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    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Auf dem Hof des Pferdezüchters am Rande des Thorniarer Landes

    „Autsch!“
    Jacques stieß zischen die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor, ließ aber nicht los. Den schweren Balken anzuheben war vielleicht nicht die allerbeste Idee gewesen, es fühlte sich an, als ob die Wunde in seiner Seite wieder aufgebrochen wäre. Aber was sollte er tun? Die Arbeit musste erledigt werden.

    Und die Verletzung war trotz allem nur oberflächlich, auch wenn Agnes sich am vergangenen Abend ziemlich ausführlich darum gekümmert hatte, den Kratzer zu reinigen, mit einer Kräutersalbe zu bestreichen und zu verbinden, wobei sie ihm ununterbrochen von den verschiedenen interessanten Orten erzählt hatte, die es in der Gegend wohl geben musste. Kleine Tümpel und Lichtungen im Wald, eine Grotte mit einer klaren Quelle darin, einen uralten, knorrigen Baum, dessen Stamm so ausgehöhlt war, dass man glatt in ihm schlafen konnte… Orte, die kaum ein Mensch außer ihr kannte und die auch niemand sonst aufsuchte. Jacques hatte den Geschichten und Beschreibungen zugehört, auch wenn ihm nicht so recht klar war, was er mit diesen Informationen anfangen sollte. Ob Agnes vermutete, dass die beiden fehlenden Pferde sich vielleicht an einer dieser Stellen aufhielten? Als er sie danach fragte, hatte sie ihn erst ungläubig angeschaut, dann angefangen zu lachen und ihm schließlich mit irgendwie verschwörerischer Stimme vorgeschlagen, dass es sich lohnen könnte, wenn sie beide das mal überprüften. Ja, hatte Jacques gemeint, wenn der Kommandant das für eine gute Idee hielte? Agnes hatte nur enttäuscht den Kopf geschüttelt und ihn schweigend zu ende verbunden. Und irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, dass sie die Bandagen plötzlich straffer zog als nötig.

    Das war am gestrigen Abend gewesen. Jetzt war er seit dem Frühstück dabei, mit den anderen die Trümmer des zerstörten Stalls aufzuräumen. Der Baum war bereits in mehr oder weniger handliche Teile zersägt worden, aber es war noch immer einiges an Bruchholz und natürlich geborstenen Balken bei Seite zu schaffen, bevor der eigentliche Wiederaufbau würde beginnen können.
    Gemeinsam mit Sunder brachte Jacques den zersplitterten Eckpfeiler auf den Haufen zu den anderen. Es hatte sich irgendwie ergeben, dass er mit dem alten Seemann zusammenarbeitete. Dem Seemann, der beschlossen hatte, auf seine alten Tage noch dem Militär beizutreten, und über den Jacques bisher erstaunlich wenig wusste, obwohl sie beide von den Banditen entführt worden waren und auch beide gemeinsam im Anschluss an dieses Abenteuer in Thorniara ihren Dienst angetreten hatten. Der alte Seemann, der, kam Jacques in den Sinn, irgendwie einen guten Draht zum Kommandanten hatte.
    „Sag mal, Sunder …“, fing er nachdenklich an, „Du kennst doch Kommandant Ulrich ganz gut, oder? Also, jedenfalls hab‘ ich so den Eindruck. Ähm … Wie ist er so?“ Er sah kurz über die Schulter wie ein Schuljunge, der sicherstellen wollte, dass er nicht beim Aushecken eines Streiches erwischt wurde. „Ich meine, äh, ich glaube, ich habe gestern ein bisschen … naja, ein bisschen Mist gebaut, vielleicht? Nicht, dass ich das gewollt hätte, aber Ulrich war ziemlich sauer, und ich bin mir jetzt nicht ganz sicher … also … was ich tun sollte …“

  2. Beiträge anzeigen #382
    Provinzheld Avatar von Sunder
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    Auf dem Hof des Pferdezüchters am Rande des Thorniarer Landes

    „Jott nä“ stöhnte Sunder, als er einen Balken anheben wollte, das Biest war schwerer als es aussah, „dat is doch alles Scheiße“ fluchte der Seebär, nachdem er sich umsonst bemüht hatte, das garstige Holz aus dem Weg zu räumen. „Guck nit so, ist doch wahr“ knurrte der alte Seemann den blonden Jüngling an, mit dem er die Trümmer des Stalls beseitigen sollte. „Immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten“ maulte Sunder missmutig, der sich manchmal vorkam wie ein Sträfling der zur Zwangsarbeit verurteilt wurde. Seit er bei der Armee war musste er ständig irgendwelche niederen Arbeiten erledigen oder wurde als Packesel missbraucht. Und wenn es mal nichts zu arbeiten oder zu schleppen gab, musste er stumpfsinnige Kraftübungen machen, die Wörter Pause und Erholung kannte der Kommandant scheinbar nicht. Seit der Seebär unter dem Kommando von Ulrich stand, kam Sunder überhaupt nicht mehr zur Ruhe, mit der Folge das ihm ständig sämtliche Knochen wehtaten und dazu noch überall Muskelkater. So alt wie in diesen Tagen hatte sich der Seemann noch nie gefühlt, deshalb fragte sich Sunder manchmal ernsthaft, ob ihn die ganze Plackerei wirklich weiterbringt, er würde derzeit keine Wette darauf abschließen.

    „Ja, isch kenn den Kommandanten jut“ brummte Sunder zwischendurch, während er gemeinsam mit Jacques versuchte diesen dämlichen Balken wegzuschaffen. „Dat wird so nix“ stöhnte der Seebär, trotz vereinten Kräften gelang es nicht den Balken zu bewegen. „Da müssen wir mit ner Säge dran“ kommentierte Sunder schwer atmend, bevor er sich erschöpft auf dem Boden niederließ, er brauchte dringend eine Verschnaufpause. „Wie isch den Kommandanten auf Khorinis kennengelernt hab, da war der noch ein kleines Licht in der Armee, so wie du und isch, Jott is dat lange her...Damals hätt isch nit jedacht, dat aus dem Ulrich mal so ein hohes Tier wird, tja, so kann man sisch täuschen.“ Der alte Seemann hatte noch gut das Bild vor Augen, wie Ulrich als Milizsoldat im Hafenviertel patrouillierte und es ihm irgendwie gelungen war, sich den Respekt der Hafenleute zu verschaffen, das war schon ungewöhnlich.

    Sunder hatte die volle Aufmerksamkeit von Jacques, der Bursche schien wirklich neugierig zu sein, vielleicht etwas zu neugierig?, der alte Seemann sollte wohl besser darauf achten erst mal nicht zu viel über Ulrich erzählen, schließlich kannte er den Jüngling kaum. „Also der Kommandant weiß jenau wat er will und wo et lang jeht, mit dem kann man eigentlich jut klar kommen, wenn man dem nit dumm kommt. Man sollte sisch nit mit dem anlegen, dat jeht nit jut aus, wenn der mal rischtisch sauer ist, dann rollt auch schon mal ein Kopf.“ Sunder schaute Jacques an und grinste dann breit, „dein Kopp ist ja noch dran, also kann der Kommandant nit so sauer auf disch sein. Trotzdem solltest du den Boss nit weiter provozieren, jlaub mir, du willst dat nir erleben wenn der Kommandant stinkig ist. Mach dat wat man dir sagt, jib keine Widerworte und alles is jut, mehr kann isch dir Moment auch nit sagen, isch weiß ja nit wat du angestellt hast. Kannste mir ja erzählen wenn du Lust hast, vielleicht auch wat von dir..., aber dat musst du selber wissen.“

  3. Beiträge anzeigen #383
    Abenteurer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline
    Kurz wiederholte die Jägerin die Maris' Worte in ihrem Kopf. Hatte sie das richtig gehört? Sie soll darauf achten, dass ihre Finger ungeschützt sind? Welche Taktik der Nomade damit auch immer verfolgte, sie würde nicht darauf reinfallen und versuchen, ihre Finger ab sofort umso besser zu schützen. Immerhin brauchte sie die noch. Nein, mit diesem perfiden Trick würde sie ihm nicht auf den Leim gehen.
    Vielleicht hatte er sich aber auch nur versprochen.

    Zum gefühlt xten mal in genau so vielen Tagen standen sich Nordmarerin und Varanter nun also gegenüber und versuchten die gegebenen Ratschläge in die Tat umzusetzen (auch wenn Ylva – wie bereits beschrieben, manche der Ratschläge für sich anpasste). Die Schläge kamen erst langsam und offensichtlich aus allen Richtungen, während Ylva versuchte, die Hiebe zunächst ohne Schild abzuwehren. Anfangs eher ungelenk, wurden ihre Bewegungen zuversichtlicher und fließender, doch nicht fehlerlos. Eine Axt, so merkte sie, war nicht dafür geschaffen, Hiebe zu blocken. Zwar konnte sie die Schläge aufhalten, doch wenn sie sie ablenken wollte musste sie, gerade zu ihrer Rechten, höllisch aufpassen, dass ihre Finger nicht ins Visier des Falcatas kam. In die andere Richtung, so merkte sie bald, blieb das Schwert meist am Axtkopf hängen. Zwar hätte man so die Möglichkeit, den Feind zu entwaffnen, doch da dieser am längeren Hebel saß, drehte sich dieser Vorteil schnell in ein Gegenteil um.
    Der improvisierte Schild hingegen umging diese Nachteile, die ein echter Schild nur noch verstärken würde. Schläge wurden fast automatisch abgelenkt, während ihre rechte Hand weiterhin frei war, um selbst zuzuschlagen. Zwar waren auch hier Schläge, die von der linken Seite kamen, leichter zu blocken, doch da die meisten Menschen Rechtshänder waren, und die Hiebe damit zwangsweise von links kamen, sah die Jägerin darin kein allzu großes Problem.
    Das sah sie eher darin, wie schnell der Arm ermüdete. Nicht nur, dass sie ihn die ganze Zeit oben halten musste, er trug noch dazu ein Gewicht, der ihn konstant nach unten zog.
    Ihr Arm schien zu brennen, als sie endlich eine Pause einlegten. Erleichtert ließ Ylva den Ast fallen und schüttelte den Arm aus. Zu ihrer Freude war nichts gebrochen, noch nicht einmal die Finger.
    „Viel einfacher mit Schild.“ resümierte sie die eben durchgeführten Übungen. „Wenn man die Angriffe mit einer Hand abwehren kann und mit der anderen gleich angreifen kann, hat man einen ziemlichen Vorteil.“

