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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Yarik antwortete nicht sofort. Als ob der Himmel seinen Teil zu der düsteren Wendung, die ihr Gespräch zu nehmen im Begriff war, beitragen wollte, verstärkte sich der Regen. Kein Schauer, sondern ein unangenehmer, gleichmäßiger Landregen, der wahrscheinlich die nächsten Stunden anhalten würde und Yarik dazu veranlasste, ebenfalls die Kapuze seines Mantels hochzuschlagen.
    „Meine Familie“, sagte er schließlich und schien es zunächst dabei belassen zu wollen. Als er dann doch fortfuhr, war sein Tonfall nachdenklich.
    „Ich war nicht immer ein heruntergekommener Landstreicher, weißt du?“ Er lachte kurz, aber es war kein Humor in dem Lachen. „Ich hatte einen Hof drüben auf dem Festland, in Myrtana, eine Frau, mit der ich fast zwanzig Jahre lang verheiratet war, vier Kinder… Drei Söhne und eine Tochter. Lysbeth…“ Er sah kurz zu Arzu hinunter und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Ob es aber wirklich ihr galt oder eher doch der Erinnerung an seine Tochter, ließ sich nicht sagen. Er seufzte: „Sie wäre jetzt wohl in etwa so alt wie du.“
    Yarik schwieg eine Weile. Arzu sagte nichts und sie schritten nur wortlos durch den Regen. Die Stimmung war genauso düster wie die grauen Wolken am Himmel.
    „Und sie war genauso stur wie du!“, versuchte Yarik schließlich, die Laune wieder etwas aufzuhellen. Er musste tatsächlich ein wenig grinsen, wenn er daran dachte, wie Lysbeth hatte sein können, wenn es ihr darum ging, ihren Dickschädel durchzusetzen. Es war dann immer Aufgabe seiner Frau gewesen, die Grenzen zu ziehen – als Vater hatte er keine Chance gehabt, gegen seine Tochter zu bestehen…
    „Tja, aber… sie sind alle tot. Zwei meiner Söhne starben als Soldaten im Krieg, der dritte durch eine Krankheit. Meine Frau und meine Tochter, als Banditen unseren Hof angriffen. Ich habe natürlich versucht, uns zu verteidigen, aber ich habe… ich… habe versagt.“ Yarik holte tief Luft, um das beklemmende Gefühl, das sich um seinen Brustkorb legte, zu unterdrücken. Trotzdem war seine Stimme, als er fortfuhr, deutlich weniger fest, als er es sich gewünschte hätte. „Seither… bin ich unterwegs. Aber nicht… nicht allein. Auch wenn ich sie begraben habe, sie… Irgendwie haben sie diese Welt nie verlassen, und folgen mir. Warum genau, weiß ich nicht. Ich glaube, es ist, weil ich lebe, während sie tot sind. Es sollte andersherum sein, oder? Warum ist ein alter Mann am Leben, wenn vier Kinder unter der Erde sind? Ich würde sofort mit ihnen tauschen, wenn ich könnte. Aber das kann ich nicht. Also bleibt mir nur, einen Weg zu suchen, wie ich ihnen die Ruhe geben kann, die sie verdient haben. Das ist es, was Tote tun sollten, oder? Ruhen. In Frieden…“

  2. Beiträge anzeigen #182
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Es war das erste Mal, dass sich Arzu dem alten Mann verbunden fühlte. Nicht länger war er irgendein Kauz aus der Wildnis, sondern jemand mit einer belasteten Lebensgeschichte. Die Varanterin wusste nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte. So tat sie das, was am nächsten für sie lag; Empathie zeigen.
    »Deinen Wunsch kann ich nachvollziehen.«, sagte Arzu, während sie durch die verregnete Landschaft stapften. »Mein Vater starb vor einigen Jahren. Auch im Krieg.« Und vermutlich auf der anderen Seite als Yariks Söhne. Das blieb ungesagt.
    »Meine Mutter hat den Verlust nicht überwinden können. Sie war wie ausgewechselt und eines Tages, nicht mal ein Jahr nach dem Tod meines Vaters, starb sie auch.«
    Beide vermisste Arzu sehr, dennoch saß die Trauer um ihre Mutter nicht so tief wie die um ihren Vater. Sie erklärte es sich damit, dass die beiden nun in Beliars Obhut wieder vereint waren. Einer der Gründe, weshalb sie danach strebte, eine Schwarzmagierin zu werden. Um ihren Eltern näher zu sein.
    »Der Verlust allein ist bereits schlimm genug. Davon verfolgt und verzehrt zu werden, sollte niemandem widerfahren.«
    Arzu hielt inne.
    »Versprechen kann ich nichts, aber ich werde zumindest versuchen dir zu helfen, wenn wir den Tempel erreicht haben.«

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    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Yarik lauschte Arzus Erzählung und nickte langsam. Er fühlte sich fast ein wenig schuldig ob seines Selbstmitleids. Die Geschichte der jungen Frau rief ihm ins Gedächtnis, dass er nicht der Einzige war, der mit Verlust und Trauer umgehen musste.
    Immerhin wurde ihm jetzt auch ein wenig klarer, wieso Arzu ihr Heimatland verlassen hatte – es gab offenbar nichts mehr, was sie noch in Varant gehalten hätte, und so suchte sie jetzt auf Argaan nach einer neuen Bestimmung, einem Ziel im Leben.
    „Mein Beileid zu deinem Verlust“, sagte er schließlich, „Und danke, dass du mir helfen willst. Das weiß ich zu schätzen. Aber mach dir nicht zu viele Gedanken um mich… Ich komm‘ schon klar. Sieh lieber zu, dass du findest, wonach du selbst suchst. Du bist jung und hast dein ganzes Leben noch vor dir. Nutze es!“

    Der Weg machte eine Biegung und vor ihnen auf einem Hügel erhob sich ein etwas heruntergekommenes Holzhaus. Licht drang aus den Fenstern nach draußen, der Schornstein rauchte und versprach Wärme, Schutz vor dem Wetter und etwas Heißes zu Essen.
    „Da wären wir wohl“, sagte Yarik, „Die letzte Bastion der… ‚Zivilisation‘, oder so.“ Er sah zu Arzu und grinste schief. „Sieh zu, dass du nochmal ordentlich Schlaf bekommst. Die nächsten Nächte werden weniger bequem.“

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Ihr Aufenthalt in der gespaltenen Jungfrau blieb kurz. Ein deftiges Abendessen, eine Nacht in einem vernünftigen Bett und dann ein ausführliches Frühstück. Anschließend ging es direkt weiter gen Süden.
    Unweigerlich stellte sich Arzu während ihres Besuchs die Frage, wie das Wirtshaus in dieser Einöde überleben konnte. Stewark lag ein paar Tagesmärsche nördlich. Südlich befand sich hingegen nur Sumpfland und der Orkwald. Die Varanterin konnte sich nicht vorstellen, dass Orks in der Taverne ein und aus gingen. Wer waren also die Gäste, die das Etablissement über Wasser hielten? Wohl kaum nur Fischer und Holzfäller. Allerdings erinnerte sich die Varanterin daran, was Aniron ihr gesagt hatte. Ein Volk lebte in den Sümpfen. Letzten Endes war es auch egal.
    Yarik und Arzu folgten der Straße weiter nach Süden. Das Wetter hatte sich inzwischen zu ihren Gunsten gebessert und es hingen nur noch vereinzelt graue Wolken am Himmel. Westlich von ihnen erhob sich ein alter Wachturm an der Küste und Arzu schlug vor dort eine Pause einzulegen.
    »Wie stehst du eigentlich zu Orks?«, fragte die Varanterin, als der Landstreicher ein kleines Feuer vor dem Turm angefacht hatte. »Vor dem Sumpf müssen wir nämlich durch den Orkwald und ich weiß nicht, ob die uns friedlich gesinnt sind.«

