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  1. #221
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Hanna betrat das Krankenhaus durch die Tür, durch die die Lebenden hereinkamen. Ihr Weg führte Hanna durch eine volle Eingangshalle, in der allerlei Notfälle auf eine mal mehr und mal weniger rasche Behandlung warteten. Hinter der Anmeldung, die sie mit einstudierten Worten hinter sich ließ, bog sie ab und ging eine sanft abfallende Steigung herunter. Unten angekommen folgte sie dem Gang, den sie schon so oft gegangen war. Das Krankenhaus hier hatte helle Wände, schmucklose Wege in diesem Teil der Etage.
    Hanna betrat de gleißend weißen Raum. Es roch extrem stark nach Desinfektionsmittel. Hinter einer Glastür konnte sie einen Turianer erkennen, dem sie zuwinke. Der Mann, das Weiß seiner Kleidung war dasselbe, das die Wände bedeckte, kam zu ihr.

    Guten Tag, Agent Ilias“, grüßte der Rechtsmediziner. Er hatte eine warme, fast väterliche Stimme.
    Doc“, sagte Hanna in der Art, die bei ihr eine Begrüßung war. „Sie haben etwas für mich?“ Der Turianer nickte knapp und bat Hanna in den Raum.
    Stella Moreno lag auf einer Barre aus Stahl, in deren Oberfläche münzgroße Löcher gebohrt waren. Das weiße Leichentuch lag zusammengerollt an Stellas Fußende. Sie war nackt, nichts, was ihre Blöße bedeckte. Stella störte es nicht mehr und Hanna und Doktor Cailio waren den Anblick von toter jedweder Spezies gewöhnt. Auf Stellas Haut lag ein hauchdünner Film, wie gehärtete Zuckerglasur. Es war ein Mittel auf der Basis biotischer Verjüngungsmittel. Sie machten eine Kontamination der Leiche unmöglich. Hanna wusste, dass die Polizei früher bei der Beschauung von Leichen durch einen Desinfektionsraum laufen und sich mit allerlei Schutzanzügen wappnen musste. Dieser übergegossene Film machte all das unnötig. Sobald Hanna und der Doc das Zimmer verlassen hatten, würde eine Thermalreinigung jede Art Fremdkörpern unschädlich machen.

    Die beiden Lebenden traten an die Tote heran. Hanna betrachtete das Gesicht, das entfernt an eine Wachsfigur erinnerte.
    Sie haben in Ihren Bericht als mögliche Todesursache Strangulation eingetragen“, rekapitulierte der Doc ohne Unterlage. Er war immer gut vorbereitet, ein Charakterzug, den Hanna sehr an ihm schätzte. Die Blondine nickte zustimmend. Die Male an Stellas Hals deuteten darauf hin, auch wenn ihr klar war, dass dies nur eine von vielen Todesursachen sein konnte. Die Strangulation konnte sowohl ante mortem wie post mortem erfolgt sein. Gerade im Gang-Milieu wurden Leichen zur Abschreckung oder als symbolische Erniedrigung geschändet. Hanna bezweifelte zwar, dass Moreno in einer Gang gewesen war, sie versuchte aber einen möglichst offenen Blick auf die Ermittlungen zu bewahren.
    Das ist auch meine Einschätzung“, sagte der Turianer. Seine Mittelkralle deutete auf den Hals der Toten. „Das Zungenbein ist gebrochen. Ich nehme an, dass man sie von Hinten überfallen und erdrosselt hat.
    Die Tote trug zum Zeitpunkt Ihres Todes eine Kette. War das das Mordwerkzeug?
    Ausgeschlossen. Keine Male von Kettengliedern. Außerdem wäre kaum eine Kette massiv genug, um das zu bewerkstelligen. Die meisten würden einfach reißen.“ Der Turianer zuckte die Achseln, rief seinen digitalen Bericht auf und zeigte ihn Hanna.
    Ich tippe auf ein Seil, aber ein sehr feines. Möglicherweise auch ein Gürtel, obwohl da die Würgemale anders wären.
    Wir haben nichts dergleichen gefunden“, gab Hanna zu bedenken. Der Turianer schaute sie vielsagend an. Der Täter hatte Stella Moreno getötet und das Mordwerkzeug mit sich genommen, den Körper aber im Wissen, dass man ihn entdecken würde, liegen gelassen. Das sprach für Vorsatz, wenn auch nicht für eine geplante Tat. Paradox, dachte Hanna und legte den Kopf schief.

    Ich habe noch mehr“, sagte der Turianer und zog Hannas Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Meine Untersuchungen zeigen, dass das Opfer eine nicht geringe Menge Drogen im Körper hatte.
    Drogen? Welcher Art?
    Hauptsächlich Partydrogen, Rückstände von nicht aufgelösten Pillen, vielleicht so ein Roter Sand-Kram. Proben davon sind im Labor. Die genaue Menge kann ich nicht quantifizieren.
    War sie Biotikerin?
    Darauf weist nichts hin. Wieso?
    Nur so ein Gedanke“, sagte Hanna und machte sich im Geiste eine Notiz.
    War sie high, als es passierte?
    Unwahrscheinlich. Sie wäre es aber bald gewesen. Ich denke, dass sie sich die Pillen eingeworfen hat, während sie im Hotelzimmer auf jemanden gewartet hat. Ihren Freund oder…
    … oder einen Kunden“, beendete Hanna den Satz und sprach damit die Vermutung des Turianers aus. „Wie kamen Sie auf die Idee?
    Stellen im Vaginalbereich weisen auf mehr oder weniger regelmäßige Penetration durch unterschiedliche Spezies hin.
    Alles klar“, sagte Hanna zügig. Sie war nicht scharf darauf, die Unterschiede im Detail dargelegt zu bekommen. „Ihre Vermutung ist übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffend, Doc.“ Der Turianer sagte nichts.
    Sonst noch etwas?“, fragte Hanna.
    Nein, nichts. Keine fremde DNA unter den Fingernägeln oder Haare. Keine Fingerabdrücke an ihr.
    Schande“, knurrte Hanna. „Danke, Doc. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie sonst noch etwas finden.
    Mach ich. Eine Auflistung aller Gegenstände, die das Opfer bei sich trug sowie die Art der Drogen in ihrem Körper maile ich Ihnen.

    *

    Kruto erwartete Hanna im Büro. Ob nun aus ehrlichem Interesse an dem Fall oder um bei Hanna Gutwetter zu machen, fragte der Turianer sie sobald sie an ihrem Schreibtisch saß und die Mail von Doktor Cailio suchte.
    Drogen auch noch? Scheiße...“, murmelte Kruto und legte in nachdenklicher Pose die Hand ans Kinn.
    Wenn sie den Dreck selbst geschluckt hat, ist zumindest der Kontakt zur Szene da.
    Ich weiß, was du denkst“, nahm Hanna ihm seine Überlegungen voraus. „Und es ist möglich. Moreno arbeitet als Nutte, feuert sich die Drogen rein weil sie’s geil findet oder nur so verträgt. Ein Kind aus der Unterschicht feiert mit denen aus der Oberschicht. Der Zugang zu denen ist also auch da. Sie könnte die Drogen also auch verkaufen. Würde Sinn ergeben.
    Und jemand bringt sie darum um“, sagte Kruto und ließ das „jemand“ dabei bewusst offen. Hanna nickte. Jemand konnte tatsächlich jedermann sein. Ein unzufriedener Kunde, ein unzufriedener Dealer, selbst die Eltern eines dieser Bonzenkinder, mit denen sie laut den Fotos und Videos auf ihrem Social Media Account Partys feierte, konnten den Mord beauftragt haben, auch wenn Hanna diese Möglichkeit für unwahrscheinlich hielt. Reiche Eltern versuchten die Probleme ihrer reichen Kids meist durch Geld oder Einfluss und nicht durch Gewalt zu lösen. Stellas erratischen Lebensstil würde allerdings zur Kleindealerkarriere passen. Bisher waren das aber nur Vermutungen.
    Wie läuft es bei deinem Fall?“, fragte Hanna, um die Gesprächspause sich nicht ins Unangenehme ausdehnen zu lassen.
    Frag nicht!“, sagte der Turianer sofort und hob abwehrend die Hände. „Ursicu dreht völlig frei. Ruft tausend Leute an und fragt alle genau dieselben Fragen. Es ist Wahnsinn, selbst ihre Tonlage ist absolut identisch. Ich glaube, die Frau ist in Wirklichkeit ein Geth, der C-Sec unterwandert.
    Hanna lachte und Kruto grinste turianisch über seinen gelungenen Witz.
    Was wollte Rose eigentlich gestern? Also, Detective Peresa’an?“, setzte er nach, da Reaktion seiner Partnerin den Schluss zuließ, dass sie mit dem Kurznamen nichts anfangen konnte. Die Blondine winkte ab.
    Hat mich etwas zu einem totgeglaubten Cop gefragt. Niall O’Grady.
    Sagt mir nichts“, sagte Kruto und schaute Hanna über den Schreibtisch hinweg an.
    War einer von den Typen, die bei der Kryptogramm-Killer-Sache mit dabei waren.
    Krasse Scheiße“, kommentierte der Turianer den Fall als Ganzes. Natürlich waren Gavros und ihre Aktionen auch am Präsidiumsrevier nicht spurlos vorbeigegangen.
    O’Grady war mit dabei. Hat einen Kollegen verloren und dann seinen Tod vorgetäuscht. Ich hab nun aber gehört, dass er noch lebt und die Info zur Einpflege in die zentrale Datenbank weitergereicht. Peresa’an ist irgendwie drüber gefallen; sie ermittelt in den Tips zu so einem maskierten Heckenschützen mit dem Hang zur Lynchjustiz.
    Und jetzt vermutet sie, dass es sich dabei um O’Grady handelt“, antizipierte Kruto. Hanna nickte und sagte: „Fähigkeiten und Aussehen des Schützen würden zu O’Grady passen. Warum er den Scheiß allerdings machen sollte, weiß ich nicht.
    Keine Ahnung. Manche Leute sind einfach kaputt“, schlussfolgerte Kruto pragmatisch. Die Blondine schnalzte zustimmend mit der Zunge. Manche Leute waren das einfach.
    Shepard Commander ist offline

