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  1. #61
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Okay.", stimmte Leif sofort zu und grinste breit. "Dann sag mir was du willst, wenn du weißt was du willst und vielleicht kann ich dir helfen. Oder Gil. Oder wer auch immer.", schlug er vor. Dann öffnete er ein Auge, kniff es aber leicht zusammen und begutachtete sie kurz. Versuchte ihre Stimmung einzuschätzen, die wohl nicht gänzlich gekippt war. "Irgendwelche dümmlichen Witze über diese Planschkuh, der britische Höhlenmenschen einen Namen gegeben haben und ich bin sofort dabei, wenn es ums Tratschen geht, Müslischleuder.", versprach Leif gespielt boshaft. Es klang nicht nach einem Scherz und doch war es alles andere als bitterster Ernst. Immerhin würde er sie ziemlich bald wiedersehen und mit ihr an einem Tisch sitzen.


    Wieder entrann der Sizilianerin ein düsteres, fieses, aber wenigstens teilamüsiertes Lachen, dass sie kurz die Zähne blecken ließ. "Planschkuh, wirklich?", prustete sie hervor - etwas zu laut vielleicht , sie schien es kaum zu stören, als sie sich zu ihm drehte, den Anflug ignorierend und den Kopf an der Schläfe gegen das Kopfteil lehnend. "Du bist doch wohl nicht immer noch eingeschnappt wegen dem kleinen Schuss, weil du mich sterben lassen wolltest, hm?", raunte sie, hatte aber dieses Lächeln im Gesicht und wirkte eben nicht so pikiert wie ihres Worte es glauben machten.
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  2. #62
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Den Weg über den Strand zurück zum Haus von Rebeccas Eltern verbrachten die beiden Frauen im Stillen, wenn man von Rebeccas gelegentlichen Tics absah.
    Sie war sehr froh, dass sie sich etwas wärmer angezogen hatte, denn der Wind blies ihnen nun besonders gnadenlos entgegen. Die Luft selbst war zwar eigentlich immer noch warm, doch der frische Zug ließ sie dennoch frösteln. Und nicht nur das Wetter war unterkühlt.
    Alle beide gingen ihren eigenen Gedanken nach und die überschwängliche Freude über ihr Wiedersehen hatte einen Dämpfer erhalten. Am liebsten hätte Rebecca weiter mit ihrer besten Freundin herumgealbert und gelacht, doch ihr war sehr genau klar, wie schwierig es Amaia fallen musste, überhaupt die Kraft aufzubringen, um hier bei ihr zu sein, während ihre eigene Familie ein furchtbarer Scherbenhaufen war. Natürlich stand es nicht in Rebeccas Macht irgendetwas an der Familie ihrer Freundin zu ändern, so sehr sie es sich auch wünschte.
    Irgendwie kam es Rebecca mit einem Mal ein wenig jämmerlich vor, wie sie sich über ihr Tourette beschwerte, wo Amaia es aus ihrer Sicht doch so viel schwerer hatte. Immerhin hatte Rebecca noch ihre Familie, die hinter ihr stand und sie unterstützte. Amaia hingegen musste sich zuhause mit einer gleichgültigen Mutter und einem widerlichen Stiefvater herumschlagen. Insgeheim bewunderte sie ihre Freundin dafür, dass sie noch immer an ihrer Familie festhielt und sie nicht hinter sich ließ. Aber ihr war auch klar, was es Amaia abverlangte.
    Also gab sie ihr die Zeit, sich wieder ein wenig zu sammeln.
    Nach einer Weile, sie waren fast wieder auf Höhe des Hauses von Rebeccas Eltern, blieb Amaia stehen und schaute wieder auf das Meer hinaus. "Ich bin echt froh, wieder hier zu sein", stellte sie mit dem Anflug eines Lächelns fest. "Trotz der ganzen Scheiße zuhause..."
    Rebecca wollte eigentlich etwas sagen, doch sie schüttelte nur heftig mit dem Kopf. "Fuck off!"
    "Es ist ansonsten einfach viel zu schön hier", fuhr Amaia fort.
    "In Alaska habt ihr ja auch keine Strände wie hier."
    "Das wird dich wahrscheinlich überraschen, aber in Alaska gibt es nicht nur Schnee und Eis. Es gibt auch ein paar echt hübsche Strände."
    "Aber die sind ohne mich!", hielt Rebecca dagegen und ein Tic brachte sie dazu, den Rücken durchzudrücken und ihre Arme weit von sich zu strecken, als wolle sie für ein Urlaubsfoto posieren.
    "Ja, stimmt", schnaubte Amaia belustigt. "Mit dir ist es natürlich noch viel schöner..." Schnell kehrte der Ernst in ihr Gesicht zurück und sie seufzte schwer.
    "Mai?", begann Rebecca nach einer Weile behutsam. "Du weißt, dass du im Zweifel immer bei uns wohnen kannst!"
    Ihre Freundin lachte kurz auf. "Dein Dad hat mir das auch schon angeboten. Und das ist echt toll von euch, wirklich! Aber ich will es mit Mom zumindest versuchen. Ich meine...sie ist meine Mom! Vielleicht hilft es ihr ja, wenn ich nicht den ganzen Tag bei ihr zuhause bin, ihr ein bisschen Platz lasse. Ich glaube, wir müssen uns erst einmal wieder ein bisschen aneinander gewöhnen. Immerhin haben wir uns ja seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen und...jaah...mal schauen." Sie bemühte sich, ein Lächeln aufzusetzen, doch es war eher eine schiefen Grimasse. Wieder folgte ein beklommenes Schweigen.
    "Hey, weißt du was, wir haben noch was vergessen", sagte Amaia plötzlich, kramte ein kleines Gerät aus ihrer Hosentasche hervor und streckte ihren Arm nach Rebecca aus. "Na komm, schon!"
    Ein wenig kamerascheu druckste Rebecca zuerst herum, doch schließlich ließ sie zu, dass ihre Freundin ihren Arm um ihre Schulter legte und sie mit dem Rücken in Richtung Meer drehte. Die andere Hand, in der sie den kleinen Apparat hielt, streckte sie ein wenig von sich und drückte einen Knopf. Eine winzige Kameralinse öffnete sich und ein Holodisplay erschien, der das Bild der Kamera gut sichtbar vor ihnen projizierte. Rebecca rückte ein wenig näher und legte ihren Kopf auf Amaias Schulter.
    "Einmal lächeln!", meinte Amaia und drückte auf den Auslöser. Ein leises Klicken ertönte, als das Bild aufgenommen wurde. "So...und jetzt noch eins, wo du ticst!"
    "Hey!", empörte sich Rebecca, auch wenn sie wusste, dass Amaia nur scherzte. Und gerade als sie etwas erwidern wollte, ticte sie tatsächlich. Die Muskeln in ihren Füßen schienen sich zu verflüssigen und innerhalb einer Sekunde breitete sich der Reiz nach oben bis in ihren Rücken aus. Für einen kurzen Moment hatte Rebecca das Gefühl, ihr Torso lag auf zwei wackligen Stelzen aus Wachs, bis plötzlich ein Ruck durch ihre Beine schoss. Unwillkürlich verlagerte sie ihr Gewicht auf ihre Fußspitzen und riss ihr Becken nach vorne, sodass der Schwung sie vorwärts trug. Sofort kam sie aus dem Gleichgewicht und stürzte mit einem spitzen Aufschrei nach vorne in den Sand. Sie schaffte es gerade noch, ihre Hände nach vorne zu bringen, um nicht mit dem Gesicht voran aufzuschlagen.
    "Becky!" Sofort eilte Amaia zu ihr, um sich zu vergewissern, dass ihre beste Freundin okay war.
    Doch der Schrecken über den Tic hielt nur kurz an und wich schnell Heiterkeit. Kaum spürte sie ihre Beine wieder und konnte sich bewegen, rollte sich Rebecca auf den Rücken und ein lautes Lachen entfuhr ihr. "Och, Mann!", stöhnte sie, hob den Kopf leicht an und sah den ganzen Sand auf ihrer Kleidung. "Ich hasse diesen Tic!"
    "Tic?", wiederholte Amaia, die Sorge wich nur langsam aus ihrem Gesicht. "Geht's dir gut?"
    "Ja, alles in Ordnung", kicherte Rebecca, während sie sich aufrappelte und den Sand von ihren Sachen klopfte. Sie warf einen raschen Blick den Strand entlang, doch es schien niemand in ihrer unmittelbaren Nähe zu sein, der ihr Missgeschick wirklich gesehen haben konnte. Die Spaziergänger in der Ferne würden hoffentlich nicht allzu sehr in ihre Richtung geschaut haben. Möglichst unauffällig betastete sie die Rückseite ihrer Oberschenkel und ihren Hintern, wie um sich zu vergewissern, dass alles noch da war. Ihre Muskeln fühlten sich aber wieder an wie sie sollten.
    "Was war das denn?", fragte ihre Freundin und schien nicht so recht zu wissen, ob sie auch lachen sollte oder nicht. "Deine Beine sahen aus, als ob sie ein Eigenleben hätten!"
    "Ich sage ja, ist ein Tic...den hab ich zum Glück nur ganz selten..."
    "Das ist irgendwie gruselig."
    "Jaah..." Natürlich war es für sie selbst schon unangenehm genug, wenn sich ihr Körper verselbstständigte. Rebecca konnte sich aber nur schwer vorstellen, wie es für jemand anderen sein musste, sie so ticcen zu sehen. Gruselig war dafür wahrscheinlich noch das netteste Wort. "Wehe, du hast davon auch ein Foto gemacht!"
    "Ach Mist, leider nicht..."
    Die beiden erreichten ohne weitere Vorkommnisse das Haus von Rebeccas Eltern und die junge Frau öffnete die Haustür, indem sie das ID-Implantat in ihrer linken Hand an den Scanner unterhalb der Türklingel hielt. Sofort wehte ihnen ein äußerst appetitanregender Geruch entgegen und Rebecca stutzte. Eine böse Vorahnung erwachte in ihr, doch sie ließ sich nichts anmerken. "Du kannst deine Sandalen hierlassen", meinte sie, während sie ihre eigenen Schuhe auszog. "Dad wird stinkig, wenn wir Sand im Haus verteilen, er hat gestern erst geputzt."
    Barfuß trat sie in den Flur, Amaia folgte ihr.
    Ihre Vermutung bestätigte sich, als in die Küche spähte und ihren Vater sah, wie er vor zwei dampfenden Töpfen am Herd stand. "Dad!"
    Er blickte kurz über die Schulter. "Oh hey, ihr beide kommt genau richtig, das Essen ist gleich soweit..."
    "Dad, wir haben doch noch genug von gestern!", seufzte Rebecca entrüstet. Das war noch eine Untertreibung, er hatte am Vortag genug Burger, Kartoffelauflauf und Salat für die ganze Woche gemacht, da er nach eigener Aussage nicht genug Zeit haben würde, noch was zu kochen. "Fuck off! Hey! Warum machst du denn jetzt schon wieder was?"
    "Ich dachte mir, wenn Amaia schonmal hier ist, können wir nochmal was Frisches essen", meinte er leichthin. "Die Reste werden schon nicht schlecht, keine Angst."
    Rebecca rollte mit den Augen, sagte aber nichts weiter.
    "Danke, das ist voll lieb von dir", freute sich Amaia über die Geste. Nicht nur, dass Rebeccas Vater extra nochmal für sie kochte, es war zudem auch kein Zufall, dass er Mango Curry mit Reis machte, es war immerhin eines von Amaias Lieblingsgerichten. "Kann ich dir irgendwie helfen?"
    "Ja, ihr könntet schonmal den Tisch decken."
    "Na klar!"
    "Die Teller sind übrigens in dem Schrank über der Spüle..."

