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    Post [Story]Gletscherquarz

    Gletscherquarz

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    Geändert von John Irenicus (09.08.2020 um 00:23 Uhr)

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    Ich gehe. Schritt für Schritt. Mein Körper ist angespannt. Mein Geist ist auf Reisen. Ich lasse mich nicht aus dem Rhythmus bringen von der Legion aus Spitzhacken, die im wirren Durcheinander auf die Adern dieses Berges klopft. Hier unten in der Mine gebe ich den Takt an. Habe ich einen schlechten Tag, so haben ihn alle anderen auch. Rein äußerlich beherrschen sie mich, die roten Soldaten, die Rotröcke, die Gardisten. Aber ich habe auch Macht über sie. Mit jedem Aufsetzen meines Fußes zeige ich meine Macht über sie, mit jedem ihrer Blicke zeigen sie mir ihre Macht über mich zurück. Und trotzdem sind wir allesamt Gefangene.
    Während mein Körper die Marter erduldet, bewegt mein Geist sich ganz frei vor und zurück zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ich denke an die ferne Vergangenheit, die Zeit noch vor meiner Geburt, an das Eis und den Schnee aus der Heimat meiner Ahnen. Ich denke an die Gletscher und die unendlichen eisigen Weiten, die ich selber nie vor das leibhaftige Auge bekommen habe, die aber dennoch eingebrannt sind in das kollektive Gedächtnis meines Volkes.
    Schritt für Schritt. Ab und zu gellt ein Ruf durch das Höhlensystem. Mal ist es zur Warnung, weil wieder einmal eine Leiter gebrochen ist oder ein Steinschlag droht. Mal ist es die Demonstration der Macht durch einen Machtlosen, eine Drohung an einen der Spitzhackenschwinger oder ein Streit unter Gleichrangigen. Manchmal ist es auch Gelächter. In einem Gefängnis versucht jeder auf seine eigene Weise frei zu sein, wenn er nicht den Verstand verlieren will. Viele hier ziehen ihre Freiheit aus der vermeintlich größeren Unfreiheit der anderen. Aber sie leben eine Illusion. Auch der Knecht kann Knechte haben, ohne dass dies etwas an seiner eigenen Knechtschaft ändert. Freiheit ist nichts, was man zählen oder abwiegen kann. Es gibt entweder Freiheit oder Unfreiheit. Egal, wie stark die Gardisten sich geben, egal, wie dick ihre Rüstungen sind und egal, wie viele Männer sie unter sich haben: Auch sie sind gefangen, auch sie sind unfrei. Und wenn ich einmal einen Blick in ihre Augen erhasche, dann erahne ich, dass sie auch außerhalb der magischen Barriere, die unsere Leiber hier gefangen hält, noch immer und vermutlich auf ewig unfrei wären.
    Ich denke an meine Jugend. Ich denke an die Zeit in meinem Dorf, an die Feiern, die Feste, die Kämpfe. Ich denke an die uralte Magie, die ich kennenlernte, den großen Moment, als zum ersten Mal magische Energie meine Handflächen verließ und in Form eines Eiszapfens gen Sonne schoss. Es war der Moment, in dem ich erkannte, dass ich ein Sohn des Geistes bin. Ich denke an meine Familie, meine Brüder, meine Nichten und Neffen, und mir wird warm ums Herz. Ich denke an die Zeit, als ich vom Schüler zum Lehrer wurde, ich denke an meine eigenen Schüler, an die begabten und die unbegabten, die gelehrigen und fleißigen, die jungen und die alten, die faulen und die strebsamen.
    Schritt für Schritt. Die Beine und die Arme sind mir längst schwer geworden, aber ich kann und werde nicht aufhören, meine Kreise zu drehen. Viel mehr als die körperliche Züchtigung bei einem Nachlassen meiner Arbeit fürchte ich die Demütigung in der Offenbarung, dass ich am Ende meiner Kräfte sein könnte. Aber ich bin nicht am Ende meiner Kräfte. Vielleicht bin ich sogar erst am Anfang. In den Jahren meines Studiums habe ich gelernt und gelehrt, dass körperliche Grenzen überschritten und fleischliche Fesseln gesprengt werden können, wenn Wille und Geist nur stark genug sind. Was für ein falscher Lehrmeister wäre ich, wenn ich die Traktate, die ich meinen Schülern vortrug, nun nicht einmal selbst ernst nähme? Wenn ich in meiner eigenen, real gewordenen Grenzsituation einknickte? Nein, ich gehe weiter, Schritt für Schritt, zwinge der gesamten Mine meinen Rhythmus auf, bis nicht ich, sondern alle anderen vor Erschöpfung zusammenbrechen mögen. Ich sehe den Schweiß in ihren Gesichtern und das Zittern ihrer Muskeln, ich höre ihr Keuchen und selbst das versteckteste Rasseln in ihren verstaubten Lungen. Ich sehe das rote Gesicht des Schmelzers, verbrannt von der Hitze aus dem Ofen vor ihm, den er so mühselig mit beiden Händen auf dem Blasebalg anschürt. Ich sehe die krummen Buckel der Buddelmenschen um mich herum und die platten Füße ihrer Aufseher.
    Ich schicke meine Gedanken wieder auf die Reise. Ich denke daran, wie der große Krieg ausbrach, der erste von ihnen, damals, als ich noch jung war. Vieles in der Erinnerung ist verfinstert und unklar, vielleicht einem Schutzmechanismus geschuldet, der mich vor Verletzungen meiner Seele bewahren soll. Ich sehe verschwommene Bilder von brennenden Hütten und Zelten. Ich sehe Leiber, gespickt mit Bolzen und Pfeilen. Ich sehe zerbrochene Äxte und zertretene Helme. Ich sehe Verteidiger und Aggressoren, aber ich sehe Leid auf allen Seiten. Es war die Zeit, in der ich mir schwor, nie mehr machtlos zu sein, wenn Stamm und mein Volk angegriffen werden. Diese Erfahrungen trieben mich an, durch den Beginn des zweiten großen Kriegs hindurch, ich lernte, studierte, vergrößerte meine Geisteskraft immer weiter. Ich wandelte auf neuen, bisher unentdeckten Pfaden der Magie, ich suchte die längst verloren geglaubten Bindungen zur eisigen Heimat unserer Ahnen.
