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    Drachentöter Avatar von numberten
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    "Am Anfang meiner Reise hatte ich noch gedacht, ein Goldstück für jede erschlagene Brut und du bist ein gemachter Mann. Inzwischen denke ich das sogar ein Silberstück dafür ausreicht.", murmelte Artur erschöpft nachdem sie endlich das verdammte Tor verschlossen hatten. Der Ritter nahm den Schaller ab und ließ etwas kühles Wasser die trockene Kehle hinablaufen. Ein ordentliches Tagwerk, doch es war noch nicht vorbei.
    "Ach verkauft euch nicht unter Wert. Und denkt daran das dieser Ort euch wohl nichtmal ein Bronzestück für jede Kreatur zahlen kann.", meinte Fafnir milde, trotz Erschöpfung recht ruhig rauchen. Der Rausch der Schlacht schwand so schnell wie er gekommen war. Die Routine eines erfahrenen Zwergenberserkers. Etwas kontrollierter als die des Seeräubers. Menschen waren sehr anpassungsfähig, doch man konnte nicht alles genau kopieren.
    "Wenn ich das Geld finde, kann ich es denen da draußen zahlen damit sie verschwinden? Ach was rede ich da. Alles was sie wollen ist töten, töten, töten!", sprach Feia ermattet, sich ein paar Schrammen reibend. Ihre kleine Landung war nicht so sanft gewesen und das Handgemenge war es ganz sicher nicht. Sie mochte die Brut nicht als Gegner. Sie hatte gegen Monster gekämpft, doch diese hatten immerhin nachvollziehbare Intentionen gehabt. Stolz, Habgier, Gefallsucht. Zeichen einer verdorbenen Seele, doch das hier war anders. Nur Verderbnis, keine läuternde Qualitäten. Ein Zerrbild von allem Lebenden, Dinge die Feia liebte. Sie fühlte sich falsch hier.
    "Ja das beschreibt sie ganz gut. Doch lasst euer Herz nicht schwach werden Mädchen. So lange ihr hier steht, haben sie nicht gewonnen. Das galt in Orzammar, das gilt auch hier.", meinte Fafnir aufmunternd.
    Feia schaute den alten Zwerg kurz fragend an, dann nickte sie leicht lächelnd. Ihr halbes Leben war ein Kampf gewesen, jetzt war es halt einer mehr. Alles was im Leben wert war, lohnte sich dafür zu kämpfen.

    Morgana sah wie sich die Brut verteilte und etwas vom Tor abließ. Erschöpft sank die Hexe auf das Dach und ruhte sich kurz auf den Rücken liegend aus. Leichter Regen tropfte ihr ins Gesicht, während sie sich sanft die Stirn massierte. Die Blitze waren effektiv gewesen, doch auch sehr anstrengend. Und jetzt wo sich die Brut aufteilte war es die Gefahr nicht wert. Man durfte die Naturgewalten nicht zu sehr reizen, sonst konnte die Lage außer Kontrolle geraten. Und ihr Körper würde es in diesem Pensum auch nicht lange aushalten.
    Sie hörte die Feuerglocke, das war kein gutes Zeichen. Kein Blitz das hätte sie bemerkt. Was wohl bedeutete das jemand anderes in der Stadt Feuer legte. Selbst die beste Verteidigung hatte Lücken. Das graue Meer hatte den Ort wie eine Insel umhüllt und sickerte jetzt in die Ritzen. Morgana erhob sich wieder vom Dach und ging zurück zur Luke. Zeit das Dach zu verlassen, sie musste etwas anderes versuchen. Das Problem war, sie wusste noch nicht was.

    "Eine sonderbare Art von Humor, Ser Kilian. Drei Fremde in diesen Land ziehen aus um für die Bewohner den Hals zu riskieren.", merkte Artur mit leichter Ironie angesichts des Plans an. Aber wen hatte dieses Land schon. Den alten Ritter, den jungen Lord? Diese Logan war sicher fähig, doch innerhalb des Ortes von größerem Nutzen.
    "Was soll es. Ich bin bereit für die Mär der drei tapferen Trottel. Wenn man untergeht dann wenigsten mit einem Paukenschlag. Doch würde ich doch mein Ziel sehen, bevor ich mich dorthin durchschlage!", fügte er an.
    "Ja, der Alpha. Er muss seinen grotesken Schädel zeigen, damit ich ihn abschlagen kann.", stimmte Fafnir zu.
    "Schwierig. Er hält sich immer noch bedeckt, doch sollte es leichter für einen Ausfall sein, jetzt wo sich die Brut verteilt. Das Wetter macht das Feld mehr als unübersichtlich.", meinte Mealla die kurz den Turm verlassen hatte, während man ihr neue Pfeile brachte. In ihrem eigenen Köcher waren nur noch ein paar Spezialpfeile, darunter jene zwei in welche feine Lyriumlinien eingeätzt waren. Spezielle Werkzeuge für spezielle Situationen.
    Sie wusste nicht wie viele Pfeile sie verschoßen hatte. Nimues Zauber sorgte dafür das ihr Arm nicht ermattet war, doch würde sich ihr Körper zweifellos dafür rächen. Falls sie das alles überleben würde.
    "Nun, ich schätze ihr solltet überlegen wie ihr am Besten nach draußen kommt, ich melde mich sobald ich ihn erblicken sollte. Falls sich die Gelegenheit bietet...ich tue was in meiner Macht steht euch diesen Gang zu ersparen.", versprach sie aufmunternd und trank einen Schluck aus einem Wasserschlauch.

    Feia überlegte was sie tun sollte um zu helfen. Sie beschloß das die Wälle nicht ihre Welt waren. Sie kannte den Ort ebenso gut wie Logan, die Gassen vermutlich sogar besser. Kinder kannten sich sehr gut darin aus schnell von einem Haus zum anderen zu kommen. Und die Elfe war ebenso aufmerksam gewesen wie sie bei ihren Lehrstunden. Der Gedanke das die Brut auf den Weg zu ihnen war, gefiel ihr ebenfalls nicht.
    "Ich unterstütze euch in der Stadt Logan. Ich kenne die Gassen hier mehr als gut. Ich würde den Südpfad zur Kirche nehmen und dann..nun je nachdem was ich vorfinde. Wenn etwas über die Dächer huscht und nicht kreischt...das bin vermutlich ich.", sprach sie hilfsbereit an ihre Gefährtin.
    "Also schießt mir bitte nicht in den Hintern meine Liebe.", fügte sie verschmitzt an Larissa gewandt an und verstaute ihre Schwerter. Der Regen wurde stärker, doch wohl kaum genug für die Feuer.
    "Wir sehen uns. Viel Glück.", verabschiedete sie sich mit einem Nicken an Logan, Gisele und Larissa.
    Dann wandte sie sich um, bestieg mit wenigen Tritten eines der Häuser und war kurz darauf vom Dunkel verschluckt welches über dem Dorf lag.

    "Das Haupttor ist keine gute Idee, doch gibt es kleinere Ausfallmöglichkeiten wie ich gehört habe. Und wohl Einfallmöglichkeiten wie die Brut beweist. Wir sollten eine von diesen nutzen und so nah wie möglich an den Alpha kommen wenn wir wissen wo dieser ist. Und dann so schnell und brutal zu schlagen wie wir können. Ansonsten..war es das mit uns.", beschied Artur gegenüber den Mitgliedern des Himmelfahrtkommandos.
    "Nun, selbst wenn wir ihn erschlagen bezweifle ich das die Brut direkt kampflos ihrer Wege zieht. Sprecht also lieber die Gebete die ihr für nötig haltet und vertraut auf eure Kraft. Anders als dieser alte Zwerg habt ihr noch ein wenig Leben vor euch.", meinte Fafnir grimmig doch entschlossen.
    "Lieb von euch. Ich sehe euch zähen Knochen noch als einzigen leben hier raus spazieren. Aber noch wette ich nicht gegen mich. Ferelden ist nicht unbedingt meine Wahl als letzte Ruhestätte. Nicht gegen das Land an sich.", merkte Artur mit Galgenhumor an.
    "Ich habe ihn gesehen. Unweit des südlichen Abschnitts, begleitet von einer Art Hurlock Garde. Wenn man das so nennen kann. Sie gingen vom Waldrand aus weiter nördlich. Leider kein gutes Schußfeld für mich.", rief Mealla plötzlich mit leichter Resignation in der Stimme. Ihre scharfen Elfenaugen suchten weiter den Horizont ab, die Finger auf der Sehne ruhend. Sie wollte nicht das Artur und die anderen Beiden hinaus mussten. Doch es war fraglich ob der Erbauer ihr diese Gnade zuteil werden lassen würde.
    "Nun, bereit Ser Kilian? Meister Fafnir?", erkundigte sich Artur, seinen Streitkolben schulternd.
    "Den Tod als Gewissheit, geringe Aussichten auf Erfolg..worauf warten wir noch?"
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  2. #42 Zitieren
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    Logan rannte gerade um die Ecke, als sie zum zweiten Mal an diesem Tag zu Fall gebracht wurde. Ein Genlock brachte sie zum Stolpern, indem er sich ihr in den Weg schmiss. Sein größerer Kampfgenosse hieb der Kriegerin einen stachelbesetzten Streitkolben gegen die Brust. Das Vieh lachte böse, während der Genlock ein krummes, langes und dünnes Messer zog. Perfekt, um die Schwachstellen ihrer Rüstung zu finden und ihr Herz zu durchstoßen. Logan japste nach Luft, doch konnte sie kaum atmen. Das Wesen grinste, oder verzog zumindest das reißzahnbewehrte Maul. Es grinste noch immer, als ein silbernes Schwert dieses Maul durchstieß und den Schädel zerspringen ließ wie eine Melone, die auf einen gepflasterten Markplatz fiel. Gisele stand breitbeinig über Logan, ließ ihr Schwert singen und im Nu lag neben Logans Kopf ein zweiter, allerdings ohne Körper. Der Hurlock gurgelte einen unverständlichen Fluch. Gisele trat den Schädel achtlos fort und reichte der Kriegerin ihre gepanzerte Hand. Als Logan wieder stand und zu Atem gefunden hatte, sagte sie: „Danke, Chevalier.“
    „Gisele“, sagte die Orlaisianerin. „Nennt mich einfach Gisele.“

    Als Mealla den Alpha sah, schien der bebende Himmel mit einem Mal zu schweigen. Kilian hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde, er hatte es gehofft und gleichermaßen, wenn nicht sogar mehr, gefürchtet. Er zog sein Schwert, der Stahl war so matt wie er selbst und sank auf ein Knie. Die Spitze im Boden Fereldens, die Hände an der Parierstange und die nackte Stirn gegen den Knauf gelegt, sprach er ein Gebet zum Erbauer. Er bat um Mut, Kraft und seinen Schutz. Dann, noch immer mit geschlossenen Augen, dachte er an Saskia. Seine Geliebte in den Marschen, die Magierin, die sein Kind geboren hatte. Ein Kind, dass er noch nie gesehen hatte, von dem er nicht wusste, ob es ein Junge war oder ein Mädchen oder ob es überhaupt lebte. Er fragte sich, in diesem Moment, da sein Tod so viel wahrscheinlicher war als sein Weiterleben, ob er sie jemals wiedersehen würde. Dann erhob er sich, warf einen letzten flehentlichen Blick gen Himmel und griff zu seinem Topfhelm.

    Die Brut war in der Stadt. Nicht zahlreich, aber präsent. Nimue eilte an einem halben Dutzend kleinerer Banden der Monstren vorbei, den hohen Turm der Kirche im Auge. Die Hälfte dieser Gruppen wurde von Berewics Bürgern gestellt, einer schleuderte Nimue einen Flammenstrahl entgegen und ließ sie jaulend in die scheinbar Sicherheit-bietende Dunkelheit einer Gasse flüchten, wo flinke Klingen ihre Kehlen öffneten. Dennoch waren es zu viele, um sie ungehindert durch die Straßen streifen zu lassen. Nimue selbst konnte kaum viel ausrichten. Wäre sie in Wolfsgestalt und auf der Jagd, würde das Blut der Kreaturen ihr beim ersten Bissen den eigenen Leib verderben, so fürchtete sie. Die Verderbtheit ließ sich nicht einmal mit Magie bekämpfen.

    Nimue erreichte die Kirche, raffte ihr Kleid und eilte die Treppen hoch, von denen aus sie ihrem Tribunal zugesehen hatte. Das massive Haupttor war verschlossen und verriegelt, achtsame Bürger hatten Bänke und Tische vor die Flügel gezerrt und den Durchgang so zusätzlich verbarrikadiert. Eine einzelne Frau stand oben auf dem Turm und verschoss Armbrustbolzen, ohne nennenswerten Erfolg allerdings. Nimue wählte einen der beiden Seiteneingänge und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass er offen und das Holz der Türen mit Hieben übersät war, sodass der steinerne Boden mit Splittern bedeckt war. Sie schlüpfte durch und stemmte sich mit der Schulter gegen die eisenverstärkte Tür, bis sie ins Schloss viel. Die Magierin sprach einen Bannspruch, der fester war als jedes Tor und jede Mauer, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum aufrechterhalten werden konnte, bevor sie die Erschöpfung zum Lösen der Magie zwingen würde.

    Sie betrat die Haupthalle, die vollkommen leer war. Die Schreie und Kampfgeräusche innerhalb der Stadt waren hier so stark gedämpft, dass die Stille fast bedrückte. Ihre Tritte auf dem nackten Stein hallten von den Wänden wider. Dann plötzlich ertönte ein Schrei von der östlichen Kammer. Nimue gefror das Blut in den Adern. Eine Frau schrie. Wenn die Dunklen hier waren, war keine Frau und kein Kind vor ihren verderbten Waffen sicher. Sie hatte von Fafnir gehört, was mit Frauen geschah, die in ihre Klauen fielen. Kein rascher Tod, nicht zwangsläufig. Die Glücklichen starben so, die anderen wurden verschleppt und zu Unaussprechlichem. Nimue war entschlossen lieber das ganze Gebäude in einem Inferno bis auf die Grundmauern zu schmelzen, ehe einer armen Kreatur ein solches Schicksal angedeihen sollte.

    Sie rannte los, erkannte von Weitem einen aufgeblähten, graugrünen Leib auf dem Boden. Der Genlock starrte aus bösen Augen in an die Decke, neben ihm ein Hurlock – sein Kopf ein paar Schritt weiter weg. Ein drittes Brutwesen mit abgefeuerter Armbrust lehnte mit einer klaffenden Wunde über der Brust gegen ein Bücherregal, aus dem viele Werk gefallen waren, sodass der Genlock nun beinahe wie ein Gelehrter inmitten kluger Schriften wirkte. Als Nimue den Raum betrat, stockte sie erneut. Zwei Laienschwestern lagen auf dem Boden, Pfützen aus Blut breiteten sich von ihnen her aus und verbanden sich auf dem steinernen Fußboden miteinander. Ihre offenen Augen waren zur Stirn gerollt, sodass man nur noch ein wenig Pupille sehen konnte, ihre Münder standen in stummen Entsetzensschreien offen. Die Ehrwürdige Mutter saß auf ihrem Stuhl, der mit der geschnitzten und bemalten goldenen Sonne, den jede Frau mit dem Titel der Hochwürden in der Kirche zustand. Von dort schaltete und waltete sie über die Seelen ihrer Schäfchen und verdammte als jene, die sündigten – oder Magierinnen mit roten Haaren. Diese Ehrwürdigkeit würde sich nicht mehr von ihrem Stuhl erheben, denn sie war tot. Und selbst, wenn sie es nicht wäre, wäre es ihr schwer gefallen aufzustehen, denn silbernes Schwert hatte ihre Brust durchstoßen und sie gegen die Lehne genagelt. Neben Nimue waren noch zwei andere Personen in dem Raum: Eine Priesterin und Lana Misericordia. Die Elfe hielt die junge Frau im Arm, beinahe so als würde sie sie vom hinten her umarmen, wie in Mann seine geliebte umarmte. Sie schmiegte sich an, das dunkle Haar der Priesterin streichelte ihr Gesicht. In ihrer rechten Hand, die etwa auf Höhe der linken Schulter der Priesterin war, hielt sie eine dünne Klinge. Die in Panik weit aufgerissenen Augen der Frau hefteten sich auf die Rothaarige, die wie angewurzelt stehen blieb. Lana zuckte bei Nimue eintreffen. Dann lächelte sie und zeigte weiße Zähne.
    „Bitte! Bitte nicht!“, schrie die Priesterin aus. Beinahe sanft zog Lana ihre Hand von links nach rechts und schnitt der Frau die Kehle auf. Sie gurgelte Blut, dass sich über den Handschuh der Elfe und ihre eigene Robe ergoss. Es sprudelte auf den Boden und bildete so den vierten See aus Blut. Die Augen nicht von Nimue gewandt, den Schrecken in sie bannend, sank sie auf die Knie und verröchelte. Lana gab ihr einen Tritt. Sie stürzte und der Blickkontakt brach ab.
    „Was macht Ihr hier?“, fragte die Elfe so nebensächlich, als habe Nimue sie gerade beim Schnitzen unterbrochen.

    „Ich…“ Die Magierin war bleich wie Kreide. Das Gurgeln wurde leiser und unregelmäßiger. Lana kniete sich nieder und wischte die Dolchklinge am Gewand der Priesterin ab. „Wo sind die Kinder? Die Frauen?“
    „In Sicherheit“, sagte Lana. Sie lächelte böse. „Keine Sorge: Sie leben. Ich würde ihnen nichts tun. Ich bin kein Monster…“, sie schaute sich um, „zumindest kein großes.“
    „Aber… wieso?“
    „Das fragt Ihr noch? Diese Frau dort hat Euch als schuldig befunden in dem Moment, in dem sie wusste, dass Ihr eine Magierin seid. Denkt Ihr, dass anders mit mir verfahren wäre? Oder mit Eurer schwarzhaarigen Gefährtin? Oh, seht mich nicht so an. Natürlich spürte ich es, ebenso wie Ihr spüren konntet, dass die Magie auch mich durchströmt.“
    „Aber… diese Frauen…“
    „Zeugen. Als die Brut die Tür einschlug, tötete ich die Monstren. Genau so, wie der Templer es von mir verlangt hat. Die Frauen und Kinder sind in der hinteren Kammer, hinter einer dicken Tür.“ Nimue spürte, wie ihr das Atmen schwerer fiel. Die Anstrengung der Barrikade und diese Szenerie. Sie torkelte zurück und setzte sich auf einen der Schemel, der vormals von einer der Laienschwestern benutzt worden war. „Die Brut war tot“, nahm Lana ihre Erklärung wieder auf. „Und ich erkannte die Gelegenheit. Zu spät, wohlbemerkt. Ich hätte die Monster erst einmal ihre Arbeit verrichten lassen müssen. Jetzt werde ich wohl selbst noch ein paar Hiebe mit diesen primitiven Klingen ausführen müssen. Zu schade.“ Sie zuckte mit den Schultern und schaute zur Ehrwürdigkeit. „Allerdings hätte mich das der Freude beraubt, selbst zu töten. Wisst Ihr, ich habe es dieser alten Krähe dort verraten“, sagte sie und deutete zur Mutter. „Ich sagte ihr, dass hier mehr als eine Magierin am Werk ist. Hättet Ihr den Hass in ihren milchigen Augen gesehen, hätte Ihr weniger Skrupel. Ich stieß mein Schwert durch ihr Herz und es war gut. Die anderen zu töten war nicht weniger süß, diese selbstgerechten und herablassenden Hennen, die Eurer Verurteilung ohne einen Funken Gnade oder gepredigtes Mitgefühl beigewohnt hätten. Hach, ich kann noch immer ihre Schreie hören.“
    „Ihr seid verrückt“, sagte Nimue. „Wahnsinnig.“
    „Nur grausam, meine Liebe. Aber nur dann, wenn ich es möchte.“ Mit einem Ruck und einem schmatzenden Geräusch befreite Lana ihr Schwert aus der Brust der alten Frau. Sie reinigte sie Klinge, schob sie in die Scheide und tat einen Schritt auf Nimue zu. Die Rothaarige wich zurück und Lana lächelte böse. „Seid unbesorgt, Ihr steht heute nicht auf meiner Speisekarte. Außerdem habe ich Euch einen Gefallen getan. Als ich die Alte tötete, wusstet Ihr, was ich da fühlte: Gerechtigkeit. Für Euch und alle anderen Magier, die zu Unrecht von ihr und ihresgleichen verfolgt werden.“ Die Elfe schritt an Nimue vorbei. Sie wusste, dass ihre Barriere brechen würde, bereitete sich aber auf einen weiteren Flammenstoß vor; einen sinnlosen Angriff, wie ihr selbst bewusst war. Wenn Lana es wollte, würde sie sie töten. In einem fairen Kampf hätte Nimue vielleicht eine Chance, aber in ihrer derzeitigen Verfassung wäre es ein Kinderspiel für die Silberhaarige. Sie suchte sich eine kurze Axt aus und versetzte den toten Priesterinnen ein paar Schläge, versenkte das Beil dann im Rücken einer der Frauen und lud die Armbrust.
    „Wollt ihr?“
    Nimue sah sie entgeistert an, dann schüttelte sie den Kopf. Lana trat dichter und feuerte den Bolzen in die Wunde, wo ihr Schwert den Körper der Ehrwürdigen durchbohrt hatte. Mit nachdenklich zur Seite gelegtem Kopf, begutachtete sie ihr Werk. „Sieht doch gut aus“, urteilte sie. „Was wolltet Ihr überhaupt von mir?“
    Nimue fiel ein, weshalb sie überhaupt hier war.
    „Die Brut ist in der Stadt.“
    „Was Ihr nicht sagt.“
    „Man bittet um Eure Unterstützung.“ Lana seufzte. „Gut. Geht und meldet Eurem Templerhauptmann oder dem notgeilen Lord, dass ich diesem Wunsch nachkommen werde. Ich kämpfe im Vorfeld der Kirche, wo ich mich frei bewegen kann.“ Nimue nickte, dann sagte sie: „Die Kinder…“
    „Ihr wollt sie sehen?“ Wieder nickte die Magierin, diesmal entschlossener. Sollte die Elfe gelogen haben und die Kinder wären tot, dann würde kein Schwert, kein Zauber, keine Grausamkeit sie vor ihrem Feuer schützen können. Wie zur Erkenntnis ihrer Gedanken, lächelte die Elfe. „Folgt mir.“

    Der große Schlüssel drehte sich im Schloss, Lana pochte an die Tür, die bald darauf entriegelt wurde. In einem geräumigen, mit Fackeln beleuchteten Saal ohne Fenster mit einem winzigen Loch im Dach, saßen all jene, die den Schutz eines Wesens wie der Elfe bedurften. Der Windzug, der mit Nimue den Raum betrat, ließ die Fackelflammen flackern und die Schatten an den Wänden tanzen.
    „Ist es vorbei?“, fragte Abyss und trat aus der Menge hervor.
    „Leider nein, süßes Kind“, sagte Nimue trist und kniete sich nieder.
    „Arian…“
    „… geht es gut. Er kämpft tapfer. Aber das Tor hält und die Brut wird bald besiegt. Ich verspreche es dir.“ Sie streichelte ihr übers Haupt.
    „Wir haben zu tun“, sagte Lana kühl. Auch sie reichte nach Abyss, aber berührte die Elfe mit einem höflichen, gleichgültigen Geste. Nimue und Abyss winkten sich, dann schlug die Tür zu und wurde von der einen Seite mit dem Schlüssel, von der anderen Seite mit Riegeln versperrt.
    „Zufrieden? Dann gehe ich jetzt Töten.“ Und Nimue, die nicht wusste, was sie als nächstes tun sollte, blieb zurück.