  4. Beiträge anzeigen #384
    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Auf dem Hof des Pferdezüchters

    „So lange kennst du Ulrich schon?“, fragte Jacques überrascht. Das hätte er nicht erwartet. Der Paladin und Sunder wirkten auf den ersten Blick nicht gerade so, als ob sie viel gemeinsam hätten. Aber dieser erste Eindruck täuschte wohl.
    „Bist du deswegen zur Armee gegangen, weil Ulrich uns dort in den Bergen gerettet hat vor den Orks und den Banditen, und du dich irgendwie beweisen oder revanchieren willst? Ich habe manchmal den Eindruck, du würdest die Entscheidung doch ein wenig bereuen.“ Jacques grinste. Ja, es war kein einfaches Leben beim Militär, nicht nur, was die körperliche Belastung betraf. Er nahm einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche und bot sie Sunder an, der sie dankbar entgegennahm.
    „Ich wollte schon immer Ritter werden. Seit ich ein Kind war. All die Geschichten von strahlenden Recken in glänzenden Rüstungen, die gegen Räuber und Monster und Drachen böse Zauberer kämpfen … naja … so langsam muss ich mir wohl eingestehen, dass die Geschichten eben doch nur Geschichten sind. Die Wirklichkeit ist irgendwie … weniger … strahlend und glänzend. Dafür blutiger … ich weiß nicht … du verstehst, was ich meine, oder? Aber, hmm, ich glaube trotzdem, wir tun das Richtige. Auch, wenn es manchmal schwer ist.“

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    Provinzheld Avatar von Sunder
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    Auf dem Hof des Pferdezüchters

    Der Seebär lachte als Jacques davon schwärmte Ritter zu werden, „isch glaub alle die zur Armee gehen träumen davon Ritter zu werden. Isch weiß ja nit ob isch als Kind davon geträumt hab, dat is wohl schon zu lang her. Und fast Alle erleben dann in der Armee die böse Überraschung, dat et nit so einfach ist, Ritter zu werden, isch kenne da einige die kläglisch gescheitert sind. Vielleicht schaffst du dat ja, du hast mit dem Kommandanten einen guten Lehrmeister, der kann dir zeigen wie du da hinkommst. Wenn du disch nit dumm anstellst und disch rischitsch anstrengst kann dat wat mit dir werden“ meinte Sunder..., aber drauf wetten tu isch lieber nit“ fügte er lachend hinzu.

    „Ja, dat mit den Banditen ist mir janz schön in die Knochen gefahren, hab escht jedacht, dat war et jetzt mir mir. Aber dat is nit allein der Grund warum isch in die Armee jegangen bin, hauptsäschlich bin ich da, damit isch richtisch kämpfen lerne. So ein Scheiß wie mit den Banditen will isch nit noch mal erleben und wenn isch misch wehren kann passiert dat auch nit mehr. Sunder lief es kalt den Rücken runter, als ihm einige Bilder der Gefangenschaft wieder in den Sinn kamen, da war sein Leben mehr als einmal ernsthaft in Gefahr. Das waren wirklich dunkele Momente, in denen der alte Seemann sich tatsächlich schon auf den Tod vorbereitet hatte, das waren Erfahrungen auf die er liebend gern verzichtet hätte.

    „Na ja, et war aber sowieso Zeit wat in meinem Leben zu ändern, da passte dat mit der Armee janz jut. Und mal sehen, vielleischt schaff ich et ja wirklich kämpfen zu lernen, also isch meine rischtisch mit Schwert und so, einem mit nem Knüppel auf den Kopp hauen kann isch ja schon“, meinte der Seebär breit grinsend. „Wenn dat alles nur nit so anstrengend wär“ stöhnte Sunder, „aber von nix kommt nix, da muss isch wohl durch. Und du auch..., wir packen dat Jacques.“ brummte der Seemann und unterstrich seine Aussage mit einem zustimmendem Nicken.

  6. Beiträge anzeigen #386
    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques Percheval ist offline
    „Packen wir’s an…“ Jacques holte die Zwei-Mann-Säge, damit sie beginnen konnten, den Balken zu zerkleinern. Der Umgang mit dem Werkzeug war nicht ganz einfach, wenn man nicht im richtigen Rhythmus zog oder einer das Sägeblatt ein wenig zu schräg hielt, verkantete es sich rasch und blieb stecken. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hatten Sunder und er den Dreh allerdings bald raus und der Balken war nach wenigen Minuten in zwei deutlich handlichere Stücke zerlegt, die sie problemlos bei Seite schaffen konnten.
    „Du hast dir die Armee aber auch anders vorgestellt, was?“, meinte Jacques zwischendrin und musst grinsen. Sunders Gefluche nicht nur während des Marsches, sondern schon die Wochen davor auf dem Kasernenhof, war ihm nicht entgangen. „Hat Ulrich denn schon angefangen, dir das Kämpfen beizubringen? Mit Speer und Hellebarde kann ich inzwischen halbwegs umgehen, zumindest reicht es für ein paar Strauchdiebe. Aber vom Schwertkampf habe ich bis jetzt auch noch keine Ahnung. Oder vom Reiten, vom Armbrustschießen … Hm, es gibt noch viel zu lernen, schätze ich. Und wenn ich es mal mit diesen Banditen von der Roten Hand aufnehmen will, dann muss ich mich ranhalten. Dieser Johar …“ Jacques verzog das Gesicht zu einer Grimasse der Abscheu. „Wenn ich nur daran denke, dass dieser Kerl noch irgendwo da draußen ist, vielleicht in Throniara, direkt vor unseren Nasen, wird mir übel! Wenn mir unsere Entführung eines gezeigt hat, dann, wofür es sich lohnt, die Strapazen hier auf sich zu nehmen. Um zu lernen und eines Tages diese Verbrecher, diesen Abschaum, seiner gerechten Strafe zuzuführen!“

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    Lehrling Avatar von Thorek
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    Thorek ist gerade online

    Das Bluttal

    Es kam dem ehemaligen Soldaten des Ordens so vor, als sei der Wald des Bluttals in den letzten Wochen und Monaten noch dichter geworden. Besonders abwegig war dieser Gedanke nicht gewesen, hatten sich durch thorniarischen Holzfäller doch schon lange nicht mehr tief in den Wald hingewagt. Zu groß war nicht nur die Gefahr von wilden Tieren gefressen oder von Banditen aufgelauert zu werden. Der Orden hatte auch keine ausreichenden Informationen darüber sammeln können, wie weit sich Spähertrupps der Rebellen aus der sicheren Baronie Stewark hinauswagten. Ohne eine Bewachung durch Ordenskrieger oder der Provinzgarde war es für einfache Holzfäller schlichtweg zu gefährlich gewesen.

    Je weiter sich Thorek von der großen Hafenstadt entfernte, desto stärker wurde seine Anspannung. Seit die Rebellen um König Ethorn die kleine aber gut befestigte Baronie Stewark eingenommen hatten, hatte auch Thorek die Stadt nicht mehr betreten. Er war gespannt, wie sie sich in all der Zeit verändert hatte. Seine Anspannung rührte aber vor Allem aus einem Gefühl der Ungewissheit. Er wusste nicht, wie er sich in Stewark verhalten sollte. Wie viel sollte er von seiner eigenen Person preisgeben? War es möglicherweise besser, seine Vergangenheit im Orden Innos' zu verschweigen oder wurde er eher in die Reihen der Rebellen aufgenommen, wenn er Informationen über die Streitkräfte des Ordens preisgab? Thorek konnte die Rebellen nur schlecht einschätzen. Gut möglich, dass sie abtrünnige Soldaten willkommen hießen. Es war aber ebenso möglich gewesen, dass sie ehemalige Soldaten des Ordens auch weiterhin als Feind betrachteten und sie einfach in den Kerker warfen.

    Sobald Thorek die Baronie Stewark erreichen würde, wollte er sich erst einmal unter die gemeine Bürgerschaft mischen. Es gab gewiss genug zu tun und seine Fähigkeiten als Jäger sollten hoffentlich ein Gewinn für die kleine Stadt sein.

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    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Sir Ulrich ist offline

    Auf dem Hof des Pferdezüchters

    Während Ulrichs Männer mit vereinten Kräften den beschädigten Pferdestall weitgehend abbauten, nutzte der Kommandant selbst die günstige Gelegenheit seine Ausrüstung auf Vordermann zu bringen. Hochwertige Waffen wollten gepflegt werden, ab und an mal die Klingen ein wenig nachschleifen und mit einem guten Öl einreiben war ja nun wirklich kein großer Aufwand, man musste es einfach nur tun. Doch leider wurde das von vielen Soldaten zu oft vergessen, dafür hatte Ulrich nur wenig Verständnis, nein er hatte sogar kein Verständnis dafür. Er konnte es einfach nicht nachvollziehen, was Jemanden dazu bewegte, Waffen, die im Zweifelsfall das eigene Leben oder das eines Kameraden retten konnte, so sträflich zu vernachlässigen, das war einfach nur selten dämlich. Oft genug rächte sich so eine Schlamperei, da klemmte dann mal der Abzug an der Armbrust oder ein Schwert ließ sich nur mit Mühe aus der Scheide ziehen und war dadurch nicht rechtzeitig kampfbereit. Äußerst missliche Situationen die einem schnell das Leben kosten konnten. Das manchen Soldaten die Notwendigkeit von Waffenpflege, jeder Logik zum Trotz, nicht in ihre Hohlschädel bekamen und verinnerlichten, war und blieb wohl ein ewiges Mysterium, den Versuch dies zu ergründen hatte Ulrich längst aufgegeben.

    Martha, die Gutsherrin kümmerte sich liebevoll um das leibliche Wohlergehen von Ulrichs Männern. Sie hatte einen kleinen Tisch in die Nähe der Baustelle platziert, auf dem sie belegte Brote und Krüge mit Wasser bereitstellte. Zwischendurch schaute sie nach dem rechten und wenn es an was fehlte sorgte sie umgehend für Nachschub. Nach ihrem letzten Kontrollgang, wenn man es so nennen wollte, ging Martha auf den Kommandanten zu. „Werter Her..., auf ein Wort“ fragte sie höflich, „nur zu, setz dich zu mir, bot Ulrich ihr selbstverständlich an. Wer so hilfsbereit war und ihm so respektvoll begegnete, der hatte seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit verdient. „Ich möchte nicht undankbar erscheinen, werter Herr“ begann Martha, „es geht um die noch vermissten Pferde. Es wäre wirklich dringlich nach ihnen zu suchen, Herr..., die Pferde sind es nicht gewohnt sich alleine zu versorgen..., und sie sind nun schon seit einigen Tagen auf sich allein gestellt und ohne Aufsicht“, die Gutsherrin klang besorgt. Dem Kommandanten war bis zu diesem Moment gar nicht bewusst, das Pferde Probleme damit haben könnten sich selbst zu versorgen, so verstand er das Gesagte von Martha jedenfalls, sonst hätte er sich gleich darum gekümmert. Er ging vielmehr davon aus, das der Stall die höchste Priorität hatte, doch das war scheinbar eine Fehleinschätzung von ihm.