    Schritt für Schritt und dann das Signal. Hornstöße bahnen sich ihren Weg vom Mineneingang hinunter durch den ganzen Hauptschacht, ein blechernes Grollen, ein summendes Dröhnen wie von einem lästigen Blutfliegenschwarm. Es ist das Pausensignal, für die vielen Menschen um mich herum ein Signal der Erlösung. Sie lassen ihre Arbeitsgeräte fallen, wischen sich den Schweiß aus der Stirn, sinken zu Boden und klammern sich an ihr Wasser und Brot und im Falle der Rotröcke auch an Schinken und das von ihnen so geliebten Bier. An manchen Tagen, da wollte ich gegenüber ihnen Stärke demonstrieren, tat so, als hätte ich das Signal überhört, und machte einfach noch ein paar Schritte in meinem Trott weiter. Aber diese Tage sind über die vielen Jahre der Marter selten geworden. Auch heute kann ich keinen Schritt mehr tun und gehe in eine Hocke, beruhige meinen vor Erschöpfung bebenden Körper. All meiner Stärke zum Trotz: Mein Körper ist geschunden, und ganz selten gibt es Momente der Schwäche, in denen ich fürchte, dass irgendwann auch mein Geist Schaden nimmt. In meiner Heimat war ich angesehen, stark, intelligent und klug, hier aber bin ich zur Arbeit in Gefangenschaft verdammt. Mein Name ist Hosh-Arushat. Aber das alles wissen die Menschen hier nicht, und manchmal habe ich Sorge, dass ich es sogar irgendwann selbst vergessen könnte. Denn hier bin ich nur ein Ork-Sklave.

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    Während der kurzen Pause macht sich keiner die Mühe, mich zu fesseln. Man zählt auf die Erschöpfung, und mehr noch zählt man auf den Respekt, von dem sie glauben, ihn mir eingeflößt zu haben. Einmal, es war in meiner Anfangszeit, da habe ich versucht, aus der Mine zu fliehen. Ich kam nicht weit, wurde mit einem Bolzen aus der Ferne vom Holzsteg geschossen, und die dann herbeieilenden Menschen von der Garde setzten mir so zu, dass ich zwei Wochen nicht laufen konnte. Seitdem habe ich nie wieder versucht zu fliehen. Zumindest körperlich nicht. Mein Geist dagegen ist stets auf der Reise, und er wird es auch sein, der mich hier irgendwann wieder herausführt. Aber ich muss warten, Geduld haben, denn die Zeit ist noch nicht gekommen. Ich muss zu Kräften kommen, zurück zu meinen wahren Kräften.
    Viele der Menschen hier trauen sich nur an Orks heran, wenn sie bereits hilflos am Boden liegen. Die meisten innerhalb des Barrierengefängnisses sind Verbrecher, aber keine wahren Krieger. Sie sind hinterhältig und ehrlos, feige und opportunistisch. So bin ich auch gefangen genommen worden. Es war an einem heißen Nachmittag, viele Jahre ist es schon her. Ich hatte mich auf meiner Wanderschaft durch die zerklüfteten Gebirge weit vom Dorf meines Stammes entfernt, viel weiter als üblich, denn durch die aufgeheizte Luft hindurch rief mich ein eisiger Hauch. Es war mir, als vernahm ich die Stimme der Heimat meiner Ahnen. Ich folgte diesem Ruf. Ich musste über mir unbekannte Klippen und Schluchten klettern, verschlungene Pfade entlang wandeln und über dünne Steinbrücken balancieren. Ich mahnte mich währenddessen immer wieder zur Vorsicht, aber der Ruf, der meine inneren Ohren ereilte, war stark, sehr stark, und trieb mich zu ungewohnter Eile. In der ungestümen Hast verlor ich beinahe meine Umhängetasche, die ich vom Vormittag an mit den wertvollsten und seltensten Kräutern und Samen gefüllt hatte, die unsere Berge hergaben, unter anderem mehrere Flechten saftiges Bergmoos, ein Bündel Drachenwurzeln, zwei Hände voll Blutbuchensamen und sogar eine großgewachsene Trollkirsche. Ich hätte mit diesen Funden unter anderen Umständen sofort die Rückkehr ins Dorf angetreten, hätte nicht einen Moment riskiert, sie wieder zu verlieren, aber an diesem Tag war alles anders. Der Ruf meiner Ahnen zog mich wie an einem unsichtbaren Seil hinter sich her, und schließlich, an der sonnenabgewandten Seite des Berges, kam ich an einer kleinen Höhle an, die vor langer Zeit von den Naturgewalten in den Fels getrieben worden sein musste. Der Fels war an besagter Stelle vollkommen kahl, nicht einmal das gelbliche Gras, das unsere Berge sonst in beeindruckender Beständigkeit bewuchs, zeigte sich dort. Die Höhle schien mir unbewohnt, aber ich achtete nur nachlässig auf Anzeichen von Bewohnern, denn alle meine Sinne waren auf das fokussiert, was in der Höhle vor mir auf dem Boden lag und auch aus den Wänden ragte. Es war Quarz, Gletscherquarz, und der Anblick ließ den Ruf meiner Ahnen in mir so klar und deutlich widerhallen wie nie zuvor. Ich erkannte die besonderen Bergkristalle sofort, obwohl ich sie nie zuvor gesehen hatte, sondern nur die Schilderungen der Altvorderen kannte, mündlich an mich weitergetragen durch meine schamanischen Lehrmeister. Ich weiß noch genau, wie ich mich wie in Trance herunterbeugte, mein Körper auf einmal ganz leicht, kein Empfinden mehr von Hitze oder Kälte, von Erschöpfung, Durst oder Hunger, und wie ich einen der kleinen, bläulich schimmernden Quarzkristalle aufhob. Kraft durchströmte mich, keine Urgewalt zwar, aber ein deutliches Zeichen, ein Vorgeschmack auf die Macht, die ich aus diesen Kristallen ziehen könnte, wenn ich sie nur genügend studiere und mir ihr Potential erschließe. Ich erkannte sie binnen weniger Augenblicke als Quellen großer geistiger Macht, wie sie unsere Urahnen noch zu nutzen gewusst hatten. Das Knurren hinter mir hörte ich leider viel zu spät, und erst ein gewaltiger Prankenhieb riss mich in die Gegenwart zurück und dann zu Boden. Der Quarzkristall, den ich vorher noch unablässig in meinen Händen hin und her gedreht hatte, traf auf den Fels auf, machte zwei Sprünge und kam vor den Läufen eines ausgewachsenen Bluthunds zum Erliegen. Ich hob den Blick, das Wesen fauchte mich aus seinem unförmigem Mund an, bereit, nach dem ersten warnenden Schlag zum eigentlichen Angriff überzugehen. Mit einem Mal waren alle meine Sinne wieder da, auf Alarm eingestellt, Fluchtinstinkte durchströmten meinen Körper. Mein Stamm hat über die Jahrhunderte gelernt, viele der Tiere in Berg und Tal zu zähmen und nutzbar zu machen, aber die Bluthunde haben wir nie bändigen können. Wir haben vor ihnen Respekt, fürchten sie fast so sehr wie die Schattenläufer. Die Situation trieb mich zu einem panischen Manöver, ich wuchtete meinen Körper in die Flanke des Biests und machte mir so den Weg aus der Höhle frei. Es heftete sich direkt an meine Fersen, offenbar reichte es ihm nicht, mich aus seiner Heimstatt vertrieben zu haben. Das Tier hatte bereits eine Wunde in meinen Rücken geschlagen, und es war diesen Wesen zu eigen und namensgebend, dass sie nicht mehr von ihren Feinden abließen, wenn sie einmal Blut gerochen hatten. Ich hörte die schweren Schritte des Hundewesens hinter mir, als ich aus der Höhle stolperte. Ich konnte mich noch abbremsen um nicht direkt über die Klippe zu gehen, schaffte es in der panischen Eile auch noch, mich nach links zu wenden und mich über den schmalen Vorsprung hin zu einer Steinbrücke zu bewegen, von der ich hoffte, dass sie dem Rüden hinter mir zu klein sein würde. Aber dann spürte ich das Gestein unter mir nachgeben, der Fels brach und ich lag schief in der Luft, während ich fiel und fiel. Noch im Flug streifte sich meine Umhängetasche von mir ab, blieb an irgendeiner Felssäule hängen, und ich fiel immer weiter, bis ich irgendwann auf dem gelb bewachsenen Fels am Fuße des Berges auftraf, so heftig, dass es mir sämtliche Luft aus den Lungen trieb und ich zunächst dachte, mir sei das Kreuz durchgebrochen. Es dauerte viel zu lange, bis ich wieder zu Atem fand, aber da hatten sie sich schon um mich herum aufgebaut, schwer bewaffnete Menschen in roten Rüstungen, sicherlich ein halbes Dutzend von ihnen, und ich wusste sofort, dass sie aus der nahe gelegenen Burg gekommen waren. Sie redeten hastig aufeinander ein und riefen sich Kommandos zu, aber weil ich die Menschensprache damals noch nicht beherrschte, verstand ich kein Wort. Gleich zwei von ihnen hielten mir dann ihre Klingen an die Kehle, während mich die anderen in ein Netz einwickelten. Ich wollte mich noch wehren, aber dann hieb mir jemand etwas Schweres auf den Kopf und ich verlor das Bewusstsein. Als ich erwachte, war ich bereits in ihrer Mine, und nach nur wenigen Tagen zwang man mich zur Arbeit an den großen Mühlsteinen, die ich noch heute bewege.
