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23.10.2021 18:10
#1
Bestimmte Dinge nicht sagen, weil sie von den Nazis ebenso/anderweitig gebraucht wurden?
Tausende sind am Freitag in Berlin für Klimaschutz auf die Straße gegangen. Auslöser war auch Enttäuschung über die Gesprächsergebnisse zwischen SPD, Grünen und FDP. Eine dabei genutzte Parole sorgt nun für Kontroversen – denn diese hatten sich schon die Nazis zu eigen gemacht.
In einem Beitrag auf Instagram, der den Protest vor der SPD-Parteizentrale zeigt, hieß es dabei: „Wer hat uns verraten...?“ Das erinnert an die berüchtigte Parole „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“
Auch in einem Medienbericht werden entsprechende Rufe vor Ort erwähnt, demnach mit dem Zusatz: „Wer war mit dabei? Die grüne Partei“.
Ihren Ursprung fand erstere Parole in der Novemberrevolution 1918. Der Vorwurf damals: Die SPD habe einen echten sozialistischen Umsturz verhindert. Einige Jahre später machten sich jedoch die Nationalsozialisten die Parole zu eigen. Die NSDAP ergänzte den Spruch mit „Wer macht euch frei? Die Hitler-Partei!“ Auch Vertreter der NPD und der AfD haben die Anti-SPD-Parole bereits genutzt.
https://www.welt.de/politik/deutschl...ik-an-SPD.html
Weitere Beispiele wären: "Jedem das Seine" oder "entartet" , letzteres unter anderem verwendet vom Ex-AfDler Prof. Dr. Bernd Lucke: https://www.faz.net/aktuell/feuillet...-12598287.html
Wie steht ihr dazu? Sollte man bestimmte Begrifflichkeiten nicht mehr verwenden, weil diese von den Nazis gebraucht/umgedeutet wurden oder sollte man diese Begriffe nicht den Nazis überlassen?
Geändert von MisterXYZ (23.10.2021 um 18:13 Uhr)
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Ich wusste bis dato nicht mal das der Spruch von den Nazis missbraucht worden ist.
Dann dürfte man aber auch nicht mehr Deutsch sprechen.
Sorry. Ich finde das lächerlich.
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Gaius Julius Caesar did nothing wrong! 'Cause no one said that freedom's free
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23.10.2021 18:24
#3
Wusste ich auch nicht, ebensowenig bei den beiden anderen Begriffen. Tatsächlich wird aber wohl jedem, der das öffentlich gebraucht, immer wieder auch von Wissenschaftlern oder Experten entgegengehalten, dass man NS-Sprech verwende.
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Zitat von MisterXYZ
Wusste ich auch nicht, ebensowenig bei den beiden anderen Begriffen. Tatsächlich wird aber wohl jedem, der das öffentlich gebraucht, immer wieder auch von Wissenschaftlern oder Experten entgegengehalten, dass man NS-Sprech verwende.
"Jedem das seine" und "Entartet" wusste ich.
Die Nazis haben vieles missbraucht. Auch: "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin." "Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast", hat auch ein Herr G. erfunden und trotzdem verwendet es ein jeder.
Marc-Uwe Kling hat auch ein Lied darüber gesungen.
[Video]
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Ich lasse mir von niemandem vorschreiben wie ich zu reden habe
außer natürlich von Smilo
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Zitat von MisterXYZ
wieso sollte man dennen die hoheit der sprache überlassen, die man nicht toll findet. Nur weil das mal ein nazi gesagt hat oder viel von nazi benutzt worden ist, heißt es nicht, dass es was schlechtes ist.
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Ist immer eine Gratwanderung und ein Spektrum.
Bestimmte Begriffe und Symbole wurden - obwohl es sie schon zuvor gab - von den Nazis so sehr vereinnahmt und in der öffentlichen Wahrnehmung geprägt, dass man vermeiden sollte sie zu nutzen (außer man spricht über die Nazis und deren Verwendung dieser Symbole und Begriffe).
