[Eispfeil+]

Nachdem der letzte Thread über Magalan so fleißig ausdiskutiert wurde, dachte ich, dass wir nun einen Blick auf den Helden des Spiels werfen sollten.

Bevor ich beginne, möchte ich vielleicht noch einen kleinen Rückblick auf die alten Helden der Piranha-Spiele werfen, um zu prüfen, wie sich das ganze entwickelt hat.

Gothic 1: Hier lernen wir den namenlosen Helden als sarkastisch trockenen und furchtlosen Recken kennen. Er wollte gleich zu Beginn aus der Barriere ausbrechen und hat dafür alles getan. Allerdings ist er etwas planlos durch die Welt gestreift, da er einfach jeden Auftrag ausgeführt hat, den er bekommen hat.
Gothic 2: Im nächsten Teil hat sich an seiner Persönlichkeit nicht allzu viel geändert. Er hat hier nur mehr an Erfahrung gewonnen. Seine Ziele hier sind diesmal selbstlos. Er hat eingesehen, dass er eine Spielfigur des Schicksals ist und nun weltbewegende Dinge tun muss.
Gothic 3: Im dritten Teil sieht die Sache etwas anders aus. Der Held hat schon viel erlebt und viele Schlachten entschieden. Da er von der ganzen Geschichte mittlerweile abgehärtet und vielleicht auch müde ist, ist er in Gothic 3 etwas wortkarg und sogar etwas kalt geworden. Dennoch zieht er sein Schicksal als Entscheider durch.
Risen 1: Im ersten Teil von Risen lernen wir den neuen namenlosen Helden als eine (meiner Meinung nach) "Light Version" des namenlosen Helden aus G1 kennen. Dennoch teilen sich beide ähnliche Züge, da auch in diesem Spiel der Held recht ziellos durch die Insel zieht und einfach das macht, was man ihm aufträgt.
Risen 2: Hier sieht die Sache ganz anders aus, denn hier hat er sich zum frechen, noch sarkastischeren Schelm entwickelt, der nicht alles so ernst nimmt. Dies hat ihm etwas Persönlichkeit eingebracht, im Vergleich zum recht trockenen Helden aus dem vorherigen Teil.
Risen 3: Schon wieder ein neuer Held. Ursprünglich sollten wir auch weiterhin denselben Helden spielen, da aber sein Synchronsprecher gestorben ist, musste eben ein anderer her. Dementsprechend hat sich nicht allzu viel verändert. Alles in Allem ist es vom Charakter her der R2-Held, nur etwas düsterer.

Nun zu Elex: Zu Beginn muss man erstmal überlegen, was für eine Art von Held Jax ist. Ist er eher ein Antiheld oder der klassische Held, wie man ihn aus Märchen kennt? Um das zu bestimmen, muss man darauf achten, wie Jax auf seine Umgebung reagiert, vor allem im Bezug auf Nebenquests. Das ist leider nicht möglich, da uns als Spieler*INNEN mehrere Möglichkeiten gegeben werden, wie Jax auf eine bestimmte Aktion reagieren soll - also arschig, kalt, barmherzig usw. Bei der Hauptstory hingegen sieht die Sache etwas anders aus. Auch wenn Jax innerhalb der Hauptquest einzelne Schlüsselmoment selbst aussuchen kann, ist sein Primärziel immer dasselbe: nämlich Rache und die Aufklärung seiner Exekution. Jax geht es also nicht um noble Ziele, denn sein Antrieb bis zum Ende ist ein ganz persönlicher. Was man jedoch sagen kann, ist die Tatsache, dass Jax so gut wie alles, was er tut, als Mittel zum Zweck ansieht. Er gibt weder einen F'ck auf Calaan noch auf die Befruchtung der Länder durch die Weltenherzen. Auch nutzt er einfach seinen Technikkram, nachdem er den Berserkern auftritt (Alternativen gibt es ja nicht). Auch ist er ein kaltblütiger Mörder, da er, unabhängig davon, ob er kalt oder warm ist, immer die Option hat, jemanden zu töten und man in solchen Situationen auch Kälte abgezogen bekommt. Allerdings hilft er auch seinen Gefährten - ohne sich davon großartig viel zu versprechen, denn die Begleitung durch die jeweiligen Begleiter reichen ihm wohl aus. Ob er ein guter Mensch ist, ist fragwürdig, dafür aber ein vernünftiger, der zumindest nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit handelt.

Nun zur wohl interessantesten Frage: Ist Jax überhaupt ein interessanter oder vielleicht ein tiefer Charakter? Für mich persönlich ist ein tiefer Charakter, der in seiner Vergangenheit Motive entwickelt hat, nach denen er konsequent handelt. Ob ein Charakter hingegen interessant ist, ist jedoch deutlich subjektiver.

