Einen geflochtenen Brotkorb voller heller Backwaren reichend, offerierte Luceija, Hanna zu Leif zu bringen. Sie murmelte eine unverständliche Erklärung, warum dies eh nötig sei. Hanna griff sie ein sehr weiches Brötchen und begann, es zu zerpflücken. Sie drückte den weißen Teig zu einer murmelgroßen Kugel zusammen und steckte ihn sich in den Mund, kaute bedächtig und nickte dann.
„Gerne.“ Die Blondine war sich zwar sicher, dass sie den Weg auch so gefunden hätte, ein wenig Gesellschaft auf der Fahrt wäre aber sicherlich nett. Zudem interessierte es sie, mit wem Leif sein Leben teilte. Luceija hatte einen markanten Charakter. Irgendwie, als wäre sie von der ganzen Welt gelangweilt, gleichzeitig wirkte sie wie eine Handgranate, bei der man bereits den Stift gezogen hatte.
„Ich weiß nicht, wie spät es ist“, sagte Hanna. „Aber ich für meinen Teil könnte direkt nach dem Frühstück los." Luceija hob eine schwarze, perfekt gezogene Augenbraue. „Okay, ich könnte ja nochmal duschen gehen“, setzte Hanna nach. Vermutlich rochen ihre Haare noch immer nach Club und Zigarettenrauch. Sie bestrich sich die Brotfetzen mit allerlei süßem Aufstrich, kippte sich den Kaffee runter und sprang vom Tisch auf. „Also, bis gleich.“ Luceija schien keine Eile zu haben und entließ sie.
Eine Viertelstunde später kam Hanna in den Wohnraum zurück, das Haar frisch gewaschen und noch etwas feucht. Im Gegensatz zum Alltag trug sie ihre Mähne offen, eine dunkle Sonnenbrille mit großen Gläsern steckte wie ein Haarreif im Blond. Hanna hatte ihre Converse All Stars gegen Chelsea-Boots ausgetauscht, ein T-Shirt und Jeans. Sie nahm sich vor, ihr bescheidenes Reisegepäck mit hiesiger Kleidung aufzufüllen.
„Bereit, wenn du es bist“, meldete sie. Der Kater vom Vortag war fort, sie hatte ihre Tabletten, Zigaretten, ID-Card, ein Klappmesser und ihr Omnitool dabei. Das reichte wohl. Zuvor hatte sie sich im obigen Gäste-Badezimmer ihre Therapie-Infusion in den Hals gesetzt. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen. Sie wusste, dass sie das viel zu oft vernachlässigte, vergaß und somit mit ihrer Gesundheit spielte. Für diesen Urlaub hatte sie sich vorgenommen, zuverlässig auf sich selbst zu achten.