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  1. #41 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Es schien wie eine schlechte, zu oft angesehene Wiederholung ihres Anfangs. Ihres wirklichen Anfangs. Damals auf der Hochzeit, nachdem sie aus dem Weinkeller gekommen waren, so getan hatten als wäre nie etwas verwerfliches passiert. Und doch machten sie es trotz aller Bemühung der Tarnung kurz darauf offizieller. Mit diesem innigen Kuss auf der Tanzfläche, von dem Leif nicht einmal mehr sicher wusste, wer ihn initiiert hatte. Es tat weh. So wie in den ersten, verfickten fünf Jahren, die er sie jede Sekunde vermisst hatte. In denen er Fehler im OP machte, weil seine Gedanken an ganz anderen Orten waren. In London? Sizilien, der Citadel oder-...wo war sie gewesen? Was war passiert, dass die Welt sich hatte so drehen lassen, dass sie nunmehr voreinander standen, beide von Eheringen geziert, die nicht die Versprechen des jeweils anderen dokumentierten. Doch eines war sicher, als Leif ihre Hand nahm, die andere um ihren Körper legte und sie an sich zog, um einen Tanz zu vermitteln, der viel mehr war: "Du bist es wirklich.", schlug er flüsternd in Stein und konnte sie nicht mehr ansehen. Keine weitere Sekunde konnte er den Kopf senken und einen Blick auf sie werfen, ohne sichtbare Tränen zu verlieren. Niemand wusste, was es war. Verzweiflung, Wut oder Freude. Im Grunde wusste das nicht einmal Leif selbst.
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    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Es schien wie eine schlechte, zu oft angesehene Wiederholung ihres Anfangs. Ihres wirklichen Anfangs. Damals auf der Hochzeit, nachdem sie aus dem Weinkeller gekommen waren, so getan hatten als wäre nie etwas verwerfliches passiert. Und doch machten sie es trotz aller Bemühung der Tarnung kurz darauf offizieller. Mit diesem innigen Kuss auf der Tanzfläche, von dem Leif nicht einmal mehr sicher wusste, wer ihn initiiert hatte. Es tat weh. So wie in den ersten, verfickten fünf Jahren, die er sie jede Sekunde vermisst hatte. In denen er Fehler im OP machte, weil seine Gedanken an ganz anderen Orten waren. In London? Sizilien, der Citadel oder-...wo war sie gewesen? Was war passiert, dass die Welt sich hatte so drehen lassen, dass sie nunmehr voreinander standen, beide von Eheringen geziert, die nicht die Versprechen des jeweils anderen dokumentierten. Doch eines war sicher, als Leif ihre Hand nahm, die andere um ihren Körper legte und sie an sich zog, um einen Tanz zu vermitteln, der viel mehr war: "Du bist es wirklich.", schlug er flüsternd in Stein und konnte sie nicht mehr ansehen. Keine weitere Sekunde konnte er den Kopf senken und einen Blick auf sie werfen, ohne sichtbare Tränen zu verlieren. Niemand wusste, was es war. Verzweiflung, Wut oder Freude. Im Grunde wusste das nicht einmal Leif selbst.


    Beinahe wäre ihr bei der doch recht lauten Musik entgangen, was Leif gesagt hatte. Was er flüsterte und dabei von ihr absah, als sei sie etwas, was man nicht ansehen sollte. Als sei sie etwas verbotenes.
    Dennoch hatte seine viel größere Hand die unheimlich filigrane und kleine angenommen, sie gehalten und ihr eine Wärme und Sicherheit vermittelt die sie gänzlich vermisst hatte. Die in ihrer neuen Welt so nichtmehr existierte, weil es diese vertraute Person, die ein gefühltes, halbes Leben lang Leif gewesen war, einfach nicht mehr gab. Die sie in ihrem Ehemann hätte finden sollen. Aber es einfach keinen Einzigen gab, der Leif aufwiegen konnte.

    Während er den Kopf hob und Problemlos über ihre kleine, schmale, so andere und unscheinbare, gebrochene Gestalt hinweg sah, bewegte sich ihr eigener so unheimlich leicht zur Rechten um zu beobachten wie ihre Hand leicht angehoben in seiner lag und es dabei genau diese Hand war, die den alles einnehmenden Ring an ihrem zierlichen, langen Ringfinger trug. Eine Hand die diese sonst so gewohnte Narbe nichtmehr trug.

    Er hielt sie hier, ebenso wie an ihrem Körper, so zärtlich und vorsichtig, dass sich alle 'Symptome' ihrer Reaktion auf ihn vervielfachten: Sie wirkte ängstlich, viel zu vorsichtig, und war ihren erneuten Tränen so unfassbar nah. Das hier zerbrach sie sichtlich.

    Nachdem sich ihr Kopf zurück zur Mitte drehte und sich senkte, während seiner sich erhob, sah sie, wie lange sie brauchte, bis sie sich traute ihre Linke am obersten Rand der Schulter anzusetzen. Vorsichtig, als könne sie ihm weh tun, unsicher, ob sie das Recht dazu hatte. Beides war mehr als unwahrscheinlich, hielt die Hand aber kaum davon ab diese wenigen Zentimeter tiefer zu gehen und sich so flach auf den Ansatz der Brust zu setzen, wie es bei Tänzen wie diesen nicht unüblich war. Obwohl es eher eine Art und Weise der Berührung war die man tat, wenn man sich fremd war.

    Sie ließ sich wortlos führen. Ihre Strähnen durch diese absolute Nähe immer wieder gegen ihn treffen. War ihm so unendlich nah. Ihm, seiner Wärme, dieser verbotenen Intimität sie wahrscheinlich niemals wieder eine werden würde.

    "...du bist es wirklich..", wiederholte sie so leise an ihm...und es wirkte beinahe wie ein ganz normaler Tanz während eines viel zu eindeutigen und romantischen Liedes. Doch was schon auf der Hochzeit ihres Bruders, an die sie natürlich ununterbrochen denken musste, alles andere als normal war, weil sie sich längst in ihn verliebt hatte, war das hier. Vielleicht nicht auf diebselbe Weise wie damals. Aber auf eine Weise, die zumindest sie ihre Finger so unbemerkt über seine streicheln ließ, beinahe unsichtbar für das Auge, nicht aber das Gefühl auf der Haut.
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (20.12.2019 um 17:38 Uhr)

