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  1. #81
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    In einem Tagtraum brachte ihn dieser Moment um. Friedlich. Ohne weitere Qualen. Die Realität war eine andere. Ihr Gesicht noch immer nah an seinem und ein Grinsen des Schweden, der sich etwas andere vorgenommen hatte, als sich wieder einmal haltlos zu verlieren. “Möglich?“, spielte er mit und hob die Hand. Zeigefinger und Daumen versetzten die Länge ihrer Haare rechtsseitig vollständig nach hinten über ihre Schulter. Er setzte einen Kuss auf die weiche Haut ihres Halses, ihre Schulter. Jemand in der Nähe sog scharf Luft ein, konnte sich nicht entscheiden wie akzeptiert diese Geste inmitten der Familie war. Leif lenkte ein. Zog seine Partnerin eng an sich und legte, unschuldiger, seine Wange gegen Luceija. Schloß die Augen. Hielt sie fest. Sie roch so absolut perfekt. Selbst hinter diesem leichten Schwung Alkohol, den sie beide einbrachten. „Fühlst du dich wohl? Jetzt gerade?“
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  2. #82
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    In einem Tagtraum brachte ihn dieser Moment um. Friedlich. Ohne weitere Qualen. Die Realität war eine andere. Ihr Gesicht noch immer nah an seinem und ein Grinsen des Schweden, der sich etwas andere vorgenommen hatte, als sich wieder einmal haltlos zu verlieren. “Möglich?“, spielte er mit und hob die Hand. Zeigefinger und Daumen versetzten die Länge ihrer Haare rechtsseitig vollständig nach hinten über ihre Schulter. Er setzte einen Kuss auf die weiche Haut ihres Halses, ihre Schulter. Jemand in der Nähe sog scharf Luft ein, konnte sich nicht entscheiden wie akzeptiert diese Geste inmitten der Familie war. Leif lenkte ein. Zog seine Partnerin eng an sich und legte, unschuldiger, seine Wange gegen Luceija. Schloß die Augen. Hielt sie fest. Sie roch so absolut perfekt. Selbst hinter diesem leichten Schwung Alkohol, den sie beide einbrachten. „Fühlst du dich wohl? Jetzt gerade?“


    Wenn die Augen auf eine solche Weise geschlossen blieben, zufielen, sich ausruhten und sich in dieser Notwendigkeit suhlten, war die Antwort eigentlich schon gegeben. Eine wortlose, aber so eindeutige Antwort. Jedoch konnte Leif diese vermutlich gar nicht sehen, wenigstens nicht im Moment, in dem er sie eng bei sich hielt. Deshalb war da ein kurzes, leises aber festes "Sì.", dass fast in Musik unterging. Etwas bereitete ihr einen wohligen Schauer bei ihrer Antwort, der sich vom Magen aus bis in ihre Fingerkuppen hinaufspielte und sie umschloss. Als wollten sie ihr zustimmen oder als fiele eine Last von ihren Schultern nur weil sie aussprach was ernsthaft in ihrem Kopf spukte. Ein kleiner Teil dessen, was dort sein Unwesen trieb und sie regelmäßig zu verwirren wusste. Und plötzlich hoffte sie, dass da keine weiteren Fragen kommen würden, auf die sie vermutlich weniger deutlichere Antworten für ihn hatte. Ihre Befürchtungen wollten sich zurückschleichen, die kleine, kurz geöffnete Tür nutzen um wieder ans Tageslicht zu kriechen. Wieder ein Seufzen, dass klang als wäre ihr der Gedanke, diese Anstrengung dahinter lästig. Alles, was sie davon abbringen konnte wie jetzt ihre Fingerkuppen in den Stoff des Hemds dieses Mannes zu krallen und sich einfach die nötige Nähe zu geben, die anderswo wegen ihrer Zweisamkeit alleine wohl wieder irgendwann in Streit umgeschwungen wäre. Aber hier-..sie waren nicht allein. Vielleicht war das eine Chance, es diesmal nicht dazu kommen zu lassen. "Nicht-...weil ich hier bin, sicher nich-..", fügte sie leise an, "-aber das.. . Einfach das."
    "Ist das eigentlich immer so-..? Du gehst irgendwo hin wo dich keiner kennt und dann, woosh, jeder wünscht sich du wärst schon immer Teil der eigenen Familie gewesen? Ist das vielleicht so ne Art sehr-..nah, vergiss es, ich muss dein Ego nicht noch weiter pushen."
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  3. #83
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    “Nein. Und um ehrlich zu sein sehen die wenigsten Gesichter hier gerade freundlich aus.“, antwortete Leif sehr rasch und mit einem Kichern. „Eher als würde ich die Gastgeberin höchstselbst verführen und wir wissen beide-…uff, das würde NIE passieren.“, schwor er mit einem sanften Kuss auf ihre Wange. „Ich bin genau am richtigen Platz.“, versicherte der Arzt. Und wieder folgte ein langsameres Lied als erwartet.
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  4. #84
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    “Nein. Und um ehrlich zu sein sehen die wenigsten Gesichter hier gerade freundlich aus.“, antwortete Leif sehr rasch und mit einem Kichern. „Eher als würde ich die Gastgeberin höchstselbst verführen und wir wissen beide-…uff, das würde NIE passieren.“, schwor er mit einem sanften Kuss auf ihre Wange. „Ich bin genau am richtigen Platz.“, versicherte der Arzt. Und wieder folgte ein langsameres Lied als erwartet.


    Luci hatte sich nicht weit zurück zu lehnen um genau zu erkennen, worauf seine Aussage anspielte. Einem älteren Mann, der dicke, buschige Augenbrauen hatte unter denen er vermutlich noch genug sah, aber ihm permanent grimmige Gesichtszüge verlieh. Er konnte doch gar keine anderen Personen meinen. Entweder waren sie mit sich selbst beschäftigt oder am Lächeln. Wahrscheinlich war Luci noch die, die mit am grimmigsten und oder gelangweiltesten aussah, wenn sie nicht gerade in den Armen ihres Arztes tanzte. Letztere These wurde bewiesen, weil sie ihn wieder anstrahlte. "Du weißt echt noch nicht wie du uns Italiener ließt, hm?", fragte sie rhetorisch und deutete dann mit dem Zeigefinger in ihr eigenes Gesicht, während sie kurz ihren gewöhnlichen Gesichtsausdruck annahm, der etwas abwesend, genervt, irgendwie über allem schwebend und den Rest nicht beachtend aussah, vielleicht auch einen kühlen Touch mitgab. Für gewöhnlich sah man das nur bei anderen Italienern, wenn sie einen nicht kannten oder der Beschützerinstinkt kickte. "Das hier-..ist unser Happy Face.", kommentierte sie ihren Gesichtsausdruck, bevor sie die Hand zurück auf seine Schulter legte und ihn wieder anstrahlte.

    "Ernsthaft, ich finds fast gruselig wie du hier zum Star wirst und mir die Show stielst.", übertrieb sie offensichtlich Letzteres. Aber es tat gut wenigstens kurz an etwas anderes denken zu können als nur an Probleme. Und sie wusste definitiv, dass sie ihm am liebsten schon den Türcode gegeben hätten, während sie vermutlich noch darüber nachdachten, wie sie Luci im Nachhinein noch enterben konnten.

    Und noch währenddessen entdeckte man einen Cypher wieder auf der Tanzfläche. Etwas abseits, aber dick grinsend, offenbar wieder mitschwingend - diesmal in Begleitung einer jungen Frau die kaum älter war als er selbst, eher jünger - der er gegenüber ebenso deutlich schüchterner wirkte als er es gegenüber Luci oder Leif oder irgendwem sonst von dem sie wusste, bisher gewesen war.
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  5. #85
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    “Also ich hab schon so ziemlich jeden deiner Gesichtsausdrücke gesehen und dein tatsächliches Happy Face ist nicht nur eines meiner zwei absoluten Favoriten, es sieht auch definitiv anders aus, Müslischleuder, vertrau mir!“, machte Leif sich wichtig und grinste.“Du könntest es auspacken und alles läge dir zu Füßen. Kennst du doch von mir.“, war er sich sicher und vergrub seine Nase seitlich in ihrem Haar.
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  6. #86
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    Yuika lächelte höflich über die vermutlich nicht als Kompliment gemeinte Aussage der Schmugglerin. Neben der Tatsache das es ihr egal war, was die Asari von ihr dachte, hatte sie schließlich recht. Ein Teil ihres Geldes verdiente sie mit ihrer dezent bedrohlichen Art und Weise. Leute die Respekt hatten, vermieden Dummheiten. Das konnte Arbeit ersparen und vor allem Blut vergießen.
    "Es ist ihr Leben.", erwiderte sie auf Charis Entscheidung und zuckte nur knapp mit den Schultern. Letztendlich waren die Tage des Volus auf dieser Station eh gezählt. Entweder er setzte sich nach dieser Sache schnell ab, oder jemand anderes würde seinen Anzug abschalten. Vielleicht sogar doch Yuika, immerhin konnte Orlowski-san eine andere Meinung zu dieser Sache haben. Sie schien nicht der vergebende Typ Mensch zu sein, aber mit etwas Glück hatte sie der Volus nicht ausreichend verärgert.
    Die Aussage über den Spectre ließ die Söldnerin unkommentiert stehen, hoffte jedoch das es nur ein Teil des speziellen Humors der Schmugglerin war. Leute wie sie hatten nie einen Spectre in Hinterhand. Spectre hatten nur sie in Hinterhand. Werkzeuge die man für einen Job benötigte und im Bedarf austauschen konnte. Alles andere war ein Trugschluss.

    Yuika hörte den Ausführungen der Schmugglerin aufmerksam zu und ließ dabei den Kaugummi von einer Mundhälfte in die andere wandern. Sie ging in Richtung ihres Skycars und wies Charis mit einer Geste an ihr dabei zu folgen. Leise surrend öffneten sich die Flügeltüren.
    "Kommen sie. Ich bringe sie zu ihrem Schiff. Oder wie auch immer sie hin wollen.", erklärte sie und zeigte auf den Beifahrersitz. Manche Sachen besprach man nicht auf der Straße, selbst auf scheinbar unbelebten wie denen der Tips.
    "Das kommt ganz darauf an, vor allem wann Omon diesen Damien kontaktiert. Den Mittelsmann kann ich vergessen, wenn die sich so Mühe geben ihre Identität zu verschleiern wird die Verbindung kodiert sein. Aber ich bin noch dabei sein Tool auszulesen, das dauert eine Weile.", erklärte sie, während die Triebwerke langsam hochfuhren und die Amaturen des Skycar in einem sanften orange zu leben erwachten.
    "Ich habe seinen Namen und des Schiffes, das ist schonmal viel Wert. Sie können sich natürlich gerne umhören wenn sie die Zeit haben. Müssen sie aber nicht, wie gesagt sie brauchen sicher keine unnötige Aufmerksamkeit.", merkte sie optimistisch. Das Skycar hob langsam ab, ruhig von der Japanerin in den künstlichen Himmel der Citadel gelenkt.
    "Wenn ich diesen Damien ausfindig gemacht habe, könnte ich vielleicht ihre Expertise als Pilotin brauchen. Wissen sie, ich habe mir da schon ein paar Gedanken gemacht. Was hat man davon den Übergabeort ausfindig zu machen? Vermutlich viele bewaffnete Idioten, tausend Möglichkeiten aufzufallen. Und ins Gras zu beißen. Die Damen wird wohl auch nicht einfach in Vorschiff sperren, sondern sie vermutlich in Stasekapseln transportieren. Wäre meine Vermutung, anders als sie bin ich nicht im Transportgewerbe tätig.", mutmaßte sie.
    "Eventuelle Exfiltration wäre dadurch schwierig. Ich könnte den Bullen einen Tipp geben wenn ich den Ort weiß. Aber es besteht die Möglichkeit das dort was nach außen sickert. Oder die Verantwortlichen dort ihre Kontaktmänner. Die eine oder andere Partei war auf die Razzia besser vorbereitet als andere. Sonderbar oder?", analysierte Yuika nüchtern die Lage.
    "Wenn der Ort wechselt, geht das Spiel von vorne los. Onom fängt sich eine Kugel, Damien wird vermutlich ausgetauscht...ungünstig." Yuika stopfte den Kaugummi in den verwaisten Aschenbecher, welchen man zum Glück sehr leicht durch Unterdruck entleeren konnte.
    "Wenn jedoch die Ladung schon an Bord ist, das Schiff bereits die Station verlassen hat...Infiltration und Übernahme eines Schiffes, das ist bedeutend einfacher. Darin haben ich und meine Schwester bereits Erfahrung gesammelt.", erklärte sie, während sie in den Verkehr einbog.
    "Allerdings fliege ich nicht außerhalb der Stratosphäre also bräuchte man jemanden der entweder das Schiff oder die Ladung übernimmt. Für den Fall das Damien nicht kooperieren will, oder andere Komplikationen eintreten.", schloss sie den Gedankengang.
    "Wie sie hoffentlich schon erkannt haben, würde ich sie für diese Rolle in Betracht ziehen.", fügte sie noch freundlich an, für den ungünstigen Fall das Charis diese gedankliche Brücke noch nicht geschlagen hatte.


    Klar“, sagte die Asari und nickte, während die Asiatin ihr Skycar manuell in Standard-Höhe über die Citadel jagte. Ein Entermanöver war ihr seit vielen Jahrzehnten nicht mehr untergekommen, mit der richtigen Vorbereitung war es aber ein vergleichsweise einfaches Unterfangen. Ein Torpedo, der die Elektronik des Gegners überlastete, dann eine Annährung. Quasi ein provozierter Crash. Yuika schien zudem fähig genug zu sein, ein Stück in der Schwerelosigkeit von einem Schiff zum anderen zu springen, sollte es nötig sein. Charis‘ Erfahrungen bei der Planung und Durchführung eines solchen Angriffs lagen – ihrer Einschätzung nach – hinter derjenigen der Asiatin, weshalb sie ihre Überlegungen auch nicht kommentierte.
    Ich könnte beide Aufgaben übernehmen: Das andere Schiff fliegen, oder die Fracht übernehmen. Die Renacimiento ist nur geringfügig bewaffnet, auf einen Schlagabtausch mit einem vielleicht illegal ausgerüsteten Batarianer-Schiff und einem erfahrenen Kampfpiloten würde ich es nicht ankommen lassen.
    Sie beschrieb mit der behandschuhten Hand einen Kreis. „Sie können bei dem Job also auf mich zählen. Allerdings…“ Die Schmugglerin legte eine Kunstpause ein und studierte in dieser das Profil der Asiatin. Die Andeutung einer nachdenklichen Falte legte sich auf Yuikas Stirn. „Ich habe mich für Orlowski umgehört, weil sie… naja, mehr als eine Auftraggeberin und weniger als eine Freundin vermutlich, ist. Sie und ich – wir sind bloß zwei Profis. Das bedeutet auch, dass meine Dienste in diesem Fall nicht unentgeltlich sind.
    Söldner heuerten häufig andere Söldner oder Kriminelle an, wenn sie allein nicht mehr weiterkamen. Das Prinzip würde bei der Takeda-Schwester sicherlich nicht auf Unverständnis stoßen.
    Sie können mich im Zakera-Bezirk absetzen.
    Shepard Commander ist offline

  7. #87
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    “Also ich hab schon so ziemlich jeden deiner Gesichtsausdrücke gesehen und dein tatsächliches Happy Face ist nicht nur eines meiner zwei absoluten Favoriten, es sieht auch definitiv anders aus, Müslischleuder, vertrau mir!“, machte Leif sich wichtig und grinste.“Du könntest es auspacken und alles läge dir zu Füßen. Kennst du doch von mir.“, war er sich sicher und vergrub seine Nase seitlich in ihrem Haar.


    Was ihre Gesichtszüge taten, waren hier und auf der Stelle, wenigstens kurz, zu entgleisen, bevor sie die Brauen hob und einen fast vorwurfsvollen und diesmal tatsächlich steinharten Gesichtsausdruck zu präsentieren der in etwa so aussah, als habe sie vor ihn jeden Moment zu verklagen, eine Ohrfeige mit der Rückhand und im Anschluss vielleicht doch noch eine zweite Chance zu geben, wenn er denn auf Knien darum bettelte. "Vielleicht interpretiers' du mich - auch einfach schon immer falsch. Also. Das Gesicht? Definitive Überlegenheit. Espressione di perfezione assoluta.", umkreisten ihre Finger ihren Gesichtsausdruck noch einmal. "Wenn das nich' mindestens dein zweiter, a-ssoluter Preferita ist, dann - duuh!", schnaubte sie gespielt empört und wischte etwas mit der Hand weg, was man nicht sehen konnte. Lange hielt sich das offensichtlich nicht, weil diese hellen Zähne sich wieder zu einem grinsen hervordrückten.
    Luceija ist offline

  8. #88
    Ritter Avatar von Khardim
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    Aktion, Reaktion – die Struktur der zuvor glatt laufenden Operation zerbrach wie die Tasse des niedergeschlagenen Störers.
    Planänderung“, sagte Seeva nun ohne die Notwendigkeit sich leise zu verhalten. Sie zog einen kleinen Speicherstick in Form einer kleinen Röhre aus einer der Taschen an ihrem Oberschenkel und warf ihn Van Zan zu.
    Das ist ein STG-Speichervirus – mit freundlicher Komponente vom Priester.“ Wenn sie schon nicht mehr Daten sichern konnten, würden sie alles hier Bestehende vernichten, in der Hoffnung auf lediglich lokale Backups.
    Einfach in einen der Hauptspeicher einstöpseln.“ Dann schaute sie zu Qatar, dessen ausdrucksloses Helmvisier ihren Blick auffing und das Grün ihrer Augen schwach widerspiegelte. Sie sagte nichts und er nickte.
    Der Turianer zog eine Tasche nach vorne und entnahm ihm eine von mehreren eingeteilten Sprengladungen. Eine etwa Taschenbuch-große Ladung würden reichen, um diesen Raum hier ins Reich der Vergessenheit zu sprengen – und Qatar hatte viele Ladungen dabei. Diese Baustelle würde schon bald in die Hölle gebombt.

