Zitat von
Luceija
Sie wurde wie in einen Alptraum gezogen. Immer tiefer hinein. Man wachte nicht auf, jedenfalls nicht sofort, nicht dann, wenn man dachte man könne es endlich. Ihr Kopf war benebelt und voller Fragen, sie erinnerte sich schemenhaft an irgendwelche Eindrücke. Daran, dass ein Mann mit ihr sprach und auf sie einredete. Es waren beruhigende Worte, professionelle, aber äußerst freundliche und beschwichtigende, aber man hörte, dass Unsicherheit in ihnen steckte und konnte sie nicht einfach ausblenden. Luceija verstand nicht warum. War ein Tod denn nicht eigentlich ziemlich eindeutig? Schnell abgehakt? Hier eine kurze Diagnose, dort ein kleines Formular und dann der Zettel an den Zeh? Sie wusste es nicht. Nur, dass jemand, wie durch ein Rohr hindurch, sagte, dass es nun etwas holpern werde. Eine Hand hielt ihre, quasi pausenlos. Sie sah Blond, sagte immer wieder und immer wieder "Leif.". Aber da war keiner. Nicht er. Da war Zora, die sie hielt und begleitete, solange es ging. Grelles, immer wieder aufblitzendes, blaues Licht irritierte sie maßlos - sie sah nicht, wie der zweite Sanitäter neugierige Nachbarn verscheuchte, die sich herangewagt und erkundigt hatten, was hier vor sich ging und wer einen Krankenwagen bräuchte, bevor er sich ans Steuer setzte und unter lautem Martinshorn in Richtung Klinik fuhr.
Sie bekam nicht mit, wie sie ankam. Nur halb, wie Licht über ihrem Kopf hinweg vorbeirauschte, Lampen vermutlich, denn sie waren grell. Irgendwann war da eine Spritze in ihrem Arm, ließ sie seufzen, einen nahezu wohligen Laut äußern, bevor ihre Augen gänzlich zufielen und sie komplett einschlief.
Luceija unterlag diesen etlichen Untersuchungen und bekam nichts davon mit. Zum Glück tat sie das nicht. Denn sie hätte geschrien und sich gewehrt. Hätte sich darüber echauffiert, dass die Ärzte nicht in der Lage waren ihre Werte richtig zu definieren, sich fragten, ob sie etwas falsch gemessen hatten und wenigstens einer von ihnen ständig am Telefon hing und versuchte zu ergründen, warum die Sizilianerin in eine Situation wie diese geraten war. Alles ging an ihr vorbei. Selbst, wenigstens, zum Glück, die Schmerzen.
Irgendwann wachte sie auf. Zu aller erst flimmerten ihre Augenlider. Dann zuckten ihre Finger. Langsam und vorsichtig. Ihr Kopf bewegte sich, wenngleich kaum. Leichte Schmerzen begrüßten sie wie einen alten Freund. Sie keuchte. Ihre Lippen bebten und wollten wohl zu etwas ansetzen. Etwas sagen. Doch letztlich war es viel eher der Klang einer vollständig geräderten, die orientierungslos irgendwo aufwachte und keine Ahnung hatte, was wirklich passiert war.