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Linux - was tun nach Systemabsturz?

  1. #1 Zitieren
    Veteran Avatar von Gamer 23
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    Hallo zusammen,

    bei uns gab es gestern Abend einen kurzen Stromausfall, bei dem es auch meinen Rechner erwischt hat.
    Er ist zwar danach normal gestartet und sieht soweit auch alles gut aus.

    Aber unter Windows habe ich bei sowas vorsichtshalber danach immer mit sfc /scannow (also die Überprüfung und Reparatur von Systemdateien) und CHKDSK den Rechner gecheckt.

    Wie ist das denn unter Linux (Xubuntu)? Gibt es dort auch die gleichen Tools oder ist Linux bei sowas allgemein nicht so empfindlich wie Windows?
    Gibt es sonst noch was, was ich tun oder checken sollte?
    Gamer 23 ist offline

  2. #2 Zitieren

    Metasyntaktische Variable
    Avatar von foobar
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    Die meisten Desktop-Dateisysteme heutzutage sind dank Journalling recht robust und verkraften einen Stromausfall. Das gilt sogar für NTFS. Wenn du es trotzdem prüfen willst: Alle Partitionen, die nicht die root-Partition sind, kannst du einfach prüfen können, wenn du dich vom Desktop abmeldest und dann auf der Textkonsole mit dem entsprechenden Prüfwerkzeug rangehst. Bei ext2/3/4 wäre das e2fsck. Hier mal am Beispiel einer /home-Partition, die von /dev/sda3 bereit gestellt wird:

    Code:
    # umount /home
    # e2fsck -f /dev/sda3

    Bei der root-Partition ist es nicht ganz so einfach, weil man die ja nicht im laufenden Betrieb aushängen kann. Du kannst von einem Rettungssystem (z.B. eine Live-USB-Stick) booten und sie dann da checken. Oder du ergänzt im GRUB mal testweise den Kernel-Parameter fsck.mode=force und – falls evtl. Fehler automatisch repariert werden sollen – zusätzlich fsck.repair=yes.

    Dazu drückst du im GRUB-Bootmenü die Taste 'e' und gehst dann in die Zeile, die mit „linux” anfängt und dahinter irgendwas mit „vmlinuz” und viel Blah Blah. Der Editor scrollt nicht nach hinten raus, sondern bricht lange Zeile um, also nicht wundern. Der Zeile fügst du hinten die o.g. Parameter an und drückst Strg+X, um das so zu booten. Diese Änderung gilt nur dieses eine Mal und ist beim nächsten Boot wieder weg.

    Die Alternative wäre, die Parameter in der /etc/default/grub bei GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT dazu zu schreiben, zu speichern, 'update-grub' aufzurufen und neu zu starten. Dann musst du das aber nach der Prüfung wieder rückgängig machen.


    Aber das ist, wie gesagt, nicht wirklich notwendig, sondern mehr so für Übervorsichtige. In der Regel muss man nix weiter machen und kann einfach so weiter arbeiten.

    Feeling a bit masochistic and want to read more of my diatribes? Check out Foobar's Rantpage.

    foobar erklärt die Welt der Informatik: Was ist ein Zeichensatz?Was ist die 32Bit-Grenze?Warum sind Speicheroptimierer Unsinn?Wie teste ich meinen RAM?Was ist HDR?Was ist Tesselation?Warum haben wir ein Urheberrecht?Partitionieren mit MBR oder GPT?Was hat es mit dem m.2-Format auf sich?Warum soll ich meine SSD nicht zum Anschlag befüllen?Wer hat an der MTU gedreht?UEFI oder BIOS Boot?Was muss man über Virenscanner wissen?Defragmentieren sinnvoll?Warum ist bei CCleaner & Co. Vorsicht angesagt?Was hat es mit 4Kn bei Festplatten auf sich?Was ist Bitrot?Was sind die historischen Hintergründe zur (nicht immer optimalen) Sicherheit von Windows?Wie kann ich Datenträger sicher löschen?Was muss ich bzgl. Smartphone-Sicherheit wissen?Warum sind Y-Kabel für USB oft keine gute Idee?Warum sind lange Passwörter besser als komplizierte?Wie funktionieren Tintenstrahldrucker-Düsen?Wie wähle ich eine Linux-Distribution für mich aus?Warum ist Linux sicherer als Windows?Sind statische Entladungen bei Elektronik wirklich ein Problem?Wie repariere ich meinen PC-Lüfter?Was ist die MBR-Lücke?Wie funktioniert eine Quarz-Uhr?Was macht der Init-Prozess unter Linux und wie schlimm ist SystemD?Mainboard-Batterie - wann wechseln?Smartphone ohne Google?
    foobar ist gerade online Geändert von foobar (14.08.2021 um 15:37 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    Veteran Avatar von Gamer 23
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    Das hört sich gut an, vielen Dank foobar
    So wie ich das verstehe ist e2fsck dann das Linux-Pendant zu CHKDSK, richtig?


