Es gab keine schlecht beleuchteten, nassen Treppen auf der Citadel. Trotzdem hatte van Zan einen guten Punkt angebracht, einen über den auch Seeva nachgedacht hatte. Angesichts der hohen Dichte an Feinden würde es zwar vermutlich kaum verwundern, wenn einer von Vhans Bodyguards einem Attentat zum Opfer fiel, die Marke „Kollateralschaden“ war aber dennoch die Methode der Wahl. Seeva nickte nur und sprach diesen Punkt nicht weiter an. Da der Mann in Schwarz nicht nachfragte, sondern zu einer weiteren Frage überging, schien ihm die Antwort auch nicht auf den Nägeln zu brennen.
„Kennen Sie den Spruch: Glück ist das Ergebnis von Planung?“ Der Spruch stammte von einem menschlichen Philosophen, der nur wenige Jahrzehnte nach Seeva geboren wurde. Für van Zans Verhältnisse also sehr lange her. Die Anregung des Menschen hatte aber eine Frage angestoßen, die auch die anderen Teammitglieder zu interessieren schien. Sämtliche Augen richteten sich auf den Spectre. Odessa rümpfte die Nase, als van Zan ihre Unsinnigkeit in dieser Mission andeutete. Seeva seufzte leise. Na gut, was sein musste, musste eben sein. Sie hatte nicht vorgehabt, ihre Pläne frühzeitig zu offenbaren, wollte aber das Vertrauen der Truppe gefährden. Einen Moment dachte sie, dass es unklug wäre, ihre Pläne dem undurchsichtigen Info-Broker zu nennen. Immerhin hatte er selbst gesagt, dass er keinerlei eidähnliches geleistet hatte, seine Loyalität galt nur ihm selbst. Seeva hoffte auf das gemeinsame Ziel, nicht mehr und nicht weniger. „Wie Sie wünschen“, sagte sie gelassen. „Mein Plan ist nicht, nur jemanden aus Vhan Seniors Dunstkreis zu entführen und zu befragen. Es geht um mehr: Fernaufklärung, Nahaufklärung, Infiltration. Hacken von Knotenpunkten direkt vor Ort – dafür Odessa und für den Flug dorthin einen Piloten. Die Informationen über die Nutzung der Gebäude wird man sicherlich direkt darin erhalten. Das bedeutet direkten Zugriff. Was wir neben dem Skalpell der Operation benötigen, ist der Holzhammer der Diplomatie.“ Sie lächelte über ihr eigenes hinkendes Wortspiel hinweg. „Vhan Senior wird nicht nur im Schatten bleiben, das kann er sich nicht leisten. Wir werden uns also notgedrungen auch mit ihm persönlich befassen – auf die eine oder andere Art. Je mehr Augen auf ihn gerichtet sind, seitens der Öffentlichkeit, desto mehr wird er seine Augen von den Dingen in seinem Rücken wenden müssen. Trumbos Angriff auf ihn war ein erster, sehr gelungener Schritt – ohne mein Zutun, wie ich gestehen muss. So muss es aber weitergehen! Vhan Junior nimmt uns dankbarerweise viel ab. Seine Unbeholfenheit könnte uns tatsächlich einmal zum Vorteil gereichen.“ Sie umrundete den Tisch, wobei Tiberias ihr Platz machte. „Ich nehme an, dass Sie alle nun die Rollen ihrer Kameraden erfahren wollen. Beginnen wir also bei Tiberias Qatar.“ Der Turianer straffte sich, ein Reflex aus der Zeit des Militärdienstes – oder der martialischen Natur der Spezies. „Er ist unser Turianer und damit in den Basen von Vhan unauffälliger als wir anderen. Außerdem ist er der Sprengexperte, für den Fall, dass es mal ungemütlich wird oder wir Vhans Projekten einen herben Schlag verpassen müssen. Außerdem ist er ein Kämpfer, wie er im Buche steht. Werden Sie jetzt nicht rot“, schloss Seeva. Turianer konnte nicht erröten. „Odessa: Hacker, Scharfschütze, Infiltrator. Schlank, agil und mit den Schatten vertraut. Brauche ich mehr sagen?“ Niemand sagte etwas. „Awan ´Rheda vas Verdune.