    „Nun, wenn es so dringlich ist, werde ich mich sofort mit den Männern auf die Suche begeben“ verkündete der Kommandant kurzerhand. Er war schon im Begriff aufzustehen um gleich das Nötige zu veranlassen und den Befehl zum Aufbruch zu geben, aber Martha hielt ihn am Arm zurück. „Da wäre etwas zu beachten, werter Herr, unter den vermissten Pferden befindet sich auch der einzige Hengst den wir besitzen. Ohne Onkel Tom, so heißt der Hengst, gibt es keinen Fortbestand, ihr wisst was ich meine..., deshalb wäre es wirklich von größter Wichtigkeit ihn zu finden. Der junge Hengst ist allerdings noch etwas ungestüm, deshalb wird er sich vermutlich nicht so ohne weiteres einfangen lassen. Daher wäre es ratsam Gertrud mitzunehmen, sie ist die ranghöchste Stute, sie hat..., ich nenne es mal so..., eine gewisse Anziehungskraft auf den Hengst, ihr versteht was ich meine?“ Der Kommandant nickte zögerlich, er verstand zwar nicht wirklich was Martha ihm erzählte, aber er vertraute darauf das sie ihm keinen Blödsinn erzählte. Es klang zumindest sinnig, deshalb freundete er sich sofort mit dieser Lösung gedanklich an. „Meinetwegen“ brummte Ulrich, „ich nehme deinen Rat gerne an, Agnes soll sich und das Pferd, Gertrud ?, zum Abmarsch bereit machen.“ Martha bedankte sich mehrmals, bevor sie sich auf den Weg machte ihrer ältesten Tochter von dem neuen Plan zu berichten.

    Ulrich sammelte sich kurz und ging anschließend zu seiner Truppe um sie von der neuen Sachlage in Kenntnis zu setzten. Die Männer schienen nicht unglücklich darüber zu sein, das sie die Arbeiten an dem Stall niederlegen sollten, sie packten eilig ihre Ausrüstung und kehrten zum Kommandanten zurück. Nur wenig später kam Agnes hinter dem Haus der Familie hervor, sie führte neben sich ein braun weiß geschecktes Pferd an der langen Leine und schritt zielstrebig auf die wartenden Männer zu. „Das ist also Gertrud, nehme ich an“ fragte Ulrich, während er sich vorsichtig dem Pferd näherte, Agnes nickte, „ja Herr..., doch ihr solltet vielleicht besser etwas Abstand halten“ riet die älteste Tochter des Hofes. Der Kommandant beherzigte die Warnung, so hatte er Agnes jedenfalls verstanden und verzichtete darauf, Gertrud zu streicheln, angesichts des nervös wirkenden Pferdes sicherlich eine vernünftige Entscheidung. Ulrich wandte sich von dem Tier ab und bemerkte dann aus den Augenwinkeln das Jemand geradewegs auf sie zugerannt kam, es war die kleine Nele, die jüngste Tochter der Familie. Dem Kommandant war leicht verwundert, das Nele ein großes Bündel geschultert hatte, darüber hinaus trug sie einen warmen Umhang und festes Schuhwerk, irgendwie sah die Kleine aus, als wolle sie auf Reisen gehen.

    „Wohin des Weges junge Frau“ fragte Ulrich unbedarft, als die kleine Nele völlig außer Atem, direkt vor ihm stand, „ich komme mit“ keuchte die Kleine. „Bitte was?“, der Kommandant war leicht verwirrt, er wusste gar nicht so recht wie er mit der Situation umgehen sollte. „Das geht leider nicht Nele, das ist viel zu gefährlich für dich“, versuchte Ulrich die Kleine galant abzuwimmeln, die schien davon allerdings wenig beeindruckt. „Doch, ich komme mir, ich muss doch Onkel Tom beschützen, der ist ganz alleine da draußen..., der hat bestimmt ganz große Angst..., ich muss ihm helfen“ presste Nele mit aufgeregter Stimme hervor. „Ich denke meine Männer können Onkel Tom besser helfen, das sind alles erfahrene Krieger, die beschützen deinen Onkel Tom, versprochen“, sagte Ulrich im ruhigen Tonfall. Nele schüttelte vehement den Kopf und stampfte trotzig mit einem Fuß auf, „ich kann Onkel Tom auch beschützen, ich bin nämlich eine ganz mutige Kriegerin, Sir“, behauptete die Göre frech. Der Kommandant wusste nicht ob er lachen oder böse werden sollte, er fühlte sich leicht überfordert und schaute hilfesuchend zu Martha, aber die zuckte nur mit den Schultern. „Wie willst du denn Onkel Tom beschützen?“ versuchte Ulrich es dieses mal anders Nele loszuwerden, „du hast ja nicht mal eine Waffe, eine Kriegerin ohne Waffe sollte besser zuhause bleiben“, das musste Nele doch überzeugen dachte Ulrich. Aber weit gefehlt, die Kleine schaute den Kommandanten grimmig an, sie schien wirklich sauer zu sein, dann warf sie ihr Bündel auf den Boden um kramte hektisch darin herum. Wenig später hielt Nele plötzlich ein großes Messer, es sah aus wie ein Küchenmesser, das sie vermutlich aus dem Haus der Familie stibitzt hatte, in ihren kleinen Händen und fuchtelte damit wild herum, „ich hab eine Waffe, siehst du“ piepste die Kleine mit schriller Stimme.

    „Bei Innos“ murmelte Ulrich, er konnte nicht glauben was da gerade passierte, „ist ja gut Nele..., beruhige dich..., gib mir das Messer“, die Kleine schüttelte den Kopf. „Bitte, gib mir das Messer, jetzt sofort“ versuchte es der Kommandant nun freundlicher, aber mit mehr Nachdruck. Doch Nele hielt die Waffe weiterhin mit beiden Händen fest umklammert und schüttelte ihren Kopf, die Kleine wirkte sehr entschlossen, so ohne weiteres würde Nele die Waffe wohl nicht abgeben. Nun war guter Rat teuer, natürlich wäre es für Ulrich ein leichtes die freche Göre zu entwaffnen und sie dann zu ihrer Mutter zu schicken. Aber es fühlte sich nicht richtig an, die kleine Nele vor versammelter Mannschaft schroff in ihre Schranken zu weisen, eigentlich hatte sie ja nichts verbrochen, sie war allenfalls etwas ungestüm und unbedacht. Wie sollte sich der Kommandant nun verhalten?, die Kleine hatte wirklich Schneid, das musste man ihr lassen und ihre Hartnäckigkeit war für ein kleines Mädchen sicherlich außergewöhnlich, so was sollte man doch eher unterstützen und nicht bestrafen, ging es Ulrich durch den Kopf. Der Kommandant schaute Jon fragend an, der Kamerad grinste breit und hielt einen Daumen nach oben, ob er wusste was Ulrich im Sinn hatte? Als nächstes fiel sein hilfesuchender Blick zu Cenfar und Sarit, die beiden engsten Vertrauten des Kommandanten lächelten verschmitzt und nickten ihm aufmunternd zu. Mehr Hilfe durch bloße Blickkontakte konnte er nicht erwarten, immerhin wusste er nun , das die Männer jedwede Entscheidung von ihm akzeptieren würden. Ulrich wandte sich wieder Nele zu, „also gut junge Kriegerin, bevor ich dir gestatte mitzukommen müssen wir zwei Dinge klären. Ich bin der Kommandant und gebe hier die Befehle, und machst genau das was ich dir sage, verstanden?“, „aye Sir“ piepste die Kleine, Ulrich musste innerlich grinsen, wo hatte die Kleine das denn aufgeschnappt? „Und du gibst mir jetzt das Messer, falls wir kämpfen müssen bekommst du von mir eine Waffe, einverstanden?“, „aye Sir.“ Nele schien erleichtert zu sein als sie dem Kommandanten das Messer übergeben hatte, damit herumzufuchteln war ihr dann wohl doch nicht so geheuer. „So und nun Abmarsch“ brummte Ulrich, „wir haben schon genug Zeit verloren“.
    Geändert von Sir Ulrich (03.12.2023 um 17:46 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #389
    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Orkwald

    "Dieser Wald ist alt und temperamentvoll, ganz zu schweigen von seinen Bewohnern. Hier verärgert ihr besser niemanden."
    Maris' warnender Blick ruhte zuerst auf Runa, dann auf Ylva.
    Dies war der erste Ort auf ihrer Reise, an dem sie ernsthafte Gefahren zu befürchten hatten. Das gesamte Land zuvor stand unter der Kontrolle des Königs von Argaan, und auch wenn das Bluttal ein wenig befriedetes Niemandsland war, in dem sich jedermann zwischen den Bäumen verstecken konnte, der anderswo nicht gern gesehen war, konnte man mit ein wenig Vorsicht und Weitsicht doch ungehindert reisen. Der Orkwald hingegen gehörte den Karrek - und selbst ohne die Orks wäre dieses urtümliche Dickicht weitaus gefährlicher gewesen als jedes Gebiet in Menschenhand. Hier galt es, in jedem Augenblick wachsam zu sein. Diesen Weg gleich mit zwei unerfahrenen Anfängerinnen im Kampf anzutreten, fühlte sich alles andere als gut und richtig an. Doch die Dinge waren nun einmal, wie sie waren. Blieb nur zu hoffen, dass die wiederholten und eindringlichen Warnungen ihnen eingebläut haten, wie ernst er es mit ihnen meinte.
    Sie waren vor etwa zwei Stunden aufgebrochen, gerade als der Vormittag so weit vorangeschritten war, dass die Sonne sich über den zerklüfteten Rücken des Weißaugengebirges erhoben hatte. Doch die Kronen der alten, dicken Bäume schienen genau wie die orkischen Hausherren den Zweikampf um die Vorherrschaft am Platz mit ihren Artgenossen zu suchen, so dicht wie das Blätterdach hier an manchen Stellen wuchs. So blieb nur wenig von dem Sonnenlicht, das sie vor ihrem Eintritt in den Wald regelrecht geblendet hatte.