    Die ersten, die sie entdeckten, hatten keine Waffen und waren eine leichte Beute für die versteckte Asari und ihre Helfer. Das Gemetzel dauerte keine zwanzig Sekunden, dann lagen fünf getötete Quod-Puritas-Anhänger am Boden. Daraufhin verstärkte sich der Widerstand, der mit LOKI-Mechs begann und einem schwer gepanzerten Turianer mit Gatling-Gun-ähnlicher Projektilschleuder. Der Turianer nahm die Truppe unter Beschuss, die den Kantinen-Container verließ und sie zwang, hinter einer Baumaschine in Deckung zu gehen. Die schweren Scharfschützengewehre der Salarianer beendeten das Stakkato und eröffneten Seeva die Gelegenheit zur Flucht in eine tief ausgehobene Grube und zwischen Container, die Qatar klugerweise mit Sprengladungen versah. Die Fratze des Turianers musste dabei diabolisch sein.

    Wir sollten die Anführer des Camps suchen und mitnehmen“, schlug Qatar in einer ruhigen Minute vor, in der die Drei sich aufrecht stellend sammelten, während in einiger Entfernung Schüsse durch die Dunkelheit zuckten.
    Vermutlich vergebens“, gab Seeva zurück.
    Oder haben Sie einen Ansatz?“, wandte sich die Asari dann an den Menschen. Der hatte schon früher durch seine Findigkeit von sich Reden gemacht.


    An einen Baucontainer angestrichen beobachtete der Mann in Schwarz den Wohnkomplex, durch den Restlichtverstärker in seinem Helm zeichnete sich die Anlage farblos aber kontrastreich vor seinen Augen ab. Bis auf zwei zersplitterte Fenster und eine verkantete, halb offen stehende Schiebetür verriet nichts das Blutbad, dass sie vor Augenblicken dort angerichtet hatten. Die verbliebenen Handlanger von Vhan lagen in Deckung und versteckten sich vor den Zielfernrohren der Salarianer.
    Wir sollten die Anführer des Camps suchen und mitnehmen“, schlug Qatar in die angespannte Stille hinein vor. Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen verrieten ein Schuss aus großer Ferne und ein Schrei nicht weit von ihnen, dass auf der Gegenseite jemand sein Glück überstrapaziert hatte.
    Vermutlich vergebens“, kommentierte die Spectre nach kurzem Überlegen, schaute dann aber zu Vincent.
    Oder haben Sie einen Ansatz?“, fragte sie.

    Vincent hatte keinen Ansatz, aber Qatars Vorschlag war gut: Seit dem Debakel in ihrer letzten Basis hatten sie keinen direkten Zugang zu jemandem aus Vhans Unternehmen gehabt. Und obwohl sie ihren Verhörexperten verloren hatten, war sich der Mann in Schwarz sicher, dass sie einen Gefangenen würden zum Reden bringen können: Eine Bohrmaschine und etwas Stacheldraht aufzutreiben sollte kein Problem darstellen.
    ,,Wir haben die Überhand. Lasst sie uns nutzen“, erklärte er und deutete in Richtung der Containeranlage.
    ,,Lieutenant: Sperrfeuer!“, befahl er über den Funk. T’Saari und Qatar nahmen ihre Waffen in Anschlag.

    Wie die Kanonade von Valmy ging das Feuer der Salarianer auf die verschanzten Anhänger von Quod Puritas nieder, die Nacht wurde vom Donnern der schweren Präzisionsgewehre erschüttert. Die Späher hatten begriffen, dass es nun nicht mehr um Heimlichkeit und das Ausschalten einzelner Ziele ging: Jetzt war es an der Zeit, den Tod vom Himmel regnen zu lassen.
    Wie ein Mann kamen Seeva T’Saari, Tiberias Qatar und Vincent van Zan aus der Deckung und stürmten den Containerkomplex. Sie flogen über die knapp fünfzig Meter hinweg, von der Gegenseite ließ nur vereinzeltes Gegenfeuer den Schlamm um sie herum aufspritzen. Der Mann in Schwarz feuerte aus vollem Lauf, ein Turianer, der zunächst vor dem Beschuss der Salarianer in Deckung gegangen war, floh und wurde von einer Salve aus der modifizierten Valkyrie niedergestreckt. Qatar erreichte das Gebäude zuerst und stürmte ohne anzuhalten hinein. Das Aufleuchten seines Mündungsfeuers strahlte aus den schmalen Fenstern des Raumes, welche nur sekundenbruchteile später von dunkler Flüssigkeit bespritzt wurden.
    ,,Bin drin!“
    Die Spectre glitt wie ein wabernder Alptraum durch eins der zerschossenen Fenster in den angrenzenden Raum, traf keine Gegenwehr mehr an und nutzte das Momentum, um tiefer in den Wohnbereich der Anlage vorzudringen. Vincent folgte ihr und hörte kurz darauf Qatars Schritte hinter sich.

    Sie gingen schnell und zielstrebig, angrenzende Räume wurden gesichert, doch bis auf zwei weitere Turianer, denen sie nicht die Zeit gaben zu erklären, ob sie sich versteckten oder im Hinterhalt lagen, trafen sie auf keine Gegenwehr.

    Vor dem Raum, der am Ende des Hauptganges lag ließ die Spectre sie kurz anhalten und in Stellung gehen. Ein Druck auf das Bedienpanel – rotes Licht, keine Reaktion.
    Von jenseits der Tür war Bewegung zu hören, vielleicht Gemurmel.

    T’Saari nickte wortlos, Qatar teilte eine seiner Sprengladungen und platzierte die Hälften am Türrahmen. Sie traten ein dutzend Schritte zurück, Qatar zündete und im gleichen Moment begann Vincent durch den schwarzen Rauch in den Raum zu feuern. Die prompte Antwort verriet, dass sie fündig geworden waren und ließ sie in den Rahmen vom Korridor abgehender Türen in Deckung gehen.
    ,,Werft die Waffen weg und kommt mit erhobene Händen raus!“, brüllte Vincent über den Flur. Die Belüftungsanlagen des Komplexes ließen den Rauch langsam lichter werden und durch ihn hindurch konnte der Mann in Schwarz jenseits der gesprengten Tür zu Deckung umfunktionierte Tische und Sideboards erkennen.
    Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Plötzlich tauchte im Türrahmen ein Turianer auf, der die leeren Hände gut sichtbar erhoben hielt. Vincent lehnte sich aus der Deckung und schoss ihn nieder.
    ,,Netter Versuch! Letzte Chance für Euch, lebend aus der Nummer herauszukommen!“, rief er, ohne sich darum zu kümmern, ob es sich bei der Kapitulation tatsächlich um eine Finte oder einen ehrlichen Versuch gehandelt hatte, die eigene Haut zu retten. Da von der Gegenseite mehr wütendes Zischen als entsetztes Gestammel zu ihm herüberdrang ging er davon aus, dass ersteres der Fall gewesen war, im Endeffekt war es ihm aber egal: Worauf es ankam war, dass eine Echse mehr ins Gras gebissen hatte.

    Nachdem sich weitere Sekunden lang keine Bewegung ausmachen ließ, schaute Vincent zur Spectre hinüber. Sie zählte für ihn gut sichtbar mit den Fingern von Drei abwärts.
    ,,Letzte Chance: Kommt heraus oder wir stürmen bei Drei!“, kündigte er an.
    ,,Drei!“
    Anstatt der Gegenseite Zeit zu geben, sich vorzubereiten oder wirklich herabzuzählen leuchtete T’Saari im Bruchteil einer Sekunde blau auf und flog wie ein biotisches Geschoss in die feindliche Stellung hinein, Qatar und Vincent direkt hinter ihr. Der Kampf war kurz und brutal, von den fünf Turianern, die sich noch verschanzt hatten, wurde zwei von T’Saaris Eintreffen förmlich in Stücke gerissen, die restlichen drei mit Schuss und Kolben niedergemacht.

    Qatar untersuchte die am Boden liegenden Turianer auf Randabzeichen oder ähnliches, aber da ohnehin nur einer von ihnen noch atmete war schnell entschieden, wen sie mitnehmen würden. Er schulterte den Bewusstlosen und warf Vincent zwei der Sprengladungen zu.

    Ebenso zielstrebig, wie sie die Besatzung ausgeschaltet hatten machten sie sich zu dritt an die Arbeit, die entstehende Anlage noch vor Fertigstellung in eine Ruine zu verwandeln: Träger, Rohrleitungen, Knotenpunkte; alles was als kritische Struktur identifiziert wurde, bekam eine Haftladung ab. Die Feuerunterstützung der Salarianer war verstummt, die Späher hatten sich wieder darauf verlagert, die Umgebung zu überwachen. Am Horizont tauchte die erste zarte Morgenröte auf.
    Sie verließen das Gelände an der gleichen Stelle, an der sie es betreten hatten, doch diesmal riss die Spectre den Zaun einfach mit einem biotischen Stoß nieder, anstatt sich hinaufhelfen zu lassen.

    Durchs Unterholz gedeckt kehrten sie zur Beobachtungsplattform der Salarianer zurück.
    ,,Beeindruckende Arbeit, Commander“, begrüßte der Lieutenant sie und nickte gleichermaßen anerkennend wie ehrfurchtsvoll, während Qatar den gefangenen Turianer ablegte und fachmännisch verschnürte.
    ,,Dürfte ich mir das kurz borgen?“, fragte Vincent den anderen Salarianer, der sich seit ihrem Aufbrechen scheinbar keinen Millimeter gerührt hatte und das Gelände weiter durch sein Fernglas beobachtete. Der Späher reichte ihm das Gerät und der Mann in Schwarz ließ seinen Blick damit über die Baustelle schweifen.
    Aus der Ferne waren außer dem niedergerissenen Zaun und einigen schwarzen Einschusslöchern an der Containeranlage kaum Spuren ihres Besuchs zu erkennen.
    ,,Also ich wär soweit“, rief er den anderen zu, ohne den Blick von der Baustelle zu nehmen.

    Wie Pilze nach einem starken regen schossen die grellen Explosionen in die Höhe und verschlangen alles um sich herum. Die umstehenden Bäume wurden durch den Druck zum Wanken gebracht, meterhoch geschleuderter Schutt und brennender Schrott flogen durch den langsam heller werdenden Himmel. Eine Feuersbrunst fegte über das Gelände und stellenweise schien die Erde selbst nachzugeben und Vincent sah, wie Materialstapel und Container in der Tiefe verschwanden.
    Endorphine schossen durch Vincents Hirn und er spürte sein Herz freudig in seiner Brust pochen.
    ,,Wunderschön…“
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    Khardim ist unser Äquivalent für Brüste oder eben Hintern.
    Schön anzusehen und man denkt gern daran
    Khardim ist offline

  9. #89
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    Die kleine Vorstellung ließ den Schweden lauter lachen als er sollte. Einiges davon versank irgendwo hinter Luceija und wurde von nicht allen Gästen wahrgenommen. Sie zogen ohnehin schon eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Etwas, womit der Arzt sich nicht zu hundert Prozent wohl fühlte. “Solang ich dein glückliches, dein lüsternes und dein Gesicht bei Hunger unterscheiden kann, bin ich hoffentlich immer auf der sicheren Seite.“, frotzelte Leif gelassen. Ein flüchtiger Kuss traf die Wange der Schwarzhaarigen. Einige Augenpaare schienen ihn dabei aufmerksam zu beobachten. „Deine Familie steckt voller Spanner. Ob ich mir heute Nacht Sorgen machen muss?“
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  10. #90
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Die kleine Vorstellung ließ den Schweden lauter lachen als er sollte. Einiges davon versank irgendwo hinter Luceija und wurde von nicht allen Gästen wahrgenommen. Sie zogen ohnehin schon eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Etwas, womit der Arzt sich nicht zu hundert Prozent wohl fühlte. “Solang ich dein glückliches, dein lüsternes und dein Gesicht bei Hunger unterscheiden kann, bin ich hoffentlich immer auf der sicheren Seite.“, frotzelte Leif gelassen. Ein flüchtiger Kuss traf die Wange der Schwarzhaarigen. Einige Augenpaare schienen ihn dabei aufmerksam zu beobachten. „Deine Familie steckt voller Spanner. Ob ich mir heute Nacht Sorgen machen muss?“


    "Weiß nicht. Dass dich hier irgendwer schlafen lässt halt ich sowieso für extrem unwahrscheinlich.", retournierte sie ziemlich schnell. "Aber das wusstest du eigentlich, richtig? Du hast dich hierauf eingelassen, du hättes' das auf Jeden bedenken müssen." Sie spielte die Neunmalkluge und bohrte ihm sanft den Zeigefinger in die Brust, wo sich der Stoff seines Hemds leicht kräuselte aber sich insgesamt nicht davon begeistern ließ und kaum, dass Luci ihn zurücknahm, wieder perfekt glatt in Position sprang.
    "Also-...Doktor-..rrr-....weil-...das mit dem schnelleren Tanzen und so offensichtlicher Fake war und ich für mein' Teil sicher noch was trinken will-...was wills du tun? Vom Immobilienmakler bis zum IT-Crack gibts 'ne Rundumversorgung, wie wärs mit 'ner neuen Versicherung? Oh-..., ne, ich glaub der is nach dem letzten Gang schon abgehauen.", schlug sie vor und prustete etwas zu unelegant. Nein, sie passte hier nicht rein. Aber irgendwie wars okay.
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  11. #91
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    ***

    "Vater!" rief Yeboia da laut. "Dies ist nicht recht! Haben unsere Vorväter nicht dafür gekämpft, dass wir auf ewig frei sein sollten? Nun siehe, was aus uns geworden ist! Wenn diese Grausamkeit das Beste sei, was wir unserem Volke bieten können, was noch unterscheidet uns von der Tyrannei des großen Geistes?"
    Cesudios aber wandte sein Antlitz zornerfüllt zu seinem Sohne und enthauptete den Anführer der Aufwiegler mit einem Hieb. Und ein Schrei des Entsetzens und der Angst ging durch die Menge. "Auch du, mein Sohn?" sprach er, seine Stimme grollend wie der Donner. "Auch du hast mich verraten?"
    Wie einen wütenden Sturm spürte Yeboia die Größe und Stärke seines Vaters und sah hinauf in sein Antlitz, voll innerer Pein, doch mit festem Blicke.
    "Knie vor mir, wie es sich geziemt! Erweise mir deine Liebe und Ehrerbietung, deinem Vater und rechtmäßigem Herrscher!"
    Aber Yeboia stand bloß da, wie ein Felsen im Sturm. "Mein eigen Fleisch und Blut ist vom Gifte des Verrats befallen!" schrie Cesudios und stieß Yeboia zu Boden.
    "Ich verstoße dich, auf jetzt und immerdar! Geh bevor die Sonne untergeht, laufe in die Wüste und kehre niemals wieder! Du bist nicht länger mein Sohn!"

    ***


    Decius Vhan

    "Und Caeion testet Omega? Sehr gut. Nein Lechis, das wäre alles. Danke für den Bericht."
    Decius tippte weiter auf der holografischen Tastatur. Es ging gut voran, trotz aller Rückschläge. Die Anmeldungen für die Spenden-Gala sprengten bereits jetzt die ursprünglichen Erwartungen. Und so ungern er es zugab, es schien so als würde sein Sohn sich das erste Mal in seinem Leben nützlich machen, wenngleich indirekt.
    Sein wehleidig-reuevolles Verhalten in aller Öffentlichkeit, zuletzt die Rettung seines Freundes Karvas Rarkin, hatte in gewissen Kreisen die Runde gemacht. Und nicht wenige Leute schienen es ihm wirklich abzukaufen. Das hatte auch auf das Wohlwollen ihm selbst gegenüber abgefärbt.
    "Ihr Zug, Asari." sprach er leise in sich hinein und lächelte zufrieden. Der Spectre hatte in jedem Fall ein Spielfeld gegen sich, welches nicht zu ihrem Vorteil war.
    Einige Zeilen noch tippte er fertig, dann schließlich fuhr er den Computer herunter und öffnete stattdessen sein persönliches Omni-Tool.

    Dalan Qin

    "Erlebe ich das gerade wirklich oder bin ich auf irgendeinem Trip?"
    Der junge Turianer fühlte sich, als könnte er jeden Moment abheben. Sie hatten eingewilligt! Der Chef von "Chakor's Garage" selbst (endlich konnte er sich auch den Namen merken) hatte ihn zu einem Probearbeiten eingeladen. Nicht viele hätten ihm mit seiner Vorgeschichte diese Chance eingeräumt. Vielleicht lag es daran, dass der Boss ein Kroganer war und deshalb wusste, wie sehr Vorurteile jemanden im alltäglichen Leben behindern konnten. Aber wieso genau war egal. Peyton hatte er bereits Bescheid gesagt, heute Abend würde es eine kleine Feier auf seine Kosten geben.
    "Hm?"
    Seine Aufmerksamkeit wurde auf seinen Kommunikator gelenkt. Er klingelte. Wer konnte das jetzt sein? Dalan schluckte. Hoffentlich hatte man es sich nicht anders überlegt und sagte nun wieder ab....
    "Ja, hallo? Wie? Oh, du bist es!.....Damit hatte ich jetzt gar nicht.....nein, ich komme gerade von.....jetzt sofort? Nein, aber natürlich, ich komme gerne! Ja.....dorthin? Okay Großvater, ich bin unterwegs."
    Die nächste Überraschung. Dass Decius sich gerade nun melden würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    "Pey? Wir sehen uns heute Abend, wie besprochen....ich muss vorher noch woanders vorbeisehen....familiäre Sache. Bis dann!"
    Er schickte die Sprachnachricht ab und ging dann zum nächsten Taxi-Stand.

    Emyos Gundayus

    Die Schmerzen und die Dunkelheit ließen nach. Langsam, immer noch benommen durch die Wucht des Gewehrkolbens welchen er gegen die Stirn bekommen hatte, öffnete der Turianer die Augen. Er versuchte sich zu rühren, doch sein gesamter Körper war verschnürt. Das erste, was er schemenhaft erkennen konnte, war die gewaltige Rauchwolke am Horizont. Es bedurfte nicht viel Fantasie um sich zu denken, was gerade in die Luft gegangen war.
    "Hargh....."
    Emyos versuchte etwas zu sagen, doch plötzlich spürte er einen immensen Druck und einen stechenden Schmerz in seiner Lunge. Der Hustenanfall überkam ihn und er spuckte einen Schwall widerlich zähflüssiges, blaues Blut aus. Eine paradoxe Mischung aus Erleichterung und Angst überkam ihn. Erleichterung weil er wusste dass seine letzte Aktion, der Befehl den Lechis ihm kurz vor dem Angriff gegeben hatte, geglückt war. Angst, weil er ebenso wusste dass seine Bedenken begründet gewesen waren. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, die Unversehrtheit der beiden herausgestellten Komponenten zu gewähren. Und nun hatte Omega auch ihn infiziert, kurz bevor er es in den Grundwasserstrom eingelassen hatte.
    "Sie....argh.....haben.....gar nichts.....erreicht..." brachte er schließlich halblaut heraus, die Aufmerksamkeit seiner Entführer auf sich.
    Der Husten wurde immer schlimmer. Es fühlte sich an als würde seine Lunge in Flammen stehen.