    Amaia lachte auf. "Weiß ich doch, ich bin ja schon oft genug hier gewesen! Glaub mir, ich kenne euer Haus mittlerweile wahrscheinlich besser, als ihr selbst!"
    Da sie mit ihren Tics ohnehin keine allzu große Hilfe war, hielt sich Rebecca ein wenig zurück und beobachtete, wie Amaia ihrem Vater dabei half, das Essen fertigzumachen und es rüber auf den Esstisch zu bringen. Sie unterhielten sich, scherzten, lachten. Von der Schwermütigkeit, die ihre Freundin noch vor einigen Minuten am Strand gezeigt hatte, war nun nichts mehr zu spüren und Rebecca stellte nicht zum ersten Mal fest, dass ihr diese Version von Amaia deutlich besser gefiel. Im Stillen nahm sie sich fest vor, ihrer Freundin so gut wie sie nur irgendwie konnte beizustehen. Und daran würden sie auch ihre Tics nicht hindern können, da war sich Rebecca absolut sicher.


    Da Rebeccas Vater nach dem Essen zur Arbeit musste, kümmerten sich die beiden Frauen um das Abräumen des Tisches, wobei Rebecca Schwierigkeiten damit hatte das Besteck in die Spülmaschine einzuräumen, da sie die Gabeln immer wieder über ihre Schulter warf. Amaia stellte währenddessen die Reste des Mango Currys in die Abstellkammer neben der Küche.
    "Ach du scheiße!", ertönte ihre Stimme aus dem kleinen Raum, bevor sie zurück in die Küche trat. "Ihr habt da hinten ja genug Essen für einen Monat!"
    "Glaub mir, das hält nicht einmal eine Woche", seufzte Rebecca und legte die Gabeln auf die Anrichte. Vielleicht hatte sie ja bei den Tellern mehr Glück. "Dad verschlingt so viel wie fünf normale Leute."
    "Oder zehn Rebeccas", feixte Amaia und spielte damit auf die winzigen Portionen an, die ihre Freundin für gewöhnlich nur vertilgte. Der Vergleich war allerdings nicht ganz fair, schließlich aß sie selbst auch nicht gerade riesige Mengen.
    Nachdem der Tisch abgeräumt und die Küche wieder sauber war, gingen die beiden nach oben in Rebeccas Zimmer. Draußen herrschte nach wie vor das chaotische Hin und Her zwischen strahlendem Sonnenschein und dichten Wolkendecken, welche alles in ein tristes Grau tauchten. Doch da sie im Haus sicher vor dem kühlen Wind waren, zog Rebecca ihren Poncho aus und legte ihn über die Lehne ihres Schreibtischstuhls.
    "Tut mir leid, dass es ein wenig unordentlich ist", meinte sie über ihre Schulter, als Amaia hinter ihr den Raum betrat. "Hätte ich gewusst, dass du vorbeikommst, hätte ich noch aufgeräumt." Der Zustand ihres Zimmers war zwar nicht unbedingt katastrophal, doch noch immer standen einige nicht ausgepackte Umzugskartons mit Kleidung und anderem Kram herum, ihre Malutensilien waren quer über den Schreibtisch verstreut und auf ihrem nicht gemachten Bett lag ihre Gitarre.
    "Das ist doch harmlos", winkte Amaia mit einem belustigten Schnauben ab. "Du solltest mal mein Zimmer sehen. Mein Stiefvater hat es die letzten drei Jahre als Abstellraum benutzt, da ist alles voll mit seinem Scheiß, wovon die Hälfte wahrscheinlich eh Müll ist. Aber das hier..." Mit einem Ausdruck wachsender Begeisterung schaute sie sich im Zimmer ihrer besten Freundin um. "Wahnsinn! Es sieht alles immer noch genau so aus, wie letztes Mal, als ich hier gewesen bin!" Sie besah sich die Fotos bei Rebeccas Schreibtisch genauer und lächelte über die gemeinsamen Erinnerungen, die dort an der Wand verewigt waren.
    "Fuck off! Nicht alles...hier, schau dir das mal an..." Rebecca fuhr mit ihren Fingern über die Tapete, direkt neben ihrem Bett.
    Amaia beugte sich vor, um genau erkennen zu können, was ihre Freundin ihr zeigen wollte. "Wow! Das warst du?", stellte sie erstaunt fest, als sie die Risse in der Tapete erkannte und man die tiefen Delle in der Wand dahinter erahnen konnte.
    "Jaah, offensichtlich", gab Rebecca mit einem schwachen Grinsen zurück und hielt ihre lädierte Hand hoch. "Die Frage ist nur...warum bist du so hässlich? H-h-h-hässlich! Warum bist du so hässlich?" Die Hitze stieg ihr ins Gesicht. "Tut mir leid, ich wollte nicht..."
    "Ach, Becky, hör auf dich für deine Tics entschuldigen zu wollen", unterbrach Amaia sie ungeduldig. "Du hast es doch so schon schwer genug! Außerdem...du hast ja auch recht damit..."
    "Was? Hey! Nein! Ich finde dich nicht hässlich! Du bist...!"
    "Lass gut sein!"
    Das breite Grinsen auf Amaias Gesicht zeigte Rebecca, dass ihre Freundin sich einen Scherz mit ihr erlaubt hatte. Doch da sie nicht wusste, was sie in ihrer Verlegenheit sagen sollte, übernahm ihr Tourette. "Fuck off!", stieß sie mit entrücktem Gesicht hervor.
    Mit hochgezogener Augenbraue warf Amaia einen Blick auf die Gitarre auf Rebeccas Bett. "Sag mal, hast du versucht darauf zu spielen?"
    Rebecca nickte zur Antwort und ließ sich auf ihrer Bettdecke daneben nieder.
    "Das geht? Mit deinen Tics?"
    "Ja, eigentlich schon", meinte Rebecca und zuckte mit den Schultern. "Wenn ich mich darauf konzentriere, geht es eigentlich. Meine Hand macht mir im Augenblick mehr zu schaffen, wenn ich ehrlich bin."
    "Hey, das ist doch cool! Das heißt ja, dein Tourette kann dir nicht alles wegnehmen", stellte ihre Freundin beeindruckt fest. Sie nahm das Instrument an sich und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. "Mal schauen, ob ich auch noch was kann..." Etwas zögerlich fing sie an auf der Gitarre herumzuklimpern. Nachdem sie sich eine Weile mit ein paar einfachen Griffen aufgewärmt hatte, spielte Amaia einen einfachen Rhythmus mit einer simplen Akkordfolge. "Ha! Ich hab's immer noch drauf!", grinste sie.
    Schlagartig fühlte sich Rebecca mehrere Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen.
