[Stiller Leser]

https://www.zeit.de/2021/23/james-we...r-technik-flug

Hätte nicht gedacht, dass dieses Projekt mit 10 Mrd. US-Dollar das bisher teuerste Wissenschaftsprojekt innerhalb der nicht bemannten Raumfahrt ist.

Beim Hubbleteleskop reichte eine 500 km Umlaufbahn aus. Das oben genannte Teleskop muss schon 1.5 Mio Kilometer hinausgeschossen werden, weil sonst die Abwärme der Erde noch zu hoch ist.

Auszug aus dem o.g. Zeit Online Artikel
"Die technische Herausforderung ist beim Webb- deutlich höher als beim Hubble-Teleskop. Während Letzteres seine faszinierenden Bilder von einer erdnahen Umlaufbahn in 500 Kilometer Höhe schießt, muss sein Nachfolger viel weiter ins All hinaus. Denn auch in 500 Kilometer Höhe ist die Abwärme unseres Planeten noch so stark, dass sie die schwachen Infrarotsignale ferner Sterne überstrahlt. Um ungestört zu arbeiten, soll das JWST daher 1,5 Millionen Kilometer weit hinaustransportiert werden, in die Nähe des sogenannten Lagrange-Punkts über der Nachtseite der Erde.

"Für normales Licht ist es blind. Aber den Weg eines Pfeifenrauchers könnte es selbst aus Mondentfernung verfolgen – anhand der Glut im Pfeifenkopf. Denn das James Webb Space Telescope (JWST) besitzt das feinste Sensorium für infrarote Wärmestrahlung, das der Mensch je ersonnen hat. Es ist so empfindlich, dass es bis in die Anfangszeit des Universums zurückblicken kann. Ähnlich wie die Glut im Pfeifenkopf leuchten auch die ersten Sterne heute im infraroten Bereich. Das Licht, das sie beim ersten Aufblitzen vor über 13 Milliarden Jahren aussandten, kommt wegen der raschen Ausdehnung des Alls erst heute bei uns an – als extrem schwache Wärmestrahlung. Und die kann das Webb-Teleskop wahrnehmen.

Ende Oktober, so die derzeitige Planung, wird das Webb-Teleskop ins All geschossen."


Da musste ich erst mal googeln.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lagrange-Punkte
"Die Lagrange-Punkte oder Librationspunkte (von lateinisch librare „das Gleichgewicht halten“) sind fünf Punkte im System zweier Himmelskörper (beispielsweise eines Sterns und eines ihn umkreisenden Planeten), an denen ein leichter Körper (etwa ein Asteroid oder eine Raumsonde) antriebslos den massereicheren Himmelskörper umkreisen kann, wobei er dieselbe Umlaufzeit wie der masseärmere Himmelskörper hat und sich seine Position relativ zu diesen beiden nicht ändert. Im Falle eines künstlichen Körpers ist dieser dann ein Satellit um den massereicheren Himmelskörper, aber kein Satellit um den masseärmeren Himmelskörper."

[ulix]

Ich wenn ich ans James Webb Teleskop denke:

[Bild: NNSfIHtVcmfD0PDS1vNatenor.gif]

Bin richtig gehyped, und hoffe dass es im Oktober endlich mal startet (und alles glatt läuft).

Geeeeiiiil. Das Teleskop wird mit 100% Sicherheit unser Verständnis der Universums gleich mehrfach revolutionieren.

[Bild: jwst_people.jpg]

Und Nerd-Korrektur des Zeit-Artikels:
"in die Nähe des sogenannten Lagrange-Punkts über der Nachtseite der Erde."

Das muss heißen: in die Nähe des zweiten Lagrange-Punktes im Sonne-Erde-System.

Übrigens wird das Ding mit einer europäischen Ariane-Rakete aus frz. Guyana abgeschossen.

[Stiller Leser]

Ich vermute mal den Forschern geht es genauso:

Auszug aus dem Zeitonline-Artikel
"Die ersten 8000 Stunden Beobachtungszeit sind schon vergeben."

"Die bewilligten Forschungsprojekte wurden in einem anonymisierten Verfahren ausgewählt. Der Andrang war allerdings deutlich geringer als beim Hubble-Weltraumteleskop. "Die Antragstellung ist viel komplizierter", sagt Wylezalek. Und noch etwas spielt eine Rolle: die lange Entwicklungszeit. Als das JWST vor fast 30 Jahren konzipiert wurde, war vieles noch unbekannt – etwa all die Exoplaneten, die seither entdeckt wurden. Auch der Kuipergürtel am äußersten Rand unseres Sonnensystems lag weitgehend im Dunkeln. Inzwischen wurden hinter dem Pluto sieben weitere Zwergplaneten gefunden. All diese neuen Erkenntnisse konnten bei der Planung des Webb-Teleskops noch nicht berücksichtigt werden.

Zudem sind in den vergangenen Jahrzehnten neue Großteleskope auf der Erde in Betrieb gegangen und technisch immer wieder nachgerüstet worden. Beim Webb-Teleskop ist ein solches nachträgliches Upgrade unmöglich. Der lange Vorlauf führe dazu, dass "Optik, Detektoren und vor allem die Bordelektronik schon vor dem Start veraltet" seien, sagt der Potsdamer Astrophysiker Lutz Wisotzki."


Also Daumen drücken, dass das alles auch so funktioniert. Beim Hubbleteleskop konnten sie ja noch einiges bewerkstelligen. Das geht hier ja dann wohl eher nicht, zumindest vorerst nicht.

