„Ihr habt mich rufen lassen, oberster Kriegsherr Kan?“
„Da seid ihr ja endlich, Namenloser... ich habe euch bereits erwartet.“ Der orkische Anführer forderte den Namenlosen mit einer Handbewegung dazu auf, sich in einem Sessel am Kamin zu setzen. Der Namenlose durchschritt das geräumige Zimmer und nahm an der Seite des orkischen Herrschers platz. Es waren sehr hochwertige Sessel von allerfeinstem Material. Antike Form, pompös verziert und überaus bequem.
„Was kann ich für euch tun, oberster Kriegsherr Kan?“
„Oberster Kriegsherr“, wiederholte Kan mürrisch. „Ich bin des Krieges müde.“
„Ich verstehe nicht, mein Herr“ Der namenlose war sichtlich verwirrt. Er kannte den orkischen Herrscher nun schon seit einiger Zeit. Er hatte bereits diverse Aufträge der allerschlimmsten Art für den Ork erledigt und genoss dessen vollstes Vertrauen. Doch so wie an diesen Abend, hatte er Kan noch nie erlebt. „Soll ich den Schamanen kommen lassen?“
„Ich brauche keinen Schamanen“, erwiderte Kan maulend und winkte ab. „Ich muss etwas von euch wissen.“
„Was es auch ist“, antwortete der Namenlose besorgt. Der orkische Heeresführer wirkte auf einmal alt und gebrechlich. Kaum einer hätte von einer solch ärmliche Kreatur gedacht, dass sie abertausende Orks befehligte.
„Als ihr auf Khorinis wart“ Kans Atem ging schwer. Er hatte sichtlich Unbehagen damit, seinen Satz zu vollenden. „Habt ihr dort jemals eine Gru gesehen?“
„Ich fürchte, ich weiß nicht, was ihr meint, mein Herr.“
„Ein Weib, Morra“, antwortete Kan trocken. „Habt ihr jemals ein orkisches Weib gesehen?“
„Ich denke nicht, mein Herr“, antwortete der namenlose nachdenklich. „Wie sehen die denn aus?“
„Das weiß ich nicht mehr... ich habe seit vielen Monden keine Gru mehr gesehen.“ Traurigkeit lag in der Stimme des orkischen Kriegsherren. Ein wahrhaftig absurder Umstand in Anbetracht der kriegerischen Art der Orks. Dennoch empfand der namenlose Held tiefes Mitgefühl.
„Mein Befehl an euch lautet, eine Gru zu finden!“ Kan sah den namenlosen Held eindringlich an. „Lasst eure Suche nicht eher enden, bevor sie nicht von Erfolg gekrönt ist!“
„Bei allem Respekt, mein Herr“ antwortete der Namenlose vollkommen überrumpelt. „Ich wüsste nicht einmal wo ich mit einer solchen Suche anfangen sollte!“
„Das sind die Ausreden eines verängstigten Narren, der keine Ehre besitzt“, erwiderte Kan wütend und knallte mit seiner Pranke auf die Lehne seines Sessels. Das hochwertige Material ächzte unter der Gewalteinwirkung. „Geht nun und beginnt mit der von mir aufgetragenen Suche!“ Der Namenlose starrte den orkischen Anführer entsetzt an. Er wusste durchaus um das wankelmütige Temperament der Orks, doch in diesem Fall konnte er es absolut nicht nachvollziehen. Kopfschüttelnd stand er auf und verließ das Gebäude.

Die Tage vergingen und der namenlose Held grübelte Tag und Nacht über eine mögliche Lösung seiner Aufgabe. Doch hatte er keinerlei Anhaltspunkte, wo er mit seiner Suche hätte beginnen können. Schriften über die orkische Historie gab es seines Wissens auch nicht. So entschied er sich letztlich Rat bei einem orkischen Schamanen einzuholen. Die Geschichte der Orks wurde zumeist von den Schamanen von Generation zu Generation weitergegeben. Wenn also etwas über orkische Gru bekannt war, dann bestand zumindest eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Schamanen etwas darüber wussten. So suchte der namenlose Held den Schamanen Ur-Gosh auf, der ebenfalls in Faring lebte und sein Quartier innerhalb der Burg hatte.
