Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 6 von 21 « Erste ... 23456789101317 ... Letzte »
Ergebnis 101 bis 120 von 405
  1. Beiträge anzeigen #101
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannoveraner Speckgürtel
    Beiträge
    743
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Selbststudium Speer 1

    Da habe ich wohl eine Grenze übertreten.
    Das Gesicht verziehend, begab sich der Kämpfer auf die Position, die Kral ihm genannt hatte. Dieser war auf die erste Plattform geklettert und hielt dort nun den beschwerten Strohsack mit einer Hand fest. Der Mund des Mannes bildete eine schmale, unnachgiebige Linie.
    Das passiert, wenn du ein Buch nach seinem Einband beurteilst, schalt sich Kiyan selber, ehe er den Speer packte, sich umwandte und in Richtung der Plattform positionierte. Natürlich hatte er davon gehört, dass sich die beiden Konfliktparteien im Krieg um Myrtana nichts geschenkt hatten. Die einen waren Verräter an der eigenen Rasse gewesen, hatten sich wohl des Überlebens Willen den Orks verdingt und angeschlossen. Die anderen hingegen mussten lange im Untergrund arbeiten, ehe sie die Kraft hatten, offen und stark zuzuschlagen. Und Fanatiker und Radikale, das wusste Kiyan, hatte es schon immer in jedem Krieg und Konflikt seit der Schöpfung der Welt gegeben. Wie das Waldvolk sich in dem Krieg verhalten hatte, wusste er nicht. Wahrscheinlich neutral, abwartend, das Land und seine Lebewesen an sich schützend.
    Aber ein bewohntes Bauernhaus anzünden ... Adanos, wieso akzeptiert Dein Bruder solche Irren in Seinen Reihen? Er soll doch Licht und das Gute spenden, nicht Tod und Feuer.
    Der Sack kam mit einem Rauschen und dem Knarzen des Seils herangerauscht. Kiyan konnte gerade so den Speer hochreißen, um ihn aufzuhalten. Wobei aufhalten hier relativ war. Der Speer wurde dem Gortharer aus der Hand gerissen und der Aufprall des beschwerten Sacks war doch heftiger als erwartet. Keuchend trieb es ihn zurück, ließ ihn stolpern und fallen.
    Kral verzog das Gesicht und spuckte aus. "Konzentriere dich. Fester Stand. Beide Beine auf den Boden, etwa schulterbreit auseinander. Dabei sollst du aber nicht wie ein verdammter Ölgotze dastehen. Eine Spur Lockerheit in den Gliedmaßen ist da schon sinnvoll. Du sollst dabei eben nur einen festen, sicheren Stand haben." Er schüttelte den Kopf. "Und vor allem: Nimm den Kopf aus den Wolken. Wäre das hier eine ernste Begegnung, sagen wir mit einem heranstürmenden Ork... tja..."
    Zähneknirschend nickte Kiyan, rappelte sich auf und zog den Speer aus dem Sack, packte ihn und schaffte ihn zum Rand der Plattform zurück, wo Kral ihn nahm.

    Zurück auf seiner Position, machte sich der Kämpfer daran, Krals Verbesserungsvorschläge in die Praxis umzusetzen. Die Beine schulterbreit auseinander, der eine Fuß etwas versetzt zum anderen. Den Speer zum Ziel ihn ausgerichtet, fest aber nicht verkrampft gepackt. Der Stand fest, jedoch nicht versteift. Konzentriert blickte er auf den Sack, der just in diesem Moment von Kral losgelassen wurde. Er schwang heran und im letztmöglichen Augenblick stieß Kiyan zu, um dem simulierten Ansturm zu begegnen. Er machte einen Ausfallschritt, um nicht umgeworfen zu werden und stemmte sich gegen den Sack.
    "Sehr gut", lobte Kral eine Spur wohlwollender. "Ich habe aber diese kurze Stoßbewegung gesehen. Grundsätzlich eine gute Idee, zu versuchen dem Aufprall zuvor zu kommen. Kann aber je nach Art des Gegners schnell dafür sorgen, dass dir die Standfestigkeit abhanden kommt und du so erst recht umgerissen wirst." Ohne innezuhalten, kletterte der Lehrmeister auf die nächsthöhere Plattform. "Wir gehen das hier noch ein wenig durch, üben dann noch etwas das Zustechen wie zuvor... und dann, denke ich, werden wir mal auf die Jagd gehen."
    Kiyan merkte auf. "Jagd?", fragte er, "Im Sumpf?"
    "Ganz genau. Sieh es als nachträgliche Erfüllung deiner Aufnahmeprüfung des Hauptmannes an. Wir jagen etwas, dass am Ende von der Mama lecker zubereitet werden kann." Er überlegte kurz. "Lurker schmeckt zum Kotzen. Molerats... sind keine prächtige Beute. Ach, irgendwas werden wir schon finden. Dann kannst du dich gleich einmal als Jäger probieren."
    Geändert von Kiyan (12.07.2023 um 10:38 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #102
    Waldläufer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    118
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Im Bruchwald

    „Möge Mungu dich auf deinem Weg begleiten. Komm‘ uns besuchen, wenn du dein Mädchen gefunden hast, hmm?“
    „Das werde ich, Ngogo. Danke für alles.“
    „Hakuna shida. Meine Seele sieht dich, Dada.“
    „Und meine sieht dich, Kaka.“

    Die Berührung von Ngogos Stirn an ihrer, als sie sich verabschiedeten, war immer noch spürbar. So präsent wie die Erinnerung an seine Stimme, seine Wärme und Güte. Nun hatte sie ihren letzten Verbündeten zurückgelassen. Er würde wiederkehren in die Heimat. Doch sie würde vorangehen, immer weiter voran. In’s Ungewisse. Denn nur so konnte sie hoffen, ihre Tochter eines Tages wiederzufinden.
    Kishas Buschmesser fuhr nieder, wieder und wieder. Der Stahl bahnte sich seinen Weg durch Ranke und Holz, durch Blatt und Spross. Bahnte ihr einen Weg durch das Dickicht des Waldes, der so dunkel, so fremd und andersartig war, dass Kisha es mit der Angst bekam.
    „Shiti takatifu“, murmelte sie bei sich, als sie es endlich vollbracht hatte, die Schneise zu einer kleinen Lichtung zu schlagen. Ein Wasserloch versperrte ihr den Weg – erneut! Sie viel Wasser, und gleichzeitig so wenig Leben, das daraus hervorging. Die Pflanzen, die wuchsen, wirkten seltsam verhärmt und abgestumpft gegen das Wunder der Vielfalt, wie sie es aus den Wäldern Torgaans kannte. Der Pumzi dieses Ortes – der Hauch, den dieser Wald umgab – war wirklich sonderbar.
    Lief sie überhaupt noch in die richtige Richtung? Der vermeintliche Turm, den sie im Abenddunkel gesehen hatte, war ihr bei Tage beinahe wie ein riesiger Baum erschienen. Eine seltsame Täuschung, der sie da erlegen war und die sie nur umso neugieriger gemacht hatte. Doch nun, hier im Dickicht, sah sie das Ziel nicht mehr. Und ihre gewohnten Methoden, sich im Wald zu orientieren, funktionierten in diesem verrückten Zerrbild der Natur nicht!
    „Mungu, sende mir einen der Vorväter, um mich auf den rechten Weg zu führen“ Etwas anderes, als zu beten und auf den Segen ihres Gottes zu vertrauen, blieb ihr nicht.

    Wie lange lief sie schon durch den Wald? Sie hatte keinen Anhaltspunkt. Daheim hatte sie sich an den Pflanzen und Tieren orientiert: um die Richtung zu finden, reichte es aus, zu wissen, auf welcher Seite eines Baumstammes die Futu-Pilze sprossen. Um zu wissen, wie spät es war, hatte sie die Blüten der Orchideen und die Aktivität der heimischen Tiere beobachtet. Hier jedoch kannte sie keine Pflanze und keine Kreatur, sah keinen Fufu-Pilz und wusste auch sonst nicht, was ihr hier helfen konnte, um sich zurechtzufinden.
    Kisha hielt plötzlich inne. Das Rascheln zu ihrer Rechten war das eines größeren Tieres. Ob es hier Manizo-Schweine gab? Was auch immer es war, sie brauchte nicht darauf zu hoffen, unentdeckt zu bleiben. Das Tier musste sie schon vor langer Zeit gewittert haben. Dass es immer noch hier verweilte, war kein gutes Zeichen.
    Sie stieß einen Pfiff aus, so hoch, dass sie selbst ihn beinahe nicht mehr zu hören vermochte. Ihr Vater hatte ihr diesen Trick gezeigt, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Tiere hatten ein viel feineres Gehör als die Menschen – was für sie kaum noch wahrnehmbar war, konnte für andere Wesen ein nervenzerreißender Lärm sein und sie in die Flucht schlagen. Doch das Tier im Dickicht reagierte nicht auf ihren Einfall. Schwerhörig waren die Biester hier also auch noch!
    Kisha atmete tief durch. Sie hob ihr Buschmesser und sprang der Gefahr entgegen. Was auch immer dort war: sie wurde lieber selbst zum Jäger, als die Gejagte zu sein. Doch als sie sah, was vor ihr war, schlug sie erschrocken aus und geriet in’s Straucheln.
    „Oh shiti!“

  3. Beiträge anzeigen #103
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.347
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Freiya überlegte, was sie auf Ryus Frage antworten sollte, während sie mit ihm Schritt hielt.
    Sie war dankbar gewesen, dass er ihr das Wasser gereicht hatte, eine willkommene Erfrischung für ihren angestrengten Körper.
    Sie wischte sich die Haare von der nassen Stirn.
    "Ich fühle mich ... gut. Erschöpft, aber auf eine gute Art und Weise", sagte sie und lächelte leicht.
    Merkwürdig, dieses Empfinden kannte sie doch. Es war wohl lange her, doch das Gefühl der körperlichen Anstrengung und der Zufriedenheit, etwas erreicht zu haben, kannte sie sehr gut. Aber woher? Ein weiteres Geheimnis, das im Schatten ihres Geistes lag? Sie würde es herausfinden! Also, hoffentlich ...
    Während sie so liefen, fiel ihr aber noch auf, dass da noch etwas war: leichte Schmerzen. Die würde sie am Abend wahrscheinlich noch stärker spüren. Hoffentlich war ihre Erschöpfung groß genug, dass sie dann auch gut schlafen konnte.

