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  1. #21
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Als die Türklingel ertönte, eine einfache Abfolge aus zwei Tönen, welche überall im Haus gut zu hören war, nahm Rebecca kaum Notiz davon. Sie wusste, dass ihr Vater zuhause war, daher rührte sie sich auch keinen Zentimeter.
    Wie üblich in den vergangenen Wochen hockte Rebecca in ihrem Zimmer und schlug die Zeit tot. Immerhin hatte sie an diesem Tag eine halbwegs passable Ausrede, schließlich standen heute große Wolkenfelder am Himmel, die die Sonne immer wieder für eine Weile verdeckten und obwohl es immer noch recht warm war, bließ ein kühler Wind über die Stadt. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sich Rebecca ausnahmsweise nicht ganz so schlecht fühlte, sich drinnen zu verkriechen und insgesamt weniger missmutig drauf war.
    Tatsächlich hatte sie sich dazu überwunden, ihre Akkustikgitarre aus der Ecke zu holen und mal wieder etwas auf den Saiten herumzuklimpern. Im ersten Moment war sie äußerst unbeholfen im Umgang mit dem Instrument, obwohl sie fast sieben Jahre lang spielen gelernt hatte. Es kam ihr fast so vor, als hätte sie in den vergangenen drei Jahren, in denen sie die Gitarre nicht mehr angerührt hatte, alles wieder vergessen. Doch nachdem sie das Instrument gestimmt und sich ein wenig warmgespielt hatte, schaffte sie zumindest einige leichte Griffe und Schlagmuster ohne allzu viele Fehler zu machen. Allerdings war ihre lädierte Hand ein größeres Problem, als sie angenommen hatte. Die geschwollenen Knöchel sandten leichte Schmerzenswellen durch ihre Finger und...
    Nun erklang die Türklingel erneut. Rebecca hob verwundert den Kopf. "Fuck off!" Einen Moment hielt sie inne und lauschte angestrengt, ob sie Schritte im Untergeschoss oder das Öffnen der Haustür hören konnte. Stille. "Dad?", rief sie laut, doch es gab keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn legte Rebecca die Gitarre aufs Bett und trat aus ihrer offenen Zimmertür, um einen prüfenden Blick die Treppe nach unten zu werfen.
    Wahrscheinlich ist er gerade am Klo, vermutete sie gequält, warum ihr Vater nicht aufmachte. Sie spielte mit dem Gedanken, den Besucher draußen vor dem Haus einfach warten zu lassen. Doch dann wurde ein drittes Mal geklingelt und Rebecca stieß ein Seufzen aus, bevor sie die Stufen herabstieg.
    In ihrem Kopf ging sie verschiedene Vermutungen durch, wer es denn sein konnte. Vielleicht einer ihrer Nachbarn? Oder ein Bekannter ihres Vaters, der ihn besuchen wollte? Oder aber- Rebeccas Herz machte einen kleinen Hüpfer- war ihre Mutter früher als gedacht nachhause gekommen? Aber dann würde sie die Tür doch selbst aufmachen können...
    Am Fuß der Treppe angekommen ging ihr Blick für einen kurzen Moment in Richtung Wohnzimmer und sie hielt plötzlich inne. "Dad?", fragte sie verwundert, als sie ihn mit einem Pad in der Hand auf der Couch liegen sah. Offenbar war er gerade etwas am Lesen und schien sich wenig für das Klingeln an der Tür zu interessieren. "Was soll das? Warum machst du nicht auf?", empörte sie sich mit scharfer Stimme.
    Er schaute kurz auf und zuckte mit den Schultern. "Hmm...", war alles, was er sagte.
    Mit einem Schnauben trat Rebecca in den Flur und lief zur Tür. Sie spürte wie sich ihr Puls ein wenig beschleunigte. Ihr war klar, dass sie sich nicht verrückt machen durfte, weil genau dann würde sie mit Sicherheit ticcen. Nachdem sie einen Moment durchgetamet hatte, öffnete sie die Tür einen Spalt breit und schaute schüchtern nach draußen.
    Und erstarrte. "Mai?"
    Vor ihr war eine junge Frau mit einem etwas dunklerem Teint und lächelte breit. Obwohl sie ihre buschigen schwarzen Haare etwas länger trug, als Rebecca es in Erinnerung hatte und eine Sonnenbrille ihre Augen verdeckte, gab es keinen Zweifel, wer da vor ihr stand. Wie in Trance öffnete sie die Tür etwas weiter.
    "Heeey!" Das Lächeln der Frau wurde noch breiter, bevor sie sich förmlich auf Rebecca stürzte und sie fest an sich drückte.
    "Was...du...wie kann...?" Mehr als ein paar Wortfetzen kamen nicht aus ihrem Mund und Rebecca hatte das Gefühl, ihr ganzer Körper sei eingeschlafen. Dann, die Frau entließ sie gerade wieder aus ihrer Umarmung, wurde ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt. Innerhalb einer Sekunde wurde alles heller, bunter und fröhlicher, alles was sie sah und hörte war plötzlich so viel schöner als noch vor einem Moment und ihr Herz pochte erneut heftig, dieses Mal aber nicht aus Angst. Ihr entfuhr ein ersticktes Lachen und sie warf sich Amaia förmlich an den Hals. "Mai!"
    "Ich hab dich auch vermisst, meine Süße..."
    "Seit wann bist du denn hier?", wollte Rebecca atemlos wissen und trat einen Schritt zurück, um ihre beste Freundin zu mustern. Amaia trug enge Chino Shorts und ein Tanktop, beides in einem dunklen Olivgrün, an ihren Füßen waren lediglich ein paar Flipflops. Es machte nicht den Eindruck, als wäre sie gerade eben erst in Tauranga angekommen.
    "Schon seit gestern Abend", meinte Amaia mit einem Grinsen und nahm ihre Sonnenbrille ab. "Aber ich war echt zu fertig, um noch irgendwas zu machen. Du weißt ja...Jetlag und so."
    "Du hättest mir doch schreiben können!" Ihre Worte wirkten anklagender, als sie beabsichtigte. "Warum hast du nicht gesagt, dass du nach Neuseeland zurückkommst?"
    "Hat sie." In der offenen Tür hinter ihr erschien ihr Vater und schaute die beiden jungen Frauen mit einem verschmitzten Lächeln an.
    "Fuck off! Hey! Wie meinst du das?" Ein wenig perplex versuchte Rebecca sich daran zu erinnern, was Amaia ihr zuletzt geschrieben hatte. Es war vor über einer Woche gewesen, sie hatten eigentlich bloß über banale Kleinigkeiten gequatscht. Fast schon wollte sie ihren Messenger öffnen, um nachzuschauen, ob sie Nachrichten über einen baldigen Besuch versäumt hatte. "Habe ich irgendwas verpasst?"
    "Naja, sie hat schon Bescheid gesagt, dass sie uns besuchen kommen wollte. Nur halt nicht dir."
    Rebecca spürte förmlich, wie ihr Gehirn schwerfällig zu rattern begann, um die Informationen zu verarbeiten. Sie stellte sich vor, wie die beiden sich heimlich Nachrichten schrieben...ihr Vater musste gewusst haben, dass sie vor der Tür gestanden hatte, deswegen hatte er auch nicht selbst aufgemacht...
    "Wir wollten dich überraschen." Amaia lachte über den angestrengten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht ihrer besten Freundin. "Hat ja offenbar gut funktioniert!" Sie ging zu Rebeccas Dad und gab ihm ebenfalls eine Umarmung.
    "Es freut mich echt dich mal wieder hier bei uns zu sehen", sagte er und klopfte ihr sachte auf die Schulter.
    "Und mich erst", grinste sie und wandte sich an Rebecca. "Ich hoffe, das kommt für dich nicht ungelegen..."
    "Das soll wohl ein Witz sein!" In diesem Moment hatte Rebecca praktisch schon vergessen, wie sie sich bis gerade eben noch gefühlt hatte. Es spielte plötzlich auch keine Rolle mehr. "Könnte nicht besser passen! Sag mal, wie geht's dir?"
    "So gut wie schon lange nicht mehr! Wie sieht's aus, Becky, wollen wir runter an den Strand?"
    "Klar! Gib mir nur einen Moment, ich zieh mir noch was an!" Rebecca lief eilig an ihrem Vater vorbei, stürmte die Treppe hoch und riss in ihrem Zimmer angekommen den Kleiderschrank auf. Es war ihr doch ein wenig zu windig, um nur in ihrem T-Shirt und Jogginghose draußen zu sein und so griff sie nach einem schwarzen Strickponcho, den sie sich hastig überwarf und schnappte sich nach kurzem Überlegen noch ihre Sonnenbrille vom Schreibtisch. Dann zog sie sich ein paar alte Sneaker an - auf Socken verzichtete sie - bevor sie sich kurz in dem kleinen Spiegel an der Wand neben ihrem Schrank musterte. Eine junge Frau mit einem viel zu breiten Grinsen blickte ihr entgegen. Ein Anblick, der ihr mittlerweile ein wenig fremd vorkam.
    "Rennt um euer Leben!", stieß sie mit verzerrter Stimme hervor, den Kopf in den Nacken gelegt und fuchtelte unkontrolliert mit einer Hand in der Luft herum.
    Rebecca sprang förmlich die Treppe runter, als ob sie befürchtete, ihr Besuch würde wieder gehen, sollte sie sich zu viel Zeit lassen. "Okay, bin so weit!", platzte sie ohne große Rücksicht in die lockere Unterhaltung, die ihr Vater und Amaia hatten, packte ihre beste Freundin am Arm und zog sie in Richtung Straße. "Bye, Dad!"
    "Bis später!", verabschiedete sich Amaia über die Schulter von Rebeccas Vater und lachte als sie von der jungen Frau davongezerrt wurde und dabei fast ins Straucheln geriet. "Woaah, pass auf, nicht so schnell!"
    "Aufpassen kann ich, wenn ich tot bin!", lachte Rebecca überschwänglich, während sie ihre beste Freundin über die Straße und die grasbewachsenen Dünen führte. Amaia war vermutlich die einzige Person auf der Welt, die sie in ihrer selbstverschuldeten Isolation sehen wollte und wie sie so plötzlich vor ihrer Haustür stand, konnte es nur ein Zeichen sein, dass heute der beste Tag seit Monaten werden musste.


    "Ist dir nicht kalt?"
    "Ha! Ich habe drei Jahre in Alaska gelebt, du glaubst doch nicht, dass mir das bisschen Wind jetzt noch was ausmachen kann."
    Rebecca war erstaunt, wie ungerührt Amaia in ihrer kurzen Kleidung zurechtkam. Klar, es war eigentlich immer noch ein schöner Sommertag, doch die Temperaturen waren schon seit zwei Tagen auf einem Tief und hinzu kam ein überraschend kühler Wind aus dem Südwesten. Sobald die Sonne hinter einem Wolkenfeld verschwand, konnte es schnell passieren, dass man ins schlottern geriet. Zumindest ging es ihr so.
    "Alaska klingt echt schrecklich", sagte Rebecca und schüttelte sich bei dem Gedanken an meterhohen Schnee, gefrorene Seen und einem eisigen Wind, der einem ins Gesicht peitschte.
    "Ach, so schlimm ist es auch nicht", grinste Amaia. "Es ist ja nur draußen kalt, wir machen's uns einfach drinnen schön gemütlich, dann ist das halb so wild. Wobei mein Opa immer Horrorgeschichten erzählt, dass die früher nicht einmal eine Heizung in ihren Wohnungen hatten und dann mit einer Wolldecke vorm Kamin gehockt haben."
    "Glaube ich sofort!" Rebecca war selbst noch nie in Alaska gewesen, doch Amaia hatte ihr Bilder von der kleinen Stadt geschickt, wo sie mit ihren Großeltern lebte und viele Gebäude dort sahen sowohl von außen und auch von innen offenbar aus, als wären sie Jahrhunderte alt.
    "Habe ich dir eigentlich schon von diesem Prep-Spinner erzählt?"
    Ihr Kopfschütteln, um die Frage zu verneinen, ging in ein unkontrolliertes Zucken über. "Hey! Wieso, was ist passiert?"
    "Ach, bei uns stand letzte Woche plötzlich so ein älterer Typ vorm Haus, der offenbar im Ort von Tür zu Tür geht und die Leute vor einer Alien-Invasion warnen will. Der hat mir sogar erzählt, er hat einen Bunker in seinem Garten, wo er Vorräte und Waffen hortet."
    "Was, echt?"
    "Ja, schon irgendwie verrückt, nicht?", lachte Amaia. "Kleiner Tipp: wenn so ein Idiot vor dir steht, gar nicht erst mit dem diskutieren, einfach die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich war zuerst so verwirrt, dass ich gefragt habe, welche Aliens uns angreifen wollen und der dann nur 'Alle!'"
    "Glaubt der etwa, dass die Hanar mit einer Armee zu uns auf die Erde kommen?"
    "Ich sag ja, war ein ziemlicher Spinner."
    "Buuieeehh! Jaah...wobei...ich habe neulich einen Turianer hier in Tauranga gesehen!" Rebecca erzählte ihr von dem außerirdischen Besucher, der vor drei Tagen im Tauranga Gesundheitszentrum aufgetaucht war.
    "Garantiert ein Spion der Echsen, um unsere Schwachstellen zu finden!", scherzte Amaia.
    "Vielleicht versuchen die möglichst viel über den menschlichen Körper herauszufinden, um Biowaffen einzusetzen!"
    "Oh scheiße, Rebecca, du bist ein Genie! Die machen gemeinsame Sache mit den Salarianern, um uns wie diese Kroganer zu sterilisieren!"

    Die beiden Frauen sponnen einige haarsträubende Theorien über Alienverschwörungen, um die Menschheit auszulöschen und lachten bei dem Gedanken daran, dass es wirklich Leute gab, die fest davon überzeugt waren.
    Gemütlich schlenderten sie den Strand entlang und freuten sich über das unbeschwerte Gespräch, das sie führen konnten. Die großen Hotels, deren Strände meist gut mit Touristen und Einheimischen gleichermaßen gefüllt waren, befanden sich alle auf der Westseite Taurangas. So weit im Osten der Stadt war am Ufer selten viel los und das unstete Wetter sorgte zusätzlich dafür, dass sie sich weitgehend ungestört fühlten. Abseits von gelegentlichen Spaziergängern hatten sie den Strand für sich. Das ferne Summen der Stadt war über dem sanften Rauschen der Wellen kaum noch zu hören.
    Es war schon viel zu lange her, dass sie beide etwas gemeinsam unternommen macht hatten. Vor knapp drei Jahren, gerade als sie ihren Schulabschluss hinter sich gebracht hatten, hatte Amaia Neuseeland verlassen, um bei ihren Großeltern in Alaska zu leben. Klar, es war nicht schwer über das Extranet in Kontakt zu bleiben, doch keine Nachricht und kein Video-Call kam dem tatsächlichen Zusammensein auch nur im Entferntesten gleich.
    Erst jetzt spürte Rebecca so richtig, wie schlimm ihr die Isolation der vergangenen Wochen zugesetzt hatte. Sie war so daran gewöhnt, regelmäßig Freunde zu sehen, dass es unbeschreiblich frustrierend war, plötzlich jeden Tag alleine zu verbringen. Zwar sah sie natürlich noch ihre Eltern, doch Zeit mit ihrem Vater oder ihrer Mutter zu verbringen war nicht das Gleiche, wie mit Amaia.
    "Warum bist du eigentlich nach Tauranga zurückgekommen?", wollte Rebecca schließlich von ihrer Freundin wissen. "Und wie lange willst du bleiben?"
    Amaia seufzte und schaute zu Boden. "Als du geschrieben hattest, wie du...naja...in Wellington zusammengebrochen bist und die Operation hattest und das alles, da wollte ich so schnell wie möglich kommen! Aber ich habe nicht frei gekriegt, du weißt ja, meine Chefin ist ein richtiges Miststück." Ja, Rebecca wusste es ganz gut. Amaia hatte einen Aushilfsjob in einer lokalen Buchhandlung in Fairbanks, wo noch echte Bücher die Regale füllten und ihre Freundin hatte ihr mehr als einmal von der Leiterin des Ladens und ihrem unmöglichen Verhalten gegenüber ihren Angestellten gesprochen.
    "Und jetzt hast du Urlaub?"
    "Nein, jetzt habe ich gekündigt", erwiderte Amaia mit einem hinterlistigen Lächeln. "Die kann mich jetzt mal!"
    "Verräter! Alle Verräter an die Wand!", rief Rebecca mit verrenktem Hals. "Tut mir leid...!"
    "Du brauchst dich nicht entschuldigen, Becky. Ich kenne deine Tics doch. Also, erzähl mal..." Amaia verlangsamte ihre Schritte und blickte ihre Freundin aufmerksam an. "Wie geht's dir?"
    "Ach...geht schon..."
    "Rebecca!"
    Ertappt wich sie Amaias Blick aus. Natürlich durchschaute ihre beste Freundin ihre dahergeredete Anwort. Amaia war wohl die einzige Person außerhalb von Rebeccas eigener Familie, die wirklich von ihrem Tourette wusste. Schon als Rebecca die ersten Tics gehabt hatte, noch bevor die Krankheit offiziell diagnostiziert worden war, war Amaia immer auf ihrer Seite gewesen, selbst als die anderen Kinder in der Schule Rebecca als verrückt abgestempelt hatten. Amaia wusste genau, was ihre Freundin mit ihrer Krankheit jeden Tag durchmachte. Es hatte keinen Zweck, irgendetwas vor ihr verheimlichen zu wollen.
    "Ich weiß nicht so richtig", murmelte Rebecca wie um Zeit zu gewinnen und blieb stehen. "Alles ist irgendwie wieder anders. Es ist sogar noch schlimmer, als damals vor der Diagnose. Es fühlt sich so an...als ob ein Puppenspieler plötzlich meinen Körper übernimmt und damit macht, was er will. Ich kann teilweise nicht einmal aufs Klo gehen, ohne Angst haben zu müssen, mich zu verletzen. Egal was ich mache, es kommt mir einfach...falsch vor. Weißt du...wie als ob du morgens aufstehst und nicht bemerkst, dass du dein T-Shirt falsch herum anziehst..."
    "Und dann den ganzen Tag damit herumläufst und das Gefühl hast 'Irgendwas stimmt hier nicht', ohne zu wissen, was es ist", vervollständigte Amaia den ungewöhnlichen Vergleich mit einem schiefen Grinsen. "Jep...kann ich mir gut vorstellen."
    "Ja, so ungefähr...ich muss jeden Moment Angst haben, dass ich irgendetwas Schlimmes mache...oder sage."
    "Aber so heftig ist es doch gar nicht, oder? So oft hast du doch jetzt gar nicht getict."
    Rebeccas Antwort war ein Schnauben. Ja, es stimmte, während ihres ganzen Spaziergangs hatte bislang Rebecca kaum Tics gehabt und die, die sie hatte, waren recht unauffällig. Ein Kopfzucken, ein einsilbiger Ausruf, ein kleiner Hüpfer beim Gehen. "Manchmal hab ich ganz gute Tage. Aber die sind eigentlich die Ausnahme", erklärte sie. "Die meiste Zeit bin ich pures Chaos." Sie hielt ihre rechte Hand in Amaias Richtung und zeigte ihr die Handrückseite.
    "Oh, scheiße...!" Ihre Augen weiteten sich leicht. Behutsam nahm ihre Freundin Rebeccas Hand in ihre und besah sie sich genau. Die Knöchel waren aufgeplatzt und die Haut hatte sich dunkelrot bis violett verfärbt. Das Gewebe darunter war offenbar stark angeschwollen. "Tut es sehr weh?"
    "Es geht eigentlich...ist glaube ich auch nichts gebrochen, ich kann die Hand noch ganz gut bewegen..."
    "Wie ist das passiert?"
    Rebecca seufzte. "Ich habe seit einigen Tagen einen Tic...wenn ich im Bett liege, schlage ich andauernd feste gegen die Wand. Zum Glück nicht, wenn ich mich zum Schlafen lege, dann geht's. Aber ansonsten...naja..." Den Satz beendete sie mit einem leichten Schütteln ihrer lädierten Hand. "Dad hat schon gemeint, wir sollten das Bett für eine Weile in die Mitte des Raums stellen und ich habe übermorgen wieder einen Termin im Krankenhaus, dann lass ich mir die Hand nochmal anschauen..."
    "Oh, Mann..." Amaia schüttelte langsam den Kopf. "Es tut mir so leid, dass dir das passiert...das mit den Implantaten meine ich...ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sowas überhaupt möglich ist. Vor allem verstehe ich nicht, wieso es denn noch keine anderen Therapien für dein Tourette gib, das kann doch gar nicht sein!"
    "Jaah..." Was ihre Freundin ansprach war genau das, was Rebecca seit Wochen umtrieb und sie keine Ruhe finden ließ. Doch Amaias Entrüstung über diese merkwürdige Realität war trotzdem das Schönste, was sie seit Langem über ihre Krankheit gehört hatte. "Hey, immerhin musst du jetzt zusammen mit mir leiden, solange du hier bist!", scherzte sie mit einem schwachen Grinsen. "Du kannst das volle Programm hautnah miterleben, vielleicht haue ich dir sogar eine rein!"
    "Solche Tics hast du?"

    "Nein, aber wer weiß, was passiert, wenn du mich ärgerst..."