  5. Beiträge anzeigen #185
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    “Orks? Also nach der Wirtin in diesem Gasthaus können mich Orks nicht mehr schrecken…“, grinste Yarik in einem ungewohnten Anflug von Humor, wurde aber rasch wieder ernst.
    „Ich hatte mit Orks bislang nicht viel zu tun. Ich weiß noch, wie sie irgendwann bei uns ins Dorf kamen und verkündet haben, dass sie jetzt das Sagen hätten… Niemand hat ihnen widersprochen, und das Leben ging einfach weiter. Ob wir unseren Tribut jetzt bei irgend so einem feinen Pinkel in einer Burg abliefern mussten, oder bei ein paar Orks in derselben Burg – für uns hat das keinen Unterschied gemacht. Wir waren immer noch diejenigen, die mit ihrer Arbeit den Laden am Laufen gehalten haben, während diese ganzen Aasgeier, die nichts anderen können, als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, einen auf ‚Hohe Herren‘ gemacht haben. Menschen, Orks… Ich glaube, in der Hinsicht sind sie alle gleich.“ Er zuckte mit den Schultern. „Muss wohl so eine Krankheit der ‚Zivilisation‘ sein, dass das Zerstören höher geschätzt wird als das Schaffen. Aber wie dem auch sei… Ich hab mich in der Gespaltenen Jungfrau ein wenig danach erkundigt, und die Orks in der Gegend sind wohl ziemlich unter sich geblieben in den letzten Jahren. Versuchen wir einfach, möglichst schnell und unauffällig durchzukommen und hoffen, dass wir keinem von ihnen begegnen und herausfinden müssen, was die Orks von uns halten…“

    Als die Sonne sich langsam in Richtung Horizont neigte, bog die Küstenstraße, der die beiden Wanderer folgten, schließlich in Richtung des Landesinneren ab und verschwand in einem dichten, düsteren Wald.
    „Das muss er sein. Der Orkwald“, sagte Yarik nachdenklich und sah sich um. „Besser, wir bleiben die Nacht über hier und versuchen, morgen den Wald zu durchqueren. Da drüben sieht es nach einem geeigneten Lagerplatz aus. Du kannst dich ja schonmal um ein Feuer kümmern, ich werde in der Zwischenzeit ein paar Schlingen legen, dann gibt’s morgen mit etwas Glück einen fetten Hasen zum Frühstück. Dieser getrocknete Lachs hängt mir jetzt schon zum Hals raus…“

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Ein Feuer machen. Nichts einfacher als das! Vielleicht für jemanden, der ununterbrochen in der Wildnis herumstromerte. So schnell gäbe sich Arzu allerdings nicht die Blöße. Zweifellos wäre sie ohne Hilfsmittel völlig aufgeschmissen gewesen. In weiser Voraussicht hatte die Varanterin für diese Eventualität vorgesorgt und in Stewark Zunder und zwei Feuersteine gekauft. Das einzige, was noch fehlte, war trockenes Holz.
    An diesem Punkte machte die Natur ihr einen Strich durch die Rechnung. Alles Holz, das sie in der näheren Umgebung finden konnte, war durchnässt von den ständigen Regenschauern in den letzten Tagen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was im Sumpf noch auf sie wartete.
    Frustriert probierte es Arzu wieder und wieder, immer in der Hoffnung am Ende mit einem Lagerfeuer aufwarten zu können. Doch es wollte nicht geschehen. Dabei stand sie Innos keineswegs negativ gegenüber.
    Zuletzt schmiss sie fauchend den Zunder zurück in die Büchse und kramte statt dessen ihre Bürste aus der Tasche. In tiefster Finsternis saß sie und bürstete ihre langen Haare, als Yarik vom Fallenstellen wiederkam. Selbst ohne Feuer hatte er das problemlos geschafft.
    »Du musst das Feuer machen.«, erklärte die Varanterin kurz angebunden und fuhr damit fort, das seidige Haar zu striegeln.

  7. Beiträge anzeigen #187
    Kämpfer Avatar von Yarik
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    Yarik hob kurz die Augenbrauen, sagte aber nichts.
    „Ich konnte das schon mit zehn Jahren!“, kommentierte Lysbeth von irgendwoher.
    „Ich weiß…“, murmelte Yarik und besah sich das Feuerholz, das Arzu aufgeschichtet hatte. Es war vollkommen durchnässt. Kein Wunder, dass sie keine noch so kleine Flamme zu Stande gebracht hatte. Arzu kämmte inzwischen weiter ihr Haar und tat so, als ob sie alles nichts anginge.
    „Wenn es länger geregnet hat, sind Äste, die auf dem Boden lagen, völlig mit Wasser vollgesogen. Man muss Totholz direkt von den Bäumen brechen – an denen läuft das Wasser herunter und sie sind nur außen feucht.“
    Er richtete sich wieder auf und sah Arzu erwartungsvoll an.
    „Kommst du, oder willst du heute Nacht durchnässt in der Kälte schlafen?“
    Die Varanterin ließ einen theatralischen Seufzer ertönen, steckte dann aber den Kamm weg und folgte ihm. Yarik musste ein wenig schmunzeln. Ihm war völlig klar, dass Arzu auf diese Art zu überspielen versuchte, dass es ihr schlicht peinlich war, etwas so einfaches wie Feuer machen nicht hinbekommen zu haben.
    Es dauerte nicht lange, und sie hatten jeder einen Arm voll toter Äste von den umliegenden Bäumen gebrochen.
    „Wenn du einmal eine mächtige Magierin bist, kannst du vielleicht einfach ein Feuer mit der Kraft der Gedanken anzünden, oder wie auch immer das funktioniert… Aber bis dahin wirst du wohl den klassischen Weg gehen müssen“, erklärte Yarik, als sie wieder an der Feuerstelle saßen, „Also sieh her. Die Äste, die wir gesammelt haben, sind zwar außen nass, aber das Innere ist trocken. Wir schaben also die nasse Rinde mit einem Messer herunter… so… und dann spalten wir die Dinger in der Mitte einmal durch. So. Und vielleicht noch einmal, wenn es ein dickerer Ast ist. Das ergibt wunderbar trockene Späne, die wir zu einer Pyramide aufschichten können, in die Mitte kommt der Zunder, und…“
    Einen Schlag mit dem Feuerstahl und ein wenig vorsichtiges Pusten später loderte ein wärmendes Feuer auf. Ganz ohne Magie. Yarik legte vorsichtig einige nicht gänzlich nasse Äste auf und platzierte weitere um das Feuer herum, so dass sie vortrocknen konnten, und zündete sich schließlich einen wohlverdienten Sumpfkrautstängel in der Glut an.

    Während in einem kleinen Kessel das Teewasser langsam heiß wurde, wanderte Yariks Blick zur schwarzen Silhouette des Orkwalds. Er konnte nur hoffen, dass die namensgebenden Orks sich tatsächlich so ruhig verhielten, wie man in der Gespaltenen Jungfrau behauptet hatte. Ein Feuer machen war eine Sache, aber einem ausgewachsenen Orkkrieger hätte er wenig entgegenzusetzen. Er hoffte bloß, dass sie nicht sehenden Auges in ihr Verderben liefen.

