Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 7 von 20 « Erste ... 345678910111418 ... Letzte »
Ergebnis 121 bis 140 von 400
  1. Beiträge anzeigen #121
    Kämpfer Avatar von Yarik
    Registriert seit
    May 2023
    Ort
    Where all hope dies.
    Beiträge
    343
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline
    Letztlich hatte sich Yarik überreden lassen, Brandons Begleitung zu akzeptieren. Es war auch nicht so, als ob sich der Barde leicht hätte abschütteln lassen. Er hatte es quasi als selbstverständlich angesehen, dass sie die Reise nach Stewark gemeinsam fortsetzen würden. Dass Yarik sich überreden ließ, hatte sicherlich auch nicht zu geringen Teilen mit dem Sumpfkraut zu tun, das Brandon ihm gegeben hatte. Der Landstreicher hatte das Kraut noch nie zuvor probiert, und die Wirkung war… nun, schon nach dem ersten Stängel war ihm ziemlich viel von dem, was ihm sonst im Kopf herumspukte, auf einmal schlichtweg egal. Er war sogar bereit gewesen, seinen Hasenbraten mit Brandon zu teilen, und zum ersten Mal seit Jahren hielt er nicht unbewusst Ausschau nach Gespenstern. Ob die Geister da waren oder nicht… was scherte es ihn? Er konnte es sowieso nicht ändern. Es war ein sonderbares, ein befreiendes Gefühl.

    Während der Wanderung gab Brandon allerlei Geschichten zum Besten, während Yarik mal mehr, mal weniger aufmerksam zuhörte. Die meisten Erzählungen drehten sich um Alkohol und Frauen. Als Yarik einmal anmerkte, dass Brandon mit seinen Weibergeschichten geradezu jedes nur erdenkliche Klischee eines Barden erfülle, grinste der Spielmann ihn verschmitzt an: „Schonmal daran gedacht, dass ich diesen Beruf gerade wegen der Klischees gewählt habe, mein Freund?“ Yarik musste zugeben, das Argument war nicht ganz von der Hand zu weisen. Zudem, Brandon war jung, gutaussehend, selbstbewusst und nicht auf den Mund gefallen – Yarik konnte sich gut vorstellen, dass vielleicht die Hälfte seiner Geschichten sogar tatsächlich stimmte.

    „Warum schaust du so misstrauisch?“, fragte Brandon, nachdem er gerade wieder einen ziemlich schlüpfrigen Schwank mit sich selbst und einer gewissen Liesl („Arsch wie ein Brauereipferd, aber genauso gut zu reiten!“) in der Hauptrolle beendet hatte, „Du glaubst mir nicht, was?“
    Yarik zuckte nur mit den Schultern und schnaubte belustigt: „Ich wäre ziemlich verrückt, wenn ich einem Barden glauben würde, denkst du nicht?“
    Brandon lachte kurz auf, hob dann aber fast verschwörerisch den Finger: „Ich gebe zu, mein Freund, mit einigen meiner werten Kollegen sollte man wohl besser vorsichtig sein. Aber was mich betrifft, ich bin eine ehrliche Haut! Ich kann’s beweisen!“
    „So?“, fragte Yarik, mäßig interessiert. Brandon griff in seine Tasche und zog etwas heraus, was im ersten Moment aussah wie die Pinsel eines Malers, sich auf den zweiten Blick aber als ein Bündel von Haarlocken entpuppte, ein Dutzend oder mehr, sorgsam an einer Lederschnur aufgereiht.
    „Was zur…“, setzte Yarik an. Brandon grinste triumphierend.
    „Andenken!“, rief er, „An alle meine Mädels! Die blonde Locke hier… die ist von der Liesl! Die hier, die braune, die ist von der Hannah – du weißt schon, diese kleine, die einfach nie genug kriegen konnte. Heiliger Strohsack, die hat mich geschafft… Die schwarzen Haare sind von dieser Tänzerin aus Varant, Fatima, und die roten von Svenja, dieser Nordmarerin mit den…“ Brandon vollführte ausladende Gesten vor seiner Brust, um zu verdeutlichen, welche Nordmarerin er meinte. Yarik schüttelte nur ungläubig den Kopf.
    „Du hast ihnen allen Haare abgeschnitten?“, fragte er.
    „Sie hatten nichts dagegen“, grinste Brandon und zwinkerte verschwörerisch.
    Der Landstreicher winkte ab: „Du bist doch bekloppt…“
    „Ich bin ein Jäger, wenn man so will“, konterte Brandon lachend, „Da brauche ich natürlich auch meine Trophäen! Und übrigens, wir sind da!“
    Sie hatten die Spitze eines Hügels erklommen. Vor ihnen lag eine Ebene und dahinter das Meer – und auf einem Felsen vor dem Ufer thronte majestätisch die Feste Stewark.
    Geändert von Yarik (06.06.2023 um 19:54 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #122
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Während Ulrich weiterhin aus dem Fenster schaute, versuchte er sich daran zu erinnern, was an jenem verhängnisvollen Tag genau passiert war, wie es zu der Auseinandersetzung mit Joris kam. Es war wohl ein gewöhnlicher Tag, die Familie, wie üblich früh auf den Beinen, arbeitete auf dem Feld, soweit, so gut, nur wie ging es weiter? Es dauerte eine Weile bis dem Hünen einige, vielleicht wichtige Details in den Sinn kamen. Er war an jenem Tag innerlich ziemlich aufgewühlt, irgendwie unzufrieden mit sich und dem Leben auf dem Hof. Vermutlich war das der Grund warum Ulrich den Anderen nicht bei der Arbeit half, das ergäbe jedenfalls Sinn. Nein, das stimmte so nicht, der Hüne hatte schon vor jenem Tag, längere Zeit nicht mehr auf dem Hof geholfen. Aus irgendeinem Grund fühlte Ulrich sich nicht mehr dazu verpflichtet, möglicherweise waren ihm auch nur andere Dinge wichtiger, so genau konnte er sich im diesem Moment nicht erinnern. Es spielte letztlich wohl keine Rolle warum Ulrich die Arbeit verweigert hatte, fest stand, das er dadurch bei Joris in Ungnade gefallen war. Und dann mussten Ulrich und der Bauer irgendwie aneinander geraten sein, aber er konnte ich nicht mehr daran erinnern wieso und auch nicht warum er so wütend geworden war.

    Getuschel von Frauenstimmen brachten Ulrich davon ab, seine Gedanken weiter zu verfolgen, er lenkte seine Blicke auf das Wohnhaus. Vor dem Haus saßen Mathilde und Birte auf ein hölzernen Bank und unterhielten sich. Der Hüne hatte gar nicht bemerkt, das sich die Frauen inzwischen dort nieder gelassen hatten. Mathilde schälte nebenher Kartoffeln, Birte putzte Möhren und zerkleinerte sie anschließend, es war wohl bald Essenszeit. Eigentlich wollte, so hatte Ulrich es sich jedenfalls vorgenommen, so eine Gelegenheit nutzen um endlich reinen Tisch zu machen. Mathilde hatte den Hünen schon öfters dazu ermuntert und ihre Hilfe als Streitschlichterin angeboten. Darüber hinaus hatte sie Ulrich versprochen alle Fragen zu beantworten und ihm dabei zu helfen Licht ins Dunkle seiner Vergangenheit zu bringen.

    Mehr Hilfe konnte der Hüne wahrlich nicht erwarten, also worauf wartete er noch? Sein ständiges zögern und zaudern machte alles nur schlimmer, das wusste er doch. Das konnte und das durfte so nicht weitergehen, schließlich wollte Ulrich sich nicht auch noch vorwerfen müssen, das er ein Feigling sei. Der Hüne ging kurz in sich und dann entschlossenen Schrittes zu den Frauen hinüber, Mathilde und Birte grüßten freundlich. Ulrich erklärte mit knappen Worten das er nun bereit sei sich dem Familienrat zu stellen, die Frauen schienen erleichtert das zu hören. Mathilde meinte, das sie noch ein paar Vorbereitungen treffen müsse, der Hüne bedankte sich fürs erste und zog sich in den Schuppen zurück...

  3. Beiträge anzeigen #123
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Ulrich hatte sich mehr davon versprochen Mathilde um Hilfe zu bitten, insgeheim hatte er gehofft das er sich danach besser fühlen würde, aber dem war nicht so. Er war nicht mal erleichtert, das er es endlich geschafft hatte sich zu überwinden und somit die Sache ins rollen brachte, das fand der Hüne schon merkwürdig.

    Er tröstete sich damit das nicht alles umsonst war, schließlich musste er sich nicht mehr zum ersten und vermeintlich schwerstem Schritt durchringen, das war doch schon mal was. Nur leider nicht genug, um Ulrichs Zuversicht zu stärken oder seine gedrückte Stimmung aufzuhellen. Ein Problem weniger, auf einer schier unendlichen Liste, bot scheinbar noch keinen Anlass zur Freude, damit musste sich der Hüne wohl abfinden.

    Inzwischen war es dunkel geworden, Ulrich trat vor seine Scheune, im Haupthaus brannte kein Licht mehr, die Familie war, wie zumeist, schon früh zu Bett gegangen. Der Hüne überlegte kurz sich ebenfalls schlafen zulegen, entschied sich dann aber dagegen, weil ihm noch zu viele Dinge durch den Kopf gingen. So würde er keine Ruhe finden, also beschloss Ulrich kurzer Hand ein kleines Feuer zu entfachen, er war sehr geübt darin, so dauerte es nicht lange bis die ersten kleinen Flämmchen aufloderten.

    Der Hüne saß gern an einem Lagerfeuer, Feuer hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn, wenn nicht sogar eine magische. Ulrich legte einige trockene Äste auf das glimmende Feuer und brachte das neue Brennholz mit einem Schürhaken in die richtige Position. Nun musste er nur noch einige male, von der Seite, ganz leicht in die Feuerstelle pusten, der Tanz der Flämmchen begann. Der Hüne lehnte sich entspannt zurück und schaute interessiert zu, wie sich die kleinen Flammen langsam ausbreiteten, bis sie irgendwann ihre volle Kraft entfaltet hatten. Obwohl schon unzählige male gesehen, fand er dieses Schauspiel immer wieder faszinierend, warum auch immer.

    Während Ulrich weiterhin verträumt ins Feuer schaute, kam ihm der bevorstehende Familienrat in den Sinn. Er konnte sich nicht so recht vorstellen was ihn dort erwartete, wie das ganze überhaupt ablaufen sollte. Was waren das für Vorbereitungen die Mathilde treffen wollte?, dem Hünen wollte trotz größter Anstrengung, rein gar nichts dazu einfallen. Ein eindeutiges Zeichen das er schon zu viel müde war, um sich noch über irgendetwas Gedanken zu machen, das war wohl ein guter Zeitpunkt sich ins Bett zu legen...

