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  1. #221
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Sie atmete aus. Oder seufzte. Letztlich war es egal, es schien aus der Richtung eines schweren Herzens zu kommen, bevor sie die Augen wieder schloss und sich von der Welt abschirmte. Darauf achtete, wohin die Küsse reichten, nur um im richtigen Moment den eigenen Kopf zurück zu drehen und ihn zu erwidern. Alles fühlte sich viel zu natürlich an, als wäre es das normalste der Welt.

    Luci drehten ihren Körper weiter zu ihm. Dadurch, dass sie am Rande des Bettes saßen, nahm sie so ihr rechtes Bein angewinkelt auf die Matratze, bis sie ihm richtig gegenüber sitzen konnte. Ihn dabei nicht einmal aufhörte zu küssen.

    Und genau jetzt war da ein kurzer Gedankengang zurück zu den Gesprächen, bevor sie auf das Zimmer gekommen war. Erinnerungen daran, wie man ihr etwas wichtiges geraten hatte: Ihn klar zu machen. Oder abzuservieren. Beide Formulierungen kotzten sie deutlich an, ließen sie genau jetzt nochmal innehalten, obwohl sich ihr Körper ihm ein wenig weiter zugewandt hatte. Sie schnaubte abfällig, kaum von seinen Lippen gelassen, lachte so verzweifelt und schluchzend, wenigstens aber leise genug um es nicht noch seltsamer zu machen. Aber sie ließ den Kopf kurz hängen. Auch ihre andere Hand nunmehr an seiner Schulter.
    Fuck. Niemand hatte eine Ahnung wie das hier war. Und dann kam man mit diesen Bezeichnungen. Abservieren. Klarmachen. Als sei Leif nichts anderes gewesen als ein Stück Scheiße, dass man sich besser vom Schuh kratzte oder sich damit zu arrangieren versuchte. Luci wollte wütend sein. Wollte sich gegen all diese Vorurteile auflehnen, wollte zeigen, klar machen, JA, wie verdammt viel mehr sie beide immer gewesen waren. Auch wenn es jetzt eben nur noch zu einem traurigen Rest verkümmert war. "-...tut mir leid..", flüsterte sie, zog die Nase hoch, wagte es dann, wieder auf zu sehen und ihm einfach nur direkt in die Augen zu sehen. Die ebenfalls feucht waren. Aber so verdammt schön. So verdammt richtig.
    Er würde spüren, wie ihre Hand über die Stelle seiner Brust streichelte, auf die er sie gesetzt hatte. Es war was es war. Ein heiliger Ort.


    Der Schwede schüttelte bedächtig den Kopf. Nichts hiervon würde ihr leid tun müssen. Kein Zögern, keine Innehalten, kein Zweifel oder die Berührungen selbst, ganz egal was es war. Leif liebte jedes Bisschen was er von ihr bekam, jede Sekunde die sie ihm schenkte und jeden Moment, den sie über ihn oder sie beide nachdachte. Er küsste sie. Wieder. Und wieder. Nicht aufdringlich, ohne seine Zunge zwischen ihre Lippen zu schieben. Das hier hatte einen anderen Rhythmus. Wurde von leisen Tränen unterbrochen, Schluchzen, mal mehr und mal weniger präsent, es war einfach ein Teil hiervon und es machte nichts von alldem schlechter. Er spürte ihre warme Hand auf seiner Brust. Führte seine Hand, die zuvor auf ihrer gelegen hatte, an ihren Hals. Überall dort entlang, wo sie ihn aus irgendeinem erkennbaren Grund hinführte. Die Linie ihres Kiefers nachzeichnend, allein mit dem Daumen. Verirrte Strähnen über ihre Schultern schickend und schlussendlich landete er, nunmehr mit beiden Händen, am Reißverschluss ihres bereits offenen Kleides. Zog ihn leicht nach unten, ein paar Zentimeter. Hielt inne. Tat es dann wieder. Und verfing sich dabei kurz in ihrem Blick, um sie zu küssen, sie anzusehen und stumm zu fragen, ob sie sich hierauf wirklich einlassen sollten.
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  2. #222
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Der Schwede schüttelte bedächtig den Kopf. Nichts hiervon würde ihr leid tun müssen. Kein Zögern, keine Innehalten, kein Zweifel oder die Berührungen selbst, ganz egal was es war. Leif liebte jedes Bisschen was er von ihr bekam, jede Sekunde die sie ihm schenkte und jeden Moment, den sie über ihn oder sie beide nachdachte. Er küsste sie. Wieder. Und wieder. Nicht aufdringlich, ohne seine Zunge zwischen ihre Lippen zu schieben. Das hier hatte einen anderen Rhythmus. Wurde von leisen Tränen unterbrochen, Schluchzen, mal mehr und mal weniger präsent, es war einfach ein Teil hiervon und es machte nichts von alldem schlechter. Er spürte ihre warme Hand auf seiner Brust. Führte seine Hand, die zuvor auf ihrer gelegen hatte, an ihren Hals. Überall dort entlang, wo sie ihn aus irgendeinem erkennbaren Grund hinführte. Die Linie ihres Kiefers nachzeichnend, allein mit dem Daumen. Verirrte Strähnen über ihre Schultern schickend und schlussendlich landete er, nunmehr mit beiden Händen, am Reißverschluss ihres bereits offenen Kleides. Zog ihn leicht nach unten, ein paar Zentimeter. Hielt inne. Tat es dann wieder. Und verfing sich dabei kurz in ihrem Blick, um sie zu küssen, sie anzusehen und stumm zu fragen, ob sie sich hierauf wirklich einlassen sollten.


    Das Kleid gab kaum noch viel her. Etwas in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass sie dankbar dafür wäre es loszuwerden. Ihr Kopf wieder neblig, unfokussiert, die Sicht mit den Tränen glich sich daran an, es war als befänden sie sich in einer Traumblase die man nicht verlassen konnte. Alles schien zu viel. Zu viel von allem. Trotzdem zu wenig von jedem intimen, langsamen Kuss. Zärtlichkeiten tauschend wie die Trauer, die sichtlich über beide Gesichter rann. Sein letzter Blick war deutlich. Sie griff ihn auf, nahm auch ihr zweites Bein auf die Matratze und kniete schließlich schnell auf ihr. Kein richtiges Aufstehen, trotzdem fühlte sich ihr Kopf leicht und duselig an, ihr wurde schwindelig, was sie dazu verdammte sich direkt wieder an ihm festzuhalten, beide Arme um seinen Nacken, auf den Knien näher zu kriechen und zu ignorieren wie bei jeder, sehr langsamen Bewegung der kurze Rock des Kleides noch etwas höher wanderte. Sie schniefte leise, wischte sich mit dem Handrücken etwas aus dem Gesicht, bevor ihre Beine sich links und rechts seiner wiederfanden. Sie sich sehr nah waren. Und Luci zu ihm hinunter und in sein Gesicht sehen konnte, bevor sie sich ihm sanft entgegen lehnte und mit jeglicher Liebe in ihrem Körper erneut seine Lippen küsste. Das Kleid verlor mehr und mehr Halt. Unten wie oben, aber ihr schien es jetzt längst egal. Ihre Finger schoben sich in den Ansatz seiner Haare. Sie waren noch feucht vom Duschwasser, klebten sanft aber nicht zu sehr an ihm und färbte sein Blond etwas dunkler, fast bis in ein helles braun. Eine Träne, die sich aus ihren Augen ergoss, tropfte hinunter auf seine Wange und sie nahm es sich zur Aufgabe, sie wieder mit dem Daumen weg zu wischen. Und noch mehr zu weinen. Bei jedem Kuss gefühlt ein bisschen mehr. Es fühlte sich alles viel zu gut und viel zu perfekt an. Genau deshalb musste alles, letztlich, auch nur noch mehr weh tun als es schon ohnehin tat.
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  3. #223
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Das Kleid gab kaum noch viel her. Etwas in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass sie dankbar dafür wäre es loszuwerden. Ihr Kopf wieder neblig, unfokussiert, die Sicht mit den Tränen glich sich daran an, es war als befänden sie sich in einer Traumblase die man nicht verlassen konnte. Alles schien zu viel. Zu viel von allem. Trotzdem zu wenig von jedem intimen, langsamen Kuss. Zärtlichkeiten tauschend wie die Trauer, die sichtlich über beide Gesichter rann. Sein letzter Blick war deutlich. Sie griff ihn auf, nahm auch ihr zweites Bein auf die Matratze und kniete schließlich schnell auf ihr. Kein richtiges Aufstehen, trotzdem fühlte sich ihr Kopf leicht und duselig an, ihr wurde schwindelig, was sie dazu verdammte sich direkt wieder an ihm festzuhalten, beide Arme um seinen Nacken, auf den Knien näher zu kriechen und zu ignorieren wie bei jeder, sehr langsamen Bewegung der kurze Rock des Kleides noch etwas höher wanderte. Sie schniefte leise, wischte sich mit dem Handrücken etwas aus dem Gesicht, bevor ihre Beine sich links und rechts seiner wiederfanden. Sie sich sehr nah waren. Und Luci zu ihm hinunter und in sein Gesicht sehen konnte, bevor sie sich ihm sanft entgegen lehnte und mit jeglicher Liebe in ihrem Körper erneut seine Lippen küsste. Das Kleid verlor mehr und mehr Halt. Unten wie oben, aber ihr schien es jetzt längst egal. Ihre Finger schoben sich in den Ansatz seiner Haare. Sie waren noch feucht vom Duschwasser, klebten sanft aber nicht zu sehr an ihm und färbte sein Blond etwas dunkler, fast bis in ein helles braun. Eine Träne, die sich aus ihren Augen ergoss, tropfte hinunter auf seine Wange und sie nahm es sich zur Aufgabe, sie wieder mit dem Daumen weg zu wischen. Und noch mehr zu weinen. Bei jedem Kuss gefühlt ein bisschen mehr. Es fühlte sich alles viel zu gut und viel zu perfekt an. Genau deshalb musste alles, letztlich, auch nur noch mehr weh tun als es schon ohnehin tat.


    Zumindest für den Bruchteil einer Sekunde sah Leif sich entwaffnet. Unerwartet passierte so viel auf einmal. Sie war vor ihm. Das Gefühl ihrer warmen, ihn einrahmenden Beine waren rechts und links zu seinen, drangen durch den Stoff des Bademantels und ließ ihn die Fassung verlieren. Hatte er das nicht ohnehin längst? Seine Hände fanden wie zur Antwort wieder den Weg an ihren Rücken, gerade als Luceija diese Träne von seiner Wange tilgte, ihre Spur mit seinen Tränen mischte und ihn küsste. Er erwiderte jeden Einzelnen davon. Hielt sich an kurze Pausen, in denen er sie ansah. Sich rückversicherte und da rein gar nichts schien, womit sie ihn von sich schob. Oder umgekehrt.
    Der Blonde neigte seinen Kopf leicht in ihrem sanften Griff, küsste die Innenfläche ihrer Linken, während er mit der Eigenen vorsichtig an ihrem Kleid zog. Es war nicht der Hauch einer Anstrengung nötig, um den Stoff bis auf ihre Hüften stürzen zu lassen, was die Sizilianerin fast vollkommen entblößte. Wenigstens ihren Oberkörper. Die leicht gebräunte, bare Haut präsentierte sich ihm. Leif atmete schwer ein. Wieder aus. Schien seine Augen, die zwischen denen von Luceija und ihrem Oberkörper hin- und herwanderten, schier jeden Millimeter davon zu inspizieren zu lassen. Aufzusaugen, zu studieren wie ein perfektes Gemälde, das man würde nachzeichnen müssen. Er fasste sie nicht unterhalb ihrer Schultern an. Noch nicht. Tat es nur mit Blicken und ließ viel Geduld walten, viel Zeit, ihr diese Zeit, um sich hieran zu gewöhnen, während er immer wieder ihre zärtlichen Küsse erwiderte.
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  4. #224
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    Zumindest für den Bruchteil einer Sekunde sah Leif sich entwaffnet. Unerwartet passierte so viel auf einmal. Sie war vor ihm. Das Gefühl ihrer warmen, ihn einrahmenden Beine waren rechts und links zu seinen, drangen durch den Stoff des Bademantels und ließ ihn die Fassung verlieren. Hatte er das nicht ohnehin längst? Seine Hände fanden wie zur Antwort wieder den Weg an ihren Rücken, gerade als Luceija diese Träne von seiner Wange tilgte, ihre Spur mit seinen Tränen mischte und ihn küsste. Er erwiderte jeden Einzelnen davon. Hielt sich an kurze Pausen, in denen er sie ansah. Sich rückversicherte und da rein gar nichts schien, womit sie ihn von sich schob. Oder umgekehrt.
    Der Blonde neigte seinen Kopf leicht in ihrem sanften Griff, küsste die Innenfläche ihrer Linken, während er mit der Eigenen vorsichtig an ihrem Kleid zog. Es war nicht der Hauch einer Anstrengung nötig, um den Stoff bis auf ihre Hüften stürzen zu lassen, was die Sizilianerin fast vollkommen entblößte. Wenigstens ihren Oberkörper. Die leicht gebräunte, bare Haut präsentierte sich ihm. Leif atmete schwer ein. Wieder aus. Schien seine Augen, die zwischen denen von Luceija und ihrem Oberkörper hin- und herwanderten, schier jeden Millimeter davon zu inspizieren zu lassen. Aufzusaugen, zu studieren wie ein perfektes Gemälde, das man würde nachzeichnen müssen. Er fasste sie nicht unterhalb ihrer Schultern an. Noch nicht. Tat es nur mit Blicken und ließ viel Geduld walten, viel Zeit, ihr diese Zeit, um sich hieran zu gewöhnen, während er immer wieder ihre zärtlichen Küsse erwiderte.


    Kühle Luft fing sie ein. Dabei waren es sommerliche Temperaturen am Tag gewesen, fast schon heiß, aber wenn man Palermo für gegeben hielt, war wohl jede Temperatur in und um London die bitterste Kälte. Man sah, wie ihre Haut eine Gänsehaut ausbildete, sich winzige Härchen sanft aufstellten. Könnte es davon kommen oder von der zärtlichen, verderbenden Anspannung - es war nicht so ganz klar und würde beides ähnlich zum Vorschein kommen.
    Sie fing seinen Blick. Ihr eigener wirkte eine Spur unsicher. Beschämt vielleicht. Irgendwie eigenartig, während sie diese unerbitterlichen Tränen weinte und so verdammt fertig mit der Welt aussah.
    Zeit war ein Faktor den sie hier auskosteten. Den man wohl brauchte, nach all der Hektik und allem, was passiert war. Der einzige Faktor, der etwas sanftmütiges in diese Zweisamkeit brachte, nicht aber ihre Tragik entriss, weil alles so endlich wirkte. Kurz vor dem Aus. Kurz vor dem Ende. War es ein Ende wenn das Ende bereits zurücklag?
    Ihre Finger rutschten an seinem Nacken unter den doppelt vernähten Saum des dünnen Baumwoll-Bademantels. Bereits leicht geöffnet, nur soweit, dass er ihre Hand auf der Brust auf Herzhöhe hatte platzieren können, nicht weiter. Sie streifte seine Schultern. Schob den Stoff beiseite, wobei er ähnlich wie bei ihrem Kleid keinen großen Widerstand darstellte. Rasch fiel ihm der Stoff bis zur Hüfte und alles, was sie tat, war sich an ihn zu lehnen. Ihn mit beiden Armen zu umarmen, die eigene Haut an seiner zur spüren, die Wärme aufzunehmen und den Kopf instinktiv in seinen Nacken zu legen. Ihn einzuatmen. Zu riechen, wie er nach Dusche duftete, nach ihm, nach dem verdammt einzigen Leben dass sie noch brauchte. Ihr Atem traf ihn mehrmals, fast unentwegt. Und ihre Umarmung wurde enger, weil selbst ihr eigenes Gewicht ihr schon zu viel wurde und sie sich setzte. Vorsichtig. Die Luft wegen der Verletzungen scharf einsog, die Augen noch einmal zukniff und schluchzte. Jede Sekunde schien etwas neuer ihren Geist zu penetrieren. Ihr schlechte Gedanken einschleusen zu wollen, wie die Erinnerungen an diesen Duft, den sie vor wenigen Tagen auf seiner Haut oder Kleidung hatte erkennen wollen. Oder war es im Wagen? Oder haftete er bereits überall? Es war als erinnere sie sich schrittweise, warum sie in dieser Misere steckten. Aber es machte ihre Umarmung nur noch enger. Bis sie sich an ihn klammerte, als befürchtete sie, dass er ansonsten wegliefe. Und der nächste Schwall Tränen über sie hinwegrollte wie die bekannten Wellen der tyrrhenischen Meeres.
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  5. #225
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    Kühle Luft fing sie ein. Dabei waren es sommerliche Temperaturen am Tag gewesen, fast schon heiß, aber wenn man Palermo für gegeben hielt, war wohl jede Temperatur in und um London die bitterste Kälte. Man sah, wie ihre Haut eine Gänsehaut ausbildete, sich winzige Härchen sanft aufstellten. Könnte es davon kommen oder von der zärtlichen, verderbenden Anspannung - es war nicht so ganz klar und würde beides ähnlich zum Vorschein kommen.
    Sie fing seinen Blick. Ihr eigener wirkte eine Spur unsicher. Beschämt vielleicht. Irgendwie eigenartig, während sie diese unerbitterlichen Tränen weinte und so verdammt fertig mit der Welt aussah.
    Zeit war ein Faktor den sie hier auskosteten. Den man wohl brauchte, nach all der Hektik und allem, was passiert war. Der einzige Faktor, der etwas sanftmütiges in diese Zweisamkeit brachte, nicht aber ihre Tragik entriss, weil alles so endlich wirkte. Kurz vor dem Aus. Kurz vor dem Ende. War es ein Ende wenn das Ende bereits zurücklag?
    Ihre Finger rutschten an seinem Nacken unter den doppelt vernähten Saum des dünnen Baumwoll-Bademantels. Bereits leicht geöffnet, nur soweit, dass er ihre Hand auf der Brust auf Herzhöhe hatte platzieren können, nicht weiter. Sie streifte seine Schultern. Schob den Stoff beiseite, wobei er ähnlich wie bei ihrem Kleid keinen großen Widerstand darstellte. Rasch fiel ihm der Stoff bis zur Hüfte und alles, was sie tat, war sich an ihn zu lehnen. Ihn mit beiden Armen zu umarmen, die eigene Haut an seiner zur spüren, die Wärme aufzunehmen und den Kopf instinktiv in seinen Nacken zu legen. Ihn einzuatmen. Zu riechen, wie er nach Dusche duftete, nach ihm, nach dem verdammt einzigen Leben dass sie noch brauchte. Ihr Atem traf ihn mehrmals, fast unentwegt. Und ihre Umarmung wurde enger, weil selbst ihr eigenes Gewicht ihr schon zu viel wurde und sie sich setzte. Vorsichtig. Die Luft wegen der Verletzungen scharf einsog, die Augen noch einmal zukniff und schluchzte. Jede Sekunde schien etwas neuer ihren Geist zu penetrieren. Ihr schlechte Gedanken einschleusen zu wollen, wie die Erinnerungen an diesen Duft, den sie vor wenigen Tagen auf seiner Haut oder Kleidung hatte erkennen wollen. Oder war es im Wagen? Oder haftete er bereits überall? Es war als erinnere sie sich schrittweise, warum sie in dieser Misere steckten. Aber es machte ihre Umarmung nur noch enger. Bis sie sich an ihn klammerte, als befürchtete sie, dass er ansonsten wegliefe. Und der nächste Schwall Tränen über sie hinwegrollte wie die bekannten Wellen der tyrrhenischen Meeres.