    Es war einer dieser schönen Sommertage, sie waren gerade von der Schule nach Hause gekommen und weil bald Ferien sein würden, mussten sie sich keine großen Sorgen mehr um Klausuren und Noten machen. Wie so oft hing Amaia bei ihrer besten Freundin herum, um nicht zuhause bei ihrer Mutter sein zu müssen, die wahrscheinlich ohnehin wieder betrunken war. Amaia und Rebecca gingen am Strand spazieren, aßen zusammen, schauten zusammen Filme und Serien, machten zusammen Hausaufgaben oder saßen einfach auf Rebeccas Zimmer, spielten Gitarre und unterhielten sich über alles, was ihnen gerade in den Sinn kam.
    Wahrscheinlich schmiedeten sie gerade Pläne, wo sie in den Sommerferien gemeinsam Urlaub machen wollten, oder Amaia hatte gerade eine coole neue Band gefunden, die sie ihrer Freundin zeigen wollte.
    "Buuuuuuiiiiieeeeh", entfuhr es Rebecca plötzlich lautstark, während sich ihre Nackenmuskeln versteiften und sie ihre Augen zusammenkniff.
    Nein, das hier war nicht das gleiche. Es war toll, keine Frage, nach drei langen Jahren endlich wieder zusammen mit Amaia hier zu sein. Selbst ihre albernen Tics konnten nicht dieses Hochgefühl nicht völlig zerstören. Doch sie erinnerten die junge Frau daran, dass ihre Welt seit einer Weile nicht mehr so sorglos und unbeschwert war. Nun drehte sich für sie alles um ihre Tics, darum, was sie überhaupt noch unbesorgt tun konnte und darum, was sie für einen Schaden anrichten konnte, wenn ihr Tourette die Kontrolle übernahm.
    "We walked these streets like kings, our faces in the wind
    And everywhere we were, we made the city sing
    We sang forever young, we had our fingers crossed
    And when the city sleeps, it dreams of us"

    Als Amaia begann zu singen, schaute Rebecca auf und eine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus. Sofort erkannte sie das Lied wieder, es war eines dieser obskuren Stücke, die ihre Freundin vor etlichen Jahren schon aus halb vergessenen Musikepochen ausgegraben hatte. Amaia hatte eine recht tiefe Stimme, was ihrem Gesang eine sehr schöne und gleichzeitig etwas melancholische Note gab. Gebannt lauschte Rebecca dem Lied und bekam dabei nicht einmal mit, wie Amaia hier und da einen Akkord unsauber griff oder einen Ton nicht lange genug hielt. Ohne es zu merken tippte sie mit ihren Fingern im Takt auf ihren Knien herum.
    "Oh, love, it changes shapes; it glows in many shades
    We won't be gone as long as our echoes resonate
    We need no photographs; the past's not only past
    I find us everywhere and that's how the magic lasts"

    Als sie zum Refrain überging und den ersten Akkord schlug, hielt Amaia inne. Der Klang der Gitarre war plötzlich schief. "Ähm...warte.." Ein wenig überfordert probierte sie verschiedene Griffe aus, ohne aber zu finden, wonach sie suchte.
    "Das ist D!"
    "Oh, okay..." Amaia griff um, doch es hörte sich immer noch nicht ganz richtig an. "Heh?"
    "Nein, D Moll!"
    "Ach sag das doch", grinste ihre Freundin und fuhr mit dem Refrain fort.
    "Cause everywhere we've been, we have been leaving traces
    They won't ever disappear
    We were here, we were here, we were really here
    And the rains get rough, but time can't wash us off
    We won't ever disappear
    We were here, it was really love"

    Wieder unterbrach sich Amaia kurz. "Komm schon, lass mich hier nicht so hängen!"
    Rebecca erwiderte das Lächeln nervös, doch sie tat nichts, außer dass sie den Kopf in den Nacken warf und mit zusammengekniffenen Augen einige kehlige Laute ausstieß. Warum sie still blieb konnte sie nicht einmal sagen. Der Rhythmus hatte sie schon lange gepackt und in ihrem Kopf ginge sie den Text schon mit, kannte ihn auswendig und genoss jedes Wort und jeden Ton. Was genau hielt sie zurück? Wovor hatte sie denn Angst? Und dann, gerade als Amaia die nächste Strophe anstimmte, brach es plötzlich aus ihr hervor und sie stimmte mit ein.
    "It's only little things: footmarks and fingerprints, a treasure hunt through town
    It's full of evidence, our monuments are all around
    Everything's on the move; the paint is wet, all colors are new
    But if you look carefully, you'll see us shining through"
    Das Lächeln auf ihren Gesichtern wurde breiter und sie blickten sich an, als ob sie in den Augen der jeweils anderen nach der Bestätigung suchten, dass ihre Freundin dasselbe dachte. Es war wirklich wie früher. Einzigartig. Sie mussten nicht lange üben, um im gleichen Tempo zu sein, mussten sich nicht absprechen, wer welche Stimme sang. Sie taten es einfach und es war perfekt so wie es war. Zumindest in ihrer Welt. Und solange sie hier zusammen in Rebeccas Zimmer saßen, war das die einzige Welt, die wirklich wichtig war.
    "...
    And the rains get rough, but time can't wash us off
    We won't ever disappear
    We were here, it was really love"
    Majonese ist offline Geändert von Majonese (11.05.2021 um 19:53 Uhr)

  3. #63
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Wieder entrann der Sizilianerin ein düsteres, fieses, aber wenigstens teilamüsiertes Lachen, dass sie kurz die Zähne blecken ließ. "Planschkuh, wirklich?", prustete sie hervor - etwas zu laut vielleicht , sie schien es kaum zu stören, als sie sich zu ihm drehte, den Anflug ignorierend und den Kopf an der Schläfe gegen das Kopfteil lehnend. "Du bist doch wohl nicht immer noch eingeschnappt wegen dem kleinen Schuss, weil du mich sterben lassen wolltest, hm?", raunte sie, hatte aber dieses Lächeln im Gesicht und wirkte eben nicht so pikiert wie ihres Worte es glauben machten.