  4. Beiträge anzeigen #124
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendndwo auf einem Bauerbhof

    Diese ewige Warterei machte Ulrich zunehmend nervös, mittlerweile waren 2 Tage vergangen und noch immer stand nicht fest, wann diese Familiensitzung sein sollte. Der Hüne war eigentlich davon ausgegangen das sie am nächsten Tag stattfinden würde, nun fragte er sich ernsthaft woran es denn haperte. Es konnte doch nicht so schwer sein die paar Leute auf dem Hof an einem Tisch zu versammeln, bei gemeinsamen Mahlzeiten klappte das doch wunderbar, wieso jetzt nicht?

    Ulrich geriet ins Grübeln, war das Angebot von Mathilde, die Dinge in die Hand zu nehmen, etwa gar nicht ernst gemeint? Dann sollte sie ihm das auch ehrlich ins Gesicht sagen, fand der Hüne und wollte sich gerade auf den Weg machen um Mathilde zur Rede zu stellen. Da kam ihm plötzlich der Gedanke das sie ihn nur hinhalten wollte, aber warum sollte sie das wollen? Führte Mathilde böses im Schilde? und wenn ja, was könnte das sein?

    Vielleicht wollte Mathilde den Hünen auch nur tagelang in Ungewissheit schmoren lassen, damit er sich schlecht fühlte, noch länger von seinen Schuldgefühlen geplagt würde. „Diese Hexe“, fluchte Ulrich innerlich noch, obwohl er schon anfing seine Gedankengänge in Frage zu stellen. Das passte doch alles nicht zusammen, schließlich glaubte er Mathilde recht gut zu kennen und vertraute ihr auch, wieso kam er dann auf solch komische Gedanken?

    Vermutlich weil ständig Zweifel an dem Hünen nagten, wie sollte man da den Überblick behalten und ein klares Bild vor Augen haben? Inzwischen wusste Ulrich nicht mehr ob es wirklich richtig war Mathilde um Hilfe zu bitten. Er war sich auch nicht mehr sicher ob eine Sitzung im Familienrat wirklich die beste Lösung war, den Konflikt mit Joris aus der Welt zu schaffen. Klärte man solche Angelegenheiten nicht besser von Mann zu Mann? Wäre ein vertrautes Gespräch der Männer unter vier Augen nicht die bessere Wahl? Es wäre doch geradezu peinlich, wenn nicht sogar lächerlich, dies in Anwesenheit von Frauen zu tun, oder nicht?

    „Meine Güte“ seufzte Ulrich kopfschüttelnd, er konnte es selbst nicht glauben, was so alles seinem Hirn entsprang. Wenn nicht bald etwas passierte, würde er auch noch den Rest seines Verstand verlieren, dachte der Hüne, während er durch das Fenster des Schuppens einen Blick auf den Hof warf...

  5. Beiträge anzeigen #125
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Draußen tat sich was, Mathilde kam aus dem Haupthaus, sie schleppte einen großen Kessel zur großen Feuerstelle und stellte ihn dort ab. Die Bäuerin bemerkte wohl das sie beobachtet wurde und schaute zur Scheune hinüber. Sie winkte Ulrich zu und gab ihm zu verstehen, das er zu ihr kommen solle, der Hüne ließ sich nicht zweimal bitten. Mathilde grüßte den Hünen freundlich und bat ihn gleich ihr dabei zu helfen, den Kessel an dem Dreibein über der Feuerstelle einzuhängen, natürlich fasste Ulrich mit an.

    „Was hältst du davon wenn wir uns nach Sonnenuntergang alle versammeln“ fragte die Bäuerin. „Du meinst den Familienrat einberufen“ hakte Ulrich nach, „nein“ widersprach Mathilde lachend, „ich meine eher eine gemütliches Runde beim gemeinsamen Abendessen.“ Der Hüne war verwirrt, „und was ist mit dem Familienrat?, wann findet der statt?, ich will das endlich hinter mich bringen.“

    Mathilde schaute Ulrich verständnislos an, „was redest du denn da?, ich habe nie von Familienrat einberufen gesprochen und ich sehe auch keinen Grund dafür. Ich weiß nicht was in deinem Kopf vorgeht, ich kann dir nur sagen das Niemand aus der Familie will dir irgendetwas will, also brauchen wir auch keinen Familienrat, basta, sag das deinem Hirn.“

    Der Hüne schaute Mathilde grimmig an, während er sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ, hatte sie recht mit dem was sie sagte? So überzeugend wie sie es rüber brachte musste es wohl stimmen, befand der Hüne nach einiger Überlegung. Es zwar ziemlich blöd das er sich eingestehen musste, das er sich geirrt hatte, aber das war immer noch besser als sich über irgendetwas aufzuregen was gar nicht zur Debatte stand.

    „Und was ist mit Joris?, ist der nicht noch böse auf mich?“ fragte Ulrich sicherheitshalber nach, ob er das nun wirklich richtig verstanden hatte. Mathilde lächelte, „der olle Brummbär hat sich wieder beruhigt, gebt euch die Hände und die Sache ist vergessen, ist sonst noch was?“, der Hüne schüttelte zögerlich den Kopf. „Gut, dann sehen wir uns später zum Abendessen, in Ordnung“, Ulrich nickte nur und zog sich zurück...

  6. Beiträge anzeigen #126
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Der Tag neigte sich dem Ende, am Himmel war nur das rötliche Licht der untergehenden Sonne zu sehen. An der Feuerstelle herrschte reges Treiben, die beiden Töchter schleppten Bänke und einen Tisch heran. Mathilde stand vor dem großen Kessel, der dicht über den Flammen hing und rührte mit einem großen Kochlöffel darin herum. Leichter Wind trug den Geruch eines leckeren Eintopfs über den Hof, direkt in die Nase von Ulrich, der sich nun besonders auf das köstliche Mahl freute, weil es sein Lieblingsessen war. Dazu passte am besten frisch gebackenes Brot, fand der Hüne, dem bei dieser Vorstellung das Wasser im Mund zusammen lief.

    Birte und Katalina fingen an den Tisch einzudecken, währenddessen kam Joris von den Feldern zurück. Lange könne es wohl nicht mehr dauern, bis irgendwer das Abendessen mit der kleinen Glocke, die über dem Eingang des Haupthauses hing, einläutete. Ulrich war irgendwie aufgeregt, er konnte sich gar nicht erklären warum, die Vorfreude auf's Essen war es jedenfalls nicht. Vermutlich war er einfach nur nervös weil er nicht einschätzen konnte wie sich der Abend entwickeln würde, da war ja vieles möglich. Aber darüber sollte der Hüne lieber nicht nachdenken, er wusste ja wie schnell er dabei zu falschen Schlüssen kam – würde sich das jemals wieder ändern?

    Die Frauen gingen gemeinsam ins Haus, scheinbar waren nun alle Vorbereitungen getroffen, der Hüne wüsste nicht was da noch fehlen sollte. Ulrich ging in Gedanken noch einmal die Fragen durch, die er sich schon zurechtgelegt hatte, damit er nichts vergisst. Ulrich war richtig gespannt, was Mathilde ihm darauf antworten würde, allerdings war er auch etwas besorgt, ob er damit auch umgehen konnte.

    Wenn Mathilde Wort hielt die Wahrheit zu sagen, würde der Hüne viel neues über sich und seine Vergangenheit erfahren, das könnte ihm vielleicht nicht alles gefallen. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als dieses Risiko einzugehen, vor der Wahrheit davonlaufen brachte ihn ja auch nicht weiter. Blieb eigentlich nur zu hoffen, das Ulrich sich nicht zu sehr aufregte oder gar in Rage geriet, das könnte für alle Beteiligten gefährlich werden.

    Es dauerte noch ewig bis sich die Familie blicken ließ, der Hüne hatte schon befürchtet das Alle eingeschlafen wären. Die Familie versammelte sich an der Feuerstelle, Ulrich atmete tief durch und machte sie dann auf den Weg zu Anderen. Der Hüne ließ sich Zeit, damit er sich innerlich auf die Begegnung mit Joris, einzustellen konnte, dann war es soweit, die Beiden standen sich gegenüber.
    Die Männer schauten sich tief in die Augen und streckten fast zeitgleich dem Anderen die rechte Hand entgegen. „Tut mir Leid“ sagte Ulrich mit fester Stimme, „lass gut sein, wir hatten beide Schuld, lass uns das einfach vergessen, in Ordnung?“ meinte Joris, „In Ordnung“ bestätigte der Hüne, die Männer gaben sich die Hand und setzten sich dann zu den Frauen an den Tisch...

  7. Beiträge anzeigen #127
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Trotz seiner Aufregung war Ulrich nicht entgangen, das die Frauen kunstvoll geflochtene Frisuren und ihren schönsten Kleidern trugen, eine wahre Augenweide. Nebenbei bemerkte der Hüne das sogar Joris seine besten Hosen aus der Truhe hervor geholt hatte, „gibt es irgendetwas zu feiern“ fragte Ulrich verwundert. Mathilde lächelte ihn an „bis jetzt noch nicht, aber was nicht ist kann ja noch werden“, Katalina und Birte kicherten in sich hinein. „Verstehe“ brummte der Hüne, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte was die Bäuerin ihm damit sagen wollte. Es war vermutlich nur ein Scherz, mutmaßte Ulrich wenig später und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen.

    Mathilde stand inzwischen an dem großen Kessel und war bereit das Essen auszugeben, Birte reichte ihr die Teller an und stellte sie anschließend wieder auf den Tisch. Unter des ging Katalina mit einem großen Krug herum und füllte alle Becher mit Wasser. „Lasst es euch schmecken“ sagte Mathilde bevor sie sich hinsetzte, „und möge der Abend friedlich verlaufen“ fügte sie, mit ernstem Blick zu Ulrich, leise hinzu. Birte stieß dem Hünen ihren Ellbogen in die Seite und beugte sich zu ihm, „hast du gehört, du sollst dich benehmen, hast du das kapiert“ zischte die freche Göre ihm ins Ohr. Birte stieß noch einmal ihren Ellbogen in Ulrichs Seite, „ist ja gut, ich habe es verstanden, bist du jetzt zufrieden?“ Birte zwinkerte ihm zu und nickte. Der Hüne schmunzelte innerlich, er hatte die Kleine richtig ins Herz geschlossen, deshalb ließ er es sich gefallen, das sie so mit ihm redete, sie meinte es ja nicht böse. Außerdem musste er der Kleinen mehr als nur dankbar sein, Birte hatte wohl Tag und Nacht über Ulrich gewacht, als es sehr schlecht um ihn bestellt war, so erzählte es jedenfalls Mathilde. Es musste wohl stimmen, denn tatsächlich erinnerte sich der Hüne daran, das Birtes Antlitz, das erste war was er sah, als er aus seiner langen Dunkelheit erwachte.

