Da Sprachen weder einen Willen haben, noch Gefühle, kann man auch einer Sprache nichts aufzwingen oder sie „verunstalten“ oder was auch immer. Um die Sprache selbst geht es gar nicht, es geht immer um die Sprecherinnen und Sprecher.
Denen kann man eben sehr wohl versuchen einen bestimmten Sprachgebrauch aufzudrängen und beim Gendern gibt es diese Tendenz aus verschiedenen Ecken ganz eindeutig. Allerdings ist auch das nun wirklich nichts Neues. Sprachliche Konventionen haben schon immer sozialen Druck und soziale Benachteiligung erzeugt und tun es natürlich auch heute. Der Sprachgebrauch, den wir heute ganz selbstverständlich als Norm wahrnehmen und der vor dem „Genderwahn“ geschützt werden soll, hat nicht weniger erzwungene Elemente in sich, wie es das Gendern sein würde.
Sitze ich in einem Vorstellungsgespräch und verwende dort meinen breitesten Dialekt, dann entstehen mir daraus mit hoher Wahrscheinlichkeit gesellschaftliche und soziale Nachteile, denn ich markiere damit eine Abweichung von den sprachlichen Konventionen. Und Abweichungen von einer aktuellen Norm haben bei Sprache letztendlich immer auch nichtsprachliche Konsequenzen, wie beispielsweise das Assoziieren von starkem Dialekt mit tendenziell bildungsfern, sprachlich weniger kompetent, und so weiter. In Wirklichkeit ist das natürlich totaler Quatsch, da das Verwenden einer spezifischen Sprachform rein gar nichts über meine kognitiven Potenziale aussagt. Es passiert aber dennoch und somit bestand und besteht schon immer ein sozialer Druck bis hin zu einem sozialen Zwang, sich an sprachlichen Konventionen zu orientieren.
Dies wäre beim Gendern nicht wirklich anders, außer, dass es diesmal um andere Wertungsmuster ginge, also nicht um bildungsfern oder ähnliches, sondern vielleicht eher um Kategorien wie „rücksichtsvoll“ oder „ignorant“. Auch das ist pauschal gedacht genauso Quatsch, wie es bei der pauschal gedachten Bildungsferne Quatsch ist. Aber was Neues, wegen dem man jetzt über das Ende der freien und wahren Sprache aller Deutschen sinnieren müsste, ist es eben nicht…