Fest steht, dass Jax der erste Held in einem PB-Spiel ist, der eine richtige Hintergrundgeschichte besitzt. Jax wurde nämlich in Edan geboren und im Kindesalter von Albs entführt und zum Strategen ausgebildet. Während seiner Zeit als Commander ist sein oberstes Prinzip geblieben, den eigenen Willen zu behalten. Die Eigenschaft der Willenskraft prägt den Charakter auch wirklich bis zum Ende des Spiels hin, was von vielen NPCs auch so bestätigt wird. Von vielen Spielern, vor allem im englischsprachigen Raum, wird sich beschwert, dass der Held zu ernst und monoton wirkt. Allerdings macht dies aufgrund seiner Vergangenheit als Alb mehr als Sinn. Bei Romanzen und beim Flirten stellt er sich auch wie der letzte Bob an. Fakt ist jedoch, dass er seine Eigenschaften bis hin zum Spiel konsequent durchzieht, was ich gut finde, auch wenn seine Art nicht jedem gefällt.

Meine Meinung: Dass PB den Schritt gewagt hat, dem Helden mehr Tiefe zu geben, ist ein guter Schritt. Man hat in der vorherigen Spielen eben versucht, nicht zu viel Persönlichkeit in den Helden einfließen zu lassen, damit sich der Spieler selbst mit ihm identifizieren bzw. ihn sich einfach als Avatar vorstellen kann. Ich persönlich halte davon nichts und freue mich, wie es mit Jax im zweiten Teil weitergehen wird. Sein Ziel wird diesmal kein allzu persönliches sein, da er seine Rechnungen mit seinen persönlichen Widersachen schon beglichen hat und der neue Feind die Menschheit allgemein bedroht.

Jedoch hätte man seine Vorgeschichte etwas besser gestalten sollen. "Show, don't tell" wurde beispielsweise nicht eingehalten, als Jax sich auf der kleinen Insel an seine frühe Kindheit erinnerte. Und sein Gefühlschaos, vor allem am Anfang, hätte man bestimmt mit Bildern, wie im Intro, besser zeigen können. Ich finde zwar Jax' Charakter ganz ok, sarkastische bis lustige Helden sagen mir aber ehrlich gesagt mehr zu.

Was haltet ihr von Jax?

[Jazz Jackrabbit]

Für mich nicht. Seine Story packt mich einfach nicht und irgendwie schafft er es, noch weniger Persönlichkeit zu haben als alle namenlosen PB-Helden zusammen. Ich hatte gehofft, dass Jax in Teil 2 abgeschafft wird und man wieder jemanden spielt, wo die Hintergrundgeschichte offen gelassen wird.

[Schnurz]

Hallo @Eispfeil+

Prima Versuch die BP-Storys susammenzufassen und in aller Kürze die Charaktere zu umschreiben.

Ich mag Jax.
Klar, er denkt zum Spielbeginn erstmal nur an seine Rache. Er muss allerdings erstmal damit klarkommen derartige und andere Emotionen einzuordnen und damit umzugehen.
Da ich, wie in anderen RPG auch, die "Böse Seite" nicht ausstehen kann, war für mich klar, dass ich die Berserker wähle um an eine gute Ausrüstung und für Jax die (vergleichbar)
"alte Stärke" zu erreichen, was dann ja auch nach und nach gelingt. Zudem fand ich die Idee zur Regenerierung der zerstörten Natur ein edles Ziel mit Sinn.
Das Jax erstmal Aufklärung und Rache will empfinde ich als stilistisch richtig in diesem Spiel, denn schließlich war er ja vor dem Absturz noch der eiskalte Commander, der im Auftrag des Hybriden unterwegs war.
Sein Gleiter wurde abgeschossen und ausgerechnet sein Bruder ließ ihn exekutieren.
Das schreit geradezu nach Aufklärung.
Im Laufe des Spieles wird Jax immer menschlicher. Das wird auch von seinen Gefährten immer wieder mal deutlich gesagt. (das dürfte für die Entwicklung zur Kälte hin nicht sein. Habe ich nicht gespielt)
Letztendlich kämpft Jax für alle, sinngemäß: 'schließlich müssen wir danach alle auf diesem Planeten leben'.
Wobei diese Äußerung von Jax ganz klar schon auf Elex 2 hinweist.

Vielleicht kommt es in Elex 2 zu diesem Jax, den Du Dir in deinem letzten Satz wünscht. Wäre schön.

