[Don-Esteban]

Im heutigen Interview haben wir mit Johann Ertl gesprochen, als IvanErtlov oder CrazyIvan zu Zeiten von Gothic 3 in diversen Community-Foren im Auftrag JoWooDs als Community-Manager unterwegs. Im Interview redet er über alte Zeiten, über die Arbeit bei JoWooD und wie er nach Australien gekommen ist. Wie immer sehr unterhaltsam verpackt und nicht allzuviel dazu erfunden.

Zur News mit dem Interview-Link

[JudgeKyle]

Wieviele Interviews hast du eigentlich noch in der Tasche? Zeig mir deine Ware!

[Don-Esteban]

Wir sind bald am Ende, dann habt ihr's "geschafft".

[JudgeKyle]

Wir sind bald am Ende, dann habt ihr's "geschafft".

Freue mich auf die letzten Interviews und bin gespannt, wen es noch alles "erwischt" hat.

[Loomix]

Wieder mal ein klasse Interview!

Bin gespannt, was ihr euch dann zum Jubiläum von Gothic 2 ausdenkt

[Don-Esteban]

Da kommt nur ein Verweis: "Siehe 20 Jahre Gothic" und ein Video mit dem Text von Xardas aus Gothic 3: "Es ist alles gesagt."

[clegg]

Wir sind bald am Ende, dann habt ihr's "geschafft".

Schade, denn ist sehr schön das alles zu lesen und anzuschauen. Danke für den Einsatz und das Hochladen.
Und Lust auf einen neuen Gothic Durchgang beim Lesen habe ich auch wieder bekommen (wobei das jährlich unabhängig so ist).

[JudgeKyle]

Das Gothic Jubiläum steht doch stellvertretend für die gesamte Reihe bzw. die Marke Gothic.

[CrazyIvan]

Ich sage auch aus Perspektive des Interviewten ein "Danke", das war sehr angenehm und kompetent geführt. Kein "Erzähl einmal die dreckigste Story" oder "Wer war an XY ganz konkret persönlich schuld?", wie es ja sonst gelegentlich passiert. Hat Spaß gemacht, da in der Erinnerung zu kramen und zu erkennen, wie oft diese durchaus daneben liegen kann.

[Don-Esteban]

Gerne.

Es ging mir - wie ganz richtig bemerkt - nicht darum, das größte Drama offenzulegen oder irgendeinen supertollen Skandal herbeizureden (von beiden gabs eh genug von ), sondern mehr um die persönliche Perspektive des jeweiligen Gesprächspartners. Was verbindet speziell ihn mit Gothic, was waren seine Berührungspunkte mit dem Spiel oder der Spieleserie, wie hat jemand zu irgendeinem Aspekt des Spiels beigetragen, wie hat er die ganze Sache damals wahrgenommen ... Wie lief das damals ab? Was ist hängen geblieben, welche Erfahrung? Alle, die ich interviewt habe, hatten beruflich mit Gothic zu tun, haben damit ihre Brötchen verdient. Es war für alle ein Job, den sie mit Leidenschaft und Interesse verfolgt haben. Ich hoffe, es hat allen Beteiligten Spaß gemacht, über diese Zeit zu berichten. (Aber wer nicht wollte, hat ja auch abgesagt, also nehme ich mal an, dass alle, die dabei waren, gerne die Fragen beantwortet haben.)

Es ist also ein milder Rückblick auf eine tolle Zeit geworden, die ich persönlich schon ziemlich vermisse. Eine Zeit, in der es noch etwas nicht Alltägliches war, Computerspieler zu sein, als man sich zu Gemeinschaften zusammen schloss, um über sein Hobby zu reden, mit dem man nicht in der Mitte der Gesellschaft anerkannt war oder zumindest schulterzuckend als ganz normal betrachtet wurde. Es schwang etwas konspiratives mit. Als es aufregend war, mit Entwicklern und Publisher zu sprechen und von ihnen Neues zu erfahren, "tieferes Wissen" zu erlangen. Als man einem neuen Produkt entgegen fieberte und die Fans über jeden Aspekt eines kommenden Spiels ausführlich diskutierten. Als die Plattform der Wahl Internet-Foren waren, weil social media-Plattformen und damit die Industrialisierung und Kommerzialisierung der Kommunikation im Netz noch nicht erfunden war - oder zumindest noch nicht alles durchdrungen hatte.