  2. #222
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Leif lächelte schon wieder. Sah sie während ihrer Erläuterung an und presste die Lippen aufeinander, damit sie nicht noch glaubte er lachte sie aus. "Du verfügst über keine besonders starke Biotik, aber mit guter Technik kannst du einiges rausholen. Das dauert nur länger. Du gehst gewissermaßen den schweren Weg.", sagte der Schwede und angelte sich eine Kartoffel. "Lass uns morgen ein paar Sachen Synchron machen, wenn du willst. Ich lade dich ein bisschen auf und du verschaffst dir ein besseres Gefühl für alles. Das wird dir sicher helfen. Möglicherweise kriegst du einen richtigen Sprung hin und ich-...Werds schaffen dich eine Weile anzufassen ohne dich anzufassen.", versprach er und es klang beiläufiger als es eigentlich war.


    "Klingt gut.", sprach sie zwischendrin in die Konversation und empfand die Hilfe wirklich als einen guten Vorschlag. Vielleicht nicht für ihre Gefühlswelt, für den Erfolg des Projektes aber auf jeden Fall. Sie stockte. Räusperte sich. Sehr intime Gedanken fluteten ihren Kopf. Der Geruch und Geschmack seiner Haut, das Gefühl unter ihren Fingern. Ohgott. Sie musste sich rückbesinnen, sah auf den Teller, nicht auf ihn. "Theh. Ja. Bevor ich das alleine richtig hinbekomme, bist du alt und grau.", spottete sie. Seufzte dann wieder und aß eine kleine Gabel Fisch mit Kartoffel. "Mit dem Training isses besser aber-..naja. Demotiviert ziemlich wenn man die Biotik nicht mal richtig zum laufen bekommt."
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  3. #223
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Ich fühl mich schon ziemlich alt. Du hast womöglich gute Chancen.", witzelte Leif wenig hingebungsvoll und richtete seinen Blick ebenso auf den Teller, der zwischen ihnen beiden stand. "Bei mir hat es als Kind ewig gedauert, bis sich irgendeine Form der Biotik bemerkbar gemacht hat. Die Ärzte dachten sogar, dass die Messergebnisse falsch wären, aber als ich es dann im Griff hatte, ging die Sache ziemlich steil.", erklärte er grob und machte eine ausladende Geste, als wolle er eine unermessliche Macht demonstrieren. "Lass der Sache einfach noch ein wenig Zeit."
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  4. #224
    #16  Avatar von Forenperser
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen
    Auch Vigilio hörte aufmerksam zu, aber vermied es, seine Frau zu unterbrechen. Er besann sich einmal mehr auf seinen Drink, eine Zigarette und den Moment, den er brauchte um zu verdauen, wie die schlechten Erinnerungen ihm noch unliebsam weiter auf der Zunge lagen.
    "Ich weiß, sie möchten Beweise für alles, was sie hier hören, aber die Schwierigkeit der Umstände kennen Sie bereits. Sagen Sie mir, was Sie brauchen, Mister Caine und ich sehe zu, was ich Ihnen ermöglichen kann. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Auch ich muss zusehen, dass ich weitere Schadensbegrenzung betreibe. Niemandem hilft es, wenn ich, beispielsweise, meine Schwester nach einem Verhör in die nächste, geschlossene Anstalt stecken kann. Sehen Sie's mir nach.", sagte er und leerte seinen Drink. Das Kristallglas klang kaum auf dem Holztisch als er es abstellte, geschuldet auch durch die präsente Musik um sie herum.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    Das Ende eines Interviews war immer etwas hölzern. Ethan lächelte professionell. Er spürte, dass sich der Redebedarf des Italieners und seiner attraktiven Begleitung erschöpft hatte. Der Journalist griff auf den Tisch und deaktivierte sein Aufnahmegerät, zog es zu sich und legte dann die Hand auf den Block, bereit für die finalen Notizen. Vor seinem geistigen Auge formierten sich Worte zu Sätzen und Sätze und einem Texteinstieg. Er wusste aber, dass dieses Treffen nur ein erster Schritt auf dem Weg zum Artikel war.
    Im Idealfall habe ich echte Namen von Menschen, die es gibt. Sie, Ihre Frau,… im Zweifel ein bestellter Sprecher Ihrer Familie. Jemand offizielles. Wenn Sie unter dem Radar bleiben möchten, ist das Ihre Entscheidung.“ Er konnte niemanden dazu zwingen seinen Namen preiszugeben und würde ihn auch nicht in die Öffentlichkeit zerren – Ausnahmen bestätigten die Regel, aber die trafen hier nicht zu.
    Ansonsten…“ Caine zog seine Visitenkarte aus dem Jackett, legte sie auf den Tisch und schob sie mit zwei Fingern so, dass die Karte genau zwischen den beiden lag. Wenn einer der beiden späteren Gesprächsbedarf sah oder weitere Informationen in sein Postfach senden wollte, wäre das die geschlagene Brücke.

    Der Journalist erhob sich, nahm sich seine Utensilien und wartete höflich, bis auch seine Gesprächspartner sich erhoben hatte. Er gab erst Miss, dann Mister Ascaiath die Hand, beglich seine Rechnung bei Carla am Tresen, nicht ohne das Trinkgeld zu hinterlassen, dass ihn im El Compadre zu einem beliebten Gast dessen Namen man sich merkte hatte avancieren lassen, und machte sich auf den Rückweg.

    *

    Caine tippte sich mit dem Kugelschreiber gegen die Stirn. Dieser Stift begleitete ihn schon lange. Er war silbern und Caines Initialen waren in sein oberes Ende graviert. Er hatte diesen Stift von seinem ehemaligen Chefredakteur geschenkt bekommen und machte sich seitdem damit Notizen. Es gab nur noch wenige Professionen, wo die Leute auf Papier schrieben – Journalisten, Polizisten und Kriminelle meistens.
    Der Journalist schaute auf das, was er gerade geschrieben aber noch nicht abgeschickt hatte.

    Guten Tag Mister Vhan,

    sicher sind Sie von Presseanfragen bezüglich Ihres baldigen Prozesses überhäuft. Ich schließe mich diesen an. Mir wurden Informationen übermittelt, die ich gerne durch Sie gerne verifiziert haben möchte. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich Zeit für ein kurzes Gespräch hätten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ethan Caine
    Freier Journalist


    Caine überlegte, welche Konsequenz diese Anfrage haben könnte. Riveras Panik zeichnete ein ziemlich genaues Bild über den Umgang des Vhan Clans mit Journalisten. Andererseits hatte sich Beyo Vhan ihm gegenüber immer kooperativ, ja sogar offen gezeigt. Ein Versuch war es wert.


    Beyo Vhan

    Schwer atmend lag der rote Turianer am Boden. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht, sein Körper zuckte immer noch leicht. Der Krampfanfall war so plötzlich und heftig gekommen wie zuvor noch nicht, dass er mit einem Mal die gesamte Kontrolle verloren hatte und gestürzt war.
    Glücklicherweise war es auf dem Teppichboden gewesen, und somit hatte er sich nicht verletzt. Doch der Verlust der Kontrolle über seinen eigenen Körper war schlimmer als der Schmerz an sich.
    "Verdammtes Ding!"
    Mit einer Mischung aus Wut und Abscheu blickte er auf die silberne Prothese, welche sich unkontrolliert drehte und wandte.
    "Hätte ich bloß nie - ! "
    Er stoppte sich innerlich und dachte an Doc Sowan's Worte. Tief einatmend schloss er die Augen und murmelte leise in sich hinein. Langsam beruhigte er sich wieder, innerlich wie äußerlich, und richtete sich noch ein wenig wackelig wieder auf.
    Erst nun sah er, dass sein Posteingang sich gemeldet hatte. Neugierig öffnete er die Nachricht und war überrascht als er sah wer sie ihm geschickt hatte. In der Tat hatten ihn bereits viele angefragt, doch im Normalfall ließ er sämtliche Nachrichten unbeantwortet, er hatte kein Interesse daran seinen Prozess im Voraus weiter aufzubauschen als nötig war. Doch Ethan Caine war anders. Ihm vertraute er nicht bloß auf einen schnellen Knüller aus zu sein. Wenn er etwas von ihm wissen wollte, dann steckte höchstwahrscheinlich etwas dahinter.
    Da er gerade weder Lust noch Kraft zum Tippen hatte nahm er als Antwort eine Sprachnachricht auf.
    "Hallo Mister Caine, es wäre mir eine Freude mich mit Ihnen auf ein Kurzinterview zu treffen. Nennen Sie mir Zeit und Ort und ich werde da sein."



