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Kurzgeschichte - "Ich war V"

  1. #1
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Kurztext:

    V hat es geschafft. Mit Hilfe der Aldecaldos ist sie Night City entkommen und hat an der Seite von Judy die schönste Zeit ihres Lebens verbracht. Eine viel zu kurze Zeit, denn der Schaden, den der Relic angerichtet hatte, war zu groß. Die Frage ist: Was kommt danach? ...
    Denn die letzten Grenzen befinden sich in unseren Köpfen und unseren Herzen – um sie zu überwinden, brauchen wir keine technischen Hilfsmittel, sondern ausschließlich Liebe sowie geistige und emotionale Größe.

    Vicky
    "Wir dürfen nicht selektiv entscheiden, wer Unterstützung verdient und wessen Rechte wir verteidigen ... Jeder verdient das gleiche Mitgefühl. Das Leben der zivilen Opfer von Konflikten ist überall gleich viel wert".

    Angelina Jolie
    Moonlord ist offline

  2. #2
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    Ich war V

    Wabernde Nebel und diffuses Licht. Zarte Blau- und Orangetöne, die ineinanderflossen, kleine Wirbel bildeten und leicht pulsierten, wie ... ja wie eigentlich? 1λ3†#λ lauschte in sich hinein. Dort war nichts, keine Vergleichsmöglichkeit, keine Erinnerung an etwas. Nur das Gefühl, dass es schön war.
    Schön? Was bedeutete dieser Begriff? Sie wusste es nicht und war sich doch sicher, ihn einmal gekannt zu haben.
    Früher.

    1λ3†#λ sah dem Spiel der Nebel weiter zu. Blau und Orange, mal heller, mal etwas dunkler. Vor- und zurückwogend. Mal überwog der eine Farbton, mal der andere. Formen entstanden und vergingen, immer wieder neu, niemals gleich. Einige von ihnen weckten etwas in 1λ3†#λ, den Anklang von Erinnerungen, jedoch ohne die Möglichkeit, eine davon etwas länger festzuhalten. Lange genug, um sie wirklich Gestalt annehmen zu lassen. Sobald 1λ3†#λ sich auf eine Form zu konzentrieren versuchte, zerfaserte sie, löste sich auf und fügte sich in das gleichförmige Wogen ein.
    Auf und ab. Wirbel und Übergänge. 1λ3†#λ schwebte inmitten der Nebel. Es gab kein Oben oder Unten, keine Richtungen. Keine Zeit. Nur die Nebel und das diffuse Licht.

    Oder doch?
    Gab es dort eine Stelle im Nebel, die heller wurde? Einen kleinen Punkt, der kräftiger leuchtete?
    Plötzlich war eine Richtung da, ein Punkt, der größer wurde, strahlender. Weiß und lockend.
    "Es ist Zeit" wisperte es ohne echte Worte. "Es ist Zeit für einen Neubeginn. Folge dem Licht!" Ein leichtes Ziehen begleitete den Ruf, doch irgendetwas in 1λ3†#λ sträubte sich dagegen.
    Rote Lippen.
    So schnell dieses Bild erschienen war, so schnell verschwand es wieder, versank im Dunkel der Vergangenheit. So sehr sich 1λ3†#λ auch bemühte, die Erinnerung daran kehrte nicht zurück. Und trotzdem wusste sie, dass es wichtig war.

    Wabernde Nebel.
    Diffuses Licht.
    1λ3†#λ sah zu und wartete.
    Zeit spielte keine Rolle. Zeit existierte hier nicht.
    Bis das nächste Licht erschien.
    "Es ist Zeit für einen Neubeginn", summte es. "Folge mir!"
    Das Ziehen war stärker als beim ersten mal. Das Licht war stärker. Es summte und lockte.
    Doch 1λ3†#λ widerstand.
    Seidige Haare in violett und grün.
    "Ich kann dir nicht folgen", flüsterte sie. "Noch nicht."

    "Es ist nicht deine Entscheidung", sagte das Licht. "Du kannst hier nicht bleiben."
    "Warum?"
    Dieses eine Wort klang so ungeheuerlich, dass 1λ3†#λ heftig erschrak. Hatte sie wirklich gewagt, dem Licht zu widersprechen? Wer war sie denn, dass sie dessen Worte hinterfragen durfte?
    Überhaupt ...
    ... Wer war sie?
    Der befürchtete Donnerschlag blieb aus. Stattdessen schien es, als ob das Licht leise seufzen würde.
    "Du bist eine Seele", ging es auf ihre unausgesprochene Frage ein. "Und die Aufgabe einer Seele ist es nun mal, einen Körper zu füllen, wiedergeboren zu werden. Du kannst hier nicht bleiben, denn wenn du das tust, wirst du irgendwann vergehen. Du wirst Teil des Nebels werden, verloren für die jenseitige Welt. Nun komm, dein neuer Körper ist bereit. Folge mir!"
    Der Sog des Lichts verstärkte sich, doch 1λ3†#λ widerstand.

    Sie widerstand auch dem dritten Versuch, dem vierten, dem fünften, ... Und jedesmal, wenn sie sich weigerte dem Licht zu folgen, flackerte eine weitere Erinnerung in ihr auf.
    Der Duft samtener Haut voller Rosentattoos, der Geschmack zarter Lippen, ein Blick aus Augen, die so viel mehr versprachen, ein Gefühl des Zuhauseseins, ein Name: Judy.
    Das Licht sprach nicht mehr zu ihr. Es schien sie zu beobachten und es schien auf seine eigene Art zufrieden mit dem zu sein, was es sah. Denn 1λ3†#λ verging nicht, wurde nicht Teil des Nebels. Vielmehr erstarkte sie. Die Erinnerungen gaben ihr Kraft, und mit jeder weiteren erkannte sie wer sie war, wer sie einst gewesen war.
    Ich war V.

    "Ja, in deinem letzten Leben warst du V", sagte das Licht, das plötzlich wieder direkt vor ihr aufgetaucht war. "Es erstaunt mich, dass du deine Erinnerungen zurückbekommen hast. So etwas geschieht so selten, dass selbst ich mich kaum an den letzten Fall erinnern kann. Nur eine besonders starke Verbindung kann so etwas bewirken. In der Welt dort draußen sind Jahrzehnte vergangen. So viel hat sich verändert, verändert sich ständig. Und doch gab es dort jemanden, der die Erinnerung an dich für immer bewahrt hat. Heute besuche ich dich zum letzten mal, denn heute wirst du bereit sein mit mir zu gehen. Sieh hin!"
    Während 1λ3†#λ's Licht etwas schwächer wurde, sah sie einen zweiten Lichtpunkt im Nebel, der ganz langsam an ihnen vorbeizog. Es dauerte einen Moment bis sie begriff.
    "Ist das ...?"
    "Ja", antwortete das Licht. "Eure neuen Körper sind bereit. đ3!2đ23 wartet auf dich."
    Moonlord ist offline

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