“ Der Quarianer zuckte leicht zusammen, dann wandte sich der versiegelte Helm zu ihr. In dem Nebel hinter der Maske flimmerten weiße Augen. „Er bekommt alles auseinandergebaut – Speicherkarten, Datenpads, biologische Kerndatenspeicher, Mechs… Und er ist unser Backup, falls die Technik auf den Missionen mal versagen sollte. Wir können es uns nicht leisten, auf einem Planeten zu stranden. Sorge Sie also dafür, dass er am Leben bleibt.“ Seeva machte eine Handbewegung, die alles bedeuten konnte. „Über Xi brauchen wir auch nicht sprechen. Er ist, was er ist. Bleibt also nur noch Pater Lacan.“ Der Priester trat neben van Zan, die beiden wirkten wie aus einem Holz geschnitzt obwohl sie unterschiedlicher nicht sein konnten. „Pater Lacan hat in seiner Zeit als Kämmerer ein Programm zur Sicherung der Geldkanäle, der gesicherten Telekommunikation und sogar eine K.I. geschaffen, die noch heute von der katholischen Kirche benutzt wird. Seine private K.I. deren Existenz er annimmt, sie sei geheim, scannt und informiert ihn zu sämtlichen relevanten Themen, Gefahren, Dingen, die sich hier auf der Citadel zutragen. Darum wussten Sie auch, wer ich bin, als ich das erste Mal bei Ihnen war.“ Der Pater lächelte verlegen und eine Spur ertappt. „Wussten Sie, dass man Sie jahrelang für einen Agenten des Allianz-Geheimdienstes oder von Cerberus gehalten hat?“, fragte der Spectre. Lacan nickte. „Das ist mir in der Tat zu Ohren gekommen. Aber wie Sie wissen, diene ich keinem anderen Herrn als Gott selbst.“ „Salbungsvolle Worte. Zumindest sind diese Verdächtigungen der Grund, warum ich überhaupt auf Sie gestoßen bin“, erklärte Seeva. „Pater Lacan wird unsere interne Kommunikation überwachen. Schließlich ist es beinahe unmöglich nicht abgehört zu werden, es sei denn, man gehört zu den Geth oder der STG.“ Sie schaute zu van Zan. „Damit wären die Grundpfeiler wohl geklärt. Sie habe ich rekrutiert, weil Sie Ihre Fähigkeiten bereits bei der Jagd nach Gavros unter Beweis gestellt haben, weil Sie mir die Informationen und damit einen Grund zur Zusammenarbeit gaben und weil ich glaube, dass Sie der Galaxie als ein Verbündeter mehr nutzen, denn als Schatten im Hintergrund.“
Seeva trat einen Schritt zurück. „Ja, der Schlachtplan befindet sich noch am Anfang. Wir wissen nicht, was Vhan Senior plant, was er vorbereitet, was auf uns wartet. Ich bin aber davon überzeugt – und der Rat ist es ebenfalls – dass es etwas ist, was unserer Aufmerksamkeit bedarf. Vhan ist klug, gerissen und gefährlich. Wir werden unsere Optionen abwägen, alle Optionen. Es wäre entsprechend töricht, sich nicht alle Möglichkeiten offen zu halten. Von Entführung und Folter über Attentate bis hin zu Bestechung oder offiziellen Einladungen im Stile von ‚Baustellenbesichtigungen des Bauamtes‘ werden wir jedes Mittel nutzen, um die Pläne des Turianers offen zu legen und dann zu entscheiden, wie wir weiter verfahren. Jeder in diesem Kreis ist angehalten, seinen Input zu liefern. Das hier ist keine ‚Ich befehle, Sie folgen‘ Operation, dafür hätte ich mir auch Mechs oder billige Söldner holen können.“
Das Ganze ergab immer mehr ein Muster. Vhan, der korrupte Ex-Cop, der den Zorn einer Psychopathin auf sich gezogen hatte, ein überforderter Ermittler und ein Rat, dem der Druck so groß wurde, dass er einen Spectre einsetzte, welcher wiederum rigoros durchgriff. Caine verspürte ein leichtes Bedauern. Er hatte Vhan eigentlich gemocht. Er war nett und schien lediglich eine Person von der Sorte zu sein, die zur falschen Zeit am falschen Ort war -damals wie heute. Dass er sich aber als Teil des Problems herausstellte, alle anderen in Gefahr brachte und dann auch noch den Weg des Feiglings wählte – den Selbstmord – warf ein schlechtes Licht auf ihn. Gerade überlegte er noch, ob es lose Enden gab, bei deren Antwort Cas’tivera ihn unterstützen konnte, als sein Tool vibrierte. „