[ulix]

Langfristig gehe ich davon aus, dass eine Versorgungsmission möglich sein wird, am wahrscheinlichsten mit Drohnen. Der Treibstofftank hat zumindest laut älterer Baupläne ein Ventil.
Der Sprit im Teleskop reicht vorher für mindestens 10 Jahre (also wohl eher 20, da sowas immer sehr, sehr konservativ berechnet wird).
Dieser Sprit wird benötigt, weil Objekte an Lagrange-Punkten nicht vollkommen stabil sind, und deshalb regelmäßige Korrekturen nötig sind.

mMn werden zwei Dinge besonders spannend:
1. Der Hauptzweck des Teleskops wird es sein näher an den Anbeginn des Universums zu blicken, es wird also Erkenntnisse über das frühe Universum liefern.
2. Es wird möglich sein die Atmosphären naher Exoplaneten chemisch zu analysieren, und ggf. Biosignaturen (wie z.B. Methan) zu entdecken.

[ulix]

Start wurde auf November verschoben, dieses mal lag es allerdings nicht am Teleskop (das ist bereit), sondern an der Ariane Träger-Rakete.
Hoffen wir mal dass das dieses Jahr noch klappt.

[jabu]

Danke für die Info. Das ist spannend. Vor 30 Jahren war die Technik (insbes. Halbleitertechnik) schon ziemlich weit, und die Fortschritte verliefen zuvor rasant, weswegen ich trotz Veraltung besonders hohe Erwartungen an Informationsgewinn habe, auch für den Fall, dass es niemals ein Upgrade geben wird.

[ulix]

Morgen ist es dann wohl wirklich so weit, um 9:20 Ortszeit (13:20 MEZ) wird das Ding an der Spitze einer Ariane V Rakete aus Französisch Guyana starten. Hoffentlich. Hier der anschließende Flugplan:

[Bild: JWSTDeployment.jpg]

Etwa 2 Wochen nach Start wird das Teleskop an seinem vorgesehenen Parkplatz, dem zweiten Lagrange-Punkt des Erde-Sonne Systems*, ankommen.
Wenn bis dahin alles glatt läuft ist es fast geschafft.

Ich bin gehyped.

Bis wir dann allerdings mit den ersten spannenden Beobachtungen rechnen können werden sicherlich noch 2-3 Jahre vergehen.

* Ich hatte mich in Beitrag #2 übrigens in meiner Besserwisserei vertan. Der "Lagrange-Punkt über der Nachtseite der Erde" ist natürlich der L2-Punkt, denn er befindet sich immer über der Nachseite der Erde.

[Video]

[Lemimus]

Ich hoffe auch, dass bei diesem 8,25 Milliarden Euro teuren "Hightech-Monstrum" alles klappt und nicht irgendein Softwarefehler unter anderem die gar nicht so unwichtige Kühlung des Hauptprozessors behindert oder zumindest vermindert bzw. wegen einem Softwarefehler die Sonnensegel nicht ausklappen können, die als Kraftwerk dienen. Denn Beides ist wichtig, damit es sogar am Ende nicht wieder abstürzt und die NASA bzw. die ESA zum Gespött der Medien bzw. der "Laien-Community" im Internet wird.

[Stiller Leser]

https://www.spiegel.de/wissenschaft/...2-5ef61b4431d6
"Spiegel des James-Webb-Weltraumteleskops erfolgreich ausgerichtet
Jeder optische Parameter habe den Erwartungen entsprochen oder sie sogar noch übertroffen, heißt es von der Nasa. Die Spiegel des leistungsstärksten Teleskops der Welt funktionieren einwandfrei, wie ein Testbild beweist.

Das James-Webb-Weltraumteleskop hat seine 18 Spiegelsegmente ausgerichtet und erfolgreich getestet – mit dem Ergebnis eines beeindruckenden Bildes: Die Aufnahme, die die US-Raumfahrtbehörde Nasa nun veröffentlicht hat, zeigt einen hell leuchtenden Stern mit der Bezeichnung 2MASS J17554042+6551277 und zahlreiche Galaxien im Hintergrund.

Das zuständige Team gehe davon aus, dass das Teleskop so gut funktionieren werde wie geplant, oder sogar noch besser. Die Raumfahrtbehörde sprach von einem »Meilenstein«."

Seinen regulären Betrieb wird das James-Webb-Teleskop erst in einigen Monaten aufnehmen, es seien noch weitere vorbereitende Arbeitsschritte notwendig. Erste wissenschaftliche Bilder werden nicht vor Ende Juni oder Anfang Juli erwartet.

»Heute können wir sagen, dass dieses Design funktionieren wird«
»Vor mehr als 20 Jahren machte sich das Webb-Team daran, das leistungsstärkste Teleskop zu bauen, das jemals in den Weltraum gebracht wurde, und entwickelte ein kühnes optisches Design, um die anspruchsvollen wissenschaftlichen Ziele zu erreichen«, sagte der Astrophysiker Thomas Zurbuchen, der Wissenschaftsdirektor der Nasa. »Heute können wir sagen, dass dieses Design funktionieren wird.«


In der Tat ein sehr beeindruckendes Bild.
20 Jahre sind für uns sehr lang. 20 Jahre dafür, dass wir nahe 13,8 Mrd. Jahre zurückblicken können. Irgendwie unvorstellbar.

[ulix]

Kurzes Update:

Bald gehen die ersten regulären Observationen los, die Testphase ist fast abgeschlossen.

Und anders als die Mainstream-Presse es verkaufen will, hat der Mikro-Meteorit vor ein paar Tagen keinen nennenswerten Schaden angerichtet. Die Anzahl der bisherigen Mikro-Meteoriten-Einschläge ist sogar deutlich niedriger, als von den Forschern erwartet.