Sorvan &
Das Erwachen des Niall O'Grady
„
Was hat deine Meinung geändert?“, fragte Dras nach. Er trug nur ein dunkles Unterhemd mitsamt offenem Hemd oberhalb der Gürtellinie, während seine Hosen irgendeinem x-beliebigen Einwohner der Tips sehr gut stehen würden. Alle vier Augen hatten die natürliche Färbung eines gesunden Batarianers, während er im Skycar auf der Rückbank saß.
„
Mein Boss hat rausgefunden, was ich sonst so treibe.“, erklärte Kadyszewski, der in seiner zivilen Kluft auch gut in das Bild hineinpasste, „
Der Mistkerl erpresst mich jetzt. Als wenn mein mickriges Gehalt nicht schon lächerlich genug wäre, muss ich ihm jetzt auch noch 50% meiner außerberuflichen Einnahmen abdrücken. Scheißdreck, dass wird mich über kurz oder lang an den Bettelstab bringen.“
„
Soll einer von meinen Leuten ihm mal einen Besuch abstatten?“, fragte Dras, einen Schluck seines Bieres nehmend, während sein Blick auf die beiden Holo-Monitore ging, die auf dem Sitz vor ihm projiziert waren. Einer zeigte eine Kneipe – die relativ gut gefüllt war – der andere den verschlossenen Hintereingang der besagten Kneipe.
Der Möchtegern-Arzt schüttelte seinen Kopf. „
Will ihm nicht noch mehr Feuer geben, dass er auf mich ballern kann.“, erklärte er, „
Sayed ist glaube ich dumm genug in so einem Fall tatsächlich zu C-Sec zu latschen und ohne ihn wäre ich arbeitslos.“, er schüttelte erneut seinen Kopf, „
Nein, ich bräuchte etwas über ihn, irgendein Dreck, dass schlimmer ist als meines. Aber nicht zu groß, dass er panisch darauf reagiert...generell sollte C-Sec überhaupt nicht auf den Plan gerufen werden, ok?“, nun nahm er auch einen Schluck seines Bieres. Auf beiden Flaschen war das Logo des Bieres 'POLONIA – STRONG' zu sehen – ein Erdenbier.
„
Hey, konzentrier dich!“, rief Dras verärgert, als er festgestellt hatte, dass das Bild der Kneipe einer knapp bekleideten Asari-Bedienung gefolgt war, anstatt auf den kroganischen Barkeeper gerichtet zu sein.
„
Sorry, Boss.“, konnte man vom Monitor hören und das Bild kehrte zurück. Der Kroganer wirkte grimmig, wie jeder seiner Artgenossen, auch wenn das hässliche Narbengewebe, das einst seine rechte Wange gewesen ist, wohl auch keine andere Miene zuließ. Er machte ein Glas sauber, aber sein Blick war wachsam. Nur von Zeit zu Zeit warf er einen Blick auf die Tür, die in das Hinterzimmer führte, wo das eigentliche Einkommen dieses Etablissements generiert wurde. Dras hatte von Zeit zu Zeit Leute gesehen, die entweder hier vorne oder beim Hintereingang eingetreten bzw. hier vorne oder beim Hintereingang herausgetreten waren – die meisten sahen wie Gang-Mitglieder von Golden Mask aus. Ein oder zwei sahen aber wie Geschäftsleute oder Drogendealer aus – die einfachen Junkies betraten diesen Ort sicherlich nicht.
„
Ich kenne ein paar Leute, die das für dich erledigen können.“, erklärte Dras schlussendlich seine Aufmerksamkeit wieder auf den Arzt richtend, „
Sie arbeiten seit neuestem für mich und einer von ihnen war sogar zuvor auf der Uni gewesen, wo er genau sowas gelernt hat. Sie werden etwas finden oder etwas fabrizieren – mein Wort drauf.“, er nahm wieder einen Schluck, „
Aber das kommt nicht umsonst…“
„
Natürlich nicht.“, erklärte Kadyszewski, „
Ich will aber nicht in die Schusslinie geraten, ok?“
„
Keine Sorge – Ärzte sind zu wertvoll für jedermann, vor allem wenn sie ihre moralischen Verpflichtungen nicht zu ernst nehmen.“, erklärte Dras, „
Du wirst aber meinen Jungs und Mädels von nun an den Vorzug geben und mich über einige deiner Patienten am Laufen halten, einverstanden?“
„
Ich soll meine Praxis nicht räumen?“, wunderte sich der Arzt.
Dras schüttelte seinen Kopf. „
Du bist dort wo du gerade bist deutlich wertvoller für mich.“, erwiderte er nur, „
Haben wir einen Deal?“, und er streckte seinen Arm aus.
Der Arzt zögerte sichtlich. Aber am Ende nahm er einen Atemzug und schüttelte die gereichte Hand. „
Aber nur, wenn du mir Sayed vom Hals schaffst.“
„
Natürlich.“, entgegnete Dras, nahm einen weiteren Schluck seines Bieres und fügte dann hinzu, „
Damit sind wir hier fertig. Ich erwarte noch jemanden.“
„
Gut, gut…“, erklärte der Arzt, trank sein Bier aus, gab die Flasche dem Drell-Beifahrer und öffnete die Tür hinter sich, „
Gib mir Bescheid wenn alles geklärt ist.“
Dras nickte und der Arzt verließ das Skycar. Der Batarianer trank sein eigenes Bier auch aus, wechselte aber die leere Flasche schnell für eine Neue aus. Er warf einen Blick auf die Monitore: in der Kneipe passierte nicht viel neues, aber beim Hintereingang war ein Wagen herangeflogen. „
Wehe du übersiehst das Folgende…“, murmelte Dras in die Verbindung zu diesem seiner Spione. Keine Antwort kam, aber der Befehl war wohl verstanden worden: zwei Menschen in Blau und Gold stiegen aus dem Wagen, mit einander über dies und jenes redend. Dann gaben sie das Klopfzeichen an der Tür, wurden hineingelassen, und verschwanden drinnen.