    Ein dumpfes Klopfen holt mich zurück in die Gegenwart. Vor meinen Schoß hat einer der Rotröcke zwei graue Lappen geworfen. Es ist eine Sorte der Pilze, die hier in der Mine wachsen und mit denen man mich füttert. Sklavenbrot nennen es die Menschen hier spöttisch. Sie selbst rühren es so gut wie nie an und speisen nur mich damit ab. Tatsächlich sind die Pilze nicht so minderwertig, wie sie den Menschen scheinen, denn in ihnen steckt immerhin ein kaum merklicher Teil an magischer Kraft, der meine Energien zwar nicht vollständig zu regenerieren vermag, mir aber trotzdem gut tut. Es reicht, um mir nicht nur die Kraft zum Arbeiten, sondern auch die Kraft zum Denken zu erhalten. Die Rotröcke achten darauf, dass ich nicht hungere. Das ist die Art und Weise, wie sie mit mir als Feind umgehen. Der Wille zur Tötung ihrer Feinde wird von ihnen sublimiert in einen Willen zur Vernichtung meiner selbst durch die Verwertung meines Leibs. Es ist auch eine Art Tod, bei der mir Würde und Ehre genommen werden, ohne dass mein Körper verschwindet, denn mein Körper soll weiter für sie arbeiten, weiter für sie und somit gegen meine eigene Rasse. Ich helfe mit, das Erz zu fördern, das ihrem König im Krieg gegen mein Volk dienen soll. Ich bin es, der die geschürften Brocken zwischen den Mühlsteinen zerreibt. Mit meiner eigenen Körperkraft sorge ich dafür, dass das magische Erz vom nutzlosen Fels getrennt wird. Ich tue es, weil ich es muss, um selber zu überleben. Aber ich tue es auch, weil ich weiß, dass mein Volk stark genug ist, um auch gegen die mächtigsten magischen Waffen zu bestehen. Erz und Stahl werden den Krieg nicht gewinnen. Stahl ist nicht stark, das Fleisch ist stärker, das Fleisch und der Geist, und hier sind wir ihnen überlegen. Sie fördern pro Monat über zweihundert Säcke Erz, aber den Krieg haben sie noch immer nicht gewonnen, weil ihre Leiber und ihre Geister zu schwach sind.
    Ich glaube, sie wissen ohnehin nicht, wie sie das Erz richtig zu nutzen haben. Sehr lange haben sie alles Erz direkt in der Mine eingeschmolzen, in ihrem kleinen Schmelzofen, offenbar im Unklaren darüber, dass die magische Kraft des Blausteins ohne die richtige Schmelztechnik völlig verloren geht. Nach einiger Zeit aber kamen ein paar ihrer Magier, greise Männer in roten Roben, es war das einzige Mal, dass ich sie gesehen habe. Auch ohne ihre Roben hätte ich sie als Magiekundige erkannt, denn sie strahlten eine unverkennbare magische Aura ab, die mir die Härchen an den Armen und Beinen aufstellte. Ich glaube, meine eigene magische Aura spürten sie nicht, sie hatten bei ihrem Besuch kaum für etwas anderes einen Sinn als für das Erz. So standen sie also direkt neben mir und wechselten viele Worte mit dem Schmelzer. Sie sprachen sehr langsam und bedächtig, der Schmelzer hingegen sprach schnell, hart, war offenkundig verärgert. Was sie sprachen, das verstand ich nicht, denn damals hatte ich die Menschensprache noch nicht so gut gelernt, und meine Kenntnisse heute helfen mir nicht weiter, denn unverständliche Wörter haften mir nicht so lange im Gedächtnis, dass ich sie Jahre später noch übersetzen könnte. Nach dieser Begegnung jedenfalls wurde nicht mehr das ganze Erz in den Ofen direkt neben meinem Arbeitsplatz geworfen. Vieles wird nun auch in der Mine zwischengelagert, aber die genauen Transport- und Handelswege kenne ich nicht, denn ich habe den Boden des Hauptschachts seit Jahren nicht mehr verlassen und mich auch nie weiter als ein paar Schritte von den Mühlsteinen wegbewegen dürfen. Selbst zum Schlafen und Ruhen verlasse ich den Platz nicht, und die Rotröcke halten rund um die Uhr Wache und halten ihre Augen stets auf mich gerichtet, wenn sie sich nicht gerade von ihrem Biertrunk ablenken lassen. Die Menschen trinken diese streng riechende, bittere und dunkle Brühe mit großer Vorliebe, und sie berauschen sich hemmungslos damit, bis ihre Körper und Geister schlapp machen. Einmal ist ein Mann, einer der Rotröcke, im Rausch über die Brüstung gefallen, von fast ganz oben bis hinunter in den Hauptschacht. Er traf nicht weit von meinem Arbeitsort auf, der Aufprall brach ihm die Knochen und ließ seinen Schädel platzen. Es schallte durch die ganze Mine, bis in den letzten Nebenstollen hinein. Die umstehenden Menschen wurden daraufhin ganz eilig, die Buddelmenschen genau so wie die Rotröcke, und so viel Zusammenhalt verwunderte mich zunächst. Erst im Nachhinein begriff ich, dass sie nicht so sehr vom Tod ihres Artgenossen betroffen waren, sondern vielmehr Angst hatten, dass der Vorfall das Ohr ihrer Anführer im Lager finden würde und diese ihnen daraufhin das Trinken verbieten würden. Viele sprachen aufgeregt von ihren sogenannten Erzbaronen und einem Mann namens Gomez, offenbar dem wichtigsten unter ihnen, und in seltener Einigkeit zwischen Buddelmenschen und Rotröcken kam man überein, dass es außerhalb der Mine keine Kunde vom tödlichen Sturz des Wachmanns geben sollte. Offenbar hatten sie mit ihrer Strategie Erfolg, denn nur einen Tag später machten die kleinen Flaschen voll Bier wieder ihre Runde, als ob niemals etwas passiert war. Das ist noch etwas, was mir an den Menschen Tag für Tag auffällt: Sie lernen nicht dazu, niemals.