    "Kommt näher zu mir", sagte er. "Wir müssen näher beisammen bleiben, verstanden? Wechselt die Seiten, damit eure Augen etwas anderes zu sehen bekommen. Runa, du behältst alles links des Pfades im Auge! Ylva, du nimmst dir die Rechte vor!"
    Wie viele Orks sie wohl bereits erspäht hatten? Maris war sich sicher, zu ihrer Linken etwas im Gestrüpp gesehen zu haben; doch bislang waren sie von unangenehmen Zwischenfällen verschont geblieben.
    Die Orks mochten es nicht, wenn man ihr Land durchquerte, doch seiner Erfahrung nach wurde man zumindest auf dem Hauptweg zwischen den Sümpfen und der Baronie Silbersee in Ruhe gelassen, wenn man nicht nach Ärger aussah und nicht auf die selten dämliche Idee kam, vom Weg abzukommen. Also hielten sie sich genau daran und liefen geradewegs nach Süden.
    "Es sind nicht nur die Orks, wegen denen wir nicht tiefer in den Wald hineingehen", sprach Maris weiter. "Es heißt, hier leben weitaus gefährlichere Tiere als in anderen Wäldern der Insel. Ripper und Warge gehören da noch zu den geringeren Gefahren. Ich habe gehört, jemand will hier sogar schon einmal einen Schattenläufer gesehen haben. Also seid stets bereit für eine unangenehme Begegnung!"
    Wie viel Wahres da wohl dran war? Doch falls die Geschichte stimmte, wollte Maris es nur ungern aus erster Hand herausfinden.
    "Der Kampf gegen wilde Tiere ist anders als gegen Menschen", fügte er hinzu. "Alles, was wir zum Blocken und gutem Abstand zum Gegner besprochen haben, ist da hinfällig. Tiere kämpfen in der Regel nicht mit Finesse, sondern mit Kraft und Schnelligkeit. Wenn du dich gegen ein Tier verteidigen willst, bringe etwas zwischen seine Zähne und dich. Ein Baum kann in solchen Situationen Gold wert sein. Aber auch eine auf Armlänge ausgestreckte Waffe ist schon hilfreich. Und so albern du ihn finden magst, aber auch dein Buchenschild ist nicht so schnell durchgebissen wie dein Arm alleine. Das Ding kann dir genug Zeit geben, um mit einem Axthieb gegen den Hals den Kampf zu beenden."
    Ein Rascheln zu seiner Rechten ließ Maris aufhorchen. Er gebot Runa und Ylva und einem Handzeig, innezuhalten, und zog die Falcata aus der Bindung an seinem Reisesack, die er an Runa weiterreichte.
    "Für den Notfall", sagte er und zog selbst seinen Säbel aus der Scheide.
    "Bleibt dicht bei mir. Und selbst wenn wir zu den Bäumen am Wegesrand gedrängt werden: wir bleiben am Weg. Verstanden?"
    Erneut raschelte es im Gestrüpp. Was auch immer dort lauerte, war größer, als ihm lieb war.
    "Eure erste Bewährungsprobe, Mädels. Baut keinen Scheiß!"

  10. Beiträge anzeigen #390
    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques Percheval ist offline

    Am Rande des Thorniarer Landes

    Seit einigen Stunden folgte die kleine Kriegergruppe nun schon den Spuren der Pferde. Sie kamen nur langsam voran – die Spuren waren bereits alt und oft kaum noch erkennbar, so dass selbst die erfahrenen Spurenleser unter Ulrichs Kommando immer wieder anhalten, suchen und sich beraten mussten, bis sie sagen konnten, in welche Richtung sie weitergehen mussten. Die kleine Nele war die meiste Zeit ganz vorn mit dabei und schaffte es auf ihre Art, die sonst doch eher kauzigen Fährtenlesern Harras und Bertram immer wieder zum Lachen zu bringen, während sie sie mit kindlichen Fragen über Tiere, Natur und Spurenlesen löcherte.
    Für die anderen war der kleine Spaziergang, wenn man es so nennen mochte, eine willkommene Pause von der Schufterei beim Wiederaufbau des Stalls. Einen Gutteil des Marschgepäcks hatten sie beim Hof gelassen. Sie planten nicht, die Suche über mehrere Tage auszudehnen, schon gar nicht mit dem kleinen Mädchen im Schlepptau (auch wenn Nele wahrscheinlich sofort für so ein Abenteuer zu begeistern gewesen wäre).

    „Glaubst du, sie finden Onkel Tom wirklich?“, fragte Agnes, die zufällig neben Jacques ging. „Ohne den Hengst könnte es schwierig werden mit unserem Hof. Wir haben nicht viel außer den Pferden – es sind gute Tiere, selbst der Orden kauft sie als Schlachtrösser für ihre Ritter … also, für die Ritter, die reiten. Manche sind wohl lieber zu Fuß unterwegs. Hm, du bist doch auf einem Bauernhof aufgewachsen? Kannst du reiten?“
    „Nein“, gab Jacques zu, „Wir hatten keine Pferde. Nur zwei Ochsen und unseren Esel Möhre. Der hieß so, weil–“
    „Lass mich raten: Er mochte Karotten.“ Agnes lachte hell und Jacques nickte grinsend.
    „Ja, ohne ihm eine Karotte vor die Nase zu halten, hat man ihn kaum von der Stelle bewegen können.“
    „Aber wolltest du nicht Ritter werden? So mit glänzender Rüstung und allem? Und gehört da nicht auch ein Pferd dazu?“
    „Ja, schon … Das … war eigentlich mein Plan, ja. Falls mich der Orden einmal aufnehmen sollte.“ Jacques dachte an seine letzten, nicht allzu erfreulichen Kontakte mit Kommandant Ulrich. Aktuell schien das ein großes ‚falls‘ zu sein.
    „Denk an uns, wenn du mal ein Pferd brauchst, so als großer starker Ritter“, feixte Agnes und lehnte sich ein wenig zu ihm herüber. Sie senkte verschwörerisch die Stimme: „Und wenn du jemanden brauchst, der dir das Reiten beibringt – ich kann ziemlich gut reiten …“
    „Oh, das wäre nett von dir!“, nickte Jacques, „Du bist ja schließlich mit Pferden aufgewachsen, was?“
    Agnes seufzte. Aus irgendeinem Grund schien sie schon wieder enttäuscht zu sein. Jacques wunderte sich, wieso.
    „Ja, bin ich“, sagte sie schließlich, „Papa hat mich schon auf ein Pferd gesetzt, als ich noch nicht einmal laufen konnte … heeeh, ruhig, alles gut! Komm schon, hör auf rumzuzicken!“
    Gertrud, die Stute, die Agnes führte, bockte mal wieder. Überhaupt war sie gereizt und unruhig. Man musste kein Experte für Pferde sein, um das zu bemerken. Agnes hatte immer wieder alle Hände voll damit zu tun, Gertrud zur Mitarbeit zu bewegen.
    „Was hat sie?“, fragte Jacques, „Die anderen Pferde waren ruhiger“,
    „Sie ist rossig. Heißt, sie braucht nen Kerl“, erklärte Agnes, „Deswegen haben wir sie auch mitgenommen. Weißt du, Onkel Tom merkt das nämlich …“ Sie warf Jacques einen strafenden Blick zu.
    „Ah … interessant“, kommentierte er verwirrt.
    „Jedenfalls, in der Zeit sind Stuten gern mal etwas zickig. Und ich fürchte, das wird nicht besser, wenn sie mitbekommt, dass wir den guten Tom nicht ranlassen. Tja Gertrud“, sie tätschelte dem Pferd den Hals, „wir Frauen haben es schon nicht immer ganz einfach, was?“

    „Ich sehe sie!“, rief Harras plötzlich und deutete auf eine Senke in der Ferne. Jacques konnte zunächst beim besten Willen nichts erkennen und wunderte sich, wie scharf die Augen des alten Fährtenlesers wohl sein mussten. Erst mit etwas suchen sah auch er, was Harras bemerkt hatte: Zwei dunkle Flecken, die sich vom satten Grün einer Wiese abhoben und sich gemächlich mal hierhin, mal dorthin bewegten.
    „Wir haben Glück, der Hengst und die letzte Stute sind wohl zusammen durchgebrannt“, ergänzte der Späher.
    „Onkel Tom!“, rief Nele begeistert.

    Sie verloren keine Zeit, um nicht zu riskieren, dass die beiden entlaufenen Pferde es sich anders überlegten und abhauten, bevor sie sie einsammeln konnten. Die Tiere hoben ab und an ihre Köpfe und beäugten die sich nähernde Gruppe, machten aber keine Anstalten, sich stören zu lassen. Das war gut.
    „Scheiße!“, rief Harras plötzlich.
    Das war schlecht.
    Der Kundschafter deutete auf eine Hügelkuppe: „Feldräuber! Ein ganzer Schwarm!“
    Die runden Silhouetten der riesigen Käfer tauchten unvermittelt auf, zögerten nur einen Augenblick und schossen dann auf die beiden Pferde zu, die die Gefahr noch nicht bemerkt hatten. Als sie ihrer gewahr wurden, war es bereits zu spät – die Feldräuber hatten ihre Beute umzingelt.
    „Nein!“, kreischte Nele, „Onkel Tom!“ Das Mädchen wollte schon losrennen, als Harras es im letzten Moment packte und hochhob.
    „Tut mir leid, kleines Fräulein, aber das überlässt du schön uns!“ Er drückte das Kind Agnes in die Arme und spannte mit geübten Handgriffen die Sehne in seinen Bogen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er einen Pfeil auf einen der Feldräuber abschoss und den monströsen Käfer in den Hinterleib traf.
    Die beiden Pferde wieherten ängstlich und suchten nach einem Fluchtweg, fanden aber keinen. Eines von ihnen trat aus und erwischte einen der Feldräuber mit den Hufen am Kopf, so dass das Insekt auf unsicheren Beinen zurücktaumelte. Trotzdem kamen die Feldräuber immer näher, die Vorderbeine drohend erhoben.
    Die Männer packten ihre Waffen und rannten. Keine Zeit für Taktiererei. Jetzt zählte jede Sekunde!

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    Orkwald

    Der Wald strahlte eine Bedrohlichkeit, eine Dunkelheit aus. Es war nicht nur das fehlende Licht, dass es kaum vermochte das dichte Blattwerk zu durchbrechen, und auch nicht das dichte Unterholz und Gestrüpp, das sich mit Ranken und Dornen versuchte auf dem Weg auszubreiten. Es war etwas anderes, mehr eine nicht greifbare Schwärze, die als dichter Nebel über den Waldboden waberte und alles zu verschlingen drohte, das waghalsig oder dumm genug war, den Pfad zu verlassen.
    Selbst Maris schien an diesem Ort etwas nervös zu sein. Eindringlich mahnte er Runa und Ylva, dicht bei ihm zu bleiben, und dieses eine Mal gab keine der beiden Widerworte, sondern gehorchten still. Niemand war erpicht darauf, sein Leben hier zu lassen oder in eine der Bestien zu rennen, die diesen Wald ihre Heimat nennen. Ob diese Bestien nun auf zwei Beinen liefen und grün waren, oder auf vier Beinen liefen und braun waren, war dabei ziemlich egal. Ylva wollte hier keinem Ork begegnen, und ebenso keinem Schattenläufer, den der Nomade erwähnte. Sie hatte einmal einen Schattenläufer gesehen, in der Ferne. Selbst auf die Entfernung konnte sie sehen, dass es ein riesiges, mächtiges Tier war, das kaum eine Bedrohung zu fürchten hatte. Mit Krallen, Zähnen und Horn brachte es alles zur Strecke, das sich ihm in den Weg stellte.

