotzdem ein wenig verletzt, als Madison sich so urplötzlich aus dem Staub machen wollte und dabei noch so tat, als ob sie ihr etwas angetan hätten.
    Die Verabschiedung fiel recht kühl und fast schon ein wenig überstürzt aus. Madison gab ihnen eine knappe Umarmung und floh dann förmlich in Richtung der nächsten Bushaltestelle.
    "Wenn irgendwas ist, kannst du mit uns reden, ja?", sagte Amaia noch zum Abschied.
    "Jaja, mach ich!"
    Die Maori schaute ihrer Freundin noch eine Weile nach und ließ sich dann mit betretenem Blick wieder zurück auf die Bank sinken. "Was war das denn?"
    Rebecca konnte die Frage nicht beantworten und zuckte nur mit den Schultern. Sicherlich hatte sie gerade eine Nachricht bekommen, die sie ziemlich aufgewühlt hatte. Dass die Beziehung zwischen Madison und David manchmal etwas angespannt war, erschien ihr mittlerweile fast schon normal, doch für gewöhnlich war Madison nicht so außer sich. Und schon gar nicht ließ sie es anderen aus. Vielleicht war etwas zwischen ihnen passiert, etwas wirklich Schlimmes. Vielleicht hatte es auch doch nichts mit ihrem Freund zu tun.
    Alles spekulieren half ihnen aber nicht, solange sie den Grund nicht kannten. Und wenn Madison die Sache für sich behalten wollte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten, so unzufriedenstellend das auch sein mochte. Sie verständigten sich darauf, Madison erst einmal einen Tag Zeit zu geben, die Sache zu verarbeiten, was auch immer es war, bevor sie ihr noch einmal schreiben wollten. Sicherlich würde ihre Freundin dann auch bereitwilliger über ihre Probleme reden. Zumindest hofften sie es.
    Und so blieb Rebecca wieder einmal mit einem deutlich schlechteren Gefühl zurück, als sie sich erhofft hatte. Ja, es hatte wirklich Spaß gemacht, mal wieder etwas mit ihren Freundinnen zu unternehmen, doch so unbeschwert und lustig wie ihre Shoppingausflüge früher, war es trotzdem nicht mehr gewesen. Und auch wenn ihre Tics natürlich einen großen Anteil an dieser Wahrnehmung hatten, war das nicht alles. Madisons plötzlicher Abgang ließ daran keinen Zweifel.
    Wie so oft begleitete sie Amaia nach Hause zurück und es schien, als ob der Herbst im Voraus schon einmal seine Kraft demonstrieren wollte. Ein kühler Wind fegte über Papamoa Beach und ließ sie in ihrer Sommerkleidung ein wenig frösteln. Als sie vor Amaias Zuhause standen, überlegte Rebecca flüchtig, ob sie von hier aus nicht vielleicht lieber den Bus nehmen wollte, doch auch nach drei Wochen steckte ihr die Erinnerung an die unglückliche Busfahrt noch immer in den Knochen.
    "Kopf hoch, ich wette, Madi fängt sich schon wieder", meinte Amaia bemüht optimistisch. "Und es war ansonsten echt mal wieder schön!"
    "Jaah...hast ja recht..."
    Ihre beste Freundin bewies einmal mehr, dass sie Rebeccas Gedanken erraten konnte. "Du weißt genau, was ich jetzt sagen will, oder?"
    Rebecca lachte gequält auf. "Ja, ich weiß", gab sie mit einem angedeuteten Augenrollen zurück. Insgeheim wollte Rebecca ihr auch Recht geben, doch es schien ihr naiv zu glauben, der Ausflug wäre besser gewesen ohne ihre Tics. Denn früher war es das auch. Dass sie in genau diesem Moment ticcte, machte es nicht besser. "Hey! Ich liebe dich! Buuiieeh! Lesbisch!"
