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    Lehrling Avatar von Die Schurken
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    Die Schurken ist offline

    In der Höhle des Klaus von Klausewitz

    Eigentlich war Franz ja ein Freund der Effizienz und Vorhaben, die ihm nützten und hätte sich sicherlich eine bessere Gesellschaft für einen Spieleabend vorstellen können, aber das Erlebte und insbesondere die gemeinsame Flucht vor dem Bären hatte das ungleiche Trio - Quartett wenn man Rumpel mitzählte - schon irgendwie zusammengeschweißt. Rechnete man Rumpel raus und den Herrn von Klausewitz mit herein, blieb es bei einem Quartett.

    Alchemie-Höhlen-Doppelkopf ... hmm ne dafür reicht es beim geistigen Zustand Radzinskys und fehlenden Kenntnissen von Klausewitz nicht ... nein, nein sie waren eher ein Babier-Laden-Quartett, sinnierte der wohl immer noch angeheiterte Schurke vor sich hin und wunderte sich, warum ihm plötzlich so zum Singen zu Mute war. "Ach was solls, warum nicht", grunzte er seine Zustimmung für den Vorschlag des Irren.

    Die Zeit spielte ja für sie und so konnte er die stinkende Creme noch ein wenig von sich weg schieben und in der Zwischenzeit mit den anderen Spielen. Aus dem kleinen Beutelchen an seinem Gürtel holte er einen Würfelbecher hervor. Radzinsky und Lukar schoben Tisch und Stühle zusammen, während der Hausherr noch ein bisschen Bier, Frauengold und Wein hervorholte.

    Der Genove erklärte den anderen die Spielregeln von "Der Berg der Wahrheit", bei dem es darum ging eine höhere Zahl als der Spieler zuvor zu würfeln. Wenn das klappte, gab man die Würfel weiter, falls nicht durfte man bis zu zwei Mal komplett neu würfeln oder einmal bestimmte Würfel zurücklegen und diese erneut würfeln. Schaffte man es nicht, sich zu verbessern, musste man einen Schluck trinken, genauso wie man sich entschied nur einzelne Würfel zurückzulegen. Gelang es nicht, den vorherigen zu übertrumpfen, musste man eine peinliche Wahrheit aus seinem Leben kundtun.

    Da er dieses Mal nicht mit gezinkten Würfeln spielte, war es unglücklicherweise beim ersten Mal die Wanz', die verlor und so nach einem weiteren ordentlichen Schluck Frauengold zu erzählen begann.

    Hyperius

  2. Beiträge anzeigen #82
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    In der Höhle des Klaus von Klausewitz

    "Ich muss die Herren warnen. Ich bin ein miserabler Glücksspieler." Raunte Lukar mit einem breiten Lächeln, dass von Ich meine es vollkommen ehrlich. bis zu ich werde euch ausnehmen wie erlegte Scavenger. wohl so ziemlich alles bedeutend konnte ... plus all die Variationen, die dem tollwütigen Ideengeist des Radzinsky einfielen. Fakt war, dass Lukar die Geschäfte mi dem Glücksspiel immer anderen überlassen hatte. Glückspiel lies sich nicht so fein ins Rechnungsbuch eintragen, vorallem nicht, wenn man auf das Image eines strahlenden Saubermannes setzte. So gab sich Lukar, ganz seinem Naturell entsprechend, auch an diesem Abend freundlich und höfflich und vermischte Ehrlichkeit mit kleinen Flunkereien. Ab und zu stieg auch wieder eine durchsichtige, graue Wolke von seinem Platz aus Empor, den Klausewitz hatte ihm diesmal einen der weniger gefährlichen Tabakbeutel angeboten, im Tausch gegen 5 lächerliche Goldmünzen aus ihrem heutigen Gewinn. Lukar wäre indes nicht Lukar gewesen, wenn er sich nicht die kostenlose Stopfung der ersten Peife als Ausgleich für seinen Schock vorhin erbeten hätte ... das alte Herz ...

    Lukar war ganz froh dass sie nur um leere Worte spielten, und es noch dazu Franz war, dem das Glück diesmal nicht hold war. Aber die lockere Natur des Spiels forderte von den Männern schnell ihren Tribut. Der alte Händler hatte grade mit einer Hand an der Pfeife genestelt und mit der anderen eher beiläufig die Würfel kullern lassen, als es diese kleinen, quadratischen Dinger wagten, auch ihn herauszufordern. Lukar blinzelte, lies ein täuschend echt klingendes "Nanu?" ertönen, betrachtete die Würfel aus mehreren Winkel, hob eines der Werkzeuge des Zufalls mit spitzen Fingern empor und setzte es dann mit unschuldiger Miene wieder auf den Tisch.

    "Eine peinliche Anekdote also ... " Sinnierte Lukar mit einem gespielt schweren Seufzer, zog seine Kleidung an der Hüfte grade. Im Kopf tauchte zuerst der Anblick auf, der sich ihm nach dem unfreiwilligen Badespaß geboten hatte. Die ausgestopfte Rattenmumie. Der Fetisch einer archaischen Inselgottheit.
    "Nun ... ich bin in der Tat ein miserabler Glückspieler ... " Setzte Lukar an und schmatzte überaus zufrieden mit dieser Feststellung. "Mein erstes selbstverdientes Geld habe ich verspielt. Es waren 17 Goldmünzen. Die alte Prägung, falls sich jemand erinnern. Doppeltes Gewicht, mit dem Wappen von Rhobar dem ersten. Erworben hatte ich sie, als ich für meinen alten Herrn kurz den Stand hütete. Es war ein belebter Markttag, die Leute kamen und gingen, unser Trödelkram aus Varant ging in Vengard über den Tisch wie warme Semmeln. Mein Vater musste austreten, ich als Ersatz eintreten, die Kunden konnten weiter herantreten, und die Goldmünzen über den Tisch wandern. So einen Glatzkopf - ich hatte selbst damals noch eine herrliche Haarpracht ... "

    Lukar strich sich mit Schmollmund über die Glatze. Ein freudiges Aufblitzen im Gesicht des Klausewitz, der wohl innerlich längst zu seinem nächsten Wundermittel gehuscht war um Lukars Haare wiederzubeleben, wehrte Lukar mit einer milden Geste ab.

    " ... diesem Glatzkopf berechnete ich 25 Goldmünzen zuviel, wie man das eben so macht wenn der Wind leicht weh, die Sonne strahlt und die Frauen über den Markt flanieren. Beim Übertragen des Gewinns in die Kasse allerdings ... nun, wie junge Buben so sind ... " Lukar klopfte sich genüsslich an die Hemdtasche. "Mein junges, haariges Ebenbild, jawohl, haariger als ihr mein lieber Radzinsky, gedachte diesen Gewinn sogleich zu vermehren und suchte die bekannte Spielhölle auf. Ich betrat sie mit dem selbstbewussten Grinsen der Jugend, die ihr können nach dem ersten lächerlichen Erfolg maßlos überschätzt ... und verließ die Kneipe mit 17 Goldmünzen weniger, und auch einem verlorenen Hemd, dass mir mein Vater einige Tage erstanden hatte ... seitdem ... habe ich nie wieder um Geld gespielt." Schloss Lukar mit einem Lächeln, dass wieder offenlies ob Wahrheit oder Flunkerei seinen Mund verließ. Genüsslich an der Pfeife paffend lies Lukar die Würfel in die Hände seines Nebenmannes wandern.
    Geändert von Lukar (10.02.2022 um 20:28 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #83
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline
    "Als ich dreizehn war", begann Radzinsky mit einer Erzählung, die ihm schon im Hinterkopf herumschwirrte, seit er die Gerüche nach Salpeter in Klausewitz' Höhle wahrgenommen hatte, "war ich auch schon unter die Alchemisten gegangen, wisst ihr?"

    Die drei Mitspieler schauten verdutzt zu ihm herüber, während er sich in dem gemütlichen Sessel sitzend hervorlehnte, um einen Schwenk aus seiner Jugend zu erzählen.

    "Meine damalige Angebetete hieß Martha von der Hayden. Wir gingen in dieselbe Klasse. Ich gab ihr immer was von meinem Mittagbrot ab. Meine Mutter pflegte es, mir täglich ein paar süße Kuchenränder aus der Bäckerei um die Ecke mitzugeben. Als ich Martha eines Tages den Hof machen wollte, offenbarte sie mir jedoch, dass sie mit einem Kerl namens Bullit ausgeht. Der war zwei Jahre älter als ich! Einmal hat der Grobian mir eins auf die Nase gegeben und mir die Kuchenränder weggefressen. Ich hab dann am nächsten Tag den Kuchen mit ein paar Sporen Krötenwurz bestreut, damit er heftigen Durchfall bekommt. Aber dann hat stattdessen Martha davon gegessen und ich war weg vom Fenster, so ein Jammer."