    Zitat Zitat von foobar Beitrag anzeigen
    Aber das ist, wie gesagt, nicht wirklich notwendig, sondern mehr so für Übervorsichtige. In der Regel muss man nix weiter machen und kann einfach so weiter arbeiten.
    Dann gehe ich davon aus, dass das auch für Systemdateien gilt, sprich hier ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass was beschädigt wurde?
    Gamer 23 ist offline

  4. #4 Zitieren
    Tieftöner Avatar von Lookbehind
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    Zitat Zitat von Gamer 23 Beitrag anzeigen
    Das hört sich gut an, vielen Dank foobar
    So wie ich das verstehe ist e2fsck dann das Linux-Pendant zu CHKDSK, richtig?
    Jain. Anders als Windows kennt Linux mehr als ein (relevantes) Dateisystem¹. e2fsck ist das Äquivalent zu CHKDSK für ext-Dateisysteme (also ext2, ext3 und ext4), welches lange Zeit der das Default-Dateisystem war. Zumindest bei den meisten Desktop Distros. Aber es gibt auch noch viele andere Dateisysteme unter Linux, die teilweise ihre eigenen Tools zur Dateisystem-Prüfung und Reparatur haben. Das liegt auch teilweise daran, dass manche der Dateisysteme grundlegend anders funktionieren und teilweise auch mehr möglich machen.
    Bei btrfs gibt es dafür z.B. einen ganzen Strauß, welcher dir das Dateisystem auf Herz und Nieren prüfen und unter bestimmten Bedingungen auch reparieren kann. btrfs scrub geht z.B. über ALLE Dateien und prüft, ob sie noch dem entsprechen, was ursprünglich mal auf die Platte(n) geschrieben wurde, das erkennt also z.B. auch BitRot und kann es, das richtige Setup vorausgesetzt auch gleich reparieren. Außerdem ist btrfs bei einem Stromausfall deutlich besser aufgestellt, weil es ein Copy on Write Dateisystem ist. Daten werden entweder ganz auf die Datenträger geschrieben, oder gar nicht.
    Und dann wären da noch XFS, ZFS, ReiserFS (I heard it's a killer filesystem ), ... und ich hab garantiert noch drölfzig mehr vergessen.

    Zitat Zitat von Gamer 23 Beitrag anzeigen
    Dann gehe ich davon aus, dass das auch für Systemdateien gilt, sprich hier ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass was beschädigt wurde?
    Ausschließen kannst du das nur, wenn du wirklich alle Dateien einzeln checkst. Aber mir ist mein Linux mehr als einmal bei einem Stromausfall ausgefallen. Glaub mir, der Kram ist verdammt schwer kaputt zu bekommen.

    Die meisten System-Dateien sind in der Regel eh nur lesend geöffnet. Wenn dir da also der Strom nicht mitten in einem Update oder einer anderen kritischen Operation ausgefallen ist, sollte da nicht viel passieren. ... und selbst dann ... siehe oben.