    Es ist außerdem eine Schwäche dieser Menschen, dass sie ihre Umwelt nur mit ihren Äuglein wahrnehmen. Sie sehen das Oberflächliche, sie sehen Höhen, Breiten, Farben, Formen, können ihre Umwelt vermessen, abwiegen, kartographieren, und sie erzielen in diesen Disziplinen beachtliche Erfolge. Aber sie verlassen sich zu sehr auf das, was sie sehen. Eine Gefahr erkennen sie erst, wenn sie direkt vor ihnen liegt, und häufig ist es dann schon zu spät – auch deshalb habe ich in all den Jahren meiner Gefangenschaft schon häufiger Buddelmenschen den Hauptschacht hinunter stürzen sehen, und bei ihnen kann kein Bier daran schuld gewesen sein. Sie hören schlicht nicht hin, wenn sie auf die Stege treten und das Holz ihnen dabei zuruft, dass es bald brechen wird.
    Andererseits sehen sie manchmal dort Gefahren, wo in Wahrheit keine sind, und diese Eigenschaft war es auch, die sie dazu brachte, mich nicht mit dem anderen Gefangenen zusammenarbeiten zu lassen, obwohl mein Mühlrad zwei Streben zum Anschieben besitzt und wir das Mühlwerk gemeinsam doppelt so schnell hätten bewegen können. Sie glaubten, dass ich mit dem einzigen anderen Ork hier in der Mine ein Bündnis eingehen könnte, dass wir uns – zu zweit – zusammenrotten und uns auflehnen oder gegenseitig zur Flucht verhelfen könnten. Die Menschen glaubten das, weil ein Ork für sie ein Ork ist. Für die Menschen sehen meine Artgenossen alle gleich aus, und daraus schließen sie, dass wir auch alle die gleichen Interessen verfolgen. Dieser Glaube ist blanke Unkenntnis, er ist die Fantasie, die die Lücken in ihrem Wissen auffüllt und den Kitt bildet, der die menschliche Perspektive auf die Orks zusammenhält. Für sie sind wir wie Tiere, den Trieben zugeneigt und zu keinen komplexeren Strukturen des Zusammenlebens fähig. Sie irren sich, sie irren sich gewaltig, und manchmal, ganz selten habe ich den Wunsch, sie darüber aufzuklären, dass die Kultur der Orks fast genau so weit in die ferne Vergangenheit hineinreicht wie die ihrige, ihnen begreiflich zu machen, dass ihre kümmerlichen Bauten und Stollen Nichts sind gegen die großräumigen Tempelanlagen, die von unserem Volk einst in den Untergrund gegraben wurden, und dass mitnichten alle Orks der Welt ein unteilbares Volk bilden, sondern dass Krushak von den fünf legendären Beschwörern gerade deshalb gerufen wurde, damit ein orkischer Klan gegen den anderen im Krieg obsiegen möge. All das entzieht sich vollkommen ihrer Kenntnis, und im Unwissen ob der reichhaltigen, vielfältigen und verzweigten orkischen Geschichte erdenken sie sich eigene Erzählungen über uns, die allesamt falsch sind. Aber natürlich kann und werde ich sie nicht darüber aufklären, denn auch wenn ihre Lügen, Unterstellungen und Märchen an meiner Ehre und der meines Klans kratzen, so darf ich es nicht riskieren, ihnen zu offenbaren, dass ich die meiste Zeit verstehen kann, was sie sagen. Sie sollen ruhig im Glauben darüber bleiben, dass ich nicht mehr bin als das Last -und Arbeitstier, als das sie mich verwenden. Es ist dieser Glaube, der ihnen irgendwann zum Verhängnis werden soll. Der Schlaue kann sich dumm stellen, der Dumme aber niemals schlau.
    Der andere gefangene Ork hieß Pak Tosh. Ich kannte ihn gar nicht besonders, aber aus der Form seiner Augen ließ sich schließen, dass er ursprünglich einem anderen Klan entstammte als dem meinigen. Die Abstammung musste mehr als eine Generation zurückliegen, zumal sich die verschiedenen Stämme hier auf unserer Insel über die Jahre sehr vermischt haben. Dennoch unterscheidet man bei uns streng zwischen den Ursprungsfamilien, und so kam es, dass ich erkannte, dass ich mit Pak Tosh eigentlich in Streit liegen musste. Zu Beginn dachte ich noch darüber nach, die Familienfehde ruhen zu lassen und sie wenn überhaupt nur außerhalb der Gefangenschaft in Freiheit fortzusetzen, aber die Entscheidung über ein Zweckbündnis wurde mir von Anfang an abgenommen. Alle Versuche, hier in der Mine miteinander zu kommunizieren, wurden von den Menschen unterbunden, vielleicht aus Vorsicht, vielleicht aus reiner Freude an der Qual, zwei orkische Artgenossen voneinander zu trennen. Sie verstanden natürlich nicht, dass wir zueinander nicht freundlich gesinnt waren oder zumindest nicht freundlich gesinnt sein durften. Pak Tosh war zur Bedienung eines der großen Stampfer eingeteilt, aber als ein Zahnrad der Maschinerie gebrochen war, hatten sie lange keine Verwendung mehr für ihn gehabt, sodass er fortan die Tage gefesselt und sitzend verbringen musste und nur noch ganz notdürftig gefüttert und getränkt wurde. Ich hörte mehr davon als ich selber sah, denn Pak Toshs ehemaliger Arbeitsbereich mit dem großen Stampfer liegt in einem Seitenarm der Mine, einige Dutzend Schritte weit weg vom Hauptschacht und dem Mühlwerk, an dem ich tagein tagaus meine Runden zu drehen habe. Die Berichte der Menschen, die ich aufschnappte, die kleinen Gehässigkeiten gegen ihn und mich, die sie in ihrer Menschensprache untereinander austauschten, verhießen nichts Gutes. Manch einer der Rotröcke zweifelte daran, dass Pak Tosh, der andere Sklave, wie sie ihn nannten, jemals wieder ans Arbeiten kommen würde, und sie spekulierten wild darüber, ob der Grünstich in seinem Fell normal oder das Zeichen einer Krankheit war. Irgendwann dann, es war, nachdem der große Stampfer kurzzeitig wieder in Betrieb genommen worden war und die Menschen das Tor zu den Tunneln der Gach Lug geöffnet hatten, hatte ich aus ihren Gesprächen aufgeschnappt, dass Pak Tosh wohl tot sein musste, und ich kann nur mutmaßen, wie dies geschehen sein mag. Sehr wahrscheinlich haben die Menschen töricht und unachtsam agiert, als sie ihre ängstlichen Gittertore gelüftet haben, und die Gach Lug, die Minecrawler, wie die Menschen sie furchtsam nennen, waren direkt in ihre Stollen eingedrungen. Pak Tosh, seiner Stärke durch die lange Fesselung und seine Untätigkeit beraubt, muss von den Gach Lug angefallen und vermutlich tödlich vergiftet worden sein – eine Schmach, denn ein gesunder Ork konnte auch einen ausgewachsenen Gach Lug mit drei, vier Schlägen seiner bloßen Faust töten, wenn er wollte. Pak Tosh aber war nicht mehr gesund gewesen, und so hatte er sein Ende gefunden.
