Zitat von
Petrus
Was war die Grundlage dafür? Was passiert "darunter", was ist das genau, außer offenbar billiger?
Das darfst du mich doch jetzt nicht mehr fragen. Ich bin froh, wenn ich noch weiß, was ich heute Mittag zu essen hatte.
Es ist jedenfalls bei Geizhals auch aktuell immer noch das billigste Handy, dass mindestens Android 9.0 und 1280x720er Auflösung hat. Da drunter kommen dann also nur total veraltete Android-Versionen oder grobpixelige Displays, die keine Freude bereiten. Ok, das Blackview scheint einfach nur etwas schmaler zu sein (1280x600). Außerdem hat das Blade 8 Kerne mit leicht modernerer Architektur. Und es hat halt Android Go, also unverbastelt und mit versprochenen Updates.
Parameter waren nur: bis 120 Euro, mehr als 2GB RAM, möglichst viel sog. Speicher und LTE/4G.
In dem Preisrahmen kriegst du allerdings auch das Nokia 4.2 mit 32 GB Flash und 3 GB RAM. Das hat dann auch Android One drauf. Für 90 Euro auch mit nur 16 GB erhältlich.
Das Gerät braucht keine Kamera, keine sonstigen Funktionen imgrunde, es muss nur folgende Dinge bedienen können: Facebook, Whatsapp, Youtube, Browser, Telefon.
Dann tut es eventuell auch ein sogenanntes Feature-Phone. Die kommen mit alternativen Betriebssystem (z.B. KaiOS) und werden wie anno dazumal mit Knöpfen bedient anstatt per Touchscreen. Sie haben eine Reihe vorinstallierter Apps für eben genau solche Geschichten (Facebook und so) – und das war’s. Man kann nichts verändern, nachinstallieren, oder sonstwas. Quasi Telefon+Social Media. Dafür kosten sie unter 100 Euro. Ein Beispiel wäre das Nokia 2720 in klassischer Klapphandy-Aufmachung. Hat sogar einen wechselbaren Akku. Habe aber keine eigenen Erfahrungen damit.
Frage 1: Gibt es Argumente gegen das Gerät bzw. bessere Alternativen? (abgesehen von Android-Update-Versorgung via One oder Go)
Außer den bereits genannten? Nicht wirklich.
Frage 2 - LTE-Netz: Demnächst werden scheinbar die "3G Türme"
nach und nach abgeschaltet, so dass nur 2G (gibt's anscheinend nach wie vor?) und 4G/LTE übrig bleiben. Aber die Abdeckung von 4G scheint nicht so gut zu sein, wie die von UMTS/3G. Bauen die großen Anbieter 4G eigentlich aus oder gehen die direkt zu 5G über?
Jein. UMTS (3G) wird abgebaut, weil der Platz (sowohl auf den Sendemasten als auch dem Funkspektrum) für 5G gebraucht wird. LTE (4G) wird erstmal bleiben, weil es natürlich noch eine Weile dauert, bis 5G überhaupt eine hinreichende Marktdurchdringung erreicht hat. Außerdem braucht die aktuelle 5G-Technik noch das alte LTE-Netz als Basis, wenn ich das richtig verstanden habe. Standalone-5G soll erst noch kommen. Wahrscheinlich wird es 4G also noch ein paar Jährchen lang geben. Und 2G bleibt ebenfalls noch eine Weile, weil es erstens immer noch die beste Netzabdeckung hat, zweitens viele fest installierte Bestandsgeräte (Alarmanlagen und so) darauf angewiesen sind und drittens sogar nicht wenige LTE-Geräte es als Fallback benötigen. Wenn ein LTE-Handy nämlich kein VoLTE (Voice-over-LTE) beherrscht (welches erst nachträglich angeflanscht wurde), dann benutzt es LTE nur für die Daten. Zum Telefonieren muss es sich dann ins GSM- oder UMTS-Netz einbuchen. Deshalb reißt dann auch bei eingehenden Anrufen die Datenverbindung ab (das Modem bucht sich in ein anderes Netz).
Bei einem Billighandy bist du mit LTE gut bedient. Ist ja nicht so, als würdest du 1.500 Euro für’s neuste iPhone hinblättern oder so. Da kann man eher verstehen, dass man es ein paar Jahre länger nutzen will.
Frage 3 - Funk: Nochmal zur Sicherheit meines Verständnisses: man braucht diese Mobilfunkstandards ausschließlich, wenn man sich nicht irgendwo über WLAN Internetzugang verschaffen kann, sondern in der Funk-Wüste stehend auf satellitengestützes Internet zurückgreifen will, oder?
Nicht satellitengestützt, das ist eine andere Baustelle. Normaler Mobilfunk arbeitet über terrestrische Sendeanlagen. Aber ansonsten: Mehr oder weniger ja. Internetnutzung geht auch per WLAN. Telefonieren erfordert i.d.R. eine Mobilfunkverbindung (z.B. GSM). Die Ausnahme hier ist „Wifi-Calling” bzw. „WLAN Call” (jeder Provider hat sich einen anderen Marketingbegriff dafür ausgedacht), bei dem der Anruf via WLAN über’s Internet geroutet wird. Man ist also trotzdem über seine normale Handynummer erreichbar. Das muss dann aber vom jeweiligen Handy und Vertrag unterstützt werden (was nicht die Regel ist).
