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    Deus Avatar von John Irenicus
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    Post [Story]Ein Mann und sein Hund

    Ein Mann und sein Hund

    für Lord Regonas


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    Geändert von John Irenicus (08.09.2020 um 07:36 Uhr)

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    Deus Avatar von John Irenicus
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    Der Eintopf köchelte nun schon eine ganze Weile vor sich hin. Es waren einfache Zutaten, denn Olivier war beileibe kein gelernter Koch, aber es waren gute Zutaten. Eine schöne, sämige Sauce aus Gemüseresten und Ogerblättern bildete die Basis, hineingegeben hatte er dann geschälte Kartoffeln aus dem alten Land, ein Viertelpfund Dunkelpilze, einen ganzen Sack kleingeschnittener Möhren, Reis in üppiger Menge und natürlich eine ordentliche Portion faschiertes Rindfleisch, welches er erst heute früh bei einem seiner raren Besuche im Dorf ganz frisch vom Fleischer erworben hatte. Neben den restlichen Kräutergewürzen und der perfekt abgeschmeckten Menge Salz fehlte nur noch die letzte Zutat: Eine ausreichende Prise Feuernesselpulver. Zum Glück hatte er davon noch etwas übrig, er würde bald neues beim Alchemisten kaufen müssen. Umsichtig griff Olivier in den Gewürztopf und ließ das rote Pulver in den Topf hineinrieseln. Sofort machte sich ein angenehmer Feuernesselgeruch in der ganzen Küche breit. Olivier war zufrieden. Jetzt noch einmal alles fünfzehn Minuten lang ordentlich aufkochen lassen, dann würde der Eintopf fertig sein.
    Olivier sah aus dem Küchenfenster nach draußen. Ein leichter Landregen hatte eingesetzt, wie es ihn die letzten Tage immer wieder mal gegeben hatte. Das war das typische Wetter im Umland von Silden, Niederschlag gab es hier immer viel. Die letzten Jahre über hatte die Witterung seinen alten Knochen zwar ganz schön zugesetzt, aber Olivier hegte keine Pläne, seinen Wohnsitz zu verlassen. Sein Blick schweifte über den Garten. Der Rasen war feucht und matschig, im kleinen Gemüsebeet stand das Wasser. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, wenn das Wetter nur ein bisschen kälter würde, dann käme alles als Schnee herunter und die kleinen Pfützen gefrören. Aber noch war kein Weiß zu sehen, alles war dunkelgrün und dunkelbraun, mit dem Grau der diesigen Regenluft dazwischen, die sich wie ein Schleier über sein Grundstück gelegt hatte.
    Das Stück Land mit dem kleinen Häuschen war ihm, zusammen mit dem Ehrentitel eines Lords, von der Krone übereignet worden, als sein Dienst als Paladin geendet hatte, genauer gesagt als der Dienst aller Paladine geendet hatte. Das Böse war besiegt, überwunden und gebannt, darauf jedenfalls lautete die vom Königshaus ausgegebene Parole. Einige hochdekorierte Paladine waren zu einer feierlichen Zeremonie nach Vengard eingeladen worden, um vom König höchstselbst die Entlassungsurkunde überreicht zu bekommen, samt diverser Orden, Geschmeide und Besitzurkunden für die herrlichsten Ländereien. Für Paladine aus den unteren Rängen wie Olivier hatte es, wenn sie auch nicht minder treu und loyal ihr Leben in den Dienst Innos' gestellt und für den König gegeben hatten, lediglich den Besuch von einem königlichen Kurier gegeben, der ihnen die Entlassungsurkunde im Austausch zu den magischen Runen überreichte, die sie fortan nicht mehr benutzen durften und die dem Kloster für weitere magische Zwecke rückübertragen wurden. Für Olivier war das kein Problem gewesen, er selbst hatte jahrelang im Kloster von Nordmar Station bezogen und hatte daher großes Verständnis für die Belange der dortigen Magier und Novizen.
    Ohnehin war dies alles schon viele Jahre her, und mittlerweile glaubte Olivier auch nicht mehr daran, dass er überhaupt noch das nötige Fünkchen Magie in sich trug, um wenigstens ein magisches Licht zu beschwören. Diese Zeiten waren vorbei; von ihnen zeugten nur noch sein Ordensschwert und seine alte Paladinrüstung, die er, da einst für ihn maßangefertigt, auch nach dem Ausscheiden aus seinem Dienst hatte behalten dürfen. Seitdem hatte Olivier sie gehegt und gepflegt, all die Jahre lang, aber selbstverständlich hatte er sie nie wieder gebrauchen müssen, und tatsächlich war Olivier auch ganz froh darüber. Kämpfen wollte er nicht mehr. Er war glücklich in Frieden auf seinem Landstück, den ganzen Tag über beschäftigt mit Kochen, dem Verfassen innosgefälliger Lyrik, mit kleinen Reparatur- und Gartenarbeiten, mit der gelegentlichen Jagd und Fischerei sowie dem anschließenden Pfeiferauchen – und natürlich mit seinem treuen Gefährten Buck. Der einzige Gefährte, den er hier hatte, denn sein Ordensgelübde, das über das Ausscheiden aus dem königlichen Dienst hinaus fortgalt, hatte es ihm nie erlaubt, Frau und Kinder zu haben.
    Oliviers Blick fand Buck am Rande seiner kleinen Parzelle, ganz in der Nähe des Räucherofens. Er grub schon seit einer ganzen Zeit unablässig im Matsch und schien einfach nicht die Lust daran zu verlieren. Tatsächlich hatte er mittlerweile ein Loch von ganz beachtlicher Tiefe gegraben – ein Loch, das Olivier dann irgendwann wieder mühsam verfüllen durfte, wenn er nicht wollte, dass sich dort das Wasser sammelte und ihm irgendwann das ganze Grundstück unterspült wurde. Vermutlich hatte Buck einfach mal wieder vergessen, wo er einen der vielen Knochen vergraben hatte, und mühte sich nun ausdauernd dabei ab, ihn wiederzufinden. Olivier war zuversichtlich, dass er den Wolfsrüden trotzdem in die Stube locken konnte, wenn dieser erst einmal die richtige Fährte aufgenommen hatte, denn diesen Eintopf liebte er, insbesondere den Geruch des Feuernesselpulvers, weshalb Olivier sich auch gar nicht erst die Hände davon abgewaschen hatte. Der ehemalige Paladin prüfte noch einmal, wie weit der Eintopf war, entschied, dass es sich nur noch um wenige Minuten handeln konnte, und öffnete das Küchenfenster einen kleinen Spalt, um den intensiven Geruch herausströmen zu lassen.
    „Buck!“, rief Olivier hinaus in den Garten. „Essen ist fertig!“ Buck kannte das Kommando, und es war eigentlich ein eingespieltes Ritual, dass er auf den Ruf hin ins gemeinsame Haus zurückkam, aber diesmal war es anders. Der Wolfsrüde spitzte zwar wie gewohnt seine Ohren, starrte auch zum Küchenfenster herüber und musste Olivier dahinter winken gesehen haben. Aber dann schüttelte er sein schwarz-silbergraues Fell, senkte den Kopf und platzierte seine Vorderläufe erneut mitten im Matsch, um mit ihnen weiterzuwühlen und zu graben, als hätte er das Essen just in diesem Augenblick schon wieder völlig vergessen.
