Zitat von
Heinzi
Das ist einfach Mathematik.
Sagen wir es gibt nur 10 Stimmen. Die stärkste Partei hat 4 Stimmen, dann gibt's eine mit 3 Stimmen, eine mit zwei Stimmen und du musst noch wählen gehen.
Wählst du nicht ergeben sich folgende Prozente:
4/9 = 44,4%
3/9 = 33,3%
2/9 = 22,2%
Wählst du jetzt irgendeine Kleinpartei sieht's aber so aus:
4/10 = 40%
3/10 = 30%
2/10 = 20%
1/10 = 10%
Durch Nicht-Wählen bekommen also alle Parteien, die du eh nicht gewählt hättest, mehr Prozente. Und das proportional zu ihren vorherigen Stimmen, d.h. die stärkste Partei gewinnt hier 4,4% durch dein Nicht-Wählen, die zweitstärkste aber nur 3,3%.
(zusätzlich hast du in diesem Beispiel noch eine Partei von 0% auf 10% gebracht, d.h. über die 5%-Hürde, was die Sitzverteilung der anderen Parteien nochmal zusätzlich negativ beeinflusst im Vergleich zum Nicht-Wählen-Szenario, aber darum ging's mir jetzt nicht, weil das ein anderer Effekt ist)
Du bevorteilst also immer den "größeren" Anteil. Also wenn du bspw gegen eine Regierung aus der 3er und 2er Partei bist, die zusammen 5 Stimmen ausmachen, dann schenkst du beiden zusammen 5,5% während du der 4er Partei nur 4,4% schenkst.
Eine kleine Partei, die eh nix mit der Regierung zu tun haben wird, zu wählen, lässt die relevanten Parteien näher aneinanderrücken. Nicht-Wählen reißt sie auseinander.
Welcher Effekt dadurch für die tatsächliche Regierungsbildung entsteht, also welche Kombinationen damit über/unter die 50%-Hürde steigen/fallen, hängt natürlich davon ab wie die Wahlverhältnisse sind.
Was man aber zweifelsfrei feststellen kann und daher gibt es diesen Spruch "Jede Stimme ist eine Stimme gegen rechts" aus Zeiten vor der AFD auch, ist, dass du durch Nicht-Wählen das Erklimmen der 5%-Hürde erleichterst.
Beispiel dazu: Wir haben 100 Stimmen. Es gibt vier Nazis, die NPD wählen, also wenn alle wählen gehen sind das 4% und die bleiben draußen.
Wenn du jetzt aber 20 Nichtwähler*innen hast, dann sind's ja nur noch 80 Stimmen und die NPD zieht mit 4/80 = 5% in den Bundestag ein.
Was sich dann natürlich auch auf die Sitzverteilung der anderen Parteien auswirkt.