    Malonigrus Petalin

    "Er hat gesagt es ist meine Sache! Also regle ich sie auch auf meine Art!"
    Vhan's Assistentin sagte nach wie vor nichts, doch ihr Blick sprach Bände. Was genau sollte sie eigentlich hier tun? Ihn heimlich im Schlaf erdrosseln, falls er ein zu großes Risiko werden würde?
    "Zuzutrauen wäre es ihr."
    Sie schien dem alten Mann wirklich in jeder Hinsicht blind ergeben zu sein. Er kam nicht umhin das ein wenig beunruhigend zu finden. Nicht weil er vor ihr persönlich Angst hatte. Aber wenn er ihr etwas tun würde.....dann würde er kurz darauf mit Vhan selbst zu tun bekommen. Und das war nichts, worauf er scharf war.
    "Die Liste wird kürzer." sprach er dann weiter, und wusch sich nebenbei die Blutflecken von der Panzerung. "Irgendwer wird schon mehr wissen.....und selbst wenn nicht, dann muss der Kerl bald selbst aus der Versenkung kommen!"

    Niall O'Grady

    "Morgen Claude." "Joey, hey!"
    Die beiden Männer begrüßten sich mit einem Handschlag. "Ganz schön voll, oder?" bemerkte "Joey", während er das Gewirr um sie herum betrachtete.
    "Vyrdin Resh persönlich lässt sich heute blicken. Es wäre seltsam wenn es nicht so wäre." erwiderte Claude und lachte.
    "Was genau wird das eigentlich heute?" hakte Niall nach. "Eine Art monatliches Business Review." erklärte Claude. "Ein Überblick über sämtliche laufenden Operationen. Ebenso über alle Erfolge und Misserfolge. Und er wird bekanntgeben, welche Leute sich besonders verdient gemacht haben und eventuell befördert oder aufgenommen werden. Dein großer Moment Joey!"
    Er klopfte ihm auf die Schultern. "Ich und einige der Jungs haben uns für dich stark gemacht." "Danke."
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen. An einem der hinteren Eingänge passierte etwas.,
    "Er ist da!" "Dann geht es sicher gleich los!"
    Und tatsächlich erblickte Niall den Salarianer. Er erinnerte sich noch nur zu gut an sein Gesicht. Beim ersten mal war er gescheitert. Nun galt es, diesen Fehler zu beheben.
    "Pass nur auf, dass du nicht - Joey?"
    Forenperser ist offline

  12. #92
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Zitat Zitat von Majonese Beitrag anzeigen
    "Und, bist du bereit?"
    "Ähm..." Eigentlich musste Rebecca die Frage bejahen. Immerhin war es ihre Idee gewesen und sie hatte Amaia explizit darum gebeten ihr dabei zu helfen. Und trotzdem hatte sie ein flaues Gefühl im Magen und knetete unruhig die Hände zusammen.
    "Ach, komm schon, es ist doch nichts Schlimmes!", lachte Amaia, die das Zögern ihrer Freundin sofort bemerkt hatte. Sie hielt ein kleines Gerät in ihrer Hand hoch und richtete es demonstrativ auf Rebecca. "Die Kamera wird dich schon nicht beißen. Und ich auch nicht."
    "Glaub ich dir nicht...Ich glaube dir gar nichts! Ich liebe dich! Fuck off! Hey!" Rebecca warf sich mit Schwung nach hinten auf ihr Bett. Fast stieß sie dabei mit dem Kopf gegen die Wand. "Na gut...dann leg los...", seufzte sie, während sie sich von ihrer Bettdecke wieder hervorkämpfte.
    Amaia presste einen Knopf an der Kamera. "Alles klar...und jetzt?"
    Beim Anblick des kleinen roten Lichtes, das neben der Kameralinse aufleuchtete, spürte Rebecca sofort eine gewisse Anspannung in sich aufsteigen. Sie fühlte sich irgendwie beobachtet und das obwohl sie außer Amaia eigentlich niemand sehen konnte, wie sie in ihrem ärmellosen Oberteil und einer weiten Jogginghose auf ihrem Bett hockte und mit leicht eingezogenem Kopf in die Kamera starrte. "Naja...jetzt muss ich nur noch ticcen..."
    "Sollte ja nicht allzu schwer sein, nicht?", grinste Amaia.
    "Jaah...das Problem ist halt, ich kann's nicht auf Kommando machen..."
    Rebecca kam sich unheimlich dämlich vor, wie sie eine Weile in die Kamera starrte und darauf wartete, dass der Sturm in ihrem Kopf aufzog. Ganz bewusst warf sie alle mentalen Barrieren von sich ab, die sie normalerweise versuchte aufrecht zu halten. Schon nach wenigen Augenblick schwirrten ihre Gedanken wild durcheinander und ihr Blick wanderte ein wenig ziellos in ihrem Zimmer umher. Sie versuchte so wenig wie möglich nachzudenken, sich so wenig wie möglich auf irgendetwas zu konzentrieren. Es war ein sonderbares Gefühl, als würde sie ihrem Tourette die Erlaubnis geben, zu tun was auch immer es wollte.
    Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die Tics kamen.
    Als ihr Blick auf den halb bemalten Holzvogel fiel, der noch immer auf ihrem Schreibtisch lag, reckte sie ruckartig den Kopf nach vorne. "Flieg! Flieg so schnell du kannst! Buuuieeehh!" Die junge Frau kniff die Augen zusammen und klatschte in die Hände. "Sonst esse ich dich!"
    "Das will ich sehen, wie du ein Stück Holz isst", grinste Amaia, die sich wie so oft auf dem Schreibtischstuhl niedergelassen und hatte und die Kamera hielt.
    "Kann gut sein, dass meine Tics dir den Wunsch erfüllen", meinte Rebecca mit einer Spur Galgenhumor, bevor sie wieder den Kopf in den Nacken legte. "Hey! Schau mich an! Schön zart und knusprig!" Sie lachte gequält auf und kauerte sich unbewusst ein wenig zusammen. Mit einer Hand bedeckte sie ihr Gesicht, als ob sie es vor der Kameralinse verbergen wollte, die weiterhin schonungslos auf sie gerichtet war und sie spürte wie ihr die Hitze in den Kopf schoss. "Oh Mann..."
    So ging es einige Zeit weiter. Da sie sich ganz bewusst nicht gegen die Tics wehrte, kamen diese so oft, dass Rebecca teilweise kaum die Kontrolle über ihre Muskeln zurückbekam, bevor der nächste Impuls durch ihren Kopf jagte und sie wahllos Dinge tun ließ. Zwischendurch fachte Amaia mit ihren Kommentaren und Reaktionen weitere Tics an, mal gewollt, mal ungewollt.
    "I-i-ihh-ich glaube das reicht jetzt! Hey! Fuck off!", sagte Rebecca irgendwann und versuchte verzweifelt die nächste Welle von Tics zu unterdrücken so gut sie eben konnte. Nun da sie das Tor zur Hölle erstmal geöffnet hatte, war es aber nur noch schwer möglich, die Blitze in ihrem Kopf zu kontrollieren. Die Tics waren anstrengend, sowohl für ihren Körper, als auch ihren Verstand und je mehr Tics sie zuließ, desto aufgedrehter wurde sie. Die Attacken kamen in immer kürzeren Intervallen.
    Kneife die Augen zusammen! Klatsche in die Hände! Werfe deinen Kopf zurück und gib laute, sinnlose Geräusche von dir! Schlage dir gegen die Schulter! Sag Amaia, dass sie hässlich ist...nein, dass du sie liebst! Und dann hopst du auf deinem Bett herum.
    "Alles klar..." Amaia beendete die Aufnahme und setzte sich zu ihrer besten Freundin auf ihr Bett. "Also, willst du's sehen?"
    "Ja, natürlich! Na-na-natürlich! Natüüüüürlich! Hey! Fuck off! Fuck! Off!" Rebecca schüttelte ihren Kopf wild umher, bis sie schließlich mit einem leichten Ächzen ihren Körper wieder unter Kontrolle bekam. Ihre Nackenmuskeln waren mittlerweile total verspannt und tatsächlich ging ihr Atem nach dem ganzen Herumgehampel deutlich schwerer. "Ja, zeig her!"
    Das schnelle Pochen in ihrer Brust kam nicht allein von der körperlichen Anstrengung ihrer Tics.
    Amaia aktivierte das Holo-Display der Kamera und vergrößerte es, sodass sie beide die Aufnahme gut sehen konnten. Dann startete sie das Video.
    Sofort spürte Rebecca den starken Drang, ihren Blick abzuwenden. Alleine schon sich selbst in der Aufnahme zu sehen, wie sie zusammengekauert auf ihrem Bett saß und in die Kamera starrte, war total unangenehm. Und dann begannen die ersten Tics.
    Es war furchtbar anzuschauen.
    Unzählige Male schon hatte sie sich anhören müssen, wie 'komisch' ihre Tics seien, wie 'seltsam', 'gruselig' oder gleich 'abartig'. Und sie hatte sich bei ihren Extranet-Recherchen auch schon unzählige Videos aus dem vergangenen Jahrhundert angeschaut, in denen Leute mit Tourette-Syndrom mit ihren Tics zu sehen gewesen waren. Darüber hinaus kannte sie ihre Tics ja größtenteils eh, schließlich war sie es ja, die all diese verrückten Dinge tat. Trotzdem war es eine richtige Tortur, sich selbst nun so zu sehen.
    Denn es war nicht nur total bizarr und befremdlich, die junge Frau in diesem Video zu beobachten, wie sie völlig absurde Dinge von sich gab und äußerst grotesk anmutende Bewegungen vollführte. Darüber hinaus waren die Tics aus der Aufnahme nämlich auch ansteckend. Als Rebecca aus dem Video den Kopf in den Nacken legte und wild in die Hände klatschte, tat es ihr Rebecca im Hier und Jetzt nach einem kurzen Moment gleich und imitierte den Tic.
    Sie hatte von diesem Phänomen schon gelesen und es in Extranet-Videos über Tourette bereits am eigenen Leib erfahren, doch es wirkte in diesem Fall irgendwie schizophren, immerhin war sie es in gewisser Weise selbst, die hier ihre eigenen Tics auslöste.
    "Man merkt richtig, wie du anders ticcst, wenn du nicht versuchst dich zu konzentrieren", kommentierte Amaia mit einem aufmunternden Lächeln. Sie schien sehr gut zu merken, wie unwohl sich Rebecca beim Anschauen der Aufnahme fühlte. "Normalerweise ist es ja nicht so heftig..."
    "Äh...jaah..." Natürlich meinte Amaia damit vor allem die Häufigkeit der Tics, die normalerweise tatsächlich nicht so schlimm war, doch beim Anblick des grotesken Schauspiels auf dem Holo-Display fiel es Rebecca schwer, irgendetwas Positives darin zu sehen.
    Und es waren nicht nur die willkürlichen und teils völlig zusammenhanglosen Ausrufe aus ihrem Mund, es war vor allem auch die Art und Weise, wie sie sich dabei bewegte. Denn wenn sie sagte 'Willst du meinen Tumor sehen?' war das vermutlich schon verstörend genug, doch der leicht säuselnde Tonfall und die weit aufgerissenen Augen machten den Tic gleich um ein vielfaches unheimlicher. Auch ihre Motortics konnten recht erschreckend werden, etwa wenn sie aus dem Nichts plötzlich mit ihren Armen herumfuchtelte, nur um ein paar Sekunden später wieder völlig ruhig zu sein.
    Zwar waren nicht alle Tics derart auffällig und grotesk, doch es reichte, um die Leute in ihrer Umgebung völlig zu verschrecken. Das war keine neue Erkenntnis, Rebecca hatte es ja schon oft genug erlebt, allerdings war ihr diese Perspektive hier neu. Und so unangenehm diese Perspektive nun auch war, so sehr hatte sie das Gefühl, es war gut, dass sie sich dem aussetzte. Irgendwie half es ihr ein wenig zu verstehen, wie die Menschen um sie herum auf ihre Krankheit reagierten. Es war letztlich genau das, was sie sich von dieser Aktion erhofft hatte und so miserabel sie sich dabei auch fühlte, so erleichtert war sie auch, wirklich etwas Neues über ihre Krankheit lernen zu können.
    Video-Rebecca kniff die Augen zusammen und legte den Kopf leicht zurück. Sie erinnerte ein wenig an ein Tier, das in der Luft herumschnupperte, während sie hohe Töne aus ihrem geschlossenen Mund ausstieß.
    "Oh mein Gott..." Rebecca zog den Kragensaum ihres T-Shirts bis unter ihre Augen, um einerseits ihren Scham, aber auch das gequälte Grinsen auf ihrem Gesicht zu verbergen. "Was ist das? Was mache ich da?"
    Ihre beste Freundin lachte über die Reaktion. "Das machst du doch andauernd."
    "Das ist total verrückt...das klingt ein bisschen wie ein winselnder Hund..."
    "Oder ein Frettchen", meinte Amaia mit einem Augenzwinkern. "Aber der Hund von unseren Nachbarn klingt tatsächlich so. Wenn der sich richtig freut, dann macht der auch so Geräusche...fehlt nur noch, dass du dabei auch wild im Kreis herumspringst und mit dem Schwanz wedelst."
    Rebecca schnaubte. "Danke, da fühle ich mich gleich besser..."
    "Und?" Als das Video schließlich stoppte, beobachtete Amaia ihre Freundin aufmerksam. "Wie geht's dir jetzt?"
    Die ehrliche Antwort war ein Schulterzucken. "Es ist schon irgendwie...komisch, wenn ich mich selbst so sehe..."
    "Glaube mir, man gewöhnt sich daran. Nach einer Weile nimmt man deine Tics wirklich nicht mehr so sehr wahr."
    "Aber es ist trotzdem unheimlich...ich meine, du hast ja selbst schon gesagt, dass man manchmal nicht mal bemerkt, ob ich jetzt ticce oder nicht..."
    "Ach was, so schlimm ist das auch nun wieder nicht." Amaia schnaubte leicht. "Du hast doch gesehen in der Aufnahme, meistens verändert sich deine Stimme total, wenn du ticcst, dann hört man sofort, dass du das nicht bist..."
    "Flamingo, oh oh oh-woah!" Wieder ein Tic, wieder eine groteske Verrenkung ihres Körpers, begleitet von den Lauten des aufgeregten Hundes. Rebecca konnte den Optimismus ihrer Freundin nur schwer teilen, trotzdem freute sie sich darüber, dass zumindest eine von ihnen einen zuversichtlichen Gedanken über ihre Krankheit fassen konnte. Sie lächelte der jungen Maori zu. "Danke, Mai! Für die Hilfe hiermit..."
    "Klar doch!" Amaia wusste genau, was ihre beste Freundin meinte. Natürlich hätte Rebecca nicht ihre Hilfe gebraucht, um sich selbst und ihre Tics zu filmen. Sie hätte genauso gut auch ihre Eltern fragen können oder die Kamera einfach an der Stativdrohne montieren können. Trotzdem war sie mehr als froh, nicht alleine mit dieser Aufnahme sein zu müssen.
    "Dann kann das ja jetzt wieder weg", meinte Rebecca und nahm die Kamera entgegen, um das Video gleich wieder zu löschen. "Verschwinde! Und komm nie wieder! Fuck off! Buuuiieeeh!" Als die Datei restlos vom Speicher des Geräts verschwunden war, fühlte sie eine gewisse Erleichterung in sich aufsteigen. "Und, hast du noch Lust, irgendwas zu machen?"
    Der Nachmittag war schon weit vorangeschritten und neigte sich dem Ende zu. Die beiden Frauen verbrachten noch ein wenig Zeit damit, über die verschiedensten Dinge zu quatschen und sich gegenseitig Videos auf InSync zu zeigen. Es war wenig aufregend aber trotzdem spaßig. Zu mehr fehlte Rebecca mittlerweile ohnehin die Energie. Sie fühlte sich total ausgelaugt und hätte sich am liebsten schon zum Schlafen fertiggemacht. Der Ausflug mit Madison am Vortag steckte ihr immer noch ein wenig in den Knochen und das nicht nur wegen des Blutergusses an ihrem Knie. Die nagelneue Gitarre hatte sie natürlich vor Amaia im Gästezimmer versteckt, sie wollte ihr ja nicht die Überraschung verderben.
    Schließlich musste sich ihre beste Freundin aber verabschieden. Sie hatte nämlich einen wichtigen Termin.
    "Um siebzehn Uhr muss ich da sein", antwortete Amaia auf die Frage, wann sie denn gehen müsse. "Ich denke, ich mache mich dann auch mal auf den Weg."
    Rebecca hob eine Augenbraue. "Jetzt schon? Du hast doch locker noch eine halbe Stunde."
    "Tjaah...macht halt einen besseren Eindruck, wenn man früh dran ist."
    "Gib zu, du hast nur Angst mal wieder zu spät zu kommen. Fuck off! Hey!"
    Amaia lachte ertappt. "Naja...schon ein bisschen. Es würde halt schon ein bisschen blöd kommen, wenn ich direkt zum Probearbeiten unpünktlich bin."
    Die beiden Frauen gingen gemeinsam die Treppe hinunter und während sich Amaia ihre Schuhe anzog, blieb Rebecca am Durchgang zum Flur stehen und lehnte sich an den Türrahmen. "Weißt du, das wäre schon irgendwie ziemlich cool, wenn du...wenn du ein Vogel wärst! Ein Vogel! Ein...fuck off! Flamingo! Wäre schon ziemlich cool, wenn du die Stelle im Harmony kriegst."
    "Allerdings", stimmte Amaia zu und griff nach ihrer Tasche. "Und ich meine...so schwer kann's eigentlich auch nicht sein, oder? Ein bisschen kellnern...Bestellungen aufnehmen, Getränke verteilen...wird schon werden, denke ich."
    "Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen!" Plötzlich ruckte ihr Kopf zurück. "Alle drei! Buuuiieeeh!"
    "Seit wann hast du drei Daumen?", wollte Amaia amüsiert wissen.
    Rebecca rollte mit den Augen und grinste schwach. "Offenbar seit ich Tourette habe..."
    "Gut zu wissen...aber auf jeden Fall danke! Ich lasse dich dann wissen, wie's gelaufen ist."
    "Mach's gut, Mai!"
    "Du auch! Achso, und übrigens...!" Auf der Türschwelle hielt Amaia nochmal inne und drehte sich um. "Hab ich fast vergessen, ich wollte dich auch noch fragen, ob du nächsten Freitag Lust hast, bei unserer DnD-Runde mitzumachen! Wir wollten uns jetzt wieder regelmäßiger treffen..." Das schiefe Grinsen, das sie ihrer Freundin zuwarf verriet, dass sie nicht mit einer Zusage rechnete, doch sie wollte ihr Glück offenbar trotzdem probieren.
    Rebecca legte ihren Kopf leicht zur Seite und lächelte breit. "Mach's gut, Mai!", wiederholte sie betont.
    Amaia lachte auf. "Okay, also wann anders vielleicht...wir sehen uns!"
    Sie winkte ihrer besten Freundin noch einen Moment hinterher, bevor Rebecca die Haustür schloss und wieder nach oben auf ihr Zimmer ging. Kaum war Amaia weg, fühlte sie wieder diese erdrückende Schwere über sich legen. Obwohl sie mittlerweile sogar die letzten Kartons ausgepackt und ihr Zimmer aufgeräumt hatte, rückten die Wände jeden Tag enger zusammen. Sich das Video mit ihren Tics anzuschauen hatte ihr tatsächlich etwas gebracht, doch ihr war durchaus klar, dass es auf Dauer nicht ausreichen würde, um aus ihrem Gefängnis zu entkommen.
    Mit einem Seufzen ließ sie sich auf ihr Bett fallen, nur um sich direkt zweimal heftig gegen die Schulter zu schlagen. Den restlichen Abend verbrachte sie damit, im Extranet zu surfen und ohne große Begeisterung durch InSync zu browsen. Zwischendurch drifteten ihre Gedanken zu Amaia, die jetzt vermutlich gerade im Harmony damit beschäftigt war Gäste zu bedienen. Wieder versuchte sie sich vorzustellen, wie sie selbst an der Bar stehen und Getränke ausgeben würde, doch natürlich war das keine Option mehr für sie. Aber auf ihrem Zimmer vergammeln war nun wirklich auch keine dauerhafte Alternative.
    Nach einer Weile ertappte sie sich dabei, wie sie tatsächlich nach 'Dungeons and Dragons' im Extranet suchte.