    „Buck!“, versuchte Olivier es noch einmal. „Essen!“
    Aber diesmal schaute der Wolfsrüde nicht einmal zu ihm auf. Er war ganz in sein Loch vertieft – im wahrsten Sinne des Wortes. Dann aber ließ er das Buddeln mit einem Mal sein und fing an zu bellen – und bellen, das tat er sonst so gut wie nie.
    Olivier ließ alles stehen und liegen, trat von der Küche aus in den kleinen Flur und von dort durch die Klappertür seines Häuschens direkt ins Freie. Glücklicherweise hatte er die Angewohnheit, auf dem kalten Küchenboden seine Stiefel anzubehalten, denn der Boden seines Grundstücks war wirklich ordentlich durchweicht, und das satte und nasse Gras kommentierte jeden seiner Schritte mit einem widerspenstigen Schmatzen. An manchen Stellen war der Matsch so zäh, dass es ihm die Stiefel sogar fast wieder auszog. Und es war kalt, eigentlich viel zu kalt, um nur in einfacher Hose und Wams draußen herumzulaufen.
    Olivier erreichte Buck, der nun das Graben aufgehört und eine Art Sicherheitsabstand zum Loch eingenommen hatte. Er bellte noch einmal und kam dann an Oliviers Seite, aber er wedelte nicht wie sonst vor Freude mit dem Schwanz, sondern war sichtlich angespannt. Seine Ohren wechselten unruhig die Position, er drehte den Kopf hin und her, sein Blick war hart aber gleichzeitig sorgenvoll und seine Laute waren ein Mischmasch aus Knurren und Fiepen. Olivier trat ans Loch heran und beugte sich darüber. Es war vielleicht knapp einen halben Meter tief, aber außer Erde, ein paar Steinen und einem bewegungslosen Regenwurm konnte er dort nichts Besonderes erkennen. Nichts, was Anlass genug gewesen wäre, um Buck derart zu beunruhigen.
    Und dann brach eine Hand aus dem Matsch hervor.
    Es geschah plötzlich, aber gleichzeitig wirkte die Hand geduldig, wie sie sich aus den Tiefen der Erde einen Weg an die Oberfläche bahnte. An ihr ein Unterarm, zielstrebig schälte sich die Gliedmaße bis zur Elle aus dem Erdreich heraus. Die graue Haut spannte sich wie Pergament über die verwundeten Fingerreste, Eiterbeulen übersäten den haarlosen Arm, offene, suppende Wunden sammelten sich wie Insekteneier an der Innenseite des Ellenbogens. Buck bellte nun wie verrückt, aber er schien sich nicht zu trauen, nach dem Arm zu schnappen. Olivier betrachtete das Geschehen wie versteinert, hoffte darauf, aus diesem Albtraum einfach zu erwachen, aber es ging weiter, ohne dass er wusste, wie er es hätte stoppen können. Es brach nun eine zweite Hand hervor, diese aber, ebenso wie der zugehörige Arm, gerüstet in altes, rostiges Metall, dessen Patina nicht nur aus Grünspan, sondern offenbar tatsächlich auch aus Moos bestand.
    Dann kam der Kopf. Er sprang aus dem immer weiter nachgebenden Erdboden heraus wie ein plötzlich sprießender Pilz. Olivier sah zunächst nur einen alten Helm mit Visier, ähnlich verrostet und bewuchert wie der Rüstungsteil am Arm des Wesens, aber dann kam das Gesicht zum Vorschein – oder das, was der Zahn der Zeit davon übrig gelassen hatte. Das Antlitz dessen, was einmal ein Mann gewesen war, war von roten Striemen übersät, einer Mischung aus aufgeplatzten Wunden, getrocknetem Blut und rohem, fauligen Fleisch. Das eine Auge war sowohl gelb als auch blutunterlaufen, die andere Augenhöhle war völlig leer und schwarz. Die rechte Wange war nur noch ein klaffendes Loch, sie gab den Kieferknochen und die Zähne frei, die schief im fauligen Zahnfleisch staken wie alte Grabsteine, einem skeletthaften Grinsen gleich. Das Loch war außerdem mit Matsch befüllt, der beim Auftauchen dieses Wesens dort hineingeraten sein musste. Auch hier war der Grundton der Haut grau, fahl, leichenblass. Und das war auch kein Zufall, denn dieser Mann hier war kein Mensch mehr, er war untot, ein Wiedergänger – ein Zombie.
    Endlich riss Olivier sich aus der Schockstarre. Bei seinen Studien im Nordmarer Kloster hatte er viel über Zombies, Wiedergänger, Skelette, Geister und andere untote Wesen gelesen, aber zu Gesicht bekommen hatte er nie eines von ihnen, und angesichts der Abscheulichkeiten, die in den vielen Kompendien anschaulichst beschrieben waren, war er auch immer froh darum gewesen. Nun aber stand er einer dieser Kreaturen Beliars leibhaftig gegenüber, und für einen Paladin, egal ob außer Dienst oder nicht, konnte das nur eines heißen: Er musste jetzt handeln und diese finstere Ausgeburt des Bösen vernichten, bevor es zu spät war, bevor sie größeren Schaden anrichten konnte.
    „Komm, Buck!“, rief Olivier seinem Wolfsrüden zu, der nun begonnen hatte, wie wild um den aus dem Erdreich aufsteigenden Zombie herumzuhüpfen und zu bellen. „Ich muss mich für diesen Kampf rüsten. Du musst mir Rückendeckung geben!“
    Olivier wusste, dass dieses Kommando eventuell ein bisschen zu komplex für Buck gewesen war, sogar obwohl er ein ziemlich intelligenter Wolfshund war, aber immerhin ließ er nun vom sinnlosen Umkreisen des Lochs ab und folgte Olivier ein paar Schritte, mit beständigen Schulterblicken darauf, wie weit der Wiedergänger bereits aus dem Matsch entstiegen war. Das sollte ausreichen, um Olivier die nötige Zeit zu verschaffen; um das zu tun, was er eigentlich nie wieder hatte tun wollen, worauf er sich aber dennoch insgeheim über all die Jahre hinweg vorbereitet hatte. Er musste Schwert und Rüstung wieder anlegen, ein letztes Mal. Es gab hier niemand anderen, den er rufen konnte. Vielleicht war er mittlerweile sogar der Letzte seines Standes. Und deshalb lag es jetzt an ihm, diese Kreatur zu vernichten; diese letzten abscheulichen Überreste eines bösen Spuks, der im Reich doch schon lange als besiegt galt, zurück in die Sphäre Beliars zu schicken.
    Olivier war mittlerweile an der Rückseite seines kleinen Häuschens angekommen, an der der Zugang zum Keller lag. Oft genug war er hier herabgestiegen, aber jetzt, wo es drauf ankam, zitterten ihm die Finger beim Öffnen der verschlossenen Türen und ächzten seine Knochen beim unbequemen Treppengang. Buck, sein treuer Gefährte, blieb wachsam wie aufmerksam zurück an der Oberfläche, ging vor dem Kellereingang auf und ab. Angesichts dieser dunklen Bedrohung fiel es Olivier schwer, ihn alleine zu lassen, aber bevor er seine Rüstung und vor allem sein altes Ordensschwert angelegt hatte, konnte er sich nicht in den Kampf wagen. Und zum ersten Mal in all den Jahren wünschte er sich, dass er seine magischen Runen noch hatte, dass er wenigstens eine von ihnen zurückbehalten hätte.