    Einer der Männer Berewics zeigte ihnen den Ausgang. Es war eine kleine Pforte am äußersten Ende der Mauer, so schmal und niedrig, dass sich selbst der Zwerg ducken musste. Artur passte kaum hindurch. Sie fanden sich auf der anderen Seite der Mauer wieder, inmitten dorniger Büsche, die jedem Eindringling ein natürliches Hindernis waren. Die drei Krieger hockten in den Sträuchern und beobachteten, wie kleine Gruppen der Brut um Berewics Mauern schwärmten. Mealla und ihre Schützen sandten immer wieder Pfeile aus, weshalb sich die Brut, die scheinbar doch nicht von großer Todessucht getrieben wurde, diesen Bereich mieden.
    „Gut“, sagte Kilian und deutete gen Norden, „dort geht es zum Waldrand. Mealla wird unser Vorankommen decken, aber wenn wir zu früh entdeckt werden und sie sich alle auf uns stürzen, sind wir auf uns allein gestellt. Für den Fall werde ich versuchen sie aufzuhalten und ihr zwei zieht euch hierher und nach Berewic zurück.“ Ein Hurlock schrie einmal spitz auf, als ein Pfeil seinen Brustharnisch durchschlug und schrie dann nochmal, als zwei weitere ihn vollends perforierten. „Zum ersten Mal am heutigen Tag wünschte ich mir die Dunkelheit herbei“, raunte Kilian. Vermutlich vergebens, denn die Bestien wohnten für gewöhnlich unter der Erde und konnte bei Dämmerung und Nacht sicherlich besser schauen als er oder Artur. „Nun denn, Freunde“, hob der Templer an. Es war nur eine allgemein als höflich geltende Redewendung unter Kampfgefährten denn weder kannten sie sich gut genug, um Freunde zu sein, noch würde Artur nach dem Tribunal gegen Nimue sonderlich tiefe Sympathien hegen. „Zum Wohle der gerechten Sache.“
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  3. #43 Zitieren
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    Morgana hörte die Glocken Sturm läuten als sie aus der Tür trat und die Gassen ansteuerte. Sie war sich nicht sicher wo sie hin sollte. Zur Kirche? Nein, dort würde ihre Hilfe nur Probleme verursachen. Außerdem wäre man schon dorthin zurückgefallen wenn die Lage verloren schien. Es konnte nicht allzuviel Brut in der Stadt sein, sonst würde wohl mehr Feuer liegen. Es war dumm, aber vielleicht waren die Palisaden doch der richtige Ort. Wenn sie fielen gab es keinen Grund mehr zum Verstecken, denn dann gab es keinen Ort mehr zum verstecken.
    Die Hexe steuerte also den Pfad Richtung Tor an, vielleicht konnte sie Mealla helfen, oder Artur falls diese immer noch vor hatten den Alpha zu töten.

    "Ja, zum Tod dieser verdorbenen Kreaturen. Kriechen wir durch die Dornen und Unterholz, dafür bin ich gemacht.", meinte Artur ironisch auf seinen Harnisch klopfend. Die Größe des Zwerges würde diesem wohl zum Vorteil reichen, ganz im Gegenteil. Dieser Part war eher etwas für Larissa oder diese Feia. Dennoch war er froh das beide innerhalb der Mauern geblieben war. Der Schleier der Heimlichkeit würde zwangsläufig fallen, dann war Stahl ihr einziger Schutz. Immerhin wusste er das Mealla über sie wachte, ein kleiner Trost.
    "Ihr seht vermutlich recht gut im Dunkeln, Meister Zwerg.", wisperte er leise.
    "Nicht mehr so gut wie früher, doch besser als ihr Oberflächler. Lasst mich vorangehen, ich denke ich erkenne unseren Feind am ehesten von uns drei. Versucht derweil eure langen Glieder nicht zu sehr in den Himmel zu recken."

    Es hatte eine gewissen Charme wie sich drei Männer in Stahl gehüllt voranpirschten. Doch Mealla empfand das sie ihre Sache gut machten, war die Aufmerksamkeit der Brut doch auf andere Punkte gerichtet. Auch das Gros ihrer Truppen hatte sich verteilt. Die Elfe widmete ihre Aufmerksamkeit Versprengten, welche dem kleinen Trupp gefährlich werden konnte. Gezielte Pfeile signalisierten der Brut sich andere Wege zu suchen und selbst diese suchte nicht die tödliche Gefahr. Die Elfe hatte ein paar Pfeile mit sehr wirksamen Gift benetzt, welche sie für den Alpha reserviert hatte. Sie mochte ihn vielleicht nicht tödlich treffen. Doch selbst sein giftiges Blut würde daran keine Freude haben.

    Feia zog ihre Klinge aus dem Genlock vor sich und erhob sich langsam wieder. Zwei Kreaturen lagen zu ihren Füßen, gestorben bevor sie die Elfe bemerkt hatte. Es waren kleine Trupps, welche sich aufgeteilt hatten um mehr Angst und Schrecken zu verbreiten. Sie wusste nicht ob diese die Kirche ansteuerten oder nur Chaos säen wollten. Welche Niedertracht mochte diese Monster schon steuern?
    Die Elfe hingegen hatte die Kirche als Ziel. Der Templer hatte an die Schwachen und Hilflosen gedacht, doch würden es die Verteidiger auch wenn die Gefahr nahte. Sie musste selbst sehen das es den Kindern gut ging, bevor sie weiter in den Gassen jagte.
    In der Kirche war es still, viel zu still für ihren Geschmack. Sie sah niemanden und die zerstörten Türen hatten ihr kein gutes Gefühl beschert. Merkwürdigerweise waren diese wie durch Geisterhand versperrt. Akrobatisch kletterte sie durch eines der Dachfenster welches leicht zu öffnen war. Sie selbst machte keinen Laut, war nicht zu sehen. Ein Schatten in der Dunkelheit.
    Ihre Augen bemerkten zwei Gestalten, sie hörte das Geräusch einer Armbrust. Dann erkannte sie die Beiden. Es war Nimue, welche der Templer hierher geschickt hatte. Die andere Person war die silberhaarige Elfe, welche gerade die Armbrust fallen ließ. Beide redeten miteinander, doch war Feia zu weit weg um es zu hören. Sie sah nur die Leichen in der Kirche. Dunkle Brut und alle Mitglieder der Kirche. Die Ehrwürdige Mutter hatte einen Bolzen in der Brust, die Schwestern waren auf andere grausame Art gestorben.
    Feia wusste nicht was das sollte, auch wenn sie ihre Vermutungen hatte. Was passiert war konnte sie sich zusammenreimen. Das war nicht allzuschwer. Wenn man sich fragte warum die Kirche Angst vor Magie hatte, so stand das Ergebnis davon jetzt in diesem Raum.
    Die beiden bewegten sich nach hinten, sie hörte das sie von den Kindern sprachen. Feia folgte ihnen unbemerkt, aus reiner Sorge. Ihre Hände umklammerten ihre Klingen, während sie im Schatten lauerte. Ihre spitzen Ohren hörten das Gemurmel von Kindern hinter einer dicken Tür, ihre blauen Augen sah das es ihnen noch gut ging.
    Die Elfe machte sich bereit, bereit notfalls beide Magierinnen zu töten wenn es nötig war. Magie war mächtig, doch auch sie fiel einer Klinge im Dunkeln zum Opfer. Dann schloss sich die Tür, die Kinder waren in Sicherheit. Das rettete beide Zauberinnen, ohne das sie es ahnten. Die Schwarzhaarige Elfe verließ die Kirche, ohne darauf zu achten was die beiden danach besprachen. Sie musste hier raus. Brut töten, die Kinder schützen. Das hier... sie schaute zu den Leichen der gemordeten Priesterinnen. Das hier war eine Sache falls sie überlebten.

    Ihr eiserner Stab fing den Schwinger eines schartigen Säbels ab, welcher Morgana hätte treffen sollen. Blitzstrahlen zuckten von dem Stab, den Schwertträger qualvoll verbrennend. Die Hexe hatte eindeutig die falsche Gasse gewählt, jedoch gerade noch schnell genug reagiert. Die beiden anderen Genlocks schauten sie kurz irritiert an, dann rannten sie zischen auf sie los. Blaue Flammen zischten aus ihren Fingerspitzen, die ankommende Brut in Brand setzend. Kreischend wälzte sich einer auf den Boden, erfolglos versuchend die Flammen zu ersticken. Der Hurlock welcher diesen kleinen Trupp angeführt hatte, spurtete Axt schwingend auf Morgana zu, der Hexe bedrohlich nahe kommend. Die Axt welche auf sie zusegelte erstarrte zu Stein, ebenso wie der Arm und der Körper welcher den Arm führte.
    "Das war knapper als mir lieb war.", murmelte Morgana und ließ den zersteinerten Körper zerbröckeln. Die Hexe sammelte etwas Mana in sich und wirkte den Zauber Steinrüstung auf sich, eine Notversicherung falls sie das Glück verlassen sollte. Sie hatte nicht die anderen die auf sie aufpassen konnte. Also musste sie es selbst tun, ganz wie früher. Morgana zog die Kapuze über den Kopf. Sie musste weiter, bevor noch mehr Brut ihren Weg kreuzte.

    Feias Verwirrung und Gedanken fielen ab, als auf den Kirchplatz ein Trupp der Dunklen Brut strömte. Sie sah in die milchigen Augen des Truppführers und erwiderte diesen mit ihren blauen Augen. In seinen Augen brannte Mordlust in ihren Zorn. Hätte er ein normales Bewusstsein gehabt, vielleicht wäre er gelaufen. So rannte er mit seinem Trupp auf die Elfe zu. Ein kleine Flasche zerbrach und ein Wolke, schwärzer als die Nacht empfing die Kreaturen. Feia schob sie durch diesen Nebel, elegant wie eine Tänzerin. Spürte die Bewegungen der Brut, ihr wildes Herumgestochere in der Finsternis. Selbst ihre Augen konnten hier nicht sehen. Sie schlich sich an, trieb ihre Klinge von hinten durch die Kehle. Ergriff einen anderen Arm, leitete ihn in der Dunkelheit. Ließ das Schwert seinen Weg in die Brust eines Kampfgefährten finden. Trat einen Genlock gezielt gegen den Hurlock, woraufhin dieser ihn verwirrt enthauptete. Die Elfenklinge vergalt ihm diesen Gefallen mit seinem eigenen Schädel.
    Der Nebel lichtete sich und enthüllte ein groteskes Schaubild an Leichen. Feia verbarg sich wieder im Schatten der Nacht und sah aus dessen Sicherheit eine weitere Monstrosität auf den Vorplatz treten. Nur war hatte diese silberne Haare und war auf ihrer Seite. So glaubte sie zumindestens noch und die näher kommende Brut würde dies wohl auf die Probe stellen.

    "Hört ihr das?", meinte Fafnir und bedeutete den Rittern stehen zu bleiben. Artur lauschte in die Dunkelheit.
    "Klingt fast wie ein Marschgesang.", murmelte er überrascht. Das hätte er als letztes erwartet.
    "Ja, sie mögen verdorben sein doch basieren sie doch auf uns. Ein kleiner Trupp, haltet euch bedeckt bis er vorbei ist. Dann können wir weiter." Die drei Gefährten pressten sich auf den mordigen Boden, als unweit von ihnen eine krude, doch rhytmische Melodie erklang, unterstützt vom schmatzenden Geräusch schwerer Stiefel im Schlamm.
    Ein Trupp von Hurlocks marschierte an ihnen vorbei, ein paar trugen schwere Leitern mit sich. Allesamt waren schwer gepanzert und bewaffnet. Ein Kampf mit ihnen würde diesen Ausflug wohl im Keim ersticken.
    Fafnir wartete bis sie weit genug weg waren, dann hob er den behelmten Kopf.
    "Los, wir gehen die Spur entlang aus der sie gekommen sind. Solche Stoßtrupps bilden sich nicht ohne Grund. Wer immer Befehle gibt, er ist wert mit uns Bekanntschaft zu machen!", erklärte er und stapfte voran, der nasse Boden unter ihn seine Geräusche dämpfend.
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  4. #44 Zitieren
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    Mit einem scharfen Ratschen zerriss der Saum von Kilians Wappenrock. Der Ritter kroch durch Dornen, die ihm kaum etwas anhaben konnten. Due Hurlocks mit ihren Sturmleitern passierten das versteckte Trio.
    „Wir müssen diesen Alpha schnell erledigen“, sagte der Templer und blickte den Monstren nach. Berewic würde fallen, wenn sich die Situation nicht schnell änderte. Die Männer richteten sich auf und huschten durch das Dunkel weiter ihrem Ziel entgegen. Der Alpha stand auf einer leicht erhöhten Position, umgehen von anderen der Brut, deren eisenpickelbewährte Rüstungen darauf hinwiesen, dass es auch bei der Brut Ränge und Garden gab. Kilian zählte sieben Mann und den Alpha.
    Es waren sieben gegen drei. Eine reale Chance.
    „Wer die Chance bekommt ihn zu erschlagen, sollte diese nutzen“, erklärte der Templer. Zweifellos würde sich die Garde auf die drei stürzen, sobald sie sich zeigten. Der behelmte Kopf wandte sich zu seinen Kameraden, deren Gesichter ebenfalls hinter Stahl verborgen waren. „Meine Herren… Möge der Erbauer über uns wachen.“

    Der Hauptmann richtete sich auf und rannte los. Seine Silhouette war ein Schatten zwischen den Bäumen. Hinter ihm klirrte das Metall der Rüstungen. Artur, jung und riesig, überholte Kilian. Sein Schwert pfiff durch die Luft und ein Kopf fiel zu Boden. Kilian rammte dem Hurlock daneben seinen Schild gegen die Brust, warf ihn zu Boden und stieß ihm sein Schwert in den Hals. Neben ihm sprang Fafnir zwischen zwei Hurlocks. Seine Axt hackte ins Bein eines der Biester, dann riss der Zwerg die Schneide heraus und fing einen Hieb ab. Kilian sah dies nur auf dem schmalen Augenwinkel seines Topfhelms. Er drängte gegen einen Gardisten und hieb auf ihn ein. Sein Schwert traf einen gezackten Schild. Ein Gehacke und Gesteche begann. Der Alpha drückte sich seinen hörnerbesetzten Helm auf den Kopf und löste einen dornigen Streitkolben vom Gürtel. Er zog ein breites Kurzschwert aus der Scheide und trat näher. Ein wildes Lachen erschallte aus dem Innern seines Helmes. „Tötet den Alpha!“, rief Kilian, in einem Geschiebe mit zwei Hurlocks verwickelt. „Erschlagt ihn!“

    *

    Lana hatte es angekündigt, also ging sie töten. Und – bei allen Dämonen – sie war gut darin. Es war als würde man einem Poeten zusehen, der sich in einer Ballade verlor. Lana schrieb eine Ballade mit dem Blut ihrer Opfer. Die Klinge, die vorher menschliches Blut gekostet hatte, trank jetzt das der Dunklen Brut. Sie wirbelte auf den Treppen zur Kirche und erschlug vier oder fünf Genlocks und Hurlocks.
    Larissa sammelte Pfeile, die sie gleich wieder verschoss. Auf der Mauer rechts vom Tor wurden Leitern angelegt und die Kämpfer waren bei weitem zu wenig an der Zahl, als dass sie die Position halten konnten.
    „Mealla, schaff deine Leute vom Turm!“, brüllte Mordred, der mit Ulfric beim Tor stand. Sobald die Brut die Leitern erklomm, wären die Elfe und ihre Schützen dem Nahkampf ausgeliefert.
    „Ich helfe ihnen“, entschied Arian, griff sich sein brennendes Schwert und seinen Schild und machte sie auf zur Mauer, um den Bogenschützen mehr Zeit zu erkaufen.
    „Hoffen wir, dass der Alpha bald stirbt“, raunte Gisele. „Sonst müssen wir die Dörfler rausschaffen.“
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    Ein Tritt in die Kniekehle und der Streich einer kalten Klinge im Dunkel der Nacht. Feia ließ den blanken Stahl sausen wie eine ekstatische Violinenspielerin und zog das Messer dann zurück. Der Hurlock fiel vornüber, die Elfe trat wieder in den Schatten. Auch wenn das nicht unbedingt nötig war, in einer Nacht wie diesen. Sie agierte nicht mehr im Schatten, sie war ein Schatten. Heftete sich an ihr Opfer und überkam es dann aus dem Dunkeln. Die Gassen waren ihr Jagdgrund, jede Ecke eine Gelegenheit. Das was durchkam war das Problem der Mörderin, Feia machte sich da keine großen Sorgen. Sollten sich ihre Klingen mit Brut beschäftigen, so traf es immerhin die Richtigen.
    Das wichtige war der Schutz der Kirche, der Schutz der Kinder.
    Sie hörte einen kleinen Trupp durch eine der Gassen stapfend, grunzend und lachend. Feia quetschte sich durch eine Häuserspalte, zog sich an einem der Dächer hoch.
    Mit einem Satz landete sie auf dem großen Hurlock der den Trupp anführte, rammte ihr Messer in sein Genick. Geschmeidig wie eine Katze erhob sie sich, wich dem verwirrten Schwinger eines Genlocks aus, trat diesem gegen die Hüfte. Wandte sich um, lenkte einen Streich mit ihrem Schwert ab. Ihr Messer fand den Weg durch die offene Deckung des zweiten Genlocks. Erneut spritzte Blut, schwarz wie die Nacht.
    Die Elfe attackierte den verbliebenen Genlock mit einer Reihe schneller Angriffe. Brachte ihn aus dem Gleichgewicht, eine ihrer Klingen vergrub sich oberhalb der Rüstung im runzligen Hals.
    Schwer atmend kam sie zur Ruhe betrachtete die drei Leichen unter ihr. Es waren noch mehr. Es waren irgendwie immer noch mehr. Die Stille der Nacht trug die Geräusche von weiteren Trupps zu ihr. Auf der Suche nach Opfern, zielstrebig in Richtung Kirche laufend.
    "Also gut. Weiter geht es Mädchen.", sprach sich die Elfe Mut zu und verschwand wieder ins Dunkle. Zurück in die Gassen welche zum Kirchenplatz führten.