Zwei Interviews kommen noch. Dann ist Schicht im Schacht. Natürlich gibts immer noch mehr, die man hätte fragen können. Mir fällt nachträglich auf, dass ich zum Beispiel keinen aktiven Piranha-Bytes-Mitarbeiter interviewt habe. Da ist ja besonders Björn zu nennen, der zusammen mit Jenny die Piranha Bytes in der öffentlichen Wahrnehmung repräsentiert. Aber die beiden sind einerseits schon so oft zu sehen, dass ich da den Erkenntniswert nicht so hoch eingeschätzt habe, andererseits hat Björn in den letzten knapp 15 Jahren oft genug betont, dass ihn die ständige Fragerei nach immer nur Gothic auch nervt, schließlich hat Piranha Bytes seitdem viele andere Spiele gemacht und am interessantesten ist für den Entwickler sowieso immer das aktuellste Projekt, was auch völlig nachvollziehbar ist. Und Björn hat in den Jahren seitdem schon so viele Interviews immer wieder zur Gothic-Serie gegeben und ist dabei in seinen Antworten immer professioneller und geübter (=eingeübte Sätze) geworden, dass das auch für ihn sicher irgendwann ermüdend wird. Ich hab auch versucht, einige zu finden, die noch nicht so oft befragt wurden oder die viel für die Langlebigkeit der Community (Stichwort ModKits/Mod-Support) getan haben.

Ansonsten sind die Piranhas heute natürlich zum Großteil andere als vor 20 Jahren, nur noch wenige von damals sind noch an Bord, so dass es bei den meisten der jetzt dort angestellten gar nicht viel Sinn macht, sie nach Gothic zu befragen.

[lucigoth]

Wie auch immer- ohne Gothic wäre mein Leben sinnlos, trostlos!
DANKE an Alle, die dieses Gothic erschaffen haben!

[CrazyIvan]

Als man einem neuen Produkt entgegen fieberte und die Fans über jeden Aspekt eines kommenden Spiels ausführlich diskutierten. Als die Plattform der Wahl Internet-Foren waren, weil social media-Plattformen und damit die Industrialisierung und Kommerzialisierung der Kommunikation im Netz noch nicht erfunden war - oder zumindest noch nicht alles durchdrungen hatte.

Und diese Industrialisierung und Kommerzialisierung liefert die Daten, die dann bestimmen, wie "Spiele" aussehen. Ich glaube, es ist vielen Leuten noch nicht klar, wie weit das inzwischen fortgeschritten ist. Zum einen, weil der klassische RPG-Spieler eine andere Perspektive hat, zum anderen, weil Europa dem Trend etwas hinterherhinkt - in diesem Fall glücklicherweise.
Aber 2/3 der globalen gaming Umsätze werden nicht mehr generiert, indem man ein tolles Spiel macht und an möglichst viele hoffentlich dann glückliche Kunden verkauft, sondern indem man Spieler auf einem global verschränkten Daten- und Werbemarkt KAUFT und in ein von Algorithmen und Datensätzen gnadenlos optimiertes Framework lockt, in dem sie mehr Geld ausgeben sollen als ihr Einkauf gekostet hat. Man entwirft keine Welten, schreibt keine Stories und entwickelt kein gutes Gamedesign mehr, sondern denkt nur noch in gameloops, die KPIs (Key Performance Indicators) hochtreiben sollen. Da ist kein Platz mehr für CM, kein Platz für konstruktives Feedback der Spieler, da wird nur noch mit Big Data Analytics aus Millionen Datenpunkten von hunderttausenden Spielern errechnet, wie man mehr und dauerhaft Geld rauspressen kann.

Ich beneide all jene Entwickler, Publisher und Spieler, die noch nicht in diesem Haifischbecken schwimmen.

[RobinSword]

Wie immer sehr unterhaltsam verpackt und nicht allzuviel dazu erfunden.

Dann füge ich als Hommage an die guten alten Zeiten an: Das nächste Interview wird kommen!