    Olivier verstreute diese Gedanken rasch wieder und durchquerte das kleine Kellergewölbe. Ihm fiel auf, dass er ja ohne Lampe, Fackel oder Kerze heruntergegangen war und die Lichtschächte bei diesem diesigen Wetter kaum halfen, aber er kannte seinen Keller blind. Links im Flur eine kleine Ansammlung von Gartengeräten, rechts ein paar leere Wassereimer und ein alter Besen, direkt vor ihm an der Wand am Ende des Flurs das prächtige Ikonenbild seines Herrn Innos. Dann, rechts davon, die letzte Tür, mit einem Vorhängeschloss gesichert, doch der Schlüssel steckte, ein, zwei Handgriffe, und die Tür ließ sich knarrend aufziehen. Eilig kniete Olivier sich vor die wuchtige Holztruhe, die beinahe den gesamten Raum alleine ausfüllte, hob den Deckel an und griff hinein. Ganz obenauf lag sein Ordensschwert, er legte es in das schmale, morsche Regal zu seiner Rechten. Das war schon einmal das Wichtigste, aber es reichte noch nicht, er brauchte die Rüstung, seine Paladinrüstung, er brauchte das Wappen und das rote Kreuz auf der Brust, die Zeichen des Königs und von Innos. Hoffentlich konnte Buck lange genug die Stellung halten.
    Mit bebenden Händen fischte Olivier Rüstungsteil um Rüstungsteil aus der Truhe, versuchte im Dunkeln Ordnung hineinzubringen. Seine Knie schmerzten bereits vom Aufliegen auf dem unbarmherzigen Steinboden, dann aber hatte er die Truhe endlich leergeräumt. Olivier griff nun eilig nach dem Brustpanzer, löste die Lederriemen an der Rückseite und legte sich das Stück auf die Vorderseite seines Körpers. Da Olivier allein war, musste er einige Verrenkungen unternehmen, um die Rüstung anlegen zu können. Auch das Festzurren der Riemen an der Rückseite bereitete ihm einiges an Mühe, denn er musste sozusagen hinter sich um seinen Rücken greifen. Zudem war das Leder rau, übermäßig griffig und schwer zu bewegen. Er zog und zog, aber es tat sich kaum etwas. Vorne presste das geschwärzte Metall bereits unangenehm fest, aber hinten hatte er noch immer viel zu wenig Spiel, um die Riemen festzuzurren. Ließ er sie los, sackte der Brustpanzer einfach ab. Olivier wurde hektisch, Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn. All das Drücken und Ziehen half nichts. Probehalber löste er den Brustpanzer noch einmal ganz von sich und legte ihn auf den Boden, schnappte sich das Rückenteil, aber auch hier zeigten sich schnell ähnliche Probleme. Für den Lord kam es einer Demütigung gleich: Er passte nicht mehr in seine alte Rüstung. Weder vorne, hinten, noch in der Breite saß sie richtig, weder der Brustpanzer noch das Rückenteil. Olivier traf es wie der Schlag, obwohl das Scheitern, wie er jetzt erkannte, doch so voraussehbar gewesen war. Das letzte Mal, dass er die volle Rüstung getragen hatte, lag viele Jahre zurück, in der Zeit seines aktiven Dienstes, als er noch ein jüngerer und vor allem schlankerer Mann gewesen war. Den schlanken Wuchs, so dachte er, hatte er zwar auch im Alter noch behalten, doch gewisse körperliche Veränderungen ließen sich bei einem Mann wohl nicht aufhalten. Insbesondere der Bauchansatz, den sein Wams sonst immer so zuverlässig verdeckte, war mittlerweile offenbar mehr als ein bloßer Ansatz, und da war es nur natürlich, dass die für einen damals noch jungen, schlanken, ja fast dürren Mann maßangefertigte Rüstung nun nicht mehr passen wollte.
    Olivier wischte die Gedanken weg, es war jetzt nicht die Zeit, um über verflossene Jugend und dergleichen zu trauern. Er schob die beiden jahrelang so hingebungsvoll gepflegten Rüstungsteile ins Regal neben sich und griff nach den Arm- und Beinschienen. Wenigstens diese wollte er noch anlegen, und sie mussten doch wohl noch passen! Und tatsächlich: Nach einigem Geziehe und Gezerre hatte Olivier es geschafft, sich die linke Armschiene anzulegen. Neue Hoffnung keimte in ihm auf, als er plötzlich Buck von oben bellen hörte. Es war kein gewöhnliches Bellen. Es war laut, aggressiv, drunter mischte sich gelegentliches Jaulen. So klang Buck sonst nie.
    Olivier nahm sich noch die halbe Sekunde, um mit der linken Hand in den Panzerhandschuh zu schlüpfen, schnappte sich dann nur noch sein Ordensschwert und rannte aus dem Kellerraum heraus, durch den Flur und zurück an die Oberfläche. Sein Gefährte brauchte ihn jetzt!
    Obwohl es draußen nicht besonders hell war, brauchten seine alten Augen eine gewisse Zeit, um sich an das Tageslicht zu gewöhnen. Auch der hastige Aufstieg die enge Kellertreppe hinauf forderte kurz seinen Tribut, dann aber hatte Olivier wieder genug Luft, um sich in Bewegung zu setzen. Er rannte um das Häuschen herum, zurück zum Loch, aber bereits auf halber Strecke begegnete er Buck und ihrem gemeinsamen Widersacher, dem untoten Wiedergänger. Buck lauerte in Angriffshaltung direkt vor der Tür ihres Häuschens, aber das bekam Olivier kaum mit, denn sein Blick blieb an der grausigen Erscheinung vor ihm kleben. Auch beim zweiten Anschauen hatten der vor Wunden aufgequollene Kopf, die versehrten Augen und der vereiterte Arm nichts von ihrem Schrecken verloren. Dieses Wesen hatte es wirklich geschafft, sich selbst aus dem Erdreich dieses Gartens herauszuziehen, und so so sah es auch aus: Sein gesamter Körper, mit Ausnahme des freigelegten Armes, war in eine dunkle, dornenbewehrte Rüstung gehüllt, an ihrer Oberfläche wuchsen Moos und Grünspan um die Wette und große, matschige Erdbrocken hafteten am schweren Metall.