„Warum stört ihr meine Studien, Morra!“ Obwohl Ur-Gosh mit dem Rücken zum namenlosen Helden stand, bekam er sehr wohl mit, dass jemand sein Quartier betreten hatte. Woher er nun ausgerechnet wusste, dass es sich dabei um einen Mensch handelte, war dem Namenlosen absolut suspekt.
„Verzeiht die Störung, großer Schamane Ur-Gosh“, antwortete der namenlose und blieb stehen. „Ich brauche euren Rat!“ Erstmals ließ der Schamane von seinem Alchemietisch ab und drehte sich zum namenlosen Helden herum. Skeptisch beäugte Ur-Gosh seinen Gast von oben bis unten.
„Recht habt ihr“, antwortete Ur-Gosh und verzog angewidert das Gesicht. „Vielleicht eine Mixtur, die euer Äußeres zum positiven verändert. Ihr seid nämlich ziemlich kahl im Gesicht.“ Der namenlose Held überlegte einen Moment, ob und vor allem wie er darauf reagieren sollte. Orkischer Humor befand sich häufig an der Grenze der Beleidigung und somit war es zumindest für Menschen schwer, damit umzugehen.
„Ich bin im Auftrag des obersten Kriegsführers Kan hier“, ignorierte er schließlich die Spitze des Orks. „Ich bin auf der Suche nach einer Gru und suche mögliche Anhaltspunkte.“ Ur-Goshs Miene veränderte sich schlagartig. Bisher machte der Schamane lediglich seine Abneigung gegenüber Menschen deutlich, doch nun war er sichtlich erschrocken.
„Der große Kan hat sich durch die Eroberung von Myrtana und den damit verbundenen Sieg über die Morras seinen Platz in der Ruhmeshalle unserer ehrwürdigen Vorfahren verdient“, begann der Schamane mit ruhiger Stimme zu erzählen. „Allerdings endete mit dem Sieg über euch Morras auch der Krieg.“ Der namenlose Held verstand nicht mit einem Wort, worauf der Schamane hinaus wollte. Ebenso wenig wusste er, was die das alles mit seinen Auftrag zu tun hatte.
„Ein Krieger, der über einen längeren Zeitraum kein Blut mehr vergießt, verfällt einer sehr seltenen Krankheit“, fuhr Ur-Gosh schließlich fort und näherte sich dem namenlosen langsam. „Er sucht verzweifelt nach einem Ausgleich, der seinen nicht enden wollenden Hunger stillt. In diesem Fall ist es die Suche nach einer grotesken Fantasterei, die den Verstand meines Gebieters vernebelt.“ Allmählich dämmerte dem Helden, worauf er sich eingelassen hatte. Er musste nun schnell reagieren, damit ihm der Schamane nicht an den Hals ging.
„Jetzt halt mal die Luft an“, rief er hastig. „Ich werde diesen Auftrag zur Kans vollsten Zufriedenheit erledigen, ob du mir nun hilfst oder nicht!“
„Wenn du dein eigens Grab fertig geschaufelt hast, gib mir Bescheid“, spottete Ur-Gosh grinsend und wandte sich vom Namenlosen ab. „Meine Klinge soll die erste sein, die dich durchbohrt.“ Obgleich er soeben noch einmal die Erfüllung von Kans Auftrag angepriesen hatte, verließ der Namenlose letzten Endes vollkommen entmutigt das Haus des orkischen Schamanen. Er hatte nun nur noch einen Anhaltspunkt. In ganz Myrtana, Varant und Nordmar wusste er nur noch eine Person, die ihm jetzt noch weiterhelfen konnte. Ein schwindend geringer Hoffnungsschimmer, doch noch Kans Auftrag zu erfüllen und somit den Tod zu entgehen. Der Namenlose musste einen alten Freund in Nordmar besuchen.

Am nächsten Morgen hatte sich der namenlose Held für seinen Aufenthalt in den eisigen Weiten Nordmars ausgerüstet. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange er sich in der ewigen Eiswüste aufhalten würde und hatte sich dementsprechend großzügig mit Proviant eingedeckt. Ein vorerst letztes Mal blickte er auf die imposante Burg Farings zurück, ehe er schließlich seine Teleportationsrune benutzte. Ein heller Lichtschein entbrannte seiner Hand und umhüllte kurz darauf seinen ganzen Körper. Wenig später verblasste das grelle Licht wieder und hinterließ einen leeren Platz.