    "Stimmt was nicht mit dem Essen?"
    Rebecca hatte regungslos auf ihren Teller gestarrt und mit der Gabel lustlos in ihrem Gemüseauflauf herumgestochert und sie blickte bei der Frage ihres Vaters auf. Doch bevor sie antworten konnte, schlug sie mit einer Hand hart auf den Tisch und rief plötzlich lautstark: "SALZ!" Ihre Mutter zuckte neben ihr erschrocken zusammen. "Und Pfeff-...und Pff-f-f-fuck off! Buuuiieeeh! Äh...nein, Dad, es ist wirklich gut..."
    Das war nicht gelogen, er hatte wie üblich ein wirklich tolles Essen gezaubert, doch im Moment wurde ihr alleine schon bei dem deftigen Geruch des überbackenen Gemüses schlecht. Und obwohl ihr Magen am Knurren war, hatte sie nicht mehr als ein paar Bissen heruntergewürgt und versuchte nun gegen das Gefühl anzukämpfen, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
    Ihr Vater schaute sie einen Moment mit besorgter Miene an. "Du siehst auch ganz blass aus...ist alles in Ordnung?"
    "Jaja, alles gut..." Jetzt log sie aber. Und ihr war klar, dass ihre Eltern das auch bemerkten. "Naja, ist halt noch wegen der Strahlentherapie...", murmelte sie verdrossen.
    Die letzten fünf Tage hatte sie jeweils den kompletten Vormittag im Gesundheitszentrum von Tauranga verbracht. Jeweils mehrere Stunden am Stück war sie auf einer speziellen Liege fixiert worden und hatte hochdosierte Röntgenstrahlung, die auf ihren Kopf gerichtet war, über sich ergehen lassen. Mit Medikamenten sollten den unmittelbaren Nebenwirkungen der Strahlung entgegengewirkt werden, doch die wiederum hatten ihre eigenen Seiteneffekte und so war Rebecca schon seit Anfang der Woche wie im Delirium. Der Appetit war ihr vergangen und ihr Kreislauf, der ohnehin immer wieder schwächelte, war nun völlig durcheinander. Sie fühlte sich alt und gebrechlich.
    Eigentlich sollte sie sich glücklich schätzen, denn sie hatte vor einer Stunde ihre voraussichtlich letzte Sitzung hinter sich gebracht. Anders als früher konnte die Strahlentherapie nämlich sehr viel effizienter eingesetzt werden und so gehörten Behandlungsdauern von vielen Wochen der Vergangenheit an. Fünf Tage, fünf Sitzungen, das war alles, was sie ertragen musste. Nun würde sich bei der nächsten Untersuchung am kommenden Montag zeigen, ob ihr Hirntumor vollständig zerstört worden war.
    "Aber das war doch heute deine letzte Sitzung, nicht?", stellte ihre Mutter fest. "Das lässt ja dann alles bald wieder nach."
    Die aufmunternden Worte verfehlten ihre Wirkung völlig. Dass sie überhaupt diese Therapie über sich ergehen lassen musste war das, was ihr im Augenblick nämlich am meisten zu schaffen machte. Als wäre ihr Tourette nicht schon genug gewesen. Und Rebecca war klar, dass sie in einigen Jahren wieder zur Strahlentherapie musste. Und danach wieder...und wieder. Trotzdem erwiderte sie ihrer Mutter: "Jaah, schon...bestimmt..." Alles andere kam ihr zu weinerlich vor. "Hey! Schau mich an! Buuuiieeeh!"
    "Vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn du heute Abend lieber zuhause bleibst. Dich ein bisschen ausruhst, dann geht's dir morgen bestimmt schon wieder besser."
    Der Vorschlag ihrer Mutter löste bei ihr Empörung aus. "Was...? Ach was...ich...nee, so schlimm ist das auch nicht! Bis heute Abend geht's auch wieder", versicherte sie hastig, auch wenn es vermutlich nicht ganz stimmen würde. Doch das Letzte, was sie wollte war es, ihren Freunden auf den letzten Drücker doch noch absagen zu müssen. Sie versuchte sich ein wenig zusammenzureißen und schaufelte sich ein wenig von dem Gemüse in den Mund, doch kaum lag ihr das Essen auf der Zunge, schien sich ihr Magen umzudrehen und sie legte hastig die Gabel zur Seite.
    "Willst du eigentlich den Bus nehmen, oder soll ich dich fahren?", bot ihr Vater wie beiläufig an.
    "Ich nehme...ich nehme...Drogen! Hey! Jeden Tag! Ich nehme Drogen! Ich nehme...Drogen! Ich...fahre mit dem Bus, aber trotzdem danke..."

    "Das freut mich", meinte er mit einem Augenzwinkern und wandte sich wieder seinem Essen zu. "Heute Abend spielt nämlich Neuseeland gegen Japan in der WM-Quali, das will ich nicht verpassen!"
    Rebecca entfuhr ein kurzes Lachen. "Stimmt ja...wir brauchen doch nur noch einen Sieg, um uns zu qualifizieren, richtig?"
    Ihr Vater nickte. "Genau und wir hätte eigentlich gegen Irland schon gewinnen müssen, es war halt einfach ein bisschen Pech. Aber heute wird das locker hinkommen, obwohl Japan auch nicht schlecht spielt. Die haben immerhin seit über dreißig Jahren keine Weltmeisterschaft mehr verpasst..."
    Rebecca war froh über den Themenwechsel zum American Football. Zwar waren weder sie noch ihre Mutter sonderlich enthusiastische Gesprächspartner wenn es um Sport ging, doch es war besser als das x-te Gespräch über ihr Tourette und ihre. Und sie glaubte, ihr Vater sah das ganz ähnlich.


    Mit einem Blick auf die Uhr und einem leichten Pochen in ihrer Brust lief Rebecca auf die schwere Haustür zu. Sie war ein paar Minuten zu früh, da sie mit dem Bus gefahren war, doch sie rechnete nicht damit, dass Amaia sich darüber sonderlich beschweren würde. Vielmehr hatte sie aber Sorge, wer ihr die Tür öffnen würde.
    Sie hob die Hand, um die Klingel zu betätigen, doch stattdessen ruckte ihr Arm plötzlich nach oben und sie vergrub ihre Zähne in ihrem Handrücken. Es war ein harter und kurzer Biss, der zum Glück nicht ausreichte, um sie zu verletzen. Schmerzhaft war es dennoch und Rebecca schüttelte ihre Hand, bevor sie es noch einmal probierte.
    Tatsächlich war sie nun aber nicht mehr ganz so wackelig auf den Beinen wie noch vor einigen Stunden, auch wenn ihr noch immer die Nachwirkungen der Strahlentherapie und der begleitenden Medikamente in den Knochen steckte. Irgendwie hoffte sie einfach nur, den Abend einigermaßen zu überstehen und dann so schnell wie möglich nachhause zu kommen. Rückblickend wunderte sie sich ein wenig über ihre Zusage, doch natürlich lag es daran, dass ihr zuhause mittlerweile die Decke auf den Kopf fiel und eigentlich war sie auch froh, das Haus verlassen zu können.
    Ähnlich nervös wie beim letzten Mal drückte Rebecca den Knopf und hörte die bekannte Melodie im Inneren. Sie musste nicht lange warten und die Tür öffnete sich. "Hi!"
    "Hey!" Kaum erkannte Amaia, wer vor ihr stand, begrüßte sie ihre beste Freundin auch schon mit einer überschwänglichen Umarmung. "Ich hätte mir ja denken können, dass du früh dran bist. Komm rein!"
    Amaia führte sie nicht direkt nach oben auf ihr Zimmer, sondern zunächst in die Küche. Dort stand auf dem Tisch in der Mitte des Raumes ein Teller mit einer bräunlich-roten Suppe. "Ich war gerade noch am Essen", erklärte die junge Maori überflüssigerweise und setzte sich wieder, um ihre Mahlzeit hastig fortzuführen. Neben ihr auf dem Tisch stand ein aufgeklapptes Datapad, auf dem sie offenbar gerade durch ihren InSync-Feed gescrollt war. Während sie in Windeseile ihre restliche Mahlzeit verschlang, nickte sie in Richtung des halbleeren Topfes, der am Herd stand. "Du kannst dir auch noch was nehmen, wenn du magst. Ist auch kein Fleisch drin."
    "Äh...danke, ich hatte eben schon", lehnte Rebecca ab und schlug sich hart gegen die Schulter. Sie ließ ihren Blick in der Küche umherschweifen und bemerkte zwei leere Teller mit Suppenresten auf der Anrichte neben der Spüle. Offenbar hatten Amaias Mutter und Jordan bereits zu Abend gegessen. Die kleine Küche sah eigentlich noch ziemlich genau so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Verschiedene Dekorationen schmückten den Raum, von Blumenkränzen, Holzfiguren und Bildern bis hin zu einem großen Wandgemälde, das eine der Wände ausfüllte. Es bestand aus zahlreichen geometrischen Formen, die eine Art Schildkröte bildeten, welche von kreisförmigen Wellen umgeben war. Rebecca mochte diese traditionellen Malereien, denn man konnte zwischen all den abstrakten Schnörkeleien immer wieder neue Motive erkennen.
    Darüber hinaus bemerkte sie aber auch noch etwas anderes. Die Familienfotos, welche jahrelang neben der Küchentür an der Wand gehangen hatten waren restlos verschwunden. Und nicht nur die, welche Amaias leiblichen Vater zeigten, sondern auch alle anderen. Es waren einst sehr viele gewesen. Stattdessen war die Wand nun völlig kahl, was einen krassen Kontrast zum restlichen Raum darstellte.
    "Wie war eigentlich deine erste Woche im Harmony?", wollte Rebecca wissen.
    Amaia lächelte breit. "Richtig gut! Joey ist echt voll nett, er hat mir am Anfang die ganze Zeit noch geholfen und alles gezeigt und erklärt. Und gestern hatte ich meine erste richtige Schicht gehabt. Es macht wirklich Spaß!"
    Bei der Begeisterung in Amaias Stimme und dem Leuchten ihrer Augen, als sie von ihrer neuen Arbeit erzählte, konnte Rebecca unmöglich irgendetwas anderes fühlen, als sich aufrichtig für ihre beste Freundin zu freuen. "Ich muss unbedingt mal vorbeikommen, wenn du...wenn du...fuck off! Wenn du deine Tage hast! Wenn du arbeitest", sagte Rebecca mit einem Grinsen, auch wenn sie dabei unkontrolliert die Augen zusammenkniff. "Du kannst mir bestimmt ein paar Freigetränke ausgeben..."
    "Also Rebecca!", lachte Amaia mit gespielter Empörung. "So etwas hätte ich nicht von dir erwartet! Wird aber nichts, das wird alles elektronisch erfasst und wenn ich Getränke umsonst rausgebe, fällt das auf." Nachdem sie rasch die letzten Suppenreste ausgekratzt hatte, sprang Amaia auf und stellte ihren Teller achtlos auf die Anrichte. "So, jetzt können wir hochgehen..."
    In diesem Moment erklangen Schritte auf dem Flur und jemand betrat die Küche.
    Sofort erkannte Rebecca die Person als Haeata wieder. Doch selbst wenn sie die Frau in ihren späten Vierzigern nicht schon seit ihrer frühen Kindheit gekannt hätte, wäre ihr vermutlich sofort klar gewesen, dass es Amaias Mutter sein musste. Amaia sah ihr wie aus dem Gesicht geschnitten aus, fast wie eine jüngere Version derselben Person. Selbst ihre langen schwarzen Haare und die braunen Augen waren absolut identisch.
    "Oh...!" Haeata schaute einen Moment verwundert zu Rebecca und als sich ihre Blicke trafen, merkte die junge Frau, wie müde Amaias Mutter wirkte. Ihre Gesichtszüge waren schlaff, ihre Augen waren eingesunken und sie sah fast schon ein wenig kränklich aus.
    Einen peinlichen Moment lang standen sie sich einfach nur gegenüber und starrten sich an. Alles, was in den letzten Jahren passiert war und vor allem, was sie in den letzten Tagen und Wochen über Haeata gehört hatte, wirbelte nun plötzlich durch Rebeccas Kopf und sie wusste nicht so recht, wie sie sich fühlen sollte. Besorgt über ihren Zustand? Wütend darüber, wie sie ihre Tochter behandelte? Doch dann war es doch etwas anderes. Mehr aus einem Impuls heraus trat sie auf Amaias Mutter zu und umarmte sie.
    Nach einem kurzen Zögern erwiderte Haeata die Umarmung und ein breites Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. Für einen Moment erschien in ihren Augen ein Funken der Herzlichkeit und Wärme, die sie früher so oft gezeigt hatte. Sie trat einen Schritt zurück und musterte die beste Freundin ihrer Tochter. "Es ist echt schön, dich mal wieder hier zu sehen, Rebecca! Wie geht's dir?" Ihre krächzende Stimme klang ebenfalls ein wenig angeschlagen und die Worte schienen nur schwerfällig aus ihrem Mund zu kommen. Zudem glaubte Rebecca einen leichten Alkoholgeruch wahrzunehmen.
    "Äh...ganz gut", antwortete sie, ehe ihr Tourette fortfuhr. "Solange du nicht dabei bist! Hey! Fuck off! Ich liebe dich!" Dem Tic folgte ein heftiges Gesichtszucken.
    Haeata wirkte einen Moment ziemlich verschreckt von dem sehr plötzlich umschlagenden Gebaren der jungen Frau.
    "Tut mir leid!", sagte Rebecca hastig. "Das ist meine Krankheit, ich habe..."
    "Ach...ähm...ist schon in Ordnung", fing sich Haeata wieder, auch wenn sie ihr Gesichtsausdruck noch etwas anderes sagte. "Amaia hat mir schon davon erzählt. Wie hieß das nochmal...Tourette?"
    "Jaah, genau!" Mit einem erleichterten Seufzen schaute Rebecca zu Amaia rüber, die immer noch an der Anrichte stand und den Blick mit einem knappen Lächeln erwiderte.
    Das Wiedersehen mit Amaias Mutter war überraschend angenehm. Rebecca hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Haeata noch nach allem, was ihr Amaia über sie in den letzten Wochen erzählt hatte, noch so umgänglich sein konnte. Da war nicht die Spur einer Anfeindung, nicht die Spur einer ausfallenden Bemerkung oder eines hysterischen Ausbruchs. Haeata erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden, nach ihrem Studium, nach ihrer Krankheit und schien aufrichtig daran interessiert, wie sich die beste Freundin ihrer Tochter im Augenblick durch ihr Leben schlug. Tatsächlich war Rebecca so verwundert über das Gespräch, dass sie gar nicht so recht wusste, was sie ihrerseits ansprechen konnte.
    "Wie geht's euch denn so?", fragte sie schließlich und hoffte, dass sie damit nicht versehentlich ein angespanntes Thema anriss.
    Und wieder wurde sie überrascht. "Eigentlich...ganz gut", meinte Haeata, wenn auch etwas zögerlich. Sie seufzte leicht. "Naja, du weißt ja...es war nicht so einfach für uns in den letzten Jahren. Aber jetzt..." Sie warf einen kurzen Blick zu ihrer Tochter und setzte ein bemüht zuversichtliches Lächeln auf. "Es wird wieder."
    "Das...das...d-d-das f-f...Flamingo! Hey! Fuck off! Das freut mich!" Rebecca hoffte, dass trotz ihrer Tics rüberkam, wie aufrichtig sie das meinte.
    Immer noch ein wenig irritiert über die Symptome der jungen Frau, wandte Haeata ihre Aufmerksamkeit in Richtung der Küchenzeile.
    "Suchst du das hier?", wandte sich Amaia zum ersten Mal an ihre Mutter. Mit einer Hand griff sie nach einer Weinflasche, welche neben dem Herd auf der Anrichte stand und hielt sie ihrer Mutter entgegen.
    Für einen winzigen Augenblick sah Haeata sehr unangenehm berührt aus und fast schon wirkte es, als wolle sie es abstreiten. Doch schon einen Moment später nahm sie die Flasche an sich. "Danke dir", sagte sie, ihre Stimme ein wenig zittrig.
    Obwohl Amaias Mund den Anflug eines Lächelns zeigte, war der Blick ihrer Augen kalt und voller Abscheu auf den Alkohol gerichtet.
    "Ich nehme an, ihr wollt dann auch los?", warf Haeata die Frage in den Raum. Sie wusste offenbar, dass die beiden jungen Frauen heute noch weggehen wollten.
    "Erst in einer halben Stunde oder so", gab Amaia zurück und wandte sich an ihre beste Freundin und dieses Mal war das Grinsen auf ihrem Gesicht aufrichtig. "Wir müssen noch ein bisschen was vorbereiten..."
    "Ahh...okay. Und wann kommst du zurück?"
    Ihre Tochter zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Wird wahrscheinlich etwas später."
    Haeata nickte langsam. "Pass dann aber bitte auf, dass du nicht wieder so laut bist, wenn du heimkommst, okay? Wir schlafen dann schon."
    "Mach ich."
    Es war unheimlich zu sehen, mit was für einer betonten Höflichkeit die beiden miteinander sprachen. Für Außenstehende mochte es nicht so auffällig sein, doch Rebecca kannte die beiden lange genug, um die Behutsamkeit zu bemerken, mit der Mutter und Tochter ihre Worte wechselten. Es war wie eine Konversation auf Eierschalen.
    "Alles klar..." Einen Moment lang schwiegen sich die drei Frauen an. Haeata machte mit der Weinflasche in der Hand einen etwas peinlich berührten Eindruck. "Jaah...dann wünsche ich euch beiden viel Spaß. Haere ra!" Fast schon fluchtartig verließ sie die Küche und trat auf den Flur.
    "Ähm...e noho ra!" Rebecca blickte Amaias Mutter einen Moment hinterher, bevor sie im Wohnzimmer verschwand, dann warf sie ihrer besten Freundin einen fragenden Blick zu. "War das richtig?"
    "Mehr oder weniger", schnaubte Amaia belustigt. "Die Aussprache war etwas daneben. Komm, gehen wir hoch."
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  13. #93
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Ein recht williger Blick begutachtete Luceijas Finger an seiner Brust. Im Idealfall überhörte sie sowohl sein dezent erschlagenes Schnauben, als auch der leichte Biss auf seine Unterlippe. “Ich bin bestens versorgt, danke.“, umging er das Angebot. „Aber tatsächlich ziemlich im Eimer. War ein langer Tag. Willst du das ich Cypher festhalte, während du ihn schlägst? Als Rache für die beschissene Playlist, versteht sich. Oder wir setzen uns noch ein wenig zu deinem Bruder.“
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  14. #94
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Ein recht williger Blick begutachtete Luceijas Finger an seiner Brust. Im Idealfall überhörte sie sowohl sein dezent erschlagenes Schnauben, als auch der leichte Biss auf seine Unterlippe. “Ich bin bestens versorgt, danke.“, umging er das Angebot. „Aber tatsächlich ziemlich im Eimer. War ein langer Tag. Willst du das ich Cypher festhalte, während du ihn schlägst? Als Rache für die beschissene Playlist, versteht sich. Oder wir setzen uns noch ein wenig zu deinem Bruder.“