    „Danke für die Einladung“ sagte Ulrich anstandshalber, bevor er sich den ersten Löffel Eintopf in den Mund schob. Wie nicht anders zu erwarten, Mathilde war nun mal eine sehr gute Köchin, schmeckte das Essen ausgezeichnet. „Wie läuft es auf den Feldern? fragte der Hüne um irgendwie ins Gespräch zu kommen. „Viel Arbeit, wie immer“ brummte Joris „der Boden ist viel zu trocken, wenn es nicht bald regnet, sehe ich harte Zeiten auf uns zu kommen.“ Mathilde hüstelte demonstrativ, „ich schlage vor das wir das Thema wechseln, wir sollten den Abend genießen und nicht Trübsal blasen.“ Joris schaute seine Frau kurz grimmig an, nickte dann aber zustimmend, er wusste genau das es nicht klug war der Bäuerin zu widersprechen. Mathilde hatte so ihre eigenen Methoden ihren Unmut zu äußern und ihm Zweifelsfall hatte Joris auch noch die Töchter gegen sich, das wäre ihm viel zu anstrengend, also gab er wohl lieber klein bei.

    Mathilde schaute den Hünen an, „wie geht es dir, ist alles in Ordnung“ wollte die Bäuerin wissen, „soweit ganz gut, ich kann nicht klagen“ antwortete Ulrich nicht ganz wahrheitsgemäß. Es gab seiner Meinung nach genug zu beklagen, aber das würden nur die wenigsten verstehen oder viel zu weit führen. „Du wolltest doch mit uns reden, nur zu, wir sind ganz Ohr“ versuchte Mathilde es erneut den Hünen zu motivieren etwas zu sagen. „Hm“, murmelte Ulrich, „wohl wahr, ich wüsste aber gar nicht wo ich beginnen sollte, mir geht so vieles durch den Kopf.“ Mathilde lächelte milde, „gibt es irgendetwas das dich besonders beschäftigt?, wir können auch über das Wetter reden, wenn dir das lieber ist.“ Der Hüne zwinkerte der Bäuerin zu, um ihr zu signalisieren das er ihre Anspielung nicht in den falschen Hals bekommen hatte. Es war seltsam, Ulrich hatte sich vor dem Treffen schon vieles zurecht gelegt, was er sagen und fragen wollte, aber nichts davon wollte ihm gerade in den Sinn kommen. Der Hüne schaute in die Runde, alle schienen auf ihn zu warten, „lasst mir einen Moment, ich bin gleich soweit“...

  8. Beiträge anzeigen #128
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Mathildes Frage was Ulrich am meisten beschäftigt war gar nicht leicht zu beantworten, weil sich das ständig änderte. Was ihm gestern wichtig erschien, war am nächsten Tag oft nicht mehr von Belang und umgekehrt das gleiche. Wo sollte er anfangen?, was machte Sinn?, Ulrich wusste es einfach nicht, das sollte er aber, fand der Hüne. Schließlich wollte er nicht irgendetwas daher reden, das sollte schon Hand und Fuß haben. Vielleicht machte er sich das alles auch viel zu schwer und setzte sich selbst zu sehr unter Druck, verfolgte Ulrich nun einen Gedanken der ihm sehr entgegen kam. Selbst wenn er nur Unsinniges von sich geben würde, so könnte er sich schlimmstenfalls doch nur blamieren und weiter nichts, das sollte er doch wohl verkraften.

    Der Hüne nahm einen Schluck Wasser zu sich und atmete einmal tief durch, „nun, irgendetwas in mir sagt mir, das ich anfangen sollte meine Erinnerungslücken zu schließen. Man sagt doch so schön, nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Oder anders gesagt, nur wenn ich weiß wer ich bin und wer ich war, kann ich nach vorne schauen und dazu brauche ich eure Hilfe.“ Ulrich legte eine kleine Pause ein und schaute währenddessen in die Runde, er schien die volle Aufmerksamkeit der ganzen Familie zu haben. „Ich weiß das ihr mehr über mich wisst als ihr bisher gesagt habt, ich möchte..., nein, ich erwarte das ihr mir alles erzählt..., ich habe ein Recht darauf, die Wahrheit über mich zu erfahren.“ Ulrich bemerkte das er zunehmend lauter wurde und hielt kurz inne, „vielleicht ist es das Beste ganz von vorn anzufangen“ fuhr der Hüne mit gemäßigter Stimme fort. „Ich weiß bis heute nicht wie ich hier gelandet bin und was zuvor geschah..., ja, ich denke, das möchte ich als erstes erfahren.“

    Mathilde lächelte den Hünen an, „wir wissen alle, das du schwere Zeiten durchgemacht hast und freuen uns mit dir, das du nun bereit bist, dich der Vergangenheit zu stellen. Ich möchte noch eines klar stellen, bevor ich beginne, alles was du von uns zu deiner Vergangenheit erfahren wirst, entspricht der Wahrheit, Niemand von uns hat ein Interesse daran. dich zu belügen.“ Die Bäuerin schloss ihre Augen und faltete die Hände für ein stilles Gebet, es wurde mucksmäuschenstill, nur das leise Knistern des Lagerfeuers war noch zu hören. Der Hüne schaute währenddessen in den sternklaren Nachthimmel, für ihn schien die Zeit einige Momente stillzustehen.

    „Es war in einer lauen Sommernacht“ begann Mathilde unvermittelt, „Birte und ich saßen vor dem Haus auf der Bank und erzähltem ums Märchen. Wir erschraken als plötzlich Jemand um Hilfe rief, es war einer der Männer, die eine Trage hinter sich her schleppten, auf der Trage lagst du, Ulrich, schwerverletzt und bewusstlos. Die Männer erzählten das sie mit dir unterwegs waren und in einen Hinterhalt gerieten, in diesem Kampf wurdest du schwer am Kopf getroffen, die anderen Verletzungen waren halb so wild. Der Wortführer der Männer hatte größte Sorge, das du einen Weitertransport auf der Trage nicht überleben würdest und bat mich um Hilfe. Die Männer brachten dich in Schuppen, Birte und ich kümmerten uns um deine Verletzungen.“ Im Kampf verletzt?, daran konnte Ulrich sich beim besten Willen nicht erinnern, der Rest der Geschichte ergab soweit Sinn.
    Wobei sich der Hüne im nächsten Moment fragte, wer einen wildfremden Verletzen einfach so bei sich aufnehmen und pflegen würde?, „kanntest du die Männer“ fragte Ulrich ohne lange Umschweife...
    Geändert von Sir Ulrich (26.06.2023 um 01:05 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #129
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    „Ja, ich kannte die Männer, aus vergangenen Tagen auf dem Festland“ antwortete Mathilde nach kurzem zögern, sie wirkte plötzlich etwas nervös. „Festland“ murmelte Ulrich, mit dem Begriff konnte er gerade gar nichts anfangen, der Hüne zuckte die Schultern, „ich verstehe nicht.“ Die Bäuerin schien nachzudenken, „sagt dir Vengard etwas?, das ist eine große Stadt auf dem Festland“, da klingelte tatsächlich etwas bei Ulrich, der Name kam ihm vertraut vor, er nickte. „Du sagtest damals, also dann sind wir hier nicht auf dem Festland, richtig?“, Mathilde nickte zustimmend. Der Hüne war jetzt schon etwas verwirrt und musste aufpassen, das er nicht den Faden verlor, also konzentrierte er sich lieber auf das was Mathilde anfangs gesagt hatte.

    „Du sagtest, du kanntest die Männer vom Festland und die Männer kannten mich, ist es möglich das du mich auch schon kanntest, bevor man mich bewusstlos hier her brachte?“ Mathilde suchte den Blickkontakt mit Ulrich, sie schaute ihm tief in die Augen, „ja, so ist es, wir alle kennen dich von früher, aus Reddock um genau zu sein.“ Der Hüne fühlte sich bestätigt, er hatte sich schon oft gefragt, warum er quasi zur Familie gehörte und dann gemutmaßt, das da mehr hinter steckten musste, als reine Nächstenliebe. „Erzähl mir mehr von Reddock, was ist das?, was habt ihr da gemacht und was hatte ich damit zu tun?“ Mathilde atmete tief ein und leise seufzend wieder aus, „damals war Krieg, Orks waren in Myrtana eingefallen und wüteten im ganzem Land. Sie töteten jeden Königstreuen der ihnen in die Quere kam, wer nicht im aussichtslosen Kampf gegen die Bestien sterben wollte, dem blieb nur die Flucht nach Vengard oder Reddock. Wir entschieden uns für Reddock weil wir die Rebellen, die dort in einer Höhle ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten, im Kampf gegen die Orks unterstützen wollten.“ „Ulrich gab Mathilde mit einem Handzeichen zu verstehen, das sie inne halten sollte, er hatte plötzlich Bilder vor Augen, die seine Aufmerksamkeit forderten.

    Der Hüne sah eine große, verzweigte Höhle, dort lebten Menschen, viele Menschen, Männer die in einer Art Arena mit Schwertern herumfuchtelten. Männer und Frauen, die sich um ein Lagerfeuer versammelten hatten und gemeinsam Lieder sangen. Manche Gesichter waren deutlich zu erkennen, allerdings wusste Ulrich nichts damit anzufangen, dazu waren die Erinnerungen zu lückenhaft. „Ist alles in Ordnung“ holte Mathildes Stimme, den Hünen aus seinen Gedanken, er öffnete die Augen. „Ja, alles bestens..., bitte mach...“ Ulrich stockte, weil nun ein Dolch griffbereit vor Mathilde auf dem Tisch lag, er schaute sie mit strengem Blick fragend an. „Der ist für den Notfall, bei dir weiß man ja nie, was in dir vor sich geht, hast du damit ein Problem?, Ulrich schüttelte den Kopf, er konnte verstehen das die Bäuerin besorgt war. „Gut, bring mich bitte nie wieder dazu. meinen Dolch gegen dich zu richten. Denn das steht mir eigentlich nicht zu, aber ich würde es im Notfall wieder tun.“ Mathilde wirkte sehr entschlossen, das beeindruckte den Hünen, wenngleich er nicht so recht wusste, was die Bäuerin damit meinte, das es ihr nicht zustünde ihn zu bedrohen. „Also, gut, ich werde versuchen mich im Zaum zu halten“ witzelte der Hüne, um die angespannte Situation wieder etwas aufzulockern, „mach bitte weiter“, Mathilde schenkte ihm ein dankbares Lächeln.

    „Wie gesagt, die Familie hatte sich entschieden nach Reddock zu gehen, dort arbeiteten wir dann auf einem der Bauernhöfe in der Nähe des Lagers. Die meisten Flüchtlinge fanden in der Höhle einen halbwegs sicheren Unterschlupf und versuchten sich dort nützlich zu machen. Leider gab es unter den vielen Neuankömmlingen nur wenige, die in der Lage waren eine Waffe zu führen oder gar richtig zu kämpfen. Das sorgte für Verdruss bei manchen Rebellen, die der Ansicht waren das solche Leute nichts in Reddock zu suchen hätten. Die meisten Rebellen waren jedoch auf der Seite der Flüchtlinge und fanden es das sie Reddock ein Zuflucht fanden. Es kam zu Unruhen, die Rebellen zerstritten sich, es herrschte heilloses Durcheinander, das Lager geriet außer Kontrolle. Wenige Zeit später tauchte dann plötzlich ein Trupp Soldaten der königlichen Armee auf, du Ulrich, warst unter ihnen. Die Soldaten beendeten die Unruhen und übernahmen kurzerhand die Führung des Lagers, was dann geschah weiß ich nicht genau, ich war nicht dabei. Es sprach sich aber herum, das die Anführer der Rebellen abgesetzt wurden und als Nachfolger ein Soldat aus den Reihen der königlichen Armee ernannt wurde. Das warst du,Ulrich, du warst fortan der Kommandant der Rebellen.“ Der Hüne sprang plötzlich auf wie von der Tarantel gestochen, da war es wieder, das Wort Kommandant, irgendwo in seinem Kopf hatte es Klick gemacht. Und wieder erwachte eine unbändige Kraft in ihm, die er weder erklären, noch kontrollieren konnte - der Hüne hatte nur noch einen Gedanken, weg hier, und rannte einfach davon...