    "Wenn wir eine Beziehung hätten, glaubst du, wir würden uns auch so oft streiten, wie Madi und David?", fragte Amaia im Scherz, doch schon einen Moment später verzog sie das Gesicht. "Oder meine Mom und ihr Freund..."
    Wie so oft wusste Rebecca nicht, was sie erwidern sollte und so schlug sie sich hart gegen die Schulter und fiepte wie ein kleiner Hund.
    "Ja, sehe ich genauso", sagte die Maori mit einem Grinsen und tat so, als hätte Rebecca ihre Frage beantwortet. "Also, wir sehen uns, ja?"
    "Mach's gut, Mai!" Noch während ihre beste Freundin sich abwandte und an die Haustür trat, blickte Rebecca zu dem mannshohen Zaun, der das Haus von Amaias Familie von den Nachbarn und für den Bruchteil einer Sekunde kam die Erinnerung an das letzte Mal wieder hoch, als sie hier gestanden hatte. Ihrer Krankheit reichte das. Der Reiz flutete durch ihren Körper und löste einen Tic aus, der Amaia zusammenzucken und den Nachbarshund vor Aufregung laut loskläffen ließ.
    "Aaaauuuuuuuuuuuuhhhhhhh!"
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  14. #74
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    "Drehen Sie sich bitte auf den Rücken.", bat DeLuca und übernahm schnell und doch in einem der Situation angemessenen Tempo die Führung. Zora war nur noch zur Unterstützung da und nickte, als Luceijas Blick in ihre Richtung ging. Zweifel nicht ausgeschlossen. "Du hast schon Schlimmeres überstanden, bestimmt.", war Zora sich sicher. Aber vielleicht lag sie da falsch. Wenigstens was den Eindruck ihrer Schwägerin in ihrer Situation anging. Trotzdem und obwohl sie zögerte, drehte sie sich langsam auf den Rücken und folgte den Anweisungen der Ärztin, ihren Bauch freizumachen. Selbst Zora kam es komisch vor, Luceija in dieser Situation zu sehen. So klein und ohne Worte, irgendwie ziemlich fertig mit sich und der Welt und kurz davor ihr eigenes Kind zu sehen. Es war schon unter normalen Umständen überwältigend. Wie also mochte sie sich fühlen? DeLucas Stimme riss Zora aus ihren vagen Gedanken. "Das Gel hier ist etwas kalt, aber wir werden es brauchen, damit der Ultraschallkopf richtig arbeiten kann..", kündigte die Ärztin an und gab ein durchsichtiges Gel auf den viel zu flachen Bauch der Sizilianerin. Niemand sagte irgendetwas, wohl auch weil jeder zu gespannt war. Zora hatte schon gesehen was Luceija gleich sehen würde und trotzdem-...war es wie das erste Mal und diesmal so ungewiss, wie die Schwarzhaarige es würde verarbeiten können. Der Kopf des Geräts war längst auf Luceijas Bauch, die Ärztin fuhr leicht ein, zwei Kreise, ehe sie den Punkt darstellen konnte, den sie zeigen wollte. "Da ist es.", strahlte sie regelrecht und tippte einhändig auf den Bildschirm. Sie zeigte auf ein kleines, eher knautschiges Würmchen, dessen Arme und Beine sich gerade erst erahnen ließen. Aber es war da. Ganz eindeutig. "Das Herz schlägt kräftig. Soll ich den Ton für Sie anmachen? Das geht so früh nur einige Sekunden lang, das Gerät wird sehr warm und das mögen die wenigsten Kleinen, aber für einen Moment kann ich es machen."


