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    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline

    Auf dem Platz der Armenspeisung

    Der Magier musste schmunzeln.
    Gedankenversunken strich er sich mit seiner schwieligen Hand ums Kinn und die Stoppeln raschelten leise. Es war doch schon ein wenig seltsam aber der alte Handwerkerspruch „Arbeit zieht Arbeit nach sich“ schien sich wieder einmal zu bewahrheiten. Nachdem in dem Schreiben des Adepten Horkas die Rede von einem … er nestelte den Brief hierfür noch einmal aus seiner Brusttasche und las nochmal … „einen kleinen Schrein“.
    Wer auch immer für dieses Vorhabens letztendlich zuständig war, er würde wohl damit rechnen müssen, dass je nach Umfang ein paar Forderungen entstehen würden. Wombel hatte sich zum Schrein selbst schon Gedanken gemacht und das Holz was er für diesen benötigen würde, hatte er schon längst geschlagen. Den Schrein selbst hätte er aus dunkelrotem Kirschbaum und hellem, fast weißen Ahorn angedacht, eine Quaderförmige Konstruktion, vielleicht einen Meter auf zwei Meter Kantenlänge. Rechts und links in der Konstruktion eingelassene Steinplatten für Kerzen, Bücher und dergleichen.
    Wäre es nun tatsächlich nur um den Schrein gegangen so hätte er selbstverständlich keinerlei Kosten in Rechnung gestellt, immerhin war er als Teil der Adanos Diener stets bereit die Gemeinschaft in jedem Fall und in jeder Form zu unterstützen. Allerdings – und dabei schmunzelte er noch immer, schien sich Horkas augenscheinlich sehr intensiv mit dem Vorhaben beschäftigt zu haben. Immerhin wurde aus dem angekündigten kleinen Schrein aus dem Brief nun ein kleines Stadtviertel inclusive eines kleinen Hospitals und einer angegrenzten, kleinen Gaststätte.

    „Also, Adept Horkas …“ sprach der Zimmermann den Adepten an.
    „Ihr habt euch intensiv mit dieser Aufgabe befasst und ich möchte euch gerne meine Überlegungen hierzu mitteilen.“
    Wombel begann nun ausführlich seine ersten Gedanken zu umreißen und erklärte dem Adepten in ruhigem Ton, was für die Umsetzung dieses Vorhabens nötig wäre.

    Zunächst müsse man im Wald vor Stewark einige Festmeter Holz schlagen, Bretter und Balken sägen und in der Nähe trocken lagern. Weiterhin brauche man von der Schmiede eine große Anzahl von Nägeln, Eisenwinkeln und diversen Metallteilen für die Befestigung. Aus diesen Rohstoffen gezimmert, werde man drei hölzerne, quadratische Plattformen an besagtem Rande des Marktplatzes auf dem Boden platzieren. Diese sollten als ein etwas angehobenes Fundament dafür sorgen, dass unter Anderem bei einem Regen kein Wasser, als auch kein Getier von unten zu befürchten sei. Im nächsten Schritt wären für die drei Gebäude jeweils vier stabile Eckpfeiler von Nöten, die als Täger der drei Dächer dienen sollten. Anschließend wären die Dächer selbst zu zimmern und zu guter Letzt wäre noch die eine oder andere Wand, die die Blockhütten nach den verschiedenen Seiten vor Wind und Wetter schützen sollte herzustellen.

    „Ich könnte mir beispielsweise die linke Hütte für das Lazarett, die mittlere Hütte für den Schrein und die rechte Hütte für den Gastraum für die Speisung vorstellen.“ Fügte der Magier abschließend hinzu und lies seinen Blick auf Horkas ruhen.
    „Was denkt ihr über diese Ausführungen?“

  2. Beiträge anzeigen #102
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline

    Auf dem Platz der Armenspeisung

    Gespannt und fasziniert lauschte Horkas den Ausführungen des Handwerksmeisters, wobei seine Mundwinkel rasch nach oben schossen und der Begeisterung und Faszination Ausdruck verliehen, die er bei den Schilderungen Wombels verspürte. Auf der anderen Seite legte sich seine Stirn nach und nach immer stärker in Falten, die das heftige Grübeln und Nachdenken symbolisierten, die nötig waren, um grob Kosten und Aufwand zu überschlagen. In seinem Kopf hatte sich das alles so naiv und einfach angehört, aber als der Wassermagier mit seinen Ausführungen fort fuhr und Detail an Detail reihte und Ideen für die Vorgehensweise unterbreite, wurde dem Adepten bewusst, dass sein Ganzes Vorhaben doch deutlich komplexer geworden war, als er es sich ursprünglich erträumt hatte.

    "Ich bin einfach begeistert, wie ein Bildhauer, der aus meinen groben Beschreibungen eine filigrane Statue in den Stein gehauen hat, so habt ihr meine schwammigen Ideen genutzt und ein klares Konzept formuliert. Ich kann es mir förmlich bildlich vorstellen - danke vielmals Meister. Dies wäre sicher eine wunderbare Anlaufstelle für alle Gläubigen und Noch-nicht-Gläubigen in dieser Stadt" , sprudelte es aus dem Jäger heraus, während er begann darüber nachzudenken, welche Novizen und Adepten sich noch als freiwillige Helfer einspannen ließen, damit die Kosten nicht zu sehr explodierten, bevor er ergänzte: "Ich habe gehört, dass der selbst-ernannte 'Meister-Holzfäller' Borius aus Setarrif sich in der Nähe mit seinen Gehilfen niedergelassen hat. Vielleicht könnte man ihn noch als Unterstützung anwerben. Er reicht zwar sicherlich nicht an eure handwerklichen Künste heran, aber so wie ihr das geschildert habt, müssen wir ja auch einiges an hochwertigen Holz produzieren."

    Damals hatte der Jäger, Borius den Holzfäller, den Krieger Ronsen, den Diener Adanos' Faraday und noch einige weitere Freiwillige begleitet, um Holz für irgendein Bauprojekt von Hyperius zu besorgen. Borius war zwar manchmal ein Griesgram, aber er verstand sein Handwerk und für einen guten Tropfen Alkohol und eine vernünftige Bezahlung, wusste er sich wirklich gut einzubringen und auch die unerfahrenen Tagelöhner anzuleiten. "Ich werde wahrscheinlich noch ein bisschen mehr Gold im Haus der Magier beantragen müssen, aber ich freue mich an eurer Seite und unter eurer Anleitung dienen zu dürfen, Meister Wombel. Eure Schilderungen klingen großartig und wenn es noch andere Dinge gibt, die ich tun kann, bitte teilt sie mir und ich setze sie um, sobald ich kann.", rief der junge Mann fast begeistert aus, denn endlich tat sich etwas in Stewark und er hatte wieder eine sinnstiftende Aufgabe.

    Hyperius

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #103
    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Auf dem Platz der Armenspeisung

    Der Zimmermann kratzte sich am Kopf.
    Einerseits war er natürlich erfreut, dass er den Adepten Horkas so schön mit seinen Ausführungen abholen konnte. Andererseits wurde Wombel nun aber auch gewahr, dass er mit seinen Vorschlägen nicht eben die günstigste Variante des Vorhabens gewählt hatte. Aber insgesamt kam er selbst zu der Erkenntnis, dass die Menschen genug Leid durch den Krieg haben erfahren müssen. Wenn hier jetzt so etwas wie ein Zeichen gesetzt werden sollte, dann sollte dies in einem vernünftigen Maß getan werden.
    Wenn die Hilfesuchenden zum Schrein kommen, und unter der Obhut der Wassermagier Schutz und Nahrung bekommen sollten, dann – und das war für Wombel sonnenklar – dann durfte dies nicht auf nacktem Boden und unter einem provisorischen, flatternden Zeltdach sein.

    Er seufzte ein wenig und sah Horkas ernst an.
    „Wir haben jede Menge Arbeit, junger Mann.“ Sagte Wombel und legte sich bereits ein weiteres Mal einen Plan in seinem Kopf zurecht.
    „Zunächst einmal müssen wir klären, wie viele Leute wir überhaupt zusammentrommeln können und wer was machen kann. Ich für meinen Teil kümmere mich um das Holz.“
    Horkas sah den Magier freudestrahlend an und Wombel fuhr fort.
    „Bei meiner Werkstatt liegen immer ein paar Festmeter abgelagertes Bauholz bereit, diese können wir für das Bauprojekt heranschaffen und nutzen. Allerdings müssen wir die Menge die wir meinem Lager entnehmen, wieder durch Rodung auffüllen. Also transportieren wir das Lagerholz als nächstes hierher und fällen dann ein paar dutzend Bäume und füllen meinen Lagerplatz wieder auf.“

    Schmunzelnd sah Wombel zu, wie der Adept sich eilig ein Pergament gegriffen hatte und sich in Stichworten einige Notizen niederschrieb.
    „Wenn wir das Bauholz hier haben brauchen wir die Rohstoffe aus der Schmiede, ein paar Leute für Verpflegung und Organisation und dann sollten zu guter Letzt wenigstens noch zwei oder drei handwerklich begabte Leute hier sein und mir beim Bau der Podeste und Häuser helfen. Und … naja, für jetzt ist zunächst mal gut. Das Weitere sehen wir dann wie es kommt. Was meint ihr dazu, Adept Horkas?“

  4. Beiträge anzeigen #104
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Auf dem Platz der Armenspeisung

    Bei den Ausführungen des Handwerksmeisters hatte der Adept des Wassers schnell ein Stück Papier und einen Kohlestift herausgeholt und versucht die wichtigsten Sachen mit zu notieren. Er fühlte sich gebraucht und so musste er nicht mehr zwar motiviert, aber größtenteils Konzeptlos etwas Gutes tun, sondern konnte sich ganz in den Dienst eines anderen stellen. Horkas selbst hatte natürlich jede Menge Ideen und wollte sich einbringen, aber sonderlich weit hatten diese ihn alleine nie gebracht. Deshalb war es gut gewesen, dass er sich dem Wassermagier Wombel anvertraut hatte. Dieser hatte seine Idee nicht nur gut geheißen, sondern die Planung auf ein ganz neues Level gehoben.