  10. Beiträge anzeigen #130
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
    Registriert seit
    Sep 2005
    Beiträge
    4.348
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Ulrich lief bis er völlig außer Atem war, sank auf die Knie und schrie so laut er konnte gen Himmel, dann ließ er sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Hüne wieder zur Ruhe kam, sein Anfall oder was immer man das nennen konnte, was mit ihm passierte, war vorüber. Reddock, Rebellen, Ulrich glaubte sich nun vage daran zu erinnern, die Höhle war nun vor seinem geistigen Auge etwas deutlicher zu erkennen. Er sah sich vor einem großen Tisch stehen,um ihn herum einige Männer geschart, die alle gebannt auf eine Landkarte schauten. Einer der umher stehenden Männer kam Ulrich sehr vertraut vor, vielleicht ein Freund?, die Erinnerung war zu schwach um diese Frage zu beantworten. Dafür konnte sich der Hünen nun an einen Bereich der Höhle erinnern, in dem Verletzte auf einfachen Pritschen untergebracht waren. Und es gab tatsächlich eine kleine Arena in der Männer zum Spaß gegeneinander kämpften, dessen war Ulrich sich mittlerweile völlig sicher. Ja, er musste wohl in Reddock gewesen sein, stellte der Hüne erleichtert fest, erleichtert darüber, das nun manch wirren Bilder in seinem Kopf irgendwie Sinn ergaben. Eine Hand legte sich auf die Stirn des Hünen, er erschrak und riss die Augen auf, „geht es dir wieder besser„ fragte Birte, die sich unbemerkt genähert hatte und neben ihm kniete. „Ja, ich denke schon“ flüsterte Ulrich, Birte sprang auf und reichte ihm die Hand, „na dann komm, lass uns zurückgehen, die Anderen haben sich schon Sorgen gemacht.“

    Der Rest der Familie schien tatsächlich erleichtert zu sein, als Birte und Ulrich zurückkehrten, die Beiden setzten sich wieder an den Tisch. Der Hüne setzte an um sich zu entschuldigen, Mathilde winkte gleich ab, „lass gut sein, ist ja nichts passiert..., wenn du möchtest können wir weiter reden, willst du noch etwas wissen?, hast du noch Fragen?“ In der Tat hatte Ulrich noch Fragen, sehr viele Fragen, er versuchte sich, auf die für ihn Wichtigsten zu konzentrieren. „Also gut, ich weiß nun das ich in Reddock war, ich erinnere mich teilweise, aber bei Kommandant“, dem Hünen fiel es schwer das Wort auszusprechen, „klingelt bei mir gar nichts. Ich kann mir nicht vorstellen das ich da irgendetwas geführt haben soll, erzähl mir bitte mehr darüber.“ Mathilde lächelte, „du hast geführt, das versichere ich dir, ohne dich, wenn ich das salopp ausdrücken darf, lief gar nichts. Als alleiniger Befehlshaber oblag es dir, alle wichtigen Entscheidungen zu treffen, von der Organisation des Lagerlebens bis hin zu Planungen und Durchführung der Kampfeinsätze gegen die Orks.“ Während die Bäuerin redete, bemerkte Ulrich nebenbei, das Katalina und Birte aufstanden und ins Haus gingen. Die müssen wohl mal für kleine Mädchen, dachte der Hüne innerlich grinsend und schenkte seine volle Aufmerksamkeit wieder Mathilde, die sich in ihren Ausführungen richtig ereiferte. „Kurzum, du warst die tragende Säule der Rebellen, eine Lichtgestalt zu der alle aufgeschaut haben, du gabst den Rebellen, Kraft, Mut und Zuversicht“, schloss die Bäuerin ihren Vortrag ab.

    „Hm“ brummte Ulrich zwischendurch, während er Mathildes Erzählungen auf sich wirken ließ, das klang alles so unwirklich, das passte irgendwie nicht zu ihm. Außer das er vielleicht mal gegen Orks gekämpft hatte, das hatte er ja schon zigfach geträumt, das könnte also stimmen, aber der Rest der Geschichte? Ulrich schaute Mathilde skeptisch an, „ich weiß nicht, hast du nicht ein wenig übertrieben? Für mich klingt das alles eher nach Geschichten von einem alten Veteranen erzählt, der verklärt von alten Zeiten schwärmt. Sieh mich an, ich bin bestenfalls ein gewöhnlicher Soldat, wieso sollte Jemand zu mir aufgeschaut haben oder gar gefolgt sein?, nein, ich glaube du irrst dich, das kann nicht ich gewesen sein.“ Mathilde schüttelte vehement den Kopf, „du warst kein gewöhnlicher Soldat und du bist es auch heute nicht. Du warst und bist es immer noch, ein Streiter Innos', du bist ein Paladin der königlichen Armee Myrtanas“ Mathilde kniete vor Ulrich nieder „Was..., was redest du da für einen Unsinn, Weib, das ist gerade ein ganz schlechter Zeitpunkt üble Scherze mit mir zu treiben..., steh auf“, knurrte der Hüne ärgerlich und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Das ist kein Scherz, das würde ich mir nie erlauben“ versuchte Mathilde zu beruhigen, „wir können es dir vielleicht beweisen“, die Bäuerin rief nach ihren Töchtern. Birte und Katalina kamen aus dem Haus, beide trugen jeweils ein längliches Bündel auf ihren Händen und schritten nun langsam, fast bedächtig auf Ulrich zu. Die Mädchen legten die Bündel so behutsam auf dem Tisch ab, als müssten sie darauf achten das der Inhalt nicht zerbricht. Die Töchter schauten zu der Bäuerin, die Mutter nickte kurz, daraufhin schlugen Birte und Katalina die Decken der Bündel zurück. „Das sind deine Waffen“ unterbrach Mathilde die angespannte Stille, „schau sie dir an, erkennst du sie wieder? Und dann frag dich, sind das die Schwerter eines gewöhnlichen Soldaten oder sind das die edlen Klingen eines von Innos' erwählten Paladins.“ Mathilde nahm ihre Töchter an die Hand und ging mit ihnen einige Schritte zurück, Joris zog es ebenfalls vor etwas Abstand zwischen sich und dem Hünen zu bringen.

    Ungläubig starrte Ulrich die vor ihm liegenden Waffen an, beide Schwerter kamen ihm gleich bekannt vor, aber waren das wirklich seine Waffen? Er griff mit der rechten Hand nach dem Einhänder und begutachte das verzierte Schwert von allen Seiten. Einige sauber ausgewetzte Scharten in den Schneiden, bezeugten das mit diesem Schwert viel gekämpft wurde. Der Hüne schwang den Einhänder locker hin und her, der Knauf lag gut in der Hand, die Klinge war gut ausbalanciert. Könnte gut sein das ein guter Schmied dieses Schwert eigens für ihn hergestellt hatte“ sinnierte Ulrich, sie fühlte sich jedenfalls vertraut an. Der Hüne nahm den Zweihänder in Augenschein, auch dieser Waffe war deutlich anzusehen, das sie viele male in Kampf zum Einsatz kam. Wenn dieser Zweihänder tatsächlich ihm gehörte, dann müsste er ein erfahrener Kämpfer sein, kam es Ulrich in den Sinn, während er die Waffe mit beiden Händen vom Tisch hob und senkrecht vor sich auf dem Boden abstellte. Ulrich schloss die Augen, ruhig ein und ausatmend versuchte er sich zu entspannen, sich auf die Waffe in seiner Hand zu konzentrieren. Irgendwie kam dem Hünen das vertraut vor, sich sammeln, die inneren Kräfte mobilisieren und dann..., plötzlich hatte Ulrich das Bild eines toten Kameraden vor Augen. Er kniete neben dem Leichnam, der Hüne erwies ihm die letzte Ehre und sprach eine Gebet für ihn. Und nahm die Waffe des Kameraden, einen schweren Zweihänder an sich, Ulrich hatte sich geschworen mit dieser Waffe den Tod des Ritters zu rächen. Ein Ritter?, ja, der Kamerad war ein Ritter, die Erinnerung war so deutlich, als sei es erst gestern gewesen. Zorn erwachte in Ulrich, er spürte wieder diese unbändige Kraft, die Besitz von ihm ergreifen wollte, doch dieses mal würde er nicht davon laufen. Mit der Entschlossenheit jedweden Feind zu vernichten riss der Hüne den Zweihänder hoch und brachte die mächtige Waffe in Schwung. Er führte die Klinge nach oben und ließ sie am höchsten Punkt mit Kraft diagonal nach unten schnellen, der Schwung war ausreichend um die Waffe wieder nach oben zu führen. Der Hüne ließ den Zweihänder mehrmals Acht förmig, leise zischend die Luft durchschneiden, bevor er zu einem vernichtenden Hieb aus holte. Der Zweihänder, hoch über Kopf senkrecht nach oben gerichtet, sauste mit aller Kraft, die der Träger aufbringen, hernieder – laut krachend zerbarst der Tisch in zwei Teile. Ulrich betrachtete sein Werk mit einen gewissen Schuldgefühl, eigentlich wollte er die schwere Waffe kurz vor dem Aufprall umlenken, aber...