    Er nippte gedankenversunken an seinem Getränk und lehnte sich wieder zurück.

    "Nette Geschichte", meinte Franz, "Das nächste Mal würfelst du zuerst und plapperst dann darauf los, in Ordnung?"

    "Oh, mein Fehler", erwiderte Radzinsky, machte seinen Wurf und gab mit zwei Sechsen unter dem Becher und einem breiten Grinsen auf den Lippen weiter.

  4. Beiträge anzeigen #84
    Lehrling Avatar von Die Schurken
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    Die Schurken ist offline

    In der Höhle des Klaus von Klausewitz

    Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Franz behauptet, dass Radzinsky schummelte. Die Würfe, die dieser Runde um Runde vorlegte, waren einfach nicht von dieser Welt. Vielleicht war irgendeine Technik dahinter, vielleicht war es Zufall, oder vielleicht musste man einfach nur aufgrund von Jahren im Kerker verrückt geworden sein, um zu verstehen, dass das Universum einfach mehr von den peinlichen Geschichten aus dem Leben des Ganoven hören wollte.

    Zwischenzeitlich hatte auch Klaus eine seiner Anekdoten Preis gegeben und die Wanz' fühlte sich angeheitert von dem Frauengold, des Spiels und der guten Stimmung zurückversetzt in einfachere Zeiten, wo er als Jungspund noch mit seinen Freunden feiern konnte, ohne allzu viel über den Ernst des Lebens nachzudenken. Doch aus diesen Gedanken wurde er wieder gerissen, als die Erzählung des Adligen sich dem Ende näherte. Dieser hatte wohl seinem Bruder bei einer Verabredung helfen wollen und die kahlen Stellen am Hinterkopf mit ein Haarwuchsmittel abzudichten.

    Das, was zunächst auch zu wirken schien, führte einige Stunden später beim Abendessen aber zu explosionsartigem Büschelhaarwuchs in verschiedenen Stellen des Gesichts seines Bruders. Die daraufhin flüchtende Verabredung, glaubte sich in Gegenwart eines Monsters, das seinen vollen Zorn jedoch erst gegenüber dem beschämten Alchemist zur Geltung brachte.

    Abgelenkt von der Geschichte, mislang dem Verbrecher erneut der nächste Wurf und so war es wieder an ihm eine Geschichte zum Besten zu geben: "Okay, dann halt eine noch, aber bald müssen wir mal aufhören, damit wir Morgen oder so vor dem Bären fliehen können.", grunte Franz humorvoll mit deutlich erkennbarer aufgesetzter Verärgerung.

    "Einmal brach ich zur Mutprobe in einem Haus ein, um die Unterwäsche einer holden Maid zu stehlen. Es stelle sich jedoch heraus, dass meine Kumpel mich reingelegt hatten und so war ich in das Haus des alten Dorfrichters eingestiegen, der nicht sonderlich erfreut darüber war, dass ich mir im Eifer des Gefechtes ein Unterhöschen seiner gerade verreisten Ehegattin über den Kopf gestülpt hatte. Man könnte sagen, dass meine Ohren vielleicht auch aufgrund der erbosten Reaktion des Richters die Form haben, die sie heute besitzen, nachdem er mich einmal daran durchs ganze Haus bis runter auf die Straße geschleift hatte.", monologisierte die Wanz' in Erinnerung an alte Tage und blickte gut gelaunt in die Richtung seiner Gefährten. Eine Weile würde der Abend vielleicht noch gehen, aber dann müssten sie sich bald dem Ernst des Alltags widmen.

    Hyperius

  5. Beiträge anzeigen #85
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Höhle des Klaus von Klausewitz

    Radzinsky genoss den Abend in vollen Zügen. Sein Geist glich einem ausgetrockneten Schwamm, der schnell und gierig all die Emotionen, den Rausch des Spiels, die spaßigen und zugleich anzüglichen Geschichten, den benebelnden Rauch des Tabaks und den süßen Alkohol aufsog. Es war nicht verwunderlich, dass sein schwächlicher Körper von all diesen Einwirkungen schnell übermannt wurde und er immer tiefer in dem gemütlichen Sessel versackte. Einmal bäumte er sich noch auf, laut und aus tiefster Seele lachend, als Franz die Geschichte seiner großen Ohren beendet hatte.

    "Ich werde ausziehen und deine Geschichte um die Welt tragen!", säuselte Radzinsky, "Auf dass jedermann, der solch große Ohren wie du hat, in Zukunft ein Franzmann ist! Jawohl!"

    Und mit diesem brillianten Vorhaben schaltete sich sein Kopf aus und klappte zurück in die Sessellehne. Auf dass der Schlaf seiner müden Seele die Erholung brachte, die sie so dringend benötigte. Und am nächsten Tage hoffentlich keinen Kater...

  6. Beiträge anzeigen #86
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Höhle des Klaus von Klausewitz

    Die Träume des Händlers waren ein wirrer Faden, in dem immer zu das rythmische Schlagen von Holzhämmern vorkam. Als Lukar verwirrt und zitterig aus seinem Schlaf erwachte, den Rücken leicht schmerzend da er es sich auf dem Teppischboden bequem gemacht hatte, hörte er noch immer die Hammerschläge gnadenlos niederfallen. Mal war es ein Richter, fett, in gelber Robe, der seine Schuld vor König und Vaterland verkündete ... dann ein krimineller Unterweltboss mit zerkratztem Gesicht und Augenklappe, der sich in seinen Reigen durch das Hämmern gehör verschaffte ... Hammerschläge eines Totengräbers, der sprichwörtliche Sargnägel einschlug und den noch immer lebendigen Lukar in seinem Sarg einsperrte ... und schließlich Radzinsky, der Rumpel die Ratte mit seinem Hammer durch die Höhle des Klausewitz jagte, immerzu mit dem Hammer verfehlend, schnaubend und fluchend, weil die Ratte ihm die nach Käse stinkende Bärentinktur geraubt hatte und genüsslich vernaschen wollte ...

    Lukar stöhnte, richtete sich auf, streckte den Körper durch und hörte nur zu deutlich das Knacken des Rückens. Um sich zu vergewissern, dass die Rattenmumie den Bärenschreck nicht vertilgt hatte, taumelte er zu dem verschlossenen Gefäß hinüber, hielt sich den pochenden Schädel, hörte noch immer das Klopfen ...
    Lukar erstarrte in der Bewegung. Krach. Polter. Krach. Immer wieder Schläge gegen Holz. Kratzende, wütende Schläge. Die Hand des Händlers verkrampfte sich an der vor Frauengold noch immer hämmernden Stirn. Hastig blickte er sich um. Schlafende Gestalten überall. Klausewitz auf seinem Bett, Franz in einer kuscheligen Ecke, Radzinsky im Sessel versunken und beim Scharchen vor und zurück schwankend. Und im Hintergrund das Krachen und Poltern ... Lukar hastete zum Ausgang der Wohnhöhle und hörte jetzt sehr deutlich, dass der Krach von der Tür kam. Und zwischen den Schlägen gegen das knarzende Holz glaubte er ein bekanntes Schnauben zu hören.

    Lukar war zackig wieder in der Wohnhöhle, zog das dickste Buch aus dem Regal das er auf die schnelle finden konnte und lies es auf den Boden fallen. Lauter als das ferne Hämmern knallte der Einband auf den Boden, Staub wirbelte auf, der Sclag peitschte durch die Wohnhöhle. Klausewitz richtete sich Kerzengrade in seinem Bett auf, Franz Fluchte ...

    "Guten Morgen, Herrschaften. Wir haben ein Problem." Grummelte Lukar, schob das Buch zurück ins Regal und deutete zum Höhlenausgang, wo die Geräusche nun sehr deutlich zu vernehmen waren.

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    Lehrling Avatar von Die Schurken
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    Die Schurken ist offline

    In der Höhle des Klaus von Klausewitz

    Es war der Morgen nach einer durchzechten Nacht, oder vielleicht war es auch schon Mittag, so genau konnte das Franz nicht mehr sagen. Sein Schädel brummte einfach von zu viel Frauengold, das er sich am vorherigen Tag hinter die Binde gekippt hatte.
    Es kam ihm sogar so vor, als wäre das Pochen in seinem Kopf so stark, als müsste es von außerhalb des eben erwähnten kommen. Wieder und wieder schallte es in seinem Kopf, als versuchte man mit Gewalt gegen eine Holzwand zu schlagen.

    Irgendwie erinnerte das den Ganoven an die Zeit, in seiner Jugend, als sie einen Nachbarn gehabt hatten, dessen Haus marode geworden war und der gefühlt Tag und nach gehämmert hatte, um dieses wieder zu reparieren.
    Irgendwann war dann ein Fremder vorbeigekommen und hatte dem Mann, Fellan hieß er womöglich, so richtig volles Pfund aufs Maul gegeben und den Hammer weggenommen. Das hätte dem Schurken als Kind auch fast Leid getan, wenn sich nicht unmittelbar danach erneut eine große Ruhe und deutlich verbesserte Schlafbedingungen eingestellt hatten. Kurze Zeit war der Nachbar dann weggezogen und dann Haus eingestürzt - "...jede Tat hatte seine Konsequenzen...", ging es Franz durch den Kopf, wurde dabei jedoch von einem kratzenden Sägen unterbrochen.