    Bevor sie das jedoch ansprechen konnte, waren sie schon bei Mama Hooqua angekommen. Sie gingen direkt zu ihr an die Theke.
    "Ah, mein Lieblingshauptmann!", begrüßte Hooqua Ryu und ein Grinsen legte sich auf ihre Züge. Als Freiya sich neben Ryu fallen ließ, verschwand das Grinsen für einen kurzen Augenblick und sie runzelte die Stirn.
    "Was habt'n ihr beide miteinander zu schaffen?"
    Freiya blickte sie ob ihres Stimmungsumschwungs irrtiert an. Hatte sie etwas falsch gemacht?
    "Unterweisung", sagte sie schließlich langsam.
    Die Hooqua hob die Augenbrauen.
    "Oh, ja natürlich", sagte sie. Sie kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Freiya war weiterhin irrtiert. So kannte sie die Mama gar nicht.
    "Na, was kann ich denn für euch tun? Ihr seht aus als hättet ihr Hunger und Durst, wenn ich mir euch so anschaue", stellte die Wirtin schließlich fest. "Ich mach euch was Ordentliches für zwischen die Kiemen. Es ist ja ruhig hier gerade, da kann ich mich mal ein bisschen austoben."
    Schon machte sie sich an die Arbeit.
    Freiya starrte ihr fragend auf den Rücken, dann blickte sie zu Ryu:
    "Was dachte sie denn, was w-?"
    In dem Moment wurde es ihr bewusst. Ein roter Hauch legte sich auf ihre Wangen.
    "Also Mama!", sagte sie entrüstet.
    Hooqua aber drehte sich nur um und grinste: "Kann ja sein, dass du vor deinem Weggang noch ein kleines Abenteuer suchst!"
    Die Wirtin schlug drei große Eier auf und begann sie in einer Schüssel zu verquirlen.
    Freiya stützte sich auf ihren Arm:
    "Hat sich das schon bis zu dir herumgesprochen, ja?", sagte sie leise. Wer hatte geplaudert? Sicherlich Ronja. Ricklen wohl eher nicht, der plauderte schließlich nicht.
    Mama Hooqua zwinkerte ihr zu: "Ich wäre wohl die schlechteste Wirtin der Welt, wenn ich nicht wüsste, das meine Schäfchen so tun."
    Aha, na, das hatte aber gerade noch anders geklungen, fand Freiya im Stillen.

    Sie beobachteten, wie die Mama die Eier in eine schwarze Pfanne gab. Dann holte sie zwei Krüge hervor, um ihnen etwas gegen den Durst zu geben.
    "Aber erzählt mir, was es so Neues von unten gibt. Und du, mein Bester", sagte sie zu Ryu und warf ihm einen mütterlichen Blick zu, den Freiya bisher nur selten bei ihr gesehen hatte ,"redest nun gefällig auch mal mit mir!"

  4. Beiträge anzeigen #104
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.448
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Ryu wanderte noch eine Weile in Gedanken über Freiyas Antwort an ihrer Seite nach oben zur Schenke der Hooqua. Erschöpft aber gut. Ja. Das Gefühl kannte er nur zu gut. Ein Zeichen, dass die erste Übungseinheit gut verlaufen war. Als man sich begrüßt und gesetzt hatte, der Hüter hatte lediglich die Hand gehoben und das übliche "Erwache!" an die Wirtin gewandt, begann auch schon das Verhör des Fleisch gewordenen Gerüchteschwamms.

    "Was habt'n ihr beide miteinander zu schaffen?", waren die Worte die ihn dann doch etwas aus seiner Reflektion über den Morgen gerissen hatte. Doch gerade, als der Templer nach einem ungläubigen Blinzeln den Finger hoben und antworten wollte, kam ihm die rote Snapperin auch schon zuvor. Sehr gut! So wurde ihm wenigstens erspart, sich um Kopf und Kragen zu reden wo eigentlich gar kein Bedarf oder eine Not bestand. Jaja, der liebe Ruf... Doch das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter, als die Herrin des (Baum)Hauses Freiya dann noch weiter aus der Reseve zu locken versuchte. Was offensichtlich... Klappte. Der Templer hob ein wenig die Brauen, als er die Röte in Freiyas Gesicht aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm. Die Nasenspitze des Hüters zuckte leicht, als er vernahm wie sich die Schweißnote an ihr um einige Nuancen veränderte. Waren da Erschöpfung auf die Panik getroffen, ertappt worden zu sein? Nein. Sicherlich war es einfach nur das Gefühl von Peinlichkeit aufgrund der Anschuldigung. Genau konnte der Wyvernbeseelte es am Ende ja doch nicht feststellen.

    Ohne weitere Worte führte der Templer den Rand des kühlen Kruges an seine Lippen und blickte über diesen hinaus die Mama an. Als ihre Blicke sich trafen, schaute er nur unschuldig drein und hob sachte die Schultern. Als wolle er ihr ein 'es ist nicht das, wonach es aussieht!' suggerieren wollen. Ihr Augenrollen daraufhin war ihm Antwort genug und die orangeroten Augen wanderten wieder runter auf den sich senkenden Krug.

    "Weggang, hrm?", begann er schließlich in einem ruhigen Ton, nachdem die Hooqua mit ihrem geheimen Spionagenetz aus Waschweibern, auf Rabatt hoffende Wächter und allen anderen Gerüchtefröhnern angegeben hatte. "Und du kennst Ronja? Nettes Mädchen. Fleißig. Aber sehr sprunghaft. Hatte selbst noch nicht viel mit ihr zu tun, aber...", der Blick ging kurz zur Wirtin, dann zurück zu seiner Schülerin. "Tja... Tooshoo ist eben doch ein Dorf..."

    Mittlerweile hatte der Templer sich mit dem rechten Unterarm auf den Tresen gestützt und sein Blick wechselte nun zwischen den anwesenden Frauen hin und her. Wobei die Pausen dabei immer etwas länger auf Freiya blieben. Seine Finger der linken Hand waren dabei fast ringsum den Rand des Kruges gelegt. Ähnlich einer Klaue oder Spinnenbeinen, die ihre Wasserloch zu schützen suchten. Dann ergriff der Hüter wieder das Thema mit ihrer geplanten Reise. War das womöglich die Veränderung von der sie bei ihrem ersten Treffen gesprochen hatte?

    "... Dann wird das mit der Ausbildung aber etwas kompliziert. Um welchen Baum lasse ich dich denn dann rennen?"

  5. Beiträge anzeigen #105
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.347
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Was für ein Wechselbad der Gefühle und dabei hatte sie noch nichtmal was im Magen! Besonders perfide war, dass Mama Hooqua begonnen hatte, Gemüse kleinzuschneiden, und etwas getrocknetes Fleisch mit in die Pfanne zu geben. Es roch verführerisch! Freiyas Magen hing inzwischen in den Kniekehlen und das Knurren in ihrem Bauch war wahrscheinlich bis zum Orkwald zu hören.

    Freiya fragte sich immer noch, wie Mama Hooqua darauf kam, dass sie ... Sie hatte doch nie Anreiz für derlei Spekulationen gegeben?! Sie hatte sich Fridtjof, der harmlos gewesen war, vom Hals gehalten und auch sonst nie irgendwelche Anstalten gemacht, die für derlei Fragen bei Hooqua sorgen könnten! Wie kam die Wirtin nur darauf, dass sie sich so leichtfertig in derartige Sachen stürzen würde? Freiya starrte auf das Thekenholz. Dann wurde es ihr klar. Sie wandte ihren Blick zu Ryu und musterte ihn. Vielleicht hatte Hooqua ja gar nicht sie gemeint, sondern ihn. Jedoch, bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, schnappte der Hauptmann neben ihr Hooquas Kommentar auf.
    Naja, immerhin ein Themenwechsel, das machte es ihr leichter und angenehmer. Sie entspannte sich ein bisschen.
    "Ja, Ronja und ich sind befreundet. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht in den letzten Jahren", erklärte sie. Was die Frau mit den braunen Locken wohl denken würde, wenn sie erführe, dass Freiya hier mit dem Hauptmann saß und über sie plauderte? Es würde sie entweder aufregen oder verzücken. Die Stimmung ihrer Freundin war gerade etwas fragil. Wenn die Rothaarige konnte, würde sie noch etwas warten, bis sie von ihrer Begegnung mit Ryu erzählte.

    Seine letzte Bemerkung aber ließen sie schmunzeln.
    "Ich geh nicht gleich weg", sagte sie. "Ich will ja noch wissen, was du mir zu zeigen hast."
    Mama Hooqua, die sich gerade mit zwei vollen Tellern Essen zu ihnen gedreht hatte, begann kehlig zu lachen.
    Freiya wurde das Wortspiel sofort bewusst.
    "Ach nein, ach weh", sagte sie und beugte sich peinlich berührt mit Kopf in den Händen auf den Tresen vor ihr. Konnte sie bitte jetzt ganz schnell versinken?