    Sie war Neunundzwanzig. Dass sie vielleicht die dreißig irgendwann erreichen würde war ein riesengroßes Fragezeichen und eindeutig als eher unwahrscheinlich einzustufen. Alleine auf Grund ihrer Vorgeschichte. Man schrieb es dutzenden Faktoren zu, von denen mittlerweile sicherlich jeder schon einmal gehört haben musste, wenn man von Luceija gehört hatte. Denn sie machte es fast überdeutlich. Man sah es ihr an. Allein jetzt prangten wieder Einstichmale an ihren Ellenbogenfalten, einige andere würde man wahrscheinlich nie finden, weil sie zwischen den Zehen versteckt waren. Auch nicht das Erste Mal hatte sie sich das Zeug ins Zahnfleisch gespritzt. Ganz egal wohin. Hauptsache es wirkte schnell, hart und möglichst unauffällig. Und insgesamt zeichnete sie ein eher gefährliches, vor allem aber rücksichtsloses Leben aus. Warum auch nicht. Sie hatte nie auf jemanden Acht geben müssen. Sergio konnte es selbst, Nathan sowieso, bei Beyo war es irgendwann egal und Leif-...naja. Ja, selbst er konnte es. Sie lebte einfach vor sich hin. Ein bisschen ziellos. Getrieben von Cerberus Willen. Egal wo sie sagten, es solle hingehen: Dort ging es hin. Sie tendierte dazu sich zu überschätzen. Ihren Wert. Wenigstens für die "Familie". Ihren Selbstwert strafte sie wiederum ab. Riskierte lieber ihr Leben auf Omega. In Slums der Citadel. In den wenig kontrollierten Bezirken Palermos. Kam nicht sonderlich viel rum, aber was spielte das schon für eine Rolle. Irgendwo zwischen allem der Wunsch nach Freiheit. Der Wunsch nach Frieden. Der Wunsch, wieder zu einer Familie zu gehören, die ihr das gab, was Sergio ihr gegeben hatte. Dann traf sie Leif und-...irgendwie änderte sich ein ganzes Leben. Sie änderte sich. Nicht immer zum Besten. Aber immer irgendwie mit ihm.
    Sie wollte ihren Kopf nicht drehen. Es hätte bedeutet, dass sie etwas hätte realisieren müssen. Ja. Zum einen, dass diese Unfruchtbarkeit eine verdammte Nebenwirkung war und dann die fragwürdig-unwirtliche Situation ihres Körpers. Aber noch mehr. Sie hätte realisieren müssen, dass es diese ganzen, schmerzlich-perfekten Momente gegeben hatte. Irgendwann vor acht, neun Wochen. Weit vor dieser grauenvollen Trennung. Aller Wahrscheinlichkeit einer der vielen Begegnungen hier in Palermo. Vermutlich die Guten. Als sie nach langer Abstinenz wieder zueinander fanden. Sich in die Augen sahen. Sich küssten. Wussten, versprachen, dass sie ohne einander nicht mehr komplett waren. Es wurde real, wie viele, perfekte Momente sie beide gehabt hatten. Sie wurden immer weniger. Aber waren da. Sah sich mit Leif in diesem Restaurant. Bei diesem ersten, einzigen, irgendwie skurrilen, aber perfekten Date. Bei zu viel Bier. Zu viel Wein. Zu viel, sizilianischem Essen, dass sie beide genossen. Dann den Club. Hemmungsloses, ausgiebiges Tanzen ihren Abend bestimmt hatte, stundenlang, zu lautester Musik. Noch mehr Alkohol. Sex. Mitten zwischen diesen Leuten. Sie hatten einander zugelächelt. Gewusst, was sie wollten und es bekommen, ganz egal wer oder was ihnen im Weg stand. Später, ein paar Lines, der botanische Garten. Eine Art zweite Heimat. Sie waren irgendwie alles gewesen, was sie hatten sein wollen. Hatten jeden Moment ausgezehrt. Darauf geschissen, dass dieses teure Auto, wenngleich sanft, gegen die Wand fuhr, weil sie die Finger nicht voneinander hatten lassen können. Gott. Sie waren perfekt gewesen. Einzigartig. Unwiederbringlich. Und hatten etwas erschaffen, wovon sie beide nichts wussten. Auch wenn sie längst die Hoffnung verloren hatte, dass dieses Kind irgendetwas geändert oder aufgehalten hätte.