[Don-Esteban]

Aber 2/3 der globalen gaming Umsätze werden nicht mehr generiert, indem man ein tolles Spiel macht und an möglichst viele hoffentlich dann glückliche Kunden verkauft, sondern indem man Spieler auf einem global verschränkten Daten- und Werbemarkt KAUFT und in ein von Algorithmen und Datensätzen gnadenlos optimiertes Framework lockt, in dem sie mehr Geld ausgeben sollen als ihr Einkauf gekostet hat. Man entwirft keine Welten, schreibt keine Stories und entwickelt kein gutes Gamedesign mehr, sondern denkt nur noch in gameloops, die KPIs (Key Performance Indicators) hochtreiben sollen.

Beschreibt den typischen Scope von Mobile Games, die üblicherweise mit Pay to Win funktionieren, indem der Spieler in eine Spirale des "kauf dir dies, damit du schneller zum Erfolg kommst" gelockt wird. Sind oft horrende Mondpreise in den InGame-Shops. Und es gibt tatsächlich eine Kundenbasis, die bereit ist, das für den schnellen Erfolg auszugeben. Vermutlich gelangweilte Singles in guten Jobs, die sonst nix haben, wofür sie ihr Geld ausgeben können. Hab das auch ein dreiviertel Jahr ausprobiert und mich dann komplett vom Mobile Gaming verabschiedet.

[SirSinnlos]

Das Interview mit Ivan war sehr interessant. Er ist ja Prügelknabe Nummer 1 gewesen für alles was damals schief lief, insofern ist seine Perspektive richtig aufschlussreich.
Ivan, toll, dass du das Interview mitgemacht hast und so ehrliche (hoffe ich zumindest ) Antworten gegeben hast und toll, dass du, Esteban, ihn auf die Liste gesetzt hast.
[Bild: Troll_Chiller05.gif]

[Norrik]

Wobei das Bedürfnis nach Spielen mit tollen Welten und guten Geschichten ja nach wie vor breit vorhanden ist. Entsprechend sollte sich ja auch ein Markt und Geldgeber finden lassen. Die Spieler von solchen Spielen sind ja zahlenmässig nicht weniger geworden.. Kann mir kaum vorstellen, dass diese Spiele in absehbarer Zeit verschwinden werden. Kann mich natürlich auch irren, habe im Endeffekt keine Ahnung von Spielevermarktung.

Die Entwicklungen sind auf jeden Fall unschön, aber ich kann kaum erkennen, dass diese billig-Mobilegames die 3d Abenteuerspiele verdrängen. Beängstigend sind aber entstehenden Mischformen wie ein Genshin Impact. Hoffe schwer, das nicht der ganez Rollenspielmarkt davon befallen wird.

Edit: Ganz vergessen, vielen Dank für die Interviews. Ich wünsche Ivan, Kai und allen anderen nur das Beste!

[CrazyIvan]

Ivan, toll, dass du das Interview mitgemacht hast und so ehrliche (hoffe ich zumindest ) Antworten gegeben hast

Für meine Verhältnisse erstaunlich ehrlich

Die Entwicklungen sind auf jeden Fall unschön, aber ich kann kaum erkennen, dass diese billig-Mobilegames die 3d Abenteuerspiele verdrängen.

Das meine ich mit der verzerrten Wahrnehmung. Natürlich werden "echte Games" nicht verschwinden, finanziell spielen sie aber weltweit schon seit Jahren die zweite Geige.

Bereits 2017 hat Mobile gaming PC und Konsole überholt. Damals wurden noch 65 Milliarden für 2020 prognostiziert, aber der Trend verlief ungleich schneller. In Wirklichkeit waren es 100 Milliarden.

Natürlich sind da auch viele RPGs und durchaus aufwändige Games dabei, aber sie folgen denselben Monetarisierungsprinzipien. Der Druck, diese auch in PC und Konsolenspiele einzubauen, wächst von Seiten der Investoren massiv.

[Norrik]

Natürlich sind da auch viele RPGs und durchaus aufwändige Games dabei, aber sie folgen denselben Monetarisierungsprinzipien. Der Druck, diese auch in PC und Konsolenspiele einzubauen, wächst von Seiten der Investoren massiv.