  3. #43 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Ja.", kam irgendwann die Antwort, die vielleicht davon überdeckt wurde, dass die Band ihr Lied wechselte. Weitermachte, mit etwas, das einen deutlichen rascheren Takt besaß und ihren engen Körperkontakt überflüssig werden ließ. Gleich würde jemand sie unterbrechen. Würde darum bitte, mit Luceija tanzen zu dürfen oder es wäre sogar Dean, der seine Frau zurückverlangte. So oder so, dieser Moment hier war flüchtig. Vermutlich ohne Aussicht auf irgendeine Zukunft, ganz anders als damals auf dieser Hochzeit, auf der Leif ebenso alles überstürzt hatte wie jetzt. "Also-...können wir irgendwo reden? Wenigstens-...kurz?", es war ein viel zu schneller Entschluss, denn eigentlich wusste er: Dieses Gespräch brachte nichts zurück. Nicht dieses Gefühl, welches vor einem knappen Jahrzehnt noch zwischen ihnen existiert hatte und mit der Verhandlung abrupt zerschlagen worden war. Und wahrscheinlich brachte es ihm auch keinen Frieden. Doch während es wahrscheinlich war, dass er Luceija irgendwann wiedersah-...wie hoch hatten die Chancen da gestanden, dass es ausgerechnet hier sein würde? Auf dieser überdimensionalen und dekadenten Weihnachtsfeier, bei der sie zu allem Überfluss auch noch einen Ring am Finger trug.
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  4. #44 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Ja.", kam irgendwann die Antwort, die vielleicht davon überdeckt wurde, dass die Band ihr Lied wechselte. Weitermachte, mit etwas, das einen deutlichen rascheren Takt besaß und ihren engen Körperkontakt überflüssig werden ließ. Gleich würde jemand sie unterbrechen. Würde darum bitte, mit Luceija tanzen zu dürfen oder es wäre sogar Dean, der seine Frau zurückverlangte. So oder so, dieser Moment hier war flüchtig. Vermutlich ohne Aussicht auf irgendeine Zukunft, ganz anders als damals auf dieser Hochzeit, auf der Leif ebenso alles überstürzt hatte wie jetzt. "Also-...können wir irgendwo reden? Wenigstens-...kurz?", es war ein viel zu schneller Entschluss, denn eigentlich wusste er: Dieses Gespräch brachte nichts zurück. Nicht dieses Gefühl, welches vor einem knappen Jahrzehnt noch zwischen ihnen existiert hatte und mit der Verhandlung abrupt zerschlagen worden war. Und wahrscheinlich brachte es ihm auch keinen Frieden. Doch während es wahrscheinlich war, dass er Luceija irgendwann wiedersah-...wie hoch hatten die Chancen da gestanden, dass es ausgerechnet hier sein würde? Auf dieser überdimensionalen und dekadenten Weihnachtsfeier, bei der sie zu allem Überfluss auch noch einen Ring am Finger trug.


    Luci hatte keine Wahl als ihm in die Augen zu sehen, ganz gleich ob er es auch tat oder nicht, denn sie konnte kaum verarbeiten, worum er da gerade bat. Eigentlich nichts abwegiges, musste sie gestehen, aber was hätte auch nur ein einziges Wort mehr zwischen ihnen bedeutet. Diese Beziehung, sowohl die, die sie als Paar geteilt hatten, als auch als reine Freunde, war zerstört. Sie waren nichts mehr. Nicht viel mehr als flüchtige Bekannte, die einmal kurze Zeit das Bett geteilt hatten.

    Und dennoch hatten sie ihren Einsatz verpasst, sich direkt loszulassen. Die Musik hatte gewechselt und dennoch hielt er weiter ihre Hand und versetzte ihr unbewusst einen Stich nach dem anderen ins Herz, bis ihr unermesslich schlecht zu werden drohte. Erst viel zu spät löste er die Hand um ihren Körper und sie bildete sich ein, dass er sie dabei streichelte und jeden Zentimeter versuchte mitzunehmen, irgendwie Unwillens, sie los zu lassen, die Haut der dürren Sizilianerin unter dem Mesh- & Spitzenstoff erfühlbar. Aber das..war wahrscheinlich Wunschdenkens einer vollkommen desillusionierten Frau, die...verdammt verheiratet war. Sie zitterte.

    "...keine gute Idee...", flüsterte sie enttäuscht und durchaus eingeschüchtert von der Vorstellung. Denn nicht nur, dass es herauskommen könnte, dass ihr Mann drauf kommen könnte, dass sie mit Leif deutlich zu viel sprach, war da auch noch Giusy und überhaupt: Er war glücklich. Er war-..warum wollte er dieses Gespräch und konnte sie nicht einfach ignorieren..?
    Sie ließ ihn los und genau dann kam ein Mann, der eben noch mit ihnen am Tisch gespiesen hatte. "Entschuldigen Sie, Major, darf ich Ihnen ihre Tanzpartnerin stehlen?" Sie setzte ein falsches Lächeln auf, drehte sich zu diesem Mann und schüttelte sanft den Kopf. Sie überlegte, was sie dem Mann antworten konnte, aber fand keine, sondern fühlte sich massivst überfordert, wandte sich nochmal kurz Leif zu, sandte ihm einen beinahe entschuldigenden Ausdruck und musste...MUSSTE gehen. Sie hätte es anders nicht mehr ausgehalten. Keine Sekunde länger...
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  5. #45 Zitieren
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    Leif hätte auf die Frage ohnehin mit einem klaren "Nein" geantwortet, doch seine Hände waren so schnell leer und er ernüchtert, dass er keine Zeit fand, dem schulter zuckenden Mann eine Erklärung zu liefern. Der ging einfach wieder und der Schwede selbst sah ihr hinterher. Sie bewegte sich viel zu routiniert auf hohen Schuhen, die sie irgendwann einmal gehasst hatte und wusste zu genau, wie sie sich durch die Menge bewegen, wem sie höflich zunicken musste, um schnell aus dem Getümmel zu entkommen. Erst spät entschloss er sich dazu, ihr zu folgen. Er hatte fünf Jahre seines Lebens jeden Tag mit der Frage verbracht, ob er nicht besser zwei Minuten länger geblieben wäre. In diesem kahlen, grauen Saal, der sie unwiederbringlich getrennt hatte. Diese Location hier war wohl kaum besser, aber ihren langweiligen Charakter hatten geschickte Raumgestalter so kaschiert, dass wenigstens jedermann außer Luceija und Leif sich von der Kulisse einfach ließen. Giusy tanzte bereits mit ihrem dritten Partner und Dean fachsimpelte mit dem CEO und dessen Frau und gab mitten auf der Tanzfläche immer wieder ein unüberwindbares Hindernis ab. Auf seine Frau achtete er nicht. Auch auf Leif nicht, dessen Gesellschaft er zweifelsohne noch suchen würde, obgleich er den Schweden vorher würde finden müssen, denn es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich, an die Fersen der Italienerin geheftet, aus der Gesellschaft heraus bewegt hatte. Sein nicht selbst gewählter Zielort war ein außerordentlich dunkler und abgelegener, aber eigentlich doch zentral gelegener Teil des Saals. Ein besonders langer, geradliniger Tresen, hinter welchem zahllose Kleiderstangen Platz fanden, verriet eine - an diesem Abend nicht benötigte - Garderobe. Es war nicht schwer hier jemanden zu finden, wenn man wusste, wo man suchen musste. Selten würden ein paar der Besucher unmittelbar an diesem Teil des Saals vorbeilaufen, eben dann, wenn sie in Richtung der Toiletten wollten. Doch dorthin war Luceija nicht verschwunden. Sie lehnte, die Arme nach vorn hin ausgerichtet und mit dem Rücken zu ihrem Verfolger, an dem Tresen. Der Arzt tat es ihr stumm gleich, nur eben genau andersrum. Ihr Gesicht konnte er trotz allem nicht sehen. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Die leisen Geräusche die er hörte reichten aus, um die Stimmung zu erfassen und ohnehin ging es ihm nicht anders. Warum also war er hier? Unter Umständen hatte sie recht und das hier war keine gute Idee. "Ich wusste nicht dass du hier sein würdest.", versicherte er der Schwarzhaarigen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich wusste überhaupt nichts, nicht einmal-...dass du...dass du jetzt verheiratet bist."
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  6. #46 Zitieren
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    Leif hätte auf die Frage ohnehin mit einem klaren "Nein" geantwortet, doch seine Hände waren so schnell leer und er ernüchtert, dass er keine Zeit fand, dem schulter zuckenden Mann eine Erklärung zu liefern. Der ging einfach wieder und der Schwede selbst sah ihr hinterher. Sie bewegte sich viel zu routiniert auf hohen Schuhen, die sie irgendwann einmal gehasst hatte und wusste zu genau, wie sie sich durch die Menge bewegen, wem sie höflich zunicken musste, um schnell aus dem Getümmel zu entkommen. Erst spät entschloss er sich dazu, ihr zu folgen. Er hatte fünf Jahre seines Lebens jeden Tag mit der Frage verbracht, ob er nicht besser zwei Minuten länger geblieben wäre. In diesem kahlen, grauen Saal, der sie unwiederbringlich getrennt hatte. Diese Location hier war wohl kaum besser, aber ihren langweiligen Charakter hatten geschickte Raumgestalter so kaschiert, dass wenigstens jedermann außer Luceija und Leif sich von der Kulisse einfach ließen. Giusy tanzte bereits mit ihrem dritten Partner und Dean fachsimpelte mit dem CEO und dessen Frau und gab mitten auf der Tanzfläche immer wieder ein unüberwindbares Hindernis ab. Auf seine Frau achtete er nicht. Auch auf Leif nicht, dessen Gesellschaft er zweifelsohne noch suchen würde, obgleich er den Schweden vorher würde finden müssen, denn es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich, an die Fersen der Italienerin geheftet, aus der Gesellschaft heraus bewegt hatte. Sein nicht selbst gewählter Zielort war ein außerordentlich dunkler und abgelegener, aber eigentlich doch zentral gelegener Teil des Saals. Ein besonders langer, geradliniger Tresen, hinter welchem zahllose Kleiderstangen Platz fanden, verriet eine - an diesem Abend nicht benötigte - Garderobe. Es war nicht schwer hier jemanden zu finden, wenn man wusste, wo man suchen musste. Selten würden ein paar der Besucher unmittelbar an diesem Teil des Saals vorbeilaufen, eben dann, wenn sie in Richtung der Toiletten wollten. Doch dorthin war Luceija nicht verschwunden. Sie lehnte, die Arme nach vorn hin ausgerichtet und mit dem Rücken zu ihrem Verfolger, an dem Tresen. Der Arzt tat es ihr stumm gleich, nur eben genau andersrum. Ihr Gesicht konnte er trotz allem nicht sehen. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Die leisen Geräusche die er hörte reichten aus, um die Stimmung zu erfassen und ohnehin ging es ihm nicht anders. Warum also war er hier? Unter Umständen hatte sie recht und das hier war keine gute Idee. "Ich wusste nicht dass du hier sein würdest.", versicherte er der Schwarzhaarigen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich wusste überhaupt nichts, nicht einmal-...dass du...dass du jetzt verheiratet bist."




