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ulix
Findest du politische Parteien scheiße weil es mal irgendwann die NSDAP gab, und es heute die AfD gibt? Selbst wenn es nur die AfD gäbe, würde das bedeuten dass politische Parteien prinzipiell scheiße sind? Ist natürlich nur ein Beispiel von zehntausenden, die ich in 10 Minuten hätte erfinden können und die perfekte Vergleiche dafür sind.
Für einen perfekten Vergleich wäre es nur schön, wenn er irgendwie Sinn machen würde. Wenn ich die AfD kritisiere, dann kritisiere ich die AfD, die da ist und nicht eine mögliche andere AfD, die ja vielleicht nicht so doof ist. Ich treffe damit keinerlei Aussage darüber, ob es vernünftige AfDs geben könnte. Genauso wenig habe ich irgendwo in Abrede gestellt, dass ein anders organisierter Boykott als der derzeitige BDS für mich in Ordnung sein könnte. Allein darüber, dass ich Sanktionen begrüßen würde, sollte Dir eigentlich schon aufgefallen sein, dass Deine Überlegung völlig ins Leere zielt.
Nach der Logik deines Argumentes müsste ich Dir jetzt vorhalten, dass Du ja nur das Israel kritisierst, dass da ist, was aber ja nichts darüber aussagen würde, dass es ja auch andere, gerechtere Israels geben könnte. Denn „Ein“ Israel ist halt unbestimmt, während „das“ Israel bestimmt ist.
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ulix
Das heißt du lehnst einen Boykott Israels nicht ab.
Prinzipiell lehne ich Maßnahmen gegen Unrechtshandeln wie in Israel keineswegs ab. Wenn Du dies bereits festgestellt hast, welchen Sinn macht denn dann Dein Parteienvergleich?
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ulix
Wie wäre es denn, ihren Verkauf komplett zu verbieten?
Hm, schwierig, wie ich finde. Es gibt einfach so viele Produkte, bei denen himmelschreiende Ungerechtigkeit maßgeblicher Faktor der Produktion ist. Aber in einem gewissen Rahmen würde ich wahrscheinlich selbst so einer Überlegung folgen. Beispielsweise alles an Produkten, das direkt mit den Siedlungen zu tun hat zu verbieten. Aber ich käme dann eben auch direkt an den Punkt, den ich eigentlich kritisiere. Nämlich konsequentes Verhalten, statt symbolische Aktionen.
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ulix
Ich verstehe deinen Vorwurf irgendwie nicht.
Dann ließ ihn halt nochmal:
Es ist unhistorisch und unwissenschaftlich, die Apartheit Südafrikas mit Israel zu vergleichen. Und zwar deshalb, weil der gesamte Vergleich aus dem einzigen Grund aufgemacht wird, um einen anachronistischen Vergleich von „schlimmer als“ zu suggerieren.
Der Ansatz des Vergleichs zielt erst gar nicht auf historische Zusammenhänge sondern auf eine Form von Framing. Auch was Du jetzt anführst untermauert meinen Vorwurf, dass der Vergleich konstruiert ist. Die Kategorie „dunkelhäutige Ureinwohner“ und „weiße Einwanderer“ aufzumachen ist halt völlig Banane, wenn wir über den Palästinakonflikt reden. Ging es in den israelisch-arabischen Kriegen um Hautfarbe? Ist die israelische Identität über Hautfarbe definiert? Oder die palästinensische?
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ulix
Aber mit was soll ich's also sonst vergleichen?
Auch das habe ich schon zu Beginn beantwortet. Am besten vergleicht man es gar nicht erst, denn:
Für das, was die israelische Regierung in der Westbank macht, bedarf es keinerlei „das ist wie…“. Es spricht für sich und es ist ein Unrecht für sich und es sollte in dem Zusammenhang gesehen werden, in dem es steht und nicht in einem konstruierten Vergleich zu einem völlig anderen Unrechtsregime aus einer anderen Zeit mit anderen Motiven und anderen Dynamiken.
Wie wenig hilfreich solche Vergleiche sind sieht man allein daran, dass sich nach kürzester Zeit die tatsächliche Diskussion gar nicht mehr um die eigentliche Sache dreht, sondern nur noch um die Frage nach der Richtigkeit des Vergleiches.
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ulix
Natürlich ist es blöd, dass das nicht genauso klar in der oberflächlichen Zusammenfassung der Boykott-Prinzipien steht, die du verlinkt hast. Okay.
Es geht aber recht klar aus den dortigen Formulierungen hervor, die stets eindeutig von israelischen Institutionen sprechen.
Ah ja, dann erkläre doch mal, wie der Aufruf:
von jeglicher Zusammenarbeit mit israelischen Forschungsinstituten, Universitäten, Bildungseinrichtungen etc. abzusehen.
damit zusammenpassen kann, dass die individuelle Mitgliedschaft dafür aber nicht relevant wäre? Ich soll dann also als israelischer Forscher halt nicht deswegen boykottiert werden, weil ich israelischer Forscher bin sondern weil halt von jeglicher Zusammenarbeit mit meinem Arbeitgeber abzusehen ist… Das hilft natürlich enorm…ich könnte ja schließlich auswandern und an amerikanischen Unis arbeiten. Denn da gibt es ja keine Probleme…
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ulix
Meine Meinung kennst du. Findest du, dass sie mit dieser Einschätzung Recht haben?
Wie ich zu dem Antisemitismusvorwurf gegen Mbembe stehe, hatte ich bereits gesagt – ich halte ihn für Quatsch. Ob es ein Klima der Angst erzeugt – ja, in manchen Kontexten tut es das wohl. Den von Dir verlinkten Aufruf finde ich allerdings auch schräg. Der Duktus und der gesamte Aufbau und Sprachgebrauch klingt irgendwie nicht nach einem riesigen Haufen von gewichtigen Akademikern, die da genannt werden.
He is clearly obsessed by the BDS campaign, which has a miniscule footprint in Germany, and appears to devote more of his time to it than to the acute threat that the surge in far-right antisemitism poses to Jews and Jewish life in Germany
Eine Regierung auffordern, einen Mitarbeiter zu entlassen, weil er eine Obsession gegen eine Protestbewegung hätte? Das mutet äußerst seltsam an…
Our views on BDS differ, but it is entirely clear: BDS as such is not antisemitic and is essentially protected by freedom of speech and freedom of assembly, as also confirmed by several German courts.
Auch hier, der Schutz, der über die Meinungsfreiheit definiert ist, betrifft denjenigen, dessen Absetzung sie fordern genauso.
In this context, we wish to add that this anti-BDS crusade is undeniably contributing to the marginalization of non-white voices and minorities in Germany, fostering racism and nationalistic sentiments.
Und hier wird es nur noch komplett unsachlich. Zu behaupten, die Verurteilung von BDS (wie schon im letzten Thread gesagt, ich finde auch nicht, dass BDS prinzipiell, bzw. grundsätzlich antisemitisch ist…) wäre eine Marginalisierung von „nicht weißen Stimmen“ ist halt ein gezieltes Framing und nichts anderes. Hier wird dasselbe Prinzip angewendet, dass sie eigentlich anklagen, nämlich dass der Vorwurf des Antisemitismus instrumentalisiert wird. Während sie das tun, instrumentalisieren sie aber den Vorwurf des Rassismus, wenn sie von „marginalization of non-white voices“ reden.
Kam daher die Inspiration für Deine Rassismusandeutung?