  8. Beiträge anzeigen #188
    Local Hero Avatar von Arzu
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Arzu ist offline
    Unweigerlich prägte sich Yariks Lehrstunde tief in das Gedächtnis der Varanterin ein. Es hatte ihren Stolz gekränkt. Genau deshalb würde Arzu nicht zulassen, dass ihr das noch einmal passierte. Eines musste sie eingestehen. Die Geduld, mit der ihr der Landstreicher erklärt hatte, worauf sie achten sollte, hätte Arzu nicht bei ihm erwartet. Vielmehr, dass er sich ohne ein Wort dran gesetzt hätte, um selber das Feuer zu entfachen. Es war ein kleiner Einblick in das frühere Leben des alten Manns. Diese Lektion hatte sicher jedes seiner vier Kinder zu hören bekommen.
    Am nächsten Tag trotteten sie durch den Orkwald. Etwas mulmig war Arzu schon zumute. Vor vielen Jahren hatte sie Orks in Ishtar gesehen. Krieger und Schamanen, die mit Zuben in Verhandlungen standen. Es waren beeindruckende Kreaturen. Nicht nur aufgrund ihrer Statur.
    Dieser Wald sah nicht so aus, als ob er solche Orks beheimatete. Arzu hatte keine großen Bauten gesehen oder etwas anderes, das auf Zivilisation hinwies. Es war nur ein dichter, dunkler Wald.
    »Erzähl mir mehr von deinen Kindern.«, sagte die Varanterin spontan. Aus ehrlicher Neugierde und um sich von dem beklemmenden Gefühl des Waldes abzulenken.

  9. Beiträge anzeigen #189
    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Trilo ist offline
    Er hatte nicht den geringsten Schimmer wo er war, als Trilo wieder zu sich kam. Einige Meter entfernt stand der Höllengaul und fraß in aller Seelenruhe Gras. Völlig desinteressiert an der Tatsache seinen Reiter zuvor beinahe in Beliars Reich befördert zu haben. Mühsam erhob er sich aus dem Busch, welcher ihn offenbar final bremste und sich als Schlafstätte tarnte. Eine kurze Kontrolle seines Körpers ließ den Weißhaarigen erleichtert aufatmen. Alles war noch dran. Auch die gestohlene Bewaffnung war noch da. Geld hatte er ja sowieso nicht, aber zumindest nach Jahren endlich mal wieder vernünftige Waffen am Leib zu haben, das half schon ungemein für das eigene Wohlbefinden. Abträglich war jedoch das Gefühl beobachtet zu werden. Vor allem wenn es das Pferd Beliars war, dass einen anstaunte als wolle es sagen „Was, du lebst?“

    „Hey, Mistvieh. Gaaaanz ruhig. Ich komm jetzt zu dir rüber und dann reden wir ein bisschen, okay? Also… ich bin Trilo. Ritter von… ach egal, du hast eh Plan von Geographie. Hui, ganz ruhig Kleiner. Nicht aufmucken, jetzt okay? Auch wenn du ein tolles Gulasch wärst, so brauch ich dich noch.“

    Offenbar war die Erkenntnis, dass Trilo einen weiteren Ritt auf ihm wollte, nicht sehr verlockend für das gescheckte Pferd. Es wieherte, bäumte sich auf und machte sich dann aus dem Staub. „Dann geh doch, du Scheißvieh! Ich brauch dich eh nicht! Ich hoffe du brichst die die Beine!“

    „Hey! Morra!“
    Ruckartig dreht sich Trilo um machte sich kampfbereit. Offenbar waren seine Fähigkeiten doch noch nicht vollständig eingerostet. Auf einer kleinen Erhebung stand ein Ork. Ein roter Ork. Etwas was der ehemalige Ritter zuvor noch nie gesehen hatte.
    „Was willst du, Ork?“
    „Die ein Geschäft vorschlagen. Du hilfst Schwester zu finden, dafür bleibst du am Leben.“
    „Super. Ein Größenwahnsinniger. Und ein Hochstapler dazu. Den da auf deiner Schulter… Rücken… wie auch immer, jedenfalls hast du den nicht nieder gemacht. Das waren definitiv die Paladine um Ulrich. Also spar dir dein Orkscheiß von wegen Orks sind die größten, besten, ehrenvollsten und so weiter. Ihr seid genauso sterblich wie wir Menschen. Werden genauso von oben herab kontrolliert. Und seid genauso dämlich ständig Tote zu verursachen.
    Du suchst deine Schwester? Dann geh und such sie auch. Ich habe weder die zeit noch Lust mich um deine Familienprobleme zu kümmern!“
    „Du kleiner, dreckiger… du gehörst also nicht zu den anderen Morras.“
    „Nein, du Intelligenzallergiker.“
    „Ich hab mit mir selbst gesprochen. Nimm dich nicht so wichtig. Was willst du für deine Dienste? Du siehst nicht aus wie etwas, dass Gold, Ehre oder Einfluss will. Eigentlich siehst du eher aus wie etwas, dass sich lieber in Trollscheiße wühlt als etwas uneigennützig zu machen.“
    „Man bekommt eben nichts geschenkt im Leben. Nicht mal den Tod. Ich wüsste nichts, dass du mir geben könntest. Deine Geschäftsgrundlage ist also ziemlich scheiße.“
    Es herrschte einen Moment Stille. Beide wussten nicht so recht, was sie mit der Situation anfangen sollten. Der theatralisch aufkommende Wind half dabei auch nicht sonderlich.

    „Wie heißt du? Dich mit Ork anzusprechen nervt und ist irgendwie… keine Ahnung. Respektlos? Du scheinst immerhin etwas heller zu sein als deine Artgenossen. Und komm hier runter. Ich besorg uns was zu essen, und du machst Feuer. Ich bin zu hungrig für solche Diskussionen…“
    Er steckte seine Waffen wieder weg, drehte sich um und machte sich auf den Weg in das Unterholz des nahen Waldes.

  10. Beiträge anzeigen #190
    Kämpfer Avatar von Felia
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Felia ist offline
    Kurz nachdem der Dicke und die Wilde sich verabschiedet hatten, war auch für den Rest der ungleichen Truppe die Zeit des Aufbruchs gekommen. Valeria und ihr treudoofer Begleiter blieben sehr zu Felias Leidwesen ebenso unter sich wie die Krieger unter Ulrichs Kommando, die auch mit der Befreiung von dem Rotschopf, der anscheinend ein alter Freund des Hünen war, nicht sehr viel redseliger geworden waren.
    Selbst Samira, ihre eigentlich so geschwätzige Freundin, war keine brauchbare Ablenkung während des zugegeben eher öden Marsches zurück nach Thorniara.

    Ich hoffe, dass sich diese ganze Tortur gelohnt hat., schoss es der braunhaarigen Schönheit durch den Kopf, während sie an sich herabblickte. Ihre einst so wunderschöne Robe war verdreckt, sie hatte seit Tagen kein anständiges Bad mehr gehabt und ihre Haaren hingen fransig und unzufriedenstellend an ihrem Kopf herab als wäre sie einer der Köter vom Hafenviertel. Das war sicherlich kein Auftritt, wie er sich für eine Adlata des Ordens geziemte. Sobald endlich die Stadtmauern in Sicht waren, das nahm sie sich fest vor, würde sie ein ausgiebiges, duftendes, entspannendes Bad nehmen, ihre Kleidung verbrennen und sich ein paar neue Roben schneidern. Wenn ich schon von Gabriel, diesem sturen Bock, den Ärger meines Lebens bekomme, weil ich mich seinen ausdrücklichen Befehlen widersetzt habe, dann will ich dabei wenigstens duften.