    Jedes dieser leisen Geräusche, die Leif gehört haben mochte, als er sich an ihre Fersen geheftet und zu ihr gefunden hatte - warum wusste sie schlicht nicht - waren sehr leise Schluchzer. Sie hielt sich einhändig an ihrer Stirn, aber als sie ihn hörte, hörte, dass er sich zu ihr begeben hatte, nahm sie die Hand zurück nach unten und verbarg ihre Tränen. Wischte sie sich einhändig aus dem Gesicht, atmete einmal zittrig aus, aber drehte sich nicht um, sondern senkte ihren Kopf weiterhin bei seiner Anwesenheit und sah einmal mehr den Ehering an ihrem Finger.
    Sie zuckte knapp mit der Schulter als Antwort, bevor sie etwas mit viel zu leiser Stimme nachsetzte. "...seit zwei Jahren.", machte sie klar, aber ihre Stimme gab die selbe, duckmäuserische Apathie wieder wie zuvor. Nichts an ihr wirkte normal. Nichts wie Luci. Während Leif so perfekt war, dass es schmerzte. Sie konnte ihn nur enttäuschen.
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  7. #47 Zitieren
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    Zwei Jahre. Es sollte ihn nicht treffen, aber das tat es. Sie hatte geheiratet, da war er gerade bereit, "fertig" zu sein. Mit ihr. Ihrer beider Vergangenheit. Und sie stand schon vor dem Altar, aber nicht etwa mit ihm, nein. Luceija hatte geheiratet. Etwas getan, das einem so undenkbar vorkam, wenn man sie kannte. Und nicht zuletzt stand sie in diesem Moment so vor ihm. In diesem Kleid, über dessen Trägerin sie sich früher, vielleicht gemeinsam mit ihm, lustig gemacht hätte. Und doch-...Mit welchem Recht machte er sich diese Gedanken, stellte ihr Fragen zu ihrem Leben und-...Ja, wieso war er noch hier? Nicht etwa in diesem Gebäude, sondern hier bei ihr? Sie war verheiratet. Und ganz egal wie wahr oder unwahr diese Aussage bei Gericht gewesen war, denn diese Frage stellte er sich Jahr um Jahr, selbst heute noch: Sie war verheiratet. "Und-...?", fragte er, aber sein Ton war ganz und gar nicht herausfordernd. Nicht einmal interessiert oder ähnliches, viel eher...tonlos. "Bist du glücklich?"
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  8. #48 Zitieren
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    Zwei Jahre. Es sollte ihn nicht treffen, aber das tat es. Sie hatte geheiratet, da war er gerade bereit, "fertig" zu sein. Mit ihr. Ihrer beider Vergangenheit. Und sie stand schon vor dem Altar, aber nicht etwa mit ihm, nein. Luceija hatte geheiratet. Etwas getan, das einem so undenkbar vorkam, wenn man sie kannte. Und nicht zuletzt stand sie in diesem Moment so vor ihm. In diesem Kleid, über dessen Trägerin sie sich früher, vielleicht gemeinsam mit ihm, lustig gemacht hätte. Und doch-...Mit welchem Recht machte er sich diese Gedanken, stellte ihr Fragen zu ihrem Leben und-...Ja, wieso war er noch hier? Nicht etwa in diesem Gebäude, sondern hier bei ihr? Sie war verheiratet. Und ganz egal wie wahr oder unwahr diese Aussage bei Gericht gewesen war, denn diese Frage stellte er sich Jahr um Jahr, selbst heute noch: Sie war verheiratet. "Und-...?", fragte er, aber sein Ton war ganz und gar nicht herausfordernd. Nicht einmal interessiert oder ähnliches, viel eher...tonlos. "Bist du glücklich?"