    Fast unbewusst drehte die Wanz' den brummenden Schädel in Richtung Radzinskys, der schnarchend in seinem Sessel versunken war. Angestrengt die Augen zusammenkneifend, versuchte er sich zu vergewissern, dass dieses Holz-zerschmetternde Sägewerk den Lungen des Verrückten entsprang. "Wie in aller Welt... was ist falsch mit ihm...hätte nicht gedacht, dass Menschen überhaupt zu solchen Geräuschen fähig sind.", grummelte der Verbrecher vor sich hin, bevor er vorsichtig versuchte im Dämmerlicht der schummrig beleuchteten Höhle Lukar zu entdecken.

    Dieser stand an einem Regal und brüllte ohne Vorwarnung - vielleicht war es aber auch nur der dröhnende Schädel, der es so wirken ließ - durch die Höhle und riss den lädierte Ganoven aus dem letzten Rest des ihn sanft umklammernden Dämmerschlafes heraus und hohlte ihn unvermittelt in die schreckliche Wirklichkeit zurück. Das Hämmer kam nicht von seinem schmerzenden Schädel und das Sägen und Kratzen nicht aus Radzinskys Lunge, sondern aus der Richtung des Höhleneingangs und was da lauerte, wussten die Gefährten nur zu gut.

    Es war gewesen wie so häufig im Leben, wenn man ein Problem weiter aufschob, dann wuchs es immer weiter heran, bis man es nicht mehr umgehen konnte. Prokrastination war ein schönes Verhalten, wenn man sich an das Sprichwort hielt: "Es gibt kein Problem, das man nicht lange genug aufschieben konnte, um es zum Problem von jemand anderen zu machen."

    In diesem Falle war es aber so, dass das Problem der anderen eine gänzlich andere Gestalt hatte, nämlich die, sich um die sterblichen Überreste der Gefährten zu kümmern, wenn diese vom Bären verschlungen worden wären. "Wir könnten uns zwar noch vortrefflich über die wundersame Transmutation von Problemen, wenn sie von einer Person auf eine andere übergingen, streiten, aber wir müssen jetzt erstmal mit dem Bären fertig werden.", meinte die Wanz' ganz unvermittelt mehr zu sich selbst als zu seinen Begleitern und ohne sie an seinen vorherigen Gedankengängen zur Prokrastination teilhaben zu lassen.

    "Manchmal hasse ich mein Leben, aber lieber ein beschissenes Leben, als ein beschissener Tod", fluchte Franz und stapfte zu dem stinkenden Faß, das mittlerweile in einer Kuhle in der Nähe des Höhlenausgangs platziert worden war. Noch voller Tatendrang, riss er den Deckel ab und spürte wie ihm eine volle Welle des Gestanks entgegen sprang. Der Schurke wusste nicht, ob das physisch möglich war, aber es fühlte sich so an, als würden ihm förmlich die Augenbrauen von der Geruchswolke weggeätzt werden.

    Den Brechreiz unterdrückend, riss er sein Taschentuch entzwei und stopfte es sich jeweils so tief er konnte in je ein Nasenloch. Es half, aber nur sehr wenig, der Geruch brachte ihn völlig um den Verstand - und zwar nicht auf die gute Art und Weise. Sein Hemd hatte seit der ersten Begegnung mit dem Bären ja keine Ärmel mehr und so tauchte er seine Arme tief in ekelhafte Tinktur, nachdem er zuvor kurz den Atem angehalten hatte. Torkelnd und nahezu paralyisiert von den widerwärtigen Gerüchen, kämpfte er sich tapfer zur mittlerweile deutlich in Mitleidenschaft gezogenenen Höhleneingangswand vor. "Kommt helft mir, wir müssen den Bärenabwehr Matsch verteilen - auf dass er den Jägern vor der Taverne oder von Schwarzwasser in die Quere kommt. Für das Tier mit seinen feinen Sinnen, muss es noch viel schlimmer sein als für uns."

    Hyperius

  8. Beiträge anzeigen #88
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Höhle des Klaus von Klausewitz

    Als kleiner Junge hatte Radzinsky liebend gern in seinem Baumhaus gespielt. In ausreichend Abstand vor den tadelnden Pranken seiner Mutter und fernab von anderen Kindern, vor denen er mit seinem Eigenheim prahlte, sie aber nie zu sich einlud. Mehr als einmal war sein schönes Baumhaus den Streichen der Nachbarn zum Opfer gefallen, war mit Steinen beworfen oder abgesägt worden. Doch davon hatte sich der werdende Erfinder nie kleinkriegen lassen. Nein, vielmehr war er daran gewachsen und hatte immer wieder ein neues, stabileres und größeres Baumhaus gebaut. Geschützt mit spitzen Ästen und Dornenzweigen. Und er hielt oben auf dem höchsten tragfähigen Ast Wache.

    Das Hämmern an seiner Bretterbude begleitete ihn auch in seinen Träumen, es weckte ihn nicht auf, im Gegenteil. Durch sein Schnarchen spiegelte sich die Arbeit wider, die er in seiner Traumwelt vollführte. Heute hatte er mal wieder besonders viele Stellen zu flicken. Und da war noch mehr!
    Vor seinem Baumhaus tauchte plötzlich eine kindliche Version von Lukar auf, der zwar die Statur eines Neunjährigen, doch die Falten und Glatze des Alten hatte. Der Traum entwickelte sich allmählich zu einem Albtraum.

    "Lass mich auf dein Baumhaus oder ich räuchere es aus!", rief der kindliche Lukar und zauberte eine riesige Pfeife hervor.

    "Du darfst noch gar nicht rauchen, das ist nur was für Erwachsene!", schimpfte Radzinsky.

    "Du bist so ein Spießer", vernahm er ein Spotten von der anderen Seite des Baumes. Da standen Franz und Martha. Seine Jugendfreundin Martha!

    "Deswegen hast du auch keine Freundin!", pöbelte Franz weiter und dann knutschten und fummelten die beiden wild herum.

    "Lass sie zufrieden, du Charmebolzen!", schimpfte Radzinsky, ihm wurde aber nur eine unflätige Geste entgegengebracht. Und dann wurde es ganz verrückt, denn Lukar begann zu rauchen, doch das Zeug, das er sich in die Pfeife stopfte, war kein Tabak, sondern eine Mischung aus altem Käse und faulen Eiern. Das stank so penetrant, dass es ihn von seinem Baumhaus fegte - wie eine stinkende Windfaust.

    Als er schweißgebadet erwachte, fand er sich in der Höhle des Klausewitz wieder. Der alte Alchemist wünschte ihm als Erster einen guten Morgen, hatte aber keinen Tee anzubieten. Lukar und Franz waren auch da, von Martha war jedoch keine Spur zu sehen. Seine beiden Weggefährten machten sich gerade an der widerlichen Bärenabwehr-Mixtur zu schaffen. Radzinsky sprang aus seinem Stuhl auf und stiefelte zu Lukar hinüber.

    "Das wirst du nicht rauchen, verstanden?! Und du!", sein erhobener Finger wanderte weiter zu Franz, "Lass gefälligst Martha zufrieden, kapiert?"

    Die anderen machten ihm alsbald jedoch klar, dass sein Traum zu Ende war und er lieber mal nachsehen sollte, ob der Bär noch vor der Tür lauerte. Das Klopfen hatte nämlich nachgelassen, aber Bären waren verdammt clever. Vielleicht wollte er seine Opfer einfach nur aus der Höhle herauslocken.

    "Am besten verteilen wir ein bisschen davon hier drin und machen dann vorsichtig die Tür auf, damit es auch hinausziehen kann. Wer zuletzt den Finger an der Nase hat, macht sie auf. Ich nicht!"

    Seine Hand war blitzschnell an der Nase, das hatte niemand von den anderen kommen sehen. Ein bisschen fühlte er sich noch immer in der Rolle des kleinen frechen Radzinsky auf dem Baumhaus.