Frage 4 - Android-Hunger: Auf dem alten Gerät, was jetzt ersetzt werden soll, gab es 8GB Speicher und 1GB RAM (auch so ein Billigteil). Da lief aber offenbar ein relativ modernes Android, das Phone war von 2017. Und das Android OS hat etwas über 4GB für sich alleine beansprucht, dazu kamen noch 2,5GB an "Apps". Das meiste davon wiederum sind irgendwelche Google Programme u.a. Playstore, dann noch das fette Facebook mit über 500MB, alle anderen war so um die 100MB. Von den 1GB RAM waren auch immer rund 0.9GB für das System belegt. Frage also: gibt es eine Alternative zu einer Custom-ROM wie LineageOS, das nur auf manchen Geräten funktioniert und einige Risiken mit sich bringt, ohne das Android OS schon beim Kauf mit Hardware zu erschlagen, damit man das Ding ruckelfrei bedienen kann?
Mir ist die Frage nicht ganz klar, aber im Zweifel verweise ich nochmal auf die Feature-Phones.
Allgemein ist mehr Speicher immer sinnvoll, weil er schneller zur Neige geht als man denkt. Neuere Androids genehmigen sich auch größere Bereiche davon, weil sie meist in der sogenannten a/b-Konfiguration kommen. Das vereinfacht die Updates. Das Android ist quasi zweimal in zwei separaten Partitionen installiert. Davon ist eine inaktiv und versteckt. Steht ein Update an, wird es in diese versteckte Partition eingespielt. Dann gibt’s einen Neustart und der Bootloader macht diese B-Partition zum nun aktiven System und versteckt statt dessen die alte A-Partition, die vorher lief. Dadurch sind nahtlose Updates möglich. Früher musste immer ein Recovery-System gebootet werden und das Update hat dann das Gerät vergleichsweise lange blockiert. Nun kann das Update im Hintergrund erfolgen und man muss nur noch zum Abschluss einen Neustart machen. Bezahlt wird das natürlich mit doppeltem Speicherverbrauch für das Android.
Unter 16 GB würde ich nicht anfangen, besser sind 32.
Frage 5 - MicroSD Karte: Wie wird die MicroSD-Karte auf dem Phone behandelt? Kann ich die lediglich als externen Speicher für nicht-aktive Dateien benutzen oder kann man, um den Hauptspeicher von 16GB bei dem Blackview zu entlasten, auch Programme dorthin verfrachten? Ist der Gerätespeicher irgendwie schneller als die MicroSD-Karte, weil der vielleicht anders an das SoC angebunden ist? Oder vielleicht weil das SquashFS irgendwie anders mit dem Speicher zusammenarbeitet als die MicroSD-Karte?
Kommt darauf an. Benutzerdateien wie Filme und Musik kann man immer auf die SD-Karte auslagern. Ob sich Apps verschieben lassen, hängt von der App ab und davon, wie der Hersteller das Android „angepasst” hat. So mancher sperrt die Möglichkeit. Zum einen kann man dann die teureren Ausstattungsvarianten mit mehr Speicher besser verkaufen, zum anderen sind viele SD-Karten auch recht lahm und wenn die App dann ewig startet, geben die Kunden natürlich dem Handy die Schuld. Vom Hersteller vorinstallierte Apps kannst du praktisch nie verschieben, weil sie auf der schreibgeschützten Systempartition liegen.
Frage 6 - Batterien: Die Akkus scheinen aufgrund des hohen Energieverbrauchs irgendwie das Rückgrat von Touchscreen-Taschencomputern zu sein. Aber Smartphones mit wechselbarem Akku sind ziemlich außer Mode geraten. Und selbst für die paar Geräte, die das noch anbieten, gibt es offenbar kaum welche zu finden, die man auch einbauen kann. Ein durchschnittlicher Foon-Akku verträgt ca. 800 Ladezyklen, d.h. nach 1-3 Jahren muss man das Smartphone zwangsweise wegwerfen, weil es ohne Akku nicht bedienbar ist. Übersehe ich irgendwas oder ist das tatsächlich akzeptierter Stand der Dinge? Ist das genau das gleiche bei diesem MS-ähnlichen Luxus-Anbieter von satellitengestützten Walkie-Talkies oder lösen die das Akku-Problem anders?
Also das mit den nach 1-3 Jahren wegwerfen halte ich für übertrieben. Mein Nokia 6 ist inzwischen auch ca. 2,5 Jahre alt und der Akku hält noch problemlos einen Tag durch. Eher ist das Problem, dass dieses Jahr der Support auslaufen wird und dann keine Updates mehr kommen. Es ist ja nicht so, dass ein Akku nach x Zyklen plötzlich tot ist. Sondern er verliert nach und nach an Kapazität. Diese 500-1.500 Ladezyklen, die so ein Akku verkraftet, geben i.d.R. nur den Zeitpunkt an, an dem seine Kapazität auf unter 80% der ursprünglich mal vorhandenen gefallen ist. Das heißt aber natürlich nicht zwangsläufig, dass man ihn jetzt wegwerfen muss. Vielleicht reichen 80% ja durchaus noch aus. Ein Akku, der von Anfang an entsprechend überdimensioniert war, kann vielleicht auch mit nur 60% seiner Kapazität noch genügend Energie speichern. Ab wann der Punkt erreicht ist, ab dem man nicht mehr über einen Arbeitstag hinweg kommt, hängt neben der Ursprungskapazität auch vom jeweiligen Nutzungsverhalten ab. Wer täglich 8 Stunden YouTube guckt, wird schneller ein Problem kriegen, als jemand, der nur hin und wieder mal eine E-Mail liest und verschickt.
Aber auch fest eingebaute Akkus lassen sich oft mit etwas handwerklichem Geschick wechseln. Ob sich das für ein Billigsmartphone überhaupt lohnt, sei mal dahin gestellt.