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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Hervorragend gestärkt wollte Freiya nun eigentlich nach Ricklen sehen, ob er einen Jagdauftrag hatte, den sie übernehmen konnte. Schließlich waren Ryu und sie fürs Erste fertig gewesen und der Tag war noch lange nicht rum, bis zu ihrer Wache am Abend. Aber das Auftauchen dieser zwei Personen hatte Freiyas Pläne vorerst aufs Eis gelegt. Diese fremde Frau, Kisha, war dabei ähnlich einer kleinen Naturgewalt über Freiya gekommen, die sich mit schmerzverzerrtem Blick das Gesicht hielt. Die Rothaarige wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte. Der Schmerz von Kishas unbeabsichtigten Schlag trieb ihr die Tränen in die Augen. Doch etwas ganz anderes wandt sich durch ihre vom Essen träge gewordenen Gehirnwindungen: Wie der Po eines Was während der WAS?
    Freiya schoss sofort die Röte ins Gesicht. Was irgendwie alles noch viel schlimmer machte. Langsam nahm sie die Hände von ihrer schmerzenden Visage und schaute auf ihre Finger. Kein Blut, das war schonmal gut. Aber ihr Gesicht brannte dort, wo Kisha sie getroffen hatte. Mama Hooqua war sofort an Freiyas Seite und hielt ihr ein rohes Stück Fleisch hin. Wahrscheinlich Molerat.
    "Hier, Mädel, nimm das zum Kühlen. Ich hab ansonsten auch einen Lachs da, den du dir aufs Gesicht legen kannst", erklärte sie. Freiya aber winkte ab:
    "Geht schon!"
    "Wie du meinst", murmelte die Wirtin und verzog sich wieder hinter ihre Theke.

    Die rothaarige Jägerin blickte zu Kisha, die immer noch auf ihre Reaktion wartete und ihr Kinn feilbot wohl in der Erwartung, dass Freiya ihr eine zimmerte. Doch Freiya dachte natürlich nicht im Traum daran. Sie rümpfte kurz ihre Nase, jedoch nicht aus Missbilligung, sondern um das unangenehme Gefühl in ihrem Gesicht loszuwerden. Es brachte nicht viel. Sie blickte kurz zu dem Mann, der Kisha vorgestellt hatte. Sein Gesicht war ihr neu. Seine Anrede Ryu gegenüber war ihr aufgefallen und für einen kurzen Augenblick fragte sich Freiya, wo dieser Mann Kisha aufgelesen hatte, wenn diese eigentlich gar nicht von der Insel stammte.
    "Ich möchte Euch nicht schlagen, Kisha", sagte Freiya schließlich langsam. "Aber bitte, fasst mein Haar nicht ohne meine Erlaubnis an."
    Puh, das hatte sie tatsächlich etwas Überwindung gekostet. Kisha hatte ein Auftreten, dass die Rothaarige ein wenig an Mama Hooqua erinnerte. Aber gleichzeitig war es auch anders. Die Worte, die sie benutzt hatte und die Freiya zum Teil gar nicht verstanden hatte, aber auch ihre gesamte Körpersprache ließen sie fremd wirken, ohne, dass es wie eine Schwäche wirkte. Allein schon, wie sie Freiya aufgefordert hatte, den Schlag zurückzuzahlen, ließ Freiya annehmen, dass Kisha aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt war. Sie musste leicht lächeln.
    "Willkommen, Kisha", sagte sie schließlich und hoffte, dass sie damit Ryu nicht die Worte aus dem Mund nahm, "auf Tooshoo. Ich heiße Freiya. Der Hauptmann der Wächter", sie deutete auf Ryu, "wurde Euch ja schon von -" ja, von dem denn? Wie hieß dieser Kerl denn eigentlich? "Eurem Begleiter vorgestellt."

    Der Blick der Rothaarigen wanderte von dem blonden Mann wieder zu Kisha.
    "Ihr stammt von Torgaan? Seid Ihr das erst Mal hier auf Argaan?"
    Ihr Blick fiel auf Kishas Messer, das an ihrem Gürtel baumelte. Es sah mitgenommen aus, war verbogen und eine Scharte zierte die Klinge. Eine stummte Geschichte von Kishas Abenteuern. Immerhin, wehrhaft war die Dunkelhaarige trotzdem.
    "Interessante Waffe", sagte Freiya leise. "Wenn auch nicht ganz einsatzfähig."

  2. Beiträge anzeigen #122
    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Sumpflilie

    Kein Gegenschlag also - nundenn, mehr als anbieten konnte sie ihr die Vergeltung nicht. Es war faszinierend, zu sehen, wie Freiyas knochenbleiche Haut rot anlief. Fast so rot wie ein... nun, offenbar hatte sie nicht so viel wert auf Kishas bewundernde Vergleiche gelegt, also zwang sie sich, von weiteren Gedankenspielen dieser Art abzusehen. Das große Stück Fleisch in ihrem Gesicht, das die Wirtin ihr gebracht hatte, amüsierte sie aber doch ein wenig. Die Argaaner hatten lustige Sitten. Die größten Schläger mussten hier alle fett wie eine Mastsau sein. Und die Wirtin war dann vermutlich Mama Hooqua, die Kiyan ihr als Häuptling der Köche vorgestellt hatte. Auf jeden Fall hatte Hooqua eine anpackende Art, die Kisha sehr gefiel.
    "Ja, Torgaan ist meine Heimat. Ich bin zum ersten Mal nje ya nchi. Aber die Reise hat sich schon gelohnt, weil ich dieses Muujiza... dieses Wunder sehen durfte." Ob sie dabei den magischen Baum oder diese unwirklichen, leuchtend roten Haare meinte, erklärte sie nicht näher.


    Als Freiyas Blick auf ihr lädiertes Buschmesser fiel und es als Waffe bezeichnete, runzelte sie die Stirn. Mit einem vielleicht etwas zu schnellen Ruck zog sie das Messer aus ihrem Gürtel hervor und hielt es in die Höhe. Die Klinge zeigte sich in aller Pracht der versammelten Tavernenkundschaft - völlig verbogen und mit einer tiefen Kerbe, die sich durch den Klingenrücken zog.
    "Das ist doch keine Waffe, mpenzi. Das ist ein ganz normales Werkzeug! Benutzt ihr so etwas hier nicht?"
    Kisha konnte sich das kaum vorstellen. Wie schlugen die Leute hier denn ihre Schneisen durch das Dickicht, wenn sie durch den Wald zogen?
    "Nein, dieses Orak-Monster hat mit seiner Shoka auf den Rücken der Klinge geschlagen. Kiyan hat gesagt, ihr habt eine Schmiede hier. Die würde ich gern benutzen, um mein Messer zu reparieren. Auch wenn das nur noch ein schlechtes Flickwerk wird. Das Messer werde ich mir bald neu machen müssen."
    Dafür hatte sie momentan aber nun wirklich keine Zeit. Nun gut, das Eisen in ihrer Heimat war weich und einfach formbar - der teure, harte Stahl aus der Stadt wurde daheim nur für Speerspitzen und Ähnliches verwendet, bei dem es auf Härte ankam. Aber dennoch war es ein verdammt großer Aufwand, den Stahl zu reinigen, zur Weißglut zu bringen und wieder zu einem Eisenblock zu fügen, dann eine neue Klinge zu formen, sie in Form zu schleifen, den Griff neu zu wickeln und schließlich die Klinge zu schärfen. Nein, das musste warten. Und auch wenn der Mnara-Baum gewaltig war, wollte sie nur ungern ausprobieren, was geschah, wenn weißglühendes Eisen beim Fügen auf das Holz der riesigen Äste spritzte.

  3. Beiträge anzeigen #123
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    "Also...", begann der Hauptmann schließlich, als er seine verschränkten Arme zu lösen begann und sich langsam aus der gegen den Türrahmen gelehnten Position löste. Ein wenig zu bunt wurde es ihm hier ja nun doch. Natürlich war es richtig von Kiyan, veirrte Reisende aus dem Sumpf zu fischen und unter Vorbehalt nach Tooshoo zu bringen. Aber, dass sie erstens, seiner Schülerin, wenn auch eher aus Unwissen und Ungeschick zu nah auf die Pelle gerückt und ihr eine verpasst hatte, nur um dann zweitens dieses rostige Überbleibsel eines Messer mitten in der Taverne zu zücken... Das belastete die gastfreundschaftlichen Verhältnisse des Waldvolkes doch ein wenig. Der Templer zog ein wenig die Brauen zusammen und legte seine Hand mit Nachdruck auf die Stelle, wo Kishas Hand endete und der Klingenrücken ihres Werkzeugs begann. "Ganz langsam. Wir schlagen uns hier weder mit Salamis bei einem Missgeschick, noch zücken wir irgendwelche scharfen Gegenstände in der Schenke. Das gilt auch für Gäste von außen."

    Offenbar verstand sie. Zumindest das Werkzeug senkte unter dem Druck seiner Hand etwas. Schließlich ließ er von der kulturschockierten Fremden ab und nickte Kiyan bekräftigend zu. "Gut entschieden. Wenn du willst, komm gleich mit und erzähl' in aller Ruhe was sich zugetragen hat. Wenn du aber 'ne Pause brauchst, lass dir das nächste Bier auf meine Rechnung einschenken und komm später zur Kommandantur."

    Die Situation bekam in langsamen Schritten wieder die Ordnung in der sich der Hüter als Herr der Lage sah und das spiegelte sich auch in seinem Gesicht wieder. Die Züge darin entspannten sich nach und nach, dann verschränkte er wieder die Arme und beäugte Kisha kurz in einem Anflug von Gedanken. Doch ehe er zu sprechen begann, wanderten die orangeroten Augen zu Freiya. Dabei hoben sich parallel die Brauen des Templers und sein Blick deutete ihr nur ein einfaches 'alles in Ordnung?' an. Aber zu sehen, dass sie ihre Fassung schon wieder gewonnen hatte, beruhigte ihn wieder. "Vielleicht sollten wir die Selbstverteidigung doch etwas vorziehen...", murmelte er dann nur in Gedanken, leicht schmunzelnd. Dann schüttelte der Hayabusa den Kopf. "Gut jetzt. Also, Kisha. Wenn du mir bitte folgen würdest. Keine Sorge, solange keine weiteren Unfälle passieren, sollst du hier nichts zu befürchten haben."