  6. Beiträge anzeigen #106
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannoveraner Speckgürtel
    Beiträge
    743
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Im Bruchwald | Selbststudium Speer 1

    „Kral, da ist eine Spur“
    Der Speerausbilder trat heran, schaute einen Moment zweifelnd zu Boden und nickte dann langsam. Dann richtete er sich auf, die Hand fest am Schaft des Speers. Kiyan sah sich weiter um, bemerkte ruhigen Auges mehrere Indizien, dass hier etwas vorbeigekommen sein musste. Farnblätter waren immer mal wieder abgeknickt, in einem Fall sogar abgerissen und nur noch an einigen pflanzlichen Sehnen hängend. Hohes Gras schien in einer groben Spur platt geschritten worden zu sein. Und da, wo der Bewuchs nicht dicht war und der weiche Boden des Bruchwaldes, der sich an den Rändern des Sumpfes befand, vermehrt zu sehen war, entdeckte der Kämpfer Abdrücke von …
    „Füße!“, zischte er. Kral fuhr herum.
    „Füße?“
    „Füße, verdammt.“, knurrte Kiyan und ging in die Hocke nahe der Spur. Keine Hufe, keine Pfoten, keine Krallen oder Klauen. Füße. Schätzungsweise doppelt so breit und lang wie menschliche. Kral hockte sich neben seinen Auszubildenden und nickte anerkennend.
    „Gutes Auge, Kiyan.“, lobte er, „Könnte vielleicht ein junger Ripper aus dem Gebirge sein. Manchmal kommen die Biester bis ins Sumpfland, wenn es da oben nicht genug Nahrung gibt …“
    „Äh, Kral …“
    „… in Myrtana waren die jedenfalls eine Plage, das sage ich dir. Aggressive Mistkerle, aber wenn man sie erlegt hat, gab’s Fleisch für zwei Wochen!“
    Kiyan fluchte leise. „Kral, ich will dich ungerne aus den Erinnerungen reißen … aber das Biest hier ist zweibeinig unterwegs.“
    Nun passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Kral schoss in die Höhe, den Speer bereit und sich wild umschauend. Aus einem größeren Farngewächs in der Nähe – ironischerweise dort, wohin die Spuren führten – wuchs eine Kreatur, die die beiden Menschen überragte. Muskelbepackt, mit Knochenfetischen behangen und eine brachiale, feuersteinerne Axt tragend, die breite Fratze mit dem riesigen, gorillaähnlichen Maul und großen Eckzähnen. Es zeigte fast etwas wie … wilde Freude über die beiden Menschen, als es „Morras!“ zischte.
    Das Letzte, was in diesem Moment geschah, war aber das mit Abstand seltsamste. Eine Frau, wild, dunkelhaarig, durchaus schön, dabei aber auch kräftig und groß, sprang aus dem Unterholz und Gewächs zu ihrer Linken, fast genau auf den Ork zu. Sie hatte ihn wohl früher bemerkt als die Jäger. Bewaffnet mit einem ordentlichen Messer, schien sie erst fest entschlossen, ehe sie bemerkte, dass das, was sie da gleich einem Tiger ansprang, keine Beute war. Nein, sie sprang dort ein über zwei Meter messendes Ungetüm an, welches selbst ihr mit Leichtigkeit das Genick brechen würde.
    Diese Erkenntnis schien auch ihr gekommen zu sein, denn die Frau strauchelte bei ihrem Ansturm, stolperte und fluchte:
    Oh shiti!
    „Vor, Kiyan, los!“, brüllte Kral und lenkte die Aufmerksamkeit des Orks wieder auf sie. „Das ist zum Glück nur ein leichter Späher!“
    Und so begannen die beiden Speerkämpfer, ihre ‚Beute‘ einzukreisen, wobei Kiyan durchaus seinem Lehrmeister den Vortritt las. Auf dem Gesicht des bärtigen Wächters schien ein wildes, irgendwie zufriedenes Grinsen. In den Augen aber strahlte die reine Abscheu. Er umkreiste den Ork und schien diesen mit seinem Blick einzufangen. Kiyan nutzte die Chance und bewegte sich zu der Frau, die sich gerade wieder aufrappelte.
    „He, alles in Ordnung?“, fragte er aufgeregt, „Hast du dich verletzt? Ganz schön mutig, mit dem Ding da … auf sowas losgehen zu wollen!“, er deutete mit der Speerspitze in Richtung Ork.
    „Konzentriere dich, Kiyan, verdammt!“, zischte Kral.

  7. Beiträge anzeigen #107
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.448
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Freiya machte es der Hooqua aber auch leicht mit all den Vorlagen die sie da am laufenden Band lieferte. Mittlerweile konnte auch Ryu ein herzliches Schmunzeln nicht mehr unterdrücken. Beschwichtigend legte der Templer ihr seine Hand sachte auf den gesunkenen Schopf und lächelte während der Blick zur Wirtin ging. "Keine Sorge. Zumindest wird man dir nach der Ausbildung nicht nachsagen, du hättest ein Talent dafür, Eier in die Pfanne zu hauen."

    Eine Aussage, die dem Hauptmann nur einen finsteren Blick der Hooqua bescherte, doch dieser schloss nur das linke Auge, neigte den Kopf seitlich und streckte ihr kurz die Zunge raus. Dann, sich seiner eigenen Gestik gewahr werdend, blinzelte der Templer kurz. Noch immer lag seine Hand auf Freiyas Haar. Nicht mit Nachdruck, sondern einfach nur sachte. Hatte diese Frau weiches Haar! Zwar hatten sich einige Haarsträhnen während des Trainings aus ihrem Verbund befreit, doch wirkte es noch immer gepflegt. Etwas irritiert über sein Verhalten und die Eindrücke gerade hob der Templer seine Hand wieder von ihr und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Krug. Es war zwar kein Starkbier aber allein die Kühle des ganzen ließ ihn wieder zu sich kommen. So sorglos hatte er schon lange nicht mehr herumgeblödelt. Für eine Weile schwankte sein Blick von der nun doch mütterlich lächelnden Wirtin zu einem der Fenster. Hinaus in die Ferne. Ein Schwall an Erinnerungen kam wieder auf. An Freunde. Alte Heimatorte. Vergangenes. Zeiten in denen Eintönigkeit und Einsamkeit hinter jedem Baum und unter jedem Stein vergebens zu suchen waren.

    "Ryu? He, das Essen ist gleich fertig. Hör auf darüber nachzudenken, wie du das arme Mädchen für den Rest ihres Lebens traumatisierst.", riss ihn die Hooqua dann aus den Gedanken, worauf nur ein dumpfes "Öh... Ja... Sicher..." von seiner Seite kam. Noch einmal schüttelte der Hüter sachte den Kopf und blickte dann zu Freiya. "Gut, nachdem das eine Thema nicht mehr zu retten ist... Weißt du schon, wo die Reise hingehen soll? Oder ist der Weg das Ziel?"

  8. Beiträge anzeigen #108
    Waldläufer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    118
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Im Bruchwald

    „Morras!“
    Entsetzt starrte Kisha in die Augen dieses… was bei den Ahnen was das? Es erinnerte entfernt an einen Menschen und es benutzte ganz offensichtlich eine Axt als Waffe, aber es hatte mehr Ähnlichkeit mit einem der Menschenaffen aus den Wäldern von Torgaan. Der dunkle, stark behaarte Körper war weit kräftiger als der eines Menschen, die Hände waren groß und stark genug, um eine Kokosnuss einhändig zu zermalmen. Ein Schaudern erfüllte sie, als sie sich nur allzu bildlich vorstellte, wie diese Kreuzung aus Mensch und Affe zustande gekommen sein mochte.
    Sie streckte dem Biest ihr Buschmesser entgegen, um zumindest irgendetwas zwischen sich und ihn zu bringen, doch das Werkzeug wirkte im Angesicht dieser rohen Kraft eher wie ein Spielzeug.

    Das Wesen wandte sich um, als sich etwas Anderes raschelnd näherte. Kishas Augen folgten dem Geräusch und erblickten zwei Männer mit Speeren, die sich umgehend aufteilten und die Spitzen ihrer Speere auf den Tiermenschen richteten. Der blickte zwischen den Dreien hin und her und schien unschlüssig, was er tun sollte.
    „He, alles in Ordnung? Hast du dich verletzt? Ganz schön mutig, mit dem Ding da … auf sowas losgehen zu wollen!“
    Kisha runzelte die Stirn und sah zu dem Kerl herüber, aus dessen Munde die Worte kamen. Wollte er sie ernsthaft mitten in größter Gefahr in ein Gespräch verwickeln?
    „Konzentriere dich, Kiyan, verdammt!“, rief der Andere. Wie Recht er hatte!

    Ein ohrenbetäubendes Brüllen des hauerbewehrten Dings riss sie schlagartig aus den Gedanken, und einen Augenblick später fuhr die Axt nieder auf die Klinge ihres Buschmessers, das wie ein Geschoss zu Boden knallte. Kisha riss die Augen auf und stürzte rücklings zu Boden. Der Axtschwinger sah auf sie herab, hob die schwere Waffe – und zuckte unter einem tiefen Aufschrei zusammen. Der Ältere der beiden Männer hatte zugestoßen, und nun wandte sich das Biest ihm zu. Doch da zuckte der Speer des Anderen vor und knallte scheppernd auf den Knochenbehang der Kreatur. Von neuem Mut beseelt, packte sie die Wut und sie zog ihren Schmiedehammer aus dem Gürtel hervor. Mit einem Schrei auf den Lippen schleuderte sie das schwere Stück Metall in die Richtung dieses Dings. Der dumpfe Aufschlag mochte sein Bein oder den Boden getroffen haben, doch zumindest wirbelte es herum und erkannte seine schlechte Lage. Noch einmal erfüllte ein gurgelndes Brüllen die Waldluft, dann stapfte das Biest ungelenk davon in die Düsternis des Waldes.