    Es hatte viele Enden dieser Beziehung gegeben und vielleicht war das hier eines davon. Wenn auch ein viel Sanfteres. Lautloseres. Aber nicht weniger schmerzhaft. Leif erwiderte ihre Umarmung. Spürte ihre nackte Haut auf seiner, wieder die Wärme, die sie ihm schenkte, als er sein Gesicht in den Strähnen ihrer schwarzen Haare vergrub. Für ihn gab es keine Welt, in der er das hier nicht mehr durfte. Es lag jenseits seiner Vorstellung, obgleich diese Bedrohung längst so real war. Es ging nicht. Er konnte nicht auf das hier verzichten, so wenig wie man sich vorstellen konnte den wichtigsten aller Menschen im Leben zu verlieren. Die Welt endete dort. Alles würde aufhören sich zu drehen und nie wieder vollends in Gang kommen. Er musste es erhalten. Spüren. Für sich beanspruchen. Seine Lippen küssten ihre zarte Haut, überall dort wo er sie erreichte. Ihr Hals, ihre Schultern, schließlich brachte er Platz zwischen sie, küsste ihr Schlüsselbein. Badete in ihrem Geruch und vergoss Tränen darauf, als ihm die Endlichkeit dieser Erfahrung wieder gegenüberstand.

    Leif sah sie an. Nicht ungern, aber mit diesem Unterton, der seinen Schmerz kundtat. Seine Hände rutschten an ihre Hüften, gleich dort wo die Reste ihres Kleides weilten, umfassten sie und hoben Luceija mühelos auf die Füße. Entließen sie nur langsam. Er folgte ihr. Dicht an sie geschmiegt, als gäbe es keinen Platz für Distanz in diesem Raum. Das Kleid verabschiedete sich vollends von ihrem Körper und hinterließ sie, nur noch bedeckt von ihrem Slip. Er legte seine Hände ein weiteres Mal in ihren Nacken, überstreckte ihren Kopf leicht und küsste sie wieder. Dieses Mal weniger flüchtig. Seine Tränen trafen ihr Gesicht, er wischte sie davon, die nächste nahm den Platz ein. Seine Finger waren längst tief in ihr Haar gegraben, hielten sie. Es war eine eigenartige und doch einzigartig perfekte Mischung. Sie ließen sich Zeit, als gehöre sie ihnen höchstselbst. Weinten und teilten diese Nähe zueinander. Wollten einander, was sehr deutlich schien, seit Leif diesem Bademantel entstiegen war und sich dabei voll entblößt hatte. Luceija gegenüber empfand er nie so etwas wie Scham, nicht in dieser Hinsicht. Sie konnte zweifellos alles von ihm haben.
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  6. #226
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    Es hatte viele Enden dieser Beziehung gegeben und vielleicht war das hier eines davon. Wenn auch ein viel Sanfteres. Lautloseres. Aber nicht weniger schmerzhaft. Leif erwiderte ihre Umarmung. Spürte ihre nackte Haut auf seiner, wieder die Wärme, die sie ihm schenkte, als er sein Gesicht in den Strähnen ihrer schwarzen Haare vergrub. Für ihn gab es keine Welt, in der er das hier nicht mehr durfte. Es lag jenseits seiner Vorstellung, obgleich diese Bedrohung längst so real war. Es ging nicht. Er konnte nicht auf das hier verzichten, so wenig wie man sich vorstellen konnte den wichtigsten aller Menschen im Leben zu verlieren. Die Welt endete dort. Alles würde aufhören sich zu drehen und nie wieder vollends in Gang kommen. Er musste es erhalten. Spüren. Für sich beanspruchen. Seine Lippen küssten ihre zarte Haut, überall dort wo er sie erreichte. Ihr Hals, ihre Schultern, schließlich brachte er Platz zwischen sie, küsste ihr Schlüsselbein. Badete in ihrem Geruch und vergoss Tränen darauf, als ihm die Endlichkeit dieser Erfahrung wieder gegenüberstand.

    Leif sah sie an. Nicht ungern, aber mit diesem Unterton, der seinen Schmerz kundtat. Seine Hände rutschten an ihre Hüften, gleich dort wo die Reste ihres Kleides weilten, umfassten sie und hoben Luceija mühelos auf die Füße. Entließen sie nur langsam. Er folgte ihr. Dicht an sie geschmiegt, als gäbe es keinen Platz für Distanz in diesem Raum. Das Kleid verabschiedete sich vollends von ihrem Körper und hinterließ sie, nur noch bedeckt von ihrem Slip. Er legte seine Hände ein weiteres Mal in ihren Nacken, überstreckte ihren Kopf leicht und küsste sie wieder. Dieses Mal weniger flüchtig. Seine Tränen trafen ihr Gesicht, er wischte sie davon, die nächste nahm den Platz ein. Seine Finger waren längst tief in ihr Haar gegraben, hielten sie. Es war eine eigenartige und doch einzigartig perfekte Mischung. Sie ließen sich Zeit, als gehöre sie ihnen höchstselbst. Weinten und teilten diese Nähe zueinander. Wollten einander, was sehr deutlich schien, seit Leif diesem Bademantel entstiegen war und sich dabei voll entblößt hatte. Luceija gegenüber empfand er nie so etwas wie Scham, nicht in dieser Hinsicht. Sie konnte zweifellos alles von ihm haben.


    Zittriger Atmen. Erneut. Dann war da kurz nichts. Kurz kein Atem, weil er scheinbar in ihren Lungen stecken blieb. Dieser Moment gehörte niemand anderem als nur ihnen beiden, selbst wenn man sie hier erwischt hätte, dann hätte das hier keiner nehmen können. Es war eine Sache einfach körperlich nackt voreinander zu stehen. Was spielte das auch noch für eine Rolle? Jeder kam nackt auf die Welt, prüde hin oder her, und würde auf dieselbe Weise auch wieder verschwinden. Das hier bedeutete es, tatsächlich 'nackt' voreinander zu sein. Offen. Komplett offen und bar, komplett geöffnet, als wäre der Blick ins tiefste Innere machbar. Und das hatte etwas einzigartiges. Etwas perfektes in all der Scheiße.

    Sie küsste ihn intensiver, nicht weniger langsam. Driftete immer wieder ab, über die Wange, wieder zurück. Immer wieder stahlen sie die Tränen des anderen, immer wieder erklang ein Schluchzen. Lucis Hände wanderten. Hielten sich an seiner Hüfte weil es am angenehmsten und nahesten war, strichen den Rücken hinauf bis zu den Schultern und überstreckte permanent den Nacken weil sie ihn anders nicht erreichte. Selbst auf Zehenspitzen.

    Niemals weinte sie so viel bei etwas so intimen wie diesen Momenten. Nie. Aber sie hatte auch nie in ihrem Leben so viel verloren.
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  7. #227
    #16  Avatar von Forenperser
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    ***

    "Welch wundersame Lande!" sprach Yeboia voller Staunen. "Nie hätte ich erträumt jenseits der großen Wüste solch Wunder zu finden."
    Und er ergriff die Hand des Mannes, welcher den selben Weg wie er entlang lief, und er fragte: "Mein Freund, so warte und sage mir: Wer sind die Deinen und woher nehmen Sie ihre Stärke?" Da sah der Mann ihn an, lächelte warm und sprach: "Die Meinen, oh Fremder, sind Diener der Geister. Sie erfreuen sich an unseren Gebeten und geben uns alles was wir brauchen."
    "Der Geister?" sprach Yeboia da erstaunt. "Hat nicht der Große Geist unser Volk vor vielen Jahrhunderten verlassen? Als wir uns weigerten seine Tyrannei weiter hinzunehmen?" "Nicht der Große Geist." sprach da der Mann wieder, welcher sich Ezinus nannte "Er ward nicht der einzige seiner Art. Doch in seiner Gier und seinem Hybris verbannte er die anderen Geister, weil er die Gebete unseres Volkes für sich allein wollte. Doch an dem Tag seiner Verbannung kehrten sie alle wider. Und sie sind nicht so wie er es war. Sie fordern nicht. Nicht eine Seele wird gezwungen ihnen zu dienen. Doch jene die es tun werden von ihnen belohnt."
    Und ohne sie zu sehen spürte Yeboia auf einmal die Macht, welche Ezinus erfüllte, und Bewunderung erfüllte ihn.

    ***


    "Nein, Sie haben mich ganz richtig verstanden."
    Decius Vhan beobachtete seinen sich stetig füllenden Posteingang während er weiter sprach. "Die Gala wird im Imperiale stattfinden. Im gesamten Imperiale."
    Die Stimme fand zunächst ihre Worte nicht. "Wie haben Sie die Mittel gefunden - "
    "Das ist nicht von Belang." unterbrach der alte Turianer ihn unwirsch. "Ich sende Ihnen anbei die bereits eingegangen Interessensbekundungen und füge Sie anschließend dem Verteiler hinzu, den es werden stündlich, minütlich mehr. Zuerst kümmern Sie sich um die Einladungen, dann geht es an die Animation."
    Auch hier war die Auswahl bereits mehr als breit gefächert. "Ich will, dass Sie Syren Vox's Gala im Amber Veil Hotel wie eine drittklassige Hinterhoffeier aussehen lassen." Mit einem Klick leitete er alle Nachrichten weiter. "Oh und....verschicken Sie seine Einladung zuletzt."
    Die Anweisungen waren verteilt, es gab nichts mehr zu sagen. Also beendete er das Gespräch und nahm sofort den eingehenden Anruf an.
    "Ja." "M-Mister Vhan....ich habe getan was Sie verlangt haben....es war nicht leicht....aber das Imperiale steht Ihnen zu Verfügung.....voll und ganz.....o-ohne Störungen.....
    "Sehr gut. Ich wusste Sie sind ein vernünftiger Mann." In aller Ruhe nahm Decius einen Schluck aus seinem Glas und besah sich dann das Bild auf seinem Screen genauer. "Sie haben eine sehr hübsche Tochter, Lesun." Angsterfülltes, schnapphaftes Atmen und unverständliches Stottern war die Antwort. "Ich bin froh, dass sich dieser Umstand nicht ändern muss."
    Sämtliche Figuren befanden sich nun in Position für den nächsten Zug.
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  8. #228
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    Qatars Kiefermandibeln zuckten wütend. Seine gelben Augen fixierten die Asari, die am gewölbt designten, hellweißen Tisch vor ihm saß. Er bemerkte zwar, wie elend sie aussah, wollte es aber in diesem Moment bewusst ignorieren.
    Sie sind ein Spectre. Ich dachte immer, dass Spectre die höchste Instanz der Gerechtigkeit sind“, fauchte er. „Dienen und Beschützen in seiner reinsten Form!“ Seine geballter Faust fuhr krachend auf die Tischplatte nieder. „Nach all den Kämpfen und den Toten wollen Sie Decius Vhan einschüchtern? Ihn dezent befragen?“, schrie der Turianer. Die letzten Stunden, die Tage seit der Rückkehr von Sur’Kesh waren für ihn zu einer Geduldsprobe geworden. Vhans Spendengala stand kurz bevor; Geld, dass sich der gierige Bastard in die eigene Tasche stecken und sein Projekt finanzieren wollte. Qatar fiel auf, wie wenig er sich um die unedlen Motive und die schreckliche Wahrheit dahinter kümmerte, die Decius Vhan antrieben. Er hatte seine eigene Motivation und Seeva T’Saari begann, ihn zu enttäuschen. Ihr Äußeres passte gut zu dem, wie er sie sah: Dunkle Ringe unter den sonst so wachen Augen, ihr Atem ging unregelmäßig und schien sogar zu rasseln. Vielleicht war sie doch keine Kämpferin, sondern eine ausgezehrte Löwin, die den Menschen so stolz als Symbol dienten und letztlich doch schwächelten. Seevas Augen flackerten.

    Vhan wird bezahlen. Er muss“, sagte sie, aber sie klang dabei in den turianischen Ohren nicht mehr so überzeugt wie dereinst. Qatar fluchte innerlich. Er hätte Vhan erschießen sollen, hätte es gekonnt, als der arrogante Patriarch das Hotel van Zans verlassen und siegestrunken seines Weges gezogen war. Er hätte sein erbärmliches Leben problemlos ausradieren können und hatte es doch nicht getan, weil die Spectre andere Pläne hatte. Eine Anlage anzugreifen oder einem billigen Kriminellen gleich batarianische Piraten für Überfälle anzuheuern, das war nicht der Kampf, den Qatar wollte; den er brauchte. T’Saari sah Erfolge, wo keine waren.
    Jeden Abend trank Qatar billigen Fusel und versuchte sich die Gesichter der Turianer und Salarianer vorzustellen, die er auf Sur’Kesh ausgelöscht hatte – es gelang ihm nicht. Er sah immer nur die verzerrte, hasserfüllte Miene seines alten Feindes vor sich. Bei jedem abgefeuerten Projektil, bei jedem zerberstenden Kopf stellte er sich vor, wie Decius Vhans Leben zersprang wie ein heruntergefallenes Glas.

    Wenn Sie mich auf Ihrer Seite halten wollen, dann schnappen Sie sich Ihre Schrotflinte und… Commander?
    Seevas Blick verschwamm. Langsam, ganz langsam, als bewege sie sich in Zeitlupe, sackte ihr Kopf auf die Brust. Dann kippte sie vornüber.
    Commander!“, rief Qatar nun hörbar erschrocken. Sein Zorn war plötzlich wie verflogen. Er hörte ihr gurgelndes Atmen, raste um den Tisch und packte ihren erschlafften und damit merkwürdig verletzlichen Körper und hob ihn mühelos hoch, ehe die Asari vom Stuhl fallen würde.
    Odessa!“, rief er in die Eingeweide der Wohnung. Die Attentäterin, die sich vornehm zurückgehalten hatte, kam um die Ecke. Ihr Gesicht spiegelte Panik, als sie die Asari rücklings auf dem Boden liegend vorfand.
    Ist hier irgendwo ein Medigelspender?“, fragte Qatar. Odessa verschwand, kam sofort mit leuchtendem Universalwerkzeug wieder und kniete sich neben sie.
    Wenn sie stirbt…
    Sie wird nicht sterben“, beharrte Qatar, ohne sich der Sache auch nur ansatzweise sicher zu sein. Die Zeichen standen eher auf das Gegenteil, als T’Saari ein erstickendes Husten von sich gab.
    Wenn sie stirbt und Sie Schuld daran haben, lasse ich Sie leiden, Qatar!“, erklärte Odessa. Ihre Stimme verlieh der Drohung wenig Ausdruck. Sie war schwach und flatterhaft, weinerlich.
    Sie stirbt nicht“, wiederholte Qatar knurrend. Sollte dem so sein, würde er Odessa wohl oder übel noch vor Ort den schlanken Hals umdrehen müssen. Die Attentäterin hatte etwas Psychopathisches an sich und er würde nicht den Rest seines Lebens einen Schuss in den Hinterkopf fürchten wollen.

    Odessa injizierte der Spectre das Medigel, das in die Poren und Fasern ihres Körpers eindrang und diesen dazu zwang trotz aller Schmerzen am Leben zu bleiben.
    Sie hat hier irgendwo ein biotisches Rettungsset“, sagte die Menschenfrau, sprang auf und rannte in Richtung der Wohnräume der Asari. Qatar neigte den Kopf und lauschte dem rasselnden, sich aber langsam regulierenden Atem. Schon kam die Attentäterin zurück. Sie drückte Seeva eine metallene, übel aussehende Nadelapparatur in den Hals. Nanobots, programmiert auf die Heilung biotisch aktiver Lebewesen.
    Das wird sie am Leben halten. Gute Idee“, sagte Qatar. Er sah, wie sich Odessa eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    Geht es Ihnen gut?“, fragte er vorsichtig. Sie nickte knapp.
    Was jetzt?
    Ich habe eine Idee. Aber es muss schnell gehen…
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  9. #229
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    Oh man, Sie sehen aus wie ein ungemachtes Bett“, sagte Charis und bot der Asiatin mit der freundlichen Kuchenschachtel Einlass auf die Renacimiento. Nicht, dass die Asari, die gerade zehn Stunden am Stück geschlafen hatte, wesentlich frischer aussah. Das rabiate Klopfen an der Außenhülle ihres Schiffes hatte sie aus einem angenehmen Traum, in dem ein glasklarer Pool eine Rolle spielte, gerissen. Ihr Outfit war ihrem Status angepasst: eine Hose, offene Stiefel und ein enganliegendes, schwarzes Tanktop, dass dieselbe dunkle und wie aufgemalte Intensität auf der blauen Haut hatte, wie das Drachen-Tattoo auf Charis‘ Unterarm.

    Die Schmugglerin warf ihrer Natur entsprechend einen verschwörerischen Blick nach rechts und links, dann schloss sie die Pforte. Yuika hatte ihren Weg zum kleinen, runden Tisch gefunden. Charis argwöhnte, dass sie das Innere des Schiffes also schon kannte. Vermutlich hatte sie selbst die Kaffeemaschine installiert. Vor dieser kam Charis nun zum Stehen, rieb sich die Hände und sagte: „Dann wollen wir mal.“ Sie öffnete ein magnetisches Fach direkt neben der Maschine und eine geöffneter Sack Kaffeebohnen kippte ihr entgegen. Klimpernd fielen die geröteten Bohnen auf den stählernen Fußboden, während Charis sich bemühte die offene Packung in Balance zu bringen. Das Malheur war kein Wunder, hatte die Asari den kleinen Aufbewahrungsschrank über und über mit Packungen aller Farben vollgestopft, alle gefüllt mit Kaffee unterschiedlichster Herkunft, mancher im Stück, mancher gemahlen.

    Die Asari fluchte bewundernswert viele Flüche, während unter ihren Stiefelsohlen die Bohnen knirschten. Yuikas Blick, die belustigt zur ihr herübersah, falsch deutend erklärte sie: „Ich habe echt nicht gewusst, was für einen Kaffee man da nimmt. Das Extranet ist voll von Angeboten und Tipps und irgendwelchen Leuten, die sich ‚Espressonisten‘ nennen und über die genaue Art des Mahlhergangs in Foren austauschen.
    Das Ende vom Lied war, dass Charis aus Überforderung Kaffee im Wert von achthundertdreiundfünzig Credits online und auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte, von dem zumindest der illegal erworbene den Faden Beigeschmack von synthetischer Herstellung hatte. „Und das, obwohl auf der Packung ein alter Mensch mit einem Esel ist“, empörte sich die Schmugglerin, die die Ironie der Situation nicht erkannte.
    Offenbar hatte die Asari zudem trotz besseren Wissens versucht, Bohnen mit dem Griff ihrer Predator zu zerschlagen und in das Fach für gemahlenen Kaffee zu schütten, was zu einer Verstopfung des Mahlwerks führte, welches erst unter dem Einsatz von viel Medigel wieder gangbar wurde. Schließlich aber funktionierte die Maschine wieder und aufgrund einer zweistündigen sowohl automatisierten wie auch manuellen Reinigung wieder wie neu. Diese Odyssee sah man dem Vollautomaten weder an, noch hatte sie geschmackliche Spuren hinterlassen.

    Charis, die sich nach diesem unschönen Abenteuer doch das Bedienungsvideo angeschaut hatte, servierte ihrem Gast eine Tasse frischgebrühten Kaffee aus Indien.
    Milch und Zucker“, sagte sie und stellte einen Liter Kunstmilch sowie ein Paket vakuumversiegelten Bruchzucker auf den Tisch, ehe sie sich setzte. Die Kaffeemaschine und die Gastlichkeit, die sie auf die Renacimiento gebracht hatte, waren Charis‘ hauseigener Stolz geworden, dem sie auf schon fast spießerartige Art und Weise eiferte.