    Damit wandte er sich schließlich zur Tür im erneuten Versuch, die Schenke zu verlassen. Das wars dann also erstmal mit einem langen und ausgiebigen Bad...

  4. Beiträge anzeigen #124
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Haarige Angelegenheiten, hingehaltene Gesichtspartien für Vergeltungsschläge und gezückte Messer in Tavernen, die von düsteren Wächtern und Jägern bevölkert war. Einen Moment hatte Kiyan ehrlich die Befürchtung, dass selbst die Präsenz des Hauptmannes nicht ausreichen würde, um Chaos zu verhindern. Aber so wie er Kisha nun bereits kennenlernen durfte, hätte sie sich selbst in einer Tavernenschlägerei wacker geschlagen.
    Und den einen oder anderen übermütigen Kerl dabei aufgeschlitzt und ausgenommen wie einen Lachs.
    Kopfschüttelnd wandte er sich an den Hauptmann, der in der Tür stand und schon auf dem Weg war, gefolgt von Kisha. Die Jägerin mit dem drillporoten Haar winkte ab und blieb in der Taverne..
    „Ich begleite euch gerne“, der blonde Mann grinste kurz, „Kral hat sich ja erst einmal aus dem Staub gemacht, der Feigling.“

    So folgte der Wächter dem Hauptmann und der Torgaanerin zur Kommandantur. Kiyan schloss zum Hayabusa auf und räusperte sich.
    „Kral – ein Wächter, der mich im Speerkampf ausbildet – war mit mir im Sumpf unterwegs, Richtung Osten. Wir waren im Bruchwald auf der Suche nach etwas, das man Jagen konnte. Lurker, Waran, sowas. Kral meinte, so könnte ich nachträglich meine Aufnahmeprüfung erfüllen.“ Der Wächter hob die Schultern, als würde er das anders sehen. „Jedenfalls … sprang ein Ork aus dem Dickicht, ein Späher scheinbar. Wir hielten ihn in Schach, als plötzlich Kisha aus dem Unterholz sprang, als würde sie den Ork wie ein Tiger töten wollen … prächtiger Anblick.“, gluckste der Wächter abschließend.
    „Jedenfalls“, fuhr er fort, „haben wir den Ork nur verletzt und in die Flucht geschlagen. Kral ist seiner Spur noch ein paar Meilen gefolgt und meinte, sie würde sich Richtung östliches Argaan verlieren. Er meinte … es sei komisch für einen Knochenbrecher-Ork in diese Ecke zu fliehen, da sie wohl anderswo hausten.“ Sein Blick ging zu Kisha, die gerade die Hand ausstreckte, um den mächtigen Stamm Tooshoos zu berühren.
    „Kisha … nahmen wir mit. Zurücklassen war ja keine Alternative. So … kämpferisch und wild sie auch sein mag, da draußen gibt’s mehr als genug Kreaturen, die kämpferischer und wilder sind. Und so kamen wir hier letztlich an.“
    Geändert von Kiyan (18.07.2023 um 17:58 Uhr)

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    "Wie ein Tiger, huh?", war die erste Reaktion des Hauptmannes auf die Erzählung Kiyans. Oh, mit Tigern kannte er sich aus, doch Kisha... Vermutlich gehörte sie eher zur Kategorie: Wildfangfurie mit spitzen Gegenständen. Dem ersten Gedanken nach vielleicht die Frau eines wilden Stammesvolkes oder dergleichen. Hier und da hatte man sich schließlich Geschichten über die Torgaaner erzählt. Nur dumm, dass der Templer in diesen Momenten meistens nicht ganz zugehört hatte oder damit beschäftigt war... Irgendwas zu tun. Einen Menschen von dieser Insel zu sehen war jedoch durchaus interessant. Und es schürte nur das Fernweh, welches ihn schon seit geraumer Zeit plagte. Der Hüter wollte mehr erfahren. Also ließ er sich auf seinem Stuhl nieder, beide Arme auf die Tischplatte gestützt und mit dem Blick auf den Neuankömmling und Kiyan. "Bitte, setzt euch."

    Wie gehießen, hatten sich die beiden niedergelassen. Die orangeroten Augen des Hüter verfolgten dabei Kishas schweifenden Blick. Vermutlich begutachtete sie all die Waffen, welche in einer von jedweder Logik befreiten Ordnung in den Köpfen irgendwelcher Jagdtrophäen steckten, welche fein säuberlich am oberen Rand des Raumes angebracht waren. Aber auch andere Klingen, Papierkram und das treue Gummihuhn lagen verteilt im Raum. Der Templer verstand, dass es ein Kulturschock für sie sein musste. Also wandte er sich noch einmal an Kiyan. "Ganz schön gewagt für Kral, dir allein die Berichterstattung zu lassen. Aber gut... Seit dem Blumenkohlbericht... Kein Wunder. Aber genug davon. Nochmal: Du hast die richtigen Entscheidungen getroffen, Kiyan. Und du hast dich selbst darum bemüht, dir einen Ausbilder zu suchen. Ich schätze Eigeninitiative und Verstand. Lass uns das nochmal aufgreifen, wenn wir unseren werten Gast erstmal vernünftig wilkommen geheißen haben. Also, Kisha. Sei wilkommen in... Oder auf Tooshoo und beim Waldvolk. Oder wie wir vom Waldvolk hier sagen: Bewahre!"

    Der Templer stand auf, griff sich seine zwei Gästekrüge die auf dem Fass mit dem Quellwasser standen und füllte diese damit. Dann stellte er sie auf dem Tisch ab und setzte sich wieder. Einen Schluck aus seinem eigenen zu sich nehmend. Als das Tongefäß dann wieder seinen Weg unter dem gewohnten >tock< auf die Tischplatte fand, nickte der Templer. "Da du nun schon hier bist, verrate mir ein wenig von dir. Du stammst aus Torgaan, aber... Was treibt dich auf unsere schöne Insel? Versteh mich nicht falsch, ich möchte einfach wissen, wem wir hier Gastrecht gewähren."

  6. Beiträge anzeigen #126
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Endlich Stille.
    Freiya hatte sich für die Abendwache am Aufzug zum Baum einteilen lassen, da sie nach der Begegnung mit Kisha keine Lust mehr auf einen Jagdauftrag verspürte. Ricklen hatte auch ordentlich über ihr lädiertes Gesicht gespottet. Warte nur, bis Kisha dich in die Finger bekommt!, hatte die Rothaarige gedacht. Leider schmerzte ihre Nase immer noch ein bisschen vor sich hin. Dabei hätte sie die Begegnung mit Kisha eigentlich erfrischend gefunden. Eine Frau an diesem von Männer dominierten Ort, und dann noch so eine Erscheinung wie Kisha, empfand Freiya als Bereicherung. Sie würde gern mehr wissen über diese leidenschaftliche Fremde. Sie würde sicherlich die Möglichkeit haben ...

    Jetzt aber genoss Freiya die Ruhe. Sie brauchte so dringend Zeit zum Nachdenken für sich, wollte endlich ihre Gedanken sortieren. Die Einheit mit Ryu hatte ihr gefallen. Und er selbst hatte gesagt, dass es ein guter Auftakt gewesen war. Ein gutes Gefühl! Sie war gespannt, was sie bei ihm noch lernen konnte und was er gewillt war ihr zu zeigen. Sie staunte insgeheim, wie er so einfache Worte fand, die wichtig waren und die sich bis tief in ihr Innerstes rein fanden. Ein bisschen musste sie an Onyx denken. Der hatte immer betont, wie wichtig das Miteinander war, dass man sich gegenseitig half und aufeinander verlassen konnte. Gut, er hatte es nie so ausgedrückt, er war ja eher ein Freund der einfachen und klaren Worte, aber er hatte es gemeint. Freiya hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie genau das hier auch konnte. Mit Ryu war sie jemanden Neues begegnet, bei dem sie genau das Gefühl hatte. Eine Hand wäscht die andere. Onyx hatte es mit Spucke besiegelt.
    Wo steckte dieser tumbe Riese eigentlich? Ihn hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, hätte aber große Lust, ihn auf ein Bier bei der Mama einzuladen.

    Freiya streckte sich und gähnte. Dabei spürte sie wieder ihre Nase. Wie gut dieser Schmerz sie davon ablenkte, dass ihr sämtliche Muskeln und Knochen zwickten ...
    Sie tastete noch einmal ihr Gesicht ab. Wie unangenehm waren eigentlich Schmerzen im Gesicht?, stellte sie fest. Aber auch das Ziehen in ihrem Haar, als Kisha hängen geblieben war, war ihr unangenehm gewesen. Sehr unangenehm sogar, dabei war es gar nicht stark gewesen. Sie konnte es fast ebenso deutlich spüren wie in dem Moment, als es geschehen war. Freiya mochte es nicht, wenn man ihr an den Haaren zog. Nicht, dass es oft vorkam, nein. Sie konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal jemand an den Haaren gezogen hatte ...