    Karvas Rarkin

    "Sie ziehen den Ärger aber auch magisch an Rarkin, kann das sein? Vielleicht einer der Gründe wieso Sie und Vhan befreundet sind....."
    Kopfschüttelnd beendete Krzeminski mit einem letzten Tippen den Bericht. "Was soll ich sagen Krz - Captain. In so viel Jahren Dienstzeit macht man sich eben nicht bloß Freunde, vor allem als Captain. Vielleicht kommen Sie bald auch in den Genuss." "Wahrscheinlich." erwiderte der Mensch mit einem etwas gequältem Lachen.
    "Nun, es gibt im Grunde nichts was ich Ihnen an den Kopf werfen könnte, immerhin waren Sie hier Opfer einer Straftat. Nur hätten Sie vielleicht vorher mal Verstärkung rufen können, ehe Sie einfach so in ein altes Umspannwerk spazieren."
    "Ist notiert."
    Er hustete kurz, sein Hals meldete sich wieder. Dieser war während der letzten Tage erstaunlich ruhig geblieben. "Und Sie wollen sich wirklich nicht ein paar Tage frei nehmen?" "Ach, wozu. Ein paar oberflächliche Verbrennungen und Schrammen. Da bin ich weitaus schlimmeres gewohnt. Hilfe kam ja schnell genug. Danke Ihnen dafür noch einmal, Tulsio." "Keine Ursache."
    "Na gut, das ist ihre Entscheidung. Dann würde ich sagen, zurück an die Arbeit!"


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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Rose stieg aus ihrem Skycar und sah sich kurz in der Gegend um. Anständiges Viertel, saubere Häuserfassaden, gepflegte Grünanlagen. Eine gediegene Gegegend. Die Asari war nicht so überrascht, O'Gradys Tante war als Geschäftsfrau tätig und man hielt sich nicht auf der Citadel wenn man nicht einigermaßen Erfolg vorweisen konnte. Zumindestens nicht in solchen Professionen.
    Die Polizistin striff ihren Mantel ordentlich, kontrollierte kurz ihr Gesicht im Seitenspiegel und ging dann in Richtung Wohnblöcke.
    Dort angekommen ging sie das Anwohnerterminal durch und fand schlussendlich wen sie suchte. Siobhan O'Hara. Wenn sie die Gewohnheiten der Menschen richtig hatte war es damit seine Tante..mütterlicherseits? Sie meinte zu wissen das es in europäischen Kulturkreisen so war, zumindestens das sie nicht vereiratet war.
    Die Detective betätigte die Klingel, zweimal in kurzen Abständen und wartete. Schließlich meldete sich eine weibliche Stimme.
    "Ja, hallo. Hier ist Detective Rose Peresa'an von Citadel-Sicherheit. Ich würde mich gerne mit ihnen unterhalten, falls sie Zeit haben.", stellte sie sich höflich vor und wartete kurz ab damit die Information ankam.


    Siobhan O'Hara

    Siobhan nippte vorsichtig an der Tasse. Der Tee war noch ein wenig heiß, aber er ließ sich trinken. Sie hatte sich heute freigenommen. Nicht weil zu viel zu tun war, aktuell war der Workload sehr angenehm. Allerdings konnte sie sich auch nicht richtig konzentrieren. Zu oft musste sie an Niall denken. Seitdem er verletzt bei ihr aufgeschlagen war, hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Natürlich hatte sie schon daran gedacht ihn selbst zu kontaktieren, doch hatte sie sich bisher noch nicht dazu durchringen können. Einmal, weil sie sich damit wohl früher oder später selbst strafbar machen könnte. Außerdem hatte sie Angst davor, was sie finden könnte. Sie hatte keine Ahnung, wie viel von ihrem alten Neffen noch vorhanden war und wie viel dieser Obsession gewichen war.
    Die Türklingel ertönte und riss sie aus ihren Gedanken. Seufzend stand sie auf. Sie ging an dem Bild auf der Kommode vorbei, das sie zusammen mit Niall im Alter von 15 Jahren zeigte, beim ersten Mal wo sie ihn auf die Citadel mitgenommen hatte.
    "Ja, wer ist dort?" fragte sie durch die Sprechanlage. "Ja, hallo. Hier ist Detective Rose Peresa'an von Citadel-Sicherheit. Ich würde mich gerne mit ihnen unterhalten, falls sie Zeit haben."
    Sie erstarrte. C-Sec? Was um alles in der Galaxis hatte das nun zu bedeuten? War Niall etwa.....?
    Ihre Atmung ging für einen Moment schnappend, doch sie fing sich und drückte dann wieder auf den Verbindungsknopf. "Ja....ja, kommen Sie rein...."
    Sie hörte das Summen des Türöffners durch die Sprechanlage und wartete. Wenige Momente später kam die Polizistin die Treppen hoch. Eine Asari, dem Aussehen nach wohl mittleren Alters. Was sie natürlich bereits viele Male älter machte als sie selbst. "Hallo Detective.....Peresa'an, war es? Kommen Sie rein.....""

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    Zitat Zitat von Natsch Beitrag anzeigen
    Brynas Lefzen zuckten amüsiert und der Blick ihrer grünen Augen wurde etwas freundlicher. "Cleverer Welpe.", sie wankelte kurz anerkennend mit dem Zeigefinger, ehe sie mit etwas zu trinken bewaffnet wieder bei den beiden ankam, sich setzte und sie dazu aufforderte, sich ebenfalls zu setzen. Peyton folgte der Anweisung mit einem Augenrollen, Bryna öffnete mit einem zufriedenen Ausdruck in dem harten Gesicht die Dose in ihren Händen. "Nun ja, ja. Das wäre jetzt mein Plan. Vielleicht kommen Arto und Jon ja auch noch dazu, dann lernst du direkt die ganze Crew hier kennen.", lamentierte die Turianerin weiter und nahm einen Schluck. "Hast du sie auch eingeladen?", fragte Peyton überrascht, jedoch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Klar, heute ist schließlich Viskanier-Abend. Vergessen?", grinste die Turianerin und schaute dann zu Dalan. Peyton fragte sich unterdessen, sein wann es diesen Abend überhaupt gab. "Also... was gibt es was man über dich wissen muss?", fragte sie an den Turianer gewandt.


    Dalan Qin

    Dalan wusste noch nicht ganz ob er Bryna unterhaltsam oder eher etwas gruselig fand. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Sicherlich brauchte man seine Zeit um sich an ihre Art zu gewöhnen.
    Offenbar würden bald noch weitere Gäste eintreffen und Peyton hatte bis jetzt noch gar nichts von ihrem Glück gewusst. Er fragte sich innerlich, ob ein derartiges Verhalten nicht einmal zu einem handfesten Streit zwischen den beiden Frauen führen würde. Aber von Peyton's Reaktion her zu urteilen schien sie das bereits zu kennen.
    Nun richtete die ältere Turianerin das Wort an ihn.
    "Nun, Mutter tot, keine Ausbildung, viel Zeit auf der Straße verbracht, die letzten Jahre die Galaxis bereist.....Vater aktuell medienträchtig kurz vor einem Prozess wegen Korruption und Polizei-Gewalt.....glaube das waren so die wichtigsten Eckpunkte...."
    Wieder legte er sämtliche Dinge von Anfang an auf den Tisch, verpackt mit einer kleinen Portion Selbstironie. Vor jemanden wie ihr Geheimnisse zu wahren hatte so oder so keinen Zweck, das merkte er sehr deutlich.
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen

    Vincent schaute dem alten Turianer hinterher, bis er das Apartment verlassen hatte und wartete dann noch einen Augenblick mit der Hand am Griff seiner Waffe, ob nun endlich der überfällige Trupp von Söldner hereinbrechen oder Giftgas aus der Lüftungsanlage strömen würde. Eben irgendetwas was vermuten lassen würde, dass Vhans Besuch einen nachvollziehbaren Zweck gehabt und nicht bloß der Selbstdarstellung gedient hatte.

    Nichts dergleichen geschah.

    Der Mann in Schwarz stand auf, kickte einen Brocken verbogenen Platins beiseite und verließ das Apartment. ,,Wen immer Sie draußen auf der Straße haben, Vhan wird das Gebäude demnächst verlassen und könnte verfolgt werden“, schrieb er T’Saari im Gehen und steuerte auf den Fahrstuhl zu. Es stand etwas Aufräumarbeit an.


    *

    ,,Herzlich Willkommen, Mister Pennyworth! Ihre … Suite wird zur Zeit noch vorbereitet. Darf ich Ihnen während dessen etwas zu trinken anbieten?“, begrüßte ihn die Barkeeperin freundlich, aber sichtlich unruhig. Eine richtige Rezeption gab es in dem Club nicht, aber sein Kontakt hatte alles in die Wege geleitet, sodass Vincent wusste, was ihn erwartete.