    Sie haben also Informationen über Ihren Schmuggler? Interessant. Der Name sagt mir etwas.“ Die Asari rief auf ihrem Omnitool das Verzeichnis der Schiffe auf, denen sie im Laufe ihrer Karriere begegnet war und deren Schiffs-ID auf der Renacimiento gespeichert wurden. Das diente vornehmlich der Identifikation der verschiedenen Strafvollzugsbehörden, die in der Galaxie existierten und keinesfalls überall gleich aussahen.
    Sie entdeckte die Karadaan in einem Eintrag von vor über sieben Jahren. Damals hatte das Schiff noch einem quarianischen Piratenkapitän gehört, dessen Mannschaft mehrheitlich aus reparierten Mechs bestanden hatte. Der Weg der Renacimiento und der Karadaan hatten sich damals im All gekreuzt, es war aber bei der zugesicherten gegenseitigen Vernichtung geblieben. Der Name war trotz des Besitzerwechsels gleichgeblieben. Charis rief die dürftigen Daten über die Karadaan auf und spielte sie auf einen Holobildschirm auf der Tischplatte. Der rechte Antrieb des Schiffs steckte nun zwar in einer Kaffeetasse, dennoch war es ein grobes Abbild.
    Also, was haben wir?“, fragte die Schmugglerin und machte sich damit unbewusst mit einer Sache gemein, die ihr mehr Schwierigkeiten als ohnehin schon einbrocken konnte.


    Yuika hatte sich zielsicher den Weg zum kleinen Tisch gesucht, wo auch die Kaffeemaschine schon wartete. Sie kannte das Innere des Schiffes noch recht gut. Schließlich war es gar nicht so lange her das sie und Airi über die Bezüge gefachsimpelt hatten, welche sie für das Cockpit ausgesucht hatten. Seitdem sah es hier wieder ein wenig unordentlicher, aber dafür wohnlicher aus. Die Japanerin zog ihre Jacke aus und hängte sie über den Stuhl. Sie trug ein weißes T-Shirt, auf welchem sich ein schwarzer Kirschblütenzweig malerisch den Weg nach unten suchte. Auf den nackten Armen leuchteten die Irezumi, welche mit ihren Ahornblättern und Chrysanthemen das florale Thema unterstrichen.

    Von ihrem Stuhl aus betrachtete sie das Treiben ihrer Gastgeberin, welche immer noch leichte Anlaufschwierigkeiten mit dem Geschenk zu haben schien, aber vollkommen Feuer und Flamme war. Orlowski-san hatte wohl ein Händchen dafür gehabt.
    Yuika war mehr die Teetrinkerin, was aus ihrer Erfahrung nach jedoch das größere Minenfeld in Hinsicht von Snobs sein konnte.
    Während die Maschine endlich ihr Werk verrichtet hatte, packte sie die weiße Kuchenpackung aus.
    Im Inneren fanden sich ein Stück bunte Regenbogentorte und ein Stück Erdbeercremetorte mit doppelten Biscuitboden. Die dritte Backware war ein sehr dunkler Schokoladenkuchen. Das was übrig blieb, würde sie ihrer Schwester mitbringen.

    Sie verwies einladend auf die offene Box und nahm dann dankend die Kaffetasse entgegen, einen Schluck des schwarzen Getränk nehmend.
    "Hm, nicht schlecht. Bei der Masse ihrer Käufe sind nicht nur Fehlkäufe dabei.", meinte sie anerkennend und lächelte.
    "Genau, die Karadaan.", griff sie dann das Thema auf und aktivierte ihr Omnitool. Mit ein paar Handgriffen verband sie sich mit dem kleinen Holobildschirm und griff auf die vorliegende Datei zu. Mehrere Programme verarbeiteten die von ihr getägigten Bilder und Scans, um diese mit dem vor ihnen schwebenden Abbild abzugleichen.
    "Nun, an dem grundlegenden Schiff an sich hat sich wohl nichts geändert..seit sie ihm wohl das letzte Mal begegnet sind. Immer noch ein umgebautes Frachtschiff der alten batarianischen Idargon-Klasse. Robuste Teile, viel Stauraum, sehr praktisch für Upgrades. Es ist wohl das zwei-bis dreifache Größer als ihr Schiff, was wohl auch nötig ist wenn man Lebenfracht transportiert. Die Triebwerke wurden durch neuere Fusionstriebwerke ausgetauscht, die Geschütze sind zwei stärkere Massenbeschleuniger, zwei kleine 360° bewegbare Turrets und im hinteren Bereich ein Heckgeschütz, welches auch manuell bedient werden kann. Recht viel Feuerkraft, allerdings soll der batarianische Sektor auch nicht unbedingt freundlich. Da kann man schnell zum Händler zur Ware werden.", trug sie vor, während auf dem Hologramm die erwähnten Details hinzugefügt oder einfach rot hervorgehoben wurden.
    "Ich würde ihrem Schiff zweifellos den Vorteil der Beweglichkeit einräumen, aber es spricht wohl wenig für eine direkte Auseinandersetzung. Ich kenne den Bericht der Werkstatt ihres Schätzchens aus denen hervorgeht das ihre Geschütze in den letzten Jahrzehnten nur notdürftig kalibriert wurden. Ich nehme also mal an das die Dinger nicht häufig benutzt werden.", analysierte sie nüchtern.
    "Was ich nicht negativ meine. Ein Schmuggler der oft schießen muss, macht offensichtlich seinen Job falsch.", fügte sie anerkennend hinzu.
    "Eine direkt Annäherung sehe ich deswegen als kritisch an. Nicht wenn die Karadaan voll gefechtsbereit ist.", meinte Yuika und nahm einen größeren Schluck Kaffee, die Müdigkeit verdrängend.
    "Jedoch, es ist groß. Hat aber keine große Besatzung. An sich könnte er das Ding alleine fliegen, aber ich bin mir sicher das er noch einen Co-Piloten hat, über den ich allerdings noch nichts hat. Vielleicht heuert er für solche Flüge noch jemanden als Wachhund an. Aber nicht zwingend, die Fracht wird schließlich in Stasekapseln schlummern. Kein Grund für einen Aufpasser.", fuhr sie fort.
    "Meine derzeitige Intention wäre deshalb, dass ich das Schiff vor dem Abheben infiltriere und mich verstecke bis es im Orbit ist. Dann schalte ich die Besatzung aus, bringe es zum stehen und sende ihnen die Koordinaten damit sie uns abholen.", trug sie ihre Idee vor.
    "Sowas in der Art habe ich schonmal gemacht, auch wenn ich sagen kann das keine lustige Erfahrung war. Stundenlanges Warten ist zum kotzen.", meinte sie selbstbewusst und sah dann die Schmugglerin neugierig an.
    "Oder hat die Pilotin vielleicht andere Vorschläge?", erkundigte sie sich freundlich und griff nach einem der noch verfügbaren Kuchen.
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  10. #230
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    Yuika hatte sich zielsicher den Weg zum kleinen Tisch gesucht, wo auch die Kaffeemaschine schon wartete. Sie kannte das Innere des Schiffes noch recht gut. Schließlich war es gar nicht so lange her das sie und Airi über die Bezüge gefachsimpelt hatten, welche sie für das Cockpit ausgesucht hatten. Seitdem sah es hier wieder ein wenig unordentlicher, aber dafür wohnlicher aus. Die Japanerin zog ihre Jacke aus und hängte sie über den Stuhl. Sie trug ein weißes T-Shirt, auf welchem sich ein schwarzer Kirschblütenzweig malerisch den Weg nach unten suchte. Auf den nackten Armen leuchteten die Irezumi, welche mit ihren Ahornblättern und Chrysanthemen das florale Thema unterstrichen.

    Von ihrem Stuhl aus betrachtete sie das Treiben ihrer Gastgeberin, welche immer noch leichte Anlaufschwierigkeiten mit dem Geschenk zu haben schien, aber vollkommen Feuer und Flamme war. Orlowski-san hatte wohl ein Händchen dafür gehabt.
    Yuika war mehr die Teetrinkerin, was aus ihrer Erfahrung nach jedoch das größere Minenfeld in Hinsicht von Snobs sein konnte.
    Während die Maschine endlich ihr Werk verrichtet hatte, packte sie die weiße Kuchenpackung aus.
    Im Inneren fanden sich ein Stück bunte Regenbogentorte und ein Stück Erdbeercremetorte mit doppelten Biscuitboden. Die dritte Backware war ein sehr dunkler Schokoladenkuchen. Das was übrig blieb, würde sie ihrer Schwester mitbringen.

    Sie verwies einladend auf die offene Box und nahm dann dankend die Kaffetasse entgegen, einen Schluck des schwarzen Getränk nehmend.
    "Hm, nicht schlecht. Bei der Masse ihrer Käufe sind nicht nur Fehlkäufe dabei.", meinte sie anerkennend und lächelte.
    "Genau, die Karadaan.", griff sie dann das Thema auf und aktivierte ihr Omnitool. Mit ein paar Handgriffen verband sie sich mit dem kleinen Holobildschirm und griff auf die vorliegende Datei zu. Mehrere Programme verarbeiteten die von ihr getägigten Bilder und Scans, um diese mit dem vor ihnen schwebenden Abbild abzugleichen.
    "Nun, an dem grundlegenden Schiff an sich hat sich wohl nichts geändert..seit sie ihm wohl das letzte Mal begegnet sind. Immer noch ein umgebautes Frachtschiff der alten batarianischen Idargon-Klasse. Robuste Teile, viel Stauraum, sehr praktisch für Upgrades. Es ist wohl das zwei-bis dreifache Größer als ihr Schiff, was wohl auch nötig ist wenn man Lebenfracht transportiert. Die Triebwerke wurden durch neuere Fusionstriebwerke ausgetauscht, die Geschütze sind zwei stärkere Massenbeschleuniger, zwei kleine 360° bewegbare Turrets und im hinteren Bereich ein Heckgeschütz, welches auch manuell bedient werden kann. Recht viel Feuerkraft, allerdings soll der batarianische Sektor auch nicht unbedingt freundlich. Da kann man schnell zum Händler zur Ware werden.", trug sie vor, während auf dem Hologramm die erwähnten Details hinzugefügt oder einfach rot hervorgehoben wurden.
    "Ich würde ihrem Schiff zweifellos den Vorteil der Beweglichkeit einräumen, aber es spricht wohl wenig für eine direkte Auseinandersetzung. Ich kenne den Bericht der Werkstatt ihres Schätzchens aus denen hervorgeht das ihre Geschütze in den letzten Jahrzehnten nur notdürftig kalibriert wurden. Ich nehme also mal an das die Dinger nicht häufig benutzt werden.", analysierte sie nüchtern.
    "Was ich nicht negativ meine. Ein Schmuggler der oft schießen muss, macht offensichtlich seinen Job falsch.", fügte sie anerkennend hinzu.
    "Eine direkt Annäherung sehe ich deswegen als kritisch an. Nicht wenn die Karadaan voll gefechtsbereit ist.", meinte Yuika und nahm einen größeren Schluck Kaffee, die Müdigkeit verdrängend.
    "Jedoch, es ist groß. Hat aber keine große Besatzung. An sich könnte er das Ding alleine fliegen, aber ich bin mir sicher das er noch einen Co-Piloten hat, über den ich allerdings noch nichts hat. Vielleicht heuert er für solche Flüge noch jemanden als Wachhund an. Aber nicht zwingend, die Fracht wird schließlich in Stasekapseln schlummern. Kein Grund für einen Aufpasser.", fuhr sie fort.
    "Meine derzeitige Intention wäre deshalb, dass ich das Schiff vor dem Abheben infiltriere und mich verstecke bis es im Orbit ist. Dann schalte ich die Besatzung aus, bringe es zum stehen und sende ihnen die Koordinaten damit sie uns abholen.", trug sie ihre Idee vor.
    "Sowas in der Art habe ich schonmal gemacht, auch wenn ich sagen kann das keine lustige Erfahrung war. Stundenlanges Warten ist zum kotzen.", meinte sie selbstbewusst und sah dann die Schmugglerin neugierig an.
    "Oder hat die Pilotin vielleicht andere Vorschläge?", erkundigte sie sich freundlich und griff nach einem der noch verfügbaren Kuchen.


    Yuikas Plan schien ausgefeilt genug und vor allem recht risikoarm für die Asari. Sehr gewagt für die Menschenfrau, aber ungefährlich für Charis, die sich das Stück Kuchen in den bunten Farben auflegte und bei Yuikas Vortrag geschäftig nickte und Krümel abbrach.
    Nein, find ich gut“, sagte Charis und schluckte hastig halbgekauten Kuchen runter. Sie deutete auf das Holo-Schiff, als wäre er ein detaillierter Plan ihres Vorgehens und sagte: „Das find ich sehr gut, gefällt mir.“ Sie schaute zur Asiatin, trank einen Schluck schwarzes Gold und sagte: „Ich wäre im direkten Raumkampf tatsächlich nicht so gut. Um ehrlich zu sein habe ich die Geschütze kein einziges Mal in einem Kampf abgefeuert. Nur einmal, weil ich mit einem Kroganer gewettet habe, dass ich einen Pyjak auf zwei Kilometer Entfernung abknallen kann.“ Sie zuckte die Achseln und ließ offen, ob sie die Wette gewonnen oder ihrer Natur entsprechend verloren hatte.
    Aber Ihr Plan, der gefällt mir.
    Sie würde sich kaum anmaßen diese erfahrene Killerin vor den Risiken einer solchen Aktion zu warnen.
    Und sollte alles schiefgehen, empfehle ich einen Helm mit kurzzeitiger Sauerstoffversorgung. Sie öffnen die Luftschleuse, lassen sich ins All ziehen und ich sammle Sie dort auf“, schlug die Asari als Plan B vor.
    Dann kam ihr ein Gedanke und Charis fragte: „Damit ich das richtig verstehe: Ich soll dann Sie und die entführten Frauen übernehmen, oder? Ich soll jetzt nicht das Sklavenschiff fliegen?
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  11. #231
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Qatars Kiefermandibeln zuckten wütend. Seine gelben Augen fixierten die Asari, die am gewölbt designten, hellweißen Tisch vor ihm saß. Er bemerkte zwar, wie elend sie aussah, wollte es aber in diesem Moment bewusst ignorieren.
    Sie sind ein Spectre. Ich dachte immer, dass Spectre die höchste Instanz der Gerechtigkeit sind“, fauchte er. „Dienen und Beschützen in seiner reinsten Form!“ Seine geballter Faust fuhr krachend auf die Tischplatte nieder. „Nach all den Kämpfen und den Toten wollen Sie Decius Vhan einschüchtern? Ihn dezent befragen?“, schrie der Turianer. Die letzten Stunden, die Tage seit der Rückkehr von Sur’Kesh waren für ihn zu einer Geduldsprobe geworden. Vhans Spendengala stand kurz bevor; Geld, dass sich der gierige Bastard in die eigene Tasche stecken und sein Projekt finanzieren wollte. Qatar fiel auf, wie wenig er sich um die unedlen Motive und die schreckliche Wahrheit dahinter kümmerte, die Decius Vhan antrieben. Er hatte seine eigene Motivation und Seeva T’Saari begann, ihn zu enttäuschen. Ihr Äußeres passte gut zu dem, wie er sie sah: Dunkle Ringe unter den sonst so wachen Augen, ihr Atem ging unregelmäßig und schien sogar zu rasseln. Vielleicht war sie doch keine Kämpferin, sondern eine ausgezehrte Löwin, die den Menschen so stolz als Symbol dienten und letztlich doch schwächelten. Seevas Augen flackerten.

    Vhan wird bezahlen. Er muss“, sagte sie, aber sie klang dabei in den turianischen Ohren nicht mehr so überzeugt wie dereinst. Qatar fluchte innerlich. Er hätte Vhan erschießen sollen, hätte es gekonnt, als der arrogante Patriarch das Hotel van Zans verlassen und siegestrunken seines Weges gezogen war. Er hätte sein erbärmliches Leben problemlos ausradieren können und hatte es doch nicht getan, weil die Spectre andere Pläne hatte. Eine Anlage anzugreifen oder einem billigen Kriminellen gleich batarianische Piraten für Überfälle anzuheuern, das war nicht der Kampf, den Qatar wollte; den er brauchte. T’Saari sah Erfolge, wo keine waren.
    Jeden Abend trank Qatar billigen Fusel und versuchte sich die Gesichter der Turianer und Salarianer vorzustellen, die er auf Sur’Kesh ausgelöscht hatte – es gelang ihm nicht. Er sah immer nur die verzerrte, hasserfüllte Miene seines alten Feindes vor sich. Bei jedem abgefeuerten Projektil, bei jedem zerberstenden Kopf stellte er sich vor, wie Decius Vhans Leben zersprang wie ein heruntergefallenes Glas.

    Wenn Sie mich auf Ihrer Seite halten wollen, dann schnappen Sie sich Ihre Schrotflinte und… Commander?
    Seevas Blick verschwamm. Langsam, ganz langsam, als bewege sie sich in Zeitlupe, sackte ihr Kopf auf die Brust. Dann kippte sie vornüber.
    Commander!“, rief Qatar nun hörbar erschrocken. Sein Zorn war plötzlich wie verflogen. Er hörte ihr gurgelndes Atmen, raste um den Tisch und packte ihren erschlafften und damit merkwürdig verletzlichen Körper und hob ihn mühelos hoch, ehe die Asari vom Stuhl fallen würde.
    Odessa!“, rief er in die Eingeweide der Wohnung. Die Attentäterin, die sich vornehm zurückgehalten hatte, kam um die Ecke. Ihr Gesicht spiegelte Panik, als sie die Asari rücklings auf dem Boden liegend vorfand.
    Ist hier irgendwo ein Medigelspender?“, fragte Qatar. Odessa verschwand, kam sofort mit leuchtendem Universalwerkzeug wieder und kniete sich neben sie.
    Wenn sie stirbt…
    Sie wird nicht sterben“, beharrte Qatar, ohne sich der Sache auch nur ansatzweise sicher zu sein. Die Zeichen standen eher auf das Gegenteil, als T’Saari ein erstickendes Husten von sich gab.
    Wenn sie stirbt und Sie Schuld daran haben, lasse ich Sie leiden, Qatar!“, erklärte Odessa. Ihre Stimme verlieh der Drohung wenig Ausdruck. Sie war schwach und flatterhaft, weinerlich.
    Sie stirbt nicht“, wiederholte Qatar knurrend. Sollte dem so sein, würde er Odessa wohl oder übel noch vor Ort den schlanken Hals umdrehen müssen. Die Attentäterin hatte etwas Psychopathisches an sich und er würde nicht den Rest seines Lebens einen Schuss in den Hinterkopf fürchten wollen.