    Ein Pochen. Noch eines. Noch eines. Alle waren langgezogen. Heftig. Taten weh. Fühlten sich an, als spränge das Organ nun aus ihrem Brustkorb heraus und zerreisse sie vollständig. Sie fühlte sich bitterelend, anders konnte man es nicht beschreiben. Und dass er nun fragte, ob sie "glücklich" sei?! Was sollte das? Was half es? Sagte die Tatsache, dass sie hier am Rande der Veranstaltung OHNE ihren Mann stand und weinte - optisch wandelnd zwischen einem Wrack und einer lebendig gewordenen Maske? Eben das, was ihr vermutlich zu sicher zwischen den Lippen hervorkroch, als sie "...nein..", flüsterte und ihr immer übler wurde. Natürlich war sie nicht glücklich. Vielleicht hatte sie irgendwann einmal die Hoffnung gehabt, dass sie es werden könnte, aber dieser Trugschluss verflog. Irgendwann war sie einfach nurnoch in der Beziehung und der folgenden Ehe gefangen. Diente als das, was sie heute genauso darstellte: Als lebloses Püppchen, hochdekoriert, zurecht"perfektioniert", ganz nach dem Geschmack Deans..und die Konsequenzen, wenn ihm etwas nicht gefiel, machte sie alle nacheinander mit. Hielt sie aus. Nach und nach. Es hatte irgendwann einmal mit recht harmlosen Ohrfeigen und psychischem Druck angefangen, bis es über Manipulation, Drohung nur schlimmer wurde und als dem anfänglichen Tadel schließlich richtige Schläge wurden. Und...weit mehr. Viel zu viel. Mehr als sie ertragen konnte. Und nach und nach war sie gebrochen. Bis DAS hier herauskam..ein Wesen, dass so wenig mit ihr noch gemein hatte, dass kuschte, offensichtliche Angst hatte und eingeschüchtert war, dass sie an diesem Tisch nicht mal eigenständig Wasser trank ohne eine Erlaubnis dafür zu erhalten. HIER zu stehen..? Vermutlich äußerst riskant. Aber sie ließ es Leif nicht wissen.. . Es war irrelevant. Die Antwort war schlicht. "Nein... .".
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  9. #49 Zitieren
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    Beobachter hätte ihn für gefühllos halten können. Nicht zu Unrecht. Denn er stand nur da, der Blick leer und die Ohren doch empfänglich für ihr unstetes Schluchzen, das mal da war und mal nicht. Und genau in jenem Moment - unfreiwillig - als es wirkte, als habe Luceija sich wieder etwas besser unter Kontrolle, fragte er weiter. Belästigte sie regelrecht mit alten Gefühlen, die ihrerseits vielleicht nie welche gewesen waren. Leif jedoch war nie, wirklich niemals darüber hinweg gekommen. "Und warst du es mit mir?", wollte er wissen. Seine Stimme schien sich immer gleich anzuhören. Wenigstens in den eigenen Ohren. "Warst du mit mir glücklich oder-...hast du damals einfach wirklich nur die Wahrheit gesagt...in London?", ergänzte der Schwede, dessen Akzent ihr entgegenkam und den immer die eine Frage quälte: Wie wahr war ihre Aussage gewesen? War ER zu früh gegangen, vor diesen acht Jahren, die aus ihnen beiden gänzlich unterschiedliche Personen gemacht zu haben schienen?
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  10. #50 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen
    Beobachter hätte ihn für gefühllos halten können. Nicht zu Unrecht. Denn er stand nur da, der Blick leer und die Ohren doch empfänglich für ihr unstetes Schluchzen, das mal da war und mal nicht. Und genau in jenem Moment - unfreiwillig - als es wirkte, als habe Luceija sich wieder etwas besser unter Kontrolle, fragte er weiter. Belästigte sie regelrecht mit alten Gefühlen, die ihrerseits vielleicht nie welche gewesen waren. Leif jedoch war nie, wirklich niemals darüber hinweg gekommen. "Und warst du es mit mir?", wollte er wissen. Seine Stimme schien sich immer gleich anzuhören. Wenigstens in den eigenen Ohren. "Warst du mit mir glücklich oder-...hast du damals einfach wirklich nur die Wahrheit gesagt...in London?", ergänzte der Schwede, dessen Akzent ihr entgegenkam und den immer die eine Frage quälte: Wie wahr war ihre Aussage gewesen? War ER zu früh gegangen, vor diesen acht Jahren, die aus ihnen beiden gänzlich unterschiedliche Personen gemacht zu haben schienen?



    Da waren nur noch zwei, vielleicht drei Tränen auf ihren Wangen und das zittrige ausatmen, dass dann folgte. Jeder seiner Worte hinterließ tiefe Furchen, ließ ihr das Gefühl, dass sie noch so viel weitere Strafen auf sich nehmen musste, die dem Schmerz von Schlägen nicht im Ansatz nahe kam. Ihre Augen schlossen sich, sie schnaubte einmal mehr mit Zittern in der Stimme und versuchte sich abzustützen, wobei sie nicht beachtete, wie sie sich auch mit dem linken Arm abstützte, scharf und weinerlich die Luft einsog und dann aber nur noch die rechte benutzte, bevor sie die längst schuldige Antwort präsentieren musste.

    Dabei kam ihr jeder Moment dieser Verhandlung wieder zurück ins Gedächtnis. Wie ER vor ihr stand. Ihre Hände gehalten, gefleht hatte, sie möge sagen es sei einfach nur eine Falschaussage. Sie anflehte zu sagen, dass sie ihn liebe. Natürlich war es eine Lüge, dass sie dieses selbstbestimmte 'Nein' hervorgebracht hatte. Ihr verdammtes Bestreben ihn zu retten hatte eben ein Opfer verlangt - nur dass es wirklich so groß sein konnte, dass es SO schmerzen konnte..es war kaum zu glauben.

    "Ich war unendlich glücklich mit dir.", stellte sie zweifellos fest und war so leise, dass man sie andernorts überhört hätte.
    "Damals, das..", flüsterte sie zögerlich, weinerlich und erschöpft. "...London war eine Lüge für die ich keine Alternative gesehen hatte. Bis jetzt nicht. Und ich weiß, es war falsch-..dass-..ich-..."
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  11. #51 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Ein tiefes, unheiliges Schnauben ging von Leif aus. Seine verschränkten Arme lösten sich so langsam, wie er sich von der Stütze des Tresens abstieß, um sich mit dem Rücken zu Luceija zu drehen. Sie nicht ansehen zu müssen, obgleich die Dunkelheit sie sowieso voreinander verschluckte und das wenigste vom jeweils anderen preisgab. "..nein..", flüsterte er gebrochen und hielt sich mit einer Hand die Stirn. "...die Alternative wären wir gewesen. Wir beide, verdammt.", zischte er halbstark und sein Ton verriet, dass er ihr kaum allein den Vorwurf machte, wenn überhaupt. Sein Kopf war schwer wie Blei geworden. Voll von Antworten auf ein Rätsel, welches nie eines gewesen war. Seine Augen tränten, aber er hatte nicht das Gefühl zu weinen, sondern viel mehr an der plötzlichen Verzweiflung zu ersticken. Es sollte keine Rolle mehr spielen, was sie sagte. Wer sie war. Das sie beide sich hier trafen und miteinander sprachen, nein, es sollte völlig gleichgültig sein, aber das war es nicht. Leif war es nie egal gewesen. Nicht wenn das, was sie sagte, die Wahrheit war. Aber veränderte es noch etwas? Irgendwas? Vermutlich nicht. Trotzdem kroch dieser Gefühlscocktail weiter in ihm hoch. Diese Verzweiflung, diese Traurigkeit und diese-...Wut. "Scheiße, scheiße-...scheiße!", zischte er und mit jedem Mal schien es ungehaltener. Stärker geprägt von Tränen, bis hin zu diesem Schluchzen, mit dem er sich in die Haare griff, einen Schritt von ihr wegtrat und sich schlussendlich umdrehte. Sie ansah. Grüne Augen fixierte, wissend wo sie waren und dass sie ihn vermutlich ebenso ansahen, aber-...im Grunde war da nichts, außer Umrisse in dieser schwarzen Kulisse. "Wie...konntest du nur..? Wie?!"
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  12. #52 Zitieren
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    Ein tiefes, unheiliges Schnauben ging von Leif aus. Seine verschränkten Arme lösten sich so langsam, wie er sich von der Stütze des Tresens abstieß, um sich mit dem Rücken zu Luceija zu drehen. Sie nicht ansehen zu müssen, obgleich die Dunkelheit sie sowieso voreinander verschluckte und das wenigste vom jeweils anderen preisgab. "..nein..", flüsterte er gebrochen und hielt sich mit einer Hand die Stirn. "...die Alternative wären wir gewesen. Wir beide, verdammt.", zischte er halbstark und sein Ton verriet, dass er ihr kaum allein den Vorwurf machte, wenn überhaupt. Sein Kopf war schwer wie Blei geworden. Voll von Antworten auf ein Rätsel, welches nie eines gewesen war. Seine Augen tränten, aber er hatte nicht das Gefühl zu weinen, sondern viel mehr an der plötzlichen Verzweiflung zu ersticken. Es sollte keine Rolle mehr spielen, was sie sagte. Wer sie war. Das sie beide sich hier trafen und miteinander sprachen, nein, es sollte völlig gleichgültig sein, aber das war es nicht. Leif war es nie egal gewesen. Nicht wenn das, was sie sagte, die Wahrheit war. Aber veränderte es noch etwas? Irgendwas? Vermutlich nicht. Trotzdem kroch dieser Gefühlscocktail weiter in ihm hoch. Diese Verzweiflung, diese Traurigkeit und diese-...Wut. "Scheiße, scheiße-...scheiße!", zischte er und mit jedem Mal schien es ungehaltener. Stärker geprägt von Tränen, bis hin zu diesem Schluchzen, mit dem er sich in die Haare griff, einen Schritt von ihr wegtrat und sich schlussendlich umdrehte. Sie ansah. Grüne Augen fixierte, wissend wo sie waren und dass sie ihn vermutlich ebenso ansahen, aber-...im Grunde war da nichts, außer Umrisse in dieser schwarzen Kulisse. "Wie...konntest du nur..? Wie?!"