    Jemand klatschte die Hände mehrmals zusammen, ein spärlicher Applaus, „na wenigstens weißt du noch wo bei einem Schwert oben und unten ist“ verhöhnte eine Männerstimme den Hünen. Eine wohlbekannte Männerstimme, Ulrich riss seinen Kopf herum, Ulrich erkannte den Mann, der sich unbemerkt dazu gesellt hatte sofort. „Bei Innos..., Jon....“, der Hüne war außer sich vor Freude und stürmte auf seinen alten Weggefährten zu und umarmte ihn, „Mann, bin ich froh dich zu sehen“ - „ich auch alter Freund, ich auch“ erwiderte Jon. Die Waffenbrüder lagen sich schweigend in den Armen, der Hüne wurde von seinen Gefühlen überwältigt, Wut, Trauer, Freude, alles auf einmal, er war damit völlig überfordert und ließ seinen Tränen freien Lauf. Zwischendurch wurde Ulrich schwarz vor Augen, seine Beine versagten, aber er fiel nicht, der Kamerad hielt ihn, ließ ihn nicht wieder ins Leere fallen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Ulrich sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, „danke mein Freund, es geht wieder“, die Männer lösten ihre innige Umarmung. „Und, glaubst du nun das du ein Paladin bist“ fragte Jon mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, Ulrich zögerte, kurz, „ja, es muss wohl so sein.“ Der Kamerad nickte zufrieden, während er beiläufig etwas aus seiner Hosentasche hervorkramte, „ich habe etwas für dich aufbewahrt. Jon legte ein kleines Etwas, in edlem Tuch gewickelt auf seine offene Handfläche und zupfte behutsam das Tuch auseinander, zum Vorschein kam ein Ring. Ein massiver Ring, aus Gold schlicht, gefertigt, mit einem großen Ringkopf, auf dem eine Art Wappen eingraviert war. Der Ring kam Ulrich bekannt vor, trotzdem wusste er nicht so recht was er damit zu tun hatte, er schaute Jon fragend an. „Das ist ein Siegelring Königs Rhobar III, diese dürfen nur auserwählte Paladine tragen, du bist einer der Auserwählten, es ist dein Ring.“ Der Kamerad machte dem Hünen mit forderndem Blick unmissverständlich klar, das er sich den Ring anstecken soll. Ulrich verstand zwar die Eile nicht, kam aber der Aufforderung, ohne weiter darüber nachzudenken, nach. Jon deutete eine Verbeugung an, „Sir, ich stehe euch wie eh und je treuergeben zur Seite, doch nun ist an der Zeit sich von diesem Ort zu verabschieden, es wird Zeit wieder euren Verpflichtungen nachzukommen.“ Ulrich schluckte, das ging ihm alles ein wenig zu schnell, „aber ich habe noch so viele Fragen...“, Jon unterbrach ihn, „die ich dir alle auch unterwegs beantworten kann“ Der Hüne ging kurz in sich, es würde ihm wirklich schwer fallen den Hof zu verlassen, doch schien genau das der richtige Weg zu sein. „Also gut Kamerad, ich bin bereit, lass uns gemeinsam und mit Zuversicht den Schritt in Ungewisse wagen“...

  11. Beiträge anzeigen #131
    King Kong Avatar von Griffin
    Registriert seit
    Apr 2006
    Ort
    Wuppertal
    Beiträge
    3.319
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    »Beweg dich, Fettsack!« Die durchdringende Stimme des Mannes, den seine Gefährten Mik nannten ließ den ehemaligen Hüter instinktiv zusammenzucken. Von allen Männern, die an ihrer Entführung beteiligt waren, war Mik mit Abstand der sadistischste, dessen war sich Griffin sicher. Nicht nur, weil er immer wieder eindeutige Bemerkungen in Richtung des jungen Mädchens machte. Jede Faser in seinem Körper bedeutete ihm, dass dieser Mann eine Gefahr war. Während Johar, den Anführer der namenlosen Truppe, mit einer emotionslosen Professionalität an das Handwerk der Gaunerei und Entführung heranging, erweckte jede Handlung von Mik den Eindruck, als würde er sich an dem Leid der Entführten laben. Sein wachsamer Blick auf die ungleiche Truppe beispielsweise war nicht der Tatsache geschuldet, dass er eine Flucht der kostbaren Ware verhindern wollte. Nein. Er wartete nur darauf, hoffte förmlich, dass irgendjemand dumm genug war, einen Fluchtversuch zu starten, ein Wort zu viel zu sagen oder eine kleine, falsche Bewegung zu tätigen, aufgrund derer er mit seinem überdimensionalen, eisenbeschlagenen Totschläger ausholen und ein Leben beenden konnte.

    Hastig versuchte er mit ungelenken Bewegungen seinen massiven Körper aus dem Schiff in die kniehohe Gischt in Küstennähe zu verfrachten. Doch dem glatzköpfigen Schläger dauerte das anscheinend zu lang. Mit einer Kraft, die er dem untersetzten Mann nicht zugetraut hätte, riss er den ehemaligen Hüter aus dem Boot ins Wasser. Ob der plötzlichen Bewegung geriet der Braunhaarige ins Stolpern und fiel mit dem Gesicht voran in das Meerwasser. Sehr zum Amüsement des Glatzkopfes, der lauthals zu Lachen begann. Griffin scherte es nicht, das bisschen Stolz, das ihm in den letzten Jahren geblieben war, wurde nicht angekratzt vom lauten Lachen eines Fremden. Ein fetter Mann, der hinfällt. Die absolute Spitze des Humors.

    Auf allen vieren hockend spuckte er Meerwasser und Sand aus, während er angestrengt versuchte, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen. »Geh mal baden - du stinkst!« Die Häme in Miks Stimme war deutlich zu hören. »Du widerlicher Fetts-« Der Rest des Satzes wurde von dem lautstarken Rauschen des Meerwassers verschluckt, als sein Kopf kraftvoll unter die Wasseroberfläche gedrückt wurde. Er spürte, wie ein bestiefelter Schuh sich auf seinem Hinterkopf niederließ und sein Gesicht tiefer in den feinkörnigen Untergrund presste. Zorn wich Panik. Hatte der Glatzkopf Griffins Zorn als Widerstand gewertet? Würde er hier sterben, als fetter, stinkender, alkoholisierter Unbekannter in einer ihm so fremden Gegend der Insel? Verzweifelt versuchte er, nach dem Bein des Mannes zu greifen, der ganz offensichtlich im Begriff war, sein Leben zu beenden. Doch selbst, als er das Hosenbein des Glatzkopfes zu fassen bekam und voller Verzweiflung daran riss, blieb der Druck auf seinen Körper unverändert. So lange zumindest, bis er unvermittelt aufhörte.

    Ein dunkler Schatten zog an ihm vorbei und der Schuh entfernte sich von seinem Hinterkopf.

    Hustend presste er seinen Körper aus dem salzigen Meerwasser und hörte über das laute Pochen seines Herzens und das verzweifelte Luftholen nur ein »später noch tun« und »verkaufen wollen«. Eilig krabbelte er auf allen vieren ein paar Meter weg. Zumindest aus griff-, tritt- und schlagweite dieses Miks.

    »Wenn du mich noch einmal anfasst, du stinkende Kanalratte,«, hörte er diesen fluchen. »... dann schwöre ich bei allen Göttern, dass ich dir deinen Schädel einschlage.«, spie er förmlich aus. »Du dreckiger Inselaffe.«, fügte er beim Weggehen an und spuckte ins Meerwasser.
    Es war ein Dritter, der eine Eskalation verhinderte. Mit großen Schritten eilte er heran und hielt den großgewachsenen Mann zurück. »Lass ihn, Vova.«, sprach er bestimmt, aber nicht ohne ein gewisses Verständnis in der Stimme.
    Dann wurde Griffin unsanft auf die Füße gehoben und wortlos ans Ufer getrieben.

    Ihre kleine Rundfahrt auf dem Meer hatte ein Ende und sie waren irgendwo am nordwestlichsten Zipfel Argaans angelandet.

  12. Beiträge anzeigen #132
    Lehrling Avatar von Val
    Registriert seit
    Jun 2023
    Beiträge
    41
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Val ist offline

    irgendwo am nordwestlichsten Zipfel Argaans

    Und wieder war Sie auf einem Boot. Wieder auf dem Meer. Schon wieder als Gefangene, was wohl auch nur eine zivilisierte Art war „Sklave“ zu umschreiben. Und natürlich wollten die Kerle ihr wieder an die Wäsche. Würde sie dieses Schicksal jemals loswerden? Endlich frei sein. War das so viel verlangt? Scheinbar war es das. Vor allem wenn sie sich umsah und ihre „Helden“ ansah, auf welche sie sich, wenn dann verlassen müsste, sollte sie an eine Flucht denken: ein Fettwanst, ein Säufer, ein Einfaltspinsel und natürlich ihr Schwerverbrecher-Vater. Vier Varianten von nutzlos vereint. Gut, ehrlich gesagt war sie selbst die fünfte Variante, da auch Val nicht wirklich irgendetwas tun konnte um die Situation zu verbessern. Im Gegenteil war sie sich bewusst, dass die Möglichkeiten zur Verschlechterung des ganzen Bockmists hier für jeden Einzelnen der Gefangenen endlos waren. Grund genug, dass ein jeder schön artig seine Klappe hielt und die Bootsfahrt recht unspektakulär verlief.

    Bis zum Anlanden dann, als Mik, ein Kerl ohne Skrupel, Hemmungen oder sonst irgendetwas, dass man als Verstand bezeichnen könnte, den Fettsack in den anbrandenden Wellen am Strand beinahe kalt machte. Wieso wusste Valeria nicht und nachzufragen traute sie sich auch nicht. Sie war als Letzte an der Reihe aus dem Boot zu steigen. Natürlich wollte Mik sie herausheben. Nur die Götter wussten wo er dabei wohl Halt finden würde… sie wich seinen breiten, haarigen Armen aus und kletterte aus dem nur noch leicht schaukelnden Boot. Jedoch nicht ohne sich ihr billiges Kleid aufzureißen. Etwa auf Höhe der Mitte ihrer Oberschenkel klaffte nun ein ordentliches Loch im Stoff, während sie in Teilen noch am Boot festhing. Scheiße. Im Affekt schnappte sie sich vom breit grinsenden Mik den Dolch an seinem Gürtel und schnitt das Kleid einmal ringsherum auf. Jeder Schneider würde in einen Schrei- und Heulkrampf ausbrechen bei der kruden Arbeit, die Val hierbei an den Tag legte. Aber immerhin hing sie nicht mehr fest und konnte selbstständig weiter an Land gehen. Erst jetzt realisierte sie jedoch was sie gerade getan hatte. Sie starrte auf die Klinge in ihrer Hand und wurde kreidebleich. Ruckartig blickt sie zum eigentlichen Besitzer des Dolchs auf und hielt ihm diesen hin.