    Nachdem die beiden Männer zunächst das Was - welche Gebäude mit welcher Funktion - diskutiert hatten, widmeten sie sich nun eher dem Wie, Wer & Wie viele - mit welchen Materialien, mit welchen Fähigkeiten und in welchem Umfang sie die Leute einsetzen wollten. "Eure Ausführungen klingen fabelhaft, Meister Wombel", begann er, nachdem er die letzten Worte des anderen notiert hatte und schob dann nach, "Ich denke, dass ich Flugblätter erstellen werde, um die Leute innerhalb von Stewark, im Orden und in der Umgebung darüber zu informieren. Vielleicht finden wir so einige Freiwillige für die einfachen Tätigkeiten und auch ein paar qualifizierte Handwerker, die gegen Entlohnung ihre Dienste anbieten.

    Kurz wartete der Adept noch ab, wie sein erfahrenes Gegenüber reagiert, aber als dieses zustimmend lächelte und das Ganze noch mit einem bedeutungsvollen Kopfnicken untermalte, wusste Horkas, dass es nun an ihm war, die Vorbereitungen zu treffen, um Leute zu mobilisieren, während der Handwerker sicherlich die Pläne weiter ausarbeiten musste. "Ich freue mich, dass wir uns in Zukunft täglich bei euch oder hier auf der baldigen Baustelle sehen werden, Meister.", sprach der Jäger und deutete eine Verbeugung zum Abschied an, eher er zum Abschluss noch ergänzte, "Ich werde nun beginnen die Flugblätter vorzubereiten und diese in der Umgebung zu verteilen."

    Kurze Zeit später saß der junge Mann zufrieden an seinem kleinen Tisch in seinem Kämmerchen und blickte zufrieden auf den Entwurf des Flugblattes herunter. Zusammen mit ein paar anderen Novizen würde er dies vervielfältigen und im Orden, in Stewark, in der Umgebung und bei der Taverne zur Gespaltenen Jungfrau verteilen:

    Ein Bauprojekt in Stewark - für Stewark
    Um den vom Chaos gebeutelten Menschen eine Stütze zu sein, bis sie wieder auf eigenen Beinen stehen können, wollen wir eine Einkehr für all jene bieten, die arm sind oder Hilfe benötigen. Es entsteht ein Schrein, eine Armenküche und ein kleines Behandlungszimmer im Namen von Adanos' um sich um jene zu kümmern, die Hilfe bedürfen.

    Wir suchen Freiwillige für den Dienst am Nächsten, aber auch Tagelöhner und qualifizierte Kräfte, die sich in einer der folgenden Tätigkeiten einbringen wollen:

    Holzfällerei
    Steinmetz
    Schmiedekunst
    Schreinerei
    Baukunst
    Transport von schweren Gegenständen

    Wer Interesse hat kann sich in der Holzfällerei in der Nähe von Stewark bei Meister Wombel oder in Stewark beim Haus der Magier beim Adept Horkas melden.

    Möge Adanos euch schützen!


    Hyperius

  5. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #105
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    Vor den Toren Stewarks

    Die Abenddämmerung brach mit einem ungewöhnlich schönen Farbenspiel am Horizont herein und Wombel war mittlerweile wieder auf dem Weg zurück zu seiner Werkstatt. Es war ein langer Tag gewesen und die Planungen die Der Adept Horkas und Wombel miteinander zu besprechen hatten, waren ziemlich umfangreich.
    Schlussendlich konnten die nächsten Schritte zum Bau der Unterkünfte für die Bedürftigen nun beginnen, wenngleich es zunächst einmal um die generelle Bestandsaufnahme ging.

    Der Adept hatte sich gewissenhaft Notizen gemacht und vorgeschlagen, dass man das Projekt mittels Flugblättern bekannt machen könne. Auf diese Weise sollte die Anzahl der Helfer die sich bereit erklären würden etwas beizusteuern erhöht, und somit eine hochwertige und effizientere Umsetzung gewährleisten.
    Der Zimmermann konstatierte sich bei diesen Gedanken insgeheim selbst, dass Horkas einen präzisen und analytischen Verstand, als auch einen gefestigten Charakter besaß. Die Vorschläge die der Adept hervor brachte hatten Hand und Fuß und darüber hinaus war er um das Wohl seiner Mitmenschen besorgt. Wombel war sich sicher, dass Horkas seinen Weg in den Reihen Adanos abschreiten würde. Genau diesen Elan und diese Bereitschaft etwas zu bewegen zeichneten den Weg des Wassermagiers aus.

    Wombel war in seinem Heim angekommen, allerdings wollte er mit der Bestandsaufnahme der bei ihm vorrätigen Hölzer noch bis zum nächsten Tag warten. Es wurde bereits dunkel und er erinnerte sich in dem Moment an sein Wasserfass. Kurzerhand krempelte er den Ärmel seiner Robe hoch, fischte sich eine kalte Flasche Bier heraus und lies sich ächzend auf die Holzbank vor seinem Haus nieder.
    „Feierabend. Morgen früh geht’s weiter.“ Brummte er zufrieden und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche.

  6. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #106
    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Wombels Werkstatt

    Der Holzfäller war früh aufgestanden. Normalerweise begann er den Tag geruhsamer, was einerseits dem für seine Arbeit nötigen Tageslicht geschuldet ist, aber er musste sich selbst darüber hinaus eingestehen, dass er so langsam etwas in die Jahre gekommen war. Bei manchen anstrengenden Arbeiten, als auch beim Kampf mit dem Stab musste er sich eingestehen, dass es öfter mal ordentlich knirschte und knackte in den Gelenken. Außerdem griff er mittlerweile bei schwerem Gehölz auch immer öfter auf Winden, Hebezeuge und Flaschenzüge zurück.

    Nun jedoch stand er in seiner schweren Lederkluft vor den Festmetern an Holz, die er vor seiner Werkstatt überdacht eingelagert hatte. Auf ein Stück Pergament notierte er die jeweiligen Mengen und die Lagerzeit, die das Holz nun schon hier lagerte.
    „Das wird wohl nicht ganz reichen.“ Sagte er vor sich hin und kratzte sich am Kopf.
    Gedanklich malte er sich die Konstruktionen aus, rechnete seinen Bestand dagegen und stellte schlussendlich fest, dass es für die Böden und die Dächer wohl grob reichen würde. Allerdings nicht für die Wände, Beplankungen und den restlichen Konstruktionen.
    „Nunja, wird schon werden. Wenn wir das Holz von hier wegschaffen, dann müssen wir ohnehin für Nachschub sorgen. Egal ob das jetzt oder später ist.“ Überlegte er laut vor sich hin und sah hinüber nach Stewark.

    Er bemerkte einen Mann, der augenscheinlich auf dem Weg zu seiner Werkstatt war. Der Holzfäller trat ein paar Schritte ums Haus und traf den ankommenden Menschen unter seinem ausladenden Vordach.

    „Da bin ich.“ Sagte der Mann.
    „Nun … ähm … ja. Das seid ihr.“ Sagte Wombel stirnrunzelnd und es trat eine kleine Pause ein, in der der Mann den Holzfäller fast freudig anschaute. Aber da der Fremde keinerlei Anstalten zu machen schien um weitere Einzelheiten preis zu geben, ergriff noch einmal Wombel das Wort.
    „Guter Mann. Es wäre von Vorteil, wenn ihr mich über eure Absichten aufklären könntet.“ Der Magier war leicht verwirrt.
    Wieder entstand eine kleine Pause und Wombel fragte sich insgeheim ob er vielleicht irgendwo unbeabsichtigt eine Zeche geprellt hatte und der Mann vielleicht hier war um sein Geld einzufordern. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern und daher fragte er den Mann noch einmal:
    „Also. Was wollt ihr von mir?“ Der Mann der mittlerweile ebenfalls leicht verwirrt blickte, schien aber mit einem Mal zu verstehen, nestelte ein ziemlich mitgenommenes Stück Zettel aus seiner Hosentasche und reichte es dem Magier.