    Für den Rest des Tages waren ihre Schritte beflügelt von der Vorstellung davon, alsbald wieder zuhause sein zu dürfen. Der Gedanke daran schaffte es sogar fast, die düsteren Gedanken an Gabriels vermutlich unfassbar langatmige und nichtssagende Rede über die Wichtigkeit der Befehlskette im Orden, Gehorsamkeit und die Bedeutung von Demut im Dienste Innos', zu vertreiben. Aber eben nur fast.
    Immer wieder überlegte sie, ob der Kommandant wohl in der Lage sein mochte, ob seines Ranges den Ärger des Primus irgendwie von Felia abzuwenden. Sie musste es definitiv versuchen, dessen war sie sich sicher, aber heute war nicht der richtige Tag, entschied sie schließlich und vertagte das Ganze auf später.

  11. Beiträge anzeigen #191
    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques marschierte schweigend und in kerzengerader Haltung erhobenen Hauptes neben Valeria her und hoffte, dadurch ein wenig überspielen zu können, wie sehr er sich kurz vor dem Aufbruch blamiert hatte.
    Nach der stürmischen Verabschiedung durch Griffin hatte er zunächst ein wenig belämmert geschaut, und bei Innos, wünschte er sich gerade, er hätte es dabei belassen! Aber nein, er musste Val natürlich auch noch versichern, dass er gar keine Kinder mit ihr machen wollte. Nein, also wollen schon, natürlich. Wer würde das nicht? Aber nicht… also, nur wenn sie… Also, was er eigentlich hatte sagen wollen, was er wollte, war… Und also aber nicht sofort natürlich! Außer wenn sie…


    Valeria hatte ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen angeschaut, während er roter geworden war als eine Tomate und sich beim Versuch, sich zu retten, sein eigenes Grab immer tiefer geschaufelt hatte. Jetzt galten seine Gebete zu Innos nur noch der Hoffnung, dass außer Valeria niemand etwas davon mitbekommen hatte…
    Aber Ulrichs Soldaten schenkten ihm keine besondere Beachtung, also hatte er vielleicht zumindest in dieser Hinsicht Glück gehabt. Nur zwischen ihm und Val herrschte schon seit einer Weile ein unangenehmes Schweigen. Zumindest war es für ihn unangenehm, bei Valeria hatte er sogar ein wenig den Verdacht, dass sie ihn absichtlich zappeln ließ und es vielleicht sogar ein wenig genoss… Jedenfalls schien sie nicht zu beabsichtigen, etwas zu sagen, um ihn zu erlösen.
    „Ich glaube, ich… äh… werde mal den Kommandanten fragen, ob er, äh, mir helfen kann mit der Stadtwache und so…“, presste er hervor, als er es letztendlich einfach nicht mehr aushielt. Er wartete gar nicht auf Valerias Antwort, sondern nickte ihr nur kurz zu und beschleunigte seine Schritte, um den Kommandanten einzuholen, der an der Spitze des kleinen Trupps marschierte.

    „Herr Kommandant, Sir?“, sprach er den großgewachsenen Krieger an, „Ich, äh… Also ich wollte fragen, ob Ihr mir vielleicht helfen könnt? Ich bin ursprünglich nach Thorniara gekommen, um mich dem Ritterorden anzuschließen, die ganze Entführungsgeschichte ist dann dazwischengekommen, aber mein Ziel… also in meiner Absicht, für das Gute und für Recht und Ordnung einzustehen, hat es mich nur bestärkt! Ich hatte mich daher gefragt, ob Ihr nicht vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen könntet? Ich bin bereit, jeden Dienst zu erweisen, um meinen Wert unter Beweis zu stellen, wenn Ihr es fordert! Also jeden ritterlichen… Äh, ich möchte auch gar nicht hoch hinaus. Für den Anfang der Stadtwache beitreten vielleicht. Die Grundlagen des Kampfes erlernen, damit ich solchen Verbrechern wie denen, die uns entführt haben, etwas entgegenzusetzen habe. Das würde mir wirklich viel bedeuten, Sir…“

  12. Beiträge anzeigen #192
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Sir Ulrich ist offline
    Eine gewisse Erleichterung war zu spüren, als der Kommandant das Signal zum Aufbruch gegeben hatte, Alle schienen froh darüber, den Ort des Grauens, wie ihn sicherlich so mancher empfunden hatte, endlich zu verlassen. Das war auch sicherlich der Grund, das nicht mal die Frauen maulten, als Ulrich das Marschtempo verschärfte. Der Hüne hielt es für ratsam, das unwirtliche Gebirge samt der Gefahren, so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Danach könne es, so seine weiteren Gedanken, ruhig im gemächlichem Tempo weitergehen, wirkliche Eile war ja nicht geboten. Während des Abstieges auf den schmalen Gebirgspfaden schnappte sich der Kommandant Jörg, den erfahrenen Späher und eilte mit voraus. „Alles klar bei dir“ fragte er zwischendurch den Späher, „ja, alles bestens, warum fragst du mich das“ wollte Jörg wissen. „Weil es mir nicht gefällt wenn du meine Befehle missachtest“ knurrte der Kommandant, „ich versteh nicht was du meinst“ reagierte Jörg offensichtlich verwundert. „Die Sache mit dem Orkweib, mir ist nicht entgangen, wie du dich ihr gegenüber verhalten hast.., das war unnötig und ganz klar gegen meine Anweisung, so etwas möchte ich nicht nochmal erleben. Wenn ich sage, das ist unser Feind, dann tötest du ihn und wenn ich sage das ist nicht unser Feind, dann hast du ihn gefälligst in Ruhe zu lassen, ist doch nicht so schwer oder? Was hätte es denn gebracht die Orkin zu verhören?, sie hätte verraten können das es noch mehr Orks gibt, viele davon im Orkwald und was sonst noch? Nichts, damit meine ich wirklich rein gar nichts, was wir nicht schon wissen, oder bist du ernsthaft anderer Meinung?“ Jörg schüttelte den Kopf, „nein, du hast vollkommen Recht, da hatte ich wohl meine Nerven nicht im Griff..., wird nicht wieder vorkommen.“ Der Kommandant nickte zufrieden und reichte Jörg die Hand, der Späher schlug ein, damit war die Sache für Beide geklärt.

    Im weiteren Verlauf des Marsches übernahm Ulrich allein die Führung der Trupps, er hatte bemerkt das Sunder die Nähe von Jon suchen wollte, so hatte der alte Seemann gute Karten, dies auch zu tun. Jon und Sunder hatten schon öfters ein Bierchen miteinander getrunken, die Beiden kamen eigentlich recht gut miteinander klar, Jon hatte also sicherlich nichts dagegen, den ollen Brummbär in seine Nähe zu lassen. Nicht mehr weit bis zum Wald, dachte der Kommandant gerade, als er unvermittelt von dem jungen Burschen angesprochen wurde. Der Blonde schnatterte gleich los, als gäbe es kein Morgen mehr und machte manch geschwätzigem Weib, ernsthafte Konkurrenz. Immerhin war es kein Unsinn, was der kräftig gebaute Bursche von sich gab, deshalb hörte Ulrich aufmerksam zu. Der Kommandant musste unweigerlich schmunzeln, mit welchem Enthusiasmus der Blonde von seinem Lebensplan sprach sich dem Ritterorden anzuschließen. Das erinnerte Ulrich stark an seine eigenen Vorstellungen die er damals hatte, als er beschloss das Elternhaus zu verlassen um auf eigenen Beinen zu stehen. Auch er dachte einst daran Ritter zu werden ohne genau zu wissen was man dafür tun muss und war ähnlich euphorisch an die Sache herangegangen.

