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Kalibrierte Messmikrofone: Was genau ist das?

  1. #1 Zitieren
    Schwertmeister
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  2. #2 Zitieren

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    Avatar von foobar
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    Zitat Zitat von ZetaZero Beitrag anzeigen
    Was genau heißt es, wenn ein Mikrofon kalibriert ist? Kann man das mit dem menschlichen Ohr vergleichen?
    Eher das genaue Gegenteil. Das menschliche Ohr gibt es nicht, jedes Ohr ist anders und jeder Mensch hat einen anderen Höreindruck. Jeder hat einen anderen Kopf mit individuell geformten Ohrmuscheln und Gehöhrgängen. Ein Messmikrofon ist ein Mikrofon mit einem möglichst neutralen Frequenzgang auf einem möglichst großen Spektrum. Es bildet Klang also anders ab als das menschliche Ohr ihn wahrnimmt.

    Also wenn ich zum Beispiel Geräusche mit dem Smartphone aufzeichne, dann haben die eine Grenze bei der Lautstärke. Egal wie laut etwas ist, ab einem gewissen Punkt wird die Aufzeichnung am Smartphone nicht noch lauter und Geräusche die zu weit weg sind, werden gar nicht mit aufgezeichnet. Macht das kalibrierte Mikrofon das anders?
    Jein. Jedes Mikrofon übersteuert irgendwann. Der Hintergedanke ist folgender: Wenn du wirklich wissen willst, wie laut etwas ist (unabhängig davon, ob der Mensch es auch als laut empfinden würde), brauchst du neutrale Ergebnisse. Das heißt dann unter anderem ein Messmikrofon. Aber auch die restliche Messkette (Vorverstärker, Frontend, Analysesoftware, etc.) muss entsprechend neutral und kalibrierbar sein. Im Smartphone hast du das alles nicht, weil die auf Sprache optimiert sind. Das eingebaute Mikro hebt die mittleren Frequenzen an und meist findet noch eine Signalverarbeitung statt, die Hintergrundgeräusche möglichst ausfiltern soll. Für’s Telefonieren ist das natürlich gewollt und sinnvoll. Für neutrale Messungen eher nicht. Ein Messmikro am Smartphone anzuschließen, würde das Ergebnis vermutlich verbessern, aber man weiß halt nie so genau, was im Inneren des Audioprozessors sonst noch so passiert. Mir ist kein Smartphone bekannt, bei dem man den Audipfad tatsächlich kalibieren kann.

    Und natürlich brauchst du auch einen Kalibrator, denn egal, wie gut alles einmal eingestellt war – mit der Zeit driftet der Kram. Eigentlich müsstest du vor jeder Messung neu kalibrieren.

    Das ist zwar alles machbar, aber nicht mehr für 100 Euro.


    Wenn du nur wissen willst, wie laut etwas ist: Es gibt Handgeräte für die Schallpegelmessung. In deinem Preisrahmen wirst du dich vermutlich mit Klasse 2 zufrieden geben müssen. Ein Beispiel (zufällig ausgewählt und keine eigenen Erfahrungen) wäre dieser hier.
    foobar ist offline

  3. #3 Zitieren
    Forenkater Avatar von Matteo
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    Mich beschleicht der Verdacht, dass es hier um den Nachweis von Ruhestörung geht.
    Der Sinn eines Messmikrofons ist es einen möglichst exakten Pegel zu ermitteln. Was du brauchst ist aber ein Nachweis, dass Krach gemacht wird, nicht wie laut dieser Krach auf 0,1 dB genau war. Es reicht also völlig, wenn du die Ruhestörung "von Hand" dokumentierst, z.B. mit einem Lärmprotokoll. Eine Pegelmessungs-App für's Smartphone sollte für diesen Zweck dienlicher sein.