  9. Beiträge anzeigen #89
    Veteran Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Kiyan ist offline

    Vor der Höhle des Von Klausewitz

    Nach einigem Hin und Her hatten sich die drei Schützen darauf geeinigt, dass der Bär am besten dadurch vertrieben oder gejagt werden konnte, wenn er sich der menschlichen Überlegenheit in Form reiner zahlenmäßiger Stärke konfrontiert sah. Also hatte Kiyan die Aufgabe bekommen, seinen Hintern schnellstmöglich in die Gespaltene Jungfrau zu bewegen und dort wie ein Wahnsinniger Leute um sich zu scharen, die gewillt waren, auf Bärenhatz zu gehen. Und das war leichter gesagt als getan. Ein Großteil der Jäger, Holzfäller, Bauern und Fischer bedeckte ihn mit Flüchen und Beleidigungen, ehe er auf einige hart aussehende Leute traf, die regelmäßig in der wilden Gegend um den Eberstein unterwegs waren, Waldleute, die kein Problem damit hatten, mal auf Wildschweinjagd zu gehen und auch einem Bären – natürlich mit entsprechendem Werkzeug – auf den Pelz zu rücken. Also wurde standesgemäß eine Runde Schnaps geordert, an der sich Kiyan leider beteiligen musste, um sich der Unterstützung der Männer sicher zu sein. Manche der Waldleute hatten natürlich zuvor schon ordentlich dem Bier und Schnaps zugesprochen, was dazu führte, dass ein Anteil der Truppe, die Kiyan nun folgte, Mühe hatte, dem Weg zu folgen. Manche stützten sich auch schon gefährlich unsicher auf ihre Waffen, zumeist Speere und Spieße.
    „Wollt ihr keine Bögen mitnehmen?“, hatte Kiyan gefragt und vom Ältesten der Truppe nur ein abfälliges Schnauben geerntet.
    „Bögen?“, hatte er ausgespuckt, „Wir reden von einem Braunbären, Junge! Was willst du da mit Bögen? Der hat einen dicken Pelz und darunter ebenfalls dicke Haut, da musst du schon Pfeile für eine ganze Hundertschaft abfeuern, damit das Biest abnippelt!“
    So hatten die Waldleute gelacht, ihre Waffen fester gepackt und waren voran gestürmt, bis sie auf Kjarl und Tobias gestoßen waren.
    „Kein Honig“, begann Kiyan, „Murdra ist geiziger als ein morasulischer Krämer und grausamer als ein bakaresher Assassine! Lass die Kerle verrecken, hat sie gesagt, wer in eine Bärenhöhle stürmt hat als Lektion den Tod verdient.“ Der Gortharer schüttelte den Kopf, erbost und leicht angetrunken.
    Das Biest nannte immer noch den Platz vor der bebauten Höhle sein Eigen. Fragend blickte Kiyan sich um.
    „Nun? Auf ihn mit Gebrüll? Sollen wir warten, bis die Leute in der Höhle die Initiative ergreifen?“

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Höhle des Klaus von Klausewitz

    Ausgerechnet Franz die Wanz, der sie, zu Beginn ihres lebhaften Abenteuers mit noch ausstehendem Happy Ending, als Geiseln mitgeschleift hatte, bewies mal wieder seinen Mut und Tatendrang. Mut war auch wirklich nötig, denn der Gestank des Bärenschrecks stach in die Nase, verbrannte die Schleimhäute, bohrte sich ins Hirn. Und als sie, mit edlen Lappen und Tüchern bewaffnet, die im Inventar eines Klausewitz natürlich nicht fehlen durften, ans stinkige Werk gingen, hatte wohl jeder mit seiner feinen Nase zu Kämpfen. Mit spitzen Fingern und angestrengt durch den Mund atmend tunkte Lukar immer wieder das zuvor noch weiße Tüchlein in die ätzende Brühe und verteilte glitschige Spuren der Substanz an den Balken und Streben der Tür. Ihm schloss sich Klausewitz an, der als einziger mit gefasster Miene und ohne unterdrückten Brechreiz sein Werk tat. Lukar vermutete, dass allerhand illegale Experimente die Nase des Alchemisten längst abgetötet hatten.

    Das Kratzen und Knarzen an der Tür hatte nachgelassen. So taten sich die Gefährten mit einer letzten Kraftanstrengung zusammen, schoben das Fass noch näher an die Tür hinüber, so das es genau in der Mitte des Ganges stehen blieb. Klausewitz befeuchtete noch einmal akribisch einige Stellen am Holz, dann packten die Männer zu und hoben, ächzend um Luft ringend, den Querbalken aus der Halterung und stießen die Tür auf. Licht fiel grell blendend in den Gang, so das sie zurückwankten und die Arme hochrissen. Frische Luft ströhmte ihnen entgegen, und ihre eigene Waffe wandte sich gegen sie: Der Gestank wurde vom frischen Wind mitgetragen und ihnen direkt ins Gesicht geweht.

    "Beliar! Beliar! Das ist ... waaargh!" Lukar konnte nicht mehr an sich halten, hustete angestrengt, spürte ein warmes Gefühl in seiner Magengegend aufsteigen. Mit letzter Kraft warf er den mittlerweile völlig verfärbten Lappen mit dem Bärenschreck ins Freie und stürmte dann ins Innere der Höhle, wo er zitternd auf die Knie brach und die Hand vor den Mund hielt. Seinem unehrenhaften Rückzug folgten bald seine Verbündeten. Die einen verscheucht durch den Gestank, die anderen durch die drohende Präsenz des Bären. Erst nachdem sich ihre Innereien etwas beruhigt hatten und als der Wind sich drehte, wagten sie verstohlene Blicke hinüber zum Tageslicht.

    Längst trug die Luft den Bärenschreck mit sich, verbreitete einen stinkenden Brodem in der Landschaft. Als sei der Pesthauch persönlich aus Beliars Reich aufgestiegen, um die Insel Argaan heinzusuchen.

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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Meister Petz machte immer noch Probleme, doch hatten sie mittlerweile Verstärkung erhalten. Ob die Männer wirklich etwas taugte, konnte Kjarl nicht sagen, allerdings sollte allein ihre Anzahl ausreichen, um den pelzigen Gauner zu vertreiben. Es war sowieso schon ungewöhnlich, dass der Bär so lange an seiner versperrten Beute festgehalten hatte.

    "Wir bilden eine Reihe und machen Lärm. Das sollte das Biest vertreiben. Kein unnötiges Risiko eingehen." Nach dieser kurzen Anweisung machten sich die Männer bereit, doch plötzlich regte sich auch etwas an der Höhlentür. Laut knarzend öffnete sich der Verschlag und ein alter Fetzen flog hervor. Kjarl wunderte sich, warum der plötzliche Ausbruchsversuch? Und wie reagierte der Bär? Meister Petz stutzte, witterte dann und setzte sich plötzlich in Bewegung. Schniefend warf er den Kopf hin und her und trottelte von der Höhle weg. Die Männer bestaunten das Schauspiel und fragten sich, was da gerade passiert war. Doch diese Frage wurde schneller beantwortet, als ihnen lieb war. Ein furchtbarer Gestank machte sich plötzlich breit. Die tapferen Recken, die zur Hilfe gerufen worden waren, murrten und schimpften und suchten schnell das Weite. Kjarl und seine Begleiter zogen sich vorerst wieder ins Gebüsch zurück und legten sich flach auf den Boden, wo der Gestank nicht ganz so unerträglich war. Kjarl fand im Gebüsch ein Exemplar der Argaanischen Minze und zerrieb die Blätter. Das half nicht viel, doch wenigstens war der Gestank so einigermaßen erträglich.

    Langsam wurde die Luft wieder besser und Kjarl richtete sich leicht auf und lugte in Richtung der Höhle. "Jetzt wüsste ich ja doch gern, wer sich da versteckt hält."

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    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Zwischen Stewark und Silbersee

    Nachdem die stinkende Brühe vor der Höhle verteilt worden war, hatten sich die vier Männer wieder tiefer in die Höhle zurückgezogen, um die Reaktion des Bären abzuwarten, aber vor allem, um sich selbst vor den unerträglichen Dämpfen zu schützen, die durchaus so scharf waren, dass sie einen Würgereiz auslösten. Leider hatten Höhlen die unangenehme Eigenschaft, die durchdringende Luft zu kanalisieren, sofern es denn mehr als ein Luftloch gab. Das war durchaus der Fall, denn Klausewitz war so klug gewesen und hatte über der Feuerstelle ein Loch durch die Decke gebohrt, damit der Rauch abziehen konnte. Doch jetzt sorgte die Ventilation dafür, dass sich auch der Gestank von außerhalb binnen von Herzschlägen in der gesamten Höhle ausbreitete. Hier konnten sie nicht mehr lange bleiben.

    "Meine Herren", wandte sich Radzinsky an die anderen und hielt sich dabei mit einer Hand die Nase zu, während er in der anderen schon sein ganzes Gepäck geschnürt hatte, "Es war mir eine Ehre, mit Euch gemeinsam experimentiert zu haben. Nun lasst uns sehen, ob unser Gebräu seine Wirkung entfalten konnte oder wir als Bärenfutter enden."