    Wombel nahm den Zettel, glättete das Papier mit seinem Handballen ein wenig an der Hüttenwand und sah zu seinem Erstaunen, dass Horkas über Nacht fleißig gewesen sein musste. Es war ein Flugblatt über eben jenes Projekt, welches die beiden Diener Adanos ausgiebig besprochen haben.
    Die Lippen des Magiers kräuselten sich zu einem Schmunzeln und der Groschen war gefallen. Zufrieden gab er dem Mann den Zettel wieder zurück und wandte sich wieder dem Mann zu.
    „Nun denn guter Mann, bitte stellt euch einmal vor, nennt mir euren Namen und Beruf und was genau euch für unser Bauprojekt vorschwebt.“

  7. Beiträge anzeigen #107
    Ranger Avatar von Bewohner Setarrifs
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    Bewohner Setarrifs ist offline

    Wombels Werkstatt

    Endlich wieder was richtiges zu tun - der junge Mann hatte sich wirklich sehr gefreut, als er das Flugblatt für das Bauprojekt in die Hand bekommen hatte. Dass er dabei vielleicht ein paar Münzen machen konnte, spielte sicher auch eine Rolle, aber es gab ihm viel eher noch das Gefühl, dass er etwas sinnvolles mit seiner Zeit anfangen konnte. Die letzten paar Jahre, sie waren schattig, trüb und trostlos, wenn sie vor den Augen des ehemaligen Einwohners der mächtigen Stadt Setarrif vorbeizogen. Flucht vor Drachen und Monstern, Zerstörung der Heimat, eine behelfsmäßige Zwischenstation in und um die Silberseeburg, dann wieder Flucht.

    Ilyas war auf Argaan aufgewachsen, hatte eine schöne Kindheit in der Küstenstadt verbracht nie viel von den politischen und kriegerischen Revolten der Welt mitbekommen, bis vor etwas mehr als 10 Jahren die Myrtaner auch auf die Insel gekommen waren. Einige waren nett und freundlich gewesen und hat sich bemüht, sich einzubringen wie die Diener Adanos' und die Krieger und Söldner, die sich in den Dienst der Akademie und König Ethorns gestellt hatten; andere hingegen kamen mit eigenen Zielen von Eroberung und Herrschaft - die Soldaten die sich in Thorniara breit gemacht hatten und versuchten die ganze Insel zu unterjochen. So gab es immer wieder Kämpfe und weil die Städte stritten, konnten die Monster triumphieren und er war seiner Heimat beraubt worden.

    Dies waren Stunden und Tage, in denen Ilyas am Liebsten aufgegeben hätte, aber für seine damals schwangere Frau musste er weitermachen, sie gab ihm Hoffnung, er durfte nicht aufgeben und so flohen sie gemeinsam in die Silberseeburg mit vielen anderen Bewohnern aus seiner alten Heimat. Wirklich angekommen waren sie dort nie und seine Fähigkeit als Barbier wurde zwar gebraucht, aber in einer Kriegssituation mussten ohnehin meist die magischen Heiler ran, also hatte er sich auf den Feldern eingebracht, um seine Familie zu ernähren. Doch auch nicht viele Winter später musste dieses Mal aufgrund kriegerischen Handlungen die Burg aufgegeben werden und sie waren nach Stewark gezogen.

    In Stewark gab es nicht viel zu tun für so jemanden wie den Barbier, die Stadt hatte bereits die meisten Fachleute und es lohnte sich nicht einen Laden aufzumachen, die Einheimischen waren den Fremden gegenüber immer noch misstrauisch, waren sie doch in der Vergangenheit Spielball und Verhandlungsmasse verschiedener Kräfte gewesen. Er selbst gab nicht auf, seine Frau Lydia und die kleine Tochter Sophia gaben ihm Kraft und Mut etwas Neues zu versuchen. Denn die Höfe im Umfeld waren entweder in der Hand der Einheimischen oder orkischen Plünderungen zum Opfer gefallen, dass er sich mal als Tagelöhner für den selbst-ernannten größten Holzfäller Setarrifs Borius oder als Gefährte auf der Jagd beim Adept Horkas einbrachte. Dies brachte ein wenig Gold, damit man sich zumindest etwas besseres für die Tochter leisten konnte, die Familie selbst war aber stets, wie auch viele andere der Flüchtlinge auf Hilfe und Almosen angewiesen.

    Ilyas schätze die Armenspeisung sehr und auch was die Diener Adanos' in Stewark taten, festigte seinen Glauben mehr, als es zu der Zeit in Setarrif der Fall war. So hatte er sich aufgemacht, den Holzfäller Wombel zu suchen, denn dieser stand neben Horkas nicht nur für eine Aufgabe, oder ein paar schnelle Münzen, sondern für einen Sinn und ein Ziel, das langfristig die Situation in der Stadt verbessern konnte und vielleicht die verbliebene Lethargie und Apathie auf den Straßen beseitigen könnte.

    "Ich bin Ilyas, gelernter Barbier, hab mich aber auch auf den Feldern bei der Silberseeburg verdingt, in letzter Zeit helfe ich dem Adept Horkas bei der Jagd oder dem großen Borius beim Holzfällen. Man kann also sagen, ich kann vieles ein bisschen, aber nichts so richtig - wie eine Ente", verkündete der junge Mann und deutete mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht eine leichte Verbeugung an, Ich finde dieses Projekt ganz großartig und hoffe ihr findet Verwendung, für eine Ente wie mich

    Hyperius

  8. Beiträge anzeigen #108
    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Maris ist offline

    Haus der Magier - Ein unerwartetes Wiedersehen

    "Das nenn ich mal eine Überraschung!"
    Kopfschüttelnd blickte Maris auf den Wassermagier, der seit so vielen Jahren scheinbar ohne jegliche Hoffnung auf Rettung in der Heilkammer geschlafen hatte - und nun stand Hyperius einfach so vor ihnen. So viel zu dem Thema, dass er niemals sprachlos ob der Wunder der Magie war. Das hier machte ihn sprachlos, und in Hyperius' Genesung steckte eine gewaltige Menge magischer Wunder, so viel war sicher. Wenn er ehrlich war, hätte Maris nie gedacht, je wieder ein Wort mit dieser guten Seele des Wüstenvolks wechseln zu können. Er hatte es stets bewundert, mit welcher ausdauernden Hingabe sich Aniron um Hyperius gesorgt und stets alles in der unerschütterlichen Hoffnung hergerichtet hatte, er würde eines Tages die Augen wieder öffnen. Dafür liebte er seine Frau, und nicht nur um Hyperius' Willen, sondern auch für sie erwärmte es ihm das Herz, dass all das Hoffen und die Mühe nicht umsonst gewesen war.

    Die Umarmung des Erzdekans kam überraschend, aber er stimmte gerne in die herzliche Grundstimmung ein und erwiderte den Druck. Erinnerungen an vergangene Begegnungen kamen in ihm auf - ganz besonders an eine, die wahrlich nicht zu Maris' rühmlichsten Taten gezählt hatte. Damals, nur wenige Monate nach ihrem Umzug aus Al Shedim nach Argaan, hatte er seinen Sippenbrüdern und -schwestern geholfen, eine gewaltige Menge von Gold aus dem Fundus des Kreises des Wassers zu stehlen. Dieses Gold hatte die Sippe dem Kreis des Wassers zuvor noch in Al Shedim vermacht, doch er hatte es stets im Besitz des Wüstenvolkes und nicht des Argaaner Kreises gesehen. So weit nichts, was ihm ein schlechtes Gewissen bereitet hätte, doch Hyperius hatte sie bei ihrem heimlichen Raubzug überrascht. Maris hatte überrascht, bewusstlos geschlagen und allein in einer magisch versiegelten Kammer zurückgelassen - mit Sicherheit nicht seine Glanzstunde.
    Dieser Moment war das erste Mal gewesen, dass die Erinnerungen des alten Priesters Belshazzar sein Handeln dominiert hatten. Die Besessenheit von diesem Geist der Vergangenheit hatte erst ein Ende gefunden, als der Große Löwe Belshazzars Manifestation zerrissen und Maris von seinem unheiligen Einfluss befreit hatte. Seitdem hatte sich viel geändert - er hatte sich der Magie der Natur geöffnet, neue Kämpfe mit den Mächten der Natur und selbst einem Drachen ausgetragen, und nicht nur eine Narbe zeugte von seinem ständigen Machtkampf mit dem Großen Löwen. Das unübersehbare Zeugnis dieses Zweikampfes - das erblindete, völlig trübe rechte Auge - betrachtete Hyperius von oben bis unten. Es sah keine gewöhnlichen Formen oder Farben, sondern den blanken Strom der Magie im immer noch schwachen Leib des Erzdekans; ungeordnet, schwach, doch mit jeder Minute mehr erstarkend. Ein sehr breites Lächeln legte sich auf die Züge des Nomaden.

    "Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich so zu sehen."
    Als die Sprache auf die offenbaren alchimistischen Experimente fiel, winkte Maris beiläufig ab. "Das kann warten. Tin wollte mir nur dabei helfen, meinen... sagen wir, meinen Horizont zu erweitern."
    Er musste zugeben, dass die Formulierung im Angesicht einer Phiole mit Graukopf-Fledermaus-Gift so wirkte, als würde der oberste Wassermagier ihn auf einen ganz besonders wilden Ritt durch das Wunderland des Drogenrauschs schicken. Doch wenn er bedachte, wie viel Hyperius verpasst hatte, war etwas Zurückhaltung hier vielleicht der schonendere Weg für den immer noch geschwächten Freund.
    "Ich glaube, ich sollte dir und uns allen zur Feier des Tages ein ordentliches Festmahl bereiten, oder was denkt ihr?", schlug er vor und blickte abwechselnd zu Aniron und Tinquilius. "Gibt es von Heilerseite her irgendwelche Einschränkungen, was Hyps Ernährung betrifft? Ich hoffe, es gibt keinen verordneten Zwang zur Abwesenheit von Geschmacksexplosionen, oder?"