    „Nun..., als Paladin der myrtanischen Armee kann ich sicherlich etwas für dich tun..., wie war doch gleich dein Name?“ - „Jacques“ antworte der Bursche knapp. „Jacques, so so, die Frage ist vielmehr, warum ich das tun sollte, es gibt viele Männer die davon träumen Ritter zu werden, doch nur die wenigsten haben auch das Zeug dazu. Meist fehlt es an Disziplin, an Grips, an Mut, an zu viel Hang zum Alkohol und nach Weiberröcken . Ja, Weiber können manchmal gefährlicher sein, als manch garstiger Feind“ der Kommandant lachte, „kleiner Scherz“ „Andererseits kann die Armee natürlich gute Männer gebrauchen, du machst mir einen recht entschlossenen Eindruck, das ist eine erste gute Basis für Erfolg, wer zielstrebig ist, kann es weit bringen. Du machst auf mich nicht den Eindruck, als wärest du ein Träumer, die Zukunft wird zeigen ob dem wirklich so ist. „Nun, Jacques, ich denke das ich dich erst ein wenig besser kennen lernen muss, bevor ich darüber nachdenke was ich für dich tun könnte.“ Der Kommandant nahm seine Jagdarmbrust vom Rücken und drückte sie dem jungen Bursche in die Hand. „Du bist nun offizieller Armbrustwächter und hast dafür zu sorgen das die Waffe nicht abhanden kommt, Schaden nehmen sollte sie natürlich auch nicht. Des weiteren kümmerst du dich ohne weitere Anweisungen um die Lagerfeuer und sorgst für warme Mahlzeiten – dann sehen wir weiter.“

  13. Beiträge anzeigen #193
    Provinzheld Avatar von Jacques Percheval
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    Jacques Percheval ist offline
    „Natürlich, Sir!“, rief Jacques enthusiastisch und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als der Kommandant ihm seine Armbrust in die Hand drückte. ‚Offizieller Armbrustwächter‘ klang zwar ein wenig danach, als wollte der Paladin sich zumindest ein bisschen über ihn lustig machen, aber das störte Jacques nicht weiter. Er war vielleicht nicht immer die hellste Kerze auf der Torte, aber dass er nicht erwarten konnte, von heute auf morgen mit wirklich verantwortungsvollen Aufgaben betraut zu werden, war ihm durchaus bewusst. Er würde sich den Respekt und die Anerkennung erst verdienen müssen, Schritt für Schritt. Nichts anderes hatte er erwartet, und nichts anderes würde er tun. Und um die Mahlzeiten hätte er sich so oder so gekümmert – nach dem kulinarischen Verbrechen des vergangenen Abendessens würde er so schnell niemanden aus der kleinen Kriegerschar auch nur in die Nähe des Kessels lassen! Wenn sie den Kochlöffel wiederhaben wollten, würden sie ihn schon aus seinen kalten, toten Händen zerren müssen…

    „Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung!“
    Einer der Krieger war an Jacques herangetreten und klopfte ihm kumpelhaft, aber mit einem etwas spöttischen Grinsen im Gesicht auf die Schulter.
    „Pass bloß auf, dass du Ulrichs Spielzeug nicht kaputt machst… Du willst ihn nicht erleben, wenn er wirklich sauer ist!“
    „Natürlich! Ich werde die Armbrust hüten wie meinen Augapfel!“, versicherte Jacques, etwas überrumpelt. Der andere lachte.
    „Na, das freut mich zu hören! Tapfere Armbrustwächter können wir in unseren Reihen immer brauchen, hehe… Aber wenn es hart auf hart kommt, kannst du überhaupt kämpfen? Stell dir vor, ich wäre ein Feind – was würdest du dann damit anstellen?“
    Er klopfte kurz auf den Speer, den Jacques einem der toten Banditen abgenommen hatte und seitdem mit sich führte, und sah ihn herausfordernd an.
    „Ich nehme mal an… das spitze Ende kommt in den Gegner“, erklärte Jaques. Was sollte daran bitte so schwer sein? Ein Speer war doch wohl die einfachste Waffe überhaupt, damit konnte selbst er umgehen! Der andere zog gespielt beeindruckt die Augenbrauen hoch und nickte bedeutungsschwer.
    „Das sind weise Worte, Freund. Aber kannst du ihnen auch Taten folgen lassen?“ Er zog plötzlich sein Schwert und tänzelte ein paar Schritte vor Jacques herum. Dabei lief er so mühelos rückwärts, als ob er Augen im Hinterkopf hätte. „Stell dir vor, ich bin der böse Bube. Versuch, mich zu treffen!“
    Jacques zögerte. Meinte der andere das ernst? Das war immerhin keine Übungswaffe, die er mit sich führte, das stählerne Blatt der Speerspitze war messerscharf geschliffen.
    „Komm schon! Versuch es!“
    Jacques zuckte mit den Schultern, nahm den Schaft in beide Hände und stach halbherzig zu. Sein Gegenüber zuckte nicht einmal, der Stoß ging dennoch daneben.
    „Wenn ich sage, versuch mich zu treffen, dann meine ich ‚versuch mich zu treffen‘ und nicht ‚stochere neben mir Löcher in die Luft‘!“, seufzte der Krieger, „Nochmal, und diesmal gefälligst richtig!“
    „Okay, okay…“, erwiderte Jacques und stach noch einmal zu. Diesmal zielte er tatsächlich auf die Brust des anderen, auch wenn es ihn Überwindung kostete und er hoffte, dass er ihn nicht ernsthaft verletz-
    Es machte kurz Kling!, der Speer flog Jacques beinahe aus der Hand, als der Krieger einen schnellen Schritt zur Seite machte, mit seinem Schwert den Schaft nach unten schlug und um nächsten Augenblick neben Jacques stand, wobei er ihm die Klinge an den Hals hielt.
    „Tot“, kommentierte er grinsend, „Noch einmal!“
    Stoß. Kling!
    „Tot. Nochmal!“
    Stoß. Kling!
    „Tot…“
    „Scheiße, wie…“, keuchte Jacques überrumpelt, während er auf die Schwertspitze schielte, die kaum zwei Fingerbreit vor seiner Nase in der Luft schwebte. Der Krieger zuckte nur mit den Schultern und steckte die Waffe wieder weg.
    „Du bist viel zu steif, viel zu langsam, Kumpel. Ich konnte jeden deiner Angriffe aus drei Meilen Entfernung kommen sehen. Du hast keine Deckung, keine Beinarbeit, keine Distanz… Kurz gesagt, du bist scheiße im Kämpfen, Armbrustwächter.“
    Er lachte laut auf, als er Jacques‘ Gesicht sah. Nicht, dass Jacques sich eingebildet hätte, ein großartiger Kämpfer zu sein. Aber so vorgeführt zu werden…
    „Mach dir nichts draus, Kumpel. Wir haben alle irgendwann mal bei null anfangen müssen“, ermutigte ihn der Krieger, „So ein Speer ist eine großartige Waffe, wenn man damit umgehen kann. Ich werd‘ dir heute Abend mal die Grundlagen zeigen. Damit du die Armbrust des Kommandanten auch anständig verteidigen kannst. Mein Name ist Jörg, übrigens, kannst aber auch Jörg zu mir sagen.“
    Als Jacques ihn etwas dümmlich anschaute, musste Jörg schon wieder lachen.
    „Oh Junge, wir werden ‘ne Menge Spaß haben… Willkommen in der Armee!“