    Zitat Zitat von ZetaZero Beitrag anzeigen
    Außerdem würde mich interessieren, wie groß so eine Datei pro Stunde werden kann. Mehrere GB? Kommt wahrscheinlich auch etwas aufs Mikrofon an und die aufgezeichneten Geräusche.
    Willst du jetzt nur die dB-Werte aufzeichnen oder das Audiosignal an sich?
    In ersterem Fall speicherst du selbst wenn du jede Sekunde einen aktuellen dB-Wert berechnest in einer Stunde eine Tabelle mit 3.600 Zahlenwerten (und ggf. den dazugehörigen Timestamps) ab. Die Datei dürfte damit nur ein paar wenige Kilobyte groß sein.
    Auch im zweiten Fall wirst du nicht annähernd an ein GB herankommen. Selbst wenn du in unkomprimiertem .wav abspeicherst belegt 1 Stunde Stereo-Audiofile ca. 600 MB.
    Die Dateigröße ist dabei aber ganz sicher nicht vom Mikrofontyp abhängig.
    (Die Art der aufgezeichneten Geräusche kann - je nach Komprimierungsalgorithmus - die Dateigröße beeinflussen.)
    Matteo ist offline

  4. #4 Zitieren
    Schwertmeister
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  5. #5 Zitieren

    Metasyntaktische Variable
    Avatar von foobar
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    Wenn es im Zweifel gerichtsfest sein soll, brauchst du vermutlich auch eine entsprechend durchkalibrierte Messkette. Die Frage nach der richtigen Technik hängt ein wenig von der Art der Belästigung ab. Unter 30 und über 80-100 dB(A) wird es schwierig für Nicht-Profi-Geräte. Um hörschädigenden Lärm nachweisen zu können, braucht man mindestens 120 dB(A). Aber im Prinzip könnte man halt einfach mit dem PC und einem Messmikrofon eine Daueraufzeichnung starten (Audacity oder Kommandozeilentools wie arec). Und dann vielleicht, um die Dokumentation zu verbessern, stichprobenartig nochmal mit einem Schallpegelmesser Vergleichstests machen, um zu schauen, ob das, was man da aufzeichnet, auch passt. Je mehr Messgeräte das selbe Ergebnis liefern, desto glaubwürdiger wird das Resultat.

    Was den Speicherbedarf angeht, hängt das davon ab, wie du aufzeichnest. Vermutlich willst du keine verlustbehaftete Komprimierung (weil die auch nach psychoakustischen Modellen bestimmte Anteile des Signals einfach verwerfen). Gehen wir mal von WAV aus. Bei einer Samplingrate von 44,1 kHz nimmst also 44100 Messwerte pro Sekunde. Bei einer Samplingtiefe von 16 Bit (2 Byte) ergibt das dann 44100×2×60×60 = 317.520.000 Bytes ≈ 302 MB pro Stunde. FLAC könnte vielleicht 220 MB daraus machen. Das gilt jeweils für Mono. Bei Stereo mit 2 Kanälen natürlich die doppelte Menge.

    Zur Sicherheit noch der Hinweis, dass das Aufzeichnen anderer Personen ohne deren Wissen strafrechtlich relevant sein kann! Wenn es sich bei der Belästigung um Gespräche handelt oder auch nur Gespräche anderer mit auf die Aufnahme gelangen könnten, ohne dass die damit einverstanden waren, dann hast du am Ende eine Aufnahme, die du niemanden zeigen darfst, um dich nicht selbst zu belasten. Was ihren Beweiswert ein wenig reduzieren dürfte. Statt dessen die reine Messung des Schallpegels durch ein Foto mit Datum und Uhrzeit zu dokumentieren, könnte schlauer sein. Im Zweifel halt mal einen Anwalt dazu konsultieren, der hat den Mist studiert und sollte mehr wissen.
    foobar ist offline

