Die Frau war damals 18 oder so, und hat sich (wie ich finde absolut ausreichend und überzeugend) entschuldigt. Warum unterschlägst du das?
Ich bin ehrlich gesagt positiv überrascht, dass das keine größeren Wellen schlägt.
Der Rufmord der Israel-Lobby (der oft islamophob motiviert ist) funktioniert in Deutschland normalerweise deutlich besser.
Ich verstehe ja irgendwie diese Rufmord-Impulse, die in der heutigen Gesellschaft immer mehr um sich greifen. Einmal in jungen Jahren einen Fehler gemacht, schon ist die ganze Karriere am Ende. Aber das ist doch abartig. Warum machst du da mit? Und natürlich weiß ich auch, dass Israel-Apologeten gern mit dem Instrument der Kontaktschuld arbeiten, um Rufmord zu betreiben. Aber auch hier frage ich mich: Warum machst du da mit?
Ziemlich asozial würd ich das nennen.
Daniel Bax:
Das Verrückte ist: die Journalistin Nemi El-Hassan könnte als Musterbeispiel für eine gelungene Integration gelten. Sie hat sich aus einem konservativ-muslimischen Milieu emanzipiert und ist als junge Frau im Journalismus ihren Weg gegangen. Dass sie vor vielen Jahren auf einer falschen Demonstration mitgelaufen ist bedauert sie heute zutiefst, sie hat sich glaubwürdig dafür entschuldigt. Sie engagiert sich seit Jahren gegen Rassismus und Antisemitismus. Doch manchen medialen Tugendwächtern und Scharfrichtern ist das nicht genug: Sie wollen, dass sie vom Bildschirm verschwindet. Die Kampagne gegen sie trägt unverkennbar rassistische Züge. Die gleichen Leute beklagen dann bei der nächsten Gelegenheit wieder, dass sich junge Muslime angeblich nicht integrieren wollen. Dabei sind sie selbst mit ihrer Unerbittlichkeit und ihren Ressentiments das größte Integrationshindernis.
So ist es.