Zitat: "Ich finde zwar Jax' Charakter ganz ok, sarkastische bis lustige Helden sagen mir aber ehrlich gesagt mehr zu."

[tombom81]

Allerdings ist er etwas planlos durch die Welt gestreift, da er einfach jeden Auftrag ausgeführt hat, den er bekommen hat.

Allein dieser Satz treibt alten Gothic-Veteranen die Tränen in die Augen. (Mann, was waren wir jung, was waren wir aufgeregt... So wird es, so kann es nie wieder sein.)

Jedoch hätte man seine Vorgeschichte etwas besser gestalten sollen.

Der Besuch auf der Insel war für mich enttäuschend. Die Idee mit der Kindheit des Helden, den Umständen: nice ausgedacht, wirklich. Umsetzung: farblos. (Hat mich jedenfalls nicht berührt. Ich meine Kindheit, hallo? Cutscene, wie Jax und Kallax als Kinder, wasauchimmer... Wenn eine Cutscene gefehlt hat, dann diese. Oder gab es da eine gute Cutscene? Wenn ja, habe ich sie vergessen - dann kann sie nicht gut gewesen sein.)

edit: hallooo, tombom, "Kinder"?? Die gibt es erst in ELEX 2. Soweit ich weiß, sind cutscenes ingame-Szenen, oder? Dann hätten sie für die von dir gewünschte cutscene schon für ELX(1) Kinder (meshes, anims) erstellen müssen.

Was haltet ihr von Jax?

Finde ich soweit ok - solange man ihn nicht den "guten alten Jax" nennt - immerhin ist er der "Schlächter von Xacor". Problem für mich war, dass dies nur (soweitichmich erinner) in einer Cutscene "illustriert" wird, im Spiel selbst kommt das für mich nicht gut rüber, Elexentzug hin oder her. Eine "Zerissenheit des Helden" wurde nicht glaubhaft transportiert.

Ich finde zwar Jax' Charakter ganz ok,

Sehe ich auch so, s.o.

sarkastische bis lustige Helden sagen mir aber ehrlich gesagt mehr zu.

Anderes Spiel, anderer Held, andere Mission. Jax ist nicht mehr der flapsige, unbekümmerte Haudrauf von Gothic, kann er auch nicht sein.

[Ajanna]

Zuerst mal: ich mag Jax: seine Erscheinung, die Art, wie er sich bewegt, die Stimme. Allerdings hatte ich anfangs mal geschrieben: er spielt sich wie einen Spybot. Ich hatte - was ich absolut großartig fand - in ELEX das Gefühl, in einer mehrschichtigen Welt zu leben und dass auch die Spielfigur mehrere Schichten hat. Jax ist kein einfacher Charakter, und damit hatten - vor allem, wenn man das Steam-Forum sich anschaut - viele Spieler*innen große Probleme.
Ich fand es gut, aber auch ich habe mehrere, ja viele Versuche gebraucht, um mit dem Spiel klarzukommen. Trotzdem habe ich die Faszination nie verloren.

Ich fand Jax ein bisschen zu ernst, die Schnodderigkeit vom Gothic-Helden hätte ich auch an ihm geschätzt. Die wenigen Selbstgespräche waren nicht hilfreich.

Aber je nachdem, wie man ihn spielt, ist er so unterschiedlich, da musste er wohl eher ambivalent sein. Man kann ihn als reinen Roboter ausbauen, der nur von Batterien lebt und als Vollblutmenschen, der nie etwas anderes zu sich nimmt als Tränke, Pilze und Fleisch (alles mit oder ohne Elex). Interessanterweise: völlig unababhängig vom Kälte/Wärme-System. Er kann ein warmherziger Roboter sein oder ein eiskalter Mensch.
Und man kommt durch das Spiel ohne viele NPCs zu töten, von den Albs abgesehen.

Das alles fand ich sehr großartig. Es hatte eine völlig neue Qualität. Ich finde, ELEX ist das beste und ausgereifteste Spiel der Piranhas - vom Kampfsystem mal abgesehen. Selbst das kann man sich erklären, wenn man Jax als Roboter, als Beta, sieht.

Das mit der fehlenden Vorgeschichte ist tatsächlich traurig und verschenkt. Und gerade die Entwicklung mit Kallax ist sehr unbefriedigend. Da ist schon noch Luft nach oben. Das selbe trifft auch auf zwei, drei der wichtigsten Begleiter zu.