    Auch diese Gefahr haben die Menschen mit ihren Äuglein offenbar nicht kommen sehen. Ich habe schon vorher gewusst, dass sie den Gach Lug nichts entgegenzusetzen hatten, zumindest die roten Soldaten der Erzbarone nicht, und deshalb dulden sie in ihrer Mine auch Kämpfer, die nicht ihrem eigenen Klan angehören. Es sind die haarlosen, schwer gerüsteten Tempelmänner, die meist schweigend dastehen und ein Rauchkraut aus Sumpflanzen konsumieren. Es sind nicht viele von ihnen hier in der Mine, aber im Gegensatz zu den roten Soldaten schaffen sie es auch in ganz kleinen Gruppen, sich gegen die Gach Lug zu wehren. Einmal habe ich ein Gespräch belauscht, in dem einer der Tempelmänner einem fremden Besucher der Mine erklärte, dass sie gezielt Jagd auf die Gach Lug machen, um an das Sekret ihrer Zangen zu gelangen. Der Besucher, den ich nur zwei oder dreimal ganz kurz in der Mine sah und der dann nie wiederkehrte, nahm diese Erzählung des Tempelmanns interessiert zur Kenntnis und erkannte die Lüge in den Worten nicht. Über die oberen Ebenen der Minen weiß ich zwar nicht so gut Bescheid, aber jedenfalls hier unten kann von Jagd keine Rede sein. Die Tempelmänner reagieren nur, sie agieren aber nicht, und wenn sie früher einmal aktiv Jagd auf die Gach Lug betrieben haben sollten, dann haben sie diese jedenfalls längst aufgegeben. So ist es auch kein Wunder, dass sie während der Öffnung der tiefen Tunnel keine große Hilfe dabei waren, den Ausfall der ausgehungerten Gach Lug zu stoppen und das Leben von Pak Tosh zu schützen.
    Ich kann natürlich niemanden fragen, ob meine Vermutungen über den Tod von Pak Tosh der Wahrheit entsprechen, aber sie sind plausibel genug, dass ich mir vor langer Zeit schon eines geschworen habe: So demütigend es auch ist, den Menschen als Sklave dienen zu müssen, ich will hier in dieser Mine niemals ohne Arbeit sein, denn wer als Orksklave nicht arbeitet, der wird gefesselt, der bekommt nur noch wenig zu essen und der ist dann allem Unheil schutzlos ausgeliefert. Solange ich hingegen arbeiten und mich bewegen darf, solange kann ich allen Gefahren trotzen, und wenn es mich auch tageweise an den Rand der Erschöpfung bringen soll. Und meine Arbeit an den Mühlsteinen verschafft mir überdies eine Gelegenheit, welche die Menschen mit ihren Äuglein auch nicht als Gefahr für sie wahrnehmen: Die Nähe zum Erz.
    Zu Anfang meiner Gefangenschaft hatte ich das eigentümliche Kribbeln, das Vorkommen magischer Energie im Leib eines Sohn des Geistes üblicherweise verursachen, noch nicht richtig gespürt. Dabei war mir die magische Kraft des Erzes stets bewusst, mehr bewusst als den meisten Menschen und auch vielen meiner Artgenossen. Die Runen, die wir orkischen Zauberer und Beschwörer benutzen, sind ebenso aus magischem Erz gefertigt wie die Zauberrunen der Menschenmagier. Aber mein Klan nutzt üblicherweise eine andere Art des Erzes, wie sie nur tief unter unserem Dorf in den Tempelhöhlen zu finden ist. Die Adern im tiefen Fels schimmern nicht blau, sondern rot. Seit vielen Wintern rätseln meine Geistesbrüder und deren Väter und Vatersväter darüber, wie diese Abart des blauen Erzes entstehen konnte. Die genauen Zusammenhänge konnten noch immer nicht vollständig erforscht werden, aber es besteht nahezu Einigkeit darüber, dass es der Einfluss Krushaks sein muss, der das Erz über viele Äonen langsam verändert und in einen höheren energetischen Zustand versetzt hat. Ein Brocken rotes Erz trägt ein Vielfaches der Energie eines gleich großen Brockens blauen Erzes in sich und wird in seinen Kräften und Wirkungen nur noch vom schwarzen Erz übertroffen, dessen Energie aber zu schwer zu bändigen ist, um es sinnvoll nutzen zu können. Seit langer Zeit verwenden wir das rote Erz für unsere Runen und Waffen, das blaue Erz hat in meinem Dorf fast nur noch die Bedeutung von Schmuck. Seit Jahren an das rote Erz gewöhnt, hatte mich zunächst selbst die große Menge Erz, an der ich tagtäglich in der Mine zu arbeiten hatte, kalt gelassen. Nach und nach aber scheinen sich mein Körper und mein Geist wieder auf die Magie des blauen Erzes eingestellt zu haben, und mit jedem Tag spüre ich das Kribbeln stärker, fühle das Erz um mich herum und den Staub zwischen den Mühlsteinen, das Verdampfen der magischen Energie, wenn der Schmelzer das Erz in seinen Ofen wirft. Mein Geist reagiert lange nicht so stark darauf wie auf rotes Erz oder gar das Gletscherquarz, das in dieser Mine leider nicht gefördert wird. Doch der Ruf des blauen Erzes wird stärker, er ist jetzt manchmal sogar hörbar, und mittlerweile klingt er wie der Ruf einer zweiten Heimat. Vielleicht ist es auch der Ruf von Krushak, den ich höre, der danach verlangt, seine Aura auch in dieses Erz hineinfahren zu lassen, doch dafür dürfte sein Einfluss noch zu schwach sein. Aber wenn er erwachen wird, dann wird seine Macht entfesselt werden und auch alles Erz in dieser Mine rot färben, rot wie das Blut der Herzen, die einst für ihn gegeben wurden. Bis dahin liegt es an mir, mir die Kraft des blauen Erzes zunutze zu machen. Täglich strecke ich meinen Geist aus wie eine Wanze ihre Fühler, um die Kraft im Erzgestein für mich nutzbar zu machen, auf eine Weise, wie sie keine Spitzhacke eines Buddelmenschen je freisetzen könnte. Es ist schwierig und mühsam unter den Bedingungen der täglichen Marter, denn der Geist ist vor allem stark in einem gesunden Körper. Aber eines Tages werde ich genügend Kräfte gesammelt haben, und dann wird das Erz mir zur Freiheit verhelfen. Ich werde keine Rache üben. Nicht hier, nicht jetzt, nicht in dieser Mine. Anfangs erschienen noch oft Bilder vor meinem geistigen Auge, die rauchende Stollen und brennende Menschen zeigten. Aber das ist nicht mein Wunsch. Rache wird mir meine verlorene Lebenszeit nicht zurückgeben können – und wer sagt, dass Lebenszeit überhaupt verloren gehen kann? Ich werde meine Magie nutzen, aber ich werde nicht töten um des Tötens willen. Unser Klan betet Krushak an, und unsere Geistesdiener, mich eingeschlossen, verstehen sich auf viele Arten von Magie. Wenn wir wollen, können wir sogar die Toten zum Leben erwecken. Die fünf legendären Beschwörer aus der Vorzeit gaben ihre Herzen, um Krushak zu dienen. Und trotzdem sind wir kein Todeskult wie die schwarzmagischen Zirkel im fernen Varant. Wir sind dem Leben verpflichtet. Ich bin dem Leben verpflichtet. Der Tag, an dem ich diesen Schwur breche, wird der Tag sein, an dem ich mich selbst verraten habe.