    Etwas raschelte im Gebüsch. Kein Schattenläufer, denn sie lebten noch. Doch etwas war da, trappelnd und schnüffelnd und knurrend. Ylva zog ihre Axt und hob den 'Schild', während sich sowohl Maris als auch Runa ebenfalls rüsteten. Erwartungsvoll standen sie da, jede Sehne ihres Körpers gespannt, harrend was da kommen möge.
    Wie auf ein Kommando sprangen zwei Tiere aus dem Wald. Riesenratten, fast so groß wie ein Hund sprangen auf sie zu. Spitz zulaufende Mäuler bargen scharfe Zähne, mit denen sie ebenso gut Nüsse zerbeißen, als auch Fleisch von den Knochen nagen konnten. Mit einem lauten Quieken stürzte sich eines der Tiere auf Ylva, sprang sie fast an und versuchte mit den krallenbewehrten Vorderpfoten auf sie einzuschlagen. Die Jägerin trat einen Schritt zurück und lies den Angriff ins Leere laufen, während Runa mit dem Falcata versuchte, das Vieh zu erwischen. Die Riesenratten quiekte und ein kleines Blutrinnsal begann an ihrem Hinterbein zu fließen. Nur ein Kratzer, doch genug um das Tier in Rage zu bringen. Es machte schnell kehrt, sprang auf Ylva zu. Sie konnte noch rechtzeitig den Ast heben, den sie als Schild nutzte, und hob ihn schützend vor ihr Gesicht. Die Ratte verbiss sich darin, strampelnd und mit den Beinen ausschlagend. Eine Kralle erwischte die Jägerin am Unterarm und hinterließ drei blutige Kratzer. Mit einem Schmerzensschrei ließ sie das Schild samt Ratte fallen. Noch ehe das Vieh auf dem Boden die Fassung wieder gewinnen konnte brachte Ylva ihre Waffen auf das Tier nieder. Mit einem letzten Quieken hauchte die Riesenratte ihr Leben aus, als die Axt ihren Leib zerschlug.
    Schwer atmend zog die Nordmarerin die Waffe aus dem leblosen Körper und zog den Ast aus dem Maul des Tieres, das sich noch immer darin verbissen hatte.
    „Jävla skit!“ fluchte sie und besah sich die Kratzer an ihrem Arm. Sie waren zum Glück nicht tief, aber schmerzhaft. „Scheißdrecksmistbiest.“ maulte sie und versuchte die blutige Axt am Fell des Viehs etwas abzuwischen. Maris hatte indessen mit der anderen Riesenratte kurzen Prozess gemacht.
    „Alle ok?“ fragte die Jägerin und sah zu Maris und seiner Tochter, die noch immer das Falcata fest in der Hand hielt.

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    „Verdammt“ fluchte Ulrich, noch wenigen Augenblicken hatte er erleichtert aufgeatmet, das sie die vermissten Pferde in unversehrtem Zustand gefunden hatten. In Gedanken war das Einfangen der Pferde für den Kommandanten eigentlich abgehakt, er zweifelte nie daran, das dies nicht gelingen könnte. Schließlich waren sie auf so was vorbereitet und es gab sogar Alternativen, falls ein Plan partout nicht gelingen wollte. Es wäre also nur eine Frage von Zeit und Geduld gewesen die Tiere einzufangen, um sie dann in aller Ruhe auf sicheren Pfaden zum Reiterhof zu bringen. so leicht hätte es sein können.

    Von einem auf den anderen Augenblick änderte sich die Lage, das Leben der Pferde war plötzlich in Gefahr. Offensichtlich waren die Tiere zu nahe an die Behausungen von Feldräubern gekommen und schreckten dadurch die Riesenkäfer auf, die gleich von allen Seiten zum Angriff übergingen um ihr Revier zu verteidigen. „Cenfar, Jörg, Jacques..., kämpft euch zu den Pferden durch und haltet ihnen die Käfer vom Leib“ befahl der Kommandant, während die Männer auf die angriffslustigen Feldräubern zustürmten. „Nehmt euch vor den Hufen der Pferde in acht“ brüllte Ulrich noch, bevor er seinen Zweihänder in Schwung brachte und dem nächst besten Käfer mit einem Schwung die vorderen Beine abtrennte. Das Mistvieh richtete sich auf, der Kommandant ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und rammte seinen Zweihänder in der weichen Unterleib der Käfers, der darauf hin tödlich verletzt zusammensank.

    Feldräuber waren keine gefährlichen Gegner, zumindest nicht für einen erfahren Kämpfer mit einer ordentlich Waffe, aber sie waren flink und unberechenbar, weil sie scheinbar kopflos umherirrten. Was scheinbar planlos wirkte, war in Wahrheit ihre Kampftaktik, nämlich Gegner umzingeln und dann mit vereinten Kräften den Feind angreifen. Wer da nicht aufpasste lag schnell am Boden und hatte dann kaum noch eine Chance den sonst harmlosen Riesenkäfern zu entkommen. Der Kommandant fixierte den nächsten Feldräuber und rannte mit erhobenen Zweihänder auf das kreischende Mistvieh zu...

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    Orkwald

    „Ja, alles gut bei mir“, antwortete Runa auf Ylvas Frage. Maris versicherte sich trotzdem noch dreimal, dass sie keine Verletzungen davongetragen hatte. Ylva hatte ein paar Kratzer abbekommen, doch ausgerechnet der improvisierte Schild hatte sie vor Schlimmerem bewahrt.
    „Gut gemacht, ihr Zwei. Trotzdem, bleibt weiter auf der Hut. Der Lärm ist sicher nicht unbemerkt geblieben, und mit den beiden Nagern sind wir noch so ziemlich der geringsten Gefahr begegnet, die der Wald zu bieten hat.“ Er lächelte. „Außer Wurzelstolperfallen vielleicht.“
    Ja, Ylva und auch Runa machten sich so langsam. Die Ratten waren keine allzu große Gefahr gewesen, deshalb hatte er ihnen auch eine der beiden überlassen und sich das wilde Spektakel aus Stechen und Hauen (oder eher Blocken und Spalten) angesehen – dennoch, sie hatten nun die Wildheit eines aufgebrachten Tieres im Kampf kennengelernt. Eine Erfahrung, die sie auf einen zukünftigen, herausfordernderen Kampf vorbereiten würde.
    Er wischte seinen Säbel ab, achtete peinlich genau darauf, dass keine Blutflecken am Stahl zurückblieben und nötigte die beiden Damen ebenfalls dazu, ihre Waffen zu reinigen, bevor er die Klinge wegsteckte. „Los jetzt. Die Tage sind kürzer, und wir sollten hier auf keinen Fall mehr drin sein, wenn es dämmert.“

    Und so zogen sie weiter, eng beisammen und die Augen weiterhin aufmerksam auf das Dickicht gerichtet, in dem sich hier wer wusste schon was verstecken mochte. Maris spürte das Leben um sich herum, wenn er sich darauf konzentrierte, und sah die Nuancen auch durch die beschränkte Wahrnehmung seiner Augen hindurch, doch er war unsicher, was sich dort abseits des Weges versteckte. Er wollte es aber auch nicht herausfinden.
    Nach einigen Stunden, in denen es immer dunkler geworden war, erreichten sie endlich einen Wendepunkt. Nach und nach lichtete sich das Blätterdach über ihren Köpfen, und an einem kleinen Felsen am Rande des Weges öffnete sich das Grün so weit, dass der Sonnenschein des Spätherbstes ungehindert zu ihnen durchdringen konnte. Maris deutete auf den Stein und klopfte seiner Tochter auf die Schulter.
    „Kommt, wir machen dort drüben eine Pause. Ich behalte die Umgebung im Auge. Es ist nicht mehr weit bis zum Südrand des Waldes, wenn ich mich recht entsinne. Dann sollte sich der Weg spalten – nach links ins Vorgebirge hinauf, nach rechts hinab in die Sümpfe. Der Ausblick wird euch gefallen.“
    Er freute sich schon darauf, den großen Baum in seiner ganzen Pracht zu erblicken, wie er seine gewaltige Krone weit über das Blätterdach des ihn umgebenden Waldes spannte wie ein schützender Schild. Und das lag nicht nur daran, dass dieses Mal auf seinem Arm ihn dazu nötigte.

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    Noch im Lauf hob Jacques seine Hellebarde und ließ sie mit einem Überkopfschlag auf den Rückenpanzer eines Feldräubers niederkrachen. Der Riesenkäfer stieß ein heiseres Kreischen oder Pfeifen aus, als das Axtblatt der Waffe seine Chitinpanzerung zerschmetterte und sich tief in den Körper des Käfers bohrte. Doch der Feldräuber war noch nicht am Ende. Er taumelte ein wenig nach vorn und drehte sich dann plötzlich und mit einer Kraft, die Jacques nicht erwartet hätte, zu ihm um. Die Hellebarde verkantete sich irgendwo zwischen den Chitinplatten und Jacques wäre beinahe von den Füßen gerissen worden, was er nur verhindern konnte, indem er seine Waffe losließ.
    „Scheiße!“, lautete seine zutreffende Analyse der Situation, als der Feldräuber ungeachtet der Tatsache, dass eine Hellebarde in seinem Rücken steckte, zum Angriff überging. Jacques sprang zur Seite und entging so gerade rechtzeitig einem Hieb der scharfen Vorderbeine des Feldräubers. Zugleich versuchte er, seine Keule vom Gürtel zu fummeln, die sich aber irgendwie verknotet hatte. Es war fast, als würde er mit dem Feldräuber einen Tanz aufführen – das Insekt griff an, schlug mit seinen Fangbeinen nach ihm, Jacques duckte sich, sprang zur Seite, wich aus. Er hatte Glück, dass die Verletzung den Feldräuber nicht ganz unbeeindruckt ließ, das Insekt langsam und torkelte immer wieder unsicher zur Seite, die Hellebarde in seinem Rücken behinderte es in seinen Bewegungen.
    Endlich gelang es Jacques, seine Keule vom Gürtel zur lösen, und als der Feldräuber das nächste Mal attackierte, antwortete er selbst mit einem weit ausholenden Hieb gegen das rechte Vorderbein der Kreatur. Der Chitinpanzer brach unter der Wucht der kruden, aber effektiven Waffe, und der Feldräuber taumelte zur Seite. Jacques ließ ihm keine Zeit, sich zu erholen, und setzte mit einem zweihändig geführten Überkopfschlag auf den Nackenbereich des Insekts nach. Die Beine des Feldräubers gaben nach. Er lebte noch, aber Jacques konnte jetzt seine Hellebarde erreichen. Er stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Waffe, bohrte sie tief in die fremdartigen Eingeweide der Kreatur, bis sie ein letztes Mal zuckte.
    Schwer atmend wischte sich Jacques den Schweiß von der Stirn und zog seine Hellebarde aus dem Kadaver. Ein Mistvieh weniger! Feldräuber waren selbst in seinem Heimatdort eine Plage gewesen, auch wenn sie im Gebirge weniger häufig waren als in den Ebenen. Die Jäger hatten immer wieder versucht, die Population auszudünnen, aber egal wie viele von den Viechern man tötete, es wurden einfach nicht weniger. Irgendwo fanden sie immer ein Versteck, in dem sie sich ungestört vermehrten, um dann als räuberisches Rudel über die Felder und Weiden herzufallen.