    "Klein?", zischte der Schwede bei gespielter Empörung. Druck lag auf seinen Ohren. Wohl vom Niedergang des Shuttles, das kaum wahnsinnig hoch flog. "Du hast mich oft genug nackt gesehen, um zu wissen wie unfähig sie mit der Waffe ist, huh? Ich war einer der schlechtesten Schützen in meinem Jahrgang bei der Allianz, aber diese Frau ist-...Wow! Ich meine: Sie wollte mich nicht treffen und was hat sie getroffen? MEINE RECHTE SCHULTER!", rief er aus, obgleich seine Stimme gar nicht allzu laut daherkam. Wieder war da diese Geste mit der Hand und mit ein wenig Drama legte er sich den Handrücken an die Stirn und seufzte. "Ich wollte dich übrigens nicht sterben, sondern einem Kollegen überlassen. Das ist alles. Auch wenn ich froh bin, dass ichs nicht getan habe.", gab er zu und schloss seine Augen noch einmal vollends. Er lächelte. "Und-...über diesen Schuss. Irgendwie jedenfalls. Aber sags der Planschkuh nicht."
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  4. #64
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Klein?", zischte der Schwede bei gespielter Empörung. Druck lag auf seinen Ohren. Wohl vom Niedergang des Shuttles, das kaum wahnsinnig hoch flog. "Du hast mich oft genug nackt gesehen, um zu wissen wie unfähig sie mit der Waffe ist, huh? Ich war einer der schlechtesten Schützen in meinem Jahrgang bei der Allianz, aber diese Frau ist-...Wow! Ich meine: Sie wollte mich nicht treffen und was hat sie getroffen? MEINE RECHTE SCHULTER!", rief er aus, obgleich seine Stimme gar nicht allzu laut daherkam. Wieder war da diese Geste mit der Hand und mit ein wenig Drama legte er sich den Handrücken an die Stirn und seufzte. "Ich wollte dich übrigens nicht sterben, sondern einem Kollegen überlassen. Das ist alles. Auch wenn ich froh bin, dass ichs nicht getan habe.", gab er zu und schloss seine Augen noch einmal vollends. Er lächelte. "Und-...über diesen Schuss. Irgendwie jedenfalls. Aber sags der Planschkuh nicht."


    "Oft genug..", betonte sie nochmal und hob dazu den Zeigefinger andeutend, "..um genau zu wissen, dass das kleine Ding vielleicht gerade mal 'n Streifschuss war und du immer noch rumheulst weil du jetzt mit einer kleinen Schramme hier und da", sie zeigte erst auf die Schulter, dann seinen Unterarm, "rumlaufen musst. Glaub' mir, damit kann man leben.", schloss sie ebenso deutlich ab wie sie angefangen hatte und als der Gesprächspartner diente, der eine lange und deutliche Narbe im Gesicht umhertrug. Seit nunmehr Jahren. Ihre eigenen Ohren dröhnten ebenfalls sanft, es war unangenehm aber nicht weiter schlimm.
    "Allerdings kannst dus später als Kriegsgeschichte verkaufen. Könnte Eindruck machen und so ablenkend sein, dass ich ungestört abhauen kann."
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  5. #65
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Oft genug..", betonte sie nochmal und hob dazu den Zeigefinger andeutend, "..um genau zu wissen, dass das kleine Ding vielleicht gerade mal 'n Streifschuss war und du immer noch rumheulst weil du jetzt mit einer kleinen Schramme hier und da", sie zeigte erst auf die Schulter, dann seinen Unterarm, "rumlaufen musst. Glaub' mir, damit kann man leben.", schloss sie ebenso deutlich ab wie sie angefangen hatte und als der Gesprächspartner diente, der eine lange und deutliche Narbe im Gesicht umhertrug. Seit nunmehr Jahren. Ihre eigenen Ohren dröhnten ebenfalls sanft, es war unangenehm aber nicht weiter schlimm.
    "Allerdings kannst dus später als Kriegsgeschichte verkaufen. Könnte Eindruck machen und so ablenkend sein, dass ich ungestört abhauen kann."


    Er war fest entschlossen gewesen sich zu wehren, kam aber nicht dazu. Eine letzte Ansage versprach, dass sie in den nächsten beiden Minuten landen und ihren Zielort damit erreichen würden. Sein Magen verkrampfte sich. Die Augen wollte er jetzt erst recht nicht öffnen. Andererseits sein Unbehagen aber auch nicht zugeben. Es war eine idiotische Idee gewesen, sich in Schale zu werfen und herzukommen, richtig? "Kannst du vergessen.", sagte Leif bestimmt. Von seiner Stimmung schweifend. "Diese Familienfeier ist mein Tageshighlight. Du musst mitziehen, das hast du mir außerdem über der Kloschüssel versprochen.", erinnerte er sie, runzelte die Stirn, weil seine Aussage nicht ganz stimmte. "Gewissermaßen."
    AeiaCarol ist offline Geändert von AeiaCarol (12.05.2021 um 20:26 Uhr)

  6. #66
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    Er war fest entschlossen gewesen sich zu wehren, kam aber nicht dazu. Eine letzte Ansage versprach, dass sie in den nächsten beiden Minuten landen und ihren Zielort damit erreichen würden. Sein Magen verkrampfte sich. Die Augen wollte er jetzt erst recht nicht öffnen. Andererseits sein Unbehagen aber auch nicht zugeben. Es war eine idiotische Idee gewesen, sich in Schale zu werfen und herzukommen, richtig? "Kannst du vergessen.", sagte Leif bestimmt. Von seiner Stimmung schweifend. "Diese Familienfeier ist mein Tageshighlight. Du musst mitziehen, das hast du mir außerdem über der Kloschüssel versprochen.", erinnerte er sie, runzelte die Stirn, weil seine Aussage nicht ganz stimmte. "Gewissermaßen."


    Die Sizilianerin schickte das frustrierteste Seufzen, dass überhaupt existieren konnte an ihr Gegenüber, hob den Kopf, schnaubte, verdrehte die Augen. "Maaan-...", jammerte sie. "Wieso verdammt hast du zugesagt, nicht genug dass wir Rolli unter die Erde scharren müssen, dann auch noch das. Che sfida. Was für eine Herausforderung."
    Wieder wurden sie unterbrochen, wenn man es so nennen konnte. Das Shuttle setzte sanft an, dann bereiteten sich die Passagiere darauf vor bald aussteigen zu können - wie gewohnt in eiligster Manier. "Wir gehen direkt zur Beerdigung und danach im Hotel vorbei, richtig?", versuchte sie sich zu informieren. Wahrscheinlich hatte der Blonde kaum Nerven ihr darauf jetzt eine passable Antwort zu geben.
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  7. #67
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Die Sizilianerin schickte das frustrierteste Seufzen, dass überhaupt existieren konnte an ihr Gegenüber, hob den Kopf, schnaubte, verdrehte die Augen. "Maaan-...", jammerte sie. "Wieso verdammt hast du zugesagt, nicht genug dass wir Rolli unter die Erde scharren müssen, dann auch noch das. Che sfida. Was für eine Herausforderung."
    Wieder wurden sie unterbrochen, wenn man es so nennen konnte. Das Shuttle setzte sanft an, dann bereiteten sich die Passagiere darauf vor bald aussteigen zu können - wie gewohnt in eiligster Manier. "Wir gehen direkt zur Beerdigung und danach im Hotel vorbei, richtig?", versuchte sie sich zu informieren. Wahrscheinlich hatte der Blonde kaum Nerven ihr darauf jetzt eine passable Antwort zu geben.