Entschuldigen Sie bitte“, sagte Caine, schaute darauf nach und stellte verwundert fest, dass es das Citadel News Magazin war. „
Darf ich?“ Die Asari nickte gönnerhaft und lehnte sich in den Sessel zurück. Caine nahm den Anruf an. Was er da hörte, ließ ihn jedwede weitere Frage an die Sportlerin im Keim ersticken. C-Sicherheit ging in den Tips rabiat gegen alles und jeden vor, scheinbar weniger mit Plan als vielmehr mit Rachegelüsten im Fokus. Die Kollegen des Magazins fragten, ob er mehr wisse, was er verneinte. „Ich kümmere mich“, sagte er und legte auf. Rasch kramte er seine Habe zusammen, erhob sich und streckte der Sportlerin die Hand entgegen: „
Vielen Dank für Ihre Zeit, Miss Cas’tivera. Ich fürchte, ich muss mich sofort auf den Weg machen. Verzeihe Sie meinen raschen Aufbruch.“ Er ließ die blaue Hand los und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. Farbe: Knochen. Die Schrift:
Silian Rail, antike Schreibmaschinentype. Eine Hommage an das alte Handwerk des Journalismus. Er legte sie auf den Glastisch. „
Falls es noch irgendetwas gibt, was Sie zu meinem Artikel anbringen möchten, zögern Sie nicht, mich zu benachrichtigen.“ Er lächelte kurz aber äußerst höflich.
Noch bevor er das Skycar-Taxi erreichte, kontaktierte Ethan mehrere Quellen, die er in den Tips hatte. Es waren mal mehr gewesen, aber die Gang-Kämpfe und die Devils Riots hatte sie stark ausgedünnt. Zivilisten starben bei solchen Konflikten zuhauf, egal welchem Beruf sie nachgingen. Caine erreichte einen Kroganer, der Caine schon mehrfach als anonyme Quelle gedient hatte. Er war zweifelsohne ein begnadeter Knochenbrecher und Schutzgeldeintreiber für eines der Kartelle dort unten, aber an und für sich ein anständiger und aufgeweckter Kerl. Literarisch gebildeter, als man es von einem Kroganer erwarten mochte; er hatte sogar mit Caine über seinen Asari-Roman gesprochen und ihm in vielen Punkten bezüglich der Liaison mit einer Asari beigepflichtet. „
Wraith, können Sie mir etwas zu den Razzien in den Tips sagen?“ Die tiefe Stimme des Kroganers dröhnte in Ethans Kom-Log. „Ja, Caine, kann ich. Die Cops gehen hier mit allem rein, was ihre mickrigen Reviere vor Ort aufbringen können. Fast so, wie damals bei den Riots.“ „Sondereinsatzkommandos?“ „Nein, normale Cops mit viel Waffen und Panzerungen. Ein paar von denen erkenne ich sogar wieder.“ „
Wie gehen Sie vor?“ Ethan winkte dem salarianischen Fahrer des Taxis zu, der bedächtig landete. „Heftig. Sind alle furchtbar wütend. Mich lassen sie soweit in Ruhe, aber ein paar andere – mehr Zivis als Gangmitglieder – haben sie schon vedroschen.“ „
Ist die Presse schon vor Ort?“, fragte Caine und schloss die Tür, ehe er dem Fahrer ein schnelles „
Zu den Tips“ zurief. „Haben ein paar unbemannt Drohnen hergeschickt, machen die jetzt meistens so“, raunte der Kroganer. Ethan gehörte nicht zu denen. Er brauchte mehr als die diffuse Welt, die über die schmale Perspektive der Kamera übertragen wurde. „
Können wir uns treffen, Wraith?“ „Hmm, denke schon“, überlegte der Kroganer. „Ich kenne da ne Ecke, von dort aus können Sie die Zugriffe vermutlich auch gut sehen. Denken Sie an Ihren Presseausweis – hier gibt es Kontrollpunkte mit Mechs.“
*
Das Skycar-Taxi landete nicht so dicht am Geschehen, wie Caine es sich gewünscht hatte. Der Journalist, noch immer in das feine blaue Sakko seines Interviews mit Cas’tivera gekleidet, eilte wie Falschgeld durch die Gassen. Irgendwo stieg Rauch auf und verbreitete den Geruch von geschmolzenem Plastik, der unverwechselbare Gestank von Eskalation auf hohem Niveau. „