  9. Beiträge anzeigen #109
    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
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    Tinquilius ist offline

    Haus der Magier

    Nachdem er den Erzdekan wieder aus einer Umarmung gelassen hatte und dieser auch Maris freundschaftlich begrüßt hatte, war der Oberste Wassermagier dennoch weiterhin ganz außer sich und wusste gar nicht, wie er das Ereignis einordnen und vor allem verarbeiten sollte.
    So lange war er nicht mehr unter uns, so lange weg von uns. Und jetzt dann steht er vor uns? Bei Adanos, ein Wunder!

    Fast hätte Tinquilius ein wenig gelacht, als er Maris‘ erklärende Worte gehört hatte zu dem Thema, das sie vor Hyperius‘ Ankunft beschäftigt hatte. So kann man es auch ausdrücken.

    „Also, von Heilerseite habe ich keine Bedenken, solange Hyperius hier sich nicht übernimmt. Geschmacksexplosionen sind auch gut, wenn sie dir zusagen, mein lieber Hyperius“, sprach er den Erzdekan nun direkt an, „das Wichtige ist das Maß. Dein Geist und Körper sollen ausreichend angeregt werden, sie sollten aber beide nicht überfordert werden.“

    Tinquilius schaute in die Runde und war sich direkt bewusst, dass seine Worte nicht die gewünschten Worte waren. Zumindest war dies sein erster Eindruck.
    „Nun ja, aber vielleicht wollen wir mal nicht so sein und wenn Maris schon anbietet ein ordentliches Festmahl zu bereiten“, fuhr er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen fort, „dann soll dein Körper sich einfach mal daran ausprobieren, findest du nicht auch, Aniron?“

  10. Beiträge anzeigen #110
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline
    "Guten Tag, Adanos' zum Gruße. Mein Name ist Horkas und ich bin ein Adept des Wassers. Vielleicht haben Sie es schon mitbekommen, aber wir errichten momentan ein Gebäude für die Armenspeisung, Krankenpflege und ein Schrein für das Gebet. Dafür sind wir auf der Suche nach Spendern und Unterstützern, die mit Gold, eigener Kraft und Fähigkeiten oder Waren diese Bestrebungen für die Allgemeinheit unterstützen wollen.", sprach Horkas mit freundlicher Stimme und einem Lächeln, dass er sich ob all der Fehlschläge mittlerweile auf das Gesicht zwingen musste, war aber froh, dass er dieses Mal zu Ende sprechen konnte und nicht bereits vorher die Tür vor der Nase zugeschlagen bekam.

    "Wir haben nicht viel, das wir geben können, die allgemeine Lage der Insel hat sich auch negativ auf unsere Geschäfte ausgewirkt. Aber meine Frau wird sicher in den nächsten Tagen mal vorbeikommen und ein paar selbstgemachte Speisen für die Handwerker vorbeibringen. Ihr macht das schon gut, aber das ist alles, was wir verkraften können.", antwortete der alte Gemischtwarenhändler, während seine raue Hand aufmunternd auf die Schulter des Adepten klopfte. Dies vertrieb das gezwungene Lächeln aus dem Gesicht Horkas' und er strahlte freudig, als er sich dankbar verbeugte: "Dies hilft sehr, Adanos' möge euch segnen."

    Während der Jäger unterstützt von einem anderen Novizen von Haus zu Haus bei den Handwerkern, Händlern und besser betuchten Einwohnern Stewarks um Unterstützung bat, war Wombel bereits mit den Helfern auf dem Platz aktiv geworden. Ilyas, Wombel, selbst der arrogante Borius hatten sich regelmäßig eingefunden und Holz in den Stadt transportiert und mit einer Reihe von wechselnden Helfern, die manchmal nur einen Tag, oft nur wenige Stunden unterstützten, die Bauarbeiten voranzutreiben. Es ging voran, aber es fehlte insbesondere noch an Fachleuten und Menschen, die sich längerfristig auf der Baustelle einbrachten und so wurde neben den Flugblättern die etwas direktere Ansprache an der eigenen Haustür gewählt.

    "Guten Tag, Adanos zum Gru..", begann er an anderer Stelle noch und dann war die Tür schon zu. Es hatte sich wohl schon rumgesprochen, dass nach Hilfe gesucht wurde und wer nicht geben wollte, der beendete das Gespräch am Liebsten schnell, um nicht Gefahr zu laufen sich noch überreden oder das Herz erweichen zu lassen. "... und ein Schrein für das Gebet...", kam der Adept an einer anderen Tür ein bisschen weiter nur bevor die schrille Stimme eines älteren Fräulein ihn harsch unterbrach: "Ihr besetzt uns und wollt dann auch noch einen Schrein von dem Götzen aufstellen, wo Innos doch der einzig wahre Gott ist. Nein danke." Nachdem dieses Unwetter mit der blitzenden Stimme begonnen hatte, folgte kurz darauf das Donnern der Tür, aber wenigstens spielte das Wetter mit, so dass der Diener des Gleichgewichts nicht im Regen zurückbleiben musste.

    Niedergeschlagen und etwas betrübt, lenkte der Adept rasch seine Schritte zu seiner Unterkunft und dann für den Kampf gerüstet in Richtung des Stadtausgangs. Reden war noch nie seine große Stärke gewesen und er hoffte, dass sein Kollege etwas erfolgreicher gewesen war. Es brauchte einen charismatischen Redner, der die Massen begeisterte oder zumindest ihren Zorn und ihre Abneigung beruhigte. Einige der Wassermagier waren in den Kämpfen der letzten Jahre gefallen, die meisten verbliebenen kümmerten sich um Forschung und alltägliche Aufgaben, das Gebet und der Glaube musste wieder geweckt werden. Dies lag jedoch nicht in seiner Möglichkeit; Wombel bot ein gutes Beispiel als anpackender Diener Adanos', die Priester bei der wöchentlichen Essensausgabe und ihre Gebete halfen ein wenig, aber wahrscheinlich müsste Tinquilius' oder einer dem einfachen Volk verpflichteten Prediger mal ein größeres Fest ausrichten. Hyperius hatte so etwas gekonnt und war auch ruhig geblieben, wenn alle gegen ihn waren, aber das war aktuell wohl keine Option, denn der ehemalige Erzdekan lag noch immer im Koma. Und mit diesen Gedanken, stahl er sich hinaus in den Wald um ein wenig Fleisch für die Arbeiter zu besorgen.

    Hyperius

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Aniron hatte die Stirn in Falten gelegt, als ihr Ehemann davon sprach, dass Tinquilius ihm helfen wollte, seinen Horizont zu erweitern. Natürlich hatte sie die Phiole gesehen, die wahrscheinlich keinen Nektar enthielt, sondern sicherlich etwas weitaus Gefährlicheres. Sonst wäre Maris nicht hier gewesen. Würde sie es hinterfragen? Nein, lieber nicht. Das machte sie selten. Sie kannte ihren Gatten und hatte Zeit ihres Lebens auf seinen gesunden Menschenverstand vertraut. Oder wahrscheinlich eher einfach resigniert. Sie wusste eine Menge der Sachen nicht, die Maris so getrieben hatte und würde auch nicht danach fragen. Das war auch besser so. Nun, da Tinquilius involviert war, hoffe sie einfach, dass das ein gutes Zeichen war. Also kommentierte sie die Zusammenkunft der beiden nicht weiter, sondern konzentrierte sich auf Hyperius und damit auch Maris` hervorragenden Vorschlag.

    "Das ist eine wunderbare Idee", sagte sie. "Ich sehe das wie Tinquilius."
    Zufrieden klatschte Maris in die Hände, doch bevor er noch etwas sagen konnte, unterbrach Aniron ihn:
    "Aber eigentlich fällt mir etwas ein. Vielleicht sollten wir nicht nur ein Festmahl für uns machen, sondern vielleicht für alle? Vielleicht ein Fest für die ganze Stadt? Wann hatten wir denn das letzte Mal etwas zu feiern?"
    Sie blickte in die Runde und sah dann zu Hyperius: "Nun mal ganz ehrlich, wir haben zuerst Setarrif verloren und sind dann noch von der Silberseeburg hierher gezogen. Unsere Gemeinschaft hat Arges erlebt in den letzten Jahren. Aber das wäre doch einmal ein Grund, ein Fest für uns alle hier zu veranstalten. Die ganze Stadt soll feiern!"
    Dann bilckte sie entschuldigend zu Tinquilius: "Vorausgesetzt die Kasse gibt das her. Aber, wir könnten doch auch beim König anfragen. Wenn wir Hyperius` Erwachen als das erklären, was es ist, nämlich ein Wunder, das Adanos uns zukommen lassen hat, dann gibt es doch schließlich auch einen Grund, das begießen."
    In freudiger Erregung über diese Idee hob Aniron aufgeregt die Hände: "Was denkt ihr?"