    Der Zombie wandte sich jetzt zu Olivier um, als hätte er ihn und die heilige Aura, die ihn als ehemaligen Paladin noch immer umgab, wie einen Stich im verfaulten Nacken gespürt. Wie Olivier nun den Brustpanzer des wandelnden Leichnams direkt von vorne sah, erschrak er noch einmal heftig. Das goldene Wappen, das rote Kreuz. Es gab kleine Abweichungen, bedingt durch den Metallfraß und vielleicht sogar verschiedene Verätzungen auf der Front, durch das Verblassen der Farben, den Grünstich und das allgemeine Verrotten, aber die Zeichen der Paladinrüstung waren unzweifelhaft erkennbar. Die Erkenntnis ergriff Olivier wie eine kalte Hand sein Herz. Dieses dunkle Wesen vor ihm musste zu Lebzeiten ein leuchtender Streiter Innos' gewesen sein. Die Rüstung stammte, soweit Olivier sie und die Unterschiede zu seiner eigenen Streitkluft richtig erfasste, aus dem ersten Orkkrieg. Möglicherweise hatte der Mensch, der dieses Unwesen einst gewesen war, im heiligen Kampf gegen die Orks sein Leben gelassen. Doch während sein Geist die ewige Einkehr gesucht und gefunden hatte, war seine fleischliche Hülle den dunklen Mächten anheim gefallen. Dieser Körper war entweiht. Und deshalb war es nun umso mehr Oliviers Pflicht, die Schändung der Überreste dieses einstigen Paladins zu beenden.
    Olivier hielt sein geweihtes Ordensschwert mit festem Griff vor sich. Er hatte zwar lange Jahre keine wirklichen Übungseinheiten mehr absolviert, doch die Bewegungsabläufe, sie kamen nun alle wieder, die kleinen Feinheiten, der richtige Griff, der richtige Winkel, in dem man die Klinge zum Gegner führen musste, die Stellung der Beine, Füße, ja sogar der Zehen, um nicht aus der Balance zu kommen. Olivier spürte, wie die Angst aus seinem Körper wich, sein Puls wieder gleichmäßig wurde und sein Blick sich fokussierte.
    Den Wiedergänger vor ihm beeindruckte das alles überhaupt nicht. Mit bizarr gebeugtem Körper und humpelndem Schritt, aber doch mit größerer Geschwindigkeit als gedacht, wankte er auf Olivier zu. Der Untote besaß keine Waffe, aber im letzten Moment verstand Olivier, dass der abgeknickte Oberkörper dieses Scheusals einen unerwarteten Reichweitenvorteil in sich barg: Der ungelenke, aber umso brachialere Schwinger mit dem gerüsteten Arm verfehlte ihn nur knapp, der Ausfallschritt nach hinten rettete Olivier vor einem Kopftreffer. Ihm wurde nun bewusst, dass er wenigstens einen Helm hätte überziehen sollen, aber dafür war es zu spät, denn der Zombie ließ nicht mehr von ihm ab. Es folgte direkt der nächste Schwinger, auch der ging daneben. Die Hoffnung Oliviers, dass die ungebremste Wucht dieses erneuten Fehlschlags den Leichnam aus dem Gleichgewicht bringen würde, erfüllte sich nicht. Die gerüsteten Füße des Kadavers schienen wie mit dem Boden verwachsen, so sicher und fest stand die ansonsten so ungelenk herumwirbelnde Erscheinung auf dem Erdgrund. Olivier hingegen fühlte den Matsch unter seinen Füßen beständig wegrutschen. Trotzdem wagte er nun einen Ausfall nach vorne, griff sein Schwert mit beiden Händen und ließ die Klinge von schräg oben auf den gerüsteten Hals seines unheiligen Feindes herabfahren. Es gab einen lauten Klang von Metall auf Metall, doch weiter passierte nichts. Der Zombie schien nicht einmal wirklich davon Notiz zu nehmen und wankte weiter auf Olivier zu, während Buck in einigem Sicherheitsabstand hinterherkam und unablässig bellte und knurrte. Den nächsten Schlag des Zombies wollte Olivier mit seinem Ordensschwert parieren, doch als er dazwischenhieb, wurde seine Klinge wie von einem tonnenschweren Gewicht nach unten hin abgelenkt. Der Leichnam hatte Kraft, barg ein ganzes Übermaß an roher, explosiver Gewalt. Und seine Rüstung, geschwärzt, gehärtet, war zwar an der Oberfläche vom Zahn der Zeit abgenagt worden, doch noch immer fing sie Schwerthiebe offenbar mit Leichtigkeit ab. Das hier konnte zu Lebzeiten kein gewöhnlicher Ritter gewesen sein, stattdessen handelte es sich hier um die Überreste eines hochrangigen Paladins, schloss Olivier. Um diese Rüstung zu durchdringen hätte er schon Innos' heiligen Hammer gebraucht, oder zumindest einen massiven Streitkolben, aber natürlich war weder das eine noch das andere zur Hand. Mit seinem Schwert allein jedenfalls sah Olivier kaum Chancen, die Rüstung seines Feindes zu durchdringen, magisches Erz hin oder her.
    Der Kampf wurde nun hektischer, die weit ausgeholten Schläge des Zombies kamen schneller, erwischten immer nur Luft, bis Olivier schließlich mit dem Standbein nach hinten wegrutschte und auf seinem Knie landete. Nun hatte der Leichnam die Oberhand, ließ seine gerüstete Faust von oben herabfallen. Olivier, vollkommen aus der Balance gebracht, bekam sein Ordensschwert nicht mehr rechtzeitig hoch, musste stattdessen seinen linken Arm empor reißen. Rüstung traf auf Rüstung, ein lautes Krachen ertönte, und dann durchzuckte der Schmerz einem Blitz gleich erst den Arm, dann den ganzen Körper Oliviers. Er wollte aufschreien, konnte aber nur unartikuliert Luft ausstoßen. Instinktiv ballte er seine linke Hand zur Faust, das aber schmerzte dermaßen, dass es seine Finger wie von selbst wieder auseinanderriss. Ihm wurde heiß, erneut brach der Schweiß aus seiner Stirn hervor, obwohl alles um ihn herum so schrecklich kalt war. Er blickte auf seinen Arm. Die Rüstung war nicht aufgeplatzt, aber sie war eingedellt, schnitt von innen leicht in sein Fleisch. Vielleicht war der Arm nun außerdem gebrochen, Olivier wusste es nicht. Er hatte aber auch gar keine Zeit es weiter zu überprüfen, denn sein untoter Widersacher holte bereits zum nächsten Schlag aus, beugte sich dafür weit herunter, Olivier rollte sich weg – aber die eiserne Faust des Leichnams traf noch sein rechtes Fußgelenk, und diesmal war Olivier sich sicher, dass mindestens ein Knochen gebrochen war. Und eine weitere Ahnung schlich sich dazu, die sich in den nächsten Momenten zu einer schrecklichen Gewissheit verdichtete, als er in das ausdruckslose, halb verweste Gesicht des Zombies sah und den fauligen Brodem dieser verdammten Kreatur um sich spürte: Diesen Kampf hatte er verloren, und es würde gleichzeitig auch sein letzter gewesen sein.