    Sie sah ihn mit demselben, schönen Lächeln an, bevor sie ihm einen neuen Kuss auf die Lippen drückte und dafür einmal mehr, gerade für den Nachdruck, auf die Zehenspitzen klettern musste. "Tzehehe. Du weißt ich prügel super gern auf unschuldige, kleine Nerds ein und klau ihnen die Credits. Aber bei 'nem Blutbad flieg' ich hier raus und-..naja. Ich steh' wenigstens auf den Pool und die vielen Bäume. Is' nich wie daheim aber-...uhh-... . Ja. Lass uns Gil auf die Nerven gehn."
    Luceijas Hand griff erst nach seiner, als beide den Weg von seiner Schulter die Arme entlang bis ans unterste Ende gewandert waren. Unwillens ihn direkt loszulassen. Aber sie zog ihn mit sich. Mit dem Nachdruck einer Besoffenen, bevor sie das kleine Treppchen der Tanzfläche hinunter stolperte und sich im Gras gerade so, halbherzig, irgendwie fangen konnte.
    "Wuooah-..", schnaubte sie. Es wurde ruhiger um sie. Wartete ab, bis er zu ihr unter den Lichterketten-beleuchteten Garten zurück fand. Sie lehnte sich ein bisschen in seiner Richtung, als sie nebeneinander her gingen und Vigilio selbst ziemlich kaputt am Rande der Veranstaltung bei seiner Frau sitzen sahen. "Huh-...irr ich mich oder is bei ihm die Luft raus?", flüsterte sie Leif zu.
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  15. #95
    #16  Avatar von Forenperser
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    Irgendwo da draußen.....
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    >>Fernzugriff erfolgreich. Kameras sind aus. Allerdings nur für 60 Sekunden. Mehr war aus der Entfernung nicht möglich.<< "Sie haben ihn gehört. Also los. Los!"
    "Das hätte ich sicherlich ebenso hingekriegt...." murmelte Braelyn leise in sich hinein, während sie die Schutzmauer hinaufzuklettern begann. Sie war in kurzer Zeit wahrlich tief gesunken.
    "Du bist langsam, Gavros."
    Mit einem breiten Grinsen zog Talia Veraxis ihr rechtes Klingenpaar aus der Kehle eines am Boden liegenden Feindes. Blitzartig griff die ehemalige Kryptogramm-Killerin an ein Messer und warf es. Erschrocken aufkeuchend warf die grünäugige Turianerin sich in Deckung und sah am Boden erst, dass der Wurf nicht ihr gegolten hatte. Mit stillem Schrecken griff der Batarianer an den Griff des Messers, welches zielsicher in seiner Kehle steckte, und fiel dann bereits gurgelnd und Blut spuckend zu Boden, den letzten Hauch seines Lebens ausstoßend.
    "Ich bin nur langsam, weil ich mein Ziel immer im Blick habe." erwiderte Braelyn mit leiser Stimme und ließ ein zweites Messer spielerisch durch die Finger gleiten. "Also pass lieber auf, dass du nicht eines Tages zu einem wirst....."
    Veraxis verengte die Augen zu Schlitzen, doch bevor sie etwas erwidern konnte tönte die Stimme von Sergeant Taxus durch den Kanal. "Hören Sie auf Zeit zu verschwenden! Gavros, tun Sie wofür sie hier sind und lassen Sie Veraxis und Falgourian ihre Arbeit tun! Los!"
    Wie auf Kommando sahen sie aus der Distanz, wie der Kopf eines unweit auf dem Wall patrouillierenden Batarianer-Wachpostens plötzlich zerplatzte wie eine reife Melone.
    "Bang...." tönte es leise durch den Kanal.

    ***

    "Geschenke sind verteilt, Sergeant." hauchte Braelyn in den Kommunikator "Sämtliche Wachen auf der Mauer sind tot." >>Fernfunk gestört.<<
    "Zündung!"
    Die Ladungen explodierte, auf beiden Seiten des Lagers. Schreie und verwirrte Rufen hallten plötzlich durch die Dunkelheit. Kampfeslärm ertönte.

    ***

    "Was ist los, wer greift da an?!" "Sir, es ist.....ein Biotiker. Turianer. Wir haben keine Ahnung wo er auf einmal herkam, aber - "
    Mit ungebremster Wucht schlug ein Körper nur wenige Meter neben ihrer Position ein und zerstörte dabei eines der Gruppenzelte. "Verdammt!"
    "Und die Ungläubigen werden am Tag der Abrechnung zur Schlachtbank geführt werden!"
    Wie groteskes Heulen tönte die Stimme durch die Nacht und die Dunkelheit wurde grell vom Licht der Biotik erleuchtet.
    "Erledigt ihn verdammt, egal wie! Es ist nur einer - "
    "Boss!"
    Eine Stimme tönte durch den Funkkanal. "Wir können keine Verstärkung anfordern, unsere Fernverbindung ist - Moment! Da kommt noch etwas! Oh bei allen - " "Graaaaarh!"
    Undefinierbare Geräusche und Schmerzensschreie tönten durch die Verbindung, dann knackte es und brach ab.
    "Was zur - "
    Die Schreie und der Lärm kamen näher. Und plötzlich erblickten die vier Augen wie etwas Großes sich seinen Weg durch die Explosionen und das Mündungsfeuer bahnte.
    "Oh mein - "

    ***

    "Rücke weiter vor."
    Von oben drang der Kampflärm an seinen Gehörgang. "Wenn die Information stimmt, müsste sich das Ziel direkt nach der 2. Abbiegung links befinden." tönte es durch den Funk. "Passen - " "Hallo?"
    Nur noch knackendes Rauschen war zu hören.
    "Damit war zu rechnen." hauchte Corporal Falcus leise in sich hinein. Immerhin war das hier schon einige Meter unter der Oberfläche. Aber er brauchte sowieso keinerlei Funkverbindung, die Pläne hatte er im Kopf.
    "Beeilen Sie sich!"
    Stimmen! Nur noch wenige Meter von seiner Position entfernt.
    "Wir haben keine Zeit mehr! Wenn wir die Daten jetzt nicht sichern und abhauen sind wir dran!" "Ich mache so schnell ich - "
    Weiter kam der Batarianer nicht mehr. Im nächsten Moment bedeckte seine Hirnmasse bereits die Schaltfläche. Der Turianer, welcher neben ihm gestanden hatte, schrie entsetzt auf.
    "Nicht schnell genug." Das Ziel drehte sich um und versuchte zu fliehen. Zwecklos. Im nächsten Moment lag er schon mit dem Gesicht auf dem dreckigen Boden, die Hände auf dem Rücken fixiert und gefesselt.
    "Darios Vilx. Sie stehen hiermit unter Arrest wegen Hochverrats an der turianischen Hierarchie und dem Weiterverkauf von militärischen Geheimnissen an eine terroristische Vereinigung."
    Dann schob er den leblosen Körper des über die Konsole hängenden Batarianers zur Seite und baute eine neue Verbindung zu Sergeant Taxus auf.
    "Primärziel gesichert." "Gute Arbeit Corporal. Sämtliche Sekundärziele ebenfalls tot. Bringen sie es zum Schiff, bereiten uns auf Exfiltration vor."
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  16. #96
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    Vincent van Zan

    Der Gefangene

    Die Augen des Turianers huschten umher wie die eines in der Falle steckenden Tieres. Der Kerl, den sie lebend aus der Baustelle geschleppt hatten, klebte förmlich mit Kabeln und Tape gefesselt an dem Stuhl in irgendeinem Keller irgendeines Hauses, irgendwo. Für ihn konnte es egal sein, seine Welt bestand seit seinem Erwachen nur aus den schmucklose Betonwänden, dem kalten Eisen des Stuhls und dem indifferenten Licht, dass unangenehm grell von der Decke brannte, wie eine bösartige Sonne. Der Turianer hatte nur diese Welt und sie wurde geformt von einer Göttin – der blauen Asari.

    Seevas Stuhl stand einen halben Meter vor dem des Turianers. Sie hatte ihn umdrehte, saß rittlings und ließ den Kopf auf den Armen abgelegt. Er hatte in den vergangenen Stunden nichts gesagt, sondern nur in einem halb bewusstlosen Zustand vor sich her gedämmert. Ein salarianischer Sanitäter hatte ihn stabilisiert, ehe er ohne eine Frage zu stellen gegangen war.
    Aufwachen.“ Seeva neigte den Kopf so, dass sie das herabschauende Gesicht des Turianers fixieren konnte. Seine Augen waren noch verschwommen, scheinbar aber lächelte er. Ein Umstand, der Seeva ein wenig verwirrte, wobei sein Verstand durch die trüben Trugbilder seiner fanatischen Ideologie ihn in diesem Moment auch zum Märtyrer machen konnte. Noch einmal sagte Seeva: „Aufwachen“ und unterstrich ihre Forderung mit einer Ohrfeige. Der Turianer knurrte gereizt, dann schaute er zu ihr auf.
    Sie kommen zu spät“, formulierte er deutlich. Seine Stimme war das Kreischen von Türangeln.
    Für?
    Alles. Sie haben versagt und wir, wir haben gesiegt.
    Seeva schaute zur Wand, als stünde dort noch jemand und gerade so als wolle sie diesem jemand eine Frage über die geistige Gesundheit des Gefangenen stellen. Der Turianer war voll mit Medikamenten und den Geist erlahmenden, die Zunge lockernden Drogen, den natürlichen Giften des verstorbenen Xi nicht unähnlich.
    Decius Vhan.
    Seevas Stimme ließ keinen Schluss auf das zu, was sie mit der Aussprache dieses ihr so verhassten Namens auf sich hatte. Sie ließ ihn im Raum schweben wie eine Illusion. Der Gefangene zuckte nervös. Seine sedierten Sinne ließen keine tiefere Abwägung zu, sondern zwangen ihn zu einer unüberlegten Antwort.
    Ja“, ereiferte er sich nach einer kurzen Pause. Geifer benetzte sein Kinn. „Unser Anführer. Unser…“ Seine Augen nahmen einen träumerischen, trüben Ausdruck an. „Unser Gott.
    Ein geringer Gott, wenn überhaupt“, spottete die Asari und verzog die Lippen zu einem schrägen Lächeln. Es zeigte Wirkung.
    Er hat mehr erreicht, Asari, als Sie in Ihrem widerwertig langen Leben. Ihr blauen Aliens seid Perversionen des Alls und Vhan wird euch alle unterwerfen.
    Ein tiefes, ehrliches Schweigen befiel Seeva. War der alte Patriarch wirklich derart größenwahnsinnig? Ihr wurde klar, dass sie weniger über Vhans Pläne und Motivationen wusste, als es nach dem bisherigen Fortschritt gut für sie war.
    Wie will er uns unterwerfen?
    Der Turianer gluckste, lachte und spuckte zähe Flüssigkeit auf den Boden neben sich. Interessant, dass er mich nicht angespuckt hat, dachte die Asari beim Betrachten des geschundenen Wesens.
    Ich… bin der Tod.“ Seeva legte den Kopf schief.
    Jetzt werden Sie theatralisch.
    Ich trage ihn in mir“, sagte der Gefangene, der in seinem halben Delirium schwamm wie in einer Badewanne aus Schmerz und vernichtenden Gefühlen.
    Die Asari hob eine tätowierte Augenbraue und schaute am Turianer vorbei ins Dunkel des Raumes. Aus dem Schatten materialisierte sich ein Mensch, es war van Zan. Er deutete ihren Blick: „Eine Art biologische Selbstzerstörung?
    Sie werden sterben, dafür garantiere ich“, erklärte Seeva dem Gefesselten dann ruhig, um die eingetretene Pause sich nicht zu sehr ausdehnen zu lassen. Den Fehler, den sie bei ihrem ersten Gefangenen gemacht hatten, würde sich hier nicht wiederholen.
    Das Licht der Decke flackerte, obwohl in diesem Teil der Citadel ein stabiles Netz herrschte.
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  17. #97
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen

    Sie sah ihn mit demselben, schönen Lächeln an, bevor sie ihm einen neuen Kuss auf die Lippen drückte und dafür einmal mehr, gerade für den Nachdruck, auf die Zehenspitzen klettern musste. "Tzehehe. Du weißt ich prügel super gern auf unschuldige, kleine Nerds ein und klau ihnen die Credits. Aber bei 'nem Blutbad flieg' ich hier raus und-..naja. Ich steh' wenigstens auf den Pool und die vielen Bäume. Is' nich wie daheim aber-...uhh-... . Ja. Lass uns Gil auf die Nerven gehn."
    Luceijas Hand griff erst nach seiner, als beide den Weg von seiner Schulter die Arme entlang bis ans unterste Ende gewandert waren. Unwillens ihn direkt loszulassen. Aber sie zog ihn mit sich. Mit dem Nachdruck einer Besoffenen, bevor sie das kleine Treppchen der Tanzfläche hinunter stolperte und sich im Gras gerade so, halbherzig, irgendwie fangen konnte.
    "Wuooah-..", schnaubte sie. Es wurde ruhiger um sie. Wartete ab, bis er zu ihr unter den Lichterketten-beleuchteten Garten zurück fand. Sie lehnte sich ein bisschen in seiner Richtung, als sie nebeneinander her gingen und Vigilio selbst ziemlich kaputt am Rande der Veranstaltung bei seiner Frau sitzen sahen. "Huh-...irr ich mich oder is bei ihm die Luft raus?", flüsterte sie Leif zu.


    "Du stehst auf den Pool?", hakte Leif bei den wohl bedeutungslosesten Worten ein. Er warf Luceija einen verstohlenen Blick von der Seite zu, während sie ihn mit sich zog. Er hing sanft, ja, regelrecht wie ein braves Hündchen an ihrer Hand, sich selbst dort eingehangen und doch zu groß für diese Rolle. Wenig interessiert, aber pflichtbewusst huschten seine Augen auch zu Vigilio. Nun zog Leif Luceija in dessen Richtung. Und beachtete den Halbitaliener doch kaum. "Wieso haben wir dann keinen?", wollte er wissen und führte etwas genauer aus: "Einen Pool."
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  18. #98
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    "Du stehst auf den Pool?", hakte Leif bei den wohl bedeutungslosesten Worten ein. Er warf Luceija einen verstohlenen Blick von der Seite zu, während sie ihn mit sich zog. Er hing sanft, ja, regelrecht wie ein braves Hündchen an ihrer Hand, sich selbst dort eingehangen und doch zu groß für diese Rolle. Wenig interessiert, aber pflichtbewusst huschten seine Augen auch zu Vigilio. Nun zog Leif Luceija in dessen Richtung. Und beachtete den Halbitaliener doch kaum. "Wieso haben wir dann keinen?", wollte er wissen und führte etwas genauer aus: "Einen Pool."