„Ich muss zugeben, dass ich über dein Erscheinen mehr als überrascht bin“, begrüßte Xardas seinen alten Freund. „Ich habe dich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.“
„Ich hatte viel um die Ohren, alter Freund“, antwortete der Namenlose verlegen grinsend.
„Immer noch im Dienste der Orks, was?“, mutmaßte der Dämonenbeschwörer. „Ich konnte mir die Orks noch nie über einen längeren Zeitraum als herrschende Rasse vorstellen. Als Mittel zum Zweck war ihr Sieg über die Menschen absolut dienlich, doch darüber hinaus... Was kann ich für dich tun?“
„Ich brauche deinen Hilfe“, antwortete der Namenslose. „Kan hat mich damit beauftragt nach einer Frau zu suchen... nach einer orkischen Frau.“ Xardas runzelte die Stirn und sah den namenlosen skeptisch an.
„Von einer solchen Kreatur habe ich noch nie gehört“, antwortete er überlegend. „Haben die ebenso viele Haare im Gesicht, wie ihre männlichen Artgenossen?“
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ antwortete der Held schmunzelnd. „Kan selbst kann sich nicht einmal mehr an orkische Frauen erinnern. Sein Schamane hält die Suche wiederum für einen Ausdruck von Kans Langeweile.“
„Hm“, erwiderte Xardas und seufzte. „Über die Entstehung der Orks... der Erschaffung von Orks ist nicht viel bekannt. In der Religion erschafft Beliar das Tier, womit Zweifelsfall die Orks gemeint sind. Doch sind die Schriften nicht unbedingt für bare Münze zu nehmen.“
„Deswegen bin ich hier“, antwortete der namenlose Held. „Wenn ich mit leeren Händen zurückkehre, wird Kan mich hinrichten lassen. Der Schamane hat mir zugesichert, dass es seine Klinge sein wird, die mich als erstes durchbohrt.“
„Es wäre zumindest die einfachste Variante.“, antwortete Xardas grinsend mit sarkastischen Unterton. „Aber ich werde dir helfen, fügte er schnell hinzu, ehe der Namenlose etwas auf seine vorangegangenen Worte erwidern konnte. „Allerdings brauche ich etwas Zeit und muss einige Vorbereitungen treffen. Komm also später wieder.“

Am Abend war es dann endlich soweit. Xardas verteilte diverse Utensilien in einem blutroten Pentagramm. Ob es sich bei der roten Flüssigkeit am Boden nun tatsächlich um Blut handelte, vermochte sich der namenlose Held lieber nicht auszumalen. Die diversen Gliedmaßen eines Orks und einer menschlichen Frau konnte er hingegen nicht so einfach ignorieren.
„Ich wusste gar nicht, dass in Nordmar mit den Überresten verschiedener Spezies gehandelt wird.“
„Was hast du denn anderes erwartet?“, erwiderte Xardas mürrisch und arbeitete weiterhin an der richtigen Ausrichtung aller Körperteile. „Hätte ich erst nach Probanden suchen sollen, die sich freiwillig von ihren Gliedmaßen trennen hätten wollen?“ Der Namenlose ignorierte die Frage und seufzte stattdessen.
„Immerhin wirst du im Falle des Erfolges als strahlender Held der Orks zurückkehren und bleibst am Leben!“
„Klasse!“, antwortete der namenlose Held mit sarkastischen Unterton. „Dabei gibt es doch ohnehin schon so wenige Frauen...“
„So das war alles“, rief Xardas plötzlich und trat aus dem Pentagramm heraus. „Halte etwas Abstand und sei still. Ich muss mich konzentrieren.“ Der Namenlose trat ein paar Schritte zurück und beobachtete gespannt den Schwarzmagier. Xardas hatte seinen Augen geschlossen und seine beiden Arme über das Pentagramm ausgebreitet. Dann murmelte er kaum hörbare Worte in einer Sprache, die der namenlose Held noch nie zuvor vernommen hatte. Plötzlich verwehten alle Flammen der sich im Raum befindenden Kerzen. Ein Magischer Schleier entstieg ganz allmählich dem Pentagramm und war für den Moment die einzige Lichtquelle. Nach und nach lösten sich die verschiedenen Gliedmaßen vom steinernen Fußboden und fanden auf magische Weise zusammen. Dabei gingen die Körperteile noch keine Verbindung ein. Sie näherten sich lediglich bis auf wenige Zentimeter an. Dann strömten plötzlich energetische Blitze aus Xardas Händen und trafen die zahlreichen Körperteile. Dabei waren die magischen Blitze so grell, dass sich der namenlose Held die Augen verdecken musste. Wenige Sekunden später lösten sich die wild tanzenden Blitze wieder auf. Der magische Schleier legte sich und alle Kerzen flammten wieder auf.