    Odessa injizierte der Spectre das Medigel, das in die Poren und Fasern ihres Körpers eindrang und diesen dazu zwang trotz aller Schmerzen am Leben zu bleiben.
    Sie hat hier irgendwo ein biotisches Rettungsset“, sagte die Menschenfrau, sprang auf und rannte in Richtung der Wohnräume der Asari. Qatar neigte den Kopf und lauschte dem rasselnden, sich aber langsam regulierenden Atem. Schon kam die Attentäterin zurück. Sie drückte Seeva eine metallene, übel aussehende Nadelapparatur in den Hals. Nanobots, programmiert auf die Heilung biotisch aktiver Lebewesen.
    Das wird sie am Leben halten. Gute Idee“, sagte Qatar. Er sah, wie sich Odessa eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    Geht es Ihnen gut?“, fragte er vorsichtig. Sie nickte knapp.
    Was jetzt?
    Ich habe eine Idee. Aber es muss schnell gehen…


    Das Hologramm materialisierte sich in einer schwarzen Nische. Das Blau der Datenströme strahlte die Ecke aus, die den Hintergrund für den weiblichen Turianer bildete, der sich einmal um die eigene Achse drehte und in der Größe von Eins zu Achtzehn vor Qatar und Odessa stand.
    Ich weiß nicht, wie Sie meine Adresse ausfindig machen konnten und wer Sie sind. Ihre Nachricht klang eilig, ich hoffe also, dass Sie sich der Konsequenzen so eines Aufrufs bewusst sind“, sagte die in eine professionelle Kampfpanzerung gewandte Turianerin streng und blickte zu Qatar. Dessen Mandibeln pulsierten vor Anspannung. Die Frau hieß Varia Tacitus und war ihre beste Chance, T’Saari am Leben zu halten – und sie war nicht weniger gefährlich, als die Asari.
    Ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wichtig wäre“, schnarrte die unangenehme Stimme des Ex-Söldners durch den Transmitter. Die Turianerin verschränkte die Arme vor der Brust.
    Was wollen Sie? Sprechen Sie rasch.
    Qatar holte tief Luft und bedeutete der kurz vor der Explosion stehenden Odessa, sich zurückzuhalten. Die Holo-Turianerin warf der Menschenfrau einen strengen Blick zu. Qatar mutmaßte, dass sie nur eine Chance hatten. Legte die Frau auf, war sie vertan und eine weitere Kommunikation unmöglich, dafür würden die Programme in der Communication-Line sorgen.
    Ich muss jemanden aus dem Gefängnis freibekommen. Einen Arzt und Genetiker, der wegen unethischer Experimente, Zugehörigkeit zu einer Terrororganisation und Todschlags einsitzt.“ Er hörte das Seufzen der anderen nicht, konnte es sich aber denken.
    Und ich brauche die Freigabe eines Spectre.
    Einen Moment passierte nichts.
    Bevor Sie auflegen!“, setzte Qatar hastig nach. „Es geht um T’Saari.“ Die Aufmerksamkeit der Turianerin, die vorher bestenfalls als bröckelig beschrieben werden konnte, kippte augenblicklich.
    Seeva T’Saari?“, fragte Varia Tacitus.
    Genau die. Wir gehören zu ihrem Team, Geheimmission des Rats“, erklärte Qatar leidenschaftslos. „Sie ist vergiftet worden und der Kerl, den wir aus dem Gefängnis holen müssen ist ihre beste Chance.
    Gehen Sie ins Krankenhaus“, sagte die Turianerin wütend.
    Können wir nicht. Ihre Feind sind auf der Citadel und haben ihre Augen überall. Gehen wir ins Krankenhaus, wirkt sie schwach und das kann sie sich nicht leisten. Ganz abgesehen davon, dass sie dort ungeschützt wäre und die Synthetisierung eines Heilmittels durch die dortigen Ärzte ewig dauern würde. Der Kerl, Dr. Huang Yingjun, hat auf dem Gebiet schon experimentiert und stand schon seit Tagen auf der potenziellen Rekrutierungsliste des Commanders. Ich fürchte, dass ihr die Zeit wegrennt.

    Qatar nickte Odessa zu, die ihr Omnitool aktivierte, das Holo darauf lud und mit diesem zu dem Bett ging, in dem Seeva leicht sediert lag und schwer atmete. Die Turianerin betrachtete die Asari schweigend, dann drehte sie sich zu Qatar um.
    Was brauchen Sie?
    Freigabe für Dr. Yingjun und seine Forschungsmaterialien. Und eine sichere, schnelle und unbeobachtete Entlassung. Er soll das Gefängnis durch das Hauptportal verlassen und sich nach links wenden.
    Der Turianer hatte seine Kontakte spielen lassen und würde für eine unauffällige und sichere Abholung sorgen. „Einverstanden!“, sagte Varia Tacitus. „Und danach?
    Was meinen Sie?“, fragte Qatar verwirrt.
    Ich entlasse einen Gefangenen, der sicher nicht ohne Grund eingesperrt wurde. Was passiert nach Seevas Heilung?
    Ihr Vorschlag?
    Zurück ins Gefängnis“, antwortete die Turianerin ohne Umschweife.
    Vielleicht ist er nützlich.
    Ich helfe Ihnen, weil Seeva T’Saari eine geschätzte Kameradin und Freundin ist. Sie hat mich in meinen ersten Jahren als Spectre unterstützt und ich sähe es nur sehr ungern, wenn sie stirbt. Trotzdem kann ich nicht einmal für sie die Gerechtigkeit ignorieren, derer sich der Arzt damit entziehen würde. Bringen Sie ihn zurück!
    Verstanden. Sorgen Sie nur dafür, dass wir ihn erst haben und der Commander über den Berg ist.
    Habe ich Ihr Wort?
    Sie haben mein Wort“, versprach Qatar.
    Die Turianerin tippte auf ihr Omitool. „Ich leite alles in die Wege.
    Damit verabschiedete sie sich ohne in weiteres Wort.
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  12. #232
    Drachentöter Avatar von numberten
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    "Ahh, Ilias. Schön das sie es einrichten konnten. Ja, er ist mal wieder sehr fleißig. Und subtil wie ein Ziegelstein."
    , begrüßte Rose die eintreffende Menschenfrau freundlich. Mit einem kurzen Tippen auf ihr Omnitool, gab sie der Blondine zugriff auf ihr Taktik Interface.
    "Momentan beharkt er sich mit ein paar Leuten der Mask, auf jedenfall ist das nahliegend. Scheinbar ist er in ihr Treffen reingeplatzt und jetzt auf mehr Widerstand getroffen als erwartet. Der Erfolg ist hörbar.", erklärte sie die derzeitige Lage. Im Hintergrund röhrte die Revenant.
    "Verständlicherweise schicke ich keinen Beamten ins Kreuzfeuer. Die Straßen nach draußen nach draußen sind durch Scharfschützenteams gesichert, die Mechs sollten genügen um bei den meisten Kombatanten den Fluchtreflex zu triggern.", merkte sie an.
    "Da wir es jedoch mit dem Meister des Fersengeldes zu tun haben, bezweifle ich das er uns den Gefallen tut über die Straße zu rennen."
    Eine Projektion des Stationsplan, des hiesigen Bezirkes, manifestierte sich in der Mitte des Raumes. Vor ihren Augen manifestierte sich das örtliche Viertel und seine unteren Ebenen.
    "Ich habe von Shadow Informationen über die hiesigen Keepertunnel erhalten, seinen Lieblingsrückzugort. Wenn er nicht oberhalb die Flucht versucht, wird er es wieder unterhalb tun.", meinte Rose und es leuchteten mehrere Stellen rot auf.
    "Zugänge zu den Keeper Tunneln. Wie sie sehen befindet sich einer direkt in dem Gebäude vor uns. Aber nicht der einzige in der Nähe."
    Eine zweite Projektion erschien und zeigte eine kleine, aber äußerst robust wirkende Drohne.
    "Nach den letzten Ereignissen hat man endlich mal ein wenig Geld in die Hand genommen. Ich schicke momentan ein paar dieser kleinen Mistkerle bei den näheren Eingängen in die Tunnel, eine Art kleines Vorauskommando. Die Mechs rücken derzeit weiter in das Gebäude fort."
    Die Asari löschte wieder die Projektion der Drohnen und zoomte stattdessen auf einen nahen Eingang in die Tunnel vor.
    "Was nicht bedeutet das wir hier faul auf unserem Hintern sitzen bleiben. Von diesem Eingang sollte es am einfachsten sein potenzielle Fluchtrouten abzuschneiden.", erklärte sie entschlossen.
    "Ich hoffe sie sind bereit, mit runter zu kommen. Falls sie noch etwas an Ausrüstung benötigen, versuche ich das ihnen zu organisieren."
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  13. #233
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Amaias Zimmer war zwar immer noch gefüllt mit diversem Kram, der einen Teil des Bodens ausfüllte, doch offenbar hatte die Bewohnerin damit angefangen, ein wenig zu entrümpeln. Ob Amaia die Sachen weggeworfen oder einfach in einen anderen Raum gestellt hatte, ließ sich auf den ersten Blick nicht sagen, doch es war auf jeden Fall schon deutlich gemütlicher als beim letzten Mal, dass Rebecca hier gewesen war.
    An der Fensterbank und den Wänden fanden sich nun auch wieder ein paar Dekorationen, darunter auch ein paar Stücke, welche Rebecca ihrer Freundin über die Jahre hinweg geschenkt hatte und die nun wieder etwas Farbe in das Zimmer brachten.
    Während sie das Durcheinander, das ihre Mutter und ihr Schwiegervater in den letzten Jahren hier hinterlassen hatten, nun nach und nach beseitigte, verbreitete Amaia nun ihrerseits ihre eigene Unordnung im Raum. Hinter der Tür lagen einige Paar Schuhe wild durcheinander, über der Bettkante hingen eine Jogginghose und einige Oberteile, auf dem Schreibtisch stand eine halbleere Wasserflasche und eine Schale mit Essensresten. Offenbar hatte Amaia auch angefangen, ihr Bücherregal wieder einzuräumen, war aber noch nicht fertig geworden und so türmten sich mehrere Bücherstapel im Raum verteilt auf.
    Rebecca mochte das. Diese leichte Schmuddeligkeit, die das Gefühl gab, dass hier tatsächlich jemand wohnte, ohne aber in völliges Chaos auszuarten. Es schien, als ob sich Amaia zuhause nun etwas besser zurechtfand. "Deine Mom war echt nett", stellte sie wie beiläufig fest, während ihre beste Freundin sich auf ihr Bett warf.
    "Jaah...manchmal ist sie schon in Ordnung..." Doch die plötzlich Härte in Amaias Blick verriet, dass die Wahrheit deutlich komplizierter war.
    "Und...glaubst du, dass ihr euch wieder...vertragen könnt?"
    "Keine Ahnung!", gab Amaia ruppig zurück. "Ich habe wirklich keine Lust jetzt darüber zu reden, okay?"
    "Fuck off! Hey! Ich liebe dich!" Rebecca seufzte leicht, doch sie wollte Amaia nicht weiter mit dem Thema belästigen und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. Um das Thema zu wechseln fragte sie schließlich: "Also...DnD...wie genau läuft das jetzt ab?"
    Amaias Laune besserte sich schlagartig. "Hast du dir die Links durchgelesen, die ich dir zugeschickt habe?", wollte sie wissen.
    Rebecca nickte langsam. Ihre beste Freundin hatte ihr das Regelwerk des Rollenspiels zugeschickt und es war, wie sie ursprünglich befürchtet hatte, ein kleines Buch gewesen. Gelesen hatte sie es, verinnerlicht...nicht unbedingt. "Um ehrlich zu sein...das war echt ein bisschen viel..."
    "Ach, das macht gar nichts!", meinte Amaia leichthin. "Hier...!" Sie schnappte sich ein Datapad von ihrem Schreibtisch und hielt es Rebecca hin. "Ich habe dir das Regelwerk nochmal hierdrauf kopiert. Dann kannst du zur Not auch immer was nachschauen. Oder du fragst uns einfach..."
    "Okay..." Rebecca nahm das Pad entgegen, fühlte sich aber nicht weniger überfordert mit der Vielzahl an Klauseln und Besonderheiten, welche das Spiel offenbar bereithielt.
    "Die meisten Regeln sind am Anfang auch nicht so wichtig und das meiste lernt man eh beim Spielen", versuchte Amaia sie zu beruhigen. "Viel wichtiger ist ja, was für einen Charakter du spielen möchtest! Also, hast du dir schon was überlegt?"
    Obwohl Rebecca noch nie in ihrem Leben Dungeons and Dragons oder irgendein vergleichbares Spiel gespielt hatte, wusste sie zumindest, dass die Figuren, die sich jeder Spieler ausdachte, Dreh- und Angelpunkt des Ganzen waren. Die Idee dahinter, dass man zusammen mit einer Gruppe an Freunden ein Abenteuer erlebte und dabei gegen Schurken und Monster kämpfte, klang ja ganz spannend. Nur fiel es ihr nicht leicht, sich einen Charakter auszudenken, den sie in so einem Abenteuer verkörpern sollte, denn sie war alles andere als vertraut mit klassischen High-Fantasy-Welten, in denen das Spiel stattfand. "Noch nicht so richtig", gab sie zu.
    "Halb so wild, wir können deinen Charakter ja zusammen machen." Voller Elan nahm Amaia ihrer Freundin das Datapad wieder aus den Händen und aktivierte es. Sie klickte ein paar mal hin und her und öffnete schließlich eine Datei, welche sich als sehr kompliziert anmutenden Steckbrief auf dem Holo-Display präsentierte. "Das hier ist dein Charakterbogen, den wirst du nachher noch brauchen. Vielleicht fangen wir zuerst mit der Klasse an...was willst du spielen?"
    "Ähm..." Zwar hatte Rebecca verstanden, dass es unterschiedliche Klassen mit jeweils einzigartigen Fähigkeiten gab, aber sie konnte sich trotzdem nur wenig unter den Bezeichnungen der unterschiedlichen Klassen vorstellen. Klar, ein Kämpfer war wahrscheinlich jemand, der mit Waffen kämpfen würde und Schaden austeilte, aber Wörter wie 'Paladin' oder 'Schurke' ließen sie in erster Linie mit Fragezeichen zurück. "Vielleicht irgendwas, das...das...d-d-das. Das! Was? Das! Fuck off! Irgendwas, das...anderen hilft? Also, so was Unterstützendes..."
    "Hm...du könntest auf jeden Fall Kleriker nehmen...oder Barde, wobei Barden als Klassen echt ziemlich scheiße sind! Waren sie wohl schon immer, seit den ersten Editionen..."
    "Äh...ja, dann vielleicht Kleriker. Hey! Ich liebe Kleriker! Das sind meine liebsten...meine liebsten...meine liebsten Vögel!"
    "Ist glaube ich auch ganz gut zum Einstieg", sagte Amaia ermutigend und trug auf dem Charakterbogen als Klasse 'Kleriker' ein. "Okay...und deine Rasse?"
    Rebeccas Kopf ruckte plötzlich nach vorne und sie kniff die Augen zusammen. "Flamingo! Flamingo, oh oh oh-woah!"
    "Ich glaube es gibt in dem Spiel keine Flamingo-Rasse", lachte Amaia.
    "Oh...schade..." Grinsend rieb sich Rebecca den schmerzenden Nacken. "Naja, ich hab mir die Liste mit den Rassen schonmal angeschaut, aber ich kann mit den meisten nichts anfangen...ich meine, was ist denn ein Ork?"
    "Naja ein Ork eben. Du weißt doch, so richtig große Brutalos, total stark und zäh und so", erklärte Amaia und untermalte die Beschreibung mit ausladenden Bewegungen ihrer Arme. "Ein bisschen wie Kroganer...nur etwas kleiner und hässlicher."
    "Hm...okay..."
    "Denk einfach an die Uruk-Hai aus Herr der Ringe!"