    Wer hätte das auch tun sollen? Außer ... Freiya keuchte. Kuno.
    Sie sah ihn auf einmal ganz deutlich vor ihrem inneren Auge. Aus einer Ecke war er gesprungen und hatte sie an den Haaren erwischt.
    "Bleib hier! ... Jetzt hab ich dich, mein Fräulein, jetzt suchen wir uns erstmal ein schönes Plätzchen."
    Freiya erschauderte. Sie konnte seine groben Berührungen noch genau spüren. Und mit ihnen auch die Angst, die in ihr aufgestiegen war. Wie sie sich unter seinem eisernen Griff gewunden hatte, aber kein Entrinnen möglich gewesen und ihre Verzweiflung immer größer geworden war ... Freiya atmete heftig. Die Bilder, sie waren so deutlich! Eine weitere Erinnerung, die sich mit einem Mal mit einem Aufbäumen aus der Tiefe ihres Geistes empor tat. Doch da kam kein Flüstern an die Oberfläche, kein Hauch von Wärme, kein dunkler Atem, der Sehnsucht zu ihr trug, sondern eine Fratze, ein hässliches Monster, geweckt von den falschen Berührungen.
    "Jetzt halt still!", hatte er gesagt und dann hatte seine Faust sie getroffen. Ins Gesicht.
    Als hätte sie den Schlag erneut erfahren, hielt Freiya sich zitternd die Wange. Hektisch überlegte sie - wie war sie entkommen? Hatte er sie etwa ... - Nein! Eine List! Sie hatte zu einer List gegriffen, um ihn auszutricksen. Hatte ihn kurz abgelenkt, damit er unaufmerksam war. Und dann ... war sie einfach losgerannt. Hin zur Vorburg und vorbei an den Wachen, von denen sie wusste, dass er sie nicht passieren konnte. Denn er war nur der verletzte Rekrut ... aber sie? Warum konnte sie auf diesen Platz?
    "Du kannst dich nicht ewig da drin verstecken!", hatte er wütend geschrieen. "ICH KRIEG DICH, DU MISTSTÜCK!"
    Freiya hatte immer noch die Hand vor den Mund geschlagen. Sie versuchte durchzuatmen. Ihr fiel ein, dass der Sohn ihres ehemaligen Meisters sich dann verzogen hatte.
    Und dann?
    Dann ... hatte sie Ferox getroffen!
    Die Rothaarige lächelte. Ja, genau! Er hatte ihr etwas für die schmerzende Wange angeboten und sich mit ihr unterhalten, Aber ihr fiel nicht mehr ein, über was. Dann waren da noch zwei andere Männer hinzugekommen, einer hieß Uncle ... Benz? Und der andere ... Wein? Nein, das konnte nicht sein. Aber so sehr sie auch darüber nachdachte, der Name des dritten Mannes fiel ihr nicht mehr ein. Es war auch egal. Ferox war der Mittelpunkt gewesen. Er hatte ihr das erste Mal und zudem nicht das letzte Mal die Hand gereicht. Ein wunderbar warmes Gefühl breitete sich in Freiya aus. Jedoch ein anderes als bei dem Schwarzhaarigen. Ferox hatte sie nicht vergessen. Sie hatte ihn sogar gesehen. Doch leider hatte er sie nicht erkannt. Wo er wohl jetzt war? Wie es ihm wohl ging? So gerne würde sie ihn sehen!

    Freiya atmete durch.
    So viele Sachen waren ihr eingefallen, Furchtbares und Gutes. Ausgelöst durch Kisha. Was da wohl noch alles in ihrem Kopf schlummerte?
    Freiya zoig ihr Haarband aus dem Haar und öffnete es. Sie schüttelte den Kopf, um die roten Locken zu lockern. Dann band sie ihr Haar wieder zusammen und atmete einmal mehr ein und aus.
    Aber etwas blieb. Ein schales Gefühl. Als Kisha sie berührt hatte, hatte Freiya es gespürt. Als Kuno sich ihrer ermächtigen wollte, hatte es sie fast überrollt. Freiya wurde eins klar: Sie wollte nie wieder, dass andere sie an ihren Haaren packen konnten. Nie wieder, dass andere sich ihrer einfach so ermächtigen konnten.
    Und sie hatte vielleicht auch schon eine Ahnung, wie sie das angehen konnte. Ihre Gedanken wanderten wieder zum Fuß des Baumes.

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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Kommandantur

    Es war wirklich ein seltsamer Ort, an den Hayabusa sie geführt hatte. Die fragwürdige Ausstattung mit all den Waffen und Köpfen getöteter Tiere erweckte ihr Missfallen, doch immerhin wusste der Hauptmann mit dem Angebot eines Sitzplatzes und eines Kruges voll Wasser ihr genau das zu geben, was sie nach ihrem Marsch durch die Sümpfe dringend brauchte.
    "Bewahre?", wiederholte sie und legte die Stirn in Falten. "Was bewahrt ihr denn?"
    Kisha zeigte auf die Trophäen. "Ihr tötet. Ihr seid stolz darauf, zu töten, und entehrt die Leichname dieser Wesen, indem ihr sie köpft und ausstellt. Macht man das auf Argaan auch mit Menschen, die man im Zweikampf tötet?"
    Das war wahrlich eine seltsame Sitte. Kisha musste sich an diese krude Denkweise erst gewöhnen.
    "Und was ist das mit deinen Augen, Hayabusa? Siehst du schon immer so aus? Da, wo ich herkomme, gibt es lustige kleine mijusi, die haben auch solche Augen wie du. Die schmecken ziemlich gut, wenn man sie über dem Feuer brät."
    Etwas zu spät bemerkte sie, dass ihre Bemerkung von diesen Leuten falsch aufgefasst werden mochte. Hier schien jede Bewegung eine versteckte Bedeutung zu haben, die andere gegen einen aufbrachte. Nicht einmal seine Werkzeuge durfte man den Leuten präsentieren...

    Kisha besann sich darauf, Hayabusas Frage zu beantworten.
    "Ich bin Kisha, Mweusi kutoka Kizalongwe. Aber mein Dorf wollte mich nicht mehr als Mweusi, weil ich die Vizuki höre. Wenn Mama Nwate, unsere sikio ya roho, stirbt, muss ich ihren Platz einnehmen. Aber ich will keine Hülle für die Vizuki sein."
    Sie lachte kurz, aber heftig auf. "Könnt ihr euch das vorstellen? Das Dorf kommt zu Mama Kisha und bittet um den Rat der Vizuki? Nein. Ich bin weggelaufen. Das ist schlimm, das machen wir nicht. Kizalongwe stehen zu ihrer Pflicht. Aber das geht zu weit."
    Kisha seufzte und nahm einen Schluck Wasser. Einen tiefen Schluck. Als sie den Krug abstellte, war nur noch ein Bodensatz darin. Sie sah dem Hauptmann ernst in seine ihrer Meinung nach ausnehmend hässlichen, orangenen Mijusi-Echsen-Augen.
    "Ein Freund hat mich über das Meer hierher gefahren. Ich suche nach jemandem. Aber nicht hier. Ich muss in eine Stadt. Ihr habt doch Städte, habe ich gehört, oder?"
    Zumindest glaubte sie nicht, dass es irgendeinen Zweck hatte, hier nach Informationen zu den Sturmkrähen zu fragen. Diese feigen Aasgeier wagten sich nur an Land, um ungeschützte Lager zu überfallen und die Menschen als Sklaven auf ihren Hochsee-Booten mit sich fortzunehmen. Die Krähen legten mit Sicherheit nicht an Stränden an, hinter denen nichts als sumpfiger Wald wartete - selbst wenn in dessen Mitte der Mnara-Baum aufragte.
    "Warum benutzt ihr den Mnara-Baum wie ein Haus?", fragte sie schließlich, getrieben von ihren Gedankengängen. "Ich finde, ihr solltet lieber zu ihm beten und ihn pflegen. Er muss im Garten von Mungu selbst gewachsen sein, als die Welt jung und die Zeit noch nicht erfunden war."
    Kisha musste zugeben, dass sich ihr das Verhalten dieses Waldvolks noch nicht erschloss. Hier leben, selbst unter diesen widrigen Umständen - ja! Aber nur wegen des Mnara-Baumes. Warum aber sich die Mühe machen, wenn man ihn tatsächlich nur wie einen Mnara - einen Turm - behandelte und ihm keine Aufmerksamkeit schenkte? Gab es etwa keine lebensfreundlicheren Orte auf dieser Insel als den Sumpf?
    Geändert von Kisha (19.07.2023 um 10:52 Uhr)

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Der Templer runzelte die Stirn. Eigentlich hätte er sie für ihre Frechheiten direkt vom nächsten Balkon werfen sollen, doch war es der Ton der gerade die Musik machte. Sie war hier fremd und ihre Fragen und Feststellungen schienen einfachen Beobachtungen zu entspringen. Selbst die Kommentare über seine Augen... Auch wenn das doch ein wenig seinen Stolz verletzte. Immerhin waren sie das Resultat einer langen und beschwerlichen Reise zur Selbstbeherrschung und -findung. Für den Moment fiel es schwer, sie nicht nach Worten, sondern auch deren Hintergrund zu beurteilen. Doch war es die Disziplin die sich der Templer über die Jahre hin antrainiert hatte, die ihn an sich halten ließ. Während sich Kisha also weiter in irgendwelchen Fremdbegriffen aus ihrer Heimat ergoss und Fragen über Fragen stellte, schloss der Hayabusa fürs nächste die Augen und lauschte. Filterte. Zog Schlüsse. Dann hob er den Blick wieder und seine Augen trafen stoisch auf jene der Fremden.

    "Eins nach dem anderen... Ich fange mal beim Großen und Ganzen an: Tooshoo ist unser Wächter. Die Heimat unseres Volkes und wir sind die Wächter Tooshoos. Wir schützen den Baum wie er uns Schutz gewährt. Wenn man das Waldvolk als Familie betrachten würde, so ist Tooshoo unser großer aber alter Bruder. Das ist unsere Form, Respekt zu zollen. Zu nehmen was man zum Überleben braucht und zu geben, wenn wir nicht mehr sind. Wir leben im Einklang mit der Natur und das, was du hier siehst...", der Hüter deutete auf die erschlagenen, teils, nicht einmal durch sein Wirken, sehr deformierten und ungewöhnlichen Bestienschädel. "... Es gibt Kreaturen auf dieser Welt die verdorben und jenseits der Wiederkehr sind. Sie haben sich selbst verloren und töten nur noch um des Töten willens. Wenn ein Apfel im Korb faul ist, entfernst du ihn schließlich auch bevor er die anderen verdirbt. Außerdem... Sind sie eine Erinnerung an die Aufgaben eines Hüters."

    Ryu hielt inne, schaute dabei der Reihe nach entlang der sechs Trophäen. Jede einzelne eine Erinnerung an Jagden voller Schrecken, Schmerz und Tod. "Daran, das Gleichgewicht und unser Volk zu bewahren.", dann schaute er wieder zu Kisha. "Wenn deine Leute bedroht werden siehst du schließlich auch nicht zu und handelst. Das konnte ich zumindest aus Kiyans Worten über dich schlussfolgern. Und wenn jemand krank, jenseits aller Hoffnung, und eine Bedrohung ist... Wie auch immer. Für mich sind sie eine Erinnerung, wie schon gesagt. Auch daran, mit was für mächtigen Jägern ich mich messen >musste<."