    Das Signalhorn erschallt. Die Pause ist vorbei. Noch bevor die ersten Spitzhackenschläge erklingen, stehe ich schon wieder an meinem Mühlgeschirr. Meine schwieligen Pranken treffen auf den Holzpflock, finden sofort die Stellen, an denen Jahre meines Schweißes eingesickert sind. Und dann fange ich wieder an zu schieben. Schritt für Schritt.
    Geändert von John Irenicus (29.07.2020 um 16:03 Uhr)

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    John Irenicus ist offline
    Ich habe kaum dreißig Umdrehungen mit dem schweren Mühlsteinkreisel getan, da ertönt das Signalhorn erneut. Erst einmal, dann zweimal, dann mehrere Signalhörner durcheinander, gefolgt von Gebrüll aus einem Nebenstollen. Es ist nicht das Pausensignal. Ich lasse von den Mühlsteinen ab, der Schmelzer hat den Blasebalg bereits verlassen, alle werden unruhig. Und dann höre ich ein Wort in der Menschensprache, aus vielen verschiedenen Mündern wird es gerufen, und ich werde es wohl nie wieder vergessen: Wassereinbruch. Einbruch des Wassers, übersetze ich mir, und dann verstehe ich und werde auch des Rauschens gewahr, das ich vorher ganz entgegen meiner Natur verdrängt hatte.
    Ich bin einer der letzten hier unten, der anfängt zu rennen, die Leitern sind längst voll, aber selbst mein über die Jahre der Arbeit geschundener Körper ist denen der Menschen noch überlegen. Ich gehöre zu einem Bergvolk, kann deshalb die Felsvorsprünge, Spalten und Kanten nutzen, um auch ohne Leitern rasch an Höhe zu gewinnen. Ich klettere von Steg zu Steg, sehe links und rechts neben mir Buddelmenschen und Rotröcke, höre Gerufe und Geschrei, und nur einmal schaue ich kurz hinter mich und nach unten. Braunes, schlammiges Wasser hat die unterste Ebene geflutet, der Ofen des Schmelzers ist längst erloschen und in den Wassermassen nur noch zu erahnen. Kies, Geröll und sogar einzelne Erzbrocken werden vom Druck der Fluten durch die Gegend geschleudert. Die Menschen müssen in ihrer unbeherrschbaren Gier nach dem Erz und wider aller Vernunft einen unterirdischen Fluss angegraben haben. Die ersten von ihnen, vermutlich Nichtschwimmer, sind in den reißenden Fluten bereits untergegangen. Ein paar der Überraschten und Betrunkenen kämpfen noch gegen das Untergehen an. Der Rest von ihnen zieht sich mit mir den viel zu langen Hauptschacht hinauf, vielen von ihnen springt der blanke Terror aus den Augen. Niemand kümmert sich mehr um mich, alle äußerlichen Machtverhältnisse sind auf einen Schlag aufgehoben. Nur einmal setzt ein Gardist dazu an, mich mit seiner Armbrust vom Holzsteg, auf dem ich gerade stehe, herunterzuschießen. Aber als er sieht, dass ich die Leiter vor ihm gar nicht benutzen will, lässt er von dem Vorhaben ab. Ich verliere ihn aus den Augen und schaue fortan nur noch nach vorne und nach oben, der Weg scheint noch so weit und das Wasser steigt, steigt und steigt. Es ist zu viel, um sich in den zahlreichen Nebenstollen zu verlieren und der Fluss, den diese verfluchten Morras angegraben haben, versiegt einfach nicht. Das Flusswasser löscht nach und nach all die Fackeln und Leuchtfeuer und macht die Mine dunkel.
    Mittlerweile bluten beide meine Pranken, weil ich sie zu tief in den Fels gehauen habe, aber ich strebe weiter nach oben und gebe keinen Ton von mir. Die Menschen um mich herum dagegen verschwenden weiterhin ihre Kraft auf nutzloses Geschrei, und alle rufen sie die Namen ihrer Götter durcheinander, Innos, Adanos und auch Beliar, und selbst einer der glatzköpfigen Tempelmänner, der kurz neben mir auftaucht und nach einer schon halb auseinandergebrochenen Leiter greift, führt den Namen Innos’ im Munde, obwohl seinesgleichen sonst stolz verkünden, den sogenannten alten Göttern abgeschworen zu haben. Es ist bei den Menschen wie sonst auch, ich weiß es aus den Geschichten meiner Vorväter: Sie können ihr ganzes Leben lang gläubig oder ungläubig sein, fromm oder frevelhaft, ängstlich oder mutig – sobald es ans Sterben geht, schreien sie alle nach Gott.