    Fast instinktiv hatte Luceija einen zaghaften Blick auf seine Hand geworfen, die Ihre zurückerobert hatte. Unauffällig. Vorsichtig. Mit enormem Bedacht, nur kurz hinsehend, als sie ohnehin noch auf den Boden sah um barfüßig im Gras neben ihm her bis zu Vigilio zu laufen. Und noch auf dem Weg dann diese Gegenfrage, die Luci sichtlich irritierte. Alkohol sei Dank war ihre große Klappe loser als die letzten Tage, weshalb sie sofort, fast etwas prustend, lachte. "Ehm-...Leif-...", fragte sie und machte den eindeutigen Anschein als glaube sie, mit einer Scherzfrage konfrontiert worden zu sein. Die dunkle Augenbraue hob sich zweifelnd, bevor sie antwortete: "Wir haben einen Pool.". Er reagierte wohl nicht schnell genug, also hängte sie an: "'Nen circa 250.000 Quadratkilometer großen Pool?". Fragende Stimmlage. "Das Meer?" Sie merkte, wie ihr warm im Gesicht wurde, nicht aber warum. Blut stieg ihr in den Kopf. Vielleicht hatte sie gerade lauter gesprochen als sie wollte? Oder das viele Trinken machte sich bemerkbar. Zum Glück plagten sie keine Gedanken, ob sie sich hätte lächerlich machen können. Das war definitiv schon geschehen, vermutlich alleine deshalb schon, weil sie hierhin mitgekommen war und sich Haydens Gesülze hatte anhören müssen. Gil sah gerade so aus als habe er dieselbe Tortur durch die Mutter einmal durchmachen müssen, aber das hielt die Sizilianerin für relativ unwahrscheinlich. Zwischen seinen Lippen glimmte einmal mehr eine Zigarette, auf die Luci gerade verdammt neidisch war. Etwas Entspannung wäre gut, etwas mehr Ablenkung, vielleicht Kontro-..nein. Kontrolle? Hatte sie das gerade ernsthaft geglaubt?

    "Schade dass 'die Dinger bringen dich um' keine Ausrede mehr ist um wem die Kippe zu klauen.", erwähnte sie, als sie nahe genug kamen und alles was Gil sah, waren zwei Finger vor seinem Gesicht, die ihm kackendreist die Zigarette klauten, bevor der Filter zwischen den Lippen von Luci klemmte und das Ende bei ihrem Zug verheißungsvoll im Dunkel aufleuchtete.

    "Schon irgendwie, du gibst dir nicht mal mehr Mühe dir 'ne neue einfallen zu lassen." "Dabei liebst du meine Ausreden." "Merde, ja, nichts lieber als das!" Vigilio, der hier draußen auf dem breiten, komfortablen Fenstersims Platz genommen hatte, während ein kleiner Gartentisch ihm und seiner Frau eine Ablage für die Getränke und den Aschenbecher bot, lachte fast geräuschlos und schob ohne einen erneuten Kommentar das Päckchen Zigaretten andeutend in die Mitte. Als er Leif sah, obwohl es unmöglich war ihn nicht schon von Weitem zu erkennen und noch mehr, ihn nicht an Lucis Seite zu vermuten, nickte er ihm zu und deutete mit der Hand an, dass sie sich doch zwei Stühle heranschieben sollten. "Na, ist es so wies dir unsre Mutter beschrieben hat oder noch schlimmer?", grinste der Italiener selbst etwas erschlagen.

    Luceijas Blick traf dann, fast ertappt und über den Tisch hinweg, Zoras. Ihr benebelter Blick klarte für einen Moment zu schuldbewusst auf und selbst im sanften Schein von Lichterketten und einer kleinen Tischkerze erkannte man, dass Luci eine gewisse Rötung zu Gesicht stand. Sie brauchte für den Moment keine Worte mit der Blondine zu tauschen um sehr deutlich zu zeigen, dass sie weder den einen, noch den anderen von Zora vorgeschlagenen Weg genutzt und Leif weder abserviert noch 'erobert' hatte - sondern im selben, ermüdend-leidenden Trott feststeckte wie schon zuvor. Und dann sagte sie ihr mit ihrem Blick nur eines, unwissend, ob sie das so überhaupt verstand: "Ich konnte nicht."
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  19. #99
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Jane

    "Also, das sind die bisher bekannten Missionsparameter. Haben sie noch Fragen dazu David?"
    , beendete Macnab ihren Zusammenfassung der Besprechung für den abwesenden Staff Sergeant David Levy. Der bullige Unteroffizier und Führer vom 1. Rifle Squad des Platoons, hatte dieser aufgrund von Wachdienst fernbleiben müssen. Werner hatte mit ihm schon ein paar Mal zu tun gehabt. Er war mindestens genauso groß wie er, etwas wortkarg aber sehr hilfsbereit. Er strich sich leicht nachdenklich durch den Bart und blickte in die Runde der anwesenden Marines.
    Neben Werner, Macnab und ihm, waren auch Taft sowie die Führer des 2. und 3. Rifle Squad im Dienstzimmer der Schottin anwesend.
    "Da wir das Gespräch nicht unter vier Augen führen, nehme ich an das wir direkt das organisatorische besprechen?", merkte er an. Die Rothaarige grinste gewinnend und verschränkte dabei die Hände hinter ihrem Kopf, diesen leicht nach hinten lehnend.
    "Ich habe schon immer ihre schnelle Auffassungsgabe bewundert Sergeant Levy. Selbstverständlich habe ich mir schon Gedanken gemacht, wer den werten Captain auf dieser Mission begleitet.", erklärte sie entschieden. Ihre rechte Hand löste sich vom Hinterkopf und zeigte auf Werner.
    "Lieutenant Neumann, ich überlasse ihnen wieder die Leitung. Sie haben sich bisher nicht dumm angestellt und konnten sich schon an Frasers Führungsstil gewöhnen. Das kann ihrer weiteren Ausbildung nicht schaden, sofern sie es überleben.", verkündete sie nickend.
    "Und für den Fall das er bei dieser Sache das Äquivalent zum 3. Weltkrieg auslösen sollte, schadet es nie einen Deutschen dabei zu haben, auf den man später mit dem Finger zeigen kann."
    , fügte sie scherzhaft an, was zum leichten Schmunzeln innerhalb der Runde führte.
    "Der Lieutenant führt den Trupp, aber wer begleitet ihn?", erkundigte sich Liz neugierig, nachdem die Stimmung wieder ernst wurde.
    "Nun, das 3. Rifle Squad hatte erst letztens seinen Einsatz, weswegen das 1. oder 2. sich ja geradezu anbieten. Ich habe mich letztendlich für das 1. entschieden. Sergeant Levy, sie begleiten den Lieutenant und helfen ihm bei der Auswahl der Männer.", wies sie diesen an.
    "Jawohl Ma'am.", erwiderte dieser pflichtbewusst, während die Halbasiatin leicht enttäuscht wirkte.
    "Anmerkungen oder Einwände, Sergeant Duong?", sprach sie Macnab an, deren scharfer Blick den Ausdruck der Unteroffizierin bemerkt hatte.
    "Nein, Ma'am. Alles in Ordnung. Hätte nur nichts gegen einen kleinen Einsatz gehabt.", erwiderte sie und straffte ihre Körperhaltung.
    "Keine Sorge, das kommt früher als ihnen vermutlich lieb ist. Sie und ihre Truppe behalte ich als potenziellen Entsatz in Hinterhand, auch wenn ich nicht denke das es nötig sein wird. Und beim nächsten Himmelfahrtskommando habe ich ihren Namen im Hinterkopf."
    "Danke Ma'am.", erwiderte Liz und lächelte selbstbewusst. Macnab nahm wieder eine lockere Haltung ein und lehnte sich zurück in den Stuhl.
    "Neumann, sie koordinieren sich selbstständig mit Fraser, bei Fragen können sie aber natürlich selbstverständlich zu mir kommen. Sobald die von der Technik Strohhalme gezogen haben wer der dritte Mann ist, können sie sich auch mit den abstimmen. Letztendlich hat natürlich Fraser unten das Kommando, aber das kennen sie ja schon vom letzten Mal.", befahl sie gelassen und warf einen abschließenden Blick in die Runde.
    "Nun, wenn keine Fragen mehr sind...wegtreten!"

    **

    Sergeant Levy erwies sich als überaus kompetent und hatte direkt mehrere Kandidaten für den Trupp aus seinem Squad parat, welche am Besten für die vermeintlichen Parameter geeignet waren. Fraser würde kaum ein ganzes Rifle Squad mitnehmen wollen, weswegen ihre Planungen von sieben ausgingen. Genauer würde er das noch mit dem Schotten abklären müssen. Im direkten Gespräch war der Hüne Levy weitaus gesprächiger, wenn auch nicht so wie Duong, welche jedoch in der Hinsicht einen der vorderen Plätze einnahm. Außerdem hatte er eine spezielle Art von Humor die Werner gefiel, welche der Israeli vorab als speziellen jüdische Humor entschuldigte.
    Witze entfalteten eh ein besondere Wirkung, wenn der Rezipient einem wohl mit der Hand den Kopf zerdrücken konnte.

    Den einen Teil des baldigen Einsatzteams hinter sich lassend, rannte Werner quasi kurz darauf fast in den nächsten. Aufgrund Janes Körperbau war es sogar nicht eindeutig wer bei dem Zusammenstoß den kürzeren gezogen hätte, jedoch blieb es bei einer Beinahe-Kollision.
    Flankiert wurde Jane von Guddi, welche beide recht schnell das Thema der kürzlichen Besprechung aufgriffen. Nachbesprechungen auf dem Flur, waren eines der beliebtesten Kommunikationsmittel innerhalb des Allianzmilitärs. Weitere wichtige Orte waren Toiletten und Stuben.
    "Nun, ich bin noch in der Offiziersausbildung. Deshalb sind meine Fähigkeiten im Lippenlesen noch nicht komplett ausgereift.", erwiderte der Deutsche scherzhaft, sich an die Besprechung zurückerinnernd.
    "Aber ich bin mir sicher er hat ihr seine Einsatz-Doktrin, erklärt mit dem Hinweis das sein Quartier immer offen steht und er einen nahezu unbegrenzten Vorrat an Freizeit hier an Bord besitzt.", mutmaßte Werner mit verschwörerischer Stimme und lachte dann kurz.
    "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Macnab hat uns dann direkt für eine Nachbesprechung in Beschlag genommen, auf dem Weg dorthin hat sich uns ihre Meinung über behaarte Füße, kombiniert mit Flip-Flops kundgetan.", gab er ehrlich zu. Er zuckte mit den Schultern.
    "Na ja, so oft wie er in letzter Zeit bei uns unten rumläuft gewöhnt man sich an seine Outfits. Und durch die Flip Flops hört man ihn frühzeitig.", gab Werner sein tolerantes Statement zur modischen Selbstverwirklichung ab.
    "Abseits davon wo der gute Captain herumläuft und welche Gespräche er führt..haben sich inzwischen bei euch die Herren der Schöpfung entschieden, wer als Drittes uns beim Einsatz begleitet?", erkundigte sich Werner freundlich.


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    Zitat Zitat von eis engel Beitrag anzeigen
    Sam Fraser

    Selbst als sie direkt vor ihm stand und ihm ins Gesicht blickte, wirkte sie aufgeregt. Wohl eine Spur zu aufgeregt, denn er musterte sie abschätzend und sagte dann: „Ich muss dich etwas fragen und wünsche mir eine ehrliche Antwort. Egal, wie du antwortest, es wird sich nicht negativ auf deine Karriere oder dein Ansehen auswirken, okay?
    Sie nickte, sagte aber erstmal nichts.
    Der Einsatz, den wir planen ist eigentlich kein großes Ding. Wenn alles wie geplant läuft, wird es ein Spaziergang. Ich gehe aber immer vom schlechtesten Fall aus, deshalb: Traust du es dir zu, das Team unter Umständen auch in einem Kampf zu unterstützen beziehungsweise rauszufliegen? Bedenke: Unser Ziel hat Priorität und das Verhalten von einzelnen kann den Erfolg der Mission komplett gefährden.
    Ein leises Seufzen kam ihr über die Lippen. Hörte das denn niemals auf? Wie oft musste sie sich denn noch beweisen? Aber sie machte ihm keinen Vorwurf. Er kannte sie nicht, kannte lediglich ihre Akte, die sich eher wie ein Musterbeispiel für eine Karriere für junge Allianz-Piloten las und die er wohl gerade erst gelesen hatte, wie sie dem Datapad in seiner Hand entnahm.
    Doch bevor sie irgendetwas sagen konnte, fuhr er fort.
    Deine Akte ist ausgezeichnet, aber du bist meines Wissens noch keine Operation in – sagen wir mal – feindlichem Gebiet geflogen. Daher nochmal: Traust du dir das zu?
    "Danke." sagte sie leise, eher beiläufig zu seiner Bemerkung zu ihrer Akte und blickte schließlich mit festen Blick zu ihm auf.
    "Es ist mir durchaus bewusst, dass eine unbedachte Handlung meinerseits zum Tod von Soldaten führen kann. Glaub mir, dass weiß ich! Ich mag auch nicht so viel Erfahrung haben in Kampfeinsätzen, wie ihr alle. Aber was ich perfekt kann, dass ist fliegen." sagte sie leise.
    "Und nein, ich meine jetzt nicht auf die Fresse fliegen." witzelte Chey, um die ernste, vielleicht auch angespannte Stimmung etwas auf zu lockern. Dann wurde sie wieder ernst. "Auch am Boden kann ich mich Dank Grundausbildung selbst verteidigen. Um also auf deine Frage zurück zu kommen.... Ja, ich traue mir das zu. Die Frage ist jetzt nur, willst du mich dabei haben?" fragte Chey entschlossen und schaute Sam abwartend an.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Der Schotte lächelte in seinen Schnauzer, der sich dabei zu einem geraden Balken stemmte. Die Mentalität der Pilotin faszinierte ihn. Sie sprach die Dinge aus, die anderen unangenehm sein mochten – oder bedrohlich. Er hielt diesen Umstand in seinen Gedanken fest, wiegte die Akte in seiner Hand und nickte dann.
    Du hast recht, deine Fähigkeiten im Fliegen stehen außer Frage. Und dafür bist du im Team.“ Er schenkte ihr ein aufrechtes Lächeln, dass ihr die Zuversicht geben sollte, die sie nicht brauchte. Er atmete durch.
    Ich will dich bei der Operation haben. Einhundert Prozent.
    Auch er war einmal jung gewesen und auch er hatte einmal keine Kampferfahrung besessen, aber auch er war sich seiner Fähigkeiten bewusst gewesen. Und so hatte er es immerhin bis zum Captain geschafft.
    Und mach dir keine Sorgen: Am Boden schützen wir dein Leben, so wie du das unsere in der Luft.“ Der Schotte zwinkerte Chey vertrauensvoll zu. Er hatte ein gutes Gefühl, was die Pilotin anging. Sie hatte seine Zweifel mit ihrer Art beseitigt und wäre sich ihrer Aufgabe mehr als bewusst. Solche Leute, wurde Fraser klar, waren die Zukunft der Allianz.


    ,,180 Sekunden Jungs, hängt Euch rein!“
    Der Schweiß stand gleichermaßen auf Gorskis wie auch auf Prasads Stirn, aber der Informatiker hatte seine Gesichtszüge nicht so gut unter Kontrolle wie der stoische Pole, der mit der selben Miene auch am Klavier hätte sitzen können.
    ,,Wessen Idee war das noch gleich?“, flüsterte Jane Guddi zu, die die Stoppuhr in der Hand hielt.
    ,,Prasads. Aber er hat es nicht ernst gemeint, denke ich. Als Gorski dann eingewilligt hat, konnte er aber keinen Rückzieher mehr machen“, erklärte Guddi ebenso flüsternd, während die beiden besagten sich schwitzend und in Prasads Fall inzwischen auch keuchend an der Klimmzugstange quälten.
    ,,Kämpft, kämpft! Oder wollt Ihr etwa doch beide mit zum Außeneinsatz?“, feuerte Guddi die beiden gleichermaßen an.

    Jane beobachtete ihre beiden Kameraden, die seit schon gut vier Minuten an der Stange hingen und die Entscheidung darüber, wer mit ihr runter auf den Planeten gehen würde, an ihre Oberarme ausgelagert hatten. Gorski strahlte, trotz der offensichtlichen Anspannung, noch so etwas ähnliches wie Würde aus, während Prasads Performance mehr durch Eifer und gezischte Verwünschungen hervorstach. Hätte Jane es nicht besser gewusst, wäre ihr vielleicht der Gedanke gekommen, dass die beiden wirklich, wirklich keine Lust hatten, mit ihr in den Einsatz zu gehen, aber die Wahrheit war zum Glück schiffauf schiffab wohlbekannt: Die Techniker der Columbia fühlten sich auf der Columbia deutlich wohler, als irgendwo, wo die Projektile tief flogen.

    ,,Sechs Minuten! Habt ihr heimlich trainiert oder was? Kate wäre außer sich vor Glück, wenn ihr bei der Arbeit so viel Einsatz zeigen würdet!“, brüllte Guddi weiter in bester Grundausbildungsmanier auf die beiden Männer ein und wedelte mit der Stoppuhr. So merkwürdig es manchmal schien, dass die dürre Estin stellvertretende Corpsführerin war, desto natürlicher schien es in Momenten wie diesem: Guddi konnte einfach gut mit Menschen.

    Keuchend fiel Prasad von der Klimmzugstange und schlug auf der Matte auf, Gorski hielt noch drei Sekunden länger aus und ließ sich dann in einer halbwegs harmonischen Bewegung hinunter. In seinem Ausatmen klang unüberhörbar ein erleichtertes Seufzen mit, auch wenn er seinem Gesicht keinen passenden Ausdruck erlaubte.
    ,,Ach, Kacke!“, fluchte Prasad und rieb sich die Oberarme, während er in Embryonalhaltung über die Matte kullerte. Trotz der Niederlage ließ er sich von Gorski aufhelfen und auf die Schulter klopfen.

    ,,Wir haben einen Gewinner!“, rief Guddi so laut durch den Trainingsbereich, das auch die stumpfeste Marines einen Blick zu ihrer kleinen Veranstaltung werfen mussten.
    ,,Nach dem Ausscheiden des ehrenwerten Mister Paks haben die Herren Prasad und Gorski ihren Zweikampf in der Arena entschieden! Gorski triumphiert durch überlegene Stand- und Hangkraft, Prasad unterliegt fair und ehrenhaft und wird die Columbia in den gefährlichen Untiefen des Alls vertreten!“
    ,,Ach komm, halt’s Maul“, murmelte Prasad, musste dann aber selbst lachen.

