Zitat von
Luceija
Sie sah ihn nicht direkt an, sondern ihre beiden Hände. Wieder ineinander. Ihr Körper jedoch noch immer so ausgerichtet, als säßen sie fast gegenüber. Sie wollte ihn sehen, aber ihr verklärter Blick hätte es vielleicht eh nicht zugelassen und überhaupt: Die Haut dieser Frau kribbelte. Ihre Atmung wurde schwerer. Sie beobachtete Leif aus den Augenwinkeln, die Augen fielen zu, weil sie seufzte und sich sammeln musste. Da war abermals dieses schwere Lachen, sehnsüchtig auf der einen, schwer und leidend auf der anderen Seite. Sie liebte ihn für jedes einzelne Wort, für jedes bisschen Hoffnung, dass er hatte wenn sie keine sah. Für jedes bisschen Humor wenn sie nur hätte heulen können. Anstatt ihm direkt zu antworten jedoch...griff sie direkt zur Flasche, was einen widerwilligen Kontrast erzeugte. Sie, die hier saß, eigentlich schön, eigentlich so passend zu dieser Umgebung, jung, luftig, mit offenem Haar, einer für sie seltenen, aber dezenten Frisur, mit etwas Makeup, hergerichtet und doch authentisch genug...aber eben mit diesen Stiefeln und der nunmehr gesamten Flasche Marsala in der Hand. Den Flaschenhals umgreifend. "...hab ich dir nicht schon gesagt, dass du dieser hoffnungslose Romantiker bist?", fragte sie ihn, grinste zart, richtete den Kopf in seine Richtung, aber überdeckte diese Art von Schmerz nicht.
Sie hob die Flasche und trank direkt daraus. Kompromisslos, bevor sie sich zu ihm drehte. Ihm zu nah war. Ihre freie Hand machte sich selbstständig, als sie seine Wange streichelte. Ungefragt. Kurz. Aber dieser Alkohol brachte vieles hervor, was sie besser begraben gelassen hätte. Auch, nein, vor allem, als sie sich auf ihn zu bewegte, diesen kurzen, ja, vielleicht etwas zu freundschaftlichen Kuss auf seiner Wange hinterließ, ehe sie die Hand wieder entfernte. Lippen pressten sich gegeneinander. Kurz darauf: Neuer Alkohol rutschte aus der Flasche über ihre Lippen hinweg. "Iss dein Cannolo. Wenigstens eins.", bat sie. "Dann zeig ich dir ein paar Clubs die du mit Sicherheit nicht in Stockholm findest." Sie würde nie beschreiben können, wie sehr sie ihn noch immer liebte. Jede Minute mehr. Und für jeden Kuss, den sie nicht geben konnte, für jeden Blick, dem sie ihm nicht zumuten wollte, war es ein Schluck Alkohol mehr.