    Radzinsky stürzte als Erster erneut in Richtung Ausgang, da er einen schnellen Tod durch eine Bärenpranke erträglicher fand als langsam den stinkenden Dämpfen zu erliegen. Das Sonnenlicht blendete ihn derart, dass er gar nicht sehen konnte, wohin er lief. Er folgte einfach seiner Nase - dahin, wo die Luft besser war. Und als er schließlich unter einem schattigen Baum stand und die frische Brise der Küste roch, kam er nicht umhin, laut zu lachen. Er hatte es geschafft! Und von Meister Petz war keine Spur mehr zu sehen.

    "Und wieder einmal triumphiert die Wissenschaft gegen die Natur!", tönte Radzinsky mit weit ausgestreckten Armen.

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    Lehrling Avatar von Die Schurken
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    Die Schurken ist offline

    Zwischen Stewark und dem Silbersee

    Dem Ganoven standen noch immer Tränen in den Augen von dem beißenden Geruch, den der Bärenschreck auf allem hinterlassen hatte, was mit ihm in Berührung gekommen war. Seine Kleidung konnte Franz wegwerfen, da war er sich sicher, aber mit dem ganzen Gold, was Klaus von Klausewitz hatte springen lassen, wäre das sicher machbar. Doch nun hatten sich die Gefährten von der Höhle des Alchemisten entfernt. Dieser hatte dem Schurken noch einen kleinen Sack Proviant mitgegeben, war dann aber in der Höhle zurückgeblieben, um die Dinge für einen potenziellen Umzug nach Stewark in der nahen Zukunft vorzubereiten. "Passt auf euch auf, Klaus. In ein paar Wochen komme ich wieder, um euch zu holen", hatte die Wanz' ihm noch zugerufen, bevor sich die Gefährten auf den Weg gemacht hatten.

    So ganz hatte das natürlich nicht gestimmt, Radzinsky war ohnehin schon vorweg gelaufen, Lukar planerisch wie er veranlagt war, hatte seine eigenen Vorbereitungen getroffen und dann waren die drei Menschen und Rumpel nach Norden aufgebrochen. So wollten sie sowohl eventuelle Fragen von Jägern oder Wilderern aus der gespaltenen Jungfrau umgehen, als auch durch eine Route, die sich eng an den Silbersee anschmiegte weitere Begegnungen mit den Wildtieren vermeiden und zugleich, so lange es eben möglich war auf den frisch-glitzernden, wohlschmeckenden und klaren Lebenssaft des Silbersees zugreifen zu können. Mittlerweile hatte sich der Schurke auch so gut es eben ging mehrfach gewaschen, ganz los geworden, war er den Geruch aber immer noch nicht.

    In seinem Kopf hörte er schon die anderen Verbrecher spotten und johlen "Franz die Wanz'? Das ist nicht lache, wohl eher Stinkwanz und Mummenschanz". Dies war ihm aber egal, er hatte aktuell genug Gold und seine einstigen Geiseln hatten sich als wirre aber verlässliche Gefährten entpuppt, auf die er bauen konnte. Der Bär und das Frauengold hatte sie zusammenschweißt. Vielleicht nicht das Feuer des Kampfes, was ein episches Schwert schuf, sondern eher die Glut des Wahnsinns, die einen unförmigen Ring geschaffen hatte, der zwar nicht schon aussah, aber ein stabiles Band zwischen den Gefährten schmiedete. Ob dieser die Zeichen der Zeit überstünde, stand auf einem anderen Blatt, aber zumindest bisher schritt die Reise ereignislos und unproblematisch voran.

    "Hier ein bisschen Brot und Käse, nehmt es euch gerne selbst aus dem Beutel, ich will es nicht mit meiner Hand beschmutzen, die noch immer nicht ganz stinkfrei ist", verkündete Franz, als sie eine kleine Pause machte und er den Beutel auf den Boden stellte. Über das Ufer hinausblickend, sah er den Silbersee, die Burg Lord Gawaans, einzelne Hütten und Zelte und die kleine Insel in der Mitte des Sees. So ganz genau wusste er noch nicht, welchen Plan er als nächstes aushecken würde, wenn er in Stewark war, aber zumindest die Suche nach einer Unterkunft für den Herrn von Klausewitz, würde für den Anfang reichen, zumindest so lange bis er in sein nächstes großes Geschäft hinein schlidderte.

    Hyperius

  14. Beiträge anzeigen #94
    Veteran Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Vor der Höhle des Von Klausewitz

    Die ganze Chose um den Bären war letzten Endes doch schneller vorbei gewesen als gedacht. Vor allem auch unblutiger. Wie Ölgötzen standen die Jagdleute sowie das Schützentrio nahe der Höhle und versuchten noch zu verstehen, was gerade geschehen war. Drei Gestalten waren – eingerieben mit etwas, dass sogar bis zu den Jägern verflucht streng roch – aus der Höhle gekommen, worauf der Bär mit der denkbar untypischsten Reaktion geantwortet hatte: Flucht.
    „Äh, also …“, Kiyan räusperte sich, „… unerwartet.“
    Brummend stimmten die Jäger zu und nickten. In der Gruppe hüstelte jemand, irgendwer scharrte mit den Stiefeln im Dreck. Kjarl fragte, was sich dort in der Höhle verborgen hielt, eine berechtigte und gute Frage, denn auch der Gortharer wunderte sich, dass drei derart stinkende Gesellen dort herausgekommen waren.
    „Nichts was uns interessiert!“, fuhr der Älteste der Waldleute dazwischen, „Verdammte verschwendete Zeit war das!“ Böse funkelte er Kiyan an, denjenigen, der sie alle versammelt hatte. „So wie das Biest gelaufen ist, wird der sich in seine Höhle verziehen. Wir gehen dem Bären nach!“
    „Aber …“, setzte Kiyan an, wurde aber von einer unwirschen Handbewegung unterbrochen.
    „Halt den Rand! Wir gehen los, ihr nicht. Ende der Diskussion, außer ihr wollt Ärger haben.“
    Einen Moment funkelte Kiyan ihn an, überlegte wirklich, dem Waldbewohner die Faust auf die Nase zu dreschen, entschied sich dann aber dagegen. „Macht was ihr wollt.“, schloss er schulterzuckend. Kjarl, Tobias und er bewegten sich in Richtung der Höhle. Fröhlich pfeifend kam dort ein Mann heraus, ein Gelehrter scheinbar, rief kurz überrascht aus und verschwand im Unterholz.
    „Äh …“, Kiyan rieb sich das Kinn, „Gehen wir rein und schauen, was es dort gibt? Dem Gestank zum Trotz? Fraglich, ob's dort was Interessantes gibt.“

  15. Beiträge anzeigen #95
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Zwischen Stewark und Silbersee

    Sie waren schon eine Weile unterwegs und allmählich hatte sich die Aufregung um den Bären gelegt. Nicht zuletzt auch, weil sie den lästigen Gestank des Bärenschrecks inzwischen so gut es eben ging aus ihren Klamotten herausgewaschen hatten. So galt das typische "aus den Augen, aus dem Sinn" und für Radzinsky bedeutete dies, dass er sich wieder Gedanken über seine Zukunft machen konnte. Die fünfzig Goldmünzen von Klaus wogen schwer in seinem Proviantsack und er fürchtete bei jedem Schritt, dass das laute Klappern die Aufmerksamkeit einer Gruppe von Banditen auf sie ziehen konnte. Er fühlte sich wie ein Juwel auf dem Präsentierteller.

    Sein Blick wanderte zu Franz, dem Draufgänger. Das entging der aufmerksamen Wanz nicht. Er schien einen wachsamen Blick für die Umgebung zu haben, vielleicht auch für Radzinsky. Befürchtete er etwa, dass der Genius erneut vom Weg abkommen und einen Bären anlocken könnte? Oder war es eine antrainierte Vorsicht, die einem in der Wildnis schlicht das Überleben sicherte.

    "Ist was?", zischte Radzinsky empört, als Franz' Blick einen Moment zu lange auf ihm lag. Dann drehte der Erfinder den Spieß, der nur in seinen Gedanken existierte, einfach um.
    "Bleibt besser auf den Wegen", grunzte Radzinsky schlau, "Wir wollen doch nicht noch einmal in so einen Schlamassel geraten."

    Dann stapfte er mit gespielter Empörung zu Lukar herüber. Der Alte hatte sich seelenruhig seine Pfeife angezündet. Er schien völlig abgebrüht zu sein, als kenne er keine Gefahr. Oder war das nur seine Fassade? Radzinsky wusste, dass man auch ihn aus der Reserve locken konnte, aber es gehörte schon viel dazu.
    'Nanu?', Radzinsky erkannte, dass Lukars rechte Hand am Knauf des Schwertes lag, das Franz ihm vermacht hatte. Unauffällig, aber anscheinend völlig routiniert. Der Erfinder knirschte mit den Zähnen. Wieso hatte die Wanz ihm eine Waffe gegeben, aber Radzinsky nicht? Lag es an seiner sozialen Stellung, seinem Auftreten oder womöglich sogar an... Sympathie? Oder hatten sie schlicht Angst, einem "Irren" eine Waffe in die Hand zu drücken. Aber - und das fiel ihm gerade erst ein - so ganz unbewaffnet war er gar nicht. Doch das hatte Radzinsky in der ganzen Aufregung völlig vergessen. Nun war es an der Zeit für Ehrlichkeit, für eine Offenbarung.