    ,,Wie kam es eigentlich, dass Pak aus der Nummer ausgestiegen ist? Ich dachte er zählte auch zum Kreis der Auserwählten“, hakte Jane nach und setzte sich zum ehrenhaft Besiegten.
    ,,Tat er auch. Und dann hat er Adam und mich gebeten, dass wir das unter uns ausmachen mögen. Sehr höflich. Und dann haben wir das eben gemacht“, erklärte er und deutete bei den letzten Worten auf die vor Schweiß glänzende Klimmzugstange hinter sich.
    ,,Wenn Pak dich höflich um etwas bittet, sagst du nicht einfach nein“, ergänzte er schulterzuckend, als er Janes fragenden Gesichtsausdruck sah.
    ,,Okaaaay…. Nun, egal. Ich freue mich auf jeden Fall, dass du dabei bist“, bekräftigte Jane und lächelte Amar an. Dieser lächelte mit einer Art humorvoller Resignation zurück und zuckte erneut mit den Schultern: ,,Die Sache war meine Idee, ich hätte ja auch ein Wettstricken vorschlagen können“

    *

    ,,Commander, wir empfangen einen Notruf“, meldete einer der Funker von der Brücke.
    ,,Direkt durchstellen!“, befahl Commander Padukone und trat an ihr Terminal, auf dem nur Sekunden später die Details der standardisierten Notrufmeldung auftauchten. Schiffe der Allianz und andere von menschlichen Werften gebaute Schiffe verfügten seit gut zwanzig Jahren über ein genormtes Notrufmodul, das nach Aktivierung auf allen gängigen Frequenzen in Endlosschleife ein Signal absetzte, dass die wichtigsten Informationen zur Notlage enthielten, allen voran die Position des Schiffes. Was der Commander jedoch bei dieser Meldung sofort ins Auge stach, war die Art der Notlage
    ,,Lieutenant Garcia, Abfangkurs setzen auf die Flugbahn im Notruf! Dieses Transportschiff wird angegriffen!“, befahl Padukone energisch und schickte die Flugdaten mit einer Bewegung ihrer Hand an das Cockpit. Mit der anderen Hand öffnete sie einen Kommunikationskanal zur Kapitänskajüte:
    ,,Captain, uns erreichte soeben ein Funkspruch der ,,Mufflon“, die im Sektor Materialtransporte zwischen Kolonien fliegt: Das Schiff wird von unbekannten Kräften attackiert. Ich habe die Columbia Kurs nehmen lassen. Wir sollten in weniger als einer Stunde vor Ort sein.“, erstattete sie Bericht.
    ,,Verstanden. Informieren sie die Bereichsleiter und schicken sie der ,,Mufflon“ eine Bestätigung: Wir sind auf dem Weg“, gab der Captain zurück.
    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Khardim ist unser Äquivalent für Brüste oder eben Hintern.
    Schön anzusehen und man denkt gern daran
    Khardim ist offline

  20. #100
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Majonese Beitrag anzeigen
    "Stimmt was nicht mit dem Essen?"
    Rebecca hatte regungslos auf ihren Teller gestarrt und mit der Gabel lustlos in ihrem Gemüseauflauf herumgestochert und sie blickte bei der Frage ihres Vaters auf. Doch bevor sie antworten konnte, schlug sie mit einer Hand hart auf den Tisch und rief plötzlich lautstark: "SALZ!" Ihre Mutter zuckte neben ihr erschrocken zusammen. "Und Pfeff-...und Pff-f-f-fuck off! Buuuiieeeh! Äh...nein, Dad, es ist wirklich gut..."
    Das war nicht gelogen, er hatte wie üblich ein wirklich tolles Essen gezaubert, doch im Moment wurde ihr alleine schon bei dem deftigen Geruch des überbackenen Gemüses schlecht. Und obwohl ihr Magen am Knurren war, hatte sie nicht mehr als ein paar Bissen heruntergewürgt und versuchte nun gegen das Gefühl anzukämpfen, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
    Ihr Vater schaute sie einen Moment mit besorgter Miene an. "Du siehst auch ganz blass aus...ist alles in Ordnung?"
    "Jaja, alles gut..." Jetzt log sie aber. Und ihr war klar, dass ihre Eltern das auch bemerkten. "Naja, ist halt noch wegen der Strahlentherapie...", murmelte sie verdrossen.
    Die letzten fünf Tage hatte sie jeweils den kompletten Vormittag im Gesundheitszentrum von Tauranga verbracht. Jeweils mehrere Stunden am Stück war sie auf einer speziellen Liege fixiert worden und hatte hochdosierte Röntgenstrahlung, die auf ihren Kopf gerichtet war, über sich ergehen lassen. Mit Medikamenten sollten den unmittelbaren Nebenwirkungen der Strahlung entgegengewirkt werden, doch die wiederum hatten ihre eigenen Seiteneffekte und so war Rebecca schon seit Anfang der Woche wie im Delirium. Der Appetit war ihr vergangen und ihr Kreislauf, der ohnehin immer wieder schwächelte, war nun völlig durcheinander. Sie fühlte sich alt und gebrechlich.
    Eigentlich sollte sie sich glücklich schätzen, denn sie hatte vor einer Stunde ihre voraussichtlich letzte Sitzung hinter sich gebracht. Anders als früher konnte die Strahlentherapie nämlich sehr viel effizienter eingesetzt werden und so gehörten Behandlungsdauern von vielen Wochen der Vergangenheit an. Fünf Tage, fünf Sitzungen, das war alles, was sie ertragen musste. Nun würde sich bei der nächsten Untersuchung am kommenden Montag zeigen, ob ihr Hirntumor vollständig zerstört worden war.
    "Aber das war doch heute deine letzte Sitzung, nicht?", stellte ihre Mutter fest. "Das lässt ja dann alles bald wieder nach."
    Die aufmunternden Worte verfehlten ihre Wirkung völlig. Dass sie überhaupt diese Therapie über sich ergehen lassen musste war das, was ihr im Augenblick nämlich am meisten zu schaffen machte. Als wäre ihr Tourette nicht schon genug gewesen. Und Rebecca war klar, dass sie in einigen Jahren wieder zur Strahlentherapie musste. Und danach wieder...und wieder. Trotzdem erwiderte sie ihrer Mutter: "Jaah, schon...bestimmt..." Alles andere kam ihr zu weinerlich vor. "Hey! Schau mich an! Buuuiieeeh!"
    "Vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn du heute Abend lieber zuhause bleibst. Dich ein bisschen ausruhst, dann geht's dir morgen bestimmt schon wieder besser."
    Der Vorschlag ihrer Mutter löste bei ihr Empörung aus. "Was...? Ach was...ich...nee, so schlimm ist das auch nicht! Bis heute Abend geht's auch wieder", versicherte sie hastig, auch wenn es vermutlich nicht ganz stimmen würde. Doch das Letzte, was sie wollte war es, ihren Freunden auf den letzten Drücker doch noch absagen zu müssen. Sie versuchte sich ein wenig zusammenzureißen und schaufelte sich ein wenig von dem Gemüse in den Mund, doch kaum lag ihr das Essen auf der Zunge, schien sich ihr Magen umzudrehen und sie legte hastig die Gabel zur Seite.
    "Willst du eigentlich den Bus nehmen, oder soll ich dich fahren?", bot ihr Vater wie beiläufig an.
    "Ich nehme...ich nehme...Drogen! Hey! Jeden Tag! Ich nehme Drogen! Ich nehme...Drogen! Ich...fahre mit dem Bus, aber trotzdem danke..."

    "Das freut mich", meinte er mit einem Augenzwinkern und wandte sich wieder seinem Essen zu. "Heute Abend spielt nämlich Neuseeland gegen Japan in der WM-Quali, das will ich nicht verpassen!"
    Rebecca entfuhr ein kurzes Lachen. "Stimmt ja...wir brauchen doch nur noch einen Sieg, um uns zu qualifizieren, richtig?"
    Ihr Vater nickte. "Genau und wir hätte eigentlich gegen Irland schon gewinnen müssen, es war halt einfach ein bisschen Pech. Aber heute wird das locker hinkommen, obwohl Japan auch nicht schlecht spielt. Die haben immerhin seit über dreißig Jahren keine Weltmeisterschaft mehr verpasst..."
    Rebecca war froh über den Themenwechsel zum American Football. Zwar waren weder sie noch ihre Mutter sonderlich enthusiastische Gesprächspartner wenn es um Sport ging, doch es war besser als das x-te Gespräch über ihr Tourette und ihre. Und sie glaubte, ihr Vater sah das ganz ähnlich.


    Mit einem Blick auf die Uhr und einem leichten Pochen in ihrer Brust lief Rebecca auf die schwere Haustür zu. Sie war ein paar Minuten zu früh, da sie mit dem Bus gefahren war, doch sie rechnete nicht damit, dass Amaia sich darüber sonderlich beschweren würde. Vielmehr hatte sie aber Sorge, wer ihr die Tür öffnen würde.
    Sie hob die Hand, um die Klingel zu betätigen, doch stattdessen ruckte ihr Arm plötzlich nach oben und sie vergrub ihre Zähne in ihrem Handrücken. Es war ein harter und kurzer Biss, der zum Glück nicht ausreichte, um sie zu verletzen. Schmerzhaft war es dennoch und Rebecca schüttelte ihre Hand, bevor sie es noch einmal probierte.
    Tatsächlich war sie nun aber nicht mehr ganz so wackelig auf den Beinen wie noch vor einigen Stunden, auch wenn ihr noch immer die Nachwirkungen der Strahlentherapie und der begleitenden Medikamente in den Knochen steckte. Irgendwie hoffte sie einfach nur, den Abend einigermaßen zu überstehen und dann so schnell wie möglich nachhause zu kommen. Rückblickend wunderte sie sich ein wenig über ihre Zusage, doch natürlich lag es daran, dass ihr zuhause mittlerweile die Decke auf den Kopf fiel und eigentlich war sie auch froh, das Haus verlassen zu können.
    Ähnlich nervös wie beim letzten Mal drückte Rebecca den Knopf und hörte die bekannte Melodie im Inneren. Sie musste nicht lange warten und die Tür öffnete sich. "Hi!"
    "Hey!" Kaum erkannte Amaia, wer vor ihr stand, begrüßte sie ihre beste Freundin auch schon mit einer überschwänglichen Umarmung. "Ich hätte mir ja denken können, dass du früh dran bist. Komm rein!"
    Amaia führte sie nicht direkt nach oben auf ihr Zimmer, sondern zunächst in die Küche. Dort stand auf dem Tisch in der Mitte des Raumes ein Teller mit einer bräunlich-roten Suppe. "Ich war gerade noch am Essen", erklärte die junge Maori überflüssigerweise und setzte sich wieder, um ihre Mahlzeit hastig fortzuführen. Neben ihr auf dem Tisch stand ein aufgeklapptes Datapad, auf dem sie offenbar gerade durch ihren InSync-Feed gescrollt war. Während sie in Windeseile ihre restliche Mahlzeit verschlang, nickte sie in Richtung des halbleeren Topfes, der am Herd stand. "Du kannst dir auch noch was nehmen, wenn du magst. Ist auch kein Fleisch drin."
    "Äh...danke, ich hatte eben schon", lehnte Rebecca ab und schlug sich hart gegen die Schulter. Sie ließ ihren Blick in der Küche umherschweifen und bemerkte zwei leere Teller mit Suppenresten auf der Anrichte neben der Spüle. Offenbar hatten Amaias Mutter und Jordan bereits zu Abend gegessen. Die kleine Küche sah eigentlich noch ziemlich genau so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Verschiedene Dekorationen schmückten den Raum, von Blumenkränzen, Holzfiguren und Bildern bis hin zu einem großen Wandgemälde, das eine der Wände ausfüllte. Es bestand aus zahlreichen geometrischen Formen, die eine Art Schildkröte bildeten, welche von kreisförmigen Wellen umgeben war. Rebecca mochte diese traditionellen Malereien, denn man konnte zwischen all den abstrakten Schnörkeleien immer wieder neue Motive erkennen.
    Darüber hinaus bemerkte sie aber auch noch etwas anderes. Die Familienfotos, welche jahrelang neben der Küchentür an der Wand gehangen hatten waren restlos verschwunden. Und nicht nur die, welche Amaias leiblichen Vater zeigten, sondern auch alle anderen. Es waren einst sehr viele gewesen. Stattdessen war die Wand nun völlig kahl, was einen krassen Kontrast zum restlichen Raum darstellte.
    "Wie war eigentlich deine erste Woche im Harmony?", wollte Rebecca wissen.
    Amaia lächelte breit. "Richtig gut! Joey ist echt voll nett, er hat mir am Anfang die ganze Zeit noch geholfen und alles gezeigt und erklärt. Und gestern hatte ich meine erste richtige Schicht gehabt. Es macht wirklich Spaß!"
    Bei der Begeisterung in Amaias Stimme und dem Leuchten ihrer Augen, als sie von ihrer neuen Arbeit erzählte, konnte Rebecca unmöglich irgendetwas anderes fühlen, als sich aufrichtig für ihre beste Freundin zu freuen. "Ich muss unbedingt mal vorbeikommen, wenn du...wenn du...fuck off! Wenn du deine Tage hast! Wenn du arbeitest", sagte Rebecca mit einem Grinsen, auch wenn sie dabei unkontrolliert die Augen zusammenkniff. "Du kannst mir bestimmt ein paar Freigetränke ausgeben..."
    "Also Rebecca!", lachte Amaia mit gespielter Empörung. "So etwas hätte ich nicht von dir erwartet! Wird aber nichts, das wird alles elektronisch erfasst und wenn ich Getränke umsonst rausgebe, fällt das auf." Nachdem sie rasch die letzten Suppenreste ausgekratzt hatte, sprang Amaia auf und stellte ihren Teller achtlos auf die Anrichte. "So, jetzt können wir hochgehen..."
    In diesem Moment erklangen Schritte auf dem Flur und jemand betrat die Küche.
    Sofort erkannte Rebecca die Person als Haeata wieder. Doch selbst wenn sie die Frau in ihren späten Vierzigern nicht schon seit ihrer frühen Kindheit gekannt hätte, wäre ihr vermutlich sofort klar gewesen, dass es Amaias Mutter sein musste. Amaia sah ihr wie aus dem Gesicht geschnitten aus, fast wie eine jüngere Version derselben Person. Selbst ihre langen schwarzen Haare und die braunen Augen waren absolut identisch.
    "Oh...!" Haeata schaute einen Moment verwundert zu Rebecca und als sich ihre Blicke trafen, merkte die junge Frau, wie müde Amaias Mutter wirkte. Ihre Gesichtszüge waren schlaff, ihre Augen waren eingesunken und sie sah fast schon ein wenig kränklich aus.
    Einen peinlichen Moment lang standen sie sich einfach nur gegenüber und starrten sich an. Alles, was in den letzten Jahren passiert war und vor allem, was sie in den letzten Tagen und Wochen über Haeata gehört hatte, wirbelte nun plötzlich durch Rebeccas Kopf und sie wusste nicht so recht, wie sie sich fühlen sollte. Besorgt über ihren Zustand? Wütend darüber, wie sie ihre Tochter behandelte? Doch dann war es doch etwas anderes. Mehr aus einem Impuls heraus trat sie auf Amaias Mutter zu und umarmte sie.
    Nach einem kurzen Zögern erwiderte Haeata die Umarmung und ein breites Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. Für einen Moment erschien in ihren Augen ein Funken der Herzlichkeit und Wärme, die sie früher so oft gezeigt hatte. Sie trat einen Schritt zurück und musterte die beste Freundin ihrer Tochter. "Es ist echt schön, dich mal wieder hier zu sehen, Rebecca! Wie geht's dir?" Ihre krächzende Stimme klang ebenfalls ein wenig angeschlagen und die Worte schienen nur schwerfällig aus ihrem Mund zu kommen. Zudem glaubte Rebecca einen leichten Alkoholgeruch wahrzunehmen.
    "Äh...ganz gut", antwortete sie, ehe ihr Tourette fortfuhr. "Solange du nicht dabei bist! Hey! Fuck off! Ich liebe dich!" Dem Tic folgte ein heftiges Gesichtszucken.
    Haeata wirkte einen Moment ziemlich verschreckt von dem sehr plötzlich umschlagenden Gebaren der jungen Frau.
    "Tut mir leid!", sagte Rebecca hastig. "Das ist meine Krankheit, ich habe..."
    "Ach...ähm...ist schon in Ordnung", fing sich Haeata wieder, auch wenn sie ihr Gesichtsausdruck noch etwas anderes sagte. "Amaia hat mir schon davon erzählt. Wie hieß das nochmal...Tourette?"
    "Jaah, genau!" Mit einem erleichterten Seufzen schaute Rebecca zu Amaia rüber, die immer noch an der Anrichte stand und den Blick mit einem knappen Lächeln erwiderte.
    Das Wiedersehen mit Amaias Mutter war überraschend angenehm. Rebecca hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Haeata noch nach allem, was ihr Amaia über sie in den letzten Wochen erzählt hatte, noch so umgänglich sein konnte. Da war nicht die Spur einer Anfeindung, nicht die Spur einer ausfallenden Bemerkung oder eines hysterischen Ausbruchs. Haeata erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden, nach ihrem Studium, nach ihrer Krankheit und schien aufrichtig daran interessiert, wie sich die beste Freundin ihrer Tochter im Augenblick durch ihr Leben schlug. Tatsächlich war Rebecca so verwundert über das Gespräch, dass sie gar nicht so recht wusste, was sie ihrerseits ansprechen konnte.
    "Wie geht's euch denn so?", fragte sie schließlich und hoffte, dass sie damit nicht versehentlich ein angespanntes Thema anriss.
    Und wieder wurde sie überrascht. "Eigentlich...ganz gut", meinte Haeata, wenn auch etwas zögerlich. Sie seufzte leicht. "Naja, du weißt ja...es war nicht so einfach für uns in den letzten Jahren. Aber jetzt..." Sie warf einen kurzen Blick zu ihrer Tochter und setzte ein bemüht zuversichtliches Lächeln auf. "Es wird wieder."
    "Das...das...d-d-das f-f...Flamingo! Hey! Fuck off! Das freut mich!" Rebecca hoffte, dass trotz ihrer Tics rüberkam, wie aufrichtig sie das meinte.
    Immer noch ein wenig irritiert über die Symptome der jungen Frau, wandte Haeata ihre Aufmerksamkeit in Richtung der Küchenzeile.
    "Suchst du das hier?", wandte sich Amaia zum ersten Mal an ihre Mutter. Mit einer Hand griff sie nach einer Weinflasche, welche neben dem Herd auf der Anrichte stand und hielt sie ihrer Mutter entgegen.
    Für einen winzigen Augenblick sah Haeata sehr unangenehm berührt aus und fast schon wirkte es, als wolle sie es abstreiten. Doch schon einen Moment später nahm sie die Flasche an sich. "Danke dir", sagte sie, ihre Stimme ein wenig zittrig.
    Obwohl Amaias Mund den Anflug eines Lächelns zeigte, war der Blick ihrer Augen kalt und voller Abscheu auf den Alkohol gerichtet.
    "Ich nehme an, ihr wollt dann auch los?", warf Haeata die Frage in den Raum. Sie wusste offenbar, dass die beiden jungen Frauen heute noch weggehen wollten.
    "Erst in einer halben Stunde oder so", gab Amaia zurück und wandte sich an ihre beste Freundin und dieses Mal war das Grinsen auf ihrem Gesicht aufrichtig. "Wir müssen noch ein bisschen was vorbereiten..."
    "Ahh...okay. Und wann kommst du zurück?"
    Ihre Tochter zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Wird wahrscheinlich etwas später."
    Haeata nickte langsam. "Pass dann aber bitte auf, dass du nicht wieder so laut bist, wenn du heimkommst, okay? Wir schlafen dann schon."
    "Mach ich."
    Es war unheimlich zu sehen, mit was für einer betonten Höflichkeit die beiden miteinander sprachen. Für Außenstehende mochte es nicht so auffällig sein, doch Rebecca kannte die beiden lange genug, um die Behutsamkeit zu bemerken, mit der Mutter und Tochter ihre Worte wechselten. Es war wie eine Konversation auf Eierschalen.
    "Alles klar..." Einen Moment lang schwiegen sich die drei Frauen an. Haeata machte mit der Weinflasche in der Hand einen etwas peinlich berührten Eindruck. "Jaah...dann wünsche ich euch beiden viel Spaß. Haere ra!" Fast schon fluchtartig verließ sie die Küche und trat auf den Flur.
    "Ähm...e noho ra!" Rebecca blickte Amaias Mutter einen Moment hinterher, bevor sie im Wohnzimmer verschwand, dann warf sie ihrer besten Freundin einen fragenden Blick zu. "War das richtig?"
    "Mehr oder weniger", schnaubte Amaia belustigt. "Die Aussprache war etwas daneben. Komm, gehen wir hoch."