    ,,Ein Glas Orangensaft, bitte“, nahm er die Einladung an und stellte seinen Weekender auf einen der Barhocker. Der Blick der Barkeeperin fiel auf die Tasche und wechselte dann mehrmals zwischen dieser und dem Mann in Schwarz hin und her.
    ,,Soll ich … ich könnte das hochbringen lassen … wenn Sie wünschen kann auch ich...“

    Vincent winkte ab und lächelte. Er hatte keine Ahnung, mit welcher Hintergrundstory er hier angekündigt wurde, aber scheinbar hatte sie Eindruck gemacht.
    ,,Kein Grund zur Aufregung, ich nehme meine Sachen selbst mit hoch. Ich weiß, dass Sie für gewöhnlich keine Dauergäste hier haben“, beruhigte er die Dame und nahm seinen Orangensaft entgegen.

    ,,Nun ja, doch, schon. Nur eben selten so … also …“, stotterte die Frau los und konnte sich offensichtlich weiterhin keinen Reim darauf machen, warum sich Vincent ausgerechnet hier eingemietet hatte. Betten gab es im „Refugium“ zwar reichlich, doch wurden sie eher bewirtschaftet als bloß vermietet.

    ,,Sie müssen sich meinetwegen wirklich keine Umstände machen, gute Frau. Ich werde die meiste Zeit ohnehin unterwegs sein. Ein Getränk aus der Hausbar, hin und wieder Zimmerservice und frische Handtücher, mehr brauche ich gar nicht“, erklärte Vincent und lehnte sich entspannt an die Bar.
    Seine neue Unterkunft unterschied sich vom Rachmaninov äußerlich und in seiner Funktion wie der Tag von der Nacht, aber was die Qualität des Inventars anging, rechnete er nicht damit, Abstriche hinnehmen zu müssen. Zumindest keine, die durch die zusätzliche Diskretion nicht aufgewogen werden würde.
    Niemand hatte jemals beobachtet, wie Gäste das Refugium betraten oder verließen und auch jetzt schien das weitläufige, mehrstöckige Gebäude mit seiner ausladenden Bar und seinen hohen Decken komplett verlassen zu sein. Vincent wusste jedoch, dass der Club, auch jetzt am Vormittag, nur so vor Geschäftigkeit brummte und hinter verschlossenen und gut isolierten Türen fleißig Umsatz gemacht wurde.

    Der Mann in Schwarz leerte sein Glas, stellte es Vhan Junior drehen würde war es an der Zeit, weitere Fronten zu eröffnen und dafür war T’Saari die richtige Ansprechpartnerin.


    Decius Vhan

    "Bereiten Sie möglichst schnell eine Pressemitteilung vor." sprach der alte Turianer.
    "Das Timing ist günstig. Noch sind sich aufgrund der Gerüchte zwar viele unsicher, aber wir können die aktuelle soziale Situation ausnutzen um das in einen Vorteil umzuwandeln. Spenden sammeln für die vom Verbrechen und Terrorismus betroffenen Armen und dabei im Zentrum von Rufmord und Belästigung. Die Öffentlichkeit liebt solche Geschichten."
    Er beendete die Übertragung. Seufzend sah er durch sein Büro. Auch wenn sie nie viel gesagt hatte, so war es doch einsam ohne Denaya. Sie hatten die Kommunikation bislang auf einem Minimum belassen, nur zweimal hatte seine Assistentin ihn über einen sicheren Kanal über ihren und Petalin's Verbleib informiert. Offensichtlich hielt sich der tollwütige Varren aktuell wirklich zurück, so wie es befohlen war.
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen fragte der alte Turianer nebenbei den Status des aktuellen Transports ab. Zudem machte er sich Notizen. Der Prozess gegen Beyo stand vor der Tür. Und die Asari und ihre Handlanger hatten ihn auch zu einem Problem für ihn selbst gemacht. Also musste er auf alles vorbereitet sein.
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  5. #225
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    "Ich fühl mich schon ziemlich alt. Du hast womöglich gute Chancen.", witzelte Leif wenig hingebungsvoll und richtete seinen Blick ebenso auf den Teller, der zwischen ihnen beiden stand. "Bei mir hat es als Kind ewig gedauert, bis sich irgendeine Form der Biotik bemerkbar gemacht hat. Die Ärzte dachten sogar, dass die Messergebnisse falsch wären, aber als ich es dann im Griff hatte, ging die Sache ziemlich steil.", erklärte er grob und machte eine ausladende Geste, als wolle er eine unermessliche Macht demonstrieren. "Lass der Sache einfach noch ein wenig Zeit."


    Die Sizilianerin lachte ein kurzes, etwas schwächliches Lachen. "Wie oft mussten sie dir die Sonde einführen, bis du einfach kleinbei gegeben und losgelegt hast?" Erstaunlicherweise lag extrem wenig Humor im Klang ihrer Stimme oder gar ihrer Mimik. Sie wirkte ein bisschen starr, lächelte kurz, aber knapp, dann stocherte sie wieder den Fisch auseinander, ein bisschen Kartoffel, spießte alles auf die Gabel, zog sie durch die Soße und aß. Mit vollem Mund hängte sie an, gestikulierte sanft mit ihrer Gabel: "Ich hab keine Zeit. Oder hab ich?". Sie ließ den Kopf ein wenig hängen und hakte vorsichtig nach: "Was sagt Cerb? Werden die schon ungeduldig? Der Professor?"
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  6. #226
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Ein lautes und schier überglückliches Lachen zog sich durch den Raum. Gut, ein wenig schäbig war es wohl auch, aber zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lachte er wieder mit ihr. "Wow, das klingt sowas von verdorben!", stellte er fest und kicherte wie ein Schulmädchen, bevor er sich zur Beruhigung eine weitere Kartoffel auf die Zunge legte. Wechselte sehr rasch und ein wenig peinlich berührt zu ihrer nächsten Frage. "Sie werden nicht ungeduldig. Ehrlich gesagt bist du nicht so langsam wie es dir womöglich vorkommt."
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  7. #227
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    Ein lautes und schier überglückliches Lachen zog sich durch den Raum. Gut, ein wenig schäbig war es wohl auch, aber zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lachte er wieder mit ihr. "Wow, das klingt sowas von verdorben!", stellte er fest und kicherte wie ein Schulmädchen, bevor er sich zur Beruhigung eine weitere Kartoffel auf die Zunge legte. Wechselte sehr rasch und ein wenig peinlich berührt zu ihrer nächsten Frage. "Sie werden nicht ungeduldig. Ehrlich gesagt bist du nicht so langsam wie es dir womöglich vorkommt."


    Zugegeben musste sie lächeln, als Leif lachte. Sie sagte es nicht. Konnte es nicht sagen, wirklich nicht. Aber es war das verdammt schönste und erfüllendste, dass sie seit Tagen hörte. Für einen Moment strahlten ihre Augen diese Wärme und Liebe aus, als sie ihn ansah. Für ein paar Sekunden schien alles gut und dann, direkt im nächsten, ein Blinzeln und sie fiel zurück in den drögen, müden Ausdruck, den sie bereits seit Tagen trug. Und seufzte. "Naja. Kommt mir so vor, ja. Das Training ist gut, monoton, aber gut, irgendwie, keine Ahnung. Ich schätze ich hab ein paar Bewegungen falsch eingeprägt, der Stand ist noch ziemlich-..naja. Ich mach mir immer noch viel zu viele Gedanken darum wie ich dabei stehe anstatt die Hände richtig auszurichten, locker zu bleiben. Die Meditationsübungen die du auf den Tisch gelegt hast waren-..naja. Ich-...kann mich nicht konzentrieren. Schwer zu erklären. Wir hatten das schon." Sie winkte ab.
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  8. #228
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    Wieder passierte etwas so unerwartetes, als Leif seine Hand über den Tisch schob und auf ihre legte. Eben jene, die ohne Gabel auskam. Er dachte sich nichts dabei, doch im Moment der Berührung explodierte etwas in ihm. "Du machst alles richtig, glaub mir.", konnte er ihr trotzdem versichern. "Der Professor ist zufrieden, Cerberus ist es. Ich bin es. Egal ob Letzteres eine Bedeutung für dich hat, aber ich finde du machst es großartig. Alles was ich bisher gesehen habe und diese Meinung wird sich morgen nicht ändern. Du leistest großartige Arbeit und wenn ich darf, dann bin ich verdammt stolz auf dich, lass mich das sagen, ja?", bat er ernsthaft um Erlaubnis, wie es schien und drückte ihre Hand sachte. "Außerdem haben biotische Legenden meist etwas mehr Selbstbewusstsein, musst du wissen.", fügte er lächelnd hinzu und machte Anstalten wieder von ihr zu lassen.
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  9. #229
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    Wieder passierte etwas so unerwartetes, als Leif seine Hand über den Tisch schob und auf ihre legte. Eben jene, die ohne Gabel auskam. Er dachte sich nichts dabei, doch im Moment der Berührung explodierte etwas in ihm. "Du machst alles richtig, glaub mir.", konnte er ihr trotzdem versichern. "Der Professor ist zufrieden, Cerberus ist es. Ich bin es. Egal ob Letzteres eine Bedeutung für dich hat, aber ich finde du machst es großartig. Alles was ich bisher gesehen habe und diese Meinung wird sich morgen nicht ändern. Du leistest großartige Arbeit und wenn ich darf, dann bin ich verdammt stolz auf dich, lass mich das sagen, ja?", bat er ernsthaft um Erlaubnis, wie es schien und drückte ihre Hand sachte. "Außerdem haben biotische Legenden meist etwas mehr Selbstbewusstsein, musst du wissen.", fügte er lächelnd hinzu und machte Anstalten wieder von ihr zu lassen.