    "Los, hinunter mit euch. Wechselt die Stellung hinter den Wall!", motivierte Mealla ihre Bogenschützen, sie mit ihrem Stiefelschaft antreibend. Pfeile waren eh kaum noch welche vorhanden. Sie war recht stolz auf diesen Haufen Wilderer, aber die Brut kroch immer noch die Leitern hinauf. Die Elfe hängte sich ihren Bogen, schnappte sich den Speer und kletterte nach dem letzten ihrer Leute selbst hinunter. Der alte Ritter hatte die Brut beschäftigt, aber jetzt schien er dadurch selbst in die Enge getrieben zu werden. Mealla trieb ihren Speer unter die Achsel eines unachtsamen Hurlocks und stieß diesen von der Wehr. Arturs Leute hatten hart gekämpft diesen Abschnitt zu halten. Doch ohne den stählernen Ankerpunkt hatte auch sie die graue Flut umspült. Die verbliebenen Kämpen sammelten sich um Ser Arian und die Elfe aus Tevinter.
    "Bleibt zusammen, schützt den Rücken des anderen!", rief sie und lotste die Schar zusammen mit dem Ritter langsam die Wehr hinunter, die Brut mit schnellen Stößen zurücktreibend. Sie war nicht sicher ob sie noch erschöpfter war als der alte Mann, aber wie auch ihn hielt sie ihr Kampfgeist im Geschehen.
    Einer ihrer Nebenmänner fiel, ihr Speer rächte ihn. Langsam zogen sie sich vom Wall zurück, das brennende Schwert von Arian und ihr Speer hielten die geifernde Brut auf Abstand.

    Schließlich schafften sie es zu dem dürftig formierten Speerwall, welchen Logan mit den übrigen Verteidigern vom Wall und aus dem Dorf geformt hatte. Auch Mordred hatte sich mit Ulfric vom Wall zurückgezogen, jetzt wo die rechte Flanke überrannt war. Die überlebenden Bogenschützen hatten sich um Larissa geschart und feuerten ihre verbliebenen Pfeile auf die Brut welche jetzt den Wall bevölkerte. Selbst Haesten hatte seine Posten verlassen, war einfach mit einem Hurlock hinabgesprungen und auf diesem gelandet. Mit einem Schrei war er dann auf den nächsten Feind am Boden zugerannt, sein ganzer Körper war überzogen mit schwarzem Blut.

    Mit einem lauten Knall zerbarst plötzlich das bisher standhafte Tor brennend in seine Bestandteile. Als der Rauch sich lichtete stand eine Schar Brut im Torbogen. In ihrer Mitte stand ein großer Hurlock mit bizarren Kopfschmuck. Zahlreiche Talismane hingen um seinen Hals, seine Rüstung zierten zahlreiche obskure Zeichen. In seiner Hand hielt er einen Stab an dem kleinere menschlichen Knochen befestigt waren und deren oberes Ende ein Schädel zierte. Die Bogenschützen feuerten Pfeile auf ihn und seinen Trupp ab, welche ihn jedoch zu verfehlen schienen. Selbst ein Pfeil von Larissa schien wirkungslos an ihm vorbeizusegeln.
    Mealla wusste was zu tun war, hatte jedoch auch beide Hände voll zu tun. Ihr Speer trieb zusammen mit den Wall aus Speeren die Brut zurück. Die Elfe hatte hielt mit anderen die Flanke der Formation welche sich immer noch behaupten konnte.
    "Larissa, schnell! Nehmt meinen Köcher!", rief sie der Dalish zu und löste mit ihrer linken Hand den Gurt. Sich mit dem Speer ein wenig Platz verschaffen, warf sie den Lederköcher zur Dalish. Durch Glück oder auch Können landete er tatsächlich bei einem der Bogenschützen, welcher ihn zur der Waldelfe brachte.
    "Der Silberne, los!", rief Mealla welche ihren Blick schon wieder nach vorne richten musste. Erste Teile der Torbrecher schlossen sich dem Sturm ihrer verderbten Brüder an.
    Doch Mealla hörte den Bogen der Dalish singen, eine liebliche Melodie zu dieser Stunde. Der silberne Pfeil durchschlug die magische Barriere des Gesandten und seine Stirn.
    Der verdorbene Magier ging zu Boden, doch die Brut stürmte weiter, vom Wall und durch das nun zerborstene Tor.

    Artur musste es eingestehen, diese Hurlocks waren von einem anderen Kaliber als die Meisten mit denen er gefochten hatte. Kampferprobte Veteranen der Tiefen Wege, brutal die Hackordnung aufgestiegen.
    Fafnir zertrümmerte einem am Boden liegenden Hurlock mit dem Axtstiel den Schädel. Der Templer rang mit zwei Hurlock Eliten. Der Zwerg beschäftigte die anderen beiden verbliebenen Monster. Der Alpha hatte Artur auserkoren, vermutlich allein deswegen weil er der Größte der drei war. Eine wilde Folge von Schlägen prasselte auf den Ritter ein, welcher dieser mit seinen Schild abblockte. Der Alpha kämpfte ohne Rücksicht, seine Rüstung war vom kruden Aussehen, doch dafür massiv. Artur lenkte den Streich des Schwertes ab und fing dann einen Schlag des Streitkolbens ab, welcher seinen Arm zittern ließ. Einer der Dornen verfing sich am Rand seines Schildes und zog diesen ruckartig weg. Die Klinge des Schwertes stieß gegen seine Brustplatte, doch erfolglos. Artur ließ den verkeilten Schild los, was den Alpha ins Straucheln brachte. Die freie Hand ergriff den Schaft des gegnerischen Streitkolbens, zog den Besitzer zu sich heran. Der Ritter verpasste dem Hurlock mit seinem Schwertgriff eine Schlag gegen den Kopf. Leicht benommen stolperte dieser nach hinten. Der schwarze Ritter griff sein Schwert um, vollführte einen Mordhau gegen den Helm des Alphas was diesen zu Boden beförderte. Mit beiden Händen am Griff vollführte Artur einen Stoß von oben, das Silberit durch die Brünne des Unholds stoßend. Ein letztes Gurgeln entfleuchte seinem Mund, dann lag er regungslos da.

    Mealla hatte sich einen Schild gegriffen und deckte mit anderen Schildträgern wie Logan die Flanken des Speerwalls. Die Brut geiferte, schlug und fauchte doch biss sich an der Formation noch die Zähne aus. Doch zahlreiche würden in die Gassen laufen, leichteren Widerstand suchen. Der Bereich des Tores war nicht zu halten, sie mussten sich ins Zentrum zurückziehen, den Dörflern Zeit verschaffen.
    Plötzlich bemerkte die Elfe jedoch etwas sonderbares. Genlocks die regungslos herumstanden und..schliefen? Hurlocks die angsterfüllt zitternd in die Knie gingen und Kämpfer der Brut die sich gegenseitig statt den Verteidigern an die Gurgel gingen. Magie war hier im Spiel und dann entdeckte sie auch ihre schwarzhaarige Reisegefährtin welche aus einer der Gassen schreitete. Morgana sah erschöpft aus, ihr Mantel und Kleid hatten leichte Risse und waren mit Blut der dunklen Brut bedeckt. Ganz offensichtlich war ihr Weg hierhin auch nicht mit Rosen bedeckt gewesen. Der Elfe war es mehr als recht. Keine Zeit mehr für falsche Bescheidenheit, hier ging es ums nackte Überleben. Ein Wall aus Eis, formte sich im Torbogen, den Strom an Dunkler Brut stoppend.

    Die Dunkle Brut stürmte durch mehr Gassen als Feia jemals abdecken konnte auf den Vorplatz der Kirche.
    Es war auch mehr Brut als eine Elfe, so mörderisch effizient sie auch sein mochte, aufhalten konnte. Feia trat aus dem Schatten ins Getümmel, darauf achtend nicht von den Flammen getroffen zu werden welche die Silberhaarige inzwischen schleuderte. Das Feuer zog wiederum die Brut an, wie Motten das Licht. Ablenkungen die Feia ausnutzte und durch das Getümmel schnitt, wendig wie ein Wirbelwind.
    "Der Platz ist zu groß um ihm zu halten!", rief sie und streckte einen Genlock von hinten nieder.
    "Wir müssen uns in die Kirche zurückziehen!", fügte sie an. Die Eingänge waren leichter zu halten, außerdem war die Magierin auch noch im Inneren. Feia hatte Sorge das sich genügend der Brut bei diesem Ansturm in die Hallen schleichen konnten.

    Artur wusste nicht was er erwartet hatte. Einen gellenden Schrei, eine Druckwelle die nach dem Tod des Alphas ausging? Nein, es war nur Stille, wie nach jedem Tod. Der Alpha und seine Garde lagen tot am Boden, doch von dem Dorf ging der Kampf weiter. Wenn man den Befehlshaber umbrachte und keiner bekam es mit, wen interessierte es dann? Fafnir zog seine Axt aus dem Brustkorb einer der Eliten.
    "Er wird keinen weiteren Angriff mehr befehligen, aber was nützt uns das wenn seine Horde den Ort niederbrennt? Diese ganze Sache erscheint mir eine Torheit, wenngleich wir sie überlebt haben."
    "Seht euch um Ser. Hier wird es etwas geben womit er seine Befehle erteilt hat, ein Horn oder ähnliches. Wenn wir die Brut zum Rückzug bewegen wird sie sich anschließend selbst ins Chaos stürzen!", sprach der Zwerg hoffnungsvoll, sich auf dem Schlachtfeld umsehend.
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Ein Tritt in die Kniekehle und der Streich einer kalten Klinge im Dunkel der Nacht. Feia ließ den blanken Stahl sausen wie eine ekstatische Violinenspielerin und zog das Messer dann zurück. Der Hurlock fiel vornüber, die Elfe trat wieder in den Schatten. Auch wenn das nicht unbedingt nötig war, in einer Nacht wie diesen. Sie agierte nicht mehr im Schatten, sie war ein Schatten. Heftete sich an ihr Opfer und überkam es dann aus dem Dunkeln. Die Gassen waren ihr Jagdgrund, jede Ecke eine Gelegenheit. Das was durchkam war das Problem der Mörderin, Feia machte sich da keine großen Sorgen. Sollten sich ihre Klingen mit Brut beschäftigen, so traf es immerhin die Richtigen.
    Das wichtige war der Schutz der Kirche, der Schutz der Kinder.
    Sie hörte einen kleinen Trupp durch eine der Gassen stapfend, grunzend und lachend. Feia quetschte sich durch eine Häuserspalte, zog sich an einem der Dächer hoch.
    Mit einem Satz landete sie auf dem großen Hurlock der den Trupp anführte, rammte ihr Messer in sein Genick. Geschmeidig wie eine Katze erhob sie sich, wich dem verwirrten Schwinger eines Genlocks aus, trat diesem gegen die Hüfte. Wandte sich um, lenkte einen Streich mit ihrem Schwert ab. Ihr Messer fand den Weg durch die offene Deckung des zweiten Genlocks. Erneut spritzte Blut, schwarz wie die Nacht.
    Die Elfe attackierte den verbliebenen Genlock mit einer Reihe schneller Angriffe. Brachte ihn aus dem Gleichgewicht, eine ihrer Klingen vergrub sich oberhalb der Rüstung im runzligen Hals.
    Schwer atmend kam sie zur Ruhe betrachtete die drei Leichen unter ihr. Es waren noch mehr. Es waren irgendwie immer noch mehr. Die Stille der Nacht trug die Geräusche von weiteren Trupps zu ihr. Auf der Suche nach Opfern, zielstrebig in Richtung Kirche laufend.
    "Also gut. Weiter geht es Mädchen.", sprach sich die Elfe Mut zu und verschwand wieder ins Dunkle. Zurück in die Gassen welche zum Kirchenplatz führten.

    "Los, hinunter mit euch. Wechselt die Stellung hinter den Wall!", motivierte Mealla ihre Bogenschützen, sie mit ihrem Stiefelschaft antreibend. Pfeile waren eh kaum noch welche vorhanden. Sie war recht stolz auf diesen Haufen Wilderer, aber die Brut kroch immer noch die Leitern hinauf. Die Elfe hängte sich ihren Bogen, schnappte sich den Speer und kletterte nach dem letzten ihrer Leute selbst hinunter. Der alte Ritter hatte die Brut beschäftigt, aber jetzt schien er dadurch selbst in die Enge getrieben zu werden. Mealla trieb ihren Speer unter die Achsel eines unachtsamen Hurlocks und stieß diesen von der Wehr. Arturs Leute hatten hart gekämpft diesen Abschnitt zu halten. Doch ohne den stählernen Ankerpunkt hatte auch sie die graue Flut umspült. Die verbliebenen Kämpen sammelten sich um Ser Arian und die Elfe aus Tevinter.
    "Bleibt zusammen, schützt den Rücken des anderen!", rief sie und lotste die Schar zusammen mit dem Ritter langsam die Wehr hinunter, die Brut mit schnellen Stößen zurücktreibend. Sie war nicht sicher ob sie noch erschöpfter war als der alte Mann, aber wie auch ihn hielt sie ihr Kampfgeist im Geschehen.
    Einer ihrer Nebenmänner fiel, ihr Speer rächte ihn. Langsam zogen sie sich vom Wall zurück, das brennende Schwert von Arian und ihr Speer hielten die geifernde Brut auf Abstand.

    Schließlich schafften sie es zu dem dürftig formierten Speerwall, welchen Logan mit den übrigen Verteidigern vom Wall und aus dem Dorf geformt hatte. Auch Mordred hatte sich mit Ulfric vom Wall zurückgezogen, jetzt wo die rechte Flanke überrannt war. Die überlebenden Bogenschützen hatten sich um Larissa geschart und feuerten ihre verbliebenen Pfeile auf die Brut welche jetzt den Wall bevölkerte. Selbst Haesten hatte seine Posten verlassen, war einfach mit einem Hurlock hinabgesprungen und auf diesem gelandet. Mit einem Schrei war er dann auf den nächsten Feind am Boden zugerannt, sein ganzer Körper war überzogen mit schwarzem Blut.

    Mit einem lauten Knall zerbarst plötzlich das bisher standhafte Tor brennend in seine Bestandteile. Als der Rauch sich lichtete stand eine Schar Brut im Torbogen. In ihrer Mitte stand ein großer Hurlock mit bizarren Kopfschmuck. Zahlreiche Talismane hingen um seinen Hals, seine Rüstung zierten zahlreiche obskure Zeichen. In seiner Hand hielt er einen Stab an dem kleinere menschlichen Knochen befestigt waren und deren oberes Ende ein Schädel zierte. Die Bogenschützen feuerten Pfeile auf ihn und seinen Trupp ab, welche ihn jedoch zu verfehlen schienen. Selbst ein Pfeil von Larissa schien wirkungslos an ihm vorbeizusegeln.
    Mealla wusste was zu tun war, hatte jedoch auch beide Hände voll zu tun. Ihr Speer trieb zusammen mit den Wall aus Speeren die Brut zurück. Die Elfe hatte hielt mit anderen die Flanke der Formation welche sich immer noch behaupten konnte.
    "Larissa, schnell! Nehmt meinen Köcher!", rief sie der Dalish zu und löste mit ihrer linken Hand den Gurt. Sich mit dem Speer ein wenig Platz verschaffen, warf sie den Lederköcher zur Dalish. Durch Glück oder auch Können landete er tatsächlich bei einem der Bogenschützen, welcher ihn zur der Waldelfe brachte.
    "Der Silberne, los!", rief Mealla welche ihren Blick schon wieder nach vorne richten musste. Erste Teile der Torbrecher schlossen sich dem Sturm ihrer verderbten Brüder an.
    Doch Mealla hörte den Bogen der Dalish singen, eine liebliche Melodie zu dieser Stunde. Der silberne Pfeil durchschlug die magische Barriere des Gesandten und seine Stirn.
    Der verdorbene Magier ging zu Boden, doch die Brut stürmte weiter, vom Wall und durch das nun zerborstene Tor.

    Artur musste es eingestehen, diese Hurlocks waren von einem anderen Kaliber als die Meisten mit denen er gefochten hatte. Kampferprobte Veteranen der Tiefen Wege, brutal die Hackordnung aufgestiegen.
    Fafnir zertrümmerte einem am Boden liegenden Hurlock mit dem Axtstiel den Schädel. Der Templer rang mit zwei Hurlock Eliten. Der Zwerg beschäftigte die anderen beiden verbliebenen Monster. Der Alpha hatte Artur auserkoren, vermutlich allein deswegen weil er der Größte der drei war. Eine wilde Folge von Schlägen prasselte auf den Ritter ein, welcher dieser mit seinen Schild abblockte. Der Alpha kämpfte ohne Rücksicht, seine Rüstung war vom kruden Aussehen, doch dafür massiv. Artur lenkte den Streich des Schwertes ab und fing dann einen Schlag des Streitkolbens ab, welcher seinen Arm zittern ließ. Einer der Dornen verfing sich am Rand seines Schildes und zog diesen ruckartig weg. Die Klinge des Schwertes stieß gegen seine Brustplatte, doch erfolglos. Artur ließ den verkeilten Schild los, was den Alpha ins Straucheln brachte. Die freie Hand ergriff den Schaft des gegnerischen Streitkolbens, zog den Besitzer zu sich heran. Der Ritter verpasste dem Hurlock mit seinem Schwertgriff eine Schlag gegen den Kopf. Leicht benommen stolperte dieser nach hinten. Der schwarze Ritter griff sein Schwert um, vollführte einen Mordhau gegen den Helm des Alphas was diesen zu Boden beförderte. Mit beiden Händen am Griff vollführte Artur einen Stoß von oben, das Silberit durch die Brünne des Unholds stoßend. Ein letztes Gurgeln entfleuchte seinem Mund, dann lag er regungslos da.

    Mealla hatte sich einen Schild gegriffen und deckte mit anderen Schildträgern wie Logan die Flanken des Speerwalls. Die Brut geiferte, schlug und fauchte doch biss sich an der Formation noch die Zähne aus. Doch zahlreiche würden in die Gassen laufen, leichteren Widerstand suchen. Der Bereich des Tores war nicht zu halten, sie mussten sich ins Zentrum zurückziehen, den Dörflern Zeit verschaffen.
    Plötzlich bemerkte die Elfe jedoch etwas sonderbares. Genlocks die regungslos herumstanden und..schliefen? Hurlocks die angsterfüllt zitternd in die Knie gingen und Kämpfer der Brut die sich gegenseitig statt den Verteidigern an die Gurgel gingen. Magie war hier im Spiel und dann entdeckte sie auch ihre schwarzhaarige Reisegefährtin welche aus einer der Gassen schreitete. Morgana sah erschöpft aus, ihr Mantel und Kleid hatten leichte Risse und waren mit Blut der dunklen Brut bedeckt. Ganz offensichtlich war ihr Weg hierhin auch nicht mit Rosen bedeckt gewesen. Der Elfe war es mehr als recht. Keine Zeit mehr für falsche Bescheidenheit, hier ging es ums nackte Überleben. Ein Wall aus Eis, formte sich im Torbogen, den Strom an Dunkler Brut stoppend.

    Die Dunkle Brut stürmte durch mehr Gassen als Feia jemals abdecken konnte auf den Vorplatz der Kirche.
    Es war auch mehr Brut als eine Elfe, so mörderisch effizient sie auch sein mochte, aufhalten konnte. Feia trat aus dem Schatten ins Getümmel, darauf achtend nicht von den Flammen getroffen zu werden welche die Silberhaarige inzwischen schleuderte. Das Feuer zog wiederum die Brut an, wie Motten das Licht. Ablenkungen die Feia ausnutzte und durch das Getümmel schnitt, wendig wie ein Wirbelwind.
    "Der Platz ist zu groß um ihm zu halten!", rief sie und streckte einen Genlock von hinten nieder.
    "Wir müssen uns in die Kirche zurückziehen!", fügte sie an. Die Eingänge waren leichter zu halten, außerdem war die Magierin auch noch im Inneren. Feia hatte Sorge das sich genügend der Brut bei diesem Ansturm in die Hallen schleichen konnten.

    Artur wusste nicht was er erwartet hatte. Einen gellenden Schrei, eine Druckwelle die nach dem Tod des Alphas ausging? Nein, es war nur Stille, wie nach jedem Tod. Der Alpha und seine Garde lagen tot am Boden, doch von dem Dorf ging der Kampf weiter. Wenn man den Befehlshaber umbrachte und keiner bekam es mit, wen interessierte es dann? Fafnir zog seine Axt aus dem Brustkorb einer der Eliten.
    "Er wird keinen weiteren Angriff mehr befehligen, aber was nützt uns das wenn seine Horde den Ort niederbrennt? Diese ganze Sache erscheint mir eine Torheit, wenngleich wir sie überlebt haben."
    "Seht euch um Ser. Hier wird es etwas geben womit er seine Befehle erteilt hat, ein Horn oder ähnliches. Wenn wir die Brut zum Rückzug bewegen wird sie sich anschließend selbst ins Chaos stürzen!", sprach der Zwerg hoffnungsvoll, sich auf dem Schlachtfeld umsehend.