    'Er wollte keine Kinder mehr', sagte sie sich selbst. Glaubte sie zu wissen. Wiederholte es tausende Male in ihrem Kopf. Wie zum Ausgleich, hoffend, dass es ihr leichter fallen würde, wenn sie den Blick schließlich von der einen Seite zur anderen wenden und es realisieren würde. Sie würde ohnehin niemals die Beziehung zu einem Kind aufbauen können. So war sie nicht, richtig? So war sie nicht.

    Warum genau geschah dann das. Lucis Blick, der von der freudig und breit lächelnden Doktor DeLuca abwanderte. Sie langsam blinzeln ließ. Schließlich zu ihrer Schulter, dem Ober-, dann Unterarm sprang und dem kurzen Weg ihrer Hand über den Finger bis an diesen Holobildschirm folgte. Dort hin, wo etwas war. Etwas winziges. Sehr, sehr winziges. Es war nur ein kurzer Scan. Minimal. Aber in diesem Dunkel zeichnete sich etwas ab, dass sich leicht bewegte, während es der Ultraschallkopf auch tat. Wirklich. Extrem. Winzig. Aber Luceija sah es an. Nicht mehr Doktor DeLuca. Nicht mehr Zora. Nur noch-...dieses winzige Etwas.

    Sehr, sehr lange reagierte sie gar nicht. Wirklich überhaupt nicht und DeLuca wirkte bereits unsicher. Ihr Blick sprang zu Zora, die ebenfalls ratlos wirkte. Luceija sah nur einen kurzen, aber einschläfernd langsamen Moment an sich herunter. In Richtung ihres Bauches. Dann zurück zur Holografie, die flimmernd ein winziges, winziges Ungeborenes zeigte. Bis Lucis Stimme "...okay.." entließ. Wie aus dem Nichts. Schon fast vergessen.

    All das. Alles, was sie beide gehabt hatten. Alles war hierauf gegipfelt. Jeder Moment. Jeder Kuss. Jede Berührung, war exakt das hier geworden. Kam regelrecht auf einen Punkt, denn viel größer konnte es kaum sein. Wie sollte so etwas-...in sie passen?! Wenn sie diesen nahezu eingefallenen, flachen Bauch sah, dann kam es ihr nur noch mehr wie ein Fake vor. Unsinn. Eine wirklich schlechte Verarsche.

    Aber sie war noch nicht fertig. DeLuca. Setzte dem ganzen nach einem sanften Nicken die Krone auf, tat einhändig zwei kleine, sehr kurze Eingaben. Und dann hörte sie scheinbar aus dem Nichts ein tiefrauschendes, leicht kratzendes, helles 'Bubumm, bubumm, bubumm'. Einfach so.

    Ihre Augen zogen sich skeptisch zusammen. Fragend. Als könne sie es nicht glauben und verdammt, sie konnte es nicht. Wie auch. Das hier war absurd. So...surreal. Anders. So sehr in keiner Form etwas, was "ihr" passieren sollte oder würde, so unpassend für ihr Leben, für ihre aktuelle Situation, aber verdammt, es war da. Und es war ihres. Es war das, was von der Liebe zwischen Leif und ihr übrig blieb. Das. Diese drei, kräftigen Schläge und dieses winzige Pünktchen eines Bildes. Alles, was sie von ihm hatte. Das einzige, was wirklich ihr gehörte.