    "Ich habe Euch etwas verheimlicht, Lukar", sagte Radzinsky ganz offen und griff in die tiefe Tasche seines Mantels. Daraus kramte er eine Klinge hervor, einen Dolch, um genau zu sein.

    "Das ist doch Eurer, oder? Ich habe ihn bei Euch am Strand gefunden, als Ihr... na ja. War eine Vorsichtsmaßnahme, ich wusste ja nicht, ob Ihr ihn mir nicht gleich auf die Kehle drückt. Da Ihr davon bislang abgesehen habt, könnt Ihr ihn genauso gut wiederhaben. Hier."

  16. Beiträge anzeigen #96
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Zwischen Stewark und Silbersee

    Lukar paffte an seiner alten Holzpfeife und war zufrieden mit sich und der Welt. Schon lange hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt. Jahre ware vergangen, in denen er gegen ein Geschwür in seinen Eingeweiden und dabei bohrenden Schmerz gekämpft hatte. Jahre in denen er zwischen Angst, Wut und Resignation hin und her gepengelt war, bis die Beschwerden durch den fast suchthaften Konsum von Heiltränken allmählich abgeklungen waren. Die Tränke der Wassermagier hatten seinen Arsch gerettet, aber das Geschwür nur zurückgedrängt. Nicht vollständig geheilt, aber dennoch am leben, war Lukar bis vor wenigen Tagen im Grunde vor sich hinwegitiert. Er war den Gedanken nicht mehr gewöhnt gewesen, in die Welt hinauszuziehen. Die Luft des Waldes durch sein Gesicht streichen zu fühlen. Den Nervenkitzel, wenn die Natur sich im ewigen Kampf zwischen Mensch und Monster aufbäumte. Er hatte diese Mischung aus Anspannung und Freude völlig verdrängt - bis zum Treffen mit Radzinsky und Franz.

    Ja, Lukar war zum ersten Mal seit Jahren rundum zufrieden. Da war das überlebte Abenteuer mit den ungleichen Gefährten, der Kontakt zum spendablen Alchemisten Klausewitz, die Tatsache das sie den Bären los geworden waren, die Goldmünzen die in seinem Beutel hin und her klimperten ... vorallem aber war Lukar so guter Dinge, weil sie den Gestank des Bärenschreck endlich hinter sich gelassen hatten. Zwar klebte an jedem von ihnen eine fast schon greifbare Duftwolke, die jede freundliche Schankmaid und wohl auch alle anderen menschlichen Wesen auf eine Meile Entfernung verscheucht hätte, aber der Gruppe kam das nur noch wie eine blase Erinnerung an den Gestank vor.

    Selbst an den Rationen die Franz ihnen ausgeteilt hatte klebte der Dunst, aber Lukar war ohnehin mit seiner Pfeife beschäftigt, hatte den nur unmerklich weniger stinkenden Käse in den ruinierten Klamotten verschwinden lassen und säumte ihren Weg mit den lustig geringelten Rauchwölkchen, die Lukar ab und zu so in den Wind blies, dass sie zu seinen Gefährten hinüber schwebten,so dass diese dem Dunst ausweichen musste. Über dieses kindische Verhalten musste er selbst grinsen und ein eben solches Grinsen stand ihm noch auf den Lippen, als unvermittelt Radzinsky etwas zu Franz hinüberzischelte und dann eilig nach vorne trat.

    Die hektischen Schritte des Erfinders, Sternendeuters und Philosophen regten in Lukar einen Instinkt, den er seiner Lehrerin Redsonja zu verdanken hatte. Fast beiläufig legte sich seine Hand an das Kurzschwert. Aber keinesfalls feindselig blickte er zu Radzinsky hinüber, nur die Augenbrauen fragend in die Höhe gezogen.

    "Wenn Ihr mich schon beim Vornamen nennt, Herr Radzinsky, könnt ihr auch beim Du bleiben. Wir sind hier nicht bei den Pfaffen und Korinerkackern der Königsgetreuen. Ansonsten, wenn ihr auf das Euchen besteht, bestehe ich auf Herr Durand, bitteschön." Feixte der Händler und war amüsiert über die Vorstellung, dass Radzinsky etwas vor ihm verheimlicht hatte. Lukar war gespannt, was es war. Dass Radzinsky Rumpel die Ratte doch nicht für ein lebendiges Wesen hielt, sondern alle Welt nur mit diesem Schauspiel zum Narren hielt? Allmählich traute er dem gewitzten Verstand des Erfinders solche Aktionen durchaus zu. wer einen Bären mit bloßer Logik und Willenskraft bezwingen konnte, war zu vielem fähig.

    Mit Lukars Grinsen war es dann doch vorbei als Radzinsky einen Dolch zückte. Nicht das Lukar einen Angriff befürchtete, nein, es war eher so, dass er diesen Dolch wiedererkannte. Der Händler zuckte zusammen als Radzinsky damit die Hand ausstreckte, doch seine Sorge war unbegründet. Die knochigen Finger Radzinskys hielten das Heft kräftig und fast professionell. Nicht wie ein Kämpfer aber wie jemand, der Respekt vor Messern hatte. Lukar atmete tief aus.

    "Vorsicht mit der Klinge. Dieser Dolch ist weder Zierrat, noch ein Mittel der höflichen Selbstverteidigung. In der schmalen Rille befindet sich eine Glasfassung, in der sich einige Tropfen Blutfliegengift befinden. Ich weis nicht, ob es meinen Schwimmausflug überstanden hat, aber ... vorsichtig damit."

    Dann hob Lukar abwehrend die Hände. "Wir sind zu dritt, Franz und Ich sind bereits bewaffnet. Aber unsere Aufmachung wirkt nach unserem Abenteuern doch reichlich ... angefressen, und das Gold klimpert nur all zu laut in unseren Taschen. Übermütige Strolche könnten denken, dass man uns nicht vermisst ... behalte den Dolch lieber. Wenn jeder von uns sich im Notfall verteidigen kann, sind wir am sichersten. Und mit mehr als einer Waffe zugleich kann auch ich nicht kämpfen."
    Geändert von Lukar (20.02.2022 um 20:36 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #97
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Zwischen Stewark und Silbersee

    Radzinsky hatte Lukar - Herrn Durand - gar nicht für so großzügig gehalten, dass er ihm diesen feinen Dolch einfach überließ. Der Kerl war doch ein Geschäftsmann, aber an diesem Geschäft verdiente er nichts außer ein größeres Vertrauen des Erfinders. Aber wenn er dachte, dass er sich Radzinskys Freundschaft so erschleichen konnte, dann war er schief gewickelt! Das hatten schon ganz andere versucht. Die verfluchte Katze zum Beispiel, wann immer sie ihm tote Vögel zum Sezieren durch das Kerkerfenster warf. Das war so ein Hohn, hatte Radzinsky damals doch gar kein Sezierbesteck besessen. Aber jetzt...

    Er begutachtete die Klinge mit einer neu gewonnenen Ehrfurcht. Die schmale Rille konnte er erkennen, doch die Glasfassung schien zerbrochen, das Gift war wohl ausgelaufen. Radzinsky griff noch einmal in seine Manteltasche und stülpte sie auf links. Feine Löcher waren im Stoff zu erkennen, da war ihm das restliche Gift wohl ausgelaufen. Und diese seltsamen roten Flecken an seiner Hüfte waren wohl doch nicht nur Brennnesselspuren. Er hatte sich eh gefragt, wann er wohl in Brennnesseln gelaufen war - zu dieser Jahreszeit blühten die doch gar nicht!

    "Der Tipp kommt etwas spät, aber das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben", bemerkte Radzinsky und spülte die Klinge in einem kleinen Bach sauber, um die letzten Reste des Giftes abzuwaschen. Er hatte keine Lust darauf, noch eine allergische Reaktion auf seinen Händen zu riskieren, das waren immerhin die wichtigsten Werkzeuge eines Handwerkers.

    "Das ist sehr großzügig von dir, Herr Durand, mir diese Klinge zu überlassen."

    Radzinsky hatte die Kritik an seiner Anrede zur Kenntnis genommen, wenngleich er sie nicht zur Gänze verstanden hatte. Vielleicht sprach Lukar in einer myrtanischen Mundart, die ihm nicht geläufig war. Für Radzinsky war es immer selbstverständlich, dass man ihn beim Nachnamen ansprach, daher wollte er mit Lukar jetzt auch so verfahren. Und das Du ging für ihn völlig in Ordnung.

    "Du investierst also in den Schutz unserer Gruppe, indem du mich bewaffnest, was?"