    1) Windows kennt auch mehr als ein Dateisystem, aber eigentlich ist NTFS das einzig wirklich relevante. Vor allem in diesem Zusammenhang.
    Lookbehind ist offline

  5. #5 Zitieren
    Veteran Avatar von Gamer 23
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    Vielen Dank für die Erläuterung, Look
    Das hatte ich schon mal irgendwo gelesen, dass es recht viele Dateisysteme für Linux gibt. Da wirds auf jeden Fall nicht langweilig ^^


    Zitat Zitat von Lookbehind Beitrag anzeigen
    Die meisten System-Dateien sind in der Regel eh nur lesend geöffnet. Wenn dir da also der Strom nicht mitten in einem Update oder einer anderen kritischen Operation ausgefallen ist, sollte da nicht viel passieren. ... und selbst dann ... siehe oben.
    Das ist gut, bei mir war auch nichts schreibend offen und liefen auch keine Updates.
    Bedeutet, dass e2fsck dann auch zusätzlich noch fehlerhafte Systemdateien reparieren kann (ich kenne es unter Windows eben mit zwei Tools, einmal das SFC und CHKDSK, deshalb die Frage^^)?
    Gamer 23 ist offline

  6. #6 Zitieren
    Tieftöner Avatar von Lookbehind
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    Zitat Zitat von Gamer 23 Beitrag anzeigen
    ...
    Bedeutet, dass e2fsck dann auch zusätzlich noch fehlerhafte Systemdateien reparieren kann (ich kenne es unter Windows eben mit zwei Tools, einmal das SFC und CHKDSK, deshalb die Frage^^)?
    Nein. Also, jain. Mit ein bisschen Glück kann das dabei heraus kommen. Aber an sich ist e2fsck dafür da das Dateisystem selbst zu überprüfen und zu reparieren. Nicht den Inhalt der Dateien. Und ext4 ist auch kein Copy on Write Dateisystem. Was ich oben zu btrfs geschrieben habe, gilt hier nicht. Das gilt für btrfs (und auch für ZFS, weil das recht ähnlich ist). ext4 ist eher mit NTFS vergleichbar.

    Was du machen könntest, um zumindest die Programm-Daten und Bibliotheken sicher auf nem sauberen Stand zu haben, wäre, alle Programme nochmal zu installieren. Da die Paketverwaltung eine Liste aller installierter Programme hat, sollte das eigentlich gehen. Mit $ apt list --installed | awk -F '/' '{print $1}' bekommst du schon mal eine Liste aller installierter Pakete (eine Debian basierte Distro wie Ubuntu vorausgesetzt), die könntest du dann apt install --reinstall zu fressen geben. Das repariert keine Konfigurationsdateien oder Datenbanken, aber zumindest mal die Programme und Bibliotheken. ... is aber auch eher ne theoretische Überlegung. Nötig ist das sehr wahrscheinlich nicht.
    Lookbehind ist offline

  7. #7 Zitieren
    Veteran Avatar von Gamer 23
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    Zitat Zitat von Lookbehind Beitrag anzeigen
    Nein. Also, jain. Mit ein bisschen Glück kann das dabei heraus kommen. Aber an sich ist e2fsck dafür da das Dateisystem selbst zu überprüfen und zu reparieren. Nicht den Inhalt der Dateien. Und ext4 ist auch kein Copy on Write Dateisystem. Was ich oben zu btrfs geschrieben habe, gilt hier nicht. Das gilt für btrfs (und auch für ZFS, weil das recht ähnlich ist). ext4 ist eher mit NTFS vergleichbar.

    Was du machen könntest, um zumindest die Programm-Daten und Bibliotheken sicher auf nem sauberen Stand zu haben, wäre, alle Programme nochmal zu installieren. Da die Paketverwaltung eine Liste aller installierter Programme hat, sollte das eigentlich gehen. Mit $ apt list --installed | awk -F '/' '{print $1}' bekommst du schon mal eine Liste aller installierter Pakete (eine Debian basierte Distro wie Ubuntu vorausgesetzt), die könntest du dann apt install --reinstall zu fressen geben. Das repariert keine Konfigurationsdateien oder Datenbanken, aber zumindest mal die Programme und Bibliotheken. ... is aber auch eher ne theoretische Überlegung. Nötig ist das sehr wahrscheinlich nicht.
    Alles klar, ich habe jetzt mal den e2fsck drüber laufen lassen und alles ist gut.
    Das mit dem Reinstall ist ein guter Hinweis, das kann man dann immer machen wenn tatsächlich was nicht mehr funktioniert.

    Vielen Dank nochmals an euch beiden für eure Tipps und Know-How
    Gamer 23 ist offline

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