    Rebecca blinzelte verwirrt. "Die was aus was?"
    "Na...Herr der Ringe?"
    Sie konnte nicht anders, als den Blick ihrer Freundin ein wenig hilflos zu erwidern. "Äh...ist das ein Film?"
    Nun weiteten sich Amaias Augen und sie ließ entgeistert ihre Arme sinken. "Sag bloß...du kennst nicht die Herr der Ringe-Filme?"
    In Rebeccas Verstand regte sich etwas. Doch, den Titel hatte sie tatsächlich schon einmal gehört. "Warte! Die kamen doch vor zehn Jahren raus, nicht?" Und noch ein Detail über die Filme kam ihr wieder ins Gedächtnis: Social-Media-Shitstorms. "Aber die waren doch total schlecht, oder?"
    "Oh ja, die waren wirklich schlecht", bestätigte Amaia nachdrücklich. "Aber die meine ich gar nicht, das waren ja nur Remakes. Ich meine die Original-Filme. Sag mir nicht, dass du noch nie davon gehört hast!"
    "Ähm...ne, nicht wirklich. Sorry!"
    "Ich glaube das gerade nicht!" Es war gar nicht so leicht zu sagen, ob das Entsetzen in Amaias Stimme gespielt war oder echt. Vielleicht ein wenig von beidem. "Wie kann das sein, dass wir uns seit über fünfzehn Jahren kennen und du noch nie Herr der Ringe geschaut hast?"
    "Weiß ich doch nicht", lachte Rebecca über die Reaktion ihrer Freundin auf diese Enthüllung.
    "Das ist doch Allgemeinbildung! Ich meine, die Filme sind Weltklasse. Auch heute noch!" Nun war deutlich zu erkennen, dass Amaia ihre beste Freundin ein wenig aufzog und auf ihrer Unkenntnis herumritt. "Vor allem als Neuseeländerin musst du das doch kennen, die wurden immerhin hier bei uns gedreht!"
    "Als ob du alle Filme kennst, die irgendwann mal in Neuseeland gedreht wurden."
    "Tue ich gar nicht, nur die wirklich Guten", gab Amaia verschmitzt zurück. "Mal im Ernst, das müssen wir unbedingt nachholen. Da wirst du dich nicht rausreden können!"
    Rebecca grinste breit. "Wusste gar nicht, dass dir das so wichtig ist. Wichtig! Wichtig! Das ist wichtig! Wirklich w-w-w...fuck off! Ich habe einen Tumor!"
    Die Rasse für Rebeccas Charakter auszuwählen gestaltete sich schon etwas schwieriger, als die Klasse. Amaia erzählte ihr, dass sie mit ihrer Gruppe die aktuellste Version von Dungeons and Dragons spielte, die Galaxy-Edition, und ihr standen damit nicht nur eine ganz Reihe von exotischen Fantasy-Rassen zur Auswahl, Spieler konnten auch in die Rolle der verschiedenen Alien-Spezies schlüpfen, welche Teil der galaktischen Gemeinschaft waren. Einen Moment lang fand Rebecca die Vorstellung recht witzig, eine einfältige Kroganerin zu spielen, entschied sich dann aber doch schlicht für einen Menschen.
    Als nächstes musste sie ihre Charakterwerte auswürfeln.
    "Die bestimmen sozusagen, was dein Charakter gut kann und was nicht", erklärte Amaia. "Wenn dein Wert bei Intelligenz zum Beispiel sehr niedrig ist, dann ist dein Charakter eben auch ziemlich dumm. Oder wenn du einen hohen Geschicklichkeitswert hast, bist du sehr flink und agil."
    Rebecca war froh, dass ihre Freundin ihr mit all dem unter die Arme griff. Es war eigentlich nicht übermäßig kompliziert, aber ohne Hilfe hätte sie sicherlich die Hälfte aller Schritte vergessen. So musste sie etwa ihre Attributswerte auswürfeln und dann in ihren Charakterbogen eintragen, doch sie bekam noch Boni von ihrer Rasse dazu und konnte dann auch noch optionale Attributssteigerungen auswählen. Und an der Stelle hörte es nicht auf.
    Sie bekam außerdem Fähigkeiten, Trefferwürfel, Ausrüstung, musste eine Unterklasse auswählen und konnte dann aus einer endlos langen Liste aus Zaubersprüchen auswählen, die ihr Charakter sprechen können würde. Ja, Rebecca hatte sich das Regelwerk durchgelesen, doch das half ihr bei ihrer Auswahl nur bedingt. Woher sollte sie denn wissen, ob 'Mit Toten sprechen' jetzt ein besserer Zauber war als 'Magie bannen'? Letztlich machte sie einfach das, was ihr Amaia riet und so nahm ihr Charakterbogen nach und nach Gestalt an.
    Zuletzt musste sie sich auch noch einen Namen für ihre Figur überlegen. Zwar kamen von Amaia dafür auch ein paar Vorschläge, doch Rebecca wollte sich nicht mit doch eher willkürlich klingenden Fantasynamen wie 'Leora' oder 'Rhea' zufriedengeben. Bislang hatte sie bei der Erstellung ihres Charakters eigentlich nur abgenickt, was Amaia ihr geraten hatte, doch hier hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, wirklich eine eigene Entscheidung treffen zu können. Sie überlegte eine Weile hin und her und schaute sich Namenslisten im Extranet durch, bis ihr schließlich ein Name in den Sinn kam, der ihr gefiel. "Ich glaube ich nehme...Adeleide of Londor. Findest du der geht?"
    "Klingt fast schon adelig", grinste Amaia, doch ihr schien der Vorschlag zu gefallen. "Passt eigentlich ganz gut zu unserer Gruppe."
    "Wieso? Wie heißt denn dein Charakter?"
    "Nix."
    Die Zeit verging wie im Flug und ehe sich die beiden versahen, war schon eine halbe Stunde rum. Obwohl sich Rebecca die meiste Zeit über völlig überfordert fühlte und nicht genau wusste, was sie eigentlich machte, als sie Einträge wie 'Göttliche Macht fokussieren' in ihrem Bogen hinzufügte, hatte sie überraschend viel Spaß dabei. Das lag vor allem an der Begeisterung, mit der Amaia ihr versuchte das Spiel zu erklären und Fragen beantwortete. Die junge Maori war völlig aus dem Häuschen, dass ihre beste Freundin nach so vielen Jahren endlich auch mal das Hobby ausprobieren wollte, das ihr selbst so viel Freude bereitete. Und es war ansteckend.
    Eigentlich konnte Rebecca nicht so viel mit Spielen anfangen, in denen man Unmengen an Zahlenwerten und Statuseffekten umherjonglieren musste und auch das Fantasy-Setting des Spiels sprach sie nicht sonderlich an. Trotzdem war sie ein wenig neugierig geworden. Wenn sie sich nicht die ganze Zeit total ausgezehrt und benebelt fühlen würde, hätte sie vermutlich auch dem Regelwerk mit etwas mehr Aufmerksamkeit folgen können.
    Als der Charakterbogen letztlich ausgefüllt war, sagte Amaia: "Eigentlich könntest du dir jetzt auch noch eine Hintergrundgeschichte für deinen Charakter ausdenken. Also, wer ist deine Figur und woher kommt sie und so weiter. Das ist immer ganz nützlich, weil sich der Spielleiter dann überlegen kann, wie er dich besser in die Geschichte involvieren kann."
    Darauf konnte Rebecca nicht sofort reagieren, da sie damit beschäftigt war, mit zusammengekniffenen Augen die Laute eines aufgeregten Hundes nachzuahmen.
    "Aber Luca hat ja schon geschrieben, dass er sich zur Not schon etwas überlegt hat, falls du dir da nicht sicher bist", fuhr Amaia mit einem Blick auf die Uhr fort. "Wir könnten also schon los und den Rest dann noch mit Luca klären, wenn du willst."
    Rebecca war dankbar für das Angebot. Sich ihren Charakter auszudenken und vor allem für das Spiel vorzubereiten hatte schon einiges an Zeit gebraucht und ihr Kopf rauchte mittlerweile doch etwas. Da die Gruppe sich bei Luca zuhause treffen wollte, mussten sie noch ein Stück laufen. "Meinetwegen können wir schon los", stellte sie fest, steckte das Datapad ein und erhob sich von Amaias Bett. Augenblicklich begann das Zimmer um sie herum zu verschwimmen und wirre Farbschlieren erschienen vor ihren Augen. Reflexartig hielt sie sich an der Schreibtischplatte fest, als sie ins Wanken kam.
    Auch Amaia bemerkte es. "Alles okay bei dir?"
    "Äh...jaah, schon gut", winkte Rebecca ab und der Schwindel ließ nach ein paar Sekunden schon wieder nach.
    "Noch von der Strahlenbehandlung?"
    Rebeccas Antwort war ein leichtes Nicken, welches plötzlich in ein unkontrolliertes Zucken ihres Halses überging.
    Amaia erhob sich ebenfalls. "Hey, wenn's dir zwischendurch mal nicht gut geht und du eine Pause brauchst, musst du nur Bescheid sagen, okay?"
    "Alles klar..."
    "Und wenn du irgendwann man nicht mehr mitkommst, weil wir nur noch wie Nerds reden, dann lass uns das auch wissen."
    Bei diesen Worten lachte Rebecca auf. "Werde ich mit Sicherheit machen."


    "Eyyy! Da seid ihr ja schon!" Tatsächlich wirkte Luca eine Spur überrascht, als er die Tür öffnete und die beiden Frauen erblickte. Trotzdem zeigte sich auf seinem Gesicht ein aufrichtiges Lächeln.
    "Hi!" Amaia begrüßte ihren Kumpel mit einer Umarmung.
    Auch Rebecca winkte ihm mit einem Grinsen zu.
    "Die anderen sind noch nicht da?", wollte Amaia wissen und spähte über Lucas Schulter, als ob sie erwartete, jemanden im Inneren des Hauses zu sehen.
    Er schüttelte den Kopf und schnaubte. "Natürlich nicht! Als ob irgendjemand von euch jemals pünktlich ist!"
    "Ich bin doch pünktlich!"
    "Aber du bist ja auch mit Rebecca hier, das zählt nicht. Ansonsten wärst du nämlich als Letzte hier angekommen!"
    "Hey!"
    Während sich die beiden noch wegen Amaias berüchtigter Unpünktlichkeit kabbelten, traten sie ins Haus und schlossen die Tür hinter sich.
    Zwar war Rebecca schon seit einigen Monaten nicht mehr hier gewesen, doch es war noch immer alles so, wie sie es in Erinnerung hatte. Luca lebte bei seinen Eltern in einem etwas altmodisch, doch keinesfalls heruntergekommenen Haus. Es war recht geräumig und mit sehr gemütlichen, recht rustikalen Möbeln bestückt. Dunkles Holz dominierte hier die Ästhetik, welche im großen Wohnzimmer mit Zimmerpflanzen und allerhand Kleinod an den Wänden, Regalen und Fensterbänken abgerundet wurde. Man konnte sehr genau sehen, was in diesem Raum von Lucas Eltern platziert worden war und was er zu verantworten hatte.
    Der große Wohnzimmertisch war freigeräumt worden und offenbar hatte Luca noch zwei zusätzliche Stühle aus der Küche herangestellt. Auf dem Tisch selbst lagen eine Reihe von Datapads und eine kleine Kiste mit allerhand kleinen, bunten Figuren und Messutensilien aus Plastik, welche an den Mathematikunterricht erinnerten. Daneben waren auf einer Kommode die eigentlichen Dekorationsgegenstände achtlos zur Seite geschoben worden, um Platz für ein paar Schüsseln, tütenweiße Knabbereien und Flaschen mit Softdrinks und Bier zu machen. Es wirkte fast schon so, als würde Luca eine kleine Party schmeißen wollen.
    "Echt cool, dass du auch mal mitmachen willst", sagte er an Rebecca gewandt und lehnte sich an einen der Stühle.
    "Tjaah...ich weiß auch nicht, so recht, was mich da geritten hat", entgegnete sie mit einem schüchternen Grinsen, bevor sie ungewollt rief: "Ein Pferd! Schön zart und knusprig!"
    "Und hast du schon einen Charakter überlegt?"
    Rebecca konnte nicht antworten, da sie sich auf die Lippe biss, den Kopf zurückwarf und Hundelaute von sich gab.
    "Wir haben uns eben noch zusammengesetzt und einen Kleriker gebaut", erklärte Amaia, zog das Datapad aus Rebeccas Tasche und reichte es Luca.
    Er nahm es an sich und warf einen kurzen Blick auf Rebeccas Charakterbogen. "Cool! Trifft sich gut, dass du eine Heilerin spielst. Eigentlich hat mein Bruder immer den Heiler in der Gruppe gespielt aber seit er nicht mehr dabei ist, kriegt die Gruppe ständig aufs Maul."
    "Du könntest ja auch einfach die Gegner leichter machen", merkte Amaia mit einem Schnauben an.
    "Hey, bis jetzt habt ihr..."
    "Hey! Heeeeey! Schau mich an! Hey, wie geht's? Fuck off!"
    Einen Moment lang wirkte Luca sehr irritiert, als Rebecca ihn lautstark unterbrach, dann versuchte er es mit einem nervösen Lachen zu überspielen. "Äh...ja, ihr könnt euch schonmal hinsetzen, die anderen dürften auch gleich kommen."
    Rebecca ließ sich direkt neben ihrer besten Freundin nieder und warf einen neugierigen Blick auf die Kiste vor ihr und griff nach einer der Plastikfiguren. Es war ein kleiner Mensch, der in eine altertümliche Metallrüstung gehüllt war und eine große Axt in der Hand hielt. "Spielt man DnD nicht eigentlich mit H...H...Hey! Mit Hey! Ich spiele mit Hey! Zehn von zehn. Würde ich wieder kaufen! Spielt man das nicht eigentlich mit Holo-Figuren?"
    Luca lachte auf. "Ja, wenn man reich ist und hunderte Credits für ein komplettes Holo-Board ausgibt, dann vielleicht", prustete er und setzte sich ebenfalls an den Tisch. "Wenn du Bilder zu DnD im Extranet siehst, haben die alle solche Boards aber das ist echt scheiße teuer, also haben wir eben noch Minis. Finde ich aber eh besser, da hat man wenigstens was zum Anfassen." Wie um seine Aussage zu untermauern klopfte er gegen die Kiste, die bis zum Rand mit den bemalten Plastikfiguren gefüllt war und stellte sie neben sich auf den Boden. Er kramte eine kleine Plastiktüte hervor, in der weitere Miniaturen waren. Nach einem Moment des Abwägens zog er eine der Figuren heraus und reichte sie Rebecca. "Hier, für heute kannst du die hier erstmal benutzen. Die anderen haben alle mittlerweile eigene Minis, aber ich wusste ja nicht, was genau du für einen Charakter spielen willst. Ich kann dir zur Not ja irgendwann mal eine eigene Figur ausdrucken, wenn du willst."
    "Äh...danke..." Rebecca nahm die kleine Plastikfigur und besah sie sich genauer. Für ihr Laienauge wirkte es wie eine recht gelungene Arbeit. Von der Ästhetik nicht unbedingt nach ihrem Geschmack, aber recht detailliert und nett anzuschauen war sie allemal.
    Die Miniatur stellte eine stämmige Frau mit langen braunen Haaren dar, die einen recht grimmigen Gesichtsausdruck hatte. Sie war in eine schwer wirkende Metallrüstung gehüllt und trug einen großen Schild mit sich. Ihre rechte Hand, in der sie eine Art Hammer hielt, war triumphal nach oben gestreckt. Die Darstellung passte durchaus zu dem Charakter, den sich Rebecca ausgedacht hatte, welcher laut ihrem Charakterbogen auch eine schwere Rüstung und einen Schild trug, allerdings keinen Hammer, sondern eine Axt. Doch sie störte sich nicht an dieser belanglosen Abweichung. Tatsächlich mochte sie die Vorstellung, dass das hier ihre Adeleide of Londor darstellte und je länger sie sich die Figur besah, desto besser gefiel sie ihr.
    "Eine Hintergrundgeschichte hast du dir nicht ausgedacht?", fragte Luca mit einem Blick auf das Datapad mit Rebeccas Charakterbogen.
    "Nein...nicht wirklich", gab Rebecca zu. "Du...äh...du hast ja geschrieben, dass du dir zur Not schon was ausgedacht hast..."
    "Jupp, habe ich!", bestätigte ihr Kumpel und seine Augen schienen vor Begeisterung aufzuleuchten. Er öffnete sein Omni-Tool und klickte sich durch verschiedene Ordner, bis er schließlich eine Datei fand, die er sogleich auf Rebeccas Datapad kopierte, bevor er ihr das Gerät zuschob.
    Ein wenig skeptisch nahm Rebecca das Pad entgegen und öffnete die Datei. Seit sie vor ein paar Tagen in einem Anflug von verzweifelter Einsamkeit gefragt hatte, ob sie bei der DnD-Runde am Wochenende dabei sein konnte, hatten ihre Freunde ihr eine Vielzahl von Texten zugeschickt, durch die sie sich hatte hindurchbeißen müssen. Das Regelwerk, ein Anfänger-Guide mit Tipps und Tricks, verschiedene Ressourcen für die Charaktererstellung mit allerhand Klassen, Rassen, Fähigkeiten und mehr und nicht zuletzt auch eine Kurzzusammenfassung der Welt, in welcher die Geschichte stattfand. Gefühlt hatte Rebecca genug über das Pen & Paper-Rollenspiel gelesen, um mehrere Romane füllen zu können. Und tatsächlich hatte Luca die Hintergrundgeschichte ihrer Figur in umfassender Prosa niedergeschrieben.
    "Ich kann dir auch kurz eine Zusammenfassung geben", meinte Luca mit einem Grinsen, denn er hatte offenbar den leicht erschlagenen Ausdruck auf ihrem Gesicht bemerkt.
    "Das wäre...das wäre...das wäre...das wäre...hey! Das wäre Hey! Biene! Fuck off! Das wäre nett..."
    "Also...du hast ja vielleicht schon von Amaia gehört, wo wir gerade in der Geschichte sind. Die Gruppe ist im Moment dabei, drei Dämonenfürsten zu jagen, die versuchen ein Höllenportal zu öffnen, um die Welt mit ihren Dämonen zu überrennen. Den Ersten haben sie schon vor eine Weile getötet und in unserer letzten Session haben sie einen weiteren Fürsten besiegt. Jetzt sind sie auf der Suche nach dem Dritten und Letzten, ein Dämon namens Balzagan. Ich habe mir überlegt, dass sie zunächst in der Stadt nach Hinweisen suchen. Und da kommt dein Charakter ins Spiel..."
    Rebecca lehnte sich unbewusst und mit wachsender Neugier leicht nach vorne, dabei stützte sie sich mit dem Ellbogen auf den Tisch und schon einen Moment später biss sie in ihre Hand. Ein scharfer Schmerz durchzuckte das Gewebe, als sie ihre Zähne darin vergrub und sie verzog das Gesicht.
    Luca fuhr fort. "Ich habe mir überlegt, dass du eine Priesterin eines alten Ordens von Dämonenjägern spielen könntest...Details dazu stehen in dem Dokument...auf jeden Fall will dein Charakter den Dämon ebenso bezwingen, aber aus einem anderen Grund. Und zwar...geht's dir gut?"
    Das Ächzen aus ihrer Kehle hatte ihn unterbrochen. "Jaah...alles in Ordnung", gab Rebecca wenig überzeugend zurück und rieb sich den schmerzenden Handrücken.
    "Ähm, also, ich habe mir gedacht, dass Adeleide Balzagan schon einmal getroffen hat, als sie zusammen mit Kriegern aus ihrem Orden versucht hat, ihn zu stellen. Dabei wurden ihre Mitstreiter von Balzagan alle getötet und sie selbst konnte nur gerade so selbst davonkommen. Und jetzt sinnt sie auf Rache."
    "Klingt gut", kommentierte Amaia anerkennend. "Dann hat sie zumindest einen guten Grund um unserer Gruppe zu helfen."
    Rebecca fand nichts an der Prämisse auszusetzen. Es war wohl besser als eine Figur zu spielen, die gar keine Geschichte hatte und sie vertraute dem Urteil ihrer Freunde, immerhin hatte sie selbst ja eh keine Erfahrung mit dem Spiel. "Das ist alles?", wollte sie wissen und klatschte mit ihrer flachen Hand auf den Tisch.
    "Ja, nur noch eine Sache", sagte Luca. "Und das ist so ein bisschen ein Geheimnis, was dein Charakter haben könnte, also vielleicht sollte Amaia das nicht unbedingt wissen, außer es macht dir nichts aus."
    "Ähm...ist schon in Ordnung...was ist es?"
    "Also, ich habe mir überlegt...wir rollenspielen unsere Figuren meistens, also richtig mit Dialogen und allem und ich dachte mir...naja, wenn du mit deinem Tourette immer wahllos Sachen machst oder sagst, dann könnten wir das ja auch in deinen Charakter mit einbauen, nicht?" Der begeisterte Ton in seiner Stimme ließ Rebecca die Stirn runzeln. "Deswegen habe ich mir gedacht, dass dein Charakter einen Pakt mit einem anderen Dämon eingegangen ist, der ihr dabei hilft, Balzagan zu finden. Und im Gegenzug lässt sie ihn in ihren Körper leben, sodass er manchmal von ihr Besitz ergreift. Und deswegen ticct sie!" Er schaute erwartungsvoll in die Runde mit einem Blick, der verriet, dass er seine Idee ziemlich gut fand.
    Rebecca starrte den jungen Mann vor ihr einen Moment mit großen Augen an, bevor sie ihren Blick auf auf den Tisch wandte, als ob dort irgendetwas wahnsinnig Spannendes wäre. Doch ihre Aufmerksamkeit galt nicht der Holzmaserung vor ihr. Luca wollte offenbar ihre Tics in seine Geschichte einbauen. Er wollte ihre echten, realen Tics in seine Fantasiewelt einbauen. Und dann auch noch auf diese Weise. Sie sollte so tun, als wäre sie von einem Dämonen besessen? Das war die Erklärung für ihre Tics; ein Dämon, der von ihr Besitz ergriff? Ihr wollte nichts einfallen, was sie darauf entgegnen sollte. Es war so...bizarr.
    Eine eigenartige Stille hallte durch den Raum.
    "Bist du dir sicher, dass das so eine gute Idee ist?", wollte Amaia von ihm mit skeptischer Miene wissen. Sie verstand offensichtlich sehr genau, wie sich ihre beste Freundin dabei fühlen musste.
    Die Reaktion der beiden Frauen schien Luca zu verwirren. "Wieso...ähm...stimmt was nicht damit?"
    Es stimmte so einiges nicht damit, doch wie genau sollte sie das sagen? Einen Moment rang Rebecca mit sich, eine Antwort zu geben, doch stattdessen rief sie einfach: "Flamingo! Buuiieeeh!" Und warf ihren Kopf hin und her.
    "Ähh...naja, ich dachte, das würde halt ganz gut passen..."
    Amaia lehnte sich vor. "Ich glaube, du solltest das nochmal überdenken..."
    "Ich meine...man könnte ja noch was daran ändern, wenn du magst", schlug Luca ein wenig halbherzig vor, sichtlich verunsichert von den vorwurfsvollen Blicken der Maori.
    Rebecca schaute auf das Datapad vor ihr und malte sich aus, wie ihr Kumpel Stunden damit verbracht hatte, eine Geschichte für ihren Charakter auszudenken und aufzuschreiben. Er hatte sich wirklich gefreut, ihr seine Arbeit präsentieren zu können und dachte wohl aufrichtig, sein Kniff mit ihrem Tourette sei genial gewesen. Und irgendwie war er das auch, nur eben auf eine so...unangenehme Weise.
    Mit einem Mal kam alles wieder hoch, ihre Zweifel über den Pen-and-Paper-Abend, ihre Sorge, mit all den Regelwerken und Materialien überfordert zu sein und letztlich auch die Strapazen der Strahlentherapie. Ihre Sicht verschwamm leicht und sie spürte ihren pochenden Herzschlag. Luca hatte ihr wirklich nur einen Gefallen tun wollen. Sie hatten noch nicht mal angefangen zu spielen und Rebecca machte ihren Freunden schon jetzt Probleme. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie ihnen den Abend komplett versaute?
    "Ach...ist schon in Ordnung", würgte Rebecca hervor und zwang sich zu einem Lächeln. "Meinetwegen können wir das so machen."
    "Okay, super, dann...äh...passt das ja..." Ein lautes Klingeln aus dem Flur ertönte und unterbrach die drei Freunde. Sichtlich erleichtert sprang Luca von seinem Platz auf, um die Haustür zu öffnen. "Das sind die anderen, bin sofort wieder da..."
    "Bist du dir sicher?", wandte sich Amaia leicht zweifelnd an ihre beste Freundin. "Wir können uns auch immer noch etwas anderes für deinen Charakter ausdenken. Das muss halt echt nicht sein!"
    Ein schweres Seufzen entfuhr Rebecca und sie rieb sich die Augen. "Nee, lass gut sein...ich komm schon klar."
    "Hmm..." So richtig überzeugte war sie zwar nicht, doch Amaia drängte nicht weiter, denn schon einen Moment später traten die Neuankömmlinge ins Wohnzimmer.
    "Wunderschönen guten Abend", begrüßte Andrew gut gelaunt die beiden Frauen am Tisch. Offenbar war er in den vergangenen Tagen beim Friseur gewesen, denn seine lockigen Haare waren ziemlich kurz. Ansonsten trug er wie immer sportliche Kleidung, als ob er gerade einen Marathon gelaufen wäre.
    "Hallöchen!" An seiner Seite erschien eine junge Frau etwa im gleichen Alter wie er und winkte ihnen mit einem breiten Lächeln zu. Ihr blasses Gesicht war mit Sommersprossen bedeckt, welche zu ihren langen, roten Haaren passten. Obwohl Rebecca sie noch nie in Person gesehen hatte, erkannte sie Andrews Freundin sofort, immerhin tauchte sie in jedem Zweiten seiner InSync-Posts auf.
    "Schön dich auch mal hier zu sehen", meinte Andrew augenzwinkernd an Rebecca gewandt und reichte ihr zur Begrüßung die Hand.
    Mit einem nervösen Grinsen griff sie nach der dargebotenen Hand und wie zu erwarten zerquetschte er ihre Finger. "Jaah...ich habe mich irgendwie von Mai breitschlagen lassen..."
    "Das ist übrigens Lily", stellte er seine Begleiterin vor und trat einen Schritt zur Seite, um die beiden Frauen gegenseitig vorzustellen. "Lily, Rebecca."
    "Hey, freut mich!" Auch sie reichte der jungen Frau die Hand.
    Doch anstatt danach zu greifen ruckte Rebeccas Arm in einem seltsamen Winkel nach oben und sie ballte die Faust. "Hey! Heeey!", rief sie mit zusammengekniffenen Augen. "Schau mich an! Ich bin eine Biene! Fuck off!" Sich den irritierten Blicken bewusst, zog sie verlegen den Kopf ein wenig ein.
    "Äh...ja, das sind die Tics, von denen ich dir erzählt habe. Es ist...halb so wild, man gewöhnt sich dran", wandte sich Andrew an Lily und versuchte so zu klingen, als ob ihm Rebeccas Tourette nicht ausmachte. Natürlich entsprach es nicht ganz der Wahrheit, denn auch er wirkte noch immer ein wenig verschreckt vom Gebaren der jungen Frau. Noch immer war Amaia die Einzige, welche bei den lautstarken Tics keine Miene verzog, dennoch war Rebecca dankbar, dass Andrew zumindest versuchte, es nicht allzu sehr an die große Glocke zu hängen.
    Nachdem sie einen Moment recht erschrocken dreingeblickt hatte, lächelte Lily nun wieder, wenn auch ein wenig verunsichert. "Ahh...okay...naja, es ist auf jeden Fall immer schön, wenn neue Spieler DnD ausprobieren wollen."
    Und obwohl sie sich eigentlich zum Pen-and-Paper-Spielen verabredet hatten, verbrachten sie zunächst eine Weile damit, ganz ungezwungen miteinander zu quatschen. Es hatte fast schon etwas von einem gemütlichen Treffen im Harmony, lediglich die Live-Musik fehlte noch. Andrew erzählte eine Anekdote aus seiner Polizeiausbildung, bei der einer seiner Mitbewerber unter großem Gelächter aus einer Vorlesung geworfen wurde, weil er offenbar betrunken erschienen war und sich zudem auch noch im Raum und der Uhrzeit der Veranstaltung geirrt hatte. Dann erzählte Amaia allen von ihrer ersten Woche als Kellnerin im Harmony und hatte in der kurzen Zeit schon ein paar kuriose Geschichten erlebt, die sie mit ihren Freunden teilen wollte. Anschließend musste sich Luca nicht zum ersten Mal Spott anhören, weil er eigentlich für seinen Level-3-Schulabschluss hätte lernen sollen, nun aber stattdessen mit seinen Freunden DnD spielte.
    "Was würden deine Eltern nur sagen, wenn sie das wüssten?", feixte Amaia.
    Luca zuckte mit den Schultern und grinste dreckig. "Tun sie ja nicht, sie sind das ganze Wochenende nicht da und kommen erst am Dienstag wieder. Außerdem...so schwer können die Prüfungen ja nicht sein..."
    Andrew schnaubte belustigt. "Sehen wir ja dann, wenn du am Ende mit gerade mal achtzig Punkten darstehst. In unserem Jahrgang gab es tatsächlich einige, die nicht mal über die hundert gekommen sind."
    "Als ob!"
    Nach und nach setzten sie sich an den Tisch und Rebecca sah, wie ihre Freunde ihre Sachen auf dem Tisch ausbreiteten. Einmal hatten sie alle ein eigenes Datapad mit ihrem Charakterbogen und anderen Spielmaterialien, sowie eine kleine Miniaturfigur, welche den Charakter darstellte, mit dem sie spielen würden. Luca verteilte die Schalen mit den Snacks und stellte an seinem Platz einen Sichtschutz auf, hinter dem er seine Datapads und Notizen vor den Spielern verstecken konnte. Außerdem nahm sich jeder noch ein Getränk von der Kommode, allesamt alkoholisch. Rebecca war die einzige, die sich mit süßem Fruchtsaft zufrieden gab und wie seit einigen Monaten üblich hatte sie ihre spezielle Trinkflasche dabei, in welche ihr Amaia das Getränk umfüllte.
    "Pass auf, dass du deine Flasche nicht in Rebeccas Nähe stellst", warnte Luca Lily mit einem breiten Grinsen. "Das gibt sonst Sauerei."
    Die Angesprochene wirkte verdutzt. "Uhm...okay. Wieso?"
    Andrew antwortete ihr mit einem Lachen. "Als wir letztes Mal im Harmony waren, hat sie mit einem Tic Lucas Bierglas quer über den Tisch geballert."
    Obwohl sie darüber wie über einen harmlosen Spaß sprachen und in ihren Stimmen nicht die Spur eines Vorwurfs war, spürte Rebecca einen leichten Stich in ihrer Brust, als ihre Freunde das Missgeschick erwähnten. Wahrscheinlich sollte sie sich glücklich schätzen, dass sie es mit Humor nahmen und es ihr nicht vorhielten, doch gleichzeitig wäre es ihr lieber gewesen, wenn sie es gar nicht erst ansprechen würden.
    "Wollen wir noch auf Simon warten?", fragte Amaia schließlich in die Runde.
    Luca checkte seinen Messenger. "Hm...er hat nicht geschrieben, dass er später kommt. Er müsste eigentlich jeden Moment da sein..."
    "Simon geht mit Luca zur Schule", erklärte Amaia, als sie den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht ihrer besten Freundin bemerkte. "Ist'n Kumpel von ihm und er spielt mit uns."
    "Ahh...okay..." Rebecca kaute etwas unruhig auf ihrer Lippe herum. Wenigstens kannte sie drei der fünf Leute, mit denen sie hier am Tisch saß. Das war immerhin mehr als die Hälfte, die ihre Krankheit bereits kannten...
    "Er ist schon in Ordnung", meinte ihr Gastgeber mit einem Schulterzucken.
    "Meistens", merkte Lily mit einem Grinsen an, doch Rebecca glaubte für einen winzigen Moment einen düsteren Schatten auf dem Gesicht der Rothaarigen zu bemerken.
    "Tjaah...meistens...", seufzte Amaia zustimmend. Die beiden Frauen schienen einen kurzen Blick zu wechseln.
    Es dauerte nicht lange und die Türklingel läutete erneut. Kaum hatte Luca seinem letzten Gast geöffnet, trat ein drahtiger junger Mann ins Wohnzimmer und begrüßte die Runde mit einem lauten "Heyyooo!" Er trug ein graues T-Shirt und dazu eine modische lange Hose. Seine kurzen schwarzen Haare waren leicht nach oben gegelt und er hatte einen dünnen Bart um sein Kinn, der bei seinem doch sehr jungenhaften Gesicht etwas unpassend wirkte. "Oh, ich wusste nicht, dass ich der Letzte bin! Normalerweise wüssen wir ja immer auf dich warten", grinste er in Amaias Richtung.
    "Ha ha, sehr witzig", schnaubte die Maori.
    Der Neuankömmling setzte sich auf den letzten freien Platz am Tisch, direkt zu Rebeccas Linken. "Ach, hi!", begrüßte er sie mit einem gewinnenden Lächeln, als er sie bemerkte. "Du bist Rebecca nicht? Amaia hatte ja schon in unserer Gruppe geschrieben, dass du heute auch mitmachen willst. Ich bin Simon..."
    Ein Kribbeln in ihrem Nacken kündigte Tics an und Rebecca versuchte sich so sehr sie konnte auf den Mann vor ihr zu konzentrieren. "Ja...äh...hi!" Ihre Hand ballte sich zu einer Faust und sie kniff ihr rechtes Auge zusammen.
    Simon musterte sie neugierig von oben bis unten. "Du hast dieses Tourette, richtig?", wollte er direkt wissen. "Also diese Tics, weil das hat Amaia auch erwähnt..."
    "Traue ihr nicht! Sie lügt!", brach es aus ihr hervor. Sie senkte verschwörerisch die Stimme, ihre Augen weiteten sich. "Sie ist...sie ist...sie ist...sie ist ein...hey! Sie ist ein Hey!" Plötzlich kniff sie die Augen zusammen und stieß ein lautes "Buuuiieeh!" aus.
    Der erschrockene Ausdruck auf Simons Gesicht war der, den sie schon so oft gesehen hatte und der sich noch immer jedes Mal in ihr Gemüt fraß. Einen Moment schien er völlig perplex.
    "Tut mir leid", seufzte sie zum unzähligsten Mal. "Das wollte ich nicht. Das ist halt mein Tourette..."
    "Ach, halb so wild, wirklich!" Tatsächlich entspannte ihr Gegenüber sich recht schnell und lächelte jetzt wieder. "Ich habe schon mal davon gehört, von deiner Krankheit. Mach dir da mal keine Gedanken, das ist schon okay!"
    "Oh..." Mit diesen Worten hatte Rebecca überhaupt nicht gerechnet. Dass jemand schonmal vom Tourette-Syndrom gehört hatte, war bislang noch nie vorgekommen und sie wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte. Doch zu wissen, dass Simon offenbar zumindest eine grobe Vorstellung davon hatte, was in ihrem Körper vorging, hatte etwas eigenartig Befreiendes. "Äh...danke..." Unwillkürlich reckte sie den Kopf grotesk in seine Richtung und starrte ihn unverhohlen an.
    "Alles okay?", wollte er bemüht lässig von ihr wissen.
    "O-o-o-o...okay! Hey! Du bist hässlich! Du bist h-h-h...du bist...du bist ein Flamingo! Hey! Ich liebe dich!"
    Seine Miene schien verschiedene Reaktionen gleichzeitig auszudrücken. Und nicht alle davon wirkten ablehnend. "Ich schätze mal, das heißt 'ja', oder?", meinte er mit einem ermutigenden Lächeln.
    Ihr war sehr wohl bewusst, dass die Aufmerksamkeit der gesamten Runde bei ihr und ihren Tics war und Rebecca spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. "Tut es!", gab sie zurück und versuchte ihren Scham mit einem Lächeln zu überspielen. Es kam ihr wenig überzeugend vor.
    Mit einem Räuspern machte Luca schließlich auf sich aufmerksam und blickte seine Freunde erwartungsvoll an. Eine kurze angespannte Stille trat ein, als jeder in seine Richtung blickte. "Also dann, wenn ihr alle soweit, können wir anfangen!"
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  14. #234
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    Niall O'Grady

