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Buchauswahl in öffentlichen Bibliotheken

  1. #1 Zitieren
    Ritter Avatar von Apfelblau
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    Es war vor einigen Monaten, da sah ich auf der "Neuzugänge"-Liste meiner gewohnheitsmäßig besuchten Stadtbibliothek ein neues Buch aus dem Genre der Aluhut-Literatur.
    Das Buch warnte mit einem sehr reißerischen Titel davor, dass wir alle von dem neuen 5G-Netz krank werden und sterben müssen.*
    Um meinen ersten Eindruck zu prüfen, suchte ich nach anderen Publikationen des Autors und fand seinen Namen gut verknüpft mit gängigen anderen Verschwörungsmythen.

    Nun bietet diese Bücherei auch Mangas zur Ausleihe an, die auch heutzutage von nicht wenige Menschen noch für perversen Schmuddelkram gehalten werden. Auch wenn das sicher nicht zutrifft, erfüllen Comics aber tatsächlich eher selten einen Bildungsauftrag.
    Es werden sich bestimmt Menschen finden, die es für Geldverschwendung halten, so etwas anzubieten.

    Was meint ihr, was für Bücher eine Bibliothek zur Ausleihe vorhalten sollte und was eher nicht?
    Wo verlaufen eurer Meinung nach die Grenzen? Bei den Paragraphen des Grundgesetzs? ("Die Würde des Menschen ist unantastbar")
    Wie seht ihr es bei Büchern, die sich an der Grenze zur Desinformation befinden? Oder beispielsweise die Demokratie in Frage stellen?


    *nicht missverstehen: "5G" kann und darf man kritisch beleuchten und hinterfragen, aber auf einem Buchcover mit Krankheit zu heischen ist unseriös.
    Apfelblau ist offline Geändert von Apfelblau (01.04.2021 um 20:45 Uhr)

  2. #2 Zitieren
    Forenkater Avatar von Matteo
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    Zitat Zitat von Apfelblau Beitrag anzeigen
    Was meint ihr, was für Bücher eine Bibliothek zur Ausleihe vorhalten sollte und was eher nicht?
    Kommt darauf an. Ich denke mal bei vielen Bibliotheken richtet sich das vor allem nach der Zielgruppe, besonders in kleineren Bibliotheken. Für eine Dorfbibliothek auf dem Lande kann es evtl. Sinn machen übergiend Romane und Krimis mit Lokalkolorit anbieten anstatt Bestsellerliteratur und Sachbücher. Eine Bibliothek die überwiegend von Schulklasse aufgesucht wird, hat dagegen vermutlich mehr Kinderbücher im Repertoire usw.

    Zitat Zitat von Apfelblau Beitrag anzeigen
    Wo verlaufen eurer Meinung nach die Grenzen? Bei den Paragraphen des Grundgesetzs? ("Die Würde des Menschen ist unantastbar")
    Wie seht ihr es bei Büchern, die sich an der Grenze zur Desinformation befinden? Oder beispielsweise die Demokratie in Frage stellen?
    Schwer zu entscheiden. Es wäre natürlich nicht schlecht, wenn bei der Anschaffung eine gewisse Qualitätskontrolle stattfinden würde und man nicht stumpf regelmäßig die Plätze 1-10 der gängigen Bestsellerlisten in den Bestand aufnehmen würde. Theoretisch kann man sich natürlich auch auf den Standpunkt stellen, dass man halt die Nachfrage bedienen möchte und eben nicht seine persönliche Überzeugung mit in die Auswahl einfließen lassen möchte, wobei ich persönlich da schon entsprechend Kriterien anlegen würde, wenn ich in der Position wäre die die Anschaffungen zu verantworten hat.
    Matteo ist offline

  3. #3 Zitieren
    Legende Avatar von Ajanna
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    Ich hab als Jugendliche sehr unterschiedliche Bücher aus der Bibliothek gelesen. Da waren auch die typischen Jugendbücher aus dem 3. Reich noch dabei, aber auch Sachen von Anna Seghers und Enig Blyton. Ich glaube, dass das letzten Endes gut für mich war, dass ich so ein eigenes Urteil bilden konnte. Ich bin damals weder rechts-, noch linksradikal vom Lesen geworden. Was mich eher geprägt hat, und nicht in die rechte Richtung, waren meine Erfahrungen aus dem Arbeitsleben.

    Aber trotzdem bin ich mir nicht so sicher. Es kommt mir so vor, als ob manche den ganzen rechten Schund nur so aufsaugen. Weil es zu wenig echte Lebenserfahrungen für viele mehr gibt, viele Menschen viel isolierter sind, als ich in meiner Jugend, ist alles aus dem Gleichgewicht.

    Also wäre ich doch dafür, manche Bücher aus den Bibliotheken zu nehmen. Vor allem rassistische. Aber ich würde zwischen rassistischen und Büchern, die Rassismus als verabscheuenswert zeigen, unterscheiden.
    Ajanna ist offline

  4. #4 Zitieren
    Ritter Avatar von Apfelblau
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    Mir ist heute noch ein gutes Beispiel eingefallen: Homöopathie oder auch Krebsheilung (Gesundheitsratgeber).

    Bücher, die Heilwirkungen durch Homöopathie anpreisen, dürften eigentlich nicht in einer öffentlichen Bibliothek stehen (weil bis heute nicht bewiesen).
    Genauso Bücher, die "alternative" Heilmethoden für Krebs beschreiben und empfehlen.

    Oder etwa doch, weil die "Kunden" das gerne lesen möchten?

    Wecken Bücher, die in öffentlichen Bibliotheken stehen, nicht auch irgendwie den Anschein, seriös zu sein und dem Stand der Wissenschaft zu entsprechen?
    Apfelblau ist offline

  5. #5 Zitieren
    Legende Avatar von Ajanna
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    Kommt drauf an, wo man sie einsortiert. Ich würde sie jedenfalls nicht unter Gesundheit oder Medizin einsortieren, sondern eher da, wo die Handarbeits- und Kochrezepte stehen.
    Ajanna ist offline

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