    Die Türen rauschten zur Seite und dieser Teil der Reise schien Leif regelrecht ins Gesicht zu schlagen. Wind klatschte ihnen beiden ins Gesicht und er begann sofort, aus mehreren Gründen, die Sonne Palermos zu vermissen. Schweden war auch in seinen Gedanken. Aber hier regnete es. Zu allem Überfluss. Sein Blick ging zu Luceija, während er ein wenig steif seine Tasche in diesem unterbesetzten Shuttle griff. Mehr als Handgepäck war ohnehin nicht nötig gewesen. Im liebsten Falle würde er seine Uniform versehentlich im erwähnten Hotelzimmer vergessen. "Genau.", bestätigte der Arzt knapp und erhob sich. Seine freie Hand reichte er der Sizilianerin, so als brauche sie seine Stütze. Es war offenkundig andersherum. "Die Taschen können wir im Taxi lassen. Hab eins gebucht. Wir bleiben ja nicht lang auf dem Friedhof.", versicherte er. Wartend. Friedhöfe mochte er ganz und gar nicht. Aber dieser alte, gekrümmte Kerl auf dem Friedhof an Sergios Grab, den mochte er. Durch ihn war dieser Besuch halb so schlimm gewesen. Außerdem hatte er es für Luceija getan.
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  8. #68
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Die Türen rauschten zur Seite und dieser Teil der Reise schien Leif regelrecht ins Gesicht zu schlagen. Wind klatschte ihnen beiden ins Gesicht und er begann sofort, aus mehreren Gründen, die Sonne Palermos zu vermissen. Schweden war auch in seinen Gedanken. Aber hier regnete es. Zu allem Überfluss. Sein Blick ging zu Luceija, während er ein wenig steif seine Tasche in diesem unterbesetzten Shuttle griff. Mehr als Handgepäck war ohnehin nicht nötig gewesen. Im liebsten Falle würde er seine Uniform versehentlich im erwähnten Hotelzimmer vergessen. "Genau.", bestätigte der Arzt knapp und erhob sich. Seine freie Hand reichte er der Sizilianerin, so als brauche sie seine Stütze. Es war offenkundig andersherum. "Die Taschen können wir im Taxi lassen. Hab eins gebucht. Wir bleiben ja nicht lang auf dem Friedhof.", versicherte er. Wartend. Friedhöfe mochte er ganz und gar nicht. Aber dieser alte, gekrümmte Kerl auf dem Friedhof an Sergios Grab, den mochte er. Durch ihn war dieser Besuch halb so schlimm gewesen. Außerdem hatte er es für Luceija getan.


    Seine physische Stütze hatte sie eher nötig als seine mentale, dachte sie, aber da war sie geistig noch nicht auf dem Weg nach London. Was ohnehin ein eigenes Feeling übertrug, denn irgendwie hatte die Stadt sie beide immer gehasst und geliebt und selben Zeit. Dort lernten sie sich wirklich kennen. Und dort hatten sie sich auch wirklich verlassen.
    Mit dieser Stadt hatte sie keine Berührungspunkte. Sie verließen das Shuttle schlicht langsam, auch wenn Luci kurz davor war ein paar Leuten eine Respektschelle zu verpassen um sie aus dem Weg zu räumen und Leif eher den Eindruck machte, als wolle er noch mehr Zeit hier schinden als irgend nötig. Ihn belastete das hier deutlich mehr als sie. Nichts ungewöhnliches. Ihr war der Ire auch ziemlich egal gewesen.

    Sie vermied es zu fragen wie es ihm ginge - verstand ihn hierbei vielleicht wortlos. Oder wollte ihn nicht noch weiter runterziehen. Nicht jetzt. "Warst du hier schonmal..?", fragte sie stattdessen.
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  9. #69
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Seine physische Stütze hatte sie eher nötig als seine mentale, dachte sie, aber da war sie geistig noch nicht auf dem Weg nach London. Was ohnehin ein eigenes Feeling übertrug, denn irgendwie hatte die Stadt sie beide immer gehasst und geliebt und selben Zeit. Dort lernten sie sich wirklich kennen. Und dort hatten sie sich auch wirklich verlassen.
    Mit dieser Stadt hatte sie keine Berührungspunkte. Sie verließen das Shuttle schlicht langsam, auch wenn Luci kurz davor war ein paar Leuten eine Respektschelle zu verpassen um sie aus dem Weg zu räumen und Leif eher den Eindruck machte, als wolle er noch mehr Zeit hier schinden als irgend nötig. Ihn belastete das hier deutlich mehr als sie. Nichts ungewöhnliches. Ihr war der Ire auch ziemlich egal gewesen.

    Sie vermied es zu fragen wie es ihm ginge - verstand ihn hierbei vielleicht wortlos. Oder wollte ihn nicht noch weiter runterziehen. Nicht jetzt. "Warst du hier schonmal..?", fragte sie stattdessen.


    "Noch nie.", schüttelte er den Kopf, schließlich vor Luceija aussteigend. Noch einmal packte ihn die Kälte. Wobei 'kalt' übertrieben war. Dennoch kroch ihm der Wind unter die Kleidung, überall dort wohin er kam und ließ den Schweden frösteln. Luceija und er standen mitten auf der dritten und längst umgebauten Piste des Flughafens, nun schmaler, nah am Eingang des Hauptgebäudes, die nur noch den Shuttleverkehr bediente, einst aber für große Passagiermaschienen mit ihren langen Bremswegen ausgelegt worden war. Jetzt begrüßten kleinere Parkbuchten die Shuttles, die in Linien hin- und herflogen und mit großen, weißen Nummern die Piloten einzuweisen wussten. Das ganze funktionierte wie ein träger Bienenstock, selbst seit nur noch dieser eine, große Airport zwischen Dublin und Belfast existierte. "Sollen wir zu Fuß einmal quer durchs Gebäude auf die andere Seite oder willst du einen der Busse nach vorn zum Haupteingang nehmen?", wollte Leif wissen, ihre Hand ungefragt in seiner und einem vorbeifahrenden Exemplar zunickend, der einmal eine große Runde über das Rollfeld machte und sie ebenso, wie ein kurzer Marsch, zu ihrem Taxi würde bringen können.
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  10. #70
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    "Noch nie.", schüttelte er den Kopf, schließlich vor Luceija aussteigend. Noch einmal packte ihn die Kälte. Wobei 'kalt' übertrieben war. Dennoch kroch ihm der Wind unter die Kleidung, überall dort wohin er kam und ließ den Schweden frösteln. Luceija und er standen mitten auf der dritten und längst umgebauten Piste des Flughafens, nun schmaler, nah am Eingang des Hauptgebäudes, die nur noch den Shuttleverkehr bediente, einst aber für große Passagiermaschienen mit ihren langen Bremswegen ausgelegt worden war. Jetzt begrüßten kleinere Parkbuchten die Shuttles, die in Linien hin- und herflogen und mit großen, weißen Nummern die Piloten einzuweisen wussten. Das ganze funktionierte wie ein träger Bienenstock, selbst seit nur noch dieser eine, große Airport zwischen Dublin und Belfast existierte. "Sollen wir zu Fuß einmal quer durchs Gebäude auf die andere Seite oder willst du einen der Busse nach vorn zum Haupteingang nehmen?", wollte Leif wissen, ihre Hand ungefragt in seiner und einem vorbeifahrenden Exemplar zunickend, der einmal eine große Runde über das Rollfeld machte und sie ebenso, wie ein kurzer Marsch, zu ihrem Taxi würde bringen können.


    Sie war sich nicht sicher, wieder aus dem Konzept gebracht und 'ausgeschalten' worden. Ihre Hand lag in seiner und sie wusste nicht wie sie da hin gekommen war. Es tat weh. Zu wissen, dass es nur das Bild einer Beziehung war, die aber nicht existierte. Vielleicht deshalb löste sich ihre Hand wieder um auf das Gebäude und den Weg entlang zu deuten und zu fragen welchen der beiden Eingänge sie nehmen mussten. Vielleicht war es nur Zufall - sie redete es sich jedenfalls ein. Wollte es sich nicht selbst zerstören, war aber doch klug genug, dass sie sich nicht belügen konnte. Es war wie es war. Luci wechselte mit der Tasche die Hand, tat damit sich selbst und auch ihm weh, überraschte sich wie gut sie das nach wie vor konnte.