    Amaias Zimmer war zwar immer noch gefüllt mit diversem Kram, der einen Teil des Bodens ausfüllte, doch offenbar hatte die Bewohnerin damit angefangen, ein wenig zu entrümpeln. Ob Amaia die Sachen weggeworfen oder einfach in einen anderen Raum gestellt hatte, ließ sich auf den ersten Blick nicht sagen, doch es war auf jeden Fall schon deutlich gemütlicher als beim letzten Mal, dass Rebecca hier gewesen war.
    An der Fensterbank und den Wänden fanden sich nun auch wieder ein paar Dekorationen, darunter auch ein paar Stücke, welche Rebecca ihrer Freundin über die Jahre hinweg geschenkt hatte und die nun wieder etwas Farbe in das Zimmer brachten.
    Während sie das Durcheinander, das ihre Mutter und ihr Schwiegervater in den letzten Jahren hier hinterlassen hatten, nun nach und nach beseitigte, verbreitete Amaia nun ihrerseits ihre eigene Unordnung im Raum. Hinter der Tür lagen einige Paar Schuhe wild durcheinander, über der Bettkante hingen eine Jogginghose und einige Oberteile, auf dem Schreibtisch stand eine halbleere Wasserflasche und eine Schale mit Essensresten. Offenbar hatte Amaia auch angefangen, ihr Bücherregal wieder einzuräumen, war aber noch nicht fertig geworden und so türmten sich mehrere Bücherstapel im Raum verteilt auf.
    Rebecca mochte das. Diese leichte Schmuddeligkeit, die das Gefühl gab, dass hier tatsächlich jemand wohnte, ohne aber in völliges Chaos auszuarten. Es schien, als ob sich Amaia zuhause nun etwas besser zurechtfand. "Deine Mom war echt nett", stellte sie wie beiläufig fest, während ihre beste Freundin sich auf ihr Bett warf.
    "Jaah...manchmal ist sie schon in Ordnung..." Doch die plötzlich Härte in Amaias Blick verriet, dass die Wahrheit deutlich komplizierter war.
    "Und...glaubst du, dass ihr euch wieder...vertragen könnt?"
    "Keine Ahnung!", gab Amaia ruppig zurück. "Ich habe wirklich keine Lust jetzt darüber zu reden, okay?"
    "Fuck off! Hey! Ich liebe dich!" Rebecca seufzte leicht, doch sie wollte Amaia nicht weiter mit dem Thema belästigen und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. Um das Thema zu wechseln fragte sie schließlich: "Also...DnD...wie genau läuft das jetzt ab?"
    Amaias Laune besserte sich schlagartig. "Hast du dir die Links durchgelesen, die ich dir zugeschickt habe?", wollte sie wissen.
    Rebecca nickte langsam. Ihre beste Freundin hatte ihr das Regelwerk des Rollenspiels zugeschickt und es war, wie sie ursprünglich befürchtet hatte, ein kleines Buch gewesen. Gelesen hatte sie es, verinnerlicht...nicht unbedingt. "Um ehrlich zu sein...das war echt ein bisschen viel..."
    "Ach, das macht gar nichts!", meinte Amaia leichthin. "Hier...!" Sie schnappte sich ein Datapad von ihrem Schreibtisch und hielt es Rebecca hin. "Ich habe dir das Regelwerk nochmal hierdrauf kopiert. Dann kannst du zur Not auch immer was nachschauen. Oder du fragst uns einfach..."
    "Okay..." Rebecca nahm das Pad entgegen, fühlte sich aber nicht weniger überfordert mit der Vielzahl an Klauseln und Besonderheiten, welche das Spiel offenbar bereithielt.
    "Die meisten Regeln sind am Anfang auch nicht so wichtig und das meiste lernt man eh beim Spielen", versuchte Amaia sie zu beruhigen. "Viel wichtiger ist ja, was für einen Charakter du spielen möchtest! Also, hast du dir schon was überlegt?"
    Obwohl Rebecca noch nie in ihrem Leben Dungeons and Dragons oder irgendein vergleichbares Spiel gespielt hatte, wusste sie zumindest, dass die Figuren, die sich jeder Spieler ausdachte, Dreh- und Angelpunkt des Ganzen waren. Die Idee dahinter, dass man zusammen mit einer Gruppe an Freunden ein Abenteuer erlebte und dabei gegen Schurken und Monster kämpfte, klang ja ganz spannend. Nur fiel es ihr nicht leicht, sich einen Charakter auszudenken, den sie in so einem Abenteuer verkörpern sollte, denn sie war alles andere als vertraut mit klassischen High-Fantasy-Welten, in denen das Spiel stattfand. "Noch nicht so richtig", gab sie zu.
    "Halb so wild, wir können deinen Charakter ja zusammen machen." Voller Elan nahm Amaia ihrer Freundin das Datapad wieder aus den Händen und aktivierte es. Sie klickte ein paar mal hin und her und öffnete schließlich eine Datei, welche sich als sehr kompliziert anmutenden Steckbrief auf dem Holo-Display präsentierte. "Das hier ist dein Charakterbogen, den wirst du nachher noch brauchen. Vielleicht fangen wir zuerst mit der Klasse an...was willst du spielen?"
    "Ähm..." Zwar hatte Rebecca verstanden, dass es unterschiedliche Klassen mit jeweils einzigartigen Fähigkeiten gab, aber sie konnte sich trotzdem nur wenig unter den Bezeichnungen der unterschiedlichen Klassen vorstellen. Klar, ein Kämpfer war wahrscheinlich jemand, der mit Waffen kämpfen würde und Schaden austeilte, aber Wörter wie 'Paladin' oder 'Schurke' ließen sie in erster Linie mit Fragezeichen zurück. "Vielleicht irgendwas, das...das...d-d-das. Das! Was? Das! Fuck off! Irgendwas, das...anderen hilft? Also, so was Unterstützendes..."
    "Hm...du könntest auf jeden Fall Kleriker nehmen...oder Barde, wobei Barden als Klassen echt ziemlich scheiße sind! Waren sie wohl schon immer, seit den ersten Editionen..."
    "Äh...ja, dann vielleicht Kleriker. Hey! Ich liebe Kleriker! Das sind meine liebsten...meine liebsten...meine liebsten Vögel!"
    "Ist glaube ich auch ganz gut zum Einstieg", sagte Amaia ermutigend und trug auf dem Charakterbogen als Klasse 'Kleriker' ein. "Okay...und deine Rasse?"
    Rebeccas Kopf ruckte plötzlich nach vorne und sie kniff die Augen zusammen. "Flamingo! Flamingo, oh oh oh-woah!"
    "Ich glaube es gibt in dem Spiel keine Flamingo-Rasse", lachte Amaia.
    "Oh...schade..." Grinsend rieb sich Rebecca den schmerzenden Nacken. "Naja, ich hab mir die Liste mit den Rassen schonmal angeschaut, aber ich kann mit den meisten nichts anfangen...ich meine, was ist denn ein Ork?"
    "Naja ein Ork eben. Du weißt doch, so richtig große Brutalos, total stark und zäh und so", erklärte Amaia und untermalte die Beschreibung mit ausladenden Bewegungen ihrer Arme. "Ein bisschen wie Kroganer...nur etwas kleiner und hässlicher."
    "Hm...okay..."
    "Denk einfach an die Uruk-Hai aus Herr der Ringe!"

    Rebecca blinzelte verwirrt. "Die was aus was?"
    "Na...Herr der Ringe?"
    Sie konnte nicht anders, als den Blick ihrer Freundin ein wenig hilflos zu erwidern. "Äh...ist das ein Film?"
    Nun weiteten sich Amaias Augen und sie ließ entgeistert ihre Arme sinken. "Sag bloß...du kennst nicht die Herr der Ringe-Filme?"
    In Rebeccas Verstand regte sich etwas. Doch, den Titel hatte sie tatsächlich schon einmal gehört. "Warte! Die kamen doch vor zehn Jahren raus, nicht?" Und noch ein Detail über die Filme kam ihr wieder ins Gedächtnis: Social-Media-Shitstorms. "Aber die waren doch total schlecht, oder?"
    "Oh ja, die waren wirklich schlecht", bestätigte Amaia nachdrücklich. "Aber die meine ich gar nicht, das waren ja nur Remakes. Ich meine die Original-Filme. Sag mir nicht, dass du noch nie davon gehört hast!"
    "Ähm...ne, nicht wirklich. Sorry!"
    "Ich glaube das gerade nicht!" Es war gar nicht so leicht zu sagen, ob das Entsetzen in Amaias Stimme gespielt war oder echt. Vielleicht ein wenig von beidem. "Wie kann das sein, dass wir uns seit über fünfzehn Jahren kennen und du noch nie Herr der Ringe geschaut hast?"
    "Weiß ich doch nicht", lachte Rebecca über die Reaktion ihrer Freundin auf diese Enthüllung.
    "Das ist doch Allgemeinbildung! Ich meine, die Filme sind Weltklasse. Auch heute noch!" Nun war deutlich zu erkennen, dass Amaia ihre beste Freundin ein wenig aufzog und auf ihrer Unkenntnis herumritt. "Vor allem als Neuseeländerin musst du das doch kennen, die wurden immerhin hier bei uns gedreht!"
    "Als ob du alle Filme kennst, die irgendwann mal in Neuseeland gedreht wurden."
    "Tue ich gar nicht, nur die wirklich Guten", gab Amaia verschmitzt zurück. "Mal im Ernst, das müssen wir unbedingt nachholen. Da wirst du dich nicht rausreden können!"
    Rebecca grinste breit. "Wusste gar nicht, dass dir das so wichtig ist. Wichtig! Wichtig! Das ist wichtig! Wirklich w-w-w...fuck off! Ich habe einen Tumor!"
    Die Rasse für Rebeccas Charakter auszuwählen gestaltete sich schon etwas schwieriger, als die Klasse. Amaia erzählte ihr, dass sie mit ihrer Gruppe die aktuellste Version von Dungeons and Dragons spielte, die Galaxy-Edition, und ihr standen damit nicht nur eine ganz Reihe von exotischen Fantasy-Rassen zur Auswahl, Spieler konnten auch in die Rolle der verschiedenen Alien-Spezies schlüpfen, welche Teil der galaktischen Gemeinschaft waren. Einen Moment lang fand Rebecca die Vorstellung recht witzig, eine einfältige Kroganerin zu spielen, entschied sich dann aber doch schlicht für einen Menschen.
    Als nächstes musste sie ihre Charakterwerte auswürfeln.
    "Die bestimmen sozusagen, was dein Charakter gut kann und was nicht", erklärte Amaia. "Wenn dein Wert bei Intelligenz zum Beispiel sehr niedrig ist, dann ist dein Charakter eben auch ziemlich dumm. Oder wenn du einen hohen Geschicklichkeitswert hast, bist du sehr flink und agil."
    Rebecca war froh, dass ihre Freundin ihr mit all dem unter die Arme griff. Es war eigentlich nicht übermäßig kompliziert, aber ohne Hilfe hätte sie sicherlich die Hälfte aller Schritte vergessen. So musste sie etwa ihre Attributswerte auswürfeln und dann in ihren Charakterbogen eintragen, doch sie bekam noch Boni von ihrer Rasse dazu und konnte dann auch noch optionale Attributssteigerungen auswählen. Und an der Stelle hörte es nicht auf.
    Sie bekam außerdem Fähigkeiten, Trefferwürfel, Ausrüstung, musste eine Unterklasse auswählen und konnte dann aus einer endlos langen Liste aus Zaubersprüchen auswählen, die ihr Charakter sprechen können würde. Ja, Rebecca hatte sich das Regelwerk durchgelesen, doch das half ihr bei ihrer Auswahl nur bedingt. Woher sollte sie denn wissen, ob 'Mit Toten sprechen' jetzt ein besserer Zauber war als 'Magie bannen'? Letztlich machte sie einfach das, was ihr Amaia riet und so nahm ihr Charakterbogen nach und nach Gestalt an.
    Zuletzt musste sie sich auch noch einen Namen für ihre Figur überlegen. Zwar kamen von Amaia dafür auch ein paar Vorschläge, doch Rebecca wollte sich nicht mit doch eher willkürlich klingenden Fantasynamen wie 'Leora' oder 'Rhea' zufriedengeben. Bislang hatte sie bei der Erstellung ihres Charakters eigentlich nur abgenickt, was Amaia ihr geraten hatte, doch hier hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, wirklich eine eigene Entscheidung treffen zu können. Sie überlegte eine Weile hin und her und schaute sich Namenslisten im Extranet durch, bis ihr schließlich ein Name in den Sinn kam, der ihr gefiel. "Ich glaube ich nehme...Adeleide of Londor. Findest du der geht?"
    "Klingt fast schon adelig", grinste Amaia, doch ihr schien der Vorschlag zu gefallen. "Passt eigentlich ganz gut zu unserer Gruppe."
    "Wieso? Wie heißt denn dein Charakter?"
    "Nix."
    Die Zeit verging wie im Flug und ehe sich die beiden versahen, war schon eine halbe Stunde rum. Obwohl sich Rebecca die meiste Zeit über völlig überfordert fühlte und nicht genau wusste, was sie eigentlich machte, als sie Einträge wie 'Göttliche Macht fokussieren' in ihrem Bogen hinzufügte, hatte sie überraschend viel Spaß dabei. Das lag vor allem an der Begeisterung, mit der Amaia ihr versuchte das Spiel zu erklären und Fragen beantwortete. Die junge Maori war völlig aus dem Häuschen, dass ihre beste Freundin nach so vielen Jahren endlich auch mal das Hobby ausprobieren wollte, das ihr selbst so viel Freude bereitete. Und es war ansteckend.
    Eigentlich konnte Rebecca nicht so viel mit Spielen anfangen, in denen man Unmengen an Zahlenwerten und Statuseffekten umherjonglieren musste und auch das Fantasy-Setting des Spiels sprach sie nicht sonderlich an. Trotzdem war sie ein wenig neugierig geworden. Wenn sie sich nicht die ganze Zeit total ausgezehrt und benebelt fühlen würde, hätte sie vermutlich auch dem Regelwerk mit etwas mehr Aufmerksamkeit folgen können.
    Als der Charakterbogen letztlich ausgefüllt war, sagte Amaia: "Eigentlich könntest du dir jetzt auch noch eine Hintergrundgeschichte für deinen Charakter ausdenken. Also, wer ist deine Figur und woher kommt sie und so weiter. Das ist immer ganz nützlich, weil sich der Spielleiter dann überlegen kann, wie er dich besser in die Geschichte involvieren kann."
    Darauf konnte Rebecca nicht sofort reagieren, da sie damit beschäftigt war, mit zusammengekniffenen Augen die Laute eines aufgeregten Hundes nachzuahmen.
    "Aber Luca hat ja schon geschrieben, dass er sich zur Not schon etwas überlegt hat, falls du dir da nicht sicher bist", fuhr Amaia mit einem Blick auf die Uhr fort. "Wir könnten also schon los und den Rest dann noch mit Luca klären, wenn du willst."
    Rebecca war dankbar für das Angebot. Sich ihren Charakter auszudenken und vor allem für das Spiel vorzubereiten hatte schon einiges an Zeit gebraucht und ihr Kopf rauchte mittlerweile doch etwas. Da die Gruppe sich bei Luca zuhause treffen wollte, mussten sie noch ein Stück laufen. "Meinetwegen können wir schon los", stellte sie fest, steckte das Datapad ein und erhob sich von Amaias Bett. Augenblicklich begann das Zimmer um sie herum zu verschwimmen und wirre Farbschlieren erschienen vor ihren Augen. Reflexartig hielt sie sich an der Schreibtischplatte fest, als sie ins Wanken kam.
    Auch Amaia bemerkte es. "Alles okay bei dir?"
    "Äh...jaah, schon gut", winkte Rebecca ab und der Schwindel ließ nach ein paar Sekunden schon wieder nach.
    "Noch von der Strahlenbehandlung?"
    Rebeccas Antwort war ein leichtes Nicken, welches plötzlich in ein unkontrolliertes Zucken ihres Halses überging.
    Amaia erhob sich ebenfalls. "Hey, wenn's dir zwischendurch mal nicht gut geht und du eine Pause brauchst, musst du nur Bescheid sagen, okay?"
    "Alles klar..."
    "Und wenn du irgendwann man nicht mehr mitkommst, weil wir nur noch wie Nerds reden, dann lass uns das auch wissen."
    Bei diesen Worten lachte Rebecca auf. "Werde ich mit Sicherheit machen."
    Majonese ist offline

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