    Sie ließ es zu. Dass er diese Hand von ihr nahm, auch wenn ihre instinktiv eine Bewegung machte, die andeutete, dass sie sie weiter halten wollte, aber ließ es dann. Senkte die Hand auf den Tisch. Und antwortete mit einem schmalen Lächeln. "Stimmt. Aber ich bin auch noch keine. Auf dem besten Weg eine zu werden, ja, aber-...noch nicht.". Ihr Lächeln schwand ebenso sanft. Aber etwas langsamer als vorher. Sie sah stattdessen zu ihm auf, kurz in seine Augen. "Was operierst du morgen?", fragte sie. Nicht wen. Das interessierte sie nicht.
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  10. #230
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    "Noch nicht.", wagte Leif lächelnd zu unterstreichen und legte seine Gabel zur Seite. Nun legte er seine Hände aufeinander, ein verzweifelter Ersatz für die Nähe zwischen ihnen und sah sie an. Irgendwie geschmeichelt von ihrem eindeutig ehrlichen Interesse. "Eine schlecht funktionierende und falsch gesetzte Prothese muss dem Patienten abgenommen werden. So gern ich sofort einen Ersatz schaffen würde, wird wohl erstmal alles heilen müssen. Das umliegende Gewebe und die Nerven sind so in Mitleidenschaft gezogen, dass-...Naja, er wird eine Weile mit nur einem Arm klarkommen müssen. Leider."
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  11. #231
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    "Noch nicht.", wagte Leif lächelnd zu unterstreichen und legte seine Gabel zur Seite. Nun legte er seine Hände aufeinander, ein verzweifelter Ersatz für die Nähe zwischen ihnen und sah sie an. Irgendwie geschmeichelt von ihrem eindeutig ehrlichen Interesse. "Eine schlecht funktionierende und falsch gesetzte Prothese muss dem Patienten abgenommen werden. So gern ich sofort einen Ersatz schaffen würde, wird wohl erstmal alles heilen müssen. Das umliegende Gewebe und die Nerven sind so in Mitleidenschaft gezogen, dass-...Naja, er wird eine Weile mit nur einem Arm klarkommen müssen. Leider."


    "Fuck-..", keuchte sie eher. "-..also musst du die Prothese abnehmen, die Wunden vernähen, einen Haufen Medi-Gel draufklatschen, abheilen lassen, ihn mit Schmerzmitteln vollpumpen und, irgendwann, wenns soweit ist, die Nerven neu verknüpfen, eine nach der anderen? In einer dieser legendären 12-Stunden-OPs?", versuchte sie zusammen zu fassen. Vielleicht wie ein Laie, aber tatsächlich verstand sie wenigstens ein bisschen etwas davon. Vom zusehen, Hörensagen. Allerdings eher generelle OPs von Verwundeten, die Cerberus manchmal bei Sergio ablegte um sie Not zu operieren. Aber sie las viel. Diskutierte viel mit ihrem Vater. Lernte. Nicht so viel wie Leif, sicher, aber sie tat es. Sie lehnte sich zurück, verschränkte locker die Arme vor der Brust. "Wirst du das machen? Wirst du, oder?"
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  12. #232
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    Ihre Begeisterung für diese Sache war hinreißend. Die Art wie sie schneller sprach, ein Skalpell mit ihrer Gabel und die chirurgische Arbeit mit ihren Händen andeutete geradezu zauberhaft. Leif war verliebt. Immer und immer wieder. Er lehnte sich nach vorn, lächelnd, hing an ihren Lippen und stützte die Unterarme auf den Tisch, als sie ausgesprochen hatte. "Ja, in etwa so.", bestätigte er ihr. "Willst du beim zweiten Eingriff mit in den OP und mir helfen?", fragte er und konnte das ohne Zweifel, wenn auch nur unter kritischen Fragen, wahrmachen. "Ich weiß du kannst das.", beteuerte er und deutete auf die Region an seiner Brust, die irgendwann von Schüssen durchlöchert worden war. Luceija war es gewesen, die ihn gerettet hatte. Vor allen anderen. Es war immer nur sie.
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  13. #233
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    Ihre Begeisterung für diese Sache war hinreißend. Die Art wie sie schneller sprach, ein Skalpell mit ihrer Gabel und die chirurgische Arbeit mit ihren Händen andeutete geradezu zauberhaft. Leif war verliebt. Immer und immer wieder. Er lehnte sich nach vorn, lächelnd, hing an ihren Lippen und stützte die Unterarme auf den Tisch, als sie ausgesprochen hatte. "Ja, in etwa so.", bestätigte er ihr. "Willst du beim zweiten Eingriff mit in den OP und mir helfen?", fragte er und konnte das ohne Zweifel, wenn auch nur unter kritischen Fragen, wahrmachen. "Ich weiß du kannst das.", beteuerte er und deutete auf die Region an seiner Brust, die irgendwann von Schüssen durchlöchert worden war. Luceija war es gewesen, die ihn gerettet hatte. Vor allen anderen. Es war immer nur sie.


    Ihr Herz machte einen kurzen und schnellen Sprung. Sie sah zu ihm auf als habe er ihr gerade versprochen, dass sie ein zweites Leben leben konnte oder sie einen unendlichen, nie erschöpflichen Weinvorrat bei einem Preisausschreiben gewonnen hätte. "Ja, is' klar..", lachte sie sacht, beugte sich selbst wieder vor zum Tisch, aber nur, um sich das Weinglas greifen zu können und sich mit diesem wieder zurück in den Stuhl zu lehnen. Sie nippte an dem sanften, seidigen Getränk, ihre Oberlippe tränkte sich in Tiefrot. Ihre Blicke begutachteten schließlich die Stellen, flüchtig, an denen er durchsiebt worden war. "Das war 'ne Ausnahme. Ich kann das, sicher, aber Zunähen mit-", sie stockte. Biss sich auf die Unterlippe. Vermutlich wusste er, was sie gerade hatte sagen wollen. Ihr Blick senkte sich zurück auf den gemeuchelten Fisch. Es war, was es eben war. Der Schatten eines guten Gefühls, dass zurück blieb. Wenn alles, was sie wollte war, ihn weiter anzusehen. Einfach nur Frieden finden. "- du weißt schon."
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  14. #234
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    Leif wusste sofort darauf zu reagieren. Ihren Abbruch zu deuten und ihren Satz gedanklich zu ergänzen. "Du musst es ja diesmal nicht mit Liebe machen. Machs einfach nur.", sagte er lächelnd und biss sich kurz und sich selbst zügelnd auf die Unterlippe. Er betrat schon wieder dünnes Eis. Musste sich irgendwie davor retten. Mehr noch sie. "Also bist du dabei oder kneifst du?", forderte er sie trotzdem heraus. Egoistisch. Weil er nichts schöneres zu kennen glaubte, als sie in jeder Hinsicht bei sich zu haben. Auch wenn er dabei einbrach und letztlich-...irgendwo ertrank.
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  15. #235
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    Leif wusste sofort darauf zu reagieren. Ihren Abbruch zu deuten und ihren Satz gedanklich zu ergänzen. "Du musst es ja diesmal nicht mit Liebe machen. Machs einfach nur.", sagte er lächelnd und biss sich kurz und sich selbst zügelnd auf die Unterlippe. Er betrat schon wieder dünnes Eis. Musste sich irgendwie davor retten. Mehr noch sie. "Also bist du dabei oder kneifst du?", forderte er sie trotzdem heraus. Egoistisch. Weil er nichts schöneres zu kennen glaubte, als sie in jeder Hinsicht bei sich zu haben. Auch wenn er dabei einbrach und letztlich-...irgendwo ertrank.


    Für einen kurzen Moment glaubte sie, dass sie starb. Einen kleinen Herzinfarkt erlitt. Wieder dieses Gefühl, wieder der allumfassende, dichte Schauer der sie überkam und vollkommen überwältigte. Sie seufzte sehr leise, sah aber wieder ab. Kurz. Nahm den Fisch mit den Zinken ihrer Gabel feinsäuberlich auseinander, mit extrem ruhiger Hand die man bei einer Drogenabhängigen nicht erwartete. Die hatte sie ohnehin nur bei genügend Fokus. "Sowas funktioniert nicht. Willst du deinen Job wieder aufs Spiel setzen? Wenn du jeden in den OP stellst den du kennst wundert mich, dass dir sonst niemand deine Zulassung aus den Händen reißen wollte.", sie lächelte nur kurz. Das wars. Wieder. Sie spürte, wie sie sich schon wieder in ihn zu verlieben begann und unterdrückte das Gefühl und die Panik, die dabei in ihr aufkam. Zu viel Gefahr. Zu viel Verwirrendes. Zu viel von Allem. "Du kannst ihn mir auch einfach geben wenn er abkratzt. Dann schneid ich ihn von oben bis unten auf und näh ihn wieder zu, meinetwegen während du zusiehst."
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  16. #236
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    Für einen kurzen Moment glaubte sie, dass sie starb. Einen kleinen Herzinfarkt erlitt. Wieder dieses Gefühl, wieder der allumfassende, dichte Schauer der sie überkam und vollkommen überwältigte. Sie seufzte sehr leise, sah aber wieder ab. Kurz. Nahm den Fisch mit den Zinken ihrer Gabel feinsäuberlich auseinander, mit extrem ruhiger Hand die man bei einer Drogenabhängigen nicht erwartete. Die hatte sie ohnehin nur bei genügend Fokus. "Sowas funktioniert nicht. Willst du deinen Job wieder aufs Spiel setzen? Wenn du jeden in den OP stellst den du kennst wundert mich, dass dir sonst niemand deine Zulassung aus den Händen reißen wollte.", sie lächelte nur kurz. Das wars. Wieder. Sie spürte, wie sie sich schon wieder in ihn zu verlieben begann und unterdrückte das Gefühl und die Panik, die dabei in ihr aufkam. Zu viel Gefahr. Zu viel Verwirrendes. Zu viel von Allem. "Du kannst ihn mir auch einfach geben wenn er abkratzt. Dann schneid ich ihn von oben bis unten auf und näh ihn wieder zu, meinetwegen während du zusiehst."