    Kisha atmete schwer. Sie starrte in die Richtung, in der ihr Angreifer geflohen war. Erst, als sie sicher war, dass er nicht zurückkam, erhob sie sich und bedachte nun die beiden Männer mit demselben Blick. Der Ältere lockerte seine Haltung und lächelte, dass die Zähne inmitten des dunklen Bartes strahlten. Er erinnerte sie an Ngogo. Auch der Andere senkte seine Waffe und sah sie an.
    Sie zögerte einen Moment, doch schließlich kam sie zu dem Schluss, dass die beiden Männer ihr nichts Böses wollten. Ganz im Gegenteil, die beiden hatten sie gerettet. Sie trat auf den zu, den der Ältere Kiyan gerufen hatte. Kisha breitete die Arme aus und schlang sie um den sichtlich überraschten Kämpfer. Ein kurzer, aber kräftiger Druck, dann ließ sie ihn wieder los.
    „Danke für die Rettung.“
    Und dann verpasste sie ihm einen Faustschlag gegen die Brust, der es in sich hatte.
    „Aber wenn du Mjinga mich nochmal vollquatschst, während dieses… Nini kuzimu war das eigentlich!? Dann reiß ich dir deinen Punda auf, bis die Sonne hineinscheint! Schau, was mit meinem Messer passiert ist! Wo soll ich hier denn eine Esse finden, um das zu reparieren?“
    Sie wandte sich dem Bärtigen zu und öffnete die Arme erneut, doch er winkte nur lächelnd ab, und so unterließ sie es, ihm ihren Dank auszudrücken.
    Kisha betrachtete wieder diesen Kiyan und stemmte die Hände in die Hüfte, aber ihre Miene war schon wieder viel versöhnlicher als zuvor. Ein Mjinga – ein Dummkopf – war er wirklich. Aber er hatte sie gerettet.
    "Mein Name ist Kisha. Wo kommt ihr her und was tut ihr hier?"
    Geändert von Kisha (14.07.2023 um 08:52 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #109
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.347
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Freiya lag mit dem Kopf immer noch auf der Theke und versuchte, ihre Stirn ins das Holz zu bohren. Aber weder gab das Holz nach noch tat sich ein Loch auf, in das sie verschwinden konnte. Sie fühlte die Röte in ihren Wangen pulsieren. Ryus Bemerkung zu ihrer Ausbildung machte es keinen Deut besser. Als er beschwichtigend ihren Kopf berührte, nahm sie es hin. Eigentlich beruhigte sie diese Geste tatsächlich. Auch wenn er gescherzt hatte, so schien er bemüht, sie ernst zu nehmen. Die Rothaarige überlegte mit geschlossenen Augen, welches Bild er eigentlich von sich zeigen wollte. So richtig wurde sie noch nicht schlau aus ihm. Aber sie kannte ihn ja auch kaum erst ... ein paar Stunden! Auch wenn diese sich bereits wie Tage anfühlten.
    Gerade, als ihr auffallen wollte, dass seine Hand immer noch auf ihrem Kopf lag, zog er sie zurück. Freiya richtete sich langsam auf und nahm einen Schluck des kalten Biers, dass die Mama vor sie gestellt hatte.
    Bier, sie hatte es gehasst, als sie in den Sumpf gekommen war, inzwischen hatte sie sich zumindest an den Geschmack gewöhnt und lehnte nicht mehr ab, wenn Mama Hooqua es ihr hinstellte. Warum man es jedoch literweise in sich rein schütten wollte, hatte sie nie verstanden.

    Endlich aber verschwand die Hitze aus Freiyas Gesicht und eine angenehme Frische machte sich breit. Und nun endlich platzierte die Wirtin ihre Teller mit dem gebratenen Ei, Gemüse und Fleisch vor ihnen.
    Freiya zögerte keinen Augenblick und begann sofort zu essen. Erst nachdem ein paar Gabeln in ihrem Mund verschwunden waren, wandte sie sich Ryu zu und steckte sich eine der losen Haarsträhnen nachdenklich hinter die Ohren.
    "Ja, das weiß ich", sagte sie und nickte, mehr für sich als zum Nachdruck. "Ich möchte nach Thorniara. Wobei, ich denke eher, dass ich da hin muss, wenn ich endlich meine Erinnerungslücken schließen will."
    "Ja, genau", stimmte Hooqua zu, die gerade einen Krug mit einem abgewetzten Geschirrtuch abtrocknete. Freiya fiel auf, dass sie das Tuch schon damals gehabt hatte, als die Rothaarige als junge Frau in den Sumpf gekommen war und ihr ausgeholfen hatte. Damals in Schwarzwasser ... "Freiya hat bei einem Überfall an der Silberseeburg eine auf den hübschen Kopf bekommen und kann sich seitdem an manche Sachen nicht erinnern."
    Freiya nickte still, während sie weiter aß. Nicht, dass sie fand, dass Hooqua das einfach so erzählen sollte, schließlich wusste sie weder, ob es Ryu interessierte, noch ob er das überhaupt wissen sollte. Aber die Wirtin hatte es nun einmal ausgeplaudert und warum sollte sie es leugnen.
    "Warst du schonmal in Thorniara?", fragte sie den Hauptmann neben sich.

  10. Beiträge anzeigen #110
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.448
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    "Thor... Niara..."

    Ryu runzelte die Stirn. Er lebte nun schon so lange auf Araan und konnte sich nicht im geringsten daran erinnern, jemals in dieser Stadt gewesen zu sein. Egal wie sehr er sich anstrengte... Da war nichts. Keine Erinnerung. Färbte Freiyas Zustand auf ihn ab? Sollte der Hüter vielleicht trotz der auf ihn abgefärbten Eigenschaften seines Naturgeistes einen Arzt aufsuchen? Immerhin sagte man Wyvern nach, sie wären immun gegen alle Arten von Krankheit... Dann wiederum... Sein Blick lag unverändert auf Freiya... Der Templer zweifelte, dass so etwas ansteckend war. Dann schwanken die Gedankengänge zu den Puzzelteilen die gerade zusammenfanden. Die rote Snapperin wollte wortwörtlich sich selbst, ihre Erinnerungen und alles, was sie zuvor ausgemacht hatte wiederfinden. Unnachgiebig verschränkte der Hüter die Arme und griff sich ans Kinn.

    "Dann hast du das also wirklich so gemeint wie du sagtest...", das Frühstück schien in diesem Moment eher semi interessant zu sein, doch als die Mama sich kurz räusperte, begann auch der Templer zu essen. Er riss sich dabei noch ein Stück vom dunklen Brot ab und schob mit der Gabel ein Stück Ei und Fleisch auf die Krume. Ein Biss. Ein wenig kauen... Ja, das war gut. Es fehlte, wie immer, das Salz, aber das war er gewohnt. Der Templer war notorischer Salzfreund. Dazu noch ein wenig Pfeffer und die meisten Gerichte bekamen einen viel hochwertigeren Geschmack. Dennoch verkniff er sich einen Kommentar. Man wollte es sich schließlich nicht vollends mit der Wirtin verscherzen.

    "Mhrm, also... Nein, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal in Thorniara war...", gab er schließlich nach einem größeren Bissen zu verstehen den der Templer mit einem ordentlichen Schluck herunter gespült hatte. "Nur...", der Krug fand seinen Weg wieder auf den Tresen. "... Was, wenn du dort etwas findest, das dir nicht gefällt? Könntest du noch einmal zurück vom... 'Zurück'? Was, wenn du früher zu den Kuttenfurzern der Kirche Innos gehört hast oder eine irre Katzenlady warst? Versteh mich nicht falsch. Ich werde und würde nicht urteilen. Es ist nur..."

    Ja, was war es denn nur? Machte er sich Sorgen? Nun, sie war seine Schülerin, warum auch sonst? Herrschte da eine gewisse Form von Verständnis? Der Hüter dachte an seine eigene Reise zur Selbstfindung. Damals, als er das erste mal mit dem Behemoth in Berührung kam. Später dann Sarkany. Jedes mal eine Neufindung seiner selbst. Die Suche nach der Wahrheit, wer er von da an war und ob er sich im Kern verändert hatte. In gewisser Weise... Hatte er doch nie eine klare Antwort gefunden. Am Ende war Ryu einfach... Ryu. Und es waren die Leute. Ihre Perspektiven, die ihm all die Facetten zuordneten durch die ihn seine Taten definierten. Hauptmann... Templer... Hüter... Schwertmeister und Weiberheld... Der Templer verwarf den begonnen Satz und nickte ihr dann mit einem bekräftigenden Ausdruck in den Augen zu.

    "... Egal, was du dort vorfinden wirst: Denk an unsere kleine Lektion heute Morgen."

    Der Templer wollte den Satz wirken lassen, doch die hochgezogene Braue und das verheißene Grinsen der Wirtin trübte dabei irgendwie die Situation. Dennoch... Ignorierte er sie dieses mal völlig. "Hrm... Naja, hoffe ich hab' nicht zu tief gebohrt.". Ihm war jetzt erst bewusst geworden, dass ihn das eigentlich eher wenig anging. Andererseits hatte der Hüter ihr versprochen bei ihrer Selbstfindung zu helfen. Also war es doch irgendwo naheliegend, dass er sich für ihre Geschichte interessierte?

  11. Beiträge anzeigen #111
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.347
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Freiya hatte ihren Krug gehoben und wollte einen Schluck trinken, hielt jedoch inne. Ryus Worte ließen sie zögern, sie stellte den Krug wieder auf den Tisch. Sie überlegte kurz, was er gemeint hatte mit ihrer kleinen Lektion, dann aber fiel es ihr wieder ein. Ein warmes, schüchternes Lächeln stahl sich über ihre Lippen. Nein, das würde sie mit Sicherheit nicht vergessen. Nach einem Augenblick hob sie nun letztendlich doch den Krug und prostete ihm schweigend zu. Dann erst trank sie etwas.