    Ein lautes Jaulen und kurz darauf ein kaum noch lebendiges Stöhnen kamen seiner Niederlage in die Quere. Im Bruchteil eines Augenblicks war Buck von hinten auf den Zombie gesprungen, hatte sich irgendwo über seinen Schultern verhakt, kratzte wild mit seinen Pranken über seinen Widersacher, drehte den Kopf des wandelnden Leichnams zu sich hin und biss dem Untoten schließlich ins Gesicht. Das Stöhnen des Zombies wurde lauter, verzweifelte prügelte er durch die Luft, aber er erwischte den Wolfsrüden nicht. Buck hatte sich festgebissen, und auch wenn das die Kreatur Beliars sicher nicht zu Fall brachte, so gab es Olivier genug Gelegenheit, sich wieder aufzurappeln – zumindest so gut es sein rechter Knöchel noch hergab. Belasten konnte er den Fuß nicht mehr richtig, auch sein linker Arm war nahezu unbrauchbar. Und mit dem Ordensschwert würde er dem Zombie nur ernsthaft schaden können, wenn er ihm die Klinge ins Gesicht rammte. Aber dort steckte ja gerade sein Gefährte, verteidigte ihn im wahrsten Sinne des Wortes mit Klauen und Zähnen. Vielleicht, wenn man dem Untoten wenigstens den Helm abziehen konnte …
    „Buck!“, rief Olivier unter lautem Keuchen, er bemerkte erst jetzt, wie sehr seine Lunge brannte. „Buck, lass ab! Bring dich nicht in Gefahr! Lass ab! Aus!“
    Der Wolfsrüde schien ihn gar nicht mehr zu hören. Er hatte sich noch immer teils im Gesicht, teils in den dornigen Rüstungselementen des Wiedergängers verkeilt. Olivier sah, wie beide bluteten. Er musste diesem Zweikampf ein Ende bereiten, allein schon um Buck zu schützen, er konnte aber nicht nahe genug an den Untoten ran, ohne Gefahr zu laufen, einen weiteren knochenbrechenden Schlag abzubekommen. Olivier schien am gesamten Körper zu kochen und zu frieren, beides gleichzeitig, beides aus schierer Verzweiflung. Regentropfen mischten sich mit dem Schweiß auf seiner Stirn, dunkle Wolken waren aufgezogen, aber als er in den Himmel blickte, sah er dort vor allem schwarzen Rauch aufsteigen – direkt aus seinem Küchenfenster heraus.
    Der Eintopf, schoss es Olivier durch den Kopf. Er hatte ihn auf dem Herd stehenlassen.
    „Buck, halte aus!“, rief er kurzentschlossen und humpelte, dem Gang des Zombies gar nicht so unähnlich, auf die Tür seines Häuschens zu. Er hatte noch keinen genauen Plan, aber vielleicht, nur ganz vielleicht, würde er mithilfe des Eintopfs Buck vom Zombie lösen können, und wenn es nur so ging, dass er beide mit dem kochend heißen Sud übergoss. Auch wenn ihn das wahrscheinlich noch mehr schmerzen mochte als seinen Gefährten, ihm so etwas anzutun, aber für Buck war es zu gefährlich, weiterhin so in den Zombie verkeilt zu bleiben, denn wenn dieser einen Treffer landete, nur einen einzigen, dann …
    Schmerz unterbrach Oliviers Gedankenstrom, brachte ihn aber nicht davon ab, seinen Weg fortzusetzen. Mittlerweile tat ihm fast alles weh, auch die nicht verletzten Körperteile. Sein Atem rasselte bedenklich, aber er hatte sein Haus jetzt erreicht, schleppte sich in den Flur und stolperte in die Küche. Rauchschwaden umhüllten ihn, bis er kaum noch etwas sehen konnte, aber der Topf setzte sich durch leichtes Glühen von der vernebelten Umgebung ab. Olivier steckte sein Ordensschwert in den Gürtel und wollte den Topf zunächst nur mit der linken Hand packen, denn dort trug er den Panzerhandschuh, aber er bemerkte rasch, dass der Topf zu schwer für seinen lädierten linken Arm war. Es war längst kein Schmerz mehr, durch den man sich hätte durchbeißen können, es war ein Schmerz, der sämtliche Bewegungen lahmlegte und den Arm einfach nachgeben ließ. Er brauchte also auch seine andere Hand. Die Topflappen waren weit und breit nicht zu sehen. Von draußen hörte er Buck jaulen und bellen. Er hatte keine Zeit mehr. Es musste jetzt sein. Olivier biss die Zähne zusammen und packte den Topf links und rechts an den Henkeln. Als das Metall sich in seine rechte Hand brannte, fing er sofort an zu schreien, fast schon vorsorglich, damit sich der Schmerz gar nicht erst richtig einnisten konnte, aber es half nichts, es war, als hätte er seinen Arm direkt in die Kohleglut des Herdes gelegt. Aber jetzt war er schon einmal verbrannt, da war es ganz egal. Er hastete hinaus, so gut es sein versehrter Fuß zuließ, eigentlich noch schneller als sein Fuß es zuließ, aber diesen Schmerz spürte er gerade kaum noch. Zu heftig war das Brennen in seiner Handfläche.
    „Buck!“, rief er, noch bevor er ganz aus dem Haus war. „Aus! Aus jetzt! Pfui!“
    Oliviers Versuche, seinen Begleiter aus der engen Umklammerung mit dem Zombie zu lösen, waren hilflos, aber erfolgreich. Tatsächlich sprang Buck, nicht ohne dem Untoten vorher noch einen knallenden Tatzenhieb gegen den Helm mitzugeben, nun jaulend herunter ins nasse Gras. Olivier sah bereits den nächsten gewaltvollen Schwinger des Zombies kommen, er musste jetzt reagieren, und seine Arme und Hände taten es wie von selbst: Mit einem großen, letzten Schwung schüttete Olivier den Inhalt des Topfes, den gesamten, brodelnden Eintopf, über den Untoten aus und schmiss dann noch den glühenden Topf hinterher. Von seinen Handflächen aus – mittlerweile hatte er sich auch an der behandschuhten Seite etwas verbrannt – machte sich eine kurze Woge der Erleichterung breit, aber der Schmerz blieb natürlich und flammte sofort wieder heftig auf. Das aber war alles kein Vergleich zu dem, was sich nun vor Oliviers Augen abspielte. Der Untote stöhnte, nein, er schrie sogar, als hätte er den sämtlichen kläglichen Rest seiner Lebensenergie zusammengenommen, um seinem Leiden Ausdruck verleihen zu können. Der Leichnam war nun gefangen in seinem bizarr schrägen Stand, schlug nicht mehr um sich, wippte nur noch unkontrolliert mit dem Körper hin und her, unfähig, dem Schmerz zu entfliehen. An seiner dornenbewehrten Rüstung klebten die Inhalte des Eintopfs, das Fleisch, der Reis, Kartoffelreste, die heiße Flüssigkeit, Karottenscheiben. Das Bild, das sich Olivier bot, hätte vielleicht sogar einen leichten Anflug von Komik gehabt, wenn da nicht die untoten Schmerzensschreie dieser verdammten Kreatur gewesen wären. Und dann sah Olivier, wie Rauch vom Zombie aus aufstieg, aber kein blasser Dunst oder Wasserdampf, sondern dürre, gleichwohl deutlich sichtbare schwarze Rauchfäden, ausgehend von den Stellen, die mit besonders viel kochend heißem Eintopf benetzt waren. Er verstand jetzt: Nicht die Hitze quälte den Leichnam. Die vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde, Luft, sie konnten dieser Ausgeburt des Bösen allein nicht viel anhaben. Es war etwas anderes, das dem Wiedergänger so zusetzte: Die Kraft der Feuernessel. Es war das Feuernesselpulver im Eintopf, das dem Untoten diesen Vernichtungsschmerz zufügte.