    Luceija. Sie war die einzige Frau die das hier konnte. Ihn so von einer Sekunde zur nächsten von einem absoluten Höhenflug in die Tiefe stürzen lassen. Erst lachend, dann weinend. Beinahe. Er sah sie nicht mehr allzu lang an, als sie es sagte. Dieser letzte Satz vielleicht etwas zu retten versuchte, was nicht zu retten war. Seine Augen standen gefühlt wieder in diesen Tränen, taten es aber tatsächlich nicht. Er nahm alles als viel zu viel wahr. Jede Ablehnung wurde immer schlimmer. Immer brutaler, egal wie wenig sie das vielleicht wollte. Gerade hatten sie diesen einen guten Moment, dann zerschlug sie ihn, als gäbe es in ihrem Leben keinen höheren Sinn. Er wusste, dass dem nicht so war, aber er war auch nur noch dieser Tölpel der sie verzweifelt liebte und nichts von dem zurückbekam, was er sich eigentlich wünschte. Er hatte seine Zulassung. Ja. Toll. Seine Traurigkeit war ihm anzusehen, aber-....Nein, tatsächlich weinte er nicht. "Du bist-...warst aber nicht jeder.", merkte er an. Wusste kaum die richtigen Worte zu finden. Schließlich zuckte er leicht mit den Schultern. "Egal. Selbst wenn du nicht möchtest, ist das okay, aber das Angebot steht immer. Ich hab den Eindruck, dass es dich interessiert. Du fragst oft danach.", wusste er zu schätzen, weil es vielleicht auch nur um ihn ging. Umso mehr wollte er es teilen. Mit ihr. Ausschließlich mit ihr. Doch jetzt stand er auf, räumte seinen Teller und sein Glas Weg und ließ sich wenig Zeit, bevor er sich mit einem: "Ich bin oben. Schlaf später gut.", verabschiedete und ging.
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  17. #237
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    Luceija. Sie war die einzige Frau die das hier konnte. Ihn so von einer Sekunde zur nächsten von einem absoluten Höhenflug in die Tiefe stürzen lassen. Erst lachend, dann weinend. Beinahe. Er sah sie nicht mehr allzu lang an, als sie es sagte. Dieser letzte Satz vielleicht etwas zu retten versuchte, was nicht zu retten war. Seine Augen standen gefühlt wieder in diesen Tränen, taten es aber tatsächlich nicht. Er nahm alles als viel zu viel wahr. Jede Ablehnung wurde immer schlimmer. Immer brutaler, egal wie wenig sie das vielleicht wollte. Gerade hatten sie diesen einen guten Moment, dann zerschlug sie ihn, als gäbe es in ihrem Leben keinen höheren Sinn. Er wusste, dass dem nicht so war, aber er war auch nur noch dieser Tölpel der sie verzweifelt liebte und nichts von dem zurückbekam, was er sich eigentlich wünschte. Er hatte seine Zulassung. Ja. Toll. Seine Traurigkeit war ihm anzusehen, aber-....Nein, tatsächlich weinte er nicht. "Du bist-...warst aber nicht jeder.", merkte er an. Wusste kaum die richtigen Worte zu finden. Schließlich zuckte er leicht mit den Schultern. "Egal. Selbst wenn du nicht möchtest, ist das okay, aber das Angebot steht immer. Ich hab den Eindruck, dass es dich interessiert. Du fragst oft danach.", wusste er zu schätzen, weil es vielleicht auch nur um ihn ging. Umso mehr wollte er es teilen. Mit ihr. Ausschließlich mit ihr. Doch jetzt stand er auf, räumte seinen Teller und sein Glas Weg und ließ sich wenig Zeit, bevor er sich mit einem: "Ich bin oben. Schlaf später gut.", verabschiedete und ging.


    Sie zuckte selbst mit den Schultern und antwortete "Macht der Gewohnheit.", in einem nuschelnden Ton, der verriet, dass sie sich ein wenig dafür schämte. Gleichzeitig aber auch das Gefühl etwas zerstört zu haben, weil sie nicht 'Ja' gesagt hatte. Sie beobachtete ihn kurz, sah ihm aber nur dabei zu, wie er den Teller und das Glas abräumte. Lucis Lippen öffneten sich um etwas zu sagen was "Nein, bleib noch ein bisschen.", sagen wollte, aber es kam kein Ton heraus. Sie schloss den Mund wieder, senkte den Kopf und sagte, zu sich selbst, in ihr Rotweinglas hinein: "...mja. Schlaf gut.". Weder motiviert noch überzeugt von ihren Worten.


    Wieder war Leif weg. Verschwunden. Aus ihrem Blickfeld. Symbolisch, irgendwie. Es hinterließ eine trübe, zähe Stimmung die sie kaum festmachen konnte. Ob es ihm genauso ging wusste sie nicht. Jetzt, wo alles wieder auf den Gefrierpunkt zurück gesunken war, wollte sie ihn darauf am wenigsten ansprechen, generell dieses Thema so weit es ihr möglich schien meiden. Was blieb ihr auch schon übrig?

    Weder sie noch der Schwede ahnte, dass nunmehr, zwei Tage nachdem Vigilio und Zora zurück von der Citadel auf die Erde gereist waren, jemand gänzlich Unerwartetes am Anschluss des blonden Arztes klingelte und der schrille klang ihn sicherlich aufschrecken würde.
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  18. #238
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    Er rechnete mit Giuseppina. Niemand sonst rief ihn um diese Zeit an. Das Krankenhaus wagte es kaum ihn ÜBERHAUPT anzurufen, sofern er nicht im Zustand überbezahlter Bereitschaft war, also schaltete er, gerade aus dem Bad kommend, den Anruf von seinem Tool auf sein Terminal auf dem Schreibtisch um und pflanzte sich seufzend auf den Stuhl. Nahm an, kaum dass er saß, Unterlagen zu sich ziehend, weil ihn eine Komversation mit seiner Assistenzärztin heute kaum würde aufbauen können. "Was gibts?", wollte er lediglich und tatsächlich schon beinahe bereit fürs Bett, wissen.
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  19. #239
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    Er rechnete mit Giuseppina. Niemand sonst rief ihn um diese Zeit an. Das Krankenhaus wagte es kaum ihn ÜBERHAUPT anzurufen, sofern er nicht im Zustand überbezahlter Bereitschaft war, also schaltete er, gerade aus dem Bad kommend, den Anruf von seinem Tool auf sein Terminal auf dem Schreibtisch um und pflanzte sich seufzend auf den Stuhl. Nahm an, kaum dass er saß, Unterlagen zu sich ziehend, weil ihn eine Komversation mit seiner Assistenzärztin heute kaum würde aufbauen können. "Was gibts?", wollte er lediglich und tatsächlich schon beinahe bereit fürs Bett, wissen.


    Ihm sprang in der Sekunde, in der er den Anruf entgegen nahm, das Bild einer dunkel-brünett Gefärbten, extrem gut gekleidet und geschminkten Frau entgegen, deren einzige Gemeinsamkeit mit seiner erwarteten Assistenzärztin Giuseppina der war, dass sie beide, wenigstens zum Teil, Italienerinnen waren. Diese hier, die ihn anrief, wirkte allerdings gänzlich anders. Irgendwie bekannt. Das mochte an sehr grünen, tiefen, leuchtenden Augen liegen, die sofortige Aufmerksamkeit auf sich zogen, an den feinen Gesichtszügen, welche zwar erkennbar, aber doch nicht erkennbar genug, dem Zahn der Zeit unterlegen waren, sie verdammt jung aussehen ließen, obwohl sie bereits die Fünfzig hinter sich gelassen hatte. Es mochte vielleicht auch am Teint der Frau liegen, dem südländischen Touch. Oder daran, dass er Sie schon einmal gesehen hatte. Die Nummer allerdings hatte wohl nie einen festen Platz in seinem Adressbuch gefunden - möglicherweise auch wieder verloren. Hayden Ascaiath.