    Die dunkle, kaum beleuchtete Ecke hatte sie beide verschluckt. Vermutlich war es gut so, vermutlich genau richtig. Sie sollten so wenig voneinander sehen wie möglich und am liebsten wär Luceija in einem Loch verschwunden, just in dem Moment in dem er in Frage zu stellen begann, was ihre Aussage im Gericht und ihre Entscheidung dazu betraf. Sie verstand es, dass er so reagierte, aber sie hatte wirklich keine Wahl gehabt.
    Luceijas gesamte Körperhaltung nahm etwas abwehrendes und regelrechtes erbärmliches an, je mehr er fluchte, furchen in diesem Boden zog und eine gewisse Verzweiflung spürbar machte, die ihr eine Gänsehaut verlieh und gleichzeitig Angst machte.
    Wovor wusste sie nicht genau. Aber seine direkte Anklage mit diesem direkten Blick, den sie selbst durch das Dunkel sah, machte etwas mit ihr, was er von ihr sicherlich nicht auf diese Weise kannte. Sie stand da wie ein absolutes Häufchen Elend. In jeglicher Form. Zuckte zusammen, jedes Mal, wenn seine Stimme etwas lauter und durchdringender wurde, richtete ihren Blick hauptsächlich auf den Boden und versprühte absolute Unsicherheit. Denn ja...es begann ihr Angst zu machen. Wusste nicht, was sie erwarten würde und reagierte so eingeschüchtert. Vorwürfe, die sie sich seit Jahren selbst machte, krochen in ihrem Inneren so weit hinauf, dass sie glaubte sie jeden Moment hochwürgen zu müssen und Luft blieb eben jene Mangelware, die sie war. "I-...ich-..ich konnte ni-...", stammelte sie nur und sah aus, als erwarte sie, dass er ausholte. Er. Gerade er? Was zur Hölle war da nur los..
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (20.12.2019 um 22:23 Uhr)

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    Es gab viel worüber er nachdachte, aber gewiss gehörte nicht dazu, wie er sie 'bestrafen' konnte. Und niemals hätte er die Hand gegen sie erhoben, geschweige denn konnte er weiter seine Stimme so voller Vorwürfe auf sie hetzen. "Ich habe nichts und niemanden so verehrt wie dich, Luceija.", gab Leif ungeniert, aber erschlagen zu. Seine Finger lösten sich aus seinen Strähnen und er umfasste den eigenen Körper auf eine Art, als sei ihm kalt und er müsse sich schützen. "Und ich-...ich weiß nicht was ich sagen soll. Hierzu-...? Zu deinem Ehemann und...dir. Was ist passiert?", wollte er leise wissen. Keine andere Frau hätte er das fragen müssen. Doch zu Luceija-...passte all das ganz und gar nicht.
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  14. #54 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Es gab viel worüber er nachdachte, aber gewiss gehörte nicht dazu, wie er sie 'bestrafen' konnte. Und niemals hätte er die Hand gegen sie erhoben, geschweige denn konnte er weiter seine Stimme so voller Vorwürfe auf sie hetzen. "Ich habe nichts und niemanden so verehrt wie dich, Luceija.", gab Leif ungeniert, aber erschlagen zu. Seine Finger lösten sich aus seinen Strähnen und er umfasste den eigenen Körper auf eine Art, als sei ihm kalt und er müsse sich schützen. "Und ich-...ich weiß nicht was ich sagen soll. Hierzu-...? Zu deinem Ehemann und...dir. Was ist passiert?", wollte er leise wissen. Keine andere Frau hätte er das fragen müssen. Doch zu Luceija-...passte all das ganz und gar nicht.