    Der Hurlock war tot. Sein letzter röchelnder Atemzug glich dem Sieg des Guten. Utopischerweise hatte Kilian erwartet, dass die Monstren mit einem Schlag den Mut verloren, aufgaben, rannten oder gar zu Staub zerfielen. Er hatte gegen Dämonenbeschwörer und Hexenmeister gekämpft, deren ihnen unterworfene Kreaturen beim Tod ihres Meisters zu Asche wurden, gewoben aus Gedanken und mit der Zerstörung ihres Schöpfers selbst der Vernichtung anheimgegeben. Von der leicht erhöhten Stellung aus hatten die Drei eine gute Übersicht über das Schlachtfeld und Berewics geschwächte Mauern, auf denen es vor grauhäutigen Wesen wimmelte.

    „Diese Maden“, knurrte Kilian. Hinter ihm tat es ihm ein Hurlock am Boden gleich. Er knurrte und wandte sich im Dreck, die Erde feucht von seinem dunklen Blut. Kilians Schwert steckte tief in seiner Brust.

    „Seht euch um Ser. Hier wird es etwas geben womit er seine Befehle erteilt hat, ein Horn oder ähnliches. Wenn wir die Brut zum Rückzug bewegen wird sie sich anschließend selbst ins Chaos stürzen!“, sagte Fafnir. Der Zwerg war der bei weitestem erfahrenste Krieger im Kampf gegen die Dunklen in der Gruppe, ja in ganz Berewic und Kilians ganzem Leben. Das Wort eines Zwergenkriegers hatte Gewicht, wenn es um die Zerschlagung der Brut ging. Einzig die Grauen Wächter wussten mehr über diese unheiligen Wesen und die Wächter waren in Fereldens großer Schlacht bei Ostagar beinahe restlos untergegangen, soweit Kilian wusste. Die beiden verbliebenen Wächter, denen der Oberste Verzauberer seinen Schwur geleistet hatte, kurz bevor Kilian mit Rafael Marlov heimgekehrt war, könnten überall in Ferelden oder bereits tot sein. Zumindest waren sie nicht hier.
    Kilian tat wie ihm geheißen und durchwühlte die wenige Habe, die die Hurlocks mitgebracht hatten. Einer der Gardisten trug ein krummes, schwarzes Widderhorn, aber das diente wohl eher als Trinkgefäß. Eine Truhe aus glitschigem, schleimgrünen Holz offenbarte einen ebenso hilflosen Inhalt. Schläuche schwarzer Flüssigkeit, die stark nach Alkohol stanken, ein abgegriffenes Medaillon dessen Machart entweder zwergischen Ursprungs oder eine Interpretation der Brut war und Kilian verwundert zurückließ. Er ließ es an der dünnen Kette baumeln und zeigte es Fafnir.

    „Schmiedet die Brut Schmuckstücke?“, fragte er. Er hatte die Bestien stets für nichts anderes als eben dies gehalten. Mordmaschinen, angekleidet in bizarre Rüstungen, um die Verdammung der Menschen zu unterstreichen. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass die Dunkle Brut so etwas wie eine Kultur besäße. Zum zweiten Mal in kürzester Zeit wünschte sich der Templer, er könne mit einem Wächter sprechen.

    Das Medaillon brachte keine weiteren Erkenntnisse und es ließ die noch immer angreifende Brut nicht wie auf wundersame Weise verpuffen. Kilian steckte es, einem Instinkt folgend, in eine Gürteltasche, als er die kräftige Hand des Zwerges auf seinem Unteramr spürte. Sein Blick sagte alles: Das Amulett war, wie vermutlich alles hier, verdorben und Kilian täte gut daran, es nicht ohne Handschuhe zu berühren. Der Templer reichte es dem Zwerg, der es begutachtete, anspie und fortwarf.

    „Ich sehe hier nichts“, erklärte Kilian mit Frust in der Stimme. Stattdessen setzte er seinen Fuß auf die sich nicht mehr heben und senkende Brust des Hurlocks und zerrte sein Schwert frei. „Habt Ihr etwas, Ser Artur?“

    *

    Larissas Finger schmerzten. Sie hatte die Bogensehne so viel gezupft wie in ihrem ganzen Leben noch nicht an einem Tag gemusst hatte. Ihre Handschuhe halfen ein wenig und sie dankte den Schöpfen dem Handwerksmeister ihres vergangenen Clans, der sie für sie mit den Materialien schneiderte, welche die junge Dalish ihm gebracht hatte.

    Sie hatte sich wieder die erhöhte Lage der Dächer als Position gewählt und beschoss jene Wesen, die den Schildwall zu überwinden suchten. Es wäre zwecklos sie durch die Gassen zu jagen, Larissa fühlte sich dort nicht zuhause. Andere Elfen, Feia im Speziellen, waren besser für diese Art der Hetzjagd geeignet.

    Plötzlich setzte eine Wesensveränderung bei den Angreifern ein. Sie attackierten sich gegenseitig oder hielten gänzlich ein. Larissa war sofort klar, dass Morgana ihre Finger im Spiel haben musste. Nimue wäre dazu nicht fähig und Lana… Lana tanzte den Todestanz und schien für alles außerhalb ihrer Schwertklinge kein Interesse zu haben.

    Larissa nutzte den Moment und tötete drei Brutwesen, die geistesabwesend und schutzlos dastanden. Es waren schmutzige Tode, die weder an die Jagd noch an den Kampf erinnerten, mehr an das Zielschießen, dass die Aspiranten der Jäger noch vor ihren Gesichts-Tätowierungen absolvieren mussten. Drei tote Brutkämpfer und doch nur wenige Blätter im Wald.

    Ein Reetdachhaus links neben Larissa ging in Flammen auf. Das Feuer leckte über das Stroh, ließ es lodern. Schon bald würde es auf das hölzerne Nachbargebäude übergehen und dann auf das nächste. Dann wäre die Dalish gezwungen, ihre Position zu wechseln. Rauch stieg in den Himmel, Funken stoben empor, als ein Dachbalken nachgab und hinabstürzte. Larissa befingerte ihre Pfeile im Köcher. Sie hatte noch etwa zwei Dutzend. Die waren schnell verschossen, dann würde sie gehen. Die Elfe legte an, spannte die Bogensehne bis zum bemalten Kinn und entließ den Pfeil, das Ziel auserkoren. Neben ihr knackten die Balken und das Feuer griff um sich…

    *

    Der Eiswall, aus welch Unnatürlichkeit er auch geboren sein mochte, verschaffte den müden Kämpfern einen Moment des Verschnaufens. Jene, die noch Kraft in den Armen und Herzen hatten, fällten jene Brutwesen, die von dem Auftauchen des Walls überrascht und zahlenmäßig unterlegen waren. Logan stieß ihren schweren Kampfspeer vor, wie ein wahnsinniger Berserker und durchbohrte Leiber dort wo sie standen. Dann sank sie stöhnend und keuchend auf die Knie. Ihre Lungen brannten vor Anstrengung. Arian, alt aber entschlossen, trieb den letzten Hurlock mit dem Rücken zur Wand. Das Monster parierte tapfer die brennenden Schwerthiebe, als ein von Mealla gestoßener Speer seine Schläfe aufbrach und das Hirn dahinter zerteilte. Das Monster knurrte und sank, den Rücken an dem Eis, zu Boden.

    „Das wird nicht lange halten“, sagte Gisele, die von Magie dank ihres Bruders mehr Ahnung hatte als die Laien. Sie wusste, dass jeder dieser Zauber – sei es nun die Illusion oder etwas Erschaffenes – nicht von Dauer war. „Wir müssen uns zurückziehen und neu formieren.“
    „Was kann der Mensch gegen solch tollkühnen Hass ausrichten?“, seufzte Arian und stieß das Schwert in die festgetretene Erde. Die Flammen erloschen sofort. Sein Blick ging die Straße hinab, wo der Hügel sanft zur Kirche hin anstieg. Dort wirbelte Lana, dort waren einige wenige Kämpfer. Und dort war die Brut. Sie war überall, kroch lauernd über die Palisaden und stahl sich ihren Weg brennend und mordend ins Herz des Ortes. Er erinnerte sich an eine Geschichte aus dem fernen Rivain, in der ein alter Held gegen ein Schlangenmonster mit drei Köpfen zu kämpfen hatte. Jedes Mal wenn der Held einen Kopf abschlug, wuchsen drei neue nach und schon bald sah er sich einer gewaltigen Übermacht aus geifernden Mäulern gegenüber. Er stützte die Hände auf den Knien ab und versuchte sich krampfhaft an das Ende der Geschichte zu erinnern. Der Held hatte das Monster irgendwie geschlagen, aber wie, das wusste er nicht mehr. Vielleicht würde es ihm wieder einfallen und vielleicht würde er dieses Märchen dann einmal Abyss erzählen.

    Abyss. Seine Gedanken gingen zu ihr. Noch stand die Kirche, noch war sie relativ sicher. Die Mauern des Gebäudes waren fest, besser sogar als die des Bürgermeisterhauses und die eisenbeschlagenen Türen würden jedem Rammbock einige Zeit einen ehrwürdigen Widerstand leisten. Aber früher oder später würden auch diese Türen brechen oder die Brut würde das Gebäude in Brand stecken. Er wischte sich mit der Armpanzerung über die heiße Stirn. Das Metall kühlte angenehm. „Vergesst, was ich sagte“, entschuldigte er sich an Gisele gewandt. „Ihr habt recht. Wir müssen zurück. Wir müssen zur Kirche.“
    Rechts von ihnen sammelten sich einige Brutwesen im Dunklen. Sie schienen keine ausgeprägt Todessehnsucht zu haben oder wurden von der Magie ferngehalten, die hier wirkte.

    Magie war es auch, die ihnen ein Ende bereitete, als Nimue in die Mitte schritt und Hände voller Feuer auf die Gruppe warf. Die Wesen jaulten und schmolzen in ihren Rüstungen zu klumpen verbrannten Fleisches und Eisen.
    „Fasst Mut“, sagte die Magierin, deren blasses Gesicht fast ebenso erschöpft aussah, wie das der anderen. Ein zweites Mal wob die Rothaarige den Zauber, der den Anwesenden auf magische Weise Kraft verlieh.

    „Ich war in der Kirche. Den Kindern geht es gut“, erklärte sie Arian. Dies verlieh dem alten Mann mehr Energie, als die Magie. „Damit es so bleibt, müssen wir dorthin zurück.“ Ihr Blick ging zu Lord Ulfric, der sich mit der Handvoll Gefolgsleute auf die niedrigen Bänke der die Straße säumenden Häuser zurückgezogen hatte und einen Schlauch Met kreisen ließ. Die Locken des Mannes waren so durchnässt, dass sie ihm in glänzenden Strähnen auf die Schultern hingen. Er sagte nichts, nickte nur.

    „Gut!“, rief Gisele mit einer Stimme, die zeigte, dass entweder der Zauber bei ihr wirkte oder aber ihre Jugendhaftigkeit ihr mehr Kraft verlieh als den meisten. „Dann sollten wir keine Zeit verschwenden.“
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    [Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg] [Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg] [Bild: Mealla_portrait.jpg] [Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg] [Bild: Fafnir.klein.jpg]

    "Das ist als würde man in einem Haufen Scheiße ein Goldstück suchen. Auf jedenfall riecht es so!", murmelte Artur, während er wie die anderen beiden die Leichen durchsuchte. Jeden Atemzug den sie hier vergeudeten konnte der letzte für die Bewohner des Dorfes sein. Und auch für seine Gefährten. Wenn sie fallen würden, dann als letztes, doch in der grauen Flut würden auch sie untergehen. Das Schicksal von jedem wenn die Verderbnis nicht gestoppt wurde.
    Frustriert stieß er eine Leiche beiseite, als er etwas entdeckte. Es war ein großer Turmschild, welcher an eine kleine Pyramide aus Schädeln gestützt war. Manche waren älter, manche frisch mit gequälten Gesichtern. Ein groteskes Kunstwerk des Triumphs einer kranken Kreatur. Artur ging auf das Schandwerk zu und warf den Schild beiseite.
    Ein Horn lag dorthinter, mit groben Eisen beschlagen und voller Runen einer Sprache die Artur nicht kannte, geschweige denn kennen wollte. Zögernd hob er das finstere Instrument auf. Ein Gefühl des Unwohlseins breitete sich in seinem Körper aus, so als gehörte es nicht in seine Hände.
    "Hier, das sieht mir danach aus. Überzogen von düsterer Magie und Verderbnis möchte ich meinen. Vermutlich platzt einem der Kopf wenn man hinein bläst. Doch welche Wahl haben wir?", rief er den anderen beiden zu. Zögernd, doch beherzt nahm er den Helm von seinem Schädel.
    "Wartet!", sprach Fafnir kurz bevor der Ritter es an die Lippen setzen konnte. Der Zwerg trat vor ihm.
    "Lasst mich es blasen. Wir Zwerge sind robuster was die Magie und die Verderbnis angeht.", erklärte er und nahm das große Horn aus Arturs Händen. Er begutachtete es kurz. Was hatte ein alter Zwerg wie er zu verlieren?
    "Außerdem habt ihr Menschen eh nicht genügend Dampf um sowas ordentlich zu blasen!", fügte er grimmig an.
    Fafnir sammelte die Luft in seinen Wangen und blies dann mit voller Kraft ins Horn. Ein unnatürlich lauter Ton erschall um sie herum. Wütend, wie das Grollen eines Monsters. Fafnir blies einmal, zweimal und dann mit letzter Kraft ein drittes Mal. Ungewiss sahen die drei Abenteurer nach Berewic, nach Anzeichen einer Wirkung Ausschau haltend.



    Magie! Magie und pure Willenskraft, das war das einzige was Mealla noch auf ihren Füßen hielt. Trotz Nimues Körper spürte sie ihren rebellierenden Körper, die schmerzenden Muskeln. Wenn sie überlebte würde es kein guter Morgen sein. Wenn sie überlebte!
    Die Phalanx zog sich so geordnet wie möglich den Pfad zur Kirche hinauf, während Formationslose wie Giselle und Arian die Flanken und kleinen Gassen abdeckten. Morgana legte ihren Angreifern im wortwörlichen Sinne Steine in den Weg. Magisches Eis fror Genlocks ein, Feuerwälle formten sich in Engstellen. Dunkle Brut die mehr mit sich beschäftigt schien anstatt anzugreifen. Die Hexe griff fast in das ganze Repertoire ihrer Künste, hielt sich jedoch gleichsam zurück um nicht das Dorf nebenbei zu zerstören. Manchmal war weniger mehr und dennoch spürte sie wie sie langsam ausbrannte, es immer schwerer fiel die Zauber zu manifestieren.
    Die Kirche war in Reichweite, doch sah es dort nicht unbedingt hoffnungsvoll aus. Der Vorplatz wimmelte von Dunkler Brut, welche sich versuchten durch die zerstörten Nebeneingänge zu kämpfen. Doch diese waren verbarrikadiert und zahlreiche Leichen lagen vor den Barrikaden.
    Als die Brut die Neuankömmlinge bemerkten wandten sich einige der Schar zu und liefen dem Haufen entgegen.
    Plötzlich kam eine Gestalt brüllend aus den Gassen gestürmt. Es war Haesten, welcher überzogen mit dem Blut der Dunklen Brut fast nicht wieder zu erkennen war. Der Berserker hieb einen Hurlock den Kopf ab und trat einem anderen gegen den Brustkorb.
    "In die Kirche!", befahl Lord Ulric. Morgana sammelte ihre Kräfte und schnitt den Verfolgern mit einer neuen Eiswand den weg ab um dem Speerwall die Möglichkeit geben sich aufzulösen. Dann rannte sie mit den anderen.

    Feia sah den Rest der Verteidiger auf ihre Barrikade zu kommen und begann hektisch diese ein wenig zu öffnen. Ihre Arme fühlten sich taub an, dennoch schaffte sie es mit Hilfe von draußen den Weg zu räumen. Nach und nach strömten die müden Kämpfer herein, dann machte man sich daran die Eingänge wieder zu schließen.
    Die kleinen Pforten waren leicht zu verteidigen, doch machte ein Hämmern an der großen Pforte klar das die Brut sich auch dieser entledigen wollte.
    Mealla lehnte erschöpft an eine der Säulenbauten und trank einen Schluck von wasauchimmer. Sie konnte es nicht zuordnen, hauptsache es war flüssig. Jeder der Verteidiger war erschöpft. Das Dorf war gefallen, das hier war vermutlich der letzte Ort wo es noch Widerstand gab.
    Logan formierte die verbliebenen Kämpfer zur Hauptpforte, ein letztes Aufgebot gegen den Schrecken.
    Morgana hatte sich auf eine Kirchenbank gesetzt, die Schwarzhaarige war kreidebleich und schaute auf ihre zitternden Hände. Konzentriert ließ sie ihre Finger kreisen, ihre letzte Konzentration sammelnd. Die Kräfte des Nichts gegen das werfen was durch diese Tür kommen mochte. Sie blickte kurz zu Larissa die ihren Blick erwiderte. Ein weiterer Grund nicht aufzugeben.
    Das Donnern gegen die Kirchentür wurde stärker, erste Axtblätter durchdrangen das Holz. Nimue sah ebenfalls konzentriert aus, Mealla wusste nicht ob sie versuchte die Tür magisch zu verstärken oder auch ihre Kräfte sammelte.
    Feia hatte sich mit Ser Arian in den hinteren Bereich der Kirche begeben, bereit jeden aufzuhalten der versuchte es zu den Kindern zu schaffen. Die Elfe war so anders als der alte Ritter. Doch als sie ihm kurz in die müden Augen blickte, meinte sie kurz eine vertraute Seele zu erblicken. Sie lächelte ihm kurz aufmunternd zu, die Elfenklingen in den Händen kreisen lassend. Immerhin starb sie nicht alleine.
    "Andraste, wenn du mich hören kannst, lass mich nicht sinnlos in deinem Heimatlands sterben. Gib mir die Kraft das hier zu überstehen!", betete Mealla leise bevor sie sich zu den Verteidigern an der Pforte gesellte. Wenn sie sterben musste, dann wollte sie es im stehen tun.
    Weitere Axtblätter krachten in das Holz, ein großer dumpfer Schlag erschütterte die Angeln. Alle schauten gebannt zum Tor, nur Haesten schien erwartungsvoll, den Torbogen fast ansabbernd.
    Ein weiterer Schlag, das Holz splitterte. Auch Nimue zuckte zusammen, als hätte man ihr eine Ohrfeige verpasst. Die Zauberin taumelte leicht, wurde dann jedoch überraschenderweise von Morgana gestützt. Die Hexe nickte ihrer ungleichen Genossin zu, dann wandten sich beide entschlossen wieder der Pforte zu. Der nächste Schlag würde es richten, da war sich Mealla fast sicher.
    Ein Horn erschall plötzlich, durch Mark und Bein gehend. Es war kein schöner Ton, kein hoffnungsvoller. Ein zweites Mal schallte das Signal, fast schien es als würde es selbst das Tor zum Einsturz bringen. Doch das Tor hielt aus, auch als das Horn ein drittes Mal ertönte. Stille. Im ganzen Kirchenschiff war kein Wort zu hören.
    Dann hörte man Schritte von draußen, viele Schritte. Konnte es wirklich sein?
    "Sie ziehen sich zurück!", rief einer der Verteidiger am Seiteneingang ungläubig.
    "Danke.", wisperte Mealla mit einem dümmlichen Grinsen zur Andraste Statue. Dann brach sie zusammen, nur ein geistesgegenwärtiger Mordred verhinderte das ihr Körper unsanft auf dem Steinboden aufschlug.



    "Sie ziehen sich zurück. Der Erbauer hat euch einen verdammten Blasebalg als Brustkorb geschenkt, Herr Fafnir! Es hat funktioniert!", rief Artur als er freudig mit den anderen beobachten konnte wie sich die graue Flut aus dem Dorf bewegte. Sie hatten viel riskiert, doch der Plan war aufgegangen.
    "Hoffen wir das meine Lippen nicht davon abfallen!", erwiderte Fafnir und schmiss das verdorbene Horn weg.
    "Wohl gesprochen. Wir sollten zurück, denen helfen die noch stehen. Außerdem wollen wir nicht mehr hier sein wenn die Brut entdeckt das ihr Meister tot ist.", meinte Artur worauf die anderen beiden Männer nickend zustimmten.
    numberten ist offline Geändert von numberten (25.01.2023 um 18:10 Uhr)
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    Müdigkeit, blutende Wunden, Schweiß. Jemand erbrach sich in die hintere Ecke der Kirche, wofür der Erbauer angesichts dieses Kampfes hoffentlich Verständnis hätte. Wer es in die Kirche geschafft hatte, lebte vielleicht noch etwas länger. Arian saß keuchend und gegen eine Säule gelehnt am Boden, Abyss tupfte mit einem nassen Tuch eine blutende Wunde auf seinem Kopf sauber. Dann forderte Feia ihn mit einem stummen Blick auf, die gegen die Tür donnernde Brut bis zum letzten Atemzug zu bekämpfen. In der Hoffnung, die Unschuldigen vor dem grausamen Schicksal grausamer Wesen mit grausamen Klingen zu beschützen. Ulfric, dessen Schwert von schwarzem Blut glänzte, rannte etwas ziellos durch das Kirchenschiff, die verbliebenen Kämpfer abzählend. Diejenigen, die noch Kraft hatte, schlossen an Logans Schulter eine müde Phalanx aus zerhackten Holzschilden und schartigen Waffen.