    Beide liefen. Nebeneinander her. Jetzt wünschte sie, sie hätte den Bus genommen. Alles wirkte nur noch kälter als dieser seltsame Ort ohnehin schon war. "Ich weiß man soll ne Stadt nicht nach dem Airport bewerten, aber-..ich mags hier nicht.", wisperte sie gedankenversunken.
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  11. #71
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    Das sie ihn losließ, machte die Sache in keiner Welt besser. Und diesen Ort nur um ein vielfaches Kälter. "Schätze der Friedhof wird nicht ansprechender. Willst du lieber im Hotel warten?", fragte er, sah sie aber nicht an. Sein Blick heftete sich an eine Gruppe weiter vor ihnen, die durch eine der schier schwebenden Türen ins Gebäudeinnere verschwanden. Ein paar Leute zu ihrer Rechten begutachteten ihn eingehend. Skeptisch? Es konnte wohl nur an dieser Uniform liegen.
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  12. #72
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    Das sie ihn losließ, machte die Sache in keiner Welt besser. Und diesen Ort nur um ein vielfaches Kälter. "Schätze der Friedhof wird nicht ansprechender. Willst du lieber im Hotel warten?", fragte er, sah sie aber nicht an. Sein Blick heftete sich an eine Gruppe weiter vor ihnen, die durch eine der schier schwebenden Türen ins Gebäudeinnere verschwanden. Ein paar Leute zu ihrer Rechten begutachteten ihn eingehend. Skeptisch? Es konnte wohl nur an dieser Uniform liegen.


    "Nein, vergiss es.", sagte sie sofort. Es wirkte schroffer als sie es klingen lassen wollte, aber das war, was sie wollte: Nicht weichen. Das zusammen durchstehen. Für ihn. Mit ihm. War sie es ihm schuldig? Sie glaubte ja. Sich selbst auch.

    "Wenn dir jemand dumm kommt wegen dem Lamettafummel den du da anhast oder-...falls du gehen willst, sags mir, okay?", war der Kern ihrer Frage - oder Bitte - doch wirklich nur gut gemeint.
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  13. #73
    Waldläuferin Avatar von Natsch
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    Dalan Qin

    "Na dann viel Erfolg." hatte Dalan noch auf die kesse Erwiderung der hellen Turianerin geantwortet, doch kurz darauf war ihm nicht mehr zum Scherzen zumute.
    Auch Bryna schien nach anfänglicher Flapsigkeit mehr besorgt zu sein als sie zugeben wollte. Und so blitzartig wie sie in der Wohnung gestanden hatte, welche nun (wenigstens vorerst) auch sein Zuhause war, so plötzlich verschwand sie nun auch wieder.
    Ein wenig kopfschüttelnd blickte er ihr noch nach. "In jedem Fall eine markante Erscheinung, deine Freundin."
    Nun waren sie wieder alleine. Und auch Peyton schien noch ein wenig zerrüttet aufgrund der Nachricht, was nur allzu verständlich war.
    "Setz dich vielleicht mal kurz." sagte er um die Stille zu unterbrechen und nahm sie mit aufs Sofa, stellte ihr noch ein Glas Wasser hin bevor er sich zu ihr setzte und vorsichtig eine Hand auf ihre legte.
    "Es gibt wohl nicht viel was ich jetzt sagen kann, das angemessen wäre.....aber ich bin froh dass deine Kollegen solch ein Glück hatten. Trotzdem, es war sicher eine kollektive Schockerfahrung.....und wer weiß, wie lange das Cafe nun gesperrt bleiben muss...."



    Peyton blickte ihrer besten Freundin noch einen langen Moment nach, ehe sie sich wieder Dalan zuwandte. "Ja, das stimmt. Sie ist schon etwas besonderes.", pflichtete sie dem Turianer bei und ließ sie ohne sich dagegen zu sträuben auf das Sofa ziehen. Das weiche Polster unter sich wissend, entspannte Peyton sich ein Stück weit, ehe sie zum Glas griff. Was für Folgen diese Schießerei für sie haben würde, wusste die junge Brünette nicht. Das Café würde erst einmal geschlossen bleiben, doch Aufräumarbeiten lagen an und ihr Chef würde sich sicher etwas einfallen lassen, wie er trotzdem weiter Umsatz generieren konnte. Es hieß abwarten, mehr konnte sie gerade nicht machen. Peyton war nur erleichtert, dass keinem etwas passiert zu sein schien, zumindest ihren Kollegen.
    Die 22-jährige lehnte sich leicht an Dalan, nachdem sie das Glas wieder abgestellt hatte. "Ich bin auch froh, dass ihnen nichts passiert ist. Was von dem Schock übrig bleibt, werd' ich sicher in den kommenden Tagen erfahren. Jeremy ist ein harter Hund..", Peyton grinste leicht. "Aber Jon ist schon ziemlich zart besaitet, auch wenn er es gerne anders aussehen lässt.", fuhr sie fort und zog die Beine hoch und setzte sich im Schneidersitz hin. Eine Schießerei im Café. Ein absolut skurriler Gedanke, so fern ab der Realität, dass es für Peyton nur schwer zu fassen war. "Warst du Mal bei einer Schießerei?", fragte sie nach und wandte den Blick wieder in die Richtung ihres Freundes.
    WE BURN AND WE PLAYED, WE TRY TO FORGET
    BUT THE MEMORIES LEFT ARE STILL HAUNTING
    THE WALLS THAT WE BUILT FROM BOTTLES AND PILLS
    WE SWALLOW UNTIL WE'RE NOT TALKING
    I - I AM A MAN ON FIRE
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  14. #74
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    "Nein, vergiss es.", sagte sie sofort. Es wirkte schroffer als sie es klingen lassen wollte, aber das war, was sie wollte: Nicht weichen. Das zusammen durchstehen. Für ihn. Mit ihm. War sie es ihm schuldig? Sie glaubte ja. Sich selbst auch.

    "Wenn dir jemand dumm kommt wegen dem Lamettafummel den du da anhast oder-...falls du gehen willst, sags mir, okay?", war der Kern ihrer Frage - oder Bitte - doch wirklich nur gut gemeint.