    Sie schüttelte apathisch den Kopf. "Nichts ist passiert.", log sie plump, das Zittern legte sich nach und nach etwas und ihr Atem schien wenigstens ein bisschen regulierter als die erwarteten Schläge ausblieben, aber dennoch-..war die Frau, die hier vor ihm stand nichts, was nach 'nichts ist passiert' aussah. Dabei war unverkennbar, dass man sie nicht als hässlich hätte bezeichnen können, manche hätten sie wunderschön gefunden, weil die Narben verschwunden waren und das Make-Up so plastisch und perfekt saß, dass es unweigerlich von ihr selbst, sondern einer entsprechenden Kosmetik hatte kommen müssen. Aber es entfernte nicht die Leere die in ihren Augen steckte. "Ich wollte-..alles was ich wollte war-...war das zu retten, was du warst. Und es-...hat doch funktioniert..", behauptete sie leblos. "Du hast deine Zulassung noch.. . Du...bist verheiratet. Du bist glücklich.
    Ich hab verloren, Leif. Es...kam einfach wie es kommen musste."
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  15. #55 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Achja?", fragte er kühl. Es hatte gefühlte Minuten gedauert, bis er überhaupt wieder etwas gesagt hatte und jetzt klang es auch noch provokant. "Gar nichts hat funktioniert, weißt du?", glaubte er sie aufzuklären. Seine Stimme war vollkommen ruhig und nunmehr neutral, aber man musste nur minimalst zwischen den Zeilen lesen können, um einen gewissen Ärger, viel mehr Enttäuschung aus seinen Worten entnehmen zu können. "Ich habe fünf beschissene Jahre vor mich hinvegetiert, bis ich überhaupt wieder operieren konnte, ohne an uns zu denken. Ohne Fehler zu machen. Ohne zu bereuen, im OP zu stehen, denn wenn ich nicht dort gewesen wäre, dann wäre ich vermutlich immer noch bei dir gewesen.", er zog die Schultern hoch, als seien die Worte gleichgültig. Als erzähle er die Geschichte eines anderen nach, nicht aber seine eigene. "Und jetzt-...Jetzt bin ich wirklich glücklich. Seit Ewigkeiten. Meine Frau ist wunderbar und in genau diesem Augenblick-...stehst du vor mir. Nacht acht gottverdammten Jahren. Du bist hier und ich habe meine Antwort und es-...es müsste einfach für mich sein, jetzt zu gehen, aber das kann es nicht sein, wenn du...wenn es dir nicht wenigstens halb so gut geht wie mir, oder nicht?"
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  16. #56 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Achja?", fragte er kühl. Es hatte gefühlte Minuten gedauert, bis er überhaupt wieder etwas gesagt hatte und jetzt klang es auch noch provokant. "Gar nichts hat funktioniert, weißt du?", glaubte er sie aufzuklären. Seine Stimme war vollkommen ruhig und nunmehr neutral, aber man musste nur minimalst zwischen den Zeilen lesen können, um einen gewissen Ärger, viel mehr Enttäuschung aus seinen Worten entnehmen zu können. "Ich habe fünf beschissene Jahre vor mich hinvegetiert, bis ich überhaupt wieder operieren konnte, ohne an uns zu denken. Ohne Fehler zu machen. Ohne zu bereuen, im OP zu stehen, denn wenn ich nicht dort gewesen wäre, dann wäre ich vermutlich immer noch bei dir gewesen.", er zog die Schultern hoch, als seien die Worte gleichgültig. Als erzähle er die Geschichte eines anderen nach, nicht aber seine eigene. "Und jetzt-...Jetzt bin ich wirklich glücklich. Seit Ewigkeiten. Meine Frau ist wunderbar und in genau diesem Augenblick-...stehst du vor mir. Nacht acht gottverdammten Jahren. Du bist hier und ich habe meine Antwort und es-...es müsste einfach für mich sein, jetzt zu gehen, aber das kann es nicht sein, wenn du...wenn es dir nicht wenigstens halb so gut geht wie mir, oder nicht?"


    Luceija wusste schlicht nicht, was sie dazu sagen sollte. Es baute sie nicht auf zu wissen, was innerhalb der letzten acht Jahre mit ihm geschehen war, ausschließlich, was sie jetzt sah. Sie stand stattdessen nur weiter regelrecht eingepfercht in ihrem eigenen Körper da und kauerte vor dieser Realität, die er ihr präsentierte. Ihre Geschichte hatte hier keinen Platz. Keine einzige Minute spielte hier eine Rolle, weil sie wusste, weil sie spürte, dass sie keine Chance hatte sich für irgendetwas zu rechtfertigen. Sie war verdammt nochmal Schuld an dieser Trennung gewesen. An diesem Sargnagel, den sie in die Zweisamkeit getrieben hatte und entsprechend wenig verteidigte sie sich hier selbst. Deshalb war alles, was sie sagen konnte, während da wieder diese Tränen aus der gebeutelten Frau drangen, die sich tatsächlich einfach nicht, absolut NULL gegen ihn oder seine Anklagen wehrte: "...es tut mir leid.."

    Sie schloss kurz die Augen bei gesenktem Haupt. Seufzte wimmrig. Bevor sie flüsternd anhängte "Ich werd' dir nicht im Weg stehen..". Und vielleicht besser einfach direkt gegangen wäre.
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  17. #57 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    ~

    "...ja. Du warst immer klüger als ich und ich hätte-...auf dich hören sollen, weißt du? So hätten wir es gemeinsam durchziehen können.
    Und es war bestimmt auch keine gute Idee dir hierher zu folgen. Mit dir-...zu reden.
    Ich bin verheiratet, Müslischleuder. Und du bist es auch. Wir sind-...verheiratet...Kann das irgendjemand glauben?
    Du bist verheiratet.“


    "...du weißt, dass das ein Fehler war...du bist verheiratet Leif.."

    "Ich weiß...ich weiß. Sag mir dass du zurück zu deinem Mann willst-...dass ich aufhören soll."

    "Ich kann nicht..
    ..weder nein sagen noch sagen, dass ich von dir weg will.. ."


    "Ich auch nicht... .
    Wie können acht Jahre einfach nichts hieran ändern...?
    Wir sind verheiratet, Luci.. . Wir sind...verheiratet und dein Mann-...ich wette er braucht dich dort vorne..."


    "...Leif.."



    ~



    "Mir wird gerade klar, wie sehr ich das hier vermisst habe, Süße.
    Sag mir, ob du uns wirklich willst oder-..oder..ob du nicht besser deine letzten Chance nutzt, jetzt zu verschwinden...ich hab mich alles andere als im Griff.."


    "Ich komm nicht von dir los. Ich will dich. Ich will...uns. Ich will jedes dieser acht Jahre zurück..."

    "Wenn das hier passiert, Süße-...dann wird es wieder passieren.
    Scheiße, wie mir das hier gefehlt hat...du hast mir gefehlt, Luceija-...ich liebe dich..."




    ~



    "..willst du mehr?"

    "Was ist mit dir? Willst du mehr?"

    "Ja...bitte. Wenn du zurück zu ihr willst, dann-.. versteh- ich das..dann…"

    "Wärst du doch besser meine Frau geworden, Luceija.
    Ich will mehr. Alles."


    "Bitte sag das nochmal..."

    "Ich hätte alles dafür gegeben, an deiner Seite bleiben zu können. Damals. Ich dachte-...dieses Gefühl wäre weg, wenigstens versteckt, aber jetzt bist du hier und im ersten Augenblick, in dem wir uns geküsst haben wusste ich, dass...ich nie hierüber hinweggekommen bin.

    Ja, ich wünschte du wärst meine Ehefrau. Luceija Natalicia Svensson."


    "...ich wünschte ich hätte dir die Chance gegeben, in der du mich fragst.
    Ich hätte...ich hätte es jeden einzelnen Tag geliebt deinen Namen zu tragen.
    ...es tut mir so leid.. ."


    "Ich weiß, Müslischleuder. Muss es aber nicht.
    Ich weiß jetzt, dass wir echt waren. Das verändert-...fast schon alles. Jedenfalls für mich."


    "Wir könnten wenigstens für dieses eine Mal so tun als wär diese Verhandlung niemals passiert."

    "Das heißt-...wir sind also verheiratet und immer genauso glücklich wie jetzt gerade und-...langweilen uns auf dieser Weihnachtsfeier irgendeines Greises der Allianz, ja? Und weil ich Schuld an diesem Schlamassel bin, habe ich dich hergebracht, in diese dunkle Ecke und ich küsse dich entschuldigend und-...versuche es irgendwie wieder gut zu machen, indem ich auf dem Boden dieser Garderobe mit dir schlafe? Wie klingt das für dich, Mrs. Svensson...?"

    "Es klingt perfekt, Doktor Svensson.. .
    Ich hab keinen Mann wie dich verdient."


    "...wieso? Sie verdienen nur das Beste, Ma'am..."

    "Du hast mir so gefehlt.."

    "Ich weiß-...ich weiß wie du dich anhörst und...anfühlst, du hast keine Vorstellung, wie sehr ich das liebe, es ist wie-...eine gottverdammte Sucht.."



    ~



    "Du solltest mir gehören, weißt du das?"