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Seit einiger Zeit schon hatte der blonde Einfaltspinsel sich den Rufnamen Armbrustwächter verdient. Felia fand Armleuchter zwar bedeutend treffender für den Mann, der in Gegenwart der jungen Valeria kaum mehr als ein undeutliches Stammeln oder einen nachvollziehbar, halbwegs gut artikulierten Satz hervorzubringen vermochte. Aber wer fragte die junge Schönheit schon nach ihrer Meinung? Die Männer waren zu sehr damit beschäftigt, mit stolz geschwellter Brust durch die Gegen zu stapfen oder durch kleine Raufereien ihre Stärke und ihr Kampfgeschickt zu bewiesen. Zuletzt waren es dieser Jörg und der Blondie gewesen, die sich auf einen nicht gerade fairen Kampf eingelassen hatten. Vermutlich ganz einfach, um das Herz einer der anwesenden Frauen zu gewinnen. Felia war dieses Imponiergehabe durchaus bekannt und durchaus zuwider, weswegen sie mehr als ein stummes Seufzen und ein Augenrollen nicht für das Getue der Gockel übrig hatte. In solchen Moment wünschte sie sich ihren kleinen Bruder Aaron herbei - der hatte es bisher noch immer geschafft, den Kerlen den Wind aus den Segeln zu nehmen und ihre verzweifelten Annäherungsversuche zu unterbinden.

    Wenn ihr die Beförderung des jungen Burschen aber eine Sache gezeigt hatte, dann war es, dass Ulrich in der Tat über einen gewissen Einfluss verfügte. Genau der Einfluss, der dazu führen könnte, dass die Adlata dem Donnerwetter ihres Lebens entgehen und darüber hinaus vielleicht sogar etwas Positives aus der Insubordination gegenüber dem Primus des Ordens gewinnen konnte.

    Sie wartete, bis Ulrich das Essen verspeist hatte, das der Blondschopf ihm aufgetischt hatte - ungeachtet seiner neuen Position als vollkommen nutzloser Armbrustwächter machte er zugegeben eine ganz passable Figur bei der Zubereitung der Speisen. Vielleicht war er als Koch nicht ganz so hoffnungslos wie als Soldat. Sie machte sich eine gedankliche Notiz, den Burschen als Kandidat für ihren persönlichen Koch in Erwägung zu ziehen, wenn sie erst einmal den Orden in Thorniara leitete.
    »Ulrich.« Die Bardin näherte sich dem Paladin mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen - etwas, das die wenigsten Männer je von sich hatten behaupten können. Sie sparte sich jegliche formelle Anrede - sie hatten Seite an Seite gekämpft und die Braunhaarige hatte förmlich ihr Leben dafür auf's Spiel gesetzt, dass der Kommandant seines behalten durfte. »Felia.«, erwiderte er ihr knapp und bedeutete ihr, sich niederzulassen.
    »Ich fürchte, ich muss euch etwas beichten.« Sie ließ sich nicht unweit des Paladins nieder.
    »Wie ihr wisst, war es mein Ansinnen, den Strafgefangenen Trilo, den weißhaarigen Dämon, der so viel Leid über so viele arme Kinderseelen gebracht hat, zu fangen und erneut in die fähigen Hände der Miliz zu übergeben, sodass er seine gerechte Strafe erleide und in Innos' Namen gerichtet werde.« Ulrich nickte stumm. Die Bardin hatte das bei ihrem ersten Zusammentreffen mehr als deutlich gemacht. »Ich bat den Novizenmeister Gabriel diesbezüglich um Unterstützung, bevor wir uns getroffen haben. Und nunja - er lehnte mein großzügiges Angebot ab, den Dämon zur Strecke zu bringen. Nicht nur das. Er befahl mir ausdrücklich, mich meinen Pflichten in Thorniara zu widmen. Wenn ich mich richtig erinnere, war der genaue Wortlaut, ich solle die Leute unterstützen, die beauftragt und fähig dazu sind, Trilo zur Strecke zu bringen.« Der Kommandant blickte Felia eindringlich an. Wie immer war es unmöglich zu erahnen, was sich hinter seinen Augen abspielte. War er ob der offensichtlichen Insubordination schockiert? Erkannte er das höhere Ziel? War er aufgebracht? Die Bardin hatte ihren Lebensunterhalt damit verdient, die Reaktionen anderer einschätzen zu können. Aber Ulrich blieb für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Wobei bei der fehlenden Fähigkeit zu lesen vermutlich auch ein unverschlossenes Buch ausgereicht hätte.

    »Ich weiß, dass die Regeln unseres Ordens wichtig sind. Und es liegt mir fern, diese umgehen zu wollen. Ich weiß auch um die Bedeutsamkeit der Befehlskette. Aber manchmal gibt es einfach Dinge, die wichtiger sind, versteht ihr?« Sie blickte Ulrich mit Rehaugen an. »Um das Geplapper abzuschließen: Ich hatte gehofft, dass ihr ein gutes Wort für mich einlegen könnt, denn ich fürchte die Strafe, die mich erwartet, wenn ich in die Stadt und zum Orden zurückkehre.«

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias betrachtete zufrieden das kleine Lager, welches er für sich und Na-Cron eingerichtet hatte. Eine kleine Feuerstelle, eingekreist von Steinen, die er gefunden hatte, die Decken und Vorräte entsprechend darum verteilt, weit genug von Bäumen abgedeckt um bei einem plötzlichen Regenschauer nicht komplett nass zu werden... Ja, er hatte da was recht brauchbares hingezaubert.
    Sie hatten diesen Platz ausgewählt, weil er noch nah genug an den Bäumen war um einen gewissen Schutz vor der Witterung zu bieten, aber gleichzeitig auch nicht zu weit entfernt war von der Höhle, die die beiden sich ausgesucht hatten. Dort wollte Na-Cron, der gerade über den steinigen Weg zurück von der Mine kam, anfangen zu schürfen. Vielleicht konnten sie dort ja etwas finden.

    Na-Cron hatte dem früheren Söldner gesagt, dass es am sinnvollsten wäre, wenn sie eine natürliche Höhle erkunden würden, denn sie waren wohl mit zwei Mann zu wenige um einen ordentlichen Stollen zu graben. Außerdem würde das wohl mehr Zeit brauchen als die beiden hätten. Syrias hatte das achselzuckend abgetan, da war Na-Cron der Fachmann. Wenn der Schürfer dies sagte, dann nahm Syrias dies als gegeben hin.
    "Und, meinst du, das wir dort fündig werden?" sprach der Söldner Na-Cron an, als dieser zu ihm ins Lager trat.

  16. Beiträge anzeigen #196
    Veteran Avatar von Na-Cron
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    Na-Cron betrachtete das Lager, welches Syrias errichtet hatte. Ja, das konnte sich sehen lassen. Tief atmete er die frische Luft ein, welche angefüllt war mit dem Geruch der Bäume, welche ihr Lager wie eine Mondsichel umrandeten. Ein harziger Duft stieg dem Schürfer in die Nase. Nach seiner Zeit in der Stadt genoss er es wieder hier draußen zu sein. Die Stille, welche nur vereinzelt unterbrochen wurde vom Zwitschern der Vögel oder vereinzeltem Schnattern von Eichhörnchen. Die saubere Luft, frei vom Gestank ungewaschener Menschen und der unglaublich großen Menge Unrat, welchen sie produzierten. So schön Stewark auch war, den Geruch und die Geräusche vermisste der Schürfer kein Stück.
    "Die Höhle sieht vielversprechend aus."
    Sagte der Bergmann und trank einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Dabei genoss er den leicht steinernen Geschmack des Wassers; dieses hatten sie aus einer kleinen Quelle in der Nähe geholt, die mitten aus dem Höhenzug zu kommen schien. Und Wasser, dass durch Stein und Fels ins freie gelang hatte immer einen eigenen Geschmack, welcher Na-Cron an seine Heimat erinnerte.
    Sie hatten wirklich Glück gehabt mit ihrem Lagerplatz. Nun musste sich die Höhle nur noch beweisen, dann stünden die beiden Männer wieder auf festeren Füßen.