    Mit dem unaufhaltsamen Einströmen der Wassermassen in die Mine – der Hauptschacht ist mittlerweile ein einziger schlammiger See und das Wasser steigt fast schneller, als ich laufen kann – beginnen nun auch spürbare Beben. Ich habe es als erstes gemerkt, die Menschen aber kurz danach, denn das unterschwellige Grollen entwickelt sich bald zu einem für alle hörbaren Dröhnen, und kurz darauf beginnen die ersten massiven Felsbrocken aus dem Gewölbe über uns zu brechen. Sie treffen auf die Holzplanken, die die Verbindungswege und Brücken bilden, und durchschlagen sie wie eine Faust ein paar dünne Scavengerknochen. Sie stürzen auch auf vereinzelte Menschen ein, reißen sie zu Boden, in die Tiefe oder erschlagen sie direkt an Ort und Stelle. Holzpfähle knicken um und lassen ganze Teile der Brücken abbrechen und den Schacht hinunter fallen, bis sie wie verlassene Flöße auf dem steigenden Wasserbett treiben. Einige Verzweifelte werden ihrer habhaft, klammern sich an ihnen fest, werden aber alsbald von den Strömen und Verwirbelungen des Wassers wieder abgeschüttelt oder durch die immer stetiger herabstürzenden Steinbrocken von ihren vermeintlichen Rettungsbooten getrennt. Aus einigen der Nebenstollen hört man es laut krachen, und es benötigt für niemanden viel Vorstellungskraft, um zu erkennen, dass das die hölzernen Stützpfeiler sind, die rundherum der Reihe nach bersten. Die Mine stürzt ein, weil die Gier der Menschen wieder einmal zu groß war. So müssen sie auch ihre andere Mine verloren haben, die Mine, die sie vor dieser hier hatten und die auch eingestürzt ist. Alles in der Geschichte dieser Menschen scheint sich beständig zu wiederholen, weil sie einfach nicht dazulernen.
    Ich bin nun fast am oberen Eingang der Mine angekommen und erkenne im schwachen Licht – fast alle der zahlreichen Wandfackeln sind erloschen – dass außer mir kaum ein anderes Wesen hier ist. Ich erkenne einen Lagerstand wieder, einer von mehreren, die ich bei meinem hastigen Aufstieg passiert habe, und auch dieser ist von den nicht versiegenden Beben durcheinander gewirbelt und an einer Stelle von einem Felsbrocken durchschlagen worden. Ich war seit Jahren nicht mehr hier oben, aber ich erinnere mich noch an den Anblick der roten Banner, die schon damals völlig zerschlissen waren. Ein Schwert mit blauer Schneide auf rotem Grund, dazu ein gelbes Wappen und außen gelbe Seitenstreifen. Ein Zeichen, das ich sonst nirgendwo gesehen habe, Symbole aus der Vergangenheit. Menschen haben Geschichte.
    Die, die hier oben ihren Dienst verrichteten, haben es sehr wahrscheinlich bereits nach draußen geschafft. Aber am zerstörten Lagerstand liegt einer der Tempelmänner, die Reste seines Rauchkrauts noch zwischen den Fingern, reglos, sein kahlrasierter Schädel blutüberlaufen. Ich überlege zu prüfen, ob er vielleicht doch noch lebt, denn er liegt nicht weit weg von mir, aber dann zieht ein spitzer Schrei von der Hauptbrücke meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich setze meinen Weg fort und sehe, dass doch noch ein lebender Mensch hier oben weilt. Es ist einer der Buddelmenschen, im rissigen Hemd und der typisch ausgebeulten Hose, für mich sehen sie fast alle gleich aus, zu viele von ihnen habe ich kommen und gehen gesehen. Ich sehe, dass der Buddelmensch nicht mehr von der Stelle kommt, denn das spröde und morsche Holz der Hauptbrücke hat nachgegeben und der Buddelmensch ist mit dem rechten Bein eingebrochen, zu schwach und zu ungeschickt um sich wieder zu befreien. Er schreit nicht mehr sondern ächzt nur noch, er sieht keinen seiner Mitmenschen, wähnt sich allein. Er ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er nicht hört, was ich höre, dass die Erdbeben an der gesamten Holzbrücke zerren, mit jeder Erschütterung auf die stützenden Pfeiler einschlagen und auch diese bald bersten werden. Ich bin mir sicher, würde der Buddelmensch dies ahnen, er würde schreien wie am Spieß. Ich bin nun auch auf der Hauptbrücke, nehme wieder an Tempo auf, denn hinter mir scheint nun das halbe Deckengewölbe dieser Mine herunterzukommen. Zu arg sind die Verschiebungen im Kraftgefüge dieser Höhle, und wenn ich die Macht des Wassers nicht besser kennen würde, ich würde daran zweifeln, dass dieser gesamte drohende Einsturz wirklich allein das Werk der Natur ist, und ich würde wie vielleicht einige der Menschen denken, dass ein Gott gekommen sein muss, um sie für ihr Treiben zu bestrafen oder wahlweise ihr Leiden zu beenden. Aber ich habe die Macht des Wassers schon oft selbst gespürt. Flüsse, Seen, Meere, Ozeane, aber auch Schnee, Eiszapfen, Gletscher … sie alle tragen eine unerschöpfliche Kraft in sich. Eine Kraft, die ich mir erschließen will, die ich in meinen Geist aufnehmen will, aber dazu muss ich erst meinen Körper aus dieser Mine retten.
    Ich renne weiter und bin nun auf Höhe des Buddelmenschen angekommen. Ich sehe, dass er sich nicht selber befreien können wird, sein Bein blutet und er scheint, mir nicht völlig unähnlich, ebenso von der jahrelangen Plackerei in dieser Mine geschunden und ausgezehrt. Die Holzbrücke ist breit, bietet genügend Platz um ihm auszuweichen. Dann aber mache ich Halt. Dem Leben verpflichtet. Unser Klan darf kein Todeskult werden. Meine Ohren signalisieren mir Alarm, als die Geräusche hinter mir immer heftiger werden, das Wasser immer stärker rauscht, das Gestein immer lauter brüllt und das Holz unter meinen Füßen immer verzweifelter ächzt. Ich packe den Buddelmenschen von der Seite an einem seiner hilflos umherudernden Arme, vorsichtig, um ihn nicht versehentlich zu zerbrechen wie einen dürren Zweig, und ziehe ihn und sein Bein aus dem Loch der Brücke heraus. Er weiß zunächst gar nicht wie ihm geschieht, als ich ihn zu Boden plumpsen lasse. Dann dreht er sich um, sieht mich, seine Augen schreckgeweitet, seine Stimme geht im tosenden Lärm unter. Hektisch rappelt er sich auf und stolpert nach vorne, so unbedacht und unvorsichtig, dass er seine neu gewonnen Sicherheit direkt wieder zu verspielen droht. Als ich dann den Luftzug über mir spüre, ist es eigentlich schon zu spät. Es gelingt mir noch ein ein kurzer Ausfallschritt nach vorne, aber das reicht nicht aus, um dem Geschoss von oben auszuweichen. Mein Kopf wird verfehlt, aber mein Rücken wird schmerzhaft getroffen. Ein Felsblock hat mich zu Boden gerissen, nein, ein riesiger Stalaktit, der wohl vorher schon nur noch porös mit der Höhlendecke verbunden war und nun durch das Beben frühzeitig abgetrennt wurde. Er ist schwer, sehr schwer. Ich schlage die Augen auf und blicke nach vorne. Ich sehe den Buddelmenschen rennen, er dreht seinen Kopf ängstlich über die Schulter, sieht mich am Boden liegen, wendet sich wieder nach vorne und wird noch ein wenig schneller, trotz seines angeschlagenen Beins. Der Minenausgang ist nicht mehr weit, bald hat er ihn erreicht.