    Die Elfe Lana kniete am Boden, das silberne Schwert vor sie gelegt, die Augen geschlossen und in eine tiefe Meditation versunken. Unweit von ihr lagen, in ihrem Blut, ihre Opfer. Die Ehrwürdige Mutter und ihre Novizinnen, deren Tod man entdeckt und rasch auf die Brut geschoben hatte.
    Fynn, der Späher, tätschelte seinen Hund, der den Kampf wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden hatte.

    Äxte und Hämmer donnerten gegen die verstärkten Kirchentüren. Es Jeder wusste, dass sie nicht ewig standhalten würden und das nach deren Fall ein letztes großes Massaker ausbrechen würde. Wer an den Erbauer glaubte, sprach ein Gebet. Wer an die Waffen glaubte, schärfte die Klinge mit dem Wetzstein.

    Und dann, mit einem Mal, hörten die tosenden Welle entfesselten Hasses auf gegen die Tür zu schlagen. Larissa, deren Ohren besser als die der meisten waren, hörte durch die dicken Mauern und wehklagenden Stimmen der Verletzten und Sterbenden hindurch den Hall eines Horns. Es war ein hässlicher Klang, der durch Mark und Bein ging und mehr zum Angriff als zum Rückzug aufforderte, doch die Brut hörte auf, die Tür zu bearbeiten. Larissa rannte los, schwang sich eine Leiter hinauf, kletterte behände die Sprossen empor und fand sich auf dem Turm der Kirche wieder. Sie schaute hinab und sah die graue Masse an Wesen starr dastehen. Die in den hintersten Reihen drehten sich um, andere aus der Mitte schoben sich zurück und stießen gegen ihre Gefährten. Es mussten etwas weniger als einhundert der Kreaturen sein, die in Berewics Straßen lungerten. Ein weiteres Mal erzitterte der Hörnerschall die Häuserwende, dann raunten die Wesen und begannen mit einer Aura aus Gehorsam und Unwillen, von ihrer Beute abzulassen, den Rückzug anzutreten. Sie wirkten wie abgerichtete Hunde, wie sie die Shems manchmal benutzen, um ihren Grund zu verteidigen. Blutrünstig und nur der Peitsche ihres Herrn folgend und im Grunde unwillens von ihrer Tyrannei abzulassen. Larissa hätte ihnen gerne noch ein paar Pfeile gesandt, doch fürchtete sie den abebbenden Kampfgeist der Wesen erneut zu wecken. Stattdessen beschränkte sie sich darauf, den Abzug der Monstren zu beobachten – und den Schöpfern zu danken. Denn vorerst hatten sie überlebt.

    *

    „Verdammt noch ein, Meister Zwerg, das war eine reife Leistung“, sagte Kilian und stützte sich auf sein Schwert. Die Klinge versank eine Handbreit im Erdreich, ehe der Templer sie wieder freizog, am Saum eines getöteten Hurlock sauberwischte und in die Scheide schob. Vor den Mauern Berewics bewegten sich die Ungeheuer – und sie kamen scheinbar hierher. „Meine Herren, ich glaube unsere Arbeit ist hier getan. Zumindest fast.“

    Kilian griff sich eine der schartigen Äxte und hieb dem Alpha mit ein paar harten Schlägen die Rübe von den Schultern. Den Ekel überwindend spießte er den Kopf auf einen Speer, die Augen in Richtung der zurückkehrenden Brut gerichtet.
    „Beten wir zum Erbauer, dass die Monstren ihren Mut verlieren und nicht in Raserei verfallen, wenn sie ihren getöteten Anführer sehen“, sagte Kilian. „Und nun sollten wir verschwinden. Ich kann schon die ersten von ihnen keuchen hören…“

    *

    Irgendwo hinter den grauen Wolken, die diesen Schlachttag wie eine Manifestation der Gedanken eines Gottes des Gemetzels überzogen hatten, schien die Sonne. Sie kämpfte sich frei wie ein Küken, dass die es einsperrende Schale durchbrach. Erst zaghaft, dann mit Mut und Kraft und schließlich vollends. Die Sonne stach goldene Lanzen durch die Himmelsdecke, ließ Inseln aus Licht vor Berewic aufleuchten, beschien Straßenzüge und Dächer. Doch was die Sonne erstrahlen ließ war nicht voller Ruhm, sondern ein Feld des Todes, von Falon’Din selbst gesät und geerntet. Larissa sog die kühle Luft auf der Turmspitze ein. Hier oben lagerte kein eisiger Geruch von Blut in der Luft, das Atmen erschien ihr leicht und unbeschwert. Sie sah einen Vogel, der dicht am Turm vorbeiflog und der Elfe nur einen kurzen skeptischen Blick zuwarf. Larissa pfiff etwas, doch der Vogel antwortete nicht. Er peitschte mit den Schwingen und verschwand aus dem Blickfeld der Elfe.

    Überlebt. Sie hatten überlebt. Abgesehen von ein paar Nachzüglern war die Brut aus dem Ort geschwemmt. Ihre Toten überstiegen die Zahl der ermordeten Bewohner, aber auch diese waren zahlreich. Im Osten brach funkenspuckend ein Dachstuhl zusammen. Die Elfe seufzte. Ihr Clan war tot. Getötet von denselben Wesen, die in diesem Ort solcherlei Zerstörung gesät hatten. Larissa war klar, dass jemand die Brut aufhalten musste. Sie hatte gehört, wie die Menschen darüber sprachen, dass der Adel des Landes Truppen zusammenrief, um sie gegeneinander zu wenden. Was für eine Verschwendung. Es gab nur einen Feind und dieser hatte gerade gezeigt, was er anrichten konnte.

    Die Elfe sah drei Gestalten, zwei große und eine kleine, durch ein Loch in Berewics Mauer schlüpfen. Sie seufzte erleichtert, ein Seufzen, dass nur ein Vogel hätte hören können, wenn er nicht fortgeflogen wäre. Artur hatte überlebt. Und der nette Zwerg. Und der Templer. Jener Templer, der beinahe ihren Freund Mordred erschlagen und ihre Gefährtin Nimue dem Tod anheimgegeben hätte. Der Erleichterung folgte eine Erkenntnis: Auf einen Kampf folgte immer ein Kampf.
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    [Bild: Artur_mal_ohne_Helm_mini.jpg][Bild: 14jlgz1i9WTcPy6veMorgana_mini.jpg][Bild: Mealla_portrait.jpg][Bild: Pd3emXcS7L16I9W4GhFeieobenohne_klein.jpg][Bild: Fafnir.klein.jpg]

    Eine Welle der Erleichterung ging mit dem Abzug der Brut einher. Ein kurzer Moment des Triumphes, auch wenn niemanden so richtig zum jubeln war. Zu teuer war der Preis für den Sieg gewesen, zu knapp die eintretende Vision des Untergangs. Was folgte war die Erschöpfung, welche jetzt den Körper befiel. Der Rausch der Schlacht verließ den Geist und hinterließ müde Knochen und Muskeln. Feia spürte wie ihre Beine weich wurden und ließ sich profan mit ihrem Hintern auf dem kühlen Kirchenboden nieder. Klirrend fielen ihre beiden Schwerter neben sie zu Boden.
    Die Elfe legte sich auf den Boden, spürte eine angenehme Kühle auf der Haut. Sie hörte das Getrappel von kleinen Füßen, entsetztes Gemurmel. Sie lächelte, machte mit der Hand eine Geste das alles in Ordnung war. Sah dann in einen Reigen von erleichterten Kindergesichtern. Spürte wie Thekla sie kurz umarmte, während eines der anderen Kindern irgendwo ein Kissen holte und ihr sanft unter den Kopf legte. Vielleicht hatten die kleinen Strolche ja recht, dieser Ort war zum ausruhen genauso gut wie jeder andere.
    Ihr Blick schweifte durch das Kirchenschiff, blieb kurz an den Leichen der Ehrwürdigen Mutter und ihren Schwestern hängen. Eine Tat für die man die Brut nicht beschuldigen konnte. Ihr Körper sehnte sich nach Ruhe, doch es gab keine Ruhe für die Verdammten!

    Morgana machte einen Schritt nach vorne, nur um zwei nach hinten zu stolpern. Ihr Körper gehorchte ihr nur noch äußert unwillig. Die Hexe fing sich wieder und schlurfte erschöpft zu einer der Bänke. Sie sah in müde Gesichter, doch die Verzweiflung war gewichen. Ein kurzer Moment der Hoffnung für alle, trotz der Zerstörung und dem Tod. Sie sehnte sich nach Ruhe. Eine friedliche Lichtung im Wald, wo sie all den Unbill der Welt vergessen konnte. Gras das angenehm ihren Nacken kitzelte. Was sie hatte war eine hölzerne Bank, auf welche sich gerade auch noch Nimue niederließ. Schulter berührte Schulter der ungleichen Magierinnen. Die Hexe nickte der rothaarigen stumm zu. In jenem Moment waren sie doch gleich, zwei Gefäße der Magie, bis auf den letzten Tropfen Mana geleert. Aus den Augenwinkeln sah sie wie Mordred mit einem der Dörfler die bewusstlose Mealla aus ihrem Brustharnisch befreiten und ihr dann ein bequemes Plätzchen suchten. Der Antivaner sah so aus als könnte er sich gleich daneben legen, vielleicht würde er das sogar tun. Es erstaunte sie eh das noch so viele aufrecht standen.

    "Selten fühlt sich ein Sieg so schal im Mund an.", merkte Artur an als sie durch die Straßen voller Leichen schritten. Rauch stieg an zahlreichen Stellen in den Himmel. Der schwache Regen würde das Feuer vielleicht löschen, zumindestens eine Ausbreitung des Feuers stoppen.
    "In meiner Heimat führen wir Tag um Tag die Schlacht gegen die Verderbnis. Wissend das wir ihn wohl auf lange Sicht verlieren werden. Dennoch kämpfen wir.", meinte Fafnir mit grimmiger Miene.
    "Dieser Ort steht noch. Das ist mehr als wir erwarten durften, auch wenn der Preis hoch war. Trauert um die Toten doch preist das Leben der Übrigen. Lasst niemals die Dunkelheit der Verzweiflung euer Herz überkommen. Sonst ist es ein Sieg für die Brut.", fügte er dann an, den Ritter brummig anlächelnd.
    Artur nickte stumm. Der Zwerg hatte seit seiner Geburt diesen Kampf geführt, während sie die Brut als Legenden abtaten. Sein Volk war stark, also mussten es auch die Menschen auch sein. Dennoch all die Toten waren kein schöner Anblick, selbst für jemanden wie ihn. Je mehr Schritte er in Richtung Kirche machte, desto mehr Sorgen machte er sich um seine Gefährten. Er sah keine Leiche welche ihnen ähnelte, doch eine Ungewissheit blieb.

    Die Sonne brach hervor und beleuchtete stumm und ungerührt die Zerstörung. Artur sah eine Gestalt auf der Spitze des Kirchenturms sitzen die ihm bekannt vorkam. Der Ritter lächelte und hob den Arm zum Gruße. Eine Geste die mit Bewegung erwidert wurde, als die Dalish sich vermutlich wieder in das Innere aufmachte.
    Das Trio trat durch das zerstörte Kirchentor, von müden doch erleichterten Dorfbewohnern begrüßt. Artur spürte ein paar anerkennende Schulterklopfer auf seiner Rüstung. Im Kirchenschiff war es düster, doch man sah genug.
    Er sah Mealla, welche mit geschlossenen Augen in einer Ecke lag. Bleich doch hebte und senkte sich ihr Brustkorb. Mordred saß neben der schlafenden Elfe. Morgana saß in seltener Eintracht neben Nimue, beide schienen in einer Art Zustand zwischen Schlummer und Erwachtsein zu verweilen.
    "Wir sind zurück.", meldete Artur knapp das offensichtliche, den jungen Lord in einer Ecke erspähend.
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    Langsam, ganz allmählich, machte sich die Gewissheit des Sieges – oder zumindest des Überlebens – Berewics unter den Leuten breit. Manche, das Glück kaum fassen könnend, begannen zu weinen. Andere seufzten durchdringend. Haesten wankte, ging zu Boden und begann zu schnarchen. Er wäre wohl hart aufgeschlagen, hätten Nimue, Gisele und Mordred ihn nicht aufgefangen und sachte auf einen Strohsack gebettet. Der Krieger hatte viele Schnitte, die Nimue ihres geübten Blickes unterzog aber für ungefährlich bewertete.

    „Tapferer Mann“, sagte sie mit Blick auf den nun selig dösenden Axtkämpfer.
    „Tollwütiger Hund“, lachte Mordred. Es war das erste Mal, dass man ihn wieder lachen hörte, auch wenn es blechern und freudlos klang. Die Schlacht hatte viel mit ihm gemacht, die Niederlage im Kampf gegen den Templer aber noch mehr.

    Als Artur den Tod des Alphas und den Rückzug der Brut verkündete, sank der ohnehin schon geschwächte Ulfric auf die Knie, ergriff Arturs Hand und sagte: „Dank dem Erbauer! Und dank Euch, Ser! Und Euch und auch Euch, Meister Zwerg!“ Er wandte sich voller Erleichterung an das Trio. „Obgleich jeder, der hier heute gestritten hat ein Held von wahrer Größe ist“, erklärte er nicht ganz bescheiden, „so steht doch außer Frage, dass ihr drei Helden obersten Ranges seid. Im Angesicht des Todes einen Ausfall mit wenig Chancen auf Erfolg zu führen – über Euresgleichen werden die Balladen gesungen, derer sich Menschen noch in hunderten Jahren erinnern sollten. Ich werde, sobald ich bei meinem Vater bin, nach den besten Poeten schicken lassen um Eure Taten in Worte zu binden.“

    Dass Mordred ähnliches generell vorhatte, wusste der junge Lord nicht und Mordred machte in diesem Augenblick auch keinerlei Anstalten, sich irgendwie zu äußern. Eine abgeschlagene Nimue reichte Schläuche mit heilenden Tränken und kühlem Met, ehe sie sich selbst zur Ruhe setzte und endlich einmal durchatmete. Strähnen ihres roten Haares klebten nass an ihrem Hals.

    *

    Larissa schwang sich die Leiter hinab, nahm ein paar Stufen und fand sich rasch am Boden des Kirchturms. Sie betrat das Schiff und sah Artur, der zusammen mit den anderen beiden Männern von seinem Todesmarsch zurückgekehrt war. Sie hatte ihn schon auf der Straße gesehen, durchmaß den Raum nun aber rasch und schlang die Arme um seinen Hals.
    „Den Schöpfern sei Dank, dass du heil zurück bist“, jauchzte sie und drückte ihn an sich, was unangenehm war, da Artur naturgemäß nur aus kaltem Stahl bestand – meistens. Wie der Rest der Kirche roch Artur nach salzigem Schweiß, der sich in dem Gambeson abgesetzt hatte. Wenn der Schrecken verflogen und Kräfte gesammelt waren, würden alle sich baden müssen, um etwaige Wunden unter dem Schmutz und Blut zu erkennen. Für jetzt reichte es aber erst einmal, sich den Met-Schlauch zu teilen und sich darüber zu wundern, dass kein einziger ihrer Gefährten sein Leben ausgehaucht hatte. Obwohl Mealla den Eindruck erweckte, dem Tod näher zu sein, als dem Leben.
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    "Den Erbauern sei Dank das du noch am Leben bist. Und die Anderen natürlich auch."
    , erwiderte Artur grinsend auf Larissas Umarmung und schaute sich nochmal bestätigend im Kirchenschiff um.
    "Das ist lieb zu hören.", fügte Morgana müde schmunzelnd an, welche sich von der Bank erhoben hatte und den Ritter kurz sanft von der Seite umarmte. Neben Artur war auch der Zwerg zurückgekehrt. Und der Templer.
    Nun man konnte wohl nicht immer Glück haben. Ein Problem für einen späteren Zeitpunkt.
    "Es war jedoch knapper als uns lieb sein konnte. Ich weiß nicht genau was an eurem Plan funktioniert hat, aber sie sind abgehauen. Hoffentlich zerstreuen sie sich und kommen nicht wieder.", lobte sie das Trio. Artur nickte.
    "Ihr geht es gut, sie ist nur ohnmächtig geworden. Zuviel für ihren geschundenen Körper. Nimue meint sie kommt wieder auf die Beine. Zäh genug ist sie ja.", meinte sie dann, Arturs Blick zu Mealla bemerkend.
    "Das ist gut zu hören. Sie hatte es nicht leicht in letzter Zeit.", meinte der Ritter nachdenklich, sich an die Ereignisse an Highever erinnernd. Larissa und Morgana wussten schließlich noch nichtmal genau was dort passiert war.
    "Außer natürlich euer Kampfgefährte will Nimue zeitnah dem Schwert überantworten oder solchen Unfug.", stichelte die Hexe den Templer kritisch anschauend. Die alte Vettel lag irgendwo tot in der Ecke, doch ihr Schwert der Gnade lief noch munter herum. Artur schüttelte den Kopf.
    "Ich denke nicht das Ser Kilian dem Dorf einer Heilerin berauben wird, wenn es diese am meisten braucht. Wenn die Magie nicht heute den Menschen gedient hat, wann dann?", antwortete er selbstsicher. Ob es die Wonnen der Wiederherstellung, oder die Kräfte der Elemente war, beides hatte in dieser Schlacht geholfen.


    "Oh nein, sagt mir nicht ihr seid tot?", meinte Fafnir kritisch und schob sich an der Kinderschar vorbei.
    "Genießt ihr die seltene Möglichkeit auf mich herab zu schauen?", erwiderte Feia, die Augen aufschlagend.
    "Pech gehabt, ihr lebt wirklich noch.", sprach der Zwerg, lächelte aber die Schwarzhaarige an.
    "Ja, ich freue mich auch euch an einem Stück wieder zu sehen, Herr Zwerg. Ihr seid immer noch so hart wie der Stein aus dem ihr geschlüft seid.", verkündete sie ebenfalls lächelnd und richtete sich auf.
    "Ich denke ihr habt uns den Hintern gerettet, meinen bleichen ebenfalls. Dafür danke ich euch!", meinte sie dann.
    "Nicht allein mein Verdienst. Ihr habt die Bewohner beschützt. Diese Kinder hier um euch herum. Das ist genauso viel wert.", meinte Fafnir mit brummigen Stolz und tätschelte eines der kleineren auf den Kopf.
    "Dennoch sind viele gestorben. Zu viele.", erwiderte Feia seufzend. Ihr Blick ging zu der toten Ehrwürdigen Mutter und blieb bei ihren Akolytinnen hängen. Letztere hatten noch ein ganzes Leben vor sich gehabt. Träume und Wünsche. Ein paar von ihnen hatte die Elfe bei ihrem Aufenthalt besser kennengelernt. Außerhalb der Präsenz der alten hasserfüllten Frau waren es liebe Mädels gewesen.
    "Man kann leider nicht alle retten.", erwiderte Fafnir pragmatisch und schüttelte den Kopf.
    "Ja, es gibt zu viel Böses in der Welt.", stellte Feia fest und erhob sich dann komplett.
    "Kämpft für jene die leben, trauert um jene die es nicht mehr können. Der Kampf ist vorbei.", sprach Fafnir.
    "Für den Moment.", erwiderte Feia und ließ ihren Blick kurz schweifen, kurz bei Nimue, dann etwas länger bei Lana verweilen. Ihr Blick blieb bei Artur und Kilian hängen. Beide waren mit Fafnir zurückgekommen.
    "Ich will euch euren Erfolg nicht madig machen. Ihr seid zurück, ebenso wie der Ritter und ..der Templer. Das ist mehr als man hätte hoffen können. Was immer dieses Dorf noch an Bräu hat, es steht euch zu!"
    "Lieb von euch Mädchen, deswegen will ich ehrlich sein. Ein warmes Bad und ein weiches Bett wären mir momentan viel lieber.", gab Fafnir leise zu, als ob jemand an seinem zwergischen Ehrgeiz zweifeln könnte.
    "Ich fühle mit euch Fafnir, ich fühle mit euch."
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  12. #52 Zitieren
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    Es war ein schwarzer Tag für Berewic. Nachdem die Überlebenden sich sicher waren, dass das Heer der Brut tatsächlich abgezogen, scheinbar sogar in einer eigentümlichen Art zerstreut, wenn auch in eine klar erkennbare Richtung, wie die Späher meldeten, geflohen waren, krochen sie aus der Kirche. Es dauerte den Nachmittag, die noch immer kokelnden Brände zu begrenzen oder zu löschen. Diejenigen, die dazu in der Lage waren, zogen durch die Straßen, um Verwundete zu suchen. All jene Brut-Wesen, die am Boden lagen und mit dem Tod rangen, wurden mit langen Spießen von ihrem Leid erlöst, obwohl ihr Tod mehr einer Schlachtung als einem Gnadenstoß galt. Die Bewohner ließen ihre Wut über die beinahe völlige Vernichtung ihrer Existenz an den Kadavern aus, auch wenn man ihnen riet, nicht zu dicht an die verderbten Kreaturen heranzutreten und deren Habe nicht zu berühren. Ein Drittel der Bewohner war tot oder lag im Sterben, in jeder Familie gab es jemanden zu betrauern.
    Larissa saß auf der obersten Treppenstufe zur Kirche und sah dem Trauerspiel mit bewegter Miene zu. Der Schmerz der Shemlen ging ihr nah, noch näher aber die Erinnerung an ihren Clan. Auch er war den Klingen der Brut zum Opfer gefallen, nur gab es dort keine Rache, keine Überlebenden. Es gab keine Heimat mehr, die man aufbauen konnte. Die Aravel waren verbrannt oder verdorben, die Halla geschlachtet oder geflüchtet, die Elfen… Die junge Dalish wischte sich die Tränen fort, die sich in ihre Augen gekämpft hatten. Dann sah sie sich um, sah Morgana, Artur, einen geknickten Mordred. Das war jetzt ihr Clan.