Der namenlose Held nahm langsam wieder seine Hände runter und erschrak. Eine seltsam anmutende Kreatur starrte ihn an. Sie hatte zotteliges Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte und teile des Gesichts verdeckte. Das Gesicht selbst war von schwarzen Haarstoppeln bedeckt. Darunter stach ein oliv-grüner Hautton hervor. Ihre muskelbepackte Statur glich dem normalen Körper eines Orks.
„Mein Name ist Lady Xrystal“, rief das Wesen mit brummiger Stimme. „Kriegsherrin und Anführerin der Orks!“
„Höchst interessant“, antwortete Xardas stirnrunzelnd. „Eindeutig die Eigenwilligkeit der Orks. Wobei dir das wohl bei deinem Vorhaben durchaus Probleme bereiten dürfte, alter Freund.“ Der Namenlose antwortete nicht auf die durchweg mit Schadenfreude durchsetzten Worte des Schwarzmagiers und wandte sich stattdessen an die Kreatur.
„Mein Name ist...“
„Du bist ein Sklave, Morra!“, unterbrach die Kreatur den Namenlosen mit bissigen Unterton und warf ihm einen bösen Blick zu. „Ein Sklave hat keinen Namen und er spricht nur, wenn er dazu aufgefordert wird!“
„Jetzt halt aber mal die Luft an“, erwiderte der Namenlose genervt. „Ich bin im Auftrag des obersten Kriegsherren der Orks hier, um dich zu ihm zu bringen.“ Lady Xrystals Gesicht verfinsterte sich schlagartig.
„Wie kannst du es wagen, Morra! Ich werde dir deine Gedärme mit meinen bloßen Händen herausreißen!“
„Bitte, meiner Herrin“, mischte sich endlich auch Xardas mit in das Gespräch ein. „Dieser Sklave spricht die Wahrheit; auch wenn er euch ohne jeglichen Respekt entgegnet.“
„Du bist ein Diener Beliars“, sagte Lady Xrystal schließlich, nachdem sie den Dämonenbeschwörer von oben bis unten gemustert hatte.
„Das ist wahr, meine Herrin“, antwortete Xardas und verneigte sich vor der orkischen Frau. „Sowohl Beliar, als auch euch.“
„Dann ist es dein Auftrag, mich sofort zu diesem orkischen Anführer zu bringen, von dem der elende Morra gesprochen hat!“
„Wie ihr wünscht, meine Herrin.“ Xardas trat ein paar Schritte zurück und tauschte einen kurzen Blick mit dem namenlosen Helden aus. Der war sichtlich besorgt über das Vorhaben des Schwarzmagiers. Allerdings hatte Xardas wohl kaum die Wahl und folgte letzten Endes noch immer dem Wunsch des Namenlosen. So teleportierte er beide nach Faring.

Im nächsten Augenblick fanden sich Lady Xrystal und der namenlose Held im inneren Burghof von Faring wieder.
„Hinfort mit dir, Sklave!“ Unsanft stieß Lady Xrystal den Namenlosen beiseite und marschierte schnurstracks auf Kans Herrenhaus zu.
„Sofort stehen geblieben!“, befahl die am Herrenhaus postierte Orkwache und musterte Lady Xrystal skeptisch von oben bis unten. „Was in Beliars Namen...“ Der orkische Wachposten hatte keinerlei Möglichkeit mehr, seinen Satz zu vollenden. Lady Xrystal zog plötzlich einen Dolch aus ihrer Gürtelschnalle und stach den männlichen Ork rasend vor Wut nieder. Der namenlose Held, der das Spektakel aus der Ferne verfolgte, musste mit entsetzen feststellen, dass es sich bei der Waffe um seinen Dolch handelte. Lady Xrystal musste ihn kurz nach dem Teleport entwendet haben.