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline
    Yarik kippte sich den scharfen Schnaps in einem Zug in die Kehle und spülte mit einem Schluck Bier nach. Er saß an einer der langen Seitenbänke des Wirtshauses; ein paar weitere Männer hockten ebenfalls an dem Tisch, aber sie wechselten keine Worte miteinander. Das war nichts Ungewöhnliches; die Leute merkten meist recht schnell, dass Yarik nicht wegen der Geselligkeit in der Schenke saß.
    Ganz anders Brandon. Er hatte die Laute ausgepackt und spielte gerade ein bekanntes Trinklied voller eindeutig zweideutiger Anspielungen, das die Gäste zum mitgrölen animierte. Eines musste Yarik dem jungen Barden lassen – er hatte Talent. Obwohl die Taverne nicht allzu voll war, hatte er es geschafft, die Stimmung ordentlich anzuheizen. Dabei ließ er es sich auch nicht nehmen, hin und wieder dem Schankmädchen ein verschwörerisches Zwinkern zukommen zu lassen, was ausreichte, damit das ahnungslose Mädchen ihn mit ihren zu großen Fischaugen anhimmelte und beim Einschenken weniger konzentriert wirkte.

    Yarik winkte das Mädchen heran und orderte noch ein Bier. Er überlegte, ob er noch einen oder zwei Schnäpse draufpacken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Nachdem sie in Stewark angekommen waren, hatte er sich nach den Bauarbeiten erkundigt, wegen denen er hergekommen war, und auch schnell entsprechende Auskunft erhalten. Morgen früh sollte er bereits mit der Holzfällerkolonne losziehen und im Wald vor der Stadt Bäume schlagen – da sollte er sich mit dem Alkohol besser ein wenig zurückhalten.
    „Sonst noch etwas?“, fragte das Mädchen und nahm dabei den leeren Krug entgegen.
    „Nein… ah, doch, was kostet eine Übernachtung?“
    „Ein Silberkreuzer für den Schlafsaal. Drei Kupfermünzen für einen Platz im Stall.“
    „Ich denke, ich gönne mir heute mal Luxus“, sagte Yarik und schob eine Silbermünze über die Tischplatte, „Oh, und wenn ich dir einen Rat geben darf…“ Das Mädchen sah ihn fragend an. Yarik lurte kurz an ihr vorbei zu Brandon, der gerade mit einigen Gästen anstieß: „Halt dich von dem Barden fern. Ich mein es ernst. Er…“
    „Bist du mein Vater, oder wie?“, unterbrach ihn das Schankmädchen und zog verächtlich die Augenbrauen hoch, „Hab‘ ich was verpasst? Oder will der edle Herr nur meine Ehre beschützen? Uuh, das arme kleine Mädchen hat bestimmt keine Ahnung von der Welt! Alter… Kümmer‘ dich um deinen eigenen Scheiß!“
    Sie drehte sich abrupt um und stolzierte davon. Als sie an Brandon vorbeikam, berührte sie ihn ‚zufällig‘ – so, dass Yarik es mitbekommen musste. Yarik lehnte sich zurück und seufzte.
    Städte…

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline
    Das Lagerfeuer knisterte, raue Männerstimmen grölten schmutzige Lieder und lachten über nicht weniger schmutzige Witze, und sein Becher war randvoll mit kühlem Bier. Eigentlich war es kein schlechter Tag.
    Yarik war am Morgen mit der Holzfällerkolonne ausgerückt, über der Schulter eine schwere doppelköpfige Axt und eine Säge zum Entasten der Stämme. Sie hatten den ganzen Tag gearbeitet, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, unter der Leitung eines griesgrämigen alten Kerls namens Borius, der größte Holzfäller von Setarrif wenigstens bezeichnete er sich selbst so. Und jetzt, am Abend, genossen die Arbeiter die freie Zeit im milden Wetter des Frühsommers bei Lagerfeuer und Bier unter freiem Himmel.
    Die Arbeit war hart gewesen. Yarik spürte jeden Knochen in seinem Leib, jede einzelne Muskelfaser. Seine Augenlider waren jetzt schon schwer wie Blei. Aber es war ein gutes Gefühl – er würde schlafen wie ein Stein. Keine Träume. Keine Visionen.

    Er nahm noch einen Zug von dem Sumpfkrautstängel, den er sich von einem anderen Arbeiter gegen einen Becher Schnaps eingetauscht hatte. Das Zeug gefiel ihm. Es sorgte dafür, dass die Geister nicht ganz so nah zu sein schienen. Eine Illusion, dessen war er sich sicher, aber eine willkommene Illusion. Er fragte sich, warum das Kraut im Reich König Rhobars verboten war. Wem schadete es schon, wenn man ein wenig seine Nerven beruhigte? Die Herrscher des Königsreichs Argaan schienen damit jedenfalls keine Probleme zu haben.

    Brandon ließ sich neben Yarik auf den Baumstamm fallen, der ihm als Bank diente, und hob seinen Bierkrug. Yarik stieß an. Er war überrascht gewesen, als er Brandon am Morgen unter den Arbeitern entdeckt hatte, bewaffnet mit Axt und Säge, wie er selbst, statt mit seiner Laute. „Weißt du“, hatte der Barde ihm daraufhin schelmisch grinsend erklärt, „Die Leute haben gern Vorbehalte gegen Barden. Faulenzer, Schmarotzer… du weißt schon. Aber wenn man ihnen zeigt, dass man nicht nur Liedchen trällern kann, sondern auch mit anpackt, dann fressen sie einem am Abend aus der Hand. Man ist dann so zusagen ‚einer von ihnen‘ – und kann auch noch singen!“ Wie sich herausstellen sollte, hatte Brandon wieder einmal recht gehabt. Sobald er nach dem Arbeitstag seine Laute ausgepackt hatte, gehörte die Meute ihm. Er hatte wohl den ganzen Abend lang keinen einzigen Kreuzer für Bier, Schnaps, Sumpfkraut oder ein Stück Braten ausgeben müssen.
    „Hey, alles klar? Du sitzt wohl gern abseits? Alter Griesgram!“, grinste der Barde. Seine Aussprache war bereits etwas verwaschen.
    „Ich bin müde“, entgegnete Yarik knapp.
    „Ja, verdammt, ich werd‘ heute schlafen wie ein Toter!“, pflichtete Brandon ihm bei und gähnte ausführlich zur Bestärkung, „Ich fürchte, die gute Fanny wird sich heute mit sich selbst beschäftigen müssen.“
    Yarik sagte nichts. Wenn ihm eines auf die Nerven ging, dann war es Brandons ständige Prahlerei mit seinen Eroberungen. Ob Fanny die Schankmaid aus der Taverne war? Oder hatte der Spielmann schon wieder irgendein anderes blauäugiges Mädchen um den Finger gewickelt?
    Brandon kippte den letzten Schluck seines Bieres herunter und verabschiedete sich. Er hatte sich ein Zimmer in einem der Gasthäuser gemietet; Yarik nahm mit der Arbeiterunterkunft der Holzfäller vorlieb. Er sah dem Barden noch hinterher, während dieser leicht unsicheren Schrittes in Richtung Zugbrücke eierte.
    Ob Lysbeth auch auf so einen Kerl hereingefallen wäre? Falls ja, und er als Vater hätte es herausgefunden… Yarik nahm noch einen tiefen Schluck von seinem Bier.
    „Ich glaube, ich hätte dir die Beine gebrochen!“, knurrte er.
    Geändert von Yarik (09.06.2023 um 16:54 Uhr)

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Arzu ist offline
    Jetzt begriff Arzu, was die eigenartige Position Stewarks auf der Landkarte zu bedeuten hatte. Die Stadt lag nicht auf einer kleinen Insel vor der Küste. Sie thronte auf einem gigantischen Felsen, der aus dem Meer ragte. Wie hatten die Bauherren von einst das wohl fertig gebracht? Auf jeden Fall war es ein imposanter Anblick. Vor allem beantwortete es auch die Frage, weshalb die Myrtaner es sich gefallen ließen, dass die Inselbewohner sich nicht der Krone unterordneten. Dazu musste man kein taktischen Genie sein.
    Auf der Straße, die in die Stadt führte, kamen den beiden Reisenden allerhand Volk entgegen. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um Bauern oder vielleicht Handwerker. Oluf könnte sich vermutlich unter sie mischen und ohne viel Aufhebens in die Stadt gelangen. Arzu sah man hingegen auf den ersten Blick an, dass sie keiner körperlichen Tätigkeit nachging und zudem auch nicht aus der Gegend stammte. Insgeheim stellte sich die Varanterin deshalb schon auf neugierige Fragen ein.
    Vor ihnen überquerte eine Frau die lange Brücke. Unter ihrem Arm hing ein großer Korb. Sie winkte den Wachtposten zu und schritt ungehindert durch das Stadttor
    »Halt!«, rief eine strenge Stimme Oluf und Arzu entgegen, als sie über die Brücke kamen. Die Wächter am Tor trugen die gleichen Erdtöne wie die am Pass. Definitiv keine Myrtaner.
    »Euch habe ich hier noch nie gesehen! Wer seid ihr und was wollt ihr in Stewark?«
    »Wir sind Reisende vom Festland.«, ergriff Arzu schnell das Wort. »Ich habe gehört, dass es hier Wassermagier gibt.«
    »Vom Festland also.«, antwortete der Torwächter und beäugte sie kritisch. »Euch ist hoffentlich klar, dass Speichellecker Rhobars hier nicht willkommen sind.«
    »Ich stamme aus Varant und habe mit den Myrtanern nichts zu schaffen. Und mein Wegbegleiter kommt aus Nordmar.«
    Die Wache musterte jetzt Oluf eingehend. Er war zwar ein kräftiger Kerl, doch gefährlich wirkte er nicht.
    »Und was wollt ihr von den Wassermagiern?«
    »Das ist etwas sehr persönliches.«
    »Soso.« Der Wächter hielt einen Moment lang inne. Offensichtlich, um durch die unangenehme Stille vielleicht doch noch eine genauere Antwort herauszukitzeln. Doch Arzu blieb standhaft und verriet nicht mehr als sie wollte.
    »Nun.«, begann der Soldat, »Die Wassermagier sind geschäftige Leute. Wenn ihr ihnen die Zeit stehlt, werden sie euch garantiert ohne viel Federlesens rausschmeißen. Also dann, ihr dürft passieren.«
    Arzu lächelte freundlich und schritt gemeinsam mit Oluf durch das große Tor. Als die Varanterin über ihre Schulter blickte, erkannte sie, dass die beiden Wachen ihr nachguckten. Was es Misstrauen oder Interesse? Einerlei!
    Unmittelbar hinter dem Torhaus lud auch bereits ein Schild auf einen Besuch in der Taverne ein. Die Klippenschenke. Nicht besonders einfallsreich. Zum Glück aber nicht Zum Klippenläufer