    Während er so sprach trat ein Hauch von Bedauern in Stimme und Augen, doch beschloss er dann doch, das Thema fortzuführen. "Du sagtest, du bist eine, äh, Mw... Mäuse... Mweusi? Ich nehme an, das ist so etwas wie eine weise Frau zu der man geht, wenn man Rat sucht? Und du hörst... Stimmen? Geister? Oder was genau sind diese Vizuki? Sprechen sie durch diese Mweusi mit den anderen? Das... Würde dich zu einem Sprachrohr für diese Geister machen, wenn ich das jetzt richtig verstehe... Sicher. Muss nicht jedermanns Traum von einer Bestimmung sein..."

    Der Templer lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und musterte Kisha eine Weile in Gedanken. Stimmen von Geistern hören... Das kam ihm irgendwie bekannt vor. "Kisha, diese Insel und ihre Kulturen sind dir fremd... Daher möchte ich dir ein Angebot machen: Wie wäre es, wenn du, je nachdem wie eilig du es hast, ein paar Tage hier bei uns bleibst, dich von deiner Reise erholst und lernst? Nicht nur über das Waldvolk, sondern auch den Rest der Insel. Hier leben viele Menschen mit Erfahrung und unschätzbarem Wissen über alle möglichen Dinge. Wenn du, egal ob jetzt oder später, abreisen willst, würde ich dir einen der Wächter an die Seite stellen der dich bis zum Rand des Sumpfes zur nächsten Handelsstraße begleitet. Von dort aus solltest du ohne große Probleme in eine der Städte, nach Stewark kommen. Was meinst du?"

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    Kommandantur

    Dieser Hauptmann gab sich alle Mühe, ihr ruhig und wohlgeordnet auf ihre Bemerkungen zu antworten. Es verriet ihr Einiges darüber, wie dieser Mann dachte und handelte. Unter den Kizalongwe sprach man üblicherweise so offen, wie sie es getan hatte, doch waren längst nicht alle Menschen so, denen sie je begegnet war. Ihr direkte Art beschwor dabei in der Regel eine von vier Reaktionen herauf: Zorn, einen kühnen Gegenangriff, ängstliche Rechtfertigung - oder die geordnete Beruhigung. Doch so richtig wollte sie nicht mit den Ausführungen mitgehen, die der Mijusi-Mann über den Baum und die besiegten Feinde von sich gab. Weder kam ihr das Bauen eines Dorfes auf seinen Ästen wie eine Tat vor, die man seinem baumgeborenen Familienmitglied zumuten würde, noch sah sie irgendeinen Grund, der das Sammeln von Köpfen getöteter Feinde rechtfertigte. Doch so sehr sie den offenen Austausch gewöhnt war, so wenig ging es ihr um offenen Streit. Und da beide ihre Standpunkte klargestellt hatten, beschränkte sich Kisha darauf, ablehnend das Kinn zu recken, und beließ es dabei, dass sie hier einig in Uneinigkeit waren.


    Als Hayabusa dann versuchte, ihr Durcheinander gewohnter Torgaanischer Begriffe und der für sie fremden Gemeinsprache zu entziffern, musste sie allerdings herzlich lachen, und ihre Laune hellte sich schlagartig wieder auf. Kisha ermahnte sich, öfter nach den passenden Worten in der Sprache zu suchen, die auch die Argaaner verstanden.
    "Nein nein, Mweusi ist jemand, der mit Eisen und Feuer arbeitet. Ein Schmied. Ich mache Werkzeuge mit meinem Hammer, das mache ich schon immer. Und ich repariere Dinge. Wenn du mir eine Schmiede zeigst, will ich auch mein Messer reparieren. Und wenn du willst, repariere ich dir auch etwas! Soll ich dir meinen Hammer einmal zeigen?"
    Sie strich mit den Fingerspitzen über den Kopf ihres Hammers, der genau wie das lädierte Buschmesser einfach unter ihren Gürtel geschoben war. Zumindest dieses Werkzeug war noch intakt.
    "Das, was du meinst - die weise Frau - nennen wir Sikio ya Roho. Und ja, Geister ist das richtige Wort, glaube ich. Eine Frau, die die Geister hört, oder auch die...", Kisha hielt inne und suchte nach einer Umschreibung, um ihm nicht das Wort "Watangulizi" vor die Füße zu werfen. "Oder auch Diejenigen, die vor uns waren. Dazu wollten sie mich machen. Aber nein, ein... Sprachrohr? Ein seltsames Wort. Wenn man zur Sikio ya Roho wird, erzählt man den anderen nicht einfach nur, was die Geister sagen, falls du das damit meintest. Man spricht nicht einfach nur mit ihnen. Man macht sich völlig leer, man raucht Magugu, bis der eigene Kopf völlig tot ist, und dann lässt man den Geist in sich hinein. Ich mache alles für die Kizalongwe! Wirklich alles!" Sie hielt inne und dachte voller Schmerz daran, wie wahr diese Worte bis vor Kurzem noch gewesen waren. "Aber ich will ich bleiben, und das kann ich nicht als Sikio ya Roho!"


    Nachdem sie sich nun wieder in Fahrt gebracht hatte, atmete sie tief durch und lockerte ihre Hand, die sie mit aller Kraft zur Faust geballt hatte. Denn eigentlich gab es in diesem Moment keinen Grund für Zorn, schließlich meinte es der Hauptmann tatsächlich gut mit ihr.
    "Asante. Das ist ein sehr gastfreundliches Angebot von dir. Ich will mich gerne an eure seltsamen Bräuche gewöhnen und mehr über die Wunder in eurer Heimat erfahren, bis ich bereit für den Rest der Insel bin. Sag: War das Haar von der Frau vorhin wirklich echt? Nichts gegen deine Augen, Mijusi", jedenfalls nichts, das half, dachte sie bei sich, "aber diese Haare waren noch viel beeindruckender."
    Und schöner.
    Geändert von Kisha (20.07.2023 um 00:28 Uhr)

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Was für eine verdrehte Welt das doch war! Nun zeigten schon die Frauen den Männern ihre Hämmer statt dem weltweit gefürchteten Nudelholz! Der Hayabusa fühlte sich alt und verstand für einen Moment lang nicht mehr, wo oben und unten war, schüttelte dann jedoch den Kopf. In seinem Leben hatte er genug starke Frauen getroffen von denen sich der ein oder andere Mann gut mal ein Stück abschneiden konnte. Nun, nicht wortwörtlich, aber man kannte ja die Redensart. Dennoch... Jetzt wo er sich die Fremdländerin so betrachtete fiel es ihm auch auf: Die Torgaanerin wirkte zwar nicht wie ein von Muskeln übersäter Schmied aus Nordmar, doch zeichnete sich das Handwerk deutlich auf ihren Armen und dem, verhältnismäßig etwas breiteren Schultern ab. Definiert und durchaus kräftig von der Arbeit an Esse, Amboss und Schleifstein geformt. Ihre Aussagen schienen also nachwievor der Wahrheit zu entsprechen. Zwar hatte der Templer auch vor seiner Beobachtung nicht wirklich gezweifelt, aber... Nun, er wusste, welche Äußerlichkeiten Leute vorwiesen die seinem Handwerk nachgingen. Aber da waren ja noch ihre Fragen. Die Sache mit seinen Augen... Die ließ er bewusst fürs erste im Raum stehen. Zwar genoss sie von diesem Punkt an das Gastrecht, doch diese ganze Hütergeschichte und ihre Einzelheiten war eine dieser Sachen, die hier nicht offen und schon gar nicht mit Fremden besprochen wurden.

    "Freiyas Haar ist was es ist. Viele Leute, deren Wurzeln in Nordmaar im Lande Myrtana haben, weisen helles bis feuerrotes Haar auf.", begann der Hüter schließlich und lehnte sich dann etwas verschwörerisch nach vorne. Als würde er ihr ein Geheimnis offenbaren, welches nur unter vorgehobener Hand erzählt werden würde. "Legenden besagen jedoch, dass sie oft große Krieger sind die ihr Haar im Blut ihrer Feinde waschen. Eine Farbe der Warnung damit sich jeder zwei mal überlegt, mit wem man sich da anlegt! Ich denke ja, dass das nicht auf alle zutrifft. Aber es gibt sicher den ein oder anderen Nordmarer, der solche Praktiken verfolgt! Vielleicht ist das aber auch um lästige Fliegen zu verscheuchen oder anzulocken. Ich war noch nicht so oft dort, also... Sei vorsichtig! Man nennt sie nicht umsonst 'die rote Snapperin'."

    Mit diesen Worten und einem kurzen "Achja, einen Moment.", stand der Templer auf und verschwand kurz hinter dem Vorhang der den Übergang zu seiner kleinen Balkonplattform bot. Von dieser hatte der Hauptmann stets einen guten Blick auf die Torwachen und mögliche Neuankömmlinge ohne sich dabei selbst zu sehr preiszugeben. Der geflochtene Weidenzaun der gleichzeitig das Geländer bildete war zum Baum hin etwa auf Augenhöhe des Templers angelegt worden und wurde nach etwa einem Meter so tief, dass er auf Bauchhöhe lag. Kaum überlegt, schon stand er auch schon an der Stelle an der er den gelangweilten Valerion und seinen Mitwächter beobachten konnte. Letzterer faselte die ganze Zeit etwas in die Richtung des Neulings und dieser wirkte, rein der Körperhaltung halber eher wenig angetan. Ryu holte tief Luft. "Oi! Valerion! Gibt Arbeit für dich! Komm mal hoch zu mir!"

    Dann ging er wieder nach drinnen zu Kiyan und dem Gast des Baumes. "So, deine Führung kommt gleich. Also, wo waren wir? Achja, richtig. Hämmer und rote Haare. Du musst wissen, ich bin selbst als Schmied tätig und ein wenig Hilfe könnte wirklich nicht schaden. Und, auch eine Sache die du zum Waldvolk wissen solltest, wir es hier gerne sehen, wenn Leute sich mit ihren Fähigkeiten einbringen, nehme ich dein Angebot gerne an. Aber, finde dich erst einmal zurecht und dann, wenn du dich von der Reise erholt hast, darfst du mir auch zeigen, was du mit deinem Hammer so vollbringen kannst."

