[EfBieEi]

Was war sie bisher? Ein Museum/Denkmal oder?

[Raider]

Wer entscheidet denn was progressiv und was reaktionär ist?
Da habe ich doch lieber eine lokale demokratie in der ich mitentscheiden kann. Auch wenn sie nicht immer gut funktioniert.

Ach, weiß nicht. Wenn jetzt Deutschland plötzlich entscheiden würde, was weiß ich, Homosexualität zu kriminalisieren oder Abtreibungen zu verbieten oder keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, wäre ich dankbar, wenn es eine übergeordnete internationale Autorität gäbe, die ein bindendes Veto dagegen einlegen kann, selbst wenn es dem Willen der deutschen Mehrheit widerspricht. Wobei die auch irgendwo demokratisch organisiert sein sollte. Meiner Ansicht nach gibt es nunmal gewisse Werte, denen wir uns als verpflichtet sehen müssen, ohne Wenn und Aber. Gerade in diesen Zeiten, in denen diese Werte angegriffen werden, nicht, in erster Linie, durch bewaffnete Aufstände und terroristische Anschläge sondern schlicht durch Manipulation der öffentlichen Meinung.

[ulix]

Und? Die Orthodoxen Christen sind mir aber näher als die Muslimen. Sorry.

Dann solltest du dein Weltbild dringend hinterfragen. Nicht, weil dir orthodoxe Christen näher sind, sondern weil du deshalb schließt, dass die Hagia Sophia "hauptsächlich" eine orthodoxe Kirche gewesen sei.

Weißt du was nicht nur dir, sondern auch mir und allen heutigen Menschen näher ist als die Hagia Sophia als Kirche? Die Hagia Sophia als Moschee. Ist nicht mal 100 Jahre her.

[short message]

Was ist damit: https://de.wikipedia.org/wiki/Mezqui...e_C%C3%B3rdoba ?

[ulix]

Was ist damit: https://de.wikipedia.org/wiki/Mezqui...e_C%C3%B3rdoba ?

Is 800 Jahre her.

[short message]

Is 800 Jahre her.

Erstmal ist die islamistisch-nationalistische Politik Erdogans abzulehnen.
Grundsätzlich werden sich über diesen Schritt auch die "abendländischen" Idenditären freuen. Wasser auf ihren Mühlen.

Was ich aber zeigen wollte, ist, dass es auch zumindest ein großes islamisches Gotteshaus gibt, das seit langem als Kirche genutzt wird,
und hier eine interreligiöse Öffnung abgelehnt wurde. Was mich interessieren würde, ist, ob das auch problematisiert oder hingenommen wird.

[ulix]

Und dann? Würdest du dann problematisieren, dass es nicht problematisiert würde?

Ist halt so, ich wiederhole mich: die Umwidmung ist 800 Jahre her. Das kannste nicht direkt vergleichen.

[short message]

Und dann? Würdest du dann problematisieren, dass es nicht problematisiert würde?

Ist halt so, ich wiederhole mich: die Umwidmung ist 800 Jahre her. Das kannste nicht direkt vergleichen.

Klar würde ich das machen. Weil die Logik ja dann auch einfach erstmal so rüberkommt: Kirche zu Moschee ist böse, Moschee zu Kirche kann man machen.

469 Jahre sind aber auch schon ein Stück. Oder sprichst du von 1934? Es geht eigentlich auch gar nicht um die eigentliche Nutzung, sondern um die damit verbundene Symbolpolitik.

[ulix]

Klar würde ich das machen. Weil die Logik ja dann auch einfach erstmal so rüberkommt: Kirche zu Moschee ist böse, Moschee zu Kirche kann man machen.

Nee. Sie könnte genausogut sein:
X zu Y ist doof, wenn heute.
Y zu X ist nicht so schlimm, weil Z Jahrhunderte her, und längst Gras drüber gewachsen.

Aber die Hagia Sophia war bis letzte Woche halt keine Kirche. Sondern ein Museum.