    "Sie ist zumindest schon mal groß genug, dass wir darin deine kruden Fackeln benutzen können, ohne im Rauch zu ersticken." beschrieb Na-Cron die Höhle. "Das Gestein ist stabil genug, dass ich mit der Hacke reinschlagen kann. Wäre es Schiefer, hätten wir ein Problem. Aber so? Das sollte uns genügen." Er hockte sich hin und strich sinnierend durch das Gras. "Ich habe jetzt nicht geschaut, wie tief sie ist. Einerseits, weil ich nicht genug mit hatte um sie so weit zu erkunden und andererseits hätte ich gern dann eine bewaffnete Eskorte dabei, falls da irgendein Tier drin lauert.
    Ich habe zwar bisher keine Hinweise auf wilde Tiere darin gefunden, aber das mag nichts heißen. Schließlich kann die Höhle ja auch mehrere Zugänge haben." Na-Cron hob die Schultern. Dafür war Syrias ja mitgekommen. Um den Bergmann vor den Gefahren zu schützen. "Aber zumindest bin ich mir sicher, dass darin keine Crawler leben, sonst hätten wir hier abbrechen müssen."

    Na-Cron hasste diese Mistviecher. Eine Mine, welche von Crawlern befallen war, konnte man zumeist vergessen. Diese Kreaturen waren schnell, konnten ne Menge einstecken und ein Biss mit ihren Zangen war verdammt schmerzhaft.

  17. Beiträge anzeigen #197
    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias fing an das Holz zu sortieren und zu stapeln, welches er zuvor noch gesammelt hatte. Auf die eine Seite kamen die dickeren Stücke, welche er für die Feuerstelle ausgesucht hatte, auf die andere jene, welche er für die provisorischen Fackeln verwenden wollte.
    Er nahm sein Kurzschwert und versuchte sich daran, entsprechend Späne von einem dickeren Stück Holz abzuschneiden. Es ging, zwar mehr schlecht als recht, aber es ging. Diese Späne brauchten sie schließlich später, wenn sie das Feuer in Gang bringen wollten.

    "Gut, Crawler kann ich nich gebrauchen. Dafür ist das hier " Syrias hob das Kurzschwert kurz an, "einfach zu klein. Außerdem hab ich noch nie gegen diese Viecher gekämpft. Möcht ich also ungern." Syrias machte mit dem Holz weiter. Meist hatte er früher eher gegen wilde Tiere gekämpft, wenn diese ihn angegriffen hatten. Oder andere Menschen, schließlich waren die Soldaten aus Vengard auf einen Söldner der Orks nie gut zu sprechen gewesen.
    Mit schaudern erinnerte sich der frühere Söldner daran, wie ihm diese hässliche Orkin Snak gra-Bura damals den Umgang mit zweihändigen Waffen beigebracht hatte. Der Kampf am Ende war eine ganz eigene Geschichte gewesen. Syrias hatte damals gedacht, Snak würde ihn umbringen wollen. Gut, er hatte sich jetzt auch nicht wie der vorzeigbarste Mensch präsentiert. Er war ein ziemlicher Arsch gewesen damals.

    Der frühere Söldner blickte zu Na-Cron auf, der sich wieder aufgerichtet hatte und probeweise seine Spitzhacke schwang. "Und, sagt sie dir zu?" Syrias hatte keine Ahnung gehabt, als er die Spitzhacke ertauscht hatte, ob sie wirklich gut war. Dafür fehlte ihm einfach das Wissen. Wenn es um Waffen ging, das war natürlich etwas anderes.
    Na-Cron nickte nachdenklich, so als würde er überlegen. Oder in Gedanken und Erinnerungen weilen, etwas, dass Syrias zur Zeit auch immer wieder passierte.

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    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Mit einer gewissen Zufriedenheit beobachtete der Kommandant das friedliche Miteinander innerhalb der Gruppe, er hatte sich gedanklich auf anderes eingestellt. Vielleicht das die Frauen für mehr Unruhe sorgen würden, aber sie verhielten relativ unauffällig, waren nicht unbedingt darauf aus, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wie es die Schönheiten der Schöpfung nur all zu gern taten. Oder das Jacques vielleicht Probleme bekäme sich in die Reihen der Männer ein, besser gesagt, unterzuordnen, doch der junge Bursche schien erkannt zu haben, das er noch nichts weiter war, als Jemand der sich seine Anerkennung innerhalb der Gruppe erst verdienen musste. Solange sich Jacques dessen bewusst war und sich dementsprechend verhielt, würden Ulrichs Männer dem Neuling das Leben nicht unnötig schwer machen. Da hatte der Kommandant schon genau das Gegenteil erlebt, zurecht, denn schließlich mussten seine Männer sich im Zweifelsfall auch auf einen Neuling verlassen können. Da war es nur zu verständlich das die Männer vorher einen Neuling genau unter die Lupe nahmen und falls Jemand aus ihrer Sicht nicht in die Gruppe passen würde, das mit ihren Mitteln auch deutlich zum Ausdruck bringen.

    Nebenbei bemerkte Ulrich das Felia ihn seit geraumer Zeit im Blick hatte, deshalb war er nicht sonderlich verwundert als die junge Magierin auf ihn zukam und ihn gleich ansprach. Der Kommandant hörte aufmerksam zu was die Adlata zu sagen hatte, es schien ihr sehr wichtig zu sein. Und in der Tat konnte er trotz einiger Ungereimtheiten in ihren Worten den Sinn verstehen, worum es Felia eigentlich ging. Er erinnerte sich an die erste Begegnung in der Marktschänke von Thorniara, damals fand er das Auftreten der Magierin nicht nur dreist, nein, es war mehr, es war völlig inakzeptabel. Nie und nimmer hätte Ulrich diesem arroganten und geschwätzigem Weib irgendetwas vernünftiges zugetraut und schon gar nicht, das sie sich nützlich machen könnte. Und doch war auf wundersame Weise genau dies geschehen. Wider allen Erwartungen konnte sich Felia im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Gruppe unterordnen und schaffte es tatsächlich, nicht die Männer gegen sich aufzubringen. Und, das war wohl die größte Überraschung für den Kommandanten, war die kleine Magierin bereit für die gute Sache zu kämpfen und hatte sich im Kampf gegen die Orks mitten ins Getümmel gestürzt. Anfangs dachte Ulrich das Felias Aussage das sie den Verbrecher Trilo persönlich zur Strecke bringen wolle, nur dummes Weibergeschwätz ohne ernsthafte Absicht dahinter sei.