    In diesem Moment klopfte es dann auch schon und ein deutlich blasser und von leichten Augenringen geschmückter Valerion trat auf Bitten des Hauptmanns ein. Die Abstinenz schien wohl ihr Übriges zu tun. "Da ist er ja auch schon. Valerion, das hier ist Kisha. Sie kam über das Meer hierher und genießt für die nächsten Tage Gastrecht auf Tooshoo. Führ' sie ein wenig herum, erklär' ihr unsere Bräuche und worauf sie zu achten hat. Und wer weiß, vielleicht lernst du dabei auch noch ein paar Dinge."

    Ryu spürte, wie Kiyans Blick unter gehobenen Brauen auf ihm lag, doch die Entscheidung hatte er bewusst getroffen. Der Trunkenbold sollte sich ebenso mit den Leuten Tooshoos befassen und lernen. Ein Gefühl von Zugehörigkeit und Bewusstsein entwickeln, statt stumpf seinen Wächterdienst nach Plan abzuarbeiten. "Noch Fragen? Anmerkungen?", äußerte er schließlich und blickte dabei abwechselnd durch die Runde.

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    Provinzheld Avatar von Valerion
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    „Ja woisch und dann han i gsagt, woisch Gunthold, i hans dir schomal gsagt, so gehts it weiter“, schwafelte der alte Wachmann. Valerion hatte jetzt mit einigen anderen Kameraden Wache gehalten, aber dieser hier ... Franjosef, wie er sich nannte, war ungelogen der nervigste aller. Viele meinten auch, dieser Kerl sei eine Art training, da viele immer einschliefen und nur wenige sich wirklich wach halten konnten. Jedoch für ihn war das überhaupt kein Problem, den dadurch, das der arme Valerion seit einigen Wochen keinen Alkohol getrunken hatte, hatte er gegen Visionen und körperlichen schmerzen kämpfen müssen. An Schlaf war da kaum zu denken, den auch in den Träumen wurde er von ehemaligen Leuten verfolgt, die Valerion getötet hatte.

    Er wollte jedoch nicht zu einem Heiler gehen, da dieser Kampf sein eigener war und nur er ihn überstehen konnt. So ließ er den alten Sack weiter labern und blickte hinaus zum Sumpf. Er hatte noch keinen Lehrer finden können, er hatte auch bisher kaum wirklich Kontakt zu anderen Leuten aufbauen können. Am Feuer saß er meistens auf etwas abstand, lauschte jedoch ab und an den alten Geschichten von früher. Der Bärtige wusste noch von seinen Reisen, dass die Leute aus dem Wald früher in Silden gelebt hatten. Viele Bräuche kannte er aber nicht. Vielleicht konnte er sie mit der Zeit lernen, sicher hatten auch andere es geschafft, sich hier einzugewöhnen.

    Plötzlich wurde er von einem Ruf aus seinen Gedanken geholt. Er schaute, woher der Ruf kam und erblickte den Hauptmann, der nach ihn gerufen hatte.
    „Muss mal zum Hauptmann“, sprach Valerion und hörte nur von hinten, wie der alte irgendwas hinterher rief.
    „Han dir ja gsagt du sollsch it immer einschlafe, wenn wir zusammen Dienst haben, jetzt kriegsch hoffentlich dei grechte Straf! Wir wurden früher ausgepeitscht bis wir nicht mehr wussten wo unten und oben war“, Valerion seufzte nur schwer, zugleich war er aber froh das er nicht mehr die alten Geschichten von diesem Kerl zuhören musste.

    Im Raum des Hauptmannes, den er noch von seiner Ankunft kannte, blickte er kurz in die verschiedenen Gesichter, als ihm eine junge Frau vorgestellt wurde. Kisha war der Name und wäre Valerion noch der alte betrunkene Gauner, wäre jetzt sicher solch ein Spruch gekommen:
    „Na komm Schätzchen, erst zeig ich dir den schönen Baum und dann zeig ich dir viele andere schöne dinge, die nur wieder vergessen wirst“, doch da er seit einigen Wochen nüchtern war, einen Kampf gegen sich selbst und seinen Haluzinationen führte, kam nur so etwas raus:
    „Ehja Tach eh?“, der fertige Valerion hatte keine Anmerkungen und blickte die Frau nur ruhig an.

    „Ein bisschen kann ich dir schon was zeigen, ich bin seitn paar Wochen da und hab ein wenig etwas gelernt“; sprach er ruhig und wartete ab.

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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Kommandantur

    Als der Hauptmann davon sprach, dass es ein ganzes Volk gab, das aus lauter Menschen mit solchen flammend roten Haaren bestand, leuchteten Kishas Augen. Dort musste sie irgendwann einmal unbedingt hinreisen! Was war das nur, das sie so daran begeisterte? Sie konnte es selbst nicht fassen. Vielleicht lag es aber daran, dass die rote Schnapperin bislang der einzige Mensch auf dieser Insel gewesen war, bei der die helle Haut nicht kränklich auf sie wirkte, sondern auf exotische Weise interessant. Das musste an den Haaren liegen! Wenn sie daran dachte, dass es dort ein Volk voller wilder, rothaariger schöner Menschen gab, wollte sie am liebsten sofort dorthin. Die Geschichte, die Hayabusa ihr verkaufen wollte, mochte sie aber nicht so recht glauben.
    "Eh, jetzt versuchst du mich aber zu veralbern, Mijusi. Blutiges Haar kenne ich gut. Das sieht nicht so schön aus. Blut klebt und wird hart und stinkt und wird dunkel und braun."
    Schaudernd dachte sie an zahllose kleine Rituale, die ihre Eltern nach Mama Nwates Anleitung durchgeführt hatten, um die Geister für diese und jene alltägliche Arbeit zu besänftigen. Als Kind hatte sie den Geruch von Blut gehasst. Irgendwann hatte sie sich daran gewöhnt.
    "Bila Shaka, sicher werde ich euch helfen, wenn ich kann. Ich liebe das Feuer in der Esse. Und wenn ich euch damit die Gastfreundschaft zurückzahlen kann, mache ich das gerne."

    Dann betrat ihr Führer den Raum, und Kisha erhob sich vom Stuhl, um den Mann auf den Tisch gestützt mit schief gelegtem Kopf und tief gerunzelter Stirn anzusehen.
    "Rafiki, du siehst scheiße aus! Du solltest mal euren Dawa Mtu besuchen und dir die bösen Geister austreiben lassen! Bist du sicher, dass du nicht vom Stamm fällst, wenn wir da raus gehen?"
    Dieser Mann sah so bleich und eingefallen aus, als ob ihn eine tiefe Krankheit verzehrte. Die dunklen Ringe unter seinen Augen sahen aus, als würden sie bald selbst laufen lernen. Der Größte war er auch nicht. Genauso wenig wie Hayabusa, musste sie feststellen, aber dieser hier war dazu auch noch ziemlich schmal. Kisha fragte sich, ob sie ihn wohl hochheben konnte.
    Bevor sie an Valerions Seite trat, verpasste sie Kiyan einen gut gemeinten Schlag auf die Schulter.
    "Asante noch einmal für die Rettung und die Hilfe. Hast was gut bei mir, Shujaa."
    Hayabusa wurde lediglich mit einer respektvollen Geste aus der Ferne bedacht. Den Mijusi mit seinen seltsamen Augen fasste sie lieber nicht an. Dann wandte sie sich Valerion zu.
    "Also, dann zeig mal, was du zeigen kannst!"

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    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Freiya steckte sich ein Stück Brot in den Mund und spülte es mit einem Schluck Wasser hinunter. Ihre Wache war vorbei, sie hatte nun Zeit, sich etwas auszuruhen und wollte das auch nutzen. Doch gerade, als sie sich niederlassen wollte, tauchte ein gut bekannter Lockenkopf auf und funkelte sie an.
    "Ich habe heute Dinge über dich gehört, die mich sehr daran zweifeln lassen, ob du wirklich meine Freundin bist", zischte sie.
    Oh-oh.
    Freiya machte sich dennoch lang auf einem Fell und stützte den Kopf auf ihren linken Arm. Sie sah Ronja an. Eine kleine Laterne hüllte das Lager in ein schwaches grünes Licht. Als ob es hier auf dem Baum eine grüße Laterne brauchte! Wer hatte das für notwendig befunden?
    "Was hast du denn gehört?", fragte Freiya und versuchte es so neutral wie möglich klingen zu lassen.
    "Du hast dich mit Hauptmann Hayabusa in die Felle gelegt! Und von einer fremden Frau eine kassiert!", erklärte Ronja spitz.
    Freiya seufzte leise, dann sagte sie leise: "Ja, in die Felle, weil der Hauptmann mich unterrichtet."
    "Ach so, in was denn?"
    Freiya zögerte einen Moment, sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte, ohne dass Ronja es in den falschen Hals bekam.
    "Er hat mir gezeigt, wie ich mich geschickt fallen lassen kann im ... Falle eines Sturzes."
    Ronja spitzte die Lippen.
    "Ach so?", presste sie hervor.
    Freiya nickte.
    "Wieso macht ihr sowas zusammen?", fragte Ronja immer noch mit giftigem Blick.
    "Weil ich ihn gefragt habe."
    "Ja, aber wieso auf einmal er?"
    Freiya atmete tief ein. So langsam wurde ihr dieses Verhör zu bunt.
    "Ronja, was genau ist dein Problem?", fragte sie. Doch Ronja kaute nur auf ihrer Zunge und schwieg. Freiya mochte diese Stille nicht. Da war ein Konflikt, obwohl ihr nicht so klar war, warum.
    "Ich hatte eine Übungseinheit bei ihm und werde sicherlich noch einige andere Einheiten haben. Ansonsten ist da nichts, falls du dich deswegen sorgst."
    Ronja schürzte erneut ertappt die Lippen.
    Offensichtlich war es ein automatischer Gedankengang der Bewohner auf diesem Baum und einmal mehr wunderte sich Freiya über Ryus Ruf. Gleichtzeitig fragte sie sich, um was es hier eigentlich ging.
    "Wann hattest du denn vor, mir das zu sagen?", fragte Ronja nun.
    "Wenn wir uns wieder gesehen hätte, jetzt zum Beispiel", erwiderte die Rothaarige, doch die Bognerin schnaubte nur.
    "Ronja", versuchte Freiya es ein letztes Mal, "wenn du mir nicht glaubst oder aber ihn so magst, dann geh doch einfach in die Kommandantur runter und lad ihn auf ein Bier bei der Mama ein. Ich wette, er würde nicht ablehnen."
    "Ach, kennt ihr euch jetzt so gut, oder was?", warf der Lockenkopf ein.
    Freiya musste an sich halten, nicht loszuschimpfen.
    "Willst du denn gar nicht wissen, was es mit der Frau auf sich hat?", fragte sie schließlich, um Abstand von dem Thema zu bekommen. Ronja aber drehte sich um, machte einen Schritt und hielt dann inne. Sie blickte noch einmal über die Schulter und sagte:
    "Was interessierst du mich schon."
    Dann verschwand sie in der Dunkelheit.