469 Jahre sind aber auch schon ein Stück. Oder sprichst du von 1934? Es geht eigentlich auch gar nicht um die eigentliche Nutzung, sondern um die damit verbundene Symbolpolitik.

Ja, meine Rede. Ich fasse meine Position nochmal zusammen:
Ich finds kacke. Aber ich finds auch nicht so wirklich mega schlimm, weil erstens zu 100% Symbolpolitik ohne wirkliche reale Auswirkungen, und zweitens Erdogan halt sonst deutlich schlimmeren Scheiß verbricht, und ihn sowas davon vielleicht etwas ablenkt.

[Almalexia]

Dann solltest du dein Weltbild dringend hinterfragen. Nicht, weil dir orthodoxe Christen näher sind, sondern weil du deshalb schließt, dass die Hagia Sophia "hauptsächlich" eine orthodoxe Kirche gewesen sei.

Weißt du was nicht nur dir, sondern auch mir und allen heutigen Menschen näher ist als die Hagia Sophia als Kirche? Die Hagia Sophia als Moschee. Ist nicht mal 100 Jahre her.

Nein. Die Hagia Sophia sollte uns näher sein, weil es ein historisches Bauwerk von Geschichtlicher Größe(UNESCO-Welterbe) ist und nicht weil es 2020 wieder ein Religionsgebäude wird. Nein. Die Hagia Sophia ist mir als Moschee nicht näher.

[ulix]

Nein. Die Hagia Sophia sollte uns näher sein, weil es ein historisches Bauwerk von Geschichtlicher Größe(UNESCO-Welterbe) ist und nicht weil es 2020 wieder ein Religionsgebäude wird. Nein. Die Hagia Sophia ist mir als Moschee nicht näher.

Moment, jetzt widersprichst du dir selbst. Eben war die Hagia Sophia für dich noch "in erster Linie" eine orthodoxe Kirche, jetzt auf einmal soll sie uns deshalb wichtig sein, weil sie ein historisches Gebäude ist, nicht aufgrund des religiösen Hintergrunds.

Ja äh. Was denn nun?

[smiloDon]

Was die UNESCO jetzt draus macht, wird sich zeigen.

Ich befürchte, dass dies dem Autokraten egal sein wird. Und was will die UNO dagegen unternehmen?

Das Urteil denke ich, ist vor allem deshalb wichtig, weil es einen Vorwand liefert. So wie ich das verstanden habe, ändern sie nicht die Widmung, sondern annullieren die bisherige Widmung mit dem Argument, dass die damalige Regierung das gar nicht gedurft hätte.

Laut eines Radioberichtes hatte die Regierung diese Möglichkeit schon längst, denn es war nicht das erste Urteil, welches sich mit der Widmung des Gebäudes beschäftigt hat. Und immer wieder haben die Gerichte, die Verantwortung auf die türkuische Regierung geschoben. Erdogan hätte demnach schon vor Jahren aus der Hagia Sophia wieder eine Moschee machen können. Dass er es nun erst veranlasst, öffbet natürlich das Tor für Spekulationen.

Ich denke, er will sich damit wieder ein Stück von Atatürk, dem Vater der Türken, und dessen Säkularisierung des Landes absetzen, welcher die Hagia Sophia zu einem Museum machte.

[Dunkler Fürst]

Hab gehört das Erdogan das nur gemacht weil er politisch in Europa nicht weiter kommt. Seine EU Beitrittsgespräche kommen nicht weiter und auch sonst stagniert vieles. Außerdem verliert er deutlich an Zuspruch in der türkischen Bevölkerung. Mit der Umbenennung der Hagia Sophia in eine Moschee will er wieder die Bevölkerung für sich gewinnen. Angeblich soll das ein Wunsch vieler Türken gewesen sein.

[Juli Karen]

Nein. Die Hagia Sophia sollte uns näher sein, weil es ein historisches Bauwerk von Geschichtlicher Größe(UNESCO-Welterbe) ist und nicht weil es 2020 wieder ein Religionsgebäude wird. Nein. Die Hagia Sophia ist mir als Moschee nicht näher.