    Rose Peresa'an & Nisha Kadam

    Klingt, als hätten Sie bereits alles im Blick“, sagte Hanna mit grimmiger Genugtuung in der Stimme. Niall O’Grady, der Verräter, hatte sie beim letzten Mal zum Narren gehalten. Nun hatte er sich erneut in eine ausweglose Situation gemanaged. Dieses Mal aber waren sie im Vorteil. Die Drohnen in den Tunneln waren ein guter Einfall.
    Ich würde es nach wie vor vorziehen, ihn lebend zu erwischen“, sagte Hanna. „Aber wenn da ein Feuergefecht tobt, will ich nicht von einem Querschläger erwischt werden.“ Im akustischen Hintergrund ihres Gesprächs war eine laute Explosion wie die von einer Granate zu hören. Für O’Grady zog sich die Schlinge zu.
    Auf Peresa’ans Anfrage zur Ausrüstung hin tippte Hanna auf ihren Schildgürtel und zog ihre Dienstpistole, die modifizierte Phalanx. „Ich habe noch einen taktischen Visor, aber das muss reichen“, sagte sie lauter als zuvor, da die Kampfgeräusche sich auf eine nähere Position verlagert hatten.
    Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Geiler Feierabend, oder?“, fügte sie sarkastisch an Agent Kadam gewandt hinzu. Die Inderin wusste nicht, ob sie lächeln oder Hanna ihr Mitleid aussprechen sollte und sagte klugerweise nix. „Ich bleibe einfach hinter Ihrer Barriere und achte darauf, ungefährlich auszusehen“, sagte Hanna.

    Die Polizistin eilte zu ihrem Wagen und holte den Visor* aus dem Stauraum, wo sich ansonsten Gegenstände zur Beweismittelaufnahme und typische 0815-Polizeisachen befanden. Der Visor war ein militärisches Modell und gehörte zu ihrer Privatausrüstung. Hanna setzte ihn auf und aktivierte ihn, während sie im Laufschritt zu den beiden Polizistinnen zurückkehrte.
    Ich klinke mich ins taktische HUD ein“, meldete Hanna und stellte den Link her. „Hanna Ilias, Detective Three, Präsidiumsbezirk“, sagte sie und nannte nachfolgend ihre Dienstnummer zur Identifizierung für den berechtigten Zugriff auf das Gefechtsnetzwerk.
    Verstanden. Verbindung hergestellt“, antwortete die Operationszentrale, mit der sie ohnehin in Funkkontakt stand. Sofort scannte der Visor die Situation, glich Daten mit denen der Mechs, Drohnen und Aufklärung ab. Sie konnte die farbigen Umrisse mehrerer Ziele erkennen, wenn sie darauf schaute. Der Visor meldete, dass ihre Schilde bei einhundert Prozent lagen.
    Bereit, wenn Sie es sind“, sagte Hanna zu der Asari.

    *

    Anhand des Kampfnetzwerks, der Funkmeldungen sowie der unüberhörbaren Geräuschkulisse stellte Hanna fest, dass O’Grady wirklich in tiefsten Schwierigkeiten steckte. Scheinbar hatte er sich mit einem Kroganer angelegt, einem sehr wütenden und Revenant-schwingenden Kroganer. Auch die Mechs hatten diese Fehler begangen.
    Einheiten Drei und Fünf sind ausgeschaltet“, hörte Hanna die Operationszentrale sagen. „Operator, übernehmen Sie Einheit Sieben und formieren Sie die Mechs in der Vorhalle. Bilden Sie eine Verteidigungslinie.

    Der unaussprechliche, pandämonische Gestank von brennendem Fleisch stieg Hanna in die Nase. Dieses widerlich süßliche Etwas von geruchlicher Belästigung, das den Magen dazu anregte, sich das Mittagsessen noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Die Blondine war abgehärtet, sie hoffte aber, dass Kadam nicht in ihre Panzerung kotzte. Sie passierten ein totes, von mehreren Projektilen zerfetztes Gangmitglied.
    In den Rücken geschossen. O’Grady ist echt ein Held“, sagte Hanna im Vorbeigehen. Sie bewegten sich jetzt in Formation, auch wenn die Mechs diesen Bereich bereits gesichert hatten. Peresa’an bildete mit ihrer starken Barriere die Vorhut. Die Scrimatar-Schrotflinte war im sich abzeichnenden Häuserkampf sicherlich eine kluge Entscheidung. Kadam, ihre M12-Locust im Anschlag, ging in der Mitte. Sie war die unerfahrenste aus dem Trio; Grund genug sie zu flankieren. Hanna bildete die Nachhut, wobei sie darauf achtete, ihren Sektor abzudecken, ohne dass Kadam versehentlich vor ihren Lauf trat. Der Abstand zwischen den Frauen war so gering, dass Hanna den Schweiß der Inderin riechen konnte. Sie bewegten sich vorsichtig, aber eilig vorwärts. O’Grady wurde am nordöstlichen Teil des Gebäudes vermutet, dort, wie die Kampfgeräusche am heftigsten widerhallten.
    An alle Teams, uns wurden zusätzliche Kombattanten gemeldet. Südwestliches Ende, Stärke und Bewaffnung unbekannt. Bleiben Sie wachsam“, funkte die Einsatzzentrale. Peresa’ans Faust schoss in die Höhe, das Trio stoppte augenblicklich. Hannas Visor meldete keine Gefahrenquellen im Vorfeld. Dennoch visierte sie über den Lauf ihrer Pistole hinweg in die ihr zugewiesene Richtung.
    Befehle, Detective?“, fragte Hanna.


    * Hannas Visor:
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  15. #235
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    Yuikas Plan schien ausgefeilt genug und vor allem recht risikoarm für die Asari. Sehr gewagt für die Menschenfrau, aber ungefährlich für Charis, die sich das Stück Kuchen in den bunten Farben auflegte und bei Yuikas Vortrag geschäftig nickte und Krümel abbrach.
    Nein, find ich gut“, sagte Charis und schluckte hastig halbgekauten Kuchen runter. Sie deutete auf das Holo-Schiff, als wäre er ein detaillierter Plan ihres Vorgehens und sagte: „Das find ich sehr gut, gefällt mir.“ Sie schaute zur Asiatin, trank einen Schluck schwarzes Gold und sagte: „Ich wäre im direkten Raumkampf tatsächlich nicht so gut. Um ehrlich zu sein habe ich die Geschütze kein einziges Mal in einem Kampf abgefeuert. Nur einmal, weil ich mit einem Kroganer gewettet habe, dass ich einen Pyjak auf zwei Kilometer Entfernung abknallen kann.“ Sie zuckte die Achseln und ließ offen, ob sie die Wette gewonnen oder ihrer Natur entsprechend verloren hatte.
    Aber Ihr Plan, der gefällt mir.
    Sie würde sich kaum anmaßen diese erfahrene Killerin vor den Risiken einer solchen Aktion zu warnen.
    Und sollte alles schiefgehen, empfehle ich einen Helm mit kurzzeitiger Sauerstoffversorgung. Sie öffnen die Luftschleuse, lassen sich ins All ziehen und ich sammle Sie dort auf“, schlug die Asari als Plan B vor.
    Dann kam ihr ein Gedanke und Charis fragte: „Damit ich das richtig verstehe: Ich soll dann Sie und die entführten Frauen übernehmen, oder? Ich soll jetzt nicht das Sklavenschiff fliegen?