    „Danke…“

    Ihr Herz pochte so schnell wie seit Jahren nicht mehr. Nackte Angst um ihr Überleben breitete sich in jeder Faser ihres Körpers aus. Bitte bring mich nicht dafür um…

  13. Beiträge anzeigen #133
    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
    Registriert seit
    Jun 2023
    Ort
    Am selben Ort wie Sir Ulrichs Armbrust!
    Beiträge
    158
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jacques Percheval ist offline
    Jacques erstarrte, als Val plötzlich den Dolch dieses Mik aus dessen Gürtel klaute. Wollte das Mädchen sich jetzt etwa auf ihre Entführer stürzen?? Das war Wahnsinn! Aber falls sie es tat, würde er an ihrer Seite sein und kämpfen, bis zum bitteren, unweigerlichen, und vermutlich sehr schnellen Ende…
    Doch nein, sie kürzte nur allen Ernstes ihr Kleid, mit dem sie irgendwie an der Bordwand hängen geblieben war, und hielt dann Mik den Dolch wieder mit einem schüchternen „Danke“ hin. Der Schläger starrte das Mädchen zuerst völlig perplex an und nahm die Waffe dann wieder an sich, bevor er in brüllendes Gelächter ausbrach.
    „Dreist, die Kleine!“, prustete Mik, „Jetzt aber hopp an Land mit dir! Dein Kleid gefällt mir übrigens so viel besser! Bei Gelegenheit zeig ich dir noch meinen anderen Dolch.“
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, verpasste er Val einen kräftigen Klaps auf den Hintern, als sie notgedrungen an ihm vorbeimusste. Jacques ballte unwillkürlich die Fäuste, während Val selbst sich nichts anmerken ließ.
    „Du hast dir von einem kleinen Mädchen die Waffe klauen lassen“, stellte plötzlich Johar kühl fest und musterte Mik mit einem verachtungsvollen Blick, „Vielleicht sollte ich besser sie anheuern an deiner Stelle?“
    Der glatzköpfige Schläger knurrte unwirsch, seine gerade wieder gebesserte Laune war augenblicklich wieder verflogen.
    „Und? Als ob se‘ irgendwas damit hätt‘ anstellen können…“
    Der Assassine verzog die Lippen zu einem wölfischen Grinsen: „Wenn das so ist, warum schenkst du ihr den Dolch nicht einfach und dann warten wir mal ab, was passiert, wenn du schläfst?“
    Johar sah zu dem Mädchen und ihre Blicke trafen sich kurz. Der Moment dauerte nur einen Augenblick, bevor Val sich wieder abwandte, aber Jacques kam es so vor, als hätte zwischen den beiden, dem Assassinen und der Sklavin, auf einer tiefen, instinktiven Ebene ein gegenseitiges Verstehen geherrscht. Wie zwei Raubtiere…
    Mik funkelte Johar mies gelaunt an und ließ es direkt wieder an Griffin aus, der sich langsam davon erholte, fast ersäuft worden zu sein, indem er ihm den Knüppel in den Rücken stieß, um ihn vorwärtszutreiben.
    „Blondie, Rotschopf“, wandte sich Johar an Jacques und Sunder, „Stützt unseren Goldjungen, damit er uns nicht aufhält – wir haben einen anstrengenden Marsch vor uns! Und jetzt los, wir trödeln schon viel zu lange hier herum!“
    Jacques sah zu Trilo, der im seichten Wasser stand und sich an der Bootswand festhielt, um das verletzte Bein nicht belasten zu müssen. Er seufzte kurz, ging dann aber zu ihm und legte sich Trilos Arm um die Schulter, um ihm beim Gehen zu helfen. Sunder stützte ihn von der anderen Seite und die Gruppe setzte sich in Bewegung.

    Johar hatte nicht übertrieben. Der Marsch war anstrengend. Die Banditen legten ein ziemliches Tempo vor, so dass Griffin bald schnaufte wie ein Verkehrsmittel, das erst in hunderten von Jahren erfunden werden würde, und auch Jacques der Schweiß den Rücken hinunterlief. Manchmal hatte er den Eindruck, dass Trilo deutlich weniger mithelfen würde, als er könnte, und sich einfach von Sunder und ihm tragen ließ. Oder war er wirklich so geschwächt? So oder so, Jacques traute ihm nicht. Mit gutem Grund natürlich, er war ein gesuchter Schwerverbrecher.
    Trotzdem hing er mit drin und sie mussten irgendwie raus aus dieser Lage… Sie alle.
    „Die Stadtwachen sind sicherlich schon auf der Suche nach uns!“, raunte Jacques, „Wir sollten versuchen, irgendwie… Spuren zu hinterlassen, damit sie uns folgen können!“ Er überlegte kurz. Eine tolle Idee, sicher, nur… „Aber wie?“
    Plötzlich stand Mik neben ihnen. Jacques presste die Lippen aufeinander. Hatte der Schläger ihn etwa gehört? Aber nein, der Glatzkopf deutete nur auf Val, die ein paar Schritte vor ihnen ging.
    „Na Jungs, genießt ihr die Aussicht?“ Er grinste ekelhaft. Vals schlanke Beine und ihr wohlgeformter Hintern kamen in dem zusammengekürzten Kleid deutlich zur Geltung. Jacques musste sich schon wieder zusammenreißen, um dem Widerling nicht hier und jetzt eine reinzuhauen – leider hatte er so die Vermutung, dass es genau das war, was Mik wollte. Dass sich Val auch das Kleid hatte aufreißen müssen…
    Moment – das war eine Idee!
    Jacques wartete, bis Mik wieder außer Hörweite war, und flüsterte dann den anderen zu: „Kleidungsfetzen! An Ästen und so… Als Zeichen!“
    Eine großartige Idee! Jetzt mussten sie sie nur noch umsetzen. Das konnte jawohl nicht so schwer sein?

  14. Beiträge anzeigen #134
    Hexenmeister Avatar von Trilo
    Registriert seit
    Jan 2005
    Ort
    [Khorinis] Skills: [Einhandwaffen 2][Zweiwaffenkampf 2+][Diebeskunst 1][Körperbeherrschung 1] Beruf: [Jäger]
    Beiträge
    12.883
     
    Trilo ist offline
    Eine schöne Scheiße war das. Da befreite man ein paar Sklaven, brachte sie dann in einen gesicherten und gesegneten Hafen und schwupps! Schon war man erst im Knast und dann entführt. Jetzt aber wurde es langsam lächerlich. Die vergangenen Tage hatte Trilo durchaus so etwas wie Respekt für die Burschen entwickelt. Immerhin waren sie effizient und sicher vorgegangen. Doch musste das Aschehaar diese Meinung wohl revidieren, oder besser gesagt auf eine einzelne Person der Bande fokussieren: Johar. Die anderen waren Handlanger. Und für einen Banditen, oder was auch immer diese Leute darstellen wollten, war gerade dieser Mik eine Enttäuschung. Er hatte sich von Val seinen Dolch abluchsen lassen damit diese sich vom Boot, an welchem ihre Klamotten wohl hingen, befreien konnte. Absolut suizidale Aktion seiner angeblichen Tochter. Aber viel verwunderlicher war die Tatsache, dass es funktionierte. Johar hatte dies ebenfalls bemerkt und als Entwertung seines Lakaien registriert. Die Blicke Trilos und des Banditenführers trafen sich hierbei zwar nur kurz, aber beide wussten ganz genau wie nun der Stand der Dinge war: Mik bewegte sich auf dünnem Eis. Und wenn sich der Ex-Ritter eins sicher war, dann das Johar absolut problemfrei seinen Schlägerburschen aus dem Weg räumen konnte. Jederzeit wenn nötig. Sie mussten weg von ihm. Am besten alle, aber heutzutage war sich jeder selbst der Nächste.

    Die Scharade Trilos funktionierte offenbar auch weiterhin, da der alte Säufer und sein Möchtegern-Schwiegersohn als Stützen für ihn abkommandiert wurden. Perfekt für die weitere Planung. Es dauerte auch nicht lang bis Jacques erneut das reden begann. Mehr zu sich selbst wie es schien, aber Trilo war schon weit Verrückteren begegnet. Auf der Liste standen einige. Und die Verrückten waren erfahrungsgemäß die Harmloseren. Zumindest im Vergleich zum berechneten Chaos wie es bei Stoffel und Ethea zum Beispiel der Fall war. Was war eigentlich aus denen geworden?

    „Nette Idee Kumpel, aber denkst du, du hast genug Zeit um während des Marschierens noch irgendwo Dinge festzubinden? Nein, richtig. Aber guter Ansatz. Nun hört mir zu ihr beiden. Ich bin an sich wieder vollkommen fit, aber ich denke von uns allen hier bin ich für diese Knilche sowohl die kostbarste Fracht als auch ehrlich gesagt der vermutlich stärkste Kämpfer, den wir haben. Umso besser, wenn die weiterhin denken, ich sei nur schwer bewegungsfähig.
    Bleibt ruhig und reizt die Leute nicht. Jacques, du redest bitte zeitnah mit Val, sie soll solche Aktionen wie vorhin lassen. Vor allem Johar ist nicht zimperlich und im Gegensatz zu Mik auch nicht an Val explizit interessiert. Oder anders: ihr seid alle verzichtbar. Jetzt schau nicht so, Jacques. Du redest viel, aber bist in Ordnung. Wir kommen hier raus. Ich hab auch schon eine Idee, aber dazu brauchen wir irgendeine externe Ablenkung. Und die wird kommen.“
    „Was?“
    „Ihr seid vielleicht keine Jäger und macht das nicht wie ich automatisiert, aber hier sind massenweise Spuren zu erkennen. Zwei leichte Reiter, mit vielen Leuten gezogene Karren und schlurfende Fußabdrücke. Hier sind irgendwo Straßenräuber, Banditen oder ähnliches. Und die Fährte ist keine 2 Tage alt. Wir sind mitten in deren aktuellem Gebiet und wirken nach Außen wie leichte Beute. Vermutlich wird Johar allein eine ganze Gruppe davon auseinandernehmen können, aber darum geht es auch nicht. Versucht irgendwie an Messer von diesen Banditen zu kommen. Bewaffnet euch damit ihr im entscheidenden Moment auch was ausrichten könnt. Ihr habt beide gesehen wie ein 16-jähriges Mädchen einen Schwerverbrecher auf offener Straße niederstechen konnte. Es braucht oft kein Können, sondern Mut. Und Timing.“
    „Hey, was tuschelt ihr da die ganze Zeit eigentlich?“

    Und nun machten sie also auch direkte Bekanntschaft mit diesem Vova. Mik war weiter vorn und diskutierte irgendetwas mit Johar. Bei Vova wunderte man sich auf den ersten Blick, was der Kerl hier machte. Er war sichtbar älter als der Rest, vielleicht knapp an die 50, und neben Johar der Andere der Bande, der stets einen kühlen Kopf behielt. Nicht kalkulativ wie der Anführer, aber ruhig. Zu ruhig. Und auf gewisse Art scheinbar der interne Putzer der Gruppe, da er selbst den Kraftprotz Mik mit nur zwei Griffen an Schulter und Hals beinahe komplett handlungsunfähig machte. Der Typ braucht keine Waffen. Der ist eine Waffe.
    Geändert von Trilo (12.07.2023 um 08:16 Uhr)

  15. Beiträge anzeigen #135
    Provinzheld Avatar von Sunder
    Registriert seit
    Sep 2006
    Ort
    Köln:
    Beiträge
    284
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sunder ist offline
    Zum Bedauern des Seebären, hatten die Möchtegernseefahrer es doch irgendwie geschafft die Nussschalen heil an Land zu manövrieren. Er hatte wirklich gehofft das die Dinger kentern, oder Leck schlagen, dann hätte er gute Chancen gehabt diesen Wahnsinnigen zu entkommen. Oder er wäre der See zum Opfer gefallen und hätte dann, den für einen Seefahrer einzig ehrenvollen Tod gefunden, damit hatte er sich schon angefreundet. Stattdessen ging die unfreiwillige Reise nun an Land weiter und das wollte Sunder so gar nicht gefallen. Und das nicht nur, weil er sich wohl damit abfinden musste, das er so schnell nicht wieder ein Bier bekäme. Nein, seine Lage war viel ernster als er wahrhaben wollte, sein Leben war in Gefahr, das sollte und durfte er nicht auf die leicht Schulter nehmen. Es wurde höchste Zeit die Selbsterhaltungstriebe zu wecken und geduldig auf eine Chance zu warten um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden.