    Olivier erwachte wie aus einem Schlaf. „Buck, halt die Stellung, aber wag dich nicht zu nah an ihn ran!“, rief er seinem noch immer bellenden Begleiter zu. Dann sammelte er seine letzten Kräfte, biss sich auf die Zähne und schleppte sich zurück ins Haus. Es passte alles zusammen, Olivier erinnerte sich aus seinen Gelegenheitsstudien im Nordmarer Kloster noch daran, welch immens wichtige Rolle Feuernesseln bei der Zubereitung von Tränken, Pulvern und Pasten, aber auch der Entwicklung magischer Spruchrollen und Runen spielten. Vermutlich, es konnte kaum anders sein, waren Feuernesseln oder vergleichbare Kräuter auch bei der Schaffung der heiligen Paladinrunen beteiligt gewesen. Als Olivier in die Küche hinkte, formte er ein kurzes, stummes Stoßgebet an seinen Herrn Innos: Bitte lass das Feuernesselpulver wirken, bitte lass es das Böse vernichten.
    Er fand den bauchigen, irdenen Gewürztopf im kleinen Schränkchen oberhalb des Ofens. Mit zitternder Hand, beinahe taub vor Schmerzen und Verbrennung, griff er den Topf, hatte Mühe, seine Bewegungen zu koordinieren. Ein zweites Stoßgebet sparte er sich, aber er hoffte, dass seine geschundenen Finger den Topf mit dem Feuernesselpulver nicht im ungünstigsten Moment fallen und auf dem Boden zerschellen ließen. Das hier war seine Chance, er musste sie nutzen. Bucks Bellen von draußen trieb ihn zur Eile, und unter Zuhilfenahme seiner anderen, gerüsteten Hand, gelang es ihm, den Topf aus der Küche in den Flur und von dort aus ins Freie vor das Haus zu transportieren. Seine Stiefel schienen nun umso mehr im Schlick zu rutschen, ausgerechnet jetzt, aber für Zögern und Zaudern blieb Olivier nun keine Zeit mehr: Der Zombie schien sich sogar schon ein wenig erholt zu haben, holte wieder zu einem seiner Schläge aus, und Buck war in der Nähe, war zu unvorsichtig in seiner aufgeheizten Kampfesstimmung. Olivier riss den Deckel vom Gewürztopf und griff dann mit seiner rechten Hand hinein. Das Pulver der Feuernesseln geriet auf seine Brandwunden, der darauf folgende Schmerz ließ einen gleißenden Lichtblitz durch seinen Kopf fahren, einen Moment lang wurde alles weiß, dann wieder schwarz, dann klarte sich Oliviers Blick langsam wieder auf, aber er hatte bereits begonnen, das Pulver salvenweise auf den Zombie zu schleudern. Er war nun gefährlich nahe am Untoten dran, aber er durfte jetzt nicht mehr zurückweichen, er musste jetzt weitermachen, mit Innos' Hilfe dieser verdammten Kreatur endgültig den Garaus machen, den verfluchten Körper des einstig heiligen Recken von der bösen Seele erlösen, die Besitz von ihm ergriffen hatte. Olivier war wie im Rausch, schmiss fast blind das Nesselpulver von sich, hörte Bucks Bellen und das Aufschreien des Wiedergängers wie aus der Ferne oder von unter Wasser her, sein eigener Schmerz trieb Verästelungen durch den ganzen Körper, bis er von blanker Pein durchzogen war. Erst, als der Gewürztopf vollständig leer war, klang der Kampfesrausch langsam ab, und Olivier konnte sich ein Bild davon machen, was sein von Gotteshand geführter Furor bewirkt hatte.
    Die Rüstung des untoten Kämpfers hatte begonnen sich zu zersetzen, wie in einem Säurebad war das alte Metall zerfressen worden, die Dornen fielen ab, der Helm saß nur noch schief auf dem halb lädierten Schädel des Leichnams auf, die Arme des Wesens hingen schlaff herab, unfähig, noch zu schlagen, die Beine gaben nach, waren vom Feuernesselpulver wie in Gelee verwandelt, der schwarze Rauch legte sich einem wallenden Mantel gleich um den geschundenen Körper der nicht ganz toten, nicht ganz lebenden Kreatur. Schreie und Gestöhne schnitten wie gezackte Schwerter durch den Regen, ausgestoßen aus der unförmigen Spalte, die sich bei dem Zombie Mund nannte, hindurch zwischen fauligem Fleisch und reißender Pergamenthaut.
    Und dann sah Olivier endlich seine Chance: Inmitten des erbärmlichen Klagens dieser Elendsgestalt begann ihr Brustpanzer zu bröckeln und löste sich langsam auf. Olivier, getragen vom Kampfeseifer, aber bereits halb geschlagen von Pein und Erschöpfung, zögerte nicht, ergriff das Ordensschwert aus seinem Gürtelbund und hieb drauf los. Ein Hieb von links, ein Hieb von rechts, Metall krachte auf Metall, und der zentrale Bereich des Brustpanzers platzte auf. Er gab die Sicht auf die Stelle frei, wo bei einem reinem Menschen das Herz in der Brust geschlagen hätte. Hier an diesem Platz wohnte jedoch erkennbar kein solches Herz mehr. Die Brust hatte sich dort vielmehr zu einer schwarzen Wulst verknotet, einer Kruste aus verbranntem Fleisch und geronnenem Blut. Nichts pulsierte, nichts lebte in dieser Brust, aber Olivier war sich sicher, dass sich genau hier das Böse in diesem Körper eingepflanzt hatte. Der Lord fasste sein Schwert mit aller Kraft, biss noch einmal die Zähne zusammen und trieb die Klinge mit Macht in die verknotete Brust des klagenden Untoten hinein. Sofort ging ein Stoß durch das gesamte Schwert, der Olivier dazu zwang, die Hände vom Griff zu nehmen, bevor es ihm alle Finger brach. Die Klinge zitterte im Ziel, die schwarze Wulst platzte an den Seiten auf und gab eine so dichte Wolke schwarzen Rauchs frei, dass man sie fast mit den Händen hätte kneten können. Hinzu kam ein bläuliches Licht, das in Form eines Strahlenbündels aus der Wulst herausschien, alles begleitet vom infernalischen Geschrei des Zombies, dessen letztes Stündlein nun endlich geschlagen hatte. Er versuchte noch, sich das Schwert selbst wieder aus der Brust zu ziehen, aber es war zu spät. Nur einige Augenblicke später hatte ihn das Licht ganz erfasst, der geschändete Körper des Untoten wurde empor gehoben und löste sich, zusammen mit seinem letzten, wutentbrannten Schrei, im schwarzen Rauch auf. Das Ordensschwert fiel in den Matsch, die Rauchkugel flog irrlichternd über das Grundstück, strebte dann gen Himmel empor und zerplatzte schließlich wie ein harmloses, magisches Feuerwerk in der Luft. Was übrig blieb, war nur der Regen, und mit einem Mal war wieder alles so, wie es an einem ganz normalen, winterlichen Nachmittag im friedlichen Sildener Umland zu sein hatte. Geschafft, dachte Olivier nur, und fiel mit den Knien voran erschöpft in ins nasse Gras.