    Sie schien an dem nächsten, urplötzlichen Schluchzen zu ersticken. Ihre Hand löste sich von Zoras. Legte sich an ihr Gesicht. Es packte und überschwemmte sie. Ließ sie so heftig aus dem Nichts weinen, dass es sogar noch drohte, ihre vorherigen Heulkrämpfe zu überbieten. Dieses Klopfen. Dieser Herzschlag, der sie so sehr an Leifs erinnerte, wenn sie auf ihm eingeschlafen war, würde ihr niemals - niemals wieder - aus dem Kopf gehen können.
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  15. #75
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    "Ist okay.", flüsterte Zora, die sich wieder auf das Bett gesetzte hatte, ihre beiden Hände um Luceijas Gesicht legte und leicht über vereinzelte Haarsträhnen und ihre Wange strich. "Mach dich nicht fertig, Luci, hm?", versuchte sie zu trösten. "Das ist alles so viel auf einmal für dich, ich versteh wie fertig dich das machen muss.", beschwor sie und hatte Mühe nicht ebenfalls zu weinen. Es war ein Trauerspiel. Vor allem-...Was alles noch passieren konnte. Womöglich würde. Zora wusste, was die Ärztin zu sagen hatte, als sie sich auf der anderen Seite des Bettes auf den Rand setzte. Sie wünschte sie müsste es nicht tun. Es war unumgänglich. "Luceija-...", begann sie unter perfekter Aussprache des Namens, "...dieses Kleine ist-...sehr klein. Es scheint gesund, aber es hat in den letzten Wochen ähnlich viel mitmachen müssen wie Sie, verstehen Sie?", machte sie deutlich, was nicht allein die Trauer, sondern auch der Hunger und ja, ohne Zweifel wohl auch Alkohol und Drogen diesem Kind zugemutet hatten. "Ihr Körper ist nicht auf dieses Kind eingestellt. Nicht-...vertraut damit, wenn Sie so wollen und im Moment tut er alles, um es loszuwerden und das schafft er womöglich auch.", sprach sie langsam, aber ausnahmslos in ihrer beider Muttersprache. "Ich empfehle Ihnen jede Unterstützung anzunehmen, die Sie bekommen können. Von uns Ärzten und von ihrer Familie. Vom Vater des Kindes, was immer es ist und wie immer Sie sich entscheiden: Sie sollten mehr auf sich selbst achten. Erst recht wenn Sie dieses Kind schützen wollen. Sie müssen Essen, schlafen und auf die Dinge verzichten die Sie hergebracht haben, dann hat all das vielleicht eine Chance."
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  16. #76
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    "Ist okay.", flüsterte Zora, die sich wieder auf das Bett gesetzte hatte, ihre beiden Hände um Luceijas Gesicht legte und leicht über vereinzelte Haarsträhnen und ihre Wange strich. "Mach dich nicht fertig, Luci, hm?", versuchte sie zu trösten. "Das ist alles so viel auf einmal für dich, ich versteh wie fertig dich das machen muss.", beschwor sie und hatte Mühe nicht ebenfalls zu weinen. Es war ein Trauerspiel. Vor allem-...Was alles noch passieren konnte. Womöglich würde. Zora wusste, was die Ärztin zu sagen hatte, als sie sich auf der anderen Seite des Bettes auf den Rand setzte. Sie wünschte sie müsste es nicht tun. Es war unumgänglich. "Luceija-...", begann sie unter perfekter Aussprache des Namens, "...dieses Kleine ist-...sehr klein. Es scheint gesund, aber es hat in den letzten Wochen ähnlich viel mitmachen müssen wie Sie, verstehen Sie?", machte sie deutlich, was nicht allein die Trauer, sondern auch der Hunger und ja, ohne Zweifel wohl auch Alkohol und Drogen diesem Kind zugemutet hatten. "Ihr Körper ist nicht auf dieses Kind eingestellt. Nicht-...vertraut damit, wenn Sie so wollen und im Moment tut er alles, um es loszuwerden und das schafft er womöglich auch.", sprach sie langsam, aber ausnahmslos in ihrer beider Muttersprache. "Ich empfehle Ihnen jede Unterstützung anzunehmen, die Sie bekommen können. Von uns Ärzten und von ihrer Familie. Vom Vater des Kindes, was immer es ist und wie immer Sie sich entscheiden: Sie sollten mehr auf sich selbst achten. Erst recht wenn Sie dieses Kind schützen wollen. Sie müssen Essen, schlafen und auf die Dinge verzichten die Sie hergebracht haben, dann hat all das vielleicht eine Chance."