  6. #6 Zitieren
    Forenkater Avatar von Matteo
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    Ich möchte mich dem Rat von foobar anschließen und rate zu einer simplen dB-Messung mit dem Smartphone und ggf. Fotos davon zur Dokumentation mit Timestamps. Bei der Idee mit dem Messmikrofon schmeißt du nur eine Menge Geld aus dem Fenster ohne deine Chancen im Streitfall nennenswert zu erhöhen.
    Hast du denn schon einmal die Polizei und deinen Vermieter mit der Geschichte konfrontiert?
    Matteo ist offline

  7. #7 Zitieren
    Schwertmeister
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  8. #8 Zitieren
    Schwertmeister
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  9. #9 Zitieren

    Metasyntaktische Variable
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    Zitat Zitat von ZetaZero Beitrag anzeigen
    Es geht um das absichtliche Zuschlagen von Türen und Schläge auf den Boden mit irgendwelchen Hilfsmitteln.
    Das ist natürlich schwierig, da gerade im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Eventuell wäre eine Webcam, die einen durchlaufenden Pegelmesser ständig abfilmt, besser geeignet. Zur Not tut’s auch ein altes Smartphone. Braucht natürlich mehr Speicherplatz als eine Audioaufnahme, und das Messgerät muss auch schnell genug auf die Spikes reagieren.

    Das ist das Problem. Der kann jederzeit was schreien, kommt auch manchmal vor. Diese Aufnahmen müsste ich dann wieder löschen.
    Theoretisch könnte man die Sprache unkenntlich machen, indem man einfach in den entsprechenden Bereichen die einzelnen Samplewerte zufällig miteinander vertauscht. Das lässt sich nicht rückgängig machen und da es immer noch die selben Samples sind (nur in anderer Reihenfolge) wäre die durchschnittliche Lautheit immer noch die selbe. So hätte man auch Lärmbelästigung durch Schreie erhalten.

    Ich kenne kein fertiges Audacity-Plugin dafür, aber das hier verlinkte Wavelet.ny kommt dem gewollten wohl recht nahe.

    Ob das aber dann allen rechtlichen Anforderungen genügt... keine Ahnung. Im Prinzip hast du die Sprache ja erstmal aufgenommen. Ob das anschließende Löschen oder unkenntlich machen dann strafrechtlich noch was retten kann, damit bin ich überfragt. Das gleiche gilt für die Frage, ob eine nun ja veränderte Aufnahme noch einen Beweiswert hat.

    Vermutlich macht es außerdem Sinn, irgendeine Referenz mit aufzunehmen. Selbst, wenn das Mikrofon kalibriert ist - die restliche Messkette ist es nicht. Und natürlich nimmt der Schallpegel auch mit dem Abstand zur Quelle ab. Es kommt also auch darauf an, wo man das Mikro positioniert. Damit man die relative Lautheit in der Aufnahme beurteilen kann, könnte man also absichtlich ein paar Geräusche mit aufzeichnen, deren Lautheit bekannt ist. Da gibt es natürlich auch spezielle Kalibratoren. Eventuell tut es auch irgendetwas anderes, das man objektiv reproduzieren kann.
    foobar ist offline

  10. #10 Zitieren
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    ZetaZero,

    ich arbeite mit Ton, ich kenn mich da auch aus und hab von deinem Problem hier gelesen. Ich hab auch Verwandschaft bei der Kripo etc.

    Mal ganz kurz:

    Foobar fragte dich: Was sagt die Polizei?

    Deine Antwort war: Ich habe eine Email geschrieben.

    Ich frage noch mal: Was sagt die Polizei?
    Was hat der denen gesagt? Was hat dein Nachbar vor allem dir gesagt?
    ~Ryan~ ist offline

  11. #11 Zitieren
    Schwertmeister
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  12. #12 Zitieren
    Schwertmeister
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  13. #13 Zitieren
    Forenkater Avatar von Matteo
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    Hast du schonmal mit deinem Vermieter gesprochen?
    Und vor allem auch schonmal direkt mit dem Lärmverursacher?
    Matteo ist offline

  14. #14 Zitieren
    Schwertmeister
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