Seeva lächelte in die Stille hinein, die van Zans Zuspruch folgte. Es entwickelte sich alles wesentlich besser, als sie gedacht hatte. Bisher hatte keine der Personen, die sie zu rekrutieren gedacht hatte, ihr Angebot abgelehnt. „
Ein weiterer Bauer auf dem Spielfeld“, dachte sie, dann korrigierte sie die Figur. „
Eher ein Springer.“ Sie selbst war die Dame, versteht sich, aber wer war in dieser Schachnovelle der König? „
Die Ratsvölker“, überlegte Seeva und achtete nicht auf die Theatralik ihrer eigenen Gedanken. Das hier war ein klassischer Showdown – Schwarz gegen Weiß, das Gute gegen das Böse. All ihre Figuren, so grau sie vorher in Hinsicht ihrer charakterlichen Eignung für ihren Kreuzzug auch gewesen sein mochten, waren weiß gestrichen während Decius Vhan seine schwarzen Legionen befehligte, um die Galaxie, die Seeva seit hunderten von Jahren verteidigte und Schütze, ins Chaos zu stürzen. Welcher Art Chaos, das war der Asari nicht bewusst. Aber dass es Chaos war, daran bestand kein Zweifel. „
Ich wünsche Ihnen guten Appetit, Mister van Zan. Die Daten mache ich Ihnen natürlich zugänglich – persönlich. Können wir uns treffen?“
*
„Das Hirn des Turianers ist so weich wie Baguette!“, zeterte Odessa und stieß ihren Zeigefinger gen Tiberias, der auf der andere Seite des Lagetisches im Container stand. Der Turianer gab einen kehligen Laut der Missbilligung von sich. „Ich habe doch nur darauf hingewiesen, dass die K.I.s schlechte Piloten für Einsätze in heißen Landungsgebieten oder Stealth-Operationen sind“, sagte der Turianer und zuckte die knochigen Schultern. „Was haben Sie denn für eine Ahnung von Stealth, Qatar? Ich habe mein Leben im Schatten verbracht, anschleichen, beobachten ausschalten. Nicht diese billige Hit’n’Run-Taktik, die Sie vorschlagen.“ „Und das hat ja auch wunderbar funktioniert. Wo hat der Commander Sie gleich rekrutiert?“ „
Genug!“ Seevas scharfe Stimme durchschnitt die Diskussion wie Alexander den gordischen Knoten. „
Wir haben ein weiteres Mitglied in unseren Reihen, das bald zu uns stoßen wird“, erklärte der Spectre ruhig. „
Ich bin optimistisch, dass wir auch unseren Piloten bald haben werden.“ „Und dann schlagen wir los“, zischte Tiberias erwartungshungrig. Seit Seeva den Turianer rekrutiert hatte, war er gleich einem Wolf, der um ein Schafgehege schlich voller blutiger Vorfreude. Die Aussicht seinen selbsterkorenen Erzfeind zu konfrontieren weckte Qatar ein dunkles Verlangen. Er hatte es sich zu eigen gemacht, seine mitgebrachten Waffen alle paar Stunden auf Sauberkeit und Funktionstüchtigkeit zu prüfen. „Was ist der Plan?“, fragte er während er die Oberfläche seiner Phaeston mit einem weichen Lederlappen reinigte. „
Noch nicht spruchreif“, antwortete Seeva. Sie hatte mehrere Anknüpfungspunkte gefunden und in ihren Gedanken unterschiedliche Optionen, Prioritäten und Erfolgschancen abgewogen. Seeva legte eine Hand auf Tiberias‘ Schulter und drückte sie. „
Keine Sorge: Sie bekommen Ihre Chance.“