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline
    Die Taverne war an diesem Abend voller als in den letzten Tagen. Yarik erkannte etliche Gesichter aus der Holzfällerkolonne wieder. Möglicherweise lag es an Brandon, der die Arbeiter gewissermaßen in die Schänke gelockt hatte? Der Barde lehnte lässig am Tresen, hinter sich eine bereits zur Hälfte geleerte Flasche Wein, klimperte auf der Laute und gab einen Gassenhauer nach dem anderen zum Besten. Das Publikum grölte und war ausgelassener Stimmung, das Schankmädchen mit den großen Fischaugen hatte alle Hände voll zu tun, den Nachschub an Bier, Wein und Schnaps sicherzustellen.

    Yarik saß an seinem üblichen Platz an einem der Seitenbänke. Ab und zu stieß er mit einem der anderen Holzfäller an, beteiligte sich aber nicht sonderlich aktiv an den Unterhaltungen und beobachtete einfach das Geschehen. Als ein paar neue Gäste die Schänke betraten, blieb sein Blick länger als sonst an ihnen haften – und nicht nur sein Blick, was in erster Linie an der dunkelhaarigen Schönheit lag, die, einen breit gebauten Waldschrat wie einen zahmen Bären hinter sich her dirigierend, sich selbstbewusst ihren Weg durch die Menge der angetrunkenen Arbeiter bahnte. Ihre Ellenbogen wusste sie dabei sehr gezielt einzusetzen…

    Yarik hätte fast erwartet, dass Brandon sich auf das Mädchen stürzen würde wie ein Adler auf einen Hasen, aber der Barde tat geradezu so, als hätte er sie überhaupt nicht bemerkt. Er spielte einfach weiter und stimmte eine tragikomische Ballade an. Lag es vielleicht an dem Begleiter der jungen Frau, dass er sich nicht herantraute? Irgendwie bezweifelte Yarik das allerdings.

    Die beiden steuerten den Tisch an, an dem er saß, wahrscheinlich weil es so ziemlich der einzige war, an dem es noch freie Sitzplätze gab. Yarik rutschte ein wenig bei Seite, so dass die Schwarzhaarige neben ihm Platz nehmen konnte. Ihr Begleiter orderte Bier für die beiden, und als die Getränke geliefert wurden, stieß Yarik mehr aus Höflichkeit mit ihnen an. Ein paar bereits ziemlich betrunkene Holzfäller versuchten bald, das Mädchen mit sehr offensichtlichen Absichten in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie wimmelte sie schnell und schlagfertig ab, so dass einer nach dem anderen sich irgendwann geschlagen in eine andere Ecke der Taverne verzog. Yarik musste immer wieder grinsen, während er dem Schauspiel zusah. Insgeheim hoffte er, dass die Kleine einem gewissen eingebildeten Barden eine Lektion erteilen würde.

    Brandon ließ sich Zeit. Aber schließlich war es so weit. Die ersten Schnapsleichen schnarchten bereits unter den Tischen, die etwas vernünftigeren Trinker begannen so langsam, nach Hause zu torkeln und der Barde erklärte den Auftritt des Abends für beendet. Mit einem Bier in der Hand und die Laute lässig über die Schulter geworfen kam er angeschlendert und setzte sich zu ihnen.
    „Was für ein Abend…“, seufzte er und hob seinen Krug zum Anstoßen.
    „Netter Auftritt“, kommentierte Yarik trocken.
    „Überschwänglich und voll des Lobes wie immer, was, Yarik?“ Brandon grinste und wandte sich schulterzuckend an die beiden Neuankömmlinge, „Er ist ein bisschen mürrisch, aber eigentlich ganz in Ordnung. Lasst mich raten, er hat den ganzen Abend kein Wort gesagt?“

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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Geduld ist eine Tugend, so sagt man. Kjarl hätte dieser Behauptung sicherlich zugestimmt, doch allmählich war auch er ungeduldig geworden. Woche um Woche hatte er und Tobias wie Schatten in der Stadt gehaust und gewartet. Viel zu lange schon. Doch ihre "Beute", so nannte Kjarl den "Prediger" in Gedanken nur noch, war eines Tages plötzlich verschwunden gewesen. Auf und davon, auf zu neuen Missetaten. Und auch wenn Geduld eine Tugend ist, so hatte sich Kjarl geärgert, dass sie sich nicht eher um das Problem gekümmert hatten. Doch vorgestern war er zurückgekommen; Tobias hatte ihn auf einem seiner Spähergänge erblickt. Und nochmal wollten sie ihn nicht gehen lassen.

    "Jetzt?", hauchte Tobias fast lautlos, doch Kjarl erhob wortlos die Hand, um ihn zu bremsen. Sein Blick folgte dem Lichtschein der Fackel eines Stadtwächters, der plötzlich stehen geblieben war. Hatte er etwas gehört? Die beiden Jäger hatten keinen Laut von sich gegeben. Der Wächter schien etwas zu suchen, dann ein Fauchen und Kreischen und eine Katze raste über die steinerne Straße und verschwand zwischen zwei Häusern. Der Wächter setze seine Runde fort und Kjarl und Tobias hörten die gleichmäßigen Schritte noch, als der Wächter längst hinter der Hausecke verschwunden war. Kjarl schaute zum bewölkten Himmel auf und ließ den Arm sinken. Dann setzten sich die beiden Männer in Bewegung - doch ihre Schritte waren nicht zu hören. Zwei Schatten gleich strebten sie dem Haus zu, dass sie in den letzten Woche so eifrig beobachtet hatten.
    Als sie es erreichten lag es still vor ihnen. Kjarl blickte zu den dunklen Fenstern, die ihn wie blinde Augen anstarrten. 'Hinter welchem Fenster liegst du?', dachte er grimmig und duckte sich in den Schatten eines Hauseingangs, um zu beobachten. Keine Regung. Lautlos huschten die Männer über die Straße und blieben vor der Tür stehen. Sie lauschten. Nichts war zu hören. Ein kurzer Blick, ein Nicken, dann streckte Kjarl die Hände aus und versuchte die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Kjarl griff in seinen Mantel und ein feines Klimpern war zu hören. Mit geschickten Fingern machte er sich an dem Schloss zu schaffen. Sorgsam spannte er das Schloss und stocherte mit dem Dietrich nach den einzelnen Riegeln. Wieder und wieder griff das kleine Metallstück ins Leere, dann knackte es hörbar und die Tür öffnete sich mit leisem Knarren ein kleines Stück. Kjarl erstarrte und hielt die Tür in dieser Position. Die beiden Männer hielten den Atem an und lauschten. Stille auf der Straße. Von innen war ein leises Schnarchen zu hören.

    Schließlich bewegten sich die beiden wieder. Sie versuchten die Tür leicht anzuheben und öffneten sie mit einer schnellen Bewegung, so dass die Scharniere kaum ein Geräusch von sich gaben. Leise schlossen sie die Tür wieder hinter sich und starrten mit ihren scharfen Augen in die Dunkelheit. Sie befanden sich in einer Art Gang. An beiden Seiten gab es Türen - aus einer von ihnen war das leichte Schnarchen zu hören. Am Ende des Ganges führte eine Treppe nach oben. Schritt für Schritt tasteten sie sich vorwärts. Zwei der Türen standen ein Stück weit offen und sie lugten hinein. Hinter der einen verbarg sich die Küche. Im Herd war noch der letzte Rest Glut zu erkennen. Hinter der anderen lag ein einfacher Schlafraum. Im ersten Bett lag der Schnarcher - ein großer Kerl mit einem mächtigen Bauch. Nicht der Gesuchte. Kjarl wandte sich von der Tür ab und wies zu Treppe. Sicherlich hatte der feine Herr oben ein eigenes Gemach.