    Sie dachte über seine Worte nach, während sie ihren Teller leerte und sich das angenehme Gefühl der Sättigung in ihrem Bauch breit machte. Schließlich ergriff sie wieder das Wort.
    "Ich weiß nicht, ob es ein Zurück vom Zurück gibt. Ich kenne mich mit solchen Sachen wie verlorenen Erinnerungen nicht gut aus. Ich mach das auch zum ersten Mal und weiß ja gar nicht, ob das Erfolg haben wird. Aber ich denke, dass es kein Zurück gibt, wenn ich weiß, was mir da fehlt. Mir bleibt dann nur die Möglichkeit, zu entscheiden, was ich damit anfange."
    Sie schob sich das letzte Stück Brot in den Mund. Natürlich war da die Möglichkeit, dass sie etwas fand, was ihr nicht gefiel. Diesen Gedanken hatte Mama Hooqua auch schon geäußert und seitdem arbeitete er in Freiya. Aber, sollte sie allein deswegen die Zeichen ignorieren? Nun, da sie endlich eine richtige Erinnerung hatte? Konnte sie das denn, wenn sie an die Gefühle dachte, die diese Erinnerung mit sich gebracht hatten? Die geflüsterten Worte dieses Mannes, der schon so lange durch ihre Träume ging?
    Nein, die verlorenenen Erinnerungen waren ein Teil von ihr. Und nun durfte sie es nicht länger aufschieben.

    Sie schob ihren leeren Teller von sich weg.
    "Danke, Mama Hooqua, war ausgezeichnet", sagte sie.
    "Na, wenigstens haste jetzt deinen Appetit wieder, seit du bei der Lyrca warst", stellte die Wirtin zufrieden fest.
    Freiya wandte sich Ryu wieder zu, der gedankenverloren neben ihr saß. Wie er wohl auf ihre nächsten Worte reagieren würde?
    "Nun, ob ich eine irre Katzenlady war, weiß ich nicht mehr. Eine Kuttenträgerin war ich jedenfalls nicht, ich gehörte zu den Streitmächten des Ordens, der dem myrtanischen König treu ergeben ist. Ich war ...", sie stockte, ob sie das Folgende sagen sollte. Dann entschied sie sich aber dazu, schließlich hatte Ryu gesagt, er würde nicht urteilen. Und jetzt war ein Moment der Wahrheit. "... eine Soldatin."
    Ja, das wusste sie noch. Sie hatte, entgegen der Informationen, die diese Cécilia ihr damals gegeben hatte, auf Seiten der Innosler gekämpft. Sie wusste auch, dass Innos eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hatte.
    Cécilia. Sie hatte sie seitdem nicht mehr gesehen. Die Rothaarige fragte sich, warum sie Freiya damals angelogen hatte. Ein Anflug von Aufregung stieg in ihr auf, den sie mühsam niederkämpfte. Es war kein Platz für Wut, Cécilia war nicht die Ursache der Herausforderung, vor der Freiya stand.
    Freiyas Blick war über die Theke gewandert, jetzt blickte sie wieder zu Ryu, der sie ebenso ansah.
    Was der Rothaarigen entgangen war, waren Mama Hooquas entglittene Gesichtszüge. Doch die Wirtin hatte sich abgedreht von beiden und beschäftigte sich nun mit etwas anderem hochwichtigen, mit dem sich Wirtinnen, denen etwas unangenehmes eingefallen war, eben so beschäftigten.
    Geändert von Freiya (14.07.2023 um 12:28 Uhr)

  12. Beiträge anzeigen #112
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannoveraner Speckgürtel
    Beiträge
    743
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Im Bruchwald | Selbststudium Speer 1

    Mehr als nur ein wenig verdutzt stand Kiyan da und blickte die große Frau an, die die Hände in die Hüfte gestemmt hatte und ihn fragend anschaute. Sie ist wohl mit Abstand die größte Frau, die ich gesehen habe. Wild, leidenschaftlich … aber auf ihre Weise schön. Ein ungeduldiges Räuspern wehte von der Fremden namens Kisha herüber. Von Krals Seite kam ein unterdrücktes Schnauben, als er sich abwandte und den Boden nach Spuren absuchte und so nicht von Kiyans Blicken durchlöchert wurde.
    „Also … äh …“, begann Kiyan langsam.
    Eloquent wie immer, du Held.
    „… das war ein Ork. Einer von den Knochenbrechern.“
    Eine hochgezogene Augenbraue signalisierte Kiyan, dass der Stammesname des Orks Kisha absolut nichts sagte. Kiyan unterdrückte ein Seufzen und bemühte sich darum, eine Erklärung zu finden. Scheinbar kam die Frau nicht von Argaan. Oder vom Festland. Vielleicht Gorthar? Der Kontinent war schließlich nicht vollständig erkundet, so groß war er.
    „Knochenbrecher sind ein Stamm der Orks auf der Insel. Es gibt noch einen anderen Stamm, der sich Karrek nennt.“ Kiyan rieb sich das Kinn. „Zumindest mögen sie sich untereinander nicht, habe ich gehört. Wirklich auskennen tu ich mich mit ihnen aber auch nicht …“
    Kisha nickte und gab Kiyan absolut kein Anzeichen, ob sie verstanden hatte oder nicht. Sie hob ihren Hammer auf, den sie mutig nach dem Ork geworfen hatte.
    „Oh, ich bin übrigens Kiyan. Das da hinten ist Kral.“, stellte der Kämpfer sich und seinen Lehrmeister vor. „Wir sind … Wächter des Waldvolkes, welches hier im Sumpf lebt. Wenn du weiter ins Landesinnere reist, in den Sumpf hinein, stößt du auf Tooshoo, den großen Baum. Da leben wir.“
    Im sumpfigen Nebel war der Baum nicht zu sehen. „Stell dir einen großen Turm vor, nur eben als Baum …“, erklärte der Wächter weiter. „Eine Schmiede haben wir da sicherlich. Die wirst du bestimmt nutzen können, denke ich. Die Leute von Tooshoo sind zwar etwas … eigenbrötlerisch, aber jemandem in Not zu helfen, na ja, das versteht sich von selbst.“
    Die Frau namens Kisha sah ihn weiterhin an, als ob er ihr eine besonders schlechte Geschichte erzählen. Aber nun, hätte man ihm vor einigen Jahren mitgeteilt, dass er bei einem Volk leben würde, das einen gigantischen Baum bewohnt, … nun, er hätte demjenigen auch eine blühende Fantasie attestiert.
    „Kisha, wenn ich fragen darf … woher kommst du? Du kennst keine Orks und der große Baum von Tooshoo ist dir ebenso fremd. Kommst du von einer der anderen Inseln?“

  13. Beiträge anzeigen #113
    Waldläufer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    118
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Im Bruchwald

    Ork. Ein unangenehm hartes Wort. Bar jeder Melodie - wie sollte dieser Name denn das Wesen dahinter zum Klingen bringen? Kein Wunder, dass dann so etwas dabei herauskam. Dieser Ork war angsteinflößend gewesen - doch auf eine seltsame Art und Weise auch ziemlich interessant. Kiyan und Kral - leider ein mindestens genauso unangenehm auszusprechender Name wie "Ork" - hatten ihrem Gegner beide eine Wunde mit ihren Speeren verpasst. An den Schmerzen und dem Blutverlust solcher schweren Verletzungen wäre jeder Mensch zugrunde gegangen, da war sie sich sicher. Aber der Ork hatte weiter gekämpft. Das war beeindruckend.
    Kiyan gab sich Mühe, ihr etwas über die Orks zu erklären, doch was genau sie waren, verstand sie immer noch nicht so recht. Bevor sie aber weiter nachhaken konnte, erwähnte er etwas anderes, das ihre Aufmerksamkeit ganz und gar fesselte.

    "Usinwambie upuuzi! Der riesige mnara ist wirklich ein Baum? Shish!" Bei diesem Ausruf schüttelte sie die Hand aus. "Den muss ich sehen! Und ihr lebt da drauf?"
    Kisha dachte an die Wälder ihrer Insel. Dort lebte keiner in den Bäumen - vor allem, weil sie so hoch waren! Aber dieser Riesen-Turmbaum war viel gewaltiger als alles, was in ihrem Dschungel aus dem Boden zu wachsen wagte - geradezu unverschämt groß! Und ausgerechnet darauf hatten diese Waldleute sich eingerichtet?
    Sie blickte auf das Messer zu ihren Füßen. Gebrochen war es nicht, aber massiv verbogen und auf dem Klingenrücken mit einer Scharte versehen, die sie ernsthaft an der Zuverlässigkeit ihres Werkzeugs zweifeln ließ. Das würde vielleicht mehr Arbeit erfordern. Aber da, wo sie herkam, warf man wertvolle Dinge wie gebrochene Metallklingen nicht einfach weg. Man konnte allem ein zweites Leben einhauchen. "Dann will ich diese Schmiede benutzen."
    Dann stutzte sie. "Warte mal! Ihr habt eine Schmiede auf dem Baum?" Sie hob beide Fäuste zu einer mahnenden Drohgebärde. "Verarsch mich nicht, Kiyan!"
    Doch nachdem er sich so zögerlich und ängstlich ausdrückte, wollte sie es ein wenig milder angehen lassen und ließ die Fäuste nach einem Moment wieder sinken. Der Kerl fragte ja sogar um Erlaubnis, eine Frage stellen zu dürfen. Machte man das hier so? Ein seltsames Volk. Wie kam man denn dann jemals zum Punkt in einem Gespräch?
    "Warum solltest du nicht fragen dürfen? Meine Insel heißt Torgaan. Ist immer da lang", sie zeigte hinter sich in die Richtung, in der sie den Strand vermutete, von dem sie aufgebrochen war. "Mein Freund Ngogo hat mich auf seinem Boot hierher gefahren. Er sieht ein bisschen so aus wie dein Freund Karal", sie überlegte kurz, ob es so richtig war, und befand dann, dass es so auf jeden Fall besser klang, "naja, ein wenig zumindest." Allerdings viel besser. Diese helle Haut ließ die beiden Männer kränklich aussehen.
    "Ich gehöre zu den Kizalongwe - wir leben tief im Wald und treffen nur selten auf Fremde. Und so ein Orak ist mir da noch nicht untergekommen. Kennst du Torgaan? Warst du schon einmal da? Wir haben auch hohe Bäume, aber nicht so einen wazimu Mnara-Baum, auf dem man auch noch wohnen und schmieden kann. Da muss ich hin!"