[Major Sharpe]

Zunächst einmal: vielen Dank, lieber Eispfeil, für das Beleben des Forums mit deinen Diskussionsfragen

Als einer dieser komischen Leute, die tatsächlich jedem PB- Spiel etwas abgewinnen konnten (wobei ich natürlich meine eigene Rangliste habe), finde ich es schwierig, die verschiedenen Protagonisten gegeneinander zu vergleichen. Andere Welten, andere Leutchens. Und irgendwo hatten auch die Namenlosen eine Vorgeschichte, auch wenn diese viel impliziter waren.

So wie Jax im Spiel uns dargestellt wird, mit Michael Lott als Stimme, finde ich ihn als Protagonisten gelungen. Die Idee, dass der Held fast schon biblisch "in dieser Welt aber nicht von dieser Welt" der freien Menschen ist - nur um es am Ende doch zu sein - habe ich als spannend empfunden. Die Geschichte von Jax ist dabei ein wenig so das Spiel Elex selbst - man muss ihr erstmal ein bisschen Zeit geben, dann glänzt sie. Was aber gar nicht so schlecht ist, das reine Rachemotiv hatte mich nicht so gereizt, so konnte ich zunächst Magalan erkunden und mich auf Edan, Ignadon und Co. fokussieren.

Eine Besonderheit der Erzählweise aus Elex I werden wir in Elex II aber wohl nicht haben: nämlich den Reminiszenz-Jax, der mehr über die Albs weiß, als der Spieler selbst.

Zur Sarkasmus/lustig Thematik: Lieber Eispfeil, du hast doch in deinem eigenen Meme-Video gezeigt, dass Jax durchaus sarkastische Züge ("da hinten") hat. Das lockert ihn zumindest dahingehend auf, dass er nicht immer Bierernst ist (wenn man will, als kalter Jax sieht das anders aus). Aber ein lustiger Vogel wird aus ihm nicht mehr, das würde auch nicht passen, finde ich. Das könnte man über die Begleiter auffangen, Ray z.B. hatte für mich ein bisschen was wie die Piratenhelden aus Risen.

[Für_GomezZz]

Leider kann ich den guten Jax nicht besonders leiden (in der Protagonisten-Rolle zumindest). Diese generischen 3-Tage-Bart Mans aus der neuesten Rasierer-Werbung oder Call-of-Duty-Trailer mit tiefer, kratziger Stimme finde ich leider nicht ansprechend. Der Höhepunkt war der Sprecher des Risen 3 Protagonisten in der englischen Fassung. Der Held aus Gothic war hier besser gewählt. Mit seiner neutralen Einstellung gespickt mit sarkastischen Kommentaren und Allerweltsgesicht war er sympathisch und zugleich identifizierbar für mich. Wenn man sich in Elex schon entscheidet, einen in der Welt etablierten Character mit Hintergrundgeschichte zu wählen, dann bitte richtig.

[Loomix]

Ich habe zu Jax eine ganz andere Meinung, nämlich momentan gar keine. Hört sich vielleicht merkwürdig an, aber seit ich Elex Ende 2017 gespielt habe, ist Jax bei mir ziemlich in Vergessenheit geraten.
Der namenlose Held und auch Protagonisten aus anderen Spielen hingegen, sind mir gut im Gedächtnis geblieben.

Ich lass das einfach mal so stehen.

[Eispfeil+]

Um mal auf das gezeigte Gameplay-Material von gestern zurückzukommen (Gameplay-Demo von Gronkh).

Grundgütiger, sowie ich das beobachtet habe, haben sie meinen Boy Jax ja fundamental verändert. Die Betonung seiner Stimme, wie er mit seinem Umfeld interagiert, sein Gesichtsausdruck...

Irgendwie vermisse ich jetzt schon seine eiskalte, monotone Art aus Elex 1. Jetzt, wo sie weg ist, weiß ich sie erst zu schätzen. Jetzt ist er mega emotional geworden. :O

[Ajanna]

Ich kann mich auch nicht mit dem neuen Jax anfreunden. Zum einen sieht er total anders aus, es ist nicht nur das Mager-Sein, er hat eine komplett andere Knochenstruktur, auch im Gesicht. Er sieht jetzt aus wie ... nun ja. nicht Jax.
Und die Dialoge waren auch seltsam, es wurden total dramatische Sachen geschildert, und der Held geht einfach weiter, kein persönlicher Bezug, keine Beileidsbezeugung, nichts... wie ein Automat.

[Damocles]

Ich fand den Anfang eh zu schnell. Man lief den Berserkern und dann der Gruppe im Dörfchen viel zu schnell über den Weg.
Zu schnell in der "Zivilisation" sozusagen. Man ist zu früh an den Laberstellen.

Der Anfang von Elex1 war da etwas ruhiger. Auch die frühe Übersicht über die Spielwelt auf dem Balkon war gut gewählt.