Wieder nur ein paar Gangmitglieder…, dachte Dras enttäuscht, warf aber erneut einen Blick auf den Wagen,
Warum sind sie nicht zu Fuß unterwegs?
Bevor er länger darüber nachdenken konnte, informierte ihn der turianische Fahrer: „Der nächste Gast ist hier, Boss.“
Dras blickte auf und sah den dunkelhäutigen Salarianer auf die Tür zukommend. „
Du hast mich warten lassen.“, erklärte Nasheel, nachdem er eingestiegen war und die Tür geschlossen hatte.
„
Ich war beschäftigt.“, erklärte Dras, Achsel zuckend, „
Willst du ein Bier?“
Als Antwort starrte der ehemalige Arenakämpfer Dras einfach nur an. Es dauerte solange, dass Dras anfing sich unbehaglich zu fühlen.
„
War nur eine Frage.“, erklärte der Batarianer milde lächelnd, „
Also was kann ich für dich tun?“
Nasheel schnaubte nur, brauchte aber eine Weile bis er antwortete. „
Ich weiß nicht ob du das mitbekommen hast, aber die Arena ist dicht.“, erklärte der Salarianer, ignorierend, dass Dras just in diesem Moment einen weiteren Schluck seines Bieres genoss, „
Und ich bin arbeitslos. Gesegnet sei C-Sec. Kannst du dir den Rest zusammenreimen?“
„
Credits oder Arbeit?“, fragte Dras, nachdem er heruntergeschluckt hatte.
„
Ich hab kein Interesse einer deiner Speichellecker zu werden, klar?“, entgegnete der Salarianer unwirsch, „
Aber eine regelmäßige Einnahmequelle ist besser als Gelegenheitsjobs, vor allem wenn sie gut entlohnt wird. Hast du etwas für mich?“
Dras nahm einen weiteren Schluck, während er nachdachte. „
Ich hätte einige Ideen, wo du mir behilflich sein könntest.“, erklärte er schlussendlich, „
Die Frage ist: waren das vorhin die einzigen Bedingungen die ich berücksichtigen muss?“
Der Salarianer blinzelte ein paar Mal. „
Ich bin ein Kämpfer, kein Laufbursche.“, erklärte er, „
Ich hab kein Interesse an einem Job, für den ich überqualifiziert bin. Auch will ich immer alle Risiken kennen, die ich mir wegen dir aufbürde und nicht erst wenn es zu spät ist.“, er warf kurz einen Blick auf die Monitore, wo beim Hintereingang gerade die Tür aufging, „
Und ich bin zwar kein Feigling, aber erwarte nicht von mir, dass ich an einer Selbstmordmission teilnehme, klar? Ich hänge an meinem Leben.“
„
Sonst noch etwas?“, fragte Dras gelassen.
Nasheel blickte ihn misstrauisch an. „
Bin mir nicht sicher.“, erklärte er vorsichtig, „
Sollte noch etwas sein?“
Dras kicherte und nahm dann einen weiteren Schluck seines Bieres. „
Immerhin verstehen wir uns.“, erklärte er hinterher, die Frage ignorierend, „
Ich werde es arrangieren können…und apropos die Risiken rechtzeitig kennen, da kommt eines davon.“, und er verwies mit dem Flaschenhals auf den Monitor mit dem Hintereingang.
Die beiden von zuvor kamen zuerst raus, aber weitere Zwei folgten ihnen – sie sahen nicht wie die typischen Laufburschen aus, sondern wie seriöse Geschäftsleute. Dras hatte sie die Kneipe nicht betreten gesehen. Daraufhin folgten drei weitere Personen, wobei zwei davon wieder wie Bodyguards aussahen. Der eine aber, ein Mensch, den Dras gemeint hatte, stach heraus: ein stark von Falten geprägtes Gesicht, wegrasiertes Haar und milchig weiße Augen, die ihm einen unheimlichen Ausdruck verliehen; auch wenn er blind war, so besaß er neben seinen Augäpfeln eine Gerätschaft, die ihm dabei half Dinge wahrzunehmen, so dass seine Behinderung kein Handicap war. Er sprach noch mit den beiden Geschäftsleuten beim Gehen, wie ein Makler lächelnd, während sie in das Skycar stiegen. Es dauert nur wenige Momente und dann flog der Wagen weg, gefolgt von der Kamera des Spions.
Der Salarianer hatte das Geschehen beobachtet, blickte aber nun wieder Dras an. Er wirkte verärgert. „
Sind wir deswegen hier? Das war doch die Kneipe um die Ecke hier.“, kommentierte er, „
Wer war das verdammt nochmal?“
„
Eine der Ideen, bei der du behilflich sein kannst.“, erklärte der Batarianer zuversichtlich, „
Der Chef eines konkurrierenden Geschäftszweiges, dass hier abgewickelt wird.“
„
Also ein großes Tier, hm?“, fragte Nasheel rhetorisch klingend, „
Immerhin bin nicht überqualifiziert. Ich bin in übrigen nicht aversiv gegenüber Teamwork. Ich hoffe ich bin nicht der einzige, den du für so einen Job anheuerst.“
Dras legte die Flasche an die Lippen. „
Wer weiß…“, antwortete er lächelnd und nahm einen weiteren Schluck.