  14. Beiträge anzeigen #114
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.448
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Der Hüter hatte ja einiges erwartet, aber das? Ihm war gar nicht aufgefallen, dass ihm die Mimik für einen Augenblick entglitten war, als er die Brauen hob und überrascht blinzelte. Es war weniger ob dieser Offenbarung, als der Parallele die er in so vielen Jahren hatte in Vergessenheit geraten lassen. Zeiten, die mit Sicherheit zwei Leben zurück lagen. Zeiten, in denen er dachte, dass Könige gerecht und der höhere Zweck es war, den Göttern zu dienen. Wie sehr sich die Dinge doch geändert hatten.Wie sehr seine Anschauungen, wie sehr ER sich verändert hatte. Ein bitteres Gefühl längst vergessener Wut glomm in seiner Magengegend auf. Keines, das drohte Überhand zu nehmen... Doch dieses fingernagelartige Entlangkratzen auf einer seiner ältesten Narben fühlte sich unangenehm an. Ähnlich zu dem Gefühl, wenn man übermüdete mit der Schulter am Türrahmen hängenblieb statt den direkten Weg zu finden. Nachdenklich nahm der Templer einen Schluck und seine Mimik fing sich direkt wieder in dem stoischen Spiel aus Beobachtung und Ruhe, das man von ihm kannte.

    "Hrm... Hatte ich nicht erwartet.", war schließlich die erste Reaktion darauf. "Dann liegt das wohl nahe, dass dir dein Unglück beim Verteidigen deiner Leute widerfahren ist."

    Für den Moment ließ der Templer das Thema ein wenig auf sich wirken während er die letzten Reste seines Essens mit einem weiteren Stück Brot aufwischte und verschlang. Die Wirkung des schlichten und doch immer wieder gelungenen Essens der Wirtin war definitiv ein Garant dafür, dass man mit so wenig so viel schaffen konnte. Und dazu noch ein Beiträger dafür, dass das Waldvolk seine täglichen Herausforderungen zu bewältigen wusste. "Mhrm. Gut wie immer, Mama.", begann der Hayabusa dann und schob den Teller ebenfalls etwas zur Seite, ehe die Wyvernaugen sich wieder der roten Snapperin widmeten. "Wir alle waren einmal Leute die wir heute nicht mehr sind. Naja, abgesehen von Mama Hooqua.", der Blick ging, untermalt von einem breiten Grinsen zur Wirtin die nun doch kurz prüfend zurück blickte. "... Die wird uns noch in tausend Jahren mit gutem Essen versorgen und durch ihren jugendlichen Charme strahlen.", woraufhin nur ein unter gerollten Augen und gelächeltem "Alter Charmeur!" als Antwort kam.

    Mit diesen Worten stemmte sich der Hüter schließlich mit beiden Händen flach auf den Tresen und erhob sich. Dann reichte er Freiya seine Rechte, was, angesichts von Sitzplatz und Höhe eigentlich nicht wirklich von Nöten war. Aber irgendwo war Ryu eben doch Ryu. "Wenn du dir und deinen Prinzipien selbst treu bleibst, wirst du am Ende die richtigen Entscheidungen treffen. Und dann wirst du auch als die Person in die Zukunft gehen, die du durch all das Erlebte geworden bist. Das Ich, für welches du dich entscheidest sein zu wollen."

  15. Beiträge anzeigen #115
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannoveraner Speckgürtel
    Beiträge
    743
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Im Bruchwald | Selbststudium Speer 1

    Torgaan, natürlich! Die Südlichen Inseln setzen sich aus den drei großen Inseln – Argaan, Korshaan und Torgaan – sowie der kleinen Insel namens Feshyr zusammen. Bei Adanos, Kiyan, du hast mehr als genug Atlanten gesehen, in denen die Inseln ver- und bezeichnet wurden!
    Kiyan räusperte sich. Vor dieser Frau namens Kisha wirkte er – und verhielt sich wohl auch – wie der letzte Depp. Stammeln und stottern, mit den Füßen scharren und bei jedem Wort in etwa so sicher erscheinend wie ein neugeborenes Rehkitz.
    „Nein, Frau Kisha, auf Torgaan war ich noch nicht. Ich habe schon ähnliche Ecken auf der Welt gesehen. Tiefe, dichte Dschungel und Wälder, voller Wunder und Entdeckungen.“, antwortete der Gortharer und für den Moment trat ein Leuchten in seine Augen. Götter, wie er die Expeditionen und das Reisen vermisste, der Kontakt mit fremden Kulturen und den Nervenkitzel, Angesicht zu Angesicht mit dem Unbekannten zu stehen. „Meine Heimat ist ein Land namens Gorthar. Keine Insel, sondern ein ganzer Kontinent. Stell dir eine Insel vor, die hundert-, ach tausendmal so groß ist wie Torgaan. Dort gibt es Wüsten, von Horizont bis Horizont nur Sand. Tiefe Dschungel mit gestreiften, großen Raubkatzen.“ Er grinste verzückt wie ein kleiner Junge. „Ich habe sogar mal ein Wesen gesehen, riesig groß und grau mit gigantischen Ohren, einem Rüssel und meterlangen Stoßzähnen. Schrecklich anzusehen, aber unglaublich vertrauensvoll und friedlich …“
    Erneut räusperte sich Kiyan und fuhr sich über den blonden Bart. „Äh, nun, jedenfalls … der Baum heißt Tooshoo. Zu seinen Füßen liegt ein Dorf namens Schwarzwasser, da ist alles auf Stegen aus Holz gebaut.“, erklärte er, „Also … eine Schmiede gibt’s entweder im Dorf oder auf dem Baum, ich habe sie noch nicht gefunden. Aber ja, um dem, auf dem und in dem Baum lebt das Waldvolk. Kämpfer wie Kral und ich, aber auch Druiden. Das sind Hüter der Natur.“
    Wie auf’s Stichwort kam der Speerkampfmeister zurück. „Die Spur verliert sich in Richtung Osten. Nach Setarrif. Das wundert mich.“, schloss der Wächter.
    „Wieso?“
    „Eigentlich leben die Knochenbrecher in Höhlen am Fuß der Berge, da wo das Weißauge auf die Sümpfe trifft.“, ging er ins Detail, „Aber Setarrif? Durch die Schwarzen Schluchten und den Dschungel bis … ja, zu einer Ruinenstadt? Entweder ist der Ork schlau und wusste, dass ihm jemand folgt … oder da steckt mehr hinter.“
    Kral schüttelte den Kopf, wandte sich Kisha zu und verbeugte sich furchtbar galant, dass Kiyan einen Moment etwas verstimmt wirkte.
    „Meine liebe Frau Kisha, eine torgaanische Orchidee wie Euch führe ich gerne zum Baum. Euer Messer wird sich da reparieren lassen. Eine Schmiedin aus Eurem Volk, dann noch so jung und hübsch … Wie alt seid Ihr? Zwanzig? Kommt, begleitet uns nach Tooshoo.“ Kral grinste wie ein Aufschneider aus dem Bilderbuch und winkte Kiyan voran.
    „Los, Schüler, Augen und Ohren offenhalten! Nicht, dass uns noch ein Ork auflauert.“

  16. Beiträge anzeigen #116
    Waldläufer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    118
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Im Bruchwald

    Diese Argaaner nutzten schon einige seltsame Ausdrucksweisen. Warum betonten die beiden bei jeder Ansprache, dass sie eine Frau war? Dessen war sich Kisha recht deutlich bewusst, und die anderen sahen das doch sicher auch. Warum also durch die wiederholte Erwähnung rückversichern? Sie fragte sich, ob das eine seltsame Tradition dieser Region war und ob von ihr Ähnliches erwartet würde. Musste sie dann Mann Kiyan sagen, wenn sie ihn ansprach? Einen Teufel würde sie tun!
    Kiyan hatte bislang einen unangenehm verkrampften Eindruck auf sie gemacht, doch als er von seinen Reisen in fremde Gegenden erzählte, sah sie das Strahlen in seinen Augen und musste unweigerlich lächeln. Doch bevor sie mit ihm darüber sprechen konnte, kehrte Kral von seiner Erkundung zurück.
    Kisha versuchte, seinen Ausführungen zu den Bewegungen des Orks zu folgen, doch vermutlich fehlte es ihr schlichtweg an Hintergrundwissen, um verstehen zu können, was den Mann so an der Fluchtroute des Orks beunruhigte.
    Und dann begann der strahlende Speerkämpfer doch allen Ernstes, ihr zu schmeicheln. Wortreich und inhaltsleer - war das die Art der Argaaner? Wenn man in ihrem Stamm jemanden schön fand, dann sprach man das offen aus. Diese Vergleiche mit Blumen waren ihr wahrlich suspekt.
    "Acha, acha. Wenn du mich mit einer schönen, aber nutzlosen Blume vergleichst, die beim leichtesten Windhauch eingeht wie eine verwöhnte kleine Binti ya Mfalme, dann setzt es was!" Sie reckte kühn ihr Kinn vor. Die Männer mochten vielleicht im Gegensatz zu ihr bewaffnet sein, aber so etwas ließ sie sich nicht gefallen. "Und was soll der Scheiß, mich mit einem halben Kind zu vergleichen? Selbst meine Tochter hat schon dreizehn mal den Ziwa kubwa austrocknen sehen. Willst du mich wütend machen? Ich habe 29 miaka erlebt und bin stolz auf jedes einzelne davon, auf jede Falte und jede Narbe!"
    Nun, außer vielleicht auf die Narbe in ihrer Seele, die Phililes Raub vor zehn Jahren hinterlassen hatte. Sie wandte sich mit hochgerecktem Kinn ab und zog die Stirn in Falten, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr bereits in den Augen standen.