    Ich spüre mein eigenes warmes Blut meinen Rücken herabrinnen. Meine Beine kann ich nicht mehr bewegen, ich kann nur noch hilflos mit den Füßen zappeln. Meine Arme sind nicht stark genug, um mich vom Untergrund zu pressen und den Felsblock auf mir abzuschütteln. Ich bin auf das Holz der Brücke unter mir gepresst und fürchte, dass das gemeinsame Gewicht von mir und dem Fels bald zu groß sein wird, als dass die Konstruktion uns unter den nicht enden wollenden Beben noch halten könnte. Alles dröhnt und rauscht, ich kann es nicht sehen, aber ich höre, wie das Wasser weiterhin den Hauptschacht hinaufsteigt. Vielleicht werde ich nicht in ihm ertrinken, aber wenn das Beben so weitergeht, wird bald der nächste Fels auf mich herabstürzen und mir den Schädel spalten oder aber der Brückenkonstruktion unter mir den letzten fehlenden Schlag zum Zusammenbruch verpassen, und ich werde in die Tiefe fallen und irgendwo aufschlagen, es wird vermutlich mein Ende sein. Ich habe Angst, seit langer Zeit in meinem Leben verspüre ich wieder echte Angst. Gleichzeitig verfluche ich mich. Ich habe Schande über mich und meinen Klan gebracht, indem ich das Leben eines Menschen, eines versklavten, unfreien Buddelmenschen über mein eigenes gestellt habe. Dem Leben sind wir verpflichtet, ja, aber allen voran unserem eigenen Leben. Das Leben eines Orks ist mehr wert als das tausender Morras. Ich habe falsch gehandelt, die Grundsätze unseres Klans verraten, mein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, ja geradezu geopfert. Vielleicht bin ich in meinem Denken dem verhassten Todeskult näher als mir lieb ist. Vielleicht sind wir alle dem Tod und seinem Kult näher als es sein darf. Hat unser Klan nicht einst Menschen gefangen und zur Arbeit am Tempel des Krushak gezwungen, bis sie dabei starben? Haben die Vorväter unseres Klans nicht ihre Feinde, Orks wie wir, mit der Hilfe Krushaks niederschlagen wollen? Die herausgerissenen Herzen der fünf Beschwörer, die Grabstätten, die Wiedergänger, die die Tiefen unserer Tempelanlagen bewachen – haben wir mit all dem nicht längst den Pfad des Todes beschritten? Vielleicht, so denke ich, während mein Blut bereits mein Fell verklebt, vielleicht sind die Tempelmänner nicht die einzigen, die über ihren Gott im Irrtum sind.
    Plötzlich höre ich ein Rufen. Es ist laut und deutlich und so klar, dass ich mich wundere, es nicht längst vorher gehört zu haben. Die Angst hat meine Sinne vernebelt, die Furcht wollte meinen Verstand töten, aber jetzt beginne ich, diesen dunklen Schleier von mir abzuwerfen. Der Ruf der Heimat erreicht mich, der fernen Heimat meiner Ahnen, die ich nie gesehen habe, aber die ich doch in mir trage, die mir in Blut, Knochen und Geist steckt. Ein eisiger Hauch umfasst mich, aber nicht der des Todes, sondern ein Hauch der Kraft. Ich öffne meinen Geist um den Hauch in mich aufzunehmen, und eine gewaltige Macht erfüllt mich, Hunger, Durst, Erschöpfung, Angst, Schwäche, alles ist hinfort, herausgetrieben aus meinem Leib, der nun wieder an Stärke gewinnt, so rasant und wundersam, als würde ich erneut geboren. Und dann verstehe ich endlich. Der Fels ist kein Fels, der Stalaktit, der auf mir liegt, kein Kalk, kein Gneis und auch kein Erz. Es ist ein Bergkristall. Er besteht aus reinem Gletscherquarz.
    Die Holzkonstruktion unter mir gibt nach, die ersten Pfeiler sind gebrochen und hinter mir fallen die Planken in die Tiefe. Mit einem gewaltigen Kraftakt erhebe ich mich. Der Stalaktit aus Gletscherquarz rutscht von meinem Rücken herunter, ich will noch nach ihm greifen, diesen kostbaren Schatz aus den Tiefen dieser Erde, aber er stürzt bereits in das Loch hinter mir, dass die Holzbrücke dort gelassen hat. Wehmut überkommt mich, und für einen Moment ist der Ruf so stark, dass ich dem Kristall nacheilen will, aber mein Leben hat Vorrang. Ich sammle all meine neu gewonnenen Kräfte und renne dem Mineneingang entgegen, Schritt für Schritt, jeder meiner Tritte gibt einer weiteren Holzplanke unter mir den Rest. Ich weiche einem Felsklotz aus, der scharf links neben mir zu Boden kommt, ich überspringe eine gebrochene und umgestürzte Felssäule, stolpere kontrolliert über ein paar Kisten und Fässer, bis ich den Tunnel zum Ausgang erreicht habe. Die Stützpfeiler des Tunnels wollen jeden Moment unter dem Gewicht des Berges bersten, als drückte eine gigantische Faust von oben auf sie drauf. Die Fackeln an den Wänden links und rechts neben mir sind alle ausgegangen, hinter mir kracht, dröhnt und grollt es, als hätte Beliar sein Reich geöffnet, und dann endlich, endlich sehe ich einen Funken Tageslicht, und während hinter mir ein weiterer kleiner Steinschlag ins Rollen kommt, setze ich zu einem letzten Sprung in die Morgendämmerung an.
    Ich bin verwundet, geschunden, durchnässt und erschöpft, als ich auf dem strohigen Gras vor dem Mineneingang zum Liegen komme. Man hört und spürt die Erde noch immer Beben, aber von hier außen fühlt es sich an wie ein sanftes Wiegen. Links und rechts von mir ragen hölzerne Palisaden, Türme und mechanische Minengeräte empor. Mein Blick geht in die aufgehende Sonne. Unter ihren Strahlen fühle ich mich warm und sicher. Jetzt muss ich schmunzeln, wenn ich daran denke, wie ich kommenden Generationen von Schülern diese Geschichte erzählen werde, und ich feile schon jetzt gedanklich an der passenden Lektion: Die Gier nach Erz brachte Unheil über die Menschen, aber mir verhalf sie am Ende zur Freiheit.
    Geändert von John Irenicus (09.08.2020 um 00:22 Uhr)

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