    Radzinsky zückte das Messer und stichelte damit wild in der Luft herum.

    "Scharade! Wer bin ich? Huh! Hah!"

    Ein paar imaginäre Gegner mussten daran glauben, als Radzinsky mit seiner ausgefeilten Messertechnik herumtrickste, die Klinge dann von einer Hand auf die andere wechselte und eine lässige Rückhand-Überraschungstechnik anwandte, bei der ihm das Messer aus der Hand fiel.

    "Diese Kombination endet mit einem tödlichen Messerwurf, o ja! Frag mal den Grashalm, den ich erwischt habe."

    Damit sollte Lukar klar sein, dass er hier nicht unbedingt in den Schutz der Gruppe investiert hatte. Er setzte sie eher einer weiteren Unberechenbarkeit des Genius aus.

  18. Beiträge anzeigen #98
    Veteran Avatar von Kiyan
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Südliche Baronie Stewark, Richtung Eberstein

    Wir haben etwas Wichtiges zu erledigen. Lass dich nicht umbringen, Kiyan.
    Das war die kurze Nachricht gewesen, die Kjarl und sein Gefährte bei Murdra für den Wanderer und angehenden Jäger hinterlassen hatten. Völlig überraschend war dies nicht gekommen, da er in den letzten Wochen meist sich selbst überlassen worden war. Vielleicht war es sein Handeln bei der Geschichte mit dem Bären gewesen, vielleicht auch etwas anderes. Der Gortharer wusste es nicht, akzeptierte es aber, da er eh nichts dran ändern konnte.
    So hatte Kiyan noch am gleichen Tag, als ihm Murdra morgens die Nachricht unverschämterweise im Gegenzug zu einer Zahlung von zwei Goldmünzen überbracht hatte, seine Sachen gepackt und sich entschlossen, in Richtung des Ebersteins zu ziehen, südlicher in der Baronie. In der letzten Zeit hatte er immer wieder mit Jägersleuten aus der Gegend zu tun gehabt und sie hatten immer wieder eine Einladung ausgesprochen. Für die eigenbrötlerischen Männer und Frauen von Argaan war es wahrscheinlich schön, Geschichten vom fernen Gorthar und der Welt zu hören. Und wenn Kiyan als Gegenleistung mehr über das Jagdhandwerk lernen konnte, warum nicht? Schließlich war das Dasein als Jäger eines, das ihn selbst absicherte.
    Erst auf dem Wege im Sonnenschein, morgendlichen Nebel und abendlicher Kühle, bemerkte er, dass er doch sein Bett in der Gemeinschaftsunterkunft der Gespaltenen Jungfrau vermisste.
    Pech gehabt, Junge. Ein Jäger muss nun mal im taunassen Gras schlafen können. Besser du gewöhnst dich früher als später daran.

  19. Beiträge anzeigen #99
    Kämpfer Avatar von Rudra
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    Die Orks im Forenrollenspiel
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    Die zartgliedrigen Blätter des Wiesenkrauts erzitterten unter dem Atem ihres Betrachters, dann fanden sie wieder zur Ruhe. Noch einmal durchfuhr sie der Hauch, und wieder, und wieder, bevor Rudra schlussendlich den Kopf hob. Sein Geist war dank der Magie der Schamanen unübertroffen – seine Augen waren es definitiv nicht.
    „Keine Fraßspuren bei den Fünfgliedrigen“, resümierte er in brummigem Gemurmel, „die Molerats fressen die dreigliedrige Unterart deutlich lieber.“
    Man mochte meinen, der ungewöhnliche Gelehrte sprach zu einem in den Schatten des nahen Holunderbusches kauernden Lehrling – doch der Einzige, der seinen Worten lauschte, war der Wind.
    „Ich wünschte, ich könnte einfach in diese verdammte Stadt spazieren und mir ein paar gute Glasgeräte herstellen lassen“, seufzte er in die Stille. „Dann könnte ich vielleicht lernen, die Pflanzen in ihrer Zusammensetzung zu untersuchen.“
    Er hielt verdutzt inne, streckte die Zunge heraus und lenkte sie weitestmöglich in alle Richtungen aus, bevor er noch einmal ansetzte.
    „Untersuchen. Untersuchen. Untersuchen...“
    Rudra schüttelte den Kopf. „Verdammte Reibelaute. Wie kriegen die Menschen denn diese Aussprache hin?“

    Wäre ein unbeteiligter Passant des Weges gekommen, ihm hätte sich ein ungewöhnlicher, vielleicht ein einzigartiger Anblick geboten. Da stand ein haarloser Ork, bekleidet mit einem schlichten ungefärbten Überwurf, wie ihn auch ein besonders ausladender Mensch hätte tragen können; er studierte die Natur in einer stoischen Gemütsruhe und unersättlichen Neugier, die den entrücktesten Forscher wie einen aufgescheuchten Jungen hätte wirken lassen. Bei alledem sprach er unentwegt über seine Gedankengänge und Erkenntnisse, ohne dass jemand in der Nähe war, der ihm hätte zuhören können. Doch seine Worte waren nicht die schweren, gutturalen Auswürfe des Orkischen, wie man vielleicht erwarten mochte – nein, er sprach fließend und akzentfrei in der Sprache der Menschen. Nun, beinahe akzentfrei, jedenfalls. Selbst nach Jahren der Übung hatte Rudra seine Muskulatur bei bestimmten Lauten immer noch nicht gut genug an die für einen Ork völlig andersartigen Klänge gewöhnt, um sie glaubhaft wie ein Mensch wiederzugeben.
    Wie ein Mensch, nicht wie ein Morra – im Laufe der Jahre war ihm dieser feine Unterschied wichtiger geworden, als er früher je hätte sein können. Die Orks waren ignorant, die Sprache der Menschen nicht viel weitverbreiteter zu lernen und lehren. Nicht, dass die Evidenz im umgekehrten Falle auch nur einen Deut besser ausgesehen hätte. Rudra jedenfalls genoss die geistige Herausforderung, seine Artikulation und Ausdrucksweise immer wieder auf die Probe zu stellen.

    Wie viel Zeit mochte nun schon vergangen sein, seit er der Gemeinschaft der Orks am Karrek entsagt und sich dem Leben des Naturstudiums als Eremit voll und ganz hingegeben hatte? Er konnte es nicht sagen, hatte der Zeit keine Beachtung geschenkt. In Wirklichkeit hatte er noch nie wirklich zu ihnen gehört, trotz der Verbindungen zu Synkka und Proya, trotz Aya und der Kinder, die er als die Seinen angenommen hatte, trotz der Bemühungen und der Kameradschaft Tat´ank`Kas. Doch damals hatte er noch nicht den Mut und Willen besessen, sich tatsächlich loszusagen.
    Die magische Tätowierung, nach einem schmerzhaften Ritual von Proya nun seinen gesamten Körper bedeckte, hatte all das geändert. Die Tinte, geschaffen aus hochpotenten magischen Ingredenzien, hatte seinen Geist verändert, sein Denkvermögen und geistigen Fähigkeiten auf ein Niveau gehoben, das Fluch und Segen zugleich war. Wie lange hatte er versucht, den niemals zu stillenden Hunger nach neuen Eindrücken, neuen Denkaufgaben, neuen Herausforderungen abzutöten, indem er seinen Verstand mit jeder nur erdenklichen Art von Drogen benebelte! Er hatte sich erniedrigt und in Schande gelebt, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten – doch irgendwann war die Quelle versiegt.
    Die Zeit danach hatte ihn beinahe Verstand und Leben gekostet. Im Fieberwahn hatte er sich auf der Suche nach geistiger Erleichterung über Berg und Tal geschleppt und Menschen mit wirren Ausrufen belästigt, wenn sie ihm über den Weg liefen. In seinem Kopf hatte sich auch nach dem Entzug der Drogen ein Druck aufgebaut, der ihn schleichend umzubringen drohte, wenn er dem Verlangen nach anspruchsvollem Denken keine Nahrung gab.
    Doch dann, eines Tages, hatte er einen Regenbogen gesehen über den Zinnen der Silberseeburg, während die orangefarbene Sonne weit im Westen Stewark in einen Kranz aus Flammen hüllte – und er fragte sich: „Woher kommt dieser Bogen aus Farbe und Licht?“ Und er stellte sich weitere Fragen: Woraus bestand dieser Bogen? Was war Licht, und sahen alle Wesen diese Farben gleich? War das, was er als grün empfand, für einen Anderen vielleicht blau?
    Von dort aus ergaben sich immer neue Fragen und Erkenntnisse aus der Beobachtung der Natur, und Rudra begriff, dass Baum und Tal, Berg und See, die ihn schon immer umgaben und lange nach seinem Tode noch hier sein würden – dass diese Dinge so ein perfektes, komplexes, geheimnisvoll faszinierendes Geflecht ausmachten, dass die Beobachtung der Natur und das Streben nach einem Funken von Erkenntnis über die Welt ihn für den Rest seines Lebens im Geiste beschäftigt halten würden. Nicht die Erkenntnisse über die Welt, an die Schamanen und Orkkrieger glaubten, oder etwa die roten, die blauen oder gar die dunkel gekleideten Zauberer der Menschen. Ja, selbst das Weltenkonstrukt des menschlichen Waldvolkes wollte er für seine Erkenntnis nicht gelten lassen, denn kein vermeintliches Vorwissen war über jeden Zweifel erhaben. Was war wirklich existent, und was nur Schein, nur Mär, nur bloße Phantasie? Er wusste, dass er nichts wissen konnte, außer dieses: weil er darüber nachdachte, sein Geist sich also mit seiner Existenz beschäftigte, musste er selbst existieren.