    „Die Pferde!“, rief Jörg warnend, gerade als Jacques seine Hellebarde wieder freibekommen hatte. Während die Feldräuber für die kampferprobten Soldaten keine ernsthafte Bedrohung darstellte, sah sie Sache mit den Pferden anders aus. Die Tiere wieherten ängstlich und traten aus, aber die Feldräuber kamen immer näher und es waren einfach so verdammt viele!
    „Wir müssen die verdammten Käfer von den Pferden ablenken!“, sprach Jacques das offensichtliche aus. Aber wie? Kurzentschlossen hob er die Hellebarde auf Schulterhöhe wie einen Spieß und rannte aus voller Lunge brüllend einfach auf die Feldräuber zu, die gerade dabei waren, den Kreis um die Pferde zu schließen, alle anderen Insekten links und rechts ignorierend. Erstaunlicherweise funktionierte es. Die Feldräuber – zumindest einige von ihnen – ließen von den Pferden ab und wandten sich der lärmenden neuen Bedrohung zu. Jacques hielt nicht an. Mit einem Satz sprang er auf den nächsten Feldräuber zu und rammte ihm die Hellebardenspitze in den Leib. Der aufgespießte Käfer kreischte und wedelte mit seinen Fangbeinen in der Luft herum, hatte aber nicht die Reichweite, um Jacques gefährlich zu werden. Jacques nutzte den Schwung und sein ganzes Gewicht aus, um den Feldräuber zurückzudrängen. Die anderen Käfer zischten und kreischten und ließen von den Pferden ab. Das war, worauf Jacques gehofft hatte. Die Pferde, sowie sie einer Lücke in der Umkreisung durch die Feldräuber gewahr wurden, nutzten die Möglichkeit zur Flucht und galoppierten mit vollem Tempo davon. Jacques war zufrieden – sein ‚Plan‘ hatte funktioniert. Es bedeutete zwar, dass sie die Pferde wohl noch eine Weile würden verfolgen müssen, um sie wieder einzufangen, aber das war allemal besser, als dass sie von den Feldräubern verletzt oder gar getötet wurden.
    Nur ein kleines Detail bereitete dem Milizsoldaten gewisses Unbehagen: Jetzt, da ihre Beute weg war, fand er sich im Zentrum der ungeteilten Aufmerksamkeit einer unangenehm großen Anzahl von Feldräubern wieder …

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    Das Kampfgetümmel konnte man am besten mit völlig unübersichtlich beschreiben, überall wimmelten Feldräubern hektisch umher und ihre Anzahl schien nicht weniger zu werden, obwohl schon einige dieser Riesenkäfer reglos dalagen. Die konnten unmöglich alle von einem Nest oder wie man die Behausungen von Feldräubern man nennen wollte, kommen, kam es dem Kommandanten zwischendurch in den Sinn. Zumindest hatte Ulrich noch nie so viele Riesenkäfer auf einem Haufen gesehen und er hatte schon einige unliebsame Begegnungen mit diesen unnützen Kreaturen. Also lag die Vermutung nahe, das es in der Nähe mehrere Nester geben musste, deshalb versuchte der Kommandant das Geschehen um sich herum genauer zu erfassen. Und nach mehreren aufmerksamen Rundumblicken erkannte er, das sich die Feldräuber aus verschiedenen Richtungen näherten, „verdammt“ fluchte Ulrich, das gefiel ihm ganz und gar nicht.

    Ebenso wenig gefiel dem Kommandanten das die Bogenschützen nicht sonderlich hilfreich waren, ihre Pfeile trafen zwar fast immer ihr Ziel, blieben aber weitgehend ohne Wirkung,die getroffenen Riesenkäfer kämpften meist einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Nur gut platzierte Kopftreffer konnten diese Mistviecher wirklich beeindrucken, oder besser gesagt kampfunfähig machen. Aber als Bogenschütze in diesem Getümmel chaotisch umherirrender Feldräuber, mit tödlicher Sicherheit zu treffen, das war sogar für die erfahrensten Jäger ein Ding der Unmöglichkeit. Also waren die Nahkämpfer mehr oder minder auf sich allein gestellt, stellte Ulrich nebenbei nüchtern fest, nachdem er einem Feldräuber mit seinem Zweihänder den gar aus gemacht hatte.

    Der Kommandant nahm gerade den nächsten Gegner ins Visier, als ein lauter Pfiff ertönte, er riss den Kopf herum um herauszufinden woher das Warnsignal kam. Es kam von Cenfar, der etwas abseits, mit Jörg und Jacques an der Seite, gegen eine Horde, nannte man eine größere Ansammlung von diesen Viechern überhaupt so?, kämpfte. Die drei waren regelrecht von Feldräubern umzingelt, für Kämpfer der Roten Adler sicherlich keine lebensbedrohliche Situation, die würden schon irgendwie klarkommen. Aber der junge Jacques hatte so gut wie keine Kampferfahrung und war dieser Situation offensichtlich nicht gewachsen, sonst hätte Cenfar nicht nach Verstärkung gerufen. Als Gruppenführer war es die Aufgabe von Cenfar die Sicherheit des Jünglings zu gewährleisten, doch angesichts der massiven Bedrohung konnte er nicht auch noch den Aufpasser für den Jüngling spielen, deshalb war es eine kluge Entscheidung Hilfe anzufordern.

    „Jon“ brüllte Ulrich um den Kameraden aus sich aufmerksam zu machen, als der Ritter zu ihn schaute, zeigte der Kommandant in die Richtung der Anderen. Der Kamerad verstand sofort was Sache ist und nickte, auf ein Zeichen hin stürmten die beiden Waffenbrüder los. Nur wenig später sprang Ulrich von hinten auf einen Riesenkäfer, der sich gerade aufgebäumt hatte um Jacques anzugreifen, der, warum auch immer am Boden lag. Der Kommandant verhinderte dies mit einem gezielten Hieb seines Zweihänders, das Mistvieh sank kopflos in sich zusammen. „Jörg“ brüllte Ulrich, der Späher drehte sich um, „bleib bei Jacques“, der Speerkämpfer nickte und half dem Jüngling wieder auf die Beine. Nun konnten sich die drei erfahrensten Streiter voll und ganz auf das Kampfgeschehen einlassen und gingen dabei mit unbarmherziger Härte vor. Cenfar, der wie im Blutrausch schien, brauchte nur ein bis zwei Hiebe mit seiner mächtigen Streitaxt um einem Feldräuber ins Jenseits zu befördern. Jon und der Kommandant standen ihm nicht viel nach und erledigten ebenfalls binnen kürzester Zeit einen Riesenkäfer nach dem anderen. Ein wahres Gemetzel das bald Wirkung zeigte, die Reihen lichteten sich, der Nachschub an Feldräubern versiegte. Die letzten Mistviecher flüchteten sogar in alle Richtungen, Ulrich verzichtete darauf ihnen nachzusetzen – der Kampf war vorüber.

    Schwer atmend stützte sich der Kommandant auf seinen Zweihänder und schaute sich um, alle Männer schienen wohlauf zu sein, eine gute Nachricht, „gute Arbeit“ keuchte er kraftlos, bevor er die Augen schloss um in sich zu kehren. Während Ulrich regungslos verharrte und langsam wieder zur Ruhe kam, überlegte er was als nächstes sinnvoll wäre. „Wir schlagen in der Nähe ein Lager auf, wir haben alle etwas Erholung verdient“ verkündete der Kommandant knapp..., „Abmarsch“.
    Geändert von Sir Ulrich (16.12.2023 um 16:40 Uhr)

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    „Du … erwartest von mir ernsthaft, dass ich das esse?“, fragte Agnes zweifelnd, nahm etwas von der Suppe auf ihren Löffel und ließ sie wieder in die Schüssel plätschern, wobei sie angewidert die Nase rümpfte.
    „Was ist das?“, wollte Nele wissen.
    „Feldräuberragout á la Jacques, mit Reis und Pilzen!“, erklärte Jacques, „Lasst euch von dem fiesen Aussehen der Viecher nicht täuschen, gekocht sind sie lecker!“
    Agnes war nicht überzeugt. „Also, ich weiß ja nicht …“
    „Und was ist mit dir?“, wandte sich Jacques an Nele und zwinkerte ihr verschwörerisch zu, „Traust du dich?“
    „Klaaar!“, verkündete die Kleine sofort und riss Jacques beinahe die Schüssel aus der Hand. Eine Mutprobe, bei der sie gegen ihre große Schwester gewinnen konnte? Natürlich war sie dabei! Noch bevor Agnes etwas sagen konnte, hatte Nele schon einen großen Löffel voll genommen. Im ersten Moment verzog sie das Gesicht, aber mehr aus einer Erwartungshaltung heraus, denn kaum eine Sekunde später hob sie überrascht die Augenbrauen. „Daf ift lecker!“, verkündete sie.
    Agnes seufzte. „Na gut …“ Zaghaft probierte sie.
    „Und?“, fragte Jacques grinsend. Agnes verdrehte theatralisch die Augen.
    „Jaaaa, okay, es ist lecker“, gab sie schließlich zu, „Wo hast du das gelernt, die Viecher so zuzubereiten?“
    „Zu Hause. Altes Familienrezept.“
    „Hm. Nicht schlecht. Auch wenn … mit Huhn wär’s leckerer!“
    Jacques winkte lachend ab. „Dann hättest du ein paar Hühner mitnehmen sollen! Na, ich kümmere mich mal wieder ums Feuer.“

