WAS ZULETZT GESCHAH...
BROKEN TOGETHER
- eine alternative Geschichte, beginnend ab der Gerichtsverhandlung von Leif Arvid Svensson in London im Jahre 2186 -
2186, LUCEIJA NATALICIA ASCAIATH (29)
Sie hatte es kommen sehen. Diesen Moment. Den unvermeidlichen Augenblick, der die gesamte Welt in eine dicke Hülle, in eine zähe, undurchdringliche Masse an Pechschwarz getaucht hatte. Der alles unweigerlich zerstört hatte, ohne auch nur irgendetwas gutes zurück zu lassen. Wie viele Male hatte Luceija versucht sich umzubringen? Zwei Mal? Drei? Ein viertes Mal kündigte sich an, nein, war bereits geschehen - und endlich schien es gefruchtet zu haben, endlich, nach unzähligen Strapazen, schlug sie sich selbst diesen metaphorischen Nagel durch ihr Herz und durch ihren Kopf. Alles setzte aus, als sie den Kopf senkte, längst geschlagen. Sie hatte das hier geschafft. Ihren eigenen Suizid und den Mord am Herz eines Mannes, den sie nie wirklich geglaubt hatte halten zu können. Also war es nicht nur typisch, ein ganz natürlicher Abschluss dieser andauernden Liaison, die hier zu Ende ging? Verfloss?
Menschen wie die Blondine, die in den Reihen hinter ihr mit einem ehemals zentnerschweren Klunker an ihrem Finger saß, hätten darauf gewettet. Luci hingegen hatte gehofft es würde nicht so sein, rannte aber schließlich nur vor ihrem vermeintlichen Schicksal davon. Denn genau das, dieser Scherbenhaufen und ihre Absolute Unfähigkeit sich zu bewegen, zu reagieren, auf nur irgendeinen Reiz der von Außen auf sie eindrang, sie aufmerksam machen wollte, waren eine einfache, gar logische Konsequenz.
Nunmehr verflog jeder weitere Gedanke um sie. Sie hatte das Gefühl für ihren erkalteten Körper verloren. Saß leblos auf dem unbequemen Stuhl im Verhandlungssaal und hatte nicht bemerkt, wie ein jeder einzelne aus dem Raum gegangen war. Hatte verpasst, wie Leif verschwunden war - an ihr vorbei, zielstrebig, wahrscheinlich ohne überhaupt noch einen Blick auf ihre längst abwesende Gestalt gerichtet. Aber auch, wie alle Kläger, alle Zeugen, alle Neugierigen und selbst, einer nach dem anderen, ihre einzigen noch übrig gebliebenen Verbündeten verschwunden waren. Wie sie beteuert hatten, im Wagen auf sie zu warten, die sichtlich Zeit brauchte. Verstört schien. Alles, aber nicht lebendig.