    Als sie schließlich losgingen, übernahm Kiyan auf Krals Anweisung hin die Führung und hielt die Augen nach weiteren Gefahren offen, während er sie durch den Bruchwald führte. Kisha schloss zu ihm auf und betrachtete ihn, während er sich auf seine Aufgabe konzentrierte.
    "Schöne Gedanken lassen die Seele strahlen", sagte sie. "Deine Gedanken, als du von deinen Reisen gesprochen hast, waren sehr schön. Das haben mir deine Augen verraten."
    Kisha ließ den Blick schweifen und betrachtete im Vorbeigehen einen kleinen, erdfarbenen Frosch, der ihnen aus dem Weg hüpfte. Kein Vergleich zu den Tieren, von denen Kiyan gesprochen hatte.
    "Dieses Gorthar kenne ich nicht, aber es scheint große Wunder für alle bereitzuhalten, die sie sehen wollen. Wie nennt man dieses graue Tier mit dem Rüssel? Es muss von den Ahnen beseelt sein, so wie du es beschreibst. Dann ist es wirklich takatifu. Heilig."
    So war es mit allen Wesen unter den Sternen. Je mehr sie gesegnet waren, desto entrückter von der restlichen Welt waren sie. Auch unter den Menschen war es so: die Medizinmänner waren oft Eigenbrötler, gezeichnet, unverstanden, nach außen hässlich. Doch ihre Größe erschloss sich erst, wenn man durch die Form hindurch sah und in die Seele blickte.
    "Ich hoffe, ich kann diese Wesen eines Tages einmal mit eigenen Augen sehen."


    In diesem Augenblick sah sie die ersten morschen Holzplanken, die sich durch den immer feuchter werdenden Sumpf schlängelten. Sie schlug Kiyan gegen die Schulter - nicht, um ihm wehzutun, sondern, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
    "Ist das schon dieses Schwarzwasser, von dem du gesprochen hast? Ich kann es kaum erwarten, den Mnara-Baum zu sehen!

  17. Beiträge anzeigen #117
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.347
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Die Rothaarige nagte an ihrer Unterlippe. Ihre Offenbarung hatte ganz offentsichtlich etwas in dem Hauptmannn ausgelöst. Zunächst war da seine Mimik, die ein bisschen im Gegensatz zu dem stand, was er schließlich sagte. Freiya kam jedoch zu dem Schluss, dass seine Gemütsregung vielleicht gar nichts mit ihr zu tun hatte. Denn er hatte das gehalten, was er gesagt hatte: Er beurteilte sie nicht.
    Ryu hatte angedeutet, dass sie ihren Gedächnisverlust wahrscheinlich in einem Gefecht oder Ähnlichem verloren hatte. Ja, das war auch so gewesen. Irrwitzigerweise hatte sie sogar herausgefunden, dass dieses Volk hier, am Großen Baum, für den Angriff verantwortlich gewesen war. Aber das spielte irgendwie schon lange keine Rolle mehr für sie. Es war schon so lange her gewesen und sie hatte immer wieder darüber nachgedacht. Als es die junge Frau nicht weiter gebracht hatte, hatte sie beschlossen, es ruhen zu lassen. Vorbestimmung hin oder her. Sie war hier, das zählte.

    Freiya musste schmunzeln, als der Hauptmann Mama Hooqua um ihren Damenbart ging. Charmeur war ein freundliches Wort, mit dem sie ihn bedacht hatte. Sie musste ihn wirklich mögen, das war selten bei der Mama. Aber Freiya begann so langsam ein Bild davon zu bekommen, warum.
    Als er ihr die Hand hinhielt, zögerte sie einen Augenblick, ließ sich dabei seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Es waren wichtige Worte. Starke Worte. Sie prägte sie sich gut ein. Nicht zum ersten Mal in den wenigen Stunden, die sie sich kannten.
    Mit einem ernsten Blick griff sie schließlich nach seiner Hand und erhob sich. Normalerweise hätte sie das nicht getan. Eine Notwendigkeit hatte es dafür nicht gegeben. Aber sie hatte das Gefühl, dass es angebracht gewesen war. Waren sie nicht außerdem Lehrmeister und Schülerin? Dafür brauchte es eine Grundlage an Vertrauen.
    Noch einmal dachte sie an seine letzten Worte. Eigene Worte formten sich in ihrem Kopf und bevor sie sich deren Tragweite bewusst war, sprach sie sie aus:
    "Und du? Für welches Ich hast du dich entschieden?"
    Welches Ich war der Hauptmann?

  18. Beiträge anzeigen #118
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.448
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Der Templer war überrascht, als sie doch seine Hand ergriff. Dann war die Geste wohl doch angekommen wie er es beabsichtigt hatte. Faszinierenderweise fühlte sich ihre Hand trotz ihrer Vergangenheit irgendwie zierlicher an als der Hüter es erwartet hatte. Aber in den Händen eines Schmiedes und Kriegers fühlte sich alles, was kleiner als seine eigenen Finger war zierlich an. Dennoch... Ein angenehmes Gefühl. Und dann kam sie. Die Frage! Diese Frage, die ihn nun völlig überrascht hatte und zu einem ertappten Schmunzeln brachte. Sie war wirklich nicht auf den Kopf gefallen! Nun, wenn man ihr kleines Unglück bei der Silberseeburg mal ausklammerte. Aber diese Frage... So klang so einfach, doch lag soviel darin:

    Philosophie. Selbsterkenntnis. Entscheidungen. Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft.

    Wann hatte er das letzte mal einen Gesprächstpartner gehabt, der ihm eine derart breite Fläche zum Nachdenken ausgebreitet hatte? So musste sich das anfühlen, wenn alte Leute davon sprachen, sich wieder jung zu fühlen. Als war es ein kleiner Hauch der den drögen Staub des Alltags von seinem Bewusstsein blies und graue Zellen weckte die schon zu lange schliefen. Unweigerlich festigte sich der Druck seiner Hand sanft um ihre. Nicht drohend. Nicht in dem Willen ihr Schmerzen zuzufügen. Mehr aus Anerkennung und vielleicht auch einem Hauch daraus resultierenden Respekts. Die rote Snapperin hatte schon nach einem halben Tag seine Sympathie geweckt. Doch war sich der Templer auch bewusst, dass die Hooqua alsbald wieder mit dem scharfen Blick einer Wirtin von dem abzuräumenden Geschirr zu den beiden spähen würde. Es fühlte sich lange an, doch am Ende waren es nur einige Sekunden, ehe er sachte seine Hand sinken ließ und sie von ihrer löste. "Wie wäre es, wenn du dir selbst ein Bild während deiner Ausbildung machst. Und am Ende vergleichen wir das Bild, welches deine Erfahrungen zeichnen mit meinem 'Ich'."

    Der Templer lächelte ruhig, nickte dann jedoch. Wo er eben noch eher mit gedämpfter, in sich gekehrter Stimme gesprochen hatte, ergriff er das Wort nun wieder etwas hauptmännischer. Schließlich lag der Blick der Hooqua nun wieder auf den Beiden. "Hör mal, ich sollte mich jetzt wieder um meinen Hauptmannskram kümmern. Sonst wissen die Jungs morgen nicht, wo sie sich die Beine in den Bauch stehen dürfen.", erklärte der Hauptmann schließlich und deutete mit dem Daumen über seine Schulter zur Tür. "Dir steht es frei, weiter zu üben oder den Tag zu nutzen wie du möchtest. Wenn du etwas brauchst, mehr Fragen zu deinen Übungen hast, oder weiter über 'alles' reden möchtest... Ich bin unten in der Kommandantur."

    Damit wandte er sich dann Richtung Tür, blickte jedoch noch einmal über die Schulter zu ihr und nickte. "Morgen wenden wir das in der Praxis an. Ich freu' mich drauf... Rote Snapperin. Erwachet, ihr beiden!"

  19. Beiträge anzeigen #119
    Ranger-General  Avatar von Kiyan
    Registriert seit
    Sep 2019
    Ort
    Hannoveraner Speckgürtel
    Beiträge
    743
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Vom Bruchwald zur Sumpflilie

