Marco Lagos
Ein wenig angewidert drehte Marco sich weg als es knirschte und Blut umherspritzte. Es blieb nicht bloß bei einem Kopfstoß. Hiller hustete schmerzerfüllt und sein Körper begann schlaff herunterzuhängen.
"Sachte." hauchte er dem Kroganer unhörbar für Jones zu. Er war sich nämlich nicht sicher ob er einen dritten überstehen würde. Statt nochmal zuzustoßen warf der Kroganer den mittlerweile ohnmächtig gewordenen Körper unsanft von sich. Der andere Gefangene atmete nervöser, schien sich unsicher ob er nach wie vor nichts verraten sollte. Bevor Crusher jedoch auch Jones bearbeiten konnte, nahm Marco ihm die Entscheidung ab.
Er zog den Pfeil, welchen er zusammengeschraubt hatte hervor und rammte ihn wenige Zentimeter neben dem Kopf des Mannes in die Wand.
"Letzte Chance." schnaubte er, diesmal etwas gereizter. Gewalt war nicht seine erste Wahl. Aber so langsam verlor er die Geduld.
Hinter sich hörte er, wie die Tür geöffnet wurde.
Niall O'Grady
Es war eine seltsame Stimmung. Auf dem Flug zurück hatten sie kaum geredet. Worüber auch. Sie kannten sich ja im Grunde gerade erst. Vorher hatten sie zwar auch miteinander (davor sogar noch gegeneinander) gekämpft, aber nicht ein Wort miteinander gewechselt. Und nun waren sie hier, in irgendeinem gottverlassenen Kellerloch, zugedröhnt innerlich wie äußerlich, nur knapp einem fatalen Feuergefecht entgangen, mit wenig bis keiner Ahnung was wohl als nächstes kommen würde. Zwei verlorene Gestalten. Zwei Tote, mochte man schon beinahe sagen. In seinem Fall stimmte es im legalen Sinne sogar.
Plötzlich begann der Ältere wieder zu sprechen. Er streifte seine Ausrüstung ab und sah ihn mit vielsagendem Blicke an. Er konnte es offensichtlich kaum verbergen, dass er das Gesicht des jungen Iren abstoßend oder zumindest verstörend fand. Konnte man es ihm verübeln?
Die Fragen waren bohrend. Niall atmete tief ein und lachte kurz darauf bitter auf.
"Verstärkung?" erwiderte er leise.
"Sehen Sie sich an, was Braelyn Gavros davon gehabt hat." Auf die offensichtliche Verwirrung seines Gegenübers reagierend holte er weiter aus.
"Sehen Sie sich an, wie viele Monate sie nahezu unsichtbar alleine agiert hat.....und wie es ihr zum Verhängnis wurde, als sie plötzlich versucht hat sich mit einer Armee zu umgeben. Eine derartige Sache kann nur im Schatten funktionieren." Er merkte gar nicht, dass er sich mit diesem Vergleich nicht gerade in ein positiveres Licht rückte.
"Abgesehen davon...." fuhr er fort.
"Was ist die Loyalität eines Söldners wert? Sobald das Geld nicht mehr stimmt oder irgendein Verbrecher ihnen ein besseres Angebot machen würde, fielen uns diese Opportunisten bei der ersten Gelegenheit in den Rücken." Auf die Sache mit den Mechs antwortete er nichts. Er wusste nicht, ob das wirklich ernst gemeint war, und selbst wenn hatte er weder die Expertise noch die Mittel für ein derartiges Projekt.
"Was mein Ziel bei dem Ganzen ist?" Sich ebenfalls von einigen Rüstungsteilen und den schweren Handschuhen befreiend setzte er sich schwer ausatmend auf die Pritsche und betrachtete die Maske mit dem Skibrillen-artigen Visor in seinen Händen.
"Ich möchte die Leute aufwecken. Sie inspirieren." Das musste wirklich kitschig klingen. Egal wie gebrochen und zynisch er geworden war, ein Stück seines naiven, idealistischen 23-jährigen Selbst steckte wohl doch noch in ihm.
"Ich kann.....wir können die kriminellen Elemente vielleicht bekämpfen.....aber Sie haben schon recht, wir alleine sind dafür wahrscheinlich nicht genug. Echte Veränderung kann nur von den Leuten selbst kommen. Wenn die Bürger dieses Bezirks.....besser noch der ganzen Station endlich ihren Mut wiederfinden und aufstehen.....gegen all die Degenerierten, die ihnen ihre Existenz nehmen, ihr Leben zu Hölle machen wollen, so wie dieser Abschaum den wir eben gesehen haben.....dann haben wir etwas erreicht." Wirklich furchtbar kitschig. Wie einen dieser uralten, irischen Folkloren entsprungen. Fehlte nur noch, dass sie ihre Waffen gegen Schwerter und Speere austauschten.