    Das Gelächter der beiden Frauen ging ein wenig in einer heftigen Windböe unter, die ihnen die Haare durchs Gesicht fegte. Die Sonne verschwand wieder hinter einem dichten Wolkenfeld und augenblicklich wurde das Land in ein tristes Grau getaucht.
    "Wie lange hast du vor zu bleiben?", fragte Rebecca.
    Ihre Frage mochte harmlos sein, doch sie sah in Amaias Augen sofort eine Reaktion. Ihre Freundin verzog den Mund und richtete den Blick in Richtung der Wolken. "Weiß ich noch nicht. Vielleicht ein paar Tage, vielleicht länger. Keine Ahnung." Sie holte tief Luft und es schien sie einiges an Überwindung zu kosten, weiter zu sprechen. "Ich...ähm...ich wohne im Moment wieder bei meiner Mom." Schlagartig schienen die Temperaturen weiter zu fallen.
    "Oh...hm...wie...wie geht's ihr?"
    Auf ihre Frage folgte zunächst nur Schweigen, als ihre Freundin den Blick in Richtung Meer schweifen ließ. Rebecca rechnete nicht mit einer Antwort und sie wollte das Thema auch nicht weiter auswälzen.
    Doch dann lachte Amaia freudlos auf. "Es ist eigentlich noch alles wie immer! Ich hatte echt gedacht...ach, keine Ahnung, was ich gedacht hatte. Weißt du, meine Mom hat mich drei Jahre lang nicht mehr gesehen und alles, was sie gesagt hat, als ich gestern Abend nachhause gekommen bin, war 'Oh, du bist ja auch wieder da...'" Ihre Stimme, die mit jedem Wort brüchiger wurde, war gefüllt von Bitterkeit. "Letzte Woche hatte sie mir noch geschrieben, sie würde sich freuen, wenn ich zurückkomme, aber kaum stehe ich vor ihr...nichts! Nicht mal ein 'Wie geht's dir?' oder 'Schön, dass du da bist'."
    Rebecca wusste genug über Amaias Familie, um bei diesen Worten einen dicken Kloß im Hals zu bekommen. Wusste um das schwierige Verhältnis, dass Amaias Mutter mit ihren Kindern hatte und um den furchtbaren Einfluss ihres neuen Freundes, wusste um die täglichen lautstarken Auseinandersetzungen und die Alkoholprobleme. Wusste, dass Amaias kleiner Bruder und ihre ältere Schwester beide der leiblichen Mutter endgültig den Rücken gekehrt hatten und nur Amaia noch verzweifelt an ihr festhielt. Und vor allem wusste sie, dass sie nichts sagen konnte, das irgendetwas daran ändern würde.
    Stattdessen trat sie auf ihre beste Freundin zu und nahm sie in den Arm. Rebecca spürte, wie Amaia sich gegen sie lehnte und sich halten ließ. Eine Weile verharrten sie so, bis schließlich eine weitere kühle Böe über den Strand fegte.
    "Becky...können wir wieder zurück?", fragte Amaia mit hohler Stimme. "Mir...ähm...mir wird doch ein wenig kalt hier."
    Majonese ist offline

  2. #22
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Finstere Pläne

    „Wie lange warten wir jetzt eigentlich noch?“ fragte der Batarianer ungeduldig und kontrollierte erneut sein Thermomagazin. Die ansonsten extravagant gekleidete, jetzt jedoch in ein schlichtes Blutrot gehüllte Asari sah ihn herablassend an.
    „Scheinbar noch nicht lange genug, sonst wüsstest du das ein Thermomagazin im Schacht steckt.“
    , meinte sie und lächelte schief. Sie betrachtete den Batarianer abschätzig. Nicht das Beste was die Mask zu bieten hatte, noch mehr Kanonenfutter als echter Krieger. Zeit würde ihn formen oder vergehen lassen. Helia war es gleich.
    „Wir gehen rein, wenn es knallt, denn das bedeutet das unser Mann im Gebäude die Tür zum Pförtner geöffnet hat. Denn wenn das nicht der Fall ist, haben wir eine verschlossene Panzertür vor uns und ein automatisches Geschütz, das deinen batarianischen Arsch in tausend Stücke zerschießt. Nicht dass es ein Verlust wäre.“
    , meinte sie dann kopfschüttelnd. „Ist das ein Puff oder ein Bunker?“
    „Man könnte meinen deine Dummheit wäre Teil der Verkleidung. Die ist übrigens so überzeugend das ich dir gerne den Kopf abreißen würde. Vor allem wenn sich dein Mund weiterbewegt.“
    , meinte Helia, woraufhin der Batarianer verstummte. Ja, optisch sahen sie nach Smiles aus und intellektuell bewegte sich der Bursche auch auf deren Level. Das Universum war eine Bühne und sie spielte schon lange auf deren Brettern. Ein dumpfer Knall kam aus dem Laufhaus.
    „Showtime!“
    , verkündete Helia und zog ihre Pistole.

    Jarek mochte den Job als Pförtner im Sanctuary. Er war recht ruhig, man bekam was für die Augen. Außerdem kamen in der Pause auch ein paar Mädels mal zum Quatschen vorbei, oder erzählten Anekdoten von Freiern. Und wenn jemand im Gebäude Ärger machte, nun dafür gab es ja Igan, den kroganischen Rausschmeißer. Er musste nur Kunden vor dem Eingang aussortieren und bei Problemen half das Geschütz und eine sehr dicke Panzerglasscheibe. Er hatte zwar eine Pistole bei sich im Empfang, aber er bezweifelte das er das Ding je brauchen würde. Keine Ahnung wie der Typ vor ihm diesen Job verkackt hatte, aber Jarek würde nicht so doof sein. Momentan war eine dieser Leerlauf Phasen. Vorhin hatte er einen anderen Batarianer reingelassen, aber ansonsten waren vielleicht noch drei oder vier Kunden im Haus. Es war ein Laufhaus, wer achtete schon darauf?
    Ein kräftige Explosion schüttelte ihm plötzlich in seinem Stuhl durch und warf ihn fast aus diesen. Seine Gehörgänge klingelten und er musste kurz durch die entstandenen Partikel husten. Sein Blick ging zu der Zugangstür zu seinem Raum, von wo sich langsam der Rauch verflüchtigte. War sie noch intakt? Ein heftiger Schlag ging gegen die Tür, doch irgendwie schien der Riegel zu halten. Immer noch desorientiert aktivierte der Batarianer den Alarm und griff nach der Pistole. Ein zweiter Schlag, die Tür flog auf. Jarek drückte ab.

    „Vorwärts ihr faulen Schweine!“, trieb die Asari ihre Leute an, welche durch den Eingang des Laufhauses eindrangen. Mister Magazinschacht war der Erste. Dumpfe Schüsse erschallen aus dem Flur und sein perforierter Körper fiel wie ein Sack zu Boden. Das verdammte Geschütz war aktiv!
    „Fuck, was macht der Penner da!“
    , murmelte Helia leise, während ihre Leute das Geschütz mit Feuer belegten. Sie lugte in den Gang, die Haupttür war ebenfalls noch verschlossen. Eine einfache Aufgabe und dieser Idiot versaute es. Plötzlich erlosch das Geschütz und die Asari hörte wie sich die Tür summend öffnete.
    „Los rein, holt mir die Huren! Beeilung!“, rief Helia erbost und jeder der ihre Laune kannte, machte sich daran hineinzulaufen. Die Asari selbst ging zu der aufgebrochenen Tür des Pförtnerhauses. Der Pförtner lag tot auf dem Schreibtisch, sein Kopf an dem Tisch eingeschlagen. Auf dem Boden neben ihm lag eine Waffe. Ihr Mann lehnte an der Wand, hielt sich eine blutende Schulter. Seine Hände waren mit Blut beschmiert, entweder seines oder das des Pförtners.
    „Der Sprengsatz hat sie nicht direkt aufgesprengt, musste nachhelfen. Das Arschloch hat auf mich geschossen.“, erklärte das Mask Mitglied keuchend. Helia packte ihn blauleuchtend am Hals und hob ihn an, leicht seine Kehle zudrückend.
    „Der verfickte Pförtner! Weißt du was jetzt los ist, in kurzer Zeit wimmelt es hier von Bullen du Arschloch!“, brüllte sie ihn an.
    „Ich habe es deaktiviert...“, setzte er an, als Helia seinen Kopf wie eine reife Tomate platzen ließ. Sie ließ den Torso unsanft fallen.
    „Nur Amateure, Groto lässt in letzter Zeit wohl jeden rein.“, murmelte sie erbost. Vielleicht mussten sie ihre Neuzugänge wieder mehr fordern. Sie blickte zu der Leiche. Zu impulsiv von ihr. Egal, er war wie ein Kunde gekleidet und als solchen würde man ihn halten. Zeit das zu holen was möglich war, bevor die Bullen auftauchten. Sie kehrte in den Flur zurück.

    „Der Alarm!“, meinte Shira überrascht und trat auf den Flur, wo sie auf Igan traf. Der Kroganer trug eine schwere Schrotflinte bei sich und schaute grimmig in Richtung Eingang.
    „Da war eine Explosion.“, stellte er ruhig fest, während mehrere Frauen panisch durch den Flur liefen. „Alles wird gut Mädels, bleibt ruhig und beeilt euch in den Panic Room am Ende des Flurs zu kommen." Nach dem letzten Zwischenfall hatte sie das Miss Orlwoski als Möglichkeit vorgeschlagen und sie hatte es bei den renovierten Stockwerken umgesetzt.
    „Beweg dich auch dorthin Shira.“, meinte Igan ernst.
    „Wenn die anderen alle drinnen sind, na los beeil dich Cassy, lass deinen Scheiß hier.“
    , fuhr sie eine rothaarige Menschenfrau an. Diese schaute kurz trotzig setzte sich dann aber in Bewegung. Shira bemerkte das ein paar der Türen noch nicht aufgegangen waren, was bedeutete das sie leer waren. Oder die Insassen den Alarm ignorierten. Sie hörte Schritte näherkommen.
    „Mach los Shira!“, ermahnte sie der Kroganer und eröffnete das Feuer.

    Ein beschissener Kroganer mit einer Schrotflinte und eine Asari Nutte die ihn mit einer Barriere decke. Helia meinte nicht richtig zu sehen. Sie hätte zehn Prozent von Vyrdin verlangen sollen. Ein paar Leute traten ein paar Türen ein und zerrten Insassen raus, während der Rest das Feuer auf den Kroganer erwiderte. Dessen schwere Schrotflinte ließ ein Mask Mitglied zu Boden sinken, die Barriere war ein Problem. Ein blaues Leuchten umgab Helia, als sie einen Warp gegen die Barriere feuerte und sich in Bewegung setzte. Diese hielt stand, flackerte aber kurz. Die Mask Lieutenant wich dem Kroganer aus und donnerte ihre Faust wütend gegen die Nutte. Shira geriet ins Straucheln, die Barriere erstarb. Igan rannte wild feuernd in den ankommenden Kugelhagel, der Blutrausch erfasst ihn, während er auf die Angreifer schoss. Das konzentrierte Feuer brachte ihn dennoch zu Fall, zuckend glitt der massive Körper zu Boden. Helia stellte fest das die Nutte erstaunlich robust war und bekam selbst eine Faust ab, als sie nicht aufpasste. Sie! Eine erfahrene Kämpferin. Helia donnerte schließlich den Kopf von Shira gegen die Wand, packte einen ihrer streitbaren rechten Arme, brach ihn mit einem lauten Knacken. Schlug ihr ins Gesicht. Einmal, zweimal. Die Purpurne blieb unten, nur noch ein leichtes Röcheln war zu hören.
    Helia hob ihre Pistole, welche sie im Handgemenge verloren hatte, richtete sie auf Shira, als sie plötzlich eine Bewegung neben sich bemerkte. Der Kroganer lebte immer noch, langsam auf seine Schrotflinte zukriechend. „Diese beschissenen Echsen mit ihrer Regeneration.“, fluchte sie, ging auf ihn zu und entleerte ihr Magazin in seinem Schädel.

    „Beobachtungsposten, unser Kontakt meldet das die Bullen im direkten Anflug sind. Ihr müsst da raus.“, meldete sich ihre „Schmiere“. Die Asari fluchte erneut. „Wie viele haben wir?“, funkte sie einen ihrer Leute an. „Ich glaube 10 oder so, der Rest hat sich in eine Art gepanzerten Raum geflüchtet. Wird dauern da durchzukommen.“, erklärte ihr Funkpartner. Helia überlegte kurz, wog die Chancen auf mehr Beute gegen den Kampf mit C-Sec ab. Letzteres Widersprach Grotos aktuellem Befehl.
    „Alle mitnehmen, wir verschwinden hier!“, befahl sie schließlich und begab sich selbst Richtung Ausgang. Weniger Ausbeute als geplant, aber immerhin würde das hier die Aufmerksamkeit von C-Sec auf diese Smiles Wichser lenken. Ja, das konnte sie Groto so verkaufen.
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  3. #23
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Party hard Überfall

    Kathy wachte auf mit höllischen Kopfschmerzen und einem schmerzenden Hals. Alle ihre Glieder fühlten sich an als hätte sie jemand mit Blei gefüllt. Sie sah sich um, sie war in ihrem Bett. Allerdings erinnerte sie sich nicht wie sie dorthin gekommen war, geschweige denn sich bettfertig gemacht zu haben. Sie drehte sich einmal im Bett, ihre rechte Hand tat weh, ebenso ihr Knie. Sie schaute an sich herunter. Blaue Flecken. Wo kamen die denn bitte her? Verschwommene Erinnerungen kamen hoch, sie hatte mit dieser Thadera getrunken. Ja genau. Eindeutig zu viel getrunken. Sie richtete sich langsam auf, viel zu schnell. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihr auf, welches auch nicht verschwand als sie sich wieder hinlegte. So schnell wie es ihr Zustand zuließ, kroch sie aus dem Bett, trat beinahe gegen einen Eimer den jemand dorthin gestellt hatte und stürmte ins Bad. Mit einem würgenden Geräusch erbrach sie sich in die Kloschüssel, es war mehr flüssig als fest. Das erklärte wohl ihre Halsschmerzen. Als die Würgreize aufhörten, erhob sie sich langsam wieder uns spülte ab. Sie fühlte sich elendig.
    Die Schwarzhaarige taperte vorsichtig zur Dusche, sie musste sich abkühlen.

    Als Kathy frisch geduscht und sich auch etwas frischer fühlend, das Bad verließ bemerkte sie Geräusche aus dem vorderen Bereich des Zimmers.
    Vorsichtig folgte sie den Geräuschen und stellte fest das er von einem Fernseher kam. Auf diesem flimmerten Skycar Rennen, auf dem Sofa davor saßen Airi und Yuika. Perplex ging sie näher heran.
    "Sie beide sind auch hier?"
    , erkundigte sie sich verwundert.
    Yuika, welche sich mit ihrem Kopf an Airis Schulter gelehnt hatte, drehte sich um, ihre Pupillen waren klein, offensichtlich lief der Fernseher schon seit der Ankunft.
    "Orlowski-san ist wach.", merkte sie an. Airi drehte sich nur leicht um, dann wieder zurück zum Fernseher.
    "Guten Morgen, Orlowski-san. Sie sehen scheiße, aus wenn sie die Bemerkung gestatten.", teilte sie Kathy schonungslos mit.
    "So fühle ich mich auch. Stimmt das Rennen, mussten sie ja wegen mir unterbrechen.", fiel es ihr ein während sie sich an die Sofalehne stützte.
    "Ja, aber wir haben nicht soviel verpasst. Wir mussten allerdings das Sportpaket kaufen um hier schauen zu können, also wundern sie sich nicht.", erklärte sie nonchalant. "Das können wir ihnen natürlich ersetzen.", meinte Yuika höflich, ihre Schwester leicht knuffend.
    "Alles gut, ich bin ja selber Schuld.", erwiderte Kathy und rieb sich die Augen. "Noch was, was ich verpasst habe?"
    "Sie haben sich unten in der Lobby auf den Pagen übergeben. Er war wenig begeistert, aber ich glaube sie haben ihn dann besoffen angelächelt und ihm ein absurdes Trinkgeld gegeben. Also entweder hasst oder liebt er sie jetzt.", erzählte Airi deutlich amüsiert.
    "Ohhhh, scheiße.", sagte Kathy peinlich berührt.
    "Nun, ihre neue Bekanntschaft hat ihnen ja eine Maklerin empfohlen, vielleicht beschleunigt das ihre Wohnungssuche.", schlug Yuika diplomatisch vor, vom peinlichen Moment ablenkend. Sie schaute auf Kathys Handgelenk.
    "Ihr Omnitool blinkt übrigens.", meinte sie dann. Die Halbasiatin schaute auf ihr Handgelenk, welches tatsächlich orange leuchtete.
    "Verpasste Anrufe..scheiße wie alt?", murmelte sie verärgert, auch wenn sie sich nicht wunderte das sie diese überhört hat.
    Sie waren nicht so alt, aber von C-Sec? Und von Maran, was wohl daran lag das man ihn anrufen sollte wenn man sie nicht erreichte.
    Beunruhigt drückte sie auf Rückruf.

    **

    "Das war die letzte Leiche, Sergeant.", erklärte der turianische Officer dem Hanar. "Die Asari Prostituierte wurde ins Krankenhaus gebracht, sie liegt jetzt in der Notaufnahme. Ein Wunder das sie überhaupt noch lebt.", fuhr er fort. Gerade schaffte man die massive Leiche des Kroganers aus dem Laufhaus. Von seinem Kopf war nicht mehr viel übrig, man war gründlich gewesen. "Was denken sie?"
    "Menschenhandel. Scheinbar waren diese Smiles auf leichte Beute aus. Hat sich nicht ganz bewahrheitet. Befragen ihre Leute die übrigen Damen?", erkundigte sich der Hanar und schwebte an die Leichen einiger toter Ganger heran.
    "Ja, viele konnten sich in eine Art Panic-Room retten. Ein Glück für sie. Wir versuchen noch herauszufinden wie viele verschleppt sind."
    Er trat jetzt ebenfalls an eine Leiche heran und betrachtete sie nachdenklich. Vorsichtig beugte er sich zu einer hinunter.
    "Rote Klamotten, schwarze Verzierungen. Sind wohl wirklich Smiles. Hier eine Tätowierung.", stellte er fest als er einen Ärmel hochschob.
    "Diese Person stimmt der Feststellung seines Kollegen zu.", erklärte die Qualle fast schon mit leichtem Singsang.

    Ein Skycar landete, schwarz mit orangen Leuchtelementen. Zu teuer für die Gegend. Drei Frauen stiegen aus, eine ging energisch voran.
    "Entschuldigen sie Miss, das ist ein Tatort.", erklärte er was die Menschenfrau jedoch nicht daran hinderte näher zu kommen.
    "Das ist mein Gebäude, also will ich wissen was passiert ist. Wer leitet die Ermittlung?" "Sergeant Opollo, aber.." "Danke.", erwiderte sie und schob sich an ihm vorbei, gefolgt von den beiden Zwillingen. Kathy ging direkt auf die Qualle zu welche neben einer Leiche stand.
    "Miss Orlowski, nehme ich an?", erkundigte er sich höflich, vor dieser schwebend. Kathy sah zu dem rosa Fesselballon hinauf.
    "Verdammt richtig. Was zum Teufel ist hier passiert?", fragte sie den Hanar vorwurfsvoll.
    "Ein Überfall, mehrere ihrer Angestellten" "Mieterinnen." "ihrer Mieterinnen wurden verschleppt. Eine Asari wurde schwer verletzt, eine gewisse Shira, sie ist im Night´s Hospital, ihr Wachmann und der Pförtner umgebracht, außerdem ein Kunde. Wie sie sehen..", er zeigte mit dem Tentakel auf die Leiche neben sich, "steckt wohl die Straßengang die Smiles Company dahinter. Eine neue, aber äußerst skrupellose Bande." Kathy schaute kurz auf die Leiche und dessen Tattoo, an dem ihr Blick etwas länger hängen blieb.
    "Airi, rufen sie im Krankenhaus an und ermitteln sie den Status von Shira. Sobald es geht lassen wir sie in ein besseres verlegen."
    "Und sie? Sie haben hier fröhlich herumgeschwebt und nichts gemacht? Das Gebäude hat eine stabile Tür und ein Geschütz, sollte genügend Zeit verschaffen damit sie hier ankommen.", wandte sie sich wieder wütend dem Hanar zu.
    "Diese Person schlägt vor sich zu beruhigen. Der Alarm wurde betätigt, jedoch hatte die Gang jemanden eingeschleust der den Pförtner umbrachte und ihre Sicherheitsvorkehrungen deaktivierte. Ein gut geplantes Unterfangen.", erklärte der Hanar. Kathy fuhr sich durch die Haare, sie hatte immer noch Kopfschmerzen und die aufkommende Wut machte es nicht besser.
    "Wie viele Mädchen konnten sie verschleppen?", fragte sie mit kalter Wut in der Stimme.
    "Nach aktuellen Ermittlungen 10. Wir werden natürlich alles daran setzen sie wiederzufinden. Das verspricht diese Person.", meinte der Hanar.
    "Kann ich rein, oder mit einer der Frauen reden?" "Das ist momentan leider nicht möglich, Miss.", wiegelte die Qualle ab.
    "Aber es ist mein Gebäude.", entgegnete sie schlechtgelaunt. "Tatort, Miss. Sie können rein wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind."
    "Ja, schönen Dank auch für Nichts.", murmelte sie dann und ging ein Stück abseits, gefolgt von den Takedas.