    „Hey.“
    Larissa sah sich um und sah, wie etwas auf sie in hohem Bogen zugeschossen kam. Sie fing den Apfel aus der Luft und sah zu der Frau, die ihn geworfen hatte. Es war die schwarzhaarige Kriegerin, Gisele. Sie hatte ihr von Staub, Dreck und Blut verkrustetes Gesicht oberflächlich mit Wasser gereinigt, jetzt lag es erfrischt inmitten eines grauen Randes. Larissa konnte auf ihrer Stirn sehen, wo Schweiß kleine Rinnsale in den Schmutz gegraben hatten. Sie Frau war wesentlich größer als sie, was ihr zum ersten Mal bewusst wurde, als sie sich neben ihr niederließ. Gisele legte ihre Schwerter auf die Treppenstufen neben sich und hob einen zweiten Apfel zum Mund.
    „Ma serannas“, sagte Larissa und biss synchron mit der Kriegerin ab.
    „Da’len“, erwiderte diese. Die Dalish schaute sich um, erkannte den Zwerg aber nirgendwo, dann wusste sie, was die Menschenfrau meinte und lachte auf, wobei ein Stück Apfel auf den groben Stein vor ihr katapultiert wurde.
    „Oh, Ihr meint Dal’an – gern geschehen.“
    Gisele legte den Kopf schief und nickte. „Was habe ich gesagt?“
    „Ihr sagtet: Da’len, also Zwerg.“ Gisele, ihres Fehlers nun bewusst, lachte auch.
    „Scheinbar ist mein Elfisch doch nicht so gut.“
    „Besser als das der meisten, wenn Ihr diese Worte zumindest kennt“, erwiderte Larissa und lächelte. „Kennt Ihr denn Dalish?“
    „Kennen ist wohl zu viel gesagt. Ich habe eine Zeitlang in Antiva gearbeitet. Dort war ein Dalish, der sich als Spion verdingte. Er arbeitete für denselben Kaufmann, wie ich.“
    „Antiva? Mein Freund Mordred kommt von dort.“
    „Ja, das war schwer nicht mitzubekommen“, sagte Gisele.
    „Was habt Ihr dort gearbeitet?“
    Gisele klopfte zur Antwort auf die Klingen. „Söldnerin. Bessergesagt: Ich habe als Leibwächterin für einen sehr unbeliebten und sehr mächtigen Händler gearbeitet.“
    „Da habt Ihr gelernt zu kämpfen?“, fragte Larissa neugierig.
    „Nein“, sagte Gisele und biss ein großes Stück Apfel ab, zerkaute es rasch und würgte es herab. „Ihr müsst meinetwegen nicht so schlingen“, lachte Larissa.
    „Zu spät. Nein, kämpfen konnte ich schon vorher. Zum Glück, denn sonst wäre der Auftrag mein letzter gewesen. Ich musste dort mit so manchem Attentäter die Klingen kreuzen.“
    „Klingt aufregend. Es scheint mir, dass ich des Öfteren solch kämpferische Reisende treffe.“
    „Und ich treffe des Öfteren junge Dalish, wie mir scheint. Ich bin vor einiger Zeit mit einer Magierin aus den Clans gereist. Ihr Name war Maeya’alinh.“ Sie hob fragend eine Augenbraue. „Sagt Euch dieser Name irgendetwas?“ Larissa schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, tut mir leid.“
    „Hmm, macht nichts“, sagte Gisele, obwohl ihr die Enttäuschung anzusehen war.
    „Wart Ihr Freunde?“
    „Weggefährten… Sie und eine Zwergin waren die ersten, die ich auf meiner Suche in Ferelden traf.“
    „Und was sucht Ihr?“
    „Ich suchte meinen Bruder. Er war ein Templer, wie Ser Kilian. Er ist tot.“
    „Oh.“
    „Ja.“
    „Ir abelas.“
    Ein trauriges Lächeln huschte über Giseles Lippen. Sie musste kein Elfisch sprechen, um die Worte zu verstehen. „Danke.“

    Die beiden wurden von dem Geräusch knarzender Lederstiefel in ihrer Stille unterbrochen. Eine andere Frau trat auf, wieder eine Kriegerin. Logan, die ihre Daumen in den Gürtel geschoben hatte. Sie trug viele Waffen und einen grimmigen Gesichtsausdruck. Sie bedachte Larissa mit einem stummen Blick, dann schaute sie zu Gisele.
    „Ihr… Orlaisianerin…“
    Gisele erhob sich und atmete durch geblähte Nasenflügel aus. „Ich… möchte Euch danken.“ Logan hob einen gepanzerten Arm und streckte ihn Gisele hin. „Ohne Euch hätte diese Bestie mir ohne Zweifel einen tödlichen Streich verpasst.“ Die Chevalier musterte die Hand, dann ergriff sie sie.
    „Ich bin froh, dass ich dies verhindern konnte und dankbar, neben einer Kriegerin Eures Ranges habe kämpfen zu können.“ Logan errötete angesichts der wohlgewählten Worte etwas und schlug die Augen nieder, sagte dann: „Ich habe mich geirrt. Nicht alle Orlaisianer sind schlecht.“
    „Und nicht alle Fereldener stinken nach nassem Köter. Ich danke Euch für Eure Worte. Und wer weiß, vielleicht habt Ihr eines Tages die Chance, Euch zu revanchieren.“
    „Vielleicht“, sagte Logan. „Denn vielleicht ziehen wir gemeinsam gegen die Brut in die Schlacht. Wohin werdet Ihr gehen?“
    „Nach Redcliffe“, erklärte Gisele. „Die Freischärler entsenden Söldner zum Arl. Genug Messerarbeit und eine bessere Option als sich mit Teyrn Loghain einzulassen, dem Mann, der alle Orlaisianer verdammt.“ Sie lachte mit einem schelmischen Funkeln im Auge. „Und Ihr?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Logan. „Aber sicherlich nicht zu Teyrn Loghain, dem Mann, der Arl Howe seinen Verbündeten nennt. Diesen Bastard.“
    Gisele lachte noch einmal, diesmal lauter. „Ich sehe, wir haben mehr als eine Gemeinsamkeit, Freundin.“ Sie biss vom Apfel ab und reichte die andere Hälfte Logan, die ihn annahm und ebenfalls zubiss.

    *

    Kilian kniete vor dem Altar. Sein Körper schmerzte, protestierte gegen diese Zwangshaltung, doch Kilian gebot ihm Stillschweigen. Er musste dem Erbauer danken, für den Sieg gegen den Champion der Magierin, mehr aber noch für den gegen die Brut. Er hielt die Hände gefaltet, den Kopf gesenkt, das Schwert lag mit blanker Klinge vor ihm. Er murmelte vor sich her, während im Hintergrund jene, die noch in der Kirche waren sich bemühten, keinen Lärm zu machen. Kilian genoss, wie Artur und Fafnir, einen besonderen Helden-Status innerhalb Berewics. Niemand hatte mehr mit dem eigenen Überleben gerechnet und noch weniger mit dem des Trios, als es zu seiner beinahe unmöglichen Quest aufbrach. Ihr Überleben ebenso wie das des Dorfes sprach man allgemein der Bestimmung des Erbauers zu und als Templer verkörperte er diesen Willen nun, da die Ehrwürdige Mutter und ihre Aspirantinnen tot waren, am ehesten. Nach dem fast einstündigen Gebet wusch er sich hinter dem Bürgermeister-Haus. Noch immer schmerzte sein Leib, er hatte einige tiefe Schnitte.
    Kilian beugte sich über die gefüllte Tonne. Wasserperlen tropften aus seinem kastanienbraunen Haar und versetzten die Oberfläche beim Aufschlag in Schwingungen.

    „Lasst mich Eure Wunden sehen, Herr.“
    Die sanfte Stimme Nimues ließ den Templer zusammenzucken. Er wandte sich um, starrte sie entgeistert an. Die rothaarige Magierin stand vor ihm, Erschöpfung und Müdigkeit zeichneten tiefe Schatten in ihr Gesicht, aber ihre Augen brannten vor lebendiger Entschlossenheit. „Lasst mich Eure Wunden sehen“, wiederholte sie und öffnete die vorher zusammengelegten Hände. Kilian öffnete den Mund, sagte jedoch nichts. Schließlich brachte er ein: „Wieso wollt Ihr mir helfen?“, hervor. „Ihr müsstet eher für meinen Tod beten.“
    „Euer Tod wäre nutzlos, eine Verschwendung für den Orden“, sagte Nimue sanft. Sie trat näher. Vor Kilians nackter Brust baumelte das silberne Schwert der Gnade an einer Lederschnur. Nimue berührte das kalte Metall fast zärtlich. Ihre Finger glitten über das Symbol, dann darüber hinaus und auf Kilians Brust. Der Templer sog scharf die Luft ein, als seien ihre Finger glühende Schürhaken. Ein listiges Grinsen huschte über Nimues Lippen. „Fürchtet Ihr, von mir verführt zu werden, Ser Kilian? Ich habe Euch immer sehr gemocht, das müsst Ihr wissen.“ Sie legte ihre Hand auf seiner Brust ab und trat näher, ihre Lippen nur eine Handbreit von den seinen. Er drückte sich gegen das Fass hinter sich.
    „Keine Sorge“, hauchte sie. „Ich werde nichts tun, was Ihr nicht wünscht.“ Ihre blauen Augen schienen vor ihm die Farbe zu wechseln, von einem Dunkel der Meerestiefen über das Blau des Himmels hin zu einem Saphir. Nimues Hände wanderten seinen Körper entlang, betasteten sachte die Schnitte.
    „Ich kann Euch Wundumschläge geben. Oder ich wirke Magie“, schlug sie vor. Kilian sagte nichts, aber nickte. „Magie also“, sagte Nimue. Etwas Blau-Silbernes waberte und Kälte, keine schlechte, sondern die eines erfrischenden Baches im Hochsommer, berührte den Templer. Dann brannte die Stelle plötzlich so sehr, dass Kilian die Zähne aufeinanderbiss.
    „Shht, es ist gleich vorbei“, beschwor ihn Nimue. Sie behielt recht. Der Schmerz verging, die Wunden verheilten und ein Gefühl der Gesundung flaute in seinem Leib auf.
    „Danke, Mylady“, sagte der Templer leise.
    „Ich stehe Euch zu Diensten, Herr. Als Eure Dienerin, wenn Ihr es wünscht. Oder anders…“
    „Was… Wieso?“, stammelte Kilian. Nimues Augen leuchteten.
    „Ich stand heute dem Tod gegenüber. Mehr als einmal. Euer Schwert hätte mich richten sollen, das der Brut mich zerfetzen können. Und doch lebe ich. Aber ich spürte den Griff des Todes. Und…“ Ihre Hände wanderten zu dem Knoten im Bund der Leinenhose, die er gegen die schweren Stoffe ausgetauscht hatte, „…und ich verzehre mich nach dem Leben.“ Die Hose fiel zu Boden. Nimue schaute hinab und ließ erneut dieses schelmische Lächeln aufblitzen.
    „Lady Seren…“
    „Ruhig, mein Templer“, sagte Nimue und ging auf die Knie. Ihre Hände waren warm und glitten an Kilians Bauch hinab. „Schließt Eure Augen. Oder auch nicht und seht mich an…“
    Der Templer drückte sich gegen das Fass, seine Augen weiteten sich und ein ersticktes Keuchen entkam seiner Kehle, als sich seine Finger mit einem Mal in den hölzernen Rand des Fasses krallten.
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  13. #53 Zitieren
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    Mealla erwachte und sah sich irritert um. Sie war am Leben. Nicht in ihrem Bett, aber eine Art improvisierte Liege in einem der unberührteren Teile des Dorfes. Jemand hatte ihr wohl dir Rüstung ausgezogen und sie verbunden wo es nötig war. Sie hatte keine ernste Verwundung davon gezogen, dennoch tat alles weh.
    Sie hob den Kopf und schaute sich um, alleine das bereitete ihr Schmerzen. Sie kannte ihren Körper und seine Grenzen, heute hatte sie diese überstrapaziert mit Magie und purer Willenskraft. Sie fühlte sich matt. Ihre Kehle war trocken und die Luft schien beinahe zu flimmern. Vielleicht tat sie es wirklich bei all den Bränden.
    Die Elfe sah sich erneut um und entdeckte ein vertrautes Gesicht. Es war Mordred!
    Vielleicht hatte er sie hierhergebracht, sie erinnerte sich noch das er hinter ihr gestanden hatte bevor die Lichter ausgingen. Der fehlenden Platzwunde nach zu urteilen hatte sie jemand aufgefangen.
    "He! He, Mordred!", rief sie mit krächzender Stimme, war sich aber nicht sicher ob er sie hörte. Sie winkte mit ihrem Arm, was dazu führte das er sie bemerkte und näher kam. Sie lächelte ihn schwach an.
    "Wie es aussieht bin ich am Leben, der Rest von uns auch?", erkundigte sie sich heiser.
    Der Antivaner bejahte dies, bemerkte dann wohl ihre trockene Kehle und reichte ihr Wasser.
    "Danke.", sprach die Elfe nachdem sie einen Schluck aus dem Schlauch genommen hatte.
    "Ich fühle mich wie durch eine Tretmühle gejagt. Ich würde euch ja vorschlagen mich ins Bett zu kriegen..", meinte sie augenzwinkernd angesichts des Hügels und ihres Zustandes und lachte trocken.
    "Aber erstmal reicht das hier. Wäre es zu viel verlangt wenn ihr euch zu mir setzt und mir erzählt was passiert ist nachdem ich ohnmächtig geworden bin?", erkundigte sie sich und bot dem Antivaner einen Platz neben sich an.

    Morgana strich durch die Siedlung, weil sie etwas frische Luft brauchte. Und ein Bett. Und ein Bad. Aber alles zu seiner Zeit. Sie hatten schon so oft gegen Brut gekämpft, aber das hier war am intensivsten gewesen. Vielleicht weil nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel gestanden hatte. Sie erinnerte sich an ihr Heimatdorf. Es hatte ihr nie viel bedeutet, nachdem ihre Mutter gestorben war. Und dennoch, selbst dieses kleine Kaff hätte so ein Schicksal nicht verdient. Sie würden weiter ziehen, doch die Leute hier würden mit dem Schmerz leben müssen.
    Kaum zu glauben das sie schon die Kraft hatten an den Wiederaufbau zu denken, wie sie in manchen Gesprächen hörte. Hoffnung war wohl ein mächtiger Antrieb.
    Die Hexe erblickte Larissa auf den obersten Treppenstufen sitzen, umgeben von diesen beiden Kriegerinnen die sich wohl angefreundet hatten. Freundschaften in Schlachten geschmiedet, davon konnte ihre kleine Gruppe ein Lied singen. Auch wenn sie das lieber Mordred überließ.
    Sie nickte den beiden Kämpferinnen freundlich zu, bevor sie an ihre Freundin herantrat.
    "Begleitest du mich?", fragte sie, woraufhin diese sich nach kurzer Überlegung erhob.
    Die beiden gingen ein wenig durch die Seitengassen, wobei Morgana ihre Hand ergriff. Das fühlte sich gut an, etwas was sie vor wenigen Stunden noch gefürchtet hatte zu verlieren.
    "Du hattest Recht.", meinte sie mit einem Lächeln. Die Dalish sah sie fragend an.
    "Na ja, dein Optimismus das wir schon irgendwie die Sache überleben. Hat sich wieder mal bewährt.", erklärte sie und blieb neben der Blondine stehen. Es auszusprechen hatte schon etwas erleichterndes. Ja, sie lebten.
    "Macht einem Hoffnung, trotz allem. Der Gedanke das wir das schaffen solange wir uns gegenseitig haben.", merkte sie wohlgesinnt an und beugte sich dann nach vorne, der Elfe einen Kuss gebend.
    "Oh, bei den Göttern. Ich wette ich rieche nach alldem sicherlich wie der Vorhof zur Unterwelt.", brachte sie dann verlegen vor, als sich ihre Lippen wieder lösten.

    Feia bemerkte erst etwas verspätet das sich die Zauberin entfernt hatte, schaffte es aber wieder sie wiederzufinden. Schatten verhüllten sie, es gab keinen Grund. Irgendwie hatte sie das unterbewusste Verlangen nicht gesehen werden zu wollen.
    Sie wollte nichts überstürzen. Bei dieser Lana war sie sich recht sicher, aber bei dieser Nimue.
    Sie machte nicht den Eindruck, Feia hatte ihr die Reue beim Prozess abgekauft. Vielleicht hatte sie sich auch gut verstellt. Angeblich lebten alle Zirkelmagier mit einer Art Maske. Wie der Adel in Orlais.
    Die Elfe wollte sie unter vier Augen dazu ansprechen, ihre Reaktion sehen. Sie konnte Lügen erkennen, auf jedenfall dachte sie das von sich. Wenn nicht konnte sie Lügen bestrafen!
    Die Zauberin verschwand um die Ecke. Wenn sie sich nicht irrte war das die Hütte des Bürgermeisters. Sie verlangsamte den Schritt. Dachte etwas nach. Wie sie das Gespräch beginnen sollte. Einfach direkt mit der Tür ins Haus fallen. Ihren Verdacht frei äußern? Es konnte zu Ablehnung führen, aber andererseits wollte sie auch das die Magierin ihre Emotionen freien Lauf ließ. Wissen was hinter dem Porzellangesicht vorging.
    Sie entschloß den Weg durch die Hütte zu nehmen und trat dann vorsichtig aus dem Hintereingang. Hätte sie genau hingehört, hätten sie Geräusche stutzig gemacht. So sah sie es bevor sie es hörte.
    "Hooo! Was zum Erbauer wird denn hier gespielt!", entfuhr es ihr überrascht. Was sie dann hörte war das Geräusch wenn sich jemand verschluckte, gefolgt von einem Husten. Was sie sah war eine Zauberin welche den Kopf vom Schoß des Templers wegzog und zur Seite hustete, während dessen Schwert der Gnade sich der Elfe präsentierte. Bis Kilian schließlich ihre Anwesenheit realisierte, sich gürtete und purpurrot anlief.
    Feia traute ihren Augen nicht, aber ganz offensichtlich schien diese Nimue es ihrem vermeintlichen Richter gerade orlaisianisch gemacht zu haben. Was sie normalerweise nicht gestört hätte, aber...
    "Seid so lieb und bedeckt euch Templer, aber ihr..was wird das hier? Die Ehrwürdige Mutter ist noch nicht kalt und ihr erkauft euch eure Freiheit?", sprach sie an Nimue gewandt deren Augen mit himmelblauen Feuer brannten.
    Die Zauberin rang noch nach Luft, weswegen Feia weitersprach einen Schritt vorgehend.
    "Wisst ihr ich wollte es mit euch unter vier Augen besprechen, aber jetzt bin ich mir nicht euer unsicher. Wisst ihr, ich war da. In der Kirche! Als diese Lana ihren Mord an der Ehrwürdigen Mutter mit den Waffen der Dunklen Brut verschleierte. Und ihr neben ihr standet und nichts tatet. Leider zu spät um es zu verhindern!", meinte sie wütend. Ihre Emotionen hatten ihre Absichten über den Haufen geworfen. War diese Zauberin intriganter als sie angenommen hatte? Alles nur ein Spiel für die Menge, um diesen Dichter als ihren Kämpen zu gewinnen?
    "Ich verstehe das euch der Tod der Ehrwürdigen Mutter half, sie war blind vor Hass. Jeder sah es. Aber die Mädchen? Eleanor hatte Träume, Ideale. Widersprach im Stillen vielem was die Alte predigte, wollte selbst mal Ehrwürdige Mutter werden. Vielleicht eine bessere. Valeria half gerne den Kranken, wollte Menschen heilen wie ihr. Nur halt ohne Magie. Und Sira sang gerne, bei Predigten aber auch wenn sie durch Berewic streifte. Alles tot, alles zu Ende. Nichts was hätte sein müssen. Also wieso?", ließ sie ihrer Frustration freien Lauf und sah zu Nimue herab. Ihr Blick ging kurz zum Templer der die Peinlichkeit geschluckt hatte und beide fragend ansah.
    "Schaut nicht so auf mich. Seht euch später die Leichen an, sie sind noch nicht verbrannt. Neben den Waffen der Dunklen Brut werden ihr dünne Schnitte und Stiche finden. Ich habe es selbst gesehen als man sie abgedeckt hat." Es würde vermutlich noch über einen Tag dauern bis man alle Toten feierlich verbrennen konnte.
    Ihr Blick ging wieder zurück zu Nimue. Ein schneidender Blick, aber trotz allem mehr fragend als verurteilend. Feia wollte die Wahrheit. Über die Tat und ob sie sich doch getäuscht hatte.
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    Zitat Zitat von numberten Beitrag anzeigen
    Mealla erwachte und sah sich irritert um. Sie war am Leben. Nicht in ihrem Bett, aber eine Art improvisierte Liege in einem der unberührteren Teile des Dorfes. Jemand hatte ihr wohl dir Rüstung ausgezogen und sie verbunden wo es nötig war. Sie hatte keine ernste Verwundung davon gezogen, dennoch tat alles weh.
    Sie hob den Kopf und schaute sich um, alleine das bereitete ihr Schmerzen. Sie kannte ihren Körper und seine Grenzen, heute hatte sie diese überstrapaziert mit Magie und purer Willenskraft. Sie fühlte sich matt. Ihre Kehle war trocken und die Luft schien beinahe zu flimmern. Vielleicht tat sie es wirklich bei all den Bränden.
    Die Elfe sah sich erneut um und entdeckte ein vertrautes Gesicht. Es war Mordred!
    Vielleicht hatte er sie hierhergebracht, sie erinnerte sich noch das er hinter ihr gestanden hatte bevor die Lichter ausgingen. Der fehlenden Platzwunde nach zu urteilen hatte sie jemand aufgefangen.
    "He! He, Mordred!", rief sie mit krächzender Stimme, war sich aber nicht sicher ob er sie hörte. Sie winkte mit ihrem Arm, was dazu führte das er sie bemerkte und näher kam. Sie lächelte ihn schwach an.
    "Wie es aussieht bin ich am Leben, der Rest von uns auch?", erkundigte sie sich heiser.
    Der Antivaner bejahte dies, bemerkte dann wohl ihre trockene Kehle und reichte ihr Wasser.
    "Danke.", sprach die Elfe nachdem sie einen Schluck aus dem Schlauch genommen hatte.
    "Ich fühle mich wie durch eine Tretmühle gejagt. Ich würde euch ja vorschlagen mich ins Bett zu kriegen..", meinte sie augenzwinkernd angesichts des Hügels und ihres Zustandes und lachte trocken.
    "Aber erstmal reicht das hier. Wäre es zu viel verlangt wenn ihr euch zu mir setzt und mir erzählt was passiert ist nachdem ich ohnmächtig geworden bin?", erkundigte sie sich und bot dem Antivaner einen Platz neben sich an.