Etwas peinlich berührt räusperte er sich, trank einen weiteren Schluck aus einer der Flaschen und seufzte dann leise. Eine Weile herrschte wieder Schweigen.
"....haben Sie eigentlich Familie, Mister Hudson? Irgendwen dort draußen, der ihnen noch nahe steht....?"
Beyo Vhan
"Sie nehmen es aber wirklich sehr genau." Belustigt sah ihn die junge Turianerin vom anderen Ende des Tisches aus an.
"Nicht meine Idee." erwiderte Beyo seufzend, während er auf der holografischen Oberfläche (bedingt durch die fehlende Hand etwas langsamer) herumtippte.
"Also, Miss...?" "Lavin. Vyola." "Alter?" "33 Jahre." "Geboren wo?" "Cipritine, Palaven."
Also von der Heimatwelt, noch dazu aus der Hauptstadt. Das war direkt ein Bonus für die Stelle.
"Gedient?" "Länger als Sie." "Von - wie bitte?" Spitzbübisch kichernd hielt sein Gegenüber sich die Hand vor den Mund.
"Verzeihung. Die Vorlage war bloß zu gut. Sie wissen ja....."
Beyo versuchte den Seitenhieb so gut es ging zu ignorieren.
"Aber um ihre Frage zu beantworten: 2168 bis vor wenigen Monaten. Grundausbildung im 27. Tech-Corp unter Captain Tarvin. Bin dort nach 4 Jahren dank meiner organisatorischen Fähigkeiten zur Chief of Logistics befördert worden." "Keine schlechte Laufbahn in ihrem Alter. Wieso haben sie das Militär verlassen?" "Ach, Kameradschaft in allen Ehren, aber nach fast 18 Jahren kommt einem das Berufsleben dort einfach nur noch statisch und repetitiv vor. Vor allem, weil ich selten mal andere Orte gesehen habe. Ich bin noch jung, ich will möglichst viel mitnehmen. Und als ich ihre Stellenausschreibung gesehen habe..." "Wieso war sie für Sie attraktiv?"
"Machen Sie Witze?" Sie grinste ihn an.
"Decius Vhan. Auch wenn er damals unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, er ist einer unserer größten Platinum-Lieferanten! Ganz zu schweigen von all den anderen Geschäftszweigen. Wissen Sie, was für eine Referenz das in meinem Lebenslauf wäre?!" "Und Sie haben keinerlei Bedenken wegen dem, was vor kurzem hier vorgefallen ist? Keine Angst, dass das, was noch kommt.....auf sie abfärben könnte?" "Sie meinen, dass meine Vorgängerin eine psychotische Massenmörderin war, welche Sie an der Nase herumgeführt hat und dass Sie selbst bald vielleicht auch in den Bau wandern könnten?" Mit einer voll Selbstsicherheit ausstrahlenden Miene sah sie ihn an. Beyo kam nicht umher, hin und wieder ihrem Blick auszuweichen. Auch wenn sie sich ansonsten weder äußerlich, noch von der Art her glichen - sie hatte ihre Augen. Genau der selbe Farbton von pink-violett. War das ein weiterer zynischer Streich, den ihm sein Leben spielen wollte?
"Wissen Sie, meine Eltern sind beide Berufssoldaten. Und das Lebensmotto meines Vaters ist: Einfache Aufgaben sind unter der Würde eines jeden starken Mannes. Naja, ein wenig sexistisch vielleicht, aber sie verstehen was ich meine, oder?"
"Absolut." Er tippte weiter ein.
"Nun Miss Lavin, ich danke Ihnen für ihr Engagement. Ich muss mich erst - " "Erzählen Sie doch keinen Stuss Mister Vhan." fiel sie ihm mit einem kecken Grinsen ins Wort.
"Sie müssen sich erst beraten? Mit wem denn? Soweit ich weiß ist ihr Vater gerade auf Reisen. Und worüber? Reißen sich die Leute etwa um diese Stelle?" "Nein." erwiderte er wahrheitsgemäß, da sie die Antwort eh schon kannte.
"Also, wieso meine und ihre Zeit verschwenden, hm? Wann soll ich anfangen?"
"Uff." Der rote Turianer wischte sich mit der Handfläche über die Stirn. Wenn schon, dann passierte wieder alles auf einmal.
"Also gut. Kommen Sie morgen um die selbe Zeit hierher, ich bin mir sicher wir finden bereits einiges für Sie." "Na bitte. Dann also bis Morgen, Boss." Zwinkernd stand sie auf und verließ das Büro schnellen Schrittes.
Tiberian und Jodacus sahen ihr mit etwas irritierten Blicken hinterher.
"Okay Jungs..." rief er, während er sich aus dem Stuhl erhob.
"....ich glaube ich muss jetzt ein wenig Energie ablassen...."