    Freiya lehnte sich zurück und rollte sich auf den Rücken. Sie begann mit den Handballen ihren müden Augen zu massieren. Himmel, jetzt stritten sie doch nicht ernsthaft wegen eines Mannes? Dabei gab es noch nicht einmal was zu streiten! Ronjas Sturkopf machte sie manchmal wahnsinnig! Dabei war Freiya müde. So viel hatte sie geredet. So viel gedacht. So viel gefühlt. Sie wollte Stille. Ruhe von allen.
    Sie rollte sich auf die Seite und zusammen. Doch da war keine Ruhe. Da war Ronjas letzter Satz. Freiya wusste genau, wie diese Worte zu werten waren. Sie kannte ihre Freundin. Wusste, wie schnell sie aufbrausen konnte, wie schnell sie leidenschaftlich werden konnte und wie stur sie war. Sie wusste, dass Ronja das weniger meinte, als sie es sagte. Dass sie wahrscheinlich nicht groß drüber nachgedacht hatte. Aber trotzdem waren sie da. Die Worte, die verletzten. So achtlos und gleichzeitig treffend dahin gesagt.
    Freiya vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
    Diese Worte taten weh.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Der Wächter blickte noch einen Moment zur Tür der Kommandantur, ehe er sich der Hauptman zuwandte, der einen Schluck Wasser aus seinem Krug trank. Kiyan hatte seinen bereits geleert, während er schweigend dem Austausch zwischen Kisha und seinem Vorgesetzten gelauscht hatte. Nur einen Moment war die ruhige Maske seines Gesichts verrutscht, als er Valerions Auftreten gesehen hatte. Er sah aufgrund des kalten Entzugs natürlich aus wie ein wandelnder Leichnam. Dunkle Ringe unter den Augen, das Gesicht eingefallen und verschwitzt. Aber er war ruhig gewesen, hatte ausgeglichen gewirkt.
    "Nun, Hauptmann, wenn es weiter nichts gibt, würde ich mich zurück zur Ausbildung begeben", erklärte Kiyan und war nun wieder gewohnt ruhig, "Kral erwartet wahrscheinlich immer noch, dass ich irgendwelche Biester im Sumpf jage. So gesehen schulde ich Euch ja noch eine prächtige Beute, die dem Wohl der Allgemeinheit dient, nicht wahr?"
    Ein kurzes, schiefes Grinsen huschte über die Züge des Wächters. Er hob den leeren Krug und stellte ihn auf dem Tisch ab. Gerade schon zum Gehen gewandt, blieb er dann doch stehen und fragte dann doch etwas, was ihm auf der Zunge lag: "Warum die Augen, Hauptmann?", er sah den Hayabusa an, "wie kommt ein Mensch zu solchen Augen? Magie?"
    Geändert von Kiyan (21.07.2023 um 09:59 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Wie hatte sie ihn gerade genannt? Rafi? Die beiden waren ein stück zum Hauptplatz gegangen, sie beobachteten das Treiben der Bewohner des Baumes.
    „Ich heiß übrigens Valerion und nicht Rafi oder was auch immer ... ich seh deswegen so scheiße aus, weil ich auf Entzug bin. Die letzten Monate war ich jeden Tag betrunken wie ein verrückter, hatte die heftigsten Erlebnisse mit Frauen, jedoch war das ein Befehl des Hauptmannes, als ich hier willkommen geheißen wurde ... einen Monat keinen Alkohol und was auch immer ein Dwama Mamu oder wie auch immer sein soll ... ich schaff das schon aus eigener Kraft. Bald werde ich wieder der alte Valerion sein und wieder ein Schwert schwingen“, laberte der Bärtige und wischte sich kurz den schweiß von der Stirn.

    „Also .. ich hab hier nicht viel Ahnung aber etwas. Musste es auch auf schmerzhafter weise lernen. Die Ruinen da unterhalb des Baumes sind nun eh ... Ruhestätten oder so etwas in der art, weil dort irgendwas passiert ist und die Geister dort leben ... glaube ich. Das Waldvolk hat einen tiefen drang zur Natur, ihr habt ja vielleicht beim Hauptmann schon gemerkt ... oder auch was gespürt, der hat so ne starke Aura an sich. Außerdem soll es hier noch Druiden geben, jedoch hab ich mit denen keinerlei kontakt bisher“, erklärte der Mann und deutete nach oben, dort vermutete er nämlich die Druiden, in der Krone des Baumes.

    „Na ja außerdem ist das hier ne Gemeinschaft ... ich hab ein paar Sumpfratten gejagt, um meinen Teil zu geben. Sobald ich wieder etwas fitter bin, wird es mich wohl wieder rausziehen um noch mehr Beute zu Jagen .... glaube ich“; schwafelte er groß weiter und erinnerte sich an seine Mission. Die wichtigsten orte musste er noch zeigen, jedenfalls die, wo er bisher selber kannte. Er zeigte den Ort, wo abends das Lagerfeuer brannte und die Menschen sich zusammen trafen. Er zeigte ihr den Ort, wo man Waffen schmiedete oder Werkzeuge reparieren konnte. Auch wenn er sie kaum anblickte, merkte er, das sie doch großes Interesse zeigte.

    „Die Druiden haben früher an einem Ort in Myrthana gelebt und dort ihre Bräuche und Rituale gemacht. Auch die Waldläufer haben dort ihre Fähigkeiten gelernt und wie Gerüchte in manchen Spielunken flüsterten, sollen die Waldläufer auch merkwürdige Rituale drauf haben ... na ja. Als dann alle nach Argaan loszogen wurden die meisten Waldleute hier aufgenommen. Jedoch ist dann irgendwas passiert, was genau weis ich auch noch nicht .... das versuch ich noch herauszufinden“, sprach der Mann weiter und blickte die junge Frau an.

    „Haste noch fragen?“, ruhig blieb der Blick auf ihr ruhen.

  16. Beiträge anzeigen #136
    Waldläufer Avatar von Kisha
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    In der Baumsiedlung

    Einer von der einfachen Sorte war er, dieser Valerion. Kisha fragte sich, ob er nicht ein kleines Bisschen dumm war, als er sich noch einmal vorstellte, obwohl der Mijusi das doch bereits getan hatte. Und dann diese seltsame Geschichte, dass der Hauptmann ihm befohlen hätte, zu saufen und sich mit Frauen zu vergnügen – oder hatte sie in dem wirren Gemurmel etwas falsch aufgeschnappt? Sie hoffte inständig, dass man hier nicht dazu gezwungen wurde, mit anderen intim zu werden. Kisha war beileibe kein Kind von Traurigkeit, ganz im Gegenteil – doch sie entschied gern selbst, mit wem sie die Bettstatt wärmte.
    „Na, so lange du dein Schwert nicht in meiner Nähe schwingst“, murmelte sie und verschränkte die Arme, als seine Selbstrechtfertigungen zu einem Ende kamen. Aber Kisha hielt sich des Friedens zuliebe ein wenig zurück und folgte ihrem an die Hand gegebenen Führer über die krummen Holzstege des Mnara-Baumes ohne weitere bissige Kommentare.

    Nur halb interessiert registrierte sie die vielen gewöhnlichen Ecken der Siedlung auf dem Baum. Eine Feuerstelle für Zusammenkünfte war ja schließlich nichts Besonderes. Nur war es eine merkwürdige Feuerstelle, wenn sie dem Gast erst gezeigt werden musste. Normalerweise war so ein Feuer doch in der Mitte des Dorfes eingerichtet, im Herzen der Gemeinschaft. Da gab es nichts zu suchen, nur zu finden. Aber wo war schon die Mitte eines Dorfes, das auf ein paar Holzplanken an den Stamm eines riesigen Zauber-Baumes gezimmert war? Sehr unpraktisch war das alles.
    Doch dann horchte sie schlagartig auf. Hatte Valerion gerade von einem Ort gesprochen, an dem Geister lebten? Den musste sie unbedingt sehen! Leider hatte sie das wenig unterhaltsame Geplapper zuvor nur bruchstückhaft mitbekommen, und so hatte sie absolut keine Ahnung, wovon genau er da gesprochen hatte. Noch bevor sie aber nachfragen konnte, hatte der nächste Ort ihre Aufmerksamkeit in Beschlag genommen.
    „Na roho! Endlich eine Schmiede!“, rief sie begeistert, als sie sich der Plattform näherten, auf der tatsächlich – und sie konnte es angesichts dieser selten dämlichen Lage für einen Ort mit heißem Schmiedefeuer immer noch nicht recht glauben – Ambosse, Essen und Werkbänke standen, ausgestattet mit einer wahrhaft prächtigen Auswahl an einfallsreichen, selbstgemachten Werkzeugen.
    „Kann hier jeder einfach hingehen und arbeiten?“, hakte sie nach und wäre am liebsten auf der Stelle an den Amboss gestürmt. In diesem Moment war die Werkstatt unbesetzt, war es doch auch bereits Abend. Am liebsten hätte sie die hiesigen Schmiede selbst gefragt. Der Hauptmann war doch sicher nicht der Einzige hier, der den Hammer klingen ließ, oder?
    „Also ich habe ja lieber meinen eigenen Platz zum Arbeiten“, und sie würde jeden vom Baum schmeißen, der sich daran vergriff, wie sie in Gedanken ergänzte, „aber Mijusis Worte klangen so, als ob hier jeder darf. Hmm?“
    Sie betrachtete Valerion mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ob er ihr wohl hier eine hilfreiche Antwort geben konnte?