    "Ich weiss.."



    ~



    "Wo lebst du jetzt? Mit-...deinem Mann, meine ich."

    "In Singapur.. . In Orchard Road.
    Und du? Lass mich raten...du wohnst mit ihr in Stockholm. Vermutlich in deinem Elternhaus. Ich könnte mir dich niemals woanders vorstellen als in deiner Heimat. Richtig?"


    "Ja, irgendwie schon. Fast jedenfalls-.. . Ich wohne nicht in meinem Elternhaus, aber wenigstens in Stockholm. War irgendwie immer die einzige Konstante im Leben, schätze ich."

    "Naja..du bist ein Mann der viel rumkommt und die ganze Galaxie bereist. Es ist nur natürlich, dass du so einen Anker in deinem Leben brauchst um runter zu kommen. Es ist...immerhin deine Heimat.
    Willst du was trinken? Ich könnte einen verdammt starken Drink vertragen."


    "Ich liebe dich. Ich will keinen Drink, sondern wissen, ob ich dich nach heute Nacht wiedersehe-...Ganz egal ob wir...Sex haben oder nicht, ich will dich nicht schon wieder aus den Augen verlieren. Bitte, bitte nicht.. ."

    "I-ich..ich weiß nicht ob das geht, aber...ich will dich auch wiedersehen. Ich hab nur keine Ahnung wie das funktionieren soll. Es ist so..unheimlich viel Zeit vergangen."

    "Du hast gerade gesehen dass das-...keine Rolle spielt. Aber ich denke, dass ich das will. Mit dir. Zumindest wenn du es auch willst. Keine Ahnung was das hier für meine Ehe bedeutet, aber wenn es sein muss, dann-...komm ich zu dir, wann immer du es willst. Egal wann und egal wohin..."

    "Mein Mann wird mich schon suchen.
    Wenn du deine Zeit hier noch mit mir verbringen willst dann...tu' mir einen Gefallen und trink einen Whiskey mit Eis mit mir. Den trinkst du doch noch..?"


    "Mit Eis, ja. Lässt du dich noch ein letztes Mal von mir küssen, bevor du gehst?"

    "Ja..
    ..bist du glücklich?"


    "Ja. Aber es ist anders als mit uns damals auf Proteus. Vor acht Jahren hatte ich die beste Zeit meines Lebens und-...ich weiß, dass ich nie jemanden geliebt habe wie dich. Auch wenn das jetzt, wo du verheiratet bist, wahrscheinlich keine Rolle mehr spielt."

    "...es spielt eine Rolle. Für mich."

    "Es-...muss hier aber doch nicht enden, oder-...? Sag mir ob ich dich wiedersehen kann, Luceija."

    "Ich schätze, du hast deine Frequenz mittlerweile geändert..? Ich schick dir meine. Du kannst..- ...meld dich, wenn du in der Nähe bist?"

    "Ich versuche-...es auf diese Momente zu beschränken, ja.
    Du solltest vorgehen. Es wäre recht verdächtig, wenn wir exakt zur selben Zeit an dieser Bar ankommen."

    ~
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  18. #58 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Du hast Recht.", gab sie zu und erwiderte den Kuss des Blonden mit einer sehr ähnlichen Zärtlichkeit. Sie nutzte die Gunst des Momentes, in dem sie seine Hände nicht mehr hielt und somit kein physischer Kontakt mehr zwischen dem ehemaligen Paar bestand. Sie bereute es und reagierte mit einem tiefen Seufzen. Ihn zu verlieren schien die Angst vor dem Tod zu übertreffen. Das wusste sie genau, denn es gab keinen anderen Grund außer ihn, es so oft zu versuchen eben genau von diesem heimgesucht zu werden. Und ein bisschen fühlte es sich nun auch so an, als sie ihm noch einmal in vollkommener Zweisamkeit in die Augen sah, bevor sie sich umdrehte. Hoffnung verlor, weil sie glaubte zu wissen, dass sich dieses weitere Treffen vermutlich nicht ergeben würde. Seine Frau würde es sein. Die mit dem hübschen Lächeln und den wachen, ehrlichen Augen. Er würde sie heute Abend oder Nacht ansehen, in IHRE Augen, sich neben SIE in sein Bett legen und erkennen, dass es sicherer und weiser war, wenn er die Unsicherheiten um Luceija begrub. Ein für alle Mal. Vielleicht sich sagte, er sei zu alt um sich an dieser Frau noch einmal die Finger zu verbrennen. Und wer wusste schon, ob sie nicht längst eine Familie planten, so wie Dean es immer wieder in ihr Gedächtnis grub. Nachwuchs. Kinder. Am besten so schnell wie möglich.

    Sie seufzte nochmals tonlos, bevor sie ihr langes, enganliegendes Kleid so nahm, dass sie problemlos laufen konnte ohne zu fallen was...nach Leif durchaus schwieriger schien als sie glaubte. Sie brauchte diese Routine zurück - musste die sanften Schmerzen zwischen ihren Beinen verbergen und ignorieren, während sie los ging und mit dem Zeigefinger noch einmal, ohne sich zu Leif umzudrehen, in die Richtung zeigte, in der er gehen musste um zur Bar zu kommen. Die Richtung, in die sie selbst mit klackerndem, hellen Absatz verschwand.


