Zu Kuba:
Zum einen gilt das kubanische Gesundheitsystem als eines der besten der Welt, und die Kubaner gehören aufgrund dieser Tasache auch zu den Menschen, die durchschnittlich am ältesten werden, zum anderen ist Kuba seit zig Jahren die Nation, die vor allem in Notfallsituationen in ärmeren Ländern ganze Kontingente an Ärzten zur Verfügung stellt.
Gerne wird, auch mit einem rassistischen Beigeschmack, Kuba unterstellt, daß die dort "nichts hin bekämen", wobei aber übersehen wird, daß dieses Land trotz eines seit Jahrzehnten andauernden Boykotts in etwa den Lebensstandard der DDR erreicht hat: Und das, obwohl die wichtigsten Exportgüter, nämlich Zucker und Tabak, bis heute nur in zu kleinen Mengen exportiert werden dürfen, und die ausreichende Einfuhr auch von lebenswichtigen Dingen wie Medikamenten durch die USA verhindert werden.
Aber schwadronieren gegen irgendwen scheint einfacher zu sein, als einfach mal seine Vorurteile bei sich zu behalten. Als wär die Situation nicht wirklich gerade schlimm genug bei uns in der EU. Wir benötigen Hilfe von außen, weil wir selbst statt solidarisch einander zu helfen, einfach nur Grenzen dichtmachen und 50 Jahre europäische Entwicklung mal eben in die Tonne treten. Und die Schuld für die kaputtgesparten Gesundheitssysteme hier tragen wir selber.
So leid mir das tut, aber das ist nur noch erbärmlich, was die EU grad bietet, und dabei ist die oberste Kommissarin ja sogar Ärztin... Und unter allen Staatschefs in Europa muß man immerhin Frau Merkel zubilligen, daß sie tatsächlich versucht, so unaufgeregt wie möglich mit dieser Krise umzugehen, was die meisten anderen Staatschefs offensichtlich nicht hinbekommen.
Aber auch das deutsche Gesundheitsministerium war sich nicht zu schade, z.B. der Schweiz gehörende medizinische Lieferungen zu beschlagnahmen (also letztlich zu stehlen), weil sie in Hamburg per Schiff aus China ankamen. Denn leider sind wir hier dank der anfänglichen Bereitschaft unserer Regierung, Corona als "Verschwörungstheorie" abzutun (Originalton Spahn), leider nur schlecht vorbereitet, während in China inzwischen wirkliche Erfolge beim Aufhalten der Epidemie erreicht wurden.
Zitat aus einem Leserbrief aus China bei fefe:
der Grund warum China die Maßnahmen lockert ist relativ einfach: Sie sind sich einigermaßen sicher, dass sie sie Sache im Griff haben. Was in den westlichen Medien einfach kaum erwähnt wurde, ist, wie drakonisch (aber auch effektiv) die Chinesen an die Quarantäne gegangen sind. Meine Frau ist Chinesin und wir konnten daher die Nachrichten aus erster Hand verfolgen. Hier einige Beispiele:
- Wirklicher Shutdown für ganz China. Die Chinesen finden den halbherzigen Shutdown in Italien unverständlich und wundern sich, was der Pfusch soll.
- In der Shandong-Provinz (80 Mio. Einwohner) haben sie schon Anfang Februar per Nummernschild-Erfassung, Zugticket-Erfassung und Handy-Tracking alle 70.000 Personen identifiziert, die im letzten Monat in Wuhan waren und die alle in Zwangsquarantäne gesteckt. Das ist ungefähr als hätte Deutschland alle Italien-Urlauber seit Anfang Februar in Quarantäne gesteckt.
- Jeder bekannte Infizierte Fall wurde von einem Team von 5 Leuten bearbeitet, die über Big-Data, Tracking und Interviews alle Kontaktpersonen identifiziert haben und diese in Zwangsquarantäne gesteckt haben.
- Als es im Wohnblock von Bekannten einen Corona-Fall gab, wurde das komplette Haus (30 Wohnungen) geräumt, alle Einwohner 14 Tage in Zwangsquarantäne in ein Hotel gesteckt und das ganze Haus mit Desinfektionsmitteln eingesprüht. - Für alle anderem im Wohnblock (ca. 500 Wohnungen) gab es jeden Tag von der Security Zwangs-Fiebermessen für alle.
- Patrouillen in Wuhan haben alle Quarantäne-Brecher die meinten, draußen rumlaufen zu müssen direkt mitgenommen und für 24h eingesperrt.
- Fiebermessen an jedem Security-Checkpoint
Aber es gab nicht nur Zwang. Wir bekommen seit Januar auf unseren Chinesischen Sim-Karten jeden Tag SMS über das Notfallsystem, die uns z.B.:
- über den Stand der Epidemie informieren,
- wie viele Lebensmittelvorräte die Provinz hat und dass es keinen Grund zum Hamstern gibt
- dass alle Krankenhauskosten für Corona-Infektionen bezahlt werden
- Wie viele Gesichtsmasken jeden Tag produziert werden
- dass jegliche Form der Preistreiberei und Abzocke illegal ist und hart bestraft wird und welche Telefonnummer man anrufen soll, falls man was findet
- und allgemeine Verhaltensratschläge geben.
Teilweise haben sie den Leuten sogar einen guten Monatslohn ausgezahlt, falls sie sich im Krankenhaus mit Corona gemeldet haben, nur um die Infektionsherde in den Griff zu bekommen.
Was bisher die meisten Europäer nicht verstehen aus meiner Sicht ist, dass die Chinesen sich die Situation in Wuhan einige Wochen angeschaut haben und dann beschlossen haben, dass die billigste Antwort ein landesweiter kompletter Shutdown und absolut drakonische Maßnahmen sind. Und jetzt, nach 2 Monaten, scheint sich das durchaus als korrekt herauszustellen.
Seit letzte Woche muss auch absolut jeder Einreisende nach China 2 Wochen in Zwangsquarantäne. Die Angst vor einer zweiten Welle erscheint daher relativ gering.
Zitat Ende
Wir sollten jetzt also nicht auf andere runtergucken. Wir sollten zusehen, daß wir uns alle adäquat verhalten, uns nicht mehr als unbedingt notwendig der Gefahr aussetzen selbst angesteckt zu werden oder den Virus weiterzuverbreiten. Wir haben unser Gesundheitssystem in den letzten Jahren ohne jeden ersichtlichen Grund als den vermeintlicher Effizienz in Grund und Boden reformiert, jetzt stehen wir vor dessen Trümmern. Das kann man nicht in zwei Monaten wieder hinbiegen, da vor allem die nötigen Fachkräfte in der Pflege fehlen. Umso wichtiger ist aber eben, seine persönliche Verantwortung ernst zu nehmen und sich an die Regeln zu halten, die eine weitere Ausbreitung des Virus verlangsamen.
Und ich sag das auch in solcher Härte, weil ich zu einer Risikogruppe gehöre, und weil in Italien jetzt dank kaputtgespartem Gesundheitssystem Leute über 60 nicht mehr beatmet werden, falls sie krank sind. Denn das könnte uns hier durchaus auch drohen. Und es liegt eben jetzt auch an uns, das Nötige zu tun, bzw. vor allem eben zu lassen.