Der Begriff "entartet" wäre so ein Begriff, oder die Swastika in Deutschland, wenn man nicht gerade irgendeiner verdischen Religion angehört.
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Zitat von ulix
Ist immer eine Gratwanderung und ein Spektrum.
Bestimmte Begriffe und Symbole wurden - obwohl es sie schon zuvor gab - von den Nazis so sehr vereinnahmt und in der öffentlichen Wahrnehmung geprägt, dass man vermeiden sollte sie zu nutzen (außer man spricht über die Nazis und deren Verwendung dieser Symbole und Begriffe).
Der Begriff "entartet" wäre so ein Begriff, oder die Swastika in Deutschland, wenn man nicht gerade irgendeiner verdischen Religion angehört.
wirklich was bringen tut es doch nichts. Man schafft maximal nur ein Mysterium um die Symbole.
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Zitat von Progrinator
wirklich was bringen tut es doch nichts. Man schafft maximal nur ein Mysterium um die Symbole.
Je nach Begriff lässt man es in erster Linie aus Selbstschutz bleiben, um nicht für einen Nazi gehalten zu werden. Wer nicht wie ein Nazi wirken will, sollte eben nicht wie ein Nazi sprechen.
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23.10.2021 22:39
#10
Ich persönlich würde "entartet" jetzt nicht in erster Linie mit den Nazis in Verbindung bringen. Für mich bedeutet es ungefähr so viel wie "ausgeartet".
"Arbeit macht frei" wäre hingegen etwas, was ich in erster Linie mit dem NS-System assoziiere. Oder die Swastika.
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Zitat von ulix
Je nach Begriff lässt man es in erster Linie aus Selbstschutz bleiben, um nicht für einen Nazi gehalten zu werden. Wer nicht wie ein Nazi wirken will, sollte eben nicht wie ein Nazi sprechen.
Das ist doch vollkommen quatsch. Außerdem sollte es um inhalt und nicht um begriffe gehen.
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Es kommt halt sehr stark auf den Kontext und die Intention des Autors an. Wenn ein Mathematiker über entartete Eigenwerte einer linearen Abbildung redet ist das völlig üblicher Sprachgebrauch und keineswegs NS-Verdächtig; wenn dagegen Björn Höcke die "Altparteien" als entartet bezeichnet sollte man sich etwas mehr Gedanken machen.
Letztendlich ist das ganze eine diffizile Geschichte, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen (was will der Autor vermitteln? Ist es ein üblicher Sprachgebrauch (auch nach 1945)? Soll gezielt provoziert werden? Ist überhaupt allgemein bekannt, dass es sich um eine Nazi-Formulierung handelt? Worin besteht der spezifisch nationalsozialistische Inhalt der Formulierung?), so dass man da schwer pauschal drauf eingehen kann. Vieles hängt auch am Autor selber, wenn der z.B. ein bekannter Rechter ist gehe ich grundsätzlich eher davon aus dass die Formulierung bewusst als Anlehnung an die NS-Sprache genutzt wird, rechtsextremes Gedankengut transportieren soll und somit problematisch ist.
Im konkret vorliegenden Fall hätte ich die Formulierung nicht verwendet. Das liegt nicht so sehr daran dass ich sie als problematischen Sprachgebrauch auffasse (im Gegenteil, ich empfinde es als passenden Slogan gegen eine Partei, die immer wieder Politik gegen die Interessen ihrer Wähler gemacht hat), sondern eher daran dass ich genau so eine Debatte vermeiden möchte - mit der ist dem eigentlichen Anliegen nämlich nicht gedient, egal wie sie ausgeht. Nicht jede akzeptable Formulierung ist automatisch auch sinnvoll.
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Ich würde niemals "entartet" sagen, aber der Spruch "Jedem das Seine", den würde ich weiterhin verwenden. Vor allem, weil es dieses Zitat schon lange vor den Nazis gab.
[SIZE="4"] Binger sind Pinscher![/FONT]
Leute, liest ein Buch! Das Internet ist sowieso schon kaputt genug, durch die vielen Quarantänemaßnahmen! Lasst auch den Armen das Recht auf ein BISSCHEN Internet! Ich blockiere hier gar nichts! IHR TUT DAS!!!!
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Faszinierend!
Zitat von Lemimus
Ich würde niemals "entartet" sagen, aber der Spruch "Jedem das Seine", den würde ich weiterhin verwenden. Vor allem, weil es dieses Zitat schon lange vor den Nazis gab.
Suum cuique!
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Suum cuique heißt aber in der Originalübersetzung "Jedem nach seinem Verdienst"! Damit ist auch das Motto des preußischen "Schwarzen Adler Ordens" gemeint. Das Motto wurde aus der längeren Version gebildet: Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi! Die BW-Feldjäger haben ja heute als Symbol noch den "Schwarzen Adler Orden" mit diesem Motto.
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Sprache verbieten bringt genau 0 komma gar nix, außer noch mehr Spaltung der Gesellschaft. Nazis reden weiter so und Menschen die unwissentlich "entartet' oder sowas verwenden werden werden von links angefeindet. Tolle Karte. Vielleicht sollte man mal vom unnötigem Kampf gegen die "Nazis" Abkommen, man kann sich auch anders als der moralisch überlegene präsentieren
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Es gibt eine Reihe von Begriffen, deren Verwendung im Dritten Reich auf die eine oder andere Weise geprägt wurde, aber sowohl vorher als auch nachher geläufige Begriffe waren. Ich bin mir relativ sicher die Redewendung "Wer hat uns verraten?" wurde auch von Kommunisten verwendet, aus gutem Grund. Ich mag den Begriff asozial nicht, aber auch der wurde nicht nur im Faschismus sondern auch im Sozialismus oder eben in der liberalen Demokratie verwendet. Diese Begriffe sind aus diversen Gründen diskriminierend, aber sie sind nicht der Alleinbesitz der radikalen Rechten.
"Entartet" hingegen, das ist ein Wort dass ich nicht wirklich mit etwas anderem als der Hitlerzeit assoziiere.
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Faszinierend!
Klugscheißen für Anfänger
Zitat von Pursuivant
Suum cuique heißt aber in der Originalübersetzung "Jedem nach seinem Verdienst"!
Meine Lateinkenntnisse sind mit der Zeit etwas angestaubt, aber soviel bekomme ich dann doch noch zusammen, als dass ich in suum den Akkusativ Singular von suus, -a, um erkenne, was hier mit "das Seine, Seinige" übersetzt werden kann. Und cuique wird gemeinhin mit "jedermann, jeder für sich" übersetzt. Ergo kann ich Suum cuique mit "Jeder für sich das Seinige" übersetzen. Oder eben eleganter mit "Jedem das Seine". Von Verdienst ist da keine Rede.
Übrigens ist die Phrase Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi alter als die Preußen. Und auch hier geht es nicht um den Verdienst sondern das Recht. Denn die Übersetzung lautet, dass "die Gerechtigkeit der beständige und dauerhafte Wille sei, jedem sein Recht zukommen zu lassen".
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Zitat von MisterXYZ
Ich persönlich würde "entartet" jetzt nicht in erster Linie mit den Nazis in Verbindung bringen.
ich schon, das würde ich (außer sarkastisch gemeint) nie benutzen.
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24.10.2021 18:51
#20
Muss gestehen, ich wusste gar nicht, dass es auch von den Nazis benutzt wurde, bis damals der "Skandal" mit Lucke war.
Habe es, in Bezug auf Objekte/Dinge, sehr oft in dem Sinne von ausgeartet gehört und sicher auch in Literatur gelesen.
Auf Menschen gemünzt habe ich die Formulierung dagegen noch nie gehört.
Eventuell ist das aber auch regional verschieden, der Gebrauch?
Edit: Selbst benutzt habe ich es aber auch nicht, jetzt wo ich darüber nachdenke. Ich sage immer "ausgeartet", kenne aber auch Personen, die es anders machen.
Geändert von MisterXYZ (24.10.2021 um 18:59 Uhr)
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