Guinness war schwarz. Das hatte Charis nicht erwartet. Das Erdenbier rühmte sich einer langen, langen Tradition und exterrestrischen Beliebtheit. John Coltrane, seines Zeichens halb Ire, halb Amerikaner und Vollblutsöldner, lobte es als eine der größten Errungenschaften menschlicher Schaffenskunst. Charis – dem Alkohol nicht abgeneigt – testete es.
Die Enttäuschung zeichnete sich schneller auf ihrem Gesicht ab, als man
Singularität sagen konnte.
„
Was zum…?“, sagte sie und wischte die die Lippen mit dem Handrücken. Dieser verdammte Coltrane, die Asari hatte zwanzig Credits für dieses Gesöff geblecht, das schmeckte, als wäre etwas Schmutziges in eine Pfütze gefallen und dieses Wasser wäre durch alte Socken gefiltert abgefüllt worden. Wütend schob Charis das Glas von sich weg und benetzte dabei den aus massivem Eichenholz geschnitzten Tisch, welches das ohnehin sehr holzlastigen Inventar dieser Bar auszeichnete. Ihr erster Eindruck dieses mit grünen Lichtern und künstlichen Efeuranken geschmückten Ladens, dessen Wände voller Blechschilder die unter anderem die irischen Flagge oder kleinen, grün gekleideten Menschen mit rotem Backenbart war zeigte, war durchaus positiv gewesen. Die mit moosgrünem Samt überzogene Bank war bequem und
die Musik versprach genau das Flair, von dem Coltrane – verflucht soll er sein – geschwärmt hatte.
„
Schmeckt es Ihnen nicht?“, fragte ein junger Mann mit rotem, wellendem Haar und ebenso rotem Bart. Charis seufzte und zwang sich zu einem Lächeln.
„
Ist das erste Mal, dass ich das trinke. Irgendwie…“
„
Hatte Sie etwas anderes erhofft?“, beendete der Mann ihren Satz, lächelte und zog an seinen Hosenträgern, die so aussahen wie die, die der fette, kleinere Mensch auf den Blechschildern trug.
„
Ja“, sagte Charis. Der Mann lächelte und verschwand, kam aber sogleich mit zwei anderen, kleineren Gläsern wieder. Eines der Getränke war kastanienbraun, das andere von blassem Gelb mit sichtbar viel Kohlensäure.
„
Versuchen Sie die. Geht auf’s Haus.“
Charis griff zu, fand das rötliche Bier wohlschmeckend und das andere überragend lecker. „
Ein Lagerbier“, erklärte der Rothaarige, der sich zu der Asari gesetzt und ihr beim Trinken zugesehen hatte. „
Ich bin übrigens Carl.“
„
Freut mich, Carl. Ich bin Charis“, sagte die Asari, leckte sich über die Lippen und setzte noch einmal an.
„
Hey, wenn Sie wollen, könnten wir beide ja mal gemeinsam…“, setzte Carl an, als ein weiterer Kunde die Bar betrat und sich der Barkeeper rasch erhob. Charis war froh darum, diese billige Anmache des Zotteligen abzuwehren. Diese vielen Haare… grauenvoll.
Die Person, die nun an ihren Tisch trat, war ganz und gar haarlos. Eine Turianerin.
„
Vale! Ich habe gehört, Sie sind mein Ticket zur Citadel!“, bellte die Frau, die unübersehbar bewaffnet war und einen leichten Hang zum Wahnsinn im Blick hatte – oder Ungeduld. Charis hob eine tätowierte Augenbraue.
„
Sorry, aber: kennen wir uns?“ Die Asari legte den Kopf schief. Irgendwie kam ihr die Frau bekannt vor. Sie glaubte, sie irgendwo in der nahen Vergangenheit zu verorten. Andererseits sahen Turianer sich sehr ähnlich, die Frauen fast mehr als die Männer.