    Die hölzernen Stufen der Treppe waren schon alt und hatten sich unter der Last vieler Füße verzogen und verschoben. Es war ein mühsamer Aufstieg, denn Kjarl taste auf jeder Stufe neu nach dem richtigen Punkt, um den Fuß ohne lautes Knarren aufsetzen zu können. Er zeigt Tobias an, dass dieser unten warten sollte, und erreichte schließlich das obere Stockwerk. Wie vermutet befand sich hier das Schlafzimmer des Gesuchten. Kjarl hörte das Schnaufen durch die dünne Hakennase und sah den Mann zusammengekrümmt im Bett liegen. Er murmelte unverständliche Worte vor sich hin und wälzte sich hin und her. Kjarl beobachtet die Gestalt ein paar Augenblicke, dann trat er mit finsterer Miene an das Bett heran und packte mit eisernen Händen zu. Er packte den Hals so fest, dass dem geöffneten Mund des unsanft Geweckten nur ein heiseres Keuchen entfuhr, während sich die langen Finger um Kjarls Hände legten. Die kantigen Nägel bohrten sich in Kjarl Haut, doch der Bärtige drückte unerbittlich. Es dauerte nicht lang, dann endete die Gegenwehr. Der Körper erschlaffte und Kjarl lockerte den Griff. Vorsichtig hielt er seine Hand vor das Gesicht des Predigers und spürte einen schwachen Luftzug. Er nickte und kramte Tücher und Seile aus seinem Mantel hervor. Schnell war seine "Beute" eingeschnürt und geknebelt und Kjarl ließ den leisen Ruf eines Kauzes erklingen. Hier in der Stadt war das sicher nicht das beste Signal, aber Tobias wusste nun, dass er das Haus verlassen konnte. Kjarl packte den Gefangenen und schleifte ihn zum Fenster. Er spähte hinaus. Alles war ruhig. Unten erkannte er schemenhaft Tobias' Schatten. Mit einem Ruck beförderte er sein Päckchen auf die Fensterbank und ließ es mit einem Seil unsanft hinab. Dann durchsuchte er das Zimmer oberflächig, fand einen kleinen Beutel mit Münzen und schwang sich schließlich selber aus dem Fenster nach unten. Leise und mit ihrer Beute im Gepäck, machten sich die beiden Jäger auf den Rückweg.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Ähnlich wie der Taverne im Hafenviertel von Thorniara herrschte zur Abendzeit in diesem Wirtshaus reger Betrieb. Viel einfaches Volk, wie Arzu sehr schnell feststellte, als sich die ersten Kandidaten daran versuchten, sie einzulullen. Ihr Pegelstand musste so hoch sein, dass sie ihren kräftigen Begleiter nicht einmal mehr wahrnahmen. Doch Oluf wusste es ohnehin besser, sich nicht einzumischen. Schließlich hatte er gesehen, wie die Varanterin mit unliebsamen Verehrern fertig wurde. Auch dieses Mal war es nicht anders und Arzu musste nicht einmal ihre Faust zum Einsatz bringen.
    Sehr angenehm empfand die Varanterin, dass es hier sogar musikalische Unterhaltung gab. Ein Detail, das der Taverne in Thorniara definitiv fehlte. Obendrein war der Barde von allen anwesenden Männern der ansehnlichste.
    »Das nächste Mal lass ich mich von dir nicht zum Bier überreden.«, sagte Arzu zu Oluf, der beschworen hatte, dass das Bier hier besser sei. Sie hatte es probiert und es schmeckte so erbärmlich wie Bier halt immer schmeckte. Sie bevorzugte Wein und schob Oluf deshalb ihren angefangenen Krug herüber.
    Dann kam der Barde plötzlich zu ihnen. Oder besser gesagt, zu dem alternden Mann, der neben ihnen saß. Arzu hatte ihm nicht viel Beachtung geschenkt, als sie nach einem freien Platz Ausschau gesucht hatte.
    »Nicht wirklich.«, entgegnete Arzu auf die Frage des Spielmanns. Seine Haut war sonnengeküsst und bildete den perfekten Kontrast zu seinen hellblauen Augen. Die Varanterin lächelte und strich sich das lange Haar hinter das Ohr. Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung gewesen, nach Stewark zu kommen.
    »Wo hast du spielen gelernt? Das hörte sich wirklich gut an.«, fragte die Varanterin und neigte ihren Kopf leicht zur Seite.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline
    Ganz entgegen den Hoffnungen, die Yarik gehegt hatte, verstanden sich Brandon und die schöne Schwarzhaarige von Anfang an blendend. Auf ihre Frage, wo er zu spielen gelernt hatte, verstand es der Barde mit geradezu unheimlich anmutender Leichtigkeit, ein Gespräch in Gang zu bringen, in dem er nicht nur selbst allerlei Geschichten darüber zum Besten gab, was er (angeblich) schon alles gesehen und erlebt hatte, sondern auch viel über seine Gesprächspartnerin herausfand. Wein und Bier lockerten die Atmosphäre zusätzlich.

    Arzu, so hieß die Schwarzhaarige, stammte aus Varant, wie Brandon anhand ihres Akzents sofort erkannt hatte. Sie war offenbar von der abenteuerlustigen Sorte und hatte ihr heimeliges Nest in der Wüste verlassen, um etwas von der Welt zu sehen. Wie unterschiedlich die Leute doch sind, dachte sich Yarik, Was würde ich nicht darum geben, wieder in meinen einfachen, kleinen zu Hause zu sein und mein Leben verbringen zu können, ohne auch nur einen weiteren Schritt in diese verfluchte Welt hinaus setzen zu müssen?

    „Varant also – das Land der Schwarzmagier und Assassinen…“, sinnierte Brandon, „Wusstet ihr, dass es hier auf der Insel, ganz im Süden, eine Zitadelle geben soll, die von einem geheimen Zirkel von Schwarzmagiern bewohnt wird? Es heißt, sie stünde auf einer Klippe am Meer, hinter einer unwirtlichen Aschewüste. Es soll ein magischer Turm sein, voll von Dämonen, Untoten und vielleicht noch Schlimmerem. Die Magier dort sollen bei Neumond in unheiligen Ritualen neugeborene Kinder dem Beliar opfern und im Blut von Jungfrauen baden, um sich zu verjüngen…“
    „Und, hast du diesen Turm jemals gesehen?“, fragte Yarik trocken. Brandon warf ihm einen Blick zu, als wäre er völlig bescheuert.
    „Natürlich nicht! Ich bin doch nicht lebensmüde! Selbst wenn es mir gelingen würde, diese Aschewüste in einem Stück zu durchqueren, ich will nicht wissen, was diese Schwarzmagier mit mir anstellen würden!“
    Yarik zuckte mit den Schultern: „Also für mich klingt das wie ausgemachter Blödsinn.“
    Brandon lachte: „Ja, ich gebe zu, es klingt etwas… unwahrscheinlich. Und es sind auch nur Geschichten, die ich gehört habe. Wer weiß. Der Süden der Insel ist praktisch unbewohnt, wenn man von dem Waldvolk absieht, das sein geheimes Lager irgendwo in den Sümpfen haben soll, also was soll ich dort? Ich halte mich lieber an die Tavernen. Bier und Wein sind allemal bekömmlicher als brackiges Sumpfwasser! Prost!“

    Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, und selbst Yarik taute irgendwann etwas auf, was neben dem Bier und dem Sumpfkraut nicht zuletzt auch dem Begleiter Arzus geschuldet war. Oluf, ein Mann aus Nordmar, stellte sich als ein einfach gestrickter, aber ehrlicher Kerl heraus und Yarik beschloss, dass er ihn mochte. Er hatte Probleme gehabt, in Thorniara Arbeit zu finden, weil die dortigen Bürokraten von ihm verlangt hatten, dass er einen Reichsbürgernachweis vorlegen konnte, und so etwas hatte er nicht. Ziellos und aufgeschmissen, wie er war, hatte er sich schließlich an Arzu gehalten, einfach weil sie für ihn aussah wie eine Frau mit einem Plan. Es war schon direkt knuffig, wie der bärtige Riese bewundernd zu seiner viel kleineren Begleiterin aufschaute. Und Arzu wiederum hatte beschlossen, ihr Glück hier in Stewark zu versuchen, in der Hoffnung, mit einem Wassermagier reden zu können.
    „Die Bauarbeiten, die aktuell hier durchgeführt werden, werden von den Wassermagiern organisiert“, bemerkte Yarik, „Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für dich, mit ihnen in Kontakt zu kommen? Die Novizen jedenfalls suchen händeringend nach Arbeitskräften. Oluf wird hier sicherlich niemand nach einem Wisch fragen, auf dem draufsteht, dass er ein braver Bub war, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auf solchen Baustellen auch immer genug Tätigkeiten anfallen, bei denen man keine Ziegel oder Baumstämme schleppen muss.“