    "Perfekter Polizist, kein Rückgrat.", stellte sie grimmig fest. Sie hätte lieber die Asari vom letzten Mal gehabt. Das Sanctuary lag in Trümmern, ebenso wie das Vertrauen in sein Sicherheitsversprechen. Shira war im Krankenhaus, 10 Mädchen verschleppt. Keine guten Aussichten.
    "Die Smiles, hm? Hätte ich irgendwie nicht gedacht. Die sind auf der Verliererstraße und das hier führt nur zu Aufmerksamkeit.", meinte Airi an.
    "Verzweiflungstaten?", mutmaßte Yuika und ließ ihren Blick über die Leichen schweifen. Kathy zog eine nachdenkliche Miene.
    "Ich bin mir nicht sicher, die machten bisher einen kompetenten Eindruck. Mit vollen Gangfarben ein Gebäude anzugreifen wo C-Sec schon war, schlampig. Und das Tattoo an der Leiche, ich weiß nicht. Es sah recht neu aus, auch wenn das schwer zu beurteilen ist wenn kein Blut mehr im Körper ist. Und zudem ist glaube ich weder Prostitution, noch Skaverei deren Geschäftsfeld. Vielleicht, aber nur vielleicht will mich hier jemand verarschen. Oder die Smiles sind wirklich so verzweifelt." dachte sie laut nach.
    "Auf jedenfall hat mir jemand den Krieg erklärt, auch wenn diese Person die Konsequenzen daraus vermutlich nicht sieht. Das werde ich ganz sicher nicht auf mir sitzen lassen. Oder das die Frauen in die Sklaverei verkauft werden. Was denken sie, wie viel Zeit haben wir um sie wiederzufinden.", verkündete sie dann energisch und unterdrückte ein Aufstoßen. Dieser Kater war wirklich mehr als widerwärtig.
    "Nicht unser Metier, Orlowski-san. Kommt wohl darauf an, ob die Lieferungen schon vorbereitet sind. Ich würde sagen, 72 Citadel Stunden?", erwiderte Yuika nach kurzer Überlegung. Selbst wenn der Transport vorbereitet war, musste man wegen C-Sec natürlich aufpassen, die Frauen vielleicht erstmal irgendwo verstecken.
    "Was sollen wir tun?", fragte Airi ihre Chefin wobei sie ein Gähnen nur knapp unterdrücken konnte. Sie war schon recht lange auf.
    "Sie werden...", fing Kathy an, die beiden Japanerinnen betrachtend, "sich erstmal hinlegen, ich brauche sie fit. Delaney kann mal was für sein Geld tun. In Acht Stunden stehen sie wieder auf meiner Matte, verstanden?" Die Zwillinge nickten, während Kathy ihr Omnitool aktivierte.

    **

    Die Gestalt vor Kathy kniete, ihre Arme waren gefesselt und ein schwarzer Sack über ihrem Kopf gestülpt. Sie nickte Delaney kurz zu.
    "Aufwachen Abschaum.", rief dieser und ohrfeigte die gefesselte Person leicht. Diese begann sich wieder leicht zu regen.
    "Was, wo..scheiße wo bin ich?", stammelte der Mensch verwirrt. Delaney drückte seine Pistole außen am Sack gegen dessen Schläfe.
    "Ich stelle hier die Fragen. Soweit verstanden?", meinte Kathy kühl, woraufhin die Gestalt kurz nickte.
    "Laufhaus Sanctuary, was weißt du darüber?" "Was..äh, da gibt es Nutten. Was soll die dämliche Frage?", meinte der Mann trotzig. Kathy machte eine leichte Handbewegung, worauf der Brite dem Gefangenen erneut schlug.
    "Vorsicht! Der Angriff auf das Laufhaus heute. Von den Smiles ausgeführt. Klingelt da was ?", hakte sie nach.
    "Auuu, verdammt nochmal. Ich weiß nichts von einen Angriff, ich habe niemanden angegriffen. Hat mir keiner was von erzählt."
    "Sicher. Und du hast auch nichts davon mitbekommen das irgendwo bei euch 10 Frauen untergebracht worden sind, in irgendeines eurer Verstecke oder Lager?", fragte sie eindringlich nach. Der Vermummte schüttelte den Kopf.
    "Nein, verdammt. Glauben sie mir wenn 10 Weiber plötzlich auftauchen, ich wäre der erste der was davon mitbekommen wollen würde, verstehen sie." Kathy zog kurz die Augenbrauen hoch. "Oh, absolut.", erwiderte sie, während Delaney dem Kerl erneut eine verpasste.
    "Weißt du, ich habe drei Möglichkeiten. Du lügst, du hast keine Ahnung oder du sprichst die Wahrheit. Ich könnte sehr viel Zeit aufwenden die Optionen auszuloten, was sehr schmerzhaft für dich wäre. Aber ich habe eine andere Idee. Willst du sie hören?", erklärte sie.
    "Klar, immer raus damit Lady. Ich bin ganz Ohr.", erklärte der Mensch unter eifrigem Nicken.
    "Scheinbar hat mir dein Boss den Krieg erklärt, ich bin mir jedoch nicht sicher ob er sich den Konsequenzen die damit einher gehen bewusst ist. Ich werde weder meine Leute in die Sklaverei verkaufen lassen, noch das auf mir sitzen lassen. Aber ich gebe ihm eine und nur eine Chance das zu klären. Sag deinem Boss, Dras. Das er acht Stunden Zeit hat mit mir in Verbindung zu treten. Er soll sich dafür bei dem Anwalt Maran Delok melden. Der hat ein paar von euch Pennern schon vertreten, also ist es nicht verwunderlich wenn einer von euch dort anruft. Wenn er diese acht Stunden verstreichen lässt oder eine andere Dummheit gegen mich begeht...dann hat er einen weiteren Feind bekommen, in einem Krieg den er verliert. Kannst du ihm diese Nachricht überbringen?", fragte sie und trat einen Schritt näher an den Vermummten heran.
    "Klar Lady, von wem soll ich die lieben Grüße ausrichten?", stimmte er ohne Umschweife zu.
    "Der Besitzerin des Sanctuary."
    , meinte Kathy knapp. Sie drehte sich zu Delaney um. "Schaffen sie ihn mir aus den Augen."

    "Was nun Miss?", erkundigte sich der Brite bei Kathy, nachdem er wieder zurück war. Kathy drehte sich leicht zu ihm.
    "Bereiten sie für den schlechesten Fall Angriffe auf sensible Punkt der Smiles vor. Jedoch keine Gewalt bevor ich es sage. Und ihr Team soll schonmal Nachforschungen wegen der Verschleppten anfangen. Aber beschränken sie sich nicht nur auf die Smiles.", befahl sie.
    "Wie sie wünschen, Miss Orlowski. Denken sie dieser Dras wird sich mit ihnen treffen?", fragte er neugierig.
    "Wenn er weiß was gut für ihn ist..", verkündete sie grimmig und verschränkte die Arme.
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  4. #24
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    Viel Gewese um nichts, so in Etwa ließ sich der unangekündigte Besuch des Decius Vhan im Allgemeinen beschreiben. Genauso gut traf es wohl die menschengemachte Phrase „Mehr Schein, als Sein“. Der knappen, aber präzisen Zusammenfassung des Manns in Schwarz zufolge war Vhan nur aufgetaucht, um irgendeine krude Art der Biografie bei Van Zan abzuladen, ohne diesen als seinen Ghostwriter gewinnen zu wollen. Der alte Turianer hatte seine Erzählung mit der unvermeidbaren Drohung und dem Wort, dass wohl schon jeder Held von einem Schurken zu hören bekommen hatte: Dreh um, ehe es zu spät ist. Ebenso wenig, wie die Helden auf den Leinwänden aller Spezies umgedreht waren, würden Seeva und ihr dreckiges Zweidrittel-Dutzend den Kampf aufgeben. Sie fragte sich, ob Vhan wirklich so dumm oder so von der eigenen Überlegenheit überzeugt war, dass er hoffte einen Spectre auf diese Art und Weise einzuschüchtern. Oder galt die Nachricht wirklich nur Van Zan? Wenn ja, wollte der alte Turianer jetzt jedem Mitglied aus ihrer Gruppe mitteilen, dass eine Aufgabe die bessere Option war?

    Die einzige echte Überraschung war, dass Seeva bereits den Vorteil der Geheimhaltung verloren hatte, ohne es zu wissen. Während sie ihren Feind von Anfang an kannte, tappte Vhan zuerst im Dunkeln. Selbst bei dem Angriff auf ihre Basis war sie davon ausgegangen, dass man sie nicht als Spectre erkennen würde. Dass Vhan sie nun kannte und trotzdem nicht kürzertrat, im Gegenteil sogar in die Offensive ging, warf weitere Fragen über Vhans Hybris auf. Van Zan hatte berichtet, wie Vhan erzählte, wie er sein Vermögen bekanntermaßen aus den Platinminen seines Heimatplaneten gewann, dass er die Alleinherrschaft über das Unternehmen durch den erweiterten Selbstmord seine ehemaligen Freundes gewonnen hatte und dass er diesen Reichtum einsetzte, um die Ziele einer Organisation zu unterstützen, deren Existenz Vhan zwar angedeutet hatte, jedoch nicht in ihrer Gänze beschrieb. Die Asari vermutete, dass es sich beim von Van Zan berichteten „Das Ganze ist viel Größer“ um eine reine Schutzbehauptung handelte. Niemand, nicht einmal Decius Vhan, handelte Böse aus dem Selbstzweck des Bösen heraus. Seeva war sich sicher, dass der alte Turianer wirklich glaubte, was er gegenüber Van Zan geäußert hatte.

    *

    Die starre Maske, die das Gesicht von Tiberias Qatar war, war das erste was Van Zan sah, als er den Operationsraum durch die Zugangstür betrat. Seeva fragte sich, wie sich der Mann in Schwarz als halbseidener Krimineller wohl fühlen musste, als er mit seinem Alias „Pennyworth“ und der Bezeichnung „technischer Berater“ durch die Sicherheitsschleusen das Gelände des salarianischen Militärs auf der Citadel betreten hatte. Die Salarianer setzten auf Kameras, Sicherheitsmechs und ein paar wachhabende Scharfschützen. Van Zan konnte sich mit einer für ihn hinterlegten Karte Zutritt zu gewissen Bereichen innerhalb der militärischen Zone verschaffen. Ein Sicherheitsmech der LOKI-Art eskortierte, bessergesagt begleitete, Van Zan bis zu dem Raum, den Seeva für ihre Zwecke beanspruchte. Da Decius Vhan schon wusste, wer hinter ihm her war, brauchte Seeva auch keine geheimen Basen errichten. Zumindest nicht dauernd.

    In dem ausgedehnten, fast leeren Raum, der mit seiner niedrigen Decke wie eine flache Schachtel wirkte, befanden sich neben der Spectre noch der Turianer Qatar, Odessa und nun Van Zan. Die Attentäterin saß etwas entfernt auf einem Stuhl, wippte nervös mit den überschlagenen Beinen und kaute im heftigen Rhythmus eines Sklavengaleerentrommlers auf einem Kaugummi. Sie nickte dem Mann in Schwarz kurz zu. Es war das erste Mal, dass sich die beiden seit dem verheißungsvollen Feuergefecht im Industrieviertel wiedersahen.

    Seeva manövrierte mittels ihres Omnitools verschiedene Holo-Bildschirme so, dass die Wandfront beinahe komplett von den Bildschirmen verdeckt war. Eine zeigte ein Sternensystem, ein weiterer die Position eines Schiffes mitsamt diversen danebenstehenden technischen Daten. Antrieb, Größe, Stauraum, Besatzung. Noch ein Monitor zeigte die Position eines zweiten Schiffes, dessen Namen im Pendant der Leiste des ersten Schiffs aufflackerte. Agony. Der letzte der Bildschirme zeigte die Echtzeitübertragung von mehreren bunten Punkten in dem 2D-Umriss eines Schiffes.

    Hi.“ Odessa hatte sich von ihrem Stuhl erhoben und war an Van Zan herangetreten. Sie stellte das hektische Kaugummikauen ein, verschränkte die Arme vor der Brust und warf den Kopf zurück.
    Ich… wollte mich bedanken; bei Ihnen. Ich weiß, dass Sie es waren, der mich geholt hat. Sie wissen schon, nachdem ich… angeschossen wurde. Ohne Sie wäre ich vermutlich nicht hier, denke ich mal.“ Das Kauen wurde intensiver. „Wollte ich nur sagen.“ Ein verschüchtertes Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht; Unsicherheit lag darin.

    Alles klar“, hallte Seevas Stimme durch den Raum und verlangte nach Aufmerksamkeit. Sie bedeutete dem Trio sich zu sammeln. Auf dem Bildschirm, der die Punkte zeigte, kam Bewegung auf.
    Wir werden gleich Zeuge des Enterns des Frachters Auxilium durch den batarianischen Angriffskreuzer Agony. Dieser Frachter gehört zu der Versorgungslinie von Quod Puritas.“ Auf dem Bildschirm, der die Position des Frachters aufzeigte, tauchte am äußersten Rand die Signatur der Agony auf. Die Auxilium würde den Kreuzer und seine Absichten bald enttarnt haben, Colonel Andor aber war ein erfahrener Pirat. Er verringerte den Abstand zu dem sich linear bewegenden Frachter, indem er einen Halbkreis beschrieb und erst den Anschein eines zufälligen Treffens vermittelte. Die Turianer fielen auf die Finte rein und änderten ihren Kurs erst, als Andors Schiff sich ihnen auf direktem Kurs näherte. Seeva verfolgte, wie der Frachter nun selbst abdrehte und eine andere Richtung zu wählen begann. Sie wusste, dass es zu spät war. Schon eröffnete die Agony das Feuer und zerstörte Teile des Triebswerks. Die Spectre öffnete durch das Umlegen eines Knopfes einen Funkkanal.
    Colonel Andor, Sie haben den Angriff begonnen“, stellte Seeva nüchtern fest.
    So ist es, Commander. Die Fliege ist ins Netz gegangen, sozusagen“, antwortete der Batarianer und ließ ein kehliges Lachen hören. Die Audioübertragung und das, was sich in 2D als Entermannschaft darstellte war das Beste, was die Batarianer auf diese Entfernung zustande bekommen hatten.
    Machen Sie weiter wie besprochen, Colonel. Funkstille bis Erfolg.
    Aye!“, knirschte Andor voller Kriegslust und schloss den Kanal.

    *

    „In der Kammer haben sich ein paar letzte Widerstandler verschanzt, Colonel“, sagte der schwer gepanzerte Lieutenant der Entertruppe.
    Dort?“, fragte Andor und zeigte auf einen verriegelten und verrammelten Schott am Ende des schmalen Korridors, der zum Laderaum führte. Ein gutes Dutzend Batarianer stand vor der Tür, die Läufe ihrer Waffen auf sie gerichtet.
    „Aye, Sir“, antwortete der Lieutenant.
    Die kleine Crew der Auxilium hatte kaum eine Chance gegen die an Mannschaftsstärke und Feuerkraft überlegenen Batarianer, dennoch hatten sie wie Löwen gekämpft und jeden eigenen Toten doppelt vergolten. Es war ein verlustreicher Sieg für Colonel Andor, der im Stillen die Asari verfluchte und sich wünschte, er hätte einen einfachen Volus-Händler aufgemischt. Jetzt aber war er zu weit gegangen und wollte es nur noch zu Ende bringen und im besten Fall jemanden dafür leiden lassen.
    Legt nicht alle um“, befahl er darum, während sich zwei Batarianer mit einem Hacking-Tool von Omegas Schwarzmarkt an dem Bedienpanel der Tür zu schaffen machten. Es begann mit einem regelmäßigen Piepsen. Die Abstände zwischen den Tönen wurden schnell geringer. Andor zog die Revenant von seinem Rücken. Zischend dekomprimierte sich das große Gewehr. Der Batarianer prüfte sein Magazin, dann seine Schilde. Das Hacking-Tool piepste nun beinahe sekündlich.
    Macht euch bereit, Jungs…“, rief der Colonel. Zustimmendes Knurren kam von seinen Piraten. Dann richteten sie wie ein Mann die Waffen auf das Loch, dass sich dort zischend auftat.
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  5. #25
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    Niall O'Grady

    Der Zigarettenstummel flog zielsicher 2 Meter weit und landete zielsicher in der engen Rille zwischen Straßen- und Gehsteigverbindung.
    Niall O'Grady, oder Joey, wie er sich nun schon seit einiger Zeit unter dieser Gesichtsmaske nannte und welche ihm an einigen Tagen fast schon wie sein neues, eigenes Gesicht vorkam, lehnte mit ruhiger Miene an der Straßenecke und blickte ein weiteres Mal auf die Uhr.
    "Verzeihen Sie die Verspätung!"
    "Ich dachte schon Sie kommen nicht mehr."
    "Die Lieferung hatte sich verzögert. Und wie Sie gleich merken werden....."
    Der Fixer stellte die beiden Koffer mit einem merklichen Geräusch zu Boden.
    "....war es eine nicht gerade leichte Lieferung, wie?"
    Probeweise hob der Ire einen der beiden Koffer kurz an. Ein Glück dass er mit dem Skycar hier war. "Aber Sie und ihr Boss werden zufrieden sein, glauben Sie mir. Vierfach verstärkt, Ziel- und Scan-Effizienz auf Militär-Niveau, trotzdem noch volle Flexibilität. Nun, wenn Sie das Gewicht gestemmt bekommen natürlich. Und das bestellte Extra.....sagen wir, die Durchschlagskraft ist enorm."
    "Gut."
    Mit einem kurzen Tippen autorisierte der junge Ex-Cop die Transaktion auf das versteckte Konto. "Ich will für Sie hoffen, dass Sie getan haben worum ich Sie gebeten hatte und Stillschweigen bewahrt haben!"
    "Natürlich, absolutes! Wir wollen Golden Mask doch nicht als Kunden verlieren.....und wenn Sie nach einem Feldtest an weiteren Exemplaren interessiert sein sollten....."
    "......wissen wir, wo wir Sie finden, natürlich. Nun, Sie haben ihr Geld, ich habe meine Ware. Bitte entschuldigen Sie mich, auf mich warten noch Termine."
    Und ohne ein weiteres Wort hob er die beiden schweren Koffer vom Boden auf und drehte sich um. Ja, der Zeitplan wurde knapp. Er musste sich beeilen.

    Während er am Steuer saß, synchronisierte er mit einem Knopfdruck den Bordcomputer mit seinem Omni-Tool. Die Anrufliste zeigte mehrere verpasste Anrufe. Allesamt von seiner Tante Siobhan. Ob etwas passiert war? Vielleicht sollte er wirklich einmal zurückrufen.....
    "Nein."
    Er konnte sich jetzt gerade keine Ablenkungen erlauben. Das Treffen stand kurz bevor.....


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen


    Hanna musste schief grinsen, als sie den Text las. Die Asari hatte recht: wie in einem schlechten Film. Schon die Unterschrift triefte vor Klischee, obwohl jemand, der so narzisstisch war so eine Nachricht zu verfassen sicherlich etwas Wahrheit in diese hatte einfließen lassen.
    Nur die töten, die es verdienen“, wiederholte Hanna kopfschüttelnd. Wie konnte man als Polizist so verstrahlt sein und das glauben? Ja sicher, sie hatte auch schon Leute in der Ausübung ihres Dienstes erschossen und in den Augen mancher – eigentlich sogar der meisten, inklusive der Internen – hatten diese Individuen „es verdient“. Aber das beschieden dann andere und nicht Hanna, als sie den Abzug drückte. Hanna folgte den Erklärungen der beiden Polizistinnen und nickte dann zustimmend.
    O’Grady muss auf jeden Fall gestellt werden“, beschied die Blondine mit entschlossener Stimme. „Nicht nur wegen der Morde, sondern schon allein wegen des Kopfgelds. Wir können nicht zulassen, dass andere das Gesetz in die eigene Hand nehmen, weil Sie C-Sicherheit für zu schwach halten.“ Letztlich wäre genau das zwar ein Problem der Führungsebene, in Hannas Augen machte es aber durchaus Sinn, es gar nicht erst zu einem werden zu lassen.
    Und was Ihre Vermutung zum verunglückten Todesschuss auf Agent Burnham angeht: Vergessen Sie nicht – gerade bei der kommenden Aktion – , dass O’Grady auch auf Hudson geschossen hat. Und damals war er sogar noch im Dienst!
    Hanna überlegte kurz, ob der junge Ire diese Scharade wohl gewählt hatte, um den Ermittlungen wegen dieser Schussabgabe auf einen Kollegen zu entgehen. Die Interne hätte O’Grady dafür medienwirksam geteert und gefedert, erschossen, gehängt, gevierteilt und dann auf einen Scheiterhaufen geworfen.
    Zu Kadams Plan sagte Hanna nichts. Letztlich war es, wie sie betont hatte, nicht ihre Operation und die Asari schien dem vorgeschlagenen Vorgehen nicht abgeneigt. Peresa’an war eine erfahrene Soldatin und diente länger bei C-Sec als sie und Kadam zusammen an Lebensjahren vorweisen konnten. Stattdessen trank sie ihren Kaffee aus.
    Gibt es hier ein offenes Deck oder so? Ich will eine rauchen.