    Der kleine Trupp hatte sein Nachtlager auf einem Hügel aufgeschlagen, so dass man die Umgebung gut im Auge behalten konnte. Niemand war erpicht darauf, im Schlaf von Käfern gefressen zu werden. Da sie nicht damit gerechnet hatten, die Nacht im Freien zu verbringen, war das Lager ein wenig spartanischer als sonst. Zelte gab es keine, aber das Wetter war ihnen wohlgesonnen und es war zwar frisch, aber trocken.
    Anfangs war es schwierig gewesen, Agnes und vor allem Nele davon zu überzeugen, dass es sinnlos war, die beiden panisch durchgegangenen Pferde direkt weiter zu verfolgen – die Tiere würden über alle Berge sein, und selbst wenn es gelingen sollte, sie zu finden, wären sie nach der Feldräuberattacke sicherlich viel zu nervös, als dass man sich ihnen hätte nähern können. Besser, sie ließen den Pferden die Nacht, um sich zu beruhigen. Die Spuren würden auch am nächsten Tag noch gut genug sein, um ihnen ohne große Probleme folgen zu können. Mit etwas gutem Zureden hatte Harras Nele schließlich überzeugen können. Der alte Fährtenleser hatte einen erstaunlich guten Draht zu der Kleinen, etwas, das man auf den ersten Blick nicht erwarten würde. Vielleicht waren es Neles Neugierde und ihre Begeisterung für all die Dinge gewesen, die Harras ihr während der Wanderung hatte zeigen können, die ihn das kleine Mädchen hatte ins Herz schließen lassen.
    „Innos sei Dank, dass du besser kochst, als du kämpfen kannst!“, feixte Jörg, „Um mein Freibier mache ich mir jedenfalls keine Sorgen!“
    Jacques kniff die Augen zusammen. „Wir werden sehen …“
    „Werden wir? Du solltest im Kampf mehr kämpfen und weniger auf dem Boden herumliegen!“ Jörg grinste breit. „Haha, schau nicht so! Nichts für ungut … du hast dich nicht schlecht geschlagen, aber du kannst verdammt froh sein, dass Cenfar und ich deinen Hintern gedeckt haben, Kumpel. Ein Kampf gegen zahlreiche Gegner, so wie heute, ist etwas völlig anderes als ein Duell. Du musst nicht nur den Feind vor dir im Auge behalten, sondern den Überblick bewahren und genau auf deine Position achten – sonst wirst du von mehreren Seiten auf einmal angegriffen, und das war’s dann. Da ist selbst der größte Schwertmeister am Arsch.“
    „Ja, du … hast wohl recht“, gab Jacques zu und legte noch etwas Holz nach. Über dem Feuer rösteten auf einen Ast gespießt Stücken von Feldräuberfleisch. Da sie keine Verpflegung für mehrere Tage eingepackt hatten, würden die Käfer herhalten müssen. Allerdings – gekocht oder gut durchgebraten war Feldräuberfleisch recht zart und hatte ein leicht nussiges Aroma. Da gab es wirklich schlimmeres!
    „Ich war wohl etwas übereifrig. Und dann waren sie plötzlich überall.“
    „Lass dir das eine Lehre sein“, sagte Jörg mit für ihn ungewohntem Ernst, „Beim nächsten Mal ist vielleicht niemand da, um dir den Arsch zu retten. Also sieh zu, dass du gar nicht erst in solche Situationen gerätst. Wir werden das die Tage mal trainieren – den Kampf gegen mehrere Gegner. Heh, freu dich nicht zu früh!“ Jörgs schelmisches Grinsen war wieder da. „Ich werd‘ dir sowas von den Hintern versohlen, Jüngelchen …“
    Jacques winkte ab. Irgendwann würde er Jörg schon noch von seinem hohen Ross holen! Auch wenn das vielleicht noch ein wenig dauern mochte.

    Für den Moment kam ihm jedoch hatte er noch ein dringenderes Problem: Ulrich. Nunja, nicht der Kommandant an sich, aber die etwas unerfreulichen Zusammenstöße, die sie in den vergangenen Tagen hatten. Als Jacques sich in Ulrichs Gespräch mit der Bäuerin eingemischt hatte und später dann seine Bedenken gegen die Hinrichtung der beiden Banditen … Seither hatte sich Jacques von Ulrich eher ein ferngehalten. Aber das konnte so nicht weitergehen. Nicht, wenn er wirklich in die Reihen der Ritter des Ordens aufgenommen werden wollte.
    Jacques atmete noch einmal tief durch und gesellte sich dann zu dem Kommandanten, der gerade dabei war, seine Waffen zu pflegen.
    „Sir, können wir kurz reden?“
    Ulrich schaute ihn an und hob fragend die Augenbrauen.
    „Ich … also, ich weiß, ich habe in den letzten Tagen ein paar Mal wohl nicht die, äh, Erwartungen erfüllen können, die Ihr in mich gelegt hattet und vielleicht, äh, auch unüberlegt und übereilt gehandelt, und ich möchte mich dafür entschuldigen.“ Jacques räusperte sich. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er musste rot sein wie eine Tomate. „Jedenfalls bin ich noch immer dankbar für die Chance, die Ihr mir gebt, und ich, äh, tue mein Bestes, und ich hoffe, dass ich solche … Fehltritte in Zukunft vermeiden kann, Sir!“

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    Ylva ist offline

    Orkwald

    Sie hatten nur eine kurze Rast, um ihre Wunden zu lecken und sich vom Schreck des Kampfes zu erholen. Die Kratzer waren weniger schlimm als befürchtet und Ylvas Ruhepuls senkte sich wieder auf ein Normal herab. Vermutlich wäre es sinnvoll, einen Heiler über die Kratzer schauen zu lassen – diese Viecher waren die Träger unzähliger Krankheiten, eine schlimmer als die andere. Doch die Jägerin war erstmal froh, dass sie keine Muskeln oder Sehnen getroffen hatten und die Blutung bereits aufgehört hatte. ‚Wird schon schiefgehen‘ dachte sie sich mit einem Schulterzucken.
    Nachdem die Waffen gereinigt (Maris legte großen Wert darauf), die Blasen geleert, die Stiefel von Steinchen befreit und ein Bissen gegessen waren, gingen sie weiter, damit sie möglichst bald den Orkwald verlassen konnte. Ylva hatte schon eine ganze Weile das Gefühl beobachtet zu werden, doch konnte niemanden sehen oder hören. Sie fragte sich, ob es Orks waren. Sie hatte die Grünpelze stets als trampelnde, laute Monster wahr genommen, die ungefähr so gut darin waren sich versteckt zu halten wie ein fünf Meter hohes rosa Wollnashorn. Waren sie hier etwa anders? Verschlagener, unauffälliger? Sie wusste nicht, ob sie es hoffen sollte oder nicht. Wäre dies der Fall, wären sie noch gefährlicher als die Grünpelze vom Festland. Doch auf der anderen Seite wurden sie noch nicht angegriffen, was sie stets als gutes Zeichen betrachtete. Sie erinnerte sich an die Worte des Varanters: Dass Orks es zwar nicht guthießen, aber duldeten, wenn sie ihr Territorium durchschritten. Wurden sie also beobachtet, um sicher zu gehen, dass sie sich anständig verhielten und schnell wieder gingen? Vielleicht. Vielleicht war es auch nur Paranoia, die in diesem undurchdringlichen Wald Amok lief.

    Langsam lichtete sich der Wald und gab erste, von Bäumen durchbrochene Blicke auf das umgebende Land frei. Zu ihrer linken Seite erhob sich das Gebirge, felsig und rau, mit eisigen Flanken und schneebedeckten Gipfeln. Es erinnerte sie an Nordmar, ihrer fernen und vermissten Heimat. Es musste das selbe Gebirge sein, das sie schon im Norden der Insel gesehen hatte. Wie der Rücken eines gigantischen, versteinerten Drachen zog es sich über Argaan. Sie fragte sich, welche Wunder und Gefahren es bereit hielt.
    Zu ihrer Rechten öffnete sich eine gänzlich andere Szenerie: ein weites, flaches Land, Grün wie die Grasmeere Myrtanas. Und doch wieder ganz anders. Statt Gras gab es hier flache Tümpel, weite Felder von Morast und Schlamm. An jedem trockenen Stück Erde gruben sich Pflanzen fest ein. Hohe Bäume und kleine Kräuter, struppig und bodennah. In den Rinnsalen wuchsen hohe Schilfgräser, und überall gediehen die Flechten und Moose. Es erschien auf dem ersten Blick wie ein toter Sumpf, ehe man innehielt und darüber nachdachte, was diesen Sumpf ausmachte. Er war ein Lebewesen für Tiere und Pflanzen, die ihn ebenso erschufen, wie sie in ihm einen Lebensraum fanden.
    Und über all dem thronte ein monumentaler Baum. Die höchsten Zweige kratzten am Himmel, als ob sie ihn tragen würden, breit ausladend und stark. Die Wurzeln mussten weit in den Boden ragen, durch Morast und Ton und Stein dringen und das Leben in vielen Kilometern Umkreis erspüren. Der Stamm war so dick wie ein Langhaus, es würde Minuten dauern, ihn zu umschreiten und alle Äxte der Welt wären zu wenig, ihn zum Fall zu bringen.
    Ylva blieb stehen, den Atem anhaltend. Der Anblick war atemberaubender und schöner, als alles was sie je gesehen hatte. Wie konnte es sein, dass sie noch nie von einem solchen Baum gehört hatte? Sie kannte die Fichten und Tannen und Kiefern ihrer Heimat, doch einen solchen Holzriesen…
    „Einen Augenblick“ murmelte sie und sog den Anblick in sich auf, ehe sie den anderen folgte. Wenn es das war, das der Dämonensumpf für sie bereit hielt, wurde er seinem Namen vielleicht doch nicht gerecht.

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    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    „Es geht nicht darum Erwartungen zu erfüllen, es geht darum das Wesentliche zu begreifen“ brummte der Kommandant während er Jacques mit durchdringendem Blick fixierte. Den Jüngling plagten offensichtlich und zurecht Gewissensbisse, weil er sich in letzter Zeit einige Fehltritte geleistet hatte. Immerhin war er sich dessen scheinbar bewusst geworden, war das der erste Schritt zur Erkenntnis?, Ulrich sollte nicht zu viel in Jacques Entschuldigungsversuch hinein interpretieren, mahnte er sich selbst, nachdem er den Jüngling mit einer Handbewegung dazu einlud sich vor ihm auf dem Boden niederzulassen. Der junge Soldat wirkte sehr nervös, er konnte dem Blick seines Vorgesetzten kaum standhalten, war das nur Unsicherheit mangels Selbstbewusstsein?, oder lag bei dem Burschen noch mehr im Argen? Das galt es wohl herauszufinden, warum sonst hatte sich diese Situation ergeben?, mit Zufall könnte man das nicht erklären, mit Schicksals Fügung eventuell. Der Kommandant bemerkte gerade das er sich etwas zu sehr mit seinen Wahrnehmungen beschäftige, als der Situation nüchtern und sachlich zu begegnen, das wäre in diesem Falle sicherlich sinnvoller.