    Und gute Miene zum bösen Spiel zu machen, es passte Sunder überhaupt nicht, das er ausgerechnet den Verrücktesten der Gefangenen durch die Gegend schleifen musste. Als der Typ dann anfing zu reden und meinte das er eigentlich keine Hilfe bräuchte wäre dem Seebären fast der Kragen geplatzt, zum Glück konnte er sich beherrschen. Der Weißhaarige, wieso hatte der Kerl so weiße Haare?, so alt sah der doch noch gar nicht aus, faselte noch was von Spuren und Banditen, Sunder wusste nicht was er davon halten sollte. War der Typ völlig übergeschnappt?, oder hatte er tatsächlich irgendetwas gesehen, was er nicht sah?, der Seebär entschied sich dafür letzteres anzunehmen. „Hör mal“, flüsterte Sunder dem Weißhaarigen zu,“wenn du dat Spiel mit dem Simulanten noch länger machen willst, dann mach disch nit so schwer, isch hab et im Rücken. Und mit nem Messer kann isch auch umgehen, nur damite du Bescheid weißt.“

  16. Beiträge anzeigen #136
    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
    Registriert seit
    Jun 2023
    Ort
    Am selben Ort wie Sir Ulrichs Armbrust!
    Beiträge
    158
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jacques Percheval ist offline
    Wenn die Lage, in der er sich befand, auch nur halb so beschissen gewesen wäre, hätte Jacques in dem Moment, als Trilo erklärte, er sei vermutlich der beste Kämpfer, den die Gruppe hätte, lauthals losgelacht. Selbst wenn der weißhaarige Verbrecher seinen geschwächten Zustand nur simulierte, so hatte er bislang nichts geleistet, was darauf hindeuten würde, dass er auch nur in einer Rauferei auf dem Dorffest seinen Mann stehen könnte. Dem griesgrämigen alten Seemann traute Jacques da schon deutlich mehr zu. Innos bewahre, selbst Val und dem dicken Griffin! Allerdings war die Lage eben genau so beschissen, wie sie sich darstellte, und Jacques daher kein bisschen nach Lachen zumute.
    „Also wenn du unser bester Kämpfer bist… Dann sind wir echt am Arsch“, grummelte er, “Und dass uns ausgerechnet Straßenräuber zu Hilfe kommen sollten? Das ist doch…“
    „Alle mal Haaaalt!“, tönte es im selben Augenblick von vorn. Aus dem Unterholz waren plötzlich einige Gestalten auf die Straße getreten. Verlottert aussehende Typen, die mit einfachen Speeren, Knüppeln, Äxten und anderen simplen Waffen ausgestattet waren. Weitere kamen hinter ihnen aus ihren Verstecken hervor und umzingelten die Verbrecher und ihre Gefangenen.
    „Na gut, du hattest wohl Recht“, seufzte Jacques.

    Einer der Wegelagerer trat vor, vermutlich der Anführer. Er war ein langer, aber eher schmal gebauter Kerl und hielt locker ein schartiges Schwert in der Hand.
    „Guten Abend, werte Reisende! Ich darf mich kurz vorstellen? Mein Name ist Croven, und das hier“ – der Banditenanführer deutete auf seine Kumpane – „ist meine Familie, und das Land, durch das ihr gerade zu reisen gedenkt, ist unser Land, und als Landesherren ist es unser gutes und wohlverbrieftes Recht, einen klitzekleinen Zoll zu fordern von all den Reisenden, ihr versteht schon, um die Sicherheit auf den Straßen aufrecht zu erhalten und so…“ Die Banditen lachten dreckig. Croven, der sich offenbar ganz außerordentlich lustig vorkam, grinste von einem Ohr zum anderen. Jacques sah, wie Mik bereits seinen Knüppel ziehen wollte, aber Johar legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm und trat vor.
    „Hört zu, werter Croven“, imitierte der Varanter den albernen Duktus des Wegelagerers, „wir sind nur auf der Durchreise und ihr wollt sicher keinen Ärger.“
    „Tja, den Ärger habt ihr aber…“, setzte Croven an und unterbrach sich, „Warte, was?“
    Es war die letzte Frage, die er in seinem Leben stellen sollte. Johars Arm zuckte mit einer kaum sichtbares Bewegung nach vorn und im nächsten Augenblick ließ Croven sein Schwert fallen und griff sich gurgelnd an den Hals, aus dem der Griff eines Messers ragte.
    Während der Banditenanführer in die Knie brach und dann mit dem Gesicht voran in den Staub fiel, stand die Situation eine Sekunde lang auf Messers Schneide. Die Wegelagerer warfen sich perplexe Blicke zu. Sie waren überrascht und schockiert und sahen sich vor die alte Frage gestellt, auf die es am Ende immer hinauslief: Laufen oder kämpfen?
    „Sie haben Croven getötet!“, kreischte plötzlich einer der Banditen.
    „Die Schweine!“, rief ein anderer.
    „Macht sie kaaaaaaalt!“
    Kämpfen.

  17. Beiträge anzeigen #137
    King Kong Avatar von Griffin
    Registriert seit
    Apr 2006
    Ort
    Wuppertal
    Beiträge
    3.319
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Kalter Schweiß stand dem Krieger auf der Stirn und durchnässte seine Kleidung. Der Gewaltmarsch, den die unfreiwilligen Begleiter der fiesen Schufte hinlegen mussten, zehrte merklich an seinen Kräften. Sein ganzer Körper schmerzte aufgrund der körperlichen Anstrengung, die er schlicht nicht mehr gewohnt war und mit jedem weiteren Schritt fürchtete er ernsthaft, in Ohnmacht fallen zu müssen. Nicht nur, weil er die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit schon vor Kilometern überschritten hatte, sondern weil sein gesamter Körper gewaltsam gegen die Zwangsabstinenz aufbegehrte.

    Vergeblich versuchte er sich von den durch Beliar selbst gesendeten Schmerzen, die sich hinter seiner Stirn breit machten, abzulenken, indem er an andere Ort dachte. Zurück an Zeiten, an die er Seit Jahren nicht gedacht hatte. Nicht denken wollte. Gedanken, die er im Alkohol- und Drogenrausch vernebelt und verborgen hatte. Immer wieder fiel ihm das Gesicht von Myra ein, wie sie einen seiner engsten Freunde im Arm hielt. Die Frau, die er einst liebte an der Seite eines Mannes, für den er ohne einen weiteren Gedanken gestorben wäre. Er dachte zurück an die Zeit in Silden, an Turniere, Kämpfe, Schlachten, Feiern und Gelage. Gelächter mit Freunden. Mit Vertrauten. Mit Familie. Er erinnerte sich an das kleine, freche Mädchen, das er in Setariff zurückgelassen hatte, weil er nach all den Jahren zu feige gewesen war, Verantwortung zu übernehmen. In ihm kamen Erinnerungen an Menschen hoch, die seinen Namen mit Sicherheit schon vergessen hatten. Der Name eines nutzlosen, fetten, haarigen, alten Mannes, der sich in Drogen und Alkohol geflüchtet hatte, weil er fürchtete, was seit Jahren Teil seiner selbst geworden war. Er war eine verschwendete Existenz. Das, was andere Hüter als Segen empfangen hatten, ein Geschenk von der Natur selbst, das nur den wenigsten jemals zu Teil wurde, hatte er verschmäht. Ignoriert. Missachtet. Misshandelt. Weggesperrt in die dunkelste, hinterste, verlassenste Ecke seines Seins. Jede wache Minute kämpfte er dagegen an, dass das, was unweigerlich und für immer Teil von ihm war, nicht an die Oberfläche geraten konnte. Er war längst kein Hüter mehr, keiner des Waldvolkes mehr. Er war kein Kämpfer, kein Krieger, nicht der Held, für den er sich stets gehalten hatte. Er war ein nutzloser, übergewichtiger, widerlicher Trunkenbold der vermutlich an einem trockenen Entzug starb oder aus Spaß von einem seiner Entführer getötet wurde.

    »Macht sie kaaaaaaalt!« hörte er gerade noch, bevor zwei seiner Entführer an dem vollkommen orientierungslos dastehenden Braunhaarigen vorbeirannten. Instinktiv griff er sich über die Schulter, wollte einen Bogen zücken, den er vor Jahren schon verscherbelt hatte. Irgendetwas surrte beinahe lautlos an ihm vorbei, ehe er ein entferntes dumpfes Fump! wahrnahm und einer der fremden Männer sich an den ins einer Brust steckenden Bolzen griff und reglos zusammenbrach. Gänzlich überfordert von all dem, was um ihn herum passierte, suchte der ehemalige Hüter seine Begleiter. Irgendwie schaffte es sein Überlebensinstinkt sich durch die Entzugserscheinungen zu kämpfen. Das junge, wahnsinnige Mädchen stand nicht unweit von ihm - anscheinend ebenso überrascht von all dem Chaos, das über sie hereingebrochen war. Eilig nahm er die Brünette, die vermutlich nur einige Jahre älter war als Eleonora, und zog sie weg von den Kämpfenden. Eine bessere Gelegenheit als diese würden sie vermutlich nicht bekommen, um den Halsabschneidern zu entkommen.
    Die anderen kamen mit Sicherheit irgendwie zurecht. Jacques war jung, Sunder war ein wettergegerbter Seebär, der mit Sicherheit schon Schlimmeres erlebt hatte und Trilo war eben Trilo - entweder der Mann mit der größten Pechsträhne oder mit dem größten Glück der Welt, weil er noch immer am Leben war.
    Geändert von Griffin (13.07.2023 um 21:58 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #138
    Lehrling Avatar von Val
    Registriert seit
    Jun 2023
    Beiträge
    41
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Val ist offline
    Was wollten die Götter eigentlich von ihr? Was erwartete die Welt, was sie hier eigentlich tut? Nachdem sie sich beinahe damit abgefunden hatte, dass ihr Leben als Lustsklavin wohl weiter gehen würde, wobei sie sich nun sicher war Mik während des Aktes zu kastrieren, kamen nun die nächsten ungebetenen Gäste in ihr Leben. Natürlich wieder Männer. Diesmal wollten sie also Geld. Weil der Tross aus Entführer und Entführten auch so nach Geldquelle aussah… Doch dann eskalierte alles rasend schnell. Johar war weit, also wirklich weit, gefährlicher als bislang angenommen. In Burchteilen eines Augenblicks flogen Messer nicht nur verdammt weit, sondern vor allem wahnsinnig präzise durch die Luft und ließen erst den Anführer der Banditen und dann einen weiteren der eigentlichen Angreifer zu Boden sinken. Fünf Entführer gegen zehn Banditen. Und doch war sich Val sicher, dass Johar und seine Freunde spielerisch gewannen.

    Gerade als sie sich noch überlegen wollte wo sie sich vor dem Kampfgetümmel verstecken sollte, umschlang sie ein haariger Arm und zog sie zur Seite. Griffin hatte deutlich mehr Kraft als sie dem Trunkenbolt zugetraut hatte. Doch ein Blick in sein Gesicht offenbarte, dass es sich bei seiner Resolution um ein gläsernes Schwert handelte.
    Scheiße. Der ist ja wirklich abhängig gewesen. Das sind Entzugserscheinungen. Sowas gab es massig in den Badehäusern, wenn die Leute einfach kein Geld mehr für mehr Alkohol hatten.
    Viel Zeit zum weiteren Nachdenken gab es jedoch nicht. Dazu war der Dicke aus der Gosse dann doch zu bestimmt.