    *

    Hudson war kreidebleich, als er auftauchte. Er trug noch immer sein Rollkragenpullover, doch nun wirkte es, als sei der hohe Kragen das Ende einer Stele, auf der ein aus weißem Marmor gemeißelter Kopf ruhte.
    Alles klar?“, wollte Hanna wissen. Hudson schluckte hörbar, nickte dann aber. „Gut, dass Sie Ihre Meinung nicht geändert haben.“ Der Detective lächelte schwach.
    Zum Glück ist die Arbeit nicht für jeden das ganze Leben“, sagte er und lachte abgehackt. Dann sah er Hanna an und fügte ein: „Entschuldigung… Sie… wissen schon…“ Er räusperte sich und schaute verlegen zu Boden. Hanna verzog keine Miene. Ihr war es egal, was die anderen Leute über sie dachten. Musste es sein.
    Kommen Sie, der Lieutenant und die Agents Peresa’an und Kadam warten bereits auf Sie“, erklärte die Blondine und führte Hudson zu dem Besprechungsraum…


    Hudson hielt sein Versprechen und tauchte auf. Seine Aussage gegenüber Setolok tätigen und damit sein Schicksal besiegeln. Es würden sicher nicht die letzten Fragen sein denen er sich stellen musste, aber Rose glaubte das der Salarianer der angenehmste der Fragesteller sein würde.
    Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, Hudson mit in den Plan eingebunden. Das Special Response Team würde die Ebene sichern, die Fluchtmöglichkeiten beschränken. Bereit sein wenn ein Befreiungsschuß nötig sein sollte. Nisha würde vorerst alleine gehen, um O'Grady nicht zu verschrecken. Es brachte niemanden was wenn er sofort die Flucht ergriff. Hudson war bereit dazuzustoßen, scheinbar entschloßen dem Iren vielleicht doch noch etwas Vernunft zu predigen. Rose war zusammen mit Ilias das direkte Back-up der Beiden. Die Asari konnte nicht sagen das sie komplett zufrieden war mit dieser Sache, aber es gab immer Variablen die man nicht berücksichtigen konnte. Für diesen Fall brauchte man Erfahrung und die brachte sie mit. Ilias war aus ähnlichem Holz geschnitzt wie sie, die Asari traute ihr zu im notwendigen Fall die richtigen Maßnahmen zu treffen.

    "In Ordnung, sind sie soweit Kadam?", erkundigte sich die Asari bei der Inderin welche nochmal die Schutzweste unter ihrer Kleidung kontrollierte. Die Polizistin atmete nochmal kurz durch und nickte dann entschlossen. Rose lächelte aufmunternd.
    "Wird schon werden. Wir hören bei ihnen mit und haben sie im Auge. Sollte etwas passieren sind wir sofort für sie da. Hudson wartet solange bis sie ihn dazuholen, bis dahin haben sie die Gesprächsführung. Hören sie ihm ruhig zu, egal wie wirr sein Gerede sein sollte. Je mehr er redet, desto sicherer fühlt er sich.", meinte die Asari. Die Schwarzhaarige nickte zustimmend.
    "Gut, viel Glück Nisha.", verabschiedete sie sich und klopfte dieser aufmunternd auf die Schulter. Nisha zog ihre Jacke an und ging dann Richtung Treppenhaus, hoch in die vierte Etage. Hudson folgte ihr, vorerst.

    Vor dem Zugang zur Vierten trennte sie sich von Hudson. Die beiden Polizisten warfen sich beide wortlos einen entschlossenen Blick zu. Irgendwie war es ein gutes Gefühl das dieser in der Nähe war. Auch wenn ihm bei dieser Sache sicher unwohl war. Ein Gefühl das Nisha sehr gut nachvollziehen konnte.
    Entschlossen ging sie in Richtung Parkdeck D, wie es in der Anweisung beschrieben war. Dort angekommen blieb sie fahlen Licht einer der zahlreichen Lampen stehen und wartete, den Rücken gegen die massive Säule gelehnt. Irgendwie fühlte es sich so sicherer an.
    Sie konnte O'Grady noch nicht sehen, aber zweifellos war irgendwo hier im Dunkeln. Beobachtete vorerst die Umgebung.
    Sie hasste die Warterei.
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  6. #26
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    Hudson hielt sein Versprechen und tauchte auf. Seine Aussage gegenüber Setolok tätigen und damit sein Schicksal besiegeln. Es würden sicher nicht die letzten Fragen sein denen er sich stellen musste, aber Rose glaubte das der Salarianer der angenehmste der Fragesteller sein würde.
    Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, Hudson mit in den Plan eingebunden. Das Special Response Team würde die Ebene sichern, die Fluchtmöglichkeiten beschränken. Bereit sein wenn ein Befreiungsschuß nötig sein sollte. Nisha würde vorerst alleine gehen, um O'Grady nicht zu verschrecken. Es brachte niemanden was wenn er sofort die Flucht ergriff. Hudson war bereit dazuzustoßen, scheinbar entschloßen dem Iren vielleicht doch noch etwas Vernunft zu predigen. Rose war zusammen mit Ilias das direkte Back-up der Beiden. Die Asari konnte nicht sagen das sie komplett zufrieden war mit dieser Sache, aber es gab immer Variablen die man nicht berücksichtigen konnte. Für diesen Fall brauchte man Erfahrung und die brachte sie mit. Ilias war aus ähnlichem Holz geschnitzt wie sie, die Asari traute ihr zu im notwendigen Fall die richtigen Maßnahmen zu treffen.

    "In Ordnung, sind sie soweit Kadam?", erkundigte sich die Asari bei der Inderin welche nochmal die Schutzweste unter ihrer Kleidung kontrollierte. Die Polizistin atmete nochmal kurz durch und nickte dann entschlossen. Rose lächelte aufmunternd.
    "Wird schon werden. Wir hören bei ihnen mit und haben sie im Auge. Sollte etwas passieren sind wir sofort für sie da. Hudson wartet solange bis sie ihn dazuholen, bis dahin haben sie die Gesprächsführung. Hören sie ihm ruhig zu, egal wie wirr sein Gerede sein sollte. Je mehr er redet, desto sicherer fühlt er sich.", meinte die Asari. Die Schwarzhaarige nickte zustimmend.
    "Gut, viel Glück Nisha.", verabschiedete sie sich und klopfte dieser aufmunternd auf die Schulter. Nisha zog ihre Jacke an und ging dann Richtung Treppenhaus, hoch in die vierte Etage. Hudson folgte ihr, vorerst.

    Vor dem Zugang zur Vierten trennte sie sich von Hudson. Die beiden Polizisten warfen sich beide wortlos einen entschlossenen Blick zu. Irgendwie war es ein gutes Gefühl das dieser in der Nähe war. Auch wenn ihm bei dieser Sache sicher unwohl war. Ein Gefühl das Nisha sehr gut nachvollziehen konnte.
    Entschlossen ging sie in Richtung Parkdeck D, wie es in der Anweisung beschrieben war. Dort angekommen blieb sie fahlen Licht einer der zahlreichen Lampen stehen und wartete, den Rücken gegen die massive Säule gelehnt. Irgendwie fühlte es sich so sicherer an.
    Sie konnte O'Grady noch nicht sehen, aber zweifellos war irgendwo hier im Dunkeln. Beobachtete vorerst die Umgebung.
    Sie hasste die Warterei.


    Detective Nathaniel Hudson brachte seine dünne Stimmlage unter Kontrolle, als er die Begegnung mit O’Grady schilderte. Setolok hörte zu, notierte. Beiden Männern war klar, dass dies erst der Anfang war. Hudson berichtete mit zunehmender Genauigkeit, ließ kein Detail aus, beantwortete alle Fragen. Er hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden. Setolok wusste nicht, dass er sich gedanklich in den letzten Stunden mit der neuen Situation abgefunden hatte. Er hatte selbst seiner Ex-Frau und seiner Tochter von den bevorstehenden Wogen in seinem Leben berichtet, sie darauf vorbereitet und im Geiste all das zurechtgelegt, was er mitteilen wollte, ohne Hanna Ilias oder seine Riley zu belasten. Setolok bohrte nicht weiter nach, das würde die Interne übernehmen.
    Dann rüsteten sich die Polizisten, um diesem Spiel ein Ende zu machen.

    *

    Das SRT stand bereit. Die Truppe wurde zu einem großen Teil aus Turianern bestellt, zunehmend aber auch mehr und mehr Menschen, ein salarianischer Scharfschütze und eine Asari, die den Part des Durchbruchexperten übernahm – ob nun mit Sprengstoff oder Biotik. Detective Peresa’an hatte die Cops instruiert, ihnen den Plan und die Positionen mitgeteilt und sich dann mit Hanna gemeinsam auf den Weg in das obere Stockwerk gemacht. Kadam war in der Begleitung Hudsons bereits oben.
    Jetzt heißt es wohl abwarten“, sagte Hanna und prüfte den Sitz des Schildgürtels. Frühere Polizisten mussten mit beschusshemmenden Westen auskommen, wie Kadam sich vorsichthalber zusätzlich eine übergeworfen hatte. Die Westen schützen den Oberkörper, ließen aber den Rest des Körpers für Angriffe sträflich offen. Heutzutage nutzen die Polizisten Schildgürtel oder sich vor die Brust oder auf den Rücken geschnallte Generatoren, die einen Schild projizierten, der denen militärischer Kampfpanzerungen zwar unterlegen war, dennoch mehreren Projektilen standhielt. Hanna hatte einen über Kreuz laufenden Hüftgürtel im Wagen liegen, den sie bei Bedarf anlegte – so, wie es jetzt der Fall war. Detective Peresa’an brauchte keinen. Ihre biotischen Barrieren machten diese Art von Verteidigungswaffe obsolet.

    Die Blondine zog ihre Phalanx aus dem Hüftholster, überprüfte die Kammer und stellte als Munitionsart „Disruptor“ ein. Dann schob sie die Waffe wieder zurück in den Holster und verdeckte sie unter ihrem Jackett. Wenn O’Grady sie sah und zuordnete würde er zwar wissen, dass sie bewaffnet war, dennoch wollte sie möglichst deeskalieren. Hanna atmete durch und fragte sich, ob es grob fahrlässig war jetzt eine zu rauchen…
    Shepard Commander ist offline

  7. #27
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen

    Sechs Minuten und ein bisschen später...

    Luceija sah nur noch dabei zu, wie er seinen Reißverschluss schloss. Die Uniform wieder in einen perfektionierten Zustand zurück rückte und es ihr wieder selbst überließ zu stehen, obwohl sie kaum noch etwas wirklich hielt. Ihre Finger fanden keinen Halt mehr an ihm und die Wand bot ebenfalls kaum einen solchen. Und so gut wie es war, so verdammt perfekt wie sechs Minuten werden konnten, so verdammt schnell war auch wieder die Neutralität und Realität zurück. Sie schenkte ihm das beste Lächeln, dass sie im Anblick der wiedergewonnenen Einsamkeit ermöglichen konnte, ging kurz in die Knie und nahm das Handtuch wieder zur Hand, dass sie um ihren Körper legte. Er wusste genau was sie vereinbart hatten, sie selbst hielt sich mit Selbstverständlichkeit daran, hob ihren Kopf, strich sich das Haar über diesen hinweg nach hinten und sah dann zur Türe. "Ich werd' dann mal packen und mich um-...anziehen.".

    Dann öffnete sie die Türe, ging nach unten und in ihr eigentliches Zimmer, auf dessen bislang nur für den Urlaub von Hanna genutzten Bett nun zwei schwarze Kleider ausgebreitet lagen. Wie angekündigt. Eines, dass etwas Spitze enthielt und ein asymmetrisches mit erschreckend dünnen Trägern. Und sofort drang wieder etwas unverständliches aus ihrem Mund, hob eines der Kleider vor sich an und betrachtete es mit gesunder Skepsis. Hob die Brauen, warf das Kleid zurück aufs Bett und hob das Zweite vor sich. Seufzte dann. Zog eines der beiden an, das andere legte sie semi-vorsichtig auf den Grund ihrer Tasche, die sie erstmal auf dem Boden ausschütteln musste um sich Platz darin zu machen. Es folgten ein paar, wenige weitere Kleidungsstücke, die paar Schuhe die neben den Kleidern bereit lag und die üblichen Dinge wie Zahnbürste und co und das Mäppchen mit den wenigen Schminkutensilien. Sie kam sich kurz vor wie aus einer anderen Welt, aber verdammt, sie hatte wirklich nicht länger gebraucht als die versprochene Zeit. Und wartete jetzt, stattdessen, auf Leif.


    Lange warten musste sie kaum. Gerade als die Sizilianerin aus dem Raum trat, erreichte Leif das Erdgeschoss. Irgendwie so, als wäre rein gar nichts zwischen ihnen passiert. Da war diese Tasche in seiner Hand, das professionelle Lächeln, seine Hand auf seinem Jackett, die eine vermeintliche Falte ausbügelte und dann das Klingeln an der Tür. Der Schwede blieb nur kurz vor seiner Exfreundin stehen, musterte sie, so als haue ihn der Anblick ihrer Erscheinung in diesem Kleid nicht von den Socken. Nur eben genau das tat es. Er presste die Lippen aufeinander, um nicht zu breit zu lächeln, nicht zu offensichtlich zu starren, sie zu taxieren und Gefallen an dem schwarzen Spitzenstoff in Kombination mit ihren Stiefeln zu finden. "Du siehst wirklich gut aus.", versprach er 'nur', ehe er an ihr vorbei trat und die Tür öffnete. Deutlich entspannter, als er es noch vor einer Stunde getan hätte. Sein Blick ging zurück zu Luceija. Er wies mit der Hand nach draußen. "Nach dir."
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  8. #28
    #16  Avatar von Forenperser
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Caine ließ sich die Überraschung nicht anmerken, die ihn überkam, als Beyo Vhan nicht nur die ihm vom Journalisten zulasten gelegten Verbrechen gestand, sondern noch mehr dazu berichtete. Es war nicht nur diese eine Menschenfrau, es waren viele Individuen aus verschiedenen Rassen gewesen – über Jahre.
    Sie leugnen es nicht“, stellte Caine fest. Es gab keinen Grund eine Notiz zu machen, das Aufnahmegerät schnitt mit. Stattdessen schaute der Journalist in das unbewegte Gesicht des Turianers.
    Mit ‚wir‘ meinen Sie sich und die turianischen C-Sicherheit-Beamten Tiraz Malkizan und Javed Ceiv, richtig? Zwei Männer, die nun beide tot sind."


    Beyo Vhan

    "Würde ich es jetzt immer noch leugnen, was für einen Sinn hätte es überhaupt sich zu stellen?"
    Es war schwer die Miene seines Gegenübers einzuschätzen. Eines musste er dem Journalisten lassen, er ließ bei seiner Arbeit keinerlei persönliche Beeinträchtigungen zu. Blieb immer 100% objektiv.
    Beyo musste an die erste Begegnung zwischen ihnen zurückdenken, auf der Wohltätigkeitsfeier von Syren Vox. Nicht mehr als ein paar Monate oder Wochen war es her, und fühlte sich bereits an wie ein ganz anderes Leben.
    "Sagen wir.....ich habe mehrfach am eigenen Leibe erfahren wie gefährlich falsche Überzeugungen und Pflichtgefühl sein können. Sie können aus den besten Leuten die größten Monster machen. Und sie bemerken es noch nicht mal."
    "Mit manchen Leuten kann man nicht reden. Ihr einziges Lebensziel ist es das Leben anderer zu ruinieren und sich daran zu erfreuen."
    Über "Monster" hatten sie gesprochen. Wie treffend sich all dies rückblickend erwiesen hatte.
    "Ja, richtig." beantwortete er die Frage des Menschen. "Beide sind unter gewaltsamen Umständen ums Leben gekommen. Nur ich bin noch übrig."
    Ebenso nur zu gut konnte er sich an die Tode der beiden erinnern. "Wenn Sie mir eine Gegenfrage gestatten.....und wenn Sie ihre Quellen nicht offenlegen können.....oder wollen, dann ist das natürlich völlig in Ordnung. Aber wie kommen Sie dazu, mich ausgerechnet jetzt danach zu fragen? Wer hat Ihnen den Hinweis gegeben, Mister Caine?"

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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Viel Gewese um nichts, so in Etwa ließ sich der unangekündigte Besuch des Decius Vhan im Allgemeinen beschreiben. Genauso gut traf es wohl die menschengemachte Phrase „Mehr Schein, als Sein“. Der knappen, aber präzisen Zusammenfassung des Manns in Schwarz zufolge war Vhan nur aufgetaucht, um irgendeine krude Art der Biografie bei Van Zan abzuladen, ohne diesen als seinen Ghostwriter gewinnen zu wollen. Der alte Turianer hatte seine Erzählung mit der unvermeidbaren Drohung und dem Wort, dass wohl schon jeder Held von einem Schurken zu hören bekommen hatte: Dreh um, ehe es zu spät ist. Ebenso wenig, wie die Helden auf den Leinwänden aller Spezies umgedreht waren, würden Seeva und ihr dreckiges Zweidrittel-Dutzend den Kampf aufgeben. Sie fragte sich, ob Vhan wirklich so dumm oder so von der eigenen Überlegenheit überzeugt war, dass er hoffte einen Spectre auf diese Art und Weise einzuschüchtern. Oder galt die Nachricht wirklich nur Van Zan? Wenn ja, wollte der alte Turianer jetzt jedem Mitglied aus ihrer Gruppe mitteilen, dass eine Aufgabe die bessere Option war?

    Die einzige echte Überraschung war, dass Seeva bereits den Vorteil der Geheimhaltung verloren hatte, ohne es zu wissen. Während sie ihren Feind von Anfang an kannte, tappte Vhan zuerst im Dunkeln. Selbst bei dem Angriff auf ihre Basis war sie davon ausgegangen, dass man sie nicht als Spectre erkennen würde. Dass Vhan sie nun kannte und trotzdem nicht kürzertrat, im Gegenteil sogar in die Offensive ging, warf weitere Fragen über Vhans Hybris auf. Van Zan hatte berichtet, wie Vhan erzählte, wie er sein Vermögen bekanntermaßen aus den Platinminen seines Heimatplaneten gewann, dass er die Alleinherrschaft über das Unternehmen durch den erweiterten Selbstmord seine ehemaligen Freundes gewonnen hatte und dass er diesen Reichtum einsetzte, um die Ziele einer Organisation zu unterstützen, deren Existenz Vhan zwar angedeutet hatte, jedoch nicht in ihrer Gänze beschrieb. Die Asari vermutete, dass es sich beim von Van Zan berichteten „Das Ganze ist viel Größer“ um eine reine Schutzbehauptung handelte. Niemand, nicht einmal Decius Vhan, handelte Böse aus dem Selbstzweck des Bösen heraus. Seeva war sich sicher, dass der alte Turianer wirklich glaubte, was er gegenüber Van Zan geäußert hatte.

    *

    Die starre Maske, die das Gesicht von Tiberias Qatar war, war das erste was Van Zan sah, als er den Operationsraum durch die Zugangstür betrat. Seeva fragte sich, wie sich der Mann in Schwarz als halbseidener Krimineller wohl fühlen musste, als er mit seinem Alias „Pennyworth“ und der Bezeichnung „technischer Berater“ durch die Sicherheitsschleusen das Gelände des salarianischen Militärs auf der Citadel betreten hatte. Die Salarianer setzten auf Kameras, Sicherheitsmechs und ein paar wachhabende Scharfschützen. Van Zan konnte sich mit einer für ihn hinterlegten Karte Zutritt zu gewissen Bereichen innerhalb der militärischen Zone verschaffen. Ein Sicherheitsmech der LOKI-Art eskortierte, bessergesagt begleitete, Van Zan bis zu dem Raum, den Seeva für ihre Zwecke beanspruchte. Da Decius Vhan schon wusste, wer hinter ihm her war, brauchte Seeva auch keine geheimen Basen errichten. Zumindest nicht dauernd.

    In dem ausgedehnten, fast leeren Raum, der mit seiner niedrigen Decke wie eine flache Schachtel wirkte, befanden sich neben der Spectre noch der Turianer Qatar, Odessa und nun Van Zan. Die Attentäterin saß etwas entfernt auf einem Stuhl, wippte nervös mit den überschlagenen Beinen und kaute im heftigen Rhythmus eines Sklavengaleerentrommlers auf einem Kaugummi. Sie nickte dem Mann in Schwarz kurz zu. Es war das erste Mal, dass sich die beiden seit dem verheißungsvollen Feuergefecht im Industrieviertel wiedersahen.

    Seeva manövrierte mittels ihres Omnitools verschiedene Holo-Bildschirme so, dass die Wandfront beinahe komplett von den Bildschirmen verdeckt war. Eine zeigte ein Sternensystem, ein weiterer die Position eines Schiffes mitsamt diversen danebenstehenden technischen Daten. Antrieb, Größe, Stauraum, Besatzung. Noch ein Monitor zeigte die Position eines zweiten Schiffes, dessen Namen im Pendant der Leiste des ersten Schiffs aufflackerte. Agony. Der letzte der Bildschirme zeigte die Echtzeitübertragung von mehreren bunten Punkten in dem 2D-Umriss eines Schiffes.

    Hi.“ Odessa hatte sich von ihrem Stuhl erhoben und war an Van Zan herangetreten. Sie stellte das hektische Kaugummikauen ein, verschränkte die Arme vor der Brust und warf den Kopf zurück.
    Ich… wollte mich bedanken; bei Ihnen. Ich weiß, dass Sie es waren, der mich geholt hat. Sie wissen schon, nachdem ich… angeschossen wurde. Ohne Sie wäre ich vermutlich nicht hier, denke ich mal.“ Das Kauen wurde intensiver. „Wollte ich nur sagen.“ Ein verschüchtertes Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht; Unsicherheit lag darin.

    Alles klar“, hallte Seevas Stimme durch den Raum und verlangte nach Aufmerksamkeit. Sie bedeutete dem Trio sich zu sammeln. Auf dem Bildschirm, der die Punkte zeigte, kam Bewegung auf.
    Wir werden gleich Zeuge des Enterns des Frachters Auxilium durch den batarianischen Angriffskreuzer Agony. Dieser Frachter gehört zu der Versorgungslinie von Quod Puritas.“ Auf dem Bildschirm, der die Position des Frachters aufzeigte, tauchte am äußersten Rand die Signatur der Agony auf. Die Auxilium würde den Kreuzer und seine Absichten bald enttarnt haben, Colonel Andor aber war ein erfahrener Pirat. Er verringerte den Abstand zu dem sich linear bewegenden Frachter, indem er einen Halbkreis beschrieb und erst den Anschein eines zufälligen Treffens vermittelte. Die Turianer fielen auf die Finte rein und änderten ihren Kurs erst, als Andors Schiff sich ihnen auf direktem Kurs näherte. Seeva verfolgte, wie der Frachter nun selbst abdrehte und eine andere Richtung zu wählen begann. Sie wusste, dass es zu spät war. Schon eröffnete die Agony das Feuer und zerstörte Teile des Triebswerks. Die Spectre öffnete durch das Umlegen eines Knopfes einen Funkkanal.
    Colonel Andor, Sie haben den Angriff begonnen“, stellte Seeva nüchtern fest.
    So ist es, Commander. Die Fliege ist ins Netz gegangen, sozusagen“, antwortete der Batarianer und ließ ein kehliges Lachen hören. Die Audioübertragung und das, was sich in 2D als Entermannschaft darstellte war das Beste, was die Batarianer auf diese Entfernung zustande bekommen hatten.
    Machen Sie weiter wie besprochen, Colonel. Funkstille bis Erfolg.
    Aye!“, knirschte Andor voller Kriegslust und schloss den Kanal.

    *

    „In der Kammer haben sich ein paar letzte Widerstandler verschanzt, Colonel“, sagte der schwer gepanzerte Lieutenant der Entertruppe.
    Dort?“, fragte Andor und zeigte auf einen verriegelten und verrammelten Schott am Ende des schmalen Korridors, der zum Laderaum führte. Ein gutes Dutzend Batarianer stand vor der Tür, die Läufe ihrer Waffen auf sie gerichtet.
    „Aye, Sir“, antwortete der Lieutenant.
    Die kleine Crew der Auxilium hatte kaum eine Chance gegen die an Mannschaftsstärke und Feuerkraft überlegenen Batarianer, dennoch hatten sie wie Löwen gekämpft und jeden eigenen Toten doppelt vergolten. Es war ein verlustreicher Sieg für Colonel Andor, der im Stillen die Asari verfluchte und sich wünschte, er hätte einen einfachen Volus-Händler aufgemischt. Jetzt aber war er zu weit gegangen und wollte es nur noch zu Ende bringen und im besten Fall jemanden dafür leiden lassen.
    Legt nicht alle um“, befahl er darum, während sich zwei Batarianer mit einem Hacking-Tool von Omegas Schwarzmarkt an dem Bedienpanel der Tür zu schaffen machten. Es begann mit einem regelmäßigen Piepsen. Die Abstände zwischen den Tönen wurden schnell geringer. Andor zog die Revenant von seinem Rücken. Zischend dekomprimierte sich das große Gewehr. Der Batarianer prüfte sein Magazin, dann seine Schilde. Das Hacking-Tool piepste nun beinahe sekündlich.
    Macht euch bereit, Jungs…“, rief der Colonel. Zustimmendes Knurren kam von seinen Piraten. Dann richteten sie wie ein Mann die Waffen auf das Loch, dass sich dort zischend auftat.


    Tilios Vorix

    Die Klauen des grünfarbenen Turianers huschten schnell und zielsicher über die holografische Schaltfläche des Omni-Tools. Der Kampflärm war inzwischen vollkommen verstummt. Und er wusste, was das bedeutete. Er machte sich erst har keine Illusionen darüber, welche Partei dieses Gefecht gewonnen hatte. So gut ausgebildet sie auch gewesen war, die Mannschaft war nicht zahlreich genug gewesen um einem direkten Angriff zu trotzen. Etwas derartiges war ihnen beim Planen der Transporte nicht in den Sinn gekommen. Offenbar hatten sie unterschätzt, wie sehr ihnen ihr Feind bereits auf den Fersen war. Doch noch war alles offen.
    Mit einem lauten Zischen öffnete sich die nun entriegelte Drucktür und mehrere batarianische Individuen stürmten mit vorgehaltenen Waffen den Frachtraum.
    "Ah."
    Es dauerte nur wenige Momente bis sie den scheinbar völlig auf dem Präsentierteller sitzenden (in seinem Fall stehenden) Turianer bemerkten und ihm etwas zubrüllten.
    Vorix hob nur einmal kurz den Blick und tippte dann weiter. Aus dem Augenwinkel sah er, wie einer der Vielaugen wütend sein Gewehr hob und abdrückte.
    Zischend verpuffte das Geschoss an der nahezu unsichtbaren kinetischen Barriere, die ihn und die wichtige Fracht von den Angreifern trennte.
    Mit einem letzten Klicken beendete er seine Arbeit, fuhr das Omni-Tool herunter und stellte sich in aufrechter Haltung und die Hände hinter dem Rücken verschränkt hin. Sein Blick wanderte von Angreifer zu Angreifer, bis er an dem haften blieb, der offensichtlich hier die Befehlsgewalt hatte.
    "Eine beeindruckende Aktion." begann er zu sprechen. "Das muss ich neidlos anerkennen. Wer auch immer sie bezahlt hat, hat sein Geld in fähige Leute investiert."
    Natürlich waren sie gekauft. Kein batarianischer Pirat würde ohne irgendein Incentive einen Transporter wie den ihren angreifen. Da gab es weitaus lohnendere Ziele.
    "Doch ich fürchte, ihr Mühen waren umsonst. Sämtliche Männer, die sie heute getötet haben, waren entbehrlich. Und ich kann Ihnen versichern, dass die Barriere vor Ihnen absolut undurchdringlich ist. Deshalb gebe ich Ihnen eine Chance ihre Männer einzusammeln, sich umzudrehen und zu gehen. Dann vergessen wir, dass dieses Intermezzo je stattgefunden hat."
    Selbstverständlich eine Lüge. Decius Vhan würde eine derartige Kränkung niemals auf sich sitzen lassen. Doch offenbar war das Angebot so oder so überflüssig.
    "Nicht? Nun gut."
    Er reaktivierte das Omni-Tool mit einem Klick und wenige Augenblicke später wurde der Boden vor dem Feld auch bereits unter Strom gesetzt. Schreiend und qualmend gingen die 2 unglücklichen Seelen, die darauf gestanden hatten, zu Boden.
    Ein weiterer Klick und die Geschütztürme fuhren aus der Decke. Brüllend gab der batariansche Anführer Befehle und die Gruppe stob auseinander, hinter die restlichen Kisten in Deckung. Einer von ihnen war zu langsam und wurde von mehreren dutzend Geschossen zersiebt.


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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Hudson hielt sein Versprechen und tauchte auf. Seine Aussage gegenüber Setolok tätigen und damit sein Schicksal besiegeln. Es würden sicher nicht die letzten Fragen sein denen er sich stellen musste, aber Rose glaubte das der Salarianer der angenehmste der Fragesteller sein würde.
    Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, Hudson mit in den Plan eingebunden. Das Special Response Team würde die Ebene sichern, die Fluchtmöglichkeiten beschränken. Bereit sein wenn ein Befreiungsschuß nötig sein sollte. Nisha würde vorerst alleine gehen, um O'Grady nicht zu verschrecken. Es brachte niemanden was wenn er sofort die Flucht ergriff. Hudson war bereit dazuzustoßen, scheinbar entschloßen dem Iren vielleicht doch noch etwas Vernunft zu predigen. Rose war zusammen mit Ilias das direkte Back-up der Beiden. Die Asari konnte nicht sagen das sie komplett zufrieden war mit dieser Sache, aber es gab immer Variablen die man nicht berücksichtigen konnte. Für diesen Fall brauchte man Erfahrung und die brachte sie mit. Ilias war aus ähnlichem Holz geschnitzt wie sie, die Asari traute ihr zu im notwendigen Fall die richtigen Maßnahmen zu treffen.

    "In Ordnung, sind sie soweit Kadam?", erkundigte sich die Asari bei der Inderin welche nochmal die Schutzweste unter ihrer Kleidung kontrollierte. Die Polizistin atmete nochmal kurz durch und nickte dann entschlossen. Rose lächelte aufmunternd.
    "Wird schon werden. Wir hören bei ihnen mit und haben sie im Auge. Sollte etwas passieren sind wir sofort für sie da. Hudson wartet solange bis sie ihn dazuholen, bis dahin haben sie die Gesprächsführung. Hören sie ihm ruhig zu, egal wie wirr sein Gerede sein sollte. Je mehr er redet, desto sicherer fühlt er sich.", meinte die Asari. Die Schwarzhaarige nickte zustimmend.
    "Gut, viel Glück Nisha.", verabschiedete sie sich und klopfte dieser aufmunternd auf die Schulter. Nisha zog ihre Jacke an und ging dann Richtung Treppenhaus, hoch in die vierte Etage. Hudson folgte ihr, vorerst.

    Vor dem Zugang zur Vierten trennte sie sich von Hudson. Die beiden Polizisten warfen sich beide wortlos einen entschlossenen Blick zu. Irgendwie war es ein gutes Gefühl das dieser in der Nähe war. Auch wenn ihm bei dieser Sache sicher unwohl war. Ein Gefühl das Nisha sehr gut nachvollziehen konnte.
    Entschlossen ging sie in Richtung Parkdeck D, wie es in der Anweisung beschrieben war. Dort angekommen blieb sie fahlen Licht einer der zahlreichen Lampen stehen und wartete, den Rücken gegen die massive Säule gelehnt. Irgendwie fühlte es sich so sicherer an.
    Sie konnte O'Grady noch nicht sehen, aber zweifellos war irgendwo hier im Dunkeln. Beobachtete vorerst die Umgebung.
    Sie hasste die Warterei.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Detective Nathaniel Hudson brachte seine dünne Stimmlage unter Kontrolle, als er die Begegnung mit O’Grady schilderte. Setolok hörte zu, notierte. Beiden Männern war klar, dass dies erst der Anfang war. Hudson berichtete mit zunehmender Genauigkeit, ließ kein Detail aus, beantwortete alle Fragen. Er hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden. Setolok wusste nicht, dass er sich gedanklich in den letzten Stunden mit der neuen Situation abgefunden hatte. Er hatte selbst seiner Ex-Frau und seiner Tochter von den bevorstehenden Wogen in seinem Leben berichtet, sie darauf vorbereitet und im Geiste all das zurechtgelegt, was er mitteilen wollte, ohne Hanna Ilias oder seine Riley zu belasten. Setolok bohrte nicht weiter nach, das würde die Interne übernehmen.
    Dann rüsteten sich die Polizisten, um diesem Spiel ein Ende zu machen.

    *

    Das SRT stand bereit. Die Truppe wurde zu einem großen Teil aus Turianern bestellt, zunehmend aber auch mehr und mehr Menschen, ein salarianischer Scharfschütze und eine Asari, die den Part des Durchbruchexperten übernahm – ob nun mit Sprengstoff oder Biotik. Detective Peresa’an hatte die Cops instruiert, ihnen den Plan und die Positionen mitgeteilt und sich dann mit Hanna gemeinsam auf den Weg in das obere Stockwerk gemacht. Kadam war in der Begleitung Hudsons bereits oben.
    Jetzt heißt es wohl abwarten“, sagte Hanna und prüfte den Sitz des Schildgürtels. Frühere Polizisten mussten mit beschusshemmenden Westen auskommen, wie Kadam sich vorsichthalber zusätzlich eine übergeworfen hatte. Die Westen schützen den Oberkörper, ließen aber den Rest des Körpers für Angriffe sträflich offen. Heutzutage nutzen die Polizisten Schildgürtel oder sich vor die Brust oder auf den Rücken geschnallte Generatoren, die einen Schild projizierten, der denen militärischer Kampfpanzerungen zwar unterlegen war, dennoch mehreren Projektilen standhielt. Hanna hatte einen über Kreuz laufenden Hüftgürtel im Wagen liegen, den sie bei Bedarf anlegte – so, wie es jetzt der Fall war. Detective Peresa’an brauchte keinen. Ihre biotischen Barrieren machten diese Art von Verteidigungswaffe obsolet.

    Die Blondine zog ihre Phalanx aus dem Hüftholster, überprüfte die Kammer und stellte als Munitionsart „Disruptor“ ein. Dann schob sie die Waffe wieder zurück in den Holster und verdeckte sie unter ihrem Jackett. Wenn O’Grady sie sah und zuordnete würde er zwar wissen, dass sie bewaffnet war, dennoch wollte sie möglichst deeskalieren. Hanna atmete durch und fragte sich, ob es grob fahrlässig war jetzt eine zu rauchen…


    Niall O'Grady

    Mit leicht angespannter Miene blickte der junge Ire auf die eingeblendete Uhr im Display des Skycars. Die Zeit drängte. Er hatte noch mehrere wichtige Dinge auf dem heutigen Plan und durfte sich keine Verzögerungen erlauben.
    "Claude, Joey hier. Ich werde mich ein wenig verspäten, Verzeihung. Die Lieferung hat sich verzögert. Aber ihr solltet so oder so klar sein. Was wollen die Wichte schon machen."
    "In Ordnung. Aber beeil dich!"
    Niall beendete diese Übertragung und widmete sich wieder dem, was bevorstand....

    ***

    >>Hallo Nisha.<<
    Noch etwas dröhnender und echobehafteter als sonst hallte die Stimme durch die an den verschiedenen Stellen des vierten Parkdecks aufgestellten Lautsprecher wider.
    Das Sichtfeld war durch die schummrige Beleuchtung ein wenig unschärfer, doch er konnte die Inderin von der erhöhten Position aus zweifelsfrei identifizieren.
    >>Sie werden es mir hoffentlich nachsehen, dass ich nicht zu Ihnen ins Licht trete, wenn Sie es so nennen möchten.<< sprach er langsam weiter.
    >>Ebenso wie ich es Ihnen nachsehe, dass Sie aufgrund meines.....nennen wir es nonkonformen Vorgehens misstrauisch sein werden. Die Art, wie ich sie kontaktiert habe, war sicherlich auch nicht vertrauenerweckend. Aber anders wäre ich an Sie nicht herangekommen. Und Sie verdienen es, die Wahrheit zu erfahren.<<
    Er machte eine kurze Pause. Versuchte seine nächsten Worte genau abzuwägen, da er nicht wusste ob es bereits in eine Richtung ging, in der sie seinen Worten keinerlei Glauben schenken würde.
    >>Sie müssen mit meinen Methoden nicht übereinstimmen. Aber Sie haben es selbst gesehen: Ich habe Sie nicht getötet und ich habe ebenso nichts mit dem Tod ihres Kollegen zu tun. Wie auch mit dem Tod des Anführers der Villager-Miliz. Egal was Sie von mir halten mögen, Sie sollten sich selbst fragen: Was für einen Nutzen hätte ich davon?<<
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  9. #29
    Drachentöter Avatar von numberten
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    Hanna

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    Niall O'Grady

    Mit leicht angespannter Miene blickte der junge Ire auf die eingeblendete Uhr im Display des Skycars. Die Zeit drängte. Er hatte noch mehrere wichtige Dinge auf dem heutigen Plan und durfte sich keine Verzögerungen erlauben.
    "Claude, Joey hier. Ich werde mich ein wenig verspäten, Verzeihung. Die Lieferung hat sich verzögert. Aber ihr solltet so oder so klar sein. Was wollen die Wichte schon machen."
    "In Ordnung. Aber beeil dich!"
    Niall beendete diese Übertragung und widmete sich wieder dem, was bevorstand....

    ***

    >>Hallo Nisha.<<
    Noch etwas dröhnender und echobehafteter als sonst hallte die Stimme durch die an den verschiedenen Stellen des vierten Parkdecks aufgestellten Lautsprecher wider.
    Das Sichtfeld war durch die schummrige Beleuchtung ein wenig unschärfer, doch er konnte die Inderin von der erhöhten Position aus zweifelsfrei identifizieren.
    >>Sie werden es mir hoffentlich nachsehen, dass ich nicht zu Ihnen ins Licht trete, wenn Sie es so nennen möchten.<< sprach er langsam weiter.
    >>Ebenso wie ich es Ihnen nachsehe, dass Sie aufgrund meines.....nennen wir es nonkonformen Vorgehens misstrauisch sein werden. Die Art, wie ich sie kontaktiert habe, war sicherlich auch nicht vertrauenerweckend. Aber anders wäre ich an Sie nicht herangekommen. Und Sie verdienen es, die Wahrheit zu erfahren.<<
    Er machte eine kurze Pause. Versuchte seine nächsten Worte genau abzuwägen, da er nicht wusste ob es bereits in eine Richtung ging, in der sie seinen Worten keinerlei Glauben schenken würde.
    >>Sie müssen mit meinen Methoden nicht übereinstimmen. Aber Sie haben es selbst gesehen: Ich habe Sie nicht getötet und ich habe ebenso nichts mit dem Tod ihres Kollegen zu tun. Wie auch mit dem Tod des Anführers der Villager-Miliz. Egal was Sie von mir halten mögen, Sie sollten sich selbst fragen: Was für einen Nutzen hätte ich davon?<<


    O'Grady hatte nicht die Eier sich selbst zu zeigen. Das war ein wenig unerwartet, aber keine Möglichkeit die Rose komplett außer Acht gelassen hatte. Dennoch musste er irgendwo in der Nähe sein, selbst moderne Mikrofone hatten Probleme gute Aufnahmen in einem weitem Raum wie in einem Parkdeck aufzunehmen. Außer er war gar nicht an Nishas Antworten interessiert und wollte ihr nur einen kleinen Vortrag über seine Beweggründe halten. Eine mögliche Option, aber sie glaubte nicht daran. Der Ire brauchte Bestätigung.
    "Führen sie einen elektromagnetischen Scan durch und schauen sie ob eines der Skycars aktiv ist. Und verfolgen sie das Signal welches die Lautsprecher ansteuert, mit den Dingern kann man schwerlich eine gesicherte Verbindung herstellen.", funkte sie den Techniker des SRT an. Wenn sie den Aufenthaltsort des Iren lokalisierte würde das vielleicht sogar noch einfacher als wenn er sich persönlich zeigte. Keine Gefahr von Kugeln für Kadam.

    *

    Nisha hörte mit einer gewissen Mischung aus Ärger und Skepsis den Ansagen aus den Lautsprechern zu. Sie kam sich ziemlich doof vor, mit einer Stimme aus dem Off zu reden. Man hatte keine Ahnung in welche Richtung man sprechen sollte. Vermutlich sollte man keine Höflichkeit von einem Serienmörder erwarten.
    "Welchen Nutzen hat der Mord an einem Menschen an und für sich? Vielleicht war Burnham ihnen einfach im Weg auf ihrem Kreuzzug, vielleicht hat es sie geärgert das der Anführer der Villagers nicht mit ihnen zusammen arbeiten wollten. Ich bilde mir nicht ein die Beweggründe eines Mörders zu verstehen. Jeder von denen tickt da ein wenig anders, sie wohl eingeschlossen.", sprach sie in die Leere des Raumes.
    "Was ich jetzt von ihnen habe sind Aussagen, für die sie mir bisher keinen einzigen Beweis geliefert haben und wohl denken das ich sie ihnen einfach aus Dankbarkeit glauben soll. Dachten sie wirklich das mich das überzeugt?", stellte sie kritisch fest.
    "Ich weiß selbst nicht mit welchen Erwartungen ich zu diesem Treffen gegangen bin. Aber vermutlich hätte ich damit rechnen sollen, dass ein Mann der sich hinter einer Maske versteckt, nicht die Courage hat mir persönlich gegenüber zu treten. Wissen sie, die ganze Sache hier. Lautsprecher, Stimmverzerrer. Das hätten sie doch auch alles mit einem Anruf gehabt. Meine Nummer haben sie doch sicher auch herausgefunden, so kompetent wie sie mich gestalkt haben.", stellte sie ablehnend fest.
    "Eigentlich ist meine Anwesenheit so doch vollkommen sinnlos, oder brauchen sie ein Publikum wenn sie reden? Falls das der Grund ist, nehme ich mir am Besten einfach die Freiheit direkt zu gehen. Ich rede nicht gerne mit einem Parkhaus.", erklärte sie dann resigniert und schien tatsächlich Anstalten zu machen aus dem Licht zu gehen.
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  10. #30
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    Beyo Vhan

    "Würde ich es jetzt immer noch leugnen, was für einen Sinn hätte es überhaupt sich zu stellen?"
    Es war schwer die Miene seines Gegenübers einzuschätzen. Eines musste er dem Journalisten lassen, er ließ bei seiner Arbeit keinerlei persönliche Beeinträchtigungen zu. Blieb immer 100% objektiv.
    Beyo musste an die erste Begegnung zwischen ihnen zurückdenken, auf der Wohltätigkeitsfeier von Syren Vox. Nicht mehr als ein paar Monate oder Wochen war es her, und fühlte sich bereits an wie ein ganz anderes Leben.
    "Sagen wir.....ich habe mehrfach am eigenen Leibe erfahren wie gefährlich falsche Überzeugungen und Pflichtgefühl sein können. Sie können aus den besten Leuten die größten Monster machen. Und sie bemerken es noch nicht mal."
    "Mit manchen Leuten kann man nicht reden. Ihr einziges Lebensziel ist es das Leben anderer zu ruinieren und sich daran zu erfreuen."
    Über "Monster" hatten sie gesprochen. Wie treffend sich all dies rückblickend erwiesen hatte.
    "Ja, richtig." beantwortete er die Frage des Menschen. "Beide sind unter gewaltsamen Umständen ums Leben gekommen. Nur ich bin noch übrig."
    Ebenso nur zu gut konnte er sich an die Tode der beiden erinnern. "Wenn Sie mir eine Gegenfrage gestatten.....und wenn Sie ihre Quellen nicht offenlegen können.....oder wollen, dann ist das natürlich völlig in Ordnung. Aber wie kommen Sie dazu, mich ausgerechnet jetzt danach zu fragen? Wer hat Ihnen den Hinweis gegeben, Mister Caine?"


    Ich verstehe Ihre Skepsis, Mister Vhan“, log Caine, denn in Wirklichkeit dachte der Journalist, dass jemandem, der so freimütig die Verbrechen gestand, derer er beschuldigt wurde, egal sein müsste, woher die Beweise für eben jene Taten stammten.
    Meine Quelle war sehr deutlich um Anonymität bemüht. Das habe ich leider häufiger. Wirtschaftsvertreter, Aktionisten, hochrangige Militärs – manchmal läuft die Informationsweitergabe ab wie bei einem Geheimdienst, schätze ich mal.“ Er lächelte höflich und tippte mit dem Ende seines Stiftes auf seinen Block. Er hätte es vorgezogen mit offenen Karten zu spielen. Anonyme Quellen neigten dazu im Verdacht des Diskreditierens zu stehen.
    Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich jede einzelne Quelle und Information immer sehr genau verifiziere. Genau genommen tue ich das in diesem Augenblick. Sehen Sie: Ich bekomme eine Information von Person A, die Person B betrifft. Person B ist dafür im Zweifel die beste Zweitquelle.“ Caine machte eine Geste, die man häufig bei Leuten sah, die zur eigenen Zufriedenheit ein Rätsel gelöst hatten.
    Um meine Antwort auf Ihre Frage hin abzurunden: Ich komme mit dieser Information auf Sie zu, weil Sie mir erst in jüngerer Vergangenheit offengelegt wurde. Ich möchte nicht bescheiden wirken, aber ich habe kein Interesse an einer schnell verfassten, reißerischen Schlagzeile, ohne nicht die ganze Wahrheit gehört zu haben. Jetzt allerdings…“ Der Journalist wog die nächsten Worte ab, ehe er sprach. „Angesichts Ihrer Bereitschaft gehe ich davon aus, dass dies ein offizielles Gespräch ist. Mir ist jetzt klar, dass meine Quelle die Wahrheit berichtete. Von daher werde ich diesen Artikel schreiben – nicht reißerisch, aber ehrlich.“ Caines eisblaue Augen richteten sich auf die Beyo Vhans.
    Ich hoffe, dass Ihnen das klar ist, Mister Vhan.
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  11. #31
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    Tilios Vorix

    Die Klauen des grünfarbenen Turianers huschten schnell und zielsicher über die holografische Schaltfläche des Omni-Tools. Der Kampflärm war inzwischen vollkommen verstummt. Und er wusste, was das bedeutete. Er machte sich erst har keine Illusionen darüber, welche Partei dieses Gefecht gewonnen hatte. So gut ausgebildet sie auch gewesen war, die Mannschaft war nicht zahlreich genug gewesen um einem direkten Angriff zu trotzen. Etwas derartiges war ihnen beim Planen der Transporte nicht in den Sinn gekommen. Offenbar hatten sie unterschätzt, wie sehr ihnen ihr Feind bereits auf den Fersen war. Doch noch war alles offen.
    Mit einem lauten Zischen öffnete sich die nun entriegelte Drucktür und mehrere batarianische Individuen stürmten mit vorgehaltenen Waffen den Frachtraum.
    "Ah."
    Es dauerte nur wenige Momente bis sie den scheinbar völlig auf dem Präsentierteller sitzenden (in seinem Fall stehenden) Turianer bemerkten und ihm etwas zubrüllten.
    Vorix hob nur einmal kurz den Blick und tippte dann weiter. Aus dem Augenwinkel sah er, wie einer der Vielaugen wütend sein Gewehr hob und abdrückte.
    Zischend verpuffte das Geschoss an der nahezu unsichtbaren kinetischen Barriere, die ihn und die wichtige Fracht von den Angreifern trennte.
    Mit einem letzten Klicken beendete er seine Arbeit, fuhr das Omni-Tool herunter und stellte sich in aufrechter Haltung und die Hände hinter dem Rücken verschränkt hin. Sein Blick wanderte von Angreifer zu Angreifer, bis er an dem haften blieb, der offensichtlich hier die Befehlsgewalt hatte.
    "Eine beeindruckende Aktion." begann er zu sprechen. "Das muss ich neidlos anerkennen. Wer auch immer sie bezahlt hat, hat sein Geld in fähige Leute investiert."
    Natürlich waren sie gekauft. Kein batarianischer Pirat würde ohne irgendein Incentive einen Transporter wie den ihren angreifen. Da gab es weitaus lohnendere Ziele.
    "Doch ich fürchte, ihr Mühen waren umsonst. Sämtliche Männer, die sie heute getötet haben, waren entbehrlich. Und ich kann Ihnen versichern, dass die Barriere vor Ihnen absolut undurchdringlich ist. Deshalb gebe ich Ihnen eine Chance ihre Männer einzusammeln, sich umzudrehen und zu gehen. Dann vergessen wir, dass dieses Intermezzo je stattgefunden hat."
    Selbstverständlich eine Lüge. Decius Vhan würde eine derartige Kränkung niemals auf sich sitzen lassen. Doch offenbar war das Angebot so oder so überflüssig.
    "Nicht? Nun gut."
    Er reaktivierte das Omni-Tool mit einem Klick und wenige Augenblicke später wurde der Boden vor dem Feld auch bereits unter Strom gesetzt. Schreiend und qualmend gingen die 2 unglücklichen Seelen, die darauf gestanden hatten, zu Boden.
    Ein weiterer Klick und die Geschütztürme fuhren aus der Decke. Brüllend gab der batariansche Anführer Befehle und die Gruppe stob auseinander, hinter die restlichen Kisten in Deckung. Einer von ihnen war zu langsam und wurde von mehreren dutzend Geschossen zersiebt.



    Andor klang angestrengt und wütend. Eine schlechte Kombination bei Batarianern. „Diese ganze Aktion kostet mehr, als sie wert ist. Ich habe ein gutes Dutzend Männer verloren“, sagte der Pirat aufgebracht.
    Bleiben Sie auf das Ziel fokussiert, Colonel“, sprach die Spectre ruhig in den geöffneten Funkkanal. Sie hörte, wie der Batarianer laut in sein Helm-Komm-Link atmete.
    Diese Kisten…
    Gehören Ihnen. Wie weit sind Sie mit dem Herunterladen der Daten? Hat mein Tool funktioniert?
    Hat es“, antwortete der Batarianer. Seeva hatte Andor ein von Pater Lacan entwickeltes Omnitool mit Hacking-Software mitgegeben, das der Pirat an einen der Zugriffspunkte des Hauptsystems anschließen sollte. Dort durchbrach es die lapidare Firewall und sog jetzt Daten.
    Was ist mit dem Typen? Der mit dem automatischen Geschütz?
    Ignorieren Sie ihn. Verladen Sie die Fracht und laden Sie die Daten hoch, sobald Sie wieder auf der Agony sind.
    Okay“, knurrte Andor, offenbar alles andere als zufrieden. Der Turianer hinter der Barriere schützte scheinbar eine sehr wertvolle Fracht. Eine Fracht, die die vielen Toten ausgleichen würde.

    *

    Ununterbrochen trommelten Projektile gegen die in Bernsteinfarben schimmernde Barriere. Batarianer brüllten zornig und entleerten ein Thermomagazin nach dem nächsten.
    Wie sieht es auf?“, rief Andor, der selbst ein paar Schuss aus seiner Revenant abgegeben hatte.
    Nichts. Stabil wie eh und je“, antwortete ein Batarianer, der in einem anderen Leben bei den Kampftechnikern der Hegemonie gewesen war, ehe er seine Uniform gegen das monomolekulare Entermesser eingetauscht hatte. „Ich denke, dass er die Barriere mit der gesamten Schiffsenergie speist. Die Schilde der Auxilium sind unten, der Antrieb deaktiviert, die Geschütze offline – alles verteidigt diesen Punkt.
    Colonel Andor fluchte und feuerte ein paar vergebliche Schüsse auf die Barriere. Dann winkte er seine Männer zum Abzug.

    *

    Sind Sie sicher, Commander?“, fragte der batarianische Schiffskommandant.
    Ja.
    Wir könnten…
    Sparen Sie sich das“, sagte Seeva scharf. „Ausführung!
    Wie Sie wünschen.
    Der Batarianer nickte den Geschütztechnikern zu, die mit angehaltenem Atem zu der kleinen Holo-Asari geschaut hatten. Diese wandte sich zum Fenster, legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und betrachtete, wie zwei große Vierlingsgeschütze ausgerichtet wurden. „Feuer“, sagte Andor. Und so feuerten sie. Die schweren Projektile zerschlugen die ungeschützte Hülle der Auxilium wie ein Stein eine leere Muschelschale. Das Schiff zerbarst in Einzelteile die ihrerseits wiederum explodierten.
    Gut gemacht, Colonel. Schicken Sie mir die Daten“, sagte die Asari. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, beendete sie die Übertragung.
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  12. #32
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    Lange warten musste sie kaum. Gerade als die Sizilianerin aus dem Raum trat, erreichte Leif das Erdgeschoss. Irgendwie so, als wäre rein gar nichts zwischen ihnen passiert. Da war diese Tasche in seiner Hand, das professionelle Lächeln, seine Hand auf seinem Jackett, die eine vermeintliche Falte ausbügelte und dann das Klingeln an der Tür. Der Schwede blieb nur kurz vor seiner Exfreundin stehen, musterte sie, so als haue ihn der Anblick ihrer Erscheinung in diesem Kleid nicht von den Socken. Nur eben genau das tat es. Er presste die Lippen aufeinander, um nicht zu breit zu lächeln, nicht zu offensichtlich zu starren, sie zu taxieren und Gefallen an dem schwarzen Spitzenstoff in Kombination mit ihren Stiefeln zu finden. "Du siehst wirklich gut aus.", versprach er 'nur', ehe er an ihr vorbei trat und die Tür öffnete. Deutlich entspannter, als er es noch vor einer Stunde getan hätte. Sein Blick ging zurück zu Luceija. Er wies mit der Hand nach draußen. "Nach dir."
    Nur milde Skepsis prägte sie. Komplimente noch immer nicht gewohnt, solche wie diese ohnehin nicht, bei denen sie nicht einmal wusste, ob ihr Gegenüber es wirklich ernst meinte oder eine Floskel herauspresste. War es eine Floskel? Sie warf einen kurzen, skeptischen Blick auf ihn, dann die Tür, nochmal zu ihm und griff schließlich die eigene Tasche, bevor sie vor ihm aus der Tür ging und sich noch auf dem Weg nach draußen eine Sonnenbrille auf die Nase setzte. Die Sonne blendete sie bereits, aber das störte sie jetzt wenigstens nicht mehr. Auch nicht, dass Leif ihre Jacke mitnehmen musste weil sie sie versehentlich hängen ließ. Draußen, vor dem Tor, wartete bereits ein Taxi auf sie beide. Irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl wenn sie daran dachte, dass sie nach London fliegen würden. Aber-...nicht alles war daran schlecht. Sie beide wussten das hoffentlich.

    Gar nicht all zu lange später, als sie in einem Shuttle saßen, welches zeitnah am anderen Ende der Erde sein konnte, tat sie was Luceija bereits angekündigt hatte, packte das Makeup aus schminkte sich noch unterwegs. Wer das in einer Club-Toilette konnte beherrschte es in einem halbwegs gut ausgerüsteten Shuttle umso besser. Auch wenn sie sicherlich weit entfernt von einem Profi war. Sie zog sich mit erstaunlich ruhiger Hand zwei Eyeliner-Linien auf das bewegliche Augenlid und warf einem etwas zu neugierig beobachtenden Schweden nur eine angehobene Augenbraue entgegen. "Is' was?", fragte sie.
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  13. #33
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    O'Grady hatte nicht die Eier sich selbst zu zeigen. Das war ein wenig unerwartet, aber keine Möglichkeit die Rose komplett außer Acht gelassen hatte. Dennoch musste er irgendwo in der Nähe sein, selbst moderne Mikrofone hatten Probleme gute Aufnahmen in einem weitem Raum wie in einem Parkdeck aufzunehmen. Außer er war gar nicht an Nishas Antworten interessiert und wollte ihr nur einen kleinen Vortrag über seine Beweggründe halten. Eine mögliche Option, aber sie glaubte nicht daran. Der Ire brauchte Bestätigung.
    "Führen sie einen elektromagnetischen Scan durch und schauen sie ob eines der Skycars aktiv ist. Und verfolgen sie das Signal welches die Lautsprecher ansteuert, mit den Dingern kann man schwerlich eine gesicherte Verbindung herstellen.", funkte sie den Techniker des SRT an. Wenn sie den Aufenthaltsort des Iren lokalisierte würde das vielleicht sogar noch einfacher als wenn er sich persönlich zeigte. Keine Gefahr von Kugeln für Kadam.

    *

    Nisha hörte mit einer gewissen Mischung aus Ärger und Skepsis den Ansagen aus den Lautsprechern zu. Sie kam sich ziemlich doof vor, mit einer Stimme aus dem Off zu reden. Man hatte keine Ahnung in welche Richtung man sprechen sollte. Vermutlich sollte man keine Höflichkeit von einem Serienmörder erwarten.
    "Welchen Nutzen hat der Mord an einem Menschen an und für sich? Vielleicht war Burnham ihnen einfach im Weg auf ihrem Kreuzzug, vielleicht hat es sie geärgert das der Anführer der Villagers nicht mit ihnen zusammen arbeiten wollten. Ich bilde mir nicht ein die Beweggründe eines Mörders zu verstehen. Jeder von denen tickt da ein wenig anders, sie wohl eingeschlossen.", sprach sie in die Leere des Raumes.
    "Was ich jetzt von ihnen habe sind Aussagen, für die sie mir bisher keinen einzigen Beweis geliefert haben und wohl denken das ich sie ihnen einfach aus Dankbarkeit glauben soll. Dachten sie wirklich das mich das überzeugt?", stellte sie kritisch fest.
    "Ich weiß selbst nicht mit welchen Erwartungen ich zu diesem Treffen gegangen bin. Aber vermutlich hätte ich damit rechnen sollen, dass ein Mann der sich hinter einer Maske versteckt, nicht die Courage hat mir persönlich gegenüber zu treten. Wissen sie, die ganze Sache hier. Lautsprecher, Stimmverzerrer. Das hätten sie doch auch alles mit einem Anruf gehabt. Meine Nummer haben sie doch sicher auch herausgefunden, so kompetent wie sie mich gestalkt haben.", stellte sie ablehnend fest.
    "Eigentlich ist meine Anwesenheit so doch vollkommen sinnlos, oder brauchen sie ein Publikum wenn sie reden? Falls das der Grund ist, nehme ich mir am Besten einfach die Freiheit direkt zu gehen. Ich rede nicht gerne mit einem Parkhaus.", erklärte sie dann resigniert und schien tatsächlich Anstalten zu machen aus dem Licht zu gehen.


    Niall O'Grady

    >>Mörder!<<
    Das Wort kam ihm unkontrolliert etwas ungehaltener über die Lippen als die vorherigen.
    >>Mörder machen seit Monaten.....ach was, Jahren diese Station unsicher. Ihren Bezirk, Nisha! Haben Sie und ihre Kollegen es geschafft, die Devil's Tips in irgendeiner signifikanten Art von der Verbrechens-Epidemie zu befreien? Oder auch bloß die Green Meadows? Ich glaube nicht! Und nur weil ich bereit bin weiter zu gehen als Sie bei der Lösung dieses Problems, heißt das noch lange nicht dass ich Polizisten oder Zivilisten, die sich selbst gegen diese Ungerechtigkeit zur Wehr setzen wollen, töten würde.<<
    Im nächsten Moment tat es ihm bereits leid so emotional reagiert zu haben. Es würde seine Glaubwürdigkeit sicherlich nicht gerade stärken.
    >>Ich bitte Sie darum, mir eine Chance zu geben Ihnen die Beweise liefern zu können! Bevor diese Hetzjagd zu weit geht. <<
    Sicherlich fragte Sie sich gerade, wie er sich vorstellte heute davonzukommen.
    Sie machte ihrem Unmut darüber Luft, dass er nicht vor ihr stand und Niall musste ein wenig in sich hineinlachen. Die Inderin war in jedem Fall nicht auf den Mund gefallen. Und in gewisser Weise hatte sie auch Recht. Aber eben auch nicht vollständig.
    >>Sie hierher zu bringen hatte primär den Zweck zu sehen, wie zugänglich Sie für meine Argumente sind. Dass Sie überhaupt aufgetaucht sind, gibt mir zumindest ein wenig Hoffnung. Sie hätten mich auch einfach komplett ignorieren können. Aber bevor ich ihrer Aufforderung nachkomme, möchte ich Sie zunächst einmal fragen, welche Garantie ich hätte unbeschadet wieder abzuziehen. Von Ihnen.......oder von wem auch immer. Sind Sie denn alleine hier, Nisha?<<


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    Ich verstehe Ihre Skepsis, Mister Vhan“, log Caine, denn in Wirklichkeit dachte der Journalist, dass jemandem, der so freimütig die Verbrechen gestand, derer er beschuldigt wurde, egal sein müsste, woher die Beweise für eben jene Taten stammten.
    Meine Quelle war sehr deutlich um Anonymität bemüht. Das habe ich leider häufiger. Wirtschaftsvertreter, Aktionisten, hochrangige Militärs – manchmal läuft die Informationsweitergabe ab wie bei einem Geheimdienst, schätze ich mal.“ Er lächelte höflich und tippte mit dem Ende seines Stiftes auf seinen Block. Er hätte es vorgezogen mit offenen Karten zu spielen. Anonyme Quellen neigten dazu im Verdacht des Diskreditierens zu stehen.
    Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich jede einzelne Quelle und Information immer sehr genau verifiziere. Genau genommen tue ich das in diesem Augenblick. Sehen Sie: Ich bekomme eine Information von Person A, die Person B betrifft. Person B ist dafür im Zweifel die beste Zweitquelle.“ Caine machte eine Geste, die man häufig bei Leuten sah, die zur eigenen Zufriedenheit ein Rätsel gelöst hatten.
    Um meine Antwort auf Ihre Frage hin abzurunden: Ich komme mit dieser Information auf Sie zu, weil Sie mir erst in jüngerer Vergangenheit offengelegt wurde. Ich möchte nicht bescheiden wirken, aber ich habe kein Interesse an einer schnell verfassten, reißerischen Schlagzeile, ohne nicht die ganze Wahrheit gehört zu haben. Jetzt allerdings…“ Der Journalist wog die nächsten Worte ab, ehe er sprach. „Angesichts Ihrer Bereitschaft gehe ich davon aus, dass dies ein offizielles Gespräch ist. Mir ist jetzt klar, dass meine Quelle die Wahrheit berichtete. Von daher werde ich diesen Artikel schreiben – nicht reißerisch, aber ehrlich.“ Caines eisblaue Augen richteten sich auf die Beyo Vhans.
    Ich hoffe, dass Ihnen das klar ist, Mister Vhan.


    Beyo Vhan

    "Mnh."
    Natürlich verstand er, dass er seine Quellen lieber nicht offenlegen wollte. Auch wenn es ihn ehrlich interessierte.
    "Selbstverständlich ist mir das klar. Das ist immerhin ihr Job. Aber auch wenn man die Fakten hat, und ich wie gesagt nichts beschönigen will, so sollten Sie trotzdem im Hinterkopf behalten woher die Fakten kommen. Denn jeder hat seine Sichtweisen auf sie und vielleicht auch das Interesse, sie zu verzerren oder subjektiv darzustellen."
    Er nahm sich davon nicht aus. Denn auch wenn er gestehen wollte, so war da sicherlich noch ein kleiner Teil von ihm, der sich einredete dass er all das gar nicht so gewollt hatte. Auch wenn er sich wünschte, es wäre anders.
    "Haben Sie noch mehr Fragen?"

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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    Andor klang angestrengt und wütend. Eine schlechte Kombination bei Batarianern. „Diese ganze Aktion kostet mehr, als sie wert ist. Ich habe ein gutes Dutzend Männer verloren“, sagte der Pirat aufgebracht.
    Bleiben Sie auf das Ziel fokussiert, Colonel“, sprach die Spectre ruhig in den geöffneten Funkkanal. Sie hörte, wie der Batarianer laut in sein Helm-Komm-Link atmete.
    Diese Kisten…
    Gehören Ihnen. Wie weit sind Sie mit dem Herunterladen der Daten? Hat mein Tool funktioniert?
    Hat es“, antwortete der Batarianer. Seeva hatte Andor ein von Pater Lacan entwickeltes Omnitool mit Hacking-Software mitgegeben, das der Pirat an einen der Zugriffspunkte des Hauptsystems anschließen sollte. Dort durchbrach es die lapidare Firewall und sog jetzt Daten.
    Was ist mit dem Typen? Der mit dem automatischen Geschütz?
    Ignorieren Sie ihn. Verladen Sie die Fracht und laden Sie die Daten hoch, sobald Sie wieder auf der Agony sind.
    Okay“, knurrte Andor, offenbar alles andere als zufrieden. Der Turianer hinter der Barriere schützte scheinbar eine sehr wertvolle Fracht. Eine Fracht, die die vielen Toten ausgleichen würde.

    *

    Ununterbrochen trommelten Projektile gegen die in Bernsteinfarben schimmernde Barriere. Batarianer brüllten zornig und entleerten ein Thermomagazin nach dem nächsten.
    Wie sieht es auf?“, rief Andor, der selbst ein paar Schuss aus seiner Revenant abgegeben hatte.
    Nichts. Stabil wie eh und je“, antwortete ein Batarianer, der in einem anderen Leben bei den Kampftechnikern der Hegemonie gewesen war, ehe er seine Uniform gegen das monomolekulare Entermesser eingetauscht hatte. „Ich denke, dass er die Barriere mit der gesamten Schiffsenergie speist. Die Schilde der Auxilium sind unten, der Antrieb deaktiviert, die Geschütze offline – alles verteidigt diesen Punkt.
    Colonel Andor fluchte und feuerte ein paar vergebliche Schüsse auf die Barriere. Dann winkte er seine Männer zum Abzug.

    *

    Sind Sie sicher, Commander?“, fragte der batarianische Schiffskommandant.
    Ja.
    Wir könnten…
    Sparen Sie sich das“, sagte Seeva scharf. „Ausführung!
    Wie Sie wünschen.
    Der Batarianer nickte den Geschütztechnikern zu, die mit angehaltenem Atem zu der kleinen Holo-Asari geschaut hatten. Diese wandte sich zum Fenster, legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und betrachtete, wie zwei große Vierlingsgeschütze ausgerichtet wurden. „Feuer“, sagte Andor. Und so feuerten sie. Die schweren Projektile zerschlugen die ungeschützte Hülle der Auxilium wie ein Stein eine leere Muschelschale. Das Schiff zerbarst in Einzelteile die ihrerseits wiederum explodierten.
    Gut gemacht, Colonel. Schicken Sie mir die Daten“, sagte die Asari. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, beendete sie die Übertragung.


    Decius Vhan

    "Was erzählen Sie mir da, Vorix?"
    Mit zusammengekniffenen Augen sah Decius auf die Übertragung seines Omni-Tools. "Wie konnte das passieren? Wie konnten Sie das zulassen? Unser Zeitplan war genauestens abgestimmt!"
    "Es tut mir Leid Vhan, ich - keine Ahnung - aufspüren - "
    Die Übertragung wurde für einige Momente unschärfer.
    "Alarm. Rumpfzustand kritisch. Ausfall der kritischen Systeme in 3 Minuten."
    So laut tönte die Stimme des Bordcomputers, dass er selbst durch die gestörte Übertragung alles verstand.
    "- getan was ich konnte - die Kisten mit den Chemikalien, den Brennstoffen und dem Baumaterial für die - haben Sie nicht bekommen - aber - "
    "Aber was?"
    "Die halbe Waffenlieferung! Und - nur unvoll - aber - "
    Die Explosionen im Hintergrund wurden immer zahlreicher.
    "Rumpfintegrität beeinträchtigt. Sofort evakuieren."
    "Sie haben die Alpha-Omega-Formel aus dem System geladen!"
    "Was?"
    "Irgendein Programm - Defensive umgangen - aber ich konnte - löschen"
    "Rumpfintegrität beschädigt. Systemausfall wahrscheinlich."
    Der grünliche Turianer tippte verzweifelt auf seinem Omni-Tool herum und versuchte sichtlich mit allen Mitteln die Verbindung zu verbessern. Tatsächlich klarte das Bild trotz sämtlicher Interferenzen ein weiteres Mal auf.
    "Sie haben nur knappe 47% herunterladen können! Den Großteil von Alpha, aber nichts von Omega! Unter Umständen könnte das reichen um ein Antitoxin zu synthetisieren, aber es wird dauern, und wir könnten die Formel derweil anpassen - "
    Eine weitere Explosion erschütterte die Übertragung und riss Vorix zu Boden.
    "Irgendetwas, das uns alle impliziert?"
    "Nein Sir - haben es gemacht wie Sie es uns gesagt -
    Decius biss die Zähne zusammen. Das hatte er nicht vorausgesehen. Es war kein Totalschaden.....doch es war massiver Rückschlag. Einer, mit dem er so schnell nicht gerechnet hatte. Der Feind war findiger als gedacht.
    "Ausfall der kritischen Systeme in 10......9......8....."
    "Es tut mir Leid, dass ich nicht besser für unsere Sache eintreten konnte, Sir."
    Mit aller Kraft richtete Vorix sich wieder auf die Beine, salutierte und ballte dann die linke Faust auf der Höhe seines Herzens.
    "Quod puritas."
    "Quod puritas."
    Die Verbindung brach endgültig ab. Der alte Turianer schloss die Augen und presste die Kieferhälften so feste zusammen, dass es wehtat. Eine unbändige Wut versuchte die Kontrolle über seinen Körper zu übernehmen. Seine Klauen gruben sich in das Metall seines Tisches und er spürte, wie es unter seinem Griff nachgab und sich verbog.
    Sie hatten jemand der ihren verloren. Einen Bruder und Mitstreiter. Und nicht bloß das. Ihr gesamter Plan und alles, wofür sie so lange gekämpft hatten, war ernsthaft in Gefahr. Ein riesiger Haufen Credits, ein Raub der Flammen. Sie mussten für Ersatz sorgen und zwar schnell.
    Innerlich etwas abgekühlt sammelte der alte Turianer sich wieder und dachte nach. Und tatsächlich kam ihm der rettende Einfall.....

    Malonigrus Petalin

    "Hier!"
    Lachend warf der Hüne dem im Dreck Kriechenden seine Pistole hin. "Das ist der Deal. Du hast eine Chance mich zu erwischen! Ansonsten erwischt es dich....."
    Wie ein Verdurstender nach einem Glas Wasser greifend angelte der Mensch nach der Waffe, versuchte zu zielen, doch bevor er auch nur den Finger am Abzug bewegen konnte flog die Pistole auch bereits wieder im hohen Bogen durch die Luft.
    "Ich gewinne!"
    Mit einem hässlichen Geräusch krachte die Faust des dunklen Turianers auf den zerbrechlichen Schädel und er spürte, wie der Knorpel splitterte.
    Immer noch im Blutrausch lachend spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
    "....."
    "Jaja, schon gut."
    Vhan's Assistentin Denaya war wirklich die geborene Spielverderberin. Ununterbrochen hatte sie ihn im Auge. Und hatte immer noch kein einziges Wort gesprochen. "Gut sieht sie ja aus....."
    Wäre sie nicht die, die sie war, hätte er sich schon längst auf seine Weise mit ihr vergnügt. Aber so schnell wollte er dann doch nicht sterben. Nicht, wenn es weitere Schädel einzuschlagen gab.
    Sie waren hier fertig. Also war es Zeit, zum Unterschlupf zurückzukehren. Petalin wollte gerade in das Skycar einsteigen, als sein Kommunikator plötzlich klingelte.
    "Boss, Sie? Wir sind gerade fertig mit - " "Seien Sie still und hören Sie zu Petalin! Wir haben ein Problem. Der Transport zur Erde wurde abgefangen. Vorix ist tot! Wir haben ein riesiges Geldproblem und müssen die Spendengala vorverlegen. Allerdings brauchen wir.....sagen wir einen kleinen Anreiz um das Mitleid der Leute etwas zu verstärken. Sie sind noch in den Meadows, ja?" "Sind wir!" "Nichts erregt mehr Mitleid bei diesen naiven Galaxieverbesserern als eine gute Tragödie. Ich schicke Ihnen anbei drei Ziele. Stecken Sie sie in Brand."
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  14. #34
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    Nur milde Skepsis prägte sie. Komplimente noch immer nicht gewohnt, solche wie diese ohnehin nicht, bei denen sie nicht einmal wusste, ob ihr Gegenüber es wirklich ernst meinte oder eine Floskel herauspresste. War es eine Floskel? Sie warf einen kurzen, skeptischen Blick auf ihn, dann die Tür, nochmal zu ihm und griff schließlich die eigene Tasche, bevor sie vor ihm aus der Tür ging und sich noch auf dem Weg nach draußen eine Sonnenbrille auf die Nase setzte. Die Sonne blendete sie bereits, aber das störte sie jetzt wenigstens nicht mehr. Auch nicht, dass Leif ihre Jacke mitnehmen musste weil sie sie versehentlich hängen ließ. Draußen, vor dem Tor, wartete bereits ein Taxi auf sie beide. Irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl wenn sie daran dachte, dass sie nach London fliegen würden. Aber-...nicht alles war daran schlecht. Sie beide wussten das hoffentlich.

    Gar nicht all zu lange später, als sie in einem Shuttle saßen, welches zeitnah am anderen Ende der Erde sein konnte, tat sie was Luceija bereits angekündigt hatte, packte das Makeup aus schminkte sich noch unterwegs. Wer das in einer Club-Toilette konnte beherrschte es in einem halbwegs gut ausgerüsteten Shuttle umso besser. Auch wenn sie sicherlich weit entfernt von einem Profi war. Sie zog sich mit erstaunlich ruhiger Hand zwei Eyeliner-Linien auf das bewegliche Augenlid und warf einem etwas zu neugierig beobachtenden Schweden nur eine angehobene Augenbraue entgegen. "Is' was?", fragte sie.


    Es war nicht nur so, dass Leif nichts besseres zu tun hatte, als ihr zuzusehen, er war auch verdammt interessiert an diesem Treiben. Für gewöhnlich waren sie sich entweder deutlich näher oder waren schlicht nicht in einer so ruhigen Situation zusammen. "Nein, alles in Ordnung.", versicherte er der Sizilianerin heiter. Er, tief in seinen Sitz gesunken, während er den Blick weiterhin auf Luceija richtete. Es war irgendwie schon aufdringlich, wie er sie ansah, dabei verriet sein Blick seine Gefühle ihr gegenüber. Es war offensichtlicher als gewöhnlich. "An dir ist sicher ne gute Chirurgin verloren gegangen.", war er sich sicher. Nickte und deutete damit gen ihrer ausführenden Hand. "Ziemlich ruhige Hände."
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  15. #35
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    Es war nicht nur so, dass Leif nichts besseres zu tun hatte, als ihr zuzusehen, er war auch verdammt interessiert an diesem Treiben. Für gewöhnlich waren sie sich entweder deutlich näher oder waren schlicht nicht in einer so ruhigen Situation zusammen. "Nein, alles in Ordnung.", versicherte er der Sizilianerin heiter. Er, tief in seinen Sitz gesunken, während er den Blick weiterhin auf Luceija richtete. Es war irgendwie schon aufdringlich, wie er sie ansah, dabei verriet sein Blick seine Gefühle ihr gegenüber. Es war offensichtlicher als gewöhnlich. "An dir ist sicher ne gute Chirurgin verloren gegangen.", war er sich sicher. Nickte und deutete damit gen ihrer ausführenden Hand. "Ziemlich ruhige Hände."


    "Nein, alles in Ordnung.", hörte sie das Lächeln regelrecht aus dem Ton seiner Stimme. "Oh, na dann ist ja gut.", warf sie mit höllischem Sarkasmus zurück und senkte die Braue nur ein bisschen ab um den Lidstrich zu überprüfen, den sie eben gezogen hatte. Doch selbst wenn er nicht gesessen hätte, sie mochte es, wenn es schmierte, wenn es alles andere als perfekt wurde, sie diesen abgefuckten Grunge-Style wie ein Schild vor sich hertrug und jedem klar machte, wie wenig sie in eine Perfektion fallen wollte. Hatte es gemocht. Tat es vermutlich noch immer, aber fand sich immer mehr damit konfrontiert, dass sie glaubte es nicht mögen zu dürfen. In eine Box passen musste die man Labeln konnte, wenn es bedeutete, damit zu überleben. Oder zumindest das Leben zu führen, dass andere einem wünschten oder angedeihen ließen.
    "An dir ist sicher ne gute Chirurgin verloren gegangen." und das folgende "Ziemlich ruhige Hände." brachten sie sichtlich aus dem Konzept, ließen sie schwer schlucken aber sofort so keuchen, als wolle sie Lachen, konnte gerade aber nicht. "Bring' mich nicht zum Lachen, sonst wird das noch 'ne EKG-Linie.", warnte sie ihn. Sie brezelte sich sichtlich auf, aber konnte mit den beispiellosen Fähigkeiten in diesem Bereich, die ihre Schwägerin aufwies und eine Perfektion der Unschuld vor Gericht aus ihr schuf, nicht mithalten. Und in etwa so verhielt es sich auch mit Leifs Fähigkeiten als Chirurg und ihr, die er als Beispiel heranzog Fähigkeiten für den selben Berufsweg zu zeigen. Es-..ja, es WAR ein Kompliment. Und verdammt, sie schätzte es. Aber das konnte sie ihm nicht geben. Oder zeigen. Für sie war das blanke Utopie. Hirngespinste. Nein, es machte sie sogar wütend, dass er glaubte, dass sie das Potenzial dazu hätte, denn sie sah es 'pessimistisch-realistisch'. Glaubte nicht an ein Ziel, hochgesteckt bis in den gefühlten Himmel. Und überhaupt, fantasierte er sich da nicht was zusammen? Was glaubte er, was das aus ihnen machte? Ein dekoriertes Ärzte-Ehepaar? War das sein verdammter Traum? Sie vielleicht doch nie gut genug wenn sie sich nicht auf eine Stufe mit hm stellen konnte?
    "...nicht in diesem Leben.", seufzte sie tief und mit der gedämpften Frustration. "Du bist verdammt gut drin zu verdrängen wie meine Hände nur ne Sekunde vor der Spritze die ich kurz vor der Abreise gedrückt hab noch gezittert haben.". Wenigstens ein kleines bisschen mussten sich hierauf ihre Mundwinkel heben.
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  16. #36
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Hmmm...", kommentierte er zuerst bloß. Sah weiterhin aufmerksam zu und beantwortete ihr unterdrücktes Lachen mit einem halbseitigen Grinsen. Er sah sie so unglaublich gern so. Und leider viel zu selten. "Ich würde dir ja anbieten, dass du dich mal in eine meiner Vorlesungen setzt, aber wir wissen beide, du bekämst die Augen gar nicht von mir.", behauptete er hinter offensichtlich gespielter Arroganz und winkte ab. "Andererseits solltest du mich demnächst mal diesen-...Strich da proben lassen. Ist sicher noch schwerer als er aussieht...irre.
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  17. #37
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    "Ist dir nicht kalt?"
    "Ha! Ich habe drei Jahre in Alaska gelebt, du glaubst doch nicht, dass mir das bisschen Wind jetzt noch was ausmachen kann."
    Rebecca war erstaunt, wie ungerührt Amaia in ihrer kurzen Kleidung zurechtkam. Klar, es war eigentlich immer noch ein schöner Sommertag, doch die Temperaturen waren schon seit zwei Tagen auf einem Tief und hinzu kam ein überraschend kühler Wind aus dem Südwesten. Sobald die Sonne hinter einem Wolkenfeld verschwand, konnte es schnell passieren, dass man ins schlottern geriet. Zumindest ging es ihr so.
    "Alaska klingt echt schrecklich", sagte Rebecca und schüttelte sich bei dem Gedanken an meterhohen Schnee, gefrorene Seen und einem eisigen Wind, der einem ins Gesicht peitschte.
    "Ach, so schlimm ist es auch nicht", grinste Amaia. "Es ist ja nur draußen kalt, wir machen's uns einfach drinnen schön gemütlich, dann ist das halb so wild. Wobei mein Opa immer Horrorgeschichten erzählt, dass die früher nicht einmal eine Heizung in ihren Wohnungen hatten und dann mit einer Wolldecke vorm Kamin gehockt haben."
    "Glaube ich sofort!" Rebecca war selbst noch nie in Alaska gewesen, doch Amaia hatte ihr Bilder von der kleinen Stadt geschickt, wo sie mit ihren Großeltern lebte und viele Gebäude dort sahen sowohl von außen und auch von innen offenbar aus, als wären sie Jahrhunderte alt.
    "Habe ich dir eigentlich schon von diesem Prep-Spinner erzählt?"
    Ihr Kopfschütteln, um die Frage zu verneinen, ging in ein unkontrolliertes Zucken über. "Hey! Wieso, was ist passiert?"
    "Ach, bei uns stand letzte Woche plötzlich so ein älterer Typ vorm Haus, der offenbar im Ort von Tür zu Tür geht und die Leute vor einer Alien-Invasion warnen will. Der hat mir sogar erzählt, er hat einen Bunker in seinem Garten, wo er Vorräte und Waffen hortet."
    "Was, echt?"
    "Ja, schon irgendwie verrückt, nicht?", lachte Amaia. "Kleiner Tipp: wenn so ein Idiot vor dir steht, gar nicht erst mit dem diskutieren, einfach die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich war zuerst so verwirrt, dass ich gefragt habe, welche Aliens uns angreifen wollen und der dann nur 'Alle!'"
    "Glaubt der etwa, dass die Hanar mit einer Armee zu uns auf die Erde kommen?"
    "Ich sag ja, war ein ziemlicher Spinner."
    "Buuieeehh! Jaah...wobei...ich habe neulich einen Turianer hier in Tauranga gesehen!" Rebecca erzählte ihr von dem außerirdischen Besucher, der vor drei Tagen im Tauranga Gesundheitszentrum aufgetaucht war.
    "Garantiert ein Spion der Echsen, um unsere Schwachstellen zu finden!", scherzte Amaia.
    "Vielleicht versuchen die möglichst viel über den menschlichen Körper herauszufinden, um Biowaffen einzusetzen!"
    "Oh scheiße, Rebecca, du bist ein Genie! Die machen gemeinsame Sache mit den Salarianern, um uns wie diese Kroganer zu sterilisieren!"

    Die beiden Frauen sponnen einige haarsträubende Theorien über Alienverschwörungen, um die Menschheit auszulöschen und lachten bei dem Gedanken daran, dass es wirklich Leute gab, die fest davon überzeugt waren.
    Gemütlich schlenderten sie den Strand entlang und freuten sich über das unbeschwerte Gespräch, das sie führen konnten. Die großen Hotels, deren Strände meist gut mit Touristen und Einheimischen gleichermaßen gefüllt waren, befanden sich alle auf der Westseite Taurangas. So weit im Osten der Stadt war am Ufer selten viel los und das unstete Wetter sorgte zusätzlich dafür, dass sie sich weitgehend ungestört fühlten. Abseits von gelegentlichen Spaziergängern hatten sie den Strand für sich. Das ferne Summen der Stadt war über dem sanften Rauschen der Wellen kaum noch zu hören.
    Es war schon viel zu lange her, dass sie beide etwas gemeinsam unternommen macht hatten. Vor knapp drei Jahren, gerade als sie ihren Schulabschluss hinter sich gebracht hatten, hatte Amaia Neuseeland verlassen, um bei ihren Großeltern in Alaska zu leben. Klar, es war nicht schwer über das Extranet in Kontakt zu bleiben, doch keine Nachricht und kein Video-Call kam dem tatsächlichen Zusammensein auch nur im Entferntesten gleich.
    Erst jetzt spürte Rebecca so richtig, wie schlimm ihr die Isolation der vergangenen Wochen zugesetzt hatte. Sie war so daran gewöhnt, regelmäßig Freunde zu sehen, dass es unbeschreiblich frustrierend war, plötzlich jeden Tag alleine zu verbringen. Zwar sah sie natürlich noch ihre Eltern, doch Zeit mit ihrem Vater oder ihrer Mutter zu verbringen war nicht das Gleiche, wie mit Amaia.
    "Warum bist du eigentlich nach Tauranga zurückgekommen?", wollte Rebecca schließlich von ihrer Freundin wissen. "Und wie lange willst du bleiben?"
    Amaia seufzte und schaute zu Boden. "Als du geschrieben hattest, wie du...naja...in Wellington zusammengebrochen bist und die Operation hattest und das alles, da wollte ich so schnell wie möglich kommen! Aber ich habe nicht frei gekriegt, du weißt ja, meine Chefin ist ein richtiges Miststück." Ja, Rebecca wusste es ganz gut. Amaia hatte einen Aushilfsjob in einer lokalen Buchhandlung in Fairbanks, wo noch echte Bücher die Regale füllten und ihre Freundin hatte ihr mehr als einmal von der Leiterin des Ladens und ihrem unmöglichen Verhalten gegenüber ihren Angestellten gesprochen.
    "Und jetzt hast du Urlaub?"
    "Nein, jetzt habe ich gekündigt", erwiderte Amaia mit einem hinterlistigen Lächeln. "Die kann mich jetzt mal!"
    "Verräter! Alle Verräter an die Wand!", rief Rebecca mit verrenktem Hals. "Tut mir leid...!"
    "Du brauchst dich nicht entschuldigen, Becky. Ich kenne deine Tics doch. Also, erzähl mal..." Amaia verlangsamte ihre Schritte und blickte ihre Freundin aufmerksam an. "Wie geht's dir?"
    "Ach...geht schon..."
    "Rebecca!"
    Ertappt wich sie Amaias Blick aus. Natürlich durchschaute ihre beste Freundin ihre dahergeredete Anwort. Amaia war wohl die einzige Person außerhalb von Rebeccas eigener Familie, die wirklich von ihrem Tourette wusste. Schon als Rebecca die ersten Tics gehabt hatte, noch bevor die Krankheit offiziell diagnostiziert worden war, war Amaia immer auf ihrer Seite gewesen, selbst als die anderen Kinder in der Schule Rebecca als verrückt abgestempelt hatten. Amaia wusste genau, was ihre Freundin mit ihrer Krankheit jeden Tag durchmachte. Es hatte keinen Zweck, irgendetwas vor ihr verheimlichen zu wollen.
    "Ich weiß nicht so richtig", murmelte Rebecca wie um Zeit zu gewinnen und blieb stehen. "Alles ist irgendwie wieder anders. Es ist sogar noch schlimmer, als damals vor der Diagnose. Es fühlt sich so an...als ob ein Puppenspieler plötzlich meinen Körper übernimmt und damit macht, was er will. Ich kann teilweise nicht einmal aufs Klo gehen, ohne Angst haben zu müssen, mich zu verletzen. Egal was ich mache, es kommt mir einfach...falsch vor. Weißt du...wie als ob du morgens aufstehst und nicht bemerkst, dass du dein T-Shirt falsch herum anziehst..."
    "Und dann den ganzen Tag damit herumläufst und das Gefühl hast 'Irgendwas stimmt hier nicht', ohne zu wissen, was es ist", vervollständigte Amaia den ungewöhnlichen Vergleich mit einem schiefen Grinsen. "Jep...kann ich mir gut vorstellen."
    "Ja, so ungefähr...ich muss jeden Moment Angst haben, dass ich irgendetwas Schlimmes mache...oder sage."
    "Aber so heftig ist es doch gar nicht, oder? So oft hast du doch jetzt gar nicht getict."
    Rebeccas Antwort war ein Schnauben. Ja, es stimmte, während ihres ganzen Spaziergangs hatte bislang Rebecca kaum Tics gehabt und die, die sie hatte, waren recht unauffällig. Ein Kopfzucken, ein einsilbiger Ausruf, ein kleiner Hüpfer beim Gehen. "Manchmal hab ich ganz gute Tage. Aber die sind eigentlich die Ausnahme", erklärte sie. "Die meiste Zeit bin ich pures Chaos." Sie hielt ihre rechte Hand in Amaias Richtung und zeigte ihr die Handrückseite.
    "Oh, scheiße...!" Ihre Augen weiteten sich leicht. Behutsam nahm ihre Freundin Rebeccas Hand in ihre und besah sie sich genau. Die Knöchel waren aufgeplatzt und die Haut hatte sich dunkelrot bis violett verfärbt. Das Gewebe darunter war offenbar stark angeschwollen. "Tut es sehr weh?"
    "Es geht eigentlich...ist glaube ich auch nichts gebrochen, ich kann die Hand noch ganz gut bewegen..."
    "Wie ist das passiert?"
    Rebecca seufzte. "Ich habe seit einigen Tagen einen Tic...wenn ich im Bett liege, schlage ich andauernd feste gegen die Wand. Zum Glück nicht, wenn ich mich zum Schlafen lege, dann geht's. Aber ansonsten...naja..." Den Satz beendete sie mit einem leichten Schütteln ihrer lädierten Hand. "Dad hat schon gemeint, wir sollten das Bett für eine Weile in die Mitte des Raums stellen und ich habe übermorgen wieder einen Termin im Krankenhaus, dann lass ich mir die Hand nochmal anschauen..."
    "Oh, Mann..." Amaia schüttelte langsam den Kopf. "Es tut mir so leid, dass dir das passiert...das mit den Implantaten meine ich...ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sowas überhaupt möglich ist. Vor allem verstehe ich nicht, wieso es denn noch keine anderen Therapien für dein Tourette gib, das kann doch gar nicht sein!"
    "Jaah..." Was ihre Freundin ansprach war genau das, was Rebecca seit Wochen umtrieb und sie keine Ruhe finden ließ. Doch Amaias Entrüstung über diese merkwürdige Realität war trotzdem das Schönste, was sie seit Langem über ihre Krankheit gehört hatte. "Hey, immerhin musst du jetzt zusammen mit mir leiden, solange du hier bist!", scherzte sie mit einem schwachen Grinsen. "Du kannst das volle Programm hautnah miterleben, vielleicht haue ich dir sogar eine rein!"
    "Solche Tics hast du?"