    Da solche Grundsatz-Debatten (nun, wenn man beim Selbstgespräch denn von einer Debatte sprechen konnte) jedoch keine Aussicht auf tatsächliche Erkenntnis hatten, hatte sich Rudras Streben davon emanzipiert und sich auf Empirie und die korrekte wissenschaftliche Methode konzentriert, wahres Wissen aus bloßer Beobachtung zu destillieren, ohne dabei Trugschlüsse zu ziehen. Zuweilen, das gab er zu, war der Stoff recht trocken. Doch der Lohn dafür war umso reiner und wertvoller.
    „Ach, Dreck...“
    Nun, beinahe so rein wie der Fladen Molerat-Dung, dessen leicht verkrustete, erkaltete Weichheit sich in diesem Moment in seine Zehenzwischenräume ausbreitete, als er unbedachterweise einen Schritt zurück tat. Nun, was sollte man schon erwarten, wenn man die Fressgewohnheiten der hiesigen Fauna untersuchte? Wo gefressen wurde, ward auch geschissen. Seinem in Exkrementen versunkenen Fuß nutzte diese Erkenntnis allerdings recht wenig.
    „Wo finde ich hier denn jetzt den nächsten Bach?“

  20. Beiträge anzeigen #100
    Kämpfer Avatar von Rudra
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Rudra ist offline

    Bluttal

    Man konnte nicht behaupten, dass der Kälteschock des winterlichen Bachwassers auf seiner Haut auch nur etwas annähernd Belebendes oder Erfrischendes an sich hatte. Ein Erlebnis dieser Art versetzte den Körper nur in eine angstvolle Starre, ein Warten auf den Tod – so wie auch Orkfrischlinge erstarrten und das Ende erwarteten, wenn man sie unter Wasser tauchte.
    Dennoch musste Rudra zugeben, dass es geradezu erhebend war, zu spüren, wie das Wasser all den verkrusteten Dreck und Gestank von seiner Haut spülte. Und dabei handelte es sich bei weitem nicht nur um den zertretenen Molerat-Fladen, den er mittlerweile seit mehreren Stunden schon an seinem Fuß durch die Landschaft des Bluttals schmierte. Es mochten bereits einige Wochen vergangen sein, seit er sich zum letzten Mal so ausgiebig gewaschen hatte – es schien ihm nicht wichtig genug, wenn er ohnehin nur einsam und allein durch die Wildnis streifte. Wer sollte sich schon an seinem Körpergeruch stören? Doch wenn er bedachte, wie gut er sich nun fühlte, da seine Haut wieder rein war, musste er der Körperpflege in zukünftigen Betrachtungen der körperlichen Bedürfnisse wohl mehr Beachtung schenken.
    „Zwei neue Themen für die Kontemplation: die Natur des Kälteschocks und das Bedürfnis der Körperpflege bei verschiedenen Lebewesen“, murmelte er zu sich selbst.

    Das Hemd und der Überwurf waren noch feucht, obwohl er sie gleich zu Beginn gereinigt und zum Trocknen in die Sonne gehängt hatte. Mit Mühe zwängte sich Rudra in den widerspenstigen, nassen Stoff und atmete einige Male tief durch, während er sich an die intensiver werdende Kälte auf seiner Haut gewöhnte.
    Er wollte gerade sein Proviant-Bündel aufheben, da hielt er inne. Hatte er da nicht gerade einen Schrei gehört?
    Statt nach dem Proviant griff seine Pranke nach der daneben liegenden Schleuder und dem Gürtel, an dem zwei Taschen voller Steine hingen. Den Rest ließ er, wo er war – er hatte seinem Schwert noch nie so sehr vertraut wie seiner Schleuder. Da war es wieder – kein Zweifel, den Bach hinab hatte eine Menschenfrau aufgequietscht. Rudra legte einen Stein in die Schleuder und bewegte sich zügig und behände, ganz der Späher, der er lange Zeit gewesen war, auf die Geräuschquelle zu.
    Nun hörte er auch tiefere Stimmen – ein Lachen, dreckig, nicht fröhlich. Eine zweite Stimme fiel in das Lachen ein, eine dritte rief etwas Unverständliches. Der Bach machte vor ihm eine Biegung um eine dornenbewachsene Böschung. Rudra sprang über den Bach und verbarg sich im Gestrüpp.

    „Komm schon, du kleines Miststück! Wehr dich doch nicht so, sonst tut es nur noch mehr weh! Haltet sie fest, Jungs!“
    Zwei der Menschenmänner hielten eine Menschenfrau an den Schultern und drückten sie am Ufer des Baches rücklings in den Schlamm, während der dritte ihre Beine festhielt und an ihren Beinkleidern riss.
    „Ihr verdammten Schweine!“ Die Stimme der Frau überschlug sich vor Panik. „Ihr seid -“
    „Halt’s Maul!“ Einer der beiden Komplizen drückte den Kopf der Frau in’s kalte Bachwasser. „Wir sind nicht hier, um dich labern zu hören!“
    Sie bäumte sich auf, aber sie konnte sich nicht gegen ihre Angreifer wehren. Ihre Arme griffen in’s Leere, die Füße glitten im kalten Schlamm ab.
    „Oh ja, das ist gut!“, rief der Anführer der drei Männer und nestelte sich an den Beinlingen herum. „Ich muss nur kurz -“
    Der Stein traf ihn mittig auf der Stirn und ließ ihn zusammensacken wie eine Holzpuppe. Rudra stürmte auf die verbliebenen Männer zu, die erschrocken die Frau losließen und davon stolperten. Rudra war bei einem der beiden, bevor er auch nur ganz auf den Beinen war, und rammte ihm die gewaltige, orkische Stirn gegen den zarten Menschenschädel. Etwas brach hörbar, der Mensch stürzte in den Bach, dessen Wasser sich den Bachlauf hinab rot färbte. Wimmernd kroch er aus dem Wasser und schleppte sich davon, seinem fliehenden Kameraden hinterher in den Wald hinein. Der Anführer der drei Männer regte sich nicht mehr.

    Rudra schenkte ihnen keine Beachtung. Diese Bestien waren hier nicht wichtig, nur ein Mensch war das an diesem Ort. Er wandte sich der Frau zu, die sich hustend und keuchend am Rande des Baches wand, an dem die Männer sich beinahe an ihr vergangen hatten. Ihr Gesicht war schlammverschmiert, die Haare hingen in dicken, schmutzigen Strähnen zum Boden herab. Als sie seiner gewahr wurde, riss sie die Augen auf und versuchte panisch, auf die Beine zu kommen, doch sie stürzte nur wieder kraftlos in den Dreck.
    Rudra kniete nieder, um weniger bedrohlich zu wirken. „Ruhig, ganz ruhig. Du bist in Sicherheit“, sagte er in ihrer Sprache. „Sie kommen nicht zurück.“
    Die Frau blickte ihn erneut an, erst starr vor Angst, dann fragend, überfordert mit dem, was geschah. Ihr Atem beruhigte sich – nur ein klein wenig. In die Panik ihrer Augen mischten sich Unglaube und Überraschung.
    „Ich tu‘ dir nichts, versprochen. Ich wusch mich weiter oben am Bach und hörte deine Schreie.“
    Die Augen der Frau schlossen sich, und ihre Anspannung brach in einem herzzerreißenden Schluchzen zusammen, in dem all die Erschöpfung herausbrach, die auf ihr lasten musste. Rudra ballte die Pranke zur Faust. Er hasste es, wenn die körperlich Starken sich an den Schwächeren vergingen, nur weil diese sich nicht wehren konnten. Die ganze verkommene orkische Gesellschaft war auf diesem Prinzip aufgebaut, und er war es leid. Er kannte es nur allzu gut, im Dreck zu liegen. Er wollte sie trösten, wollte ihr zeigen, dass sie nicht allein war. Doch ihm war klar, wie furchteinflößend seine Gestalt auf sie wirken musste, besonders in dieser Lage. Also ließ sie weinen und verharrte in einigem Abstand. Er wollte ihr nicht noch mehr Angst machen.

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