    Sie saß vor einem dunkelgrünen Hintergrund - wohl eine gestrichene Wand, wie sich schnell herausstellte. Umzogen von weißen Bordüren, dunkle, schwere, aber einzelne Holzmöbel standen an der rechten Seite, Pflanzen auf ihrer anderen. Man konnte die Andeutung eines durchsichtigen Daches erkennen. Auch das hier kannte er, wenngleich vielleicht nur flüchtig, denn in diesem Haus hatte sich der Schwede einmal befunden: Es war der Wintergarten ihres Wohnhauses in London. Die gebürtige Britin saß an einem weißen Gartentisch, den Kaffee sah man nicht aber man konnte ihn sich problemlos dazu denken, und sofort, als sich das Bild des Mannes zeigte, der etwas von seinem Schreibtisch zu sich zog und den Anrufer erst noch gar nicht recht zu beachten wusste, lächelte die wohlbekleidete Frau. Sie saß aufrecht, ordentlich, zurecht gemacht da, hatte ein bezauberndes Lächeln auf ihren rot geschminkten Lippen und vielleicht war auch das eine kleine Ähnlichkeit zu der Assistenzärztin, die eben nicht angerufen hatte. Damit hatte sich die Gleichung allerdings erledigt: Auch wenn Giuseppina sicherlich kein armes Kirchenmäuschen war, waren die Kleider, die Hayden trug, mit absoluter Offensichtlichkeit ein kleines Vermögen wert. Ihre Ohrringe wohl allein, die gülden unter ihrem wohlig, heller gefärbten Haar, schulterlangen, recht glatten Haar hervorlugten, in welchen sie sich zarte Wellen hinein hatte föhnen lassen. Sie hätte CEO oder Nachrichtensprecherin sein können, war irgendwie beides und gleichzeitig nichts davon und besah den Schweden einen kurzen Moment, bevor er sich offensichtlich fasste und auf den gänzlich anderen Anrufer aufmerksam wurde.

    Hayden lächelte noch immer. Aber in ihrem Lächeln lag genau wie in ihren Augen ein heftiges Selbstbewusstsein und eine anerzogene oder auferlegte Strenge, die unverkennbar an ihre Tochter weitergegeben schien. Und mit selbigem Selbstbewusstsein begrüßte sie den Angerufenen nunmehr, in einem für sie offensichtlichen, aber im Gegensatz zu dem von Luceija, akzentfreien, perfekten Englisch: "Mister Svensson, schön, dass ich Sie erreiche - ich störe doch nicht? Ich weiß, es ist etwas spät-.. . Sie-..", sie lachte, herzlich, fein, "-..erinnern Sich noch an mich, nehme ich an?" Ihre Stimme ließ darauf schließen, dass er es würde.
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  20. #240
    Provinzheld Avatar von Majonese
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    Der Wooden Farmer war ein sehr gemütliches Lokal. Es hatte einen rustikalen Look mit Holzverkleidungen an den Wänden, die Tische und Stühle waren ebenfalls aus Holz und Letztere waren mit dicken Sitzpolstern versehen. Obwohl das Restaurant einen recht altmodischen Eindruck machen wollte, stach doch an jeder Ecke die moderne Technik heraus. Eine holographische Anzeigetafel am Tresen zeigte die Speisekarte und aktuelle Angebote, neben einigen dekorativen Bildern hingen an den Wänden auch Werbetafeln, auf denen verschiedene Anzeigen durchwechselten.
    Eine breite Fensterfront offenbarte einen guten Blick auf den großzügigen Außenbereich des Bauern, wo die zahlreichen Tische im Augenblick nahezu alle besetzt waren. Bei dem schönen Wetter draußen war es auch kein Wunder, schließlich boten große Schirme Schutz vor dem gnadenlosen Sonnenlicht und man entging gleichzeitig der drückenden Luft im Inneren des Gebäudes. Rebecca und ihr Vater aber suchten sich einen Tisch im Innenbereich, darauf hatte sie bestanden.
    Entsprechend war es auch nicht schwer, einen freien Platz zu finden, doch Rebecca hielt geradewegs auf eine kleine Gruppe von drei Tischen im hintersten Winkel des Gastraums zu. Nicht nur saß hier im Moment niemand, die Ecke wurde von zwei Wänden, dem Tresen und einer dicken hüfthohen Trennwand, in die oben Blumenkästen eingelassen waren, so umrahmt, dass man dort weitgehend ungestört bleiben konnte.
    Rebecca ließ sich auf einem Ende der gemütlichen Sitzbank nieder, die die Ecke ausfüllte, ihr Vater nahm auf der anderen Seite Platz.
    "Oh, das ist schade", kommentierte er beim Hinsetzen und besah sich das holographische Display in der Mitte des Tisches. Es zeigte die Speisekarte des Restaurants und bot die Möglichkeit direkt die gewünschte Mahlzeit zu bestellen. "Ich wusste gar nicht, dass die hier mittlerweile auch diese Selbstbedienung haben. Eigentlich find ich das immer schöner, wenn man noch direkt vom Kellner bedient wird."
    Eigentlich wollte sie zustimmen, doch Rebecca beachtete die Speisekarte nicht großartig. Stattdessen ließ sie ihren Blick durch den Gastraum schweifen und obwohl rein gar nichts an dem Anblick, der sich ihr bot, ungewöhnlich erschien, hatte sie doch schon jetzt das Gefühl beobachtet zu werden. "Bienen! Sie waren hier! Hier! Hier! Hier!", sagte sie mit verstellter Stimme und tippte mit ihrem Finger wiederholt auf dem Tisch herum.
    "Weißt du schon, was du möchtest?", fragte ihr Vater, während er sich die Karte genauer anschaute.
    "Ich glaube, ich nehme Eier...ich nehme Kotze...ich nehme Kotze! Hey! Ich glaube, ich nehme Frühlingsrollen!"
    "Alles klar, das wäre dann einmal...Schweineschnitzel mit Paprika-Sauce für mich...und Frühlingsrollen für dich", murmelte er, während er auf dem Holodisplay die Bestellung eingab und einen Credit-Chip zückte, um sofort zu bezahlen. Als Rebecca Anstalten machte, ihr Omni-Tool zu aktivieren, um ihren Teil der Rechnung zu begleichen, hob er abwehrend die Hand. "Lass gut sein, ich übernehm das!"
    "Dad!", wollte sie protestieren.
    "Da wird gar nicht groß diskutiert!", gab er streng zurück und bestätigte die Überweisung. Danke für Ihre Bestellung! Bitte warten Sie einen Moment, während wir Ihr Essen zubereiten!, stand nun auf dem Holodisplay. "Ich habe gesagt, ich lade dich ein, also bezahle ich auch."
    Rebecca ließ sich auf der Sitzbank zurücksinken. Ihr war klar, dass er sich nicht davon beirren lassen würde, seine verschränkten Arme und sein leicht gesenkter Kopf wehrten jeden Überzeugungsversuch ihrerseits ab, die Rechnung zu teilen, noch bevor sie auch nur ein Wort gesagt hatte. Dennoch kam etwas aus ihrem Mund. "Gib mir dein ganzes Geld! Ich will eine Villa mit Swimming Pool! Und eine Yacht! Und einen Ponyhof!"
    Ihr Vater schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich wusste nicht, dass du Ponies magst", grinste er.
    "Nur auf meinem Teller!", erklärte sie laut, den Rücken durchgedrückt und den Kopf in den Nacken gelegt. Ihr entfuhr ein nervöses Lachen über ihre eigene Aussage und ihr Vater stimmte mit ein. "Schön zart und knusprig!", entfuhr es ihr mit entrückter Stimme. "Hey!"
    Die Heiterkeit verschwand augenblicklich, als Rebecca mit der flachen Hand hart auf den Tisch schlug. Das Klatschen schallte durch den Raum und sie merkte sofort, wie sich Gäste erschrocken oder irritiert zu ihr umschauten.
    Am liebsten wäre sie unter den Tisch gekrochen. Sie duckte sich etwas und wandte ihre volle Aufmerksamkeit der Holzmaserung auf dem Tisch zu und fing damit an, die Ringlinien zu zählen. Es war stumpf und sinnlos, aber sie hoffte, sie könnte ihre Tics eher unter Kontrolle halten, wenn sie sich auf etwas konzentrierte.
    Glücklicherweise dauerte es nicht allzu lange und ein junger Mann trat mit zwei großen Tellern in der Hand an ihren Tisch. "Hier bitte sehr", sagte er gut gelaunt. "Einmal das Schweineschnitzel..."
    "Ja, hier." Rebeccas Vater stellte den ersten Teller vor sich ab.
    "Und die Frühlingsrollen..."
    Sie wollte eigentlich ihr Essen annehmen, aber in dem Moment, in dem sie ihre Aufmerksamkeit von der Tischplatte weglenkte, zuckte ein weiterer Blitz durch ihren Kopf. Anstatt nach dem Teller zu greifen, tippte sie erneut mit einem Zeigefinger in ausladenden Bewegungen auf einer Stelle am Tisch herum. Ihr Vater nahm die Frühlingsrollen an ihrer Stelle entgegen und bedankte sich bei dem Kellner, während Rebecca spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
    "Nun, falls Sie sonst noch irgendetwas brauchen, sagen Sie nur Bescheid", erklärte der Mann freundlich und ging wieder zurück in Richtung Tresen. Wenn ihn Rebeccas Verhalten irritierte, ließ er sich nichts anmerken.
    "Die sehen ja richtig gut aus", meinte ihr Vater mit einem Blick auf die Frühlingsrollen. Tatsächlich wirkten die Teigtaschen beinahe so frisch wie auf den Vorschaubildern der Speisekarte. Sie hatten genau die richtige Härte und waren weder zu lasch, noch zu trocken. Dazu stand auf dem Teller noch eine kleine Schale mit Sojasauce. Ein wohlig würziger Geruch wehte ihr entgegen.
    Eigentlich wollte Rebecca und vor allem auch ihr knurrender Magen zustimmen, aber stattdessen... "Buuuiieeh!"