    Morgana strich durch die Siedlung, weil sie etwas frische Luft brauchte. Und ein Bett. Und ein Bad. Aber alles zu seiner Zeit. Sie hatten schon so oft gegen Brut gekämpft, aber das hier war am intensivsten gewesen. Vielleicht weil nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel gestanden hatte. Sie erinnerte sich an ihr Heimatdorf. Es hatte ihr nie viel bedeutet, nachdem ihre Mutter gestorben war. Und dennoch, selbst dieses kleine Kaff hätte so ein Schicksal nicht verdient. Sie würden weiter ziehen, doch die Leute hier würden mit dem Schmerz leben müssen.
    Kaum zu glauben das sie schon die Kraft hatten an den Wiederaufbau zu denken, wie sie in manchen Gesprächen hörte. Hoffnung war wohl ein mächtiger Antrieb.
    Die Hexe erblickte Larissa auf den obersten Treppenstufen sitzen, umgeben von diesen beiden Kriegerinnen die sich wohl angefreundet hatten. Freundschaften in Schlachten geschmiedet, davon konnte ihre kleine Gruppe ein Lied singen. Auch wenn sie das lieber Mordred überließ.
    Sie nickte den beiden Kämpferinnen freundlich zu, bevor sie an ihre Freundin herantrat.
    "Begleitest du mich?", fragte sie, woraufhin diese sich nach kurzer Überlegung erhob.
    Die beiden gingen ein wenig durch die Seitengassen, wobei Morgana ihre Hand ergriff. Das fühlte sich gut an, etwas was sie vor wenigen Stunden noch gefürchtet hatte zu verlieren.
    "Du hattest Recht.", meinte sie mit einem Lächeln. Die Dalish sah sie fragend an.
    "Na ja, dein Optimismus das wir schon irgendwie die Sache überleben. Hat sich wieder mal bewährt.", erklärte sie und blieb neben der Blondine stehen. Es auszusprechen hatte schon etwas erleichterndes. Ja, sie lebten.
    "Macht einem Hoffnung, trotz allem. Der Gedanke das wir das schaffen solange wir uns gegenseitig haben.", merkte sie wohlgesinnt an und beugte sich dann nach vorne, der Elfe einen Kuss gebend.
    "Oh, bei den Göttern. Ich wette ich rieche nach alldem sicherlich wie der Vorhof zur Unterwelt.", brachte sie dann verlegen vor, als sich ihre Lippen wieder lösten.

    Feia bemerkte erst etwas verspätet das sich die Zauberin entfernt hatte, schaffte es aber wieder sie wiederzufinden. Schatten verhüllten sie, es gab keinen Grund. Irgendwie hatte sie das unterbewusste Verlangen nicht gesehen werden zu wollen.
    Sie wollte nichts überstürzen. Bei dieser Lana war sie sich recht sicher, aber bei dieser Nimue.
    Sie machte nicht den Eindruck, Feia hatte ihr die Reue beim Prozess abgekauft. Vielleicht hatte sie sich auch gut verstellt. Angeblich lebten alle Zirkelmagier mit einer Art Maske. Wie der Adel in Orlais.
    Die Elfe wollte sie unter vier Augen dazu ansprechen, ihre Reaktion sehen. Sie konnte Lügen erkennen, auf jedenfall dachte sie das von sich. Wenn nicht konnte sie Lügen bestrafen!
    Die Zauberin verschwand um die Ecke. Wenn sie sich nicht irrte war das die Hütte des Bürgermeisters. Sie verlangsamte den Schritt. Dachte etwas nach. Wie sie das Gespräch beginnen sollte. Einfach direkt mit der Tür ins Haus fallen. Ihren Verdacht frei äußern? Es konnte zu Ablehnung führen, aber andererseits wollte sie auch das die Magierin ihre Emotionen freien Lauf ließ. Wissen was hinter dem Porzellangesicht vorging.
    Sie entschloß den Weg durch die Hütte zu nehmen und trat dann vorsichtig aus dem Hintereingang. Hätte sie genau hingehört, hätten sie Geräusche stutzig gemacht. So sah sie es bevor sie es hörte.
    "Hooo! Was zum Erbauer wird denn hier gespielt!", entfuhr es ihr überrascht. Was sie dann hörte war das Geräusch wenn sich jemand verschluckte, gefolgt von einem Husten. Was sie sah war eine Zauberin welche den Kopf vom Schoß des Templers wegzog und zur Seite hustete, während dessen Schwert der Gnade sich der Elfe präsentierte. Bis Kilian schließlich ihre Anwesenheit realisierte, sich gürtete und purpurrot anlief.
    Feia traute ihren Augen nicht, aber ganz offensichtlich schien diese Nimue es ihrem vermeintlichen Richter gerade orlaisianisch gemacht zu haben. Was sie normalerweise nicht gestört hätte, aber...
    "Seid so lieb und bedeckt euch Templer, aber ihr..was wird das hier? Die Ehrwürdige Mutter ist noch nicht kalt und ihr erkauft euch eure Freiheit?", sprach sie an Nimue gewandt deren Augen mit himmelblauen Feuer brannten.
    Die Zauberin rang noch nach Luft, weswegen Feia weitersprach einen Schritt vorgehend.
    "Wisst ihr ich wollte es mit euch unter vier Augen besprechen, aber jetzt bin ich mir nicht euer unsicher. Wisst ihr, ich war da. In der Kirche! Als diese Lana ihren Mord an der Ehrwürdigen Mutter mit den Waffen der Dunklen Brut verschleierte. Und ihr neben ihr standet und nichts tatet. Leider zu spät um es zu verhindern!", meinte sie wütend. Ihre Emotionen hatten ihre Absichten über den Haufen geworfen. War diese Zauberin intriganter als sie angenommen hatte? Alles nur ein Spiel für die Menge, um diesen Dichter als ihren Kämpen zu gewinnen?
    "Ich verstehe das euch der Tod der Ehrwürdigen Mutter half, sie war blind vor Hass. Jeder sah es. Aber die Mädchen? Eleanor hatte Träume, Ideale. Widersprach im Stillen vielem was die Alte predigte, wollte selbst mal Ehrwürdige Mutter werden. Vielleicht eine bessere. Valeria half gerne den Kranken, wollte Menschen heilen wie ihr. Nur halt ohne Magie. Und Sira sang gerne, bei Predigten aber auch wenn sie durch Berewic streifte. Alles tot, alles zu Ende. Nichts was hätte sein müssen. Also wieso?", ließ sie ihrer Frustration freien Lauf und sah zu Nimue herab. Ihr Blick ging kurz zum Templer der die Peinlichkeit geschluckt hatte und beide fragend ansah.
    "Schaut nicht so auf mich. Seht euch später die Leichen an, sie sind noch nicht verbrannt. Neben den Waffen der Dunklen Brut werden ihr dünne Schnitte und Stiche finden. Ich habe es selbst gesehen als man sie abgedeckt hat." Es würde vermutlich noch über einen Tag dauern bis man alle Toten feierlich verbrennen konnte.
    Ihr Blick ging wieder zurück zu Nimue. Ein schneidender Blick, aber trotz allem mehr fragend als verurteilend. Feia wollte die Wahrheit. Über die Tat und ob sie sich doch getäuscht hatte.


    Diese Augen, die ihn fixierten. Sie brannten sich in Kilians Seele. Der Templer keuchte, drückte den Rücken durch. Der kantige Rand des Holzfasses drückte sich in sein Fleisch, doch er ignorierte es, schaute zum Himmel, dann wieder hinab, griff in dieses rote Haar.
    „Seren“, stöhnte er und sah, wie ein listiges Lächeln kurz ihre Lippen umspielte, ehe sie sich wieder voller Inbrunst ihrem Tun hingab. Er spürte ihre Stirn, die gegen ihn stieß, wie das Gefühl in ihm anschwoll. Er wickelte Haare zwischen seine Finger und dann…
    „Hooo! Was zum Erbauer wird denn hier gespielt!“
    Es war unfassbar, wie schnell aus Wollust Scham werden konnte. Nimue hustete, erhob sich und wischte sich den Mund während Kilian rasch seine Hose verknotete. Die Elfe begann zu zetern, als hätte die beiden gerade die Kirche mit Kuhdung beworfen und sie wäre eine der Laienschwestern. Gewissermaßen war ihre Sünde tiefer. Feia sprach von Mord und beschuldigte Nimue dessen. Kilian, der mittlerweile ein lockere Leinenhemd übergeworfen hatte, sah von ihr zu Nimue. Die Magierin hatte Röte auf den Wangen und sah so viel weniger lebensbejahend aus als noch vor wenigen Augenblicken. Sie schaute zu Boden und strich sich nervös immer wieder Haare hinter die Ohren.
    „Wovon beim Erbauer redet Ihr?“, fragte Kilian in einer Atempause der Elfe. „Lady Seren, was meint sie?“
    Nimue schaute zu Kilian und ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen. Er konnte sehen, wie die Emotionen, die sie sonst mit Bravour zu unterdrücken wusste an diesem Tag, an dem der Damm schon einmal gebrochen war, nicht zurückgehalten werden konnte. Sie begann zu weinen, zitterte, unsicher auf der Stelle tretend. Kilians Herz erweichte, also schloss er sie in die Arme, wo sie heftig gegen seine Brust schluchzte. In Feias Gesicht lag keine Gnade, nur Anklage.
    „Ich schwöre Euch, Ser Kilian, dass ich nichts mit dem Mord an der Ehrwürdigen Mutter zu tun habe.“
    „Der… Mord?“
    Nimue schluchzte und wischte sich mit dem Handrücken den Rotz von der hübschen Nase. „Feia spricht die Wahrheit: Lana hat die Ehrwürdige Mutter ermordet und die Schwestern.“ Kilian starrte sie erschrocken an. „Ich beschwöre es.“
    Er sah zu der schwarzhaarigen Elfe, diese nickte. Kilian seufzte. Aus zweierlei Gründen: Zum einen hatte sich diese Sünde sündhaft gut angefühlt, bevor sie so harsch von der Wahrheit in Form einer Elfe unterbrochen worden war. Zum anderen bedeutete die Offenbarung neue Probleme. Lana hatte den Kampf ohne Verletzungen überstanden, ohne ihn zu scheuen. Sie war zweifellos gefährlich. Sehr gefährlich. Vermutlich hatte Nimue Glück, dass sie noch am Leben war.
    „Beim Erbauer“, murmelte er.
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    So schnell wie die Wut hochgekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden als sich die Magierin den Anschuldigungen von Feia stellte. Natürlich konnte sie immer noch eine hervorragende Vorstellung abliefern, aber dennoch kaufte die Elfe ihr es ab. Sie hatte nicht die nervliche Stabilität für so einen Mord, geschweige denn ein Motiv. Abseits der Ehrwürdigen Mutter natürlich.
    Diese Lana hingegen, war eiskalt. Außen hübsch und innen verrottet. Wie eine orlaisianische Adlige. Feia wusste nicht welches Motiv sie hatte, glaubte aber auch nicht das eines gab. Sie hielt sich vermutlich für unangreifbar und tat deshalb was ihr gefiel. Mit solchen Leuten hatte sie zu tun gehabt. Zu Hassen gelernt. Und ihnen beigebracht das sie sich irrten. Gegen Irrtum war niemand auf dieser Welt gefeilt.
    "Ich glaube euch.", meinte sie schließlich nach kurzer Denkpause und legte der Magierin sanft die Hand auf die Schulter. Irgendwie fühlte sie sich jetzt ein wenig schlecht hier reingeplatzt zu sein, aber um ehrlich zu sein hätte sie sich das auch gerne erspart. Templer und Magierin, das war wie in diesen Schundpamphleten am Hafen.
    "Es tut mir Leid euch beschuldigt zu haben, aber..nun was ich gesehen habe..manchmal werde ich auch von meinen Emotionen übermannt. Ich hatte nicht geplant diese Zweisamkeit zu unterbrechen.", fügte sie leicht beschämt an, rieb sich verlegen den Nacken und räusperte sich dann.
    "Dennoch muss es wohl warten wie ihr mir zustimmen werdet, Ser Templer! Ihr seid die höchste kirchliche Instanz, gerichtlich auch wenn man den jungen Lord außer Acht lässt. Und seien wir ehrlich, der ist noch nicht trocken hinter den Ohren.", wechselte sie auf das Thema was von größerer Wichtigkeit ist.
    "Ich denke wir müssen uns nicht der Illusion hingeben das sie sich den Prozess machen lässt. Sie würde ohne Zögern über Leichen gehen und es sind schon genügend Unschuldige gestorben!", meinte sie dann.
    "Ihre Schuld ist einwandfrei bewiesen, ich weiß welches Schicksal euer Orden mordenden Magiern auferlegt. Wir sollten schnell zu schlagen. Ihr beide seid mehr als ausgerüstet ihrer Magie Herr zu werden. Mich wird sie nicht kommen sehen.", schlug Feia mit kalter Entschlossenheit vor. Diese Lana würde das halbe Dorf niederbrennen wenn es ihr half, dazu durfte man ihr keine Gelegenheit lassen.
    "Oder ihr wartet bis sie schläft..ich besitze nicht eure Expertise in diesen Dingen.", fügte sie dann hinzu und zuckte mit den Schultern.
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    Die aufbrandende Stimmung bei der Elfe ebbte ebenso rasch wieder ab, als sie Nimues Tränen sah. Kilian strich der Magierin sanft über den Hinterkopf, fühlte das noch immer seidenglatte Haar zwischen seine Finger rinnen wie klares Wasser. Er schloss die Augen und versuchte an Saskia zu denken, an die Frau, mit der er ein Kind hatte. Saskia in Starkhaven.

    Saskia. Er schloss die Augen und in seinem Geiste sah er nur Nimue. Ein Seufzen entwich seiner Kehle, so sehr von Trauer erfüllt wie ein grauer Herbstmorgen im Regen. Er öffnete die Augen wieder und streichelte die schluchzende Magierin, die sich ein wenig beruhigte, nachdem Feia ihre harsch vorgebrachte Anschuldigung revidierte. Schließlich hatte sie sich wieder gefangen, nahm Abstand von dem Templer und wischte sich die Tränen aus den Augen. Kilian sah, wie sie den Rücken straffte, sich das Kleid glattstrich und das Kinn reckte. Lady Nimue Seren war wieder da und trotz geröteter Augen und feuchter Nase bedachte sie Feia mit demselben feierlichen Blick, den sie sonst an den Tag zu legen pflegte.

    „Ich danke Euch, Feia, dass Ihr meine Unschuld nicht anzweifelt“, sagte sie mit noch nicht ganz wiederhergestellter Geradlinigkeit in der Stimme. „Ich wurde Zeugen des Verbrechens, ja. Ich habe geschwiegen. Dies ist die Schuld, die ich mir zugestehen muss. Doch es war mitten in der Schlacht, es gab Leben zu schützen und ich war kaum in der Lage, es mit dieser Magierin aufzunehmen. Gemeinsam jedoch bin ich davon überzeugt, dass wir uns ihr stellen können.“ Kilian nickte und griff zu dem Schwert in der Lederscheide, dass er beim Waschen – und dem danach – an die Mauer des Hauses gelehnt hatte. Er trug sonst keinerlei Kriegsgerät, weder Rüstung noch Schild. Das Schwert war seine erste und letzte Verteidigung gegen etwaige Überbleibsel der Brut-Horde gewesen. Jetzt wäre es im Zweifel das einzige, was zwischen ihm und einer mächtigen arkanen Kriegerin stand, jener seltenen Magier, die den Kampf den Zaubern vorzogen, die Rüstung der Robe. „Immerhin keine Blutmagierin“, sagte er, halb lächelnd. Die Situation könnte noch schlimmer sein. Er bemerkte kaum, wie Nimue rasch den Blick abwandte. „Feia, Ihr bietet Eure Unterstützung an? Dann werde ich Eure Hilfe nicht ablehnen. Ich denke, dass wir sogar noch ein paar mehr rechtschaffene Gefährten um uns scharren sollten, ehe wir die Mörderin stellen. Euer Freund Artur ist ein wackerer Mann und Fafnir, der Zwerg nicht weniger. Auch weiß ich, dass die Kriegerin namens Gisele wenig Liebe für die Magie hat; ihr Bruder war ein bedeutender Templer im Turm der Magi, eh er bei dem Aufstand fiel.“ Er nickte, als sich sein Entschluss verfestigte. „Ich werde mit ihr sprechen. Ihr, Feia, redet mit Fafnir. Mir scheint, dass ihr bereits gute Freunde geworden seid. Und Ihr, Nimue… Lady Seren… bitte sprecht mit Artur. Erbittet seine Hilfe. Ich bin mir sicher, dass sich die Silberhaarige gegen sechs von uns keine Chancen ausrechnen wird. Ergibt sie sich, bringe ich sie zum Zirkel. Weigert sie sich…“ Er schaute zu Nimue. „Seid Ihr noch immer so geschickt im Bannen von Flüchen?“ Die Magierin nickte entschlossen. „Gut. Dann werden wir es schaffen.“
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    Drachentöter Avatar von numberten
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    Feia mochte die Entschlossenheit und Tatendrang des Templers. Jedoch nicht unbedingt seinen Vorschlag.
    War ihm sein nicht verschoßener Samen ins Hirn gestiegen?
    "Ich bin dabei Ser Templer, denn so muss ich es nicht alleine in die Hand nehmen. Doch euer Ansatz lässt mich zweifeln? Warum wollt ihr sie in den Zirkel bringen, wenn ihre Schuld eindeutig bewiesen ist. Sie ist keine eurer Magierinnen und selbt die Zauberin wart ihr bereit umzubringen, wenn ihre Schuld durch euren Kampf bewiesen worden wäre. Und ich weiß gut genug das eine Elfe wegen geringerer Vergehen als des Mordes ihr Ende an einem Strick findet. Schafft keine Ausnahmen für jemanden der sich selbst als eine sieht. Vollstreckt die Gerechtigkeit und spart euch Barmherzigkeit für jene die sie wirklich verdienen!", wies ihn Feia zurecht, welche die Idee als recht wunderlich empfand. Selbst wenn sie darauf eingehen würde, es war wohl ein weiter Weg bis zu diesem Zirkel. Dunkle Brut auf der Straße und eine magiebegabte Mörderin im Rücken klang nicht nach Weisheit.
    "Ansonsten, ich bin zwar der Meinung das eine kleinere Schar unaufälliger ist..doch ich frage den Zwerg. Und meine Gefährtin Logan, wenn ich sie sehe. Sie ist eine wackere Frau und hat das Herz am rechten Fleck.", meinte sie dann wohlwollend. Notfalls konnte sie bei der Menschenfrau behaupten das Lana eine Spionin von Howe war, das motivierte die Aschblonde für gewöhnlich. Und ausschließen konnte man es ja nicht!
    "Bringt dann aber besser in Erfahrung wo sich diese Lana aufhält, es fällt auf wenn man suchend wie eine Prozession durch das Dorf marschiert.", warf sie noch ein. Der Rückhalt des Templers war eine Sache, aber insgeheim dachte sie ob es nicht besser gewesen wäre einfach aus dem Schatten zu agieren.
    "Nun denn, brechen wir auf. Wär's abgetan, wenn es getan, wär es am besten schnell getan!", schloss sie mit einem Satz den sie mal in einem Theaterstück gehört hatte.