    Sofort - wirklich SOFORT kam dieser Schlag. "Was soll das heißen..?", schien sie eine Spur Mut zu finden, zumindest ihre Stimme zu finden in all dem Trubel. In all dem Schluchzen. In all der Trauer, die erst noch weiter befeuert werden musste, so wirkte es. "--...warum-...warum-...sagen Sie das nicht sofort. WARUM-...warum LASSEN SIE MICH-....das SEHEN....WARUM LASSEN SIE ES MICH SEHEN WENN SIE NUR SAGEN KÖNNEN, DASS ES STIRBT!?", schrie sie die Ärztin an. Wirkte es irrational? Ja, vielleicht. Aber wer konnte es ihr verdenken? Wie viel sollte sie noch durchmachen - und wieso war DAS das Letzte, was sie sagte?! Mehr als genug brannte in ihr durch. Machte sie wahnsinnig. Das Auf und Ab, die Masse an Emotionen, dieses-...dieses Bild. Dieses Bild, dass immer noch hinter DeLuca langsam flimmerte. Standbild. Symbolisch. Zu symbolisch. In ihren Ohren hallte dieser Herzschlag. Schreie. Der Tisch. Ein Herzschlag. Das Echo seiner Stimme.
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  17. #77
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    “Süße, das weiß niemand mit Sicherheit, beruhig dich.“, versuchte Zora mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie schloss ihre Schwägerin ein weiteres Mal in die Arme und strich ihr besänftigend über den Rücken. „Lass allem etwas Zeit. Schlaf dich aus und iss etwas, ja? Allein das kann deinem Baby enorm helfen.“
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  18. #78
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    “Süße, das weiß niemand mit Sicherheit, beruhig dich.“, versuchte Zora mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie schloss ihre Schwägerin ein weiteres Mal in die Arme und strich ihr besänftigend über den Rücken. „Lass allem etwas Zeit. Schlaf dich aus und iss etwas, ja? Allein das kann deinem Baby enorm helfen.“


    Schlafen. Essen. Wie war daran denn bitte jemals wieder zu denken. Das hier erschien ihr zurecht wie ein Alptraum. Grauenvoll und widerlich. Etwas, dass mit ihr spielte. Und am liebsten hätte sie nichts mehr geglaubt. NICHTS mehr. Hätte sie das Bild dieses-...ihres...Kindes nicht gesehen, dann hätte sie geglaubt, dass man sie nur zum Essen und Schlafen animieren wollte um länger durchzuhalten, weil sie so keinen Profit mehr abwerfen konnte. Aber das war nicht zu faken. Sie hatte einen verdammten Beweis gesehen und gehört. Also wollte sie ernsthaft wissen, was dieses Spielchen sollte.
    "WIE soll ich das?! WIE, ZORA?!", schrie sie sie an und erstmalig entriss sie sich, wenngleich nicht grob, ein kleines bisschen aus ihrer Umarmung, die sie nicht mehr zu beruhigen wusste. "WIE WÜRDEST DU DAS?!", wollte sie wissen. Was klingen sollte, so laut und wütend wie beim Streit mit Leif, war jetzt nichts mehr davon. "Ich habe LEIF verloren! ALLES, was mir etwas bedeutet hat und jetzt verliere ich UNSER-...-...unser Kind.. .", wurde sie gegen Ende etwas leiser. Es auszusprechen war noch immer schwer. Würde es wohl noch lange sein.
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  19. #79
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    “Niemand weiß das und wir finden Leif. Wenn er hiervon erfährt, spätestens dann kommt er zurück.“, wollte sie versichern, aber man sah, dass sie das kaum mit absoluter Sicherheit konnte. „Du musst dein Bestes geben, hörst du? Es versuchen. Mit diesem Baby, mit Leif und vielleicht funktioniert nichts davon je wieder richtig, aber du musst es versuchen. Einzig und allein das liegt in deiner Macht, aber das ist doch besser als gar nichts, oder?“
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  20. #80
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    “Niemand weiß das und wir finden Leif. Wenn er hiervon erfährt, spätestens dann kommt er zurück.“, wollte sie versichern, aber man sah, dass sie das kaum mit absoluter Sicherheit konnte. „Du musst dein Bestes geben, hörst du? Es versuchen. Mit diesem Baby, mit Leif und vielleicht funktioniert nichts davon je wieder richtig, aber du musst es versuchen. Einzig und allein das liegt in deiner Macht, aber das ist doch besser als gar nichts, oder?“


    Da war eine Sache. Eine einzige Sache, die sie ihr jetzt sagte. Deutlich. Wenigstens schrie sie nicht mehr. Aber die Dringlichkeit würde dennoch mehr als bewusst werden: "Du kannst ihm davon nichts sagen.". Luci schüttelte den Kopf. Permanent füllten sich diese Augen mit Tränen. Wann war sie sie das letzte Mal überhaupt losgeworden? Sie konnte dafür unmöglich noch genug Wasser in ihrem Körper haben. "Niemandem, Zora - niemand darf irgendetwas hiervon wissen. Versprich es mir."
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