Die "heilige Weisheit" bleibt nachwievor ein historisches Bauwerk von geschichtlichem Interesse - egal, ob als Kirche, Moschee, Museum oder ob mit oder ohne UNESCO-Welterbe-Status. Mir persönlich ist sie - egal, wie genutzt - zudem überhaupt nicht nahe, da 3000km entfernt.

Die Frage für mich ist, ob die künftige Wiedernutzung als Moschee eine Weiternutzung als Museum kategorisch ausschließen wird. Denn mit der Blauen Moschee steht die m.E. (aus religiöser Sicht) wichtigste Istanbuler Moschee in nur 500m Entfernung direkt gegenüber. Ich könnte mir vorstellen, dass diese ihren Status nur ungern aufgibt.

[EfBieEi]

Wir sind im Zeitalter der wahnsinnigen Despoten
Bolsonaro, Trump, Erdogan. Versuchen die sich alle zu übertrumpfen?

Mir ist die Hagia Sophia aber ganz ehrlich egal. Von mir aus könnte man sie auch abreißen. Obwohl lieber nicht.

[Naldoxx]

Die Türkei unter Attatürk hat den Europäern große Zugeständnisse gemacht, trotz der gewonnen Schlacht in der Türkei gegen die Europäer hat Attatürk (gegen den Willen der eigenen Bevölkerung) den Status der Hagia Sophia in eine Moschee umgewandelt und auch im Mittelmeer gegenüber schwachen Griechen (Türkei hätte die ganzen Inseln innerhalb von 2 Tagen gegen Griechenland zurück erobert) nachgegeben, in der Hoffnung von den Europäern akzeptiert zu werden. In der anschließenden Phase hätte man die Türkei in europäische Institutionen aufnehmen sollen, wirtschaftlich aufbauen können und die Bevölkerung somit langfristig pro-europäisch gestimmt. Das hat man verschlafen oder man wollte es schlicht und einfach nicht.

Das ganze Gejammer jetzt aus Griechenland ist gefährlicher als die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee. Griechen zeigen damit, dass Sie einen desillusionierten Anspruch (in welcher Art auch immer) auf ein Territorium erheben, welches schon lange lange verloren ist und das gegen einen übermächtigen Gegner. Griechenland wird niemals in der Lage sein, sich den Türken alleine zu stellen. Türkei und die Türken waren und sind diesen seit 1.300 Jahren in allen Bereichen überlegen. Das ist hoffnungslos. Auch wenn es hart ist, der Grieche (auch der Europäer) muss diese Pille schlucken, vergessen was früher mal war und weiter leben.

Die Umwandlung in eine Moschee ist die logische Konsequenz der verpassten politischen Gelegenheiten aus Europa. Dass die Türkei für immer ein Bettler-Staat bleiben wird, ist eine arrogante Annahme von uns Europäern gewesen und verkennt die glorreiche Geschichte dieser Türken, bis zurück zu den Seldschuken. Türkei wird zu einer regionalen Macht zurückkehren und wahrscheinlich nicht pro-europäisch sein. Den Amerikanern ist es egal, dieser ist stark genug, aber vor Allem wir Europäer sind eigentlich daran interessiert die Nachbarn auf unserer Seite zu wissen.

[Almalexia]

Ja, die Griechen kann er vielleicht einschüchtern und vielleicht auch die Syrer aber sonst?

[Ajanna]

Also für die Jungs und Mädels, die sich über die Hagia Sophia aufregen: in deutschen Kirchen ist öfter noch das eine oder andere Plätzchen frei im Gottesdienst - trotz Abstandsregeln.

[Lemimus]

Ja, in der Zeit glaubt man eh nicht, dass "Gott" einen heilen kann. Es sei denn, "Gott" heißt Lothar Wieler und ist der Chef vom Robert-Koch-Institut.

[Ajanna]

Gott ist nicht verfügbar.