    „Berge. Lass uns in die Berge! Weit mehr Möglichkeiten zum Verstecken und Steine zum Leute erschlagen!“
    Griffin nickte nur kurz und zerrte sie an ihrem Ärmchen, anders konnte man ihren Zweig von Arm nicht bezeichnen im Vergleich zu dem was Griffin besaß, geradewegs rauf in die Ausläufer des Weißaugengebirges. Val war zwar erst seit einigen Tagen auf der Insel und hatte keinerlei Ahnung von der Topografie, aber es schien ihr die beste Wahl fürs Erste.

  19. Beiträge anzeigen #139
    Provinzheld Avatar von Sunder
    Registriert seit
    Sep 2006
    Ort
    Köln:
    Beiträge
    284
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sunder ist offline
    „Dat darf doch alles nit wahr sein“ brummte Sunder, als plötzlich irgendwelche Gestalten plötzlich aus den Büschen auftauchten. Der Weißhaarige hatte tatsächlich Recht mit seiner Vermutung, das er Spuren entdeckt hatte, aber das machte den Kerl jetzt nicht wirklich sympathischer. Im ersten Moment dachte der Seebär noch, das wären vielleicht Kumpanen von den Entführern, aber es stellte sich schnell heraus, das dem nicht so war. Es waren Wegelagerer, die dreist Zoll von den Entführern einfordern wollten, da ahnte Sunder gleich das die Sache nicht friedlich enden würde. Es gab ein Wort das andere, dann hatte einer der Entführer blitzschnell einen Banditen aus dem Weg geräumt. Und wenige Augenblicke später brach das Chaos aus, die Straßenräuber und die Entführer gingen aufeinander los.

    „Verdammte Scheiße“ fluchte der Seebär, als ihm bewusst wurde, das er sich zwischen zwei Fronten befand. „Tut mir leid Kumpel, jetzt musste alleine laufen“ meinte der Seebär zum Weißhaarigen, bevor er sich auf den Boden warf. Das war seiner Meinung nach, das einzig richtige, was ein unbewaffneter Mann in dieser Situation machen konnte. Hier ging es erst mal nur darum sich in Sicherheit zu bringen, also robbte sich der alte Sunder langsam vom Ort des Geschehens weg.Nicht weit entfernt waren einige Büsche, dort wollte er hin, nein, dort musste er hin, was besseres fiel Sunder nämlich nicht ein. Auf dem Weg kam er sich zwischenzeitlich wie ein Feigling vor, was natürlich völliger Blödsinn war, wie ihm zum Glück einfiel. Für wen oder was sollte er kämpfen, außer für sich selbst?, er hatte mit dem ganzen Mist nicht das Geringste zu tu, also war es richtig das er nur an sich selbst dachte.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte der Seebär endlich die Büsche erreicht, er wollte gerade erleichtert aufatmen, ein verdächtiges Geräusch ließ ihn den Atem anhalten. Da raschelte doch was, was mochte das sein?, Sunder arbeitete sich weiter vorsichtig voran. „Dat jibbet doch nit“ konnte er gerade noch unterdrücken. „Wie viel Pech kann man denn noch haben“ fluchte er innerlich als er durch einige Zweige, wage eine Gestalt erkennen konnte, die am Boden kauerte. Er beobachte die Gestalt eine Weile und kam dann zu dem Schluss, das die sich ebenfalls nur verstecken wollte. Na toll, ein feiger Bandit und ein feiger Seebär, aber nur ein Versteck, das wollte Sunder nicht hinnehmen. Er schnappte sich den nächst besten, großen Stein und schlich sich im Zeitlupentempo vorsichtig, von Hinten an den Burschen heran. Als er nah genug heran war, holte Sunder aus und schlug dem Kerl den Stein. mit voller Wucht auf den Schädel, der fiel sofort in sich zusammen. Der Seebär durchsuchte auf die Schnelle den Leblosen, nahm dessen Dolch an sich und robbte sich anschließend weiter ins Dickicht, nun hieß abwarten und beobachten wie sich das Ganze weiterentwickelt.

  20. Beiträge anzeigen #140
    Waldläufer Avatar von Jacques Percheval
    Registriert seit
    Jun 2023
    Ort
    Am selben Ort wie Sir Ulrichs Armbrust!
    Beiträge
    158
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Jacques Percheval ist offline
    Von einer Sekunde auf die nächste war völliges Chaos ausgebrochen. Als die Wegelagerer von allen Seiten auf ihre Entführer losgingen, dachte Jacques für einen Moment noch, es würde sich vielleicht sogar um einen Glückfall für sie handeln, wurde aber schnell eines Besseren belehrt, als einer der Banditen mit einer hoch über den Kopf erhobenen Holzfälleraxt auf ihn zugerannt kam. Jacques, völlig perplex angesichts der Situation, starrte ihn nur dümmlich an wie ein Reh das Licht einer Blendlaterne und wäre dem Angriff beinahe zum Opfer gefallen, wenn nicht einer der Entführer den Banditen zuvor von der Seite umgerannt und ihm dabei mit einem Kurzschwert die Bauchdecke aufgeschlitzt hätte. Der Bandit kreischte in einer Tonlage, die man einem erwachsenen Mann niemals zugetraut hätte, ließ die Axt fallen und versuchte verzweifelt, seine herausfallenden Eingeweide wieder zurück in seine Bauchhöhle zu stopfen. Jacques beobachtete das morbide Schauspiel mit weit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund. Der Bandit war in die Knie gegangen und fuhr mit seinen vom Blut glitschigen Händen durch sein eigenes Gedärm, das vor ihm auf dem Boden lag. Wimmernd presste er es zurück in die klaffende Wunde in seinem Bauch, aus der es aber sogleich wieder herausrutschte.
    „Bei… bei Innos!“, stammelte Jacques. Er vergaß völlig, was um ihn herum vorging, während er dem Banditen beim Sterben zusah. Dessen Bewegungen wurden immer kraftloser und fahriger. Schließlich hob er noch ein Mal den Kopf und sah Jacques direkt in die Augen. Seine Lippen bebten, als er versuchte, ein Wort zu formen.
    „Mama…“, stieß er schließlich hervor, verdrehte die Augen und kippte mit dem Gesicht voran auf den Boden.
    Jacques drehte sich um und kotzte.

    Als er seinen Mageninhalt losgeworden war, wischte Jacques sich den Mund ab und richtete sich mit weichen Knien wieder auf. Es fühlte sich ein wenig so an, als wäre er gar nicht richtig da und das chaotische Geschehen um ihn herum, die Schreie, das Waffengeklirr, gingen ihn überhaupt nichts an. Langsam drehte er sich um die eigene Achse und betrachtete die sich entfaltenden Ereignisse, wie ein Zuschauer das Geschehen auf einer Theaterbühne beobachten mochte. Er sah Sunder, der in Richtung eines Gebüsches kroch. Trilo, der offenbar wirklich deutlich besser laufen konnte, als er es allen hatte weismachen wollen. Johar, der einen Banditen am Haarschopf packte, ihn nach hinten riss und ihm mit einer schnellen Bewegung mit dem Dolch die Kehle aufschlitzte. Zwei Banditen, die einen der Entführer bedrängten, der sie mit einem Kurzschwert auf Abstand zu halten versuchte. Mik, der aus voller Kehle lachte, während er mit seinem Knüppel auf einen Banditen eindrosch – er traf zuerst die Schulter des Mannes mit solcher Wucht, dass Jacques das Brechen der Knochen hören konnte, und als der Bandit von dem Hieb zu Boden ging, prügelte Mik weiter auf ihn ein. Auf seine Arme, Beine, die Rippen… Nur nicht auf den Kopf. Der Bandit brüllte vor Schmerzen, und Mik fing an zu singen
    Jacques drehte sich erneut der Magen um.

    „Berge! Lass uns in die Berge!“, hörte er plötzich eine hohe, weibliche Stimme durch all den Lärm und das Chaos. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Val! Jacques richtete sich auf, zwang die Galle, die sich bereits den Weg seinen Hals hoch bahnen wollte, wieder zurück in den Magen und ohrfeigte sich selbst. Verflucht, was tat er hier eigentlich? Er musste einen klaren Kopf behalten! Er wollte Ritter werden, oder etwa nicht? Dann musste er auch in einem Kampf den Überblick behalten können! Er sah sich um und entdeckte Val und Griffin ein Stück entfernt. Der Dicke zog das Mädchen hinter sich her, während er sich schnaufend seinen Weg durch das Gebüsch bahnte.
    „Hey Süße, du willst doch wohl nicht etwa ohne mich Spaß haben?“, rief plötzlich Mik. Er hatte die Ausreißer ebenfalls bemerkt, ließ von dem nur noch schwach zuckenden Banditen ab und nahm die Verfolgung auf. Der große Schläger war um einiges schneller als seine Beute, er würde nicht lange brauchen, um sie einzuholen, und was dann mit ihnen passierte – Innos bewahre! Das irre Grinsen in Miks Gesicht verhieß nichts Gutes…
    Jacques handelte instinktiv. Er rannte los, um Mik den Weg abzuschneiden, und packte den überraschten Schläger von hinten am Kragen. Mik, der seinen Gegner nicht hatte kommen sehen, geriet im ersten Moment ins Straucheln, so dass es Jacques gelang, einen seiner Arme zu packen und ihn festzuhalten. Aber er würde ihn nicht lange halten können, dafür war sein Griff nicht gut genug… Er konnte den anderen nur etwas Zeit verschaffen.
    „Lauft!“, brüllte er zu Val und Griffin.
    „Verflucht, Bursche…“, knurrte Mik, „Du willst wohl spielen?“
    Ein paar Sekunden lang rangen sie miteinander. Körperlich war Jacques seinem Gegner zwar ebenbürtig, aber seine Praxis im Nahkampf beschränkte sich auf gelegendliche Raufereien mit seinen Brüdern und anderen Jungen aus der Dorfjugend. Miks Erfahrung und seiner rücksichtslosen Brutalität hatte er wenig entgegenzusetzen. Der Schläger packte Jacques am Schopf und riss seinen Kopf mit einem harten Ruck nach hinten, was Jacques vor Schmerz die Tränen in die Augen trieb. Im nächsten Moment hebelte Mik ihn mit einem geübten Ringerwurf von den Beinen. Jacques klatschte auf den Boden wie ein nasser Sack, der Aufprall presste ihm sämtliche Luft aus den Lungen. Mik war sofort über ihm und holte mit der schwieligen Faust aus.
    „Gute Nacht, Arschgesicht!“
    Eine ganze Galaxie von Sternen explodierte vor Jacques‘ Augen. Dann wurde es dunkel.

Seite 7 von 20 « Erste ... 345678910111418 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide