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  1. #21 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Okay.", war die ebenso viel zu rasche und leicht erschrockene Antwort der Italienerin, die nun erst recht Lunte roch. Sie wollte sich nichts weiter ausmalen, aber sie würde unfreiwillig ein Auge auf Dean und seine Frau haben und war beinahe froh, dass die Nacht noch so jung war, als sie von einem lauten, an der Tür kratzenden Getöse unterbrochen wurden. Bei-...was auch immer sie hier noch taten. "Hört sich an als würden die da draußen schon ohne uns anfangen.", lachte sie und diesmal klang es untypisch und gar leicht nervös. "Könnten Sie uns zu unserem Tisch bringen? Wenn sich jemand auf der Bühne bereits die Ehre gibt, wird das Essen hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen, was?"
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  2. #22 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Okay.", war die ebenso viel zu rasche und leicht erschrockene Antwort der Italienerin, die nun erst recht Lunte roch. Sie wollte sich nichts weiter ausmalen, aber sie würde unfreiwillig ein Auge auf Dean und seine Frau haben und war beinahe froh, dass die Nacht noch so jung war, als sie von einem lauten, an der Tür kratzenden Getöse unterbrochen wurden. Bei-...was auch immer sie hier noch taten. "Hört sich an als würden die da draußen schon ohne uns anfangen.", lachte sie und diesmal klang es untypisch und gar leicht nervös. "Könnten Sie uns zu unserem Tisch bringen? Wenn sich jemand auf der Bühne bereits die Ehre gibt, wird das Essen hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen, was?"


    "Normalerweise nicht.", neutralisierte sie die Bedenken der Italienerin und schien zu merken wie sie skeptisch wurde. Ein Zustand, den sie eben so einfach nicht erzeugen wollte. Nicht nur, weil sie keinen Verdacht in Richtungen lenken wollen würde die so absolut utopisch in ihren eigenen Ohren klangen. Es war ein Zustand der in Ordnung war. Irgendwie. Sie musste damit einfach nur zu leben lernen.
    "..das hier ist meine vierte Weihnachtsfeier dieses Jahr. Ich habe bisher weder die Reden noch das Essen verpasst.", streute sie soziales Verhalten in diese so seltsame Situation. Immer wieder beobachtete sie die neue Frau an Leifs Seite aufs Neue. Besah ihre Figur, das Kleid und wie es saß. Bedeckte ihr Gesicht mit weiteren Blicken. Die hellen, weltoffenen, glänzenden Augen. Und noch auf dem zaghaften Weg zurück, auf welchem sie die Schöne nochmals durch die hohen Hallen führte, fragte sie mit ihrer von Apathie gezeichneten Stimme eine Frage, die so absolut fehl am Platz erschien: "Sie sind Ärztin, richtig?"
    Luci stellte die knappe Frage ins Blaue, aber die Ahnung blieb. Kaum hätte Leif eine so bezaubernde Frau außerhalb von OPs oder Praxen kennen lernen und derartig nah an sich heranlassen können wenn sie nicht wenigstens einen Teil dessen verstand, was er tat. Oder..?
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  3. #23 Zitieren
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    "Ist das so offensichtlich?", lachte die Schwarzhaarige und machte einen Wink mit der Hand, der alles herunterspielen sollte, was sie im Folgenden sagte, obgleich die Geste unbewusst geschah. "Fachrichtung Neurologie. Ich hab mich eine Weile lang mit Forschungsarbeit für die Allianz beschäftigt. Sie haben sicher schon von Biotikern mit alten Implantaten gehört, die enorme Probleme im Alltag haben, nicht wahr? Kein Grund Sie mit Details zu langweilen, aber das war meine Arbeit. Die reibungslose Umstellung auf neuere Modelle und mögliche Auswirkungen auch hiernach, um nicht dieselben Fehler aus der Vergangenheit wieder zu machen. Mein Mann arbeitet immer noch an dieser Sache, ich bin mittlerweile ausgestiegen.", erklärte sie und wollte nicht mehr erzählen, weil sie das wohl wie einen verschrobenen Nerd würde dastehen lassen. Zwischen all diesen Leuten, die sich langsam setzten und durch deren Reihen sie an der Seite ihrer wirklich netten, wenngleich sehr verhaltenen Gastgeberin steuerte.
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  4. #24 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Ist das so offensichtlich?", lachte die Schwarzhaarige und machte einen Wink mit der Hand, der alles herunterspielen sollte, was sie im Folgenden sagte, obgleich die Geste unbewusst geschah. "Fachrichtung Neurologie. Ich hab mich eine Weile lang mit Forschungsarbeit für die Allianz beschäftigt. Sie haben sicher schon von Biotikern mit alten Implantaten gehört, die enorme Probleme im Alltag haben, nicht wahr? Kein Grund Sie mit Details zu langweilen, aber das war meine Arbeit. Die reibungslose Umstellung auf neuere Modelle und mögliche Auswirkungen auch hiernach, um nicht dieselben Fehler aus der Vergangenheit wieder zu machen. Mein Mann arbeitet immer noch an dieser Sache, ich bin mittlerweile ausgestiegen.", erklärte sie und wollte nicht mehr erzählen, weil sie das wohl wie einen verschrobenen Nerd würde dastehen lassen. Zwischen all diesen Leuten, die sich langsam setzten und durch deren Reihen sie an der Seite ihrer wirklich netten, wenngleich sehr verhaltenen Gastgeberin steuerte.


    Sie setzte ein geschlagenes Lächeln auf. Mit einer Antwort wie dieser hatte sie gerechnet und sofort verstanden, warum sie es war. die gut genug war einen Ring dieses Mannes zu tragen. Selten lag etwas so klar dar und war so offensichtlich. "Ich hatte..-", begann die Italienerin, bedacht darauf die Frau ausreden zu lassen erst am Ende ihrer langen Antwort, zu sprechen und dabei offenbar noch mehr abzuwägen als sie, welches Detail sie nicht langweilen würde. "...ich kannte Biotiker wie diese, ja."
    'Hat er noch immer diese Schmerzen?', interessierte sie kurz, aber die vokalisierte nicht, was ihr unweigerlich am wichtigsten gewesen wäre. Nicht nur, weil sie ihren Tisch bald erreicht hatten, sondern auch, weil sie diese Vergangenheit nicht interessieren sollte. Wenn Leif es nicht für sinnvoll erachtet hatte dieses Kapitel seines Lebens zu erzählen, tat sie es auch nicht. Ohnehin nicht, wenn sie Gefahr gelaufen wäre zu zerstören, was auch immer sich hier, als festes Band, zwischen beiden gebildet hatte. Vermutlich war sie die Antwort auf Fragen, die Luceija sich vor 8 Jahren gestellt hatte. DAS hier war eben sein Schicksal. Das, an der Seite Deans ihres.

    Und dann waren sie schneller an diesem Tisch, den ihr Mann sich für heute ausgesucht hatte - und unter allen Teilnehmern ausgerechnet ihn hieran eingeladen hatte.

    "Da sind wir wieder!", strahlte Giusy und löste rechtzeitig das Gespräch auf. Mit ihrem neu nachgezogenen Lippenstift hinterließ sie erstmal einen schwachen Abdruck in Form eines Kusses auf Leifs Wange, bevor sie sich überhaupt nach ihrem eigenen umgesehen hatte und neugierig holografische Tischkärtchen absuchte.
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  5. #25 Zitieren
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    Jeden Kuss dieser Frau wusste er mit einem Lächeln zu würdigen, einem leichten Streif über ihre filigranen Hände, einem leichten Kuss zurück, gleich auf ihre Schläfe, wo ihre Haare sich so leicht aufstellten und sein Gesicht kitzelten. "Dean hat mir gerade eröffnet, dass ER dich heute Abend in Beschlag nimmt und ich-...Sitznachbar seiner reizenden Frau bin.", erklärte Leif, der eben jene Namensschilder bereits studiert hatte und nun kurz einen Blick der äußerst stummen Frau aufzufangen versuchte. Er hatte ja keine Ahnung, was hier im Argen war und hielt sie für eine weniger einnehmende Persönlichkeit, als ihren Mann. Zu ihrem Vorteil gingen eben in jenem Moment die großen Strahler des Saals aus und zentrierten sich in wenigen, zarten Lichtkegeln, die sich primär der Bühne zuzuwenden schienen. "Kommen Sie.", forderte er die nahezu Unbekannte auf und streckte ihr eine Hand entgegen, während seine andere ihren schweren Stuhl vorzog. Rhodes hatte sich längst hingesetzt und Giusy richtete ihren Stuhl selbst völlig selbstverständlich aus, während sie schon wieder in ein Gespräch mit IRGENDWEM verwickelt war. Der Schwede hingegen wollte lediglich Gentleman sein und die Frau seines neuen-...'Freundes' nicht ihrem Glück überlassen, welches sie im Dunkel problemlos hätte über Stuhl hussen oder ähnliches hätte stolpern lassen können. Er empfing also ihre Hand, die so absurd klein in seiner lag und führte sie an diesen Stuhl, der direkt zu seiner Rechten stand und wunderte sich nicht allzu lang über ein so vertrautes Gefühl, einen Geruch, den er glaubte irgendwann schon einmal gekannt zu haben. Nein-...Er war nur höflich. Einfach Leif. Und doch so blind für das, was gerade vor ihm lag.
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  6. #26 Zitieren
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    Jeden Kuss dieser Frau wusste er mit einem Lächeln zu würdigen, einem leichten Streif über ihre filigranen Hände, einem leichten Kuss zurück, gleich auf ihre Schläfe, wo ihre Haare sich so leicht aufstellten und sein Gesicht kitzelten. "Dean hat mir gerade eröffnet, dass ER dich heute Abend in Beschlag nimmt und ich-...Sitznachbar seiner reizenden Frau bin.", erklärte Leif, der eben jene Namensschilder bereits studiert hatte und nun kurz einen Blick der äußerst stummen Frau aufzufangen versuchte. Er hatte ja keine Ahnung, was hier im Argen war und hielt sie für eine weniger einnehmende Persönlichkeit, als ihren Mann. Zu ihrem Vorteil gingen eben in jenem Moment die großen Strahler des Saals aus und zentrierten sich in wenigen, zarten Lichtkegeln, die sich primär der Bühne zuzuwenden schienen. "Kommen Sie.", forderte er die nahezu Unbekannte auf und streckte ihr eine Hand entgegen, während seine andere ihren schweren Stuhl vorzog. Rhodes hatte sich längst hingesetzt und Giusy richtete ihren Stuhl selbst völlig selbstverständlich aus, während sie schon wieder in ein Gespräch mit IRGENDWEM verwickelt war. Der Schwede hingegen wollte lediglich Gentleman sein und die Frau seines neuen-...'Freundes' nicht ihrem Glück überlassen, welches sie im Dunkel problemlos hätte über Stuhl hussen oder ähnliches hätte stolpern lassen können. Er empfing also ihre Hand, die so absurd klein in seiner lag und führte sie an diesen Stuhl, der direkt zu seiner Rechten stand und wunderte sich nicht allzu lang über ein so vertrautes Gefühl, einen Geruch, den er glaubte irgendwann schon einmal gekannt zu haben. Nein-...Er war nur höflich. Einfach Leif. Und doch so blind für das, was gerade vor ihm lag.


    Sie hatte versucht wegzusehen. Ganz betont, als die-..als 'Miss Svensson' ihrem Mann diesen Kuss auf die Wange drückte und einen sanften, roten Rand des Makeups auf seiner Haut hinterließ. Und sie wenig erstaunt er darauf reagierte. Sogar wartete, bis die Italienerin eben jenen wieder entfernt hatte, bevor er sie küsste. So routiniert. Liebevoll. Vertraut. Und Luceija beinahe dümmlich eben sie beide beobachtete, mit dem angetackerten, sanften Lächeln eines komplett gefaketen Dauerzustandes, der hier und jetzt so gut war weil es verbarg wie kurz davor sie stand in bitterste Tränen auszubrechen. Nicht nur durch diese sichtbare Zuneigung eines Paares das so unbeschreiblich gut zueinander passte, dass es zuzugeben bereits schmerzte. Sondern auch oder erst recht in dem Moment, in dem sie realisierte, dass er sie ansprach.

    Schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass er sie auch nur im geringsten wahrnehmen konnte, hatte sie beinahe verpasst wie er einleitete, dass die Tischkarten eben genau sie neben "Major Svensson" an den runden Tisch gesetzt hatten und ihren Ehemann vier Plätze weiter, sodass ihr Blick viel eher über den Tisch hinweg fiel. Dean hatte des Öfteren diese Sitzordnungen ermöglicht, weil es Gespräche anregte, Ehepartner aber nicht zu weit voneinander trennte und es ihm ermöglichte an Personen zu graben die finanzielle Hilfen für die Pharmabranche leisten konnten. Was er von Luci erwartete war dabei klar: möglichst schick zu lächeln und den Schweden dabei ein bisschen, aber nicht zu sehr, um den Finger zu wickeln. Oh er hatte ja keine verdammte Ahnung...

    Keine Ahnung wie lange sie Leif angestarrt hatte. Ein bisschen fassungslos bei der Herzlichkeit, die ihr Exfreund ihr entgegen brachte. Sie glaubte es für einen Witz zu halten, aber er rückte den Stuhl tatsächlich zurecht und streckte der Stummen die Hand auffordernd entgegen. Und eben jene traf ihr Blick, bevor sie schwer schluckte und auf diese mehr als zurückhaltende Art und Weise eben diese annahm. Nicht ohne einen kurzen Seitenblick auf Giusy, die ausgelassen mit einem Tischnachbarn sprach und ihr schönstes Lächeln dabei trug. Ein zweiter Blick sprang zu Dean. Der fing ihn auf und machte eine auffordernde Geste, die sie stumm fragte, warum sie noch immer Löcher in die Luft starrte.

    Zurück zu Leif blickend war klar warum: Weil in diesem Moment die Liebe ihres Lebens ihre Hand annahm und sie warm in seiner trug. Und ihr Herzschlag sich dramatisch vervielfältigte. Ihr wurde warm, vermutlich färbte sich sogar ihr Gesicht auf eine dezente Weise, aber das abgedimmte Licht und die wenigen Scheinwerfer in Richtung Bühne ließen es so wenig auffallen wie ihre Erscheinung es ihm gegenüber tat. Sie wusste nicht, dass sie wirklich von ihm unerkannt war. Aber es spielte für den Moment kaum eine Rolle, als sie drohte, zittrig zu werden. Nicht nur, weil er die angeknackste Hand hielt - vorsichtig, aber dennoch auffällig genug, dass sie die Augen für einen Moment schließen musste, während sie den Kopf leicht senkte. Ja. Demütig. Vor dem Moment. Vor ihm. Vor der schieren Überwältigung. Sie sog unbemerkt scharf die Luft ein, als sie den Schmerz versuchte zu unterdrücken - beide Quellen des Schmerzes, die physischen und psychischen, und sich zum Tisch leiten ließ. Sich setzte, dabei das anliegende, schöne, filigrane Kleid an ihrem Leib glattstrich und schließlich wieder unsichtbar wurde und sofort bereute, seine Hand jemals wieder losgelassen zu haben...und sich zu fühlen als glühe die, die er berührt hatte, noch immer nach. Sehnsüchtig. "Danke.", sagte sie nur knapp und unauffällig.
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  7. #27 Zitieren
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    Dieses Gefühl in seiner Hand war da, aber zu flüchtig. Die Erinnerung zu schwach und der Raum zu dunkel, um irgendetwas zu begreifen. Leif erkannte sie nicht. Nicht einmal als ihre kaum noch akzentuierte Stimme ihm dankte und sie sich setzte. Also war er vollends entspannt und befreite sich, noch stehend, überaus schnell von seinem Sakko, das nicht nur auffällig schwer war, sondern auch so aussah, als er es über die Lehne des Stuhls hängte. "Soll ich die für Sie verwahren, Sir?", kam ein Kellner sofort angetrabt und deutete auf das soeben abgelegte Kleidungsstück. "Es wäre mir lieber, wenn das Ding in meiner Nähe bleibt.", gab Leif lächelnd zu und nickte dankend den ebenfalls nickenden Kellner ab, der doch beim Tisch stehen blieb, bis alle Platz genommen hatten. Ohne gefragt zu werden, begann Dean mit einer ausufernden Bestellung, die der Bedienstete nicht einmal aufschrieb, sondern scheinbar nur gedanklich abspeicherte. "Wir fangen mit dem Aperitif an, den meine Frau dem wohl ganzen Saal bei der Begrüßung bereits empfohlen hat.", lachte er scheinbar stolz und nickte seiner Liebsten zu. Leif warf der wohl schüchternen Frau einen Blick zu und verharrte kurz auf ihr, bis er seinen Namen hörte. Gewissermaßen. "Also bitte eine Runde des entsprechenden Weins, außer für meine Frau, die ich schlicht NIE zum trinken überreden kann und dem Major, der sich bereits ausdrücklich als Verächter guten Weins geoutet hat.", witzelte der Amerikaner und brachte den unwissenden Arzt damit zum lachen. "Sie haben zweifelsfrei nie gutes Bier Zuhause, Rhodes, deswegen bitte zwei für mich und Ihre bezaubernde Frau, die wahrscheinlich gleich besseren Geschmack beweist als Sie.", verkündete Leif und traf damit, unbemerkt, einen durchaus wunden Punkt. Er wusste natürlich nicht, wie sehr Dean es hasste, wenn sie trank. Es schadete nicht allein ihrer Figur, sondern auch jedwedem Kinderwunsch und nicht zuletzt sah man es sofort ihrer Haut an, die andere makellos nennen mochten, auf der er jedoch jeden noch so kleinen Fehler erkannte. Wenigstens schminkte sie sich mittlerweile diesen dominant olivfarbenen Teint aus dem Gesicht und wirkte mit ihrer Blässe deutlich erhabener und weniger 'leicht' als seinerzeit, zu der sie zu allem Überfluss auch noch eher dunkel, beinahe schon schlampig geschminkte Lider zu ihren Favoriten zählte. Doch was sollte er machen, außer zu hoffen, dass sie das Bier stehen und den Schweden auflaufen ließ? Ein Tadel vor versammelter Mannschaft, geschweige denn des Schweden war undenkbar. Und so lächelte er nur nickend, wartete die Bestellungen anderer Gäste ab und nickte den Kellner schließlich fort, um sich wieder den Leuten um sich herum zu widmen, nicht aber ohne vorher Luceija einen Blick zu senden, den sie vermutlich nicht sah, weil das Licht längst viel zu stark gedimmt war. Leif verpasste diesen Blick ebenfalls und lehnte sich auf eine Weise zurück, die deutlich machte, dass er ohne Alkohol längst nicht gesprächsbereit war. Außer wenn es um einen kleinen Seitenhieb gegen Dean ging, der kaum böse gemeint war, den er aber dessen Frau zuwarf, zu der er sich in jenem Moment leicht rüber lehnte, als jemand die Bühne betrat und alle Aufmerksamkeit auf diesem Mann zu liegen schien. "Mal abgesehen von meiner Frau sind die die sympathischste Person an diesem Tisch, wenn Sie dem Wein entsagen und das Bierglas mit mir heben. Glauben Sie mir: Sie sollten es mit dem trinken probieren, dann werden Veranstaltungen dieser Art deutlich erträglicher.", lachte er leise und stockte ganz plötzlich, als er bemerkte, wie unpassend es wohl eben genau DIESER Frau gegenüber war. "Nichts gegen Ihre Qualitäten als Gastgeberin, Mrs. Rhodes. Vielleicht war mein Kommentar-...ein bisschen taktlos."
    AeiaCarol ist offline Geändert von AeiaCarol (19.12.2019 um 10:39 Uhr)

  8. #28 Zitieren
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    Dieses Gefühl in seiner Hand war da, aber zu flüchtig. Die Erinnerung zu schwach und der Raum zu dunkel, um irgendetwas zu begreifen. Leif erkannte sie nicht. Nicht einmal als ihre kaum noch akzentuierte Stimme ihm dankte und sie sich setzte. Also war er vollends entspannt und befreite sich, noch stehend, überaus schnell von seinem Sakko, das nicht nur auffällig schwer war, sondern auch so aussah, als er es über die Lehne des Stuhls hängte. "Soll ich die für Sie verwahren, Sir?", kam ein Kellner sofort angetrabt und deutete auf das soeben abgelegte Kleidungsstück. "Es wäre mir lieber, wenn das Ding in meiner Nähe bleibt.", gab Leif lächelnd zu und nickte dankend den ebenfalls nickenden Kellner ab, der doch beim Tisch stehen blieb, bis alle Platz genommen hatten. Ohne gefragt zu werden, begann Dean mit einer ausufernden Bestellung, die der Bedienstete nicht einmal aufschrieb, sondern scheinbar nur gedanklich abspeicherte. "Wir fangen mit dem Aperitif an, den meine Frau dem wohl ganzen Saal bei der Begrüßung bereits empfohlen hat.", lachte er scheinbar stolz und nickte seiner Liebsten zu. Leif warf der wohl schüchternen Frau einen Blick zu und verharrte kurz auf ihr, bis er seinen Namen hörte. Gewissermaßen. "Also bitte eine Runde des entsprechenden Weins, außer für meine Frau, die ich schlicht NIE zum trinken überreden kann und dem Major, der sich bereits ausdrücklich als Verächter guten Weins geoutet hat.", witzelte der Amerikaner und brachte den unwissenden Arzt damit zum lachen. "Sie haben zweifelsfrei nie gutes Bier Zuhause, Rhodes, deswegen bitte zwei für mich und Ihre bezaubernde Frau, die wahrscheinlich gleich besseren Geschmack beweist als Sie.", verkündete Leif und traf damit, unbemerkt, einen durchaus wunden Punkt. Er wusste natürlich nicht, wie sehr Dean es hasste, wenn sie trank. Es schadete nicht allein ihrer Figur, sondern auch jedwedem Kinderwunsch und nicht zuletzt sah man es sofort ihrer Haut an, die andere makellos nennen mochten, auf der er jedoch jeden noch so kleinen Fehler erkannte. Wenigstens schminkte sie sich mittlerweile diesen dominant olivfarbenen Teint aus dem Gesicht und wirkte mit ihrer Blässe deutlich erhabener und weniger 'leicht' als seinerzeit, zu der sie zu allem Überfluss auch noch eher dunkel, beinahe schon schlampig geschminkte Lider zu ihren Favoriten zählte. Doch was sollte er machen, außer zu hoffen, dass sie das Bier stehen und den Schweden auflaufen ließ? Ein Tadel vor versammelter Mannschaft, geschweige denn des Schweden war undenkbar. Und so lächelte er nur nickend, wartete die Bestellungen anderer Gäste ab und nickte den Kellner schließlich fort, um sich wieder den Leuten um sich herum zu widmen, nicht aber ohne vorher Luceija einen Blick zu senden, den sie vermutlich nicht sah, weil das Licht längst viel zu stark gedimmt war. Leif verpasste diesen Blick ebenfalls und lehnte sich auf eine Weise zurück, die deutlich machte, dass er ohne Alkohol längst nicht gesprächsbereit war. Außer wenn es um einen kleinen Seitenhieb gegen Dean ging, der kaum böse gemeint war, den er aber dessen Frau zuwarf, zu der er sich in jenem Moment leicht rüber lehnte, als jemand die Bühne betrat und alle Aufmerksamkeit auf diesem Mann zu liegen schien. "Mal abgesehen von meiner Frau sind die die sympathischste Person an diesem Tisch, wenn Sie dem Wein entsagen und das Bierglas mit mir heben. Glauben Sie mir: Sie sollten es mit dem trinken probieren, dann werden Veranstaltungen dieser Art deutlich erträglicher.", lachte er leise und stockte ganz plötzlich, als er bemerkte, wie unpassend es wohl eben genau DIESER Frau gegenüber war. "Nichts gegen Ihre Qualitäten als Gastgeberin, Mrs. Rhodes. Vielleicht war mein Kommentar-...ein bisschen taktlos."


    Luceijas Augen hatten das Sakko verfolgt. Auch, weil sie einen kleinen Ankerpunkt vor ihren Augen gebraucht hatte, zwangsläufig, um nicht völlig dem Wahnsinn zu verfallen, während sie eben hier neben Leif sitzen musste. Durfte..und musste. Sie eben nicht immer wieder zu ihm zurück sah und noch mehr Eindrücke erhielt als ausschließlich seinem Duft und seiner Wärme ausgesetzt zu sein, die sie alleine und für sich schon drohten ins Grab zu bringen. Ihr Kopf war vollkommen überfordert und ganz entscheiden, ob sie über diesen beschissenen Zufall Lachen oder Weinen sollte, wusste sie auch noch nicht. Nur, wie fest diese Hand um ihr Innerstes griff und derartig gnadenlos zudrückte, dass sie eigentlich einfach nur hätte schreien müssen.

    Denn sie hatte beinahe vergessen wie es war. Wie gut nicht nur seine Kleidung, sondern auch seine Haut roch, auf die sie in der Vergangenheit so viele und doch viel zu wenige Küsse gesetzt hatte, vorsichtig, leidenschaftlich, ganz wie die Situation es eben gefordert hatte. Jetzt bekam sie diesen überwältigenden Eindruck aus nächster Nähe und konnte nicht aufhalten, wie er ihr nah genug kam um zu flüstern und das Herz der mittlerweile Siebenunddreissigjährigen die vierfache Geschwindigkeit annahm. Sie nicht wagte zu atmen. Aus dieser Nähe, die ihr eine sichtbare Gänsehaut auf ihre Arme zauberte, war es so leicht sich an Vergangenes zu erinnern, dass sie verdrängt hatte und immer aufs Neue Wunden aufriss, bis es blutende, tiefe Gräben wurden die man nicht mehr schließen konnte. Ihre gegenseitige Nähe war immer etwas besonderes gewesen. Sowohl die als ein Paar als auch die als Freunde. Und jetzt hätte sie kaum noch weit auf ihn zukommen müssen um ihre Lippen gegen seine Wange zu bringen. Um mit der Nase direkt an ihm zu riechen, um die Haut zu fühlen, die sich so unmittelbar in ihrer Reichweite befand. Aber-....nichts davon geschah. Und es hinterließ so viele Wunden. So viel Verbitterung und Schmerz, dass die Augen, die im Schutz der Dunkelheit kurz zwischen glatten, schwarzen, so "kurzen" Haaren zu ihm aufgesehen hatten, sich wieder abwandten und nach unten sahen. Bevor sie ein kleines bisschen zurück wich.

    "Das höre ich nicht zum ersten Mal..", antwortete sie. Ungefragt. Leise. Und diesen Akzent weiterhin unterdrückend, der sie zu sehr verraten hätte. Nur kurz spielte sich ein völlig verlorenes Lächeln auf die Lippen, dass so fehlinterpretiert werden konnte. Sie, wieder in einer korrekten Haltung im Stuhl, hätte nun etwas stilles Wasser vertragen, einfach nur, um irgendwo anders hin sehen zu müssen. Aber ohne die direkte Aufforderung hatte sie dieses Gefühl, etwas falsches zu tun. Wodurch sie etwas mechanisches und beinahe unmenschliches an sich hatte.

    Was sie stattdessen tat war, irgendwie diesen Reiz zu verarbeiten den sie unweigerlich durchlebte, seit sie neben den Schweden gesetzt wurde. Sie hätte seine Hand nicht nehmen können. Nichtmal darum bitten oder etwas vortäuschen, was ihn dazu bewegt hätte. Aber was sie konnte, egal, wie verdammt erbärmlich es war, war, ihre verletzte Hand so weit zu bewegen, dass ihre Finger unbemerkt mit der Rückseite den schweren Stoff seines Sakkos berührten. Sie umspielten. Und es sie unweigerlich zumindest ein kleines bisschen besänftige, wo sie glaubte, jeden Moment einen Herzinfarkt nur durch die Nähe zu bekommen.

    Luci sah ihn nie direkt an, was die direkte Platzierung neben ihm ohnehin erschwerte. Die dicken Strähnen ihrer hochgesteckten Haare verdeckten ihr Gesicht zumindest soweit vorteilhaft, dass er ihre genauen Blicke nicht direkt wahrnehmen konnte. Insbesondere nicht, als sie ihn fragte: "Ihre...Frau sagte, Sie sind Unfallchirurg..?" Die Frage klang eher nicht wie eine solche. Und sie war leise. Schwach. Irgendwie abwesend gestellt. Die, die sie aussprach...ein Rätsel.
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  9. #29 Zitieren
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    "So ist es.", erwiderte Leif, dessen Blick zwischen Luceija, die er nicht als solche erkannte und dem Mann auf der Bühne hin- und herschweifte. "Aber was immer sie Ihnen erzählt hat, glauben Sie mir: Sie macht mich größer als ich bin. Meine Aufgabe kann nicht halb so anstrengend sein wie Ihre hier.", war er sich sicher und meinte es wahrhaftig. Es fiel auf, dass er einerseits irgendwie-...lockerer geworden war. Gesprächsbereiter. Doch das lag auch daran, dass er die Gesellschaft dieser Frau irgendwie beruhigend fand. Sie konnte kaum je halb so aufdringlich sein wie ihr Mann und stellte ihre Fragen in einem so ruhigen Ton, dass manch einer sie sicher für langweilig, schüchtern oder verkrampft halten musste. Dem Schweden war es recht so. "Und Sie? Ziehen Sie Fäden in der Pharmabranche, wie Ihr Ehemann? Falls ja, sollte ich mich vielleicht in acht nehmen.", witzelte er ungezwungen und stellte mit größter Begeisterung fest, dass ausgerechnet ihre beiden Getränke zuerst an den Tisch gebracht wurden.
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  10. #30 Zitieren
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    "So ist es.", erwiderte Leif, dessen Blick zwischen Luceija, die er nicht als solche erkannte und dem Mann auf der Bühne hin- und herschweifte. "Aber was immer sie Ihnen erzählt hat, glauben Sie mir: Sie macht mich größer als ich bin. Meine Aufgabe kann nicht halb so anstrengend sein wie Ihre hier.", war er sich sicher und meinte es wahrhaftig. Es fiel auf, dass er einerseits irgendwie-...lockerer geworden war. Gesprächsbereiter. Doch das lag auch daran, dass er die Gesellschaft dieser Frau irgendwie beruhigend fand. Sie konnte kaum je halb so aufdringlich sein wie ihr Mann und stellte ihre Fragen in einem so ruhigen Ton, dass manch einer sie sicher für langweilig, schüchtern oder verkrampft halten musste. Dem Schweden war es recht so. "Und Sie? Ziehen Sie Fäden in der Pharmabranche, wie Ihr Ehemann? Falls ja, sollte ich mich vielleicht in acht nehmen.", witzelte er ungezwungen und stellte mit größter Begeisterung fest, dass ausgerechnet ihre beiden Getränke zuerst an den Tisch gebracht wurden.


    Sie lachte ein winziges, unheimlich winziges "Lachen" - eines, das gar kein echtes war. Nichtmal ein Schnauben. Nur absolut minimalst, ohne die Augen zu erreichen, hob dieses "Lachen" ihre Mundwinkel in einer Andeutung, bevor es sofort wieder verschwand - im Grunde gar nicht wirklich existent. Ihre geschminkten Lippen pressten sich gegeneinander - ein Beige-rosefarbener Lippenstift, unauffällig und unaufdringlich, blass, ähnlich wie ihre gesamte Erscheinung - besetzte die vollen Lippen der dünnen Frau. "Nein, ich..", antwortete sie sorgsam, ohne den Schweden neben sich direkt anzusehen, "...ich setze Sie gelegentlich für repräsentative Arbeiten ein.", mischte sich ihr Ehemann unverhofft ein, weil er offensichtlich nicht glaubte, dass sie selbst zu einer zufriedenstellenden Antwort in der Lage war, "Seit ihrer geistigen Krankheit will ich ihr nicht mehr zumuten müssen zu arbeiten, deshalb unterstützt sie mich lediglich noch zu Anlässen wie diesen hier, nicht wahr, mein Engel?", blickte er andeutend in ihre Richtung. Sie hörte hier nicht mehr, was er außerdem sagte, als er sich zu Giusy lehnte und wohl im Flüstern dem Ganzen noch etwas hinzufügte, die hingegen sich eben jenes anhörte und schließlich zu ihrem eigenen Mann sah und einen kurzen Moment der unangenehm-verpflichtenden Zuversicht simulierte. Auch Luci erschloss sich der Gesichtsausdruck der anderen Italienerin, als sie nur kurz aufsah und vermied es dann, weiter zu antworten. Sie sah an Leif, Dean, an Giusy und den anderen Geschäftspartnern ihres Mannes vorbei in die gesichtslose Masse und hin und wieder in Richtung der Bühne. Sie war sich sicher, dass ab jetzt ohnehin nichts mehr von ihr erwartet werden würde, wo sie als Geisteskranke abgestempelt, weiter am Tisch saß.
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  11. #31 Zitieren
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    Leif nickte, ohne ein Lächeln, aber mit diesem leicht angezogenen, dennoch freundlich wirkenden Mundwinkeln. Eben so wie man jemanden ansah, dessen Auffassung man nicht teilte, aber den man nicht verärgern wollte oder der die Diskussion nicht wert wahr. In diesem Fall war es wohl beides, denn was hätte der Schwede sagen können, wenn ein Ehemann vor versammelter Mannschaft einer Weihnachtsfeier angab, er "setze" seine Frau für irgendetwas ein? Selbst Giusy schien verunsichert und äußerte sich nicht weiter, sondern lenkte das Thema hörbar in Richtung einiger veröffentlichter Berichte der Firma, die das ganze Brimborium hier ausrichtete und dessen Geschäftsführer niemand mehr wirklich zuhörte, während er die letzten Sätze seiner Rede sprach. "Haben Sie nach der Nummer jetzt immer noch keine Lust auf ein Bier?", fragte der Arzt schließlich irgendwann und definitiv ohne die Aufmerksamkeit des Amerikaners zu ernten, erneut hinübergebeugt zu dessen Frau. Dean war damit beschäftigt, die Aussage eines Kellners abzunicken, der das in nur wenigen Augenblicken ankündigte.
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  12. #32 Zitieren
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    Leif nickte, ohne ein Lächeln, aber mit diesem leicht angezogenen, dennoch freundlich wirkenden Mundwinkeln. Eben so wie man jemanden ansah, dessen Auffassung man nicht teilte, aber den man nicht verärgern wollte oder der die Diskussion nicht wert wahr. In diesem Fall war es wohl beides, denn was hätte der Schwede sagen können, wenn ein Ehemann vor versammelter Mannschaft einer Weihnachtsfeier angab, er "setze" seine Frau für irgendetwas ein? Selbst Giusy schien verunsichert und äußerte sich nicht weiter, sondern lenkte das Thema hörbar in Richtung einiger veröffentlichter Berichte der Firma, die das ganze Brimborium hier ausrichtete und dessen Geschäftsführer niemand mehr wirklich zuhörte, während er die letzten Sätze seiner Rede sprach. "Haben Sie nach der Nummer jetzt immer noch keine Lust auf ein Bier?", fragte der Arzt schließlich irgendwann und definitiv ohne die Aufmerksamkeit des Amerikaners zu ernten, erneut hinübergebeugt zu dessen Frau. Dean war damit beschäftigt, die Aussage eines Kellners abzunicken, der das in nur wenigen Augenblicken ankündigte.


    Zugegeben...sollte sie das nicht so offensichtlich. Aber sie sah sehr deutlich Leif an, als er ihren anlächelte, wortlos Bestätigte, was er ihm vor allen berichtet hatte, als sei Luci ein schützenswertes, kleines Lämmchen, dass man in Meterdicke Watte hatte packen müssen. Sie gab sich wie jedes Mal vorher in diesem Kampf gegen Dean geschlagen, den sie ohnehin niemals gewann, tat es ab, ja, überhörte es in gewisser Weise sogar geflissentlich. Sie wollte nicht hören, wie Dean sie umriss, wie er persönliches so offen nach außen kehrte und sie gerade vor Leif demütigte, der nicht mal wusste, in welcher Beziehung sie standen und es auch niemals erfahren würde. Stattdessen...nutzte sie diese kleine Zeit, eben Leif anzusehen. Zu sehen, dass er durchaus 8 Jahre gealtert war aber absolut nichts von dem einbüßte, was die Sizilianerin immer wieder umgehauen hatte. Im Gegenteil. Er schien auf eine Weise noch 'perfekter' zu werden. So offen. Glücklich. Unbeschwert. So, wie sie sich ein Leben für ihn in ihrer Idealvorstellung gewünscht hatte. Und irgendwie..war diese Tatsache dann gut genug um zu überschreiben, was Dean gesagt hatte. Sie den Blick wieder von ihrem Exfreund nahm, den Kopf zurück in seine Ausgangsposition senkend. Und sie schließlich, auf Leifs Rat hin, vorsichtig zu dem bereitstehenden Bier griff, dass sie zu lange untätig anstarrte.. .

    "...und genau deshalb freue ich mich unheimlich, dass Sie alle erschienen sind. Ich möchte mich bei meinem Mitarbeiter und stellvertretenden CEO Dean Rhodes bedanken, der Sie später selbst noch mit einer Rede beehren wird. Nun heißt es aber erstmal: Guten Appetit, meine Damen und Herren. Genießen Sie das Dinner und genießen Sie den Abend. Vielen Dank!"

    Alle klatschten. Luceija ebenfalls, geistesabwesend und gar nicht recht vernehmend, welche Worte sie da eben beschallt hatten. Es gehörte einfach dazu.
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  13. #33 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Wenigstens für dieses umwerfende Essen hatte sich die Anreise gelohnt. So schien es jeder am Tisch zu sehen, während nach und nach mehrere Gänge serviert wurden, bis auf-...dieses eigenwillige Detail, das Leif erst wahrnahm, als er selbst, wie alle neben ihm, beim dritten Gang angekommen war. Er ließ das zarte Fleisch außer acht und beobachtete eine Weile die Frau neben ihm. Sie hatte, laut ihres Ehemannes, gerne auf den Aperitif verzichtet, als nächstes auf etwas dreiviertel des Biers, stattdessen griff sie immer wieder zum stillen Wasser zu ihrer Rechten und schließlich hatte sie den ersten Gang gänzlich verpasst und war im zweiten mit diesem-...was war das? Reste eines Salats...? versorgt worden, dass wenigstens der Schwede sich langsam wunderte, was hierbei nicht stimmte oder wie 'krank' diese Frau weniger psychisch, als viel mehr körperlich war, um so dünn zu sein und dennoch nur das allernötigste zu sich zu nehmen. Stirnrunzelnd sah er eine gute halbe Stunde immer wieder zwischen ihr und Rhodes hin- und her, verpasste aber jeden noch so vielsagenden Blick und registrierte schließlich, dass sie immer noch in ihrem spärlichen Essen stocherte, während ihnen schon der nächste Gang gereicht wurde, der aus mehr süßen Komponenten bestand, als die vorherigen. "Sie sind nicht der größte Esser, was?", sprach er sie irgendwann schlicht darauf an und achtete unbewusst bereits darauf, dass Dean ihn nicht im Visier hatte. Wieso bloß? Es war doch albern. Die Frau neigte ihren Kopf leicht, schien ihn aus den Augenwinkeln anzusehen und lächelte leicht, bevor sie den Kopf schüttelte. "Und das Bier? Auch nicht ihr Ding?", wollte er wissen und ließ selbst unbewusst die Finger von seinem Essen, auf das sie einen kurzen Blick zu werfen schien, den er nicht deuten konnte. Leif folgte ihm kurz und lachte. "An mir dürfen Sie sich kein Beispiel nehmen. Biotiker haben immer hunger, ganz ehrlich."
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  14. #34 Zitieren
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    Wenigstens für dieses umwerfende Essen hatte sich die Anreise gelohnt. So schien es jeder am Tisch zu sehen, während nach und nach mehrere Gänge serviert wurden, bis auf-...dieses eigenwillige Detail, das Leif erst wahrnahm, als er selbst, wie alle neben ihm, beim dritten Gang angekommen war. Er ließ das zarte Fleisch außer acht und beobachtete eine Weile die Frau neben ihm. Sie hatte, laut ihres Ehemannes, gerne auf den Aperitif verzichtet, als nächstes auf etwas dreiviertel des Biers, stattdessen griff sie immer wieder zum stillen Wasser zu ihrer Rechten und schließlich hatte sie den ersten Gang gänzlich verpasst und war im zweiten mit diesem-...was war das? Reste eines Salats...? versorgt worden, dass wenigstens der Schwede sich langsam wunderte, was hierbei nicht stimmte oder wie 'krank' diese Frau weniger psychisch, als viel mehr körperlich war, um so dünn zu sein und dennoch nur das allernötigste zu sich zu nehmen. Stirnrunzelnd sah er eine gute halbe Stunde immer wieder zwischen ihr und Rhodes hin- und her, verpasste aber jeden noch so vielsagenden Blick und registrierte schließlich, dass sie immer noch in ihrem spärlichen Essen stocherte, während ihnen schon der nächste Gang gereicht wurde, der aus mehr süßen Komponenten bestand, als die vorherigen. "Sie sind nicht der größte Esser, was?", sprach er sie irgendwann schlicht darauf an und achtete unbewusst bereits darauf, dass Dean ihn nicht im Visier hatte. Wieso bloß? Es war doch albern. Die Frau neigte ihren Kopf leicht, schien ihn aus den Augenwinkeln anzusehen und lächelte leicht, bevor sie den Kopf schüttelte. "Und das Bier? Auch nicht ihr Ding?", wollte er wissen und ließ selbst unbewusst die Finger von seinem Essen, auf das sie einen kurzen Blick zu werfen schien, den er nicht deuten konnte. Leif folgte ihm kurz und lachte. "An mir dürfen Sie sich kein Beispiel nehmen. Biotiker haben immer hunger, ganz ehrlich."


    'ich weiss..', antwortete sie stumm durch diesen Blick und wanderte das Essen nach oben ab, bis sie für eine Sekunde mit ihrem Grün im Gesicht des Mannes hängen blieb, der sie so unheimlich freundlich immer wieder angesprochen hatte. Als einziger, wohlgemerkt, abgesehen von seiner Frau, die in gute Gespräche mit Dean und manchmal auch einem anderen Mann zu ihrer anderen Seite beschäftigt war, dennoch aber immer wieder kurze Zeit fand, wunderschön zu ihrem Mann zurück zu lächeln. Die Italienerin ihr gegenüber, die ausufernd gestikulierte und lachte während sie sprach, hatte bereits dreiviertel ihres Tellers - Steak, ein Haufen Brechbohnen, Kartoffelecken die den gesamten Teller füllten und eine sehr gute, schmackhafte Sauce - aufgegessen und war wohl erstmal nach 3 Gängen bedient und hob sich noch etwas für den Nachtisch auf. Luci hing wirklich noch immer an diesem winzigen Salat, stocherte darin für ein Alibi herum, aß wenige der abgebrochenen Fetzen auf ihrer Gabel als müsse sie fürchten, sie bekäme die nächsten Zwei Wochen nichts anderes und brauchte Vorrat. Immer bedacht, die linke Hand tatenlos sein zu lassen, immer nur mit Rechts arbeitend. Links gab es nur die minimalsten Bewegungen, wodurch sie wahrlich ein Krankheitsbild ausfüllte, sofern dies vorab noch nicht der Fall gewesen sein sollte.

    Mittlerweile flehte sie irgendeine nicht-existente Gottheit an ihr das hier zu ersparen. Ihn schweigen oder gehen zu lassen, weil sie sich ausnahmslos sicher war, dass ihr Herz bald aufhören würde unter diesem kranken Rhythmus zu schlagen. Immer mal wieder, zufällig, berührte ihr Fuß oder ihr Knie sein Bein, vermutlich seines, was ihr ein Kribbeln durch den kompletten Körper jagte und gänzlich benommen machte. Sie schaffte es gerade so die Gabel irgendwann, nach zu vielen Versuchen, in den halb aufgegessenen, winzigen Salat zurück zu legen der völlig von ihrem Besteck malträtiert worden war und nach der Flasche Bier zu greifen, die geöffnet und vielleicht mit gerade mal einem oder zwei Schlücken angetrunken war. Auch jetzt tat sie sich schwer. Goss nur einen Schluck davon in ihr nebenstehendes Glas, aber zitterte dabei sanft. Es deckte sich optisch mit Deans Bild von ihr, rang einigen am Tisch ein peinlich-berührtes Augenrollen ab als säßen sich am Tisch mit einer trockenen Alkoholikerin dass sich wieder am ersten Nippen versuchte. Vielleicht war auch der mehr als auffällig große und wohl nicht ganz billige Ehering aus extraterrestrischem, bläulich schimmernden Material und einem riesigen, dunklen Klunker an ihrem Finger auch Schuld, denn das Ding wirkte an ihrem Finger, wie vermutlich fast jeder andere, wirklich groß. Frauen hätten ihn vermutlich als wunderschön und besonders eingestuft.
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  15. #35 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Ihm fielen all diese Dinge auf, aber nichts davon empfand er als so unangenehm wie die Tatsache, dass jeder diese Frau neben ihm übersah. Zu separieren schien und als Beiwerk hinnahm, während die Tischgespräche immer lauter wurden und überhaupt jeder sich bald nicht mehr mit seinem Essen, sondern mehr und mehr Alkohol und Verhandlungen um alles mögliche beschäftigte. Für Leif würde dieser unangenehme Teil auch noch kommen. Doch zuerst geschah etwas anderes. Es wurde ruhiger. Scheinwerfer zentrierten sich ein weiteres Mal in Richtung der Bühne und schließlich war es Dean, der sich unter unpassend überschwänglichem Applaus erhob und in Richtung Bühne schritt. Er schüttelte auf dem Weg dorthin geradezu wie gestellt noch eine Vielzahl von Händen, küsste faltige Wangen und verbrachte eine Weile damit, das Mikrophon etwas nach unten zu verstellen, da sein CEO wohl merklich größer war als er. Als es nicht auf Anhieb klappen wollte, kam jemand zu seiner Rettung, doch die Situation beanspruchte er darauf sofort wieder für sich, indem er einen schlechten Witz zum Besten gab, der doch mit übertrieben lautem Klatschen gewürdigt wurde. Leif verschränkte die Arme, seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen. Es wäre ein guter Moment gewesen, einfach unbemerkt wenige Minuten zu verschlafen. Der Typ sprach ohnehin zu viel. Wäre es nur so einfach.
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  16. #36 Zitieren
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    Ihm fielen all diese Dinge auf, aber nichts davon empfand er als so unangenehm wie die Tatsache, dass jeder diese Frau neben ihm übersah. Zu separieren schien und als Beiwerk hinnahm, während die Tischgespräche immer lauter wurden und überhaupt jeder sich bald nicht mehr mit seinem Essen, sondern mehr und mehr Alkohol und Verhandlungen um alles mögliche beschäftigte. Für Leif würde dieser unangenehme Teil auch noch kommen. Doch zuerst geschah etwas anderes. Es wurde ruhiger. Scheinwerfer zentrierten sich ein weiteres Mal in Richtung der Bühne und schließlich war es Dean, der sich unter unpassend überschwänglichem Applaus erhob und in Richtung Bühne schritt. Er schüttelte auf dem Weg dorthin geradezu wie gestellt noch eine Vielzahl von Händen, küsste faltige Wangen und verbrachte eine Weile damit, das Mikrophon etwas nach unten zu verstellen, da sein CEO wohl merklich größer war als er. Als es nicht auf Anhieb klappen wollte, kam jemand zu seiner Rettung, doch die Situation beanspruchte er darauf sofort wieder für sich, indem er einen schlechten Witz zum Besten gab, der doch mit übertrieben lautem Klatschen gewürdigt wurde. Leif verschränkte die Arme, seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen. Es wäre ein guter Moment gewesen, einfach unbemerkt wenige Minuten zu verschlafen. Der Typ sprach ohnehin zu viel. Wäre es nur so einfach.



    Er hatte plakativ ein Lächeln in Luceijas Richtung geworfen, dass von Sieg, Erfolg und - ja - einer gewissen Arroganz sprach. Die gebürtige Neapolitanerin wusste, was er bedeutete, so wie so gut wie jeder andere Blick, den er mittlerweile auf sie geworfen hatte. Es war nicht nur ein Blick für etwaige Bilder und Kameras gewesen um zu beweisen, wie sehr er seine Frau liebte und ehrte, so, wie es seine streng-katholisch geschlossene Ehe, im übrigen auch einfach, weil seine Familie es von ihm erwartete - verlangte. Es war auch ein Blick der Konsequenzen versprach, die sie, die hier saß, willentlich hinnahm. Sich in diese Farce mitziehen ließ, das Bier auf dem Tisch abstellte und ihr künstlichstes Grinsen mit dem vorsichtigsten Klatschen kombinierte.

    "Meine Damen und Herren, hochverehrte Kunden, Ärzte, Militärs, Freunde. Ich will mich nicht noch weiter in die ausschweifenden Lobeshymnen meines Chefs hineinsteigern, aber lassen Sie sich dennoch von mir gesagt sein: Es ehrt mich und uns alle, dass Sie heute Abend hier erschienen sind.", kündigte Dean an und gab in seinem förmlichen Anzug einen exzellenten Redner. Er wusste, wie man Worte nutzte, wie man sie drehte und auch in den Mündern seiner Kunden zu Credits machte. Dean war ein intelligenter aber auch durchtriebener Mann, dessen dunkle Seiten schön unsichtbar verschlossen hinter der glänzenden Fassade blieben. Hier zeigte er nichts von Stress, von Angespanntheit, von Wut, die er privat wild um sich zu richten wusste und profitierte von einem vollständig sauberen Image und einem exzellenten Netzwerk an Kontakten. Er sah gut aus, war Charmant. Nicht auf die Weise wie es eine Giusy war, die mit wunderschönem Lächeln Leif bedachte und über den Tisch griff um seine Hand auf eben jenem zu halten, während sie sich gemeinsam das Bühnenprogramm ansahen. Es war nah genug aber umso unangenehmer für die in hellem Kleid hier sitzende, scheinbar-Stumme, andere Italienerin, die vergeblich ausblendete, wie die beiden hier ihre unerschütterliche Liebe präsentierten.

    Sie wollte sich eine Kugel in den Kopf schießen. Sich das Licht auspusten noch bevor sie mehr sehen musste. Aber dazu hätte sie sich von hier entfernen müssen. Hätte aufstehen und einfach gehen müssen, was ihr nun, nicht nur in Anbetracht des verliebten Ehepaares, sondern auch der Gegenwart ihres Mannes, der von seiner Bühne einen relativ guten Blick zu ihrem Tisch hatte. Selten fühlte sie sich so gefangen wie jetzt. So eingepfercht und eingesperrt. So vollständig ausgeliefert. Das unangenehme Gefühl glücklicherweise nicht gespiegelt in ihrem Gesicht, wo sie lediglich lebloser denn je erschien, genau dann, wenn das Dunkel des Raumes sie einholen durfte.

    "Ich hoffe wirklich, dass Sie sich die Bäuche bis oben hin vollschlagen konnten und das vorzügliche Essen genießen konnten. Ansonsten müsste ich nochmal ein strenges Wort mit dir führen, Paul!", hob er den Zeigefinger gespielt tadelnd in Richtung seines auf der Seite stehenden Vorgesetzten, der natürlich den Mentor gab. Das Publikum lachte, unterbrach die "Show" schon wieder mit Klatschen und Lucis Kräfte schwanden mit jedem weiteren Programmpunkt dieser Rede. Mit dem Video, dass sie noch zeigten und ein bisschen witzigen Pepp in die triste, aufgehübschte Verkaufsveranstaltung bringen wollten und gute 7 Minuten Zeit schluckte und schließlich die Stimme ihres Mannes wieder erklang. Sie sehnte sich nach einer Zigarette. Und einem verdammt starken Schnaps. Ein Blick aus den Augenwinkeln zeigte ihr, wie Giusy sich kurz ihrem ihr Händchen haltenden Mann zuwandte und ihm zuflüsterte, dass sie 'schonmal geschaut hätte und der Meinung wäre, dass die Toiletten groß genug seien, wenn sie darin mal hätten verschwinden wollen wenn die Rede noch länger andauern würde'. Luci schluckte schwer. Ja, alles davon war für sie vernehmbar gewesen. Jedes Wort. Aber diese Schmerzen in ihrem Inneren waren nunmal der Preis den sie zu zahlen hatte. Es führte keinen Weg mehr hieran vorbei.

    Für Dean auch keinen Weg an einer obligatorischen, abschließenden Floskel des Dankes, die er sich noch zwei Tage vor Anreise an den unteren Part seiner Rede geschrieben hatte und die einfach dazu gehörte. Und Luci...nunja. Nicht gefallen würde, wie sich schnell zeigte.

    "-..ja, ja wirklich!", lachte er ins Mikrofon, "Und ich möchte Sie nun wirklich nicht länger auf die Folter spannen, liebe Gäste, aber es gibt noch eine Sache, die ich nicht übergehen kann oder möchte, also..", er lief locker von einer Seite der Bühne zur anderen und warf nun vermehrt Blicke auf "seinen" Tisch, "...entschuldigen Sie bitte, dass ich mein Wort breche und doch noch diesen einen Dank aussprechen muss. Ich möchte, auf diesem Wege und vor ihnen allen, meiner wunderschönen Frau für die Unterstützung, die entgegengebrachte Geduld und - seit gestern - zwei Jahren gemeinsamer Ehe danken, in der sie mich ausgehalten hat. Meine bezaubernde Frau Luceija Natalicia Rhodes, meine Damen und Herren. Bitte steh' auf, Liebling.."

    Ein Schauer der seinesgleichen suchte lief der Neapolitanerin über den Rücken. Ihr wurde eiskalt. Sie erstarrte beinahe, allerdings nicht recht genug, als sie ihren eigenen, immer noch so seltsam ungewohnten Namen hörte. Sie zitterte für eine Sekunde, bis das Licht eines sehr sanften Scheinwerfers umschwenkte, das zahlreiche Publikum laut klatschte und auch, oder selbst, Giuseppina es war, die sie anlächelte und zufrieden klatschte, weil sie es durchaus als nette Geste empfand, dass er sie so ehrte. Luceija allerdings hielt es für die schlimmste Idee die ihr Mann haben konnte und nicht einmal wusste, warum es so war. Sie erstarb in ihrem Inneren und hatte keine Zeit abzuwehren, was sie nun tun musste. Gezwungen, umständlich aufzustehen und ihren distanzierten, etwas verklärten Blick, abwesend-kränklichen Blick für einen Moment wenigstens ein bisschen zu bessern und auf ihn zu richten. Ihren...Ehemann. Der sie auffällig und auffällig liebevoll ansah, strahlte regelrecht, und sie selbst animierte auch ihm ein Lächeln zu schenken, dass aber nie mehr wurde als die konstruierten Phrasen eines Lächelns, dass sie den ganzen Abend getragen hatte. Es würde ihm zu wenig sein, ja, aber sie schaffte nicht mehr. Denn auf einmal...war sie nicht wie immer nur exponiert, in einem bildschönen Kleid, wundervoll hergerichtet, ja, aber wahrlich "ausgezogen". Vor ihm, der neben ihm saß und sein zweifelhaftes Glück vermutlich bis dato nicht realisiert hatte... .

    Luci lächelte scheu, senkte den Kopf in einer ebenso dankenden Art und gab sich mehr als bescheiden in diesem, sie bescheinenden, so unangenehmen Licht...
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  17. #37 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Es gab mit einer hundertprozentigen Sicherheit nur eine Person in diesem Saal, die nicht klatschte. Und das war Leif. Er hatte durchaus dazu angesetzt, hatte künstlich gelacht, wo es der Gruppenzwang von ihm verlangte, nebenbei mit Vorliebe dem Säuseln seiner Frau gelauscht und war - zugegeben - begeistert gewesen von der großen Geste des Gastgebers gegenüber seiner Frau. Seine Frau. Luceija. Luceija Natalicia Ascaiath. Alles andere hörte sich falsch an. Oder hatte ER es falsch verstanden? War das einer dieser kurzen Einbrüche, die er bis heute hatte? Es passierte selten, aber ja, manchmal war sie da: Diese eine Frau auf der Straße, das Haar so lang und pechschwarz, dass es nicht anders sein konnte, als dass er durch eine gute Fügung wieder auf sie traf. Nach zwei Monaten. Nach einem Jahr. Nach anderthalb, drei, vier, fünf und dann wurden die Abstände größer und mit Giusy verschwanden sie beinahe, aber sie waren doch noch immer da. Und jetzt war es hier. Dieser Moment, in dem sein Herzschlag zum erliegen kamen, er auf- und sich selbst SICHER war, er würde gleich innerlich über sich selbst lachen, die Erinnerung an diese Liebe seines Lebens beiseite schieben und seine wunderschöne Frau ansehen, die er verdammt nochmal verdiente. Die gut für ihn war und ihn beinahe hatte vergessen lassen, wie dumm er einst gewesen war. Und er sah hoch. In dieses perfekt beleuchtete Gesicht der tatsächlich Schwarzhaarigen, deren Gesichtszüge er scannte. Ihr Ton war heller als in seiner Erinnerung, ihr Haar-...kürzer, ihre Figur aber so schmal, wie seine Erinnerung an sie und ihre Augen...diese Augen, die einen kurzen, so flüchtigen, war es gar ein beschämter Seitenblick, auf ihn warfen. Und genau in diesem Moment war er sich sicher. Ihr Lächeln war falsch und die Veränderung nennenswert, aber es war SIE. Ohne diesen überschwänglichen Akzent in ihrer Stimme, denn gottverdammt, er hatte gerade noch mit ihr gesprochen! Sie hatte sich mit ihm unterhal-...konnte es sein, dass sie nicht wusste, wer er war? Ihn nicht erkannte? "Luci?", er fragte nicht, weil er sie testen wollte, sondern weil dieser Name einfach ungehindert über seine Lippen schwappte. Niemand registrierte es, aber so oder so, er hätte nicht darauf geachtet. Doch sie hörte es. Neigte den Kopf weiter entgegen seiner Richtung, so als könne sie sein Interesse damit abwenden. Und weiter dieses falsche Lächeln. In welcher Welt wa-...was zum Teufel war hier los? Er hatte die Hand seiner Frau unfreiwillig losgelassen. Sie unterhielt sich bereits wieder, Deans Worte waberten weiter durch den Raum. Die Lobeshymne auf seine Ehefrau beendete er. Irgendwann in dieser Spirale aus einer gefühlten Ewigkeit, die Leif durchlief, als der Scheinwerfer ausging. Einfach so. Die Show war vorbei. Wenigstens für die aufmerksamen Gäste, die nicht mehr Luceija folgten. Schon gar nicht ihm, der praktisch tot sein musste, denn sein Herz tat keinen hör- oder fühlbaren Schlag mehr, wo es ihm kurz zuvor in den Hals gesprungen war und die Kehle zugedrückt hatte. Daran änderte sich nichts, als seine Sitznachbarin sich wieder auf ihrem Stuhl niederließ. Immer noch stumm. Ihr Mann wollte tanzen. Die Menge klatschte. Das hörte Leif. Wen interessierte das jetzt noch? Wenigstens Giusy, die aufsprang, an seinem Arm zog und den Lichtkegeln hinterherhetzen wollte, die sich auf eine freie Fläche im Saal richteten, doch sie nahm ein einfaches "später" mit dem er sie abspeiste hin und folgte der Aufforderung eines Sitznachbarn, der sie um den ersten Tanz bat. Der Tisch wurde leerer. Sehr langsam. Und der Blonde starrte sie einfach nur an. Luceija. Dieser Name hatte kaum noch einen Platz in seinem Kopf. Bis jetzt. Bis zu diesem Kopfschmerz. Diesen vielen, zahllosen Schmerzen, die durch seinen Körper rasten, er, der nichts zu tun wusste und seine Hand in einer so dümmlichen und distanzlosen Geste unter dem Tisch zu ihr ausstreckte, um gerade so ihre Fingerspitzen zu erreichen, diesen Funken von ihr zu fassen zu bekommen (weswegen überhaupt wusste er selbst nicht) ehe er unterbrochen wurde. Von Dean. Ihrem-...Ehemann, der energischer war als Leif. "Würdest du bitte aufstehen und mich begleiten? Der halbe Saal wartet schon auf uns.", warf er ihr vor. Und Leif schwieg. Saß nur da. Fragte sich, wann so viel Zeit vergangen war, denn ihm kam es noch immer vor, als habe die Nachricht ihn gerade erreicht. Gerade in diesem Moment, in dem sie aufstand und er sich einbildete, dass sie noch einmal zu ihm herunter sah, bevor sie ging. Das konnte-...das durfte nicht wahr sein. Nicht jetzt und auf gar keinen erdenklichen Fall so.
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  18. #38 Zitieren
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Hätte sie irgendjemand in diesem Moment gefragt, ob sich auch nur ein kleiner Funken dessen, was sie für Leif gefühlt hatte, über diese unendlich langen, quälenden acht Jahre hinweg verändert hatte, wäre ihre Antwort sehr deutlich und sehr klar: Nein. Nichts hatte sich verändert. Es waren die selben Emotionen, die sie mit sich herum getragen hatte. Acht. Lange. Jahre. Keine Sekunde die irgendwie herum gegangen wäre ohne den Schmerz den sie überall in ihrem Körper spürte, bis weiter vorne in jeden einzelnen ihrer Fingerkuppen, wenn sie sich vor Augen führte, dass sie ihn und diese so beschissen schwere, komplizierte aber so erfüllende Beziehung, die sie geführt hatten, verloren hatte. Es entsprang keiner romantischen Fantasie, dass schlicht feststand, dass sie niemals irgendwann aufgehört hatte ihn zu lieben. Sie hatte lediglich aufgehört, sich selbst zu lieben. Sich selbst zu achten oder noch großen Wert auf das zu legen, was von ihr übrig war.

    Die Ehe mit Dean war ein unweigerliches Resultat hieraus. Eine Ehe, die vielleicht einmal mit etwas begonnen hatte, das Liebe gleich kam, aber zu schnell zu etwas anderem wurde. Zu einer Alternative, zu irgendeiner verdrehten Art von Bestimmung der sie geglaubt hatte folgen zu müssen, weil sie nach so vielen, gescheiterten Suizidversuchen schlicht auch diesen Part aufgegeben hatte. Sich selbst. Und nun diese Person hier war, die nicht im Geringsten an die alte Luceija erinnerte, die Leif kannte. Verdammt, sie erkannte sich nicht einmal selbst.. .

    Sie war diese Person die den Platz neben Leif aufgab, der auf einmal so unangenehm wurde.. . Scheinwerfer aus, sie aus dem Rampenlicht, aber dennoch fühlte sie sich so sehr beobachtet. Und sie ahnte genau weshalb. Ihr vorsichtiger, beschämter Blick aus den Augenwinkel bestätigte die entgleisten Gesichtszüge ihres Exfreundes, der-...sie anstarrte? Sie blinzelte, sah eisern nach vorne und von ihm ab, lies den Kopf weiter sinken, begann in diesem Stuhl auf dem er sie platziert hatte regelrecht unter zu gehen, sichtlich unglücklich, wenn man sie auch nur ein kleines bisschen so kannte, wie Leif sie kannte. Die Träne an ihrer Wange hätte es nicht gebraucht um zu bestätigen, wie sie sich fühlen musste. Ein Brustkorb, der sich etwas zu schnell hob- und senkte, offenbar in aufkeimender Panik, sagte genug aus. Gab ihr wenig Luft in diesem Kleid mit dem aufreizenden Mittelschlitz aber der ansonsten eher biederen, zierlichen, und ja, insgesamt wunderschönen Spitze. Den langen Ärmeln, die sie etwas einsinken ließen und "angezogen" machten. Und nun als behelfsmäßiges Taschentuch dienten, als sie eben jene Träne abwischte und auf ihren Mann reagierte, der auf dem Weg zu ihr jedes Gespür der aufkeimenden Romantik wohl verloren zu haben schien.

    Dennoch ging sie. Mit ihm. Mit dem völlig falschen Mann. Auf eine Tanzfläche,die das Personal bereits freigeräumt hatte und Leif im Nu dazu angehalten hätten, er möge ebenfalls Platz machen, damit sie eben diese Bestuhlung zur Seite schieben konnten. Noch war der Moment nicht ganz gekommen, aber das sah Luceija nicht mehr, Trotz ihrem kurzen Blick über die Schulter.

    Eine Live-Band hatte die Redner ersetzt. Langsam, aber alles war so gut vorbereitet gewesen, was die Planung schlicht noch perfekter machte. Eine Duett aus einer jungen Dame in edlem aber niedlichem, weihnachtlichen Outfit und einem Mann, der offensichtlich südländische Wurzeln hatte und ebenfalls das weihnachtliche Thema aufgriff, bevor genug Platz war um ein erstes Lied einzustimmen. Die Introduction des Musikduos verpassten vermutlich fast alle hier. Es war egal. Stimmung hatte sich schnell verbreitet, sehr offensichtlich auch durch die ausschweifende, weihnachtliche Dekoration die sich überall zeigte.

    Dean machte deutlich, dass er mit ihr tanzen wolle. Vermutlich musste, als der erste Song, ein nett-romantisches, weihnachtliches Liedchen, den angenehmeren Teil des Abends einläutete...
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  19. #39 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    "Liebling, komm schon!", zwei Hände, die über seine Schultern hinweg über seine Brust strichen und ein sanfter Kuss, den volle Lippen auf seine Wange setzten. Giusy verlieh ihrer schwindenden Geduld auf die wohl charmanteste Weise ausdruck, als sie zu ihrem Ehemann zurückkehrte, nach seiner Hand fischte und ihn zum Aufstehen zwang. Er setzte ein derart gespieltes Lächeln auf, dass sie ihn nach seinem Befinden fragte. "Alles bestens, ist nur nicht ganz mein Ding hier-...", gab er flüchtig zurück, trottete der Italienerin hinterher und suchte mit den grauen Augen die Tanzfläche ab. Dean war schnell gefunden. Er und Luceija. Allein dieser flüchtige Augenblick, in dem er die beiden sah, bevor sie hinter einem anderen Paar verschwanden, fühlte sich wie ein erneuter Herzstillstand an. Giusy trat ihm indes auf die Füße, was weniger ihre, als viel mehr seine Schuld war. "Tut mir leid.", murmelte er geistesabwesend und sah aus den Augenwinkeln, wie seine Tanzpartnerin den Kopf schief legte und ihn eindringlich ansah. "Dir gefällts hier wirklich ganz und gar nicht, oder?", hakte sie nach und die Enttäuschung ließ sich kaum verbergen. Er zwang sich zu einem grinsen und dazu, wenigstens für einige Augenblicke in das Gesicht seiner Ehefrau zu sehen. "Ist halb so schlimm wie erwartet.", versicherte er ihr und irgendwie war das einerseits eine Lüge doch andererseits, wäre er nicht hergekommen-...Der Gedanke spielte wohl keine Rolle. Da war sie. Zog diese seichte Schleppe ihres weißen Spitzenkleides hinter sich her und tanzte in den Armen eines anderen. Wie oft hatte sie das in den letzten Jahren wohl getan? Ohne ihn? Schwirrte in genau diesem Moment auch in ihrem Kopf der Moment der Hochzeit ihres Bruders umher? Leif konnte an nichts anderes denken. Und er wusste so vieles wieder, was sich in acht Jahren hatte verdrängen lassen. London, Singus, Luceija, die ein unerträgliches Nervenbündel gewesen war, zahllose Postkarten, diese Hochzeit, die in einer Nacht auf der Tanzfläche und in diesem Weinkeller endete, der alles, aber auch wirklich alles zu besiegeln schien. Jedenfalls für eine Weile. Dieses Krankenhaus, der-...Elch, den sein Freund irgendwann mit warmen Worten an ihn zurückgesandt hatte, als es längst vorbei gewesen war und den Leif doch nie entsorgt hatte. Giusy fand ihn albern, aber seine erlogene Geschichte zu dem Stofftier rührte sie genug, ihm es nicht heimlich wegzuwerfen, sondern in einem Sessel in seinem Arbeitszimmer sitzen zu lassen. Er hatte lange nicht mehr dort gesessen, geschweige denn einen Gedanken an diesen Elch und seine Bedeutung verschwendet. Und jetzt kam all das zurück. Auch der Rest. Proteus, diese Dinge, die er gesagt, getan und bis heute bereut hatte. Und schlussendlich ein weiteres London. Dieses Gericht, ihre Aussage, die Behauptung, dass Luceija nie existiert hatte, so wie Leif sie geglaubt hatte zu kennen. Er war nie hinter eine andere, mögliche Wahrheit gekommen und jetzt-...jetzt war vielleicht diese Chance da, die Möglichkeit, aber-...War es richtig? Tat er nicht Dean und vor allem Giusy Unrecht, als er seine Frau ansah, ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und um diesen Gefallen bat. "Hast du was dagegen wenn ich Mrs. Rhodes zum tanzen auffordere? Ich geb dich nur ungern an ihren Ehemann weiter, aber-...", beendete der Arzt seinen Satz nicht, da grinste seine Frau bereits und nickte in Richtung des Tanzpaares, das kaum noch außer Hörweite war, "...ich könnte mir vorstellen, er ist der bessere Tanzpartner als du. Sieh ihn dir an.", stichelte die Mittdreißigerin mit einem breiten Lächeln und übernahm ein weiteres Mal die Führung, indem sie sich dem Paar weiter näherte. Der Tanz der beiden sah perfekt einstudiert aus oder-...nein, Luceija war nie eine Tänzerin solcher Stücke. Sie konnte sich unglaublich bewegen, aber das hier war wenigstens früher nicht ihr Steckenpferd. Nicht einmal die halbwegs modernen Stücke der Live-Band. Aber wie viel hatte sich womöglich in acht Jahren geändert. "Luceija, bitte, nehmen Sie mir diesen Trampel für wenigstens ein paar Minuten ab und leihen mir Ihren Ehemann? Ich würde gerne tanzen, statt mir ein Bein zu brechen.", lachte die Italienerin herzlich und nahm ihren Mann auf die Schippe, der keines ihrer Worte als Demütigung, noch als lustig empfand. Er bewegte sich schlicht wie angetrieben, ferngesteuert, sah Luceija nicht an, die jetzt ganz in seiner Nähe war, als nicht sie antwortete, sondern Dean. Das Lied wechselte ohnehin. Passend unpassend, wenn man Leif fragte, der nicht so plötzlich mit einem Partnertausch gerechnet hatte, als eine Hand urplötzlich auf seiner Schulter lag, um ihm von seiner Frau zu trennen. "Sie bekommen Sie ohne etwaige Brüche oder Verletzungen zurück.", scherzte Dean, der seiner Frau keinen Entscheidungsspielraum gegeben hatte. Und wie unfassbar ironisch diese Aussage seinerseits war, mochte niemand erahnen oder wissen, außer der Siebenunddreißigjährigen, die plötzlich allein da stand. Auf dieser Tanzfläche, ebenso wie der blonde Arzt, der das erste Mal einen geraden, unverbauten Blick auf seine Ex-Freundin warf. Seit gottverdammten acht Jahren.
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    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Liebling, komm schon!", zwei Hände, die über seine Schultern hinweg über seine Brust strichen und ein sanfter Kuss, den volle Lippen auf seine Wange setzten. Giusy verlieh ihrer schwindenden Geduld auf die wohl charmanteste Weise ausdruck, als sie zu ihrem Ehemann zurückkehrte, nach seiner Hand fischte und ihn zum Aufstehen zwang. Er setzte ein derart gespieltes Lächeln auf, dass sie ihn nach seinem Befinden fragte. "Alles bestens, ist nur nicht ganz mein Ding hier-...", gab er flüchtig zurück, trottete der Italienerin hinterher und suchte mit den grauen Augen die Tanzfläche ab. Dean war schnell gefunden. Er und Luceija. Allein dieser flüchtige Augenblick, in dem er die beiden sah, bevor sie hinter einem anderen Paar verschwanden, fühlte sich wie ein erneuter Herzstillstand an. Giusy trat ihm indes auf die Füße, was weniger ihre, als viel mehr seine Schuld war. "Tut mir leid.", murmelte er geistesabwesend und sah aus den Augenwinkeln, wie seine Tanzpartnerin den Kopf schief legte und ihn eindringlich ansah. "Dir gefällts hier wirklich ganz und gar nicht, oder?", hakte sie nach und die Enttäuschung ließ sich kaum verbergen. Er zwang sich zu einem grinsen und dazu, wenigstens für einige Augenblicke in das Gesicht seiner Ehefrau zu sehen. "Ist halb so schlimm wie erwartet.", versicherte er ihr und irgendwie war das einerseits eine Lüge doch andererseits, wäre er nicht hergekommen-...Der Gedanke spielte wohl keine Rolle. Da war sie. Zog diese seichte Schleppe ihres weißen Spitzenkleides hinter sich her und tanzte in den Armen eines anderen. Wie oft hatte sie das in den letzten Jahren wohl getan? Ohne ihn? Schwirrte in genau diesem Moment auch in ihrem Kopf der Moment der Hochzeit ihres Bruders umher? Leif konnte an nichts anderes denken. Und er wusste so vieles wieder, was sich in acht Jahren hatte verdrängen lassen. London, Singus, Luceija, die ein unerträgliches Nervenbündel gewesen war, zahllose Postkarten, diese Hochzeit, die in einer Nacht auf der Tanzfläche und in diesem Weinkeller endete, der alles, aber auch wirklich alles zu besiegeln schien. Jedenfalls für eine Weile. Dieses Krankenhaus, der-...Elch, den sein Freund irgendwann mit warmen Worten an ihn zurückgesandt hatte, als es längst vorbei gewesen war und den Leif doch nie entsorgt hatte. Giusy fand ihn albern, aber seine erlogene Geschichte zu dem Stofftier rührte sie genug, ihm es nicht heimlich wegzuwerfen, sondern in einem Sessel in seinem Arbeitszimmer sitzen zu lassen. Er hatte lange nicht mehr dort gesessen, geschweige denn einen Gedanken an diesen Elch und seine Bedeutung verschwendet. Und jetzt kam all das zurück. Auch der Rest. Proteus, diese Dinge, die er gesagt, getan und bis heute bereut hatte. Und schlussendlich ein weiteres London. Dieses Gericht, ihre Aussage, die Behauptung, dass Luceija nie existiert hatte, so wie Leif sie geglaubt hatte zu kennen. Er war nie hinter eine andere, mögliche Wahrheit gekommen und jetzt-...jetzt war vielleicht diese Chance da, die Möglichkeit, aber-...War es richtig? Tat er nicht Dean und vor allem Giusy Unrecht, als er seine Frau ansah, ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und um diesen Gefallen bat. "Hast du was dagegen wenn ich Mrs. Rhodes zum tanzen auffordere? Ich geb dich nur ungern an ihren Ehemann weiter, aber-...", beendete der Arzt seinen Satz nicht, da grinste seine Frau bereits und nickte in Richtung des Tanzpaares, das kaum noch außer Hörweite war, "...ich könnte mir vorstellen, er ist der bessere Tanzpartner als du. Sieh ihn dir an.", stichelte die Mittdreißigerin mit einem breiten Lächeln und übernahm ein weiteres Mal die Führung, indem sie sich dem Paar weiter näherte. Der Tanz der beiden sah perfekt einstudiert aus oder-...nein, Luceija war nie eine Tänzerin solcher Stücke. Sie konnte sich unglaublich bewegen, aber das hier war wenigstens früher nicht ihr Steckenpferd. Nicht einmal die halbwegs modernen Stücke der Live-Band. Aber wie viel hatte sich womöglich in acht Jahren geändert. "Luceija, bitte, nehmen Sie mir diesen Trampel für wenigstens ein paar Minuten ab und leihen mir Ihren Ehemann? Ich würde gerne tanzen, statt mir ein Bein zu brechen.", lachte die Italienerin herzlich und nahm ihren Mann auf die Schippe, der keines ihrer Worte als Demütigung, noch als lustig empfand. Er bewegte sich schlicht wie angetrieben, ferngesteuert, sah Luceija nicht an, die jetzt ganz in seiner Nähe war, als nicht sie antwortete, sondern Dean. Das Lied wechselte ohnehin. Passend unpassend, wenn man Leif fragte, der nicht so plötzlich mit einem Partnertausch gerechnet hatte, als eine Hand urplötzlich auf seiner Schulter lag, um ihm von seiner Frau zu trennen. "Sie bekommen Sie ohne etwaige Brüche oder Verletzungen zurück.", scherzte Dean, der seiner Frau keinen Entscheidungsspielraum gegeben hatte. Und wie unfassbar ironisch diese Aussage seinerseits war, mochte niemand erahnen oder wissen, außer der Siebenunddreißigjährigen, die plötzlich allein da stand. Auf dieser Tanzfläche, ebenso wie der blonde Arzt, der das erste Mal einen geraden, unverbauten Blick auf seine Ex-Freundin warf. Seit gottverdammten acht Jahren.


    [Video]

    Aus einer ohnehin schon unangenehmen Situation war hier, auf dieser vollen Tanzfläche mit zahllosen Paaren eine noch viel unangenehmere entstanden. Die konkurrierende Italienerin hätte vielleicht denken müssen, dass sie urplötzlich so verloren und beinahe erschrocken alleine und in Gegenwart von Doktor Svensson hier stand weil sie fürchtete er wolle heimlich die angeknackste Hand untersuchen. Aber keiner hier wusste wirklich, warum sie Leif urplötzlich so direkt ansah und..selbst so unheimlich direkt von ihm angesehen wurde. Er löste etwas in ihr aus was sie glaubte, dass nicht mehr existieren würde: Eine regelrechte Wand aus Emotionen, ein Herz das an seinem Rhythmus beinahe zum erliegen kam und dieses vollständige und alles erfassende Kribbeln und diese Wärme die ihren Körper übernahmen. Schmerz kroch wie ein seliger Begleiter hinzu, legte sich um ihre Glieder und schien tonnenschweres Blei anzuhängen. Sie glaubte, sie könne nicht mehr laufen. Nicht mehr stehen. Atmen. Denken. Nie wieder die Augen schließen, weil sie dadurch ihn verpasst hätte. Leif, der sie auf einmal, aus dem Nichts und nach so erschreckender Ewigkeit wieder auf eine Weise ansah die ihr die Tränen in die Augen treiben wollte. Der Drang dazu wurde immer stärker und wurde lediglich von dem übertroffen, die Hand entgegen zu nehmen, die er ihr nach einer weiteren Ewigkeit, die die 8 Jahre weit zu übertreffen schien, entgegen hielt.

    Die Musik hatte vollständig den langen Übergang zwischen zwei Tracks überstanden, bevor das Duo auf der Bühne scheinbar nahtlos zum nächsten Stück überging. Und auch wenn sie sich so sehr einredete es könne nie wieder passieren und auch, wenn es so sträflichst fatal war es hier zuzulassen, wo sie wusste, er war verheiratet und so unendlich glücklich ohne sie, schien ihr Körper für sie zu entscheiden und sie schließlich dennoch die Augen schließen lassen. Mit einem zart gesenkten, eben so demütigen Kopf der sie hoffnungslos überforderte, der sich auf Autopilot stellte und sich selbst regelrecht blind von ihm führen und halten ließ, weil da dieses unbändige Vertrauen existierte, dass sie bei keinem anderen spürte. Und es nie ersetzbar war wie warm und gut diese Hand sich anfühlt, die massivst größer erschien als die ihre. Ihre Wimpern kappten mit geschlossenen Lidern eine hoffentlich unsichtbare Träne, während ihre Füße sich so einschläfernd langsam auf ihn zu bewegten. Umarmt von diesem Lied und einem vermutlich nur für sie so einzigartigen Moment...vor dem sie Angst hatte, dass er jemals enden könnte.
    Luceija ist offline

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