    "Nein, aber wer weiß, was passiert, wenn du mich ärgerst..."

    Das Gelächter der beiden Frauen ging ein wenig in einer heftigen Windböe unter, die ihnen die Haare durchs Gesicht fegte. Die Sonne verschwand wieder hinter einem dichten Wolkenfeld und augenblicklich wurde das Land in ein tristes Grau getaucht.
    "Wie lange hast du vor zu bleiben?", fragte Rebecca.
    Ihre Frage mochte harmlos sein, doch sie sah in Amaias Augen sofort eine Reaktion. Ihre Freundin verzog den Mund und richtete den Blick in Richtung der Wolken. "Weiß ich noch nicht. Vielleicht ein paar Tage, vielleicht länger. Keine Ahnung." Sie holte tief Luft und es schien sie einiges an Überwindung zu kosten, weiter zu sprechen. "Ich...ähm...ich wohne im Moment wieder bei meiner Mom." Schlagartig schienen die Temperaturen weiter zu fallen.
    "Oh...hm...wie...wie geht's ihr?"
    Auf ihre Frage folgte zunächst nur Schweigen, als ihre Freundin den Blick in Richtung Meer schweifen ließ. Rebecca rechnete nicht mit einer Antwort und sie wollte das Thema auch nicht weiter auswälzen.
    Doch dann lachte Amaia freudlos auf. "Es ist eigentlich noch alles wie immer! Ich hatte echt gedacht...ach, keine Ahnung, was ich gedacht hatte. Weißt du, meine Mom hat mich drei Jahre lang nicht mehr gesehen und alles, was sie gesagt hat, als ich gestern Abend nachhause gekommen bin, war 'Oh, du bist ja auch wieder da...'" Ihre Stimme, die mit jedem Wort brüchiger wurde, war gefüllt von Bitterkeit. "Letzte Woche hatte sie mir noch geschrieben, sie würde sich freuen, wenn ich zurückkomme, aber kaum stehe ich vor ihr...nichts! Nicht mal ein 'Wie geht's dir?' oder 'Schön, dass du da bist'."
    Rebecca wusste genug über Amaias Familie, um bei diesen Worten einen dicken Kloß im Hals zu bekommen. Wusste um das schwierige Verhältnis, dass Amaias Mutter mit ihren Kindern hatte und um den furchtbaren Einfluss ihres neuen Freundes, wusste um die täglichen lautstarken Auseinandersetzungen und die Alkoholprobleme. Wusste, dass Amaias kleiner Bruder und ihre ältere Schwester beide der leiblichen Mutter endgültig den Rücken gekehrt hatten und nur Amaia noch verzweifelt an ihr festhielt. Und vor allem wusste sie, dass sie nichts sagen konnte, das irgendetwas daran ändern würde.
    Stattdessen trat sie auf ihre beste Freundin zu und nahm sie in den Arm. Rebecca spürte, wie Amaia sich gegen sie lehnte und sich halten ließ. Eine Weile verharrten sie so, bis schließlich eine weitere kühle Böe über den Strand fegte.
    "Becky...können wir wieder zurück?", fragte Amaia mit hohler Stimme. "Mir...ähm...mir wird doch ein wenig kalt hier."


    Den Weg über den Strand zurück zum Haus von Rebeccas Eltern verbrachten die beiden Frauen im Stillen, wenn man von Rebeccas gelegentlichen Tics absah.
    Sie war sehr froh, dass sie sich etwas wärmer angezogen hatte, denn der Wind blies ihnen nun besonders gnadenlos entgegen. Die Luft selbst war zwar eigentlich immer noch warm, doch der frische Zug ließ sie dennoch frösteln. Und nicht nur das Wetter war unterkühlt.
    Alle beide gingen ihren eigenen Gedanken nach und die überschwängliche Freude über ihr Wiedersehen hatte einen Dämpfer erhalten. Am liebsten hätte Rebecca weiter mit ihrer besten Freundin herumgealbert und gelacht, doch ihr war sehr genau klar, wie schwierig es Amaia fallen musste, überhaupt die Kraft aufzubringen, um hier bei ihr zu sein, während ihre eigene Familie ein furchtbarer Scherbenhaufen war. Natürlich stand es nicht in Rebeccas Macht irgendetwas an der Familie ihrer Freundin zu ändern, so sehr sie es sich auch wünschte.
    Irgendwie kam es Rebecca mit einem Mal ein wenig jämmerlich vor, wie sie sich über ihr Tourette beschwerte, wo Amaia es aus ihrer Sicht doch so viel schwerer hatte. Immerhin hatte Rebecca noch ihre Familie, die hinter ihr stand und sie unterstützte. Amaia hingegen musste sich zuhause mit einer gleichgültigen Mutter und einem widerlichen Stiefvater herumschlagen. Insgeheim bewunderte sie ihre Freundin dafür, dass sie noch immer an ihrer Familie festhielt und sie nicht hinter sich ließ. Aber ihr war auch klar, was es Amaia abverlangte.
    Also gab sie ihr die Zeit, sich wieder ein wenig zu sammeln.
    Nach einer Weile, sie waren fast wieder auf Höhe des Hauses von Rebeccas Eltern, blieb Amaia stehen und schaute wieder auf das Meer hinaus. "Ich bin echt froh, wieder hier zu sein", stellte sie mit dem Anflug eines Lächelns fest. "Trotz der ganzen Scheiße zuhause..."
    Rebecca wollte eigentlich etwas sagen, doch sie schüttelte nur heftig mit dem Kopf. "Fuck off!"
    "Es ist ansonsten einfach viel zu schön hier", fuhr Amaia fort.
    "In Alaska habt ihr ja auch keine Strände wie hier."
    "Das wird dich wahrscheinlich überraschen, aber in Alaska gibt es nicht nur Schnee und Eis. Es gibt auch ein paar echt hübsche Strände."
    "Aber die sind ohne mich!", hielt Rebecca dagegen und ein Tic brachte sie dazu, den Rücken durchzudrücken und ihre Arme weit von sich zu strecken, als wolle sie für ein Urlaubsfoto posieren.
    "Ja, stimmt", schnaubte Amaia belustigt. "Mit dir ist es natürlich noch viel schöner..." Schnell kehrte der Ernst in ihr Gesicht zurück und sie seufzte schwer.
    "Mai?", begann Rebecca nach einer Weile behutsam. "Du weißt, dass du im Zweifel immer bei uns wohnen kannst!"
    Ihre Freundin lachte kurz auf. "Dein Dad hat mir das auch schon angeboten. Und das ist echt toll von euch, wirklich! Aber ich will es mit Mom zumindest versuchen. Ich meine...sie ist meine Mom! Vielleicht hilft es ihr ja, wenn ich nicht den ganzen Tag bei ihr zuhause bin, ihr ein bisschen Platz lasse. Ich glaube, wir müssen uns erst einmal wieder ein bisschen aneinander gewöhnen. Immerhin haben wir uns ja seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen und...jaah...mal schauen." Sie bemühte sich, ein Lächeln aufzusetzen, doch es war eher eine schiefen Grimasse. Wieder folgte ein beklommenes Schweigen.
    "Hey, weißt du was, wir haben noch was vergessen", sagte Amaia plötzlich, kramte ein kleines Gerät aus ihrer Hosentasche hervor und streckte ihren Arm nach Rebecca aus. "Na komm, schon!"
    Ein wenig kamerascheu druckste Rebecca zuerst herum, doch schließlich ließ sie zu, dass ihre Freundin ihren Arm um ihre Schulter legte und sie mit dem Rücken in Richtung Meer drehte. Die andere Hand, in der sie den kleinen Apparat hielt, streckte sie ein wenig von sich und drückte einen Knopf. Eine winzige Kameralinse öffnete sich und ein Holodisplay erschien, der das Bild der Kamera gut sichtbar vor ihnen projizierte. Rebecca rückte ein wenig näher und legte ihren Kopf auf Amaias Schulter.
    "Einmal lächeln!", meinte Amaia und drückte auf den Auslöser. Ein leises Klicken ertönte, als das Bild aufgenommen wurde. "So...und jetzt noch eins, wo du ticst!"
    "Hey!", empörte sich Rebecca, auch wenn sie wusste, dass Amaia nur scherzte. Und gerade als sie etwas erwidern wollte, ticte sie tatsächlich. Die Muskeln in ihren Füßen schienen sich zu verflüssigen und innerhalb einer Sekunde breitete sich der Reiz nach oben bis in ihren Rücken aus. Für einen kurzen Moment hatte Rebecca das Gefühl, ihr Torso lag auf zwei wackligen Stelzen aus Wachs, bis plötzlich ein Ruck durch ihre Beine schoss. Unwillkürlich verlagerte sie ihr Gewicht auf ihre Fußspitzen und riss ihr Becken nach vorne, sodass der Schwung sie vorwärts trug. Sofort kam sie aus dem Gleichgewicht und stürzte mit einem spitzen Aufschrei nach vorne in den Sand. Sie schaffte es gerade noch, ihre Hände nach vorne zu bringen, um nicht mit dem Gesicht voran aufzuschlagen.
    "Becky!" Sofort eilte Amaia zu ihr, um sich zu vergewissern, dass ihre beste Freundin okay war.
    Doch der Schrecken über den Tic hielt nur kurz an und wich schnell Heiterkeit. Kaum spürte sie ihre Beine wieder und konnte sich bewegen, rollte sich Rebecca auf den Rücken und ein lautes Lachen entfuhr ihr. "Och, Mann!", stöhnte sie, hob den Kopf leicht an und sah den ganzen Sand auf ihrer Kleidung. "Ich hasse diesen Tic!"
    "Tic?", wiederholte Amaia, die Sorge wich nur langsam aus ihrem Gesicht. "Geht's dir gut?"
    "Ja, alles in Ordnung", kicherte Rebecca, während sie sich aufrappelte und den Sand von ihren Sachen klopfte. Sie warf einen raschen Blick den Strand entlang, doch es schien niemand in ihrer unmittelbaren Nähe zu sein, der ihr Missgeschick wirklich gesehen haben konnte. Die Spaziergänger in der Ferne würden hoffentlich nicht allzu sehr in ihre Richtung geschaut haben. Möglichst unauffällig betastete sie die Rückseite ihrer Oberschenkel und ihren Hintern, wie um sich zu vergewissern, dass alles noch da war. Ihre Muskeln fühlten sich aber wieder an wie sie sollten.
    "Was war das denn?", fragte ihre Freundin und schien nicht so recht zu wissen, ob sie auch lachen sollte oder nicht. "Deine Beine sahen aus, als ob sie ein Eigenleben hätten!"
    "Ich sage ja, ist ein Tic...den hab ich zum Glück nur ganz selten..."
    "Das ist irgendwie gruselig."
    "Jaah..." Natürlich war es für sie selbst schon unangenehm genug, wenn sich ihr Körper verselbstständigte. Rebecca konnte sich aber nur schwer vorstellen, wie es für jemand anderen sein musste, sie so ticcen zu sehen. Gruselig war dafür wahrscheinlich noch das netteste Wort. "Wehe, du hast davon auch ein Foto gemacht!"
    "Ach Mist, leider nicht..."
    Die beiden erreichten ohne weitere Vorkommnisse das Haus von Rebeccas Eltern und die junge Frau öffnete die Haustür, indem sie das ID-Implantat in ihrer linken Hand an den Scanner unterhalb der Türklingel hielt. Sofort wehte ihnen ein äußerst appetitanregender Geruch entgegen und Rebecca stutzte. Eine böse Vorahnung erwachte in ihr, doch sie ließ sich nichts anmerken. "Du kannst deine Sandalen hierlassen", meinte sie, während sie ihre eigenen Schuhe auszog. "Dad wird stinkig, wenn wir Sand im Haus verteilen, er hat gestern erst geputzt."
    Barfuß trat sie in den Flur, Amaia folgte ihr.
    Ihre Vermutung bestätigte sich, als in die Küche spähte und ihren Vater sah, wie er vor zwei dampfenden Töpfen am Herd stand. "Dad!"
    Er blickte kurz über die Schulter. "Oh hey, ihr beide kommt genau richtig, das Essen ist gleich soweit..."
    "Dad, wir haben doch noch genug von gestern!", seufzte Rebecca entrüstet. Das war noch eine Untertreibung, er hatte am Vortag genug Burger, Kartoffelauflauf und Salat für die ganze Woche gemacht, da er nach eigener Aussage nicht genug Zeit haben würde, noch was zu kochen. "Fuck off! Hey! Warum machst du denn jetzt schon wieder was?"
    "Ich dachte mir, wenn Amaia schonmal hier ist, können wir nochmal was Frisches essen", meinte er leichthin. "Die Reste werden schon nicht schlecht, keine Angst."
    Rebecca rollte mit den Augen, sagte aber nichts weiter.
    "Danke, das ist voll lieb von dir", freute sich Amaia über die Geste. Nicht nur, dass Rebeccas Vater extra nochmal für sie kochte, es war zudem auch kein Zufall, dass er Mango Curry mit Reis machte, es war immerhin eines von Amaias Lieblingsgerichten. "Kann ich dir irgendwie helfen?"
    "Ja, ihr könntet schonmal den Tisch decken."
    "Na klar!"
    "Die Teller sind übrigens in dem Schrank über der Spüle..."

    Amaia lachte auf. "Weiß ich doch, ich bin ja schon oft genug hier gewesen! Glaub mir, ich kenne euer Haus mittlerweile wahrscheinlich besser, als ihr selbst!"
    Da sie mit ihren Tics ohnehin keine allzu große Hilfe war, hielt sich Rebecca ein wenig zurück und beobachtete, wie Amaia ihrem Vater dabei half, das Essen fertigzumachen und es rüber auf den Esstisch zu bringen. Sie unterhielten sich, scherzten, lachten. Von der Schwermütigkeit, die ihre Freundin noch vor einigen Minuten am Strand gezeigt hatte, war nun nichts mehr zu spüren und Rebecca stellte nicht zum ersten Mal fest, dass ihr diese Version von Amaia deutlich besser gefiel. Im Stillen nahm sie sich fest vor, ihrer Freundin so gut wie sie nur irgendwie konnte beizustehen. Und daran würden sie auch ihre Tics nicht hindern können, da war sich Rebecca absolut sicher.
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  18. #38
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Hmmm...", kommentierte er zuerst bloß. Sah weiterhin aufmerksam zu und beantwortete ihr unterdrücktes Lachen mit einem halbseitigen Grinsen. Er sah sie so unglaublich gern so. Und leider viel zu selten. "Ich würde dir ja anbieten, dass du dich mal in eine meiner Vorlesungen setzt, aber wir wissen beide, du bekämst die Augen gar nicht von mir.", behauptete er hinter offensichtlich gespielter Arroganz und winkte ab. "Andererseits solltest du mich demnächst mal diesen-...Strich da proben lassen. Ist sicher noch schwerer als er aussieht...irre.


    "Mach dir keine Mühe, der wird dir vermutlich nicht stehen.", lachte sie ein heiseres, kehliges Lachen, nahm den Stift wieder zu sich und drehte ihn langsam zu. Wenigstens der Eyeliner erzielte schon eine gewisse Wirkung. Sie griff nach weiteren Utensilien, hier einem kleinen, runden Behältnis, dass sie aufschraubte, ein anderes zusammensetzte und die Spitze hineintunkte, ehe die Farbe - ebenfalls ein maximal dunkles Braun, einige weitere, restliche Stellen des Augenlids verschönerte, bevor sie diesen Teil schon beiseite legte und sich offenbar kaum damit aufhielt. "Außerdem-..", holte sie etwas leiser Luft, "-...bin ich nich' so für Theorie. Und kleb dabei nicht mal dir an den Lippen, nicht dass-...die nicht verdammt nett anzusehen wären und das Thema vielleicht interessant, aber-...dio, gib mir eins deiner-...Fach-...zerschnetzel-Bücher, und ich les' es aber Vorlesungen...?" Sie schauderte künstlich und unterbrach sich dabei, wie sie auf ihre ohnehin schon dicken, tiefschwarzen Wimpern, etwas Mascara auftrug. Sie verriet nicht, was sie daran nicht mochte. Ehrlich wäre gewesen, sie war nie in einer. Geschweige denn einer Schule. Oder einer Uni, wenn es nicht war um Serg abzuholen oder auf ihn zu warten. Sie waren-..definitiv aus gegensätzlichen Welten.
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  19. #39
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Schon klar.", es fiel ihm leicht, sich einzig und allein um ihre erste Aussage zu kümmern. "Du solltest dabei ja auch Modell stehen, Müslischleuder.", machte er klar und warf ihr ein weiteres Lächeln zu. Wirkte aber schon jetzt irgendwie bedrückter und sah schließlich wieder nach vorn. Es lag nicht an der Uni. Einem Studium, welches er ihr kaum aufzwingen würde. Vielmehr an Odinn. Dieser Sache mit der Polizei und ja...ihnen beiden. Der Tatsache, wie schön der eine und wie schrecklich der nächste Moment sein konnte. Jetzt war es schön. Ruhig. Noch. Leif schloss die Augen und versuchte genau daran festzuhalten.
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  20. #40
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Schon klar.", es fiel ihm leicht, sich einzig und allein um ihre erste Aussage zu kümmern. "Du solltest dabei ja auch Modell stehen, Müslischleuder.", machte er klar und warf ihr ein weiteres Lächeln zu. Wirkte aber schon jetzt irgendwie bedrückter und sah schließlich wieder nach vorn. Es lag nicht an der Uni. Einem Studium, welches er ihr kaum aufzwingen würde. Vielmehr an Odinn. Dieser Sache mit der Polizei und ja...ihnen beiden. Der Tatsache, wie schön der eine und wie schrecklich der nächste Moment sein konnte. Jetzt war es schön. Ruhig. Noch. Leif schloss die Augen und versuchte genau daran festzuhalten.



    "Ich weiß, deine Hände können ruhig sein aber-...will ichs wirklich riskieren mir von dir ein Auge ausstechen zu lassen? Hmm-..", dachte sie fiktiv nach, rieb sich andeutend das Kinn, beließ es dann aber dabei. Erst als sie die Wimpern des zweiten Auges fertig mit Mascara bedeckt hatte und das Bürstchen wieder bei den anderen Sachen verschwand, wollte sie wissen: "Du kannst nicht zufällig irgendwas-...ganz ausgefallenes mit deinen Händen und bahnbrechende Frisuren zaubern oder so?"
    Wie wenig begeistert sie war entnahm man schon ihrem Gesicht. Aber zumindest war das, was sie von Leif verlangte vermutlich ein größerer Vertrauensbeweis als er vielleicht glaubte. Diese Haare anfassen? Oh das war, bis auf wenige Ausnahmefälle, immer ein No-Go gewesen.
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