    Doch, nachdem er die Adlata nun einige Zeit beobachtet hatte, kam Ulrich zu dem Schluss, das sie es wohl ernst meinte. Und das diesem Trilo die Flucht gelang war ganz sicher nicht die Schuld der Magierin, warum sollte sie dann dafür bestraft werden? Der Kommandant konnte zwar nicht einschätzen ob das was Felia sich nach ihrer Aussage zwischen ihr und diesen Novizenmeister Gabriel wirklich so zugetragen hatte. Aber er kannte den Orden gut genug um zu wissen, das dort merkwürdige Gestalten herumliefen, die ihre Position nur zu gerne missbrauchten um anderen Leuten das Leben schwer zu machen – das hatte die geschwätzige Magierin dann doch nicht verdient. „Nun, Felia, ich möchte dir zunächst sagen das du mich im besten Sinne positiv überrascht hast. Und ich erkenne das hinter deinem überheblichem Ich, noch eine Seele wohnt, die gutes bewirken will und bereit ist dafür Opfer zu bringen, dafür hast du meinen Respekt. Mein Einfluss im kirchlichem Orden ist beileibe nicht so groß wie im Ritterorden, aber für ein klärendes Gespräch mit diesem Gabriel reicht er allemal. Wenn dem also wirklich so ist wie du sagst, dann bin ich gerne dazu bereit“ bot Ulrich an, „natürlich nur, wenn du mir auf dem Weg zur Stadt nicht noch gewaltig auf die Nerven gehst“, fügte er lachend hinzu.

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    „Was ist ein Speer?“, fragte Jörg. Jacques hob verwundert die Augenbrauen.
    „Im Grunde… ein Stock mit einer Spitze dran“, antwortete er. Jörg grinste verschmitzt.
    „Nein“, erwiderte er, „Ein Speer ist eine Spitze mit einem Stock dran! Beim Kampf mit dem Speer dreht sich alles nur um das piekige Ende! Vergiss den Schaft. Der Schaft ist nur dazu da, die Spitze ins Ziel zu bringen. Er ist nicht zum Schlagen da, ein Speer ist kein Kampfstab. Die Fuchtelei mit Rundhölzern überlassen wir mal lieber den Hokuspokusheinis. Wozu mit einem stumpfen Holz dem Gegner eine Beule hauen, wenn man ihn auch mit einer scharfen Stahlspitze durchlöchern kann?“
    Jacques nickte. Das klang zunächst einmal einleuchtend.
    „Gut“, fuhr Jörg fort, „Um das piekige Ende im Gegner zu platzieren, bevor er dasselbe bei dir tut, brauchst du drei Dinge: Präzision, Schnelligkeit und die richtige Distanz. Beginnen wir mit der Präzision. Pass auf…“ Er zog sein Schwert, ging zu einem nahen Baum und schlug etwa auf Schulterhöhe einen Ast ab. „Das hier ist dein Ziel“, erklärte er und deutete auf den Aststumpf, der in etwa den Durchmesser einer Münze hatte. „Deine Aufgabe ist einfach: Triff das Ziel! Nimm den Speer, beide Hände im Obergriff an den Schaft, das ist die einfachste Variante. Stell dich hier hin, Oberkörper seitlich gedreht, sicherer Stand… und Stoß! Nicht so verkrampft! Locker… und am Anfang mach langsamer. Gewöhn dich an die Bewegung. Die Schnelligkeit kommt dann ganz von selbst. Na also!“
    Jörg nickte zufrieden, als die ersten Angriffe, wenn auch noch langsam ausgeführt, ihr Ziel fanden. Ein paar Minuten lang sah er Jacques beim Üben zu, dann drehte er sich um und ging zurück zum Lagerfeuer.
    „Wie lange soll ich weitermachen?“, rief Jacques ihm hinterher. Jörg zuckte nur mit den Schultern, ohne sich umzudrehen.
    „Bis ich sage, dass du aufhören kannst! Ah, es könnte sein, dass ich das vergesse. Ich bin eben auch nicht mehr der Jüngste. Aber das ändert nichts an meinem Befehl, Armbrustwächter!“

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    Kämpfer Avatar von Felia
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    Ein wenig verdattert blickte die Adlata den braunhaarigen Hünen an. Der Kommandant der roten Adler, Sir Ulrich, Paladin im Dienste Innos, einst Rebell im Krieg um Myrtana und bekennender Miesepeter konnte lachen? Sie war nicht sicher, wie lange sie ihren Gesprächspartner sprachlos und mit offenem Mund angestarrt hatte, bis sie diese Erkenntnis verarbeitet hatte.
    Sie schloss den Mund, klimperte ein paar Mal noch gedankenabwesend mit den Wimpern während sie scheinbar ins Leere zu blicken schien und kehrte dann ins Hier und Jetzt zurück.

    »Ich danke euch aufrichtig.«, erwiderte sie knapp, aber dafür ehrlich. Wieder etwas, das die wenigsten Gesprächspartner von Felia je von sich hatten behaupten können. Neben ihrem Brüderchen und ihrem Lehrmeister Lopadas war Ulrich vermutlich einer der wenigen, der je eine hundertprozentig ehrliche Antwort von ihr erhalten hatte. Der Stein, der ihr vom Herzen fiel sorgte dafür, dass sie sich wieder gerade aufrichten konnte und sogar ein Lächeln stahl sich ohne ihr Zutun auf ihre Züge. Es war noch nicht abschließend geklärt, wie genau der Paladin ihr zur Hand gehen konnte und ob das klärende Gespräch, das er angeboten hatte, tatsächlich zum gewünschten Erfolg führen würde, aber die Tatsache, dass er bereit war, ihr diesen Gefallen zu tun, schätzte sie sehr. Sie lächelte ihr Gegenüber herzlich an. »Nein, ehrlich.«, wiederholte sie. »Ich danke euch, Sir Ulrich. Wenn mehr Männer des Ordens euren Schneid hätten, bei Innos, dann wäre der Orden unaufhaltsam.« Sie vermied es, dem Paladin freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen, auch wenn sie kurz darüber nachgedacht hatte. »Solltet ihr einmal Hilfe benötigen, sei es hier oder anderswo, zögert bitte nicht, mich um Unterstützung zu ersuchen!« Sie strich sich die Robe glatt und rückte ein wenig auf der Sitzgelegenheit hin und her. Eine kleine Stimme in ihrem Innersten schrie ihr entgegen, dass sie einem stumpfsinnigen Krieger nichts schuldig war dafür, dass er einer Frau ihres Standes den gebührenden Anstand erbrachte und einer einfacher Bitte ihrerseits gehorsam Folge leistete.
    Sie ignorierte das Zetern ausnahmsweise und blickte den Paladin ernst an. »Das nächste Mal, wenn ihr mich brauchen solltet, stehe ich euch mit mehr als den bisherigen bescheidenen magischen Fähigkeiten zur Verfügung - das verspreche ich euch!«
    Wieder überkam sie der Drang, dem Paladin als Versicherung ihres Schwurs die Hand entgegenzustrecken, womöglich vorher noch in die Handfläche zu spucken, wie es die Jungs im Waisenhaus manchmal taten, wenn sie sich gegenseitig etwas versprachen. Wieder ignorierte sie den Drang danach. Vielleicht war sie wirklich schon zu lange mit Ulrich und seinen Mannen unterwegs.

    Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht fügte sie an »Und ich werde mein bestes tun, euch bis zu unserer Rückkehr nicht zu sehr auf die Nerven zu gehen« und konnte schließlich nicht anders, als selbst kurz aufzulachen. Die Vorstellung, dass eine Frau von ihrer Schönheit und ihrem Intellekt jemandem ernsthaft auf die Nerven gehen konnte. Köstlich! Ulrich hatte wahrlich einen Sinn für Humor.

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