    Da war nur ein Nicken, als sie diese Tür endlich selbst passierten und durch das Gebäude streiften. Zielstrebig. Leif wusste, wohin er wollte und seine Begleitung hielt mit. Ihm war immer wieder nach einem Abbruch dieser Sache hier. Es kam in Wellen. Und im nächsten Moment glaubte er, dass er selbst Odinn das hier schuldig sei. Wie viel dieses Suizids kam von ihm? Ihrer Entführung, seiner Entfernung von der Allianz, eben all dem? Wie viel Schuld trug er? Gefühlt war da gerade nur er, der die Verantwortung trug. Diesen Deal nicht hätte machen dürfen, der seinen Freund degradiert und mit dem er ihn betrogen hatte. Darüber hatten sie beide nie ein Wort verloren. Leifs Prioritäten hatten sich verschoben. Rasch. Odinn war zurückgeblieben. Ebenso wie Sam gegangen und Proteus Geschichte war. Trotzdem waren sie alle erwachsene Männer. Doch eigentlich lebensfähig ohne den jeweils anderen. Richtig?
    Die zweite Tür. Sie kamen auf der anderen Seite raus. Leif suchte mit den Augen die Gegend ab, entdeckte einen schwarzen Wagen, die Scheiben getönt. Das Nummernschild passte zu der Buchungsbestätigung, die er vor Stunden bekommen hatte. Kein Fahrer davor. Und als er auf den Wagen zuging, war auch-...keiner darin. Er stutzte. Ging um den Wagen herum, hob die Brauen und beschäftigte sich für Sekunden mit seinem Omnitool. "Was ich wollte war ein scheiß Taxi, gottverdammt.", flüsterte er entnervt und gab seine Verwirrung mit dieser Aktion nur mehr preis. Das Auto ließ sich mit einem Code entriegeln und per Knopfdruck starten, aber die schwere, britische Schüssel hatte keinen Fahrer, weil sie eben Mietwagen, statt Taxi war. Lediglich abgestellt von irgendwem, der sie nicht fahren würde. Der Schwede sah zu Luceija. Sichtlich beschämt, ja, aber ebenso genervt. Kaum von ihr, sondern nur sich selbst. Sein Blick fiel auf ihre Schuhe. Stiefel. Er zuckte mit den Schultern. "Du würdest nicht zufällig fahren, hm?"
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  15. #75
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    Da war nur ein Nicken, als sie diese Tür endlich selbst passierten und durch das Gebäude streiften. Zielstrebig. Leif wusste, wohin er wollte und seine Begleitung hielt mit. Ihm war immer wieder nach einem Abbruch dieser Sache hier. Es kam in Wellen. Und im nächsten Moment glaubte er, dass er selbst Odinn das hier schuldig sei. Wie viel dieses Suizids kam von ihm? Ihrer Entführung, seiner Entfernung von der Allianz, eben all dem? Wie viel Schuld trug er? Gefühlt war da gerade nur er, der die Verantwortung trug. Diesen Deal nicht hätte machen dürfen, der seinen Freund degradiert und mit dem er ihn betrogen hatte. Darüber hatten sie beide nie ein Wort verloren. Leifs Prioritäten hatten sich verschoben. Rasch. Odinn war zurückgeblieben. Ebenso wie Sam gegangen und Proteus Geschichte war. Trotzdem waren sie alle erwachsene Männer. Doch eigentlich lebensfähig ohne den jeweils anderen. Richtig?
    Die zweite Tür. Sie kamen auf der anderen Seite raus. Leif suchte mit den Augen die Gegend ab, entdeckte einen schwarzen Wagen, die Scheiben getönt. Das Nummernschild passte zu der Buchungsbestätigung, die er vor Stunden bekommen hatte. Kein Fahrer davor. Und als er auf den Wagen zuging, war auch-...keiner darin. Er stutzte. Ging um den Wagen herum, hob die Brauen und beschäftigte sich für Sekunden mit seinem Omnitool. "Was ich wollte war ein scheiß Taxi, gottverdammt.", flüsterte er entnervt und gab seine Verwirrung mit dieser Aktion nur mehr preis. Das Auto ließ sich mit einem Code entriegeln und per Knopfdruck starten, aber die schwere, britische Schüssel hatte keinen Fahrer, weil sie eben Mietwagen, statt Taxi war. Lediglich abgestellt von irgendwem, der sie nicht fahren würde. Der Schwede sah zu Luceija. Sichtlich beschämt, ja, aber ebenso genervt. Kaum von ihr, sondern nur sich selbst. Sein Blick fiel auf ihre Schuhe. Stiefel. Er zuckte mit den Schultern. "Du würdest nicht zufällig fahren, hm?"


    Ihr neutraler Gesichtsausdruck wandelte sich in ein zartes Lächeln. Es war kurz, aber reichte um sie nicken zu lassen. "Werd' ich.", gab sie an, ließ den Wagen mit Knopfdruck öffnen und nahm es sich dann selbst heraus, die Beifahrertür zu öffnen - auf der linken Seite, wo auch sonst - und sich zu räuspern. "Wenn ich Sie bitten dürfte, Major.", klang ihre Stimme seltsam mit dem aufgesetzt-höflichen und ihrem starken Akzent. Trotzdem wartete sie ab, bis er reagierte, die Taschen ins Fahrzeug warf und einstieg.
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  16. #76
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Ihr neutraler Gesichtsausdruck wandelte sich in ein zartes Lächeln. Es war kurz, aber reichte um sie nicken zu lassen. "Werd' ich.", gab sie an, ließ den Wagen mit Knopfdruck öffnen und nahm es sich dann selbst heraus, die Beifahrertür zu öffnen - auf der linken Seite, wo auch sonst - und sich zu räuspern. "Wenn ich Sie bitten dürfte, Major.", klang ihre Stimme seltsam mit dem aufgesetzt-höflichen und ihrem starken Akzent. Trotzdem wartete sie ab, bis er reagierte, die Taschen ins Fahrzeug warf und einstieg.


    Sie konnte das hier. Ihn wieder zum lächeln bringen. Ein kurzer Blick in sein Gesicht würde das beweisen, als er wieder einmal nur nickte und ihrer Aufforderung Folge leistete. Sie warf die Tür hinter ihm sanft ins Schloss und Leif beobachtete, wie sie das Auto umrundete und sich auf den Fahrersitz pflanzte. Er selbst widmete sich der Navigation und stellte als Ziel Glasnevin ein, kaum fünfzehn Kilometer entfernt. "Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht wieso er hier beerdigt wird. Schätze es liegt an seiner Frau oder die Allianz hat ihre Finger im Spiel.", sinnierte der Arzt und startete ihren Wegweiser, um sich dann in seinem Sitz zu verkriechen.
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  17. #77
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    Sie konnte das hier. Ihn wieder zum lächeln bringen. Ein kurzer Blick in sein Gesicht würde das beweisen, als er wieder einmal nur nickte und ihrer Aufforderung Folge leistete. Sie warf die Tür hinter ihm sanft ins Schloss und Leif beobachtete, wie sie das Auto umrundete und sich auf den Fahrersitz pflanzte. Er selbst widmete sich der Navigation und stellte als Ziel Glasnevin ein, kaum fünfzehn Kilometer entfernt. "Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht wieso er hier beerdigt wird. Schätze es liegt an seiner Frau oder die Allianz hat ihre Finger im Spiel.", sinnierte der Arzt und startete ihren Wegweiser, um sich dann in seinem Sitz zu verkriechen.


    Einzusteigen war kaum das Problem. Das Kleid wieder etwas nach unten zu ziehen, weil es sich beim Setzen wieder an ihren Beinen nach oben schieben wollte, schon eher. Es war nicht so dass sie sich per se damit unwohl fühlte, aber-...naja, sie kannte ihre eigenen Gefühle zu diesem Kleid kaum. Für sich selbst hätte sie eine schwarze Jeans und ein Shirt getragen oder irgendwas in der Art. Neben dem volluniformierten Leif komplett underdressed. Nicht, dass ihn heute irgendjemand ausboten würde können. "Wieso? Kam der arme Trottel nicht aus Dublin?", fragte sie nach, stellte den Sitz mit zwei, drei Hebeln ein, die Spiegel ignorierte sie einfach, startete den Wagen am Touchscreen und steuerte ihn direkt aus der Parklücke auf die Straße in Richtung Ausfahrt. Kaum dass sie damit unter dem Vordach hervorfuhren, prasselten dicke Regentropfen auf die Frontscheibe. Sie mochte Regen. Aber-...nein. Diese Stadt? Nicht.
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  18. #78
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    Einzusteigen war kaum das Problem. Das Kleid wieder etwas nach unten zu ziehen, weil es sich beim Setzen wieder an ihren Beinen nach oben schieben wollte, schon eher. Es war nicht so dass sie sich per se damit unwohl fühlte, aber-...naja, sie kannte ihre eigenen Gefühle zu diesem Kleid kaum. Für sich selbst hätte sie eine schwarze Jeans und ein Shirt getragen oder irgendwas in der Art. Neben dem volluniformierten Leif komplett underdressed. Nicht, dass ihn heute irgendjemand ausboten würde können. "Wieso? Kam der arme Trottel nicht aus Dublin?", fragte sie nach, stellte den Sitz mit zwei, drei Hebeln ein, die Spiegel ignorierte sie einfach, startete den Wagen am Touchscreen und steuerte ihn direkt aus der Parklücke auf die Straße in Richtung Ausfahrt. Kaum dass sie damit unter dem Vordach hervorfuhren, prasselten dicke Regentropfen auf die Frontscheibe. Sie mochte Regen. Aber-...nein. Diese Stadt? Nicht.