    "Und sonnt ihr euch in eurem Ruhm Ritter? Immerhin seid ihr eine Art Held hier.", sprach Fafnir zu Artur. Der Ritter saß neben einem kleinen Hochbeet, den Brustpanzer und Gambeson abgelegt, sich mit einem Lappen waschend. Ein Kratzen an der Oberfläche, er fühlte sich immer noch wie mit Salz überzogen. Aber es kühlte ein wenig und half gegen die Erschöpfung. Den Schlauch Wein den man ihm gegeben hatte auch.
    "Ihr doch auch. Die Leute sehen zu euch auf Meister Zwerg. In gewisser Weise.", erwiderte er kopfschüttelnd.
    "Habt ihr zufällig Zeit mit der Elfe Feia verbracht? Ihr klingt gerade wie sie.", meinte Fafnir brummig.
    "Dieser schwarzhaarige Wildfang mit der Zunge so spitz wie ihre Klingen. Nein? Wollt ihr einen Schluck?", meinte Artur lachend und bot dem Zwerg den Weinschlauch an. Nach kurzem Zögern nahm er ihn.
    "Furchtbar billiges Zeug, aber für einen heimatlosen Zwerg reicht das wohl!", meinte er nach kurzem Riechen und begann sich die rote Brühe einzuverleiben. Er war säuerlich und dünn. Aber immerhin erfrischend.
    "Ich glaube viele die heute für dieses Dorf gekämpft haben sind, auf ihre Weise heimatlos. Dennoch bereit für einen fremden Ort zu sterben. In meiner Heimat wird nie jemand von dieser Schlacht hören, ich denke selbst in Ferelden selbst wird es niemanden interessieren. Ein Heldentum ohne Ruhm haben wir da.", sprach Artur.
    "Bedrückt euch das? Reist ihr mit eurer Gruppe auf der Suche nach Ruhm?", erkundigte sich Fafnir.
    "Nein, nein...Münzen. Das was man zum Leben braucht. Und private Anliegen. Was treibt euch auf die Straße?"
    "Rastlosigkeit. Wanderlust. Einsamkeit. Man will nicht zu Hause sitzen und auf den Tod warten. Er findet einen schon irgendwie wenn er sucht.", antwortete der Zwerg nachdenklich, den Schlauch zurückreichend.
    "Ich habe das Gefühl er ist mir auf den Fersen seit ich im Süden dieses Landes war. Aber noch bin ich, nein sind wir immer einen Schritt voraus. Das darf gerne so bleiben.", sprach Artur lachend.
    "Eine illustre Truppe fürwahr. In solcher Gesellschaft muss man weder Einsamkeit noch eine Welt voll Feinden fürchten.", verkündete Fafnir anerkennend.
    "Ja, langweilig wird es nie. Auch wenn man es sich manchmal wünscht. Ich weiß nicht wohin euer Weg euch führt, aber wenn ihr auch Richtung Westen wollt, könnte ihr uns sicher ein Stück begleiten. Ich bin mir sicher einige meiner Gefährten hätten viele neugierige Fragen an euch.", erklärte Artur freundlich.
    "Lockt ihr einen alten Mann damit seine wunderlichen Geschichten loszuwerden?", sprach Fafnir schmunzelnd.
    "Jeder mag doch wunderliche Geschichten. Und wir reisen nach Orzammar. Und ihr scheint mir nicht wie jemand er hier oben geboren worden ist.", gab Artur zu und trank einen Schluck bitteren Weins.
    "Braucht ihr jemanden um euch nicht in den Bergen zu verlaufen?", scherzte er verständig.
    "Den Gedanken mache ich mir wenn wir am Fuß des Berges stehen.", antwortete Artur.
    "Ihr seid wohl der Stratege eurer Gruppe.", stichelte der Zwerg brummig.
    "Denkt ihr unser Barde ist es? Aber ich glaube ihr verbringt zu viel Zeit mit dieser Feia. Welche übrigens gerade kommt..mit Nimue?", meint er dann, skeptisch zu den Ankömmlingen guckend. Die Zauberin war nicht unbedingt das was man gesellig nannte. Und diese Feia nicht unbedingt der Charakter mit dem sie Zeit verbringen würde.

    "Ah, das trifft sich, das ich euch treffe. Meister Fafnir, ich brauche eure Hilfe. Und eure Axt.", sprach Feia.
    Fafnir drehte sich zu ihr um und sah die Schwarzhaarige skeptisch an. Er strich sich durch den Bart.
    "Meine Hilfe könnt ihr haben, doch wenn es meine Axt betrifft wüsste ich gerne wofür?", fragte er unsicher.
    "Ich weiß wer die Ehrwürdige Mutter umgebracht hat. Und die Laienschwestern. Es war nämlich nicht die Brut!"
    Fafnir sah sie ungläubig an, dann zu Artur welcher ebenfalls verdutzt guckte. Der Blick des Ritters ging zur Elfe und dann fragend zu Nimue. Die Magierin sah immer noch erschöpft aus und hatte zudem leicht rote Augen.
    "Ihr seht aus als wüsstet ihr etwas zu dieser Sache, Nimue?", fragte er besorgt an die Zauberin gerichtet.
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    Vermutlich waren selbst Krieger wie Ser Artur und Meister Fafnir irgendwann des Kämpfens müde. Ihre Waffen waren schartig und ihre Muskeln brannten. Zwar erklärte der Zwerg seine Unterstützung, forderte aber Antworten. Und auch Artur sah so aus, als würde er nicht ohne guten Grund sein Schwert ziehen. Feias Erklärung, dass die Ehrwürdige Mutter nicht durch die Brut starb, weckte die Aufmerksamkeit der beiden.

    „Ich muss gestehen, dass ich einen der Morde, zweifellos der letzte in einer Reihe, mit eigenen Augen sah. Es war Lana, die silberhaarige Elfe. Sie durchschnitt die Kehle einer flehenden Laienschwester ohne Gnade, nein, gar mit einem kalten Lächeln auf dem Gesicht. Das Töten schien ihr Freude zu bereiten. Warum sie das tat, kann ich nur mutmaßen. Sicher nicht aus Freundschaft zu mir, die ich beinahe der ‚Gnade‘ der Mutter ausgeliefert war. Vielleicht hatte sie Sorge, sich nach der Schlacht selbst mit solch einem Urteil stellen zu müssen. Vielleicht.“ Sie sprach das Wort mit kaltem Zweifel aus. „Ich denke eher, dass sie einfach das Blut liebt.“ Ihre blauen Augen wanderten von dem Söldner zu dem Zwerg und wieder zurück. Beide folgten ihrer Erzählung mit versteinerten Gesichtern.

    „Ser Kilian wird sich ihr stellen und er erbittet Eure Unterstützung. Werdet ihr sie ihm gewähren? Ich selbst werde tun, wozu ich noch in der Lage bin.“ Sie wirkte einen schwachen Zauber zwischen ihren Fingern. Die Erschöpfung der letzten Stunden ließ sie lediglich ein schwaches Netz der Magie knüpfen, die Bewegungen ihrer Finger waren routiniert und korrekt, aber das Mana floss nicht so sehr, wie sie es sich wünschte.

    *

    Noch immer aufgewühlt von dem, was Nimue begonnen und das Auftauchen der Elfe dann so plötzlich unterbrochen hatte, schritt Kilian nur halb fokussiert durch den geschundenen Ort, vorbei an aufgerissenen Leichen der Dunklen Brut, angezündet und zerhackt und solchen von Bürgern, mit Tüchern respektvoll abgedeckt.
    Er umfasste die Lederscheide seines Schwertes, es knirschte in seiner rechten Hand. Er erspähte den schwarzen Haarschopf Giseles auf den Treppenstufen und erschrak fast. Das Hell der Haare Logans erinnerte sie eine Sekunde an Lana und sie fürchtete, dass sie sich der Dämonin direkt hier würde stellen müssen.
    Er erklomm die Stufen bis zu den beiden Frauen.
    „Lady Gisele, auf ein Wort.“
    „Sprecht ruhig, Templer“, sagte die auf den Stufen sitzende Kriegerin, deren lange Klinge auf den Steinen lag. Sie riss mit den Zähnen ein Stück Brot ab, auch Logan kaute. Die beiden Frauen, die sich vor der Schlacht noch Spinnefeind waren, brachen nun das Brot zusammen. Der Ritter atmete kurz durch und sagte dann: „Ich bin hier, um Euch um Hilfe zu bitten. Leider hat der Kampf noch kein Ende.“
    Gisele verharrte im Kauen und sah die Straße hinab. „Überlebende Brut?“, fragte sie, ihren Akzent klingend lassend.
    „Eine Mörderin. Die silberhaarige Elfe. Die Magierin.“
    Gisele schluckte und legte das Brotstück beiseite. „Wieso erwartet Ihr einen Kampf, Ser?“
    „Weil sie mehrere Bewohner dieses Ortes ermordet hat. Und weil sie nicht wie jemand wirkt, der sich einem Urteil oder der Überführung in den Turm der Magi ergibt.“
    „Ich habe sie kämpfen sehen“, sagte Logan und verschränkte die Arme. „Sie ist tödlich.“
    „Ohne Zweifel. Deshalb erbitte ich Eure Hilfe, Gisele. Feia wird uns helfen, Lady Seren ebenso. Auch Ser Artur und der Zwerg werden uns beistehen, so der Erbauer es will.“
    „Dann stehen Eure Chancen gut“, urteilte Logan. „Und so Ihr es wünscht, werde ich Euch begleiten.“
    „Danke“, sagte Kilian. „Und Ihr, Lady Gisele?“
    Die Kriegerin klopfte auf ihr Schwert. „Ich habe meine Waffe nicht mit in dieses Land gebracht, um sie an die Mauer zu lehnen.“

    „Wohlan, lasst uns sofort aufbrechen, so Ihr einverstanden seid“, sagte der Templer.
    „Ich stimme zu. Wir sollten das Schicksal nicht zu lange warten lassen“, sagte Logan.
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  19. #59 Zitieren
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    Blut war an diesem Tag vergossen worden. Viel Blut. Auch unschuldiges Blut. Doch nicht alle schienen ein Werk der offensichtlichen Monster gewesen zu sein. Manche Monster versteckten sich hinter einem jugendlichen Gesicht.
    "Sie muss gierig nach Blut und dumm gewesen sein. Ansonsten hätte sie das Morden einfach der Brut überlassen. Eine Jammerschande um diese jungen Dinger.", stellte Artur resigniert fest. Der Geschmack des Sieges schien in diesen Tagen schnell dem von Asche und Unrat zu weichen!
    "Doch wer weiß wonach ihr nach dieser Tat der Sinn steht? Wenn die Sache so klar ist wie ihr sie da stellt sollten wir schnell handeln und der Metze den hübschen Kopf abschlagen. Eigentlich auch eine Schande.", meinte er dann stoisch und begann sich nach seiner Ausrüstung umzudrehen.
    "Aye. Ein Gesicht aus Marmor doch ein Herz so schwarz wie Kohle. Euer Dichter kann daraus sicher später eine tiefsinnige Ballade schustern. Magie ist meine Sache nicht, doch dies kann wohl von Vorteil sein. Ihr habt meine Axt, ein letztes Mal für diesen Tag will ich hoffen!", gab Fafnir schließlich seine Zustimmung. Jetzt verstand er die aufgewühlte Stimmung von Feia nach der Schlacht. Die Elfe war ein Schatten der ungesehen lauerte und zu hörte wie es ihr beliebte. Doch so schemenhaft wie sie manchmal erschien, so hatte Fafnir keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit ihres Herzens.
    "Wo treffen wir Ser Kilian. Und viel wichtiger, wo ist die Mörderin?", erkundigte er sich, seinen Brustpanzer suchend.

    **

    "Ihr seid eurer Sache sicher, doch nicht eurer Kräfte scheint mir. Ihr habt in der Schlacht alles gegeben, als auch danach. Ist eure Magie ausreichend für diesen Akt? Ihr habt doch sicher noch diese Lyriumtränke in eurem Gepäck, alternativ Morgana. Wir haben viele Klingen, doch Zauberei ist eine delikate Angelegenheit. Vor allem wenn der Zauberweber selbst die Klinge führt.", erkundigte sich der gerüstete Artur beim Gang der Gefährten bei der rothaarigen Zauberin. Er überlegte kurz ob es nicht klug wäre Morgana selbst zu fragen. Doch so sehr er der Hexe vertraute, so wusste er nicht was sie bei einem Duell der Magie entfesseln würde. Neben der Tatsache das sie nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen sollte als ohnehin schon. Ein guter Pfeil konnte dies wohl auch beenden. Doch Mealla war das letzte Mal als er sie gesehen hatte bewusstlos und Larissa..hatte manchmal Hemmungen für die diesem Fall kein Platz war.

    "Wenn wir dort ankommen, wundert euch nicht falls ihr mich nicht mehr seht, Herr Zwerg.", sprach Feia leise zu Fafnir, welcher seine Axt geschultert hatte und beinahe teilnahmslos wirkte.
    "Bei euch wundert mich nichts mehr. Ihr kommt und geht wie es euch passt, hm?", erwiderte er.
    "Sie muss nicht wissen das ich auch dabei bin. Sondern es spüren, noch bevor ein Fluchwort ihren hübschen Mund verlässt. Kalter Stahl. Und Gerechtigkeit!", meinte Feia entschlossen, während sie eine viskose Flüssigkeit auf ein Tuch schüttete und damit eine ihrer Klingen polierte.
    "Wenn mein Schatten plötzlich morden kann, dann lieber jene die mir Schlechtes wollen.", befand Fafnir brummig.
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    Die beiden Gruppen trafen sich vor dem Gebäude, das einst das beliebte Gasthaus des Ortes gewesen war. Männer schafften zwei Fässer Bier heraus, der Wirt und Besitzer zählte ohnehin zu den Gefallenen.

    Kilian stellte sich an die Spitze der Truppe. Er umklammerte sein Schwert, den anderen einen gewichtigen Blick zuwerfend. Die Elfe, Lana, war zuletzt hier gesehen worden.
    „Männer“, sprach er diejenigen an, die das Bier zur Kirche schafften – zur Motivation, zum Vergessen, zum Heilen innerer Wunden. „Sagt, ist die silberhaarige Elfe dort?“
    Die beiden angesprochenen stellten ein schweres Eichenfass ab und wischten sich den Schweiß von der Stirn.
    „Die Schöne?“
    Kilian nickte.
    „Nein, ist sie nicht.“
    „Nicht?“
    „Sie ist fort. Sie sprach mit dem Späher, der mit dem Hund und packte direkt darauf ihre Sachen. Sie war hier, nahm Brot, Käse und Fleisch mit. Viel Fleisch. Sie stopfte es in Taschen. Ich dachte zuerst, dass sie es zur Kirche bringen wollte, hab aber auch nicht zu fragen gewagt, als ich feststellte, dass sie etwas anderes plante.“
    „Wann ging sie? Wohin?“
    „Vor einiger Zeit. Sie sattelte ein Pferd und ritt in die Richtung, die ihr der Späher geraten hatte, ohne ein Wort zu sagen. Lord Ulfric rief ihr noch seinen Dank hinterher, aber sie beantwortete ihn nicht. Sie würdigte ihn und diesem Ort, den sie so tapfer verteidigt hat, keines Blickes.“
    „Beim Erbauer…“, murmelte Kilian. Seine Schultern hingen herab; plötzlich sah er schrecklich müde und abgeschlagen aus.
    „Ist etwas falsch?“, fragte der Mann.
    „Nein. Schafft das Bier zur Kirche…“, sagte Kilian.
    Nachdem die Männer fort waren, schaute er schweigend in die Gruppe. Er sah die Blicke der anderen, schwer zu deutende Blicke.

    „Verzeiht. Ich danke Euch für Eure Hilfe, derer ich nun nicht länger bedürfe“, sagte er matt. Dann wandte er sich ab und ging selbst zur Kirche, auf Umwegen. Er wollte allein sein, obgleich die Zeit drängte. Er wusste, was zu tun war.

    *

    Mordred spielte eine traurige Melodie auf der Harfe und sang dazu ein Lied, das vermutlich ebenso traurig war. Die Töne wurden von den nackten Steinmauern der Kirche verstärkt. Die Türen zu den Seiten und das Haupttor waren geöffnet, Leute tranken Bier, weinten oder beteten. Die Leichen der Ehrwürdigen Mutter und der Adeptinnen lagen mit Tüchern zugedeckt in einer Reihe. Auf dem Weiß des Stoffes zeichneten sich dunkelrote Linien und Flecken dort ab, wo Lana ihr Werk getan hatte.

    Und Mordred sang. Da er aber auf antivanisch sang, klang es gar nicht so schlecht für die ungeübten Ohren. Kilian, dessen Freimarschler-Ohren zumindest rudimentäre Kenntnisse der klingenden Sprache hatten, erkannte den Sinn in dem Liedchen, das in der Allegorie zweier Blumen die welkende Lieber betrauerte. Obgleich die Zeilen nicht auf ihn zutrafen, fühlte er die Melancholie spürbar wie die schlanke Hand einer Geliebten auf der Schulter, als er seine Waffen und Rüstungen packte. Er trug sein Kettenhemd und den Wappenrock, rollte aber den Umhang und zusätzliche Decken zusammen und zurrte sie auf den Satteltaschen fest, die er mit Nahrung und Wasserschläuchen gefüllt hatte.

    „Ihr verlasst uns?“, hörte er Gisele hinter sich. Er wandte den Kopf um und nickte.
    „Ja“, sagte Kilian und erhob sich. Die Schwarzhaarige, groß, schlank und gerade wie ein junger Baum, ragte über ihm auf. Sie hatte die Arme verschränkt, obwohl keine Ablehnung in ihrem Blick lag.
    „Ihr verlasst uns?“, wiederholte Ulfric, der die orlaisianische Stimme vernommen hatte. Jetzt erhob sich Kilian.
    „Das tue ich. Das muss ich. Ich würde gerne bleiben und rasten, aber ich kann nicht, wenn ich weiß, dass eine abtrünnige Magierin und Mörderin geflohen ist. Eine Frau, die diesen Ort verteidigte, weil sie ihr Leben retten wollte, die aber keine Hemmungen hatte, diese Unschuldigen dort niederzuschlachten“, sagte er und deutete auf die toten Frauen. „Ich reise in Bälde ab. Ich bin ein Templer und mein Eid verpflichtet mich dazu.“
    „Ich verstehe“, sagte Ulfric. „Auch, wenn ich Euch Ruhe vor dem nächsten Sturm gewünscht hätte.“
    „Danke für die Worte“, gab Kilian höflich zurück. Dann kehrte Stille ein.

    *

    Nimue bat selten um etwas. Eigentlich nie. Nun aber hatte sie es getan, hatte ihre Gefährten gebeten, sich in einem Seitenteil des Kirchenschiffs zu versammeln. Sie alle kamen, Mordred und Artur, Morgana und Larissa und eine noch immer angeschlagene Mealla. Nimue wartete schon auf sie – mit Kilian.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Mordred mit Blick auf den Templer, mit dem er die Klingen so erfolglos gekreuzt hatte.
    Nimue warf dem Barden einen schweren Blick zu.
    „Ich verlasse euch, diese Gemeinschaft“, sagte sie. Sie gab dem Gesagten den Raum, sich auszudehnen, ehe sie weitersprach. „Ser Kilian wird die silberhaarige Elfe verfolgen und ich werde ihn begleiten. Es ist seine Pflicht, aber auch meine Verantwortung als Magierin des Zirkels.“

    Kilian stand im Hintergrund, schweigend und kalt wie eine Statue seiner selbst. Sowohl der rothaarigen Magierin wie auch dem Templer war klar, er sie ohnehin nicht würde gehen lassen. Ihre Hilfe in der Schlacht hatte ihr den Hals gerettet und Kilian war ein Mann der Gnade, wohl aber auch einer der Pflicht. Er würde sie nicht ziehen lassen, während er ihre Schuld noch immer nicht zweifelsfrei verneinte.
    „Ich hoffe, dass Ihr diese Entscheidung verstehen könnt“, sagte Nimue in die stille Runde.
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