    Yuika nahm zufrieden zur Kenntnis das der Schmugglerin der Plan gefiel. Warum sollte er es ihr auch nicht? Ihr Teil der Arbeit war weder besonders anspruchvoll, oder gefährlich. Yuikas Part hingegen, nun die Japanerin wusste worauf sie sich einließ. Wenn es schief lief, war ihr der Tod irgendwo im Weltall gewiss. Ein übliches Risiko in diesem Job. Mit einer kleinen Gabel durchtrennte sie den Biskuitboden der Torte.
    "Nun, ich werde wohl eh mit einer Sauerstoffversorgung das Schiff betreten. Man weiß nie wie wo man sich an so einem Ort verstecken muss. Und wie viel Sauerstoff es dort gibt. Ich gehe da besser auch nicht ins Detail.", entgegnete sie auf Charis Vorschlag. Selbst wenn man seine Rüstung modifizierte damit die Ausscheidungen nicht in ihr selbst landeten, war das immer noch eine recht ekelhafte Sache.
    Hoffentlich kam sie bei dieser Sache um das Vergnügen herum. Die Japanerin verdrängte den Aspekt und nahm ein Stück Torte zu sich.
    "Die Luftschleuse nehme ich auch eher als Plan Z, wäre nicht gut für die Frauen, selbst wenn sie in Stasekapseln stecken.", merkte sie noch an. Natürlich würde sie im Zweifel ihre Haut retten, man musste für den Notfall vorplanen.
    "Ansonsten verstehen sie richtig. Sie übernehmen die Damen und mich. Ansonsten bräuchten wir ja noch jemanden der ihr Schiff zurückfliegt. Oder sie müssten sich mit mir an Bord schmuggeln. Das wäre sowohl für mich auch als sie eine zu große Gefährdung.", meinte Yuika.
    "Außerdem würde es auffallen wenn das Schiff so schnell wieder zur Citadel zurückkehrt. Man würde es bemerken. Sie schmuggeln die Damen quasi wieder zurück.", erklärte Yuika eine Erdbeere mit ihrer Gabel aufspießend. Genüßlich führte sie diese zu ihrem Mund.
    "Ihr Teil ist sich zu überlegen wie sie am Besten im All andocken, oder anderweitig uns aufnehmen. Die Frauen werden kaum einen Raumanzug haben, ich bezweifle das sie überhaupt noch viele Klamotten haben werden. Also werden wir einen vakuumdichte Schleuse erzeugen müssen."
    Die Stasekapseln waren zwar auch transportfähig und hermetisch abgeschloßen, aber sie würden im All nicht die Hilfsmittel eines Dockarbeiters haben. Yuika würde die Frauen wohl also schon in der Karadaan herausholen müssen. Was anstrengend genug sein würde.
    "Außerdem werden wir das Schiff wohl kaum schon im Widow Nebel abfangen können, sondern wohl erst im batarianischen Cluster. Das aufnehmen sollte in dem Fall schnell gehen. Außer sie sind scharf auf einen möglichen Kontakt mit der batariansichen Flotte. Ich persönlich ja nicht.", sprach Yuika und nippte kurz an ihrem Kaffee.
    "Aber da vertraue ich ihren Fähigkeiten. Ich kümmere mich um die Crew, sie kümmern sich darum das wir unerkannt die Damen bergen und wieder auf diese Station bringen. Fairer Deal?", fasste die Söldnerin es zusammen und wobei tatsächliche Anerkennung mitschwang.
    Ein großer Vertrauensvorschuß der Japanerin, verließ sie sich hinsichtlich der Expertise nur auf die Empfehlung ihrer Arbeitgeberin.
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  16. #236
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    Yuika nahm zufrieden zur Kenntnis das der Schmugglerin der Plan gefiel. Warum sollte er es ihr auch nicht? Ihr Teil der Arbeit war weder besonders anspruchvoll, oder gefährlich. Yuikas Part hingegen, nun die Japanerin wusste worauf sie sich einließ. Wenn es schief lief, war ihr der Tod irgendwo im Weltall gewiss. Ein übliches Risiko in diesem Job. Mit einer kleinen Gabel durchtrennte sie den Biskuitboden der Torte.
    "Nun, ich werde wohl eh mit einer Sauerstoffversorgung das Schiff betreten. Man weiß nie wie wo man sich an so einem Ort verstecken muss. Und wie viel Sauerstoff es dort gibt. Ich gehe da besser auch nicht ins Detail.", entgegnete sie auf Charis Vorschlag. Selbst wenn man seine Rüstung modifizierte damit die Ausscheidungen nicht in ihr selbst landeten, war das immer noch eine recht ekelhafte Sache.
    Hoffentlich kam sie bei dieser Sache um das Vergnügen herum. Die Japanerin verdrängte den Aspekt und nahm ein Stück Torte zu sich.
    "Die Luftschleuse nehme ich auch eher als Plan Z, wäre nicht gut für die Frauen, selbst wenn sie in Stasekapseln stecken.", merkte sie noch an. Natürlich würde sie im Zweifel ihre Haut retten, man musste für den Notfall vorplanen.
    "Ansonsten verstehen sie richtig. Sie übernehmen die Damen und mich. Ansonsten bräuchten wir ja noch jemanden der ihr Schiff zurückfliegt. Oder sie müssten sich mit mir an Bord schmuggeln. Das wäre sowohl für mich auch als sie eine zu große Gefährdung.", meinte Yuika.
    "Außerdem würde es auffallen wenn das Schiff so schnell wieder zur Citadel zurückkehrt. Man würde es bemerken. Sie schmuggeln die Damen quasi wieder zurück.", erklärte Yuika eine Erdbeere mit ihrer Gabel aufspießend. Genüßlich führte sie diese zu ihrem Mund.
    "Ihr Teil ist sich zu überlegen wie sie am Besten im All andocken, oder anderweitig uns aufnehmen. Die Frauen werden kaum einen Raumanzug haben, ich bezweifle das sie überhaupt noch viele Klamotten haben werden. Also werden wir einen vakuumdichte Schleuse erzeugen müssen."
    Die Stasekapseln waren zwar auch transportfähig und hermetisch abgeschloßen, aber sie würden im All nicht die Hilfsmittel eines Dockarbeiters haben. Yuika würde die Frauen wohl also schon in der Karadaan herausholen müssen. Was anstrengend genug sein würde.
    "Außerdem werden wir das Schiff wohl kaum schon im Widow Nebel abfangen können, sondern wohl erst im batarianischen Cluster. Das aufnehmen sollte in dem Fall schnell gehen. Außer sie sind scharf auf einen möglichen Kontakt mit der batariansichen Flotte. Ich persönlich ja nicht.", sprach Yuika und nippte kurz an ihrem Kaffee.
    "Aber da vertraue ich ihren Fähigkeiten. Ich kümmere mich um die Crew, sie kümmern sich darum das wir unerkannt die Damen bergen und wieder auf diese Station bringen. Fairer Deal?", fasste die Söldnerin es zusammen und wobei tatsächliche Anerkennung mitschwang.
    Ein großer Vertrauensvorschuß der Japanerin, verließ sie sich hinsichtlich der Expertise nur auf die Empfehlung ihrer Arbeitgeberin.


    Fairer Deal“, sagte Charis, reichte der Asiatin die Hand und beide schlugen ein. Danach wendeten sie sich ihren Kuchen zu und in Charis‘ Tentakelköpfchen begann ein Plan zu keimen. Yuika sollte ihren Übergang bekommen. Über die Bezahlung wurde nicht gesprochen; sie würde aus mehr bestehen, als buntem Kuchen, den die Asari allerdings sehr zu schätzen begann. Vor ihrem geistigen Auge manifestierten sich diverse Möglichkeiten der Selbstbereicherung bei diesem Auftrag, die neben der ohnehin fließenden Summe X an Credits weitere Optionen zählten.
    Ich nehme an, dass ich ein paar Stunden oder Tage Zeit habe?!“, sagte die Schmugglerin und pikste das letzte Stück Regenbogen-Zuckerguss auf. Ihre Zunge schob den Zucker von einer Backentasche zur anderen, bis er sich in genussexplosionsartiger Weise aufgelöst hatte. Viel von dem Zeug würde sie nicht essen können, dann würde ihr schlecht werden. Und vor einem Portalsprung sollte man Kuchen wohl auch kaum essen, dachte sie. Für den Moment aber hatte es etwas Heimeliges. Fast so, als hätte sie eine Freundin zu Kaffee und Kuchen eingeladen – so völlig normal. Das löste ein merkwürdig schönes Gefühl in ihrer Magengegend aus. Oder die Kombination aus Kaffee und Kuchen vertrug sich nicht. In diesem Fall würde Charis ihr persönliches Armageddon erleben auf der Schiffstoilette erleben.
    Mir gefallen Ihre Bilder. Ich hab auch ein paar Tätowierungen“ benannte die Schmugglerin das Offensichtliche und präsentierte den Tribal-Dachen sowie den Stacheldraht am Oberarm. „Aber das ist lange nicht so kunstfertig wie Ihre. Wirklich interessant, was man auf so heller Haut alles anstellen kann“, sagte sie und legte den Kopf prüfend schief, um die Silhouette einer Geisha zu verfolgen.
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  17. #237
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    "Ahh, Ilias. Schön das sie es einrichten konnten. Ja, er ist mal wieder sehr fleißig. Und subtil wie ein Ziegelstein."[/COLOR], begrüßte Rose die eintreffende Menschenfrau freundlich. Mit einem kurzen Tippen auf ihr Omnitool, gab sie der Blondine zugriff auf ihr Taktik Interface.
    "Momentan beharkt er sich mit ein paar Leuten der Mask, auf jedenfall ist das nahliegend. Scheinbar ist er in ihr Treffen reingeplatzt und jetzt auf mehr Widerstand getroffen als erwartet. Der Erfolg ist hörbar.", erklärte sie die derzeitige Lage. Im Hintergrund röhrte die Revenant.
    "Verständlicherweise schicke ich keinen Beamten ins Kreuzfeuer. Die Straßen nach draußen nach draußen sind durch Scharfschützenteams gesichert, die Mechs sollten genügen um bei den meisten Kombatanten den Fluchtreflex zu triggern.", merkte sie an.
    "Da wir es jedoch mit dem Meister des Fersengeldes zu tun haben, bezweifle ich das er uns den Gefallen tut über die Straße zu rennen."
    Eine Projektion des Stationsplan, des hiesigen Bezirkes, manifestierte sich in der Mitte des Raumes. Vor ihren Augen manifestierte sich das örtliche Viertel und seine unteren Ebenen.
    "Ich habe von Shadow Informationen über die hiesigen Keepertunnel erhalten, seinen Lieblingsrückzugort. Wenn er nicht oberhalb die Flucht versucht, wird er es wieder unterhalb tun.", meinte Rose und es leuchteten mehrere Stellen rot auf.
    "Zugänge zu den Keeper Tunneln. Wie sie sehen befindet sich einer direkt in dem Gebäude vor uns. Aber nicht der einzige in der Nähe."
    Eine zweite Projektion erschien und zeigte eine kleine, aber äußerst robust wirkende Drohne.
    "Nach den letzten Ereignissen hat man endlich mal ein wenig Geld in die Hand genommen. Ich schicke momentan ein paar dieser kleinen Mistkerle bei den näheren Eingängen in die Tunnel, eine Art kleines Vorauskommando. Die Mechs rücken derzeit weiter in das Gebäude fort."
    Die Asari löschte wieder die Projektion der Drohnen und zoomte stattdessen auf einen nahen Eingang in die Tunnel vor.
    "Was nicht bedeutet das wir hier faul auf unserem Hintern sitzen bleiben. Von diesem Eingang sollte es am einfachsten sein potenzielle Fluchtrouten abzuschneiden.", erklärte sie entschlossen.
    "Ich hoffe sie sind bereit, mit runter zu kommen. Falls sie noch etwas an Ausrüstung benötigen, versuche ich das ihnen zu organisieren."


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    Klingt, als hätten Sie bereits alles im Blick“, sagte Hanna mit grimmiger Genugtuung in der Stimme. Niall O’Grady, der Verräter, hatte sie beim letzten Mal zum Narren gehalten. Nun hatte er sich erneut in eine ausweglose Situation gemanaged. Dieses Mal aber waren sie im Vorteil. Die Drohnen in den Tunneln waren ein guter Einfall.
    Ich würde es nach wie vor vorziehen, ihn lebend zu erwischen“, sagte Hanna. „Aber wenn da ein Feuergefecht tobt, will ich nicht von einem Querschläger erwischt werden.“ Im akustischen Hintergrund ihres Gesprächs war eine laute Explosion wie die von einer Granate zu hören. Für O’Grady zog sich die Schlinge zu.
    Auf Peresa’ans Anfrage zur Ausrüstung hin tippte Hanna auf ihren Schildgürtel und zog ihre Dienstpistole, die modifizierte Phalanx. „Ich habe noch einen taktischen Visor, aber das muss reichen“, sagte sie lauter als zuvor, da die Kampfgeräusche sich auf eine nähere Position verlagert hatten.
    Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Geiler Feierabend, oder?“, fügte sie sarkastisch an Agent Kadam gewandt hinzu. Die Inderin wusste nicht, ob sie lächeln oder Hanna ihr Mitleid aussprechen sollte und sagte klugerweise nix. „Ich bleibe einfach hinter Ihrer Barriere und achte darauf, ungefährlich auszusehen“, sagte Hanna.

    Die Polizistin eilte zu ihrem Wagen und holte den Visor* aus dem Stauraum, wo sich ansonsten Gegenstände zur Beweismittelaufnahme und typische 0815-Polizeisachen befanden. Der Visor war ein militärisches Modell und gehörte zu ihrer Privatausrüstung. Hanna setzte ihn auf und aktivierte ihn, während sie im Laufschritt zu den beiden Polizistinnen zurückkehrte.
    Ich klinke mich ins taktische HUD ein“, meldete Hanna und stellte den Link her. „Hanna Ilias, Detective Three, Präsidiumsbezirk“, sagte sie und nannte nachfolgend ihre Dienstnummer zur Identifizierung für den berechtigten Zugriff auf das Gefechtsnetzwerk.
    Verstanden. Verbindung hergestellt“, antwortete die Operationszentrale, mit der sie ohnehin in Funkkontakt stand. Sofort scannte der Visor die Situation, glich Daten mit denen der Mechs, Drohnen und Aufklärung ab. Sie konnte die farbigen Umrisse mehrerer Ziele erkennen, wenn sie darauf schaute. Der Visor meldete, dass ihre Schilde bei einhundert Prozent lagen.
    Bereit, wenn Sie es sind“, sagte Hanna zu der Asari.

    *

    Anhand des Kampfnetzwerks, der Funkmeldungen sowie der unüberhörbaren Geräuschkulisse stellte Hanna fest, dass O’Grady wirklich in tiefsten Schwierigkeiten steckte. Scheinbar hatte er sich mit einem Kroganer angelegt, einem sehr wütenden und Revenant-schwingenden Kroganer. Auch die Mechs hatten diese Fehler begangen.
    Einheiten Drei und Fünf sind ausgeschaltet“, hörte Hanna die Operationszentrale sagen. „Operator, übernehmen Sie Einheit Sieben und formieren Sie die Mechs in der Vorhalle. Bilden Sie eine Verteidigungslinie.

    Der unaussprechliche, pandämonische Gestank von brennendem Fleisch stieg Hanna in die Nase. Dieses widerlich süßliche Etwas von geruchlicher Belästigung, das den Magen dazu anregte, sich das Mittagsessen noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Die Blondine war abgehärtet, sie hoffte aber, dass Kadam nicht in ihre Panzerung kotzte. Sie passierten ein totes, von mehreren Projektilen zerfetztes Gangmitglied.
    In den Rücken geschossen. O’Grady ist echt ein Held“, sagte Hanna im Vorbeigehen. Sie bewegten sich jetzt in Formation, auch wenn die Mechs diesen Bereich bereits gesichert hatten. Peresa’an bildete mit ihrer starken Barriere die Vorhut. Die Scrimatar-Schrotflinte war im sich abzeichnenden Häuserkampf sicherlich eine kluge Entscheidung. Kadam, ihre M12-Locust im Anschlag, ging in der Mitte. Sie war die unerfahrenste aus dem Trio; Grund genug sie zu flankieren. Hanna bildete die Nachhut, wobei sie darauf achtete, ihren Sektor abzudecken, ohne dass Kadam versehentlich vor ihren Lauf trat. Der Abstand zwischen den Frauen war so gering, dass Hanna den Schweiß der Inderin riechen konnte. Sie bewegten sich vorsichtig, aber eilig vorwärts. O’Grady wurde am nordöstlichen Teil des Gebäudes vermutet, dort, wie die Kampfgeräusche am heftigsten widerhallten.
    An alle Teams, uns wurden zusätzliche Kombattanten gemeldet. Südwestliches Ende, Stärke und Bewaffnung unbekannt. Bleiben Sie wachsam“, funkte die Einsatzzentrale. Peresa’ans Faust schoss in die Höhe, das Trio stoppte augenblicklich. Hannas Visor meldete keine Gefahrenquellen im Vorfeld. Dennoch visierte sie über den Lauf ihrer Pistole hinweg in die ihr zugewiesene Richtung.
    Befehle, Detective?“, fragte Hanna.


    * Hannas Visor:
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    "Ugh....."
    Niall zog sich die Maske und den Helm vom Gesicht. Gerade rechtzeitig, denn die Übelkeit fand ihren Höhepunkt und er erbrach sich auf den Boden der dreckigen Abstellkammer, welche er hinter sich verriegelt hatte.
    "Schöne Scheiße...."
    Die Symptome der Gehirnerschütterung waren erst gekommen, als das Adrenalin etwas abgeflaut war. Er hustete ein letztes Mal, spuckte aus und drückte dann auf den Knopf seines Omni-Tools um sich eine Dosis Medigel zu verabreichen. Sofort fühlte er sich etwas besser, doch sein Schädel brummte immer noch und auch sein Rücken schmerzte weiter. Eine zweite Dosis wurde durch seinen Körper gejagt.
    "Hrch!"
    Sein Körper verkrampfte für einen Moment und er ging auf die Knie. Langsam wurde seine Sicht wieder klarer und er erlangte die Kontrolle wieder.
    Er hob seine Hände und griff sich an die Gesichtsmaske. Mit einem grotesken Geräusch und einem Schmerzensschrei riss er sie sich von der Haut. Sie hatte die Enge und die Hitze unter dem Helm noch unerträglicher gemacht. Und außerdem war sie nun sowieso überflüssig.
    Niall wandte sich um. Die Kampfgeräusch kamen näher. C-Sec musste langsam anfangen, die großen Geschütze ins Rennen zu schicken. Er war beinahe dort, wo laut seinen Informationen Resh's privater Notausgang in Richtung Tunnels sein sollte. Auch wenn er noch nicht wusste wie dieser gesichert war, so war das momentan wahrscheinlich seine einzige Chance. Sowohl um zu entkommen, als auch um den schmierigen Salarianer noch zu erwischen. Dieser hatte jetzt bereits einen großen Vorsprung!