    Eine unbestimmte Weile später schlug er die Augen auf, er lag immer noch im nassen Gras, ihn fröstelte es. Seine Nase war kalt und feucht, aber das lag daran, dass Buck ihn offenbar schon seit einiger Zeit wimmernd im Gesicht anstupste und ableckte. Olivier stöhnte auf, er konnte nur mutmaßen, wie lange er in seiner Erschöpfungsohnmacht im Matsch gelegen hatte. Besonders lange war es wohl nicht gewesen, die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, aber die Zeit hatte gereicht, um seine Hose und sein Wams vollends zu durchweichen und seine Glieder steif werden zu lassen. Jetzt kam auch der Schmerz zurück. Seine verbrannte Hand, sein schmerzender linker Arm, noch immer in der Rüstungsschiene eingeklemmt. Sein Knöchel, vermutlich verstaucht oder gebrochen, fühlte sich zweimal so dick an wie normal. Hinzu kamen unspezifische Schmerzen, ein Brennen in der Lunge, Kopfweh. Man konnte sich jede Situation schlimmer vorstellen, wenn man sich zu allen schlimmen Dingen nur Kopfschmerzen hinzudachte, und hatte man schon Kopfschmerzen, dann konnte man sich immer noch schlimmere Kopfschmerzen hinzudenken. So gesehen, dachte Olivier, hätte es also wirklich noch schlimmer sein können.
    Die Kraft in seinen Armen und Beinen reichte kaum aus, aber mit einer gehörigen Portion Willenskraft und seinem besorgten Gefährten zuliebe setzte er sich im Matsch auf. Er war beschmiert von oben bis unten, aber das hinderte Buck nicht daran, ihm direkt um den Hals zu fallen. Schwer war er geworden, der Wolfsrüde, oder aber Olivier im Alter ein bisschen schwachbrüstig. Er hatte jedenfalls Mühe, nicht direkt wieder in den Schlamm zu fallen, so stürmisch hatte Buck es nun auf ihn abgesehen. Olivier ließ sich bereitwillig abschlecken und nutzte die Gelegenheit, um seinen Gefährten auf Verletzungen zu untersuchen. Bucks rechte Vorderpfote war ein wenig lädiert und am Bauch hatte er die ein oder andere kleine Wunde, wohl verursacht von den Dornen an der Rüstung des Zombies. Ansonsten aber schien sich der Wolfsrüde guter Gesundheit zu erfreuen und war damit deutlich besser weggekommen als Olivier selbst. Nichtsdestotrotz: Das Wohl Bucks stand für Olivier immer noch ein Stück über seinem eigenen, und deshalb wollte er die Wunden seines Partners als erstes versorgen. Zumindest, wenn er denn heute noch Gelegenheit dazu bekommen sollte, dachte Olivier schmunzelnd, als er den wedelnden und vollkommen durchnässten Schwanz des aufgeregten auf ihm rumhüpfenden Rüden ins Gesicht bekam.
    „Hey, Buck!“, rief er dem Wolfsrüden zu, packte ihn und kraulte ihn mit der versehrten, aber dafür rüstungsfreien Hand sachte hinter dem rechten Ohr. Buck ließ sich das sehr gerne gefallen und sank in Oliviers Schoß. „Wir gehen jetzt rein, raus aus der Kälte, dann waschen wir dich – keine Widerrede – und dann kümmer ich mich ein bisschen um deine Wunden. Du hast toll gekämpft, Buck. Ich sag dir was: Als Belohnung gibt es morgen für uns beide Fische. Frische Fische! Na, ist das was?“
    Buck blickte ihn mit großen Augen an, hängte seine Zunge in den Starkregen, hechelte und wedelte freudig mit dem Schwanz. Olivier strich ihm über den Kopf und lächelte ihn an. Sie verwendeten vielleicht unterschiedliche Sprachen, aber letzten Endes verstanden sie sich doch immer.


    ***


    Als Olivier erwachte, fühlte er sich, als hätte er drei Wochen unter Steinen gelegen oder wahlweise, als hätte er die ganze Nacht durchgesoffen und dabei drei volle Pfeifen Tabak durchgezogen. Es war wie ein Fenster in jüngere Zeiten, in denen er letzteres noch regelmäßig erlebt hatte, als er mit Freunden die Nacht zum Tage gemacht und wahrlich nie ins Glas gespuckt hatte. Diese Zeiten aber, das bedeuteten ihm jeden Morgen seine alten Knochen, die waren viele Jahre vorbei. Und deshalb, so wurde Olivier langsam gewahr, kamen das Gefühl der Erschöpfung, die Rückenschmerzen, die Kopfschmerzen, das Kratzen im Hals, das Brennen in allen Gliedmaßen und das Pochen im Körper sicherlich nicht von einem gelungenen Besäufnis, sondern von den Ereignissen des Vortags. Olivier atmete einmal tief ein und wieder aus. Immerhin war wohl wenigstens keine Rippe gebrochen, aber das war auch fast das einzige, was sich an ihm gerade heile anfühlte.
    Die Vorhänge waren nur nachlässig zugezogen, sodass jetzt ein dünner Streif fahlen, grauen Lichts in seine kleine Schlafkammer hineinfiel. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Dämmerleuchten, und mit dem Aufklaren seines Blicks kehrten auch die Erinnerungen an den Vorabend zurück. Nach dem Kampf gegen den Untoten hatte er zuerst Buck gewaschen, der das Prozedere gewohnt widerwillig hatte über sich ergehen lassen, und hatte ihn dann noch verarztet. Der Wolfsrüde war wirklich nicht schwer verletzt gewesen. Bei seinen gelegentlichen Dominanzkämpfen mit den Wölfen aus dem Umland hatte er in der Vergangenheit regelmäßig deutlich mehr abbekommen. Da waren Oliviers Verletzungen, um die er sich im Anschluss gekümmert hatte, von einem ganz anderen Kaliber gewesen. Seinen linken Arm hatte er nur mit einigem Kraftaufwand und mithilfe eines Hammers aus der Umklammerung der eingedellten Rüstungsschiene befreien können, und als Resultat hatten sich Schnittverletzungen, einige davon sogar bedenklich tief, gezeigt. Den Arm hatte Olivier gewaschen und dann notdürftig verbunden, wobei mangels Verbandsmaterial ein altes Geschirrtuch hatte herhalten müssen. Die Brandverletzung in seiner rechten Hand hatte er zunächst nur mit kaltem Wasser kühlen und mit einer Beerenpaste einreiben können, wobei sich der Nutzen des Ganzen in Grenzen gehalten hatte. Den Knöchel wiederum hatte er unbehandelt lassen müssen, er war noch vor dem Zubettgehen auf doppelte Größe angeschwollen und wirkte nun, wo Olivier erwacht war, fast vierfach so groß und vor allem heiß und pochend, wie ein Teekessel, nur ohne das Pfeifen. Das würde noch ein ordentlicher Spaß werden, wenn er es so bis ins Sildener Dorf schaffen wollte. Da rächte es sich, so weit außerhalb zu wohnen. Hier kam niemand vorbei, den er nach einem Heiler für ihn schicken konnte, da musste er schon selbst hingelangen. Vielleicht, wenn er sich aus einem alten Besen eine Art Krücke bastelte … Olivier seufzte. Vielleicht war es besser, wenn er einfach noch ein paar Stündchen schlief, dachte er, aber genau in diesem Moment hörte er Buck bellen. Nur einen Augenblick später war der Wolfsrüde durch die angelehnte Tür in seine Schlafkammer gehuscht und sprang aufgeregt auf und ab.
