Akina Aufnahme
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Akina ließ es klingeln. Lange. Sehr lange. So lange bis es eine kurze Ansage ihr mitteilte das Gesprächspartner derzeit nicht verfügbar war.
Die Japanerin schloß den Funkkanal, wischte das offene Tab von der Bildschirmoberfläche, wie man ein lästiges Insekt wegschnippte.
Zeitverschwendung, aber was hatte sie erwartet. Vermutlich war Ascaiath diese Nummer nach dem Prozess losgeworden um nicht dauernd Anfragen der Regenbogenpresse, Fernsehsender, Pornoproduzenten und welches Volk auch immer solche Fälle anzog, angerufen zu werden.
Oder die Nummer war noch aktuell, aber wer wusste schon wo und in welchem Zustand die Sizillianerin aufhielt? Vielleicht in irgendeiner Villa der Familie, oder sabbernd mit einer Überdosis auf einem Bahnhofsklo. Auf jedenfall nicht erreichbar.
Die Japanerin hakte den Punkt innerlich ab und wurde sofort von einer Nachricht auf ihrem Display abgelenkt. Sie war von Cherenkov. Neugierig öffnete sie die Mail, welche ihr der Russe wohl vor der Vernehmung geschickt hatte. Oder währenddessen. Vermutlich starrte er gerade Moreau nieder, während dieser brav seine Geschichte erzählte. Akina öffnete den Anhang. Es waren Videologs von dem besagten Tag.
Sie spielte das erste ab, es zeigte Aufnahmen aus einem Gang. Sie kannte den Gang sowie die Tür welche ebenfalls in der Aufnahme zu sehen war. Wards Büro. Natürlich war aus Gründen der Privatsphäre die Kamera nicht direkt auf das Büro gerichtet, jedoch hatte man sie im rechten Bereich der Kamerasicht deutlich im Blick.
Die erste Aufnahme zeigte Ward und Moreau wie sie schweigend den Gang entlang gingen. Julian öffnete das Büro, mit der Kamera konnte man sogar in die Praxis hineinsehen. Beide gingen zu dem Schreibtisch, dann schloss sich schon die Tür.
Zeitsprung
Luceija Ascaiath trat ins Bild der Kamera. Moreau hatte insofern nicht gelogen. Sie sah auf den Ausnahmen fertig aus, verheult, dürr. Blieb vor Wards Büro stehen, schien sich die Tränen wegzuwischen. Betrat dann das Büro, ohne zu klingeln oder eine Anfrage zu stellen. Ton gab es leider keinen. Kurz sah sie Ward, an seinem Schreibtisch. Nicht gut zu sehen, doch er sah nicht sonderlich überrascht aus. Kam um den Schreibtisch rum, scheinbar gutgelaunt. Die Tür schloss sich wieder.
Zeitsprung
Die Tür öffnete sich wieder, Luceija ging in Richtung Ausgang. Ihr Gesicht war schwer zu lesen, doch sah sie für die Japanerin nicht begeistert aus. Keine Freude die ein Junkie empfinden würde, nachdem er gerade den Medikamentenschrank plündern durfte. Akina sah die Sizilianerin kurz stehen bleiben sich zu Moreau drehend. Sein Gesicht auf ihre Höhe anhob und etwas zu ihm sagte. Dann verschwand sie aus dem Raum.
Ging den Flur entlang, bis sie aus dem Bild verschwand. Die Tür war wieder geschlossen.
Die restlichen Aufnahmen zeigten dann noch den Besuch von Svensson, der auch im Protokoll vermerkt war. Nachdenklich schloss Akina die Dateien und erhob sich von ihrem Stuhl. Ging gemächlich zu der Zwischentür und öffnete diese surrend. Beide Männer starrten sie an.
"Tut mir Leid, es hat etwas länger gedauert. Aber sie sind wohl ohne mich zurecht gekommen, nicht wahr?", entschuldigte sie sich.
Cherenkov nickte nur lakonisch, während Moreau einfach starr geradeaus schaute, den Blick leicht zu Boden gesenkt.
"Ich habe mir gerade die Aufnahmen von dem damaligen Tag angeschaut, welche den Besucht von Miss Ascaiath bestätigen. Eine Frage, dazu hätte ich noch an sie Mister Moreau. Kurz bevor sie die Praxis verlassen hat, hat sie sich noch zu ihnen gedreht. Ihnen etwas gesagt. Dürfte ich erfahren was das war?", erkundigte sie sich neugierig.