    ***

    Vorsicht lugte er um die Ecke. Der Gang war leer. Doch die Geräusche und das Stimmgewirr kamen immer näher. Der gröbste Widerstand musste gebrochen sein. Die Polizei schickte jetzt ihre Beamten rein um hinter den Mechs aufzuräumen.
    Dieses Gebäude wirkte von innen wirklich noch weit größer als es das von außen schon getan hatte. Er rückte weiter vor und drückte sich an die nächste Ecke um den Weg auszuspähen.
    "Keine Bewegung!"
    Er fuhr zusammen und blickte in den Lauf einer Waffe. >>Verdammt!<< "Stehen bleiben! Waffe fallenlassen und Hände hoch, sofort!"
    Der Ire tat wie ihm befohlen wurde. Der blonde C-Sec Beamte trat langsam näher an ihn heran. Die Waffe zunächst mit beiden Händen umklammernd, nahm er die linke Hand von ihr und griff an seinen Kommunikator. Niall's Hirn ratterte. War das nicht der selbe Kerl, der ihn angeschossen hatte? Beim ersten missglückten Attentat auf Resh?
    "Kadam, Peresa'an! Colbert hier! Ich habe O'Grady, brauche an meiner Position sofort - "
    Blamm
    Der Schuss löste sich während die Waffe zu Boden fiel und streifte Niall an der Hüfte. Er biss die Zähne zusammen und setzte zu einem weiteren Schlag an, traf den Blonden diesmal in die Brustgegend.
    "Gngh!"
    Dieser reagierte nun, duckte sich und trat ihm mit voller Wucht gegen das Schienbein. Aufgrund des Härtegrads der Panzerung ließ es ihn jedoch fast ebenso schmerzhaft wie den Getroffenen zurück stolpern. Niall warf sich mit voller Wucht gegen ihn und drückte ihn gegen die Wand. Beide Männer rangen schnaufend miteinander, hatten Schwierigkeiten die Oberhand über den jeweils anderen zu erlangen.
    Niall reckte den Hals nach hinten und mit einem hässlichen Knacken ließ er den schweren Helm direkt auf das Gesicht seines Gegenübers knallen.
    Mit einem Stöhnen ließ dieser ihn los und rutschte benommen mit dem Rücken an der Wand hinunter, die Nase blutend und offensichtlich gebrochen. Wie auf Kommando näherten sich plötzlich Schritte. Niall machte sich bereits bereit eine Dosis Tränengas zu verschießen, doch es waren keine Polizisten.
    Zwei Golden Mask-Gauner kamen den Gang entlang, erblickten sie und einer von beiden eröffnete beim Anblick des Vigilanten und des C-Sec Officers sofort das Feuer. Instinktiv sprang Niall in die Schusslinie und spürte wie die Schüsse schmerzhaft an der schweren Panzerung abprallten. Er griff zu Boden, hob seine Waffe auf und streckte beide mit gezielten Schüssen in Kopf und Brust nieder.
    Der blonde Officer indes versuchte sich langsam wieder aufzurichten. Niall sah kurz zu ihm und dann wieder den langen Gang entlang. Er hatte weitere wertvolle Zeit verloren. >>Tut mir Leid.<< murmelte er.
    Dann rannte er weiter.

    ***

    >>Das kann doch nicht wahr sein!<<
    Wütend und gleichzeitig verzweifelt schlug der Ire mit der Faust auf die gewaltige, doppelt gesicherte Stahlschleuse. Dieser schmierige kleine Mistkerl Vyrdin Resh hatte an alles gedacht. Den Code hatte Niall nicht und wahrscheinlich auch niemand anderes in diesem Gebäude. Und selbst wenn, dann blieb jetzt keine Zeit danach zu suchen. Genug schweres Gerät um sich durchzusprengen hatte er auch nicht dabei.
    Plötzlich ließ eine nahe Explosion den Boden erschüttern. Er griff nach seiner Waffe und bewegte sich in Richtung des Lärms.
    "Graaaarh!"
    Der kroganische Leibwächter! Offenbar hatte auch er sich so weit vorgekämpft. Im Blutrausch hob er einen der Polizei-Mechs hoch, welche ihn attackierte, riss ihn entzwei und warf die Einzelteile mit voller Wucht nach 2 anderen Mechs, welche sofort zu Boden gingen. Dann griff er nach seiner Mattock und zerfetzte die restlichen 3. Die Geschosse hallten so laut an den engen Gängen wieder dass es selbst durch den Helm weh tat.
    "Ich hab's!"
    Niall zog seine Pistole und schoss dem Kroganer von hinten direkt auf Höhe des Buckels. Dieser wandte sich nur verwirrt um und schaute wer da auf ihn geschossen hatte.
    >>Da bist du ja endlich! Wir haben noch eine Rechnung offen miteinander!<<
    Sofort brüllte der Kroganer laut los und begann seinen Feind mit dem gewaltigen Sturmgewehr zu beharken. Niall nahm die Beine in die Hand und floh zurück zum Gang wo die Stahlschleuse war. Blieb einige Male kurz stehen um den Kroganer weiter mit Schüssen aus seiner eigenen Waffe zu provozieren, welche genauso gut auch Insektenbisse hätten sein können. Einen guten Meter vor dem massiven Tor blieb er stehen, atmete einmal tief aus und ein, drehte sich um. Der Kroganer hatte ihn eingeholt und schoss weiter. Die blinde Wut jedoch ließ ihn unpräzise werden.
    "4....3....2.....1!"
    Und der Thermoclip überhitzte. Verwirrt knurrend betrachtete der Koloss seine Waffe, schlug ein paar Mal wütend an ihre Seite, schien seine Sinne langsam wieder zu bekommen.
    >>Was ist los? Ein wenig überhitzt?<<
    Die gelben Augen der massigen Echse fixierten ihn wieder. Langsam griff Niall an seinen Helm und nahm ihn ab. Ließ ihn mit einem dumpfen, metallenen Geräusch zu Boden fallen.
    "Ich habe gehört Kroganer wären harte Burschen. Du hingegen.....ich habe Vorcha gesehen, die mehr draufhaben."
    Wütendes Brüllen war die Antwort.
    "Hab ich da einen wunden Punkt getroffen?" Ein Grinsen kam über seine Züge. Machte ihm das etwa.....Spaß? So etwas hatte er lange nicht mehr empfunden.
    "Na los, dann zeig doch mal was du drauf hast! Wirf die Knarre weg und stell dich mir, Mann gegen Mann! Oder bist du zu feige dafür?"
    "Raaaaargh! Ich reiße dich in Stücke und trinke dein Blut, kleiner Mann!"
    Der Gang erbebte und der Kroganer kam mit der Gewalt eines außer Kontrolle geratenen Schwertransporters auf ihn zugestürmt. Eine Schweißperle lief Niall über die Stirn. Die Distanz wurde mit jedem Moment kleiner.
    "Komm schon......behalt die Nerven......noch einen Schritt!"
    Das Adrenalin durchströmte seinen Körper und mit einem Schrei sprang er zur Seite, knallte mit der Schultern unsanft gegen die Wand. Keine Sekunde zu früh:
    Der Kroganer konnte nicht mehr bremsen und mit brachialer Gewalt und dem dazugehörigen Lärm traf der massige Körper sein Ziel. Im nächsten Moment flogen Dreck und Mörtel durch die Luft. Niall hustete und stand langsam auf. Er wedelte mit einem Arm vor sich her, um sich Sicht durch die Staubwolke zu verschaffen.
    "Huh." Mit einem zufriedenen Lächeln besah er sich den zwischen Dreck und Metallteilen liegenden Kroganer, welcher seine Glieder in unnatürlicher, verdrehter Form von sich streckte und schwach atmete. "Hat tatsächlich funktioniert."
    Einen Moment noch hielt der plötzliche Anflug von Freude an. Dann griff er reflexartig nach seinem Helm am Boden und schaltete wieder zurück auf Kampfmodus. Er hatte immer noch ein Ziel zu erledigen. Eines, das sich nun schon weit in den Tunneln der Station befand. Und seine eigenen Verfolger würden ihn auch bald eingeholt haben.
    Mit kühler Miene tippte er auf seiner Handgelenkwaffe herum und sah, wie die scharfe Granatenmunition einrastete. Er zielte auf den Kopf des verletzten Kroganers und drückte ab. Das Geschoss fand laut explodierend sein Ziel, wieder bröckelte etwas Putz hinunter. Dann schließlich stieg Niall mit beschleunigtem Schritt hinunter in das Tunnelnetzwerk.
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  18. #238
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    Fairer Deal“, sagte Charis, reichte der Asiatin die Hand und beide schlugen ein. Danach wendeten sie sich ihren Kuchen zu und in Charis‘ Tentakelköpfchen begann ein Plan zu keimen. Yuika sollte ihren Übergang bekommen. Über die Bezahlung wurde nicht gesprochen; sie würde aus mehr bestehen, als buntem Kuchen, den die Asari allerdings sehr zu schätzen begann. Vor ihrem geistigen Auge manifestierten sich diverse Möglichkeiten der Selbstbereicherung bei diesem Auftrag, die neben der ohnehin fließenden Summe X an Credits weitere Optionen zählten.
    Ich nehme an, dass ich ein paar Stunden oder Tage Zeit habe?!“, sagte die Schmugglerin und pikste das letzte Stück Regenbogen-Zuckerguss auf. Ihre Zunge schob den Zucker von einer Backentasche zur anderen, bis er sich in genussexplosionsartiger Weise aufgelöst hatte. Viel von dem Zeug würde sie nicht essen können, dann würde ihr schlecht werden. Und vor einem Portalsprung sollte man Kuchen wohl auch kaum essen, dachte sie. Für den Moment aber hatte es etwas Heimeliges. Fast so, als hätte sie eine Freundin zu Kaffee und Kuchen eingeladen – so völlig normal. Das löste ein merkwürdig schönes Gefühl in ihrer Magengegend aus. Oder die Kombination aus Kaffee und Kuchen vertrug sich nicht. In diesem Fall würde Charis ihr persönliches Armageddon erleben auf der Schiffstoilette erleben.
    Mir gefallen Ihre Bilder. Ich hab auch ein paar Tätowierungen“ benannte die Schmugglerin das Offensichtliche und präsentierte den Tribal-Dachen sowie den Stacheldraht am Oberarm. „Aber das ist lange nicht so kunstfertig wie Ihre. Wirklich interessant, was man auf so heller Haut alles anstellen kann“, sagte sie und legte den Kopf prüfend schief, um die Silhouette einer Geisha zu verfolgen.


    Ich nehme an, dass ich ein paar Stunden oder Tage Zeit habe?!“, erkundigte sich die Asari, welcher der Kuchen scheinbar zu schmecken schien. Yuika gefiel das, es entspannte dieses ganze Gespräch irgendwie. Ein wenig Entspannung war gut in alldem Stress.
    "Stunden. Sicher. Tage, das kann ich nicht sagen. Ich muss die Gespräche dieses Volus abhören und auslesen, aber ich denke das sie nicht allzulange warten werden. Genug Zeit hoffentlich damit ich wieder ausgeschlafen bin und sie abflugbereit sind. Ich werde einen entsprechenden Sender an Bord schmuggeln, den sie orten können. Und selbst einen dabeihaben, falls ich wirklich ins All muss.", erklärte sie nachdenklich, nachdem sie ein Stück heruntergeschluckt hatte. Sie würde sich da mit Samantha zusammensetzen, die kannte sich mit Kommunikationstechnik besser aus. Der Sender musste unaufällig sein und nicht die Kanäle des Schiffes stören.
    "Klären sie die Sache auch noch mit ihrem Commander ab. Sie bringen mir nichts wenn die sie in einer schlechten Laune beim verlassen der Station sprengt. Bei den Dingen die sie von Orlowski-san gefordert hat, wird sie aber ein Interesse haben diese nicht zu verärgern.", erinnerte sie kurz feinsinnig den kleinen staatlichen Eingriff in das freie Unternehmertum der Schmugglerin an.

    Das Gespräch lenkte sich dann auf ein paar kleinere Nebensächlichkeiten, was die gesellige Atmosphäre der spontanen Konferenz wieder verstärkte. Die Japanerin nahm das Kompliment der Asari mit einem wohlwollenden Lächeln entgegen. Sie war sehr stolz auf ihre Tätowierungen und sie hatten eine große Bedeutung für sie. Vermutlich in einem Maße wie es Außenstehende nie verstehen würden.
    "Dankeschön Charis-san. Ich kann mir jedoch auch vieles vorstellen was man mit blauer Haut erschaffen kann. Ich würde mir vermutlich Meereswesen hinzufügen. Seeungeheuer, Koi-Karpfen, Kraken. Bunte Kreaturen in dem strahlenden Blau.", sinnierte sie.
    Sie bemerkte den Blick der Asari, welcher auf der Geisha lag, deren Frisur sich leicht am Schlüsselbein anbahnte und weiter darunter abzeichnete. Die Japanerin lächelte leicht berüht und zog die T-shirt leicht an der rechten Schulter herunter, wodurch die Asari die Tätowierung besser sehen konnte. Inmitten all der schwarzen Wirbel und Wellen, welche ihren ganzen Körper überzogen, leuchtete die Geisha elegant, ein einem hübschen rosa Kimono. Yuika wusste das Orlowski-san eine Geisha auf ihrem Oberarm hatte. Anders als bei ihrer Chefin, verkörperte diese Gestalt jedoch nicht sie selbst.
    "Hübsch, oder ? Repräsentiert meine Mutter. Eine stolze und würdevolle Frau die mir viel über Tradition und Familie beigebracht hat.", erklärte sie mit einer gewissen Nostalgie in der Stimme. Sie dachte oft an ihre Mutter, wenn sie das Heimweh packte.
    "Jedes meiner Tatoos hat eine gewisse Bedeutung, aber nicht alle würden sie vermutlich verstehen.", erklärte sie freundlich.
    Die Japanerin überlegte kurz, zog dann aber leicht das Shirt hoch und präsentierte den darunter liegenden straffen Bauch.
    Auf ihm konnte man zwei identisch aussehende Fuchsgeister sehen, welche sich gegenseitig neckten. Jeder von ihnen hatte mehrere Schweife, doch waren diese ineinander verschlungen, sodass man nicht genau erkennen konnte welcher Schweif zu welchem Fuchs gehörte. Die weißroten Fuchsschweife bildeten ineinander verschlungen eine Art Fächer. Die Japanerin lächelte und fuhr kurz mit der Hand darüber.
    "Eines von zwei Tattoos, welches ich mit meiner Schwester gemeinsam habe. Ich denke es ist selbsterklärend für wen es steht. Zum Ort, nun man sagt der Bauch ist der Spiegel der Seele.", erklärte sie und ließ dann das Shirt wieder nach unten fallen.
    "Ihre Tätowierungen mag ich aber auch Charis-san. Etwas einfacher sicher, aber dennoch nicht ohne Schönheit.", meinte sie anerkennend den Drachen betrachtend. Vermutlich ein jüngeres Tattoo, oder gab es in der Asari Mythologie auch Drachen?
    "Wenn ich fragen darf, hat eines der Kunstwerke eine tiefere Bedeutung für sie? Oder sind sie alle nur ästethischer Natur?", erkundigte sie sich interessiert, ohne aufdringlich zu wirken. Nicht jeder war in solchen Dingen offen. Sie selbst hatte Tätowierungen die sie auch nicht jedem zeigen würden.
    numberten ist offline Geändert von numberten (20.09.2021 um 22:29 Uhr)

  19. #239
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    Dras sprang die letzten Sprossen herunter. Sein blaues Augenpaar war leicht im Dunkel der Tunnel erkennbar, bevor er die Taschenlampe an seiner Tempest aktivierte. Thorne war bereits ein paar Schritte weitergegangen, sich umschauend, während Archy die andere Seite absicherte – zumindest sollte er das. Stattdessen stellte er sich immer wieder in den Weg eines Keepers, der daraufhin einen neuen Weg suchte um am Turianer vorbeizukommen. Das Grinsen war auf dessen Gesicht deutlich zu erkennen.
    Konzentrier dich.“, knurrte Dras, während er Nasheel Platz machte, „Wohin?
    Archy aktivierte sein Omni-Tool, studierte die eingezeichnete Karte kurz und tippte daraufhin auf der Holo-Tastatur herum. Die Omni-Tools der anderen meldeten sich, bevor sie selbst eine Karte mitsamt Route aufzeigten. „Das ist ein kleines Labyrinth…“, murmelte der Salarianer als er die Karte kurz studierte.
    Haltet endlich die Klappe…“, knurrte Thorne leicht genervt, „…und spitzt mal die Ohren.
    Alle versuchten nun etwas zu hören. Man konnte unterschiedliche Geräusche wahrnehmen, aber alle kamen aus derselben Richtung. Es war eine Vielzahl, aber glücklicherweise waren die eigentlichen Kampfgeräusche hier in den Tunneln eher gedämpft. Obendrein schien es ein kleines Echo zu geben. „Was ist das?“, fragte Archy, ein leise rauschendes Geräusch meinend, dass näher zu kommen schien.
    Vielleicht sollten wir das Licht ausmachen?“, schlug Nasheel vor. Dras überlegte kurz, nickte dann aber. Als alle Lichter aus waren, teilten sie sich in Zweiergruppen auf und stellten sich gegen beide Wände.
    Sie brauchten nicht lange um herauszufinden, woher das Geräusch kam – eine Drohne mitsamt Taschenlampe kam gerade um die Ecke. Noch bevor jemand überhaupt reagieren konnte, hob Thorne bereits seine Claymore und feuerte einmal auf das fliegende Etwas. Teile davon flogen in alle Richtung, während der größte Teil gegen die nächste Wand knallte und sich dort festfuhr. Leichtes Zischen war noch zu hören, bevor die Maschine den Geist aufgab.
    Dras fluchte. Der Krach war vermutlich im ganzen Tunnel zu hören gewesen. „Schnell vorwärts.“, befahl er zischend, „Bevor der Rest hier ist.
    "Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das was übrig bleiben muss, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit." - Sherlock Holmes alias Sir Arthur Conan Doyle
    "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du." - Mahatma Ghandi
    "Eine Falle zu erkennen ist eine Sache, sie zu umgehen eine völlig andere." - Ranma 1/2
    "Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Schauet auf mein Werk, ihr Mächtigen, und verzweifelt." - Ozymandias
    "Der größte Trick des Teufels ist es die Welt glauben zu lassen, dass er nicht existiert." - Die üblichen Verdächtigen
    "Nichts ist unmöglich, solange du es dir vorstellen kannst." - Professor Hubert Farnsworth
    "Maybe you are right...maybe we can't win this. But we'll fight you regardless. Yes, people will die. Maybe we'll lose half of the galaxy...maybe more. However insignificant we might be: We will fight, We will sacrifice and We will find a way....that's what humans do!" - Commander Shepard
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  20. #240
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    Als der Kroganer das Wort ‚Reaper‘ verwendete, leuchten die Augen des Salarianers auf. Er weiß Bescheid, dachte sich Neth, Vielleicht könnte er uns sogar noch mehr sagen, als nur die Informationen zu dem Schiff…
    Er blickte zu Serina rüber um sich zu vergewissern, ob sie zur Antwort ansetzen wollte. Als sie dies aber nicht tat, trat Neth erneut vor. „Nun…“, er überlegte, während er anfing immer schneller zu reden, „…nun wir suchen diese Artefakte. Und wollen sie untersuchen. Nicht im Namen des Rates, so offiziell sind wir nicht. Ich persönlich will mehr über die Reaper wissen. Ihre Herkunft, Funktionsweise, wie sie ticken. Alles was es über sie zu wissen gibt und vor allem alles was gewusst werden muss. Aus reiner Neugierde, aber auch…nun wenn du weißt was Reaper sind, weißt du warum.
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