    Trotz ihrer anfänglichen Bedenken, vergingen die nächsten zehn Minuten ohne größere Vorkommnisse. Zwar hatte sie noch immer Tics, doch zumindest waren die meisten davon wenig auffällig. Dreimal warf sie sich mit ihrem ganzen Körper nach hinten gegen die Rückenlehne der Sitzbank, gelegentlich kniff sie die Augen zusammen oder zuckte mit ihrem Kopf herum. Lautere Ausrufe entfuhren ihr wenige und es erregte ihrem Gefühl nach nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit.
    Ihr fiel nämlich auf, dass ihr Vater bei ihrer lockeren Unterhaltung während des Essens ein wenig lauter als üblich sprach und auch sein Gelächter, welches bei seinem Organ ohnehin recht laut werden konnte, noch etwas ausgelassener wirkte als sonst. Selbst wenn sie ihre Stimme unbeabsichtigt erhob, konnte sie ihn damit kaum übertönen.
    Solange sie sich auf das Gespräch und ihr Essen konzentrieren konnte, fiel es ihr etwas leichter, die anderen Gäste ein wenig auszublenden. Auch wenn sie immer noch bei jedem lauteren Tic den Drang verspürte, sich so klein wie möglich zu machen. Doch das trügerische Gefühl von Sicherheit war nicht von Dauer.
    Mehr und mehr Gäste betraten den Wooden Farmer, immerhin war es nun Mittagszeit und die Plätze im Außenbereich vermutlich größtenteils belegt. Ein Mann und eine Frau, vielleicht ein Paar um die Mitte dreißig, hielten genau auf die Ecke zu, in der Rebecca mit ihrem Vater saß.
    Ein wenig unruhig beobachtete sie, wie sich die beiden Neuankömmlinge am Nachbartisch niederließen, sie waren offenbar in ein Gespräch versunken und nahmen von den Gästen in ihrer Nähe zunächst keine Notiz. Das änderte sich schlagartig.
    "Ich habe eure Kinder entführt! Hey!"
    Der todernste Blick und der stoische Tonfall ihrer Stimme alleine, mit dem Rebecca das Paar so direkt ansprach, war wohl schon beunruhigend genug, doch der Inhalt ihrer Worte setzten dem Ganzen die Krone auf. Beide Köpfe fuhren erschrocken in ihre Richtung. Die zwei starrten die junge Frau mit einer Mischung aus Unglaube und Verwirrung an.
    Kaum hatte sie wieder Kontrolle über ihren Körper, lehnte sich Rebecca nach vorne und platzierte ihre Ellbogen auf dem Tisch, sodass sie ihr Gesicht hinter ihren Händen verbergen konnte. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihr lag eine Entschuldigung auf den Lippen, doch stattdessen ruckte ihr Hals wieder nach vorne. "Sie wissen zu viel!" Rebecca klatschte in die Hände.
    "Es tut uns sehr leid!", wandte sich ihr Vater beschwichtigend an das Paar, die in Schockstarre gefallen zu seien schienen. "Meine Tochter hat eine Nervenkrankheit, sie kann sich nicht immer kontrollieren."
    "Krankheit?", hakte der Mann mit leicht verstörtem Blick in Rebeccas Richtung nach. "Was...was für eine Krankheit?"
    "Keine Angst, nichts Ansteckendes. Sie sagt oder tut manchmal Dinge, die sie nicht möchte, sie kann nichts dagegen machen. Ich hoffe, wir stören Sie nicht allzu sehr, wir wollen wirklich keinen Ärger machen."
    "Gegen das System!", rief Rebecca und warf die Frühlingsrolle in ihrer Hand ansatzlos über den Tisch. "Tut mir leid...!", krächzte sie eine Sekunde später als sie ihren Körper wieder unter Kontrolle hatte, doch schon setzte ihr Tourette nach. "...dass ihr solche Versager seid!"
    Wortlos hob ihr Vater die Teigrolle vom Boden auf und legte sie ihr zurück auf den Teller.
    Das Paar wechselte einen bestürzten Blick, doch offenbar wollten sie keinen Streit heraufbeschwören. So beängstigend wie sie das Gebaren der jungen Frau am Nachbartisch offenbar fanden, so wenig wollten sie sich mit dem Hünen anlegen, der ihr Vater war. Also wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer eigenen Bestellung zu. Trotzdem wanderten ihre Augen immer wieder verstohlen in Rebeccas Richtung, so als wäre sie gemeingefährlich. Auch anderen Gästen war aufgefallen, dass etwas in der Ecke des Ladens vor sich ging.
    "Dad, können wir gehen?", raunte Rebecca, ihr Blick lag auf ihren Füßen. Sie spürte riesige Suchscheinwerfer, die auf sie gerichtet wurden. Auf einmal fiel es ihr unheimlich schwer Luft zu holen.
    "Bist du sicher? Willst du nicht noch...?"
    "Lass uns bitte einfach gehen!"
    "Also gut..." Mit einem tiefen Seufzen kratzte ihr Vater die Essensreste auf seinem Teller zusammen. "Warte kurz, ich lass dir dein Essen einpacken..." Er verputzte schnell die letzten Nudeln und Salatstücke von seiner Mahlzeit und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. Dann stand er auf und nahm ihren Teller, auf dem noch die Hälfte ihrer Frühlingsrollen lagen.
    Rebecca erhob sich ebenfalls und schüttelte ihren Kopf unkontrolliert. Als sie ihrem Vater zum Tresen folgte, hatte sie ihre Augen weiter in Richtung Fußboden gerichtet. Auch wenn es vermutlich kein echtes Holz war, imitierte der Bodenbelag einen hellen Dielenboden. Sie bemerkte ein Astloch in der Textur und sofort zuckte ein Kribbeln durch ihren Nacken. Ehe sie es sich versah holte sie mit beiden Armen Schwung und hüpfte über den kleinen, auffälligen Punkt hinweg. Wieder spürte sie die Blicke der anderen Restaurantgäste auf sich.
    Nervös wartete sie, bis der Kellner ihre restlichen Frühlingsrollen in Folie eingewickelt hatte.
    "Vielen Dank!", sagte ihr Vater mit einem höflichen Lächeln, als er das kleine Fresspäckchen entgegennahm. "Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch."
    Rebecca hatte sich schon zur Flucht gewandt und hielt geradewegs auf die Eingangstür des Restaurants zu. Mit zügigen Schritten trat sie raus auf die Straße und hielt auf den Parkplatz zu, wo ihr Vater den Wagen geparkt hatte. Sie ignorierte die anderen Menschen um sie herum, ihr Blick galt einzig und allein dem weißen SUV, der dort zwischen einigen anderen Fahrzeugen stand, als wäre es ein sicheres Versteck, wo sie vor einem wilden Raubtier Schutz suchen wollte. Voller Ungeduld griff sie schon nach der Autotür und wartete, bis ihr Vater zu ihr aufgeschlossen hatte. Kaum war der Wagen entriegelt, riss sie die Tür auf und kletterte hastig auf den Sitz.
    Es dauerte einen Moment, bis ihr Vater auf der anderen Seite einstieg. Anders als seine Tochter wirkte er nicht gehetzt, sondern gab sich gelassen. Sein Gesicht aber zeigte Besorgnis. "Ich weiß wie du dich fühlst", sagte er vorsichtig. "Glaub mir, ich weiß wie unangenehm das alles für dich ist. Aber du musst lernen, damit umzugehen. Du weißt, dass deine Tics nur schlimmer werden, wenn du dich aufregst." Da war keine Spur von Strenge, kein Vorwurf in seiner Stimme und dennoch taten seine Worte mehr weh, als die vorwurfsvollen Blicke der anderen Leute.
    Denn sie wusste, dass er recht hatte. Was blieb ihr denn auch anderes übrig? Ihre verdammte Krankheit nahm keine Rücksicht darauf, wie ungelegen ihr die Tics kamen. Eher fühlte es sich so an, dass sie immer dann ticte, wenn sie es am wenigsten wollte.
    Als ihr Vater den Wagen startete, lehnte sich Rebecca wieder an die Seitentür und starrte nach draußen. Doch sie sah praktisch nichts von den Häusern, Straßen und Leuten, an denen sie vorbeifuhren. Ihre Gedanken rasten wild umher. Es würde nicht das letzte Mal sein, dass sie völlig Wildfremde mit solchen Tics begegnete, doch wie um alles in der Welt sollte sie damit klarkommen? Und wie sollten die Leute um sie herum damit klarkommen? Im Augenblick wollte sie eigentlich nichts sehnlicher, als sich irgendwo einzuschließen und nie wieder einer anderen Person unter die Augen treten zu müssen.
    Majonese ist offline

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