„Was soll dieser Lärm in meiner Burg!“ Die donnernde Stimme des orkischen Anführers hallte über den gesamten Innenhof. Lady Xrystal ließ unverzüglich von der orkischen Wache ab und schenkte Kan ihre ganze Aufmerksamkeit. Erstmals erblickte auch Kan die von Xardas geschaffene Kreatur. Er war sichtlich erstaunt und hatte Probleme, seine Eindrücke in Worte zu fassen. „Du verdammter Hundesohn hast es tatsächlich geschafft!“ rief er mit schweren Atem und beäugte die orkische Frau eingehend. Vorsichtig tastete er sich Stufe für Stufe die nicht enden wollende Treppe hinunter, bis er schließlich endlich direkt vor seiner orkischen Frau stand.
„Mein Name ist Kan. Oberster Kriegsherr der Orks.“ Gierig streckte Kan seine Hand nach Lady Xrystals Gesicht aus und strich ihr sanft über die Wange. Lady Xrystal selbst verfolgte das Geschehen widerwillig. „Ich werde dich zu meiner Gru nehmen und wir gemeinsam werden über mein Reich herrschen!“ Plötzlich wandte sich Lady Xrystal angewidert ab und stieß Kans Hand mit einem garstigen Knurren beiseite. Dann stieß sie plötzlich mit der anderen Hand zu. Mit Entsetzen schaute Kan an sich herunter und entdeckte einen bis zum Anschlag in seinen Wams steckenden Dolch.
„Du verdammtes Miststück!“, rief er aufgebracht und stieß Lady Xrystal zurück. Dann riss sich den Dolch mit aller Gewalt wieder heraus und warf ihn zu Boden. Wutentbrannt stürmte er auf Lady Xrystal zu und schlug ihr mit dem Pfotenrücken ins Gesicht. Die orkische Frau taumelte bei der Wucht des Schlages ein paar Schritte zurück. Kurz darauf hatte sie sich jedoch wieder gefangen und schlug mit voller Wucht zurück. Durch seine blutende Wunde geschwächt verlor Kan dabei den Halt und stürzte hinterrücks zu Boden. Diesen Augenblick der Schwäche nutzte Lady Xrystal und stürzte sich auf den orkischen Kriegsherren. Vollkommen der Raserei verfallen schlug sie immer wieder auf den orkischen Anführer ein. Dieser versuchte sich zwar mit seinen Pfoten vor den unaufhörlich einhämmernden Schlägen zu schützen, hatte damit jedoch kaum Erfolg. Dann ließ Lady Xrystal plötzlich schlagartig von dem orkischen Anführer ab. Ehe Kan diesen kurzen Augenblick der Angriffspause für sich nutzen konnte, spürte er jedoch sogleich wieder den Dolch an seinem Körper.
„Mein Name ist Lady Xrystal und ich bin die Kriegsherrin und Anführerin der Orks!“, rief die orkische Frau kreischend. „Du wirst dich mir gefälligst unterwerfen und mir dienen!“
„Sei meine Gebieterin... sei meine Göttin!“, antwortete Kan zähneknirschend. Trotz des Dolches, der an seiner Kehle parkte, hatte er nach wie vor nur Augen für seine Gru. „Eure strahlende Schönheit wird nur noch durch eure Ehre übertroffen!“
„Mutig bist du ja“, erwiderte Lady Xrystal schmunzelnd und biss Kan leidenschaftlich in die Unterlippe. „Vielleicht mache ich dich ja zu meinem persönlichen...“

„Möge Beliar deiner Seele gnädig sein, du Narr!“ Überrascht drehte sich der namenlose Held um und entdeckte Ur-Gosh vor seiner Hütte stehen. Offenbar hatte der Schamane das ganze Spektakel von dort aus mit angesehen.
„Das hoffe ich auch“, antwortete der Namenlose. „Bei Innos, das hoffe ich auch.“