    "Belfast, soweit ich weiß.", bemerkte Leif und ignorierte den Stich gegen Odinn. Er wusste längst, dass die beiden sich nie grün geworden waren und hierbei mischte er sich nicht ein. Nicht mehr. Jetzt spielte es schlichtweg auch keine Rolle. Odinn war tot und Luceija nicht mehr seine Freundin. Beides fühlte sich gleichwertig beschissen an und seine Laune machte eine steile Kurve in den Keller, während die Sizilianerin das fremde Gefährt ausgesprochen selbstsicher vom Gelände des Airports, vorbei an einem betont feinen Golfclub und in Richtung der Schnellstraße steuerte. Sie konnte merken, dass er nicht recht wusste, wohin mit sich selbst. Sein Blick ging nicht viel weiter als stur geradeaus und das sie einfach nichts sagte oder vielmehr ihn nach seinem Befinden fragte, half ihm. Er konnte einfach reden, wann immer er wollte und es gab keine unangenehmen Fragen. Sie war nicht aufdringlich. Einer dieser Punkte, den er liebte. "Wir kannten uns ja nicht allzu lang. Er war wohl nicht sehr oft hier. Ist irgendwie mit dem Militär groß geworden und hat sein halbes Leben auf Schiffen verbracht. Ich weiß gar nicht, ob ihm das hier besonders viel bedeutet. Er kam mir nur immer sehr irisch vor. Ein kleines Klischee. Der Whisky und so, du weißt schon."
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  19. #79
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    "Belfast, soweit ich weiß.", bemerkte Leif und ignorierte den Stich gegen Odinn. Er wusste längst, dass die beiden sich nie grün geworden waren und hierbei mischte er sich nicht ein. Nicht mehr. Jetzt spielte es schlichtweg auch keine Rolle. Odinn war tot und Luceija nicht mehr seine Freundin. Beides fühlte sich gleichwertig beschissen an und seine Laune machte eine steile Kurve in den Keller, während die Sizilianerin das fremde Gefährt ausgesprochen selbstsicher vom Gelände des Airports, vorbei an einem betont feinen Golfclub und in Richtung der Schnellstraße steuerte. Sie konnte merken, dass er nicht recht wusste, wohin mit sich selbst. Sein Blick ging nicht viel weiter als stur geradeaus und das sie einfach nichts sagte oder vielmehr ihn nach seinem Befinden fragte, half ihm. Er konnte einfach reden, wann immer er wollte und es gab keine unangenehmen Fragen. Sie war nicht aufdringlich. Einer dieser Punkte, den er liebte. "Wir kannten uns ja nicht allzu lang. Er war wohl nicht sehr oft hier. Ist irgendwie mit dem Militär groß geworden und hat sein halbes Leben auf Schiffen verbracht. Ich weiß gar nicht, ob ihm das hier besonders viel bedeutet. Er kam mir nur immer sehr irisch vor. Ein kleines Klischee. Der Whisky und so, du weißt schon."


    "Ich kanns mir nicht vorstellen, wenns das ist was du fragen willst.", gab sie zu und lenkte den Wagen auf eine zwar selbstsichere Weise aber auch eine solche die das Gefühl gab, als wäre sie zu klein für dieses Auto und könne kaum über das Lenkrad sehen. Irgendwie wirkte sie hier auch zu winzig. "Mir würde es nichts bedeuten.", gab sie ehrlich zu und konzentrierte sich trotzdem auf den Verkehr. Fuhr schon schneller als der Durchschnittsfahrer, aber wenigstens legte sie sich nicht in die Kurven wie Gil. "Also ernsthaft. Dass du da wärst schon, ihm vermutlich auch, aber-..eigentlich bedrückt das Ganze noch viel mehr und wenn man ohnehin schon-..naja. Wenns einem so beschissen geht, dass man sich selbst 'ne Kugel verpasst. Dann spiel das Drumherum keine Rolle. Man denkt auch nicht an die, die zurückbleiben, auch wenn einem Psychologen sowas klar machen wollen und drauf rumpochen wie verdammt wichtig es ist sich daran festzuklammern. Es ist ein egoistischer Wunsch. Wenn man das durchzieht, dann spielt alles andere keine Rolle mehr. Nicht wo man landet, nicht, wie tief das Loch ist, ob man verstreut wird, in 'nem Winzigen oder riesigen Gefäß unter der Erde landet oder irgendwo in einem Fluss aufquillt. Alles was zählt ist, dass es vorbei ist. Und du-..naja. Du bist da, vermutlich hätte ihm das schon was bedeutet, und wenns nur der Gedanke ist. Aber eigentlich sollte man ihn beglückwünschen. Er wollte das, offensichtlich. Hats ja mehrmals versucht, auch wenns erst jetzt geklappt hat."
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  20. #80
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    "Ich kanns mir nicht vorstellen, wenns das ist was du fragen willst.", gab sie zu und lenkte den Wagen auf eine zwar selbstsichere Weise aber auch eine solche die das Gefühl gab, als wäre sie zu klein für dieses Auto und könne kaum über das Lenkrad sehen. Irgendwie wirkte sie hier auch zu winzig. "Mir würde es nichts bedeuten.", gab sie ehrlich zu und konzentrierte sich trotzdem auf den Verkehr. Fuhr schon schneller als der Durchschnittsfahrer, aber wenigstens legte sie sich nicht in die Kurven wie Gil. "Also ernsthaft. Dass du da wärst schon, ihm vermutlich auch, aber-..eigentlich bedrückt das Ganze noch viel mehr und wenn man ohnehin schon-..naja. Wenns einem so beschissen geht, dass man sich selbst 'ne Kugel verpasst. Dann spiel das Drumherum keine Rolle. Man denkt auch nicht an die, die zurückbleiben, auch wenn einem Psychologen sowas klar machen wollen und drauf rumpochen wie verdammt wichtig es ist sich daran festzuklammern. Es ist ein egoistischer Wunsch. Wenn man das durchzieht, dann spielt alles andere keine Rolle mehr. Nicht wo man landet, nicht, wie tief das Loch ist, ob man verstreut wird, in 'nem Winzigen oder riesigen Gefäß unter der Erde landet oder irgendwo in einem Fluss aufquillt. Alles was zählt ist, dass es vorbei ist. Und du-..naja. Du bist da, vermutlich hätte ihm das schon was bedeutet, und wenns nur der Gedanke ist. Aber eigentlich sollte man ihn beglückwünschen. Er wollte das, offensichtlich. Hats ja mehrmals versucht, auch wenns erst jetzt geklappt hat."


    Irgendwann rutschte sein Blick auf die Seite und begutachtete sie, während er zuhörte. Es waren viele Wörter, zu viele, mit denen er nicht klarkommen konnte. Wahrscheinlich wog für ihn dieser weitere Tod schwerer als alle zuvor, wenigstens für einen Augenblick lang. Seine Eltern hatten sich nicht umgebracht, aber sie waren tot. Zu viele andere Menschen in seinem Leben ebenso und Odinn war bereits der Zweite Suizid. "Ich bin Mitte Dreißig und zwei meiner engsten Freunde haben sich umgebracht, nachdem ich mir ein Bein für sie ausgerissen habe. Erfolgreich. Du hast es versucht. Egoistisch hin oder her, aber was denkst du, wie viele ich noch ertragen sollte, bis ich selbst soweit bin oder es mir einfach nur noch egal ist?", glaubte Leif sich irgendwie verteidigen zu müssen. Seine Stimme war vielmehr brüchig, als angriffslustig. Er wirkte ebenso klein wie seine Freundin. "Sowas kann man nicht verkraften. Ich kann das nicht.", gab er zu. Sank noch etwas tiefer und schloss die Augen. Die Fahrt, das näherkommen der Beerdigung bescherte ihm Übelkeit und überhaupt wollte er am liebsten einfach gar nichts mehr sehen.
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