Was für ein Glück, dass ich beim letzten Termin etwas Baguette gegessen habe“, dachte der Journalist angesichts des Energieaufwands, im Laufschritt gut zwei Kilometer Bezirk hinter sich zu bringen. Schließlich sah er den ersten Checkpoint mit zwei LOKI-Mechs im Blau von C-Sicherheit. Er verlangsamte seinen Lauf und zog dabei seinen Presseausweis aus der Innentasche seines Jacketts. „Halt, wohin wollen Sie?“, fragte der Mech mit blecherner Stimme. „
In den Bezirk“, antwortete Caine schwer atmend. Er spürte, wie sein Körper den Cooldown probierte und hoffte, dass er ihm gleich etwas Rast gönnen konnte. Bei Razzien in Gang-Bezirken bot es sich an, Energiereserve vorrätig zu haben. „Grund Ihres Besuchs?“, wollte der Mech wissen. Eine kleine Kameraeinheit, ähnlich jener, die von vielen Newssendern verwendet wurden, schwebte vor den Menschen und hielt sich etwa auf Augenhöhe. Caine hob seinen Ausweis, das Gerät scannte ihn. „
Recherche“, sagte der Journalist. Das weiße, grobkörnige Muster, das sich anstelle eines Gesichts auf dem Kopf des Roboters abzeichnete, flackerte für den Bruchteil einer Sekunde rötlich. „
Aktiv feindselig“, dachte Caine. Er rechnete nun damit, dass er am Kontrollpunkt festgehalten werden würde, bis ein lebender Beamter sich seiner annehmen würde. „Sie können passieren“, krächzte der Mech dann jedoch zu Caines Überraschen. Das digitale Flatterband, dass den Kontrollposten einzäunte flimmerte bei Caines durchschreiten grün auf – eine unautorisierte Betretung wäre rot angezeigt worden. „Brauchen Sie eine Eskorte?“, fragte der Mech. Caine wusste, dass es eine Falle war. Sicherheitskräfte schränkten Journalisten liebend gerne durch den vorgeschobenen Grund von Schutz in ihren Recherchen ein. „
Ich komme schon zurecht“, sagte Ethan und ließ den Posten im schnellen Schritt hinter sich.
Die ersten Anzeichen der Razzia sah der Journalist schon von weitem. Blitzende, blaue Lichter, uniformierte Polizei, die Gruppen von Dissidenten zusammentrieben und reihenweise kontrollierten, um sie danach in verschiedene Einheiten zu clustern. „
Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“, fiel ihm beim Betrachten der Szenerie ein. „Hey, Sie da. Herkommen. Hände da, wo ich Sie sehen kann. Stehen bleiben.“ Eine Frau, menschlich, jung, aufgeregt, deutete auf Caine. Ihr Gesicht glänzte. Sie trug keinen Helm aber eine Mütze, deren Ränder dunkel vom Schweiß waren. „
Ich denke nicht“, sagte der Journalist mutig. Er wusste, dass sie ihm sehr wohl alles Mögliche befehlen konnte, hoffte aber auf ihre Unerfahrenheit. „Wie bitte?“, fragte sie irritiert und wütend zugleich. Sie hob bedrohlich ihren Zeigefinger, gleich einer Pistole. „
Ich bin Journalist und hier zur Recherche“, sagte er, zog seinen Ausweis ein weiteres Mal und hob ihn über den Kopf. Die Frau legte den Kopf schief. „Ähm, dürfen Sie hier sein?“ „
Fragen Sie doch mal Ihre Mechs, die mich am Kontrollpunkt durchgelassen haben. Gleich dort vorne“, sagte er und nickte in die Richtung, aus der er gekommen war. Sie tat es wirklich. Eine halbe Minute verging, dann hatte die Polizistin die Bestätigung, dass Caine tatsächlich gerade mit dem Grund „Recherche“ und einem gültigen Ausweis in den Bereich gekommen war. Das schien ihr zu genügen. Schon wollte sie ihn weiterschicken, sprich fortjagen, als er anfing, Fragen zu stellen. „
Können Sie mir mehr über die Aktion berichten?“ Sie verneinte. „
Was ist das Ziel?“ „Reden Sie mit meinem Vorgesetzten?“ „
Wer ist Ihr Vorgesetzter? Wer leitet diese Operation? Ist Gefahr im Verzug?“ Nur die Information in der Mitte war relevant, die anderen beiden eine Finte. „Captain Rarkin ist der Einsatzleiter“, gab sie Preis. Die Notiz ging in Caines Gedächtnis nieder. „
Danke“, sagte er, lächelte gewinnend und ließ eine verwirrte Polizistin zurück.