    „Ich weiß, ich weiß“, sagte Olivier schlaftrunken, während er sich umständlich auf die Seite rollte. „Ich hatte dir Fisch versprochen. Aber lass den Lord doch noch ein bisschen schlafen, dann holt er dir deine Fische bestimmt, Ehrenwort.“
    Buck kläffte einmal kurz wie zur Antwort auf, in Oliviers Ohren klang es wie eine Aufforderung, sofort aufzustehen und nicht weiter zu schlafen. Dazu passte, dass Buck nun Oliviers aus dem Bett hängende Hand – zum Glück die ohne die Brandverletzung – ableckte.
    „Buck, bitte“, murmelte Olivier, um dann ein bestimmteres „Aus!“ nachzusetzen, aber der Wolfsrüde ließ sich von seinem Getue nicht abbringen.
    „Buck, jetzt sei ein artiger Hund und leg dich hin! Der Lord muss ruhen, verstehst du? Sonst wird er es nicht einmal schaffen, das Mittagessen zu ma-AAAH!“
    Olivier zog seine aus dem Bett baumelte Hand zurück. Buck hatte ihn doch tatsächlich in die Finger gebissen, zwar nicht stark, aber doch deutlich spürbar. So etwas hatte er noch nie gemacht!
    „Sehr unschön, Buck! Aus! Was ist denn los mit dir!“
    Der Wolfsrüde ließ sich von der Schelte gar nicht beirren, drehte sich unruhig im Kreis, dann schnappte er noch einmal zu, aber diesmal nicht nach Oliviers Hand, sondern nach der Bettdecke, und riss sie mit einem Ruck hinfort. Olivier musste sich schon sehr wundern. Buck hatte zwar immer mal wieder gewisse Flausen im Kopf, aber so einen Ungehorsam hatte Olivier von ihm noch nicht erlebt. Das musste einen Grund haben.
    „Willst du mir was zeigen?“, fragte Olivier, der sich langsam im Bett aufrichtete. Erst als seine Füße den Holzboden seiner Schlafkammer berührten, bemerkte er, wie kalt es eigentlich war. Er würde gleich den Ofen anschüren, damit das Haus schnellstens warm wurde, denn er fühlte sich so schon krank genug. Buck unterdessen lief unruhig hin und her, bedeutete Olivier unmissverständlich, dass er nun endlich mitkommen solle.
    „Schon gut, schon gut … aber ich kann nicht so schnell“, sagte Olivier und verlagerte vorsichtig das Gewicht auf seine beiden Füße. Schmerz schoss durch seinen Körper, sofort bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn. Nichtsdestotrotz, irgendwas war im Gange, da musste er jetzt noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Und dann, als er endlich hinkend aufgestanden war, seinen Knöchel möglichst schonend, fiel ihm ein, was Buck ihm höchstwahrscheinlich Dringendes zeigen wollte. Wie der Blitz durchfuhr ihn der Gedanke. Er konnte sich nicht daran erinnern, gestern noch den Herd in der Küche ausgemacht zu haben. Er musste ihn angelassen haben. Hatte nicht sogar noch ein Lappen an der Feuerstelle gelegen?
    So eilig es sein geschwollener Fuß zuließ, schleppte sich Olivier aus der Schlafkammer, hinein in den kleinen Flur, von dem aus Buck bereits in die Küche abbog. Das war für Olivier Bestätigung genug. Hoffentlich brannte die Küche nicht schon lichterloh. Er konnte immerhin noch keinen Rauch entdecken, aber vielleicht zog der durch das Fenster ab, drang gar nicht erst in den Rest der Wohnung. Olivier versuchte sich zu beeilen, so gut er konnte stützte sich mit den Händen, die allerdings auch schmerzten, an den Wänden im Flur ab und stolperte dann in die Küche. Für einen Augenblick bildete er sich den Rauch schon ein, dann aber er erkannte er im fahlen Licht des Morgengrauens, dass in der Küche alles in Ordnung war. Der Ofen war aus, natürlich hatte Olivier ihn am Abend noch gelöscht. Hier war alles normal. Die Küche war kalt, draußen stöhnte und klapperte der Regen.
    Und dann sah Olivier, was Buck so aufgebracht hatte. Es war nicht die Küche. Es war das, was sich draußen vor dem Küchenfenster abspielte. Es regnete, sehr stark sogar, aber natürlich war es nicht der Regen, der so stöhnte und klapperte. Oliviers Gartengrundstück war bevölkert von mehreren Gestalten in grünen, vermoosten Rüstungen, von behelmten Kreaturen in Menschengestalt. Sie wankten hin und her, sehr unbeholfen im Matsch agierend, jeder von ihnen in einer ganz eigenen, bizarren Haltung, aber alle auf sein Haus zu marschierend: Zombies.
    Olivier zählte fünf, sechs, sieben von ihnen, aber Zählen hatte keinen Zweck, denn überall auf dem Rasen taten sich weitere Erdlöcher auf, schossen Hände empor und strebten neue Leiber an die Oberfläche, gerüstete, behelmte Leiber, die sich selbst ausgruben. Es wurden immer mehr. Es war, als würde ein ganzer Friedhof erwachen, und mit einem Mal wurde Olivier klar, dass sein Haus vielleicht genau darauf gebaut war, auf einem alten, verdammten Friedhof, der nun von der Hand des Bösen ergriffen und zu neuem, unheiligen Leben erweckt worden war.
    Buck neben ihm war fast ganz ruhig geworden, wimmerte nur kaum hörbar und zitterte dabei am ganzen Leib. Olivier konnte es ihm nicht verdenken, denn nur einen Augenblick später hörte er es an der Tür klopfen, und das nicht auf die höfliche Art und Weise. Einmal, zweimal, dreimal, massive Schläge gegen das Holz, das Vorhängeschloss rappelte nur so. Olivier standen die Haare zu Berge.
    „Innos“, hauchte er, während er Buck am Nacken streichelte und versuchte, ihn zu beruhigen. Es half nicht viel, der Körper des Wolfsrüden bebte. Als die Tür dann laut einkrachte, machte der Hund einen verschreckten Satz. Die Zombies mussten jetzt in den Hausflur eingedrungen sein, waren nur noch wenige Schritte von Buck und Olivier entfernt, während draußen die ersten Zombies schon direkt vorm Küchenfenster standen und mit ihren blutunterlaufenen und teils zerfressenen Augen ins Haus hinein starrten. Von Buck kam nur noch ein leises Fiepen, er schien fühlen zu können, was ihn und den Lord nun ereilen würde. Dass das ihr gemeinsames Ende war.
    „Innos“, flüsterte Olivier noch einmal. „Innos, sei uns gnädig …“

    Geändert von John Irenicus (01.02.2020 um 19:02 Uhr)

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