    Auf seine Bemerkung hin, ob sie noch Fragen habe, kam ihr außerdem doch sofort etwas in den Sinn. Einer der Männer – sie wusste nicht mehr, welcher – hatte dieses Wort auch schon in den Mund genommen, und nun auch Valerion. Doch so wirklich konnte sie nichts damit anfangen.
    „Was genau sind denn diese Druiden, von denen du sprichst? Und was bei den Ahnen ist denn dort oben?“
    Kisha deutete hinauf zur Baumkrone. Dort, direkt unter den wachsamen Augen Mungus, so nah unter den Sternen, musste schließlich ein ganz besonderer Ort sein, den sie gern erkundet hätte.

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    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Augen... Augen... Augen... Warum störte sich auf einmal jeder an den Augen des Hüters? Ryu seufzte lang und schloss eben diese für eine Weile. Dabei stützte er sich auf seine Ellbogen, verschränkte die Finger ineinander und lehnte die untere Hälfte seines Gesichts gegen diese. So, dass man nur die Partie ab der Nase sehen konnte. Diese ganze Geschichte um Behemoth, Sarkany und generell die Geister des Waldes war nachwievor ein gut gehütetes Geheimnis. Wie sollte man das ganze einem Neuling eigentlich erklären? Über die Jahre hin war es so zur Gewohnheit für Ryu geworden, dass die Leute vom Waldvolk es einfach so akzeptierten und hinnahmen. All die neuen Gesichter dagegen... Es war klar, dass sie sich die Frage stellten, was eigentlich nicht mit seinem Äußeren stimmte.

    "Setz' dich nochmal.", begann der Hüter schließlich und öffnete eben jenen Gegenstand der Frage Kiyans als dieser seiner Bitte nachkam. Ruhig fixierten die vom Wyvern beseelten Augen den angehenden Wächter. Es lag keine Feindseligkeit darin. Eher ein Fluss der steten Gedanken und Einschätzungen, wieviel er ihm verraten wollte, konnte und sollte. "Das klingt jetzt vielleicht wie eine dumme Ausrede, aber... Das ist in gewisser Weise eine Laune der Natur.", begann der Templer und faltete die Arme übereinander, während er Kiyan unverändert anblickte. "Als wir uns das erste mal gesprochen haben, hast du erwähnt, dass du Wesen die zum Spaß töten verabscheust und aufhalten möchtest. Es gibt einige wie mich, die solche... Nennen wir es, Annomalien aufweisen und sich der Jagd auf solche Wesen verschrieben haben. Das, was ich Kisha über die da...", der Templer deutete auf die Jagdtrophäen an der Wand. "... Erzählt habe ist wahr. In deiner Zeit hier wirst du sicher noch auf den ein oder anderen seltsamen Kauz treffen. Mancher mit komischen Augen. Andere haarig wie Affen und genauso irre in ihrem Verhalten. Dann vielleicht wieder welche, die sich wie eine Katze den Handrücken ablecken und damit säubern. Was ich damit sagen will: Die Jagd kann einen verändern. Stärker machen, aber auch näher an die Natur und die eigenen, innersten Urinstinkte führen, die seit jeher in uns allen wohnen."

    Ryu ließ diese Worte für einen Augenblick lang wirken, lehnte sich dann ein wenig zurück gegen seine Stuhllehne und hob etwas die Mundwinkel. In seinem Gesicht zeichnete sich so etwas wie Zufriedenheit ab. Nicht über das Gesagte, aber wohl das was er noch für den Neuling übrig hatte.

    "Hör zu, du scheinst ein guter Mann zu sein, Kiyan. Versteh nur bitte, dass ich dir momentan nicht mehr dazu sagen kann. Je länger du hier sein wirst, desto mehr wird dir sicher auffallen. Aber um mal auf etwas anderes zu kommen: Ich bekomme ja das ein oder andere mit und du machst dich. Ich mach dir ein Angebot. Wenn du das mit dem Speerkampf hinbekommst und, sagen wir, eine schöne, fette Blutfliege damit erlegst, mach ich dir deinen eigenen Speer und dich zum Wächter. Ob du das während oder nach deiner Ausbildung machst ist mir relativ egal. Es sollte nur aus eigener Kraft geschehen. So. Und da ich dir jetzt etwas zu mir verraten habe, bist du dran. Also, wer ist Kiyan der angehende Speerkämpfer und Wächter? Was hat dich ursprünglich hergebracht und warum machst du es dir nicht in einer der Städte bequem als, pfuh, sagen wir, Weinverkoster... Nein, das wäre eher Valerions Ding... Na, du weißt schon was ich meine..."

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    „Bin kein schmied und hab noch nie einen Hammer geschwungen, am besten fragst du den Schmied selber, wenn du ihn siehst aber solange du deinen Teil für die Gemeinschaft dazu gibst kannst du sie sicherlich benutzen“; sprach er kurz und ruhig, ehe er sich schlagartig von ihr wegdrehte und die Hand vor dem Mund hielt. Er atmete kurz durch, während der Schweiß seinen Körper benetzte.

    Doch dann fragte sie nach den Druiden und wollte schon in Richtung der Baumkrone zulaufen, schnell hatte er ihren Arm gepackt und sprach ruhig zu ihr.
    „Das sind Leute, die man nicht einfach so stören sollte. Druiden sind nämlich wie die anderen Magier schnell genervt, wenn man sie stört. Nun ich hab nur Gerüchte von ihren Magischen Kräften gehört aber sie sollen eins mit der Natur sein und die Naturmagie nutzen können. Man sagt auch das sie sich in Tiere verwandeln können aber ich selber bin noch keinem begegnet“, sprach er und deutete auf die Wurzeln des Baumes.

    „Ich zeig dir das ehemalige Dorf Schwarzwasser, damit du es gesehen hast, aber wag es dich nicht die Ruhestätte zu stören, das kann der Hauptmann überhaupt nicht leiden“, meinte er, ging dann auch los zum Haupttor, wo er einst ebenfalls eingelassen wurden. Vorsichtig waren sie zum Dorf gelaufen, seine Schutzperson war still gewesen. Woher diese junge Frau auch kommen sollte er merkte schon, dass sie auch mit irgendwelchen Bräuchen aufgewachsen war. Jedenfalls ging er davon aus, so wie sie ständig sprach.

    „Ich glaub für Fremde oder Reisende wird das hier wie ein Geisterdorf wirken aber ich selber habe noch keinen Geist gesehen. Ich glaube auch nicht wirklich, das hier irgendwelche verstorbenen Seelen herumirren und ihre Mörder suchen“, schwafelte er weiter und schaute sich um. So im Dunkeln war, dieses zerstörte Dorf schon etwas schaurig aber immerhin hatte er schon ein paar Nächte hier verbracht, ehe der Hauptmann auf die beiden zukam. Er blickte an die zerstörte Wand, wo der Hauptmann ihn durchgestoßen hatte. Kurz rieb er sich über den Rücken an diese schmerzvolle Erinnerung.

    Er lies den Moment kurz auf die Frau wirken, sie sollte sehen und merken was hier geschah, auch wenn er bis heute keine Ahnung hatte, was hier genau geschen war. Bisher wollte er noch keinen Bewohner fragen, fühlte er sich noch nicht wirklich aufgenommen. Jetzt im nüchternen Zustand war, dass auch kein Wunder gesehen aber er versuchte, viel zu tun, um ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Nach weiterer Zeit war es jedoch zeit zu gehen. Langsam drehte er sich um und deutete ihr an, mitzukommen. Bis es plötzlich ein Knacken im Gebüsch gab.

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    Ranger-General  Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Nach Hayabusas Antwort wusste Kiyan im Grunde genauso viel wie zuvor. Nun, es hatte offensichtlich etwas mit der Natur zu tun, vielleicht im gleichen Maße wie bei den Druiden, denen man ja gerüchteweise auch nachsagte, tierische Attribute zu besitzen. Vielleicht war der Hauptmann dahingehend nur geringfügig von seinem Pakt verändert worden, während andere gleich einem Menschenaffen irgendwo in der Krone von Tooshoo hockten und hausten.
    Vielmehr waren die nachfolgenden Worte des Hauptmanns interessant gewesen.
    "Eine ... Blutfliege?", fragte Kiyan. Der Hayabusa nickte ruhig. Der angehende Wächter hatte mehr erwartet, aber er würde wohl damit leben müssen. "Nun, eine Blutfliege soll es sein. Aber ... vergesst den Speer. Ich trage diesen hier, eine orkische Waffe. Die kriegt einer dieser Knochenbrecher auch zurück, Spitze voran. Ich jage Euch etwas besseres als eine Blutfliege und dafür bekomme ich ein Schwert."
    Der Kämpfer klopfte auf die Waffe an seinem Gurt. "Das hier ist grobe Massenware. Mein nordmarisches Breitschwert habe ich Valerion gegeben. Also brauche ich eine angemessene Klinge für jemanden, der diesen Baum und seine Geheimnisse ... schützen soll."
    Ein kurzes Grinsen huschte über Kiyans Züge. "Womit ich auch zu meiner Geschichte komme: Ich stamme aus dem Herzogtum Gorthar, nahe Khorinis. Mein Vater hatte sich dem Handel verschrieben, wurde Kaufmann und gründete ein Handelshaus in der Stadt Gorthar und wurde damit durchaus reich. Ein prächtiges Anwesen, sage ich Euch. Nun, zwei Söhne schenkte meine Mutter ihm. Meinen Bruder, der das Los hatte, als erster geboren zu werden. Somit war er auch der Erbe und wuchs unter der strengen Fuchtel unseres Vaters auf. Ich kam später, war Mutters Liebling und Vaters Verdruss. Ich verprasste das Geld, ich hurte herum, duellierte mich. Valerion eigentlich nicht ganz unähnlich. Mir stand eine gut bezahlte Stelle als Offizier in der Wache des Herzogtums offen, die wenig Arbeit und viel Freizeit versprach."