Hab dich in dem Fall nicht ganz richtig verstanden. Das wäre in der Tat ein realistisches Szenario. Ich stell mir das gerade so vor, dass es nach wie vor tolle Spiele mit Liebevoll gemachten Welten und Quests geben wird, diese allerdings nebenbei diesen Monetarisierungs-Bullshit enthalten. Lässt sich schon absehen, auf welche Reibungen dies mit der traditionellen Spielerschaft stossen wird. (Ging ja schon einmal in diese Richtung)

Ist ja nicht wirklich vergleichbar, aber das ganze erinnert mich irgendwie leicht, an den Trend ab Mitte der Nuller Jahre, Rollenspiele Casualfreundlicher zu machen. Wenn ich mich recht erinnere, gab es bei Fable drei sogar Ingame 3D Questmarker gab. Auch Arcania ist natürlich ein exemplarisches Beispiel dafür, wie solche Versuche damals auf Gegenwind stiessen. Trotzdem sind diese Komfortfunktionen leider Teil fast aller Spiele und der Widerstand dagegen ist auch im grossen und ganze Verschwunden, wobei immer wieder aufs neue Stimmen auftauchen, die sich zu sehr an die Hand genommen fühlen.

Man kann allerdings schon sagen, dass diese Funktionen an vielen Stellen dezenter geworden sind. Breath of the Wild hat zwar ne Minimap, aber keine Questmarkierungen, man muss sich alle Locations selber suchen, Ghost of Tsushima hat keine Minimap und benutzt die Richtung des Windes, um den Spieler in Richtung der Quest zu leiten und Red Dead Redemption 2 hat zwar sowohl Questmarker wie auch Minimap, setzt allerdings durch Dinge realistische und langwierige Lootanimationen Immersion über Komforbailität.

Falls sich diese Mobilegames Geschäftsmodelle wirklich durchsetzen sollten, was nach wie vor Horror wäre, würde es wohl nach einigen Jahren heftiger Auseinandersetzungen mit der Spielerschaft zu ähnlichen Kompromissen kommen, in denen gute Spiele mit solchen dezent eingebauten Systemen möglich sind. Eine schöne Vorstellung ist das nicht und natürlich befindet sie sich weit im Bereich der Spekulation.


Schön dich mal wieder im Forum zu sehen Ivan

[JudgeKyle]

Es ist also ein milder Rückblick auf eine tolle Zeit geworden, die ich persönlich schon ziemlich vermisse. Eine Zeit, in der es noch etwas nicht Alltägliches war, Computerspieler zu sein, als man sich zu Gemeinschaften zusammen schloss, um über sein Hobby zu reden, mit dem man nicht in der Mitte der Gesellschaft anerkannt war oder zumindest schulterzuckend als ganz normal betrachtet wurde. Es schwang etwas konspiratives mit. Als es aufregend war, mit Entwicklern und Publisher zu sprechen und von ihnen Neues zu erfahren, "tieferes Wissen" zu erlangen. Als man einem neuen Produkt entgegen fieberte und die Fans über jeden Aspekt eines kommenden Spiels ausführlich diskutierten. Als die Plattform der Wahl Internet-Foren waren, weil social media-Plattformen und damit die Industrialisierung und Kommerzialisierung der Kommunikation im Netz noch nicht erfunden war - oder zumindest noch nicht alles durchdrungen hatte.

Schöne und wahre Worte.

Dir auch vielen Dank für die tollen Interviews.

Eines mit Björn wäre aber durchaus trotzdem interessant gewesen, für das 20. Jubiläum hätte er es bestimmt gemacht, ohne allzu sehr vom Thema Gothic genervt zu sein.

Schön dich mal wieder im Forum zu sehen Ivan

Da möchte ich mich anschließen, schön dich mal wieder im Forum zu sehen und danke fürs Mitmachen bei den Interviews.

[CrazyIvan]

Schön dich mal wieder im Forum zu sehen Ivan

Da möchte ich mich anschließen, schön dich mal wieder im Forum zu sehen und danke fürs Mitmachen bei den Interviews.

Danke für die lieben Worte!

Gänzlich draußen aus dem Forum war ich eigentlich nie, ich habe zumindest 1-2 mal pro Jahr vorbeigeschaut und - falls gerade was ins Auge stach - bei irgendwelchen grad interessanten Threads einen Tupfen Senf hinterlassen. Zusammen mit dem Gamestar Pinboard eigentlich meine letzte noch verbliebene Forenheimat.