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    Wie sich herausstellte war diese zufällige Begegnung weitaus interessanter als Arzu es für möglich gehalten hatte. Das Flirten mit dem hübschen Barden amüsierte sie natürlich, bloß hatte sie nicht erwartet dabei auch noch wertvolle Antworten zu erhalten. Offenbar waren die Wassermagier viel nahbarer als gedacht, was Arzus weiteres Vorgehen immens vereinfachte. Und dass Brandon ganz nebenbei auch noch den Standort der Schwarzmagier verriet, war ein richtiger Glücksfall gewesen. Er wusste nicht einmal, wie sehr er der Varanterin damit geholfen hatte. Dennoch hatte sie vor, sich diese Information erst von einem Wassermagier bestätigen zu lassen. Nicht alles, was ein Barde erzählte, konnte man für bare Münze nehmen.
    Der Rest ihres Beisammenseins war geprägt von viel Alkohol und noch mehr Geschichten des Spielmanns. Er besaß definitiv ein Talent für sein Handwerk und so ergab es sich, dass sich Brandon und Arzu im Laufe des Abends immer näher kamen. Indes mussten die beiden Schweiger, wie Arzu Oluf und Yarik scherzhaft bezeichnete, miteinander vorlieb nehmen.
    Arzus helles Lachen war bis tief in die Nacht zu hören, als es selbst dem Wirt zu spät wurde. Als der letzte Krug Wein schließlich zur Neige ging, hieß es Abschied zu nehmen. Von Oluf und Yarik. Denn Arzu hatte sich dazu entschlossen, die Nacht mit dem Barden zu verbringen. Die Mischung von Wein, Silberzunge und schlichtem Verlangen hatte dazu ihren Anteil geleistet.
    Arm in Arm verließen die beiden das Wirtshaus, um nach einem Ort für ihre Zweisamkeit zu suchen. Der Schlafsaal kam dafür keinesfalls in Frage und ganz gewiss auch nicht der Stall. Doch weder Brandon noch Arzu kannten sich in Stewark aus, so dass sie sich schließlich auf einer Bank auf einem stillen Aussichtsplatz am westlichen Rande der Stadt näherkamen. Der Sternenhimmel glitzerte über ihnen und unter ihnen brach sich das Meer an den Klippen. So stürmisch wie die Wellen gegen den Fels stießen, war auch der Barde zugange. Es fehlte in der Tat nicht viel und sie wären über die Brüstung in die Tiefe gestürzt.
    Jäh wurde ihr Spiel jedoch unterbrochen, als die lauten Schritte schwerer Stiefel sich ihnen näherten. Das mussten Nachtwächter sein, die ihre Runde drehten. So schnell wie sie ihre Kleider heruntergezogen hatten, waren Brandon und Arzu auch wieder angezogen und hatten hastig den Platz verlassen. Ein unbefriedigendes Ende, doch die Varanterin hatte genug Spaß für einen Abend gehabt. Brandon verlangte es indessen immer noch nach mehr. Arzu winkte ab. Es fröstelte sie in der kalten Nachtluft und nach all dem Wein stand ihr jetzt endgültig der Sinn nach Schlaf. Sie konnte den Verdruss des Spielmanns regelrecht spüren, als sie gemeinsam zurück zur Taverne gingen. Aber sie blieb eisern.

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline
    Es war fast Mittag, als Brandon am nächsten Tag zur Arbeit auftauchte. Der Barde sah etwas zerzaust und unausgeschlafen aus, was Yarik jedoch nicht weiter verwunderte. Was ihn hingegen verwunderte, war die Tatsache, dass Brandon nach einer knappen Begrüßung, ohne weiter etwas zu sagen einfach zur Säge griff und anfing, den soeben gefällten Baum zu entasten.
    Yarik hatte erwartet, dass er aufgeplustert wie ein Gockel daher stolzieren und ausholend von seinen Liebesabenteuern mit der Varanterin berichten würde. Aber Brandon verlor kein Wort über das Thema. Yarik musste ein wenig in sich hinein grinsen, während er gemeinsam mit Oluf eine massive Buche mit der Zwei-Mann-Säge bearbeitete (der große Nordmarer war von dem verantwortlichen Novizen, einem jungen Mann namens Horkas, mit Freuden und ohne irgendwelche dummen Fragen zu seiner Vergangenheit oder bürokratischen Heckmeck angestellt worden, und war nun, wo er seine Körperkraft bei der Arbeit voll die Waagschale werfen konnte, ganz in seinem Element). Vielleicht hatte sich die exotische Schönheit doch als nicht ganz so leichte Beute herausgestellt? Obwohl Arzu am gestrigen Abend alles andere als desinteressiert gewirkt hatte. Aber vielleicht hatte ja selbst Brandon mal ein Fettnäpfchen gefunden und sich so im letzten Augenblick um den ‚Jagderfolg‘ gebracht? Wie auch immer, es tat dem Barden sicherlich ganz gut, ab und an auf den Boden der Tatsachen zurück geholt zu werden.

    Als abends die Arbeit beendet wurde und die Kolonne erschöpfter Holzfäller in die Stadt zurückkehren wollte, stauten sich die Menschen an der Zugbrücke. Bauern, Handwerker, Händler, ein buntes Gemisch an Volk stand rätselnd, schimpfend und gestikulierend vor der Brücke herum.
    „Was ist los?“, fragte Brandon einen der Wartenden, „Warum geht es nicht weiter?“
    Der Angesprochene, ein ältlicher Landarbeiter mit hagerem Gesicht, zuckte mit den Schultern.
    „Keine Ahnung. Die Wachen scheinen jeden Einzelnen bis auf die verdammte Unterhose zu durchsuchen. Grad, dass sie einem nicht mit dem Finger ins Arschloch bohren…“ Er spuckte aus, um deutlich zu machen, was er von der Maßnahme hielt, „Weiß nich‘, wieso. Vielleicht haben sie Schiss vor myrtanischen Spionen?“

    Yarik, Brandon und Oluf blieb nichts anderes, als zu warten. Die Wachen waren offensichtlich wirklich gründlich, und es dauerte daher eine ganze Weile, bis die Schlange der vor ihnen stehenden endlich abgearbeitet war und sie an die Reihe kamen. Yarik ließ sich geduldig von den Wachposten abklopfen. Einer der Soldaten zog ihm das Jagdmesser aus dem Gürtel und betrachtete es nachdenklich. Ohne Yarik eine Erklärung zu liefern, rief er einen seiner Kameraden herbei und beide untersuchten das Messer.
    „Möglich wär‘s…“, murmelte der eine, „Setz ihn auf die Liste.“
    „Was für eine Liste?“, wollte Yarik wissen, „Was soll das?“
    „Klappe halten“, schnitt ihm der Wachposten das Wort ab, „Wir stellen hier die Fragen. Name?“
    „Yarik.“
    „Tätigkeit?“
    „Ich arbeite als Holzfäller für die Wassermagier, in Borius‘ Kolonne.“
    Der Wachmann nickte, während sein Kollege ein Pergament herausgeholt hatte und die Antworten notierte.
    „Wo hast du deine Unterkunft?“
    „Im Quartier der Arbeiter, das provisorische bei der Baustelle. Darf ich vielleicht mal erfahren, was das soll?“
    Der Wachmann trat dicht an Yarik heran, zu dicht, als dass es keine Drohgebärde wäre, und sah ihm abschätzend in die Augen.
    „Jemand wurde umgebracht. Ein Freudenmädchen. Man hat ihr die Kehle aufgeschnitten, von einem verdammten Ohr zum anderen, mit etwas wie… dem hier.“ Er drückte Yarik den Griff des Jagdmessers gegen die Brust. „Ich würde also vorschlagen, du machst keine dummen Sachen, sonst könnte es sein, dass wir wenig Geduld mit dir haben. Verstanden? Oh, und versuch bloß nicht, abzuhauen. Wir haben dich im Blick.“
    Er gab Yarik sein Messer zurück und ließ ihn endlich passieren. Yarik war der Einzige der drei gewesen, den die Soldaten auf ihre Liste von Verdächtigen gesetzt hatten; weder Brandon noch Oluf hatten irgendwelche Klingen bei sich getragen.
    „Ein Mord? Bei allen Göttern, ich muss Arzu sagen, dass sie aufpassen soll!“, murmelte der Nordmann schockiert. Brandon pflichtete ihm bei.
    „Vielleicht nicht unbedingt der passende Abend, um heute Liedchen zu trällern…“, stellte der Barde mit untypischer Nüchternheit fest, „Ich werde die Laute wohl heute mal Laute sein lassen.“

    Als sie an ihrer, man könnte sagen, ‚Stammtaverne‘ ankamen, war gerade ein Bursche damit beschäftigt, einen Zettel an der Tür anzuschlagen.
    „Be… loh… Belohnung…“, entzifferte Yarik. Er konnte zwar lesen, aber nicht sonderlich gut. Es war keine Fähigkeit, die ihn in seinem Leben als Bauer großartig weitergebracht hätte.
    „Belohnung ausgesetzt für jegliche Hinweise, die zur Ergreifung des Mörders führen!“, sprang Brandon ein, der offensichtlich deutlich besser mit dem Konzept von Buchstaben vertraut war, „Sieh an… Sie zahlen bis zu 500 Goldstücke für Hinweise, die zur Überführung des Mörders dienen könnten. Das ist eine ganze Menge… He, Junge! Weißt du, wo der Mord passiert ist?“, wandte der Barde sich an den Jungen, der den Zettel angeschlagen hatte. Er nickte und deutete auf eine Seitengasse direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    „Gleich da drüben, Herr! Da hat ihr jemand voll den Hals aufgeschlitzt… echt übel!“
    „So dicht bei unserer Unterkunft?“ Oluf wirkte geradezu schockiert. Er hatte wohl wieder Angst um Arzu.
    Brandon nickte nachdenklich: „Echt übel…“

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