Der Journalist erreichte die Ecke, an der er sich mit Wraith verabredet hatte, zum vereinbarten Zeitpunkt. Er klopfte auf seinen Notizblock und sah sich um. Der Bereich war spärlich beleuchtet, nicht, weil es einen infrastrukturellen Mangel gab, sondern weil Gangmitglieder es als Hobby betrachteten, die Lampen für Zielübungen zu nutzen. Caine sah mehrere geschlossene Stores, typische Tips-Waren: haltbarer Dosenfraß, Vintage-Mode, nicht zugelassene Schönheits-Biotiken, die es wegen zu vieler Nebenwirkungen in der Testphase nicht auf den regulären Markt geschafft hatten. Der Kroganer, den man unmöglich hätte übersehen können, fehlte. Stattdessen stand dort ein Mensch. Er stand so bewusst dort, dass es kein Zufall sein konnte. Caine steuerte auf ihn zu. Der Mann trug einen olivgrünen Parker mit aufgeschlagenem Kragen. Die Glut einer Zigarette erhellte beim Ziehen daran ein altes Gesicht. Der Kerl musste die Sechzig schon hinter sich gelassen haben. Seine fahlen Wangen waren mit grauen und dunklen Stoppeln übersät, die Nase mindestens einmal gebrochen und nicht ganz gerade wieder zusammengewachsen. Er hatte wache Augen. Augenscheinlich war er der das komplette Gegenteil von der jungen Polizistin – ein Leben voller Erfahrung lag in dem Blick, den er dem Journalisten zuwarf. „
Sind Sie Caine?“, fragte er. Seine Stimme klang feinfühliger als erwartet, hatte aber den tiefen Ton eines Anführers, der sich über das Schlachtengetümmel hinwegsetzen konnte, inne. Ethan blieb stehen und fixierte sein Gegenüber. „
Der bin ich. Und Sie sind offenkundig nicht Wraith.“ „
Nein“, sagte der Mann, nahm die Zigarette zwischen die Lippen und reichte Ethan eine Pranke von Hand. Caine sah im Zwielicht einer zerschmetterten Laterne Narbengewebe auf den Fingerknöcheln. „
Wraith hat Probleme mit den Cops; sind einem seiner Geheimlager auf der Spur. Er muss die Ware sichern“, erklärte der Fremde. „
Ich bin John.“ „Freut mich“, sagte Caine. Er wusste nicht genau, was dieser „John“ von ihm wollte. Wraith hatte einen Mann mit diesem Namen nie erwähnt. Caine täuschte vor, seinen Block auf lose Blätter zu prüfen und betrachtete die Kleidung von John genauer. Er sah, was er gesucht hatte: Die Ausbuchtung einer Pistole am Gürtel. „
Sind Sie ein Cop?“, stellte er die abgedroschendste Frage aller Gangsterfilme. John schüttelte den Kopf. „
Nur der Freund eines Freundes.“ Caine wagte die Offensive: „
Also, was können Sie für mich tun?“ John zog ein letztes Mal an der Zigarette, schnippte die noch glühenden Reste fort und entließ einen graublauen Nebel während er sprach. „
Ich bringe Sie an die Orte des Geschehens, stelle Sie Zeugen vor, helfe Ihnen aufzuzeigen, wie brachial die sogenannten Freunde und Helfer der Citadel gegen die Bevölkerung vorgehen.“ Er streckte sich und Caine stellte fest, dass er mehr als einen Meter neunzig messen musste. „
Kommen Sie.“