    „Ich bin mir nicht sicher ob es wirklich klug war, dir in meiner Truppe die Chance zu geben dich zu beweisen“ brummte Ulrich, „vielleicht wärest du beim einfachen Fußvolk doch besser aufgehoben.“ Der Kommandant strich mit zwei Fingern seiner rechten Hand sanft über die frisch geschärfte Schneide seines Zweihänders und nickte anschließend bestätigend, die Waffe war wieder für den nächsten Einsatz bereit. „Bislang habe ich nur bei dir entdeckt das du gut kochen kannst und die besondere Fähigkeit besitzt, dich ständig in Lebensgefahr zu bringen“ bemerkte Ulrich bewusst bissig um Jacques unmissverständlich klar zu machen, das er noch nichts gezeigt hatte, was auch nur im Ansatz die Erwartungen des Kommandanten erfüllte. „Dir ist scheinbar noch gar nicht klar geworden, wie glücklich du dich schätzen kannst unter meinem Kommando zu dienen..., sonst würdest du dich sicherlich anders..., im besten Fall, sogar richtig verhalten. Wenn Gehorsam und Disziplin nicht zu deinen Tugenden gehören bist du bei der Armee und insbesondere bei mir, falsch aufgehoben“ äußerste Ulrich seinen Unmut über Jacques Fehlverhalten. „ich erwarte mehr von meinen Männern als es in der Armee üblich ist, viel mehr..., und ich sehe bei dir nicht, das du bereit bist alles zu geben. Du solltest dir also die grundsätzlichen Fragen stellen, wie weit bist du bereit zu gehen?..., bist du bereit dein altes Leben hinter dir zu lassen um ein neues zu beginnen?...., bist du bereit dein Leben zu geben um das eines Anderen zu retten?“, der Kommandant hielt kurz inne um seine Worte wirken zu lassen.

    „Es gibt noch mehr Fragen von entscheidender Bedeutung, dir fallen sicherlich selbst einige ein, und wenn du für dich auch nur eine mit nein beantworten würdest, bist du nicht bereit eine Laufbahn als Ritter einzuschlagen. Dann reicht es bestenfalls für eine Karriere als Wachsoldat, oder als Mannschaftskoch in der Kaserne, vielleicht ist das ja deine Bestimmung, wer weiß..., ich denke du bist an dem Punkt angekommen, an dem du Entscheidungen treffen musst, die dein Leben verändern werden..., so oder so“, gab Ulrich dem Jüngling seinen gut gemeinten Rat. „Versteh mich nicht falsch, ich habe nichts gegen dich, nur im Moment gehen wir getrennte Wege, besser gesagt, du passt noch nicht in meine Truppe..., es hakt an allen Ecken und Enden wie man salopp sagt. Ich sehe durchaus Potenzial in dir und wäre bereit dir..., am besten denkst du erst mal in Ruhe über das Gesagte nach, triff eine Entscheidung und falls du Fragen hast nur zu...“

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    Es gab wenige Situationen, in denen Jacques sich nervös und verunsichert fühlte. Meistens hatte er ein klares Ziel vor Augen und wusste genau, was er als nächstes zu tun gedachte – es kam zwar vor, dass er dann feststellte, dass seine Idee nicht die beste gewesen war, aber das gehörte nunmal zu den Risiken des Lebens.
    Als Ulrich ihm aber erklärte, dass seine bisherigen Bemühungen wohl nicht einmal annähernd ausreichend waren, wurde Jacques davon doch ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt. Ja, er hatte Fehelr gemacht, und das sah er ein – aber dass Ulrich in ihm scheinbar so etwas wie einen fast schon hoffnungslosen Fall sah, hätte er nicht erwartet. Was nun? Sollte er sich verteidigen, sich rechtfertigen? Aber wäre das nicht wieder genau der Trotz, den Ulrich nicht sehen wollte? Aber vielleicht, kam ihm in den Sinn, lag das Problem gar nicht darin, dass er die Erwartungen des Kommandanten nicht erfüllen konnte – sonder darin, dass er Ulrichs Erwartungen noch gar nicht wirklich kannte? Und vielleicht passte er am Ende wirklich besser zur Fußtruppe als zu den offenbar handverlesenen Männern des Kommandanten? Und wenn dem so wäre – wäre das nicht trotzdem ein ehrenhafter Weg? Jacques presste nachdenlich die Lippen aufeinander. Er hatte das Gefühl, an einem Scheidepunkt zu stehen. Und er musste herausfinden, welchem Weg er weiter folgen wollte. An der Seite des Kommandanten bleiben – oder versuchen, in der Armee oder bei der Wache seine Zukunft zu finden?
    „Ich habe … ich habe ein Ziel vor Augen“, begann er langsam, „Anfangs war es vielleicht ein Traumschloss, diese Idee aus Romanen und Geschichten, der strahlende Ritter zu sein, der die Unschuldigen beschützt. Aber für diese dumme Idee habe ich bereits eine Entscheidung getroffen, die mein Leben verändert hat. Ich habe den Hof meiner Eltern und meine Familie verlassen, ich habe meine sichere Zukunft in unserem Bergdorf aufgegeben und bin hierher nach Argaan gereist mit nichts als … einer dummen Idee im Kopf. Und kaum war ich hier angekommen, hat mir die Realität eines übergebraten. Ich wurde entführt, wie Ihr wisst, Ihr und eure Männer habt uns ja befreit. In dieser Zeit habe ich das Böse kennen gelernt … das echte Böse. Und ich rede nicht von den Orks, nein. Diese Männer, die uns verschleppt hatten – sie sahen aus wie Menschen, aber es waren … sie waren Bestien, Ulrich. Aber ich muss ihnen auch dankbar sein, denn sie trieben mir die dummen Träume aus und zeigten mir, wofür ich wirklich eintreten will und muss: Ich will die Menschen vor ihnen und ihresgleichen beschützen! Ob ich das nun als Ritter in strahlender Rüstung tue, oder als einfacher Milizsoldat bei der Stadtwache.“ Jacques streckte sich ein wenig. Die kleine Ansprache führte ihm auch selbst wieder sein eigenes Ziel vor Augen und nahm ihm die größte Nervosität. „Ich bin mir sicher, Sir, wir stehen damit auf derselben Seite, und es wäre mir noch immer eine Ehre, unter Eurem Kommando zu dienen, aber wie Ihr sagt, kann ich Eure Erwartungen noch nicht erfüllen … also … vielleicht weiß ich einfach noch nicht genau, was Eure Erwartungen sind?“ Jacques sah sich um, sein Blick wanderte von einem der Krieger, die um das Lagerfeuer geschart saßen, zum anderen. „Ich gebe zu, manchmal, äh, wundere ich mich, was Ihr eigentlich für eine Truppe befehligt. Ihr seid ein Paladin, aber Ihr tragt keine Ordensrüstung, keine offensichtlichen Insignien. Keiner Eurer Männer trägt den Waffenrock des Ordens oder der Miliz. Also … abgesehen von mir … Es ist vielleicht eine dumme Frage, aber – warum? Welche Rolle spielt eure Truppe für den Orden, für die Armee? Und was erwartet Ihr von Euren Männern, neben Gehorsam und Disziplin? Wie ...“, Jacques räusperte sich kurz, „Naja, wie kann ich mich Eurer würdig erweisen?“

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    Der Kommandant hörte aufmerksam zu was Jacques von sich gab und zum ersten mal hatte er das sichere Gefühl, das es kein dummes Geschwätz des Jünglings war. Der Bursche schien den Ernst der Lage erkannt zu haben, vor allem aber die Notwendigkeit sein Leben zu überdenken, das nahm Ulrich wohlwollend zur Kenntnis. Es war immer gut sich seiner Sache und seiner Gesinnung sicher zu sein, nur so konnte man einem eingeschlagenen Pfad folgen ohne gleich bei den kleinsten Schwierigkeiten gleich ins wanken zu geraten. Es war gut zu wissen, das Jacques doch ab und an seinen Kopf benutzte und ansatzweise, Schlüsse aus seinen Erfahrungen zog, Frage war nur ob es die richtigen Schlüsse waren. Zumindest was die Beweggründe anbetraf, die Jacques genannt hatte, war er zur Armee gegangen war, konnte Ulrich gut nachvollziehen und das waren keine schlechten. Für Recht und Ordnung zu sorgen und Unschuldige beschützen sind ehrenhafte Absichten und waren für den Kommandanten seinerzeit Motivation genug sich der Armee anzuschließen.

    Alles in allem konnte Ulrich mit dem Gesagten von Jacques etwas anfangen, es ergab irgendwie Sinn, vielleicht war ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren. Vielleicht hatte der Jüngling nur noch nicht verstanden was Ulrich von ihm erwartete..., ganz sicher sogar, sonst hätte Jacques nicht Fragen gestellt, die eigentlich klar sein müssten, oder nicht? Vielleicht setzte der Kommandant aber auch zu viel voraus, gut möglich, als kampferprobter Veteran hatte er möglicherweise nicht mehr den Sinn für die Gedanken eines einfachen Soldaten. Die eigenen Erfahrungen als kleiner Soldat lagen wahrlich schon so lange zurück, das er sich daran kaum noch erinnern konnte. Aber hier ging es ja gar nicht darum, den Jüngling zu verstehen, sondern viel mehr darum ihn nicht ungerecht zu behandeln. Und das schrieb der Kommandant sich gerade auf die Fahne und entschloss sich kurzerhand Jacques noch nicht aufzugeben, er würde ihm weitere Gelegenheiten bieten sich zu beweisen und dann noch mal neu beurteilen. Doch zuvor musste wohl noch einiges geklärt werden,damit es am Ende nicht an irgendwelchen Missverständnissen scheiterte.

    „Nun, es gibt gute Gründe nicht in Uniform der königlichen Armee herumzulaufen“ griff Ulrich einer der Fragen von Jacques auf, „Königstreue sind nur selten gerne gesehen“ fügte der Kommandant augenzwinkernd hinzu. „Deshalb trägt Niemand in meiner Truppe eine Rüstung des Königs, das erspart uns im Zweifel unnötigen Ärger, außerdem hat man so auch hier und da mal den Überraschungseffekt auf seiner Seite, das kann von Vorteil sein“ erklärte Ulrich weiter. „Zu meiner Truppe selbst kann ich dir nur sagen, das sie eine Eliteeinheit für besondere Einsätze ist, mehr musst du im Moment nicht wissen..., mehr darfst du nicht wissen“, der Kommandant ließ die Worte kurz auf sich wirken. „Ich verlange von meinen Männern absoluten Gehorsam und bedingungslose Kampfbereitschaft bis in den Tod. Unser Motto lautet Einer für Alle, Alle für einen, das habe ich dir schon mal gesagt und genau das erwarte ich auch von dir, Jacques. Das hört sich sehr streng an und ist es auch..., beim einfachen Fußvolk geht es lascher zu, deshalb kann man die Jungs auch kaum zu was gebrauchen. Wenn du wirklich ein guter Soldat und Kämpfer werden willst bist du unter meinem Kommando genau richtig, aber es ist ein mühselig Brot, das sage ich dir auf den Kopf zu. Bei mir bekommt Niemand etwas geschenkt, schon gar nicht mein Vertrauen, das muss man sich hart erarbeiten und das meiner Männer auch. Habe ich deine Neugier befriedigt?, konnte ich dir weiterhelfen?..., sind die Dinge nun geklärt oder hast du weitere Fragen?“

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