    Hier waren noch immer jede Menge Leute. Sie räusperte sich, hielt den Kopf gesenkt und vermied zu viel Blickkontakt, fragte sich aber, wie es sein konnte, dass sie dort hinten niemand gehört hatte während sie oder Leif gekommen waren. Es schien beinahe unrealistisch und unwirklich. Aber niemand widmete Luceija große Aufmerksamkeit. Jedenfalls nicht, bis ihr auf halbem Weg, im Schlepptau mit einer ebenso schön bekleideten Frau, Giusy entgegen kam oder besser...beinahe in sie hinein lief. "Oh, Luceija! Gut, dass ich Sie treffe, haben Sie meinen Mann gesehen? Ich hatte gehofft er könnte mich aus den Gesprächen mit ein paar Leuten hier raus retten und ich ein bisschen mit ihm angeben, Sie wissen schon.", grinste sie fröhlich und wisperte halblaut anbei, "Er sieht einfach zu gut aus in dieser Uniform.". Sie lachte, die Frau bei ihr lachte aus Höflichkeit mit aber es war niemals so schön und erhellend wie das von Giusy. Das Lachen, dass Luceija im Moment erstach und Schuld in den Leib trieb bis in die letzte Fingerspitze. Sie sah auf, ihr nur knapp in die Augen, schüttelte dann aber fragend den Kopf und antwortete: "Nein..", ohne, dass man merken würde, wie gelogen es war. "Ich meine: Nein, JA, vermutlich schon, aber...Nein ich hab ihn nicht gesehen. Vielleicht, uh, auf der Toilette? Draußen? Beim Rauchen?" Sie zuckte die Schulter. Ihr Blick wanderte durch die Menge. "Ich muss-...ich eh-..muss selbst meinen Mann suchen, wir-..sehen uns später?", stellte sie eine Frage die sie sich selbst mit einem fahlen Lächeln beantwortete, bevor sie viel zu zügig weiter ging. In einer gewissen Hektik. Und als sie weiter ging...glänzte der Ehering dieser Frau in ihrer Erinnerung. Verdammt nochmal. Er war verheiratet.
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  19. #59 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Zitat Zitat von AeiaCarol
    schrieb:
    Leif hatte sich nach ihrem Verschwinden auf den Tresen gesetzt und gewartet. Sehr, ja, fast unendlich lange gewartet. Vielleicht zehn oder gar fünfzehn Minuten, jedenfalls beteuerte das sein Zeitgefühl. Die Dunkelheit und diese verhältnismäßige Stille waren ein Segen. Sie ließen einen Sturm zu, der durch sein Innerstes fegte und ihn wieder klarer werden ließ. Man hätte glauben müssen, dass er jetzt bereute, was gerade geschehen war, aber so war das nicht. Im Gegenteil. Die sich nähernden Absätze der Frau hinter sich ignorierte er, bis eine altbekannte, sehr sanfte Stimmt ihn ansprach. "Liebling?", es war sie. Seine Ehefrau. Und noch bevor er diesen wirklich markerschütternden Schreck erlebte und zuckte, wie ein gepeitschter Hund, schloss er für den Bruchteil einer Sekunde die Augen und bedauerte, dass sie es war. "...mein Gott!", entfuhr es ihm und er sah sich über die Schulter hinweg um, schüttelte den Kopf und drückte sich sofort von dem Tresen ab, um aufzustehen. "Entschuldige.", sagte er sofort und blieb ganz bewusst sehr ruhig. Verfiel nicht in Panik, denn-...Giusy kannte ihn. Wusste womöglich, wann er log oder etwas vertuschte. Nicht dass das je nötig gewesen wäre. "Alles in Ordnung?", fragte die Italienerin ihn und kam weiter auf ihn zu. Zögerlich, ihre kleine Handtasche etwas zu fest haltend. Sie war so wunderschön. Und so unfassbar gut. Wahrscheinlich war seine Frau die wohl unschuldigste Person, die diese Welt kannte. Und doch hatte er das hier getan. Noch vor Minuten, auf diesem Boden, mit einer anderen. Sein Äußeres zeigte keinerlei Anzeichen dieses inneren Zwists. "Ja, alles gut. Ich versteck mich nur vor unserem Gastgeber und seinen Plänen, mich an irgendwelche Verträge zu binden.", verkaufte er ihr den Grund seines Hierseins und streckte die eigene Hand nach ihrer aus. Sie nahm sie an und er platzierte einen so falsch liebevollen Kuss auf ihrem Handrücken, dass ihm selbst beinahe übel wurde. Wann war er je so gewesen? Völlig unehrlich und ohne jedes Gefühl für seine eigene Frau? Tatsächlich schien er wie leer gefegt. Gottverdammt. "Wir können gehen wenn du willst, egal was diese Schnösel denken.", bot Giusy an und strich über seine glatte Wange. Er schüttelte schwach den Kopf. "Nein-...aber lass mich was trinken, ja? Das Zeug das sie einem am Tisch servieren, ist fast nicht trinkbar und-...vielleicht kannst du diesen Dean für mich ausfindig machen und schon ein wenig milde stimmen, hm?", instrumentalisierte er sie geschickt und erntete ein bezauberndes Lächeln. "Okay, aber lass mich noch kurz zur Toilette und mich frisch machen, ja?", schlug sie vor. Er nahm dankend an und lächelte, dann zeigte er, so wie Luceija vor ihm, in diese Richtung, in der wohl die angedeutete Bar lag. "Ich geh davon aus, du willst was alkoholfreies.", bemerkte er und hielt so weiter die Fassade des vorzeigbaren Gatten aufrecht. Dann passierte es. Sie küsste ihn. So vollkommen und ohne Ankündigung, wie Ehefrauen es eben taten und er-...er fühlte gar nichts. Außer dieser Erleichterung, als sie ging.
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  20. #60 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Miss..?", kam eine Stimme an ihr Ohr, die sie gar nicht wahrnahm. Sie starrte auf den Tresen der Bar, an der sie vor ungefähr zehn Minuten Platz genommen hatte - ganz am äußersten Rand der halbrunden Installation, die so typisch für die Citadel aussah wie ihr weiß-silbriger Boden und die gute Aussicht, die sich auch hier präsentierte und halb in ihrem Rücken lag. Die Bar war am Ende der Plattform dieser Ebene beherbergt, hatte eine Art Balkon um sich mit diversen, kleineren Sitzgelegenheiten, die heute nicht bedient wurden weil das Gebäude zu einem geschäftlichen Zweck gemietet wurde und sowohl über diesen, als auch den darunter und darüberliegenden Geschoss, vielleicht auch noch weitere, erstreckte sich etwa zehn Meter von diesem Balkon entfernt das Ende des Gebäudes in Form einer riesigen, schrägen, sanft getönten Glasfassade mit berauschend-schönem Blick auf diesem Arm der Station. Man musste sich nur mit dem Rücken an die Bar lehnen und hätte eine legendäre Aussicht genießen können, aber die Sizilianerin zog es vor, das charakteristische weiß-silber des Tresens zu begutachten, an dessen Rand ein Mood-Light für atmosphärische Stimmung sorgte - ebenso wie die beleuchteten Flaschen hinter der Bardame - wenn man denn eine Raumstation umringt von einer wunderschönen Galaxie eben nicht romantisch-faszinierend genug fand. "Miss?", fragte die Stimme erneut, bevor sie sich zu lösen bereit war. Bevor ihre Gedanken eben nicht mehr an den Bildern von eben hängen konnten, am Gefühl seiner Lippen auf ihren, den Berührungen seiner Finger und dem perfekten, sich niemals veränderten Lächeln in seinem Gesicht. Ihr gemeinsamer Atem verschwand erst aus ihren Ohren, als sie die Frau beachtete und ein vorsichtiges, fragendes "..mh?", äußerte. Hatte Sie sie angesprochen? "Wollen Sie immer noch nichts trinken?", schien an Ungeduld zu erinnern, aber sie wurde ohnehin bezahlt wie all die anderen Angestellten an diesem Abend: Fest und von einer Agentur. Nicht nach Drink oder ähnlichem. Das wusste sie von Dean.

    Erst jetzt sah sie auf, an der Dame mit dunklerer Haut, kleinen Sommersprossen um die Nase und milden, blauen Augen vorbei und zu den Flaschen, die dort standen und kein Etikett mehr trugen. Es war eine Gewohnheit von der Erde die sie nur schlecht ablegen konnte wenn sie sich auf der Citadel befand. Hier war...alles anders. Wie immer. "W-..", war sie versucht Wasser zu sagen. Oder doch Wodka? "...Whiskey.", hauchte sie schließlich, als wäre es eine Erleichterung ihren Wunsch beim Namen nennen zu können. "Whiskey? Wirklich? Das ist wahrscheinlich das schlechteste, was es heute Abend hier zu trinken gibt, Ma'am." Eine Luci wäre ihr übers Maul gefahren. Hätte sie angeblafft, was ihr einfiele, sie in ihrer Entscheidung zu beeinflussen. Aber Luceija sagte nur "Okay. Geben Sie mir einfach was Starkes." und gab auf. Lächelte sanft aber falsch und platt, als die Frau etwas Hochprozentiges von UNTER der Theke nahm und es in einen Fingerhut-großes Schnapsglas schüttete. Der Drink leuchtete violett. Es war nicht das Gefäß. Ganz normal für die Citadel. "Danke..", wisperte die Sizilianerin. Dankbar war sie nicht. Sie besah ihr Getränk unsicher. Gab ihr dennoch einen kleinen Creditchip.
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