    Der blonde Kämpfer seufzte und hob die Schultern. "Nun, ich machte der falschen Dame Avancen. Ihr Ehemann forderte mich zum Duell, brach mir dabei das Bein und zerstörte das Grundgerüst für eine strahlende Offizierskarriere. Meine Eltern investierten viel in die Pflege, aber am Ende blieb ein durchgehendes Humpeln ... welches zum Glück verschwunden ist über die Jahre." - die Hilfe des Schwarzmagiers Esteban ließ der Gortharer bewusst außen vor - "Damals aber wurde ich verbittert und ehrgeizig. Mein Vater sagte mir, ich habe es verdient ... aber er nahm mich in die Lehre. Ich wurde ebenfalls Kaufmann. Aber während ich alle möglichen Quacksalber und Heiler aufsuchte, um mein Bein wiederherstellen zu lassen - ohne Erfolg -, fand ich Gefallen am Reisen und an Expeditionen. Alte Ruinen und Bauwerke erkunden, Schätze finden und diese dann verkaufen. Viele tausend Meilen habe ich so zurückgelegt und etwas von der Welt gesehen, bis meine Eltern starben. Mein Bruder ... war nicht so versöhnlich wie mein Vater. Er verbannte mich vor ... puh ... bald drei Jahren hier hin."
    Der Mann spielte mit dem leeren Wasserkrug, ein wenig in Erinnerungen versunken. "In Stewark lernte ich die Grundlagen des Schwertkampfes bei einem Söldner namens Edon, komischer Kauz. Dann verdingte ich mich lange als Kurier auf der Insel und auf dem Festland, ehe ich ... irgendwo in Nordmar einen Unfall hatte und von einem Mann aus dem Hammerclan gesund gepflegt wurde. Danach kehrte ich zurück, lebte einige Monde bei Jägern in der Stewarker Baronie, ehe ich auf Valerion traf ... nun, und jetzt sitze ich hier und erzähle meinem wyvernäugigen Hauptmann meine Geschichte."
    Belustigt schnaubte der ehemalige Kaufmann und schüttelte den Kopf. "Ich glaube", sagte er mehr zu sich als zu dem Hayabusa, "Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, aber ... die Toten sind Vergangenheit und die Vergangenheit ist nicht mehr umzukehren. Wenn meine Fähigkeiten und ich, wenn meine Hilfe hier etwas beitragen kann ... dann bin ich einfach am richtigen Ort."
    Direkt blickte er dem Hauptmann in die Augen. "Der erste Eindruck, den Valerion und ich hier gemacht haben, war alles andere als gut. Das Waldvolk hat keinen Grund, uns Willkommen zu heißen und viel weniger, Fremde wie uns als Wächter und Verteidiger zu akzeptieren, das weiß ich.", erklärte er ernst, "Aber ich schwöre Euch, Hauptmann Hayabusa, dass zumindest ich diesen Eindruck revidieren werde. Das Waldvolk schenkt mir ein Heim, also werde ich meinen Teil dazu beitragen, diese Schuld abzuarbeiten. Ich werde Euch keine Blutfliege jagen, sondern etwas würdigeres. Nur bei der ... Belohnung, wie gesagt, würde ich ein Schwert vorziehen. Der Speer ist zwar eine stattliche Waffe, aber am Ende liegt mir der Kampf mit der Klinge wohl einfach besser."
    Er erhob sich, neigte kurz den Kopf. "Danke für das Vertrauen ... und das Wasser, Hauptmann."

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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Ruinen von Schwarzwasser

    Er hatte sie am Arm gepackt. Er hatte sie allen Ernstes am Arm gepackt und zurückgezogen. Kisha war stinksauer darüber, dass dieser abgerissene Kerl ihr seinen Willen auf diese Weise aufdrängen wollte. Wenn Valerion sie bei seinen Führungen wenigstens einmal angeschaut hätte, wären ihm vielleicht die drei Fäuste aufgefallen, die hinter ihm wie der drohende Untergang schwebten: eine links, eine rechts und eine in Form eines zusammengekniffenen Gesichts. Als sie die Treppe zum Fuß des Baumes hinab liefen, hatte sie mehrfach das Bedürfnis, ihn einfach über die Brüstung zu werfen, aber so recht war es ihr den anschließenden Ärger nicht wert.
    Als sie unten angelangten, gewann zumindest die Neugier auf das Kommende gegen den Zorn. Sie war gespannt darauf, was der geheimnisvolle Ort war, an dem die Geister lebten. Kisha wusste, dass es diese speziellen Plätze auf der Welt gab, an denen sich die Ahnen sammelten und an denen ihr Flüstern zu einem tobenden Sturm werden konnte, wenn man nicht lernte, weg zu hören, auch wenn Mama Nwate ihr nie verraten hatte, was der Grund für dieses seltsame Verhalten war. Ob der Mnara-Baum und die Geister etwas miteinander zu tun hatten? Eigentlich war sie sich da ziemlich sicher, zumal das Flüstern der Ahnen auf den Stegen von Tooshoo deutlicher zu vernehmen gewesen war als anderswo. Doch die genaue Verbindung war ihr noch nicht ganz klar.

    Und dann... blieben sie einfach mitten in dem verlassenen Dorf am Fuße des Baumes stehen. Kein Geist. Kein spezieller Ort. Nur das verfallene Schwarzwasser in der abendlichen Düsternis. Valerion faselte von irgendwelchen Mördern und nannte diesen Ort eine Geisterstadt. Nein, Schwarzwasser war das völlige Gegenteil. Hier hielt sich kein einziger Ahne auf. Dieser Ort war so leer wie die Tiefen von Pengo la Kifo, was die Seelen der Altvorderen betraf.
    "Du hast nicht die geringste Ahnung von Geistern, Punda. Nicht die geringste", knurrte sie und verschränkte die Arme. "Hier ist gar nichts. Alte Hütten, leere Stege. Ein klein wenig Sumpf, aber den finde ich auch dort, und dort, und dort!", sie zeigte wahllos in verschiedene Richtungen. "Oh, und fass mich nochmal an meinem Arm an wie da oben, und ich reiße ihn dir heraus und schieb ihn dir woanders wieder rein. Roger hiyo?"
    Sie war genervt und müde - nun, dieser Tag kam ihr mittlerweile auch vor, als fände er nie ein Ende, so interessant all das Neue auch war. Aber nun, am späten Abend, extra den ganzen weg zu laufen, um mitten im Nichts zu enden - in einem Nichts, das sie an Kiyans und Krals Seite vorhin erst durchschritten hatte! - passte ihr wirklich nicht in den Kram.
    Kisha sah sich dennoch ein wenig um, allein schon, um ihre Gedanken nicht allzu sehr auf die bildliche Vorstellung dessen zu richten, womit sie Valerion gerade gedroht hatte. Hatte er überhaupt bemerkt, wie wütend sie gerade war? Da brauchte es schon viel guten Willen, um das einfach herunterzuschlucken und ein freundlicher Gast zu sein (und sie hatte die leise Vermutung, dass sie nicht ganz so erfolgreich damit war, wie es angemessen gewesen wäre).

    Nach einer Weile wandte sich Valerion in ihre Richtung und gab ihr ein Zeichen, ihr zu folgen. Sie kam sich vor wie ein kleines Äffchen, mit dem man ins Dickicht ging, um Shiti zu machen, und es dann für den Weg zum Dorf zurückpfiff. Doch plötzlich knackte es im Gebüsch. Valerion hielt inne und starrte auf den Busch, doch Kisha war nicht in der Stimmung.
    "Ist nur ein verfluchtes Knacken, Punda. Wir sind im Wald, da knackt ständig was, eh?", und wollte an ihm vorbei zurück in Richtung des Baumes stapfen, doch da knackte und raschelte es erneut, und die knurrenden Stimmen kleiner, wuseliger Wesen erfüllten die feuchte Abendluft. Mit einem Kampfschrei sprang ein graugrünes Ding mit langen Armen und einer Keule in der Hand aus dem Busch hervor und richtete die Waffe auf Kisha, während es unverständliches Zeug brabbelte und immer wieder sich rückversichernd in den Busch schaute. Es reichte Kisha gerade einmal bis zum Bauch, obwohl es sich mit aller Mühe groß zu machen versuchte.
    "Ooooh, bist du ein süßer, kleiner, hässlicher Kibete! Was ist denn da im Busch? Sind da noch mehr von deinen Freunden?"
    Der kleine Wicht reckte ihr seine Faust entgegen und zeterte munter drauf los. Kisha kicherte über so viel Drolligkeit und stieß mit ihrer Faust zum Gruß gegen seine. Da verstummte das Zetern und Brabbeln. Der Wicht zog seine Hand langsam zurück, blickte mit schief gelegtem Kopf auf seine Faust und dann wieder auf sie.
    "Bist ein wenig aufgeregt, was? Lass deine Freunde doch aus ihrem Versteck kommen! Was macht ihr denn an so einem hässlichen, kaputten Ort?"
    Plötzlich reckte ein weiteres Wesen den Kopf aus dem Busch, ein wenig dürrer noch als das erste und eher grau als grün. Einen Augenblick später tauchte noch ein dritter, ebenso grauer Kopf auf.
    "Ihr seid ja so klein und kushtua! Hey Punda, schau dir doch mal die Kibete ya mrembo an!", rief sie Valerion hinter sich zu. Die beiden Wesen im Busch-Versteck trauten sich nun heraus und hielten auch ihre Fäuste hin. Kisha tat ihnen den Gefallen und drückte ihre Faust gegen die dürren, kleinen Finger. Die drei kleinen Dinger brabbelten wieder munter drauf los, nun nicht mehr wütend, sondern erregt, und hüpften erfreut auf und ab.
    "Ihr wollt tanzen?"
    Einer der drei ergriff Kisha an der Hand, ein anderer hüpfte zu Valerion hinüber und sprang ihm auf den Rücken, riss die Arme in die Höhe und trommelte mit einem entzückenden Jauchzen auf den Schultern ihres Begleiters herum.
    Kisha lachte, so laut, dass man es bis zur Baumkrone hören mochte. Vielleicht hatte sich der Abstecher in das tote Dorf ja doch noch gelohnt.

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