    Zum Glück bewegten sich Kral und Kisha in Kiyans Rücken, als der Speerkampflehrer mit seiner schleimigen Anmache auf Granit stieß. Die Torgaanerin wirkte nicht wie ein Mädel aus der Stadt, das mit einigen netten Worten, ein paar Komplimenten und ein, zwei strahlenden Lächeln direkt schmolz wie warme Butter. Nein, die Frau wirkte hart wie Eisen, aber gleichzeitig – wohl aufgrund der isolationistischen Haltung ihres Volkes – so neugierig wie ein kleines Kind. Etwas das Kiyan gleichermaßen erstaunte und faszinierte, wirkte Kisha doch so, dass sie selbst im Angesicht eines ausbrechenden Vulkans die Ruhe bewahrt, nur um dann seufzend einen besonders bunten Schmetterling zu beobachten, der vorbeifliegt. Und sie hatte eine Tochter, dreizehn Jahre jung. Aber nicht bei ihr ... irgendwie wirkte Kisha nach der Erwähnung ihres Kindes ... angespannter.
    „Danke“, lenkte er die Stimmung in Richtung ihrer Worte bezüglich seiner strahlenden Seele, nur um dann Kral ein wenig in Schutz zu nehmen: „In den meisten Kulturen ist es Brauchtum, Frauen Komplimente zu machen und besonders höflich zu sein. Das mag für dich seltsam erscheinen. In kleinen Stämmen, wo jedes einzelne Mitglied zählt, ist die Frau genauso viel wert wie der Mann. Da kann man sich den Luxus von sinnlosen Komplimenten und Vorurteilen nicht leisten.“
    Eine Geisteshaltung, die leider mit dem Fortschritt abhandengekommen war. Bis auf einige Ausnahmen, war die Welt strikt in Bereiche unterteilt. Frauen hier, Männer da. Nur hin und wieder zählte die Trennung nicht. Aber viel zu selten …
    „Das Tier hieß … ja nun … äh, Ottifant? Ollifant?“, der Blonde rieb sich den Nacken, „Irgendetwas mit Fant! Wunderschöne Tiere, und ja … wohl in der Tat heilig.“
    Weiter und weiter marschierten sie auf Schwarzwasser zu. Als sich Tooshoo aus dem Dunst schälte, hielt Kisha inne und fluchte wohl in ihrer torgaanischen Sprache.
    „Ja, beeindruckend, nicht wahr?“, fragte Kiyan und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich auch, ich sähe eine Illusion oder sowas. Und siehst du die Hütten hier und da? Das ist Schwarzwasser. Vor Jahren war hier mal mehr los … lebten hier mehr Leute, jung und alt, Kämpfer, Druiden, Waldläufer, Jäger, Händler … aber vor einiger Zeit hat irgendetwas Böses diesen Sumpf heimgesucht. Deshalb leben hier nur noch die Leute vom Waldvolk, die sich zu wehren wissen. Die Waldläufer. Und natürlich die Druiden, die von ihnen beschützt werden.“
    Schweigend liefen die drei an leeren Hütten vorbei, deren gähnenden schwarzen Fenster- und Türöffnungen wie die gierigen Schlunde von Monstern wirkten. „Komm, wir gehen zur Sumpflilie. Das ist eine … Kneipe, falls es sowas bei euch gab. Ein … äh … Sammelplatz, wo Bier oder Schnaps oder Wein getrunken wird … und man Geschichten austauscht.“ Kiyan lächelte wieder kurz. „Vielleicht war dies bei euch die Feuerstelle in der Mitte des Dorfes. Jedenfalls ist die Lilie das Reich von Mama Hooqua, der Wirtin. Sie ist hier sowas wie … die Köchin. Aber stell sie dir mehr wie ein Häuptling unter den Köchen vor.“
    Offensichtlich schien Kisha sich das wirklich vorzustellen und das, was dabei herauskam, schien ihr zu gefallen. Gerade kamen sie an der Lilie an, als sie in den Hauptmann hineinliefen, der sich von der Mama und einer rothaarigen Frau in Jägerstracht verabschiedete.
    „Äh …“, begann Kiyan wortgewandt, sah sich nach Kral um, der aber den Braten wohl schon gerochen hatte. Verfluchter Bastard! „Äh … Hauptmann Hayabusa, ich habe eine Besucherin von Torgaan dabei. Kisha ihr Name. Kisha, das ist der Hauptmann von uns Wächtern.“
    Adanos, beim letzten Mal warst du vor dem Hauptmann die Ruhe selbst und nun, mit Kisha an deiner Seite, benimmst du dich wie der letzte Rekrut …

  20. Beiträge anzeigen #120
    Waldläufer Avatar von Kisha
    Registriert seit
    Jul 2023
    Ort
    Torgaan
    Beiträge
    118
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Kisha ist offline

    Sumpflilie

    Beim Anblick des riesigen Baumes blieb Kisha vor erstaunen die Luft weg. Sie hatte nie für möglich gehalten, dass etwas derart Riesiges unter dieser Sonne leben konnte - nicht im Land der Lebenden. Im Reich der Ahnen, ja, dort musste alles viel gewaltiger sein. Aber das hier - das war schlichtweg ein Wunder der Natur.
    "Haiwezekani...", flüsterte sie ehrerbietig. Der Mnara-Baum musste ein Geschenk von Mungu selbst sein.
    Von Kiyan geführt, folgten sie den alten Holzstegen durch den Ort, den der blonde Speerkämpfer als Schwarzwasser bezeichnet hatte. Die Siedlung wirkte tot und verlassen. Es war, als hätte man diesen Ort einfach aufgegeben und wäre weitergezogen. Was genau mochte die Menschen dazu getrieben haben? Nun, sie verstand, dass dieser Wald alles andere als angenehm war - sie selbst hätte hier niemals leben wollen. Andererseits war da der Mnara-Baum, Tooshoo. Nah an einem Wunder wie diesem leben zu können, musste so manche Strapaze wert sein. Das Böse, von dem Kiyan sprach, musste von großer Schrecklichkeit gewesen sein, wenn es sie alle vertrieben hatte.
    Je näher sie dem Baum kamen, desto stärker weiteten sich Kishas Augen, und sie gluckste wie ein kleines Kind vor lauter Freude über diesen Anblick. Der Stamm sprengte jedes Maß, es war unmöglich, abzuschätzen, wie viele Armspannen er umfassen mochte. Wie hoch er aufragte, war genauso unmöglich zu ermitteln, doch sie hatte vom Strand aus gesehen, dass seine Krone weit über den restlichen Wald hinausragte. Nun, da sie seine Dimensionen sah, verstand sie auch, wie dieses Waldvolk es fertigbringen konnte, auf dem Baum zu wohnen, zu leben und selbst Schmieden zu errichten. Auf seinen Ästen mochte ein ganzes Dorf ohne Probleme Platz finden!

    Am Fuße des Stammes angekommen, lenkte Kiyan sie zu einer bestimmten Windung des Holzes hin. Flankiert von anderen Bewaffneten erkannte sie eine hölzerne Plattform, die an dicken Tauen befestigt war. Erst, als sich das Konstrukt mit einem Ruck in die Höhe begab, begriff sie, dass sie über Seilrollen hinauf gezogen wurden.
    Es war wundervoll, den Wald unter sich schrumpfen zu sehen, während es immer höher hinaus für sie ging. Kisha fühlte sich an ihre Jugend erinnert, als sie mit ihrer Freundin Ndiga und ihrem Freund Awele die Bäume ihres Waldes erklommen hatte. Doch so hoch hinaus wie hier hatte sie es mit Sicherheit nie geschafft.
    Rumpelnd kam der Aufzug zum Halten, und Kiyan erklärte ihr, dass sie die hiesige Variante eines Festplatzes aufsuchten. Diese Mama Hooqua, von der er sprach, klang wirklich wie eine witzige Persönlichkeit. Hier hatten die Köche eigene Häuptlinge? Diese Argaaner waren doch allesamt verrückt. Nun begegneten ihnen immer mehr andere Gesichter, Männer und Frauen verschiedenen Alters, jedoch keine Kinder. Die meisten grüßten die beiden Männer freundlich oder betrachteten sie mit Neugier. Manchma blickten düster drein wie der Platzregen am Nachmittag - falls es diesen hier überhaupt gab, denn bisher war er definitiv ausgeblieben.
    Schließlich erreichten sie eine größere Plattform, auf der sich eine größere Zahl an Menschen tummelte. Dort standen mehrere Holzhütten, doch vor einer drängten sich besonders viele Leute. Genau an diesen Ort brachte Kiyan sie. Eine unangenehme Erinnerungen an Geisterbeschwörungen weckende, stinkende Wolke drang aus dem Eingang, als er die Tür öffnete - und geradewegs in einen anderen Mann rannte.

    "Äh … Hauptmann Hayabusa, ich habe eine Besucherin von Torgaan dabei. Kisha ihr Name. Kisha, das ist der Hauptmann von uns Wächtern."
    Hayabusa. Ein seltsamer Name. Wie dem auch sein mochte, sie schlug sich mit der Faust auf die Brust und sah den Mann dabei fest an.
    "Salamu, Hayabusa. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft. Deine Freunde Kiyan und Karal hier haben mich vor einem gewaltigen Orak-Monster gerettet. Wenn ich meine Schuld irgendwie wiedergutmachen kann, will ich-"
    Sie brach mitten im Satz ab, als sie die Frau an der Seite des Hauptmannes sah. Kishas Augen weiteten sich, ihr Mund stand offen vor Erstaunen.
    "Haiwezekani!" Kisha trat staunend an die Frau heran.
    "Dein Haar - es ist ganz rot! Wie der Po eines Drill in der Paarungszeit! Wie die Lava an den Hängen des Gatangwe! Wie das Feuer im Herzen des Dorfes! Ist es echt?"
    Kisha strich ihr mit der Hand durch das zurückgebundene Haar.
    "Es ist so weich und strahlend!"
    Doch plötzlich stimmte etwas nicht mehr. Sie hing fest, hatte sich verhakt. Überrascht zog sie ihre Hand zurück, zog der flammenhaarigen Frau damit aber nur den Kopf in den Nacken.
    "Shiti! Samahani, Fremde", entschuldigte sie sich umgehend. Erst jetzt erkannte Kisha, dass sich ihr Armreif in dem Haarband der Frau eingehakt hatte. Sie zog ihren Arm zur Seite, um den Reif zu lösen, doch die Frau bewegte sich ebenfalls vor Überraschung - und mit kräftigem Schwung landete Kishas zur Faust geballte Hand direkt auf der Nase der Frau mit dem roten Haar. Immerhin löste sich in diesem Moment der Armreif vom Haarband und sie kamen frei voneinander, doch der Schaden war angerichtet.
    "Samahani, das wollte ich nicht. Zahl es mir gern zurück, wenn du möchtest."
    Sie breitete die Arme aus und reckte ihr Kinn vor, bereit, den Gegenschlag hinzunehmen; ganz, wie sie es aus der Heimat gewohnt war.
    Geändert von Kisha (17.07.2023 um 08:38 Uhr)

Seite 6 von 21 « Erste ... 23456789101317 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide